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Das Virus und das Klima

1435 meist ältere Menschen starben allein in Frankreich binnen weniger Wochen. Das war letztes Jahr im Sommer. Der Grund war kein neuartiges Virus, sondern eine Hitzewelle. Die gute Nachricht, so Frankreichs Gesundheitsministerin Agnès Buzyn: Bei der Hitzewelle 2003 waren zehn Mal so viele Menschen gestorben. Richtig: über zehntausend Menschen.

Inzwischen, so Buzyn, habe man gelernt, mit der Hitze besser umzugehen. Daher die vergleichsweise niedrige Zahl der Hitzetoten im letzten Jahr. Die Hitze selbst allerdings kann man nicht abstellen. Alle Prognosen sagen, dass Extremwetterereignisse auch in Europa infolge des Klimawandels zunehmen werden. Es wäre also keine Übertreibung zu sagen, dass der Klimawandel längst hier in Europa seine Opfer fordert. Gewiss, man kann dagegen einiges unternehmen: Altersheime mit Klimaanlagen ausstatten, Schulen hitzefrei geben, die Menschen auffordern, wenn möglich zuhause zu bleiben, die pralle Sonne zu meiden und viel zu trinken. Aber einen Impfstoff gegen die Hitze gibt es nicht.

Klimaangst und Virusangst

Vor diesem Hintergrund ist es merkwürdig, wie oft in Bezug auf die Bewegung zum Schutz des Klimas von „Hysterie“ geredet wird. Oft von den gleichen Leuten, die angesichts eines Virus, das allem Anschein nach in den meisten Fällen relativ glimpflich verläuft, geradezu in Paroxysmen verfallen. Es sind oft dieselben Leute übrigens, die jetzt von Staats- und Politikerversagen reden, wenn nicht sofort das Bahn- und Busfahren verboten, die Bevölkerung einer Massenüberprüfung unterzogen, die Grenzen geschlossen werden usw. usf. Die größten Kritiker der staatsgläubigen Elche sind, wenn sie Angst bekommen, selber welche.  

Es geht mir nicht um Whataboutism. Nicht also darum, eine Krise gegen die andere auszuspielen. Natürlich muss das Corona-Virus kurzfristig mit allen sinnvollen Maßnahmen bekämpft werden, völlig unabhängig davon, dass langfristig der Klimawandel die größere Bedrohung ist, zu der übrigens auch gehört, dass Krankheiten, die bislang auf die Tropen beschränkt waren, auch zu uns finden könnten.

Zu diesen Krankheiten gehört, um das mit aller Deutlichkeit zu sagen, das Coronavirus nicht. Aber wenn wir schon über den Zusammenhang von Klimawandel und Krankheit reden: Wie wurde über den Begriff „Flugscham“ gespottet! Und doch hat sich das Virus von China aus vor allem per Flugzeug ausgebreitet. Nicht Flüchtlinge haben es zu uns gebracht, wie manche im Web zirkulierenden Landkarten suggerieren wollen, sondern Geschäftsreisende und Touristen. Ich sage das durchaus selbstkritisch. Ich war ja vor zwei Wochen in Malaysia. (Und fühle mich gut, danke der Nachfrage.)

Noch einmal: Es geht nicht um Whataboutism, sondern um Mentalitäten. Wer den Staat ständig madig macht, weil er nicht so effizient arbeitet wie ein Privatunternehmen, wer ständig an allen Ecken und Enden „überflüssige Bürokratie“ – in der Regel: Planstellen – abbauen und „Verschwendung“ geißelt, darf sich nicht wundern, wenn den Behörden im Notfall die personellen und materiellen Reserven fehlen. Privatunternehmen, die effizient und sparsam arbeiten, mit „just in time“-Lieferketten und einem schlanken Mitarbeiterapparat, sehen nun zu, wie ihre Produktion wegen des Virus zusammenbricht und ihre Aktien in den Keller gehen; nun rufen die Manager verzweifelt nach dem eben noch bei jeder Dinnerparty verächtlich belächelten Staat. Wer ständig die „Verbotsmentalität“ kritisiert und bei jeder Klimaschutzmaßnahme  vor einer drohenden „Ökodiktatur“ warnt, sollte sich nicht darüber beschweren, dass die Gesundheitsbehörden in der Krise auf Hausärzte, Privatkliniken, Forschungsfirmen und den gesunden Menschenverstand der Bürger*innen verweisen. Aus Deutschland wird nicht über Nacht wegen eines Virus China, zum Glück übrigens.

Lehren aus der Krise

Noch einmal: Es geht nicht um Whataboutism oder darüber, billige publizistische Punkte zu machen. Es geht um Lehren aus einer Krise, die man auf die andere übertragen kann. Die erste Lehre lautet: der Staat ist nach wie vor unverzichtbar, und er muss nach anderen Grundsätzen funktionieren als ein profitorientiertes Unternehmen. Die zweite Lehre lautet aber: ohne die Vernunft der Bürger funktioniert nichts. Der Einzelne kann durch sein Verhalten eine Menge erreichen. Siehe die französischen Hitzetoten. Die dritte Lehre lautet: wir Menschen sind anscheinend evolutionär darauf getrimmt, unmittelbare Gefahren sehr genau wahrzunehmen und langfristige eher zu vernachlässigen. Auch wenn alle Expert*innen sagen, dass es keinen Grund gibt, wegen des Virus in Panik zu geraten, reagieren die Börsen panikartig, beherrscht das Virus die Medien. Als Insider kann ich sagen: das liegt nicht daran, dass die Medien „Panikmache“ betreiben oder die Menschen manipulieren würden, wie das von interessierter Seite in Bezug auf den Klimawandel immer behauptet wird, sondern daran, dass die entsprechenden Artikel wie blöd geklickt werden. Wir können ja in Echtzeit verfolgen, was geht und was nicht geht. Flüchtlinge gehen immer, Corona geht noch besser.

Wer manipuliert die Medien?

Wenn überhaupt, werden die Medien von den Medienkonsumenten manipuliert. Seit Wochen kann man nicht mehr sagen als: Wascht die Hände, niest in die Ellenbögen, meidet den Kontakt zu möglicherweise infizierten Personen, aber wenn ihr infiziert seid, geratet nicht in Panik und haltet die Notbetten frei für die – verhältnismäßig wenigen – Patient*innen, die sie wirklich brauchen. Nein, wir wissen nicht, wie viele Menschen sich noch infizieren werden, und wenn das vorbei sein wird; und nein, einen Impfstoff werden wir so schnell nicht zur Hand haben. Mehr kann man nicht sagen, aber dennoch klickt jeder Artikel zu Corona, selbst wenn es sich um völlig aberwitzige Beiträge handelt, in denen alle möglichen Verschwörungstheorien ausgebreitet werden, oder in denen Leute, die erst seit vier Wochen das Wort Corona-Virus kennen, „der Politik“ vorwerfen, darauf nicht vorbereitet zu sein oder nicht alles zu sagen, was sie wissen. Anscheinend ist der Wunsch, einen Schuldigen zu finden, wenn etwas Unangenehmes passiert, auch eine Konstante menschlichen Verhaltens.

Also: Am Corona-Virus geht die Menschheit nicht zugrunde. Am Klimawandel auch nicht. Aber – und hier kommt die vierte Lehre – globale Herausforderungen fordern globale Antworten. Wuhan ist nebenan. Idlib auch. Wir können zwar ganze Gebiete abriegeln, um das Virus einzudämmen, wir können die Europäische Union gegen die Flüchtenden auch abriegeln, aber den Klimawandel können wir nicht weg- oder aussperren, wie das Beispiel Frankreich zeigt.

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109 Gedanken zu “Das Virus und das Klima;”

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    Ehrlich gesagt, lieber Roland Ziegler, würde mir die Debatte nicht viel Spaß machen, wenn ich nicht das eine oder andere auch auf mich beziehen und persönlich nehmen würde. Das ist ein Charakterzug, den ich wohl kaum noch ändern kann. Ich kann aber Ihren Erläuterungen tatsächlich weitgehend folgen und zustimmen, auch das, was Sie über die Arbeitswelt schrieben, sehe aber nach wie vor die Gefahr, dass unsere persönliche Freiheit und das Gefühl dafür dadurch erodiert, dass wir uns daran gewöhnen könnten diesen oder jenen Aspekt eines selbstbestimmten Lebens aus irgendeinem ‚vernünftigen‘ Grund (immer stecken dahinter mehr oder eben auch weniger begründete Ängste) zur Disposition zu stellen. Längst diskutieren z.B. Klimaschützer über ein Verbot, Haustiere zu halten, also letztlich darüber, alle Hunde und Katzen zwangsweise zu töten und als die Meldung aufkam, der Virus könnte auf Haustiere überspringen, wurde ich sehr hellhörig. Und meine Angst betraf spontan nicht meine Gesundheit, sondern meinen vierbeinigen Freund. Das mögen andere lächerlich oder drollig finden, aber selbst diese Leute sollten sich Gedanken über ihre persönlichen Grenzen machen, statt über Einschränkungen für andere zu philosophieren. Letztlich sind wir da alle an einem Punkt verletzlich und die Fixierung auf eine Gefahr musste schon allzu oft dafür herhalten die Freiheit Dritter einzuschränken. In totalitären Systemen. In von einer Mehrheit erwünschten totalitären Systemen. Weil es nun mal die Sorte Mensch gibt, denen die Möglichkeit, Macht auszuüben mehr bedeutet, als die eigene Freiheit. Oder mit großen Sicherheitsbedürfnisse, die auf unrealistischen Risikoeinschätzungen beruhen (Stichworte: Angst vor Kernkraft vs. Tote im Straßenverkehr). Das sehe ich bei der gegenwärtigen Krise zwar bei der Mehrheit der politischen Akteure noch nicht als Triebfeder, aber Stimmen, die auf die Gefahren für die Freiheit hinweisen haben es im Moment schwer, Gehör zu finden. Und damit meine ich nicht die Sorge um Kinder, die die binomischen Formeln vielleicht erst 6 Wochen später lernen und den daraus möglicher Folgen für den Wirtschaftsstandort in 10 Jahren. Ich selber vermisse weder den samstäglichen Trubel in der Innenstadt, noch irgendeine Loveparade oder Demo, aber der Eingriff in sehr persönliche Angelegenheiten ist möglich geworden und wenn Dinge plötzlich verlangt werden, die nicht einzusehen und nachvollziehbar sind, wie z.B. diese Sache mit den Zweitwohnungen (Berlin oder Hamburg könnte mit dem gleichen Grund auch die Kliniken für MV oder SH schließen) und einige andere, dann ist das keine gute Sache, auch im Hinblick auf die Akzeptanz der Corona-Maßnahmen. Das ist Populismus der übleren Sorte. Schimpfe da noch mal einer über Trumps ‚America first‘. Nochmal: Mir geht es um die Selbstbestimmung, die ich als Voraussetzung für Einsicht sehe und wenn Sie Ihre Mutter nicht besuchen, werden sie das bestimmt aus Sorge um sie tun und nicht, weil die Regierung es so fordert. Mit Gedanken- oder Sandkastenspielchen, welche Einschränkungen man noch verfügen könnte, gefährdet man m.E. mehr, als man auch nur theoretisch erreichen könnte. Aber genau dazu schreibe ich noch was, allerdings nicht jetzt, denn im Moment geht alles nur per mühsamem Tippen über mein Smartphone.

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    Mir scheint, der Klimawandel und die Viren sind das, was für die Nationalstaaten früher „der äußere Feind“ in Gestalt anderer Nationalstaaten war, gegen die man militärisch rüsten und trainieren musste. Da Krieg und Nationalismus in Europa irgendwie abgeschafft sind, legitimieren jetzt Kampf gegen das Klima und die Viren den staatlichen Herrschaftsapparat. Zugleich können mit diesen äußeren Feinden innere gesellschaftliche Konflikte zB. zw. den Generationen, Einheimischen und Einwanderern, Arm und Reich, Eliten und Plebs überspielt und Einigkeit hergestellt werden.

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    Mit fällt andere Parallele zwischen Klimawandel und Corona-Pandemie auf: Beides hat auch positive Seiten:
    „Der Modellierung auf Basis von mehr als einem Dutzend Klimamodellen zufolge wird sich die für Landwirtschaft geeignete Fläche in den kommenden 50 bis 100 Jahren weltweit um fast ein Drittel ausweiten.“ – und so die Ernährung der wachsenden Bevölkerungszahl ermöglichen.
    https://www.sueddeutsche.de/wissen/klimawandel-sojaanbau-sibirien-ernaehrung-umweltprobleme-1.4830873

    Die Corona-Pandemie würde viele Staaten mit verjüngter und revitalisierter Bevölkerung zurücklassen, gerade auch solche mit demographischer Schieflage.

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      Und wieder einmal, Münsteraner, haben Sie Ihre Affinität mit Sozialdarwinisten schlimmster Sorte bewiesen. Ich kann schon verstehen, dass Sie sich lieber hinter einer Burka verstecken.

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        Die Erinnerung an den Sozialdarwinismus drängt sich gerade vielen auf, weil unabweisbar ist, dass die Starken den Virenbefall mit guter Chance überleben, während die Schwachen untergehen – und wir eben mal nicht von Hasen reden, sondern von Menschen und einem auch die Parole „Survival of the fittest“ in den Sinn kommt, und ob „fit“ in diesem Kontext wirklich nur „angepasst“ bedeutet und nicht womöglich auch gesund und stark.

        Desweiteren realisieren viele Menschen anscheinend erstmals, dass sie sterblich sind.

        Harte Wahrheiten tischt uns diese Pandemie auf.

        Die Viren interessieren sich nicht für Menschenwürde, viele Virenbekämpfer aber anscheinend auch nicht, wenn sie Menschen jetzt sozial bis zum Tod isolieren, inbesondere auch Alte, Kranke und Hilfsbedürfte.

        Die Viren, metaphorisch gesprochen, haben aber auch gar kein Interesse ihre Wirte zu töten, damit zerstören sie ja ihre Existenzgrundlage, nur ist unsere Gesellschaft total überaltert und liefert zu viele schwache Wirte. Dumm gelaufen für beide, die Viren und die Wirte. Die Krise zeigt übrigens auch, dass die Gesundheitssysteme in überalterten Gesellschaften überfordert sind, diese noch angemessen zu versorgen. Geld ist ein Problem, Personal ist (schon demographisch) ein Problem.

        Ich bin nicht an Ihrem Tod interessiert, Herr Posener, ich habe nur darauf hingewiesen, dass er zwei Seiten hat. Also ich sehe den Tod nicht ausschließlich negativ. Er ist der Preis der sexuellen Fortpflanzung.

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        Ja, das sehe ich sehr ähnlich, @Münsteraner. Wir versuchen, die Evolution durch Kultur und Moral zu bändigen und das ist gut so, aber das geht nur bis zu einem gewissen Punkt: Wenn Angehörige nicht mehr an die Sterbebetten dürfen ist das keine Kultur mehr, sondern barbarische Unkultur, keine Vernunft mehr, sondern vulgäres und autoritäres Besserwissen, keine Moral mehr, sondern Bigotterie. Das sollte man allen allzu Staatsgläubigen und Alarmisten – denen das so gar nicht auffallen will und in ekelhafter eitler Selbstgewissheit von ‚‚Kollateralschäden‘ faseln, immer wieder sagen. Ich hoffe wirklich, dass jene, die überzogen haben, noch zur Verantwortung gezogen werden. Und es wird überzogen. DESWEGEN: Exit now!

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        Das ist vitalistischer Unsinn, Münsteraner. Eine Gesellschaft, ihre Zusammensetzung, ob da nun überwiegend „Fitte“ oder „nicht Fitte“ leben, ob sie überaltert ist oder jung – das ist alles völlig nebensächlich. Selbst wenn man den unsinnigen Maßstab der Leistung anlegt – wann ist eine Gesellschaft „leistungsfähig“? – so sieht man, dass es mitnichten die „jungen Gesellschaften“ (wie in Gaza, afrikanischen Ländern usw.) sind, die wirtschaftliche und leistungsmäßige Spitzenpositionen einnehmen, sondern die vermeintlich überalteten europäischen Gesellschaften, in denen man alt werden kann und in denen auch die Zivilisationskrankheiten wie Fettleibigkeit, Asthma, Allergien, Bluthochdruck usw. zuhause sind.

        Also sebst vor dem eigenen Maßstab – „Wer ist der Stärkere?“ – zeigt sich, wie falsch diese vitalistische Sichtweise ist. Auch die Frage, welches Interesse das Virus hat, bringt uns nicht weiter. Wir müssen überlegen, welche Interessen WIR haben. Ob wir uns tatsächlich die Rücksichslosigkeit erlauben sollten, auf die Leben der Älteren und Kranken so sorglos zu pfeifen, wie Sie es hier aufführen. Ob das unser Interesse sein kann. Das Interesse „der Natur“ oder „der Gesellschaft“, sofern da überhaupt von einem Interesse die Rede sein kann, ist sicher nicht unser Interesse. Wir sollten unser Interesse verfolgen und unsere Menschen so gut wie möglich schützen. Und wenn wir dazu keine Lust verspüren, sollten wir uns für ein gutes Jährchen mal erwachsen verhalten, uns anders verhalten, als wie wir lustig sind, wie wir es ja auch es von den Kindern permanent verlangen. Wenn wir bei einem solch schwerwiegenden Anlass permanent jammern: „Mag ja alles sein, aber ich habe keinen Bock, mich zu fügen!“ was sollen die denn da sagen.

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        .. und mit ‚zur Verantwortung ziehen’ meine ich einen Ministerpräsidenten Kretschmer im Polizeistaat Sachsen, eine brüllende Landrätin in S.-Anhalt und nicht zu vergessen die Nordlichter, die Leuchttürme föderaler Schäbigkeit in Schleswig-Hohlkopf und der Mecklenburg-Vorpommerner Hirnquarantäne. Die Hotelbetreiber und Gastronomen dieser vom Fremdenverkehr lebenden Drittweltprovinzen sollen dieses Personal so schnell, wie möglich nach Elba oder besser direkt nach St. Helena verfrachten, andernfalls jeder mit noch etwas Stolz und Rückgrat im Leib diese Gebiete großräumig umfliegen wird auf dass die dortigen Deiche vergammeln bis Jütland eine Insel im Skagerak wird.

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        Sehen Sie sich und uns alle nicht in der Lage, ein Jahr lang die Füße stillzuhalten? Damit Hunderttausende kränkliche Menschen mehr leben können und nicht sterben müssen? Das scheint ja eine unglaubliche Kraftanstrengung zu sein: ein Jahr lang nicht an die Küste zu fahren, ein Jahr lang zuhause zu bleiben. Länger wirds nicht dauern, dann gibt es einen Impfstoff. Wahrscheinlich geht es sogar schneller. Muss es schon jetzt, nach einem Monat, wieder ungebremst weitergehen, egal wie hoch der Preis ist? – Jedenfalls sieht das die Mehrheit noch anders, und auch die Regierungen denken nicht so. Und so werden auch Sie sich noch etwas gedulden müssen, da Sie ja kein Diktator sind.

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        Herr Ziegler und Herr Nick,

        wir zehren ja irgendwie wirtschaftlich von den Leistungen der Vergangenheit. Junge Nationen weltweit holen auf und drängen uns politisch und wirtschaftlich an den Rand.

        Das Problem der Überalterung bzw. demographischen Schieflage ist, neben der angesprochen Überlastung des Gesundheitssystems und der Krankenversicherung, die Finanzierbarkeit der Rentenversicherung. Immer weniger junge Einzahler stehen im Umlagesystem immer mehr alte Zahlungsempfänger gegenüber, diese führt trotz immer längerer Lebenserwartungen zu Unzufriedenheit auf allen Seiten: die Rentner bekommen immer kleinere Renten, und die arbeitende Bevölkerung muss immer höhere Rentenbeiträge zahlen.
        Weiß nicht, was da helfen kann: Neben der Verlängerung der Lebensarbeitszeit, die ebenfalls zu Unzufriedenheit führt, oder Einwanderung, die ebenfalls konfliktträchtige Folgen haben kann, dann wohl nur noch Seuchen, Kriege, Naturkatastrophen, Suizide. Ansonsten bleibt für viele wohl nur ein quälend langes Leben in Armut, gekrönt von den Qualen im Merkel’schen Intensivbett statt Palliativmedizin – das Nonplusultra?
        Nicht wie lange man lebt, ist entscheidend, sondern wie man lebt. Ich bin nicht bereit, um jeden Preis weiterzuleben und dafür auch noch anderen Menschen die Existenz zu ruinieren. Ich glaube, ich muss mir meine Patientenverfügung nochmal anzusehen, bevor ich mich den Intensivmedizinern ausliefere. Lesen Sie sich das mal durch:
        https://www.deutschlandfunk.de/palliativmediziner-zu-covid-19-behandlungen-sehr-falsche.694.de.html

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        „ein quälend langes Leben in Armut“, Entschuldigung, aber da musste ich gerade lachen. Viele leben trotz eines geringen Lebensstandards und wenig Komfort gern und würden in aller Bescheidenheit auch gerne noch etwas länger leben. Auch ich finde das ein lohnendes Ziel. Wenn es in Deutschland Leute gibt, die „ein quälend langes Leben in Armut“ verbringen, dann setzen Sie sich doch bitte statt für die Gnade des vorzeitigen Ablebens durch Corona für ein Anheben der Sozialsätze ein.

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        Ja. Die Idee des „lebensunwerten Lebens“ hatten wir nämlich schon.

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        Im Grunde ist das Hedonismus, der auf nichts verzichten will und nicht mal eine absehbare Unterbechung der Party ertragen kann, ohne gleich in eine Sinnkrise zu fallen. Das Gegenteil von Konservativismus.

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        Lieber Münsteraner,
        Zu Ihrem Beitrag ein paar Anmerkungen/Fragen ins „Unreine“:
        Vorweg, ich bin mit den Maßnahmen, die unsere Regierung eingeleitet hat, prinzipiell einverstanden.
        1. Sollte unser Gesundheitssysten wieder „sozialistischer“ werden? Ohne, dass alles dem Profit untergeordnet wird (Personalkosten, Vorratshaltung, Produktion wichtiger Medikamente und Ausrüstungen in E/D), ist eine effektive Vorsorge wohl schwierig. Wurde hier alles schon diskutiert.
        Sollte diese Diskussion auch auf andere Bereiche (Kommunikation/Infrastruktur/Energieversorgung/Sozialer Wohnungsbau/…) übertragen werden?
        2. Die Diskussion um die Zukunft der Rente wird in D meiner Meinung nach nicht ehrlich geführt. Wo bleiben die Produktivitätssteigerungsraten, wenn auf das Verhältnis zwischen AN/Rentner verwiesen wird? Wo ist der unvoreingenommene Blick, ohne vorverpasste Lobbyfilter (Stichwort: Beamtenbund), auf Länder, deren Rentensystem anscheinend besser funktioniert?
        3. Wir sollten uns auch nicht wundern, wenn Fachkräfte (Pflege) aus aller Herren Länder angeworben werden, und damit die Krise in deren Heimatländern noch verschärft wird, was wiederum noch mehr Druck auf die EU-Außengrenzen nach sich zieht.
        4. Muss die Konsequenz daraus nicht sein, das 2%-Ziel für Rüstungsausgaben aufzugeben und stattdessen ein 2:-Ziel für Dntwicklungshilfe, die diesen Namen verdient, anzupeilen?
        5. Jede Krise macht in meinen Augen deutlich, dass wir die Bergemeinschaftung der Schulden in Europa brauchen. Dieses aus der Perspektive heraus, dass es nicht um Nation vs Nation geht (Deutsche gg „faule Italiener“, Nord gg Süd), sondern vielmehr darum, europaweit die Lasten urhebergerecht und nach Leistungsstärke zu verteilen. (Finazieren könnte die zum Teil auch eine Finanzransaktionssteuer). Wenn die aktuelle Krise dazu führt, uns über diese wesentlichen Punkte mit so wenig Ideologie wie möglich zu unterhalten, wäre sie nicht ganz umsonst gewesen.

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        Lieber Roland Ziegler, Sie schreiben dummes Zeug und müssten Sie eigentlich auch selber merken. Oder Sie wollen es nicht merken. Es geht mir erkennbar nicht darum, generell Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus zu kritisieren, sondern den völlig überzogenen und verantwortungslosen Populismus einiger Akteure in dieser Sache, denn die gefährden die Akzeptanz für Maßnahmen, die Ihnen doch so wichtig erscheinen. Wenn ich meine Zweitwohnung nicht nutzen dürfte würde ich sofort den verantwortlichen Ministerpräsidenten oder die verantwortliche Ministerpräsidentin persönlich auf Schadensersatz verklagen, insbesondere, wenn ich aufgrund beengter Verhältnisse in der Stadt an Covid 19 erkranken würde. Man muss diesen Leuten, die anscheinend völlig den Kontakt zu Leuten verloren haben, die selber für sich vorsorgen, Grenzen aufzeigen. Wenn wir nicht verdammt gute Leute in den Verwaltungen und Gesundheitsämtern hätten, die dieses absolut schrille und selbstgefällige Politbonzentum abfedern würden, indem sie ihren Ermessensspielraum unter Inkaufnahme persönlichen Risikos strapazieren, wüsste ich nicht, was noch an Ungerechtigkeiten und Härten ausgeübt würde. Machen Sie sich doch einfach mal selbst kundig, statt hier den Vernunftspapst und Durchalteprediger zu geben.
        Ramelow z.B. brüstet sich z.B. im Interview mit der ‚Welt’, ER hätte „dafür gesorgt, dass die Leute noch auf ihre Datschen dürfen..“. Also stand das wohl auch zur Debatte?? Danke auch, mein Gebieter.. Wo leben wir eigentlich mittlerweile, dass jeder subalterne Provinzfürst darüber befindet, wie wir unser Eigentum nutzen, wie wir zu leben und zu sterben haben?? Und Sie fühlen sich wohl dabei?
        Ich gebe mal einen Hinweis für die Zukunft: Schadensersatzklagen in Millionenhöhe vorbereiten. Das gilt im Übrigen für alle Interessen, auch für Lehrer im Risikoalter. Pflichten und Verantwortung gelten nicht nur für Untertanen!

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        Bitte, KJN, mäßigen Sie sich: „Sie schreiben dummes Zeug“ ist unter Ihrem Niveau.
        Ich war ursprünglich Ihrer Meinung (und der Meinung von Herrn Ramelow), dass „die Leute auf ihre Datsche dürfen“ müssen. Mittlerweile bin ich mir nicht ganz so sicher. Gedankenexperiment: Wenn ganze Gemeinden in Meck-Pomm etwa virusfrei sind, würde es da nicht Sinn machen, die Schulen wieder zu öffnen und das gewohnte Leben wieder aufzunehmen – vorausgesetzt, man riegelt das Gebiet möglichst effektiv ab? Also: Keine Touristen, keine Zweitwohnungsbesitzer, und natürlich umgekehrt keine nicht unbedingt notwendigen Besuche in Berlin oder Rostock.
        Darüber sollte man laut nachdenken dürfen, ohne gleich Ihren unheiligen Zorn zu erregen.

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        Lieber Alan Posener, ‚wir’ machen entschieden zu viele „Gedankenexperimente“ auf Kosten Dritter und es wäre gut man würde sich mal die Zahlen ansehen, statt anderen Vorschiften zu machen. Ich werde am Donnerstag oder Freitag ein paar Grafiken und Schlussfolgerungen dazu ins Netz stellen und hier verlinken und wenn Sie mögen, können sie diesen Link hier freischalten. Nicht nur meine sicher unbedeutende Urteilskraft kommt zu dem Ergebnis, dass sich das RKI total verrannt hat und eine Diskussion über die Prognosekraft der derzeitigen Wissenschaft wird auch folgen – leider mit allen Golgen, die auch mir nicht gefallen werden.

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        KJN, ich schreibe hier nicht zu der Frage, ob man in seine Zweitwohnung am Meer fahren dürfen soll oder nicht. Ich persönlich besitze eine solche leider nicht, daher ist mir diese Fragestelliung ziemlich egal. (Allerdings ist mein bereits bezahlter Oster- und Sommerurlaub sowie die bezahlten Klassenfahrten meiner Tochter hinüber, und ich kann meine Mutter nicht besuchen, also so ganz ohne eigene Beteiligung ist es auch nicht.)

        Ich schreibe zu einer Folgerung „DESWEGEN Exit now!“, die aufgrund von – vermeintlich – überzogenen Maßnahmen ein Ende aller Maßnahmen fordert, eine unlogische Folgerung, die alle Kriterien erfüllt, „dummes Zeug“ zu sein. Man muss ja nicht Vernunftpabst werden, aber so sollte man nicht den Kopf verlieren.

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        Um meine Bemerkung zu erklären, die Sie als Durchhaltepredigt bezeichnen: Falls die Reisen an die Küste ins eigene oder gemietete Urlaubshäuschen zu einer Erhöhung der Todeszahlen führen sollten oder ein begründeter Verdacht dazu besteht, dann ist es aktuell sinnvoll und auch zumutbar, solche Fahrten temporär zu unterbinden. (Ich habe mich zur Zumutbarkeit geäußert, nicht zur Frage, ob dies tatsächlich so ist).
        Dies wäre keine Katastrophe. Wir befinden uns weder im Krieg noch werden wir aus dem Paradies vertrieben oder mit Wasser und Brot eingesperrt wie Abbé Faria. Das ist machbar. Der Leidensdruck kann nicht so hoch sein (oder wenn doch, dann sind es psychologische Ursachen).

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        Lieber Roland Ziegler, ich wollte Ihnen mit „dummes Zeug“ natürlich nicht zu nahe treten. Verzeihen Sie bitte, wenn Sie das verletzt haben sollte. Ich hatte allerdings bei Ihren Beiträgen den Eindruck, dass Sie Bedenken gegen eine Fortführung des ‚Lockdowns‘ auf Hedonismus oder Egoismus zurückführen, was denjenigen, die wirklich darunter leiden, die ihre wirtschaftliche Existenz verlieren, die in zu kleinen Wohnungen eingepfercht sind usw., wirklich unrecht tun würde. Was die Zweitwohnungen betrifft: Verbote müssen inhaltlich vernünftig begründet werden, für die Betroffenen nachvollziehbar und verhältnismäßig sein. Alles das ist in MV und SH nicht der Fall. Und es werden Präzedenzfälle geschaffen, die unser noch freiheitliches System dauerhaft erheblich schädigen können. Wie wir ja gerade sehen, war der ‚Lockdown‘ leichter durchzusetzen, als er jetzt abzuschaffen ist. Sein Beschluss war keineswegs sauber wissenschaftlich begründet, sondern ein Experiment. Ob das überhaupt sinnvoll war, ist keineswegs geklärt und aus solchen Maßnahmen auszusteigen ist aufgrund der Risikovermeidungsmentalität in Gremien und Politik durchaus schwierig und ich finde das sehr bedenklich. Denken Sie daran, wie schwierig es ist, unnütze oder schädliche Verordnungen abzuschaffen oder das Steuersystem zu vereinfachen. Diese Befürchtungen müssen Sie nicht teilen, aber mit Hedonismus haben sie nun wirklich nichts zu tun. Und Freiheit ist nun mal auch ein Lebensmittel und sollte nicht als hedonistischer Luxus gelten. Auch nicht während einer Pandemie.

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        noch @ Roland Ziegler
        „Der Leidensdruck kann nicht so hoch sein (oder wenn doch, dann sind es psychologische Ursachen“
        Sie halten meine Bedenken für pathologisch?

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        Danke für Ihre Erläuterungen, KJN. Nein, ich fühle mich durch „dummes Zeug“ nicht verletzt; ich bin solche Ausdrucksweisen im Alltag durchaus gewohnt, wo ich sie sogar gern habe. Allerdings habe ich es mir zueigen gemacht, mit ähnlicher Münze zurückzuzahlen, nach dem Motto: „Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil“. Dies führt mich zu meinem zweiten Anliegen: dass Sie nicht alle meine oft nebulösen Äußerungen auf sich persönlich beziehen möchten. Wie zum Beispiel die soeben getätigte mit dem groben Klotz. In erster Linie habe ich hier auf die antisozialen Äußerungen des Münsteraners reagiert, die ich wirklich unter aller Kanone finde. Die Pschologisierung der unter der Isolation Leidenden – um gleichzeitig Ihre letzte Frage zu beantworten – habe ich verschiedener psychologischer Analysen entnommen, von denen ich dieser Tage einige gelesen habe, mit dem Tenor: Es ist aus bestzimmten psychologischen Gründen exrtem schwierig, plötzlich zuhause zu sitzen und auf sich selber zurückgewotrfen zu sein – entweder allein zu bleiben (wie meine Mutter) oder sich gegenseitig auf den Geist zu gehen und die allseits sinnstiftende Segung der Alltagsarbeit nicht mehr zu verspüren. Da ich, wie Sie vielleicht erinnern, ungewöhnlich kritisch gegenüber jener alltäglichen Segnung durch die Vollzeit-Alltagsarbeit bin (damit meine ich nicht die sinnerfüllende und erfüllte Arbeit von zum Beispiel Ärzten, Lehrern, Künstlern, Wissenschaftlern, Erziehern, Alten- und Krankenpflegern und wasweißichnochalles für Berufen, sondern die Erwerbsarbeiten der meisten: im Großraumbüro, am Schreibtisch, am Fließband (auch im übertragenen Sinn), habe ich diese Analysen mit Interesse gelesen. Um es kurz zu machen, glaube ich, hier in diesem Leiden einen Ausdruck für eine tiefe soziale und seelische Krise zu finden, die viel mehr mit der persönlichen Lebensführung, dem Konsum und dem Miteinander und viel weniger mit den tatsächlichen Entbehrungen zu Coronazeiten zu tun hat. Denn diese tatsächlichen Entbehrungen sind doch im Vergleich z.B. zu den Entbehrungen der Kriegsgenerationen oder auch der Flüchtlinge, die hierher kommen, geradezu beschämend gering und auch lächerlich kurz. Was ist schon ein Jahr!
        Soweit in aller Kürze und nur stichpunktartig – ich will das jetzt nicht überstrapazieren, sondern hoffe, Ihnen einen minimalen alternativen Erklärungsansatz geliefert zu haben.

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        …was den Hedonismus angeht: Man hat (ich weiß nicht mehr, wer) das Zeitalter des Techno – immerhin 2-3 Jahrzehnte – als das „Zeitalter des Hedonismus“ bezeichnet. Wenn das stimmt, dann ist es erwartbar, dass der eine oder andere, der durch dieses Zeitalter gegangen ist, jetzt ein Pronlem damit hat, nur weil relativ wenige Alte und Kranke früher sterben könnten (lesen Sie oben den Münsteraner), plötzlich nicht mehr essengehen zu können, nicht mehr tanzengehen zu können, nicht mehr ans Meer fahren zu können und werweißworauf man sonst noch verzichten muss. Es gibt Leute, die sehen das grundsätzlich nicht ein, überhaupt jemals auf etwas zu verzichten oder sich anderweitig zurückzunehmen, nur damit es anderen besser geht. Und sind sogar noch stolz darauf.

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        Ich habe nochmal nachgedacht: Das mit dem langen Leben in Armut wird nicht hinhauen, da Armut auch zu schlechterer Gesundheit und schlechterer Gesundheitsversorgung führt, damit wieder auch zu einem Sinken der Lebenserwartung, so wird sich wohl alles wieder ausregulieren, aber nicht zu unserem Besten. Wie sich das alles in Wohlgefallen auflösen könnte, weiß ich nicht, ich mache mir ernstliche Sorgen.

        Wenn sich die Babyboomer komplett in die Rente verabschiedet haben werden, wird überall der Personalnotstand ausbrechen, das kündigt sich jetzt schon an, Lehrermangel, Polizistenmangel, Ärztemangel. Die Babyboomer hatten schon immer das Problem, überall zu viele gewesen zu sein, das wird sie auch in den überfüllten Altersheimen erwarten. Die Nach-Pillenknick-Jahrgänge gewärtigen schon, dass sie die Babyboomer zu versorgen haben. Auf Twitter gibt schon unschöne Parolen, die den Coronavirus als „Boomer Remover“ feiern. Coronapartys haben ja auch diese altenfeindliche Schlagseite.
        Wenn ein Mensch selbst darüber befindet, dass sein eigenes Leben lebensunwert ist, habe ich damit kein Problem, nur der Staat oder sonst wer darf es nicht und kann es (logischerweise) auch nicht. Um die Rahmenbedingungen für eine gute Lebensqualität seiner Bürger sollte sich der Staat aber schon kümmern.

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        Und noch zwei Gegenargumente zu Ihren Argumenten: Dass der Lockdown leichter einzuführen war als er jetzt abzuschaffen ist, hat seine einfache Ursache in de rTatsache, dass die gefahr durch Corona inzwischen nicht kleiner, sondern größer geworden ist. Weil es mehr Infizierte gibt.

        Und dass er nicht sauber wissenschaftlich begründet, sondern ein Experiment ist, mag sein (ein Experiment ist er auf jeden Fall, aber gerade Experimente lassen sich wissenschaftlich begründen), liegt aber an der genauso einfachen Ursache, dass wir zu einer sauberen – d.h. vollständigen, d.h. mit sämtlichen Zahlen und Theorien ausgestatteten -Begründung keine Zeit hatten. Im Gegenteil ist die einzige Kritik, die ich anbringen würde, die umgekehrte ist, dass wir zu spät gehandelt haben. Also zu lange begründet haben. Karneval, Apres-Ski, Bierzeltfeiern usw. hätten nicht stattfinden dürfen. Die Befürchtung, dass der Lockdown länger dauern wird als nötig oder nur unvllständig abgebaut wird, teile ich in der Tat nicht. Jedem Bürger wird es möglich sein, auf überflüssige Reste und Freiheitseinschränkungen hinzuweisen und ggf. zu klagen, sobald ein impfstoff bereit steht.

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        Lieber Münsteraner, das, was Sie schreiben, klingt alles etwas lebensüberdrüssig. Ich finde wohl, man darf sein Leben auch auskosten, ohne ‚produktiv‘ zu sein. Und angesichts der in den letzten Jahrzehnten nochmal stark angestiegenen Produktivität sollten wir sowieso mal über über eine neue Art der Wertschöpfung nachdenken, die vielleicht zu erwarten ist. Z.B. „Bezahlt die Künstler“, wie Hannes Stein, dem ich tendenziell eher selten zustimme, in der ‚Welt‘ schrieb. Auch hier greift meine Prämisse der ‚Einsichtsfähigkeit nur mit Entscheidungsfreiheit’ und ich könnte mir vorstellen, dass Ihr Pessimimismus aus einem eher verengten Begriff von ‚Produktivität‘, wie er im Protestantismus / Pietismus zuhause ist resultiert, aber das ist natürlich nur eine Interpretation meinerseits.

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      Sehe ich auch so, wie Alan Posener. Ich würde doch keine Regierung wähle, die die Bereitschaft erkennen lässt, mich zwecks ‚Revitalisierung‘ der Bevölkerung nicht mehr medizinisch versorgen zu wollen.
      Ja: Sozialdarwinismus.

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      .. und was ist eine „demographische Schieflage“?? ‚Wir’ werden statistisch älter, arbeiten länger, wirken länger, lieben länger (haben sogar länger Sex… sagt man), machen also alles Gute und Schlechte länger, also die Bedeutung des einzelnen Lebens nimmt zu.. was ist daran schlecht oder falsch?? Ich verstehe das nicht.

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      Ich wüsste da noch einen Darwinisten, gerade bekannt aus dem Fernsehen:

      >>Herr Drosten, was können Viren – außer Menschen krank zu machen?
      Das Bild, das viele von den „bösen“ Viren haben, wandelt sich. Sie sind eine Stellgröße in der Natur, die sich aus gutem Grund über Jahrmillionen gebildet hat. Ohne sie würden viele Ökosysteme aus dem Gleichgewicht geraten. Viren befallen etwa Füchse, wenn ihre Beute, die Hasen, eine Pause braucht. Oder die Hasen, damit sich die Karotten erholen können. Selbst Karotten haben Virusinfektionen.<<

      https://focus-arztsuche.de/magazin/gesundheitswissen/so-nuetzlich-sind-viren

      Wenn Planet Erde mal eine Pause von uns Menschen braucht, kommen eben wieder die Viren zum Zug, und dezimieren die Menschen, die aufgrund von Alter und Krankheit geschwächt sind. Die Viren blasen jede Saison zur Attacke und stellen sich immer neu auf. Die Politik jetzt kann das nicht aufhalten, nur verlangsamen. Wir müssen uns dazu aber widernatürlich verhalten und unsere Wirtschaft und Gesellschaft selbst ersticken, ein hoher Preis für den Aufschub des natürlichen Todes.
      Übrigens hatte sogar die Pest des Mittelalters gute Seiten, die Überlebenden hatten mehr Ackerland und es gab einen tollen Wirtschaftsaufschwung nach der Pest.

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        Ich halte Drostens Erklärung für abenteuerlich. Woher „weiß“ das Virus, dass der Hase „eine Pause braucht“? Ihre Schlussfolgerungen wiederum erinnern mich ein bisschen an die Argumentation radikaler Klimaaktivist*innen, wir sollten zum Schutz der Erde schlicht die Reproduktion einstellen, jedenfalls in den Ländern, wo der CO2-Abdruck des Individuums so groß ist wie bei uns. Sie, Münsteraner, wollen mich los werden, die Klimaaktivist*innen meine Enkeltöchter. Beide im Interesse von „Planet Erde“. Vielen Dank auch. Im GG steht, die Würde des Menschen ist unantastbar. Nicht „… in Abhängigkeit von der Gesundheit des Planeten“. Ich bin weder ein Fuchs noch ein Hase noch eine Karotte, und ich lerne angesichts von furchtbaren Vereinfachern gerade unsere Verfassung mehr denn je schätzen.

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        Der Virus weiß natürlich nicht, dass es zu wenig Hasen gibt, aber die Füchse sind infolge der erhöhten Konkurrenz möglicherweise geschwächt und so treffen Abermilliarden Viren auf viele gestresste und immungeschwächte Füchse. Allerdings scheint auch der Virus diesen Evolutionsgesetzen zu unterliegen, denn es ist leicht einzusehen, dass sich Viren, die sehr tödlich sind, sich nicht so gut verbreiten können, wie die Mutanten, die ihre Träger schnell töten. So kommen die schlimmen Viren ja auch wieder aus der Welt. Aus der Evolution (bzw. der Wissenschft) aber irgendwie etwas Gutes oder sogar etwas Religiöses ableiten zu wollen .. (Preisfrage: Wann wurde dieses großangelegte Experiment zuletzt durchgeführt ?) aus diesem Grund bin ich ja immer gegen den Ersatz von Religion durch ‚Vernunft‘. Wissenschaft ist Wissenschaft. Nicht mehr. Überschätzt. Wer mehr will, soll beten.

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    Sehr geehrter Herr Posener,

    danke für Ihre abgeklärte Meinung, Abseits von Panik. In ein, zwei, drei Monaten wissen wir alle mehr, aber vermutlich auch nicht.

    Selbst auf die Gefahr hin, in die Ecke der esoterischen Impfgegner gestellt zu werden, erlaube ich mir folgendes zu bedenken zu geben:

    Im Widerstreit zwischen Bakterien, Keime, und jener Spezies welche den vorgenannten zur Besiedelung dienen, stellt sich immer auch die Frage inwieweit und wie bedrohlich ein Lebewesen z.B.: der Mensch, an einer Mikrobe erkrankt.
    Unsere sehr verdienstvolle, aber auch einseitige wissenschaftliche Lehrmedizin lehrt uns dabei, ausschließlich die Seite des Erregers zu betrachten; bzw. auch zu erforschen.
    Zu Viren sagt der derzeitige Wissensstand, auszugsweise Folgendes:
    Ob die Besiedlung von Viren am Körper dem Immunsystem mehr nutzt oder schadet, ist noch unklar. So soll es sich bei vielen Viren auch um latente Infektionen handeln, deren Aufnahme schon lange zurückliegt. Interessant ist, dass viele Viren am Körper vorhanden sein können, ohne tatsächlich ein Problem zu verursachen.

    Im 19ten Jahrhundert wurde der Streit zwischen Louis Pasteur ( “die Mikrobe ist alles” ) und Antoine Béchamp ( “der Erreger ist nichts, das Milieu ist alles” ) eindeutig zugunsten der Mikrobe entschieden.
    Seither forschen weltweit Wissenschaftler mit der Absicht die Mikrobe zu vernichten. Das macht auch Sinn. Aber nicht nur. Jedenfalls dient es der Wirtschaft.
    Kaum vorstellbar, Wissenschaft würde das Milieu hinterfragen. Wohin dann mit den unzähligen Präparaten, welcher der Vernichtung von Feinden dienen?
    Ein Milieu mit gesunden Symbionten bzw. gesunden Mikroben, – z.B. Bakterien welche als Helfer dienen und sogar z.B.: B-Vitamine “herstellen” können, – wird nicht erforscht.
    Kein bezahlter Forscher ist wirklich daran interessiert, z.B.: über eine gesunde Darmflora zu forschen und eine Beziehung zum Gesamtorganismus herzustellen. Der Zusammenhang zum Immunsystem ist längst bekannt, ja sogar zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen. Die Uniklinik Heidelberg übt sich sogar in Stuhlverpflanzungen. (Zugegeben, liest sich das nicht so appetitlich.)
    Dies nur als ein Beispiel. Andere Ebenen gäbe es noch ausreichend. Aber das würde ein essenzielles Umdenken erfordern; nicht nur auf der organischen Ebene, sondern auch auf der Geistigen.
    Der Mensch, „das Geschöpf an sich“ würde in einem vollkommen anderen Blickwinkel im Mittelpunkt stehen. Nicht zuerst reaktiv, sondern ursächlich.
    “Aber das machen wir doch schon! Wir erforschen den Menschen, kennen alle biologischen Zusammenhänge. Die embryologische Zellentwicklung und vieles andere mehr!”
    “Dann erkennen wir, wann die gesunden Zellen krank werden, wann und wie sie entarten; nicht mehr so intakt sind, wie sie sein müssten!”
    Wenn “wir” das wirklich wüssten, dann wäre Krankheit kein so essenzielles Thema mehr. Dann müsste es der Mensch mit sich; und auch mit sich aushalten, wenn er gesund ist.
    Vielleicht klingt das zynisch, aber so ist es nicht gemeint. Ich arbeite ein Leben empathisch mit Kranken, therapiere und pflege sie
    Und trotzdem: Ob Milieu oder Mikrobe. Und, vielleicht liegt die Wahrheit ja irgendwo in der Mitte.
    Aber sicher ist eines, die nächst Mikrobe, das nächste Virus, welches “wir” noch nicht besiegt haben, steht schon zur Mutation bereit. Und wie gefährlich gerade jene sind, welche in Krankenhäusern, Tag, täglich, sowohl von Innen, als auch von Außen bekämpft werden, ist hinlänglich bekannt. Intensivmediziner, jedenfalls, kennen die Problematik, zur Genüge.
    Und im aktuellen Zusammenhang stellt sich dann die Frage: Welche Mikrobe für den Tod vieler Menschen ursächlich war oder ist? (Anmerk: Ich bin mir schon bewusst, dass es umstritten ist, ob ein Virus auch ein Mikroorganismus ist.)

    Herzlichen Gruß und bleiben Sie gesund,
    Sam

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    Hallo Herr Posener,

    ich finde es interessant, wie Merkels Rede gestern von verschiedenen Altersgruppen aufgenommen wurde. Ich habe mir das nicht angeschaut, aber meine Mutter lobte die Rede überschwenglich. Meine Tochter meinte, die Frau hätte nichts kapiert, für ihre Generation sei der Klimawandel die größere Bedrohung. Wenn Merkel gesagt hätte, die Krise zeige, dass Generationensolidarität für unsere Gesellschaft grundlegend ist und diese in der Vergangenheit zu oft missachtet worden sei. Deshalb müsse man die Chance der Krise nutzen und z. B. durch die Förderung von Telearbeit in der Zukunft zur Reduzierung der Umweltverschmutzung beitragen etc. pp.

    So denken viele Jugendliche, wenn Euch unsere Zukunft egal ist, wieso sollen wir dann nicht im Hier und Jetzt leben?

    Carpe Diem!

    Als die Kinder für ein paar Wochen mal Freitags nicht zur Schule gegangen sind, wurde ihnen von vielen der Altvorderen erhebliche Vorhaltungen gemacht und jetzt verbieten die gleichen Leute ihnen, monatelang in die Schule zu gehen.

    Ich glaube, daß die Frage, ob Oma und Opa, die die letzten 70 Jahre – bildlich gesprochen – im Hühnerstall Motorrad gefahren sind, moralisch ein Recht haben, nun von unseren Kindern Solidarität zu verlangen. Ich glaube, die meisten haben dieses Recht nicht. Ich hoffe aber, dass ich meinen Kindern so erzogen habe, dass sie nicht nach dem Motto Auge um Auge verfahren und aus eigener Nächstenliebe und Rücksichtnahme sich an den derzeitigen Massnahmen beteiligen, auch wenn sie wissen, dass ihnen dies in unserer Gesellschaft im Zweifel niemand danken wird.

    Ihr 68er

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      Lieber 68er, Sie schreiben: „So denken viele Jugendliche, wenn Euch unsere Zukunft egal ist, wieso sollen wir dann nicht im Hier und Jetzt leben?“ Richtig. So dachten wir 1966ff., so dachten die „No Future“-Punks und vermutlich auch die ganze Generation, die dann erfolgreiche Banker und Börsenjobber wurden und die Weltwirtschaft an die Wand fuhren.
      Einen Grund, die Alten zu verachten, findet man immer.
      Wenn die Jungen aber den Klimawandel ernst nehmen, werden sie um ihrer eigenen Zukunft Willen etwas dagegen tun. Müssen.
      Wir hatten andere Prioritäten. Sexuelle Revolution. Frauenemanzipation. Liberalisierung der Gesellschaft. Kampf gegen Rassismus. Europa schaffen. Umweltschutz – Waldsterben, Ozonloch, Atomkraft. Bewältigung der Folgeschäden des Kommunismus. Entwicklungspolitik.
      Es ist nicht an uns, Bilanz zu ziehen. Aber so wie ich im Alter gelernt habe, Adenauers Leistung zu respektieren, werden vielleicht unsere Kinder später eine gnädigere Haltung zu 68ff haben als jetzt.
      Eins aber muss ich sagen: Die KP Chinas hat seit den Tagen Deng Hsiao-Pings mehr Menschen in kürzerer Zeit aus der Armut geholt, als irgendeine Regierung irgendwo in der Welt zuvor. Ich sage das, wie Sie sich vorstellen können, ungern. Die Kosten für die Umwelt und die Atmosphäre waren außerdem riesig. Und dennoch ist das eine Leistung von weltgeschichtlicher Bedeutung.

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      Lieber 68er

      „Deshalb müsse man die Chance der Krise nutzen und z. B. durch die Förderung von Telearbeit in der Zukunft zur Reduzierung der Umweltverschmutzung beitragen..“

      Sicher, aber um das voranzutreiben, brauche ich eigentlich keine Krise, sondern Dezentralisierung. Und das bedeutet nicht nur ‚home offices‘, sondern auch ‚Präsenzarbeitsplätze‘, wie die derzeit systemrelevante Kassiererin, in der Nähe des Wohnortes zu haben. Zu erschwinglichen Mieten, also auch auf dem Land. Oder Bauernhöfe, die nach Hause liefern. Ich erlebe seit 20 Jahren einen mittlerweile krankmachenden Brachialverkehr in der Rheinschiene und vielleicht sollten die FFF-Protagonisten mal in sich gehen, was ihre eigentliche Triebfeder sein könnte, statt von „Schulhöfen, die aufgrund der Hitze nicht mehr betreten werden könnten“, zu schwadronieren. Die gleiche Generation, die Corona-Partys feiert, sollte in der Realität auseinandersetzen, statt sich gegenseitig mit abstrakten Symbolen (‚Klimaapokalypse‘) anzustacheln. Wer tatsächlich einen Schuldigen braucht, könnte in den 90ern fündig werden, bei den Quartalszahlen-Junkies. In einer Zeit, in der sich sogenannte Kabarettisten über Müntefering lustig machten, der richtig feststellte: „Wirtschaft ist für die Menschen da“.

      „Ich glaube, daß die Frage, ob Oma und Opa, die die letzten 70 Jahre – bildlich gesprochen – im Hühnerstall Motorrad gefahren sind, moralisch ein Recht haben, nun von unseren Kindern Solidarität zu verlangen. Ich glaube, die meisten haben dieses Recht nicht.“

      Ich glaube: Doch! Sie muss sich darüber klar werden, was ihre Lebensgrundlage ist. Und sie ist – sehr erkennbar – keineswegs fehlerfrei.

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    Sie bleiben ein gefährlicher Ignorant. Wir werden sehen, ob der Shutdown der Wirtschaft die Wähler überzeugt, die AfD nicht mehr zu wählen.

    Jeder muss wissen, ob er sich mit Ihnen weiter folgt oder nicht.
    Viel Spaß

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    Ich habe mir heute angeschaut, was die UK-SH in Kiel auf die beine stellt, um ganze Abteilungen mit Schleusen zu versehen und für Corona -Kranke frei zu machen. Der Zeitgewinn hat geholfen.

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    Sie agieren in unverantwortlicher Art und Weise mit Horrorzahlen, die durch nichts gedeckt sind.
    Bei 7.000 registrieren Erkrankten, die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein, gibt es gerade einmal 14 Todesfälle in Deutschland, schlimm genug aber weit weg von ihren Zahlen.

    Was beabsichtigen Sie? Wollen Sie Deutschlands Wirtschaft in die Rezession treiben?

    Es sind Politiker wie Angela Merkel, die schon die erste Republik in Deutschland heruntergewirtschaftet haben und es jetzt wieder tun.

      1. avatar

        @APo

        Aus Springers Unternehmensgrundsätze:
        3. Wir zeigen unsere Solidarität in der freiheitlichen Wertegemeinschaft mit den Vereinigten Staaten von Amerika.

        … ‚Trump-Bashing‘ dürfte daher völlig danebenliegen. Ich denke dabei, u.a., an die Behauptung kürzlich, zum Thema, 😉 die USA – beziehungsweise Präsident Donald Trump selbst – hätten für 1 Milliarde Dollar ein Pharmaunternehmen in ‚D‘ kaufen wollen, um den dort in Entwicklung befindlichen Impfstoff exklusiv für die USA zu sichern. Ein rot-grün-Hoax. Nix Neues von der rot-grünen Front also.

        Das nennt man Splitterrichten und kennzeichnet Heuchler; indem mit aller Schärfe der andere verurteilt wird, tut man so, als ob man selbst rein wäre, Matth. 7,5, Beispiel.

      2. avatar

        Ein Grünen-Hoax war das bestimmt nicht, blonderhans. Das war eine Originalrecherche der WELT-Wirtschaftsredaktion und erschien exklusiv zunächst in der WELT am Sonntag.

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      Das ist furchtbarer, wortreicher Blödsinn. Nennen Sie eine Erkenntnis, die Sie mitnehmen (außer der, dass früher alles besser war). Eben.

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      Wenn ich nicht wüsste, welcher Blog das veröffentlicht, könnte ich es für die Worte eines besorgten Bürgers halten. Eher ein Fall von You can’t have your cake and eat it.
      Hamstereinkäufe sind kein Breitensport und finden so auch nicht statt. Ja, es gibt Gestalten, die im Krankenhaus klauen, das Klopapier ist aber nicht deswegen alle. Klopapier ist ein platzraubendes Ding, weswegen im Verglich zu den kleinen Dosen Tomatensauce geringe Stückzahlen auf Lager sind. Welcher Supermarkt hat eine schon eine eigene Halle für Hygieneprodukte? Wenn sich alle mit einem Vorrat für einen Monat ausstatten, ist das Lager leer. Dosenfutter ebenso. In der guten alten Zeit (wenn wir schon dabei sind) wäre es selbstverständlich gewesen, dass sich Menschen auf Schlimmes vorbereiten, die sogenannten Hamsterkäufe wären kein skandalträchtiges Thema. Ist halt alle, musst du morgen wiederkommen und kein Turm Klopapier in China wäre davon umgefallen. Dass jetzt ausgerechnet die Jihadisten der Deregulierung, Staatsfeinde (laut Eigenbezeichnung) und die Ayatollahs der österreichischen Schulen sich in Heulkrämpfen zusammenrollen und bittere Tränen um Vater Staat vergießen, ist einfach nur erbärmlich. Meine Großeltern haben Vorräte gehabt, meine Eltern hatten eine Notreserve und ich habe meine nun aufgefüllt. Kein Staatsversagen, nirgends, auch keine Panik oder Hamsterkäufe. Nur besserwisserische Heuchelei. “Die größten Kritiker der staatsgläubigen Elche sind, wenn sie Angst bekommen, selber welche.” Haben wir Staat, wird geheult, warum wir für den Mist Geld ausgeben, fehlt er, wird geflennt, wo er den bleibe. Handelt der Bürger eigenverantwortlich, ist das Staatsversagen, übernimmt der Staat, ist es Sozialismus. Ich lese Achgut seit 2008 (?) und es ist immer und immer wieder das gleiche.

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        Warum tun Sie sich das an, lieber Stevanovic? Ich meine, AchGut lesen? Ich tue das nur, wenn ich berufsbedingt muss.

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    Münsteraner hat Recht und BoJo macht es vor. Keep the business running.

    Wer darüber hinaus Klarnamen im Internet fordert, verabschiedet sich von unserem GG. So etwas hat nur in nationalen oder internationelen sozialistischen Diktaturen Platz.

    Was mich wundert, wie schnell wir Grenzen schließen können. 1 Mio. Wirtschaftsasylanten sind kein Grund, aber 4.000 Virenkranke.

    Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

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      1. Ob BoJo Recht hat, werden wir sehen. Ich werde Sie an Ihre Worte erinnern.
      2. „Wer darüber hinaus Klarnamen im Internet fordert, verabschiedet sich von unserem GG. So etwas hat nur in nationalen oder internationelen sozialistischen Diktaturen Platz.“ Unsinn. Ich habe das Recht, auf meinem Blog zu fordern, was ich will. Man nennt das „unternehmerische Freiheit“. Ihnen vielleicht ein Fremdwort.
      3. „Was mich wundert, wie schnell wir Grenzen schließen können. 1 Mio. Wirtschaftsasylanten sind kein Grund, aber 4.000 Virenkranke.“ Genau. Weil – abgesehen davon, ob Grenzschließungen gegen Viren wirklich helfen -1 Mio Asylanten (egal welcher Kategorie) nicht das Zeug haben, unser Gesundheitssystem kollabieren zu lassen. Do the math:
      60% werden sich infizieren. Überschlagen: 50 Milionen.
      Davon werden 5% schwer erkranken: 2,5 Millionen.
      Haben Sie einen Vorschlag, wie wir unter diesen Bedingungen katastrophale Verhältnisse in Krankenhäusern, Kliniken, Altersheimen usw. verhindern? Natürlich nicht.Sie lassen sich von Hass leiten, nicht von der Ratio. Traurig eigentlich.

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    Was fehlt, sind fundierte Beiträge in den Medien darüber, ob wirklich alles erlaubt ist, um das Leben einer kleinen Gruppe bedrohter Menschen, vor allem Alter und Vorerkrankter, zu „retten“ (d.h. eigentlich: zu verlängern, wir sterben ja alle irgendwann) Und wie lange soll das dauern? Die Erdrosselung des politischen und das Lebens, das Ersticken der Wirtschaft, mit Arbeitslosigkeit und Bankrott als Folge für viele Menschen, auch soziale Unruhen sind denkbar.

    Zeit, sich Gedanken zu machen über den Notstand, den Ausnahmezustand, den Lockdown. Das Thema Klimawandel müssen wir jetzt leider schieben, es interessiert niemanden mehr,

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      Hier ist der Punkt, „Münsteraner“, wo ich die Klarnamenpflicht für geboten halte. Sie fordern nämlich eine Diskussion über die Aufhebung der Grundlage unserer Zivilisation und die Einführung eines Kosten-Nutzen-Prinzips nach dem Motto: Was sind 100.000 tote Omas gegen den Zusammenbruch unserer Luftfahrtindustrie? Und natürlich sind es genau solche Fragen, die auch bei der Klimadiskussion eine Rolle spielen.

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        Hm.. ich denke wir kommen gar nicht darum herum, Kosten-Nutzen-Verhältnisse zu berücksichtigen, aber eben nicht im Sinne „100000 Omas ‚oder’ unsere [Luftfahrt-] Industrie“, sondern Kosten/Nutzen im Sinne von: ‚Welches Problem zuerst lösen?‘ bzw., um bei dem Beispiel zu bleiben: ‚Inwieweit brauche ich Industrie, um das Leben der Omas zu retten? – Der Impfstoff wächst nicht auf dem Bio-Bauernhof ‘. Hier müsste man m.E. auf allen Seiten ehrlicher werden, bzw. mehr auf den Punkt kommen. Ein fatal falsches Verständnis von Kapitalismus ist, wenn Quartalszahlen und Börsenkurse wichtiger, als das Unternehmen sind, wie das z.B. der Firmen-Ruinierer Ignacio Lopez in den 90ern sah. Es ist nicht gut, eine Idee höher zu bewerten, als den Zweck dieser Idee und der Zweck dieser Idee sollte der Menschheit bzw. dem Leben dienen. Ich gehe mal davon aus, dass alle hier diese Einstellung teilen können. Bei einigen Klimaschützern habe ich da hingegen meine Zweifel.

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        Lieber KJN,
        Do the math:
        60% werden sich infizieren. Überschlagen: 50 Milionen.
        Davon werden 5% schwer erkranken: 2,5 Millionen.
        Welches Problem zuerst lösen?
        Das Problem, dass wir nicht die entsprechenden Kapazitäten haben: strecken, strecken, strecken. Sonst kollabiert das Gesundheitssystem.
        Das Problem, das wir bestimmt nicht jetzt zu lösen brauchen, ist die Frage, ob „der Impfstoff auf dem Bio-Bauernhof wächst“. Das behauptet nämlich niemand.
        Ich allerdings habe einen Liefervertrag mit einem Brandenburger Bio-Bauernhof: so muss ich nicht aus dem Haus, sondern bekomme Kartoffeln, Spinat, Tomaten, Radieschen, Äpfel, Milch und Butter usw. usf. vor die Tür gestellt jede Woche. So reduziere ich mein Infektionsrisiko. Und: ja, es ist teuer, Gesundheit ist immer noch eine Klassenfrage.

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        So isses wohl, lieber Alan Posener. Absolute Deckungsgleichheit von individuellem Interesse und Gemeinwohl in diesem Falle übrigens: Infiziere ich mich jetzt bzw. in der Anstiegsphase und packe es nicht so richtig, kann ich in überfüllten Krankenhäusern kaum auf schnelle Hilfe hoffen. Erkranke ich später, sagen wir im August, schon, weil die Ansteckungrate durch die wachsende Zahl an Immunisierten sinkt. Auch nur Mathematik bzw. Kosten-Nutzen-Abwägung. Auch wer meint, ihm oder ihr schade Corona nicht, profitiert, denn man kann sich auch den Fuß brechen und dann im Krankenhaus nicht drankommen. Vielleicht, auch wenn es (mir) schwerfällt, gibt es an der Parole – nicht infizieren! – nichts zu meckern.

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        Es gibt Situationen, in denen muss man Entscheidungen treffen, auch hässliche. Und es gibt Systeme, bei denen hässliche Entscheidungen Teil des Prozesses sind. Wenn die UdSSR Waffensysteme entwickelte, bei denen schon vor dem ersten Schuss mit über 10% Verlusten der eigenen Seite gerechnet wird, dann ist das keine harte Entscheidung, sondern ein Verbrechen. Wenn unser System Menschenopfer von der Bevölkerung erfordert, um zu funktionieren, dann ist es nicht besser. Aber so ist es ja nicht und das soll auch so bleiben. Auch wenn sich die Corona Krise mit 0,75% in meiner privaten Altersvorsorge abbilden sollte.
        Bio-Bauernhöfe sind dann eine Verteidigungslinie gegen Corona, wenn die supplay chain optimiert wurde und das kann man Linksgrün nicht vorwerfen. Das nannte man Deregulierung, weil der Staat nicht wirtschaften kann und die Wirtschaft sich selbst viel effizientes Organisieren kann. Ich war vor 15 Jahren an diesen Projekten beteiligt und ich bin mir sicher, dass kein Grün-Wähler dabei war.

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        Ich habe nichts gegen Bio-Bauernhöfe und ich finde auch ‚Regional-Label‘ gut, wenn das denn alles von den Zertifikaten her stimmt, lieber Stevanovic. Ich bin generell und schon seit sehr langem nachweislich für Dezentralisierung und Regionalisierung der Wirtschaft aber auch der Industrie und dazu gehört auch Biotechnik, Gentechnik und eine hohe Fertigungstiefe. Also plakativ ausgedrückt: Wir sollten durchaus auch wieder Toaster herstellen, um mal bei einem Beispiel, das mir Alan Posener in einer ähnlichen Diskussion nannte, zu bleiben. Allein schon, um in Krisen, wie diesen noch praktische Ingenieurskunst zu halten. Trump liegt da nicht so falsch. Wirtschaftliche Resilienz in Krisenzeiten statt Quartalszahlenoptimierung und Just-in-time-Lagerhaltung auf der Autobahn. Globalisierung schön und gut, aber nicht Auslagerung von allem. Weder Turbokapitalismus noch ‚Grün‘ trifft da den Punkt. Deswegen ist man auch derzeit da recht kleinlaut.

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        Der Zusammenbruch der Wirtschaft wird ja auch Tote fordern, nicht nur das Virus. Da sind wir also schon bei der Abwägung von Leben gegen Leben, die in der deutschen Jurisprudenz verpönt ist. Man darf in Deutschland als Zivilperson nicht Menschen töten, um andere zu retten.
        Theoretisch könnte man auch postulieren, dass sich zwei Prozent der Bevölkerung für das Weiterfunktionieren der Gesellschaft opfern (nicht umgekehrt), wie man es auch von Soldaten im Krieg verlangt wird. Faktisch werden wohl jetzt beide Seiten Opfer erbringen.
        Der Staat ist übrigens durchaus in der Lage, das Sterben in Krankenbetten auch kalt zu ignorieren. 2017/2018 sind 25 000 Menschen an der Grippe gestorben, ich kann man an keinen nennenswerten Maßnahmen des Staates dagegen erinnern.

        Die Notstandsdiktatur der Virologen könnte übrigens 2 Jahre dauern, oder vielleicht noch länger? https://www.welt.de/vermischtes/article206602111/Coronavirus-Im-extremsten-Fall-koennten-Einschraenkungen-2-Jahre-dauern.html

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        Der Staat „ignoriert“ nicht „kalt“ das Sterben an der Grippe. Jeder kann sich gegen Grippe impfen lassen, die Kosten übernehmen die Kassen, und jeder, der seinen Arzt regelmäßig besucht, wird – spätestens ab 65, denn auch die Grippe trifft die Älteren – aufgefordert, die Impfung vornehmen zu lassen. ich mache das, jedes Jahr. Und Sie?
        Das Gerede von der „Notstandsdiktatur der Virologen“ ist dumm und gefährlich. Follow the science.

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        Ich meine, die Alten und Vorerkrankten sollten jetzt zu Hause bleiben und sich isolieren, die Jungen und Kräftigen sollten sich aber weiterhin frei bewegen dürfen und sie sind sogar verpflichtet, Staat, Wirtschaft und Gesellschaft aufrechtzuerhalten – sonst sind wir verloren! Die Panik muss deswegen eingedämmt werden, sonst bleiben die Jungen nicht auf ihren Posten!

        Ich habe den Eindruck, die Virologen in Deutschland übersehen die verheerenden wirtschaftlichen, politischen und sozialen Folgen ihrer Ratschläge nicht.
        Hierin ähneln sie den Klimatologen und Klimaschützern, die alles der Lösung eines Problems unterordnen wollen, was neue gefährliche Probleme schafft und die Problembearbeitung an anderen Baustellen einschlafen lässt.

        Die Versammlungsfreiheit ist in Deutschland gerade aufgehoben, was soll das anderes sein als Diktatur? Erstaunlich, dass das so einfach geht, nicht mal die Notstandsgesetze oder der Katastrophenfall müssen aktiviert werden.

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        Lieber Münsteraner, ich verweise statt langer Worte meinerseits auf Stevanovic, dessen Ausführungen ich hier per Copy & Paste für Sie abdrucke: „Ja, ich glaube nicht Schwarzmalern, ich glaube auch nicht den Behörden, den gekauften Wissenschaftlern schon mal gar nicht und erst recht nicht den Profiteuren und am allerwenigsten denen, die nur mit gesundem Menschenverstand arbeiten und die deswegen etwas cleverer sind als die anderen. Wem ich aber bedingungslos glaube, ist der Kommunistischen Partei Chinas. Die würden, ohne zu zögern, tausende opfern, um ihren Nimbus zu wahren. Wenn die eine Millionenstadt absperren, vor aller Augen, dann haben die richtige Angst. Und wenn die vor einem Virus richtig Angst haben, dann ist da was. Wenn dann noch die größten Redereien ihre Containerschiffe im Hafen lassen, dann wissen wir, dass einen Monat später, hier Material und Zeug fehlen wird. Das sind Unternehmen, die ohne zu Zucken Crews für Minuten Zeitvorteil opfern würden. Kurz: Wenn die unbarmherzigen Taktgeber des Turbokapitalismus innehalten und Geld im Fantasiebereich aufgeben und die KPC ihre Macht riskiert, dann glaube ich denen mehr als den Gesundenmenschenverstandlern, die wir hier für den Export zu genüge hätten (leider fahren eben die Container nicht). Wenn unsere Wissenschaftler das gleiche sagen, wie die der KP, dann sollten wir uns daran halten. Ich glaube nicht, dass ein Lungenfacharzt aus dem Allgäu deswegen falsch liegen muss, aber gewichtet doch mal die Aussagen nach der Höhe der Einsätze: Geld und Macht gegen Besserwisserei. Mich überzeugt Geld und Macht. Deswegen macht es furchtbar Sinn, sein Umfeld vorzubereiten (Vorräte für zwei/drei Wochen sind kein Hamstern), Hände waschen und zu Hause bleiben. Auf dem Flachbildschirm sehen alle Theorien gleichberechtigt aus, aber am überzeugendsten sind die, auf die die Großen Geld&Macht wetten. Das wäre meine Lehre.“

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        Bei mir entwickelt sich an dieser Stelle ein gewisses Unbehagen darüber, dass sich auch die gleiche monokausal-barsche Radikalität Bahn bricht, wie bei den Planetenschützern: ‚Münsteraner‘ hat doch mit seinem Hinweis recht, dass ein Zusammenbruch der Wirtschaft auch Tote fordert. Wie ein kalter Winter (von wegen Klimaerwärmung). Es ist ja richtig, jetzt für 4 – 6 Wochen alles herunterzufahren, weil es tatsächlich etwas bewirkt und wenn unsere Jugend Corona- Party feiert, sollten wir darüber nachdenken, was in unserer Gesellschaft generell schiefläuft, wenn so asozial agiert wird. Aber eine vernünftige Regierung (die chinesische) lockert das aber auch wieder. Und auch die Virologen sind uneins z.B. über eine Ausgangssperre. Follow the science? Which Science? Ich halte es lieber mit der alten Börsenweisheit: Ich kaufe nur das, was ich auch verstehe. Bitte etwas runterfahren.

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        Lieber KJN, ich gratuliere Ihnen. Sie merken die Falle, in die jene Klimaskeptiker (wir streiten uns nicht um Begriffe, gell) geraten, die zugleich – und es sind derer nicht wenige – den Staat wegen zu lascher Reaktionen kritisieren. (Ich denke da insbesondere an die AfD, aber nicht nur.) Man kann nicht den Virologen folgen wollen, den Klimatologen aber nicht. „Which science?“ fragen Sie. Ich würde sagen: dem Worst-Case-Scenario. Weil wenn es besser wird, kann man ja immer noch, wie jetzt in China, die Zügel ein wenig lockern.

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        Welcher Wissenschaft wollen wir folgen? Das ist genau der Punkt.
        Ein Politiker muss global denken und darf sich nicht nur einer Wissenschaft unterwerfen, also nicht nur die Klimaforscher oder Virologen anhören, sondern muss auch die Wirtschaftswissenschaftler, die Politikwissenschaftler, die Ethiker, die Juristen usw.
        Im übrigen hat in einer wirklichen Demokratie auch das Wort und die Interessen jeden Bürgers Gewicht und Recht auf Gehörs und nicht nur das Wort von Fachwissenschaftlern.

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        Gewiss doch, lieber Münsteraner. Und die Sache sieht so aus: Wir könnten das Virus sein Werk machen lassen. Experten haben für Großbritannien das Modell durchgespielt und 500.000 Tote innerhalb von drei Monaten errechnet. Die Wirtschaft wäre danach allerdings wieder fit for fun, wenn es denn noch eine Regierung gäbe. Denn politisch würden die Briten das ebenso wenig hinnehmen wie die Deutschen. Alle Kurvenverflacher-Modelle haben den Vorteil, die Anzahl der Toten zu reduzieren, aber den Nachteil, dass, solange es keinen Impfstoff gibt, das Virus nach Aufhebung der Maßnahmen (Schulschließungen, Ausgangssperren usw.) wieder um sich greifen wird, und dass es vermutlich von Mal zu Mal schwerer wird, Quarantänen zu verhängen, nicht zuletzt, weil der wirtschaftliche Schaden eines solchen Stop-and-Go-Verfahrens riesig sein dürfte.
        Das wissen die Politiker*innen.
        Man muss sie nicht, wie es gern auf der „Achse“ und bei anderen Besserwisser-Blogs getan wird, für blöd erklären, wenn sie in erster Linie versuchen, Zeit zu gewinnen. Der Punkt ist der: Wir haben den Luxus des Mäkelns. Die Politiker*innen müssen handeln. Wären Sie Politiker, so würde ich von Ihnen erwarten, dass sie zuerst auf die Epidemiologen und Virologen hören, dann auf die Wirtschaftsfachleute, dann auf die Meinungsforscher. Und in einem Prozess der Abwägung dann Entscheidungen treffen, aber nicht den Kopf schütteln und sagen: „Nichts Genaues weiß man nicht.“ Es stimmt ja, dass man nichts Genaues weiß; handeln muss man trotzdem, nach bestem Wissen und Gewissen.

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        „Bei mir entwickelt sich an dieser Stelle ein gewisses Unbehagen darüber, dass sich auch die gleiche monokausal-barsche Radikalität Bahn bricht, wie bei den Planetenschützern:“
        Lieber KJN, ich bin ein großer Anhänger der Diktatur des Relativismus. Immer unsicher, immer skeptisch, muss immer nochmal nachdenken. Wenn aber Entscheidungen getroffen wurden, egal ob ich sie nachvollziehen kann oder nicht, heißt die Maxime „put it in your pipe and smoke it“. Wenn nach einer Entscheidung jeder den Prozess blockieren kann, in dem er Quarantänen unterläuft oder Altöl in den Wald kippt, dann macht die Diktatur des Relativismus keinen Sinn. Sie dient ja dazu, sich einer Erkenntnis zu nähern. Wenn Erkenntnis ohne Folgen bleibt, aus ihr sich keine kinetische Energie entwickelt, dann ist es schlichtes Gelaber. Und bei uns die Polizei nicht wie in Russland so hilfsbereit ist, uns die Erkenntnis einzuprügeln, müssen wir uns Gegenseitig überzeugen. Sind Sie sich ganz sicher, dass das gewisse Unbehagen nicht Boomer-Snowflake ist, so wie Mikroaggressionen an amerikanischen PC-Universitäten? Entweder man zieht ein Projekt durch, oder man lässt es. Die Entscheidung muss man nicht immer mittragen. Die nachträgliche Sabotage, unsere grünen Freunde dürfen sich an der Stelle gerne nicht nur an die Nase packen, kann ein Land blockieren. Man kann anderer Meinung sein und der Münsteraner wirkt auf mich Erwachsen genug, im Forum passende Antworten zu geben. Ich höre es mir gerne an. Zur Wirtschaft: Ja, das wird blutig, ich weiß es, aber entweder wir nehmen Corona ernst, oder wir lassen es ganz. Wasch mich, mach mich aber nicht nass, geht hier nicht.

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        Lieber Alan Posener, ich danke Ihnen – aber ich vermute, da können Sie ganz vielen Leuten gratulieren, denn für die Feststellung, dass staatlich beschlossene tiefe Einschränkungen der persönlichen Freiheit sehr wohl begründet und abgewägt sein müssen, gehören eigentlich nur drei aktive Gehirnzellen plus etwas Bauchgefühl. Und das hat eigentlich jeder, der sich nicht dem Hobby der politischen Agitation und Weltenrettung verschrieben hat.

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        Lieber Stevanovic, gute Frage..

        „Sind Sie sich ganz sicher, dass das gewisse Unbehagen nicht Boomer-Snowflake ist, so wie Mikroaggressionen an amerikanischen PC-Universitäten?“

        .. bei mir tendenziell und zugegebenerweise ja, bzw. ich gehöre da sehr wahrscheinlich in den Bereich der Glockenkurve, die mehr Wert auf Selbstbestimmung legen, als viele andere. Aber ich kenne eben auch zur Genüge die Sorte von Mitmenschen, die versucht sein werden, mich anzublaffen, wenn ich in Zeiten der Ausgangssperre (alleine) den Hund ausführe.. So gerne nach dem Motto: Ist dir das Leben deines Hundes wichtiger, als das deiner Mitmenschen..

        Umso wichtiger, Ideogie von klarer, wenn auch begrenzter, Erkenntnis zu trennen. Und, wie hier, auf dem Punkt zu diskutieren.

        Was die ‚Schneeflöckchen‘ angeht: Das an sich ist doch gar nicht kritikwürdig, sondern deren Erwartungshaltung an Andere.

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        Lieber KJN, so weit ich weiß, ist es selbst in Bayern nicht verboten, den Hund auszuführen. Was verboten ist, das sind Dinge wie Corona-Partys im Park. Ich persönlich bin mir nicht einmal sicher, ob es richtig ist, die zu verbieten, weil so lange sich die feiernden Jugendlichen anschließend von gefährdeten Menschen wie mir freihalten, kann es eigentlich nur gut sein, wenn sie sich infizieren und dadurch eine Immunität aufbauen. Aber kann man das?

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        ..und was die „kinetische Energie“ angeht.. so fühlt man sich derzeit an Schulzeiten oder das Militär erinnert wo die ganze Klasse oder Stube bestraft wurde, wenn einige Mist bauen. DAS allerdings, wird sich wohl nie ändern, es sei denn, man würde wieder ein Stände- der Kastensystem einführen. Das zum Thema ‚Unfreiheit in der egalitären Gesellschaft‘..

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        Ich hätte eine Recherchefrage: Warum unternahm der deutsche Staat nichts Besonderes gegen die Grippewelle 2017/18 mit 25 000 Toten, erklärt aber jetzt dem Coronavirus den Krieg?

        Sie sagten, gegen Grippe könne man sich impfen lassen, aber ist das der einzige Grund? Bestehen bei Influenza genug intensivmedizinische Behandlungsmöglichkeiten, sodass keine Kurve abgeflacht werden musste? Zeit gewinnen, um einen Impfstoff oder eine kausale Therapie zu finden, musste man jedenfalls nicht, es gibt ja beides.
        Ist die erwartbare höhere Zahl von Opfern der Grund für das Aktivwerden des Staates?

        Wie lange hält flattening the curve die Wirtschaft durch? Viele gehen nach ein paar Tagen Dichtmachen schon in die Knie. Auch Dichtmachen bis ein Medikament oder Impfstoff gefunden ist, dauert womöglich zu lange. Also maximal Eindämmen bis alles für die Seuchenbewältigung organisatorisch vorbereitet ist und dann die Durchseuchung kommen lassen? Augen zu und durch? Besser ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende?

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        Lieber Münsteraner, da Sie sich mit geringem Rechercheaufwand selbst eine Antwort auf Ihre Fragen geben können, empfehle ich Ihnen die Recherche. Auf manche Fragen freilich gibt es nur die Antwort: Man weiß es nicht; man wird sehen. Im übrigen hat es wenig Zweck,mich zu fragen, weshalb irgendeine Regierung dies oder das macht, weil ich nicht Mitglied irgendeiner Regierung bin.

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        Aber dennoch kurz, Münsteraner: Es gibt „nur“ 25.000 Grippetote, weil es die Impfung gibt. Bei Corona reden wir von an die 500.000 Toten, wenn das Virus nicht gebremst wird. Sie scheinen zu glauben, dass darunter niemand sein wird, der Ihnen nahe steht.

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        Lieber Alan Posener..
        „..Immunität aufbauen. Aber kann man das?
        .. anscheinend ja und wie sollte sonst eine Impfung funktionieren und sonst müsste man ja auch die Infizierten auf ewig wegsperren. Ich denke wohl auch mittlerweile, dass die Corona-Partys weniger schlimm sind, aber man wird wohl kaum der einen Altersgruppe Dinge erlauben können, die man anderen verbietet. Wir Älteren werden schon aus eigenem Interesse und entsprechend leichterer Einsicht Abstand halten, Sie können sich das Essen vom Bauernhof kommen lassen und ich kann mich aufs Land in ein Haus mit Garten zurück ziehen. Aber ich kenne Leute, die leben in der Stadt in einer Mansardenwohnung ohne Balkon, die tun mir echt leid. Ich hoffe, die Politik denkt auch an solche Leute. Ich weiß, dass der Hund auch raus darf, aber längst werden Parolen, wie ‚führe oder folge, aber stehe nicht im Weg herum‘ getippt und gedruckt, so schön ,oben – unten,‘,‘schwarz- weiß. ‚, da fühlen sich bestimmte autoritär strukturierte Oberlehrer besonders wohl und auf die wollte ich hinweisen. Söder ist ja jetzt auch gaaanz toll..

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      Sind Menschenopfer an Mammon tatsächlich noch Liberalismus? Oder ist es das Phänomen einer radikalisierten Ideologie, ähnlich dem Gulag im Kommunismus?

      „Die Erdrosselung des politischen und das Lebens, das Ersticken der Wirtschaft, mit Arbeitslosigkeit und Bankrott als Folge für viele Menschen, auch soziale Unruhen sind denkbar.“

      Wenn wir Gesellschaft nicht für die Alten und Vorerkrankten machen, könnten wir auch zurück zu den Jägern und Sammlern gehen. Wäre besser fürs Klima.

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        Nein, die Menschenopfer an Mammon, die hier teilweise zu diskutieren angeregt werden, sind kein Liberalismus, sondern wirklich nur Geistlosigkeit.

        Wie Herr Posener sagt: Man muss so viel Zeit gewinnen wie möglich, dass die Betten und Beatmungsgeräte für mehrere Patientengenerationen reichen. Vielleicht kann am Ende doch etwas mehr Geld in das Gesundheitssystem gesteckt und für Notreserven gesorgt werden. Es werden ja früher oder später weitere Virusarten folgen. Das bedroht alle.

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        …Liberalismus wäre die Idee, man würde mehr Beatmungsgeräte und mehr Krankenhausbetten und also mehr „Gutes“ haben, wenn der Staat gar nichts täte und alles der freien Wirtschaft überließe. Das ist offensichtlich falsch, aber ich fürchte, es gibt wirklich Leute, die das glauben.

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    Mal sehen, wann der Höhepunkt der Neuerkrankung erreicht ist. Die meisten Menschen werden infiziert werden, aber nicht (oderpur leicht) erkranken. Die gut trainierten älteren Menschen dürfen eben nicht zu lange warten mit Maßnahmen, die das Atmen erleichtern und den Kreislauf stabilisieren. Vielleicht gelingt es ja, dass die Notfallärzte zu den schwer Erkrankten kommen. Noch ist das nicht der Fall. Auch in der richen Schweiz nicht. Aber insgesamt macht das Deutschland ganz gut.

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      Deutschland macht gerade viel falsch. Alles ist viel zu halbherzig und zögerlich und intransparent.

      Der Kreis Heinsberg allein hat mehr Fälle als ganz Österreich. Da hätte man schon vor Wochen eine Gebietsquarantäne einrichten müssen. Stattdessen lässt man in direkter Nähe noch ein Bundesliga Spiel stattfinden.

      Was man hätte machen können und müssen, ist in diesem Artikel ganz gut dargestellt:

      https://www.welt.de/politik/ausland/article206560131/Corona-Pandemie-Die-Welt-schaltet-in-den-Krisenmodus.html

      Wenn ich höre, Herr Spahn rät Rücklehrern aus Österreich sich freiwillig für 2 Wochen in Quarantäne zu begeben, frage ich mich, wieso das nicht für alle Menschen in NRW gilt, da wir hier ja mehr als 4mal so viele Fälle haben als ganz Österreich.

      Das ist so irrational. Und jeder, der sich freiwillig in Quarantäne begibt, bekommt keinen Lohn. Der ist erst dann gesichert wenn man eine sogenannte Ordnungsverfügung vom Gesundheitsamt bekommt. Dann erst greift die Lohnfortzahlung nach 56 Infektionsschutzgesetz.

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        Als Söder bei der Schliessung der Schulen so voran preschte, dachte ich, der will Kanzler werden.

        Aber das mit der Kommunalwahl war ein Schuss ins Bein.

        Wenn ich mir Russland ansehe und die Entwicklung bei uns, wäre ich auch für eine Verfassungsreform, mit der die Amtsdauer der Bundeskanzlerin auf 2 Amtsperioden begrenzt wird. Sonst regiert die Angie noch in 20 Jahren.

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    Ich finde fundierte Berichterstattung über den Verlauf der Pandemie ausgesprochen wichtig.
    Basierend auf dem, was das RKI täglich via Pressekonferenz (Prof. Wieler ist schon ganz heiser) mit großer Geduld an neuen Informationen und Einschätzungen an die interessierte Öffentlichkeit, ebenso an die Medien weitergibt, kann sich jeder unaufgeregte, aber glasklare Handlungsoptionen abholen, was unsere Politiker ja im übrigen auch tun.
    Alles, was darüber hinaus in Schrottmedien verbreitet werden mag, sollte sich der gut informierte, verantwortungsbewusste Einzelne ohnehin nicht antun.Wer es doch nicht lassen kann, Verschwörungstheorien hinterher zu laufen, wird das im Falle der „Corona-Krise“ natürlich auch nicht tun.Aber das ist eine eigene Krankheit, für die es noch kein Heilmittel zu geben scheint.Im Hinblick auf Corona darf man da, nach Einschätzung der Experten ,durchaus optimistischer sein.

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    Ein Großteil der Politiker ist, anders als vom GG vorgesehen, als Berufspolitiker wirtschaftlich abhängig vom Wohlwollen der Parteiführung, das fördert einen bestimmten Menschentypus. Nennen Sie es wie Sie wollen, das Ergebnis ist jedenfalls ein unfähiger oder, da materiell abhängig, korummpierbarer Politiker.

    Dieser Typ hat die jetzige Krise zu verantworten.

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    Die Corona-Krise wirkt wie ein Katalysator.

    Wir haben unfähige (korrupte ?) Politiker, die nicht willens wahren, den zeitlichen Vorsprung für Gegenmaßnahmen zu nutzen.
    Die Börsengangster ziehen nach, und am Ende wird die Corona-Krise Europas Abstieg aus der ersten Wirtschaftsliga endgültig besiegeln.

    Sei es d’rum, um die EU ist es nicht schade. Ich mache mir nur Sorgen um Israel, ohne Europa wird Israel nicht zu halten sein.

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      Unsere Politiker sind mehrheitlich weder unfähig noch korrupt. Hätten sie früher die Maßnahmen durchgezogen, die die linke Regierung in Italien nun durchzieht, hätten sämtliche Rechtspopulisten aufgeheult wg. Panikmache, Verbotsorgie usw. Schauen Sie sich doch die USA oder Großbritannien an.

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        Ja, Merkel wohltuend zurückhaltend in ihrem Statement zum Thema heute. Alles kann man als Entscheider(in) im Moment sowieso auch nicht richtig machen.
        Im Gegensatz dazu der Pausenclown in Washington… Die „Achse des Guten“ ist ja eigentlich zu nichts gut. Aber manchmal tun sie auch nützliches, indem sie diesen Schwachsinn in voller Pracht und Länge abdrucken.

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    Lieber A>lan Posener:
    weder hat „eurotopics“ etwas von „Nationalcharakter“ behauptet, sondern beobachtet, dass die Regeln in Italien massiv gebrochen werden, noch leugnet die Ablehnung von Kampagnen wie #metoo die Existenz von sexueller Belästigung und Machtmissbrauch. Es geht vielmehr darum, dass es sinnvoller ist, wirksame und das meint niedrig – schwellige Möglichkeiten zu installieren. Eine Kultur, die dosiert Gegenmaßnahmen stärkt, hat am Ende weniger dramatische Entgleisungen zu beklagen.

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    … ‚WELT‘ – Merkel zum Coronavirus in Deutschland; ’60 Prozent der Menschen werden damit etwas zu tun haben‘ … und … ‚ Jens Spahn macht das ganz toll.‘ Die Abgeordneten spendeten demnach daraufhin langen und lauten Applaus.

    … was meint die Ex eigentlich mit ‚Menschen werden damit etwas zu tun haben‘ Wir faffen daf?

    … ach ja, Climatism.

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    Die Unterschiede zwischen NRW – auch belastet – und Italien sind bemerkenswert. Während NRW auf die kluge Unterscheidung zwischen ökonomisch notwendigen Kontakten und aufschiebbarem Vergnügen setzt (Karneval war offenbar notwendig), praktiziert Italien ein maximales Verbot, das dann unterlaufen wird:

    ……..HuffPost Italia – Italien. Die Maßnahme war notwendig, weil die Italiener zu undiszipliniert sind, um den Vorschiften zu folgen, schimpft HuffPost Italia: „Während des Treffens mit allen Präsidenten der Regionen zeigte der [für die Regionen und Autonomie zuständige] Minister Francesco Boccia mit versteinerter Miene ein Angebot des Skigebietes von Abetone [Toskana] vor: ‚Schulfrei. Kommt alle und fahrt für einen Euro Ski‘. Die Präsidenten der Regionen gaben daraufhin zu, dass gerade in diesen Tagen viele Menschen die Virus-Ausgangssperre als Urlaub interpretiert haben: Mailänder, die in Südtirol Ski fahren, Ligurer in der Toskana, Jugendliche, die weiterhin in Lokale gehen, ohne die Regeln des Abstands und der Vorsicht zu beachten. Die Lähmung der Nation ist somit auch eine notwendige Folge mangelnden Bürgersinns: Ein von der Staatsmacht auferlegter Gehorsam, um das Fehlen eigener Verantwortung auszugleichen.“ “ https://www.eurotopics.net/kurz/9q8

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      Ich möchte derzeit nicht in der Haut der Entscheider z.B. in den Gesundheitsämtern u.A. Behörden stecken: So lange kein brauchbarer Impfstoff existiert, muss jede Einschränkung des öffentlichen Lebens letztlich als Einzelfall entschieden und begründet werden. Was für ein Unterschied z.B. zu dieser wohlfeilen Skandalisierung von NOx durch das sog. ‚Umweltbundesamt‘ und dieser Epidemiologen, die über den Lungenarzt herfielen, der das Thema erden wollte. Wo bleiben eigentlich jetzt die Handlungsempfehlungen jener Epidemiologen an die Stadtverwaltungen?
      Natürlich verbietet sich derzeit jegliche politisch motivierte Kritik an den auf Hochtouren laufenden Verwaltungsinstanzen, die anscheinend noch sehr intakt sind. Geht es ums CO2, da werden von der Politik ‚Klimanotstände‘ ausgerufen.. risikoarm.. betrifft eher wenige.. kann Geld eingesammelt werden – man sagt wohl ‚wohlfeil‘ dazu. Corona ist was für Profis. Zeit, dass man diese noch funktionierenden Verwaltungsinstanzen mehr vor dieser wohlfeilen Politik schützt.
      Im übrigen ist der CO2-Ausstoß ein Indikator für Leben auf der Erde – möglicherweise zu üppig und verschwenderisch – aber immerhin für Leben. Der Virus bedeutet Tod. Auch ein Unterschied. Längst haben wir Stimmen, die den Virus begrüßen, weil damit das Klima geschützt wird. Oder er vor allem ‚alte weiße Männer‘ befällt. Ja.. Klimatismus.

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        Wie erkenne ich den Unterschied zwischen einer CO2-Verschwörung und einer Corona-Lüge? Bei beiden sind Wissenschaftler im Spiel, die ein klares Interesse am Hype haben. Und ich habe noch kein Coronavirus live gesehen.

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        Gute Frage, Stevanovic. Ich würde aber eher von einer (ähem) Interessenlage sprechen, die ich im einen Fall moralisch folgenlos für mich selber skandalisieren kann, damit andere mein Interessensgebiet und meine Karriere finanzieren. Und die mich im andern Fall z.B. als Chef oder Chefin eines Gesundheitsamtes in die Lage bringt, mich durch Untersagen von Veranstaltungen besonders beliebt zu machen um andere vor der Karriere in einem Krankenhaus zu bewahren, wo sie Triaden durchführen müssen. Übrigens sterben auch im Winter Menschen an den Folgen des Klimas und irgendwie bin ich mental so strukturiert, dass ich da – auch wenn das klimatechnisch nicht so elegant aussieht – im Zweifelsfall doch lieber noch ein Braunkohlebrikett nachlege.

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    #metoo ist hier kaum ein Thema – trotz der vielen Beschönigungen – in der Praxis, weil wir in Europa (insbesondere NL, Österreich und Deutschland) früher sehr viel besser auf das Problem der Belästigung reagiert haben und niedrig schwellige Beratung und ein elegantes Gewaltschutzgesetz haben. Außerdem haben wir keine Geschworenengerichte, die über Sexualstraftaten entscheiden und testen vor der Eröffnung eines Hauptverfahrens die Glaubhaftigkeit (ist die Geschichte in sich stimmig) durch gut ausgebildete Sachverständige. Herr Kachelmann hatte nur deshalb das Glück den Dreck, der an ihm sonst haften geblieben wäre, los zu werden.

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      Das mag alles stimmen, liebe Monika Frommel, aber dass es an Schulen so gar keine Belästigung von Schülerinnen durch Lehrer gibt, an Unis so gar keine Anmache von Studentinnen durch Profs, und das seit Jahrzehnten: Wer soll das glauben? Sicher niemand, der in den betreffenden Institutionen gearbeitet hat. Wer aber dort gearbeitet hat, weiß, dass eine Krähe der anderen kein Auge aushackt.
      Kachelmann ist die Ausnahme.

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        Wenn man sich anschaut wo jetzt überall die Fälle „aufplpoppen“ kann man auch versuchen.die Dunkelziffer zu schätzen. Einer der ca. 2.000 Spieler der 1. und 2.. Bundesliga ist infiziert, ein Mitglied des Bundestages, der erste Quarantänefall in meinem Bekanntenkreis beruht auf einer Infektion in einer Klinik mit ca. 600 Patienten und Mitarbeitern. Ich kenne mehrere Personen, die von der Symptomatik her getestet hätten werden müssen. Es wurde in allen Fällen ein Test abgelehnt, weil die Erkrankten weder in Italien waren noch mit Chinesen in Kontakt waren. Dass eine Patientin nur ca 50 km von Gangelt wohnte war auch egal.

        Ich persönlich tippe, dass die tatsächliche Zahl der Infizierten in NRW um einen zweistelligen Faktor höher ist als die Zahl der registrierten Erkrankungen.

        Wenn Laschet nicht spätestens am Montag drastische Massnahmen ergreift, kann er seine Kanzlerambitionen knicken. Dann kandidiert Herr Spahn alleine.

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    „Die größten Kritiker der staatsgläubigen Elche sind, wenn sie Angst bekommen, selber welche.“
    Klasse!

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    Hallo Herr Posener, dies ist so ziemlich das Beste und Einleuchtendste, was ich von einem Jpurnalisten zum Thema gehört/gelesen habe. Danke!

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    Der Staat hat sich traditionell nicht zuständig gesehen für die Planung des Klimas und Wetters, da dies richtigerweise als seine Möglichkeiten sprengend angesehen wurde. Traditionell ist der Staat jedoch zuständig für den Seuchen- und Katastrophenschutz, eine Aufgabe, die er auch erfüllen kann.

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      Lieber Münsteraner, weder das Klima noch das Wetter können oder sollen „geplant“ werden. Jedenfalls nicht in den nächsten 100 Jahren. Grundsätzlich liegt das ja im Bereich des technisch Denkbaren. Wir verändern ja das Klima zurzeit mit großem Erfolg. Aber abgesehen davon haben Sie Recht: „Traditionell“ hat sich der Staat nicht zuständig gefühlt. Mit Tradition kommt man meistens nicht sehr weit, wenn sich Neues ereignet.

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    Mit den Medien, geehrter Herr Posener, gehen Sie ein wenig zu liebenswürdig um (Berufskrankheit für einen Journalisten). Natürlich trägt es zur sich ausbreitenden Panik bei, wenn über jeden neu entdeckten Fall in einem Dorf irgendwo auf der Welt berichtet wird – das Thema ist täglich mehrfach in allen (!) Medien. Übrigens der exakt gleiche Grund, warum viele Leute fest davon überzeugt sind, Deutschland sei heute weit gefährlicher als etwa 1980 (was sehr wahrscheinlich Bullshit ist).
    Viren, Terroristen, Mörder und Katastrophen schaffen Auflage- und Einschaltquoten. Also werden sie gebracht, unabhängig davon, welche Relevanz eine Nachricht – hier und für uns – hat. Meistens keine, bebracht werden sie mit fadenscheinigen Begründungen trotzdem.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

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      Lieber Thorsten Haupts: Ja, wir verkaufen ein Produkt. Wir betrachten uns nicht als Volkserzieher. Aber wie wir es machen, ist es falsch. Ich erinnere daran, wie sich die AfD vor Jahren beschwert hat, man berichte nicht ausreichend über sie; auf der anderen Seite sagen Medienkritiker, wir hätten die AfD erst hochgeschrieben. Dann heißt es, wieder vonseiten der AfD, Tichys einseitigem Blick usw., wir als „rotgrün versiffte Systempresse“ würden über die Schattenseiten der Zuwanderung nicht ausreichend berichten; viele Migranten jedoch haben das Gefühl, die Medien seien voll mit Berichten über Ausländerkriminalität, Parallelgesellschaften, Ehrenmorden, Kopftüchern, BILD und SPIEGEL hätten Sarrazins Buch erst zum Bestseller gemacht usw. usf. Ich kann das für jedes brisante Thema durchdeklinieren, wiederhole aber: Wir bedienen ein Interesse, wir schaffen es nicht. In den USA etwa ist #MeToo bis heute ein Riesenthema, hier ist es gefloppt. Nicht, weil Frauen hier nicht ständig belästigt würden, nicht, weil es darüber keine Berichte gäbe; sondern weil … also, ich weiß nicht, warum. Es gelingt sehr selten, ein Thema zu „setzen“; meist werden sie uns vorgesetzt. Würden wir in Sachen Coronavirus volkserzieherisch verhalten, das Volk würde uns durch Klickentzug bestrafen.

    2. avatar

      Das klassische Henne-Ei-Problem also? Kann man begründet so sehen, ich sehe es anders. Ein permanentes und permanent verschärftes (Vergleich heute zu 1985) Angebot an Clickbait erzieht indirekt durch Gewöhnung. Mit anderen Worten – die Menschen sind heute die von Ihnen korrekt beschriebenen Medienkonsumenten auch (nicht alleine, die Natur spielt da schon eine Rolle) wegen der Dauerbeschallung mit aufregenden (meistens: schreckenerregenden) Infoschnipseln aus allen Teilen der Welt. Und wir sind nun einmal evolutionsbiologisch so gestrickt, dass als akut wahrgenommene Bedrohungen starke Reaktionen hervorrufen.

      Ich wollte die Medien gar nicht anklagen. Die haben ihr Geschäftsmodell seit anno tobak, das bis heute funktioniert. Aber immer dann, wenn Massenhysterie ausbricht, tragen sie ganz sicher ihren Teil dazu bei. Nicht zuletzt, weil statistische Warscheinlichkeiten nicht die Stärke der vorwiegend geistes- und sozialwissenschaftlich vorgebildeten Branche ist …

      Nichts für ungut,
      Thorsten Haupts

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        Eins ist grundsätzlich anders als 1985: Durch die sozialen Medien ist den herkömmlichen Medien eine Konkurrenz erwachsen, der sie sich bei Strafe des Untergangs stellen müssen. Im übrigen müssten Sie, wenn Sie uns kritisieren, schon etwas konkreter werden. Wir bei der WELT haben ja eine Wissenschaftsredaktion, die ich für absolut kompetent und seriös halte.

      2. avatar

        Nichts einfacher als das, geehrter AP. Beispiel (30 Sekunden googeln): https://www.welt.de/politik/deutschland/plus185205592/Social-Bots-Roboter-mobilisieren-gegen-den-Migrationspakt.html
        Nur dass es Social Bots aller Wahrscheinlichkeit gar nicht gibt bzw. sie sich bei jeder Nachprüfung als Menschen entpuppen :-). Zu Einzelheiten fragen Sie Professor Gallwitz, auf twitter unter @FlorianGallwitz unterwegs.

        Wobei das natürlich ein gezielt gesuchter Fund ist. Ich las/lese die WELT selten, meine Bemerkung bezog sich auf die Print-Lektüre, die ich kannte/kenne (SPIEGEL und ZEIT, FAS). Muss also nicht zutreffen.

        Gruss,
        Thorsten Haupts

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