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Songs von Leonard Cohen (2): You Want It Darker

Dass ich ein anderer sei, das wissen wir; aber wer ist Du? Wer will es dunkler? „You Want It Darker“, so heißt das letzte zu Lebzeiten Leonard Cohens veröffentlichte Album. Als ich den Titel las, dachte ich, der Mann gestatte sich einen letzten Scherz mit seinen Fans: Ihr wollt es noch dunkler. Die Stimme tiefer, die Stimmung düsterer. Bitte sehr.

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Der Gott des Todes trägt Birkenstock. 20 Jahre in einer Newcomer-Wettbewerbs-Jury.

Mit 50 habe ich beschlossen, kein Jugendlicher mehr zu sein. Das merkte ich unter anderem daran, das ich nicht mehr willens war, mich in Jurys für sogenannten „Nachwuchswettbewerbe“ berufen zu lassen. Es ist ja auch nicht ganz leicht, sich den Anforderungen einer solchen Jury zu unterwerfen, wenn man selbst Musik irgendwie unsortiert empfindet. Denn wie soll ich mich in einem solchen Gremium allgemein verständlich machen, wenn ich beim sogenannten analytischen Hören von Musik gelegentlich ausrufen möchte: „Die Gitarre klingt wie ein belegtes Schwartenmagen-Brötchen, aber mit viel Senf, davon füge man bitte mehr hinzu.“ Oder auch: „Ich hätte da an dieser Stelle, gleich hinter dem zweiten Refrain, gerne einen grünlichen Keyboardsound etwas angemessener empfunden. Vielleicht sollten Sie auch etwas mehr vom Geräusch ertrinkender Jungfrauen Ihrem Klanggebilde beimischen, werter Herr!“. So rauschte es mir doch gelegentlich durch den Kopf, und das machte die Arbeit als Juror nicht eben leichter.

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Nichts darf man mehr: Jetzt soll auch das Lügen verboten werden

Der BILD entnehme ich, dass die Rot-Schwarze Koalition „das Lügen verbieten“ wolle. Viel Glück damit, möchte man den Koalitionären zurufen. Verwunderlich ist allerdings die Empörung in manchen Kreisen. Mir war nicht klar, wie heilig manchen Leuten das Lügen ist. Dabei sind es oft dieselben Leute, die meinen, Deutschland müsse ein christliches Land bleiben; was ja hieße, dass hier auch das Achte Gebot gilt, Meinungsfreiheit hin oder her.

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Verkehrsplanungen: Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?

Niemand mag Schilderwälder! Grafik: Frank Vollmer

Eine gerade Linie verbindet zwei Punkte, und je weniger Kurven, desto schneller und einfacher kommt man ans Ziel. Doch in der Praxis wird das zunehmend schwieriger. Der Grund dafür ist die Verkehrslenkung, bei der jede Kommune mitreden will. Wer einen Vergleich zwischen zwei Karten desselben Ortes – eine aus 1975 und eine aus 2025 – zieht, sieht sofort: Die Straßenführung ist komplizierter geworden. Das gilt für fast jeden Ort.

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In der Thüringer Kleinstaaterei (9) – Schmalkalden, preußisch Hessen

Nirgendwo in Deutschland währte die Kleinstaaterei so lange wie in Thüringen. Die Grafik unten (aus Wikipedia) zeigt die politischen Grenzen von 1910 auf. Erst mit dem (Reichs-)Gesetz vom 30. April 1920 wurde zum Folgetag das Land Thüringen aus 7 Einzelstaaten gebildet. Als „kleinthüringer Lösung“. Preußen war nicht bereit gewesen, auch nur einen Quadratzentimenter beizusteuern. Das geschah erst nach 1945. 7 plus 1 Sterne zieren deshalb heute das Thüringer Landeswappen. Thüringen – das Land mit den vielen Residenzen.

Schmalkalden

Im Deutschen Krieg, also dem Aufbegehren des Norddeutschen Bundes unter Preußens Führung gegen den Wiener Kaiser, fand Kurhessen 1866 sein jähes Ende.

Der Kurfürst hatte auf des Kaisers Seite für den Deutschen Bund und gegen Preußen gekämpft und alles verloren.

Seitdem gab es die preußische Provinz Hessen-Nassau mit dem damals in Preußen üblichen Provinzial-Landtag und den beiden Regierungsbezirken Wiesbaden und Kassel. Weiterlesen

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In der Thüringer Kleinstaaterei (7) – Schwarzburg-Rudolstadt

Nirgendwo in Deutschland währte die Kleinstaaterei so lange wie in Thüringen. Die Grafik unten (aus Wikipedia) zeigt die politischen Grenzen von 1910 auf. Erst mit dem (Reichs-)Gesetz vom 30. April 1920 wurde zum Folgetag das Land Thüringen aus 7 Einzelstaaten gebildet. Als „kleinthüringer Lösung“. Preußen war nicht bereit gewesen, auch nur einen Quadratzentimenter beizusteuern. Das geschah erst nach 1945. 7 plus 1 Sterne zieren deshalb heute das Thüringer Landeswappen. Thüringen – das Land mit den vielen Residenzen.

Doch, Rudolstadt ist ein schmuckes Städtchen.

Hoch daüber thront das Residenzschloss, die prächtige spätbarocke Heidecksburg Weiterlesen

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Osnabrücker Unfrieden – Giftpfeile aus Liliput

Weniger Mauern, auch im Kopf! Grafik: Frank Vollmer, www.frank-vollmer.de

Ich mag die taz! Gäbe es sie nicht, müsste man sie erfinden. Das meine ich ernst: Ich lese die Artikel der Redaktion und ihrer freien Mitarbeiter gern. Nicht, weil ich ihre Positionen teile, sondern weil ich gute Argumentationen und andere Sichtweisen schätze. Schließlich gibt es nichts Schlimmeres, als nur in der eigenen Blase zu bleiben. Das macht träge und blind.

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Panzerkleber statt Klimakleber: Die „Erste Generation“ macht Deutschland kriegsresilient

Klimawandel oder Geopolitik – was wird uns zuerst töten? Dieser Text ist ein Aufruf, die Zeichen der Zeit zu erkennen und sich geistig der „Ersten Generation“ anzuschließen: für mehr Vorsorge, Wehrhaftigkeit und Resilienz in einer neuen Realität des Hybriden Krieges.

Was wird uns Europäer töten? Die Geopolitik oder der Klimawandel? Meine Antwort: Beides, wenn wir jetzt nicht sehr schnell handeln. Die für mich persönlich allerdings wichtigere Frage ist: Was wird uns zuerst töten? Und da ist meine Antwort sehr eindeutig: Die Geopolitik.

Wir befinden uns schon nicht mehr im Frieden, aber auch noch nicht in einem heißen Krieg, bei dem Truppen mit Panzern und Artillerie unser Land malträtieren, wie wir es im Fernsehen jeden Tag in der Ukraine sehen. Russland hat seine imperialen Ambitionen längst als Hybriden Krieg in unser Land getragen. Täglich werden wir auf unserem eigenen Territorium angegriffen: durch Cyberattacken gegen unsere Unternehmen, durch Delegitimierungsangriffe auf unsere Behörden, durch Desinformationsoffensiven gegen unsere Zivilgesellschaft.

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Von Riten, Liedern und Symbolen

„Schokoladenpapier einsammeln, Jungs und Mädels. Sonst geht’s nicht weiter.“

Das gebiete ich nach Ende der Rast mit möglichst fester Stimme in jenem Herbst des Jahres 1986.

Ich bin Jura-Student in Tübingen und mit der 4. Klasse einer schwäbischen Waldorfschule per Fahrrad unterwegs. Ins Schullandheim. Das Gepäck der Kinder und auch meinen Koffer hat einer der Väter schon hingefahren.

Ich bewege mich sicher hier. Schließlich bin ich in einer anthroposophischen Kirche in der DDR aufgewachsen. Ich kenne fast alle Lieder, die an Waldorfschulen gesungen werden. Die, welche ich noch nicht kenne, bringe ich mir bei auf der Gitarre.

Und Kinder sind überall gleich. Weiterlesen

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