Sie war so groß, die Sehnsucht der Deutschen nach ihrem eigenen Barack Obama. Charismatiker, Superstar, Rednertalent. Stattdessen haben die Deutschen erneut Angela Merkel bekommen. Pragmatikerin, Realistin, Machtingenieurin. Wie der Zufall es manchmal so will, hatten beide gestern ihren Tag – Merkel mit einer nüchternen Haushaltsrede, der die Opposition wenig entgegen zu setzen hatte. Und Obama, der den Verlust des historisch von den Kennedys gehaltenen Senatorenposten in Massachusetts verdauen musste – und damit auch die Chancen, seine Gesundheitsreform durchzusetzen.
Obama ist nun ein Jahr im Amt. Seine Popularitätswerte sind so schlecht wie bei kaum einem Präsidenten vor ihm zu dieser Zeit. Merkels Werte sinken ebenfalls, doch anders als Obama hat sie die Wiederwahl bereits geschafft. Hier sind zwei sehr unterschiedliche Politikstile zu besichtigen: Der außerordentlich begabte Rhetoriker Obama gegen die eher durchschnittlich begabte Rednerin Merkel. Bei dem einen jubeln die Massen, bei der anderen gähnen die Kommentatoren.
Ganz umgekehrt ist die Lage, wenn die Ergebnisse betrachtet werden: Obama hat gestern die letzte Möglichkeit verloren, die von ihm als überrragend wichtig erachtete Gesundheitsreform so wie von ihm vorgesehen durch das Parlament zu bekommen. Merkel erträgt wochenlange Kritik, bekommt am Ende aber fast immer, was sie will. Mit der Steuerreform wird es ebenso sein: Gibt die Steuerschätzung im Mai eine Entlastung trotz Schuldenbremse her, wird die Reform kommen. Wenn nicht, hat die FDP ein Problem, nicht aber Merkel.
Es ist schwer, zwei so unterschiedliche Politikstile zu vergleichen. Vielleicht ohnehin unmöglich. Obama hätte es im deutschen Parteiensystem niemals an die Spitze geschafft, ebensowenig wie Merkel im amerikanischen. „Reach for the sky, even if you don´t know how“ – greife nach den Sternen, auch wenn Du nicht weißt, wie: Das ist das charmante und so betörende Motto der Vereinigten Staaten und ihrer besten Repräsentanten. „Dreh an den richtigen Schrauben, dann wird es schon“: So stellt sich Regierungspolitik à la Merkel allzuoft dar.
Letzteres ist langweilig – aber zumindest momentan deutlich erfolgreicher.
Obama hatte gar keine vernueftige Moeglichkeit die USA, in unserer Zeit, zu veraendern („change“). Obama erlangt nur einige kleine Pflaster fuer die vielen Geschwuere der wirklichen USA. Geschwuere welcher der ‚German‘ in seinem ‚Ami-Rausch‘ oder Florida-Urlaub nicht erkennt: Die „deciders“ (Military-Industrial-Financial-Intelligence-Complex) setzen auf „global full spectrum domination“ – egal was es kostet, denn sie profitieren davon: Das ist der alte Wildwest Geist – Manifest Destiny – die USA muss herrschen – und ich profitiere an der gottgewollten Zivilisations-Mission. Gestern war es der „Westen“ heute die Welt, morgen das Universum. Obama’s soziale Pflaster verletzten den Stolz der armen Weissen mit ihren Bibeln und Schusswaffen – und zusammen mit den Reichen and den obigen „Complex“ kommt jetzt die Reaktion und nun ist der kunterbunte Obama-Kinder-Kreuzzug zuaechst an die Schranke der wirklichen USA gestossen. Man schaetzt das die USA ihre Truppen in ungefaehr 130 Laendern stationiert haben – teilweise mit geborgten Geld meist von China, Japan, Britanien – diese Drei borgen der USA Regierung zusammen 1700 Millarden Dollar.Die Verteidigungausgaben fuer 2010 werden etwas ueber 1000 Millarden Dollar kosten (Depts. Defense, Veterans Affairs, Energy, Homeland Security). Die USA ist heute dort wo die sterbende USSR noch trotzdem den Afghanistanfeldzug began…
„Merkel erträgt wochenlange Kritik, bekommt am Ende aber fast immer, was sie will.“
Woher wissen Sie, was Sie will? Wann hat sie je gesagt, was sie will? Kann es sein, daß ich etwas verpasst habe? Oder könnte es sein, daß sie einfach abwartet, was hinten rauskommt, in der Hoffnung, es wird schon etwas Verwertbares dabei sein? Das wäre dann das Gegenteil von Führung, dann ließe sie sich „führen“. Das Potenzial, das eine Bundeskanzlerschaft hergibt, läge dann einfach brach. Das Ergebnis: Ein Weiterso! Ob uns das künfig reichen wird?
Merkel ist tatsächlich keine begabte Rednerin (wenn man ganz ehrlich ist – eine schlechte), aber sie ist eine begabte Politikerin und große Persönlichkeit.
Dazu hat sie noch sehr guten Humor.
Obama ist wohl ein begabter Redner, aber eine ganz durchschnittliche Persönlichkeit und kein Künstler in der Politik (wie bekannt: Politik ist die Kunst des Machbares). Als Präsidentschaftskandidat hat er richtig Glück gehabt, dass sein Vorgänger George W. Bush hieß. Und nun, ein Jahr später, sehen plötzlich alle diejenigen, die in Berlin beim Obamas Besuch verrückt durch die Strassen rannten, das was schon damals zu erkennen war: dass er einfach nichts drauf hat. Da kann man schon den Klassiker zitieren: „Der König ist ja nackt!“