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Der Markt sind wir

Vor etwa zweieinhalb Jahren hatte ich – der Grund tut nichts zur Sache – etwas Geld übrig und trug es zur Bank, um mich beraten zu lassen, wie es halbwegs sicher anzulegen wäre. Die Bank schlug mir ein Paket aus diversen Papieren vor, in dem sich auch griechische Staatsanleihen befanden. Ich lehnte höflich ab und bat meinen Berater, das Geld in Gold anzulegen; später wechselte ich zu Silber. Den Fortgang dieser Investitionsgeschichte habe ich vor einiger Zeit in der „Welt“ erzählt:
http://www.welt.de/kultur/article13378012/Lieber-zum-Zahnarzt-als-zur-Bank-Kein-Wunder.html

Mir geht es hier jedoch nicht um die miese Beratung durch meine Bank. Mir geht es um meine Reaktion vor zweieinhhalb Jahren: ich wollte die griechischen Staatsanleihen lieber doch nicht nehmen. Und weil es vermutlich zig Leuten so ging wie mir, weil die Banken das Zeug partout nicht loskriegten, musste die griechische Regierung mit immer höheren Zinsen – also Renditen für den Käufer – locken, die sie schließlich nicht mehr bezahlen konnte. Nun zeigt sich, dass die Übervorsichtigen Recht hatten; oder dass ihre Vorsicht eine sich selbst erfüllende Prophezeiung war – darauf kommt es nicht an. Worauf es mir ankommt: Die Märkte sind nicht irgendetwas Abstraktes, irgendeine finstere Macht, die durch die Politik an die Kette zu legen wäre. Da sei Adam Smith vor. Die Märkte sind wir.

Nun mag man einwenden, dass die Anzahl der Kleinanleger, die hier und dort mal Zehn- oder Zwanzigtausend Euro anlegen wollen, überschaubar ist. Mag sein. Aber wie das „Handelsblatt“ etwa schon vor anderthalb Jahren berichtete, halten alle großen deutschen Versicherungsgesellschaften potenziell toxische Staatsanleihen (und daneben auch Bankpapiere, während die Banken ihrerseits Staatsanleihen bisher als Kapital vorhielten):

http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken/schuldenkrise-kann-versicherer-millionen-kosten/3368954.html?p3368954=all

Wer also eine Lebens- oder Rentenversicherung mit garantierter Rendite hält, und dazu sind wir ja alle aufgefordert worden, da die umlagefinanzierte Rente nicht ausreichen wird, gehört schon zu jenen ominösen „Marktkräften“, die Druck auf die Griechen, Italiener, Spanier usw. ausüben, endlich ihren Haushalt in Ordnung zu bringen. Von den noch stärker beteiligten riesigen asiatischen und amerikanischen Pensionsfonds  ganz zu schweigen, an denen der Wohlstand einer ganzen Generation von Rentnern hängt.
Nun kann man sagen, die Manager dieser Versicherungen und dieser Fonds hätten halt nicht in griechische Staatsanleihen investieren sollen, sondern in sichere Dinge, wie … ähm … General Motors? Oder Gold. Doch der Punkt ist ja, dass Staatsanleihen zumindest von Euro-Ländern bis zu Angela Merkels großartigem Deal von vergangener Woche tatsächlich als sichere Anlage galten. Fortan allerdings würde ich mir als Investor auch bei italienischen und spanischen Staatsanleihen zweimal überlegen, ob ich sie kaufe. Auch der so genannte „Hebel“ beruhigt mich nicht. Denn bisher gab es ja auch schon Kreditausfallbürgschaften, so genannte Credit Default Swaps (CDS), und es scheint, als sollten sie im Falle Griechenlands nicht zur Anwendung kommen. Wer garantiert mir, dass der europäische Hebel, wenn Italien über die Wupper geht, wirklich greift? Nun, das garantieren die europäischen Politiker: ehrenwerte Männer wie … ähm … Silvio Berlusconi. Ich glaube, ich zahle lieber mein Haus ab.

Der Markt sind wir. Wir erarbeiten das Geld (oder erben es von Leuten, die es erarbeitet haben), und wir wollen, wenn wir es nicht gleich für Konsumgüter ausgeben, dass es für uns arbeitet. Das ist auch richtig so. Denn andere Leute können dieses Geld gut gebrauchen und sind froh, wenn wir es nicht unter der Matratze verstecken und damit dem Verkehr entziehen. Das bedeutet aber auch: Wenn die Politiker sagen, sie würden die legitime Macht des Souveräns gegen die anonyme Macht der Märkte verteidigen, und wenn Journalisten diesen Stuss wiederholen, dann lügen sie. Allenfalls verteidigen die Politiker ihr Interesse, ihre Klientel mit auf Pump finanzierten Wohltaten ruhig zu stellen, gegen mein – unser – Interesse, nicht allein auf solche windigen Wohltaten angewiesen zu sein.
Und genau das ist das letzte Geheimnis dessen, was zurzeit in Europa passiert. Die Märkte – also wir – zwingen die Politiker, verantwortlicher mit unserem Geld umzugehen. Die wahre „Occupy“-Bewegung ist das Geldanlegen. Am Ende haben alle etwas davon – und Europa wächst zusammen. Oder glaubt irgendjemand, der gegenwärtige Stand der fiskalischen Integration der Eurozone, bei der etwa die EU-Kommission vorab die Haushalte der Mitgliedsstaaten auf Nachhaltigkeit prüft, und der Ratspräsident faktisch einer Wirtschaftsregierung der Eurozonenmitglieder vorsteht, wäre ohne den Druck der Märkte erreicht worden? Wir sollten dem unbekannten Marktteilnehmer – also uns – ein Denkmal errichten.

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46 Gedanken zu “Der Markt sind wir;”

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    @68: Musik rund ums Mittelmeer: Fairuz, Yasmin Levy, Mikis Theodorakis u. v. m. , Mikis Theodorakis „Axion Esti“ mit Texten von Odiseas Elitis überschieben mit: „Sie haben mich oft bedrängt von meiner Jugend an, aber sie haben mich nicht überwältigt.“ (Psalm 129)

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    @68er: Als Juror bin ich, glaube ich, nicht geeignet. Ich bevorzuge Klassik und die Musik rund ums Mittelmeer. Dabei stört es mich auch nicht, wenn ich die Texte nicht verstehe, dann ist die Stimme eben ein Instrument.

    @Alan Posener: Oh ja, jetzt bin ich auch neugierig auf den Text. Leider ist es mir nicht möglich diesen zu verstehen. Vielleicht können Sie mir aushelfen? Ich verspreche auch ihr Shakespeare-Buch zu lesen.

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    Lieber 68er,

    wunderbar Ihre Initiative. Ich habe jedoch Schwierigkeiten, die Textnuancen akustisch zu verstehen. Haben Sie die lyrics? Vielleicht kann Alan Posener sie zur Verfügung stellen?

    @EJ

    wenn man Bedingungen stellt, wirds wohl nix?

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    Lieber 68er
    gerne bin ich bereit, Ihre bemerkenswerte Initiative als Juror zu unterstützen und biete mich weiterhin an, nach Eingang ausreichender Spenden die Verhandlungen, zusammen mit Ihnen und den anderen Juroren natürlich, mit Jürgen Drews offline auf Mallorca zu führen.
    Bemerkenswert ist Ihre Initiative besonders deswegen, weil ja nun die Zeit gekommen zu sein scheint den Weg des Pops und des Rocks hin zur hochkulturellen Würdigung aufzustoßen. Denn da seit dem Erscheinen der in drei Akkorde gegossenen Schreie nach Freiheit soviel Zeit vergangen ist, ist es jedem Intellektuellen ohne Gefährdung der BAT-Bezüge oder direkten physischen Kontakt z.B. zu einer Telecaster möglich geworden, alle Facetten der in früheren Zeiten z.B. als „Hottentottenmusik“ verunglimpften Werke auf Ihre gesamtkulturelle Bedeutung zu untersuchen. Insbesondere die sozialdemokratische Fraktion hat immer gerne Rock- und Popmusik z.B. auf WDR II gehört und – wenn’s passte – sogar ausgelassen und mit wahnsinnig viel Bauchgefühl dazu getanzt. Ich erinnere mich immer wieder gerne daran!
    So wird es mir als Juror eine besondere Freude sein, gerade den Nichtmusikern unter den Musikfreunden und Rezensenten den Satz von Frank Zappa (einer Ikone der linken Spontis):“Man is born to own things..“ in Erinnerung zu bringen, der jedem, der es wirklich wissen wollte (sogar Wolfgang Niedecken), klar gemacht hätte, daß Kunst und Musik ein urkapitalistisches Geschäft ohne Netz und Rettungsschirm ist, in dem sich sogar böse Menschen und Ausbeuter, wie Les Humphries umtun. Manchmal sogar Leute, die richtig unanständig Geld damit verdienten (pfui!), wie z.B. Michael Jackson oder Georg Friedrich Händel.

    So denke ich, daß unserer (ich darf doch „unsere“ sagen?) Initiative eine lange Zukunft gewährt sein wird, wenn man bedenkt, daß noch viele musikalische Entwicklungen (Disco, Funk, Rap, Hiphop, Punk (buahh..), Tekkno) nach einer Reifezeit von ca. 40 bis 50 Jahren einer hochkulturellen Würdigung bedürfen werden, die wir als Juroren und Förderer anstoßen können dürfen.

    Es grüßt Sie herzlichst, Ihr
    KJN

    PS: Wenn das klappt, verdienen wir zusammen mit einer dialektischen Streitschrift „Ist Kapitalismus konservativ?“ ein wenig Geld. Ich sag‘ „niemals!“ und Sie „aber klar doch!“. Kommen Sie!

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    @68er habe ich davon abgesehen, Herrn Posener um seine fachkundige Unterstützung zu beten

    Dabei wäre die Anbetung eines singenden und lyrisierenden Pop-Atheisten mal echt was Neues gewesen. – Den Job als Juror nehme ich nur an, wenn APO verspricht, an seinem 65. eine Kompilation der schärfsten Passagen seines Papstbuches unter Begleitung der Berlin Blues Band in einer Langen Rocknacht ab zu singen.

  6. avatar

    @ Alt 68er
    @ Alle

    Wir wissen alle, dass die Popkultur in Deutschland, nicht allein wegen des Rücktritts von Sigmar Gabriel als „Beauftragter für Popkultur und Popdiskurs der SPD“ im Jahre 2005 mitunter schwere Zeiten durchmachen musste. Ich möchte daher der Popkultur auf ihrem beschwerlichen Weg zum Fortschritt, und damit auch die Befreiung der Menschheit, ein wenig vorantreiben und stifte hiermit den:

    Deutschen Jugend- und Seniorenpreis für Deutsche Popkultur 2011

    und den Publikumspreis

    „MARLEN“

    Die Preise sollen am 26. Dezember 2011, dem 4. Todestag von Les Humphries, im Rahmen einer feierlichen Onlinezeremonie an die Preisträgerinnen und Preisträger verliehen werden.

    Im Bereich Jugend kann jeder am Wettbewerb teilnehmen, der am 18. Dezember 1943 oder später geboren worden ist.

    Alle die älter als Keith Richards sind, dürfen im Bereich Senioren teilnehmen. Dies gilt selbst dann, wenn sie durch Vorlage von Bilddokumenten nachweisen können, dass sie viel jünger aussehen als Herr Richards.

    Der Preisträger im Bereich Jugend erhält als Sachpreis einen Keith-Richards-Hampelmann.

    http://www.eventarts.de/000000.....d0280f.php

    Der Preisträger im Bereich Senioren erhält als Sachpreis einen Mick-Jagger-Hampelmann.

    http://www.eventarts.de/000000.....b37efe.php

    Die Teilnehmer sollen der noch zu bildenden Jury einen Text vorlegen, in dem sie sich kritisch, literarisch, humorvoll oder auf andere Weise kreativ mit dem Text des zu unrecht lange in Vergessenheit geratenen 80er-Jahre-Indie-Hits „Telecaster Cowboy“ der „Berlin Blues Band“ auseinander setzen.

    http://www.youtube.com/watch?v=xvRyUUMd8WA

    Bei der Auswahl der Hauptpreisträger soll besonders darauf geachtet werden, wie kreativ der Beitrag die freiheits- und sinnstiftenden Elemente des Liedtextes „Telecaster Cowboy“ herausarbeitet.

    Die Texte sind in elektronischer Form einzureichen und sollten 10.000 Zeichen nicht überschreiten,

    Die Einreicher müssen mit ihrem Text eine sog. „Guttenbergerklärung“ abgeben, in der sie schriftlich versichern, dass sie in ihrem Text, „zu keinem Zeitpunkt bewusst getäuscht oder bewusst die Urheberschaft nicht kenntlich gemacht“ haben.

    http://www.youtube.com/watch?v=OpIT_JbmV4Q

    Der Sieger des Publikumspreises soll durch eine Online-Abstimmung ermittelt werden. Der Preisträger in dieser Kategorie wird mit der Anerkennung des Publikums und der Ehre, sich „Marlen-Preiträger-2011“ nennen zu dürfen, honoriert.

    Als Juroren für die Hauptpreise würde ich gerne decamerone, KJN, EJ, Alt 68er, jan z. volens und Kerstin gewinnen. Ich freue mich aber auch über Selbstnominierungen. Den Juroren ist es erlaubt eigene Beiträge zu verfassen, sie dürfen dabei jedoch keine Stimmen für ihren eigenen Beitrag abgeben.

    Derzeit werden auch erste Vorgespräche mit Jürgen Drews vorbereitet, um ihn als Online-Laudator zu gewinnen, da ein solches Engagement möglicherweise nicht ohne finanzielle Zuwendungen realisiert werden kann, sind Spenden oder Sponsoringpartnerschaften willkommen.

    Aufgrund der Themenstellung und der damit möglicherweise gegebenen Befangenheit habe ich davon abgesehen, Herrn Posener um seine fachkundige Unterstützung zu beten, vielleicht nimmt er die Verleihung des Preises zum Anlass, den Preisträger in diesem Blog oder einem befreundeten Blog zu würdigen. Es wäre auch schön, wenn er den Teilnehmern des Wettbewerbs gestatten würde, seinen Text „Telecaster Cowboy“ ins Deutsche zu übersetzen, wobei auch literarische Übersetzungen erlaubt sein sollen.

    Es ist geplant die preisgekrönten und weitere geeignete Texte in einem Sammelband

    „Die freiheitsstiftende Wirkung populärer Musik
    im ausgehenden 20. und frühen 21. Jahrhundert

    – A tribute to Les Humphries -“

    im Jahr 2014 als Festschrift zum 65. Geburtstag von Alan Posener sowohl als limitierten Privatdruck als auch als Online-Volksausgabe zu veröffentlichen.

    Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

    U.A.w.g.

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    @68er: Vielen Dank für den tollen Betrag. Können Sie mich lächeln sehen? Wie cool! Ich war mir nicht ganz sicher, wir verändern uns doch über die Zeit, nicht nur unser Denken.

  8. avatar

    @ Alt 68er

    Es war ja nicht Klaus Kluge, „who made my day“, sondern der Sänger und Textdichter „Alan Carl Posener“. Wenn man den von Ihnen erwähnten Leitartikel in der Welt gelesen hat, bekommt das musikalische Wirken unseres Helden fast etwas Messianisches.

    Hier noch ein Link auf eine „covert operation“ von APO:

    http://www.youtube.com/user/kl.....ER_J6IyJQ4

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    @68er: Ja der Rock’n’ Roll, macht glücklich (Ihr Zitat)

    oder ein gutes Buch.

    Joachim Bauer „Prinzip Menschlichkeit“

    Die Erkenntnisse der Neurobiologie lassen hoffen: nicht die Religionen, noch die hehre Vernunft es sind, die den Menschen zum „menschlich“ sein erziehen müssen. Die humanistischen Prinzipien und Werte haben ihre Grundlage im Gegenteil im Wesentlichen in der angeborenen Natur des Menschen. Quelle: Anna Ignatius http://hpd.de/node/595

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    nochmal @Alan Posener
    „Webers berühmte Protestantische Ethik, die in vielen dieser Beiträge als schmallippige Verteidigung des hart arbeitenden, “schaffenden” Kapitals gegen das in Saus und Braus lebende “raffende” Kapital..
    Wer tut denn hier solches? Was ist das für eine Unterstellung???
    Wer am Finanzmarkt Geld verdienen kann, soll das gerne tun. Nichts anderes habe ich gesagt und werde das sagen. Allerdings sehe ich dort in absehbarer Zeit mangels Wachstum nur die Möglichkeit Fluktuationen auszunutzen. Die, die das nicht können, gehen leer aus. Da wir immer weniger Realwirtschaft haben, werden das immer mehr. In der „realen“ sowie der Finanzwirtschaft.
    Ihr Beitrag kommt mir so etwas vor, wie Kulturpessimismus. Ich wundere mich etwas, wo ich derartige Unterstellungen und Ideologisierungen doch eher von anderer Seite her gewöhnt bin.
    Ich habe gesagt – und ich wiederhole es jetzt nochmal: Man schlägt den Sack (die Banken) und meint den Esel (die Politik).

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    @Alan Posener
    „Das hier vorliegende Problem (und auch das ist ein politisches Versagen) ist das Entstehen wirtschaftlicher Einheiten, die “too big to fail” sind.“
    Dann müssten Sie mir eigentlich zustimmen, denn nichts Anderes versuche ich seit längerem in allen meinen Beiträgen zum Thema Wirtschaft loszuwerden.
    Und was das Vertrauen in Politik und Finanzexperten angeht:
    In die Politik vertraue ich nicht, weil sie mit meinem Vermögen nicht gut umgehen will und in den Finanzexperten nicht mehr, weil er mit meinem „Vermögen“ nicht gut umgehen kann. Die Gründe für Letzteres hatte ich angesprochen.

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    Sie verstehen es wie kein zweiter, lieber Alan Posener, die Komplexität dieser verflixten Welt zwischen Finanzkapitalismus und Politik auf eine einfache übersichtliche Wahl zu reduzieren, so wie wir das in den guten alten Zeiten vor den Alt68ern und Rock´n Rollern geliebt haben: „Freiheit oder Sozialismus“, der Westen oder Moskau. Wenn Sie uns jetzt noch erklären würden, was Angela Merkel mit dem Projekt einer „marktkonformen Demokratie“ im Schilde führt, wäre alles paletti.

    Ihr Leitartikel in der WELT: Die befreite Sinnenlust des Rock´n Roll (http://www.welt.de/debatte/kom.....-Roll.html) war mir sehr tröstlich, Auszug:

    „Alles, was man den 68ern anhängt, die Zersetzung von Familie, Schule, Moral und Fleiß, hätte der Rock ’n‘ Roll (mit kräftiger Hilfe der Pille) auch ohne Dutschke und Co. vollbracht. Alles, was Kulturpessimisten beklagen, die Amerikanisierung und Plebejisierung der Kultur, das Verschwinden der Tugend aufgeschobener Bedürfnisbefriedigung und des Unterschieds zwischen Hoch- und Popkultur, die Infantilisierung der Konsumenten – all das hat vor allem der Rock ’n‘ Roll in seinen verschiedenen Inkarnationen vorangetrieben. … Der Rock ’n‘ Roll ist das Gelobte Land, wo Milch und Honig fließen, ein Garten Eden, in dem wir kurz vergessen, dass wir dem Tod verfallen sind. Was wären wir ohne ihn? Trauriger.“

    Wäre dies nicht auch eine schöne Metapher der dionysischen befreienden Kraft des verkannten und geschmähten Finanzkapitalismus? „Der Finanzkapitalismus ist das Gelobte Land, wo Milch und Honig fließen, ein Garten Eden, in dem wir kurz vergessen, dass wir dem Tod verfgallen sind. Was wären wir ohne ihn? Ein animal triste.“

    Was meinen Sie zu der Intervention von Jürgen Habermas? Rettet die Würde der Demokratie (http://www.faz.net/aktuell/feu.....17735.html)

  13. avatar

    Was erlauben Posener um 8.32 MEZ am 7. Nov. 2011?

    Nicht das Niveau der Diskussion ist enttäuschend, lieber Herr Posener, Sie kommen und sie kommt, die Diskussion, gefühlte 25 Jahre zu spät! Als damals ein Nobby „Die Rente für sicher“ erklärte, – nicht, dass er dies sagte, sondern, weil ihm die Mehrheit dies geglaubt hat, – hat mich dazu veranlasst, meine Schlüsse zu ziehen, auf dem Absatz kehrt zu machen, sämtliche „gemeinnützigen“ Institutionen, wie Renten- Kranken- und andere „VerUn-Sicherungen“ zu verlassen. Als Vaterlandsverräter wurde ich beschimpft, als ich mir eine zweite (aussereuropäische) Heimat gesucht habe und als Verantwortungsloser war ich tituliert, weil ich meinen Kinder auch etwas anderes gezeigt habe, als das „glorreiche“ deutsche Schulsystem…. langweilig ist´s, Ihr Beitrag, längst gegessen!

    Ihre Frage, die Anlage meiner Beiträge einem Politiker oder einem Finanzexperten zu überlassen? tsss, da frag´ ich doch vorher Den, der da oben drinne wohnt, – zwischen den beiden Ohrwatscheln! „Das Kleine zu tun, statt das Große von Anderen zu erwarten“, meine Devise.

  14. avatar

    Für mich ist das überflüssige Polemik. Es gibt zuviel Liquidität in der Weltwirtschaft und die muß durch Konkurse aus der Welt geschafft werden.
    Wie sollte sie denn sonst aus der Welt geschafft werden ?
    Durch Inflation ?
    Dieses Problem wird in vielen Talkshows angesprochen aber Lösungsvorschläge werden nicht gemacht.
    Auch hier werden keine Lösungsvorschläge gemacht.

  15. avatar

    Lieber Alan Posener,
    bei aller Freundschaft, jetzt werden Sie aber ziemlich“komisch“, bzw. führen Sie sich selber ad absurdum….

    Geld ist lediglich bedrucktes Papier, wenn keine Werte dahinter stehen, bzw. es keine goldenen Eier legt und Junge wirft. Die Banken, die während der Bankenkrise 2008 mit unseren Steuergeldern- und Garantien gestützt wurden – genau diese Banken haben der realen Wirtschaft Kredite verweigert, um zu investieren in Material und personal.

    Die Banken haben ihr Geld weiterhin in den Finanzmärkten investiert, und somit kam es dann zu den sog, Umverteilungsgewinnen, sofern Ihnen dieser Begriff etwas sagen sollte. Eine Regulierung der Banken nahm die Politik – in diesem unserem Lande – wieder nicht vor.
    Ich bin grundsätzlich gegen staatliche Regulierung, in diesem Punkt mache ich eine Ausnahme.

    Für weniger wirtschaftlich geübte, hier ein Erklärungsversuch eines Spezialisten:

    http://www.inframarket.at/themen/kapitalmarkt.htm

    By the way, was haben Sie eigentlich gegen Demokratie auf diesem Blog?
    Ich halte es da lieber, wie der alte Fritz. Jeder sollte sich nach gusto blamieren oder profilieren können, und jeder sollte am Sonntag sein Huhn im Topf haben, womit wir wieder beim Ursprungsthema wären……….

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    Das Niveau dieser Diskussion finde ich enttäuschend. Niemand hat sich zur simplen Frage geäußert, ob er oder sie die Anlagte seiner oder ihrer Lebensversicherungsbeiträge lieber einem Finanzexperten oder einem Politiker überlassen würde. Was, um bei dem Beispiel zu bleiben, die Politik anrichtet, wenn sie voluntaristisch und populistisch handelt, sehen wir etwa an der deutschen Rentenversicherung, die eben nicht „sicher“ ist, sondern dank Umlageverfahren erstens schon für die jetzt arbeitende Generation nicht mehr zum Leben reichen wird und zweitens trotzdem ein Mühlstein um den Hals der kommenden Generationen sein wird.
    Auch die Zustände in Athen und Rom sind nicht von den Märkten und den Managern, sondern von korrupten und populistischen Politikern gemacht worden. Man erschießt aber seit alters her gern die Botschafter.
    Ärgerlich ist freilich die Tatsache, dass die Staatsverachter unter den Bankenmanagern, kaum, dass es ihnen schlecht ging, nach dem Staat riefen, und dass der Staat ihnen auch half. Das hier vorliegende Problem (und auch das ist ein politisches Versagen) ist das Entstehen wirtschaftlicher Einheiten, die „too big to fail“ sind. Wer so groß ist, dass sein Untergang vom Markt nicht zu verkraften ist, der ist zu groß, Punkt.
    Die Unterscheidung zwischen „Realwirtschaft“ und Finanzwirtschaft ist unsinnig. Wie real die Finanzwirtschaft ist, merkt jeder, der einen Kredit braucht, und das ist jeder Unternehmer, wenn er eine Investition tätigen will. Kapitalismus kommt von Kapital, nicht von Fabrik. Handelskapitalismus und Finanzkapitalismus gehen – hier irrte Max Weber – der Entstehung des industriellen Kapitalismus voraus, bedingen ihn mindestens ebenso wie Webers berühmte Protestantische Ethik, die in vielen dieser Beiträge als schmallippige Verteidigung des hart arbeitenden, „schaffenden“ Kapitals gegen das in Saus und Braus lebende „raffende“ Kapital. Kein Wunder, dass unser blondes Hänschenklein sich plötzlich in Übereinstimmung befindet mit so vielen Beiträgern, die sonst jede Gemeinschaft mit einem bekennenden Neofaschisten weit von sich weisen würden.

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    @KJN:“Wo sollen die Leute
    also Arbeit finden, um dann am Finanzkapitalismus teilzunehmen. Das ist die eine Seite der Medaille – schon oft hier gemeint und geschrieben.“

    So ist es, auch diese Seite der mMedallie hat Herr Posener ausgelassen. Ich wollte mich nicht dazu aufraffen, dies anzusprechen, um nicht als der ewige verhinderte Sozialist verdächtigt zu werden.

    Die Banken sind nicht das eigentliche Problem, es ist die Art der Politik nach Gutsherrenart, die man in Europa täglich auf der Speisekarte findet.
    Mit Rezepten wie die Pferde-Rebhuhn-Pastete. 100 kg Pferd auf 100 g Rebhuhn, Sie verstehen mich schon….

    Bis demnächst, in diesem Theater.
    LG Ihre Rita E.

  18. avatar

    Erratum:
    So sollte es sein:
    …ach was sage ich, man versucht es ja,
    aber die Falschen
    greifen es ab – und wie das besser ginge, sollte Thema sein.
    Vorschaufunktion – bitte, bitte Frau Heckel!!

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    @Rita E. Groda
    Ich stimme Ihnen in vielem zu und geht keinesfalls mehr nur um Griechenland: Es geht – nach wie vor – um die Folgen des Ausverkaufs unserer Wirtschaft in den 90ern und da hilft auch die Momentaufnahme “höchsten Gewinne seit Unternehmensgründung“ nicht weiter.
    Wir haben keine Produktionstiefe mehr im Lande, aber auch wenig Distribution, dank unserer Lebensmitteloligarchen. Wo sollen die Leute
    also Arbeit finden, um dann am Finanzkapitalismus teilzunehmen. Das ist die eine Seite der Medaille – schon oft hier gemeint und geschrieben.
    Die andere Seite ist, daß Geld in den letzten Jahren aus o.a. Gründen am besten im Finanzsektor zu verdienen war und daß wir jetzt in eine Phase eintreten, wo das eben auch nicht mehr geht, denn Spekulation ist faktisch ein Schneeballsystem und funktioniert nur bei ständigem Wachstum (→ USA), das ändern auch die „Achguten“ nicht. Warum die
    Politik und deren Berater nicht umschwenken und wieder eine kleinteilige Wirtschaft fördern – ach was sage ich, man versucht es ja,
    aber die href=“http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/eu-foerdermittel-fuer-skipiste-auf-ostseeinsel/1347704.html“>Falschen
    greifen es ab – und wie das besser ginge, sollte Thema sein.
    Deswegen bleibe ich bei meiner Aussage: Mit der Bankenschelte schlägt man den Sack und meint den Esel.

    @Alt68er „Halten Sie es für ökonomisch gerechtfertigt, dass Banken
    ihre Kundenberater als Drücker instrumentalisieren, die ihren Kunden Schrott aufschwatzen? Halten Sie es für richtig, dass ein “Haus” (ein Kontrakt) mehrfach versichert wird, so dass sich ein Brand lohnt?“
    Sie haben sich von Drückern schon Schrott aufschwatzen lassen? Ich auch, ärgerlich ist das.
    Wenn ich durch eine deutsche Innenstadt gehe, lasse ich mich von keinem Drücker einer NGO oder sonstigen Organisation mehr anquatschen..

  20. avatar

    @Alt 68 er: Alan Poseners Aussage meint nach meinem Verständnis nur, dass Kapitalismus sozusagen eine notwendige Bedingung für gesellschaftliches Glück ist, keine hinreichende (wie Sie es unterstellen). Mag sein, dass er dennoch die Rolle des Kapitalismus überschätzt.

    Ja, Autoscooter ist derzeit angesagt. Was die Kredite angeht, kann ich das ebenfalls nur bestätigen: Unternehmenskredite für innovative Ideen zu bekommen, ohne selber Kopf & Kragen zu riskieren, war nach dem Platzen der IT-Blase im Jahr 2000 unmöglich und ist es bis heute. Davor wurden die unsinnigsten Projekten mit Geld ausgestattet: beides ist derselbe Fehler und zeugt von führerscheinlosem Fahren.

  21. avatar

    @KJN: Noch ein kleiner – aber wichtiger Nachtrag, bevor ich mich wieder anderswo austobe.

    Herr Posener hat nämlich in seinem Beitrag den – so meine ich – wichtigsten Aspekt übersehen. Er spricht lediglich von Anlegern, den Finanzmärkten und der Regierung.
    Alle Fachleute sind sich seit längerer Zeit darüber einig, daß sich die Finanzmärkte total von der Realwirtschaft abgekoppelt haben. Wir haben Wirtschaftssegmente, in der Produktion z.B. im Maschinenbau, wo die höchsten Gewinne seit Unternehmensgründung erreicht wurden, in diesem Jahr.Das widerspricht den permanenten Angst-Prognosen absolut – leider aber beeinflußen diese Idioten aber wiederum die Realwirtschaft bei Investitionen, auch in neue Arbeitsplätze.

    Ich möchte jetzt einmal ganz laut betonen, daß das überraschende“ Wirtschaftswunder“ nach der Krise, in diesem Frühjahr von Leuten wie Ihnen und mir gestaltet wurde, kleinen und mittelständischen Unternehmen, die riesige private Opfer gebracht haben um bis heute zu überleben und Arbeitsplätze zu erhalten. Und ebenso waren es die Arbeitnehmer, deren Realeinkommen in den letzten 10 Jahren um über 20% zurückgegangen ist.

    Und genau diese Gruppe wurde weder von der Regierung noch den Banken gestützt. Nach der letzten Bankenkrise wurden genau diesen Unternehmen die Kredite verweigert, was Tausende in den Ruin trieb.

    Ja, der Markt das sind eben auch diese, das hat Herr Posener ignoriert. Liegt es daran, daß er nur in Anleger-Kategorieen denkt?
    Man kann ja nicht an alles denken, ich verstehe das gut Herr Posener.

  22. avatar

    @ Roland Ziegler

    um zuerst die nebensächlichste Frage zu beantworten: Alan Posener schrieb „Dem Kapitalismus verdanken wir einen unerhörten Wohlstand. Er war und ist in der Bundesrepublik Deutschland – viel mehr als Einigkeit, Recht und Freiheit – „des Glückes Unterpfand“.“

    Wo sehen Sie die Führerscheininhaber, die das Kraftfahrzeug namens „Kapitalismus“ ordentlich und gekonnt steuern? Z.Z. habe ich den Eindruck, wir befinden uns auf einem Autoscooter auf dem Rummelplatz. Unter Experten: die reine Kakophonie.

    Dabei bin ich überhaupt nicht gegen den Markt und schon gar nicht gegen Entrepreneurship, meine, dass strukturell noch einiges getan werden müßte, um unternehmungslustige Mitmenschen ihre guten Ideen auf dem Markt testen zu lassen. Der Finanzmarkt mit seiner risk evaluation ist jedoch so, dass Sie eher einen Konsumentenkredit als einen Unternehmenskredit erhalten. Als ich in der Zeit, als, so Helmut Kohl, die Landschaften im Osten blühen sollten, für ein kleines Unternehmen Kredite aufnahm, bekam ich diese nur dadurch, dass jede Mark Kredit durch eine Bürgschaft (ohne Hebel) abgesichert sein mußte. Ich war bei weitem nicht to big to fail. Dagegen tragen die Finanzkapitalisten, zu deren Ehren Alan Posener Poeme (Lob der Gier) singt, bis auf einige Spitzbuben, die zu dreist sind, nicht das geringste persönliche Risiko.

    @ KJN

    “..sie den gesetzlichen Rahmen ausreizen müssen..”

    Halten Sie es für ökonomisch gerechtfertigt, dass Banken ihre Kundenberater als Drücker instrumentalisieren, die ihren Kunden Schrott aufschwatzen? Halten Sie es für richtig, dass ein „Haus“ (ein Kontrakt) mehrfach versichert wird, so dass sich ein Brand lohnt?

    M.E. läuft die Rekrutierung im Finanzkapitalismus darauf hinaus, dass Brandstifter Feuerwehrleute werden.

  23. avatar

    Es wird sich am Beispiel Griechenlands doch nicht die himmelschreiende Erkenntnis durchsetzen, dass ein Spiel (in dem Fall das Demokratie-Spiel) – ohne Spielteilnehmer nicht funktioniert. Und, – wer die Spielteilnehmer sind -, sollte am griechischen Beispiel auch sichtbar werden: Manch´ Teilnehmer überweist monatlich die Hälfte und mehr, direkt, – ohne über Los zu kommen -, an die Spielbank, die sich bei uns „Staat“ nennt.

    Die „Spielbank“ existiert wie die Siamesischen Zwillinge: Sie hat zwei Köpfe, der eine nennt sich Staat, der andere die Finanzindustrie, allerdings haben die Zwillinge nur einen gemeinsamen Blutkreislauf: das Geld.

    Wir sind die Spieler, die das Pumpsystem in Gang halten, „wir sind der Markt“, wie Posener meint. Gewinner ist ein anderer, wie im richtigen Leben: Am Ende gewinnt immer, na wer?…… die Spielbank!

    Spielt weiter, weiter, immer weiter, – ihr müsst nur glauben, wie Posener ebenfalls meint, ….. „am Ende haben alle etwas davon und Europa wächst so zusammen…. “

    Ein Spiel lebt immer von der – Illusion – !

    Wir leben in Zeiten der Unsicherheit, weil Illusionen in frage gestellt werden und Träume zu platzen drohen.

  24. avatar

    @KJN: Nein, eigentlich bin ich gar nicht wieder hier. Allerdings finde ich es höchst brisant und gefährlich in einer derart naiven Weise zu kommentieren, wie z.B. unser sehr verehrter Herr Posener.

    Sollten wir es nicht mal wieder mit der simplen Wahrheit versuchen, anstatt uns in vorgebliche ökonomische Weisheiten zu flüchten?

    Es geht schon lange nicht mehr um Griechenland. Es geht um eine grundsätzliche Kontroverse, ob Europa zur verlotterten Zwangwährungssunion verkommt, oder sich auf dem wahrhaften Weg zur politischen Union macht.

    Es geht ebenfalls um die Gefährlichkeit von unkontrollierten sozialen Unruhen. Der griechische Präsident hat das wohl – ungern – erkannt, und mit der Referendumsankündigung erst mal die Luft herausgelassen.

    Frau Merkel reagiert ähnlich zwanghaft. Seit der Schnürung des letzten Rettungspaketes hat sie versucht die Deutsche Bevölkerung mit allerlei Almosen zu beruhigen.Voraussichtliche Rentenerhöhung für 2012 von 2%, Einführung eines (getürkten) Mindestlohnes usw. Die glauben tatsächlich das Volk merkt nicht, was sich hier tut!
    Das (Deutsche) Volk ist stinkesauer und wäre unsere Regierung nicht so selbstgerecht, dann würde sie merken, daß es auch bei uns gewaltig und europamäßig gärt.

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    @Alt 68 er: Ja, Kapitalismus ist kein automatischer Wegbereiter zum Glück, nicht einmal zum gesellschaftlichen Wohlstand. Man könnte sich Russland und China ansehen, um das zu verifizieren. Ich wüsste allerdings nicht, dass A. Posener das irgendwo behauptet hätte (wobei diese Frage nebensächlich ist). Trotzdem liefert der Kapitalismus nicht nur das beste Wirtschaftssystem, sondern inzwischen auch das einzige. Man muss ihn allerdings beherrschen, wie man jede andere Technologie auch beherrschen muss, wenn sie Früchte tragen soll. Ihn einfach nur machen zu lassen ist wie ein gutes Auto führerlos drauflos fahren zu lassen. Jetzt wundert man sich, dass es über die Klippe fällt.

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    Erratum:
    statt
    „..sie den gesetzlichen Rahmen ausfüllen müssen..“
    meine ich
    „..sie den gesetzlichen Rahmen ausreizen müssen..“

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    @KP „…meines Wissens sieht die griechische Verfassung kein Referendum in Sachen Staatsfinanzen vor, und das offenbar aus gutem Grund…“
    Wenn dieser Grund (vielleicht) gut ist, so doch vor allem eine innergriechische Angelegenheit – oder?“

    @Rita E. Groda
    „Und womöglich wird die Politik … sich von ihrer Rolle als Ausführungsgehilfe der Märkte zurückziehen.“
    Schön, Sie wieder hier zu lesen.
    Ist es nicht doch umgekehrt? Die Politik setzt den Rahmen z.B. für Bankaktivitäten – z.B. die Schröder-Fischer-Regierung hat diesen Rahmen (ohne Not) erweitert. Sie wissen aus dem Geschäftsleben, daß sie den gesetzlichen Rahmen ausfüllen müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben, zu überleben. Wir sollten das nicht, wie die Occupy-Leute, übersehen. Finanzoligarchien hin oder her, der Gärtner bestimmt ja wohl, was wächst.

    Papandreou macht, was ich mir auch von Merkel wünschen würde, nämlich in erster Linie seinem Volk verantwortlich zu sein.
    Nein – ich bin nicht zum Europa-Gegner mutiert, aber wer auf dem Weg dorthin versucht, fünfe gerade sein zu lassen, der macht eine vier oder eine sechs daraus und das ist keine fünf mehr.

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    @ Roland Ziegler
    Es ist gar nicht so lange her (http://starke-meinungen.de/blo.....dlich-ist/), da hat uns Alan Posener vom Kapitalismus als „des Glückes Unterpfand“ und von einem „demokratischen Kapitalismus“ vorgeschwärmt und die Frage gestellt, warum wir denn den Kapitalismus nicht lieben würden. Auch heute scheint er der Ansicht zu sein, dass die cheques and balances ganz dem freien unregulierten Markt, an dem wir uns als Kleinanleger demokratisch beteiligen, zu überlassen wären. Dazu passt, dass der „freie Bürger“ sich in der Matrix der Besten aller Welten mit ihrer Libertinage (die lebens- und liebenswürdigste Gesellschaft aller Zeiten) wohlfühlen soll und er sich damit abfindet, dass ihm eh die wesentlichen Entscheidungen abgenommen werden, weil dafür keine Zeit mehr ist, und weil das eh nur noch die Wahl zwischen Pest und Cholera ist. Nun, offenbar hat man den „freien Markt“ (und die politische Teilhabe) so laufen lassen, dass die „Entscheidungen“, die noch getroffen werden können, alternativlos erscheinen – alles andere wäre noch schlimmer. In God we trust.

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    Glaube es oder nicht – in USA war die beste Anlage in den letzten 30 Jahren – die U.S. Treasury Bonds – welches jedes Jahr 11.3% produziert haben. Nicht einmal der Madoff hat vorgetaeuscht dass er jedes Jahr diesen Prozentsatz erwirkt hatte! Die beste Anlage zur Zeit, ist wahrscheinlich Ackerland in Lateinamerika, besonders Argentinien, Uruguay, Paraguay, Brasilien, und wahrscheinlich auch in vielen Regionen in Afrika. Die Chinesen, Emiraten-Araber und Inder haben das aber schon entdeckt… Reiche junge Landwirte von USA haben schon seit einer Generation ganz riesig in brasilianischer Landwirtschaft angelegt: In Texas brauchten sie kein eigenes Flugzeug um ihr Land zu besichtigen – wie in Mato Grosso. In Brasilien produziert Ackerland DREI Ernten jedes Jahr: 1. Soja fuer Uebersee, 2. Mais oder Baumwolle fuer Innenmarkt, 3. Bohnen fuer den Innenmarkt. Der Deutsche bekommt immer die „Favelas“ in Rio vor die Nase geschoben – aber Brasilien ist 22 mal die Flaeche Deutschlands und wird der grosse Weltlebensmittelproduzent unseres Jahrhunderts. Sie youtube Video CONHECA VILHENA – von der Handelskammer einer der vielen neuen Staedte im Hinterland welche jedes Jahr zehn Prozent wachsen.

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    @Alt 68 er: So ist es, eine glänzende Analyse von Schirrmacher, die ihresgleichen sucht.

    Es mag uns als bedrohliches Szenario erscheinen – daß der griechische Präsident das Volk in die Pflicht nimmt erscheint mir weniger als ein brillanter taktischer Trick, denn als eine Art Rückkehr zur Demokratie in Europa.

    Sollte das(was ich begrüßenswert finde, im Gegensatz zu Herrn Posener) im restlichen Europa Schule machen, wird die Selbstherrlichkeit mancher Europäischen Parlamente bedrohlich wanken. Und womöglich wird die Politik wieder sich auf deren wahre Bestimmung besinnen müßen und sich von ihrer Rolle als Ausführungsgehilfe der Märkte zurückziehen.

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    …meines Wissens sieht die griechische Verfassung kein Referendum in Sachen Staatsfinanzen vor, und das offenbar aus gutem Grund…

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    @Alt 68 er/Parisien/blonderhans: Ausgerechnet jetzt, wo man den Karren auf höchst undemokratische Weise derart tief in den Sumpf manövriert hat, dass man ihn ohne fremde Hilfe nicht mehr herausbekommt, erinnert man sich plötzlich an die Demokratie und wird dafür in Deutschland gefeiert; das ist reichlich befremdlich. Die Abstimmung kostet Zeit, die man nicht hat, und ist keine selbstbewusste Entscheidung freier Staatsbürger, sondern eine Wahl zwischen Pest und Cholera.

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    Ihr Kollege Ralf Schuler hat heute was Besseres geschrieben: Über eine demokratische Entscheidung im Land der Geburt der Demokratie. Die Entscheidung wurde heute von den sog. Märkten, an die wir glauben sollen, sofort abgestraft. Sarkozy ist empöört! Die ganze UMP weint. Alle anderen französischen Politiker finden verständnisvolle bis lobende Worte für die Entscheidung. Was ist, APO? Sie wollen doch ein Demokrat sein. Wir sind alle übergangen worden. Wo ist die SPD, verdammt? Reden Sie mir doch nicht von Kleinanlegern. Die sind doch auch Opfer dieser Wucherungen.

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    hahaha – selten so etwas Naives zum Thema gelesen. Kollege Posener schlittert von einer Malesche in die nächste. Vom Pfarrersschreck nahtlos rüber zum Goldjungen. Lachhaft. Begründung: Es ist doch gerade die Loskopplung der Einzelanlage, die die Sache der Banken so obszön gemacht hat. Hinzukommt die gemeinsame Sache mit Staat und Stadt. Es geht also in erster Linie nicht darum die Bank zu wechseln, sondern die Regierung.

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