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Münchhausen-Politik, leider

Große Sprüche, große Entwürfe, große Träume – so sah es während des Wahlkampfs in den vielen Politik-Talkshows der Republik aus. Steuersenkungen hieß der Lockstoff für den Wähler. Gerade die FDP und die CDU wollten doch durch die Steuersenkungen die Wirtschaft ankurbeln und den Haushalt konsolidieren. Diese Vitaminspritze hätte der Patient Deutschland auch bitter nötig. Große Worte, große Thesen vor der Wahl.

Nun ist gestern Abend, nach langem Ringen, Diskutieren und Kompromissen eher ein mickriges Entwürfchen dabei heraus gekommen.  Ein Verhandlungsmarathon liegt hinter den Koalitionspartner, aber für den Wähler heißt es heute früh noch: Nichts genaues weiß man noch nicht. Mehr netto für brutto, war das ein cooler Sound  unseren Wählerohren.

Westerwelle und Seehofer waren die Steuersenkungsversprecher während des Wahlkampfs und drei Wochen später müssen wir befürchten, dass sie sich zu richtigen Politik-Münchhausens entpuppen. Schnell, effizient und sofort sollten die Steuersenkungen erfolgen.

Stattdessen erblickt der neue Plan eher verklemmt, verkrampft und in drei Stufen das Licht der Welt. Wahrscheinlich eher weniger der Rede wert.

Schulden zu begrenzen und sogar abzubauen lautete der zweite Plan. Nun werden Defizite verschoben, z.B. von der Bundesanstalt für Arbeit in eine Art Nebenkanal, den Krisenfond.

Die Schulden der Regierung zwingen den Bürger doch schon jetzt in die Zahlungsknie. Schuld an den Schulden sind irgendwie immer die Anderen, die Globalisierung, oder der liebe Gott. Jedenfalls klingt es aus dem Mund der Spitzenpolitiker so, wenn sie uns mal wieder  wortarm  vor den Mikrofonen der Pressekonferenzen  erklären, warum etwas doch nicht, noch nicht oder gar nicht geht.

Die nächsten Generationen vom Schuldenberg zu entlasten, wird dann wohl leider auch nichts.

Schade, aber das ist dann wohl deren Problem. Ist vielleicht auch ein bisschen viel verlangt vom Wähler, das Politiker weit voraus denken.

Wenn Dr. Merkel den Patienten Deutschland nach dem Wahlkampf nun  im Morgengrauen mit eiskalten Händen wachrüttelt, bleibt  uns als Wähler eben nur noch von der nächsten Wahl zu träumen.  Vielleicht gibt sie uns ja einen schönen Schlaftrunk und wir können alle wieder abtauchen ins Lala-Land  der leeren Versprechen. Nur noch vier Jahre die Kompromisse ertragen, durchhalten  und dann wieder  von großen Visionen träumen.

Mehr von Bärbel Schäfer bei: www.baerbel-schaefer.de

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