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Schuss und Schluss mit Kunduz

Sie können es nicht, sie können es nicht, sie können es nicht.

Eigentlich wäre die Sache ja ziemlich sympathisch, wenn sie nicht so viele zivile Opfer gefordert hätte. Um es klar zu sagen: Deutschland ist nicht nur zu feige gewesen einen Krieg Krieg zu nennen, schlimmer noch, deutsche Soldaten, zumindest die im Befehlsstand, beherrschen offenbar das Kriegshandwerk auch nicht.

Woher auch: von deutschem Boden sollte ja nie wieder Krieg geführt werden. Bis, ja bis „wir“ unsere Freiheit am Hindukusch verteidigen mussten. Angeblich.

Was das genau heißt, ist jetzt ziemlich klar: Zunächst einmal ist das Parlament serienweise hinters Licht geführt worden. Denn das ISAF-Mandat sieht keineswegs die gezielten Angriff auf Personen vor, wie er jetzt kleinlaut vom zuständigen „Kommandeur vor Ort“ Oberst Klein eingeräumt worden ist. Das ginge nur im Rahmen der Operation Enduring Freedom (OEF), für die deutsche Soldaten aber zur Zeit kein Mandat haben.

Im Zusammenhang mit der fatalen Bombardierung der Tanklaster tun sich von Tag zu Tag mehr Fragen auf.

1. Haben die deutschen Soldaten ein „Erfolgserlebnis“ gebraucht?

2. Sind sie in Wahrheit etwa mit einem anderen Auftrag versehen, als „Polizei“ auszubilden und die afghanischen Strukturen in Richtung Demokratie zu stärken?

3. Warum wurden Bedenken der US-Piloten vor dem Bombenangriff beiseite geschoben?

4. Warum wurden die detaillierten Berichte von der Front, vom Roten Kreuz und von der NATO so lange zurück gehalten, bzw. die dort festgehaltenen Erkenntnisse beharrlich geleugnet?

5. Wie leichtfertig ging und geht bis auf den heutigen Tag die politische Führung (Jung und danach zu Guttenberg) mit dieser internationalen Blamage um?

6. Was wusste der adelige Verteidigungsminister wann genau?

7. Warum hat er den bis dato untadeligen Soldaten Schneiderhan und Staatssekretär Wiechert so schnell gefeuert?

8. Was ist ein Minister wert, der sich zunächst vor seine Soldaten stellt, unbequeme Führungsleute feuert und dann kleinlaut zurückrudert?

Und schließlich: Wann endlich meldet sich die Kanzlerin zu Wort, die wie üblich, bislang total in der Deckung geblieben ist?

Was wir im Moment erleben, ist eine fatale Führungskrise, eine vertrauensabbauende Situation, ein katastrophales Krisenmanagement, eine offensichtliche Überforderung der Verantwortlichen an allen Ecken und Enden. Deutschland verkommt mit diesem Politchaos international zu einer Lachnummer, moralisch ins Zwielicht und politisch in die Rolle eines erwischten Lausbuben, der den Apfeldiebstahl damit zu vertuschen versucht, dass er seine Beute versteckt. Übrigens: Wo ist eigentlich der sonst so vorlaute Außenminister Westerwelle ….?

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6 Gedanken zu “Schuss und Schluss mit Kunduz;”

  1. avatar

    Herr Burchardt,

    Wir sollten vieleicht anfangen einen Krieg auch Krieg zu nennen. Und den führt man nun mal mit Waffen. Und wenn der deutsche Wähler, wie Sie sagen, für den Kriegseinsatz gestimmt hat, warum regen sich eigentlich Leute wie Sie darüber so auf, das mit diesen Waffen Gegner getötet werden. Es mag ja sein das Ihr Votum bei der letzten Bundestagswahl anders aus fiel. Leider haben wir aber immer noch eine Demokratie. Herr Burchardt, Sie wurden überstimmt.

    Ich frage mich vielmehr, was machen Zivilisten nachts an zwei stecken gebliebenen Tanklastern? Und wenn sie sich schon am Diebstahl von, mit deutschen Steuergeldern bezahlten Sprit beteiligen. Warum, um Himmels Willen, reißen die dann noch nachts ihre Kinder aus dem Bett und schleppen sie mit hin? Ist das ein islamisches Gebot, seine Kinder ständig in Gefahr zu bringen? Wie beispielsweise auch die Palästinenser, die vorzugsweise aus ihren Häusern heraus auf israelische Soldaten geschossen haben. Wohl wissend das die nächste Panzergranate die eigene Familie treffen könnte?

    In einem haben Sie allerdings Recht. Die Bundesregierung sollte das Kind beim Namen nennen. Und dann entscheiden, ob man an diesem Krieg weiter teilnehmen möchte oder nicht. Wenn ja, dann mit allen Konsequenzen. Mit toten eigenen Soldaten, mit toten Gegnern und ja, leider auch mit toten Zivilisten.

    Ich stelle mir jedenfalls jeden weiteren Tag dieser Regierungszerfleischung vor, wie die Taliban derweil in ihren Bunkern sitzen und sich darüber schlapp lachen, das die Oposition im Bundestag eine bessere Arbeit macht, als sie selbst in den letzten Jahren Krieg. Vieleicht bekommen die Fraktionsführer von SPD, SED und Grünen auch Weihnachtskarten aus Afghanistan.

  2. avatar

    Allerdings hat die Tätigkeit von Journalisten wie Ihnen auch ein Gutes. Denn die Stimmung in der Bevölkerung kippt zugunsten eines Rückzuges aus Afghanistan.

    Zivile Aufbauarbeit ist seit geraumer Zeit wegen der bewaffneten Mordbanden nicht mehr möglich. Die Bekämpfung der Mordbanden wird durch Leute wie sie sowie durch SPD und Grüne in einem politischen Kaspertheater derart ausgeschlachtet, daß das Ansehen unseres Landes darunter leidet. Sie tun dies, obwohl Medien schon lange die Konsequenzen der seit April veränderten Einsatzgrundsätze ausführlich dargestellt haben. Dies geschah auch anhand seit April vorgekommener Gefechstsituationen.

    Mir tun die Soldaten leid, die von Kaspertheater-Regisseuren im Parlament verhunzt und verheizt ihre Gesundheit und ihr Leben verlieren. Und mir tun die Afghanen leid, die unter der ungebremsten Gewalt der Mordbanden leben müssen, während in Deutschland idiotisches Profilierungstheater gespielt wird.

  3. avatar

    Sie fragen: „Sind sie in Wahrheit etwa mit einem anderen Auftrag versehen, als „Polizei“ auszubilden und die afghanischen Strukturen in Richtung Demokratie zu stärken?“

    Wie die Bundesbürger seit April aus dem Medien wissen, gelten in für die Afghanistan operierenden Soldaten seit April 2009 andere Einsatzgrundsätze. Seither gilt laut BW-Taschenkarte: „Angriffe können zum Beispiel dadurch verhindert werden, dass gegen Personen vorgegangen wird, die Angriffe planen, vorbereiten, unterstützen oder ein sonstiges feindseliges Verhalten zeigen.“ Die aktive Bekämpfung der 4 hochrangigen Mordbanden-Führer bei den Tankfahrzeugen und die Ausschaltung von Tankfahrzeugen von der Art, die in der Vergangenheit zu Massenmorden verwendet wurden, ist daher mit dem Mabdat der Bundeswehr vereinbar. Mehr als 2/3 der Wähler haben im September Parteien gewählt, die das Mandat in dieser Form mittragen. Daß sie solche Fragen stellen, zeigt lediglich, daß sie in einem Ausmaß uninformiert sind, das schon wieder amüsant wäre. Wenn nicht, ja wenn nicht viele Medienvertreter so kurios wie sie daherreden würden.

    Weiter schreiben sie: „Deutschland verkommt mit diesem Politchaos international zu einer Lachnummer“ Das ist leider wahr. Aber nur weil wir so viele inkompetente und uninformierte Journalisten haben wie sie.

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    Die Frage nach Herrn Westerwelle ist eine sehr gute, Herr Burchardt! Wahrscheinlich hat er von seinem Mentor Genscher die Anweisung erhalten, in Deckung zu gehen und dort zu bleiben.

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    Die Trennung in ISAF (= die Guten, wir natürlich) und OEF (= die Bösen, natürlich die Amis) war ein Fehler. Höchste Zeit, das einzusehen und Konsequenzen zu ziehen.

    Aber die ganze Angelegenheit passt hervorragend ins geistige Klima Deutschlands, das da heißt: „Bloß nicht Dinge beim Namen nennen“.

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