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Ein Pfarrer fälscht die Geschichte

Stefan Hartmann ist Pfarrer in Bamberg und – obwohl er es anscheinend anders sieht – keine besonders wichtige Persönlichkeit innerhalb der katholischen Kirche.

Wenn ich dennoch auf eine seiner zahlreichen Veröffentlichungen eingehe, so deshalb, weil sie mir typisch scheint für eine Gedankenfigur, mit der insbesondere die theologischen Anhänger Joseph Ratzingers  die katholische Kirche von aller Mitschuld am Holocaust reinwaschen, ja die Kirche selbst zum potenziellen Opfer des Holocaust stilisieren, so wie es Ratzinger selbst bei seiner skandalösen Rede in Auschwitz getan hat:

http://www.welt.de/die-welt/debatte/article4509479/Ein-Versuch-aus-Taetern-Opfer-zu-machen.html

Die von Ratzinger vorgegebene Linie – sucht den Span im Auge der anderen, überseht den Balken im eigenen Auge – führt Hartmann aus in einer Veröffentlichung, die verlogenerweise behauptet, eine „Zeitschrift für christlich-jüdische Begegnung“ zu sein. In Wirklichkeit werden die Opfer des Holocausts von Hartmann als ideologische Manövriermasse missbraucht. Hier ist der Artikel:

 

http://freiburger-rundbrief.de/de/?item=1177

 

Die entscheidende Behauptung lautet: „Nicht bloß antisemitisch als religiös-völkische Minderheit, sondern als ‚Gottes erste Liebe’ (Friedrich Heer) und als Träger des Anspruchs auf Recht und Gerechtigkeit im Erbe des Sinai-Bundes sind Juden durch die Nationalsozialisten und ihre Helfer verfolgt und ermordet worden. Auch Gesetz (nomos) und Gewissen (für Hitler eine „jüdische Erfindung“) mussten gleichsam ‚getötet’ werden.“

Nun besteht ein großer Unterschied zwischen dem Vorhaben, Gesetz und Gewissen „gleichsam“ zu töten, und dem tatsächlichen Töten von Männern, Frauen und Kindern. Fraglos hatten die Nationalsozialisten eine andere Auffassung von Moral als Juden und Christen – jedenfalls als die meisten Juden und die meisten Christen, oder vielleicht sollten wir sagen. als Judentum und Christentum. Jedoch zeigten die Erfolge des Regimes bei der Abrichtung seiner Untertanen zu allerlei Unmenschlichkeit, dass sie die Vorstellung universeller Menschenwürde und universell geltender Menschenrechte bei den christlichen Deutschen durch Zwang, Erziehung, Bestechung, Begeisterung, Abstumpfung und Einschüchterung  „gleichsam töten“ konnten, ohne zur biologischen Ausrottung einer ganzen Rasse zu schreiten.

Umgekehrt nämlich wird ein Schuh daraus: Weil es den Nazis zwischen 1933 und 1939 gelang, den Anspruch der Juden auf Recht und Gerechtigkeit „gleichsam zu töten“, konnten sie die Juden in der zeit zwischen 1939 und 1945 tatsächlich töten.

Für die Behauptung, die Juden hätten als „Träger des Anspruchs auf Recht und Gerechtigkeit“ ausgelöscht werden müssen, gibt es aus dem Munde der Ideologen des Regimes keinen einzigen Beleg, weshalb solche Ideologen von Pfarrer Hartmann ebenso wenig zitiert werden wie von Papst Benedikt. (Im Übrigen ist die Vorstellung, es gäbe für Ideen gleich welcher Art ein „Trägervolk“, Biologismus, also dummes Zeug.)  Hingegen gibt es Tausende und Abertausende Äußerungen von NS-Funktionären aller Ebenen, die den Krieg gegen die Juden mit dem Vorwurf begründen, die Juden seien „Trägervolk“ der Zersetzung des Ariertums durch Kommunismus und Kapitalismus. Schon in seiner ersten überlieferten schriftlichen Einlassung zum Thema Antisemitismus, einem Brief vom 16. September 1919, betont Hitler, dass das Judentum keine Religion, sondern eine Rasse sei, die „systematisch entfernt“ werden müsse.

Warum haben die Nazis denn die Zigeuner auslöschen wollen? Waren sie, wenn nicht „Gottes erste Liebe“ dann seine zweite? Warum sollte die slawische Bevölkerung durch Mord reduziert und anschließend versklavt werden? Vielleicht weil die Polen „Trägervolk“ eines besonders frömmelnden Katholizismus waren? (Übrigens ist das Schweigen des Vatikans zum Völkermord der Deutschen an den Polen beinahe empörender als das Schweigen zum Völkermord an den Juden und wäre allein schon Grund genug, die Seligsprechung Pius XII. abzulehnen.) Der Holocaust war nur ein – allerdings der zentrale – Bestandteil des „welteugenischen“ Rassenprogramms der Nazis. Die Konstruktion des Kriegs gegen die Juden als „Angriff auf den Sinai-Bund“ – „jenen großen Moralkodex,  der in Stein gehauene Bilder und das Begehren von Haustieren verbietet, aber einen Freibrief für Sklaverei, Folter, Verstümmelung und Völkermord ausstellt“, wie Steven Pinker in seinem neuen Buch „Gewalt“ (S.32) schreibt – ist absurd. Schlimmer noch, er unterstellt, der Holocaust sei eigentlich nur ein Vorspiel gewesen. Denn viel wichtiger als die Juden als „Träger des Anspruchs auf Recht und Gerechtigkeit“ und darum viel gefährlicher für das Regime müssten nach diesem Verständnis doch deren Erben als Volk Gottes sein, die Christen. Dass sie es nicht waren, ist der Skandal.

„Wie war eine solche Entwicklung im Abendland und speziell in Deutschland möglich?“ fragt Hartmann. Nun, darauf hat etwa Götz Aly in seinem neuesten Buch einige Antworten gegeben. Auch Raphael Gross hat eine interessante Untersuchung zur Moral der Nazis vorgelegt. Es gibt die Bücher von Christopher Browning und Daniel Goldhagen – von Goldhagen übrigens nicht nur das Buch über die ganz gewöhnlichen „willigen Vollstrecker“ Hitlers, sondern auch ein lesenswertes Buch über die Rolle der katholischen Kirche. Hartmann aber schreibt: „Bei der Suche nach Ursachen fällt der Blick auf den frühchristlichen Häretiker Marcion (ca. 85–160, in Pontus an der Nordküste Kleinasiens), das ‚deutsche’ Ereignis der Reformation – und nicht zuletzt auf den mit der Aufklärung einsetzenden öffentlichen Atheismus, der sich zunächst noch als ‚Deismus’ gab.“ Der Blick „fällt“ also auf alles Mögliche, nur nicht auf die Rolle der eigenen Kirche.

Nehmen wir uns aber Marcion vor, obwohl er als Häretiker ja keinen Einfluss auf die Kirche nehmen konnte und darum kaum für ein Massenphänomen innerhalb der christlichen Gesellschaft wie den Nationalsozialismus verantwortlich gemacht werden kann. Nun pflegte Marcion gewiss einen Antijudaismus, weil er das Alte Testament als barbarisch empfand. Er war der Ansicht, der Gott des Neuen Testaments sei ein anderer als jener des Alten. Marcion hätte vermutlich Pinkers ironische Bemerkung über den „Sinai-Bund“ goutiert. (Freilich argumentieren Christen kaum anders als Marcion, wenn man sie darauf hinweist, dass gemäß dem Willen Gottes, wie er im Alten Testament dargelegt ist, Homosexualität, Ehebruch, Coitus Interruptus, das Sammeln von Reisig am Sabbat und ähnlich schwerwiegende Verbrechen mit dem Tod zu bestrafen sind. Dann heißt es, der „alttestamentarische“ Gott der Rache – und der Juden – sei durch den Gott des Neuen Bunds überwunden.)

Gegen Marcion aber ausgerechnet Irenäus anzuführen, kann nur einer, der glaubt, seine Leser hinters Licht führen zu können, und der das auch will. Denn Irenäus war der Ansicht, die Juden hätten als Volk der Gottesmörder alle Verfolgungen, die sie erlitten, selbst zu verantworten, ja ihr Elend sei bis ans Ende der Zeiten – wo sie nach christlichem Verständnis Jesus von Nazareth als Messias anerkennen werden – von Gott gewollt, als Beweis dafür, was mit einem Volk geschehe, das halsstarrig Gottes Angebot der Erlösung von sich weist, und als abschreckendes Beispiel für die anderen Völker. (Wer das im Einzelnen nachlesen will, sei auf Sebastian Moll, „Die christliche Eroberung des Alten Testaments“ verwiesen.) Hier, und nicht in Marcions verworfener und lange vergessener Lehre, liegt die Ursache des christlichen (und übrigens auch des islamischen) Antisemitismus.

Was nun den deutschen Protestantismus angeht, so bin ich der Letzte, der die verhängnisvolle Rolle des mörderischen Judenfeinds Martin Luther bei der Entwicklung des spezifisch deutschen Antisemitismus leugnen wollte; aber man sollte darauf hinweisen, dass gerade dieser Antisemitismus nicht Gegenstand irgendeines Konflikts war zwischen dem Reformator und Rom. Wie sollte er auch? Hatte doch Luthers Lehrer Augustinus, der auch Benedikt XVI. als Lehrer und, wie er selbst sagt, „Zeitgenossen“ empfindet, eine Schrift gegen die Juden („Tractatus adversus Iudaeos“ verfasst, in der er sie als „Mörder, aufgerührter Schmutz, triefäugige Schar, Wahnsinnige und Wölfe“ beschreibt, und selbstverständlich die Mär vom „Volk der Gottesmörder“ wiederholt. (Zu Augustinus siehe Rolf Bergmeier, „Schatten über Europa. Der Untergang der antiken Kultur“, S. 97ff.).

Es ist diese Kollektivschuldthese, die Umkehrung des „auserwählten“ in das „ausgestoßene“ Volk, Gemeingut aller Christen bis in die jüngste Zeit, die das tief sitzende religiöse und emotionale Fundament legt für spätere rassistische und pseudowissenschaftliche Rationalisierungen des Judenhasses. Und es ist kein Zufall, dass Benedikt und seine Getreuen gerade jetzt davon ablenken wollen. Betreibt doch der deutsche Papst die Annäherung an die Pius-Bruderschaft, die nicht nur die Revidierung der Kollektivschuldthese durch das Zweite Vatikanische Konzil ablehnt, sondern deren führende Vertreter bis heute die Juden als Gottesmörder bezeichnen. So zuletzt vor wenigen Tagen der Holocaustleugner Bischof Richard Williamson, der daran festhält, die Juden seien an die Rolle gebunden, „bis ans Ende der Zeiten Feinde des wahren Messias“ zu sein.

http://eleisonkommentar.blogspot.com/

Statt aber die Rolle der eigenen Kirche in der Geschichte, des eigenen Papstes in der Gegenwart kritisch in den Blick zu nehmen, schießt Hartmann gegen die Aufklärung und gegen die jüdischen Autoren Franz Kafka, Hans Jonas und Elie Wiesel.

Der Missbrauch von Theodor Adornos „Dialektik der Aufklärung“ durch die Feinde der Aufklärung wäre ein eigener Essay wert; hier sei nur angemerkt, dass der Nationalsozialismus gerade nicht in jenen Ländern entstand und an die Macht kam, in denen die Aufklärung tiefe Wurzeln geschlagen hatte – in Großbritannien und den USA, in Frankreich und Skandinavien, sondern in jenem Land, in dem die Aufklärung durch die Romantik weitgehend erstickt wurde: in Deutschland. Der mit dem NS-Regime verbündete Faschismus und Klerikalfaschismus hatte zu jener Zeit fast das ganze katholische Europa erfasst: Italien, Spanien, Portugal, Kroatien, und wurde aktiv durch den Vatikan unterstützt. Wie kann Stefan Hartmann das verschweigen?

Dass dieser angebliche Kritiker des Antinomismus seinen Essay mit einem Zitat des katholischen Antinomisten und  Ideologen der ‚“konservativen Revolution“ Ferdinand Ebner beendet, der 1919 die „abendländische Kultur“ endgültig zugrunde gerichtet sieht entweder „durch die Amerikanisierung des Lebens oder die Bolschewisierung“ (also genau jene beiden Kräfte, die der Katholik Hitler zu der Zeit als „jüdisch“ bekämpfte), zeigt nur, dass es Hartmann nicht um eine ehrliche Auseinandersetzung mit dem selbst gestellten Thema – „Tödlicher Antinomismus“ – geht, sondern nur darum, durch das Fälschen der Geschichte von der antijüdischen Geschichte und der neuerlichen antijüdischen Wende seiner eigenen Kirche abzulenken.


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113 Gedanken zu “Ein Pfarrer fälscht die Geschichte;”

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    @ derblondehans: Es geht (letztendlich) um die Shoa (‘Holocaust’).

    Genau! Und es geht darum, wie es dazu kommen konnte. Und anders als Michael Hesemann insinuiert, ist die katholische Kirche da keineswegs dumm gutgläubig und ahnungslos reingeschlittert. Ganz das Gegenteil war der Fall.

    Trotzdem hat die Kirche die Aufforderung an ihre Schäfchen, sich der Nazi-„Obrigkeit“ zu unterwerfen, an ihre eigene Heiligkeit geknüpft. Das ist mehr und anderes als bloße Überlebenssicherung der Organisation Kirche (die – sofern es darum auch ging und sofern die bloße und im Prinzip verzichtbare Organisation Kirche längst nicht die Kirche als Leib Christi ist – schändlich genug gewesen wäre).

    Die Aufforderung der deutschen Bischöfe geht an den innersten Kern!: Unterwirf dich! Gleich welcher Obrigkeit! Wir, die Obrigkeit, denken und urteilen für dich! Welche Opfer es auch kosten mag! – Das Wort „Obrigkeit“ ist der Schlüssel – theologisch naturrechtlich tief begründete Komplizenschaft in der Entmündigung des Menschen. Und das Ergebnis war genau danach.

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    @derblondeHans: die ohne Schuld sind und trotzdem zahlen müssen. (Ihr Zitat)

    Ich habe in meinem Urlaub das Buch von Schoeps „Das Erbe der Mendelsohns“ gelesen. Da haben doch deutsche Gerichte nach 1989 sehr wohl verstanden, ein Bezahlen zu verhindern. Oder? Interessant fand ich die Aussage des jüdischen Aufklärers Moses Mendelsohns zur Beschäftigung mit der Geschichte. Ihm schien dies nicht so entscheidend zu sein.

    Und ist es nicht oft so, dass uns gerade Verkünder von Ideologien mit einem idealisierten bzw. dämonisierten Geschichtsbild begegnen. Wenn ich nur an das Geschichtsmodell von Marx denke, das uns ja als wissenschaftlich gelehrt wurde: Urgesellschaft, Sklavenhaltergesellschaft, Feudalismus, Kapitalismus und dann zwangsläufig der Sozialismus/Kommunismus. Dämonisierung der Vergangenheit und Idealisierung der Zukunft, dies beinhaltete dann auch die Dämonisierung des Westens. Wie viel dieser Geschichtsschreibung wurde heute bereits durch die Wissenschaft korrigiert. Aber auch die Religionen behaupten ja, dass die Lösung in einer idealisierten Vergangenheit liegt.

    Trotzdem noch einmal zurück zur Geschichte. Ich muss hier doch mal anmerken, dass Pius XII erst 1939 Papst wurde.

    Durch den Abschluss des Reichskonkordats mit dem Vatikan sichert sich die NSDAP das Still- wenn nicht Wohlverhalten der katholischen Kirche im Reich, die sich mit dem Vertrag hart erkämpfte Positionen in Deutschland erhalten kann. (6. Juli 1933) Quelle: Chronik des 20. Jahrhunderts

    Was wusste bzw. konnte der Papst wissen? Nun habe ich Mein Kampf von Hitler nicht gelesen und muss mich deshalb auf Sekundärliteratur berufen. Nach Christian Delacampagne Die Geschichte des Rassismus zieht sich ein tiefer Hass auf Juden durch das ganze Buch, mit medizinische Vokabular, dass sehr wohl erkennen ließ, was Hitler vor hatte.

    Delacampagne gibt auch eine Antwort warum es die Begeisterung für den Nationalsozialismus gab: „Angst des deutschen Klein- und Bürgertums vor dem Kommunismus“; „Angst trieb den Bürger um; in Sorge; die eigenen Privilegien zu verlieren; blickte er voll Sehnsucht auf die festgefügte gesellschaftliche Ordnung der Monarchie zurück und war zutiefst überzeugt, dass die Weimarer Republik nicht in der Lage sei, Deutschland vor einer kommunistischen Offensive zu schützen. Das Bürgertum war bereit, sich um welchen Preis auch immer dem erstbesten „nationalen“ Retter in die Arme zu werfen. Das war Hitlers Chance“

    Und war es nicht gerade auch die Kirche die den Kommunismus fürchtete und fürchten müsste. Und ich wage hier mal zu behaupten, dass auch der Westen im Glauben, dass Hitler einen Krieg gegen den Kommunismus führt, stillgehalten hat. Die Folgen sind bekannt.

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    @ EJ: Sie haben Recht. Ich war und bin des Themas Pius XII leid und wollte nicht erneut einsteigen. Aber es ist natürlich so, dass die Gegenseite nicht müde wird, die Geschichte zu fälschen, und es ist gut, dass Sie das aufgedeckt haben.
    @ Blondi: Sie meinen, es gäbe keinen Antijudaismus in den Evangelien. Zum Nachlesen:
    http://de.wikipedia.org/wiki/A....._Testament

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    EJ schreibt u.a.: Das ist mit “davor”, “danach” und “umfallen” gemeint.

    Sie lenken ab. Es geht (letztendlich) um die Shoa (‚Holocaust‘). Um wie, Apo schreibt, das so genannte ‚Schweigen‘ Pius XII. und die Behauptung “…in Auschwitz sei nicht das Judentum gestorben, wohl aber das Christentum. Denn erst das Versagen der Christen machte Auschwitz möglich. Seit Benedikt Papst ist, gibt es eine Neigung unter Katholiken, diesen unbequemen Wahrheiten auszuweichen.”

    Dass die katholische Kirche die nationalsozialistische Regierung als die rechtmäßige Obrigkeit anerkannte – ist bekannt.

    Aber: Auf der anderen Seite hielt die Kirche an ihrer Verurteilung der nationalsozialistischen Ideologie fest. Im Gegensatz zur Evangelischen Kirche drang auch kein Nationalsozialistisches Gedankengut in den Innenraum der Kirche. Durch den gleichzeitigen Erhalt ihrer Institution wurde die Kirche so zum einzigen nichtgleichgeschalteten Ort im Dritten Reich, welcher der totalitären Herrschaft der Nationalsozialisten Grenzen setzte. In ihrer ideologischen und organisatorischen Selbsterhaltung gegen eine den ganzen Menschen fordernde Staatsmacht liegt ihr Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

    Und das ist nun wirklich der Hammer: Sie vergleichen den Länderfinanzausgleich mit der Shoa? Ich glaub mein Hamster bohnert.

    Den Hinweis auf rechte Seiten kennen Sie sich sparen. So weit müssten Sie mich kennen, dass ich rechte, im Sinne von rechts, und linke Gesinnung (konsequent) ablehne.

    Was haben Sie eigentlich getan, wo Sie so kräftig für eine Zeit austeilen, in der Sie nicht mal lebten, nach dem Sie wussten das in der ‚DDR‘ Menschen anderen Glaubens und aus politischen Gründen inhaftiert oder ermordet wurden an den Grenzen wie Hasen ‚abgeknallt‘ wurden? Oder die Russen in Prag einmarschiert sind?

    Sie sind aus lauter Freude, wie Alan Posener, Kommunist geworden. Stimmt ’s?

    Wie begründen Sie eigentlich Katholik zu sein?

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    @ derblondehans

    Sehe ich jetzt erst – Ihre ewige alte Leier: die ohne Schuld sind und trotzdem zahlen müssen. (Die bösen, bösen Juden nehmen unser armes unschuldiges blondes Hänschen aus!)

    Nach Ihrer Logik gehöre ich ebenfalls zu denen, „die ohne Schuld sind und trotzdem zahlen müssen“ – nämlich für Ihr beschissenes Ost-Elend, Milliarden um Milliarden – u.a. für Bibliotheken. Auch in McPomm, lieber derblondehans! Würden Sie die, wenn wir die schon für Sie bezahlen müssen, dann auch mal, bitte, mal nutzen! Statt sich mit der Lektüre obskurer rechtslastiger sites das Hirn (bis zur völligen Leseunfähigkeit) zu verkleben und zu vernageln!

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    @ derblondehans

    Mindestens einen Teil dessen, was die Kirche wusste, können Sie in deren öffentlichen Stellungnahmen (so ab 1930) nachlesen. Was die Kirche wusste, war genug, um in einzelnen Diözesen den Gläubigen die Mitgliedschaft in der NSDAP zu verbieten, NSDAP-Mitglieder vom Sakramentenempfang(!) auszuschließen und die NSDAP für unwählbar zu erklären. Das ging so bis zu den Wahlen am 5. März 1933.

    Als die Nazis dann tatsächlich an die Macht kamen, war schlagartig alles anders. Das Ermächtigungsgesetz wurde am 24. März 1933 angenommen. Keine Woche später, am 28. März, verlautbarte die Fulder Bischofskonferenz – wörtlich: daß die vorbezeichneten allgemeinen Verbote und Warnungen nicht mehr als notwendig betrachtet zu werden brauchen.

    Ein ausdrückliche Begründung gibt die Bischofskonferenz für ihren plötzlichen Richtungswechsel nicht. Als sei nie etwas gewesen, empfiehlt sie stattdessen den Gläubigen, in Treue zur neuen Regierung zu stehen – wieder wörtlich: Für die katholischen Christen, denen die Stimme ihrer Kirche heilig ist, bedarf es auch im gegenwärtigen Zeitpunkte keiner besonderen Mahnung zur Treue gegenüber ihrer rechtmäßigen Obrigkeit.

    Das ist mit „davor“, „danach“ und „umfallen“ gemeint.

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    @EJ

    .. vielen Dank für die Empfehlung. Esoterik ist nicht so mein Ding. Schwurbeln auch nicht.

    Noch einmal: Sie schreiben vom ‚Umfallen‘ der Kirche ‚danach‘ und weiter bei all dem, was gerade sie, die Kirche, über die Nazis wusste.

    Was genau meinen Sie? Was wusste die Kirche mehr als andere?

    Sie sind so schlau, helfen Sie mir und anderen. Und der ganzen Welt. Also denen, die ohne Schuld sind und trotzdem zahlen müssen.

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    @ derblondehans Spannung pur. Oder?

    Die Rede war von (+/-)1933. Sie sprechen von 1941.

    Tipp: Kornkreise sind für Sie eher das geeignete Thema.

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    EJ schreibt u.a. : … z.B. das deutsche Episkopat sehr genau wusste, mit wem “man” es zu tun hatte. (Und natürlich gingen entsprechende Meldungen nach Rom.) …stellt sich nicht die Frage nach dem rechtzeitigen Widerstand der Kirche vor der Machtergreifung, sondern – gerade umgekehrt – nach dem Umfallen der Kirche unmittelbar danach. Wie war dieses Umfallen der Kirche möglich – bei all dem, was gerade sie, die Kirche, über die Nazis wusste und bei all dem, was gerade sie, die Kirche, zuvor an Widerstand gegen die Nazis geleistet hatte?

    Sie meinen, werter EJ, der Vatikan wusste von dem was in Auschwitz geschah? Woher wissen Sie, dass der Vatikan wusste? Was wusste?

    Das würde mich auch interessieren. Spannung pur. Oder?

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    Off-topic, sorry, und nur, damit Sie das noch lesen,Herr P.: Wie die meisten Kommentatoren finde ich die Sache mit Gilad mehr richtig als falsch. Sie vertraten im vorigen post ein Prinzip, das des auch prophylaktisch handelnden Rechtsstaats. Das ist okay, aber jedes Prinzip, jede Linie birgt die Gefahr, dass es für den Einzelnen dann unmenschlich wird. Was ich an dem, was ich vom Jüdischen kenne, vor allem so eindrucksvoll finde, ist der Einsatz für das Individuum, der dann dazu führt, dass das Individuum sich entwickeln kann, oft zu großen Leistungen. Jeder, der Juden als Gruppe betrachtet, ist schon nahe am Antisemitismus, selbst, wenn er kollektive positive Eigenschaften insinuiert. Der Einzelne scheint in meinen Augen eine große Rolle zu spielen und daraus resultierend, die Vielfalt. Salomon Korn, glaube ich, nannte das mal „Zwei Juden, drei Meinungen.“ Es ist gut, dass der arme Junge frei ist.
    Ich selbst bin, im Gegensatz zu Ihnen, durchaus eine Freundin der RKK, doch kürzlich las ich einen Erguss, ebfs. von so einem katholischen Wichtigtuer-Schwafler, der verteidigte, dass Impotente nicht das Ehesakrament bekommen. Da bin ich böse geworden. Man muss bereit sein, von seiner Linie abzuweichen, a) für den einzelnen Menschen und b) gegen kapitalen Stuss. Ich finde, im Zentrum des Denkens muss der Einzelne stehen. Bei uns hier wachen die Leute oft nur auf, wenn die Toten/Opfer mindestens dreistellig sind.
    Dieses Jahr stieß ich auf zwei so eindrucksvolle Individuen, Leo Szilard und Joseph Rotblat. Entwickeln die Atombombe mit, merken, was läuft gegen Japan, und kehren um. Da ist schon was Wahres dran am ausgeprägten Gewissen, das zu Humanität führt, bei Menschen jüdischen Glaubens.
    Wünsche Shalits alles Gute!

  11. avatar

    @ APO

    Na, lieber Herr Posener, das scheint mir jetzt aber doch eine allzu augenschonende Diskussion unter publizierenden Krähen zu werden. (Eigentlich ganz und gar ungewöhnlich für Sie! Aber vielleicht wollen Sie demnächst ja auch UFO-loge werden oder über Kornkreise und ähnlichen Scheiß schreiben. Millionenauflagen winken …)

    Michael Hesemann schreibt z.B. (in seinen viel zu langen und verkleisternden Ausführungen) Man muss sich immer fragen, und das gilt auch für die Kirche, ob man nicht mehr hätte tun können, ob man nicht das nahende Unheil schon im Vorfeld der Machtergreifung hätte erkennen und besser bekämpfen können.

    Derartigen Quark z.B. lassen Sie sonst nicht durchgehen!

    Was das „Vorfeld“ betrifft, ist doch (wenn man’s so nennen will!) der Witz gerade, dass z.B. das deutsche Episkopat sehr genau wusste, mit wem „man“ es zu tun hatte. (Und natürlich gingen entsprechende Meldungen nach Rom.) Und wie genau „man“ Bescheid wusste und wie sehr „man“ – nach kirchlichen Maßstäben – zu handeln bereit war, und handelte, zeigt sich z.B. darin, dass in einzelnen Diözesen NSDAP-Mitgliedern der Kommunionempfang und das kirchliche Begräbnis verweigert wurde – vor 1933.

    Anders als Michael Hesemann ablenkend und irreführend insinuiert, stellt sich nicht die Frage nach dem rechtzeitigen Widerstand der Kirche vor der Machtergreifung, sondern – gerade umgekehrt – nach dem Umfallen der Kirche unmittelbar danach. Wie war dieses Umfallen der Kirche möglich – bei all dem, was gerade sie, die Kirche, über die Nazis wusste und bei all dem, was gerade sie, die Kirche, zuvor an Widerstand gegen die Nazis geleistet hatte?

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    @ Michael Hesemann: Es freut mich, dass Sie an der Diskussion teilnehmen. Niemand behauptet, dass Pius XII das Schicksal der Juden gleichgültig war. Niemand leugnet, dass er hier und dort auch geholfen hat. Niemand unterstellt, ein klares Wort von ihm hätte Hitler oder einen anderen Nazi-Größen beeindruckt. Sein Schweigen aber, das Sie – im Gegensatz etwa zu den Machern der Pius-Ausstellung im Charlottenburger Schloss – immerhin nicht leugnen, als „Martyrium“ zu bezeichnen, geht denn doch zu weit. Dieses Schweigen hat ihm ein mögliches Martyrium erspart, hat aber vor allem seine Kirche im Unklaren darüber gelassen, was ihre Aufgabe war: nämlich Widerstand zu leisten, und sei es in den Katakomben. Das wäre der Sinn des Kreuzes gewesen: gelegentlich gilt es, das eigene Leben zu riskieren. Schließlich haben es Pius und seine Vorgänger – und Nachfolger – nie versäumt, den gottlosen Kommunismus zu geißeln. Und heute findet Benedikt XVI stärkere Worte zur Geißelung der „Kultur des Todes“ in den heutigen Demokratien, als es Pius zur Geißeleung der tatsächlichen Kultur des Todes der Nazis fand. In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass Pius den Nationalsozialismus als „Häresie“ betrachtete, also als eine Abart des Christentums. Da liegt m.E. die Wurzel des Problems.
    Übrigens gebe ich Ihnen Recht, dass das Verhalten der demokratischen Mächte (von Stalin will ich erst gar nicht reden) vor dem Krieg und während des Krieges von einer skandalösen Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der Juden gekennzeichnet war. Nur spricht niemand davon, Winston Churchill oder Franklin Roosevelt heilig zu sprechen.

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    @KJN: Bildung wäre auch hier notwendig gewesen, nicht nur das Benennen des Faktes der Ermordung der Juden und die Konfrontation mit dem Grauen. (mein Zitat)

    Erst nach der Deutschen Einheit war es mir möglich mich mit Israel und dem Judentum genauer zu beschäftigen und die verschiedenen Arten des Antisemitismus zu verstehen. Damit war es dann auch möglich Sätze und Ansichten zu hinterfragen und mich mit Erscheinungsformen des Antisemitismus zu beschäftigen. So musste ich erkennen, dass aus einer verkürzten Kapitalismuskritik schnell antisemitische Hetze entstehen kann.

    Der moderne Antisemitismus, der sich seit der Reformation und der Entwicklung des Kapitalismus etabliert, kann als Reaktion auf die Anforderungen der modernen Gesellschaft verstanden werden. Juden und Jüdinnen werden für die neue Wirtschaftordnung und die gesellschaftlichen Veränderungen verantwortlich gemacht. So werden im rassistischen Antisemitismus des 19. Jahrhunderts Jüdinnen und Juden zur Ursache für den Untergang einer imaginierten, „ursprünglichen“ Nation erklärt. Der moderne Antisemitismus knüpft an den christlichen Antijudaismus an, einige seiner Motive werden verändert, wie z.B. das Bild des jüdischen Kapitalisten, das in Verbindung mit dem mittelalterlichen Vorwurf der Wucherei steht. Neu ist hingegen die Vorstellung der Juden als „Rasse“. *

    Der christliche Antijudaismus wird von Seiten der Kirche im Mittelalter theologisch begründet. Christen verstanden sich als Empfängerinnen der wahren göttlichen Offenbarung. Die Juden würden sich dem göttlichen Heilsplan entziehen, da sie nicht an Jesus Christus glauben, sie seien also Ketzer und Gottlose. In Abgrenzung zu den „verstockten“ Jüdinnen und Juden, identifizierten sich Christinnen und Christen als das „wahre Israel“.

    Neben Identifizierung und Abgrenzung, wurden vor allem wirtschaftliche und politische Gründe für das Ressentiment herangezogen. Typische antijudaistische Motive sind der Vorwurf des Christusmords und des Ritualmordes an christlichen Kindern, des Hostienfrevels, der Brunnenvergiftung und der Wucherei. *

    „Der Antisemitismus nach 1945 bedient sich häufig des alten Motivs der „jüdischen Weltverschwörung“: Jüdinnen und Juden würden „hinter den Kulissen“ Wirtschaft und Politik nach ihren Interessen leiten. Dieses Motiv, das typisch für den modernen Antisemitismus ist, lässt sich insbesondere in einem vereinfachten und regressiven Antikapitalismus wiederfinden. „Jüdische Banker“, „Unternehmer“ oder „Manager“ werden seit dem 19. Jahrhundert von verschiedenen Seiten als vermeintliche Nutznießer des Kapitalismus entworfen und dargestellt.“ * Quelle: http://www.amadeu-antonio-stif.....mus-heute/

    Eine umfassende Beschäftigung mit dem Holocaust und Israel war für mich erst nach der Deutschen Einheit möglich, da erst jetzt ausreichend Literatur ohne den Wahrheitsanspruch im Namen einer Weltanschauung zur Verfügung stand.

    “ In der DDR galt der Antisemitismus der staatsoffiziellen Auffassung zufolge als vorsozialistisches Relikt bürgerlicher Ideologie. Nationalsozialismus und Holocaust waren danach ein Produkt eines imperialistischen Kapitalismus. …. Gleichzeitig instrumentalisierten Staats- und Parteifunktionäre antijüdische Stereotypen im Zeichen des Antizionismus. … Die Propaganda konnte dabei auf traditionellen Zerrbildern der Juden als Kapitalisten und Kriegstreiber aufbauen. Westdeutsche Wiedergutmachungsleistungen an den Staat Israel kritisierten DDR-Funktionäre als Beihilfe zur Unterdrückung der Palästinenser.“ Quelle: . Dr. Peter Widmann in Christian Delacampagne: Die Geschichte des Rassismus

  14. avatar

    @Gottmagus

    … oh? Ein ‚römisch-altgriechisch-keltisch-germanisch-antichristlicher‘ sagenhafter Magier. Aus ‚Mittelerde‘? Mhmmm?

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    @Alan Posener. Sie schreiben: „…in Auschwitz sei nicht das Judentum gestorben, wohl aber das Christentum. Denn erst das Versagen der Christen machte Auschwitz möglich. Seit Benedikt Papst ist, gibt es eine Neigung unter Katholiken, diesen unbequemen Wahrheiten auszuweichen.“
    Ist das ihr Ernst? Lesen Sie den guten Deschner. Selbst der geht nicht so weit. Es ist doch aber auch ein ausgemalter Blödsinn: Da schwingt dann nächtens wieder die weinseelige 68er Schnauze durch. Denn nüchtern werden sie wissen, das die gläubige Familie aus Wien, Köln oder sonstwoher überhaupt keine Schuld trifft. Sie haben doch in der Zeit gar nicht gelebt. Was fällt Ihnen eigentlich ein? Ich habe jetzt hier ein paar Stunden auf eine vernünftige Kommentierung gewartet und dann so etwas Hingefletztes. Warum liegt Ihnen so viel daran den Hertmann zu beleidigen? Suchen Sie sich doch mal echte Gegner aus für Ihren Mist.

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    Für das Christentum zählt nur das neue Testament, jeder sollte gelernt haben, daß das alte Testament aus rein sentimentalen Gründen übernommen wurde, andernfalls wäre es mit den nichtjüdischen Christen
    nichts geworden.

    Sich die 10 herauszupicken geht nicht, wenn ein Christ sich des alten Testaments bedient, muß er schon das ganze Testament annehmen, was nicht nur dazu führt, daß er ein Götterpaar anbeten muß, immerhin wird eine Gefährtin seines Gottes im alten Testament erwähnt, die auch aus anderen Quellen bekannt ist.

    Daß die 10 Gebote, von denen drei nichts als religiöser Größenwahn und Hochmut sind, keine ethisch-moralische Basis bilden, haben schon die Juden begriffen, nicht ohne Grund gibt es die vielen Schriften, welche sich mit ethisch-moralischen und rechtlichen Fragen beschäftigen, etwa der Frage, ob ein Jude nur Juden nicht anlügen darf und Nichtjuden anlügen muß.

    Wenn man eine Buchreligion praktizieren will, darf man sich nicht die Sahnestücke herauspicken und alles, was nicht schön, unanständig oder widersprüchlich ist unter den Tisch kehren oder gar menschlicher Unzurechnungsfähigkeit in Rechnung stellen, während man die einem angenehmen Stellen als göttliches Wort und Quelle der Weisheit verkauft.

    Selbst im neuen Testament gibt es viele Stellen, die der sonst in den Mittelpunkt gerückten angeblichen christlichen Ethik widersprechen. Selbst der Aufruf Apostaten, Menschen, die sich nicht bekehren ließen, und andere zu töten findet sich dort oder eine Stelle, welche den Heiland der Christen sagen läßt, daß er nicht den Frieden, sondern Gewalt und Krieg bringt.

    Sich so an das sechste Gebot zu ketten und zu meinen, es hätte eine übernatürliche Bedeutung, ist einfach lachhaft. Gut, wenn man böse ist, findet man wenigstens so eine Erklärung für den sexuellen Missbrauch, denn der wird an keiner Stelle, denn die Stellen, welche ihn verbieten würden, werden für den Krieg gegen die Homosexuellen gebraucht, weil man ein Wort mit Mann statt mit Knabe übersetzt, und in keinem Verbot verboten,

    In der Kirche ware es nie ein Problem mit Mord oder Krieg Politik zu machen, die längste Zeit ihres Bestehens war die katholische Kirche Spielplatz für die Intrigen und die Dekadenz blaublütiger Schnösel, die auch als Papst keine Mäßigung kannten und kein Laster ausließen.

    Beim Thema Abtreibung hat sich die katholische Kirche ja auch etwas geleistet, bis ins 19. Jhd. galt die Vorstellung, daß Mensch erst mit der Geburt Mensch ist, dann wurde ein mystischer Ansatz ausgegraben und zum Feldzeichen gemacht.


    Der Antijudaismus wird mit dem neuen Testament begründet, wer einen Grund sucht jemanden zu hassen oder zu entrechten, findet ihn, wenn er nur lange genug suchen muß.

    Für die Christen stand fest, daß die Juden einen Mörder ihren Heiland verzogen, daß die Juden den Heiland ans Kreuz brachten und sich weigerten den Messias als Messias anzuerkennen. Nimmt man ein paar weitere Bibelstellen hinzu, werden aus Juden Menschen, die die Chance hatten zum wahren Glauben zu wechseln, aber es nicht taten und sich den göttlichen Plan wissentlich entgegenstellten und den Tod verdienen, weil sie nicht konvertierten.

    Daß das Christentum ohne die Geschichte über die Kreuzigung wohl nicht existieren würde, denn erst die Kombination aus Tod und Wiederauferstehung, wie bei Hercules und anderen Göttern, machte die jüdische Sekte auch außerhalb des Judentums interessant, scheint damals wohl kaum einen aufgefallen zu sein.

    Den Hinweis, daß der Heiland der Christen angeblich wußte, daß die Kreuzigung sein Schicksal sein sollte, hat man damals wohl auch überlesen, andernfalls wäre Judas wohl in den Augen vieler Christen kein Verbrecher, sondern einer, der dem Schicksal das Tor öffnet und die Rolle spielt, die ihm auferlegt wurde.

    Daß die Juden durch ihre angebliche Sympathie für den Mörder den göttlichen Plan erst möglich machten, scheint auch keinem aufgefallen zu sein, obgleich diese Art zu denken eigentlich sehr gut in die katholische Kirche paßt.

    Die Argumente aus der heiligen Schrift vermische man dann noch mit einem groben Unwillen die ganz andere religiöse Kultur des Judentums mit Beschneidung, Tieropfer und co zu verstehen und zu durchschauen. So bekommt man die Chance ohne große Mühe Gerüchte und Schauermärchen zu verbreiten. Dann kommt noch der katholische Größenwahn die einzig wahre Religion hinzu und der Antijudaismus ist fertig.

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    @KJN: … Argumentation der akademisch gebildeten Katholiken …: Die Aufklärung hat die Erfindung der „Rassenlehre“ mit seinen Folgen erst möglich gemacht. (Ihr Zitat)

    Für den Rassismus und seine mörderische Funktion benötigten Menschen doch keine „Rassenlehre“.

    In seinen Forschungen zum Rassismus hat er (Anmerk. Christian Delacampagne) frühzeitig darauf hingewiesen, dass sich dieser nicht an den Rassenbegriff binden und nicht auf die Moderne beschränken lässt. http://de.wikipedia.org/wiki/C.....lacampagne

    In seinem Buch Rassismus schreibt Christian Delacampagne:

    Folgen der Conquista … Zerstörung nahezu aller Kulturen – sowie vom fast gleichzeitigem Tod von mehreren Millionen Menschen, Indianern … die Verschleppung mehrere Millionen Afrikaner von Afrika nach Amerika, deren Nachkommen noch jahrhundertelang versklavt bleiben sollten. …

    Bei beiden hat der europäische Rassismus eine sehr wichtige Rolle gespielt. … Vertretern dieser so genannten „weißen Rasse“ die Gestalt einer „naive“ Überzeugung (der Gewissheit, zugleich die wahre Religion und die einzige wirkliche Form von Kultur zu besitzen) …. Es handelte sich also nicht einfach um Ethnozentrismus, sondern um echten Rassismus.

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    @ Alan Posener

    Sie schreiben
    „Zu recht hat Elie Wiesel darum gesagt, in Auschwitz sei nicht das Judentum gestorben, wohl aber das Christentum. Denn erst das Versagen der Christen machte Auschwitz möglich. Seit Benedikt Papst ist, gibt es eine Neigung unter Katholiken, diesen unbequemen Wahrheiten auszuweichen. Ihr Beitrag ist ein typischer Ausfluss dieses Ausweichens.“

    Was haben Sie denn im Auge? Dass Benedikt XVI. eigenhändig die Sterbeurkunde des Christentums unterzeichnet, dann zurücktritt, dass dann Elie Wiesel („Die einen sagen, Hiob hat sehr wohl gelebt, nur sein Leiden ist eine rein literarische Erfindung. Dem halten andere entgegen: Hiob hat niemals gelebt, aber er hat sehr wohl gelitten.“) als Pontifex Maximus inauguriert wird, die Schäflein in einem Hirtenbrief gebeten werden, gehorsame Diener jener Zivilreligion zu werden, deren Dreh- und Angelpunkt, locus sacer „Auschwitz“ ist?

    Ich befürchte, im Vatikan wird der, so Posener, malevolente Greis milde lächeln und Sie damit bescheiden, dass die Kirche sterben kann, in die Hölle hinabsteigt, aber wie ihr Gründer am dritten Tag wiederaufersteht. Das ist die frohe Botschaft; haben Sie eine?

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    @ Stefan Hartmann

    Sie schreiben „Nach den Äußerungen von Papst Johannes Paul II. im Jahr 2000 wird katholisches Christentum Israel nie hinter sich bringen und in sich absorbieren, sondern „sich eher als bezeugende Gestalt oder bezeugender Flügel Israels in und unter den Völkern erfassen können, bleibend auf Israel bezogen, mit Israel in die Welt ziehend, um schließlich mit der Welt nach Israel heimzukehren“ (278)“

    Damit das nicht nur eine schöne rhetorische Figur, vor der wir andächtig niederknien, bleibt, können Sie diesen Satz in Bezug auf die konkrete politische Konstellation im Heiligen/Gelobten Land und das konkrete Am Israel auslegen und erläutern?

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    Ps.: Alan Posener hat ja – Volk und Nation, Nationalstaatlichkeit und Europäisierung Deutschlands – in der WELT auch schon nicht mehr auseinanderhalten können: „als müsste also nicht gerade der deutsche Nachfolger des polnischen Papstes in Polen besonders deutliche Worte finden zur Schuld und zur Verantwortung seiner Nation und seiner…..“ Hier hat also eine Nation eine Verantwortung. Also auch Achmed und Aishe. Klingt für mich wie diese Nazi-Speech vom fehlenden Friedensvertrag und der Nachfolge des „Deutschen Reichs“ … Ja, scheiße, wenn diese 68er Speech sich so gar nicht mehr in der Realität wiederfindet…

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    Genau richtig Kerstin. Und wahrscheinlich ist die Antwort: Auch das ein Grund sich zu europäisieren und darauf hoffen, das irgendein Franzose dann im Israel/Palästina Problem für uns mit interveniert. Das ist doch das lachhafte: Wir tabuisieren uns, verstehen uns aber längst nicht mehr als Volk. Welchem tabu unterliegt den der Deutsche mit türkischem Hintergrund gegenüber dem Herkunftsdeutschen? Sind Achmed und Aishe denn die ersten Deutschen,. die wieder Israel-Kritik üben dürfen? Und nochmal: Die Gefahr des Antisemitismus hat doch immer weniger mit Israel und immer mehr mit Goldman Sachs zu tun. Und nur eine frage der Zeit, wann das aus den Köpfen in den Mund wandert.

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    @ die Herren Hartmann und Hesemann

    Es sind wirklich immer die gleichen Thesen, über die ich in Argumentationen der akademisch gebildeten Katholiken stolpere:

    1) Die Aufklärung hat die Erfindung der „Rassenlehre“ mit seinen Folgen erst möglich gemacht.

    2) Die Katholische Kirche wurde von den Nationalsozialisten verfolgt /wäre später auch verfolgt worden.

    zu1) Viele Katholiken haben (immer noch) erhebliche Schwierigkeiten, zu verstehen, daß moderne Wissenschaft ein Handwerk ist, das keine Schnittmenge mit Religion und Theologie hat, vielleicht eine gewisse mit Ethik oder Philosophie. Ja, ich weiß, auch vielen Wissenschaftlern ist das nicht gegenwärtig und diese platte Wissenschaftsgläubigkeit sehe ich auch als großes Problem an, wenn z.B. Juri Gagarin, in seiner Kapsel die Erde umkreisend, nichts anderes einfiel, als zu sagen:“Hier gibt es keinen Gott.“
    Das mag historisch begründet sein, immerhin hat die Kirche den Wissenschaftlern im ausgehenden Mittelalter und in der Neuzeit gewisse „Schwierigkeiten“ bereitet, weil sie berechtigte Angst um die Deutungshoheit über die Schöpfung hatte. Umgekehrt will noch heute der Vatikan nicht von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen lassen, die die kirchliche Lehre untermauern.
    Daß in der Wissenschaft eine Menge rhetorische Wichtigtuerei vorhanden ist, wobei solche „Blüten“ wie „Rassenlehre“ oder eben anderer Esoterikquatsch entstehen, darüber besorge ich mich nicht allein. Die Alternative aber sehen Aufklärungsgegner in der Wiedererrichtung der Oberhoheit kirchlicher „Vernunft“. Ich meine, die konsequente Anwendung von Ockhams Rasiermesser würde völlig reichen.
    Nicht die Aufklärung und deren unabhängige Wissenschaft hat also die „Rassenlehre“ ermöglicht, sondern nur deren eigene Inkonsequenz.

    zu 2) Meine Mutter hat den Nationalsozialismus als Schulkind an der katholischen Mosel erlebt und daß gewisse Leute, die die Chance nutzten, sich als Obernazis aufzuspielen, die Kreuze in den Klassenzimmern abhängten. Ein paar Kilometer nördlich, in der Eifel, gab es gleiche Bemühungen, die aber meistens an der Halsstarrigkeit oder den Mistgabeln der Bauern scheiterten. In den zahlreichen kleinen Sammellagern an der Mosel ist von denen aber niemand gelandet – dorthin kamen nur Juden, denunzierte Kommunisten, und „Kriminelle“, mit und ohne Anführungsstriche. Ich erlaube mir, aufgrund meines sicher begrenzten Kenntnisstandes, zu glauben, daß sich Pius XII., sowie viele christliche Würdenträger und Laien erheblich – auch unter großen Risiken – bemüht haben, vieles zu verhindern. Aber „Christenverfolgung durch die Nazis“ – diese Geschichtsverfälschung ist der großen Katholischen Kirche – gerade aufgrund des oben Angeführten – unwürdig.

    Speziell an Pfarrer Hartmann gerichtet möchte ich noch schreiben, daß ich vermutlich Traditionalist wäre, wenn ich mich dem katholischen Glauben zuwenden würde! Nicht im Sinne der Piusbrüder, sondern eben ohne diese ewige Lamentiererei über den „Zeitgeist“ und jeglichen Anspruch, die Uhr rückwärts zu drehen – nur den Glaubensinhalten zugewandt. Die akademisch verbrämte Sophisterei (Zitat, Mitkommentator alt68er), sei es die Inanspruchnahme wissenschaftlicher Erkenntnisse oder mögliche Stilisierung historischer Gegebenheiten – übrigens immer gerne verbunden mit besonders vielen Zitaten und Betonung einer kaum fassbaren Weisheit und mentalen Kraft der Kirchendenker – stößt mich eher ab.

    @Kerstin
    „Darf ich mir gerade als Deutsche keine Meinung bilden und darf diese nicht auch mal falsch sein? Wie soll ich verstehen, wenn ich schweigen soll?“
    Ich denke, der Vorredner Alexander Wallasch hat mit seinem Hinweis auf die schädliche Wirkung der Political Correctness bereits einige Ihrer Fragen behandelt.
    Ich möchte Ihnen zu dem Thema nur dieses kurze „Erlebnis“ mit einem dunkelhäutigen jungen Mann schildern, den ich von 25 Jahren mal als Tramper im Auto mitnahm, zu einer Zeit, als es noch weniger Deutsche „mit afrikanischem Migrationshintergrund“ gab, oder sie noch zu klein waren, um zu trampen: Ich fragte natürlich aus Neugierde die böse Frage „wo er denn herkäme“ und er nannte mir einige deutsche Städte. Jugendtypisch leicht anzupissen, war er natürlich sauer und das Gespräch starb. Später fragte ich einen guten Bekannten mit vergleichbarem kontinentalen Migrationshintergrund (Sie sehen, welche Verrenkungen man sprachlich machen muß, um pc zu bleiben), ob ich jetzt sowas, wie eine unfreundlich rassistisch verengte Betrachtungsweise hätte, naja, einfach, wie er das finden würde. Er hat mich nur ausgelacht:“Was meinst Du, was die Leute aus meinem Dorf dich alles fragen werden wenn du mal mitkommst!“
    Fragen Sie, was immer Ihnen in den Sinn kommt, daß das nicht immer gut ankommt, das werden Sie verkraften. Wer aber (aus Vorsicht) nicht fragt, der bleibt provinzell.
    Ich muss mich mit dem Bloggen hier aus Zeitgründen mal etwas zurückhalten, werde aber mitlesen.

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    @Kerstin

    Antisemitismus? Das ist ganz einfach zu erklären:

    Mathematik, zum Beispiel, ist antisemitisch. Warum? Weil 1+1=2 sind, aber zwei Juden sind gleich drei Meinungen.

    Logisch – oder?

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    @KJN: „…gefangen in den Traumata der Geschichte und des Krieges.“

    Es ist wirklich eine interessante Frage, wie viel ist geerbt, gelernt? Geerbt habe ich eine Familie mit ihrem Trauma und auch ihre Ansichten. Der Traum einer besseren Welt. Zu erreichen nur im Sozialismus. Gelernt habe ich die Alternativlosigkeit dieser Idee immer und überall, der Wahrheitsanspruch inklusive. Und ich gebe zu, leider habe ich es zu wenig hinterfragt. Nie wieder Krieg. Nie wieder Auschwitz.

    Den Vätern die Verantwortung zuzuschieben, ist zu einfach und auch nach meiner Meinung ungerecht. Im Rückblick habe ich zu oft Sätze und Ideen unreflektiert übernommen. War ich mir ihrer Wirkung überhaupt bewusst? Nein.
    War Antisemitismus und seine Ursachen überhaupt ein Thema? Nein. Bildung wäre auch hier notwendig gewesen, nicht nur das Benennen des Faktes der Ermordung der Juden und die Konfrontation mit dem Grauen.

    Die Frage des Antisemitismus ist für mich nicht so leicht zu beantworten. Was ist das überhaupt? Wann ist dieser Vorwurf überhaupt berechtigt? Kennen Sie den Pojaz von Emil Franzos? Ich hatte mich gleich verliebt in dieses Buch. Ist es antisemitisch, Dinge kritisch zu beschreiben? Etwa eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten sie zu bemerken?

    Ist Israelkritik eine Einmischung in die innere Angelegenheit Israels? Ist vielleicht schon die Frage nach den Ursachen des Nahost-Konfliktes Antisemitismus? Sind die Interessen der Palästinenser eine innere Angelegenheit Israels? Ganz sicher nicht. Muss ich mich entscheiden nach dem Freund-Feind-Prinzip? Immer wieder geriet ich in einen Loyalitätskonflikt.

    Gab es in meiner unmittelbaren Umgebung überhaupt Juden? Wusste ich davon? Also wenn ja, dann wusste ich, außer in einem Fall, nichts davon. Hatte es irgendeine Bedeutung? Nein. Also waren meine Informationen ausschließlich von Filmen, Büchern und Erzählungen aus zweiter Hand abhängig.

    Darf ich mir gerade als Deutsche keine Meinung bilden und darf diese nicht auch mal falsch sein? Wie soll ich verstehen, wenn ich schweigen soll?

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    Im Prinzip geht Posener ja in der Sache den richtigen Weg, wenn er sich hier auch einen harmlosen Feind aussucht. Da gibt es welche, die erfordern mehr Mut. Schade auch, das seine 68er Reflexe unverkennbar immer wieder durchhucken. Aber zunächst verkennt er ja – wie Matussek – die starke christliche Durchsetzung des Nationalsozialismus. Vorsehung usw. So gesehen ist Posener dann selbst Opfer der christl. Nachkriegsgeschichtsschreibung. Und im übrigen – Juden wurden auch deshalb diskriminiert und im II Krieg wurden dann viele getötet worden, weil Hitler denn Feind im Internationalen Finanzjudemtum sah und den deutschen Juden eine zweite Dolchstoßlegende unterstellt hatte. Heute schimpft die LINKE aufs internationale Kapital. Fehlt nicht mehr viel, und jemand führt die Gedanken wieder zusammen. Da besteht doch die eigentliche Gefahr.

    Das ist vielleicht tatsächlich mal ein Thema, das man mal ohne pc-Maske besprechen sollte. Es ist doch faktisch und unausgesprochen so: Eine große Zahl Menschen – im Übrigen auch auf der Entscheiderebene – haben gerade im Zusammenhang mit der Finanzkrise einen neuen Antisemitismus im Kopf. Ja doch, es ist ein Tabu, aber verdammt viele denken wieder darüber nach, was es mit Goldman Sachs usw. auf sich hat. Wer dahintersteckt usw. Der Weg vom internationalen Kapital zum internationalen Finanzjudentum (Hitler) ist ein verdammt kurzer Denkweg. NUR: DARÜBER MUSS MAN UNVERBLÜMT REDEN und es nicht hintervorgehaltener Hand wispern. Und wenn Leute wie Wolfssohn solche Denke auch noch übel befeuern, wird es dopplet schwer. Siehe dazu seinen Artikel in der Financial Times Deutschland („Die Linke muss antisemitisch sein“), hier ein paar Zitate: „Die Juden waren und sind – einst, heute und sicher auch morgen – in ihrer großen Mehrheit innerhalb des kapitalistischen Systems aufstiegsorientiert.“ und „Aber die grundsätzliche Identifizierung mit Liberalismus und Kapitalismus lässt sich nicht abstreiten“ und „Nur im liberal-kapitalistischen System konnten und können sich Juden frei entfalten“ und “ Die Juden sahen und sehen sich als Teil der „Bourgeoisie“. Was ist nun die Aufgabe? Wie damit umgehen? Auf jeden Fall nutzt dieses tabuisierte pc-Rumgeeire nichts. Aber das ist eben einer der wenigen Vorteile der Europäischen Gemeinschaft. Die Frage nämlich, ob wir uns in der Beurteilung dieser Fragen mit unserem historischen Hintergrund ein vernünftig klingendes Tabu auferlegen und unsere Nachbarstaaten sich damit befassen lassen. Oder sagen wir: Nationalstaatlichkeit ist ein Auslaufmodell, also sind auch solche tabus Auslaufmodelle? Tuscheln und schweigen jedenfalls ist nicht lösungsorientiert.

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    Wie ist „der“ zum Antisemitismus gelangt ? „Der“ Oestreicher ? Wer Geopolitik beobachtet, stoesst auf die merkwuerdigen Oestreicher welche andere Voelker zu ihren Abgrund angetrieben haben: 1. Erzherzog Maximillian von Hapsburg welcher von Frankreich 1862 den Mexikanern als „Kaiser“ aufgezwungen wurde fuer die Vergroesserung des konservativen franzoesischen Einflusses in den Amerikas. Nach einen Verteidigungskrief bis 1867, wurde die franzoesische Fremdenlegion besiegt und Maximillian standrechtlich von den Mexikanern erschossen. 2. Arnold Schwarzenegger, ein schmutziger Muskelprotz welcher einer des „Posterboys“ der Neocons spielte und Kalifornien und seine eigene amerikanische Familie hinuntergerissen hat. 3. Der katholische Bischof Erwin Kraeutler von Koblach in Vorarlberg, welcher Nachfolger seines Onkel als Bischof in Altamira/Brasilien wurde, und seit dem Ende der 1960ziger Jahre alle sozialen und wirtschaflichen Anstrengungen der Brasilianer zu laehmen versucht und dabei ueber die Jahre durch den Einfluss der katholischen Kirche, ein Reihe von beschraenkenden politische Massnahmen erzwungen durch welche die Brasilianer billionenwerte Wirtschaftentwicklung verloren haben und heute zu ungeheueren Komplikationen fuer die Wirtschafsentwicklung in Brasilien beitragen. 4. „Der“ von Braunau in Oestreich. In seinem „Buch“ schreibt er ueber seinen Weg zum Antisemitismus: Er schreibt, dass er die Juden erst nur als exotische Figuren (von Galizien) am Rand des Lebens in Wien bemerkt hatte. Dann meint er, dass er langsam erkannte, das hinter der marxistischen Propaganda gegen das deutsche Kaisereich immer Juden als journalistische Propagandisten erschienen. (Da er vorher schon einen pathologischen Hass auf die Slawen beschrieb, als Gefahr fuer das „deutsche“ Mittleeuropa, koennte man annehmen dass er dann auch die Juden – anfaenglich – wegen ihren Aktivitaeten als marxistische Propagandisten, als Gefahr fuer die „Deutschen“ erkannt zu haben glaubte.) —

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    Was Michael Hesemann Gottlosigkeit nennt, nenne ich in meinem Essay Gesetzlosigkeit/Antinomismus, Auslöschung des Tötungsverbotes von Sinai, leider auch teilweise innerhalb des Christentums

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    Es muss natürlich oben heißen: Nein, die Vernichtung des Judentums war schon die eigentliche Tragödie, die Auslöschung des als jüdisch begriffenen Christentums wäre ihr trauriges Nachspiel gewesen.

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    Herr Posener,

    es gehört einiges an Chuzpe dazu, dass ausgerechnet Sie Pfr. Hartmann und mir „Geschichtsfälschung“ vorwerfen, im selben Atemzug aber der spanischen Inquisition (die nicht katholisch, sondern staatlich war und der Krone unterstand!) einen Rassenbegriff unterstellen, obwohl dieser ein Produkt neuzeitlicher Naturwissenschaften und pseudowissenschaftlicher Ideologien (wie etwa der Theosophie, die maßgeblich zum Entstehen der NS-Ideologie beigetragen hat, siehe mein Buch „Hitlers Religion“, München 2004) ist. Sie wollen doch nicht ernsthaft die Benutzung des Begriffes „limpieza de sangre“, bei Ihnen sogar fehlerhaft geschrieben, als Vorgriff auf die NS-„Rassenlehre“ werten, denn ein solcher Anachronismus ist nicht nur Geschichtsfälschung, er ist auch stümperhaft!
    Es ist natürlich einfach, alle Quellen, die nicht Ihren Standpunkt stützen, als fehlerhaft, unzuverlässig etc. zurückzuweisen. Dann blieben aber als „glaubwürdige Quellen“ nur die offiziellen Kundgaben der NS-Propaganda, die freilich alles andere als glaubwürdig sind. So, Herr Posener, argumentieren allerdings auch die Holocaustleugner. Hitler hat schließlich nirgendwo explizit den Mord an sechs Millionen Juden „zugegeben“, ebenso wenig, wie er seine Pläne zur Auslöschung des kirchlichen Christentums publik gemacht hat.
    Natürlich war die Schoah nicht, wie sie mir schon wieder mit einiger Perfidie in den Mund legen wollen, nur das „Vorspiel“ zur Auslöschung des Christentums. Schon die Zahl der Todesopfer wäre bei der geplanten Zerschlagung der Kirche bedeutend geringer gewesen – es hätte allenfalls ein paar tausend Märtyrer gegeben. Nein, die Vernichtung des Judentums war schon die eigentliche Tragödie, die Auslöschung des als jüdisch begriffenen Christentums ihr trauriges Nachspiel.
    Nicht das Christentum hat Auschwitz möglich gemacht, sondern die Gottlosigkeit! Denn die Täter waren keine Christen; der Beitritt zur SS verlangte sogar den formellen Austritt aus einer christlichen Kirche. Dass Christen die Schoah nicht verhindern konnten, ist in der Tat tragisch. Ein eindeutiges Versagen aber wäre es nur dann gewesen, wenn sie die Mittel gehabt hätten, den Massenmord zu stoppen. Diese Mittel, das musste auch Pius XII. sich schmerzlich eingestehen, hatte die Kirche nicht. Sie hatte ja nicht einmal die Möglichkeit, ihre eigenen Priester aus Dachau zu holen, obwohl die Vorgänge dort viel breitere Bekanntheit hatten als das Morden in Auschwitz. Und trotzdem: Man muss sich immer fragen, und das gilt auch für die Kirche, ob man nicht mehr hätte tun können, ob man nicht das nahende Unheil schon im Vorfeld der Machtergreifung hätte erkennen und besser bekämpfen können. Aber wer konnte die Augen der Millionen öffnen, die Hitler blind nachgelaufen sind? Hirtenbriefe und Enzykliken erwiesen sich, so gut sie gemeint waren, leider als die Stimme von Rufern in der Wüste. Ist es denn heute anders? Hört man heute auf die Kirche, auf den Papst? Wir können nicht der Kirche den Unglauben anlasten, den wir auch in unserer Zeit noch nicht überwunden haben!

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    @derblondehans
    „da sind zwei Verbrecher. Beide haben nix mit der Kreuzigung Jesu zu tun. Der eine kommt ins Paradies, der andere nicht. Das ist kein Antijudaismus oder Antisemitismus.“
    Sehe ich, entprechend Lukas Kap. 23, wie Sie: Das ist Glaube.
    „Wir sehen mit Trauer Papst Johannes Paul II. und nun auch Papst Benedikt XVI. in eine jüdische Synagoge gehen.“ [1]
    Ob das auch Glaube ist, oder zu sein hat, müssen sich Katholiken, deren Lehramt oder möchte-gerne-Lehramt schon fragen lassen.
    In diesem Sinne hatte ich nun auch Sie gefragt, als – so vermute ich – Traditionalist (woran ich zunächst mal nichts Kritikwürdiges entdecken kann).

    [1] z.B. http://de.wikinews.org/wiki/Ho.....ur%C3%BCck

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    @ Michael Hesemann: Sie trennen scharf, wo eine scharfe Trennung nicht möglich ist, und verbinden, wo Trennung nötig wäre. Das läuft auf Geschichtsfälschung hinaus.
    Genauer: Es war die katholische Spanische Inquisition, die den Begriff „Limpieza die Sangre“ erfand und gegen die zwangskonvertierten Juden und Muslime anwendete. Ihre Behauptung einer scharfen Trennung zwischen religiösem Antijudaismus und rassischem Antisemitismus entbehrt also der geschichtlichen Grundlage.
    Und zweitens kann man nicht oft genug betonen: Es mag sein, dass Hitler das Christentum langfristig auslöschen wollte (ich persönlich zweifle daran: die Tischgespräche sind unzuverlässsige Dokumente); aber erstens ist es ein Unterschied, ob ich das mittels eines Kulturkampfs bewerkstellige oder durch die Auslöschung der „Träger“; und zweitens war dazu die Auslöschung der Juden als Rasse nicht nötig. Darum ist es eine weitere Geschichtsfälschung, die Ausrottung der Juden als Rasse (auch, ja gerade der atheistischen Juden) sozusagen als Vorspiel zur geplanten „Auslöschung“ des Christentums zu erklären.
    Die Christen waren nicht vornehmlich als Christen Opfer des Regimes, obwohl es viele christlichen Opfer gab; sie waren vornehmlich – als Deutsche – Täter und Mitläufer. Und auch die polnischen Katholiken waren – siehe Jedwabne – zuerst Täter, bevor sie dann als Slawen selbst Opfer wurden.
    Zu recht hat Elie Wiesel darum gesagt, in Auschwitz sei nicht das Judentum gestorben, wohl aber das Christentum. Denn erst das Versagen der Christen machte Auschwitz möglich. Seit Benedikt Papst ist, gibt es eine Neigung unter Katholiken, diesen unbequemen Wahrheiten auszuweichen. Ihr Beitrag ist ein typischer Ausfluss dieses Ausweichens.

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    Dazu abschließend möchte ich Thomas Mann zitieren, der 1938 feststellte: „(Die Welt) muss vielmehr einsehen, dass die nationalsozialistische Verfolgung des Judentums Hand in Hand geht mit der Feindschaft gegen das Christentum, ja, dass beide Anfeindungen Ausdruck derselben heidnischen und geistfeindlichen Gesinnung sind. Der nationalsozialistische Antisemitismus ist zugleich Antichristlichkeit“ (An die gesittete Welt, Ausgabe Frankfurt 1968, S. 245 f.)
    Von geradezu mangelhaften historischen Kenntnissen, verehrter Herr Posener, zeugt ihre Aversion gegen den hoffentlich bald seligen Papst Pius XII. Hier scheinen Sie die gesamte neuere Forschung konsequent zu ignorieren. Pacelli hat schon 1925 (in einem Bericht an das vatikanische Staatssekretariat, den ich im Original im Vatikanischen Geheimarchiv einsehen konnte) den NS als „die wohl gefährlichste Häresie unserer Zeit“ bezeichnet. 1939 berichtete der US-Generalkonsul in Köln, A.W. Klieforth an das State Department in Washington, er habe den frisch gewählten Papst vor ein paar Jahren in Rom besucht, wo er damals als Kardinalstaatssekretär wirkte, und dort über Hitlerbefragt: „His views while well known to me suprised me by their extremeness. He said that he opposed unalterably every compromise with National Socialism. He refarded Hitler not only as an untrustworthy scoundrel, but as a fundamentally wicked person … incapable of moderation.“
    Pacelli war es, der den Entwurf der Enzyklika Pius XI. „Mit brennender Sorge“ nicht nur überwachte, sondern im Text verschärfte. Ihre Verlesung am Palmsonntag 1937 und die darauffolgende Reaktion der Nazis zeigte aber auch, wie wirkungslos vatikanische Brandreden gegen Hitler waren. Nach 1939 war dem Vatikan völlig unmöglich, die Katholiken in Deutschland unzensiert zu erreichen, jede Anprangerung der NS-Politik hätte einen Schlag gegen die Kirche zur Folge gehabt, ohne etwas zu bewirken.
    Als Kardinalsstaatssekretär versuchte Eugenio Pacelli im November 1938, drei Wochen nach der Kristallnacht, von katholischen Nationen 200.000 Visa für die deutschen Juden zu bekommen – leider ohne Erfolg. Die Korrespondenz dazu habe ich im Vatikanarchiv einsehen können. Trotzdem gelang es ihm, rund 20.000 Visa zu bekommen, u.a. von Brasilien und Haiti. Auf eigene Kosten charterte der Vatikan Schiffe, um die Überfahrt der mittellosen Auswanderer zu gewährleisten. Später gelang es, Zehntausende Juden über das heutige Istanbul nach Palästina zu schleusen – wieder auf Kosten des Vatikans. Als er 1942 vom Holocaust erfuhr, tat er alles, um die Deportationen von Juden in Hitlers Vasallenstaaten Vichy-Frankreich, Slowakei, Ungarn und Rumänien zu stoppen – meist mit Erfolg, bis in den jeweiligen Ländern die Deutschen komplett die Kontrolle übernahmen. So wurden etwa in Rumänien rund 250.000 Juden nach Transnistrien verbannt, statt sie an die Nazis auszuliefern. Da dort katastrophale Zustände herrschten, spendete Pius XII. sein gesamte privates Erbe als Pacelli, umgerechnet 1,3 Millionen rumänische Lei (ihre Entgegennahme und Weiterleitung ist im Archiv von Yad Vashem dokumentiert), um ihr Leid zu mindern. So überlebten über 80 % der rumänischen Juden. Hunderttausende Juden wurden auf Anweisung des Papsten in Klöstern und kirchlichen Einrichtungen versteckt, allein 7000 davon in Rom, wo durch die Intervention des Papstes die Deportation gestoppt und 85 % der Juden gerettet wurden. Insgesamt, so errechnete der jüdische Diplomat und Gelehrte Pinchas Lapide, wurden rund 850.000 Juden durch die katholische Kirche vor dem Holocaust gerettet.
    Mittlerweile ist bekannt, dass Pius XII. seit Herbst 1939 mit dem deutschen Widerstand kollaborierte, was der Kaltenbrunner-Bericht an Hitler über die Hintergründe des 20. Juli bestätigt. Man stelle sich vor: Ein Papst war an einer Verschwörung zum Sturz eines Staatsoberhauptes beteiligt! Er sollte im Fall des Putsches bei den Briten bewirken, dass ein sofortiger Waffenstillstand ausgerufen wird und Deutschland in den Grenzen von 1938 erhalten, die Demokratie der Weimarer Republik wiederhergestellt wird. All diese Geheimaktionen verboten es dem Papst geradezu, öffentlich als Hitler-Gegner aufzutreten und das braune Regime zu provozieren. Daher bestätigte er mit seiner Weihnachtsansprache von 1942 zwar die Alliierte Erklärung, dass ein Völkermord stattfindet, aber er nannte weder Nazis noch Juden beim Namen; er wurde auch so verstanden! Keine päpstliche Brandrede hätte Hitler vom Morden abgehalten, im Gegenteil, der wachsende Druck hätte das Tempo des Mordens nur beschleunigt. Das galt es zu verhindern.
    Diese Lehre zog Pius XII. nicht nur aus der Reaktion der Nazis auf den Hirtenbrief von Erzbischof de Jong/Utrecht zur Deportation der holländischen Juden, der zur sofortigen Deportation zunächst der Konvertiten („katholische Nichtarier“) und damit auch Edith Steins führte, sondern vor allem aus der Situation in Polen. Dort hatte nämlich Radio Vatikan im Auftrag des Papstes die deutschen Gräueltaten angeprangert, bis sich die polnischen Bischöfe an den Vatikan wendeten: Auf jede Ausstrahlung folgte eine neue Vergeltungsmaßnahme der Deutschen. Trotzdem verfasste Pius XII. im Sommer 1942 einen Hirtenbrief an das polnische Volk, der am 15. August, dem von den Polen so inbrünstig gefeierten Fest „Mariä Himmelfahrt“, in allen polnischen Kirchen verlesen werden sollte. Es gelang sogar, Kopien in Spaghetti-Boxen in den Palast des Erzbischofs von Krakau, Adam Sapieha, zu schmuggeln. Doch als Sapieha den Brief las, war er alle Kopien in sein Kaminfeuer: „Wenn nur ein Exemplar in die Hände der SS fällt, rollen alle unsere Köpfe. Dann wäre die Kirche in Polen verloren“, erklärte er dazu dem päpstlichen Gesandten. Dann schrieb er dem Papst selbst: „Es quält uns sehr, dass wir den Brief Eurer Heiligkeit nicht an unsere Gläubigen weitergeben können, doch er würde als Vorwand für weitere Verfolgungen dienen und es gab bereits genug Opfer, denen vorgeworfen wurde, mit dem Heiligen Stuhl zu kommunizieren.“
    Vielleicht ahnte Pius XII., dass sein vermeintliches Schweigen von der Nachwelt falsch verstanden wird. Aber er war nicht bereit, sich Ruhm und das Lob der freien Welt mit dem Leben Hunderttausender zu erkaufen. Schon für diese Entscheidung, für sein Martyrium des Schweigens, verdient er unseren Respekt. Eine päpstliche Brandrede hätte nicht einen Polen, nicht einen Juden gerettet. Die Alliierten waren seit 1942 über die Schoah informiert, seit 1944 lagen Luftbilder von Auschwitz vor. Man versäumte es sogar, die Bahngleise zu bombardieren, weil man dies nicht als „kriegsnotwendig“ erachtete. DAS ist die wahre Schande, Herr Posener. Gehandelt hat nur Pius XII. Er hat mit seinem „Schweigen“ das Leben von 850.000 Juden und wahrscheinlich auch von unzähligen deutschen und polnischen Katholiken „erkauft“ – ein guter Tausch, wie ich finde. Wer dagegen glaubt, Hitler hätte sich ausgerechnet vom Papst das Morden ausreden lassen, der verharmlost den Wahnsinnigen, den größten Verbrecher der Geschichte. Im Gegenteil: Je mehr Niederlagen er einsteckte, je mehr er sich bedrängt fühlte, je mehr trieb er seine SS-Schärgen an, sein satanisches Lebenswerk, die Schoah, zu vollenden. Für Moralpredigten war er ebenso wenig empfänglich wie für außenpolitischen Druck. Das wusste Pius XII., gerade weil er ihn in seiner Dämonie durchschaut hatte!

    Michael Hesemann
    Historiker und Autor
    („Der Papst, der Hitler trotzte“)

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    S.g. Herr Posener,
    mit Unsachlichkeiten haben Sie ja gleich Ihren Artikel begonnen, aber nun, die obige Replik ist besser. So bitte sorry! für das „Papst-Hasser“-Wort (weil ich auf fb mit Ihnen kurz „befreudet“ war, musste ich mir so einigen Katholikenhass gefallen lassen ;-), das wohl ungerecht ist, aber in der Sache werden Sie diesem gescheiten und integren Papst eben nicht gerecht. Als katholischer Priester werde ich nicht offen gegen BXVI. rebellieren (das tun Sie mit Ihren „Chefs“ ja auch seltener), aber natürlich gibt es offene Fragen und einige Probleme aus Vergangenheit und Gegenwart. Ihr Marienbuch habe ich insgesamt sehr geschätzt und gestaunt, was Sie 2000 im Interview des „pur- magazins“ dazu sagten:

    http://www.kath.net/detail.php?id=18297

    Da scheint es in der Wertschätzung des Katholischen bei Ihnen seither zu einer starken Wende gekommen zu sein. Dass Sie mich als „Geschichtsfälscher“ bezeichnen, weise ich zurück und verweise auf die genauere Lektüre meines verlinkten Aufsatzes im renommierten „Freiburger Rundbrief“ und anderer Veröffentlichungen.
    MfG
    Stefan Hartmann

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    Sehr geehrter Herr Posener,
    es ist richtig, dass der exterminatorische nationalsozialistische Antisemitismus zwar in einem vom christlichen Antijudaismus geprägten Klima fatalerweise Akzeptanz fand, doch sowohl sein Ursprung, seine Definition des Judentums wie sein Ziel war ein ganz anderes. Der christliche Antijudaismus warf dem Teil des jüdischen Volkes, das Jesus von Nazareth nicht als Messias erkannt hat, „Halsstarrigkeit“ vor, klagte es des „Gottesmordes“ an und hatte, leider oft genug unter Zwang und Terror, die Bekehrung der Juden zum Ziel. Hier wurde „Jude“ also als Angehöriger einer Religion definiert, der einfach die Zeichen der Zeit, den neuen Bund Gottes, nicht akzeptiert hat und daher von Gott „verflucht“, aber immer noch mit der Option auf Einsicht und Umkehr ausgestattet wurde. Zum Glück ist dieser Irrweg von der Kirche überwunden worden, der als Vorwand für Diskriminierung und Pogrome diente! Der NS-Antisemitismus dagegen ging von der Existenz einer jüdischen Rasse aus, die das Judentum wie das Christentum als Ableger hervorgebracht hat, um die Welt zu beherrschen und andere Rassen zu unterdrücken. Als Jude wurde definiert, wer von dieser Rasse abstammte, gleich, welchen Glaubens er war. Im „Rassenkampf“ musste die stärkere Rasse siegen und die Unterlegene vernichten. Eine Bekehrung war weder möglich noch erwünscht, da „das Blut“ als entscheidendes, prägendes Element verstanden wurde. Insofern war das Ziel des NS die Vernichtung der Juden als „genetische Träger“ des Judentums und, als nächster Schritt, eine Auslöschung jüdischen Geistesgutes, zu dem auch das Christentum gehörte, in der „arischen“ Kultur. Eine physische Vernichtung der Christen war nicht angestrebt, da das „Blut“ als entscheidender Faktor galt und die meisten deutschen Christen als „Arier“ definiert wurden, aber die Vernichtung des Christentums als Glaube und Lehre. Dass Hitler für die Zeit nach dem Endsieg eine Zerschlagung der Kirche und eine systematische Entchristianisierung Europas plante, geht aus seinen Tischgesprächen hervor. So protokollierte auch Goebbels in seinen Tagebüchern kurz vor Weihnachten 1939: „Der Führer ist tief religiös, aber ganz antichristlich. Er sieht im Christentum ein Verfallssymptom. Es ist eine Ablagerung der jüdischen Rasse“. Himmler prahlte vor Frau von Weizsäcker: „Wir werden nicht ruhen, bis das Christentum ausgerottet ist“ und Hitler selbst erklärte, laut der Tagebucheinträge Alfred Rosenbergs: „Die christliche-jüdische Pest gehe jetzt wohl ihrem Ende entgegen.“ Das Ziel war eben nicht nur die Ausrottung des jüdischen „Blutes“, sondern auch des jüdischen Geistesgutes auch im Christentum! (Teil 2 folgt)

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    Wenn man „Auschwitz“ als Fluchtpunkt der abendländischen Geschichte definiert, wie es Dr. theol. Hartmann und Alan Posener tun, ist man gezwungen, in unserer kontingenten Welt Spuren des Nichtkontingenten fest-zustellen. Welche nicht zufälligen Bedingungen müssen in der Geschichte sub specie aeternitatis erfüllt sein, damit es zu „Auschwitz“ kommt? Alan Posener hat ganz und gar recht, die gelehrten katholischen Sophistereien des Dr. Hartmann, die von der Unduldsamkeit gegenüber den kleinen Differenzen (also gegenüber „Ketzern“, „Häretikern“) leben, als die Apologie zu entlarven, die sie ist (den Katholiken steckt „Auschwitz“ wie ein Globus im Hals); er scheint mir jedoch mit seinem Anti-Rom-Affekt auf halbem Weg stecken zu bleiben. An der von Dr. Hartmann zitierten Freudschen Hypothese der „innigen Beziehung der zwei monotheistischen Religionen“ (http://www.flickr.com/photos/r.....934087018/), mithin an einem Zusammenhang zwischen Judenhass und Christenhass, könnte einiges Richtige dran sein; Christentum und Judentum sind legitimatorisch aufeinander angewiesen, müssen sich jedoch gegenseitig delegitimieren.

    Wenn das Christentum eine innerjüdische Sekte geblieben wäre („Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen von dem Hause Israel“) anstatt Weltreligion und trojanisches Pferd des Judaismus (das Licht der Welt (Or haOlam) geht von den Bergen und Hügeln Judäas aus) zu werden, wäre uns nicht nur einiges, sondern vor allem auch Auschwitz erspart geblieben. Mir persönlich geht mit Verlaub auf den Sack, wenn sowohl Juden als auch Christen so argumentieren, dass wir ohne Christentum und Judentum in der Dunkelheit oder Hölle der Antinomien, der Nichtliebe und des Nichtwissens leben würden. Arno Schmidt hat in seiner kleinen Schrift „Atheist?: Allerdings!“ (1957) formuliert, dass wir in einer lichteren Welt leben würden, wenn wir den Obskurantismus der semitischen Religionen überwinden könnten, z.B. „Zum Alten Testament“

    „Solange man als die reinste Quelle „Göttlichster Wahrheit“, als heilige Norm der „Vollendetsten Moral“, als Grundlage von Staatsreligionen ein Buch mit, milde gerechnet, 50 000 Textvarianten (also pro Druckseite durchschnittlich 30 strittige Stellen!) proklamiert; dessen Inhalt widerspruchsvoll und oft dunkel ist; selten auf das außerpalästinensiche Leben bezogen; und dessen brauchbares Gute (schon vor ihm und zun Teil besser bekannt) auf unhaltbaren Gründen eines verdächtig-finsteren theosophischen Enthusiasmus beruht : solange verdienen wir die Regierungen und Zustände, die wir haben! Die Theologen wollen mit Gewalt aus der Bibel ein Buch machen, worin kein Menschenverstand ist. Die Haare stehen einem zu Berge, wenn man bedenkt, was für Mühe auf ihre Erklärung gewendet worden ist; und was war am Ende, nach Jahrtausenden, der jedem Unbefangenen von vornherein selbstverständliche Preis all der Bemühungen?: kein anderer als der : Die Bibel ist ein Buch, von Menschen geschrieben, wie alle Bücher. Von
    Menschen, die etwas anders waren als wir …
    Joseph, das schmeichelnde Schoßkind, wird ägyptischer Minister, durch eben das fragwürdige Talent, das er im Hause seines Vaters gebildet hat. Er legt in den fetten Jahren Magazine an : sehr lobenswert! Was aber tut er später damit? Rettet er das verhungernde Land, „in Frieden und Freiheit“, und wird sein Wohltäter? — Um es mit einem Wort zu sagen : Er bringt es in Sklaverei! Erst muß man ihm Wucherpreise für sein Korn zahlen; dann bringen die Einwohner ihre arm-sonstige Habe; dann verschleudern sie gezwungenermaßen ihre Grundstücke; zuletzt verkaufen sie sich selbst zur Knechtschaft : „Die Rede gefiel Pharao und seinem Kabinette wohl“: Das ist doch einmal ein Finanzminister! Mir ist in den Annalen der Menschheit kaum ein größerer Bube bekannt!! : Und der wird aufgestellt, der Jugend und dem gläubigen Volke zum Vorbild?? Meint man denn, wir hätten keine Augen und Ohren mehr?!“

    und zu Jesus

    „Was würden wir heute sagen, wenn ein junger Mann aus irgendeinem unbedeutenden Zwergstaat käme; einem der immer wieder vorhandenen und nicht nur „wirtschaftlich unterentwickelten“ Ostgebiete; keiner der großen Kultursprachen mächtig; völlig unbekannt mit dem, was in Jahrtausenden Wissenschaft, Kunst, Technik, auch frühere Religionen, geleistet haben – und ein solcher stellte sich vor uns hin mit den dicken Worten : „Ich bin der Weg; und die Wahrheit; und das Leben“? Wir müßten’s uns durch einen herbeigerufenen Dometsch erst noch mühsam aus dem barbarischen Dialekt übersetzen lassen – würden wir nicht halb belustigt, halb verständnislos ihm raten : „Junger Mensch : Lebe erst einmal und lerne : und komme dann in 30 Jahren wieder!“?
    Genau das aber war der Fall mit Jesus von Nazareth : er verstand weder Griechisch noch Römisch, die beiden Sprachen, auf denen seit viel hundert Jahren alle nenneswerte Kultur beruhte (und beruht!). Er war mit Homer und Plato ebenso unbekannt wie mit Phidias und Eratosthenes : was ein solcher Mann behauptet, ist für mich von vornherein indiskutabel! Um über etwas aburteilen zu können, muß ich es doch wohl wenigstens vorher untersucht haben!“

  36. avatar

    Serdar schreibt:
    25. Oktober 2011 um 11:16
    @derblondehans
    Ich habe in den Evangelien nix von Antijudaismus, Antisemitismus oder ‘Kollektivschuld’ der Juden gelesen. Das gilt – und nix anderes.
    Der war gut.
    ————————————————-
    Sie sollten ‚belegen‘, wenn Sie anderer Meinung sind. (Das NT nicht mit den Koran verwechseln.)

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    @Stefan Hartmann: Aus ehrlichem Interesse wüsste ich gerne, was Sie damit ausdrücken wollten, Herrn Posener hier speziell als Autor der Monographie „Maria von Nazareth“ herauszuheben, da mir der Bezug zum eigentlichen Thema dieses Blogbeitrages nicht ganz klar ist (abgesehen von der recht oberflächlichen Gemeinsamkeit, dass beide Thematiken wohl etwas mit Katholizismus zu tun haben).

  38. avatar

    Lieber Pfarrer Hartmann,
    schön, dass Sie hier antworten, und zwar – weitgehend – sachlich.
    Um mit dem Unsachlichen zu beginnen: Ich hasse den Papst nicht, und wenn Sie mein Buch über ihn gelesen hätten, dann wüssten Sie das auch. Weshalb sollte ich ihn hassen? Er hat mir nichts getan. Ich halte seine Gedanken für illiberal und gefährlich, eine Analyse, die nicht wenige auch höhere Würdenträger in der katholischen Kirche teilen, wie Sie wissen, aber die Person Joseph Ratzinger ist mir als atheistischem Anglikaner – im Gegensatz zu manchen Katholiken – relativ gleichgültig.
    Nun zu Ihren Argumenten im Einzelnen:
    1. Meine Rowohlt-Monographie heißt nicht „Maria von Nazareth“, sondern schlicht „Maria“. So viel zum „genauen Lesen“, eine Fähigkeit, die Sie mir (das zweite unsachliche Argument) absprechen.
    2. Schön, dass Sie zugeben, Tertullian und Augustinus „etwas zu sehr geschont“ zu haben. Das ist schon intellektuell die halbe Miete sozusagen. (Und was ist mit Irenäus? Und Johannes Chrysostomos? Und Leo XIII.? Und und und…) Mein Hauptargument lautet nämlich: in der Auseinandersetzung mit Marcion entwickelte die Kirche ihren spezifischen Antijudaismus, der das fortgesetzte Leiden der Juden nicht nur duldete, sondern geradezu als Beleg des „neuen Bundes“ und der Erwähltheit der Christen forderte.
    2. Natürlich ist der eliminatorische Antisemitismus der Nazis etwas anderes als der christliche Antisemitismus. Etwas anderes habe ich nie behauptet. Aber ebenso wahr ist, wie Sie selbst schreiben, „dass der eine den anderen mit ermöglicht hat“. Dieses Eingeständnis fehlt in Ihrer Kritik des Antinomismus. Schön, dass Sie es hier nachtragen.
    3. Warum ein Volksschullehrer nicht Anhänger der „konservativen Revolution“ sein kann, verstehe ich nicht. Aber abgesehen davon ist es doppelt interessant, dass Sie Ferdinand Ebner („gütig“ scheint mir für diesen depressiven, rebellischen Antinomisten, der das Lehrerdasein hasste, kaum der richtige Begriff) zitieren, da er „das Missverstehen des Logos des Johannes-Evangeliums als Vernunft“ zur Ursünde der christlichen Theologie erklärte: genau das aber tut Benedikt XVI – explizit etwa in seiner Regensburger Vorlesung.
    4.“Was soll die Erwähnung des Idioten Williamson?“ Sie fragen mich das? Es ist ja nicht ich, der den „Idioten“ in die Kirche zurückholen will. Fragen Sie doch öffentlich Ihren Papst, warum er das tut. Ja, das erfordert ein wenig Mut, aber nur ein wenig.
    5. „Ein Pole war einmal Papst dieses schrecklichen Vatikans“: In der Tat, und so lange er Papst war, lag die Seligsprechung des unseligen Pius XII. auf Eis. Nicht zuletzt, wie Leute, die Einblick in die Unterlagen hatten, mir versichern, wegen seines Schweigens zur Vegewaltigung Polens durch die Deutschen. Aber ja, auch die Juden haben ihm das – und manches andere, zum Beispiel sein Schuldbekenntnis (ich ging extra in Regina Martryrum hier in Berlin, um sie von der Kanzel vorgelesen zu hören), das so ganz anders war als die Einlassungen des gegenwärtigen Papstes.
    Ich lese aus Ihrer Stellungnahme heraus, dass ich Ihnen vielleicht Unrecht getan habe: Sie sind, wie Ihre Bezugnahme auf Ebner und JPII belegt, womöglich kein so unbedingter Parteigänger Benedikts, wie ich es behauptet habe. Vielleicht, weil er wiederum – durch seine Förderung der charismatischen Bewegungen – der größte Antinomist von allen ist?
    Mit freundlichen Grüßen A.P.

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    Alan Posener – war als Kader des Kommunistischen Studentenverbands und der maoistischen KPD-AO aktiv.

    Das Ende der Lügen. Rußland und die Juden im 20. Jahrhundert

    Sonja Margolina

    … sieht erstaunliche grundsätzliche Parallelen zwischen dem nationalsozialistischen und dem bolschewistischen Programm der Eliminierung von Teilen der Bevölkerung. Für sie unterscheiden sich nur die jeweils zur Vernichtung bestimmten Menschengruppen und sie stellt fest, dass die Züchtung eines neuen Menschen in jener Zeit fester Bestandteil fast aller Visionen von einer besseren Welt war. Allen gemeinsam war die radikale Überschreitung aller Normen des Humanen.

    Der damals in Deutschland lebende Jude Josef Bikerman klagte, der russische Mensch käme angesichts der starken jüdischen Präsenz in der bolschewistischen Bewegung zu dem Schluss, die neue Macht sei jüdisch und gerade deswegen so bestialisch und Goebbels nutzte das aus. Hier verweist Sonja Margolina auf Auschwitz, aber auch auf den Bedeutungswandel, den dieser Begriff in den letzten Jahren durchgemacht hat – von einem überzeugenden Argument zu einem Instrument bei der Durchsetzung von Interessen.

    Lenin:

    ‚Terror muss erbarmungslos und in der kürzest möglichen Zeit durchgeführt werden, denn der Mensch kann nicht ununterbrochen anhaltende Gewalt des Regimes ertragen… die Gerichtsverhandlungen müssen unverzüglich durchgeführt werden und für die meisten Geistlichen muss rasch ein Urteil gefällt werden… die Beschlagnahmung von Klöstern und Kirchen muss mit größter Schärfe und ohne Skrupel in der kürzest möglichen Zeit erfolgen. Je mehr Priester während dieser Aktion exekutiert werden, um so besser.‘

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    Lukas Kapitel 23

    32 Zusammen mit Jesus wurden auch zwei Verbrecher zur Hinrichtung geführt. 33 Sie kamen zur Schädelhöhe; dort kreuzigten sie ihn und die Verbrecher, den einen rechts von ihm, den andern links.
    ….
    38 Über ihm war eine Tafel angebracht; auf ihr stand: Das ist der König der Juden. 39 Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Messias? Dann hilf dir selbst und auch uns! 40 Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. 41 Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. 42 Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst. 43 Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.

    @KJN … da sind zwei Verbrecher. Beide haben nix mit der Kreuzigung Jesu zu tun. Der eine kommt ins Paradies, der andere nicht. Das ist kein Antijudaismus oder Antisemitismus.

  41. avatar

    @derblondehans

    Ich habe in den Evangelien nix von Antijudaismus, Antisemitismus oder ‘Kollektivschuld’ der Juden gelesen. Das gilt – und nix anderes.

    Der war gut.

  42. avatar

    Na dann danke jedenfalls für die Beachtung der Gedanken eines unbedeutenden Landpfarrers. Über einiges ließe sich diskutieren mit dem Autor der rowohlt-bildmonographie „Maria von Nazareth“. Tertullian und Augustinus habe ich wohl etwas zu sehr geschont, das geb ich zu. Aber es ist inzwischen in der Forschung klar, christlichen Antijudaismus von eliminatorischem Antisemitismus (Goldhagen) zu unterschieden – auch wenn der eine den anderen mit ermöglicht hat. Den gütigen Volksschullehrer Ferdinand Ebner zur „konservativen Revolution“ zu zählen ist so daneben wie Raddatz‘ Goethe-Bahnhof. Die Gefahren der Romantik habe ich mit Margarete Susman extra erwähnt. AP mag gut schreiben können, ist m.E. befangen in seinem Papst-Hass, aber genau zu lesen scheint seine Stärke nicht zu sein. Und was soll die Erwähnung des Idioten Williamson? Übrigens war ein Pole sogar einmal Papst dieses schrecklichen Vatikans … Er hat dies nicht nationalistisch ausgenutzt, sondern zur Versöhnung beigetragen. Im Judentum wird dies allgemein anerkannt und gewürdigt. Ihm war die erste Fassung meines Aufsatzes gewidmet

  43. avatar

    Hinter dem Antijudaismus bestimmter katholischer Kräfte können sich dann die verstecken, die aus den verschiedensten Gründen Antisemiten bleiben wollen. Auch eine Form der „Mission“ von Williamson und seiner Gefolgschaft in Deutschland: „Ihr Entehrten und Beladenen kommet zu mir!“
    Die Piusbrüder betreiben u.a. in Deutschland Institutionen, Schulen und deren Anhänger sind keineswegs verkrachte Existenzen, während deren „Distriktoberer“ Franz Schmidtberger die Mitschuld der Juden am Gottesmord nicht vergisst, zu bekräftigen, wenn sie sich nicht durch Taufe distanzieren.

    z.B. http://www.welt.de/print/die_w.....erder.html

    Mir ist es ehrlich egal, wie der Antisemitismus daher kommt, religiös begründet, „wissenschaftlich“ begründet anhand einer Rassenlehre oder als Israelkritik. Angesichts des Einfallsreichtums der Antisemiten sollte man mal ein Nachschlagewerk für die Camouflagen des Antisemitismus zusammenstellen.

    @derblondehans
    Wie finden Sie den Herrn Schmidtberger?

  44. avatar

    Danke für die Dienstagsvorlesung und die heute so zahlreichen, wertvollen Verweise –
    …scheint irgendwie doch zu klappen… 😉

  45. avatar

    Ich habe in den Evangelien nix von Antijudaismus, Antisemitismus oder ‚Kollektivschuld‘ der Juden gelesen. Das gilt – und nix anderes.

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