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1984 contra Google

 

Warum ausgerechnet Google zum Feindbild so vieler Menschen avanciert ist, verstehe ich nicht. Niemand wird gezwungen, mit Google das Internet zu durchsuchen, ein Android-Gerät zu kaufen, dem sozialen Netwerk Google+ beizutreten oder sich Videos auf Youtube anzuschauen. Die meisten Leute tun jedoch eines oder mehrere dieser Dinge (ich zum Beispiel verwende Google als bevorzugte Suchmaschine und schaue oft bei Youtube vorbei), weil sie die Dienstleistung schätzen. Vielleicht liegt darin das Problem. Google ist einfach zu gut. 

Und ja, ich weiß, dass auch der Vorstandsvorsitzende von Axel Springer, also mein Chef, Google kritisiert hat. Das enthebt mich nicht der Pflicht, mir eine eigene Meinung dazu zu bilden.

Nun hat der Europäische Gerichtshof ein Urteil zu einer der Google-Dienstleistungen gefällt, nämlich zur Suchmaschinenfunktion. Europas Oberste Richter haben bestimmt, dass es ein „Recht auf Vergessenwerden“ im Internet gebe. Nach einer gewissen Zeit könne ein Bürger der EU verlangen, dass Informationen über ihn gelöscht würden; genauer: dass sie für andere Bürger der EU via Google unzugänglich gemacht werden.

Geklagt hatte ein Anwalt namens Mario Costeja Gonzales, über dessen Insolvenz in einer Zeitung berichtet wurde.

Das Gericht hat nicht verlangt, dass die Informationen nachträglich aus der Zeitung verschwinden. Mit dieser Tätigkeit ist bekanntlich Winston Smith in George Orwells Roman „1984“ tagtäglich beschäftigt. Wohl aber, dass ein entsprechender Link beziehungsweise Hinweis bei Google in Europa verschwindet. (Das Gericht hat keine Handhabe, den Nutzern in den USA vorzuschreiben, was sie erfahren dürfen und was nicht.) Wer also unbedingt wissen will, was es mit den Geschäften des Bürgers Gonzales auf sich hatte, kann es also nach wie vor herausfinden, es wird aber länger dauern und komplizierter sein, weil man dazu halt eine Bibliothek aufsuchen müsste, die das entsprechende Blatt archiviert.

Worin der Vorteil dieser Regelung besteht, ist schwer zu sagen. 99.999… Prozent der Menschheit wird sich bis vor kurzem vermutlich überhaupt nicht für Herrn Gonzales interessiert haben, der erst durch seine Klage eine gewisse Berühmtheit erlangt hat. Wer sich aber für Herrn Gonzales interessiert, aus welchem Grund auch immer, muss sich nun größere Mühe machen, um an ältere Informationen über ihn heranzukommen.

Das mag Herrn Gonzales gefallen, und ich kann mit ihm sympathisieren. Wer zum Beispiel meinen Namen googelt, findet spätestens auf Wikipedia, dass ich bis vor kurzem – also bis vor 37 Jahren – Mitglied der KPD/AO war. Das führt dazu, dass jeder Idiot, der meine heutigen Ansichten kritisieren will,  sie mit meinen damaligen politischen Verirrungen in Verbindung bringt. Gäbe es Google – und Wikipedia – nicht, so würden sich vermutlich eine Menge Leute über mich ärgern, die aber nicht einmal in einer gut bestückten Bibliothek diese handliche Argumentations-Keule finden würden, vorausgesetzt, dass sie sich so viel Arbeit machen wollten. Denn ich habe damals die Tatsache meiner verfassungsfeindlichen Tätigkeit nicht an die große Glocke gehängt.

Könnte – sollte – ich die Löschung solcher Hinweise im Netz beantragen? Habe ich das Recht darauf, dass meine jugendlichen Fehltritte vergessen werden, so wie Herr Gonzales das Recht hat, dass seine geschäftlichen Fehlschläge vergessen werden?

Nun könnte man argumentieren, dass ich eine Person der Zeitgeschichte sei (obwohl ich das bestreiten würde), und dass deshalb, so lange ich publizistisch aktiv bin, auch Informationen über meine früheren – schließlich auch teilweise publizistischen – Tätigkeiten relevant sind. Herr Gonzales hingegen ist bloß Rechtsanwalt, und da … Moment: Könnte es für mich bei der Suche nach einem Rechtsanwalt nicht auch relevant sein zu wissen, aus welchem Grund Herr Gonzales damals in Schwierigkeiten geriet? Vielleicht sind die Informationen in beiden Fällen – Posener und Gonzales – irrelevant; aber haben das Posener und Gonzales zu entscheiden? Oder darf, soll das gar – auf Antrag – Google entscheiden? Glauben wir gar, es gäbe genügend Gerichte auf der Welt, alle Wünsche aller möglichen Betroffenen nach der Frisierung ihrer eigenen Geschichte zu behandeln?

Zwei Beispiele sollen die Problematik erhellen:

Der Sportfunktionär Max Mosley, dessen originelle Sex-Praktiken gefilmt wurden und Gegenstand der Bouelvard-Berichterstattung waren, möchte verbieten lassen,  dass eine Google-Suche nach seinem Namen im englischsprachigen Raum angeblich immer die Zusatz-Optionen „video“, „case“ „pictures“ an erste Stelle bringt. (Soeben habe ich seinen Namen gegoogelt. Ich bekomme: 1. Max Mosley – Wikipedia. 2. Max Mosley – Gefangen im Netz von Google – Artikel der „Welt“. 3. Max Mosley – Ex-FIA-Präsident. News von „Die Welt“. 4. Max Mosley begrüßt Google-Urteil – Artikel aus „Focus“. Aber Google „weiß“ ja, dass ich mich für Sex-Skandale nicht interessiere.)

Der Aktienhändler Thomas Bruderman ließ sich von Brokern bestechen, die ihn dazu bewegen wollten, Order bei ihnen zu platzieren. Die Bestechung nahm zum Beispiel die Gestalt von Partys an; einer dieser Partys – Brudermans Jungsesellenabschied in Miami 2003 – kostete den veranstaltenden Broker (beziehungsweise dessen Bank) 60.000 Dollar. Zu den angebotenen Vergnügen gehörten Ecstasy-Tabletten satt, der Besuch in Strip-Clubs, die Betreuung durch zwei ausgebildete Sex-Arbeiterinnen und ein Wettbewerb im Zwergewerfen, damals bei Partys der Wölfe von der Wall Street eine obligate Beigabe. Das und noch mehr kann man nachlesen in den Prozessakten der US-Börsenaufsicht:

http://www.sec.gov/litigation/admin/2008/ia-2713.pdf

Bruderman hätte bestimmt ein Interesse daran, dass diese Geschichten vergessen werden – es sei denn, er ist stolz darauf, was für ein Kerl er früher doch war. Er ist keine Person der Zeitgeschichte, sondern einfach einer unter vielen, die sich einmal für die Herren des Universums hielten. Ich denke, dass die Öffentlichkeit ein überragendes Interesse daran haben muss, dass diese Akten für alle Zeit zugänglich bleiben. Gerade weil Bruderman nichts Besonderes ist, sondern nur ein Zwergewerfer unter vielen war.

Als Sergey Brin und Larry Page Google gründeten, war es ihr erklärtes Ziel,  „to organize the world’s information and make it universally accessible and useful“. Gehören Angaben über die geschäftlichen Schwierigkeiten des Herrn Gonzales, die linksradikale Vergangenheit des Herrn Posener,die sexuellen Praktiken des Herrn Mosley und die Partys des Herrn Bruderman zu „the world’s information“? Zweifellos. Sie gehören nicht etwa deshalb dazu, weil Google darüber berichtet, sondern weil im Fall von Herrn Gonzales damals eine spanische Provinzzeitung, im Fall von Herrn Posener damals die „Rote Fahne“, der „Spiegel“ und der „Tagesspiegel“, im Fall des Herrn Mosley unter anderem die zum Springer-Konzern gehörende „Bild“ und im Fall des Herrn Bruderman die US-Börsenaufsicht darüber berichtet haben. Und außerhalb totalitärer Gesellschaften, wo regelmäßig die zu Vergessenden aus Bildern retuschiert werden, gibt es eben kein Recht auf Vergessenwerden. Google ist eine Bibliothek. Eine unfassbar große, unfassbar leicht zu bedienende, „universell zugängliche“ Bibliothek. Warum gilt für sie, was für keine andere Bibliothek außerhalb der Welt von „1984“ gilt? Warum gibt es für Google eine Pflicht zum Vergessen?

In Orwells Roman kann Winston Smith nur über den Parteifunktionär O’Brien an eine Kopie des verbotenen Buches des Abweichlers Goldstein herankommen. Und wie der Leser am ende des Romans weiß, ist schon diese Weitergabe eine Falle. Heute bräuchte Smith nur ein Handy und eine Internet-Verbindung.  Freilich tun die O’Briens dieser Welt alles, um diesen Zustand zu ändern und das Netz unter ihre Kontrolle zu bringen. Dazu gehört auch der Kampf um die Köpfe – das Versprechen, der Staat wolle und werde unsere Privatsphäre schützen. Ich erlaube mir, aus Erfahrung skeptisch zu sein. Zwei Beispiele:

1. Als ich 1969 oder 1970 die deutsche Staatsbürgerschaft beantragte, wurde ich in ein Zimmer beim Innensenator von Berlin (West) bestellt, wo ein Beamter hinter einer Akte saß und mir mit Leichenbittermiene eröffnete, man verfüge über Informationen mich betreffend, die eine Einbürgerung „zum gegenwärtigen Zeitpunkt ausschließe“. Was für Informationen das seien, dürfe er mir leider nicht eröffnen. Zehn Jahre später, als mein Anwalt Einsicht in die Akte erstritt, stellte es sich heraus, dass sie damals die Information enthielt, ich sei links eingestellt und hätte als 17-Jähriger einmal die Kommune I besucht, was beides stimmte. Die Einschätzung des „Verfassungsschützers“, der diese Informationen auswertete, lautete, ich sei damit ein potenzieller Terrorist, und man dürfe nicht auf die Möglichkeit verzichten, mich gegebenenfalls abzuschieben. Daher die Ablehnung meines Antrags.

2. Als ich zehn Jahre später nach dem Referendariat in den Schuldienst übernommen werden sollte, bekam ich die Auskunft, meine politischen Vergehen, zu den ich mich sowohl öffentlich wie auch vor der Berufsverbotekommission geäußert hatte, würden mir nicht negativ angekreidet, außer dahingehend, dass ich bis zur noch ausstehenden Einbürgerung nicht Beamter werden dürfe. Dennoch könne ich nicht eingestellt werden, da ich rechtskräftig wegen Hehlerei verurteilt sei. Wie bitte? Wie es sich herausstellte, lag schlicht und einfach eine Verwechslung vor. Ich war niemals wegen Hehlerei auch nur verdächtigt, geschweige denn angeklagt oder gar  verurteilt worden. Aber so stand es in der Akte, die man amtsintern zwischen Innensenator, Schulsenator und Verfassungsschutz hin- und herschob, und in die alle möglichen Menschen Einblick gehabt hatten, nur nicht ich.

 

Nun frage ich: Was ist schlimmer – die Tatsache, dass heute jeder Knallkopf glaubt, ein schlagkräftiges Argument gegen mich in der Hand zu haben, wenn er weiß, dass ich früher Kommunist war; oder die Tatsache, dass eine Behörde jahrelang falsche Informationen und üble Unterstellungen gegen mich als Geheimwissen für sich behielt und auf dieser Grundlage Entscheidungen über meine Zukunft fällte?

 

Will sagen: das Entscheidende ist nicht der Schutz meiner Daten, also der Daten, die über mich irgendwo im Umlauf sind, sondern ihre Integrität.

Es ist nicht wichtig, wer weiß, wie viel Gas und Strom ich verbrauche. Wichtig ist, dass ich die Möglichkeit habe, manipulierte Daten zu ändern, wenn mein Gas- oder Stromlieferant plötzlich eine Rechnung schickt, die mir merkwürdig vorkommt. Es ist nicht wichtig, wer meine Telefonverbindungsdaten kennt. Aber wenn jemand meiner Frau erzählt, dass ich ständig – sagen wir – einen Hostessendienst anrufe, muss ich das widerlegen können. Dazu übrigens ist die Vorratsdatenspeicherung ja auch nützlich; sie kann einem helfen, falsche Anschuldigungen zu widerlegen. Es ist nicht wichtig, wer weiß, dass ich früher linksradikal war und straffällig geworden bin. Wichtig ist, dass darüber keine Lügen verbreitet werden – vor allem von offizieller Seite. Wichtig ist, dass jeder weiß: eine Verurteilung  wegen Gefangenenbefreiung anno 1974, die schon sechs Jahre später bei meiner Verbeamtung keine Rolle spielt, darf einem nicht 30 und mehr Jahre später zum beruflichen Nachteil  gereichen. Es ist weder schlecht noch gut, dass es bei Google alles Mögliche über mich zu lesen gibt, Nützliches und Bescheuertes. Schlimm aber wäre es, wenn es irgendwo Dinge über mich zu lesen gäbe, und ich das nicht weiß, eben weil es nicht auf Google auftaucht.

 

Mit einem Wort: nicht die Öffentlichkeit gefährdet die Freiheit, sondern das Geheimnis. Es sind immer Diktatoren, die Bibliotheken säubern wollen. Es sind selten die Guten, die Informationen über sich verschwinden lassen wollen. Meines Erachtens droht eine Welt wie in „1984“ nicht von Google. Sondern von den Google-Gegnern. Oder sagen wir vorsichtig  (man weiß nie, wer alles mitliest): von einigen unter ihnen.

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70 Gedanken zu “1984 contra Google;”

  1. avatar

    @KJN
    Zum Kulturpessimismus ein Artikel

    Wobei ich denke, dass Pragmatismus und optimistischer
    Realismus angebracht sind. Warner, wie Moritz Berger, der Club of Rome oder Hedgefonds legen Schieflagen offen womit eine Behebung dieser erleichtert wird.
    Zu viel Pessimismus, also Fatalismus, indem er Vernunft erschwert, kann ins Verderben führen, zu viel Optimismus, denke ich, aber eben auch, siehe Realsozialismus (vielleicht ein schlechtes Beispiel, die Flüchtlingszahlen waren so hoch, dass man eine Mauer baute; wobei die vielen Ostalgiker eine andere Sprache sprechen oder sind das garnicht viele?), manche Juden im dritten Reich (Broder erzählte mal, dass seine Eltern mehr Angst vor den Polen als den Deutschen hatten), teilweise der Irakkrieg (wobei, vielleicht auch kein gutes Beispiel, die Region war vorher ein Pulverfass, jetzt ist wenigstens ein Diktator weniger dort), usw.

    @Moritz Berger
    Warum ist das Handeln auf Lebenserwartung denn vielleicht ein Problem?

    Krisen gab es schon bevor der Finanzmarkt nicht mehr transparent war. Lässt sich das Problem mangelnder Transparenz wirklich nur mit Regulierung lösen? Denn eigentlich ist es doch logisch, wessen Kohle da verbraten wird, wenn in Verträgen nicht anders geregelt, derjenige der sein Geld verleiht.

    Stimmt, den freemium lunch bezahlt der, der die beworbenen Produkte kauft oder der der für das Produkt bezahlt. Das kommt „jedem nach seinen Bedürfnisse“ näher als frühere Modelle, und ist gleichzeitig urkapitalistisch, da Werbung mit umsonst angebotenen Produkten die billigste Werbung ist.

    Um zu sehen, wie es andere sehen, muss ich nur die Zeitung aufschlagen, da finden alle Google, Seasteads, Technologie, Hedgefonds, Banker, usw. doof.

    Amazon Buchempfehlungen nutz ich nicht, ich schmunzel nur immer und denk „oh wai, die denken jetzt echt, ich will das >da< haben?! lol"

    @Stevanovic
    Danke, wobei es mir gar nicht mal um Effizienz und Dynamik ging und vielleicht ist das mit der leichteren Finanzierung sogar absoluter Quark, war auch mehr ein Gedankenexperiment.

    Gehört Kontroll- und Verbotswut zur dunklen Seite menschlicher Bedürfnisse?

    zu Hebammen: Das klingt jetzt vielleicht gemein, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass kein Versicherer diesen Beruf versichert, wenn es Versicherungen für Autos und Havarien gibt. Diese Versicherungen kosten, aber so wie Handwerker ihre Kosten umlegen, so müssten Hebammen das auch tun. Wobei sie sich sogar zusammentun könnten um ein Freemium-Geschäftsmodell durchzusetzen: Eltern zeigen Steuerbescheid vor und bezahlen entsprechend von Wohlfahrtsverbänden, Ökonomen, Hebammenverband, etc. ausgearbeiteten Einkommens-/Vermögensgrenzen; die, die nichts haben, nichts oder einen symbolischen Betrag und dann aufsteigend und so, dass manche Hebammen keinen neuen Verband mit Dienstleistung für Besserverdiener gründen.
    Wenn mir jemand nachvollziehbar erklärt, warum das, was ich hier gerade vorschlage nicht geht, seh ich es wie sie, Stevanovic, dass besser der Staat als niemand wieder diese Aufgabe übernimmt.

    zu Christopher Lauer: da stimm ich wieder mit ihnen überein. Und der Witz ist doch, dass Google diese privatwirtschaftliche Lösung ist, sie ballern massenweise OpenSource in die Welt, was die EU nun „untersucht“, und die New America Foundation, deren Vorsitzender Eric Schmidt ist, unterstützt Commotion. Nein, das ist nicht uneigennützig, natürlich geht es auch darum seinen Markt zu vergrößern (mehr Menschen mit Internet, größerer Markt). Aber so what? Ich finds eher begrüßenswert, wenn mehr Leute ins Internet können.

    zu Döpfner: ohja, genau DAS. Ob Döpfner als Springerchef so noch springerkonform (insb. §3 1. c)) ist? Naja, eigentlich auch egal.

    @Edmund Jestadt
    Während deutsche Emailprovider was von nationalen Netzen faseln und Politiker nach Kontrolle und „Entflechtung“ rufen, baut Google PGP in Gmail ein.

    Geschmack ist bekanntlich subjektiv. Aber vielleicht verstehen, warum mir diese Google-Musik weitaus besser gefällt, als das Gekrächze dass Gabriel, Schulz, De Maiziere usw. anstimmen. Ruhestörung ist es auch nicht.

    Ich bin halt hysterisch, paranoid und Rechts-Hegelianer.
    Wobei, sind es nicht sie, die einen früheren Zustand verteidigen oder sich dahin zurücksehnen?

    von wegen Entbürgerlichung: TOR wird von Geschäftsleuten, Medien und privaten staatlichen Sicherheitsagenturen verwendet. Entweder hat sich auch der Staat entbürgerlicht, das sind alles Braunköppe oder die Entbürgerlichung findet garnicht statt.

    Pseudonymisierung ist im
    Telemediengesetz §13 verankert.

    Wenn sie einem anonym/pseudonym Agierenden nicht zuhören möchten, brauchen sie das nicht. Und Blogbetreiber, wie Alan Posener können ihr Hausrecht durchsetzen, um Kommentare anderer wie z.B. derblondehans oder Pseudonymen auszuschließen, was logischerweise auf ihre, also die Reputation des Blogbetreibers positiv, wie negativ rückwirkt.

    Aber stimmt, das WIR muss kontrollieren, regeln, Bürokratismus produzieren…wer kontrolliert eigentlich die ganzen Kontrolleure? …und so schaffte sich der Kapitalismus selbst ab, indem er zu einem Bürokratismus wurde.

    @Alan Posener@all@68er
    Erst dachte ich Rainer Höß hätte hiermit nichts zu tun, aber nach dem Urteil ist es ihm vielleicht möglich, das aus Googlesuchergebnissen entfernen zu lassen. Wäre das gerecht?

    @KJN
    „Algorithmen sind in keinster Weise menschlich, sie sind böse“ – padeluun
    Oha.
    Algorithmen und Algorithmen die andere Algorithmen schreiben, werden von Menschen geschrieben. Was nicht
    heißt, dass diese Menschen böse wären (falls es überhaupt böse Menschen gibt…). Auch das Schreiben eines Algorithmus ist nicht böse. So wie man mit einer Bombe etwas gutes tun kann, kann man mit einem Algorithmus etwas gutes tun, obwohl sich dieser Algorithmus vielleicht auch dafür nutzen lässt einen Bombenanschlag zu planen.

    Unabhängig davon lehne ich Datamining der NSA und anderer Strafverfolgungsbehörden nicht grundsätzlich ab, bezweifel aber, ob sie unser Leben sicherer machen

    Viele Google/Algorithmen-Hater, wie padeluun oder Schirrmacher argumentieren irrational. Und Martin Döpfner redet in dem von Stevanovic verlinkten FAZ-Artikel wie ein Zinskritiker: „Ihre Macht beruht auf der Fähigkeit, exponentiell zu wachsen. Mit Ausnahmen von biologischen Viren gibt es nichts, was sich mit derartiger Geschwindigkeit, Effizienz und Aggressivität ausbreitet wie diese Technologieplattformen[/ diese Zinseszinsen], und dies verleiht auch ihren Machern, Eigentümern und Nutzern neue Macht.“ Für beide ist alles was sie nicht verstehen, automatisch irgendwie böse oder etwas vor dem man sich fürchten müsse. Es handelt sich um „Verkürzte Googlekritik“.

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    … Ideeeee! … es bleibt Döpfner ja noch die Möglichkeit für Friede und sich und EJ, die Systemrelevanz per Zwangsabgabe, ähnlich des Staatsfunkes, ard, zdf … bla, bla, … wundern tät ’s mich nicht. Daher!

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    @EJ Nachtrag

    … komme soeben vom Strand. In der Tat – ich bin nun leicht angebräunt. Und wenn ich morgen vom Strand komme, werde ich sogar Roberto Blanco oder der schwarz-braunen Haselnuss,[sic!] , zumindest äußerlich, immer ähnlicher … muhahaha!

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    @ Moritz Berger: andere Suchmaschinen, um zu besseren objektiven Resultaten zu kommen

    Dabei dürften, anders als vielfach behauptet, die (zum Mythos hochgejubelten) Such-Algorithmen das geringere Problem sein, zumal dann, wenn die „raffinierten“ Algorithmen, die das „eigentliche“ Google-Geschäft überhaupt erst ermöglichen und beflügeln, wegfallen können. Heißt: Nachdem Google sich so lange ungestört hat entwickeln können, sind es (jetzt) vor allem die gigantischen Serverkapazitäten (und deren Betreuung), mit denen jede alternative Suchmaschine zu konkurrieren hat.

    Google sucht ja nicht deshalb so schnell, weil es auf die aktuelle Anfrage hin jeweils das Netz durchsucht, sondern weil es das Netz permanent durchsucht – indiziert und die Indizes (wiederum algorithmisch bearbeitet) auf seine Server legt. Um im Hinblick auf Vollständigkeit und Geschwindigkeit konkurrenzfähige Suchmaschinen zu bauen (Metasuchmaschinen, die doch nur wieder Google (et al.) abgreifen, sind ja nur ein Notbehelf), sind Investitionen (und langer Atem) beträchtlichen Ausmaßes nötig.

    Auch deshalb habe ich den Staat als Suchmaschinenbetreiber in’s Spiel gebracht. Aber nicht nur deshalb, und darum geht es mir in der Hauptsache: Es muss im ureigensten Interesse des demokratischen Rechtsstaats liegen, den Raum zu schaffen und zu schützen, in dem die Bürger sich als Bürger, unbehelligt und frei, aber auch face to face verantwortlich, begegnen können und – müssen. Unsere Politik hat das bisher weder in Bezug auf Europa noch in Bezug auf das Internet geschafft. (Und ich nenne beide nicht zufällig in einem Atemzug!) Neben allem, was das Internet technisch an inzwischen unverzichtbarer Kommunikation ermöglicht, ist das Internet politisch – und gemessen an den Standards einer demokratisch rechtsstaatlich generierten Öffentlichkeit – eine stinkende Kloake. Auf die Dauer und in seiner überbordenden Massenhaftigkeit kann das nicht ohne Folgen bleiben.

    Auch im Internet muss sich der Bürger als Bürger zeigen, muss er sich – von keinem „Internet“ und keinem Google und Co. und keinem „Outing“ bedroht – als solcher aber auch zeigen können.

    Klarnamen-Zwang! Jede Äußerung eines Bürgers ist mit einem (an seine Identität gebundenen) auch nachträglich wirksamen Noindex- und einem Lösch-Button zu versehen! „Personalisierungen“/ „personalisierte“ Erhebungen aller Art sind (im Detail) offen zu legen und strickt individuell zustimmungspflichtig!

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    EJ: @ derblondehans: Freunde, es geht Döpfner und EJ […] einzig um Deutungshoheit.
    Dass Sie Ihre anonyme “Deutungshoheit”, den ent-bürgerlichten öffentlichen Untergrund, des Volkes anonyme Stimme, den anonymen braunen Sumpf verteidigen, in dem Sie sich wälzen, illustriert nur, wovon ich spreche.

    … gäääähn, wer Suchmaschinen ‚verteidigt‘ ist ‚braun‘. Alles klar. … ist ’s der ‚Toskanische‘ am frühen morgen? … mmmh?

  6. avatar

    @ derblondehans: Freunde, es geht Döpfner und EJ […] einzig um Deutungshoheit.

    Dass Sie Ihre anonyme „Deutungshoheit“, den ent-bürgerlichten öffentlichen Untergrund, des Volkes anonyme Stimme, den anonymen braunen Sumpf verteidigen, in dem Sie sich wälzen, illustriert nur, wovon ich spreche.

  7. avatar

    Da Herr Posener ein paar links zum Risiko und Sicherheitsaspekt eingestellt hat, hier ein interessanter Artikel aus Research Gate:

    PDF]
    Risk analysis on Internet connection – ResearchGate
    http://www.researchgate.net/&#.....8230;Diese Seite übersetzen
    von MEM Spruit – ‎Zitiert von: 2 – ‎Ähnliche Artikel
    This paper describes a structured approach of a limited risk analysis on an Internet … perform a risk analysis themselves in order to select the Internet services

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    @EJ

    Wer ausschließlich Google nutzt, ist (such-technisch) doof. Und dass – angesichts der Entwicklung, die Google genommen hat – sich kein demokratischer Staat aufrafft, eine “neutral” funktionierende Suchmaschine auf die Beine zu stellen – ohne die raffinierten Google-Algorithmen, die er zu entwickeln wahrscheinlich ohnehin nicht in der Lage ist – ist noch doofer.

    Sie haben recht, aber der Goliath google franst an den Rändern bereits aus…..

    Die, die nicht so doof sind, suchen sich andere Suchmaschinen, um zu besseren objektiven Resultaten zu kommen.

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    Lieber Herr Posener,

    leider haben Sie meinen link nicht gelesen:

    On Deutschland liegt weiterhin der Firefox vorn. Er kam nach der Zählung von Statcounter auf 45 Prozent gegenüber knapp 47 Prozent vor sechs Monaten. Chrome überholte hierzulande den Internet Explorer im April. Googles Web-Browser verzeichnet nun 23,5 Prozent (21 Prozent im Januar 2013), der Internet Explorer 19 Prozent (21). Der Safari kommt in Deutschland auf 7,5 Prozent (6,8), Opera stagniert bei etwas über 2 Prozent.

    aus:

    http://www.heise.de/newsticker…..12193.html

    Und für die, die es interessiert, hier die Entwicklung von google chrome:

    http://www.vlogg.com/10805/goo.....tatistics/

    Was die Alternativen zu google betrifft, hier eine kleine Auswahl (bei Eingabe von Alan Posener):

    http://izik.com/?q=Alan%20Posener
    https://www.qwant.com/?q=Alan+Posener
    http://www.benefind.de/web.php?q=Alan+Posener
    https://duckduckgo.com/?q=Alan+Posener
    https://www.ixquick.com/do/search

    Und hier noch zwei Spezialsuchmaschinen:

    http://www.wolframalpha.com/

    http://search.creativecommons.org/

    Und wer weiter in die Suchmaschinen eintauchen will:

    http://designyoutrust.com/2012.....-features/

    http://www.cod.edu/library/res.....pecial.htm

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    @stevanovic:
    Ich denke, Sie treffen hiermit den Nagel auf den Kopf, da kriegen nämlich welche kalte Füße (wie bei der Kernkraft..)
    „Übersetzt heißt das, wir sollen nach dem Finanzsektor auch die Medien und voraussichtlich auch die Automobilkonzerne retten? Die europäisch/japanische Automobilindustrie hat nicht genug Geld, um Google entgegen zu treten? EADS, Daimler, Toyota, VW sind nicht liquide genug, ein Projekt aufzusetzen, obwohl sie Google als lebensbedrohlich empfinden?“

  11. avatar

    hans: Deutungshoheit..

    ich hatte mal ganz bewusst auf das Betriebssystem ‚Linux‘ angespielt: Eine open-source -Entwicklung die theoroetisch ein großes Einfallstor zum Ausspionieren von persönlichen Daten, Passwörtern, etc. z.B. über key-logging bieten würde, aber dennoch als vergleichweise sicher gilt.
    Wem soll man nun mehr vertrauen, (basis-)kollektiven eher hierarchiefreien Alternativ-Entwicklern mit einem gemeinsamen Interesse an einem brauchbaren Betriebssystem (was letztlich auch ein guter bzw. stetig anhand von empirischen Daten /Suchanfragen weiterentwickelter Suchmalgorithmus à la google oder eben anderer Entwickler ist) oder einer staatlichen Instutution (welcher auch immer) oder gar einer Privatfirma (Kaspersky & Co.). Oder ist es egal, weil funktionierende Suchalgorithmen immer datensammelnde und datenverarbeitende (quasi-) Organismen sind. (Hat sich mal jmd. der Diskutanden Gedanken darüber gemacht, wie Suchmaschinen ihre Ziele so schnell finden? Wie kann das Netz so schnell durchsucht werden?)
    Wie soll z.B. eine Behörde festlegen, welche Suchanfragen, welche Sichtweisen und Perspektiven richtig sind??
    Ich meine da muss nichts festgelegt und beschränkt werden, auch ist es egal, in welcher Organisationsform (Firma, oder weltweites Entwicklerkollektiv) die Suchmaschine stetig optimiert wird – mit oder ohne persönliche Daten. Das veröffentlichen persönlicher Daten durch den Urheber selber (-oder dem Denunzianten) dient i.A. persönlichen Geschäftsinteressen, sonst nix, aber nicht dem Algorithmus. Ich weiß nicht, wie ein Netzaktivist (Puuny, oder wie der sich nennt, mir fällt dre Name wirklich nicht ein), darauf kommen kann, daß „Algorithmen böse“ wären.

    @M.B.
    Ich will .de nicht schlechtmachen, aber es gibt so Ängste hier, die allzu unfrei machen..

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    … Freunde, es geht Döpfner und EJ nicht darum, ob ‚google‘ des Michels ‚Leben‘ verewigen kann, wenn man(n)/frau an es denn zulässt, sondern einzig um Deutungshoheit. Deutungshoheit, die durch ‚google‘ in Frage gestellt und als Lüge erkannt werden kann. Google ist Teil der Apokalypse. Daher!

    Allein, es gibt genügend andere Suchmaschinen, auch anonyme, usw. usf. … daher ist der Aufschrei von Döpfner und Co als reiner Verzweiflungsakt … gääääähn … zu bewerten.

    o.t.: … meine Beiträge werden zu etwa 50% von APo zensiert/moderiert. Auch ein Akt der Verzweiflung …. Daher!

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    Da fallen mir die FDP-Apotheker ein: Deregulierung und Flexibilisierung für Arbeiter und Angestellte, geschützte Märkte, beschissene Beratung und überhöhte Preise für sie. Natürlich wegen dem Verbraucherschutz, der Flächenversorgung und den armen Omis.
    Auf manche Dinge fällt man auch als Sozialdemokrat nicht mehr rein.

    Hier Döpfner in der faz:
    http://www.faz.net/aktuell/feu.....97463.html

    Sollte das die Antwort des europäischen Unternehmertums auf einen Laden sein (immerhin gibt Döpfner welche), der weniger Mitarbeiter als Deutschland Steuerberater hat, dann sollten wir uns fürchten, aber nicht vor Google.

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    Döpfner:

    „Vielmehr könnte der Erfolgswillen der europäischen Digital-Ökonomie für die Europapolitik endlich zu dem werden, was die EU in den letzten Jahrzehnten so schmerzlich vermisst hat: ein emotionales Narrativ.“

    Übersetzt heißt das, wir sollen nach dem Finanzsektor auch die Medien und voraussichtlich auch die Automobilkonzerne retten? Die europäisch/japanische Automobilindustrie hat nicht genug Geld, um Google entgegen zu treten? EADS, Daimler, Toyota, VW sind nicht liquide genug, ein Projekt aufzusetzen, obwohl sie Google als lebensbedrohlich empfinden?
    Die Argumentationskette hätte ich von Sozis erwartet, aber nicht von Döpfner. Obwohl, wenn man es schelmisch unter dem Aspekt der Risikoabwälzung sieht, macht das für ihn Sinn, auch der devote Unterton – der mobilisiert das gesunde Volksempfinden gegen die da drüben. Nur sollten wir nicht darauf reinfallen. Unternehmerische Risiken tragen Unternehmer und Google ist geschickt genug, meine Interessen als Verbraucher nicht mehr zu gefährden, als die angeblichen Alternativen oder die lokalen Datensauger.
    Ja, die Unternehmen müssen wohl was unternehmen, aber deswegen heißen sie ja auch so. Es können nicht alle Bänker sein.

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    http://www.welt.de/kultur/arti.....nicht.html

    „Wenn man Google beikommen möchte, muss man einfach seine Geschäftsgrundlage zerstören.Und das geht am einfachsten, indem man mit Unmengen von Geld intelligente Menschen finanziert, die einzig und alleine dafür da sind, Open-Source Suchalgorithmen zu entwickeln, die irgendwann leistungsfähiger als alles sind, was Google anzubieten hat. Suchalgorithmen, die jedem die Möglichkeit geben, seine eigene Suchmaschine zu betreiben. Die im Idealfall von Otto Normalmenschen nachvollzogen werden können.“

    Privatwirtschaftlich organisiert bedeutet das, dass Unternehmer/Unternehmen wie Herr Döpfner/Springer Geld ausgeben müssten und das Risiko eingehen, dieses Geld zu verlieren. Der Grund, warum Springer, Spiegel, taz, faz, Verlage, Mittelstand und andere dies nicht tun, ist simpel: Das Risiko von Google plattgemacht zu werden ist geringer, als Geld bei einer Investition zu verlieren. Es ist einfacher, so lange auf die Tränendrüse zu drücken, bis wir (die Wähler/der Mob) die Nerven verlieren, um ihnen ein solches Projekt zu bezahlen, das, wenn es erfolgreich ist, unsere Privatsphäre genau so pulverisiert, wie Google. Als Verbraucher bin ich für Google, weil, wenn ich schon meine Privatsphäre nicht verteidigen kann, wenigstens mein Geld behalten möchte.

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    Also, zur Klarstellung: Ich benutze Firefox als Browser und Google als Suchmaschine. (Nichts gegen DuckDuckGo, aber da bekomme ich zuallererst Ergebnisse auf Englisch.) Google Chrome (Browser) hat eine Marktdurchdringung von knapp über 40 Prozent in Deutschland. Das ist kaum „marktbeherrschend“.

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    @ lucas

    Oh Mann! Weil Google die Klaviatur beherrscht, sollen wir Google spielen lassen, wie und wo und wann es will? Sie haben keine Nerven und keinen Musik-Geschmack? Und Ruhestörung kennen Sie nicht? – Ihre fröhliche Affirmation dessen, was ist, lässt jeden Rechts-Hegelianer vor Neid erblassen. So hat der preußische Staatsphilosoph sich den preußischen Untertan gewünscht: ‚So is‘ es. Und da kann ich nichts dran ändern. Und da will ich auch nichts dran ändern.‘

    Anders gesagt, lucas: Ihnen ist es durchaus recht, im Internet auf Dauer aus dem Halbdunkel, hinter einem Pseudonym verborgen, kommunizieren zu müssen?

    Google und CO. haben uns bereits so stark individuell erfasst, dass dieselbe Google-Anfrage, die Sie und ich stellen, bei Ihnen und mir zu ganz anderen – jeweils „personalisierten“ – Ergebnissen führt. Zu erläutern, was das „erkenntnistheoretisch“ bedeutet, erspare ich mir. (Ihre musikalische Begabung würde das womöglich langweilen.) Suchen sie einige Male „Klitschko + Ukraine“, suggerieren ihnen die folgenden Antworten auf Ihre Anfrage „Ukraine“, dass Klitschko ein zentraler Akteur in der Ukraine ist. In nahezu jedem der gelieferten Ergebnisse wird es auch um Klitschko gehen. – Wenn auch die Motive Googles andere sind, sind die „personalisierten“ Antworten, die Google auf meine Anfragen gibt, in gewisser Weise nichts anderes als die zensierten Antworten, die Google in China geben musste und für die es China verlassen hat.

    Wer ausschließlich Google nutzt, ist (such-technisch) doof. Und dass – angesichts der Entwicklung, die Google genommen hat – sich kein demokratischer Staat aufrafft, eine „neutral“ funktionierende Suchmaschine auf die Beine zu stellen – ohne die raffinierten Google-Algorithmen, die er zu entwickeln wahrscheinlich ohnehin nicht in der Lage ist – ist noch doofer.

    Google ist nichts anders als ein Erkennungsdienst. Google lebt davon, dass es ein Erkennungsdienst ist, und lebt davon, dass es jeden, der mit ihm in Berührung kommt, einer erkennungsdienstlichen Behandlung unterzieht. Ohne jede Frage gehört das rechtsstaatlich eingeschränkt und kontrolliert. (Siehe oben, APO zur demokratietheoretischen Bedeutung von Öffentlichkeit und Privatheit.) Und wir können nur hoffen, dass die („Neuland“-)Politiker, die „ihr Internet“ von ihrer Sekretärin „machen“ lassen, möglichst bald in den wohlverdienten Ruhestand wechseln.

    Sicher, Google will uns bzw. das, was es über uns „erkannt“ hat, „nur“ an diejenigen verkaufen, die uns etwas verkaufen wollen. Und je mehr es über uns weiß, desto höher der Preis. Man könnte das, sofern man das Ökonomische als prinzipiell vom Politischen getrennt betrachtet (ich tue das nicht, aber für den Augenblick sei’s drum), für einen politisch irrelevanten, nur-ökonomischen Vorgang halten. Welche, wenn schon angeblich nicht politische, dann jedenfalls existenzielle Bedeutung solche „Kenntnisse“ haben können, hat @Stevanovic oben mit seiner Polemik gegen die lokale Volksbank angedeutet. Wer, wenn nicht entsprechende Gesetze bzw. staatliche Eingriffe, soll verhindern, dass Google und Co. ihre „Erkenntnisse“ über uns nach Belieben – in Quantität und Qualität nach Belieben! – an interessierte Banken und die SCHUFA und sonstige Interessierte (wie Versicherungen, aber etwa auch Arbeitgeber) verkaufen?

    Aber das sind Einzelaspekte und alle schon viel „zu hoch“ angesiedelt. Vollends APOs Kritik an dem EuGH-Urteil. Es muss zunächst um ganz Elementares gehen, um die Basics. Ohne das hängt alle Google-Kritik (wie das EuGH-Urteil und auch noch die Kritik daran) bloß in der Luft.

    Wer „Google“ sagt, muss auch „Internet“ sagen. Google ist nur ein Teil des Gesamtzusammenhangs, in den z.B. auch so gutgemeinte und uneigennützige und scheinbar harmlose Einrichtungen wie archive.org gehören. Sofern das Internet ein Kommunikationsmittel (und inzwischen ein unverzichtbares Kommunikationsmittel) ist, gehört es geregelt, muss zunächst und vor allem anderen die in ihm nötige und mögliche Kommunikation nach den Kriterien „privat“ und „öffentlich“ unterschieden und (rechtsstaatlich) geschützt und kontrolliert werden.

    Anders gesagt, lucas: Es ist ein – überaus symptomatisches! – Unding, das der allergrößte Teil derer, die sich irgendwie im Internet tummeln (und die nicht z.B. beruflich besonders geschützt oder aus sonstigen Gründen „aus dem Schneider“ sind), ihre bürgerliche Identität verbergen und unter Pseudonymen kommunizieren, weil sie vor dem Großen Bruder „Internet“ Schiss haben, haben müssen, und damit das Internet – auf Dauer zweifellos mit politischen Folgen! Schauen Sie, was da los ist! – zu einem riesigen öffentlichen Untergrund machen. – Der Hegel in Ihnen darf weiter fromm fröhlich behaupten: Ens et bonum convertuntur. Aber auch Hegels „ens“ war bekanntlich nur endlich. Danach kam anderes Gutes 😉

  18. avatar

    @lucas

    OK, über den Sinn Google im Wettbewerb zu begegnen (wenn sich jemand berufen fühlt) sind wir uns einig. Ich denke, eine demokratische Regierung kann auch Risikokapital beisteuern, wenn der Mob es so will. Wobei ich das hier ablehnen würde, denn wie sie sagten, Unternehmer haben in Deutschland genug Geld für solche Projekte und wenn niemanden der Hafer sticht, dann hat das seinen Grund und direkten Schaden für den Verbraucher sehe ich auch nicht. Wer das ganze Prinzip der Datenerfassung als gegen seine Persönlichkeitsrechte gerichtet ablehnt, dem ist auch mit „nationalen Netzen“ nicht geholfen. Mich nerven zuerst lokale Datenträger.

    „Warum soll es schlimm sein, dass auf Lebenserwartung gehandelt wird? So kann jemand der Produkte anbietet, die die Lebenserwartung steigern, leichter an Kapital kommen.“

    Wenn ich an die Geburt meiner Kinder denke, dann erinnere ich mich, dass die größte Hilfe (eigentlich die einzige) die Hebamme war. Wie gut da der Markt funktioniert sehen wir daran, dass Freunde gerade Schwierigkeiten haben, eine zu finden, weil man als Versicherer wirklich doof wäre, diesen Beruf zu versichern.
    Um nicht zu viel auszuschweifen: Sie kennen den Film Gattaca: http://de.wikipedia.org/wiki/Gattaca
    Wie würde eine Welt aussehen, wenn Behinderte, Mädchen und Minderleister prinzipiell die schlechteren Tarife und die schlechtere Versorgung bekommen? Weil Jungs mehr erben, Sportler weniger kosten und von den Gesunden mehr Geld zu holen ist? Richtig, genau wie das Szenario aus dem hier: http://starke-meinungen.de/blo.....ie-frauen/
    Die moralische Verrohung sehe ich in diesen Gesellschaften. Es ist logisch, Mädchen und Behinderte abzutreiben. Medizinischen Fortschritt genießen die, die für den Bezahler der ganzen Sache, dem Patriarchen, am lohnendsten erscheinen: die strammen Jungs. Und nein, der Vergleich hinkt diesmal nicht. Diese Gesellschaften sind näher an Gattaca als wir. Medizinische Versorgung funktioniert in diesen Ländern nach marktwirtschaftlichen (nicht immer legalen) Grundsätzen. Die Ergebnisse sind erschreckend. Sie haben bestimmt Recht, was Dynamik und Finanzierung angeht – ich unterstelle ihnen aber, dass sie die dunkle Seite der menschlichen Bedürfnisse ausblenden. Markt ist eine effiziente gesellschaftliche Technik – nicht mehr und nicht weniger. Wie jede Technik, kann sie zu schlechten Ergebnissen führen. Damit wir uns nicht unnötig verhaken: Markt ist toll. Aber im Namen der Humanität bin ich bereit, Ineffizienz in Kauf zu nehmen und sie auch anderen vorzuschreiben. Also bin ich für (immer wieder neu zu verhandelnde) Grenzen. Beispiel aktive Sterbehilfe: Das kann einen Abschied in Würde bedeuten oder aber die die Lösung des Rentenfinanzierungsproblems sein. Sollte ich 70 sein (als Raucher unwahrscheinlich) und das Kreditrating meiner Familie durch meinen Abgang verbessern, würde ich gehen. Wie ergeht es aber meinem Nachbarn, auch 70, aber voller Lebensfreude. Wenn meine Enkel durch das bessere Rating studieren können und was sagen die Enkel des Nachbarn (Opa ist ein selbstsüchtiges Arschloch)? Jetzt reden wir hier nicht über Suchmaschinen oder ob jemand weiß, welche Pornos ich mir anschaue: Handel mit Lebenserwartung scheint mir ein paar Risiken zu bergen, die ich mir auch mit Effizienzverliebtheit nicht schön saufen kann. Was nicht heißt, dass ich es für immer ablehne, nur wir betreten mit der Fragen Sphären, in denen effiziente Finanzierung ein sehr dünnes Argument ist.

    Um den Kurve zu bekommen: nicht im Ansatz mit einer marktbeherrschenden Suchmaschine zu vergleichen.

  19. avatar

    Lieber Lucas,

    Warum soll es schlimm sein, dass auf Lebenserwartung gehandelt wird? So kann jemand der Produkte anbietet, die die Lebenserwartung steigern, leichter an Kapital kommen.

    Ich habe nicht davon gesprochen, dass es schlimm ist…..

    Ich habe lediglich die Frage aufgeworfen, ob es Grenzen für diese Art von Spekulationen gibt?

    Und ganz banal, schon mehrfach erwähnt, unser Finanzmarkt ist nicht mehr transparent.

    Z.B. der Schattenbankenbereich ist nicht mehr überschaubar.

    http://en.wikipedia.org/wiki/Shadow_banking_system

    Und wir riskieren in nahe Zukunft einen crash, dagegen war Lehman peanuts.

    Die von Alan Posener gelobten Bankreformen nach Lehman sind Kinderspielzeug!!

    Der Economist ist ein guter Indikator dafür, wie die nächsten Entwicklung im Finanzbereich und damit auf dem Weltmarkt ablaufen wird.

    http://www.economist.com/news/.....avert-next

    Und lieber Lucas,

    Was das Thema umsonst betrifft, da kann ich nur mit Friedman antworten:

    There ain’t no such thing as a free lunch

    Und was google betrifft:

    Die Suchmaschine ist excellent.

    Leider führen den Algorithmen zunehmend dazu, dass unsere Recherchen nicht mehr neutral sind, soll heißen analog werden uns immer wieder “ Suchresultate “ präsentiert, die keinen Blick über den Tellerrand erlauben.

    Eine ähnliche Steuerung des Suchprozesses können Sie bei amazon feststellen, anhand weiterer Buchempfehlungen.

    Bei google ist dieses nicht so offensichtlich.

    Wir verwenden bei unseren Recherchen daher andere Suchmaschinen, die uns neutralere Ergebnisse präsentieren und uns letztlich bessere Ergebnisse liefern.

  20. avatar

    Lieber KJN

    „Dieser angstbeladene deutsche Kulturpessimismus ist eine Seuche..“

    Es ist nur seltsam, dass .de immer noch zu den Ländern mit der größten Zahl an Patenten gehört.

    Ob Kritik an google oder auch der Digitalisierung unserer Gesllschaft immer mit Kulturpessimismus gleichgesetzt werden kann oder sollte ????

    Aber dieser Diskussionsansatz erinnert mich immer wieder an Ihre Argumente:

    Anderswo wären die Wiesen grüner…. man müsse aus .de auswandern.

    Das wir uns in Deutschland bereits sehr früh mit dem Datenschutz auseinandergesetzt haben, bietet letztlich auch die Möglichkeit hieraus neue Produkte zu entwickeln.

    Dieser sogenannte “ Kulturpessimissmus “ hat m.E. auch dazu geführt, dass Deutschland in vielen Bereich der Umwelttechnologie Marktführer ist.

    Fahren Sie im Juni zur:

    http://www.sensor-test.de/will.....test-2014/

    Da können Sie den deutschen Kulturpessimismus in
    “ innovativer Reinkultur “ entdecken.

  21. avatar

    Stevanovic sagt:

    Ich habe eher den Eindruck, das Google als Chiffre für Digitalisierung steht. Und die passiert um uns herum.

    Nicht mehr um uns herum…

    Sondern wir sind Teil des Web

  22. avatar

    @68er
    Wenn das Internet (nicht Google, das ist doch wohl ein Unterschied) nicht vergisst, kann alles – durch welche Suchmaschine auch immer – wiedergefunden werden. Und ja, die Gesellschaft muss nicht nur, sie wird darauf reagieren – mit gesunder Gleichgültigkeit. So wie vor vielleicht 40 Jahren im Gegensatz zu heute eine Schauspielerin noch unten durch war, wenn irgendwo frühere Nacktfotos auftauchten. Ich meine, eine Gesellschaft ist ja faktisch gezwungen, realistischer und vor allem weniger scheinheilig zu werden, wenn Dinge so offen da liegen, wie sie auch sind – z.B. wie hier das Scheitern in Form einer Insolvenz. Es gibt einfach keine Menschen ohne Fehler, vielleicht wird man das selbst in Deutschland dank Internet & Globalisierung mal (in 100 Jahren?) kapieren, so wie in vielen anderen Ländern auch. Dann wird sich auch hier noch ein Investor finden, der bei einer guten Geschäftsidee wieder einsteigt und ein Bewerber wird nicht deswegen abgelehnt, weil (im Land der Alkoholexzesse!) mal ein Foto von ihm mit einer Bierflasche in der Hand auf Facebook auftaucht.

    Bis dahin wird Google dann ein deutsche Suchmaschine kreieren müssen, in der vor einer Suchanfrage erstmal ein 8-seitiges Belehrungsschreiben durchgelesen werden muss, in dem vor der Eingabe von Suchbegriffen gewarnt wird, die Ihrem Vorgesetzen oder Nachbarn allzu tiefen Einblick in Ihre Persönlichkeit gestatten könnten um Sie bei nächster Gelegenheit (natürlich ungestraft) damit zu blamieren (Haftungsausschluss). Die deutsche Suchmaschine wird auch (wie die chinesische oder russische) bestimmte Begriffe nicht annehmen, z.B. den mit x am Ende.
    Und das wird für Unmut führen, der natürlich) Google angelastet wird.
    (Ich habe auch keine Aktien bei Google, ich benutze es nur, weil es ein paar cookies auf meinem Rechner speichert, die Google sagen, wo ich bin, damit ich das nicht immer eingeben muss, wenn ich z.B. mal wieder ein Sag-ich-nicht in der Nähe suche. DuckDuckGo ist auch gut, aber die speichern eben nicht Suchgewohnheiten, weswegen die Suche etwas länger dauert. Den Browser und die Suchmaschine vom deutschen Finanzamt meide ich aber eher. Außerdem habe ich jetzt das Betriebssystem mit dem dicken Pinguin und der Benutzeroberfläche, die ‚Menschlichkeit‘ verspricht [Ubuntu], .. goodbye Adobe flash-player updates .. das akzeptiert das deutsche Finanzamt bei meiner Steuererklärung aber nicht, denn Elster will nur Windows..)

    Dieser angstbeladene deutsche Kulturpessimismus ist eine Seuche..

  23. avatar

    Ich sehs wie Stevanovic, KJN und Alan Posener.
    Insbesondere der „Enteignet Google“-Absatz von ihnen, Alan Posener gefällt mir.

    Was verschleiert Gonzales? Dazu und zum Streisand-Effekt unten mehr.

    Gunnar Sohn mit Justus Haucap über Entflechtung und Googles Marktbeherrschung

    @Moritz Berger
    Entflechtungen als Selbstzweck gibt’s nicht. Die finden dann statt, wenn ein Unternehmen verbraucherfeindlich handelt. Das ist bei Google nicht der Fall, mir z.B. gefällt es, dass Googles Algorithmen auf von mir mit
    meinem Account angesehe Youtube-Videos achten.

    Das selbe gilt für Googles Android-in-den-Markt-dumpen, das im Video angesprochen wird. OpenSource ist verbraucherfreundlich. Dass ein Unternehmen Software umsonst anbietet, soll verbraucherfeindlich sein? WTF?! Damit wären alle Freemium-Geschäftsmodelle illegal, was nicht im Sinne der Verbraucher sein kann.

    Warum soll es schlimm sein, dass auf Lebenserwartung gehandelt wird? So kann jemand der Produkte anbietet, die die Lebenserwartung steigern, leichter an Kapital kommen. Wie? Jemand ermittelt welche Personen/ Personengruppen das Produkt benutzen werden und inwiefern sich deren Lebenserwartung erhöht. Entsprechend eröffnet er eine Position indem er Wertpapiere auf die Lebenserwartungen dieser Personen/ Personengruppen, hier wohl Futures kauft. Nun wird das Produkt oder Informationen darüber veröffentlicht, Spekulanten ermitteln, inwiefern diese Informationen relevant sind, handeln entsprechend und wenn sie überzeugt sind, steigt das Wertpapier und damit
    die Position im Wert. Die Position kann verkauft und damit (teilweise) Entwicklungskosten oder sogar Herstellungskosten für das lebenserwartungssteigernde Produkt gedeckt werden.

    Google Chromium ist OpenSource. Die Marktbeherrschung resultiert daraus, dass er die Bedürfnisse der meisten Nutzer besser erfüllt als andere Browser.

    Da wir gerade über Trading und Google reden: Trading für 0$ Kommission
    dazu techcrunch
    Leider erst nur in den USA, die Expansion nach Europa ist aber geplant.
    gefunden bei producthunt.co, wo es auch andere neue Produkte, wie z.B. Suchmaschinen gibt.
    Selbst Schuld, wer darauf vertraut, dass Google die Konkurrenz als Suchergebnis anzeigt, was sie trotzdem machen.
    (@Verbraucherschutzministerium
    also bitte nicht wieder Kochbücher wie die Ilse A. schreiben…)

    Haben eigentlich Algorithmen-Hater aka unter Augstein-Schirrmacher-Kapitalismus-Komplex Leidende etwas gegen technische Intelligenzler?

    @Edmund Jestadt
    Klar zählt was technisch machbar und ökonomisch „interessant“ ist. Ich glaube nicht, dass sie dachten Recht, dessen Durchsetzung und Festlegung, Ethik, Technik, Code, Kultur, Ökonomie, Politik, passieren in einem voneinander und der Außenwelt abgekoppelten Vakuum. Die Welt existiert und bewegt sich, wobei es Gesetze gibt, nach denen sie sich bewegt. Ohne diese Gesetze zu kennen, können sie auf einem Klavier drauflosklimpern, entweder wird es grässlich klingen, vielleicht sind sie aber auch ein Naturtalent und spielen intuitiv „richtig“. Wenn sie diese Gesetze kennen, können sie immer noch grässlich spielen, aber wahrscheinlich klingt ihr Klimpern mit etwas Übung „richtig“.

    Im Silicon Valley weiß man besonders gut, wie man Klavier spielt und ist deshalb so erfolgreich. De Maizieres und Gabriels Forderungen sind größenwahnsinnig und reaktionär, sie können nicht Klavier spielen, sind beleidigt und wollen Google kaputtmachen aka „entflechten“, wobei sie es meiner Meinung nach nicht hinkriegen werden, da das Internet jedem ermöglicht z.B. per VPN, so zu tun, als ob er in einem anderen Land wäre. Und zur Not parkt Google seine Server auf einer Seastead.
    Wird dann die Internetleitung zu dieser Seastead gekappt, gar militärische Mittel angewendet („Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“ – Clausewitz)?

    @68er
    Und was ist, wenn ich jetzt einen Schaden erleide, weil ich unwissend und deshalb unbedarft mich von jemandem der eine Insolvenz erlitten hat, vertreten lasse und er z.B. mein Geld veruntreut? Vor diesem Urteil war es ein leichtes Informationen über diesen jemand zu erhalten, jetzt ist es mit zusätzlichen Kosten verbunden. Ist das nun gerecht?
    Was ist überhaupt gerecht?

    Was hat Mario Costeja González getan? (@Google-Hater bitte bing- oder andere Konkurrenz-Übersetzer verwenden)
    Der vierte Treffer der Suche nach „Mario Costeja González“ enthält Eigentumspfändungen, das deutsche Wort für embargos de propiedad.
    Ich hab übrigens nichts gegen Gonzales, da er sich als guter Anwalt erwiesen hat, würde ich ihn vielleicht für einen ähnlichen Fall engagieren und empfehlen. Der im verlinkten Artikel genannte Streisand-Effekt ist nur ein vermeintlicher.

    Entweder hat Alan Posener rational über dieses Problem nachgedacht und ist bei den damaligen Gesetzen zu dem Schluss gekommen, dass es sinnvoll ist, als Kommunist nicht unter Klarnamen zu schreiben
    …oder er fand es einfach lustig.

    @Stevanovic@all
    Wettbewerb & Anti-Bismarck-Sozi-Position:
    Wie sorgt man dafür, dass die besten Köpfe des Landes eine bessere Suchmaschine als Google bauen? Indem man von Google lernt und einen Wettbewerb macht. Der der eine nach vorher festgelegten Kriterien und/oder Meinung einer Jury bessere Suchmaschine als Google baut, kriegt 10 Millionen € oder so. Wobei man bitte keine Staats- sondern eigene Knete nimmt. U.a. Telekom, Springer und der erfolgreiche deutsche Mittelstand haben doch genug davon (sonst wären sie ja garnicht so erfolgreich, wie behauptet) und erstere könnten auch noch als marktbeherrschende Unternehmen fett Werbung für ihre tolle Suchmaschine machen.

    @derblondehans
    hach, wie romantisch. 🙂 Aber was hat das mit Google und Rom zu tun?

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    @68

    Das klingt jetzt alles ultra-liberal, ist aber so nicht gemeint. Letztlich ist es eine Frage des Geldes und des Willens. Projekte wie Airbus, Leopard, Energiewende sind politische Projekte und für die bin ich (da nicht wirklich liberal) schnell zu begeistern. Als guter Sozi habe ich mit Geldverbrennen an sich kein Problem. Nur sehe ich nicht den Sinn gegen einen Konzern vorzugehen, nur weil wir keinen Willen aufbringen, ihm Konkurrenz zu bieten. Das klingt nach einer Lösung, bei der wir nichts machen müssen (was sich regelmäßig als schlechte Lösung erweist). Gegen Google antreten – bin ich dabei. Google zerschlagen, damit wir weiterhin Teile des Bruttosozialprodukts in Steueroptimierung stecken – das klingt nicht nach Wunsch nach mehr Wettbewerb. Posener hat in dem Punkt recht: als Konzern kann Google schnell fallen.

    Ich habe eher den Eindruck, das Google als Chiffre für Digitalisierung steht. Und die passiert um uns herum – in meiner Videothek wurde ich jahrelang auf meine Mitgliedskarte angesprochen, weil jemand in die Computermaske eintrug, dass ich sie nie dabei hätte. Auch nachdem ich sie ein dutzend Mal vorgezeigt hatte. Das hat alles nichts mit Google zu tun.

  25. avatar

    @68

    Wo wir schon fast bei leninistisch/marxistischer Selbstkritik sind: Ich habe Schröder gewählt, als er gegen den „Professor aus Heidelberg“ polemisierte. Seit dem ist Steuervereinfachung in Deutschland, ganz zu schweigen in der Sozialdemokratie, vom Tisch. Wäre ich Steuerberater, würde ich der SPD monatlich was spenden.
    Was hat das mit Google zu tun? Aufgrund unserer Gesetze lenken wir Köpfe und Geld in Tätigkeiten, die ich nicht als Nützlich für das Gemeinwohl bezeichnen würde. Statt dass wir uns über Google und Märkte den Kopf zerbrechen, sollten wir dafür sorgen, dass dies die klügsten Köpfe des Landes machen. Dann wäre Google unter Druck. Ich wiederhole mich: Google ist stark, weil wir unsere Hausaufgaben nicht machen. Da hilft auch kein Kartellrecht.

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    Der immer noch existiernde Internet-Explorer von Microsoft war meines Erachtens nie eine Suchmaschine wie Google, sondern ein Internet-Browser.

    Allerdings haben die damaligen Urteile es Google (oder Mozilla)erleichtert, mit eigenen Browsern gegen Microsoft zu bestehen.

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    Google hat 50.000 Mitarbeiter weltweit. Alles kluge Köpfe. Eine der brutalsten Prüfung in Deutschland ist die Steuerberaterprüfung. In Deutschland gibt es 80.000 Steuerberater, die im Durchschnitt Google-Gehälter beziehen. Die klugen Köpfe und das Geld sind da. Nur wir geben unser Potential lieber für Erbsenzählen aus. Übrigens eine Sache, die wir selbst steuern können, indem wir Steuergesetze über das Parlament (das wir wählen) ändern. Ja, eine Milchmädchenrechnung. Es geht aber um was anderes: Google ist nicht teuflisch – wir sind doof. Das müssen wir akzeptieren und dann vielleicht was ändern.

  28. avatar

    Lieber KJN,

    das Internet hat einige Bereiche unseres Lebens grundlegend verändert. Alte Regeln und Gewissheiten funktionieren heute nicht mehr wie früher. Ich kenne nicht die Einzelheiten im Fall Gonzales ./. Google, aber so viel ich verstanden habe, war die ursprüngliche Veröffentlichung über die Insolvenz des Herrn Gonzales keine „Denunziation“ sondern eine sog. tagesaktuelle Berichterstattung über die Insolvenz diesen Herrn.

    Früher hatten solche Berichte in einer Tageszeitung in einem normalen Haushalt eine Halbwertzeit von ca. 24 Stunden, d.h. die alte Tageszeitung wanderte meist ins Altpapier, wenn die neue da war. Wenn man damals in der analogen Welt versuchen wollte, z. B. nach 20 Jahren die ursprüngliche Mitteilung in Erfahrung zu bringen, hätte man hunderte von Zeitungsarchiven persönlich aufsuchen müssen und ohne elektronische Suchfunktion händisch in großen Folianten oder an schlecht funktionierenden Microfiche-Lesegeräten tage-, wochen- oder gar monatelang die Nadel im Heuhaufen suchen müssen.

    Heute genügt es Namen und Vornamen bei Google einzugeben, und schon weiß man oft mehr, als man eigentlich wissen will. Das kann man Google nicht vorwerfen, aber unsere Gesellschaft muss sich Gedanken machen, wie sie auf solche Veränderungen reagiert. Und anders als Sie, finde ich, dass zumindest unsere Rechtsprechung hier gut funktioniert hat. Unter „ausgeklügelter Rechtsprechung“ verstehe ich, dass die Rechtsprechung verschiedene Sachverhalte auch verschieden behandelt, dass sie, soweit ihr der Gesetzgeber klare Regeln an die Hand gegeben hat, diese im Einzelfall gerecht anwendet. Im Bereich des Presserechts ist es allerdings, anders als z. B. im bürgerlichen oder Gesellschaftsrecht so, dass einfachgesetzlichen Regelungen so gut wie gar nicht existieren. Bei der Bildberichterstattung gibt es eine Handvoll Paragraphen im Kunsturhebergesetz, dann gibt es noch einige Regelungen zur Gegendarstellung in den Pressegesetzen und ansonsten muss man sich mit dem Allheilmittel BGB zufrieden geben. Zum Schluss kommt man dann in sehr vielen Fällen zu unserem Grundgesetz. Und die Regelungen dort sind natürlich sehr generell und widerstreiten im Einzelfall auch gegeneinander. Hier muss die Rechtsprechung, da ihr der Gesetzgeber zu wenig Gesetze als Hilfsmittel an die Hand gegeben hat, dann einen Ausgleich im Einzelfall finden. Das ist oft sehr schwer, aber wenn ich mir die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts anschaue, finde ich, das die Richter und Richterinnen dort bisher eine sehr gute Arbeit gemacht haben.

    Um auf Ihre Kritik zurück zu kommen, ja, es wäre viel einfacher, wenn es eine funktionierende Gesetzgebung gäbe, durch die klar geregelt wäre, was man wie veröffentlichen darf und was nicht. Diese müsste im Einklang mit unserem Grundgesetz stehen und für alle leicht verständlich und praktikabel sein. Aus meiner Erfahrung mit Gesetzen, mit ihrer Praktikabilität und der letztlich mehr oder weniger entstehenden Gerechtigkeit, würde ich allerdings die Prognose wagen, dass es schwer möglich sein wird, die Vielfältigkeit unserer Gesellschaft durch wenig komplexe Gesetzesstrukturen abzubilden. Das heißt, im Einzelfall Gerechtigkeit zu erlangen kann man entweder nur über sehr komplexe Gesetzgebung, wie man sie z. B. in den unzähligen Steuergesetzen, -erlassen und -richtlinien finden kann oder aber mit einfachen Gesetzesstrukturen, die dann durch die Rechtsprechung konkretisiert werden müssen. In beiden Fällen benötigen Sie im Zweifel einen Juristen, der Ihnen hilft eine sicherere Orientierung zu finden. Aber auch mit ein wenig Empathie und der Frage, wie würde ich mich fühlen, wenn über mich berichtet wird oder welches Interesse könnte die Allgemeinheit haben, dass sie Informationen über mich erhält, kam man früher oft zum richtigen Ergebnis.

    Diese Ergebnisse müssen nun im digitalen Zeitalter neu überdacht werden. Da unser Gesetzgeber hier mehr oder weniger schläft müssen leider die Anwälte und Richter ran und versuchen, eine neue Balance herzustellen. Das ist zwar ein wenig mühselig und kostet einige Collateralschäden, aber solange Sie sich nicht an Ihren lokalen Abgeordneten wenden und mit ihm ein neues eilegendes Wollmichsau-Presserecht auf den Weg bringen, werden Sie wohl mit unserem jetzigen Rechtssystem leben müssen.

    Ihre Aussage Denunziantentum müsse verboten werden, ist genauso undifferenziert wie die Aussage, Google müsse alles löschen. So undifferenziert ist der EuGH nämlich nicht an die Sache herangegangen. In dem Urteil wird Google lediglich dazu verpflichtet, auf Anforderung des Betroffenen, den Text zu löschen. Ob daneben gegebenenfalls noch ein Anspruch gegen den sog. Erstveröffentlicher, d.h. die Zeitung, besteht, war nicht Gegenstand des Rechtsstreits. Ich gehe davon aus, dass in naher Zukunft der EuGH auch über die Frage der Internetarchive urteilen wird und auch hier bei eher privaten Daten einen Anonymisierungs-Anspruch bejahen wird, aber bei Fragen des öffentlichen Interesses auch zugunsten der Pressefreiheit entscheiden wird.

    Und jetzt noch ein paar Sätze zu Snowden.

    Sie schreiben:

    „Aber genau darum geht es hier nicht, denn Google ist keine Behörde mit irgendeiner Weisungsbefugnis oder Gewalt – im Gegensatz zum Staat und z.B. dem Finanzamt, das faktisch jederzeit mein /Ihr Konto einsehen kann, wenn es will. Auch Überweisungen, die dem einen oder anderen unangenehm sein könnten, werden dann sichtbar. Persönlichkeitsrechte? Pustekuchen.“

    Und genau um diese Schnüffelei des Staates geht es ja bei den Aufklärungen des Herrn Snowden. Er legt für Sie und uns alle offen, wo und in welcher Weise die Staatsgewalten in den USA und GB in unsere Privatsphäre eingreifen.

    Zu Ihrem Satz:

    „Und was Snowden betrifft: Er hat gegen US-Gesetze verstoßen und wird demnach gesucht.“

    kann ich nur fragen:

    Was soll man als Richter mit solch einem undifferenzierten Satz anfangen?

    Die amerikanische Regierung hat mit ihrem Schnüffelprogramm auch gegen so manche US-Gesetze verstoßen. Und wer wird von denen gesucht?

    Jedes Urteil zu einem Sachverhalt muss sich letztlich an der Verfassung eines Landes messen lassen. Und wer einen „Abgrund an Verfassungsbruch und Schnüffelei“ aufdeckt, hat nach meiner Auffassung einen Rechtfertigungsgrund gegen einzelne Gesetzte zu verstossen, wenn in der Güterabwägung das Wohl der Allgemeinheit dadurch gefördert wird. Alles andere wäre legalistisch.

    Was das Schreiben unter Klarnamen betrifft, wusste schon Herr Posener in den 70ern, das es besser ist, unter Pseudonym zu veröffentlichen, denn so werden ihm heute zwar seine Aktivitäten von damals vorgehalten, konkrete Texte finden Sie von Ihm, ohne großen Aufwand zu betreiben, aber nicht. Er scheint damals entweder einen weisen Ratgeber oder aber nur einen guten Instinkt gehabt haben.

  29. avatar

    Lieber Herr Posener,

    es geht doch letztlich nicht um das Verbieten, sondern um die Tatsache dass Google ein marktbeherschendes Unternehmen ist.

    Sie haben doch selber die Zerschlagung von AT&R als Beispiel als Förderung für den Wettbewerb angeführt oder habe ich ein schlechtes Gedächtnis.

    Und grundsätzlich:

    Marktbeherrschende Unternehmen behindern die Innovationen!!!

    Und:

    Das Internet ist letztlich eine weitere industrielle Revolution.

    Sie und ich und EJ und auch KNJ sind nicht mehr Zuschauer, sondern Teil des Web.

    Was dass für Auswirkungen positiv wie auch negativ auf unsere Gesellschaft hat,können wir derzeit noch nicht abschätzen.

    Und darum geht es derzeit:

    http://de.wikipedia.org/wiki/T.....C3%A4tzung

    Ganz nebenbei:

    In den USA entwickelt.

    Das i-phone ist gerade einmal 7 Jahre alt.

    Warten wir doch einmal ab wenn Sie Ihr 70jähriges Wiegenfest feiern, wie sich dann die Webwelt entwickelt hat.

    Es gibt bereits jetzt Algorithmen, die es möglich machen die Sterberisiken von Personen (>65 Jahre) mit einer Lebensversicherung, so genau einzuschätzen, dass mittlerweile Futures gehandelt werden.

    Was MS und den Browsere IE betrifft, da verwechseln Sie die foogle Suchmaschine mit dem Google Chrome.

    Und:
    Hier finden Sie die korreekten Informationen zu google chrome:

    http://www.heise.de/newsticker.....12193.html

    Recherchiert mit http://www.duckduckgo.com mit Mozilla firefox.

    Und ich schließe mich EJ an:

    Haben Sie schon einmal bei google gefragt, was über Sie gespeichert ist?

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    Lieber 68er

    „Anders als Sie hat Herr Gonzales seine Insolvenz wohl nicht, wie Sie ihre politischen Ansichten, aktiv in den öffentlichen Raum gestellt. Ich glaube da gibt es einen entscheidenden Unterschied.“
    Richtig: Aber nicht Google hat das im Internet veröffentlicht, sondern ein Rufschädiger /Denunziant. Wollen Sie Google haftbar machen und den Denunzianten verschonen?

    „Bisher gab es hier in Deutschland eine ausgeklügelte Rechtsprechung zum “Vergessenwerden”.“
    Ich brauche als Bürger keine „ausgeklügelte Rechtsprechung zum Vergessenwerden“, sondern eine klare, für jeden nachvollziehbare und justiziable Gesetzgebung gegen Rufschädigung und keine Gesetzgebung, in der grundsätzlich erst einmal Anwälte bemüht werden müssen. Rufschädigung ist eine ernstzunehmende Angelegenheit und kann zum Ruin führen – jeder sollte sich überlegen, was er da tut. Daß ein Staat oder das EuGH ‚Ruhe im Karton‘ haben will und das an Google u.a. deligieren will, ist klar, aber nach meiner Vorstellung von Gerechtigkeit unsauber.

    „In den Fällen Assange und Snowden ist es jedoch so, dass die Öffentlichkeit bzw. die Masse der Bürger als Souverän, mittlerweile in weiten Teilen von den Informationen ferngehalten werden, die sie unmittelbar betreffen oder die ihr Gemeinwesen grundlegend bestimmen. Sowohl die Art und Weise wie ein Land Krieg führt, geht die Öffentlichkeit fundamental an, als auch die Frage, welche Daten ein Staat wie über seine und anderer Länder Bürger sammelt.“
    Auch richtig: Aber genau darum geht es hier nicht, denn Google ist keine Behörde mit irgendeiner Weisungsbefugnis oder Gewalt – im Gegensatz zum Staat und z.B. dem Finanzamt, das faktisch jederzeit mein /Ihr Konto einsehen kann, wenn es will. Auch Überweisungen, die dem einen oder anderen unangenehm sein könnten, werden dann sichtbar. Persönlichkeitsrechte? Pustekuchen.

    Und was Snowden betrifft: Er hat gegen US-Gesetze verstoßen und wird demnach gesucht. Er ist mir nicht unsympathisch, aber wenn er ein Freiheitskämpfer wäre, was wäre das für eine Freiheit, für die er einsteht? Das was er der anscheinend technisch mittlerweile völlig ahnungslosen Öffentlichkeit kundtat, ist, daß Geheimdienste (u.a. Behörden) letztlich stets das tun, was technisch geht (weil sonst wären sie als Geheimdienste unbrauchbar). Was will er also? Daß die USA (und mit ihr der Rest des Westens, die’s schlichtweg nicht können und die NSA beauftragen) erst mal das EU-Parlament fragt, ob sie jemanden überwachen dürfen? Ich denke man da sollte die Realität zur Kenntnis nehmen.
    Mir ist das völlig egal, was der eine oder andere denkt, wenn er z.B. hier was von mir liest, deswegen schreibe ich auch unter Klarnamen. Wer wöchentlich den Rasen mäht, weil er Angst vor dem Urteil des Nachbarn über seinen Vorgarten hat, sollte das Internet besser meiden.

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    @ Alan Posener: Lieber EJ, die Unterstellung, ich würde aus materiellem Interesse (“Google-Aktien”) gegen das Löschgesetz der EU argumentieren, ist Ihrer nicht würdig.

    Na, APO, Sie können eher mit Humor schreiben als mit Humor lesen. Oder?

    Aber OK. So habe ich Ihnen netterweise die Gelegenheit gegeben, eine Antwort in der Sache mühelos vermeiden zu können. Ist doch auch was!

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    So sehe ich es auch, Stevanovic. Wissen Sie, was und warum bei der Schufa über Sie gespeichert ist? Wenn Sie es wissen wollen, müssen Sie dafür zahlen. Irre, oder?

    Lieber EJ, die Unterstellung, ich würde aus materiellem Interesse („Google-Aktien“) gegen das Löschgesetz der EU argumentieren, ist Ihrer nicht würdig. Ich besitze zwei Hapimag-Aktien und einige Anteile an einem geschlossenen Immobilienfonds, der ein Altersheim in Ludwigsburg betreibt. Sonst meines Wissens nichts dergleichen. Googeln Sie mal: Vielleicht finden Sie mehr über meine finanziellen Verhältnisse heraus, als mir lieb ist. Abe rirgendwie glaube ich das nicht. All dieses Gerede über den Verlust der Privatsphäre täuscht nicht darüber hinweg, dass niemand von Ihnen herauskriegen kann, wieviel ich verdiene, wieviel Steuern ich gezahlt habe, und ob die oben gemachten Angaben über mein Portfolio stimmen.

    Lieber Moritz Berger, vor einigen Jahren hieß es, Microsoft sei ein marktbeherrschendes Unternehmen; Gerichte in den USA und den EU haben dem Unternehmen daraufhin verboten, das Betriebssystem nur zusammen mit der Microsoft-eigenen Suchmaschine „Internet Explorer“ „gebündelt“ auszuliefern. Insofern waren die wackeren Anti-Monopolisten die besten Helfer von Google, und dort, wo man am schärfsten gegen Bill Gates vorging, in Deutschland, ist die Marktdurchdringung von Google am weitesten fortgeschritten: über 90 Prozent hierzulande, aber nur etwa 67 Prozent (ich zitiere aus der Erinnerung) in den USA!
    Was machen Sie aber, wenn über 90 Prozent der Leute Google benutzen? Sie verbieten es ihnen, oder was? 1968 „Enteignet Springer!“, 2014 „Enteignet Google“? Irgendwo in den Startlöchern sitzt schon der Konkurrent, der Google fertigmachen wird; wetten, dass es sich nicht um eine europäische Firma handelt? Und DA liegt das Problem. Wir sind gut im Verbieten und schlecht im Erfinden. Weil: das Erfinden kann man nicht anordnen.

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    Die Daten, die gegen mich verwendet werden, liegen nicht bei Google oder im öffentlich-zugänglichen Quellen. Die Daten liegen bei der Kreditauskunft, der Versicherung, der Krankenkasse – in die Daten habe ich keinen Einblick und von deren Gewichtung und den angewandten Parametern habe ich keine Ahnung. Das sind alles Unternehmen aus Deutschland und deren Angebote können wir regulieren (wenn wir wollen) und damit bestimmte Daten irrelevant machen. Google macht auf einer irrationalen Ebene Angst (groß, mächtig, undurchschaubar) – den Kredit versaut aber die örtliche Volksbank. Obwohl lokal, klein und heimelig, sitzen da die Leute, die mir mit Daten das Leben schwer machen (können, manchmal ja nicht ohne Grund). Was Google weiß, kann ich auch wissen (mit Quellenangabe)– was diese Institutionen an Informationen haben, woher sie sie haben, ist schwer einsehbar.

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    Das ist kein politisches, sondern ein juristisches Thema, weswegen der von mir sehr verehrte George Orwell weder als Ankläger, noch als Beispielgeber für die Aktivitäten von globalen Internet-Werbeagenturen mit Suchmaschine dienen kann. Daher stimme ich Robert zu, der auf den Urheber der Informationen, Fehlinformationen oder Verleumdungen (und dessen ‚eigentliche‘ Haftung) hinweist.
    Die Schuldzuweisung an Google steht in guter deutscher /europäischer Tradition zur Haftbarmachung von unbeteiligten Dritten (z.B. à la Wegesicherungspflicht), wenn Staat, Behörden und andere öffentlich rechtliche Sektoren sich mal wieder mehr um ihre inneren Reibungsverluste als um ihre ureigensten Aufgaben (z.B. Legislative) kümmern. Das EuGh-Urteil ist ein weiteres Justizversagen in einer langen Reihe von letztlich staats-, behörden- und justizschützenden Urteilen.
    Auch eine Art von ‚Subsidiarität‘.

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    @ Alan Posener

    Mir gefiel vor allem – unabhängig von Ihrem Beitrag – Ihr Satz:

    „Mit einem Wort: nicht die Öffentlichkeit gefährdet die Freiheit, sondern das Geheimnis.“

    Und dieser richtige Gedankenansatz hilft, so glaube ich zumindest, sowohl in den Google-Fällen, als auch bei Assange und Snowden.

    Natürlich ist dann die Frage zu stellen, was geheim bleiben muss, geheim bleiben darf und wo das Gemeinwesen oder die Öffentlichkeit ein Recht hat, Kenntnis zu erlangen.

    Und da bin ich mit Ihnen der Meinung, dass meine Daten mir gehören bzw. dass ich zumindest ein Recht habe zu erfahren, wer was über mich gespeichert hat. Das sieht in etwas auch unser deutsches Datenschutzrecht so vor. (Haben Sie schon bei Google nachgefragt, was die über Sie gespeichert haben?)

    Dann haben wir natürlich noch widerstreitende Interessen, wie die Nationale Sicherheit oder das allgemeine Persönlichkeitsrecht. Diese müssen dann in jedem Einzelfall gegeneinander abgewogen werden.

    Wenn wir z. B. Sie und Herrn Gonzales nehmen, ist bei Ihnen der Umstand, dass Sie aktiv in den politischen Bereich hineinwirken wollten, eher ein Indiz dafür, dass solche Informationen auch weiterhin öffentlich bleiben können.
    Bei Herrn Gonzales handelte es sich, soweit ich das Urteil verstanden hatte, um eine private Insolvenz. Dass darüber zum Zeitpunkt, als darüber in der Zeitung berichtet wurde, ein aktueller Anlass bestand, mag sein, so dass zu diesem Zeitpunkt die Veröffentlichung in der Zeitung erlaubt war. Anders als Sie hat Herr Gonzales seine Insolvenz wohl nicht, wie Sie ihre politischen Ansichten, aktiv in den öffentlichen Raum gestellt. Ich glaube da gibt es einen entscheidenden Unterschied.

    Bisher gab es hier in Deutschland eine ausgeklügelte Rechtsprechung zum „Vergessenwerden“. Das Bundesverfassungsgericht hat hierzu u. a. in seinen Lebach-Urteilen, einiges grundsätzliches und aus meiner Sicht richtiges gesagt.

    Der Deutsche Bundesgerichtshof meinte in einigen seiner letzten Entscheidungen zu diesem Thema eher Ihrer Argumentation zu folgen, indem es Klagen der Mörder des Schauspielers Walter Sedlmayer abwies, die erreichen wollten, dass ihre vollen Namen aus Internetarchiven diverser Zeitschriften und Rundfunkanstalten anonymisiert werden.

    Ich denke, das Urteil des EuGH hat wird hier auch eine Änderung der BGH-Rechtsprechung bewirken. Und ich bin der Meinung, dass dies richtig ist. Anders, als es der Bundesgerichtshof in einer Entscheidung meinte, ist es heute technisch möglich, solche personenbezogenen Daten so in ein Onlinearchiv zu stellen, dass die Namen nach einer gewissen Zeit automatisch anonymisiert werden.

    In den Fällen Assange und Snowden ist es jedoch so, dass die Öffentlichkeit bzw. die Masse der Bürger als Souverän, mittlerweile in weiten Teilen von den Informationen ferngehalten werden, die sie unmittelbar betreffen oder die ihr Gemeinwesen grundlegend bestimmen. Sowohl die Art und Weise wie ein Land Krieg führt, geht die Öffentlichkeit fundamental an, als auch die Frage, welche Daten ein Staat wie über seine und anderer Länder Bürger sammelt. Wer diese Informationen nicht frei gibt, bzw. sie in einem Maß geheim hält wie die USA und GB, ist mir äußerst suspekt. Und wenn ich mir dann noch darüber Gedanken mache, in welchem Ausmaß diese Daten gesammelt werden, kann ich Ihrem zweiten Satz eigentlich nur folgende Variante hinzufügen:

    „Diktaturen und Diktatoren erkennt man daran, dass sie anlasslos Daten über Jeden und Jede sammeln.“

    Und da wären wir wieder bei G. Edgar Hoover und Google, denn es gibt auch ökonomische Diktaturen.

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    @eberhard Die Daten werden nicht gelöscht, sondern sind lediglich nicht mehr auffindbar über Google. Suchende können auch einfach direkt im Onlinearchiv der Zeitung suchen und werden weiterhin die Insolvenz des Spaniers finden.

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    @Alan Posener: Es ist nicht die Schuld von Google und Co., dass Sie das getan haben.

    Wenn Sie Ihr Blog löschen vom Server löschen und es dennoch in den Google- und sonstigen Archiven auffindbar bleibt, ist das, Ihrer Meinung nach, nicht die Schuld von Google und Co.. Warum nicht?

    Google und Co. haben das (Suchmaschinen und Archive) nicht getan? Und das deshalb nicht zu verantworten?

    Sie halten Internet-Suchmaschinen und Internet-Archive für eine natürliche/ natürlich (oder sogar von Gott) gegebene Angelegenheit – uneinschränkbar, unbeeinflußbar?

    Wie viele Google-Aktien halten Sie, APO?

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    @Alan Posener: Die Frage, welche Informationen geheim sein sollen und welche nicht, berührt in der Tat das Wesen der Demokratie und des Verhältnisses zwischen Bürger und Staat in einem Rechtsstaat.

    Genau so ist es. Und weil es so ist, ist die Google-/ Suchmaschinen-/ Archivierungs-Frage nicht so einfach zu lösen, wie Sie’s anscheinend gerne hätten.

    Aus meiner Sicht ist die Frage noch völlig unbeantwortet, ob alle Äußerungen, die jemand im Internet tätigt, auch in streng juristischem Sinne als öffentliche Äußerungen gelten müssen.

    Ich habe über einige Zeit ein Blog betrieben, das so eingestellt war, dass es von Suchmaschinen nicht gescannt werden sollte. Trotzdem habe ich nicht nur das Blog per Suchmaschine, sondern sogar dessen Inhalt im Cache einer Suchmaschine fein säuberlich archiviert finden können. – Natürlich war meine Hoffnung, nicht gescannt zu werden faktisch naiv (und ich habe das Blog dann sehr schnell nur noch per Passwort zugänglich gemacht). Trotzdem stellt sich die Frage, auf welcher Rechtsbasis mein ausdrücklicher Wunsch ignoriert wurde, nicht in die Öffentlichkeit der Suchmaschine und in deren (öffentlich zugängliches) Archiv aufgenommen zu werden.

    Mit welchem Recht werden meine Äußerungen, die ich – in Analogie etwa zu einem Stadt- oder Waldspaziergang – in den „unendlichen Weiten“ des Internets etwa meinen Kindern bzw. bestimmten Personen gegenüber tätige, für jedermann auffindbar gemacht und archiviert? Wo steht geschrieben, dass es im Internet kein privates Wort und kein Wort blowing in the wind geben kann bzw. darf? Wenn irgendein Suchmaschinenbetreiber demnächst auf die Idee kommt, Städte, Wälder und Felder, nicht nur zu fotografieren, sondern auch abhorchbar zu machen und das Abgehorchte zu archivieren, müssen wir das dann tolerieren?

    Auf welcher Rechtsbasis geschieht dergleichen? Schafft das technisch Mögliche und das ökonomisch Interessante das Recht?

    Wenn es zutrifft, dass die Frage, welche Informationen geheim sein sollen und welche nicht, […] in der Tat das Wesen der Demokratie und des Verhältnisses zwischen Bürger und Staat in einem Rechtsstaat betrifft, dann haben wir die Frage bezogen auf das Internet auf dieser elementaren politischen Ebene – die erkennbar um einen dritten Akteur erweitert werden muss: das wirtschaftliche Interesse bzw. die wirtschaftliche Macht – noch längst nicht geklärt.

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    @ Eberhard: Sie sagen es selbst – Sie haben Daten im Internet veröffentlicht. Damit sind es öffentliche Informationen, genau so, als hätten Sie diese Dinge in Ihrer lokalen Zeitung oder in der „Welt“ veröffentlicht. Es ist nicht die Schuld von Google und Co., dass Sie das getan haben. Ihr Hinweis darauf, dass Winston Smith „nur“ die Daten fremder Menschen zu löschen hatte, geht an der Sache vorbei. Wenn das EuGH-Urteil umgesetzt wird, werden es bei Google viele Tausend Winston Smiths geben, die damit beschäftigt sind, öffentliche Informationen über andere Menschen zu löschen.
    @ Robert: Genau. Das sage ich: Google ist nicht der Urheber der Information. Genau so könnten Sie einer Bibliothek zum Vorwurf machen (und das wurde immer wieder gemacht), wenn sie die Kopie eines unerwünschten Buchs hat, sagen wir „Fahrenheit 451“. Das Gleiche gilt für Yahoo und Co.
    @ 68er: Die Justizbehörden der USA verfolgen Assange und Snowden, weil sie geheime Informationen preisgegeben haben; nicht, weil sie versucht haben, Informationen zu löschen. Insofern ist Ihre Argumentation unlogisch. Die Frage, welche Informationen geheim sein sollen und welche nicht, berührt in der Tat das Wesen der Demokratie und des Verhältnisses zwischen Bürger und Staat in einem Rechtsstaat. Nicht einmal Sie werden ernsthaft fordern, dass alle Informationen allen Menschen zugänglich gemacht werden. Aber eines wird deutlich: Man kann nicht gleichzeitig Snowdern und Assange und das EuGH-Urteil feiern, ohne logisch und politisch inkonsistent zu sein.

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    Es gibt einen kleinen, aber feinen Unterschied, der bei dieser ganzen „1984“- Hysterie oft unterschlagen wird:

    Winston Smith hatte die Aufgabe, die Daten *fremder* Menschen nachträglich zu löschen. Mario Costeja Gonzales möchte, daß Daten, die *ihn selbst* betreffen, nachträglich gelöscht werden.

    Ich denke schon seit Jahren, daß ich Daten, die ich selbst im letzten Jahrhundert im Internet veröffentlicht habe, endlich mal löschen lassen sollte. So, wie ich ein altes Tagebuch, das in meinem Schrank liegt, auch einfach schreddern und wegwerfen kann. Bisher war mir der Aufwand, mich an Google und Yahoo und Bing zu wenden, aber zu groß. Dank Mario Costeja Gonzales werden jetzt überall Anleitungen verbreitet, wie das geht.

    Danke, Mario Costeja Gonzales. Und danke, EuGH.

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    Ich stimme ihnen in einigen Punkten zu, jedoch verlaufen sie sich – meiner Meinung nach – etwas in ihrer Argumentation. Der Vergleich Behörde – Google hinkt etwas, da es auch alternative Suchmaschinen gibt, die ihnen nach wie vor ermöglichen jegliche Informationen, die Google vor einem möglichen Löschantrag fand, zu finden. Die Integrität ihrer Daten kann also nach wie vor sichergestellt werden, es wird nur etwas aufwändiger. Sie verfolgen gegen Ende ihres Artikels die These dass etwas de facto nicht mehr existiert, sobald Google es nicht mehr anzeigt. Da kann ich nur widersprechen, da es trotz des ausgezeichneten Algorithmus den Google verwendet ordentliche Alternativen gibt.
    Dies beschreibt meines Erachtens den eigentlichen Fehler des EUGH Urteils. Google ist nicht der Urheber der Information, sondern lediglich der Vermittler (in ihrem Beispiel die Bibliothek). Wie sie bereits sagen, nicht der Zugang zur Information sollte gesperrt werden, sondern die Integrität sichergestellt. Wenn sie also eine falsche Information über sich finden, nützt es nichts Google dafür in die Verantwortung zu nehmen, sondern den Urheber der Information.

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    @ Alan Posener

    Sie schreiben:

    „Mit einem Wort: nicht die Öffentlichkeit gefährdet die Freiheit, sondern das Geheimnis. Es sind immer Diktatoren, die Bibliotheken säubern wollen. Es sind selten die Guten, die Informationen über sich verschwinden lassen wollen.“

    Und deshalb sollten die USA endlich Julian Assange in Ruhe lassen und Edward Snowden als der in die USA zurück kommen dürfen, der er ist, ein Freund der Freiheit und er amerikanischen Verfassung.

    P.S.: Haben Sie schon mal bei Google angefragt, ob sie dort Ihre Files einsehen dürfen? Ich tippe, Sergey Brin und Larry Page geht es heute nicht mehr um die Freiheit sondern um Kohle und Macht und deshalb werden Sie Ihnen auch nicht sagen, was über Sie alles gespeichert wurde.

    Der Vergleich mit 1984 mag vielleicht wirklich umpassend sein. Mich erinnert Google eher an die Secret Files eines Edgar G. Hoover. Bezeichnenderweise sind Google und Co. ja auch mit den Geheimdiensten eng verbandelt.

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