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Pandemische Lehren

Ich bin mir bewusst, dass der Versuch, jetzt schon Lehren aus der Pandemie zu ziehen, in etwa dem Verhalten eines Mannes gleicht, der aus einem Hochhaus gesprungen ist und nach 20 Stockwerken ein Résumé zu ziehen versucht. Trotzdem.

Ob – wie offensichtlich die meisten Regierungen glauben – der Versuch, „die Kurve flach zu halten“, der richtige weg ist, oder ob Boris Johnson und – etwa – der Ökonom Thomas Straubhaar Recht haben, die durch gezielte Infizierung eines möglichst großen Bevölkerungsanteils – bei einem möglichst lückenlosen Schutz der Gefährdeten – eine „Herdenimmunität“ aufbauen wollen: das werden wir, sofern Großbritannien seinen Großversuch nicht vorzeitig abbricht, in einigen Monaten vielleicht beurteilen können. Das Problem dürfte vermutlich darin liegen, dass weder die europäischen Staaten noch Großbritannien konsequent handeln, so dass die Ergebnisse möglicherweise nicht eindeutig sind. Warten wir es einmal ab: mir fehlen die epidemiologischen Kenntnisse, um hier eine begründete Meinung zu haben. Im einen wie im anderen Fall muss jemand wie ich eher isoliert bleiben, zum eigenen Schutz.

Migranten und Viren

Mir scheint es auch wenig sinnvoll, wenn die üblichen Verdächtigen jetzt einen Freudentanz aufführen, weil die Grenzen geschlossen werden, verbunden mit der Frage, warum das 2015 (angeblich) nicht passierte. Es ist weder nachgewiesen, dass Grenzschließungen gegen das Virus wirken, noch ist die Situation vergleichbar. Ein Tourist, dem gesagt wird, er dürfe nicht einreisen, macht kehrt und fährt nach Hause. Verzweifelte Migranten schlagen sich durch die Wälder, durchschneiden Zäune usw. usf. Außerdem haben eine Million Asylanten zwar kurzfristig unser Sozialsystem und das System sozialer Kontrolle überfordert, die Pandemie dürfte ganz andere Folgen haben:

Wenn sich 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung anstecken werden, bedeutet das: 2,5 Millionen (fünf Prozent) werden schwer erkranken und eine Intensivbehandlung (Sauerstoffzelt, Ventilatoren usw.) brauchen. Darauf ist das System nicht vorbereitet und kann auch gar nicht vorbereitet sein. Ich rede auch gar nicht von den Ausfällen – bei der Produktion, den Dienstleistungen, im Erziehungswesen, bei den Behörden usw. – auch durch mildere Formen der Erkrankung, von Börsenabstürzen, Bankenzusammenbrüchen, Pleiten usw. usf. ganz zu schweigen. All das – ich wiederhole es – drohte 2015ff nicht.

Globalisierung und Pandemien

Auch die Kritik an der Globalisierung greift zu kurz. Gewiss, die Vernetzung der Welt durch das Flugzeug hat die rasante Ausbreitung des Virus erst ermöglicht. Gleichzeitig ist es aber so, dass von Wuhan bis Washington State an Gegenmaßnahmen gearbeitet wird. Die Chinesen haben – nach den ersten Versuchen der Leugnung – sehr schnell Proben des Virus weltweit zugänglich gemacht, das Genom wurde schnell entziffert und das Wissen darüber geteilt, so dass Labore in aller Welt an Testgeräten, Impfstoffen und Medikamenten zur Linderung der Symptome arbeiten konnten. Wie sagte Friedrich Hölderlin: „Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch.“

Das gilt auch für das Internet, das einerseits Verschwörungstheorien und Panik verbreitet, andererseits jetzt genutzt wird, um das nötige Homeschooling zu ermöglichen. Gerade hier dürfte die Lernkurve bei den Lehrenden in den nächsten Wochen steil sein. Gut so.

Wenig kann ich auch der Häme über die Klima-Aktivisten abgewinnen, denen in diesen Tagen ihr Thema zwar nicht, die Aufmerksamkeit der Bevölkerung aber auf jeden Fall abhandengekommen ist. Eines ist allerdings richtig: Als diverse Parlamente und Institutionen den „Klimanotstand“ ausriefen, handelten sie fahrlässig. Wie ein echter Notstand aussieht, sehen wir jetzt. Niemand könnte wollen, dass die umfassenden Befugnisse des Staates, bis hin zur Aussetzung der Bewegungs- und Versammlungsfreiheit der Bürger und zum zwangsweisen Herunterfahren des Geschäftslebens, auf Dauer institutionalisiert würden.

Dies ist übrigens Punkt 1 der „Lehren aus der Pandemie“: Notstand ist Notstand, Krise ist Krise; der Klimawandel jedoch stellt uns vor eine Herausforderung. Es gilt, den Unterschied festzuhalten.

Punkt 2 allerdings lautet: Wir sind in der Lage, unser Verhalten umzustellen, wenn es sein muss. Die oft kritisierte Zögerlichkeit der Bundesregierung und der Länderregierungen beim Verhängen von Schulschließungen und dergleichen ist relativ wohlfeil, weil sich nicht nur die Pandemie exponentiell ausbreitet, sondern auch die Einsicht in die Notwendigkeit durchgreifender Maßnahmen. Noch letzte Woche war ich geneigt, die Maßnahmen, die diese Woche verhängt werden, für übertrieben zu halten. Am Freitag noch habe ich mit meiner Band ein Konzert in einer Kreuzberger Kneipe gegeben (zu der allerdings nur sieben Gäste erschienen). Heute würde ich das nicht mehr tun und finde das auch nachträglich leichtsinnig. Man lernt halt. Zu früh verhängt, werden Verbote unterlaufen. Das ist übrigens ein weiterer Grund, weshalb die „Klimanotstand“-Rufe falsch waren und bleiben: Die „Öko-Diktatur“, vor der einige Rechtskommentatoren warnen, würde sehr schnell von den Bürgern unterlaufen.

Punkt 3 verweist auf eine Erfahrung, die in jeder Krise erneuert wird: Die Familie bleibt wichtig. Eltern kümmern sich um die Kinder, die zu Hause bleiben müssen, und um die eigenen Eltern, die das Haus nicht verlassen sollen. Alleinerziehende haben es da viel schwerer, kinderlose Alte auch. Im besten Fall – und davon gibt es viele Beispiele – helfen Nachbarn. Wer aber existenziell von Institutionen abhängig ist, ob das die Kita ist oder der Pflegedienst, erlebt auch eine existenzielle Krise, wenn die Kita schließen muss oder die Pflegedienstkräfte in Quarantäne müssen.

Punkt 4 wirkt allerdings wie die Gegenthese: Wenn Familien fehlen, was nicht immer eine Entscheidungssache ist, ist es gut, dass die Institutionen funktionieren und die Behörden nicht korrupt sind. Was zu

Punkt 5 führt: Der Staat im weitesten Sinn, von der Bundeskanzlerin bis hin zum Feuerwehrmann, also der gesamte öffentliche Dienst – einschließlich der öffentlich-rechtlichen Medien – erweist sich – wie in den USA nach 9/11 – in der Krise als unentbehrlich. Leute, die sich über die Höhe der Steuern und der Staatsschulden regelmäßig empören, sind jetzt froh, wenn die Regierungs- und Notenbankchef*innen unisono erklären, Geld sei genug da, um die privaten Unternehmen für den Verdienstausfall zu entschädigen.

Punkt 6 ist eine scheinbare Kleinigkeit, aber in Verbindung mit der Klimadiskussion nicht unwesentlich: Wenn sich die öffentlichen Verkehrsmittel als unsicher – genauer: potenzielle Ansteckungsherde – erweisen und teilweise eingestellt werden, ist es gut, dass es viele privaten Autos gibt. Wer sein krankes Kind zur Ärztin bringen muss und nicht die mit Corona beschäftigten Feuerwehr- und Notarztwagen beanspruchen will, ist froh, auf ein privates Auto zurückgreifen zu können. Jedes Verkehrssystem der Zukunft muss einen ausreichenden Raum lassen für den privaten Verkehr. Auch das Carsharing hat seine Grenzen: will man unbedingt in ein Auto steigen, in dem möglicherweise vor einer Stunde ein Infizierter saß und herumnieste? Fahrräder sind in den Städten sehr nützlich, aber im Winter oft unpraktisch, vor allen für Familien mit kleineren Kindern. Ein krisenfestes System darf nicht zu durchrationalisiert werden, weil durchrationalisierte Systeme in der Krise kollabieren, und darf nicht das Ziel verfolgen, den privaten Autoverkehr in der Stadt abzuschaffen.

Punkt 7 ist ebenfalls scheinbar nebensächlich, aber im Hinblick auf die Zukunft nicht uninteressant: Wer seine Wohnung nicht verlassen soll, ist froh, wenn es einen Lieferdienst gibt, der ihr Lebensmittel vor die Tür stellt. Zweifellos ist ein Lieferwagen, der online bestellte Waren an tausend Haushalte liefert, epidemiologisch gesehen sinnvoller als wenn tausend Leute einen Supermarkt zusammen aufsuchen. Vermutlich ist auch die Öko-bilanz besser, jedenfalls wenn die tausend Leute mit dem Auto einkaufen. Lieferdienste, ob klein – ich beziehe seit Jahren mein Obst und Gemüse vom Bio-Bauernhof Brodowin in Brandenburg, es wird mit jeden Mittwoch vor die Tür gestellt – oder groß – ich denke an „Amazon fresh“ und dergleichen sind, auch wenn der kleine Einzelhandel darüber nicht froh ist, ein positiver Faktor im Pandemie-Fall.

Punkt 8: Werden wir nach Ende der Pandemie alle bessere Menschen sein? Nein. Krisen bringen in der Regel das Beste im Menschen zum Vorschein. Wir sind eine soziale Spezies, die evolutionär darauf getrimmt ist, auf Empathie und Kooperation zu setzen. Wenn alles funktioniert, erlauben wir uns den Luxus des Egoismus. Das ist in Großstädten besonders auffällig, die dem Menschen, der aus der Kleinstadt oder vom Land kommt, oft unfreundlich, abweisend, kalt usw. erscheinen. In der Krise jedoch erweisen sich die Großstädter oft als kooperativer als die Leute vom Land. Wenn aber die Krise vorbei ist, leistet sich die Großstädterin den Luxus sozialer Distanz. (Und nach der erzwungenen sozialen Distanzierung den Luxus des pandemisch unverantwortlichen Bads in der Menge.)

Punkt 9: Die Großeltern mussten in den Krieg. Wir müssen auf dem Sofa bleiben. Wir schaffen das.

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106 Gedanken zu “Pandemische Lehren;”

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    RKI will, dass Obduktionen vermieden werden!

    ‚Eine innere Leichenschau, Autopsien oder andere aerosolproduzierenden Maßnahmen sollten vermieden werden.‘ (Unter Pkt. 3., letzter Absatz.)

    … Nachtjall ick hör dir trapsen. Das ist keine Verschwörungstheorie mehr, die wissen in der ‚BRD‘ nicht einmal wer tatsächlich am ‚COVID-19‘, Corona-Virus, verstorben ist. Echt, ich glaub mein Hamster bohnert.

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      Überwinden Sie einmal Ihren deutschen Selbsthass, Blondi, und schauen Sie mal, wo man das im Westen besser macht. Na?

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        @APo

        … nun, mir ist Hass fremd. Auch Selbsthass. Im ‚Gegentum‘. 😉 … und ‚Splitterrichten‘ hatten wir hier schon.

        Und bitte nicht ‚Blondi‘, das war der Hund von Adolf Hitler. Ich gestatte es allen hier im Blog, mich mit ‚hans‘ anzuschreiben. Offensichtlich sind hier einigen blonde Haare nicht genehm … mhm? Ich erspare den ‚Rassismusvorhalt‘.

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        Biete Ihnen folgenden Deal an: Sie treten mit Klarnamen auf, ich nenne Sie nicht Blondi.

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        @Opa

        … alles klar auf der Andrea Doria, Opa; das RKI ist direkt dem Bundesministerium für Gesundheit unterstellt. Denen glaube ich, ebenso wie der ‚Relotius-Journaille‘, alles. Wirklich alles!

        ‚Über die Gefahren der weltweiten Ausbreitung einer Corona-Pandemie ist der Deutsche Bundestag bereits im Januar 2013 ausführlich informiert worden … fast 7 Jahre lang nichts getan, um für den Fall einer Pandemie gerüstet zu sein, zeigt, dass Jens Spahn, ebenso wie seine Vorgänger, nicht geeignet für dieses Amt ist.

        Dazu die Fehleinschätzung im Februar, das Ablehnen der von China angebotenen Hilfeleistungen, das wiederholte öffentliche Herunterspielen der tatsächlichen Versorgungssituation im medizinischen Bereich genügt.‘

        … Opa, unterschreiben Sie hier, sofort: Rücktritt oder Entlassung von Jens Spahn, Gesundheitsminister.

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        In welchem Land, lieber Hans Faust, läuft es denn besser als bei uns? Im Rot-Grün regierten Schweden? Im Schwarz-Grün regierten Österreich? in den USA? In China, wo man offensichtlich die Zahlen frisiert hat und weiter frisiert? In Großbritannien mit seinem sozialistischen Gesundheitssystem? Hören Sie auf zu hetzen und werden Sie einmal in Ihrem Leben ein wenig ernsthaft.

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        Es kommt doch immer darauf an, WANN ein Entschluss gefällt werden muss. ich halte es durchaus für möglich, dass der Rechtsmediziner mit seiner Einschätzung realistisch ist. Nur müsste sich das eben noch herausstellen. Ich meine nach wie vor, der ’shutdown‘-Entschluss war richtig, aber er ist vor dem Hintergrund zu erwartender vieler kritischer Stimmen, wie z.B. der von hans und ja auch von mir, auch in der Ausführung in den meisten Bundesländern trotz der kurzen Vorbereitungszeit sehr reflektiert (Kontaktbeschränkungen statt Ausgangssperre), allerdings keineswegs fehlerfrei und vor allem im Quarantäne-Fall nicht ohne erhebliche, bzw. unerträgliche Härten, so wie mir das gestern von einer Mitarbeiterin eines Gesundheitsamtes geschildert wurde. Und ich sprach ja schon von jemandem in einem Altersheim. Das ganze ist eben nicht nur wegen der Wirtschaft, sondern auch wegen der Freiheit bisweilen wirklich ein Drama, wo es nicht nur um Couchsitzen und Händewaschen geht, so dass ein wenig Ernsthaftigkeit bei dem Thema von uns allen tatsächlich geboten ist es verbietet sich vor allem jegliche Rigorosität seitens der Politik. Denn genau die macht die Arbeit derer, die das ausführen müssen, so schwer. Eigene Profilierung auf Kosten der Exekutivbehörden. Auch verbietet sich m.E. Kritik an anderen Ländern, wie z.B. Schweden, die aufgrund anderer kultureller und geografischer Gegebenheiten, andere Lösungen probieren (müssen). Wirklich zu kritisieren ist allerdings das verantwortungslose Wegsehen in Ischgl. Ich glaube, da haben sie uns vorgeführt, wie man es NICHT macht. Und ehrlich: Bei ‚das hat auch sein Gutes‘, bekomme ich Würgereiz.

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    … und es nervt mich, dass meine Friseurin, auf Merkels Druck hin, vergangene Woche anrief und meinen Termin auf unbestimmte Zeit verschob. Jetzt seh‘ ich langsam aus, wie ein langhaariger 68er oder ein links-sozialistischer Bombenleger. Nicht zu fassen das ist.

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    Nachtrag

    … ich übersetze Merkels durchschaubaren Opportunismus; ab den 23. April 2020, mit Beginn des Fasten-Monats Ramadan, wird Merkel die ‚Corona-Krise‘ beenden, sich dem Islam unterwerfen und als falsche Prophetin in die ‚Historie‘ eingehen … nun ja, keine wirkliche Historie.

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    … heute, 16:21 Uhr; die, die beim ertönen der Deutschen Nationalhymne nicht gerade stehen kann: „Eine Pandemie kennt keine Feiertage“, so Kanzlerin Merkel. Deshalb habe man deutlich gemacht, dass die getroffenen Beschlüsse auch über Ostern hinaus gelten. Die Bürger seien aufgefordert, „auf private Reisen und Besuche auch von Verwandten zu verzichten.“

    … mal abgesehen davon, dass ich ihr Geschwätz nicht einmal ignoriere, Ostern ist das Hochfest der Auferstehung Christi und das ranghöchste Fest im christlichen Kirchenjahr.

    Was braucht es mehr als diese Figur zu entlarven?

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      Fragen Sie doch mal Ihren Pontifex, ob Sie wenigstens zu seiner Messe in den Petersdom gehen können. Ich fürchte, da wird nichts draus. Auch der Papst weiß, daß er nicht Christus ist, sondern nur der Stellvertreter, und daß er Leute mit ansteckenden Krankheiten unter seinen Zuhörern nicht einfach durch Handlauflegen heilen kann, bevor sie andere anstecken können.

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        @Opa

        … ach herrje, ausgerechnet Jorge Mario Bergoglio, der, u.a., behauptet ein Teufel zu sein [sic!] und über sich selber schwätzt; … die … Kardinäle wählten … ‘vielleicht nicht den intelligentesten, vielleicht nicht den gerissensten und auch nicht denjenigen, der am schnellsten das Nötige tue, …’ … au-hau-ha! Den hatten wir hier irgendwo schon.

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      ..“Eine Pandemie kennt keine Feiertage”.. der Subtext: „Es gibt immer noch eine genügende Anzahl an hirnlosen Idioten, die nicht in der Lage sind, einfachen und von Fachleuten begründeten Anweisungen zu folgen und die es doch tatsächlich wagen, überhaupt nur daran zu denken, einen Osterausflug zu machen. Und deswegen erteile ich all denjenigen eine Absage, die sich da doch tatsächlich Hoffnungen gemacht haben usw. usf.“
      Nein, solche ‚Ansagen‘ braucht niemand. Und nicht solche ‚Expertenmeinungen‘:
      „Masken können zu Virenschleuder werden“
      https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/coronavirus-kontaktverbot-und-beschraenkungen-bleiben-bis-nach-osterferien-69775950.bild.html

      Wir lassen uns viel zu viel gefallen. Vorlage eines Quexit-Zeitplans. Frist: Bis Ostern.

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    Sind wir hier in der Schule? 🙂

    Ich glaube nicht, dass wir den Virus in absehbarer Zeit bekämpfen können. Da sind die Maßnahmen ziemlich egal.

    Der Unterschied ist, dass in England die Parlamentarier wegen des Mehrheitswahlrecht zur Verantwortung gezogen werden. In Deutschland geschieht das nicht. Da sitzen auch in 5 Jahren immer noch die gleichen Parteischranzen, gleichgültig ob sie die Wirtschaft in den Abgrund geführt haben.

    Glauben Sie ernsthaft ein Lauterbach oder die Call-Center-Boy würde jemals einen Wahlkreis gewinnen. Soll bedrohte Arten aus dem Gruselkabinett finden Sie nur im Bundestag.

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      Nein, Herr Ehrlich, wir sind hier nicht in der Schule. Deshalb brauchen Sie auch nicht den Klassenclown zu geben. Sie merken, dass Sie am Ende keinen Rat geben können außer „Lasst uns den Kampf aufgeben, sollen die Leute sterben.“ Aber so sind alle Populisten überall. Wenn’s konkret wird, versagen sie. Auch Boris Johnson hat sich in der Krise nicht gerade als Leuchte erwiesen.

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    England hat ein Mehrheitswahlrecht „The winner takes it all“. Das verhindert, dass vor allem linke Parteischranzen zuviel Einfluß gewinnen. Corbyn und seine Sozialfaschisten sind gerade aus dem Parlament gefegt worden.
    In Deutschland führt eine Vergewaltigung – eine grüne Spezialität ? – des Wahlrechts dazu, dass immer mehr linke Parteischranzen in das Parlament gewählt werden (Überhangmandate).
    Das war nie im Sinne der Väter des Grundgesetzes.

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      Sie weichen meinen Fragen aus. Habe ich aber nicht anders erwartet. Was macht Großbritannien („England“) mit seinem famosen Wahlrecht in der Corona-Krise besser?

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    1.) England oder die Schweiz machen es vor. Hier haben wir selbstbewusste Parlamente, die dem Menschen verpflichtet sind. Keine Parteischranzen, die sich über Listen Diäten erschleichen.
    2.) Schweden zeigt wie es geht.

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    Hallo Herr Posener,
    Europa scheitert nach 2015 schon zum zweiten Mal krachend angesichts einer substantiellen Herausforderung.
    Eine Lehre der sogenannten Corona-Krise:
    Europa, Deutschland zumal als bei weitem größter Nutznießer des Euro, braucht die Eurobonds.
    Viele Grüße und vor allem Gesundheit!

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      Lieber Stefan Trute, ich fürchte, Sie haben Recht bisher. Die eigentliche Herausforderung wird sein, wie Europa die Krise nach der Krise bewältigt. Ich selbst bin ein großer Anhänger de Vergemeinschaftung der Schulden, WENN auch die Wirtschaftspolitik vergemeinschaftet wird.

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        APo: ‚Ich selbst bin ein großer Anhänger de Vergemeinschaftung der Schulden, WENN auch die Wirtschaftspolitik vergemeinschaftet wird.‘

        … jau, jetzt müssen Sie nur noch erklären wer für wen arbeiten soll.

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        Der fleißige Deutsche für den faulen Italiener. So denken Sie anscheinend. Ich empfehle Ihnen, die Einrichtung des „Jubeljahrs“ bei den alten Israeliten zu studieren, Teil jenes mosaischen Gesetzes, von dem Ihr Gott sagte, „kein Tüttelchen“ werde je daran geändert, das also auch für Sie gelten müsste.

      3. avatar

        @APO

        … den Katholiken gilt das Jubeljahr als Erneuerung des Glaubens. Das gilt für mich erst in Zukunft, denn 25 Jahre bin ich noch gar nicht dabei. Für mich ist alles noch neu. 😉

        … die Insolvenz ist von den ‚alten Israeliten‘ – das Jubeljahr alle 50 Jahre – abgekupfert. Wenigstens ein bisschen. Leider fand sie in der Finanzkrise keine Anwendung. Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren … mhm? … ohne mir.

        Für den ‚faulen Italiener‘, das ist Ihre Wortwahl, arbeite ich gern mit. Das kommt irgendwann zurück … aaaber, ich will keine Dschizya – das ist eine Kopfsteuer, die die Mohammedaner den Christen auferlegen – zahlen müssen … also auch ohne mir.

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    Das Ende von Europa, wie wir es kennen.

    Das Schlimmste an der Situation ist nicht die Wirtschaftskrise, nicht die Inkompetenz der Politschauspieler, nicht der Virus selber oder die verfassungsfeindlichen Handlungen unser Regierung.

    Das Schlimmste ist die Gleichgültigkeit, mit der das Deutsche Volk die Zerstörung unserer Demokratie hinnehmt Wer kämpft, kann verlieren, aber wer sich aufgibt, der hat schon verloren.

    Das ist nicht das Deutschland, dass ich kenne und liebe.

    Es wird Zeit, dass wir unser Schicksal wieder in die eigenen Hände nehmen.

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    Gebongt. Wer mich am Meisten stört sind diese Selbstgerechten, die in der Krise nicht nur das Virus, sondern mit ihren faschistischen Methoden gleich noch die Demokratie erledigen.

  11. avatar

    Die Überschrift „Pandemische Lehren“ ist sehr passend, aber ich bin mir nicht sicher, ob in unserem Land aufgrund der Corona-Krise bessere Lehren gezogen werden als aus früheren Krisen. Ein sich durchziehendes Problem ist die Personalauswahl bei unserem politischen Spitzenpersonal.
    Schauen wir und nur mal die letzten drei Bundesgesundheitsminister an:

    Mai 2011 – Dezember 2013 Daniel Bahr (FDP)
    Seinen Abschluß als MBA hat er 2008 gemacht, da war er schon vier Jahre lang Berufspolitiker als Bundestagsabgeordneter. Aber immerhin hat er Business-Management-Studium mit Schwerpunkt International Health Care and Hospital Management studiert, er war also im Gesundheitsministerium (Oktober 2009 – Mai 2011 schon als Staatssekretär) an der richtigen Stelle.
    Und man sollte bedenken, daß die mittlerweile berühmte Studie des Robert-Koch-Instituts über die Simulation einer Sars-Pandemie in seiner Amtszeit in Auftrag gegeben und als Bundestagsdrucksache veröffentlicht wurde.

    Dezember 2013 – März 2018 Hermann Gröhe (CDU)
    Was soll man über den schreiben ?
    Die typische Karriere eine Junge Unions-Funktionärs. 1993 hat er seine Berufsausbildung als Jurist abgeschlossen, seit 1994 ist er als Bundestagsabgeordneter Berufspolitiker.
    Im Bundestag war er Sprecher der Jungen Gruppe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Vorsitzender der Fraktionsarbeitsgruppe Menschenrechte und humanitäre Hilfe, Justiziar und Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Untersuchungsausschuss zu den Vorgängen der Geheimdienste im Irak bestimmt, anschließend war er Staatsminister im Kanzleramt.
    Danach wurde er CDU-Generalsekretär, aus diesem Amt ist er direkt ins Gesundheitsministerium gewechselt.
    Nichts, aber auch gar nichts hat diesen Mann während seiner Ausbildung und seiner Tätigkeit als Berufspolitiker für eine Tätigkeit im Gesundheitsbereich qualifiziert.
    Wahrscheinlich hat er die von seinem direkten Amtsvorgänger hinterlassene Studie zur Pandemievorsorge noch nicht einmal gelesen, er hatte ja mit der gesamten Materie bis zu seiner Ernennung als Gesundheitsminister nicht zu tun.

    Seit März 2018 Jens Spahn (CDU)
    Ein vergleichbarer Werdegang wie Gröhe, nur mit anderer Berufsausbildung.
    2001 Abschluß als Bankkaufmann vor der IHK, ab 2003 Studium der Politikwissenschaft an der Fernuniversität Hagen, Abschluß 2017 (nach 14 Jahren) als Magister of Arts.
    Immerhin hat es sich als Bundestagsabgeordneter seit 2005 mit Gesundheitspolitik beschäftigt, er war also nicht vollkommen von Kenntnissen in diesem Bereich unbelastet wie sein Vorgänger, als er sein Amt als Gesundheitsminister antrat. Im Allgemeinen wird ihm seit Ausbruch der Krise ein gutes Management bescheinigt, aber die Versäumnisse der Vergangenheit kann man nicht nur seinem direkten Amtsvorgänger zuordnen. Immerhin sollte man von jemandem, der von 2005 bis 2015 Mitglied im Bundestagsauschuß für Gesundheit war, erwarten dürfen, daß er die Bundestagsdrucksachen zum Thema Gesundheit auch liest.

    Mein Fazit:
    Ausgerechnet die vielgescholtene Westerwelle-FDP hat jemanden der dafür qualifiziert war in Gesundheitsministerium geschickt, seither ist dort fachliche Ebbe.
    Es fällt auf, wie viele Bundestagsabgeordnete die Zeit haben, dort ihren Berufsabschluß zu machen, Insoweit besteht noch Hoffnung bei den zukünftigen Führungskräften vom Schlage eines Kühnert oder Ziemiak.

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      Sie haben den Juristen, Gesundheitsexperten und Fachmann für Immobilienrecht Phillip Amthor vergessen, der gestern bei ‚Markus Lanz‘ die Nutzungsuntersagungen der Eigenheime auf Usedom damit kommentierte, es könne ja nicht angehen, dass man sich so aus Spaß aussuchen könne, wo man seine Quarantäne verbringe. Dass eine Eigenheim genau u. A. dazu mit viel Geld finanziert wurde, ist dem jungen Herrn wohl nicht bewusst. Eigentum ist Eigentum, das gilt für Dieselautos, Ölheizung und Eigenheime und wenn der Schutz des Eigentums derartig schnell zur Disposition gestellt wird, wie die letzten Jahre und derzeit, dann wird sich niemand mehr bemühen und dann kann man von jeglicher Anstrengung in seinem Leben nur abraten. Ich erwarte keine besondere Qualifikation von Politikern, nur den Gebrauch des eigenen Verstandes und zumindest eine gewisse Stringenz. Auch von einem 27- Jährigen, zumindest, wenn er mal Politiker werden will. Wir lassen uns definitiv Zuviel gefallen!

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    Die Brutalität, mit der Sie und ihres Gleichen Deutschland in die Rezession treiben, ist schockierend.

    Mit welchem Recht nehmen Sie für sich in Anspruch, Berufsverbote zu erteilen oder Menschen in ihrer Bewegungsfreiheit zu beschränken.

    Sie sind alles, nur nicht liberal.

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      Ähm, so weit ich weiß habe ich als Rentner niemandem ein Berufsverbot erteilt usw. Vielleicht meinen Sie jemand anderen?

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        Die beschlossene – verfassungswidrigen – Beschränkungen für das deutsche Volk zeugen von einer bodenlosen Menschenverachtung und offenbaren den antidemokratischen Charakter der jetzigen Berufspolitiker.

        Wer sich die Maßnahmen chinesischer Diktatoren zum Vorbild macht, hat in unserer Demokratie nichts verloren.

        Das ist unter Demokraten Konsens.

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        Die Beschränkungen gelten nicht nur für das deutsche Volk, sondern für alle Menschen, die hier wohnen oder sich hier aufhalten.

  13. avatar

    Lieber Alan Posener,

    den meisten Ihrer Punkte kann ich uneingeschränkt zustimmen. Allerdings befürchte ich im Gegensatz zu Ihrer Hoffnung aus Punkt 8, daß Krisen auch das Schlechteste im Menschen zum Vorschein bringen.
    Auch Ihr Merkel-Zitat zum Schluß find ich nicht ganz angebracht.
    Wir erinnern uns, damals war es politische Linie der Bundesrepublik, daß sich Grenzen eh nicht schützen lassen, weshalb man darauf verzichten könne. Was tatsächlich geht sehen wir jetzt, und was sogar innerhalb Deutschland geht wurde hier am Beispiel Mecklenburg-Vorpommern schon angesprochen.
    Was angesichts der Diskussion über Mortalitätsraten und die Sinnhaftigkeit einzelner Regierungsanordnungen etwas untergeht ist der distanzierte Blick aufs Ganze.

    Eigentlich erleben hier gerade ein totales Systemversagen der deutschen Politik, aber die meisten merken es gar nicht.
    Stattdessen wird ein selbstsüchtiger Typ wie Söder als Macher gefeiert und das sinnfreie Gestammel der Kanzlerin bejubelt. Vorher war sie wochenlang auf Tauchstation, und seither ist sie wieder verschwunden. Man muß sich nur die aktuellen Umfragen anschauen, und man erkennt, daß auch diese Krise ihre Krisengewinnler hat.
    Irgendwann werden die Leute aber anfangen, Fragen zu stellen:
    – Warum waren wir so schlecht vorbereitet ? Selbst als die ersten Meldungen aus China kamen wurde nichts unternommen, um Vorräte für Schutzmasken etc. anzulegen. Von Vorbereitungen davor ganz zu schweigen.
    – Warum haben wir so geringe Testkapazitäten ? Mit den Laborkapazitäten schein es noch ganz gut auszusehen, aber das Internet ist voll von Berichten, wie Menschen vergebens versuchen sich testen zu lassen, hauptsächlich weil Schutzkleidungen fehlen.
    – Warum wurden die Grenzen zu Nachbarländern geschlossen, während noch Flugzeuge aus Krisenregionen ungehindert landen konnten ?
    – Warum gibt es keine konsequente Quarantäne für Einreisende aus Krisenregionen ? Auf der Homepage meines Landkreises werden Einreisende aus Krisenregionen gebeten, sich in freiwillige Isolation zu begeben. Zwischen den Zeilen kann man lesen, daß es gar kene Möglichkeiten gibt, das auch zu überprüfen.
    Zu diesem Thema lese man den aktuellen Beitrag von Jan Fleischauer bei Focus-Online. Es ist erschütternd.

    Nach dieser Krise wird die Welt eine andere sein. Ich hoffe, in Deutschland wird es hoffentlich auch andere Politiker in den verantwortlichen Positionen geben (ich hoffe es wirklich, aber ich glaube nicht daran).

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      Lieber „Don Geraldo“, auch Ihr Namen- und, wie ich befürchte, ideologischer Taktgeber „Don Alphonso“ schreibt seit Wochen darüber, wie fürchterlich es in Deutschland zugehe, während die Italiener angeblich alles besser machten; und natürlich fehlt bei ihm ebenso wenig wie bei Ihnen der Hinweis auf die angeblichen chaotischen Verhältnisse in Berlin etwa im Vergleich zu Bayern. Das Merkwürdige ist nur, dass Deutschland in aller Welt bewundert wird wegen seiner besonnenen Reaktion; dass wir Italiener und Franzosen in unsere gut vorbereiteten Kliniken zur Behandlung einfliegen; dass wir zurzeit geradezu unwahrscheinlich geringe Morbiditätszahlen haben; dass manche Leute aber glauben, das liege nur daran, dass wir so viele Leute testen; ach ja, und was Bayern und Berlin angeht, so habe ich hier in der Hauptstadt weder das Gefühl von Panik noch von Chaos, und auch die Infektionszahlen in Berlin sind großstadtangemessen, unsere Kliniken funktionieren ebenso wie die Rettungsdienste.
      Das ist bitter für berufsmäßige Heimathasser, die sich heimlich hier ein Chaos wünschen, und sei es mit italienischen Todesraten, auf dass sie Recht behalten, Merkel weg muss und … ja was eigentlich? Wer eigentlich?
      Die Tatsache ist, dass der deutsche Staatsaufbau das „Durchregieren“ (Merkel) erschwert und erschweren soll, mit gutem Grund. Dafür wissen die Landesregierungen eher, was sie ihren Bürgern zumuten können und sollen. Daher der Unterschied zwischen Bayern und Berlin, obwohl das mehr ein Unterschied in der Wortwahl als in der Praxis ist. Und ja: Politiker sind auch nur Menschen, und sie machen Fehler. Auch übrigens weil die Leute, die eigentlich Bescheid wissen sollten, die Virologen und Epidemiologen, am Anfang eher beschwichtigt als alarmiert haben. Es dauerte hier wie beim Klimawandel seine Zeit, bis sich unter den Wissenschaftler*innen ein Konsens herausbildete. Wenn Sie ehrlich sind (und Jan Fleischhauer ehrlich wäre), dann wüssten Sie, wie die Stimmung noch Anfang März war: die Mehrheit der Bundesbürger*innen war auf Maßnahmen, die jetzt teilweise als zu lasch bezeichnet werden, mental nicht vorbereitet; inzwischen gibt es nicht wenige, auch in leitender Stellung, die schon eine „Exit-Strategie“ fordern. Wie man es macht, ist es in einer Demokratie falsch, und das ist gut so; nur sollte man bei der Kritik sich immer fragen, ob sie der Besserung der allgemeinen Lage oder der Bestätigung des eigenen Egos dient.

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        Die etwas merkwürdig romantische Sichtweise von „Don Alphonso“ fiel mir auch auf, allerdings halte ich es für eine demokratische Selbstverständlichkeit, dass sich Politik und Verwaltung mit einer Exit-Strategie aus dem totalitären Zugriff des Staates bzw. Ausnahmezustand mit Zeitplan befasst. Der zeitliche Ablauf der Epidemie folgt Naturgesetzen, ist also kein Glücksspiel und ich für meinen Teil wage durchaus die Prognose, dass es nicht anders laufen wird, als bei vorhergehenden Epidemien. Und es gibt auch diesen Bonner Virologen, der davon ausgeht, dass vor einigen Jahrzehnten bei der geringeren Möglichkeiten für spezifische Tests diese Epidemie als sehr starke Grippe ohne die jetzt weltweit durchgeführten Zwangsmaßnahmen durchgeführt worden wäre. Die Vorstellung, dass die Welt und auch die menschliche Zivilisation so instabil wäre, dass sie ‚kippen‘ könnte, also z.B. Horrorszenarien, wie 2,5 Mio Schwersterkrankte in Deutschland, widerspricht jeglicher Empirie und ich halte sie daher für äußerst unwahrscheinlich. Ich bin dafür, jedes Menschenleben zu retten, aber Trump hat recht, wenn er sagt, dass die Medizin nicht schlimmer sein darf, als die Krankheit. Und diese kollektiven Imperative, die von interessierter Seite – durchaus mit guter Begründung, aber eben nur aus einer Perspektive heraus – gefordert werden, sind auch nicht neu, wie z.B. ein möglicher Zwang, Organe zu spenden. Und es werden immer wieder differenzierende Auswege aus diesen scheinbarenDilemmata gefunden, wie z.B. in Israel, wo nur derjenige ein ‚Ersatzorgan‘ erhält, der nachweislich vorher einer eigenen Organspende zugestimmt hat. Und in Südafrika wurden zu Prof. Barnards Zeiten Herzverpflanzungen verboten, weil sie zu viel Ressourcen im Gesundheitswesen beanspruchten. Es gibt Grenzen des medizinisch machbaren und das lässt sich nicht mit ‚Solidarität‘ aus der Welt schaffen. Ihr Chef (?) Matthias Döpfner stellt da sehr richtige Fragen. Und das ganze, was ich gerade geschrieben habe sehe ich, wie Sie wahrscheinlich bemerkt haben, genau so bei der dem Thema CO2 und Klima.
        Die Möglichkeiten der Wissenschaft sind begrenzt und werden es bleiben, der Impfstoff wird bald auf den Markt kommen und die nächste Pandemie auch und ein ‚Konsens‘ in der Wissenschaft gibt es nicht, sonst wird sie zur Religion.

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        Lieber Alan Posener,
        so lange Texte sind eigentlich gar nicht meine Art, vielleicht habe ich mich deshalb unklar ausgedrückt.
        Ich muß gestehen, seit Don Alphonso hinter einer Bezahlschranke verschwunden ist, habe ich nichts mehr von ihm gelesen. Aber ich kann mir keine Fall auch nur theoretisch vorstellen, in dem Italien eine Krise besser löst als Deutschland.
        Was mich aber wirklich stört, ist die mangelnde Vorbereitung in Deutschland. Und dabei vergleiche ich Deutschland nicht mit Italien, sondern Südkorea oder Taiwan. Und Deutschland hätte vorbereitet sein können. Das ganze Szenario wurde bereits durch das Robert-Koch-Institut im Auftrag der Bundesregierung im Jahr 2012 durchgespielt und am 03.Januar 2013 in der Drucksache 17/12051 veröffenlticht:
        https://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/120/1712051.pdf
        Der Bericht liest sich wie eine aktuelle Zustandsbeschreibung. Hätte das mal einer der Entscheider gelesen, dann wären zumindest einige der darin geschilderten Mängel in der Realität 7 Jahre später gar nicht erst aufgetreten.

        Ich weiß nicht, ob der schwedische „Sonderweg“ der richtige ist. Aber dieser Satz von Anders Tegnell, dem obersten staatliche Epidemiologe in Schweden ist definitiv richtig:
        „Alle Maßnahmen, die wir treffen, müssen auch über einen längeren Zeitraum durchführbar sein. Ansonsten verliere man in der Bevölkerung die Akzeptanz für die gesamte Corona-Strategie.“
        Wie lange kann man ein Land wie Deutschland wirklich so weit herunterfahren wie derzeit ?
        Wenn man es noch weiter runterfahren muß, gesteht man ein daß die derzeitigen Maßnahmen nicht ausreichend waren. Und wenn die Maßnahmen in absehbarer Zeit wieder gelockert werden, werden sich viele die Frage stellen, „Wozu das alles ?“.

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        Lieber Don Geraldo, Sie versäumen lektüremäßig nichts, glauben Sie mir.
        Ansonsten: Ich bin mir nicht sicher, ob wir jetzt wirklich wissen, welches Land die richtige Strategie verfolgt. Also, wir wissen, dass China kriminellerweise zuerst die Informationen über das Virus unterdrückte und es dann mit Brachialgewalt eindämmte. Wir wissen nicht, ob es dem Regime weiterhin gelingen kann, die Ausbreitung des Virus zu stoppen, wenn nun die Zügel gelockert werden. Wir wissen, wo es in Europa schief gelaufen ist, etwa in Italien, Spanien und der Schweiz. Wir wissen, dass Boris Johnson eine Kehrtwende vollziehen musste; Donald Trump auch, was seiner Popularität aber keinen Abbruch tut. Kurzum, wir brauchen, wie die Virologen, mehr Daten.

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        Herrn Wodarg meinte ich nicht, lieber Alan Posener, das stimmt zwar mit den unspezifischen Tests (ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass es stimmt), aber er verharmlost den Virus, das Sterben in Italien z.B. erklärt er nicht. Die Maßnahmen jetzt sind ja richtig – ich habe oft Frau Merkels Entscheidungen sehr kritisch gesehen, aber das hier könnte ein Meisterstück sein, wenn sie sehr bald beherzt den Ausnahmezustand beendet: Es war richtig, schnell zu handeln und es war brilliant, dabei den Focus auf die Kontaktwahrscheinlichkeit und nicht die Mobilität zu richten, was nicht zuletzt für die Polizei praktikabler ist, sowie für die Bevölkerung erträglicher. Dumm und instinktlos von einigen Landräten bzw. Landkreisen, das zu konterkarieren. Auch politisch war das richtig, denn WENN das was bewirken soll, dann sofort, denn spätere Verschärfungen werden wohl kaum akzeptiert werden – frei nach Machiavelli. Wenn es – möglicherweise – auch weniger Auswirkung auf den Anstieg der Infektionsrate haben sollte, so konnte zumindest das Gesundheitssystem in der Zeit aufgerüstet werden. Und was hätte man der Regierung, ja dem demokratischen System alles angelastet, wenn sie keine Ausgangsbeschränkungen erlassen hätte. Aber sie muss sie auch bald wieder beenden, will sie – wozu sie sich ja verpflichtet hat – Schaden vom Volk abwenden. Bisher hat sie es in dieser Sache sehr gut gemacht.

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        Ich meinte Hendrik Streek, der sich in der letzten ‚Hart aber Fair‘ – Sendung der ARD äußerte.
        Was Sie zur Meinunsäußerung von Döpfner bzw. seiner Rolle schreiben: stimmt, bzw. wäre auch zu hinterfragen.

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        @KJN

        … nun ja Klaus, Ihre Lobeshymnen auf Merkels Politik kann ich nicht teilen. Es gab genügend Hinweise – siehe Taiwan u.a. – vorausschauend auf die Pandemie zu agieren. Sie hat einzig verlautbart, ‚es ist ernst‘ und sich anschließend im ‚Führerbunker‘ verschanzt.

        Ich bin mir nicht sicher, aber wenn das Virus tröpfchenweise über Atemwege, sprich Mund-Nase, in den Körper gelangt, wüsste ich nicht, warum ein ‚Pflicht-Mund-Nase-Schutz‘, neben einer ganz normalen und selbstverständlichen Hygiene – dafür brauch ich keine Anleitung der ‚Negativauslese‘ aus Brüssel – nicht geeigneter gegen die Verbreitung der Viren wäre, als ein ‚hirnloses‘ Ausgehverbot.

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        Besserwisserei, lieber hans, ist ja der Hauptberuf der Opposition und ‚Mitarbeit‘ ein genehmigungspflichtiger Nebenjob und wer diese Arbeitsteilung kritisiert (‚alle an einem Strang ziehen in der Krise‘ usw..), offenbart nicht nur ein gewissen Defizit beim Verständnis von Demokratie, sondern auch Abgründe in der Seele von Sehnsucht nach Autorität und Führung. Nun ja. Ich hoffe nur, dass als ‚pandemische Lehre‘ nicht die Erkenntnis übrigbleibt, wie leicht und problemlos sich über Generationen mühsam erworbene Grundrechte und Freiheit beim jeden Auftreten von Lebensrisiken durch einen Nanny-Staat innerhalb weniger Tage komplett abschaffen lassen.

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        Was meine „Lobeshymnen“ auf Frau Merkel angeht, die hatte an einen raschen und beherzten ‚Quexit‘ geknüpft. Pandemien sind nichts neues und deren mathematischer Verlauf (1. Ableitung aus der ,logistischen Funktion‘, bitte selber googeln, habe derzeit sehr schlechtes Internet) berechenbar. Es kann nicht sein, dass das Land unter mangelnder Beherztheit und Mut der Regierung dauerhaft leiden muss: ‚Quexit‘ bis Mai!

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        Achso.. Tröpcheninfektion.. Masken.. Völlig richtig. Ein Stück feiner Stoff mit Gummi hinten sollte auch reichen, zumindest, um andere zu schützen. An der Supermarktkasse z.B. Und wenn man den Stoff anfeuchtet, sollte eigentlich nichts mehr durchkommen. Von mir aus zum Anfeuchten Wodka mit Pfeffer nehmen, das hilft nicht nur gegen Liebeskummer, sondern sehr wahrscheinlich auch gegen Viren. Und 1x am Tag den Lappen in die Mikrowelle. Gut, das hat jetzt Stiftung Warentest oder das Robert-Koch-Institut nicht empfohlen, aber sind wir mittlerweile so dekadent, dass wir ständig irgendwelche Zampanos brauchen, die uns sagen, was wir tun sollen? Ich krieg langsam Pickel, aber nicht von ‚Corona‘..

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        @KJN

        … es geht nicht um Besserwisserei. Oder doch. Taiwan, u.a., haben es besser gewusst. Anders; es ist schlichtweg eine Sauerei die Bevölkerung bis heute nicht mit Mindeststandards der medizinischen Ausrüstung, zuerst Schutzleidung und Atemmasken für Krankenhäuser und med. Personal, zu versorgen.

        Ich unterstelle Merkel Absicht. Es ist ihr halt egal wie Menschen in diesem Land um ihr Leben gebracht werden. Von der ‚offenen Gesellschaft‘ erschlagen oder verseucht.

        In derselben Zeit zieht sie sich mit ein paar Pullen Alkohol in ihren Bunker zurück.

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        Ehrlich gesagt, lieber hans, interessiert es mich nur begrenzt, was Frau Merkel in ihrem Einkaufswagen hat und ob sie ihren Job nur noch mit Whisky & Wein ertragen kann, so lange sie die die freiheitlichen Bürgerrechte noch im Auge behält, die eine doch recht große Zahl unserer Mitbürger aufgrund von Virus-Angst, wenn nicht gar für ein paar Rollen Klopapier zu opfern bereit sind. Ein Eindruck der sich mir aufdrängt , wenn ich mir die Kommentarspalten auf WELT.de ansehe. (..kein ‚z.B’… da bin ich bei dem einen Abonnement schon bedient).
        Was ich Sie allerdings fragen möchte – ich kann es mir trotz oder wegen aller Sympathie nicht verkneifen – ist: Das ist doch das erste Mal, dass das Osterfest – ich habe in den Fragmenten meiner teilkatholischen Erziehung (meine liebe Mutter) als das wichtigste Fest des Jahreskreises in Erinnerung, seit Bestehen des Christentums DAS ERSTE MAL NICHT ÖFFENTLICH BZW. GEMEINSCHAFTLICH GEFEIERT WIRD.
        Und SIE schreiben statt dessen über Frau Merkels Weinkonsum??? Wie ernst darf ich Ihren Katholizismus nehmen? Geht es Ihnen in erster Linie darum, Ihre Religion, Ihre Lebensart zu verteidigen oder Frau Merkel abzusetzen?
        Oder allgemeiner:
        Ist die Religion nicht eigentlich immer der – überlebenswichtige – Kontrapunkt zum Schicksal gewesen, den Naturgewalten, den Despoten? Trotz der 7 oder 10 Plagen? (ich bin da nicht so ‚firm‘ – denke nur laut..). Sonst gäbe es die doch nicht, die Religion – sage ich als Atheist. Sie hätte sich nicht (darwinistisch, ja!) durchgesetzt. Bei Christen in Rom, die als Fackeln enden mussten, bei den Juden, die ihren Glauben mit Progromen ‚büßen‘ mussten. Bar Kochba wollte die Freiheit seines Volkes nicht aufgeben. Wir tun es gerade aus weit geringeren Gründen – wen werden wir damit beeindrucken?
        Wir opfern – wenn wir nicht aufpassen – gerade unsere Freiheit, wenn nicht gar unsere Würde einem Virus. Ich verstehe Ihren Katholizismus nicht.

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        @KJN

        Klaus, ich zitiere Erzbischof Carlo Maria Viganò

        ‚… Ich verstehe und teile natürlich die gebührende Beachtung der Grundprinzipien des Schutzes und der Sicherheit, die die staatliche Behörde für die öffentliche Gesundheit festlegt. Aber so wie sie das Recht hat, in Angelegenheiten einzugreifen, die den Körper betreffen, so hat die kirchliche Autorität das Recht und die Pflicht, sich mit der Gesundheit der Seelen zu befassen, und kann ihren Gläubigen nicht die Nahrung der Allerheiligsten Eucharistie entziehen, geschweige denn der Beichte, der Messe und der heiligen Wegzehrung.
        Als die Geschäfte und Restaurants noch geöffnet waren, hatten viele Bischofskonferenzen bereits die Aussetzung der religiösen Zelebrationen angeordnet, ohne von der Zivilbehörde dazu aufgefordert zu werden. Diese Haltung zeigt den schmerzlichen Zustand, in der sich die Hierarchie befindet und bereit ist, das Wohl der Seelen zu opfern, um der Macht des Staates oder der Diktatur des Einheitsdenkens zu gefallen.

        … und; Deus non irridetur. Aus dem Brief des heiligen Apostels Paulus an die Galater 6, 7-8; Täuscht euch nicht! Gott lässt seiner nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er auch ernten. Wer in seinem Fleisch sät, der wird vom Fleisch auch verderben ernten. Wer aber im Geist sät, der wird vom Geist ewiges Leben ernten.

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        @dbh: Es ist müßig, sich darüber zu streiten, was Taiwan oder Südkorea besser gemacht haben, solange der zentrale Faktor ihrer Seuchenbekämpfung eine Rundumüberwachung aller Einwohner des Landes ist, die in Europa im allgemeinen und Deutschland im Besonderen aus guten Gründen mehrfach vom BVerfG bzw. vom EUGH gekippt worden ist.
        Daß die Versorgung mit Schutzkleidung suboptimal ist, darin geb ich Ihnen recht. Es hat aber nix mit der Politik der Regierung zu tun, wenn nicht genügend Gesichtsschutzmasken verfügbar sind, weil diese vor dem Ausbruch der Krankheit hierzulande (im Gegensatz zu Ostasien) kaum nachgefragt worden sind. Bei einer Bevorratung in einer Größenordnung, wie sie derzeit nachgefragt wird, hätte die öffentliche Hand sofort die Steuersparer auf der Matte stehen gehabt, und ein vernünftiger Unternehmer aus der Privatwirtschaft füllt seine Lager ebenfalls nicht mit Ladenhütern, von denen er nicht weiß, wann er sie verkaufen kann. Es ist auch nicht wirklich die Schuld der Regierung, wenn solche Schutzkleidung aus Kostengründen aus Ostasien bezogen wird und dort die Lieferkette zusammengebrochen ist. Man kann der Regierung bestenfalls vorwerfen, sich nicht entschieden für das eingesetzt zu haben, was von verschiedenen Kreisen als Sozialismus verschrien wird, und sich den zwei Geboten der modernen Wirtschaftsideologen entgegengestellt zu haben: Erstes Gebot: Nur die Just-in-Time-Produktion ist gut, zweites Gebot: „Es darf nichts kosten.“

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        @Opa,

        … was für eine Regierung? Paranoia und vorsätzliche Ignoranz ‚regiert‘ Deutschland. Nicht erst seit Corona. Wer im Nebel ‚auf Sicht fährt‘, rammt den Eisberg unter der Wasserlinie.

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        @Opa, Nachtrag

        ‚die Regierung‘ der ‚BRD‘ … Merkel und Genossen haben sich nicht erst seit der ‚Corona-Krise‘ selber ermächtigt und über das GG gestellt. Erst nix tun, dann das Grundgesetz außer Kraft setzen. Selbst der linkspopulistische Tagesspiegel schreibt; ‚Es geht um die schwersten Grundrechtseingriffe in der Geschichte der Bundesrepublik.‘

        Das haben nicht einmal die National-Sozialisten ’33 geschafft. Was kommt noch?

        In einer Demokratie sitzt die ‚offene Gesellschaft‘ im Parlament,
        in der ‚offenen Gesellschaft‘ sitzen Demokraten im Arbeitslager.

        Finde(t) den Fehler.

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        Lieber blonderhans, mal ehrlich: Kriegen Sie sich ein. Sonst muss ich Sie unter Quarantäne stellen.

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        @dbh
        Vielen Dank für den Hinweis auf den Erzbischof, lieber Hans! Tatsächlich gefällt mir eine katholische Kirche, die im Zweifel sich auf sich selbst besinnt, sehr gut. Viel besser, als die durch Steuergelder bestochene ’staatstragende‘ deutsche Amtskirche eines Kardinal Marx oder eines Bedford-Strohm. Eine Kirche die nur dann ein Korrektiv sein kann, wenn sich trotz der supervernünftigen Mehrheit, die ‚der Wissenschaft folgt‘ und verständnislos angesichts einer ‚Margnalität‘, wie Gottesdienste, mit dem Kopf schüttelt, gegen einen Konsens stellt. Denn leider ist es so (und beileibe nicht nur in Deutschland), dass wir in einer Gesellschaft, die Wissenschaft auf ganz breiter Basis so falsch versteht, dass sie ihre Aussagen als alternativlos interpretiert – was eigentlich dumme Unkenntnis über das Wesen von wissenschaftlicher Arbeit verrät – in einer Expertendiktatur landen werden. Und Wissenschaft, bzw. deren Interpretatoren in der Öffentlichkeit (mir fällt da immer der omnipräsente ‚Naturwissenschaftler und Philosoph‘ und Multitalent H. Lesch ein) hat in der Geschichte schon eine ganze Menge behauptet. All die, die jetzt in dieser Lage verschärfte Ausgehsperren, höhere Bußgelde bei Verstößen dagegen, Denunziantentum, wie hier in BN usw. usf. fordern, all die ganzen selbsternannten Blockwarte in den Landkreisen, die jetzt mal in ihrem hypervernünftigen Besserwisserwahn so richtig die Sau rauslassen können, sind tatsächlich eine Gefahr für die Freiheit. Sie haben dafür kein Sensorium. Es ist bestimmt nicht falsch, zu sagen, dass der Atheismus und die die Religion substituierende Wissenschaft für derartigen Totalitarismus ein guter Nährboden ist und dass gerade hier ein weltanschaulicher Kontrapunkt (vor 100 jahren war das der Ultramontanismus) derzeit unbedingt von Nöten ist. (Gerade und übrigens genau dann, wenn der Kant’sche Imperativ – Posener wies in seinem letzten Text hier darauf hin – extrinsisch ist, also aufgezwungen werden soll., was auch ein fatales Missverständnis zu sein scheint.)
        Nur, Hans, diese Gefahr für die Freiheit ist nicht der Merkel’schen Politik oder der Politik sonst einer Politik geschuldet, oder einer ‚BRD‘.. das liegt im allzu verbreiteten Irrtum und der Überschätzung über die Möglichkeiten der Wissenschaft begründet.
        Im konkreten Fall dieser Pandemie sind die Ausgangssperren Teil einer ‚trial & error“ – Strategie, sie ist aufgrund der mangelnden Kenntnis über die zu erwartende Mortalität moralisch geboten, aber sie ist gleichzeitig auch um so mehr eine Monströsität, weil sie in normalen Zeiten erwünschtes und gutes soziales Verhalten sanktioniert. Das rüttelt an jeglichem Gerechtigkeitsempfinden. Wer jetzt brüllt und schreit ‚Stellt euch nicht so an..“, hat nichts verstanden. Natürlich sind wir mehrheitlich satt und sitzen im Warmen, aber es muss klar sein (und vor allen Dingen bleiben), dass das jetzt eine völlig abstruse Ausnahmesituation ist, die sich niemals wiederholen darf. Deswegen meine Penetranz in Sachen ‚Masken‘. Die zu tragen, wäre eine für jeden nachvollziehbare Maßnahme und ein tatsächliches Zeichen von, ich gebrauche das Wort sehr ungern, ‚Solidarität.
        Das Thema Freiheit ist zu ernst für Merkelschelte.. (‚danach‘ bin ich gerne wieder dabei).

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      Ja klar, jetzt müssen die „Touristen“ mit Zweitwohnsitz zurück in die Großstädte, damit sie sich auch schneller anstecken(?). Ich würde allerdings auch keine granatenstrunzdumme Regierung wählen, die nicht in der Lage ist, zwischen Mobilität und Kontaktwahrscheinlichkeit zu differenzieren (oh Mann, genau deswegen meine Abneigung gegen Aktivisten jeglicher Art..

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        Ja, die kassieren gern die Grundsteuer vom Zweitwohnsitz; an der Ostsee haben Konzerne große Ferienhauswohnsiedlungen errichtet als Kapitalanlage, und die örtlichen Behörden haben es gern gesehen, dass die Leute aus der großen Stadt kamen, einkauften, tankten, den Gartencentern ordentlich Profit brachten: nur nutzen dürfen sie ihr Eigentum nicht, wenn sie der Pest entkommen wollen.

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        … nun ja, Freunde, Tourismus ist ein bedeutender Wirtschaftszweig des Landes. Es wird viele Insolvenzen geben … ich weiß nicht, ob die ‚Corona-Politik‘ – MV wird von Sozialisten ‚regiert‘ – für Deutschland insgesamt gut ist. Wann wurde Deutschland von Sozialisten in der Historie jemals gut regiert? Mir fällt dazu nix ein.

        … aaaber; wer nicht die Besten der Besten will, bekommt halt die ‚Negativauslese‘; die gleicheren Schweinchen einer ‚Open Society‘.

        Im Übrigen weiger ich mich schon seit etwa 15 Jahren das Babylon an der Spree Berlin zu betreten. Ganz freiwillig.

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        ..und es wird Zeiten ,nach Corona‘ geben, da wird nach- und abgerechnet und ich kann den Mecklenburgern, Vorpommernern, Schleswigern und Holsteinern nur empfehlen, die Lokalpolitiker, die sowas durchziehen, sobald, wie möglich dauerhaft in Quarantäne zu schicken, denn warum sollte irgendein ‘Tourist’ da sonst noch Geld hintragen. Und das gilt auch für alle anderen, die jetzt meinen mit ‘Virenangst’ Karriere machen zu können.

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        Das Problem mit den Feriengebieten ist die Dimensionierung der Krankenhäuser. Fast niemand lässt sich am Zweitwohnsitz eine neue Hüfte implantieren. Daher sind in den Feriengebieten erheblich weniger Krankenhauskapazitäten vorhanden. Aus diesem Grunde macht es auch Sinn, dass die vielen Gebiete nicht mehr so überfüllt sein sollten. Ich denke das es ausgereicht hätte, wenn alle „normalen“ Feriengäste nach Hause geschickt worden waren. Ich habe auch meine Zweifel, dass die Maßnahmen gegen Zweitwohnsitz Inhaber rechtmäßig sind.

        Das könnte man im Zweifel im Wege des einstweiligen Rechtsschutzes nachprüfen lassen. Da die Gerichte derzeit aber nur einen Notbetrieb aufrecht erhalten, muss man schon Glück haben, dass man einen Richter gerät, der dafür Verständnis hat, dass man gegen so etwas klagt. Wenn dann wieder alles ruhig ist, kann ich mir vorstellen, dass das Bundesverfassungsgericht als letzte Instanz dem Zweitwohnsitzinhaber Recht geben könnte. Was das jetzt mit den Bundesstaaten der USA zu tun haben soll, erschließt sich mir leider nicht.

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        68er: ‚Was das jetzt mit den Bundesstaaten der USA zu tun haben soll, erschließt sich mir leider nicht.‘

        … daher! 😉

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    … ich trinke seit Jahren zum Jahreszeitenwechsel, Opa Krempel hat den Jahreszeitenwechsel beschrieben, morgens eine Tasse selbstgemachten Weidenrindentee. Weidenrinde ist die ‚Mutter von Aspirin‘. Das kann, da der Tee keine Nebenwirkung hat, zumindest nicht schaden. 😉 … echt jetzt.

    Leider kann ich zu Wirkung von ‚Weidenrindentee‘ bei mir selber nix schreiben. Ich bin seit Jahren ohne ernsthafte Krankheit. Daher!

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    Lieber Alan Posener, Sie haben mit Ihrer Kritik völlig recht. Den juristischen Begriff von Notstand hatte ich nicht auf dem Schirm und mich dann verrannt. Ich habe Ihren ausgezeichneten Text vom 9.3.! „Das Virus und das Klima“ gleich gelesen und stimme Ihnen völlig zu. Auch hinsichtlich Ihrer Position zum Thema Globalisierung, das ja jetzt erst recht wieder heftigst diskutiert wird.
    Mit den besten Grüßen Ihr
    BH

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    Ich bin offensichtlich missverstanden worden. Ich habe niemals gesagt, dass Klima Ziele ohne Wachstum erreicht werden sollen oder können. Ich habe „Wachstum- egal um welchen Preis“ kritisiert . Es ist schon eine wichtige Frage, ob es sich um nachhaltiges oder nicht nachhaltiges Wachstum, um rein quantitatives oder qualitatives Wachstum handelt. Entscheidend wird sein, welche Form von Wachstum wir wollen. In diesem Zusammenhang habe ich die Befürchtung geäußert, in einem wahrscheinlichen Rezession-Szenario könnte die Frage, welche Form von Wachstum generiert wird – umweltverträgliches oder umweltschädliches – als sekundär angesehen werden, nach dem Motto: Hauptsache Wachstum – egal wie es aussieht „egal um welchen Preis.“

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    Lieber Herr Alan Posener,

    ich finde, dass Sie die Folgen des Klimawandels verharmlosen und den Begriff Notstand zu sensualistisch und temporär interpretieren. Die Klimakrise ist im Vergleich zu Corona nicht in ein oder zwei Jahren erledigt. Stimme da eher Lothar Birker zu. Wir haben zudem Verantwortung für die nachfolgenden Generationen. Nichthandeln hätte katastrophale Langzeitfolgen. Die Folgen des Klimawandels „spüren“ wir in Berlin/Deutschland/Europa nicht in der Art wie die jetzigen staatlichen Schutzmaßnahmen, die unseren Freiheitsspielraum erheblich einschränken und manchen ihre Existenz kosten kann. Wie das Coronavirus ist der Klimawandel für die meisten von uns sensualistisch nicht erfahrbar. Staatliche Maßnahmen schon. Das heißt aber nicht, dass die Bekämpfung des Klimawandels weniger dringlich ist. „Der Klimawandel betrifft die Existenz der gesamten Menschheit, ihre Gesundheit und Ernährung. Er vernichtet Äcker auf Dauer, lässt Wasser versiegen, Tiere und Pflanzen aussterben. Er verändert Ökosysteme, die sich in Zehntausenden von Jahren entwickelt haben.“ (Greenpeace). Dass „die schlimmsten Folgen erst nach Jahrzehnten voll spürbar“ sind, wie Herr Birker meint, kann ich aber nicht zustimmen. Der Corona-Notstand ist zeitlich begrenzt, der Klima-Notstand zunächst nicht. Bei der Bekämpfung des Klimawandels, anders als bei Corona, stehen die politischen Maßnahmen, nicht allein in Deutschland, in keinem angemessenen und notwendigen Verhältnis zu dem Problem.

    Ich halte die Ausrufung des Klima-Notstands für richtig, auch, weil wir sonst nicht nur die Pariser Klimaziele nicht erreichen werden, sondern vielleicht auf die Idee kommen, das betrifft mich nicht, ist ja alles nur ein ideologisches Projekt antikapitalistischer Kräfte, nur aufgebauscht, gar wissenschaftlich nicht nachgewiesen. Wie bei Corona sollten wir im Falle des Klimawandels auf die Wissenschaft hören, wie es auch FFF tut. „Klimahysterie“ ist übrigens zum Unwort des Jahres 2019 gekürt worden.

    Einige Daten zum Klimawandel:
    „Allein in Berlin sind im vergangenen Sommer knapp 500 Menschen an den Folgen der Hitze gestorben, berichtet das Robert Koch-Institut. Französische Forscher, die 2007 eine umfangreiche Studie dazu veröffentlichten, schätzten die Zahl der Hitzetoten des Sommers 2003 in Westeuropa auf rund 70.000. Allein in Deutschland seien circa 7000 Menschen durch die Auswirkungen der hohen Temperaturen ums Leben gekommen. (Spiegel) In Europa leiden schon jetzt einige Regionen an Bodenverlust durch Trockenheit, besonders in Spanien. Heiße, trockene Sommer dörren den Boden aus. Die Stauseen führen weniger Wasser, Flüsse verkümmern zu Rinnsalen, es herrscht Wassermangel. Felder und Wälder brennen. Eine Greenpeace-Studie von 2017 kommt zu dem Ergebnis, dass schon heute jährlich 21,5 Millionen Menschen auf der Flucht sind, weil ihre Heimat durch den Klimawandel keine ausreichenden Lebensbedingungen mehr bietet – das sind mehr als doppelt so viele, wie jedes Jahr durch Krieg und Gewalt in die Flucht getrieben werden. Große Teile der Wirtschaft haben längst die Bedeutung der Ökologie für sich erkannt. Ohne Bewahrung der Natur gibt es keinen Wohlstand, das ist die alarmierende Botschaft einer Studie des Weltwirtschaftsforums (WEF). „44 Billionen Dollar an ökonomischer Wertschöpfung sind demnach direkt oder indirekt von einer intakten Natur abhängig – mehr als die Hälfte des Bruttosozialproduktes“, heißt es in der FAZ. So viel Grün gab es noch nie. Bis zum Jahre 2050, so die Veranstalter, sollen sämtliche Konzerne klimaneutral wirtschaften.

    Mit den besten Grüßen
    BH

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      Lieber Bruno Heidlberger, ausgerechnet mir vorzuwerfen, ich würde „die Folgen des Klimawandels verharmlosen“, verbuche ich unter Witz des Tages. Ich verweise, wenn Sie sonst nichts von mir zum Thema gelesen haben sollten, auf den Artikel, den ich vor gerade mal acht Tagen hier veröffentlicht habe, und der mit dem Beispiel der Hitzetoten beginnt (Sie hätten ihn also nicht einmal ganz lesen müssen):

      https://starke-meinungen.de/blog/2020/03/09/das-virus-und-das-klima/

      Was nun Ihren zweiten Vorwurf angeht, dass ich „den Begriff Notstand zu sensualistisch und temporär interpretiere“, so könnte ich ihn umdrehen und sagen, dass Sie einen Begriff, der immer temporär gemeint ist (außer bei Diktatoren, versteht sich), nun auf einen Zeitraum von Jahrzehnten ausdehnen. Jedoch brauchen wir uns hier nicht zu streiten, da ich die juristische Definition des Notstands für voll ausreichend halte:

      https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__34.html

      Beachten Sie, dass der „rechtfertigende Notstand“ für Straftaten in einer „gegenwärtigen, nicht anders abwendbaren Gefahr für Leben, Leib, Freiheit, Ehre, Eigentum oder ein anderes Rechtsgut“ besteht, mithin seinem Wesen nach temporär ist.
      Mutatis mutandis sieht das Grundgesetz den verfassungsrechtlichen Notstand bei Naturkatastrophen, Unglücksfällen und kriegerischen Auseinandersetzungen gegeben, was bestimmte Folgen für Gesetzgebung, Gewaltenteilung, Staatsvollmachten, Aufhebung der Grundrechte usw. hat. Der permanente Notstand ist in der Verfassung nicht vorgesehen; wer ihn fordert, fordert zum Bruch der Verfassung auf.
      „Sensualistisch“ hin, temporär her: Mir wäre lieb, Sie würden mich erst dann kritisieren, nachdem Sie sich über meine Position informiert haben.

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    Ja, ich glaube nicht Schwarzmalern, ich glaube auch nicht den Behörden, den gekauften Wissenschaftlern schon mal gar nicht und erst recht nicht den Profiteuren und am allerwenigsten denen, die nur mit gesundem Menschenverstand arbeiten und die deswegen etwas cleverer sind als die anderen. Wem ich aber bedingungslos glaube, ist der Kommunistischen Partei Chinas. Die würden, ohne zu zögern, tausende opfern, um ihren Nimbus zu wahren. Wenn die eine Millionenstadt absperren, vor aller Augen, dann haben die richtige Angst. Und wenn die vor einem Virus richtig Angst haben, dann ist da was. Wenn dann noch die größten Redereien ihre Containerschiffe im Hafen lassen, dann wissen wir, dass einen Monat später, hier Material und Zeug fehlen wird. Das sind Unternehmen, die ohne zu Zucken Crews für Minuten Zeitvorteil opfern würden. Kurz: Wenn die unbarmherzigen Taktgeber des Turbokapitalismus innehalten und Geld im Fantasiebereich aufgeben und die KPC ihre Macht riskiert, dann glaube ich denen mehr als den Gesundenmenschenverstandlern, die wir hier für den Export zu genüge hätten (leider fahren eben die Container nicht). Wenn unsere Wissenschaftler das gleiche sagen, wie die der KP, dann sollten wir uns daran halten. Ich glaube nicht, dass ein Lungenfacharzt aus dem Allgäu deswegen falsch liegen muss, aber gewichtet doch mal die Aussagen nach der Höhe der Einsätze: Geld und Macht gegen Besserwisserei. Mich überzeugt Geld und Macht. Deswegen macht es furchtbar Sinn, sein Umfeld vorzubereiten (Vorräte für zwei/drei Wochen sind kein Hamstern), Hände waschen und zu Hause bleiben. Auf dem Flachbildschirm sehen alle Theorien gleichberechtigt aus, aber am überzeugendsten sind die, auf die die Großen Geld&Macht wetten. DAs wäre meine Lehre.

    1. avatar

      Lieber Stevanovic,

      Ihr Argument kommt mit großer Verve daher und haut einen erstmal um. Aber ist auch schlüssig?

      Mir scheint, sie lösen hier die Abstraktheit solcher Entitäten wie „Partei“, „Geld“ und „Macht“ einfach auf um zu übersehen/verschleiern, daß es sich in allen Fällen und immer um ganz konkrete, individuelle Menschen handelt, die Beschlüsse fassen. Wahrscheinlich sind auch „Schwarzmaler“, welche „mit gesundem Menschenverstand“, „Profiteure“, ganz sicher „gekaufte Wissenschaftler“ etc. darunter. Und ob die Meinung eines großen Parteivorsitzenden sachlich wertvoller ist, als die eines Arztes aus dem Allgäu, steht offen. Schließlich könnte auch dieser Parteivorsitzender sein …

      Nicht „die Partei“ hat Angst, sondern ihre Funktionäre. Und nicht notwendigerweise vor der Seuche, sondern vor ihren vielfältigen Auswirkungen, ahnend, daß Wirtschaft und Medien in einer hyperkomplexen Welt schnell sensibel reagieren und dann ihre eigene „Macht“, ihr „Geld“ in die Waagschale werfen.

      Das alles sagt also über die Wahrheit über den Virus nichts aus – sie können recht haben oder nicht, ein Erkenntnisgewinn ergibt sich daraus kaum. Die „Höhe des Einsatzes“ hat mit dem Wesen des Virus vorerst nichts zu tun, sie ist eine Reaktion auf die vorausgesehene Wirkung der Fama des Virus.

      Oder hat sollte Louis Fürnberg recht behalten?

      Die Partei, die Partei, die hat immer Recht!
      Und, Genossen, es bleibe dabei;
      Denn wer kämpft für das Recht,
      Der hat immer recht.
      Gegen Lüge und Ausbeuterei.
      Wer das Leben beleidigt,
      Ist dumm oder schlecht.
      Wer die Menschheit verteidigt,
      Hat immer recht.

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        Lieber Seidwalk,
        die Frage, deren Antwort ich mich versuche zu nähern, ist, ob ich weiterhin, abgesehen von den üblichen kleinbürgerlichen Bedenken, Türklinken ablecken darf oder nicht. Als Hilfe habe ich einen Laptop mit Internetzugang. Ich habe die Kriterien genannt, nach deren Abwägung ich beschlossen habe, einige liebgewonnene Gewohnheiten nun aussetzen. Nachdem Sie über das Wesen des Virus ausgiebig nachgedacht haben, werden Sie bestimmt auch Alltagsentscheidungen treffen. Und dann würde mich interessieren, was für Sie das überzeugende Argument war, etwas am täglichem Ablauf zu ändern. Dran lecken oder nicht? Sollte die Antwort sich reimen, freut mich das besonders.

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    „Das System kann nicht alle gleichzeitig“ verkraften.
    Richtig aber ein Trugschluss; denn das passiert auch nicht.
    Die Alten und die sehr Alten sind – so die südkoreanischen Daten – selten infiziert und halten sich am ehesten an die Regeln zur Eindämmung bzw. werden abgeschottet. Die Jungen Menschen erkranken selten und die jungen Erwachsenen benötigen keine Intensivmedizin. Es gibt ja auch ambulante Hilfen (Atemgeräte und Kreislauf stärkende Mittel) für diese eher kleine Gruppe.

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      Liebe Monika Frommel, ich sehe keinen Grund, warum sich die Kurve bei uns wesentlich anders entwickeln sollte als in Italien. Und dort – in der reichsten Gegend des Landes, der Lombardei – gab und gibt es teilweise katastrophale Verhältnisse. In Berlin wird gerade eine Notklinik mit 1000 Betten eingerichtet, es gibt Pläne für die Requirierung von Hotels usw. für Erkrankte etwa aus Altenheimen, die schnell isoliert werden müssen. Sagen wir es so: Ich bin froh, dass die Organisation der Antwort auf die Epidemie in der Hand der Berliner Behörden ist, und nicht in Ihrer.

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        Es gibt schon einen Unterschied im Sozialverhalten zwischen Italienern und Deutschen. Daß Eltern oder Großeltern monatelang nicht besucht werden ist in Italien undenkbar. Die viel kritisierte soziale Kälte in Deutschland ist in diesem Fall ein Segen. Früher oder später wird es dazu bestimmt wissenschaftliche Erkenntnisse geben, aber ich habe das Gefühl, daß Gesellschaften in denen die Menschen distanzierter miteinander umgehen derzeit die wenigsten Probleme haben.
        Und was die Fähigkeiten der Berliner Behörden betrifft:
        Halten Sie durch !

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    Der Unterschied zwischen Klima-Notstand und Corona Notstand ist m.M. vor allem der, beim ersten werden die schlimmsten Folgen erst nach Jahrzehnten voll spürbar sein werden, bei Corona bereits nach einigen Monaten. Beides erfordert entschlossenes Handeln. Allerdings muss das Handeln in der Corona Krise viel kurzfristiger und drastischer ausfallen.
    Ich fürchte allerdings das Corona eine Weltwirtschaftskrise auslösen wird, mit der wir noch einige Zeit zu tun haben werden, auch dann wenn die Pandemie selbst schon unter Kontrolle sein wird. Es wäre ein Fehler, dann zu meinen, Klima-Krise sei sekundär und Wachstum- egal um welchen Preis- müsse dann wiege generiert werden, auch wenn es zu Lasten von längerfristigen Klima-Zielen geht.

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      Wie man die Klimaziele ohne Wachstum erreichen soll, bliebt allerdings Ihr Geheimnis, lieber Lothar Birkner.

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    Bislang steht fest, dass die Hälfte der Infizierten keine Symptome hat (also auch nicht getestet wird und auch nicht werden soll). Diese 50 % werden immun sein. Das RKI geht davon aus, dass wir in zwei Jahren eine Herden-Immunität haben.
    Von den Erkrankten (das sind nur maximal 50 % der Infizierten!) haben wiederum nur 9% mehr oder weniger schwere Verläufe. Wieso soll das nicht zu bewältigen sein?
    Das RKI verlangt lediglich eine Verdoppelung der Intensivmedizin. Eigentlich sind bei vielen Erkrankten sogar nur Beatmungen nötig. Ich habe den Eindruck, dass hier schwer übertrieben wird!

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      „Bislang steht fest, dass die Hälfte der Infizierten keine Symptome hat (also auch nicht getestet wird und auch nicht werden soll).“ Wenn die Leute ohne Symptome nicht getestet werden, woher wissen Sie dann, wer infiziert ist und wer nicht?
      „Das RKI verlangt lediglich eine Verdoppelung der Intensivmedizin.“ Wir haben in Deutschland die zweitgrößte Anzahl Akutbetten pro 100.000 in der Welt. Das zu verdoppeln ist eine gewaltige Aufgabe, räumlich, vom Personal und von der Ausrüstung her, die ich kaum mit dem Adverb „lediglich“ qualifizieren würde.

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    APo: ‚Es ist weder nachgewiesen, dass Grenzschließungen gegen das Virus wirken, noch ist die Situation vergleichbar.‘

    … selbstverständlich ist nachgewiesen; Grenzschließungen wirken gegen das Virus. Durch seine Nähe zur Volksrepublik China galt Taiwan eigentlich als Hochrisikogebiet für das Coronavirus. Doch die Regierung war gut vorbereitet und hat die Epidemie im Land effektiv eingedämmt.

    … im anderen thread, Merkel zum Coronavirus in Deutschland; ’60 Prozent der Menschen werden damit etwas zu tun haben’

    Die WHO errechnet bei Coronavirus-Erkrankten eine hohe Mortalitätsrate von 3,4 Prozent. Italien meldet sogar fast 5 Prozent. (The European)

    … bei ca. 80 Millionen Einwohnern in Deutschland sind 60% 48 Millionen Menschen. Bei einer Mortalitätsrate von 1 % sprechen wir von 480’000 Toten, bei einer Mortalitätsrate von 2%; 960’000 … 4%; 1’920’000 (1,9 Millionen) toten Menschen … ‚wir faffen daf!‘

    Im Übrigen; ohne ‚Merkel-Doktrin‘ und ohne ‚rot-grüne Demagogie‘ auch keine Eurokrise (Griechenland), keine Klimakrise (Atomausstieg, CO2), kein Brexit, keine ‚Flüchtling’s- und Migrationskrise (Jugoslawien, Afghanistan, Libyen, Irak, Syrien, ‚Open Society/Mounk-Menschenexperimente‘) – ohne Lüge gar keine Krise.

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      Lieber blonderhans, Sie verwechseln Äpfel und Birnen. Natürlich war es richtig, frühzeitig Flüge aus China einzustellen. Leider wurde das in Europa nicht frühzeitig genug gemacht. Dadurch gibt es eine relativ breite Streuung des Virus in Europa. Ob es da Sinn macht, die innereuropäischen Grenzen zu schließen, darf man also schon fragen. Die Frage ist aber akademisch, da sie schon geschlossen sind.
      Die Mortalitätsrate bei Corona beträgt 1,4%, nicht 3,4%. Die italienischen Zahlen sind so zuverlässig wie das dortige Gesundheitswesen. Da sie gar nicht wissen, wer alles erkrankt ist, können sie keine belastbare Mortalitätsrate angeben.
      https://www.statnews.com/2020/03/16/lower-coronavirus-death-rate-estimates/

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        Mir erschient diese Mortalitätsrate von 1,4% viel zu hoch. Klar ist, dass in Italien wie auch in sehr vielen anderen Ländern die Dunkelziffer an Infizierten viel höher ist als die offizielle Zahl angibt.
        Wenn man davo nausgeht, dass Länder wie Deutschland oder Norwegen im Vergleich die kleinste Dunkelzigffer haben, so sollte man sidch die dortigen Werte ansehen. In Deutshcland stehen aktuell 9366 registrierte Infizierte 26 Todesfällen gegenüber. Das ergibt eine Mortalitätsrate von 0,28 %. Da es in Deutschland ebenfalls eine Dunkelziffer geben wird, ist die echte Rate also geringer als diese Zahl. (Wie ich gestern errechnet habe, deckt sich diese Rate übrigens mit der in Norwegen und einem dritten Land (war es die Schweiz?)

        Für die rechnerisch höhere Mortalitätsrate in Italien gibt es zwei Gründe:
        1. Es sind wesentlich mehr infiziert, als die Zahl der registrierten Infizierten ausweist. Dies ist der Hauptgrund. Der Grund hierfür: Die meisten Italiener können es sich nicht leisten, zum Arzt zu gehen und krankgeschrieben zu werden. Da smaschen sie nur im echten Notfall.

        2. Es sterben mehr, weil das italienische Gesundheitssystem überlastet ist.

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        Lieber Roland Ziegler, die Mortalitätsrate ist die von Wuhan. Immerhin eine Millionenstadt mit einer sehr guten medizinischen Versorgung. Das Problem mit Ihrer Rechnung ist, dass sie nur die Zahl der schon Gestorbenen angibt. Sie versuchen, aus einer Momentaufnahme etwas abzuleiten, was nur genauer bestimmt werden kann, wenn es statistisch gesehen ausreichend Infizierte, ausreichend Tote und eine ausreichend lange Zeit seit dem Abflauen der Epidemie gibt. Das ist wohl in Wuhan der Fall. Ich würde also weiterhin 1,4% annehmen. Sollte ich mich irren, umso besser.

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        …huch, sorry für die grottenschlechte Rechtschreibung – ist grad etwas stressig, ich hab wenig Zeit…

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        Ja, Ihr Argument mit Wuhan und der „Momentaufnahme“ ist im Prinzip richtig. Aber es wäre möglich, dass es auch andere Gründe gibt – z.B. dass in Wuhan mehr Alte und Leute mit Vorerkrankungen (Asthma, Diabetes, Raucher…) leben -,die den Unterschied ebenfalls erklären können.

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        …wie es aussieht, sind die Lebenserwartungen und -bedingungen in Wuhan tatsächlich nicht gut. Vor Corona hatten die Leute in Wuhan unter einer sehr starken Luftverschmutzung zu leiden, über die auch hierzulande viel berichtet wurde. Smog war an der Tagesordnung. Keine guten Bedingungen, um einer neuartigen Lungenkrankheit standzuhalten. Hoffen wir auf eine niedrigere Mortalität.

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        …und noch ein Argument: In Wuhan wurden wahrscheinlich ähnlich wie in Italien bei weitem nicht alle Infizierten erfasst. Auch dort ist es fraglich, ob die erkrankten Einwohner tatsächlich den Gesundheitsdienst aufsuchen bzw. aufgesucht haben, wenn sie sich nicht ganz wohlfühlen. Gerade am Anfang haben das sicher die wenigsten getan. Mit entsprechenden Auswirkungen auf die Zahl.

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    Ein bislang noch nicht erwähnter Punkt, der ebenfalls für die aktuellen Isolationsmaßnahmen spricht: Es geht nicht nur darum, die Infektionsrate herabzudrücken, um die potentiell Kranken zeitlich zu streuen. Vielleicht schaffen es sehr viele der ins Auge gefassten 60-70 %, sich bis zur Verfügbarkeit eines Impfstoffs gesund zu halten, d.h. sich gar nicht zu infizieren. Mit etwas Optimismus wird es einen Impfstoff vielleicht schon zum Jahresende geben,. Vermutlich wird die Epidemie im Sommer sowieso etwas zurückgehen (der Virus stirbt ab 28 Grad). D.h. die aktuellen Isolationsmaßnahmen helfen uns erstmal über die aktuellen kritischen Monate bis in den Frühsommer, dann gehen die Neuinfektionen hoffentlich spürbar zurück. Dadurch kann die Wirtschaft wieder voll anlaufen. Ab Herbst wird es erneut kritisch, dann werden die Neuinfektionen wieder deutlich ansteigen, aber dann ist eine Impfung hoffentlich schon in Sicht bzw. in der Testphase. Dann wird es eine zweite Phase der Isolation geben, bis wir einen Impfstoff haben und dieser Virus erledigt ist.

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      Lieber Roland Ziegler, weder würde ich Wetten darauf eingehen, dass das Virus im Sommer zurückgeht (der erste deutsche Tote hat sich in Ägypten infiziert, wo es, wie ich aus Erfahrung weiß, im Februar so heiß sein kann wie bei uns im Sommer), noch erst recht, dass es im Herbst eine Impfung gibt. US-Vizepräsident Mike Pence – von Amts wegen eigentlich ein Überoptimist – sagte heute in KCRW Berlin (American Public Radio), man beginne bereits mit den klinischen Versuchen eines Impfstoffes, erwarte aber erst im Sommer 2021 den Abschluss des Genehmigungsverfahrens.

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        Ich hoffe trotzdem, es geht schneller mit dem Impfstoff. Und der Sommer wird wenigstens dazu führen, dass die tödlichen Superinfektionen (Krankheitskombinationen mit mehreren Erregern) zurückgehen. Auch wird die aktuelle flächendeckende Isolation zu einem Rückgang der Neuinfektionen führen. Beides zusammen müsste im Frühsommer zu einer spürbaren Abschwächung der Problematik führen. Die dann natürlich irgendwann wieder anzieht.

        Auf alle Fälle sind die Isolationsmaßnahmen richtig, rational und nicht übertrieben.

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        Die Hoffnung, daß die Infektionen im Sommer nachlassen, ist bestenfalls aus dem Verhalten der jährlichen Grippewellen abzuleiten; es hat aber nur sehr bedingt mit dem Sommer an sich (und der besseren natürlichen Desinfektion durch höhere UV-Strahlung) zu tun, sondern mit dem menschlichen Verhalten, das im Winter die Ausbreitung der Grippe per Tröpfcheninfektion begünstigt: Aufenthalt von vielen Menschen in schlecht gelüfteten Räumen, trockenere Luft und damit stärker strapazierte Schleimhäute und ein allgemein schwächeres Immunsystem, weil dem Körper das Licht fehlt. Ob das aktuell grassierende Coronavirus ebenfalls diesen Rahmenbedingungen unterliegt, ist zwar nicht auszuschließen, aber für eine Vorhersage zu gewagt; SARS wurde 2002/2003 zu rasch eingedämmt für eine jährliche Welle, die man Influenza vergleichen könnte.

  24. avatar

    Sehr geehrter Herr Posener,
    der Grossversuch scheitert schon daran, dass man vorab die „Herde“ nicht in die 80%, die nur leichte Symptome bekommen werden, die 17%, die es auf die Matratze hauen duerfte, und die 3%, die zu kaempfen haben werden, trennen kann. Die Theorie, eine Herdenimmunitaet auf diese Weise zu bekommen, ist ein Gedanke. Ob Boris Johnson etwaige Gedanken haben und sogar einen Loesungsweg kennen koennte, sein Handeln als rational induziert angenommen werden kann, ist so abstrus wie die Annahme, dass Trump rudimentaere Anteile Anstand besitzt.
    Aber schauen Sie doch auf die Gesellschaften, in denen 60-70% der Bewohner unter 40 sind, die ein mittelalterliches Gesundheitssystem besitzen und denen Regierungen am Wohl des Volkes nichts liegt, also Aegypten, Iran, usw., denn die machen genau dieses Experiment, allerdings aus Sicht der Bevoelkerung unfreiwillig. Wir werden in 2-4 Jahren wissen, ob es in diesem Fall ueberhaupt eine Herdenimmunitaet gibt. Bis dahin sind Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme im Sturzflug.
    Beruhigend ist: Die Globalisierungsgewinne der letzten 20 Jahre werden sich am Ende dieser Phase in Luft aufgeloest haben. Beunruhigend ist: Die Verluste treffen die Falschen.
    Es ist ja nicht die erste Pandemie und ich denke auch, dass die Menschheit als Ganzes aus sich selbst heraus nichts aendern wird, wie immer uebrigens. Wuerde die Pandemie in Zusammenarbeit aller Nationen weltweit geloest, haetten wir alle Chancen auf einem hoeheren Level des Miteinander zu kommen, aber Grenzschliessungen, nationale Loesungen und fehlende globale Koordination dieser Pandemie sprechen eine eindeutige Sprache. … Gut, mir fehlt im letzten Drittel des gelebten Lebens der Glaube an das Gute im Menschen, ich bin voreingenommen.

  25. avatar

    „2,5 Millionen (fünf Prozent) werden schwer erkranken und eine Intensivbehandlung (Sauerstoffzelt, Ventilatoren usw.) brauchen. Darauf ist das System nicht vorbereitet.“
    Sauerstoffzelte und Beatmungsgeräte können wir doch herstellen und vermehren. Es geschieht doch auch bereits. Vielleicht ist es in einer Stadt wie Berlin besonders schwer, auch Hamburg und NRW. München hat riesige Kapazitäten. Auch haben wir in der Fläche sehr viele Krankenhäuser, die schnell beliefert werden können. Es ist keine derartig schwierige Behandlung, dass sie einen solchen Pessimismus rechtfertigt.
    Wir tun ja in Deutschland bereits sehr viel, um dem Gesundheitssystem Anpassungen zu ermöglichen. Es ist sehr viel billiger hier schnell nachzurüsten, als die gesamte Wirtschaft in Grund und Boden herunter zu fahren. Es gibt außerdem sehr viele Selbstständige, die das allenfalls bis Mitte April/Mai aushalten können. China hat ja auch nur Wuhan total abgekoppelt vom Wirtschaftskreislauf.
    Mir scheint, dass es nicht so schlecht läuft. Weder das eine Extrem (nichts tun) noch die totale Abschottung wird helfen, sondern nur die Erweiterung und Verbesserung der Hilfen für die wenigen schwer Erkrankten.
    Wenn eine angemessene Infektionsquote erreicht ist, stellt sich das Problem sehr viel milder.

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      Liebe Monika Frommel,
      das System kann schlicht und einfach nicht 2,5 Mio. Leute mehr oder weniger auf einmal verkraften. Wir haben in Deutschland ein sehr hohes Verhältnis von Intensivbetten zur Bevölkerung, das zweithöchste der Welt nach den USA, aber wenn ich richtig rechne, komme ich auf etwa 20.000 für ganz Deutschland. Die lassen sich nicht beliebig hochfahren, auch weil ein Teil des qualifizierten Personals erkranken wird. Selbst wenn wir annehmen, dass die Zahl 2,5 Mio. zu hoch geschätzt ist und dass die Zahl der Intensivbetten um das zehnfache gesteigert werden kann, so dass wir 2 Mio. gegen 200.000 Intensivbetten haben, was auch das Rechnen leichter macht, so ergibt sich bei einer Krankheitsdauer von 2 Wochen die Notwendigkeit, die Erkrankungsrate über etwa 20 Wochen (also fünf Monate!) zu strecken.
      Das sind sehr grobe Schätzungen, aber ich finde, es hilft, ein paar Rechnungen anzustellen, bevor man einfach behauptet, wir seien gut auf alle Eventualitäten gerüstet; man muss wissen, um welche Eventualitäten es sich handelt.

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