Es ist dann mal weg. Schneller als wir alle gucken können, hat sich Horst Köhler vom stoppeligen Politacker des Schlosses Bellevue gemacht. Schade eigentlich, er war doch so richtig nett. Und hat eigentlich auch nicht gestört. Nicht wirklich.
Aber aufgestört hat er auch sehr selten, obwohl er doch unbequem sein wollte. Ironie der Geschichte: Das ist er jetzt ausgerechnet durch seinen ziemlich peinlichen Abgang geworden. Schwarz-Gelb hat ein weiteres Problem.
Nun also auf ein Neues. Die mediale Casting – show hat längst begonnen. An Namen kein Mangel. Doch am wichtigsten ist das „Tarement“, also: Fragen wie Mann/Frau, Nord/Süd, konservativ/fortschrittlich, Polit-Profi/Seiteneinsteiger und, und, und…
Gesucht wird so zusagen die „eierlegende Wollmilchsau“ – also jemand, der am besten alles sein kann und gar nichts. Das genau nämlich verlangt unsere Verfassung, an der der wackere Horst K. gescheitert ist.
Die Macht des Präsidenten ist das Wort – doch es muss geschliffen sein, nach allen Seiten abgeklopft, es darf niemanden schaden und schon gar nicht einseitig politisch oder gar missverständlich sein. Das ist der wahre Etikettenschwindel um die Position des „Ersten Mannes“ im Staate (Frau darf auch sein, war aber noch nicht), den die Verfassung sich leistet. Und daran, dass sein Wort entweder gar nicht oder wenn es kritisch wird (siehe Afghanistan-Interview) über Gebühr beachtet wird, das kann einen Mann mit Unfehlbarkeitsanspruch schon in die Depression treiben, wenn er nicht schon mitten drin steckt.
Da könnte man glatt zum Monarchisten werden, Erbdynastie eingeschlossen. Aber im Ernst: Das „Problem“ muss so schnell wie möglich von Muttis Tisch im Kanzleramt. Die Mehrheit ist klar und dennoch wäre die Kanzlerin gut beraten, eine für Regierung und Opposition akzeptable Person zu finden. Das wird nicht einfach, denn in der ausgedünnten Führungsriege der politischen Klasse werden die meisten geeigneten Personen in der Exekutive oder im Parlament gebraucht. Selbst ein so konsensgeeigneter Politiker wie Wolfgang Schäuble wird im Augenblick dringend im Kabinett benötigt, Ursula von der Leyen ebenfalls. Eine der beiden Personen gewissermaßen zu neutralisieren würde die Regierung noch weiter schwächen. So gesehen wäre die –auch schon genannte- Personalie Joachim Gauck, der ehemalige Chef der nach ihm benannten Stasi-Akten-Behörde, eine geniale Lösung.
Doch wie gesagt: Jetzt ist casting-time angesagt: Doch noch so einen grandiosen Flop wie „Horst Wer?“ darf die Kanzlerin sich nicht leisten. Im übrigen wären danach Bundestags- Neuwahlen keine so abwegige Lösung. Das Land braucht Klarheit. Allüberall.
Wolfgang Schäuble und Ursula vdL werden im Kabinett benötigt? Vom Innenminister zum Finanzminister, der mal schnell 100.000 € vergisst, oder eine ebenso grundgesetzignorierende Familienministerin, die jetzt Arbeitsministerin wird… Ich weiß nicht, ob da so viel Kompetenz ist, die andere nicht auch haben.
Aber klar, ich wünsch mir beide nicht als Bundespräsident – damit würde das Amt nur noch mehr beschädigt werden und die CDU sich noch unbeliebter machen.
Nein, eine „eierlegende Wollmilchsau“ wird nicht gesucht, sondern ein intellektuel, starker Charakter der nicht nur quer denken kann, sondern dies auch verbal ausdrückt und gleichzeitig die dem Amt erforderliche Würde personifiziert.
Michel Friedman wird die Bundesrepublik und die Deutschen hervorragend repräsentieren.
Michel „yes you can“!