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Musse feiffe inne Wind. Dylan, Niedecken, Metal, meine Schwiegermutter, Alan Posener und ich

„Star struck“ bin ich eigentlich nicht. Aber ab und an empfinde ich ein wohliges Kribbeln, wenn ich im gleichen Raum bin wie irgendein „bedeutender“ Mensch. Dabei muss ich diesen Menschen gar nicht besonders verehren. Es könnten auch Orte sein, die dieses undefinierbare Gefühl auslösen. Ein Freund wollte unbedingt mal auf der Wiese von Yasgurs Farm stehen. Sie wissen schon, der Acker der berühmtesten Schlammschlacht des 20. Jahrhunderts. Ein anderer hat im Abbey Road Studio mit dem Paul McCartneys Toningenieur eine CD aufgenommen. Ich wollte vor einigen Jahren mal unbedingt in der Arena von Verona stehen. An der Stelle, an der Jahre zuvor Ian Paice am Schlagzeug gesessen hatte. Aber die Arena war just an diesem Tag wegen Soundcheck von Al Bano und Romina Power geschlossen.

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East Of Omaho. Coming Of Age mit Luftgitarren und Kopf-Rock

Unser Punk war im übrigen Progressive Rock. Das hiess aber damals noch progressive Rockmusik, nur mal so nebenbei. Es nahte also brummend das Ende der 70er Jahre, und wir seinerzeit 20- bis 25jährigen standen zum ersten Mal vor dem Problem einer rasend sich auffaltenden Blüte verschiedenster Musikstile, die alle irgendwie den Anspruch erhoben, die allein seligmachende Rock´n´Roll Kirche zu vertreten. Wer das bildungsbürgerliche Zwangsklavier genossen hatte, hielt wahlweise „Tales from Topograhic Oceans“ von Yes oder „The Lamb Lies Down on Broadway“ von Genesis für der Weisheit letzen Schluß.

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Unterwegs in der DDR im Frühjahr der Anarchie 1990. Abenteuer Rockband-Tour. Teil 1

Vor 35 Jahren: Eine Amateurband aus der Kurpfalz sucht das Abenteuer – eine Tor un der untergehenden DDR. Ich bin und war der Drummer dieser Band. Vier Konzerte um Mai und Juni, dem Frühling der Anarchie. 2024 sind wir, unser Keyboarder Uwe und unsere Gattinen zu einer Reise in die Vergangenheit aufgebrochen, um das zu rekonstruieren. Schwierige Sache, da wir damals nicht wirklich erkannten, was für ein historischer Moment das war – und wir uns nun mühsam auf der Suche nach „Zeitzeugen“ machen mussten. Die erste Station war Halle, wo wir am 25. 5. 1990 beim Bürgerfest in der Pauluskirche auftraten, bei neun (!) Sekunden Nachhall. Aber noch waren wir nicht dort.

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Songs von Leonard Cohen (7): Who By Fire

Es ist leicht, diesen Song zu lieben. Deshalb muss er nicht schlecht sein. Da ist die Melodie, diese in Moll gesetzte Version des unheimlichen englischen Kinderreims „Three Blind Mice“, und da ist, in der Album-Fassung, das Duett mit Janis Ian; aber von der Musik will ich ja bei diesen Exegesen nicht reden, hier geht es immer um die Texte.

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Zwischenreich – Skizzen des Hallenser Künstlers Thomas Trebstein

Die von Neo Rauch stammende Definition, dass Malerei die Fortsetzung des Träumens mit anderen Mitteln sei, trifft wahrscheinlich auf den ersten Blick auf das Werk Thomas Trebsteins nicht wirklich zu. Auf den zweiten und dritten Blick beschreibt diese Definition aber exakt das, was man erlebt, wenn man entdeckt, dass in Trebsteins Kunst das Zwischenreich eine bedingende Rolle spielt. Weiterlesen

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Songs von Leonard Cohen (6): Bird on the Wire

Vorneweg: Dieser Song ist geklaut. Das kommt bei den besten Musikern vor. George Harrison klaute die Melodie von „My Sweet Lord“ Note für Note von „He’s So Fine“, einem Song, den Ronnie Mack für die Girlgroup The Chiffons schrieb. John Lennon klaute die erste Zeile von „Come Together“ von Chuck Berrys „You Can’t Catch Me“, dem sein Song auch musikalisch ähnelt. In beiden Fällen ist das Original besser, musikalisch und textlich („Doo lang doo lang doo lang“ ist doch viel, viel schöner als „Hare Krishna“, und Chuck Berrys Song über sein neues Auto, mit dem er allen davonfahren kann, ist viel besser als Lennons prätentiöse Nonsensverse, auch wenn „He got feet down below his knees“ zugegebenermaßen ziemlich geil ist.).

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Rothenburg – ein Gesamtkunstwerk

Eine Sonderausstellung im örtlichen Museum zeigt die Zerstörung und den Wiederaufbau der historischen fränkischen Stadt an der Tauber.

Rothenburg ob der Tauber: Der Name klingt, bis heute. Aber es ist schwierig, über die Stadt zu schreiben. So viel wurde schon geschrieben. „Eine Stadt, deren Gesicht auf eine Postkarte gepresst wurde“, so Hans Dieter Schmidt in seinem sehr lesenswerten Taubertal-Buch „Melusine und schwarze Wasser“. Oder der Kunsthistoriker Georg Dehio: Die Stadt sei „als Ganzes ein Kunstwerk“ schreibt er. Und Herbert Schindler in seinem Buch über die Romantische Straße, an der Rothenburg liegt: Rothenburg, das sei schlichtweg die „Lieblingsstadt der Welt“. Weiterlesen

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Traumtänzer Israel oder: Wie die Sicherheitspolitik Israels versagt hat und die weltweiten Konsequenzen für Juden

In Berlin findet in diesen Tagen der Prozess gegen einen arabischen Studenten statt, der den jüdischen Studenten Lahav Shapira. zusammengeschlagen hat. Dass es tatsächlich zu dieser Attacke kommen konnte, wirft ein grelles Schlaglicht auf die Atmosphäre, in der man meint, es wäre legitim, so einen Angriff zu starten. Weiterlesen

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Songs von Leonard Cohen (5): Lover Lover Lover

Ich bespreche diesen Song nicht wegen der schönen Musik, obwohl der Samba-Rhythmus unwiderstehlich ist und ich es schön finde, dass Leonard Cohen hier in seiner normalen Stimme singt – in einer Tonlage, in der ich auch singen kann – und nicht in der zuweilen künstlich wirkenden tiefen Stimme, die sein Markenzeichen ist.

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Songs von Leonard Cohen (4): Hallelujah. Zweite Annäherung

Manche Leute meinen, es gebe zwei Versionen von „Hallelujah“: eine heilige oder doch religiös angehauchte, die Ur-Fassung sozusagen, mit den Strophen 1, 2, 6 und 7, und eine profane Version, nämlich die Strophen 3, 4 und 5. Die Produzentin von „Shrek“ nannte die Strophe 4 sogar „schmutzig“ und ließ Rufus Wainwright für den Film eine gesäuberte Version davon singen. Aber wir haben schon gesehen, dass auch die beiden ersten Strophen die Bibelhelden ironisch zitieren und von den schmutzigen Tricks der Musik und der Liebe handeln.

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Der Fall Le Pen und die Krise der liberalen Ordnung

Demokratien sollten sich nicht durch Ausschluss ihrer Gegner durch Gerichtsurteile schützen. Sondern durch Wahlen. Und indem wir alle sie verteidigen.

„Großer Erfolg gegen Rechtspopulismus und Rechtsextremismus in Europa“, jubelt ein Grüner Bundestagsabgeordneter auf X (ehemals Twitter); rechte Stimmen sprechen von einem „politischen Urteil“. Marine Le Pen, die Präsidentschaftskandidatin und Anführerin des rechtspopulistischen französischen Rassemblement Nationals, wurde schuldig gesprochen, EU-Gelder veruntreut zu haben. Das Urteil: zweijähriger Hausarrest mit elektronischer Überwachung, eine Geldstrafe und der Entzug des passiven Wahlrechts für fünf Jahre mit sofortiger Wirkung, also ihres Rechts, als bislang aussichtsreichste Bewerberin bei der Präsidentenwahl 2027 anzutreten. Weiterlesen

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