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Kherson – an der Front. Und irgendwie egal

Beim Einchecken im Hotel wird man direkt darauf hingewiesen: Rauchen ist auf den Zimmern nicht erlaubt. „Auch wenn Sie einen Balkon haben – es darf nirgends geraucht werden, nicht mal auf dem Balkon.“ Dann kommt: „Bei Luftalarm versuchen Sie gar nicht erst, bis zum Bunker zu kommen. Das schaffen Sie sowieso nicht. Gehen Sie einfach auf den Korridor.“

Kherson: Erst war die Stadt russisch besetzt, dann wurde sie von der ukrainischen Armee befreit. Danach haben die Russen den Damm des Flusses, an dem die Stadt liegt, zerstört, und es kam zu einer Flutkatastrophe. Menschen, die sich auf die Dächer ihrer Häuser geflüchtet hatten, haben die Russen beschossen. Auch die Flutkatastrophe hat die Stadt und die umliegende Region ansatzweise bewältigt. Geblieben ist: die russische Armee auf der anderen Flussseite. Die Stadt liegt also quasi an der Front. Auf den Uferstraßen ist die schusssichere Weste unabdingbar. Es gibt keine Straße, in der nicht ein Gebäude von Raketen oder Drohnen getroffen wurde.

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Wie lenken wir die Diskussionen um die Asylpolitik in eine konstruktive Richtung?

Eine der vielen Vorteile unseres demokratischen Landes ist die vollständige Transparenz, wenn man sie denn sucht. Die Quelle dazu ist das statistische Bundesamt. Dort erscheinen in regelmäßigen Abständen die Zahlen des Ausländer-Zentralregisters (AZR). Dies beinhaltet auch die genauen Bevölkerungszahlen unseres Landes zum jeweiligen Stichtag, in meinem Beitrag der 31.12.2023.

25 Prozent der Deutschen haben eine Einwanderungsgeschichte

Die Einwohnerzahl Deutschlands lag am 31.12.23 bei 83,875 Millionen Menschen. Davon hatten 21,176 Mio. eine Einwanderungsgeschichte. Von diesen waren 16,173 Millionen direkt eingewandert. 5 Mio. waren deren Nachkommen. Weitere 4 Mio. Menschen hatten eine einseitige Einwanderungsgeschichte. In unserem Land leben foglich 58,686 Millionen Menschen ohne Einwanderungsgeschichte. Weiterlesen

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10.000 km ostwärts – eine Reise durch das beginnende 1989 (13), auf der Rückreise

CHABAROWSK – SPASSK DALNI – CHABAROWSK. 4. März 1989

„Guten Morgen.“ Der Schaffner hat mir einen Platz bei einem jungen Ehepaar im Abteil zugewiesen. Sie reisen bis kurz vor Wladiwostok. Die Stadt soll auch im Winter eisfrei sein. Vorerst jedoch fahren wir noch durch Schnee und kalte Winterlandschaft.

Es wird Mittag. Ein Mann mittleren Alters und in Zivil betritt das Abteil. „Guten Tag !“ sagt er und: „Darf ich mich ein wenig zu Ihnen setzen ?“ Dann sitzt er auch schon. Der Tonfall, mit dem meine Mitreisende ihr: „Natürlich, setzen Sie sich doch !“ sagen, spricht Bände. Sie haben längst begriffen, Weiterlesen

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Deutschland und die drei Reiter der Apokalypse

Donald Trump, Elon Musk und Javier Milei machen auf schmerzhafte Art und Weise deutlich, was in unserem Land fehlt: Klugheit, Originalität und Mut zur Erneuerung

Wenn Trump ins Spiel kommt, darf jeder mal so richtig ungehemmt aus der Hüfte schießen. „Nun kennen wir den Mann schon länger und wissen, dass er seine Einfälle gerne rausposaunt, bevor die anderen Hirnareale sich zuschalten können“, diagnostiziert Florian Harms, Chefredakteur der Plattform T-Online. Ein „Wichtigheimer“ sei der designierte Präsident der Vereinigten Staaten, heißt es weiter in seinem Morgen-Newsletter.

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10.000 km ostwärts – eine Reise durch das beginnende 1989 (12), auf der Rückreise

CHABAROWSK, 3. MÄRZ 1989

Die Maschine ist gelandet und ich stehe in der langen Schlange vor der Passkontrolle, dann die Formularien, die Gepäckkontrolle…

„Haben Sie Bücher ?“ – „Ja“ sage ich und hole meine Wörterbücher und das Grammatiklehrbuch heraus. Er blättert darin herum und liest die Texte. „Nein.“ sagt er. „So etwas meine ich nicht !“ (Weiß ich doch!) „Elektronik ?“ Weiterlesen

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Ausgescholzt: Regierungskrisen als das neue Normal

Eine Koalition zerbricht, der Regierungschef verliert die Mehrheit und das Vertrauen, die Bürger müssen neu wählen: Was in anderen Länder längst Usus ist, könnte auch in Deutschland nun häufiger auftreten – Ausdruck einer veränderten Gesellschaft und politischen Weltlage. Und keineswegs das Ende demokratischer Stabilität.

Frühjahr 2028: Kanzler Friedrich Merz stellt seinem Vize Habeck ein Ultimatum, weiteren Steuersenkungen zuzustimmen, und droht mit Wechsel zu einer Koalition mit der SPD. Zuvor hatte CSU-Chef Söder aus München bereits ständig quergeschossen, weil ihm Schwarz-Grün von Anfang an nicht passte. Habeck lehnt die Forderung von Merz ab. Der entlässt ihn daraufhin. Die SPD weigert sich, dem Scholz-Nachfolger aus der Patsche zu helfen. Es kommt zur erneuten Neuwahl. Weiterlesen

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Vom Sinn des Soldatseins – Erinnerungen an den Wehrdienst in der DDR (Teil 3/9)

Fast jeder Mann, der ungefähr vor 1970 geboren wurde und bis 1990 in der DDR lebte, musste dort den Grundwehrdienst in der NVA oder anderen kasernierten Einheiten ableisten. Der Autor, Jahrgang 1960, erinnert sich in neun Kapiteln an seine eigenen entsprechenden Erfahrungen.

Kapitel 3

Zehn Jahre zuvor, im November 1979, war die politische Situation im Land bleiern still und der Herbst ungewöhnlich sonnig. Passender wäre gewesen, hät­ten über dem Ausbil­dungs­platz triste, regenschwere Wolken gehangen; stattdessen kroch mor­gens ein stiller flacher Nebel über den Boden, und bald schon weitete sich über uns ver­dreck­ten, verschwitzten, verschüch­ter­ten »Anwärtern« ein strah­lend­blauer Himmel wie sonst nur im späten September. Viele der Mär­sche, Läufe, Schutz­übungen usw. wurden außer­dem im gelb­rot leuch­tenden, heiter anmutenden Misch­wald des für seine Schönheit sowieso berühmten west­lichen Potsdamer Umlands durch­ge­führt. Die Kaserne befand sich ja nur ein paar hundert Meter hin­term Park von Sanssouci. Weiterlesen

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10.000 km ostwärts – eine Reise durch das beginnende 1989 (10)

CHABAROWSK, 11. Februar 1989

Als erstes geht es hinunter in die Gepäckaufbewahrung, den Schlafsack loswerden. Was sollte ich in Japan damit ? Es ist ein wirres Durcheinander in dem Raum. Ein freundlicher Milizionär
schreibt mir dann den unumgänglichen Papierkram: Weiterlesen

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Anklicken würde auch reichen oder: Der ratlose Rezensent

Eine Geschichte, die sich um den schwedischen Musiker Christian Kjellvander dreht. Auch. Aber auch um etwas ganz anderes. „A Village Natural Light is an album about living, loving and dying. When I listen to these songs I think about how important it is to really live your life“. Ja, nun. Das schrieb „ein Freund“ auf der Homepage des schwedischen Musiker Christian Kjellvander über das genannte Album. Es sind zwei Sätze, bei denen man sich unvermittelt fragen sollte: Warum um Gottes willen versenkt der Autor dieser Zeilen unmittelbar nach Abfassung jene nicht mit vor Schamesröte glühendem Gesicht im Papierkorb?

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10.000 km ostwärts – eine Reise durch das beginnende 1989 (9)

MOSKAU – CHABAROVSK, 4. – 11. Februar 1989, dritter Teil: In Fernost

Wasja hat mich am nächsten Tag breit bekommen: Für 40 Rubel verkaufe ich Ihm mein Blitzlicht. Ein schlechter Preis, wie ich später feststelle. Ansonsten hat er kein Geld. Aber Moment, er nimmt ein Feuerzeug von mir und kommt wenig später mit 10 Rubeln wieder.

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