Nach dem ESM-Beschluss des Bundesverfassungsgerichts ging ein Seufzer der Erleichterung durch die politische und publizistische Klasse Deutschlands. Abgeordnete und Journalisten müssen sich fortan nicht mehr mit der schwierigen Materie „Euro“ befassen und können sich Dingen zuwenden, von denen sie genauso wenig verstehen, zu denen sie aber umso leichter eine Meinung haben: Bettina Wulff, dem Islam, den künftigen Koalitionsspielen, der K-Frage bei der SPD usw. usf.
Denn in Verbindung mit Mario Draghis Ankündigung, die Europäische Zentralbank werde künftig in unbegrenzter Höhe Staatsanleihen kaufen, um dem Druck der Finanzmärkte auf insolvente Regierungen zu begegnen, bedeutet die Ratifizierung des ESM-Vertrags durch Deutschland, dass die Währungs- und Fiskalpolitik der Europäischen Union nicht mehr in den Händen der nationalen Regierungen und Parlamente liegt, sondern fortan von einer Brüsseler Viergruppe geregelt wird, bestehend aus den Chefs der nicht gewählten Institutionen ESM, EZB, Kommission und Rat.
Dies ist gut für die Märkte, aber schlecht für die Demokratie.
Das Bundesverfassungsgericht hat zwar – immerhin – festgelegt, dass künftige Erhöhungen des ESM-Kapitals (gegenwärtig 700 Milliarden, von denen 190 vom deutschen Steuerzahler stammen) der Zustimmung des Bundestags bedürfen. Doch dürfte eine solche Erhöhung auf mittlere Sicht dank der Intervention Draghis nicht nötig sein. Kommt ein Land – sagen wir: Spanien – künftig in Zahlungsschwierigkeiten, kann es beim ESM einen – relativ kleinen – Kredit beantragen, akzeptiert dafür die daran geknüpften Bedingungen und erfüllt damit die Voraussetzungen, um Schuldscheine in unbegrenzter Höhe beim EZB abzuladen und so relativ billig an Geld zu kommen. Was die Bedingungen des ESM angeht, so dürften sie, wenn ein Staat nur einen relativ kleinen Kredit beantragt, nicht so drastisch ausfallen wie noch bei Griechenland, dem unglücklichen Opfer deutscher Sparwut. So hat sich Europa doch noch so etwas wie Eurobonds geschaffen; die gemeinsame Haftung läuft über die gemeinsame Währung, die nun in einen Abwertungs- und Inflationswettkampf mit dem Dollar und dem Pfund tritt. Gut für Exporteure, Schuldner, Fabrik- und Hausbesitzer; schlecht für Lohnabhängige, Konsumenten, Mieter und Sparer. Wie immer zahlt die Mittel- und Unterschicht.
Angela Merkel weiß das alles. Sie ist von Hollande, Monti und Rajoy im Verein mit Draghi hereingelegt worden. Während sie glaubte, mit dem Fiskalpakt und dem ESM die Sparsamkeit zu institutionalisieren, haben ihre Gegenspieler den Mechanismuseinfach umfunktioniert. Dass Merkel darüber nicht wirklich unglücklich ist, liegt daran, dass sie schnell die politischen Vorteile der neuen Ordnung erkannt hat. Mit dem Outsourcing der Euro-Politik nach Brüssel verschwindet das wichtigste Hindernis für eine Große Koalition der drei konservativ-sozialdemokratischen Parteien unter Führung der CDU nach der Bundestagswahl 2013. Merkel wird also die ewige Kanzlerin, und das ist für sie das Entscheidende. Wohin ihre Koalition steuern wird, zeigten die Entwicklungen im Bundesrat vergangene Woche: Mindestlohn und Frauenquote etwa wurden auch von einigen großkoalitionär regierten Ländern unterstützt. Zusammen mit der SPD wird auch Ursula von der Leyen nach 2013 ihre Rentenpläne verwirklichen können.
Was freilich die Gemeinschaftswährung betrifft, so hat Europa Zeit gewonnen, mehr nicht. Noch sind die Grundprobleme, die zur Krise führten, nicht gelöst:
- Es gibt große Unterschiede in der Struktur, Kultur und Produktivität zwischen den einzelnen Ländern der Eurozone. Daraus ergeben sich auch verschiedene Interessen in Bezug auf die Währungspolitik. Die Südeuropäer wollen eine weiche Währung; die Nordeuropäer eine harte. Die Südeuropäer haben gewonnen; sollte die Inflation jedoch drei oder vier Prozent überschreiten, stellt sich für Deutschland ernsthaft die Frage der weiteren Mitgliedschaft in der Eurozone. Freilich hat die Ratifizierung des völkerrechtsverbindlichen ESM-Vertrags dafür gesorgt, dass ein Austritt aus der Gemeinschaftswährung für Deutschland noch teurer wird: vermutlich müssten dann auch die 190 Milliarden im ESM-Fonds abzuschreiben, von den anderen Kosten eines Austritts – vor allem Probleme aufgrund der Verteuerung von Exporten – abgesehen, und von den politischen Auswirkungen ganz zu schweigen.
- Einen Ausgleich der Interessen könnte es nur geben, wenn die verschiedenen Nationen Teil einer nicht nur monetären, sondern auch fiskalischen und politischen Union sind, in der – wie in Deutschland – strukturschwächere Länder von den stärkeren unterstützt werden. Innerhalb Deutschlands gibt es erheblichen Widerstand gegen den Länderfinanzausgleich; eine entsprechende Union der Eurozone will niemand ernsthaft. Sechs Monate lang hat sich eine so genannte „Zukunftsgruppe“ getroffen, bestehend aus den Außenministern der EU-Mitgliedsländer Deutschland, Frankreich, Italien, Benelux-Staaten, Österreich, , Portugal, Spanien sowie Dänemark und Polen. In einer Schlusserklärung konnte sich die Gruppe nur auf den Allgemeinplatz einigen, dass „mehr Europa“ zur Lösung der Krise nötig sei, nicht jedoch auf konkrete Maßnahmen zur Verwirklichung von mehr Europa. Sowohl die Zusammensetzung der Gruppe, die einerseits Euroländer wie Irland und Griechenland draußen vor ließ, dafür Nicht-Euroländer wie Polen und Dänemark einbezog, als auch ihre Ergebnislosigkeit sind Ausdruck der Tatsache, dass Europa in einer konzeptionellen Krise steckt.
Einen Ausweg aus diesem Dilemma kann ich nicht erkennen. In einer idealen Welt abstrakter Demokratie würde die Fiskalpolitik der Union von einer gewählten europäischen Institution beschlossen werden: dem EU-Parlament, dem von mir vorgeschlagenen Senat, oder beiden. Da jedoch viele EU-Länder nicht Mitglied der Eurozone sind, fällt diese Lösung weg. Eigene Repräsentativorgane der Eurozone wiederum, vorausgesetzt, man könnte sich auf sie einigen, würden die Spaltung der Union noch vertiefen.
Die Eurokrise bleibt uns also erhalten, weil eben im Kern weder durch die Märkte verursacht wurde, noch durch die unverantwortliche Ausgabenpolitik einiger Länder, sondern durch die Unsicherheit der Politik darüber, wie es mit Europa weitergehen soll.
Derweil glänzt der alte Kontinent durch Abwesenheit bei den Nachwehen des arabischen Frühlings, der unsere unmittelbare Nachbarschaft umwälzt; wird in mehreren EU-Ländern, allen voran Ungarn, die Demokratie schwer beschädigt; gibt es faktisch keine Ostpolitik gegenüber Putins Versuch, die Ukraine und Weißrussland wieder in Russlands Einflusssphäre zurückzuholen; ist das Nabucco-Pipeline-Projekt so gut wie gescheitert; hat sich die Türkei stillschweigend von der EU verabschiedet und konzentriert sich auf ihre Vision einer neo-ottomanischen Mittelmeerunion; gibt es also keine gemeinsame europäische Außen-, Nachbarschafts-, Erweiterungs- und Sicherheitspolitik.
Nichts ist gut in Euroland. Aber wir diskutieren weiter über Bettina Wulff, den Islam, Koalitionsspiele, die K-Frage bei der SPD usw. usf. Die Euro-Kritik wird Populisten überlassen. Der Präsident, der sich einmal als Demokratielehrer verstand, ist in Sachen Europa verstummt, weil er von der Materie überfordert ist. Und der Kanzlerin des Durchwurstelns ist das alles nur recht.
A. Posener sagt: „Die Eurokrise ist keine Staatsschuldenkrise. Die USA etwa sind viel schlimmer verschuldet. Japan auch. Aber dort gibt es eine handlungsfähige regierung. In der Eurozone nicht. Deshalb ist die Euro-krise eine politische Krise.“
…da wird sich zumindest der Heli-Ben aber freuen, dass er keine Staatsschuldenkrise habe (dank handlungsfähiger Regierung !….) und seine Gelddruckmaschine umgehend verschrotten…
Herr Posener mir gefällt mein Bild von den ´Siamesischen Zwillingen` besser: Die haben zwei Köpfe, einer ist der Staat, der andere die Finanzindustrie – beide sind an der Brust zusammengewachsen und haben nur einen Blutkreislauf: das Geld. Steigt der Blutdruck, wird es beiden schwindelig, “too big to fail“ gehen bei beiden die Lichter aus.
´Die Staaten müssen ihre Schulden tilgen` und der Blutdruck sinkt – bei beiden.
Aus der Sicht Deutschlands ist durch die tendenzielle Vergemeinschaftung von Schulden das Gegenteil eingetreten: Durch die Übernahme von Verpflichtungen Anderer, hat sich beider „Blutdruck“ stark erhöht, dies bei eigenem defizitären Haushalt. Selbst eine gemeinsame „Europäische Regierung“, so sie denn nicht rein visionärer natur wäre, würde daran nicht das geringste ändern.
Some decoding:
Caroline Glick über Neo-Cons, amerikanisches Pendant zu Neoliberalisten:
In her column, titled, „Neocons slither back,“ Dowd (Anmerkung: Maureen Dowd, New York Times) wrote that Republican Presidential and Vice Presidential nominees Mitt Romney and Paul Ryan are mere puppets controlled by „neocon puppet master, Dan Senor.“
Neocon is a popular code for Jewish. It was so identified by Dowd’s Times‘ colleague David Brooks several years ago.
Dowd said that „the neocons captured“ Bush after the September 11 attacks and „Now, amid contagious Arab rage sparked on the 11th anniversary of 9/11, they have captured another would-be Republican president and vice president, both jejeune about the world.“
One telling aspect of Dowd’s assault on Senor as a neoconservative is that he and his boss in the Bush administration, Paul Bremer, were the nemeses of the neoconservatives at the Pentagon. The only thing Senor has in common with the likes of Paul Wolfowitz and Douglas Feith is that all three men are Jews.
Moreover, Dowd drew a distinction between supposed „neocons“ like Senor, and non-Jewish US leaders Donald Rumsfeld and Dick Cheney who merely „abetted“ the neocons.
So Senor doesn’t share the same ideological worldview as Feith and Wolfowitz but he’s a neocon. And Cheney and Rumseld do share the same worldview as Feith and Wolfowitz. And they are not neocons.
In Deutschland würde Dowd zu recht als antisemitisch durchgehen.
@Parisien: Also der Schwarze Peter wird laufend eingesetzt, z.B. bei jeder Religionskritik und vorzugsweise in Internetdiskussionen (Godwin’s Law). Wer ihn am Ende in den Fingern hält, hat verloren. Für den, der ihn einsetzt, ist er sowas wie Karlchen Müller, falls Sie Doppelkopf kennen. Die universelle Einsetzbarkeit des Schreckgespensts Sozialismus demonstrieren in unserem Mikrokosmos nicht nur Sie (z.B. beim Thema Sozialismus und Kormorane), sondern in erster Linie DerBlondeHans, für den das die Wurzel alles, sogar des kapitalistischen Übels darstellt. Der Sozialismusvorwurf ist Trumpf und sticht immer. Der Neoliberalismus als Popanz ist noch jung, er hat seine Zukunft noch vor sich, erfreut sich aber bereits jetzt schon reger Nachfrage bei der Erklärung des Schlamassels. Der Fuchs bzw. das Schwein im Doppelkopf. Man bekommt fast den Eindruck, dass wir ohne ihn schuldenfrei wären.
@ KJN
Ich hab’s gelesen, das mit der Säure. Es gibt dort, am Ursprung, eine Negativ-Steigerung, die da lautet: Mann, Männer, militanter Jude. Die erklärt fast alles.
@Serdar:
… uuuuund … warum nennen Sie mich eigentlich immer – ’stolzdoitscher‘ ??
Serdar: @stolzdoitscher
Kolonialismus ist nicht ‘deutsch’. Gegenwärtig eher mohammedanisch. Wie Sie ‘s selber zugeben.
das ist ihnen unbenommen
… ja, ja. Ich weiß. Aber schreiben Sie doch mal was zu den mohammedanischen Weltmachtträumen. Das dürfte alle interessieren. Erdolf vom Bosporus als Kalif von Eurasien? Oder wie soll das nach Ihren Vorstellungen aussehen? Ich bin ganz benommen.
@ RZ
„Wir Deutschen haben immer drei Teufelchen in der Tasche, um unsere Probleme zu erklären. Der Schwarze Peter, den wir am liebsten weiterreichen, ist der böse Mann mit dem kleinen Bart. Dann gibt es noch den Sozialismus, das universell einsetzbare Schreckgespenst. Und seit Neuesten haben wir uns noch eine echte Voodoo-Puppe zugelegt, um Nadeln hineinzustechen: den Neoliberalismus.“
Das erste wird gar nicht mehr so viel benutzt. Das dritte ist ein Schreckgespenst für Staatsabhängige und die Kräfte, die diese jetzt berühmten 47% förden. Das mittlere aber wirkt bei jedem von ganz unten bis ganz oben, weil es grundsätzlich auf Vereinheitlichung abzielt, darunter auch gender mainstreaming. Es wird weniger von den Sozialdemokraten vertreten, als vielmehr von den Grünen und ist so verweichlicht wie eine Damenbinde. Es kann leicht mit der verschrienen Gutmenschlichkeit verwechselt werden, weil es sich damit stark überlappt. Vor allem ist es bis in CDU-Kreise hinein existent. Es zeichnet sich vor allem durch political correctness aus, hier durch Sprachverbote und somit eine Einschränkung der Redefreiheit, wurde früh von George Orwell beschrieben und betrachtet Menschen eher zynisch, ist daher nicht gutmenschlich. Es stellt den Kormoran über den Fischer, auch wenn der Kormoran sich gut vermehrt und der Fischer nichts mehr auf Brot hat. Es ist abgedriftet von biologischen und ökonomischen Realitäten, richtig teuer (siehe Energieumbau) und durch und durch von Ideologie gefärbt. Es ist außerdem ein Glaubenssystem. Daher ist das mittlere das schlimmste.
Wir Deutschen haben immer drei Teufelchen in der Tasche, um unsere Probleme zu erklären. Der Schwarze Peter, den wir am liebsten weiterreichen, ist der böse Mann mit dem kleinen Bart. Dann gibt es noch den Sozialismus, das universell einsetzbare Schreckgespenst. Und seit Neuesten haben wir uns noch eine echte Voodoo-Puppe zugelegt, um Nadeln hineinzustechen: den Neoliberalismus.
@ Don Camillo: „Die Staaten müssen ihre Schulden bezahlen. So einfach ist das.“ Genau. Im Gegensatz etwa zu Banken, nicht wahr. Die sind dann „too big to fail.“ Die Eurokrise ist keine Staatsschuldenkrise. Die USA etwa sind viel schlimmer verschuldet. Japan auch. Aber dort gibt es eine handlungsfähige regierung. In der Eurozone nicht. Deshalb ist die Euro-krise eine politische Krise. So einfach ist das. (So einfach nun auch wieder nicht, aber das ist der Kern der Sache.)
@stolzdoitscher
Kolonialismus ist nicht ‘deutsch’. Gegenwärtig eher mohammedanisch. Wie Sie ‘s selber zugeben.
das ist ihnen unbenommen
Serdar: Na guter Wille wär doch schön, wenn wir langsam Deutschland übernehmen und die Deutschen wieder hinterm Schalten stehen müssen.
… da is‘ was d’ran – denn: ‚Wenn kleine Männer lange Schatten werfen, ist es ein sicheres Zeichen, die Sonne geht unter‘
Das Original zu Ihrer Bemerkung – Bernhard von Bülow in einer Reichstagsdebatte am 6.Dezember 1897 zur deutschen Kolonialpolitik: ‚Mit einem Worte: wir wollen niemand in den Schatten stellen, aber wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne.‘
Mir würde bezeichneter Satz für eine deutsche Souveränität genügen. Das hat was – oder?
Kolonialismus ist nicht ‚deutsch‘. Gegenwärtig eher mohammedanisch. Wie Sie ’s selber zugeben.
@ Serdar
Vielen Dank für Ihre Antwort. Die Türkei hat Besseres verdient als einen quasi Ein-Parteien-Staat.
@KJN: Konzentrieren wir uns doch erstmal auf die Gefahr, die vor uns steht, bevor wir gegen weiter hinten lauernde Gefahren anrennen. Das ist die ökonomische und politische Pleite, nicht der Sozialismus – der ist nicht die Ursache, könnte aber Folge davon werden.
@Parisien: Neidlosigkeit? Sie wollen wohl anstrengungsloses Wohlgefallen? Hat Sie der Pendelschlag des Sozialismus, vor dem uns KJN leider allzu spät gewarnt hat, bereits erfasst? Ohne Neid kein Preis, und schon gar nicht so ein schöner Jaguar.
@ Roland Ziegler
Bella macchina!!!
Mein nächster unerfüllter Traum. Vielleicht in zehn Jahren, gebraucht. Ich freue mich aber darauf, ihn auf der Straße zu sehen: Der Nachfolger des E-Type.
http://www.spiegel.de/auto/akt.....57997.html
Wer so unästhetisch ist, dass er sowas zerkratzt oder abfackelt, gehört in den Knast. Im Prinzip kann man das nur noch in GB, Italien und Diktaturen wie Saudi-Arabien fahren. Berlin: Kontraindiziert. Zu viele Sympathien über den grünen Neidreflex für Nobelkarossenabfackler. Wir müssen nebenbei noch (neben Demokratie und Meinungsfreiheit) Geschmack, Ästhetik, Kreativität, künstlerisches Empfinden und vor allem Neidlosigkeit retten bzw. letztere erstmal erfinden. Jemand, der für Deutschland Neidlosigkeit und Humor erfindet (undenkbar) sollte den Friedenspreis des deutschen Buchhandels bekommen.
@Parisien
Es erscheint mir ziemlich verwegen, unter einem Stück, in dem Posener den Demokratieverlust beklagt, einen Staat anzuführen, in dem man des öfteren im Knast landet oder gar ermordet wird, wenn man an heikle Dinge rührt. Wenn Posener recht hat mit seinem Demokratieverlust, passen wir aber langsam zu diesem Staat, den man anfangs doch nur umschwärmt hat wegen der Pipeline nach Ceyhan.
Naja ich führe keinen Staat an. Der ist da und irgendwie muss man damit umgehen nicht wahr?
Sie rennen bei mir offene Türen ein, aber trotzdem stimmt das was sie schreiben in dieser Ausschließlichkeit nicht. Politische Morde waren in den 90ern an der Tagesordnung, die haben deutlich abgenommen nachdem die AKP die Regierung stellte.
Es hat sich einiges gebessert und viele könnte noch besser sein. Ich selbst glaube auch, das diese Regierung an ihre Grenzen kommt. Das schlimme daran ist, das die Opposition leider in einem erbärmlichken Zustand ist. Das was diesem Land fehlt ist eine richtige Opposition.
@stolzdoitscher
… oh-nö–ne? noch eine Dschizya.
Also ich fand das ein erfolgreiches Konzept.
(Wenn die Mohammedaner sich gegenseitig ‘nicht mögen’ – warum eigentlich? – liegt das in ihrer eigenen Verantwortung.)
Na guter Wille wär doch schön, wenn wir langsam Deutschland übernehmen und die Deutschen wieder hinterm Schalten stehen müssen. Also zeigen sie sich demütig 😉
@ Alan Posener
Ich würde sagen, dass Issing es andersherum sieht, die EZB eher als Opfer:
Issing: Ich würde es mal so formulieren. Die EZB lässt sich mit Aufgaben überfrachten, die nicht zu ihrer Verantwortung zählen sollten. Regierungen und Parlamente müssen selbst ihre Hausaufgaben erledigen, Reformen anpacken, um das Vertrauen der Märkte zurückzugewinnen. Die EZB ist nicht dafür da, die Versäumnisse der Politik zu korrigieren. Wenn die EZB einspringt, wird der Reformeifer nachlassen.
Die Welt: Aber die EZB knüpft ihre Anleihenkäufe doch an strikte Auflagen.
Issing: Natürlich ist es besser, wenn die EZB für ihren Einsatz Konditionen verlangt, als wenn sie das nicht täte. Aber die Währungshüter begeben sich damit in Abhängigkeit von der Politik. Die EZB wird sich an die von der Politik bestimmten Auflagen ausrichten. Ich halte es für undenkbar, dass die EZB ihre Käufe einstellt, sobald ein Mitgliedsstaat die Konditionen nicht mehr voll erfüllt. Die Konsequenzen wären ein Chaos am Markt für Anleihen dieses Landes. Die EZB ist gefangen zwischen Politik und den Märkten.
http://www.welt.de/wirtschaft/.....litik.html
Parisien:
„Hauruck-Wachstum“
Wachstum zu schnell -> Rohstoffe zu teuer -> Verschuldung zu hoch.
Dieser einfache Zusammenhang, der in der rein betriebswirtschaftlich orientierten und auf Quartalszahlen fixierten Welt unserer „Wirtschaftsexperten“ intellektuell nicht mehr erfasst werden konnte muss neu gelernt werden.
Die Geschäfte bzw. Fehler sind gemacht, die große Industrie ausgelagert und die Fertigungstiefe nach Art des „Sanierers“ und Industriespions mit Kultstatus José Ignacio López abgewickelt. Das einzige was wir noch tun können, ist zu verhindern, auch noch den Rest unserer verbliebenen Wirtschaft sozialistisch zu ruinieren. Also den (unvermeidlichen?) Pendelschlag ins Sozialistische abzufangen.
@ Serdar
Es erscheint mir ziemlich verwegen, unter einem Stück, in dem Posener den Demokratieverlust beklagt, einen Staat anzuführen, in dem man des öfteren im Knast landet oder gar ermordet wird, wenn man an heikle Dinge rührt. Wenn Posener recht hat mit seinem Demokratieverlust, passen wir aber langsam zu diesem Staat, den man anfangs doch nur umschwärmt hat wegen der Pipeline nach Ceyhan.
Wer beantwortet mir hierzu eine Frage?:
Kurz zuvor hatte Mas eine Großkundgebung in Barcelona angeführt, die als Warnung der Befürworter einer Unabhängigkeit an die Zentralregierung gesehen wurde. Die nordöstliche Region zählt zu den wirtschaftlich stärksten Spaniens, hat aber auch einen der größten Schuldenberge. Katalonien hat 5,02 Milliarden Euro aus einem Fonds der Zentralregierung beantragt.
http://www.welt.de/politik/aus.....adrid.html
Die Fragen: Könnte es vielleicht sein, dass a) Staaten zu verschuldet sind, weil ein Hauruck-Wachstum stattgefunden hat, zu schnell und zwischen Staaten in einer Art schneller-höher-weiter-Kompetition ausgetragen und dass b) alles, z.B. Baumaterial einfach zu teuer geworden ist?
…zum Neid: Eigentlich erwarte ich dazu einen Artikel von Herrn Werner, mit der Aussage, dass die deutschen und insb. die Grünen extrem neidisch sind.
Jedenfalls: Wenn man immer gesagt bekommt: „Sei gierig!“, und man dann auch wirklich gierig geworden ist, es aber nicht geklappt hat, dann wird man eben neidisch. Und nun bekommt man zusätzlich gesagt: „Sei nicht so neidisch! Sei anders!“ – Was soll man damit anfangen? Einfach mal eben nicht neidisch sein? Das ist doch Blödsinn. Die Leute sind, wie sie sind, neidisch, gierig, humorlos oder wie auch immer. Wir benötigen ein staatliches System, dass die Probleme löst, keine anderen Menschen.
@ Serdar
Die Türken sind uns insgesamt nicht so unsympathisch, wie Sie hier zum zweiten Mal andeuten, aber mit Erdogan dürfen wir schon vorsichtig se:in, oder? Das ist auch so ein absoluter Herrscher.
@ RZ/Don Camillo
Wenn die Staaten Geld brauchen, sollen sie eben ihr Gold verkaufen. In Wirklichkeit machen sie in Krisen etwa das Gegenteil davon, verbieten zum Beispiel Goldbesitz wie hier. Die Amerikanerin musste praktisch Grandma’s Schmuck abgeben, wenn er über ein Kettchen hinausging. In Deutschland dagegen haben sie’s den Juden aus dem Mund gerissen:
http://en.wikipedia.org/wiki/Executive_Order_6102
In einer solchen Krise müssen die Staaten mal beweisen, dass sie anders geworden sind, moderater. Das imerhin macht Frau Merkel recht gut. Andernfalls würde der Staat wieder, was er mal war: Der Feind des Bürgers.
Serdar: … Trotz alle Mängel und Macken ist die türkische Demokratie (*rofl*) … doch ein besserer Partner als alle anderen Länder in der Gegend. … Das sieht man konkret auch im Beispiel von Syrien. Hier werden sehr viele Lippenbekennisse abgegeben, aber konkrete Unterstützung im Fall des Flüchtlingsproblems gibt es nicht. Da wird die Türkei alleine gelassen.
… oh-nö–ne? noch eine Dschizya.
Die 500-jährige ‚Erfahrung‘ mit ihren Anrainern, einschließlich Nah-Ost und Nord-Afrika, müssten der Türkiye Cumhuriyeti doch genügen ihre Probleme selber lösen zu können.
(Wenn die Mohammedaner sich gegenseitig ’nicht mögen‘ – warum eigentlich? – liegt das in ihrer eigenen Verantwortung.)
….wobei sich Vermögen und Schulden ja gegenüberstehen und einander proportional sind: Je größer die einen, desto größer auch die anderen. Man kann nur beides gemeinsam schrumpfen. Die Vermögen werden so oder so verkleinert; die einzige Frage ist, wessen Vermögen mehr und wessen weniger.
@Parisien: Ich habe absolut nichts gegen ökonomische oder geistige Ungleichheit, das sollten Sie nicht missverstehen. Auch mir ist es lieber, ich sehe wenigstens mal einen Ferrari als immer nur billige Einheitsfahrräder. Darum geht es aber nicht. Unser Staat ist – wie auch die Staatengemeinschaft, in der er integriert ist – pleite oder läuft jedenfalls bedenklich auf die Pleite zu. Wir können unsere Schulden nicht mehr bezahlen, ohne zu tricksen. Es brennt, und da ist ein Teich voller Löschwasser. Wieso sollten wir nicht wenigstens ein bisschen von diesem Wasser nehmen, um den Brand zu löschen? Ohne unseren kostspieligen Staat wäre dieser schöne Teich niemals entstanden. Wenn der Brand gelöscht und die Staatsfinanzen einigermaßen in Ordnung sind, können die Leute meinetwegen weiterhin soviel Geld aufsaugen, dass es ihnen zu den Ohren herausquillt (vorausgesetzt der Nachbar muss nicht hungern). Aber jetzt ist eben ein ungünstiger Zeitpunkt dafür. Wir drehen den Satz, mit dem wir früher genervt wurden, jetzt um: Überlegt mal, wie IHR eurem Land dienen könnt, statt dass das Land euch dient. Viele haben das übrigens schon überlegt, und viele wollen mit ihrem Geld helfen; es gibt öffentliche Aufrufe von Reichen, dass man doch bitte in der Not ihr Geld nehmen soll. Wenn Sie das nicht glauben, recherchieren Sie das, bitte.
@Alan Posener
hat sich die Türkei stillschweigend von der EU verabschiedet und konzentriert sich auf ihre Vision einer neo-ottomanischen Mittelmeerunion; gibt es also keine gemeinsame europäische Außen-, Nachbarschafts-, Erweiterungs- und Sicherheitspolitik.
Nun ja so eine neo-ottomanische Mittelmeerunion im Einflussbereich der Türkei muss nichts schlechtes sein. Trotz alle Mängel und Macken ist die türkische Demokratie (neben Israel) doch ein besserer Partner als alle anderen Länder in der Gegend.
Die EU hat leider keine langfristige Perspektive, was die Entwicklungen in der Gegend betrifft, sonst würde sie die Türkei unterstützen und auch so selbst Einfluss auf die Türkei ausüben.
Aber in Europa geht es immer nur darum ob die Türkei in die EU kommt oder nicht. Alles was jenseits der Grenzen stattfindet ist höchstens Gegenstand von Lippenbekenntnissen. Das sieht man konkret auch im Beispiel von Syrien. Hier werden sehr viele Lippenbekennisse abgegeben, aber konkrete Unterstützung im Fall des Flüchtlingsproblems gibt es nicht. Da wird die Türkei alleine gelassen.
Nichts ist so einfach und scheint doch so schwierig, wie dies:
– ´Die Staaten müssen ihre Schulden tilgen` –
thats all.
Eine unaussprechbare Tatsache ist es geworden, dies zu verlangen: Kein Privathaushalt, kein Unternehmen, keine Bank, keine Bilanz kann je funktionieren, wenn sie sich so verhalten, wie Staaten. Sie sind gigantische Schuldner, ihnen fehlt nicht nur der Tilgungsplan, ihnen fehlt die Tilgungsabsicht und die Tilgungsmöglichkeit. Dafür bilden Banken Passivposten mit Schuldscheinen von Staaten (Anleihen), deren Deckung nicht gegeben ist. Das kann nur so lange funktionieren, solange alle daran glauben „Es wird schon irgendwie gehen, das machen ja alle so“. Erstaunlich ist nicht die Krise, erstaunlich ist, dass es so lange gut gegangen ist. Die Wirtschaft hat einfache Spielregeln: Ohne Tilgung kein Kredit und ohne Arbeit kein Geld. Hat man das nicht wissen können? …. Die Kanzlerin des Durchwurschtelns scheint damit jedenfalls hoffnungslos überfordert.
Vor diesen einfachen Erkenntnissen rettet uns auch kein vereinigtes Europa, da kann Herr Posener philosophieren und visionieren, wie er will, weil – alle – das gleiche Problem haben, die einen mehr, die anderen weniger.
@ Roland Ziegler
Gestern, nachdem ich den FAZ-link gelesen hatte, träumte ich ein bisschen ‚rum nach dem Motto, was wäre, wenn du damals, als du von deiner Tante dieses umschriebene Erbe bekamst, Pfizer-Aktien gekauft hättest (kurz vor Viagra) und dann zum richtigen Zeitpunkt Google-Aktien usw. Was würdest du machen, wenn du Milliardär wärst? Ich glaube, ich würde viel für Schulen tun, für die Schule meiner Kinder, aber auch für eine in einem Problemviertel wie Neukölln. Und man muss deutlich sagen, dass Amerikaner so etwas in vorbildlicher Weise tun, dass Philanthropie dazu gehört. Wenn man aber immer angefeindet wird wie in Deutschland und diese Platte Umverteilung, diese Platte mit einem Sprung drin, dauerleiert, haben die Leute keine Lust zu sowas. Allenfalls spenden sie für ein Konzerthaus. Diese, ja, säuerliche, neidische Umverteilungsrhetorik war schon immer den Deutschen eigen. Und ich finde, dass Götz Aly sehr gut eine Folge daraus beschrieben hat.
Außerdem habe ich mir vor einiger Zeit ausgerechnet, wie lange eine einzelne Schleckerfrau mit dem Geld ausgekommen wäre, wenn man den Rest von Schleckers Vermögen unter ihnen verteilt hätte. Nicht sehr lange. Daher ist es besser, wenn einige Leute Vermögen haben und, wie in den USA, eine ganze Menge spenden. Jimmy Carter, den ich natürlich nie mochte, hat trotzdem meine Hochachtung für seinen Einsatz in Afrika gegen den Guineaworm. Und à propos Romney: Carter war auch sehr wohlhabend. Das hat mit Politik nichts zu tun. Das Land scheint sich verändert zu haben: Vor Obama war der Wohlstand der Präsidentschaftskandidaten kein Thema. Googeln Sie mal Andrea Mitchell. Auf en.wiki steht ganz unten, mit wem sie verheiratet ist. Dann sind Sie wieder bei der Fed. Die Frau arbeitet nur für Obama.
So muss ich Posener hier doch widersprechen: Wenn die MSM nur für eine Seite arbeiten, wie sollen die Citizens dann unabhängig herausfinden, wen sie als President möchten?
Der deutsche Anti-Amerikanismus, las ich mal, ich glaube in „Amerika, dich hasst sich’s besser“, soll auch aus einer uralten Neidwurzel gewachsen sein. Die Deutschen begannen, neidisch zu sein auf ihre Landsleute, die dort ‚rübergegangen waren und es später besser hatten. Der Neid wird immer neu in den Medien geschürt und von Politikern ausgenutzt. Was hätten die Deutschen davon, wenn sie auf den Straßen nur noch Trabi-artige Einheitswagen sähen und nie wieder einen Ferrari? Wären sie dann glücklicher?
Was ist besser? Einen Ferrari wenigstens vorbeifahren zu sehen oder ein Einheitsauto oder Fahrrad für alle?
@Roland Ziegler
„Wo liegt das Mekka der Zechpreller eigentlich?“
Derzeit faktisch im demokratiefreien China (wg. Wachstum und so).
„Gibt es dort unbegrenzte Kapazität?“
Nein, Unbegrenztheit gibt es nur im Jenseits, aber die Prognosen für die nächsten 10 Jahre reichen für erste.
@Parisien
Der deutschenfeindliche Mr. Morgenthau würde sich vor allem über die schafhaftige Volksfreude über Deutschlands „Exportstärke“ amüsieren.
@Parisien: Auch ich habe noch viele Träume, manche davon kosten Geld, manche – nicht die schlechtesten – sind kostenlos, und einige von beiden Sorten hoffe ich mir noch zu erfüllen.
Irgendjemand wird das globalisierte Schuldenschlamassel bezahlen müssen. Wahrscheinlich werden die Gläubiger auf einen Teil verzichten, und den anderen Teil wird man bezahlen. Wenn die Reichen noch mehr zahlen würden, als sie ohnehin schon zahlen, müssten die Armen weniger zahlen, das ist keine schwierige Überlegung. Wenn man das aus prinzipiellen Gründen nicht will, muss nach dem umgekehrten Gießkannenprinzip Geld generiert werden (oder gar von unten mehr abgehoben werden). Verschiedene Wege sind möglich, wir haben die Wahl, und die Mehrheit soll es bestimmen (und sich dann anschließend die Konsequenzen zurechnen).
@ Roland Ziegler
„Normalerweise lebt man da, wo es einem lebenswert erscheint, jedenfalls wenn man über 1 Million Euro auf dem Konto hat und es sich aussuchen kann.“
Der erste Teil stimmt, der zweite nicht. Ich habe oft gelebt, wo ich wollte, dann aber manchmal etwas beengt, schon im Studium. Don’t worry, die Mieten und Preise werden wieder ‚runtergehen, weil die Zinsen hochgehen müssten und die Nachfrage nach Immobilien sinken sollte. Das ist ein Vorteil der Bazooka.
Man kann sich nicht alle Träume erfüllen. Ich hätte gern eine Reise folgender Art gemacht: Erst Japan, dann mit dem Schiff Kamtschatka, Aleuten, Alaska und Nordwestpassage über Grönland bis Island. Zu teuer, auch Teile davon. Aber ich schaue mir die im Internet an. Das immerhin ist doch ein Gewinn.
…übrigens ist die Alternative nicht nur eine starke Inflation, sondern – bei fortdauernder Insolvenzverschleppung – eine Währungsreform. Dann werden oberhalb eines bestimmten Freibetrags z.B. alle Vermögen halbiert. Finden Sie das besser, wäre das die richtige „Denke“ (was für ein Ausdruck…)?
@Parisien: Ihre Addition verstehe ich zwar nicht (wie addiert man Götz Aly mit meinen säuerlich-scharfen Einstellungen?), aber der Schluss ist jedenfalls auch unabhängig davon richtig: Ich bin froh, dass ich heute lebe und nicht ’33ff.
@ Alan Posener
Klar haben Sie recht in diesem Punkt. Ich bin ja auch durchaus einverstanden mit Ihrem Stück. Ich wollte andeuten, dass wir mit einem neuen Präsidenten möglicherweise auch einen anderen Stil bekämen. Immerhin war Geithner, Finanzminister, früher Chef der Fed von NY, Schäuble zwecks Bazooka in den Sommerferien stören, was als unzulässige Bitte um indirekte Wahlkampfunterstützung ausgelegt wurde.
@ Roland Ziegler
Ich komme in Versuchung, Godwin’s Law zu widerlegen. An sich kommen solche Sachen erst sehr spät in Diskussionen. Wenn ich addiere 1. Ihre säuerliche Einstellung zu Vermögenden + 2. Götz Aly + 3. Ihren recht scharfen Einsatz in der Beschneidungsdebatte, komme ich zu dem Schluss, dass Sie sich glücklich schätzen sollten, dass Sie heute leben und nicht ’33 ff. Übrigens hat mich Benny Peiser indirekt auf die Idee gebracht.
@Parisien: Keine Maßnahme ohne Risiko, und das ist eben das Risiko einer Superreichensteuer: dass die Superreichen sich verflüchtigen, ohne zu bezahlen. (Wo liegt das Mekka der Zechpreller eigentlich? Gibt es dort unbegrenzte Kapazität?) Ich finde, dieser Gefahr kann man ins Auge sehen; bei der Alternative einer starken Inflation wäre das auch nicht anders. Jedenfalls verflüchtigen sich die in Rede stehenden 1,5% des Ersparten sowieso. Außerdem hat uns Herr Werner gerade ins Stammbuch geschrieben, dass wir Deutschen nicht immer so verzagt sein sollen. Warum also weiter mit den Risiken hadern!
@ Parisien: Ich habe nicht notwendig etwas gegen keynesianische Politik, Big Bazooka und so weiter. Immerhin können die Amerikaner, wenn ihnen das nicht gefällt, Obama abwählen. wen wählen die Europäer ab?
Wenn sich Legitimität nicht mehr herleiten lässt „von the just consent of the governed“, sondern veriehen wird von „the governments2, dann haben wir ein Problem.
@ RZ
Sie werfen hier eine ganze Menge Sachen in einen Topf. Der mittelständische Abrbeitgeber würde schon fehlen, denke ich. Und Siemens erst recht. Allerdings würden Sie ohne die Großindustrie weniger Energie brauchen und kämen vielleicht mit Wind und Sonne aus. Henry Morgenthau wollte das ja. Der wiehert vor Lachen in seinem Grab. Sarrazin: Deutschland schafft sich ab, hier mal ein ganz anderer Aspekt. Deutschland macht den Morgenthau.
@Parisein: Normalerweise lebt man da, wo es einem lebenswert erscheint, jedenfalls wenn man über 1 Million Euro auf dem Konto hat und es sich aussuchen kann. Wer abwandert, weil er auf sein Vermögen von über 1 Million hierzulande 1,5 % Abgabe im Jahr zahlen soll, der soll das gerne tun; auf den kann unser Land verzichten. Aber wieso Sie glauben, dass das alle Betroffenen tatsächlich auch so machen – entgegen den Äußerungen der Betroffenenen selber, von denen viele sogar zahlen wollen (!), aber es nicht dürfen – , das ist mir ein Rätsel. Indoktrination? Der Menschenverstand setzt da jedenfalls aus. Wahrscheinlich glauben Sie auch, dass die Steuerflüchtigen ihre Unternehmen gleich mitnehmen und in ein Billiglohnland verfrachten, bei der Gelegenheit 🙂
Was da hinten heraus kommt, wird auf jeden Fall Enteignung sein, wie in Griechenland, wo die Immobilienbesitzer zu Kasse gebeten werden. Die „großen Vermögen“ haben Möglichkeiten und retten sich woanders hin. Aber wenn die Enteignung erstmal hoffähig gemacht worden ist (->Trittin), werden auch schnell Sachwerte in Höhe von 100000 oder 50000 Euro zum „Vermögen“, z.B. die Eigentumswohnung zwecks Alterssicherung. Parisien liegt hier m.E. richtig, die Demokratie ist in Zeiten von „Alternativlosigkeit“ schon länger abgeschafft.
@ Roland Ziegler
Was ist das für eine Denke? Trittins Steuer ergibt keinen Cent, weil die Industriellen abwandern würden. Dafür ergibt Trittins Plänchen einen Haufen Arbeitslose. Aber Trittin weiß das genauso wie Merkel. Notfalls haben sie’s ihm in Chantilly erklärt. Mit genau dieser Denke schaffen Sie die Demokratie ab, die Sie offenbar für sich gepachtet haben.
Mit der Tabaksteuer ist es nicht so anders. Wenn sie erhöht wird, rauchen die Leute weniger. Schäuble hat gesagt, es komme genug ‚rein. Das ist mal eine Aussage.
Damit @ KJN
Natürlich muss die Wirtschaft gerettet werden. Die Demokratie existiert gar nicht, vielleicht ein wenig im Internet in der Meinungsfreiheit. Daher muss die Meinungsfreiheit gerettet werden. Wer Wahlen, wo Politiker vorher Versprechungen machen, die sie nicht halten, siehe Atomkraft, nur um sich selbst an der Macht zu halten, für Demokratie hält, hat Visionen.
Der Grund, warum sich laufend hoch- und höchstrangige Leute monatelang ohne konkrete Ergebnisse treffen, liegt – wie immer – im Demokratiedefizit. Wenn diese Leute ihren Wählern gegenüber in der direkten Verantwortung stünden und andere Leute bereits in den Startlöchern stehen würden, um es im Wahlerfolgsfall besser zu machen, dann wären sehr schnell konkretere Ergebnisse da als das lapidare „mehr Europa“.
Die Unter- und Mittelschicht hat es übrigens selber in der Hand, ob nur sie das Schuldenproblem aufgehalst kriegt oder nicht. Sie muss eben wählen.
Trittins Superreichensteuer ergibt z.B. 100 Milliarden Euro innerhalb von 10 Jahren:
http://www.faz.net/aktuell/pol.....99745.html
Mit dem ESM-Beschluss hat man sich etwas Zeit verschafft, die man dringend brauchte. Zur Not hält man sich die Gläubiger vom Leib, indem man sie mit Geld zuballert, dann bestimmt vielleicht das Schuldenproblem nicht mehr die komplette Tagesordnung. Die Demokratiedefizite muss man lösen, m.E. ist das EU-Parlament dafür der richtige Ort. In einer parlamentarischen Demokratie gehört die Etnscheidungsfindung ins Parlament. Euroland ist Kerneuropa und der Rest Peripherie; dies sollte sich auch im EU-Parlament irgendwie abbilden lassen. Die EU-Mitglieder, die über eigene Währungen verfügen, wollen sich nicht reinreden lassen, aber dann sollen sie auch nichts in Europa außer Außenpolitik mitbestimmen.
Nun scheinen also die finanzpolitischen Möglichkeiten demokratisch gewählter Regierungen nicht mehr auzureichen, um das angerichtete Chaos einzudämmen.
Es wird sich also zuspitzen auf die Frage: Rettung des Wirtschaftssystems oder Rettung der Demokratie.
Lieber Alan Posener, sehr gut, sehr traurig. Gut, dass Sie auch noch einmal so ganz neben bei die Idee eines europäischen Länderfinanzausgleichs, den leider keiner will, ins Gespräch bringen.
Es ist für mich faszinierend, zu beobachten, dass die meisten Deutschen, Autoren wie Wahlvolk, gegen die Bazooka sind und alles, was sich drumherum abspielt, aber gleichzeitig für Obama.
In Amerika beobachtet man ja dieselben Vorgänge, während das Land immer weiter in die Verschuldung gleitet. So die neue Runde, frech wie eines der größten Schiffe genannt, aber eine NR. größer noch, QE 3, quantitative easing, rechtzeitig angeworfen, um dem derzeitigen Präsidenten, der sich offenbar wie Frau Merkel von den Märkten gut gängeln lässt, evtl. den Wahlsieg zu erleichtern und schwer kritisiert von Gillian Tett:
“If you include those non-voting members,” Ms. Tett noted, “about a third of the committee was wary, if not unhappy, with QE3.” That is how a credibility gap is built, and a credibility gap seems to be building in respect of the Fed. The way Ms. Tett put it was that the “bigger worry” is that the benefits of the third quantitative easing “are so unclear, because the transmission mechanism is so muddled, while the potential costs are so high.” She quoted the speech by the president of the Dallas Fed, Richard Fisher, warning that “nobody” on the Open Market Committee “really knows what will work to get the economy back on course.”
http://www.nysun.com/editorial.....gap/87996/
Es hat also dort auch keiner einen clue, wie man die Wirtschaft wieder auf Kurs bringt.
Über die FAZ kam ich auf folgende Investmentgruppe:
http://en.wikipedia.org/wiki/Berkshire_Hathaway
Als simpel Gestrickter könnte man sagen, lass solche baden gehen. Aber ich fürchte, so einfach ist es nicht. Da hängen alle möglichen Firmen, Firmengruppen und Versicherungen international mit drin. Daher sehe ich eines der Hauptprobleme in der Globalisierung, vor der immer gewarnt wurde, in der damit zusammenhängenden Vernetzung und der Konzentration auf einige große Akteure, „too big too fail.“
http://www.faz.net/aktuell/fin.....02411.html
Diese großen Akteure haben die Politiker zu Sklaven gemacht, die Demokratiedefizite scheinen nur Folge zu sein.
Nicht nur die Politiker, auch die Medien, erscheinen versklavt, daher der hier beschriebe Mangel in Vertrauen in die Medien, den man beim deutschen Michel, der alten, satten Spa- und Toscana-Existenz, noch nicht so beobachtet:
http://www.csmonitor.com/USA/D.....-surprised
Tja, und wenn der Präsident nicht mal die Zahlen kennt, s.u., und die Medien das einfach übergehen, wie soll dann etwas besser werden. Er scheint wie die „Sau“, die die Märkte durch’s Dorf treiben können. Aber die Deutschen mögen das anscheinend. Nun ist es hier genauso. Viele gewählte „Säue“ werden von ungewählten marktkonformen Gremien durch Dörfer getrieben. Und was die Islamisten betrifft: Die schwingen sich nur hinten mit drauf, bei den Treibern, finanziert von denselben, die ihre Anlagen auch bei solchen Trusts haben. Wundert sich da einer?
Die Politik hat fertig. For the time being. Der Turbokapitalismus hat sie an die Wand gefahren. Deswegen war ich für Gingrich. Er wollte die FED schließen.
Asked by David Letterman on The Late Show to explain all those zeros on America’s debt clock, displayed at the Republicans’ convention, Obama replied: “I don’t remember what the number was, precisely.” Offering the president a clue, the veteran chat-show host suggested “about $10 trillion”, at which point Obama switched effortlessly to praising the budget surplus of Bill Clinton and sailed off to safety. It’s not as though America’s debt is a minor twinkle in a constellation of more serious problems. But not only was the president unable to recall the big number, he readily – perhaps deliberately – conflated the debt and the deficit.
http://www.telegraph.co.uk/new.....nting.html
He doesn’t remember what the number was, precisely. What a comfortable puppet.
Seit langer Zeit digitalisieren Politker das Zusammenspiel komplexer Wirklichkeiten und deren Gegenabhängigkeiten untereinander. Dieses Phänomen professioneller Deformation hat durch die Entscheidung für -und den Bau von- Europa seit Jahren ein unübersichtlicheres Spielfeld erhalten. Angemessene Antworten auf große Fragen -auch auf Krisen- finden zu könnnen ist schwierig, wenn ungelöste Konflikte zwischen Autonomie und Abhängigkeit unter der Oberfläche eines Bündels von Sachthemen vorhanden sind.
Wenn innen die Kraft konsensualer Bindung zu Entscheidungen fehlt, müssen Strategien zwangsläufig lausig werden.
Also ist doch alles gut fuer die Menschen auserhalb „NATO-Europas“ ! Die klugen weissen „Padres“ koennen sich nicht konzentrieren auf ihre neo-kolonialistische Beteiligung an der „Global Leadership“ ihrer de facto Besatzungsmacht (lese „Federal Reserve“ und „U.S. Military Trainers“). Den Seufzer von Pardner Al fuer die Unteren-Schichten gegenueber den „Maerkten“ haette ich nicht erwartet: It’s almost un-American ! In USA wirbelt die Propaganda gegen Merkels Deutschlands als das alte, grosse Problem Europas. In Lateinamerika kichert man mit Schadenfreude: Jetzt kommen die Spaniern und Portugiesen nach Suedamerika und betteln fuer eine Anstellung! Und Deutschland, gezwungen von USA in Lateinamerika die NATO Subversion zu leiten – wird langsam abgedrosselt. Der Korrespondent des „Handelsblatt“ berichtet: „Auf hoechsten Ebenen knirscht es…deutsche Unternehmen klagen hinter vorgehaltener Hand ihnen bleiben Tueren verschlossen. Sie beobachten uns genau…“. Der selbe BND-BRD Botschafter Ellner, welcher 2003 die Bombenziele in Bagdad angemeldet hatte – ist zufaellig auch der BND-BRD Botschafter in Paraguay 2012 in welchen ein „unabhaengiger Praesident“ nach einen undurchsichtigen Ereignissen von den einheimischen NATO „Partnern“ beseitigt wurde… Also auserhalb des NATO-Europas weint niemand eine Traene, im Gegenteil – ein Europas welches „mit sich selbst zu tun hat“ ist ein Segen!
Als die Römer frech geworden
Als die Römer frech geworden, sim se rim, sim sim sim sim
zogen sie nach Deutschlands Norden, sim se rim, sim sim sim sim
vorne mit Trompetenschall, täterätätätä
ritt der Genaralfeldmarschall, täterämtätätä
Her Quintilius Varus, wau, wau, wau, wau, wau, wau
Herr Quintilius Varus, schnedereng täng, schnedereng täng schnedereng teng tereng teng teng!
Doch im Teutoburger Walde, huh! wie pfiff der Wind so kalte! Raben flogen durch die Luft, und es war ein Moderduft wie von Blut und Leichen!
Plötzlich aus des Waldes Duster brachen kampfhaft die Cherusker. Mit Gott für Fürst und Vaterland stürmten sie, von Wut entbrannt, auf die Legionen.
Weh, das ward ein großes Morden, sie erschlugen die Kohorten. Nur die römsche Reiterei rettete sich noch ins Frei‘, denn sie war zu Pferde!
O – Quintili, armer Feldherr, dachtest du, daß so die Welt wär? Er geriet in einen Sumpf, verlor zwei Stiefel und einen Strumpf und blieb elend stecken.
Da sprach er voll Ärgernussen zum Centurio Titiussen: O Kamarad zeuch dein Schwert hervor und von hinten mich durchbohr‘, weil doch alles futsch ist.
In dem armen römschen Heere diente auch als Volontäre Scaevola, ein Rechtskandidat, den man schnöd gefangen hat, wie die andern alle.
Diesem ist es schlecht ergangen; eh daß man ihn aufgehangen, stach man ihm durch Zung und Herz, nagelte ihn hinterwärts auf sein Corpus juris.
Als die Waldschlacht war zu ende, rieb Fürst Hermann sich die Hände, und um seinen Sieg zu weihn, lud er die Cherusker ein, zu nem großen Frühstück.
Hui, da gabs westfälschen Schinken, Bier soviel man wollte trinken. Auch im Zechen blieb er Held, doch auch seine Frau Thusneld, soff als wie ein Hausknecht.
Nur in Rom war man nicht heiter, sondern kaufte Trauerkleider. Gerade als beim Mittagsmahl Augustus saß im Kaisersaal, kam die Trauerbotschaft.
Erst blieb ihm vor jähem Schrecken ein Stück Pfau im Halse stecken. Dann geriet er außer sich und schrie Vare schäme dich, redde legiones!
Ein deutscher Sklave Schmidt geheißen, dacht, ihn sollt das Mäuslein beissen, wenn er je sie wiederkriegt! Denn wer einmal tot daliegt, wird nicht mehr lebendig!
Und zu Ehren der Geschichten tat ein Denkmal man errichten. Deutschlands Kraft und Einigkeit kündet es jetzt weit und breit: Mögen sie nur kommen!
Victor von Scheffel l847 (1826-86)