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Das schleichende Gift der Politischen Korrektheit

 „Politische Korrektheit ist die Übertragung des Waschzwangs auf die Sprache“ (Bonmot)

Der Allgemeine Studierendenausschuss der Alice-Salomon-Hochschule für Sozialarbeit in Berlin-Hellersdorf hat in einem Offenen Brief an das Rektorat die Entfernung des Gedichts „avenidas“ von Eugen Gomringer von der Fassade der Hochschule verlangt. Hier der Text des   Gedichts:

avenidas
avenidas y flores

flores
flores y mujeres

avenidas
avenidas y mujeres

avenidas y flores y mujeres y
un admirador

übersetzt:

alleen / alleen und blumen / blumen / blumen und frauen / alleen / alleen und frauen / alleen und blumen und frauen und / ein bewunderer

Die weiblichen Studierenden schreiben in ihrem Brief,  dass Gomringers Gedicht  „nicht viel anderes in den Fokus [stelle], als den omnipräsenten objektivierenden Blick auf Weiblichkeit; […] [dadurch] erinnert es unangenehm daran, dass wir uns als Frauen* nicht in die Öffentlichkeit begeben können, ohne für unser körperliches „Frau*-Sein“ bewundert zu werden. Eine Bewunderung, die häufig unangenehm ist, die zu Angst vor Übergriffen und das konkrete Erleben solcher führt.“

Das subjektive Gefühl einer diffusen Bedrohung soll ausreichen, das poetische Kunstwerk eines berühmten deutschsprachigen Dichters aus dem öffentlichen Raum zu verbannen. Die Universitätsverwaltung war willfährig. Auf ihrer Homepage kündigt sie bereits das neue, frauenfreundliche  Kunstprodukt an: „Nach Abstimmung des Akademischen Senats wird die Hochschule ein Gedicht der Poetikpreisträgerin Barbara Köhler ab Herbst 2018 auf der Fassade zeigen“. Von Köhlers Gedichten droht den Frauen in der Tat  keine Gefahr, wie die einschlägige Charakterisierung ihrer Lyrik erwarten lässt: „Ein zentrales Anliegen ihres Werkes ist es, weibliche Perspektiven – und ihr Verschwinden – in Denken und Grammatik sichtbar zu machen.“  Die „weibliche Perspektive“ soll die männliche des Eugen Gomringer ersetzen.

Der Schweizer Schriftsteller Eugen Gomringer ist einer der führenden Vertreter der poetischen Strömung der Konkreten Poesie der 1960er Jahre, als deren Hauptvertreter der Österreicher Ernst Jandl gilt (Jeder kennt sein berühmtestes Gedicht: „lichtung“). Vor sieben Jahren war die Hochschule dem Schweizer Dichter noch wohlgesonnen. 2011 vergab sie nämlich  an ihn den Alice-Salomon-Poetik-Preis. Aus diesem Anlass brachte die Hochschule sein Gedicht avenidas an einer Fassade an.

Wie man an diesem Beispiel sehen kann, bedroht die Politische Korrektheit nicht nur die Meinungs- und Informationsfreiheit, sondern auch die Freiheit der Kunst. Kleine Pressure Groups, die ein subjektives Empfinden mit Vehemenz in die Öffentlichkeit transportieren, schüchtern feige Institutionen so sehr ein, dass diese ohne jeglichen  Widerstand, ja, ohne eine öffentliche Diskussion dem Begehren der Aktivisten nachkommen. Die Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat die Entfernung des Gedichts von der Fassade der Universität zurecht  einen Akt der „Kulturbarbarei“ genannt: „Kunst und Kultur brauchen Freiheit, sie brauchen den Diskurs, das ist eine der wichtigsten Lehren aus der Geschichte“, sagte sie zu der ideologisch bedingten Fassadenreinigung .

Ich weiß nicht, ob sich die feministischen Streiterinnen an der Hochschule  bewusst sind, in welch unrühmliche Tradition sie sich mit ihrer Kunstreinigung stellen. Vor 80 Jahren galt  Kunst als „entartet“, wenn sie dem „gesunden Volksempfinden“ widersprach. Auch damals gab nicht das ästhetische Kunstverständnis den Ausschlag über die Akzeptanz eines Werkes, sondern ein ideologisches, also kunstfernes Urteil. Auch das Empfinden einer vagen männlichen Bedrohung durch ein Kunstwerk  ist kunstfern. Es ist  zudem rein subjektiv.

Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Fernsehen ist die Politische Korrektheit inzwischen zum heimlichen Lehrplan der Redakteure geworden, der die Informationspflicht und das Prinzip der Wahrhaftigkeit  in der Berichterstattung unterläuft. Dies kann man immer dann feststellen, wenn es darum geht, über kriminelles Handeln von Flüchtlingen zu berichten. Die unrühmliche Berichterstattung von ZDF und ARD über die Vorfälle während der Silvesternacht in Köln ist noch in unliebsamer Erinnerung. Diese Tendenz  setzt sich  weiter fort. Die ARD-Tagesschau war das einzige Medium in Deutschland, das nicht über die Ermordung des 15-jährigen Mädchens in Kandel/Neustadt durch einen afghanischen Asylbewerber berichtet hat. Die Stellungnahme des 2. Chefredakteurs von ARD-Aktuell Marcus Bornheim, die Tagesschau berichte grundsätzlich nicht über „Beziehungstaten“, ist an Ignoranz nicht zu überbieten.  Herrn Bornheim  ist  die politische Brisanz des Verbrechens  wohl verborgen geblieben. Oder er hat sie wissentlich ausgeblendet.  Unbegleitete Jugendliche aus muslimischen Ländern sind in den letzten Monaten in verschiedenen Großstädten (krassester Fall: Mannheim) durch aggressives Verhalten  und durch Straßenkriminalität aufgefallen. Außerdem wurde bekannt, dass sie systematisch ihr Alter verschleiern, um den Schutzstatus eines Jugendlichen zu genießen, der nicht abgeschoben werden kann. Wenn das nicht  gesellschaftlich „relevant“ ist, was ist es dann!

Schüler berichten mir im Politikunterricht, zu dem auch Medienkunde gehört, dass sie häufig gezwungen sind, die Berichterstattung in den öffentlich-rechtlichen Medien noch durch zusätzliche Recherchen zu ergänzen. Wenn z.B. ein regionaler Radiosender über die Vergewaltigung eines jungen Mädchens durch einen „24-jährigen Mann“ berichtet, muss der Hörer zuerst auf  rechtslastigen Internetseiten wie „Politically Incorrect“ recherchieren, um herauszufinden, dass es sich bei dem Täter um einen Asylbewerber aus dem Irak handelt. Wenn bestimmte Deliktarten von einer homogenen Tätergruppe begangen werden, ist es völlig berechtigt, die Tätergruppe zu benennen. Dies liegt eindeutig im öffentlichen Interesse. Dass sich  ARD und ZDF hierbei  sichtlich schwer tun, wird von vielen Hörern und Zuschauern als Versuch bewertet, unbequeme Nachrichten „in höherem Auftrag“ zu unterdrücken. Die Redakteure merken gar nicht, dass sie durch ihre Verschleierungstaktik der AfD-Propaganda Auftrieb geben, die von „Staatsfunk“ und „Regierungsfernsehen“ faselt.

Die „Tageschau“ hat nichts aus der Kritik an ihrer politisch motivierten Berichterstattung gelernt. Wie die „WELT“ berichtete, hat das Flaggschiff der ARD in einem Bericht über die Rede Donald Trumps auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos zu einem kreativen technischen Mittel gegriffen, um ihrer Intention Nachdruck zu verleihen. Techniker haben die Buh-Rufe aus dem Publikum, die aufkamen, als Trump die „Fake-News-Medien“ angriff, technisch so verstärkt, dass sie im Beitrag deutlicher zu hören waren als in Wirklichkeit.

Manchmal sind die Resultate der politischen Korrektheit unfreiwillig komisch. Inforadio im  Rundfunk Berlin-Brandenburg  berichtete  vor einiger Zeit  in den Nachrichten, die Polizei habe ausrücken müssen, um in Kreuzberg „zwei Großfamilien zu trennen“, die auf einem Kinderspielplatz miteinander in Streit geraten seien. Kennt der Radiohörer deutsche Großfamilien, die  sich öffentlich prügeln? Wenn man das Adjektiv „arabisch“ bewusst  weglässt, wird die Botschaft  verfälscht – sie wird zur Non-Nachricht.

Eine Folge der Politischen Korrektheit ist besonders ärgerlich: Gleiche Straftaten werden unterschiedlich bewertet, je nachdem, wer die Straftat begangen hat. Deutlich kann man dies am Beispiel des Antisemitismus zeigen. Wenn Rechtsradikale und Neonazis antisemitische Straftaten begehen, ist in den linksliberalen Medien die Empörung groß. Werden sie hingegen von Muslimen begangen, hält sich die Aufregung in Grenzen. Man sucht eher nach Erklärungen, warum sich Muslime zu solchen Taten haben hinreißen lassen.  Und die Toleranz gegenüber der Intoleranz ist groß.  In Berlin darf  Jahr für Jahr die Al-Quds-Demonstration stattfinden, bei der Muslime rufen: „Jude, Jude feiges Schwein, komm heraus und kämpf allein!“ oder: „Juden ins Gas!“. Bei der jüngsten Anti-Trump-Demonstration vor der amerikanischen Botschaft am Pariser Platz sagte eine Palästinenserin in die Fernsehkamera des rbb: „Adolf Hitler (…) hat das Richtige getan zu den Juden. Die Juden haben es nicht anders verdient (…). Die müssen alle vernichtet werden von Adolf Hitler.“ Vermutlich ist gegen diese Frau nicht einmal  ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden.  Den antisemitischen Muslimen in Berlin gewährt man gerne einen kulturellen Rabatt. Man zeigt Verständnis dafür, dass sie „wegen des  israelischen Besatzungsregimes“ im Westjordanland, das ein „Apartheitsregime“ (Sigmar Gabriel) sei, echauffiert seien.

Wie man die Wahrheit verbiegen  kann, zeigt die Inschrift  auf dem Mahnmal für die 12 Terroropfer vom Berliner Breitscheid-Platz:

„Zur Erinnerung an die Opfer des Terroranschlags. Für ein friedliches Miteinander aller Menschen.“

Aus Rücksicht auf die Islamverbände hat der Berliner Senat auf die Bezeichnung islamistischer Terror verzichtet.  Nach der jetzigen Lesart könnten auch  Christen oder Buddhisten das Attentat verübt haben. In den 1950er Jahren wurde  bei Gedenkfeiern für die Opfer der  NS-Verbrechen von den Rednern eine ähnliche verbale Verschleierungsmasche angewandt, als gesagt wurde, die Nationalsozialisten hätten ihre monströsen Verbrechen „im deutschen Namen“  begangen. Das klang, als wären die NS-Täter keine Deutschen gewesen. Sprache ist biegsam: Sie kann die Wahrheit enthüllen, sie  kann sie aber auch verschleiern.

In den USA, woher die Untugend der „PC“ zu uns kam, hat „political correctness“ große Teile der linksbürgerlichen Medien, vor allem aber den Diskurs an den Universitäten erobert. Es entbehrt nicht einer traurigen Ironie, dass in den USA 200 Jahre nach dem Erlass der  Bill of Rights die freie Rede in Gefahr geraten ist.  Obwohl das Bemühen um korrekte Sprache aus dem lobenswerten Bedürfnis entstanden ist, die Überreste von Rassismus, Sexismus und Hass zu beseitigen, ersetzt sie nur alte Vorurteile durch neue. Sie erklärt bestimmte Themen und Wörter zum Tabu. Was als Kreuzzug für Anstand begann, ist umgeschlagen in Hass und  Zensur.  Es zählt nicht mehr die Kraft der Gedanken, sondern  die Betroffenheit von Aktivisten, die sich anmaßen, für ganze soziale Gruppen zu sprechen.

Völlig absurd ist der „Trigger-Alarm“ in den Seminaren  US-amerikanischer  Hochschulen. Mit sogenannten „trigger warnings“ werden Studenten von ihren Dozenten vorsorglich darauf aufmerksam gemacht, dass ein Aufsatz, ein literarisches Werk,  ein Vortrag  das Publikum verunsichern und verstören könnte. Selbst Romane und Dramen der Weltliteratur können dem Warnsystem zum Opfer fallen, wenn  sie den sensiblen Studenten in ihrer emotionalen Betroffenheit nicht zugemutet werden können. Durch diese Selbstinfantilisierung bleibt die intellektuelle Neugier, die zum Lebenselixier eines wissenschaftlichen Studiums gehört,  auf der Strecke.

Die politisch motivierte Sprachreinigung zielt auch in die Vergangenheit. In Berlin wurde vor einiger Zeit der Name einer Kita vom Namensgeber  „Turnvater Jahn“ gesäubert. In Greifswald  wurde der Name der Universität vom Namenspatron Ernst Moritz Arndt „befreit“. Beide Male wurde über  die Personen wegen ihrer Gesinnung, die sie vor 150 Jahren an den Tag gelegt haben, der Stab gebrochen. Dabei legen die Moralwächter  ohne Skrupel  die Elle des politisch korrekten Verhaltens von heute an. Sie sind nicht in der Lage oder nicht willens, das aus heutiger Sicht  anstößige Verhalten historischer Persönlichkeiten aus dem historischen Kontext heraus zu verstehen. Von Karl Marx stammt der Satz: „Es ist gar zu bequem, auf Kosten des Mittelalters ´liberal`zu sein.“ Die Vertreter der politischen Korrektheit verfahren nach dem gleichen Prinzip. Für sie ist es bequem, mit heutigen moralischen Maßstäben Menschen aus dem 19. Jahrhundert zu verurteilen.

Solche Säuberungen ersticken den wissenschaftlichen Diskurs, weil sie unter dem Deckmantel der politischen Korrektheit „die Meinung an die Moral binden“, wie der Medienwissenschaftler Norbert Bolz schreibt. Er warnt vor dieser Pervertierung der Meinungsfreiheit, weil sie  die Gesellschaft zum Opfer eines politisch motivierten „Tugendterrors“  mache. Offene Diskussion werde durch Zensur, Einschüchterung und Indoktrination  ersetzt. An der Universität gerieren sich die Aktivisten mitunter totalitär: Wer widerspricht, wird nicht widerlegt, sondern zum Schweigen gebracht. Abweichende Meinungen  werden nicht über Diskussionen geklärt, sondern über Ausschluss „erledigt“. Dann  dürfen auch schon mal Universitätsinstitute verwüstet werden, wie das an der HU in Berlin geschehen ist. Betrüblich ist, dass sich auch ehemalige 68er-Streiter  zum Fürsprecher dieser Art von Gesinnungsfuror machen, obwohl sie  einst  in ihrer rebellischen Jugend die Fahne der freien Rede hochgehalten haben. Früher hat man „Enteignet Springer“ skandiert, heute leistet man einem geistigen Klima  Vorschub, das die Wahrheit an eine selbstgerechte Moral koppelt.

Ich halte die Politische Korrektheit  für eine größere Gefahr für unsere demokratische  Gesellschaft  als die Hass-Tiraden in den sozialen Netzwerken. Das  „Netzwerkdurchsetzungsgesetz“ von Heiko Maas  wäre nicht notwendig gewesen, wie die erfolgreichen Strafanzeigen der Grünen-Politikerinnen Claudia Roth und Renate Künast zeigen. Beide Politikerinnen ließen die Verleumder ermitteln. Diese konnten auch nach dem bisher gültigen Strafrecht zu empfindlichen Geldstrafen verurteilt werden.  Der Hass bei Facebook und Twitter greift, weil er sich in den Echo-Kammern des Netzes abspielt, nicht so tief in das Wesen unserer freien Gesellschaft ein, wie das politisch bedingte Sprachregelungen in den Massenmedien  tun, die die Wahrheit verschleiern. Die Freiheit der Rede, der Meinungsäußerung in Schrift und Bild und die Freiheit der Kunst genießen höchsten Verfassungsrang. Wer sich an ihnen vergreift, beschädigt die Demokratie.

Es ist an der Zeit, dass sich die Zivilgesellschaft  gegen die Zumutungen der Tugendwächter zur Wehr setzt und dass sie das Recht auf freie Meinungsäußerung, Berichterstattung und Kunstausübung offensiv verteidigt. Professoren und Studenten, denen der freie Geist in der Wissenschaft  am Herzen liegt, sollten die aggressiven Feinde des demokratischen Diskurses in die Schranken weisen.

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87 Gedanken zu “Das schleichende Gift der Politischen Korrektheit;”

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    … und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu Gabriel: ‚Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen!‘, und er lächelte und war froh, und es kam schlimmer…!

    … jau, … Gabriel, mit ‚Hilfe‘ seiner Tochter, über Chulz: ‚Du musst nicht traurig sein, Papa, jetzt hast du doch mehr Zeit mit uns. Das ist doch besser als mit dem Mann mit den Haaren im Gesicht.‘links, ist links, … ist link. … muhahaha!

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    Wenn man weiterdichten soll, kann ja bis Fastnacht folgender Text an die Hauswand gepinnt werden:

    Man konnt‘ die Zeilen sehr gut sehen,
    Standen sie an einer Wand;
    Blumen Frauen und Alleen:
    Darob ist ein Streit entbrannt.

    Irgendwann nach einer Weile
    Wurd‘ um Änderung gebeten,
    Fühlten sich von letzter Zeilen
    Frau’n doch aufs Gewand getreten.

    Drauf beschloß der Uni Leitung:
    Wollen eh wir renovieren,
    Setzen wir gleich in die Zeitung,
    Neu die Wand zu dekorieren.

    Und nun tobt’s in den Gazetten. –
    „Die Kultur ist in Gefahr!“ –
    „Das Gedicht, man muß es retten
    Vor der Feministenschar!“

    Int’ressant: Die gleichen Blätter,
    welche uns jetzt lassen wissen,
    Daß der Kunst sie edler Retter,
    Hätten Beuys gern weggeschmissen.

    Skulpturen, Brunnen sollten weichen,
    Denn das Stadtbild werd‘ verhunzt,
    Und bei Beuys ein Fragezeichen,
    Ob dies falle unter Kunst.

    Und der Streit macht gern vergessen:
    Auch für Deutschland gilt #metoo.
    Stand’s noch gestern in der Presse,
    Herrscht dank des Gedichtstreits Ruh.

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      Mich freut es, dass einige Kommentatoren – angeregt durch Gomringers Konkrete Poesie – die schlummernden Potentiale poetischer Kreativität bei sich entdeckt haben. Ich selbst habe auch „nachgelegt“ und auf meinem pädagogischen Blog „Gute Schule“ dargelegt, wie sich die feministischen Anfeindungen in der Welt der Pädagogik auswirken. Hier ist der Beitrag zu lesen:
      https://guteschuleblog.wordpress.com/2018/02/07/vom-betroffenheitskult-zum-bildersturm/

      1. avatar

        Ja, ein Nachschlag scheint wohl erforderlich, um das Ganze richtig einzusortieren. Jedenfalls, wenn ich eine mir gemailte recht deutliche Meldung ernst nehme:

        „.. habt ihr nichts besseres zu tun.. als verbale eitelkeiten um die ohren [zu] hauen .. geht lieber raus, fegt den Hof ..verstörte Interpretationen muss kein NORMALER INTELLIGENTER zeitgenosse kommentieren!!!! ..am besten gefällt mir posener mit seinem knackigen statement WEITERDICHTEN! ..jetzt habe ich aber genug zeit mit diesem „nichtthema“ verplempert.. „

        Möglicherweise repräsentativ.

        Sicher gibt es Wichtigeres, als ein merkwürdiges Gedicht an einer Häuserfassade an einer eher unbedeutenden Hochschule und Befindlichkeiten einiger weniger Studentinnen dort. Und es ist sicher auch so, daß die Entscheidung der ‚Überpinselung‘, vermutlich nachträglich mit einem generellen Renovierungsbedarf relativiert, erstmal Sache der Hochschulleitung ist. Ebenso, wie die Entscheidung, die Studenten da mitentscheiden zu lassen – ich sage sogar, in welcher Form auch immer, sei es ‚demokratisch‘ oder als Akt politischer Willfährigkeit gegenüber bestimmten pressure groups.
        Nur, dieses ‚Wichtigere‘ hängt ja in nicht unerheblichem Maße in der Zukunft davon ab, welche Prioritäten ‚unser‘ akademischer Nachwuchs so setzt – ob er bei verantwortlichen Entscheidungen eigenen Befindlichkeiten folgt (und an den Ausbildungsstätten darin noch bestärkt wird), oder aber in möglichen späteren Führungspositionen von sich selber abstrahierend, rational, abwägend und vor allem unabhängig und Verantwortung für andere übernehmend im Rahmen des erarbeiteten Machtbereiches entscheidet. Und das Vertrauen in Institutionen hängt letztlich eben nicht davon ab, ob sie sich zu einer (stets zeitgeistabhängigen) Erkenntnis ‚richtig‘ (konform) verhält, sondern ob sie sich von einer höher angesiedelten ’nachhaltigen‘ (beständigeren) Erkenntnis bestimmen lässt.
        Was ist nun diese beständigere Erkenntnis? Genau das wäre Aufgabe von Universitäten, so etwas herauszufinden oder fort zu entwickeln (dicke Bretter bohren, nicht wahr, lieber Mailschreiber?). Wenn nicht da, wo sonst? Wenn 2011 ein Gedicht, oder von mir aus ein „Gedicht“, bzw. sein Autor von der Uni mit einem Preis geehrt wird und 2017 jene Erkenntnis, die so eine Preisverleihung doch vermitteln soll, schon nichts mehr wert ist, was ist diese Uni dann im Stande Wesentliches zu lehren und warum sollte ich meine Kinder dort studieren lassen? Eine Uni-Leitung, die Künstler ehrt und wenige Jahre später die Kunstwerke verwirft, muss sich fragen lassen, ob sie überhaupt weiß, was sie tut. Wenn sie die Aufforderung des Dichters – wenn dieser es denn so gemeint hat – weiterzudichten oder zu verändern, ernstnimmt, könnte sie dazu auffordern. Nun wird das Gedicht aber entfernt bzw. ersetzt.

        Zum Thema ‚#meetoo‘:
        Es ist doch (hoffentlich) unstrittig, daß Opfer von Vergewaltigungen bzw. sexuellen Übergriffen (bei denen es im Übrigen oft genug gar nicht um sexuelles Verlangen, sondern um Ausleben reinen Machtwillens geht) gehört und nach Kräften unterstützt werden müssen. Mich stört hier eher Trittbrettfahrerei der Ideologinnen, vergleichbar mit der Trittbrettfahrerei derer, die nach jedem Verbrechen schärfere Strafen fordern oder ‚Flüchtlinge raus‘ brüllen‘. Aber einvernehmlicher Sex ist nun mal einvernehlicher Sex. Aus welchen Gründen er auch immer begehrt oder zugelassen wird. Punkt.

        Noch zum Thema ‚Wichtigkeit‘ bzw. Relevanz: Ich kann zu wichtigeren Themen, sagen wir z.B. weitere Unterstützung der Peschmerga, Umgang mit Kim Jong-Un, Erdogan usw. Stellung nehmen, muss mich da aber auf Experten verlassen, die vielleicht genaueres wissen. Ich muss mich auf diese verkassen und verlassen können und habe kaum Möglichkeiten, zu prüfen, ob mir die wesentlichen Informationen überhaupt zugänglich sind. Wenn ich aber etwas sehe, was inkonsistent ist, erlaube ich mir, die Zeit zu nehmen, da auch nachzuhaken. Egal ob andere das ‚wichtig‘ oder ‚unwichtig‘ oder mich lächerlich finden. Ich halte es mit Mick Jagger:

        Well you gotta get a grip
        Beat it with a stick

        Und jetzt fege ich den Hof.

  3. avatar

    @Opa, hier oben, der Übersicht wegen

    … Sie wissen schon, dass ich die FR meinte … aaaber, haben Sie die Kommentare, z.B. The Hill, gelesen?

    ‚The face of Germany has already changed. According to testimony that has reached my ears from ex-pat Germans living in my community, things in that country are worse, far worse, than American media will admit.

    For example, firearm ownership is illegal in Germany. Despite the law many Germans travel abroad to obtain guns and ammunition to defend their homes lives and property. Police will NOT answer calls by homeowners who report burglary. Citizens are expected to give anything a Muslim burglar demands. Objection and self-defense are illegal. An acquaintance told me that he knew a man who shot a Muslim burglar. The homeowner was subsequently arrested and jailed for defending himself.

    Dispassionate journalism REQUIRES publication of the evils of Islam as well as sympathy for innocents. Suppression of the truth will get a lot of people killed. The reader doesn’t have to be a rocket scientist to figure that one out.

    Media and government liars misrepresent current events and are far too eager to tell us all what to think. Fear can be a healthy thing especially where Islam is concerned. I’ve read the Qur’an. It definitely states a believer should ambush the unwary infidel.

    I challenge any journalist to write that Muslims hate the words of their own holy book. If the religion is really peaceful, it seems to me they’d have to hate what is written there.

    and that’s me, hollering from the choir loft …‘

    Ihre Def. für ‚rechtsradikal‘ ist – letztendlich – Populismus. Mein ich.

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      hans, erstens habe ich nicht die Zeit, alle Kommentare zu lesen, schon gar nicht bei Foren, in denen ich nicht mitzudiskutieren pflege. Und zweitens sind Kommentare kein redaktioneller Inhalt – und entsprechend ungeprüft hinsichtlich ihres Wahrheitsgehalts.

      1. avatar

        @Opa

        … na ja, Opa, möge Gott Ihnen vergeben, mein Hamster ist da ohne Gnade. Wenn Sie für die Demokratie keine Zeit haben, dann hinken Sie ihr halt hinterher. Das ist mir klar. Die Hoffnung stirb zuletzt, vielleicht geht es Ihnen ja wie dem unglückseeligen, HELL-deutschen Lutheraner, dem nicht zum ersten Mal sein Irrglaube auf die eigenen Füße fällt … 😉

      2. avatar

        Ach kommen Sie, hans, überinterpretieren Sie meine Äußerung doch bitte nicht, ich hätte keine Zeit für Demokratie! Ich diskutiere lediglich nicht bei jedem Thema mit, und ich lese auch nicht jeden Furz und Feuerstein in den Foren. Ich nehme an, das tun Sie auch nicht, denn dazu sind Sie selbst zu endlich.

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    Lieber KJN,
    Sie sollten dabei jedoch die Verhältnismäßigkeit nicht aus dem Auge verlieren. „Deutsche Umwelthilfe“, „Antonio-Amadeo-Stiftung“ demokratiegefährdend? Da fallen mir auf Anhieb andere, bessere Kandidaten ein. VEB Volkswagen zum Beispiel, ein Laden, der hierzulande offensichtlich Narrenfreiheit genießt. Banken und Versicherungen, deren Geschäftsmodell ohne Staatsknete in sich zusammen fallen würde. Nicht zu reden von der zugehörigen Lobbyindustrie. Da wird ein Gedicht überpinselt. Darüber kann und soll man streiten, dabei aber die Kirche im Dorf lassen.

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      Sicher, lieber Stefan Trute, VEB VW. Ein Hinweis o.t., ich hörte es gestern irgendwo: Die sog. ‚Deutsche Umwelthilfe‘, ein paar Damen und Herren die eigentlich von gar nichts Ahnung haben, was auch nur ansatzweise mit Umweltchemie, Toxikologie, Automobilbau zu tun hat, die einfach nur am lautesten schreien, sind jetzt im Gespräch, bei zukünftigen Entwicklungen ‚mit ins Boot genommen zu werden‘. Darum geht es also: Eine durch gar nichts legitimierte NGO will Fahrzeuge zulassen. VW hat wenigstens noch ein paar gute Ingenieure, auch als VEB, aber ein Fahrzeug, bei dem dieser Abmahnverein mitgestaltet, werde ich noch nicht mal fahren, wenn ich es geschenkt bekomme. Aus Gründen der technischen Sicherheit. Naja – und die Toleranz der Apologeten der ‚political correctnes‘ und Gutmenschen („….der/das gehört nicht in dieses Land…. alles alte weiße Männer oder alte Leute“) schlägt eben allzu schnell um in eliminatorische Intoleranz, wenn erstmal aufgrund ‚falscher‘ Wortwahl der Schaum vor dem Mund steht, wie man hier dokumentiert sieht. Die Kirche ist da offensichtlich schon länger nicht mehr im Dorf.

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    Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob alle diese Beispiele das gleiche Phänomen sind. Nicht jede dumme oder feige Entscheidung ist PC, nicht jedes PC ist dumm und feige. Man kann natürlich alles unter ein großes Narrativ packen und es zu US-Universitäten oder Grünen zurückführen.
    Besonders die Frage des Antisemitismus stößt mir etwas auf. Der vollkommen nutzlose Verfassungsschutz hat rechtsradikale Umtriebe ignoriert, er ignoriert islamischen Antisemitismus und er ignoriert Aktivitäten fremder Staaten auf deutschem Boden. Es stinkt an vielen Stellen, sei es wegen Inkompetenz oder Unterfinanzierung. Einen Bogen zu spannen von Islamistendemos über Gedichte an Wänden und die Verantwortung immer irgendwo vorhandenen Wirrköpfen in die Schuhe zu schieben, erscheint mir bequem, fast schon verschwörungstheoretisch.
    Die PC ist dann am stärksten, wenn sie auf feige, weinerliche Konservative trifft. Warum regen WIR uns über ein Gedicht auf, das von niemandem an der Uni verteidigt wurde? Naja, weil es, wie jedes Gedicht an der Wand, eigentlich ziemlich egal ist. Dafür macht sich kein Konservativer zusätzliches Palaver. Vielleicht ist das dass Geheimnis des PC.

    ARD und ZDF sind mit den Veränderungen und dem unerfüllbarem staatlichem Auftrag, den sie in einer immer weiter ausdifferenzierten Gesellschaft erfüllen sollen, schlicht überfordert. Objektive Berichterstattung? Bildungsauftrag? Bei solchen Aufgaben ist erfolgreiches Scheitern schon vorprogrammiert. Das sind Aufgaben aus den 50ern. Und da hilft auch nicht mehr Bimbes. Nichts was der ÖR macht, wird verhindern, dass er politisches Ziel jeder politischen Richtung bleibt und dank dem Berg Geld, um den geht, macht das auch für jede politische Richtung Sinn. Was macht eigentlich KenFM?

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      Dazu fällt mir ein Ausspruch eines der größten zeitgenössischen Denker deutscher Sprache ein, Jürgen von der Lippe: Der eigene Furtz ist immer OK.

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    @KJN 31.1. 15:48 – Aus Platzgründen hier.
    Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Kommentar ernst gemeint ist. Wenn ja, dann bin ich froh, daß Sie nicht Bildungsminister sind. Die Äußerung, die Studenten seien Bittsteller für Wissen, paßt nämlich eher in einen Obrigkeitsstaat oder eine Autokratie, nicht aber in einen freiheitlichen demokratischen Rechtsstaat.
    Es ist nicht so, daß ein Student zum Bittsteller wird, wenn er sich einschreibt, sondern daß er damit Pflichten anerkennt, aber auch Rechte erwirbt. Bildung ist hierzulande keine Gnade, die jemandem zuteil wird und vom Gutdünken des Landesherrn abhängt, sondern ein Grundrecht.
    Auch sind die Universitäten keine reinen Wissensvermittlungsanstalten (der Ummodelung nach dem unseligen Bologna-Prozeß zum Trotz), sondern es gilt die weitgefaßte Freiheit von Forschung und Lehre. Und diese bedingt, daß sich die Hochschulen in großem Maße selbst verwalten und nicht per Dekret regiert werden. Und Teil der Selbstverwaltung ist, daß allen Beteiligten – nicht nur den Angestellten – auch eine angemessene Interessenvertretung zusteht. Interessenvertretung der Studenten ist für jedes Fach ein Fachschaftsrat und fächerübergreifend eben der AStA. Der Fachschaftsrat wird angehört (auch wenn er kein Vetorecht hat), wenn es um Stellenbesetzungen oder um Prüfungsordnungen geht; der AStA kümmert sich hingegen um allgemeine Belange wie BAföG, Unterstützung bei der Wohnungssuche, bei der Frage, wie Studium und Elternschaft unter einen Hut zu bringen sind, welche Formulare bei welcher Behörde ausgefüllt werden müssen (gerade für ausländischer Studenten wichtig zu wissen), Semestertickets, etc. Den Mitgliedern des AStA – allen Aktionen zum Trotz, die bei unsereinem, der die Universität schon lange hinter sich hat, Kopfschütteln hervorrufen – sinngemäß zu sagen, sie sollten zum Donnerwetter nochmal sehen, daß sie mit dem Studium fertigwerden, zeugt zumindest in meinen Augen davon, daß die Rolle einer legitimen Interessenvertretung nicht erkannt oder abgelehnt wird. Es ist eine Einstellung, die ich Ihnen gönne (gerade wenn Sie Unternehmer sind), aber irgendwie paßt sie genausowenig in dieses Land und diese Zeit wie einem hauptamtlichen Betriebsrat zu sagen, er solle gefälligst arbeiten.
    P.S.: Der besseren Lesbarkeit halber nutze ich generisches Maskulinum.

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      Lieber Opa Krempel, so viele Worte/Texte/Verordnungen für eine einfache Sache, was erneut, (wie viele Erwiderungen des von mir weiterhin sehr geschätzten Roland Ziegler) dem halbwegs Kundigen tiefe Einblicke in die große Misere dieses überbürokratisierten Landes gestattet: Absolute Orientierungslosigkeit. Was ich – zugegebenermaßen in etwas uncharmanter Form und ein wenig provokativer Absicht – hier formuliert habe, ist nicht mehr als die mit gesundem Menschenverstand formulierte Tatsache, daß Studenten i.d.R. eine Uni aufsuchen, die hohen Mieten in einer Uni-Stadt bezahlen, bzw. finanziert bekommen, weil sie dort etwas erwerben wollen (oder wollen sollten), was sie zu hause an der Spielekonsole oder bei Facebook nicht bekommen, nämlich das Wissen für eine Berufsausübung oder sonstige persönlich Fortentwicklung. Sie erbitten dort also etwas und das ist weder ehrenrührig, noch obrigkeitsstaatlich, sondern lobenswert. Warum heutzutage solche Zusammenhänge sprachlich kaschiert werden müssen, erschließt sich mir nicht. Daß ich mit gesundem Menschenverstand hierzulande nicht Bildungsminister werden kann, ist mir schon länger klar und daß Sie mir als ‚Unternehmer‘ (meine diesbezügliche steuerrechtliche Einordnung liegt allerdings nun schon ein paar jahre zurück) eine minderwertigere Meinung zugestehen, dafür bin ich Ihnen natürlich dankbar.
      Bestens, Ihr KJN

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        „Lieber Opa Krempel, so viele Worte/Texte/Verordnungen für eine einfache Sache, was erneut, (wie viele Erwiderungen des von mir weiterhin sehr geschätzten Roland Ziegler) dem halbwegs Kundigen tiefe Einblicke in die große Misere dieses überbürokratisierten Landes gestattet: Absolute Orientierungslosigkeit.“

        Da stimme ich Ihnen absolut zu. Das System ist so komplex, dass das Model des Abgeordneten, der weiß, was der Kram bedeutet, über den er abstimmt, wie ein Seufzen vergangener Epochen erscheint. Geschweige den Beamte, die es umsetzen müssen. Noch weniger Kleinunternehmer. Die Gewinner sind die, die sich Sachverstand leisten können und deswegen @Trute kann der VEB Volkswagen auch tun, was er tut.
        Das Ergebnis ist das Absichern. 50% der Unternehmenskommunikation wird geführt, um Verantwortlichkeiten abzugrenzen. Was Datenschutz angeht, bewegen sich die meisten Kleinen mit ihrer Kundenkartei am Rande der Legalität. Und ganz am Ende dieser Geschichte stehen überforderte Dorfbeamte und Institutionsverwaltungen, die einfach auf Nummer sicher gehen wollen. Also wird überpinselt und diesmal zugunsten des Asta. Ob die Kausalkette wirklich ein Sieg des PC ist, wage ich zu bezweifeln.

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        Wenn das also so lobenswert ist, wie Sie sagen, KJN, dann könnte man ihnen doch großzügiger- und toleranterweise spendieren, dabei mitreden zu dürfen, was da draußen an der Fassade für ein Gedicht hängen soll?

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      ..naja – und ehrlich gesagt Opa Krempel, wer oder was in dieses Land gehört, bestimmen auch nicht Sie.
      Für mich war diese Diskussion recht aufschlussreich.

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        @KJN: Ich habe nicht geschrieben, daß Ihre Einstellung nicht hierher gehören, sondern, daß sie nicht in dieses Land und diese Zeit paßt. Der Unterschied besteht zwar nur in einem Wort, hat aber Konsequenzen: Wenn Sie eine Jacke tragen, die Ihnen nicht gehört, müssen Sie damit rechnen, daß der Eigentümer Sie anzeigt oder anderweitig Ärger macht. Wenn Sie eine Jacke tragen, die Ihnen nicht paßt, wird es schlimmstenfalls peinlich für Sie.

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        ..ein pedantischer Nachbar am Gartenzaun. Allerdings erschließt sich mir der Zusammenhang zwischen dem Gedicht und dem Lehrinhalt dieser Schule auch nicht. Aber das ist Sache der Hochschulleitung. Die Zielrichtung der Ausbildung aber ist auch Sache der Öffentlichen Hand. Und der kann nicht daran gelegen sein, nicht beschäftgungsfähige Absolventen zu produzieren.

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        Ich fürchte, KJN, Sozialarbeiter werden schon noch was zu tun bekommen in der Zukunft. Wenn Sie lediglich die Empfindlichkeit der Studentinnen stört, ist das Ihre Sache und dagegen nichts zu sagen. Es gibt eben Empfindlichere und Unempfindlichere. Nur sollten die Empfindlicheren nicht immer nach der Pfeife der Unempfindlichen tanzen und still bleiben, so wie es früher immer war (in den guten alten Zeiten.

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      @Roland Ziegler
      Warum? Was bringt es für ihre Ausbildung? Für jedes Anfangssemester ein neues Gedicht? Was kriegt der Lehrling im Handwerksbetrieb, der Call-center-Sklave? Der nach einem irrelevanten Studium Arbeitslose?
      @Opa Krempel
      Nein noch nicht mal Polemik – einfach die klare Darstellung der Abhängigkeiten und Notwendigkeiten.

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        Warum? Eigentlich sollten Sie sich diese Frage, evt. durch langes u. intensives Nachdenken, auch selber beantworten können. Es ist gar nicht so kompliziert. Weil die Asta-Studentinnen sich das gewünscht haben, sie sogar etwas Lobenswertes getan haben, indem sie sich eingeschrieben haben und Sie großzügig und tolerant sein wollen. Es tut auch keinem weh und kostet fast nichts, zumal die Fassade sowieso renoviert wird. Oder wollen Sie nur großzügig und tolerant sein, wenn sich das irgendwie lohnt, rechnet und auszahlt? Sind Sie sicher, dass das dann wirklich großzügig und tolerant ist?

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        …oder könnte es sein, dass Sie Ihre Forderung nach Toleranz und Großzügigkeit etwas voreilig aufgestellt haben? Sollen wir die streichen? Dann reite ich auch nicht weiter drauf rum. Wenn wir also kleinkariert bleiben wollen, mögen Sie und Herr Werner recht haben. Trotzdem handelt es sich um einen Fehler eher mittlerer bis geringfügiger Bedeutung, wenn jene Hochschule den Fehler macht zu beschließen, dass das Gedicht auf der Fassade nach Jahren nun gegen ein anderes ausgetauscht werden soll und damit dem Antrag einiger Asta-Studentinnen folgt, die sich gestört fühlen, weil sie dort täglich draufgucken müssen. Total unverständlich? Egal, muss ja auch nicht.

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        Allmählich wird es auch mal Zeit zu der umgekehrten Frage: Warum muss unbedingt dieses Gedicht bis in alle Ewigkeit an der Hauswand dieser Hochschule stehen bleiben? Gibt es irgendeinen Zusammenhang zur Sozialarbeit, die dort gelehrt wird, der mir bislang verborgen geblieben ist? Ist es also das ideale Gedicht, dazu geschrieben, um an dieser Hauswand zu stehen?

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        Ähm, sagen Sie mal, wer ist jetzt hier kleinkariert? Ich, oder diese Generation Schneeflocke, die in ihrer Empfindlichkeit nichts anderes kann, als andere mit ihrem Quatsch zu drangsalieren um dann später die Hand aufzuhalten für Sozialhilfe und Therapeuten. Und Sie wollen auch nur kleinlich Recht haben, wie ein Nachbar am Gartenzaun.

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    Um nochmal zum eigentlichen Punkt zurückzukehren: Es geht doch um die Frage, welches Gedicht die Außenwand der Uni, die u.a. auch vom Asta vertreten wird, zieren soll. Und nun nimmt der Asta bzw. ein weiblicher Teil des Asta dazu Stellung, wenn ich das richtig verstehe. SDagegen ist doch grundsätlzich überhuapt nichts zu sagen. Wieso sollte der Asta kein Mitspracherecht haben, wnen es um die Gestaltung der Außenfassade geht? Sie muss sowieso renoviert werden, und dann stellt sich die Frage, was mit dem Gedicht werden soll. Hierzu nehmen die Studentinnen Stellung. Und ihre Begründung ist nicht total abwegig oder kunstverachtend. Man muss sie nicht teilen, aber „wir“, die wir hier sozusagen von außen urteilen, sollten den Astaleuten nicht vorschreiben, was sie an der Wand „ihrer“ Uni präsentieren. Jedenfalls sollten die Kritiker, die hier sowas wie Bücherverbrennung erkennen wollen, mal ihre Reflexe aus- und ihr Hirn anschalten.

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    aleen / alleen und wiesen / kinder /
    kinder und spiele / alleen / alleen, wiesen und zäune /
    ein verkümmerter

    alleen / alleen und gärten / menschen /
    menschen und leben / alleen / alleen, menschen und verminte gärten /
    sterben

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    never say never again, niemand hat die Absicht eine Zensurinfrastruktur zu errichten.

    @Hr. Werner

    … lassen Sie sich durch anwesende Sozialisten nicht entmutigen. Die National-SOZIALISTEN verbrannten etwa 120 Autoren, nicht nur symbolisch, auf den Scheiterhaufen.

    In der ‚BRD‘, werden laut Wiki, etwa 15’000 Titel indiziert, einschl. jugendgefährdender Schriften, wogegen nix zu schreiben ist. Ich führe aaaber Bertold Brecht als Beispiel an, der in der deutschen Historie 2x von den Sozialisten auf den Scheiterhaufen geworfen wurde. Von den National-Sozialisten und von der ‘BRD’.

    ‚General, der Mensch ist sehr brauchbar.
    Er kann fliegen und er kann töten.
    Aber er hat einen Fehler:
    Er kann denken.‘

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      Nun gut, hans, wenn Sie schon die Zahl von 15000 Schriften nennen, dröseln Sie doch einmal auf, unter welche Kategorie welche fallen:
      – jugendgefährdend – keine Zensur, da für Erwachsene i.d.R. zugänglich (ausgenommen Kinderpornographie, da dies eher unter die Verherrlichung von Straftaten fällt).
      – Aufruf zu Straftaten – strafbar nach § 111 StGB. Verherrlichung einer Gewaltherrschaft kann durchaus darunter fallen, ebenso die Verherrlichung von Straftaten als indirekter Aufruf.
      – Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener – strafbar nach § 189 StgB. Darunter kann auch die Leugnung von Shoah und Porajmos fallen oder die Verharmlosung des Gulag-Systems.
      – Beleidigung, üble Nachrede, Verleumdung – §§ 185 – 188 StGB. Klaus Manns „Mephisto“ fiel in diese Kategorie und zog einen längeren Zivilprozeß nach sich.
      – Verstöße gegen das Urheberrecht.
      Und dann gucken Sie mal, wie viele noch übrig bleiben.

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        Opa: ‚Nun gut, hans, wenn Sie schon die Zahl von 15000 Schriften nennen, dröseln Sie doch einmal auf, …

        … diese Aufgabe ist selbst Wiki zu viel, Opa.

        Wenn Mitarbeiter von Social-Media-Unternehmen als private Gedankenpolizei des Staates eingesetzt werden und die Macht erhalten, den gegenwärtigen politischen und kulturellen Diskurs durch die Entscheidung darüber, wer reden darf und was er sagen darf und wer gesperrt wird, mitzugestalten, wird die freie Meinungsäußerung zu einem Märchen.

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        Naja, hans, daß Sie mit dem Gatestone-Institut ausgerechnet einen rechtsradikalen Denkpanzer als Kronzeugen ins Feld führen, sagt schon genug. „Gatestone“ wäre auf Deutsch ein Tor-Stein, und das klingt wahrscheinlich nicht unbeabsichtigt nach Thor Steinar. Aber das führt vom eigentlichen Thema weg.
        Man muß das Gesetz aus dem Hause Maas nicht mögen – ich halte es auch für handwerklich mehr als dürftig und dank etlicher Gummiparagraphen für eine latente DoS-Attacke gegen die Zivilgerichte.
        Aaaaber: Eine Zensur im Sinne der Vor-Zensur ist es trotzdem nicht. Das wäre dann der Fall, wenn man Gesichtsbuch, Zwitscher, DuRöhre etc. zu Pressehäusern erklärt und ihnen die Pflichten eines solchen Pressehauses aufs Auge gedrückt hätte; dann hätten sie nämlich eine Redaktion benötigt, die Beiträge der Nutzer sichtet, bevor sie veröffentlicht werden. So müssen auf Antrag Beiträge entfernt werden, die bereits veröffentlicht sind. – Kleiner, aber feiner Unterschied. Damit sind wir nämlich bei der Nach-Zensur, die wir im ganz normalen Offline-Alltag schon immer haben, von zivilrechtlichen Verleumdungs- und Beleidigungsklagen bis zu staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wegen Anstiftung zu Straftaten.
        Was allerdings zu den handwerklichen Fehlern des NetzDG gehört, ist die empfindliche Strafandrohung gegen die Netzwerke, die dazu führt, daß Beiträge prophylaktisch gelöscht werden, auch wenn sie sich im erlaubten Rahmen befinden, und daß für eine sorgsame Prüfung nicht genügend Zeit bleibt. Gut gemeint ist eben selten gut gemacht.

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        @Opa

        … nun Opa, wenn das Gatestone Institute rechtsradikal ist, wie Sie es schreiben, dann ist mein Hamster der Tiger von Eschnapur. Wäre ja toll, wenn Sie hier mal ‚rechtsradikal‘ definieren. Sonst schreiben wir immer aneinander vorbei.

        Präsidentin des Instituts ist Nina Rosenwald, die bei den US Demokraten engagiert ist. Chairman des Instituts ist der ehemalige US Botschafter bei den Vereinigten Nationen John Bolton, der den US Republikanern zugehört.

        Ich verzichte aufs verlinken, aber auf wirklich ‚rechtsradikalen Seiten‘ gelten vorgenannte als Mitglieder der ‚geheimen jüdischen Weltregierung‘ CfR (Council on Foreign Relations). Mit Nina Rosenwald, zum Beispiel, als Ex-Vorstandsmitglied der AIPAC.

        … meno Opa, Sie sind vielleicht ein Verschwörungstheoretiker. Soziaaaldemokrat, mhmm?

        Aber bitte, wenn Ihnen die linke Postille mehr zusagt: ‚Widerstand vor allem von außerhalb des Parlaments.‘ Bundestag winkt Zensurgesetz durch

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        Okay, hans, zum Gatestone „Institute“ gibt es auch andere Artikel als die Selbstdarstellung (ich würde dort auch keine andere Aussage als „Wir sind die Guten“ vermuten).
        Als Beispiele:
        http://www.fr.de/politik/recht.....n-a-360007
        https://www.opendemocracy.net/ourkingdom/david-miller-tom-mills/misinformed-expert-or-misinformation-network
        http://thehill.com/blogs/congr.....c-politics
        https://theintercept.com/2017/09/22/german-election-afd-gatestone-institute/

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        @Opa

        … merken Sie nix? Ausgerechnet die DuMont Mediengruppe, deren Verlagsinhaber als NSDAP-Mitglied schon vor ’33 und bis ’45 als Propagandist der Sozialisten hetzte, als Kronzeuge? Echt Opa, mit ‚Sieg Heil‘ und den islamischen Glaubensbrüdern vor ’45 und mit ‚Sieg Heil‘ und den islamischen Glaubensbrüdern nach ’45, liegen die Sozialisten immer richtig. Es kommt halt nur auf die Sichtweise an. Selbst die Opfer sind immer dieselben. Wa‘?

        Definieren Sie doch bitte mal ‚rechtsradikal‘.

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        @dbh: Sie wollen wissen, das ich unter dem Adjektiv „rechtsradikal“ verstehe? – Nun gut.
        Der Begriff besteht aus zwei Teilen, die voneinander unabhängig sind: rechts und radikal. Betrachten wir die beiden Dimensionen einmal getrennt:
        Darüber, was unter linker oder rechter Einstellung zu verstehen ist, hatte das Forum kürzlich bereits eine Diskussion. Ich verorte die Einstellungen so:
        – Links: Die Unterschiede zwischen den Menschen sollen aktiv ausgeglichen werden.
        – Liberal: Die Menschen sollen die gleichen Rechte haben, aber ein aktives Eingreifen in irgendeine Richtung wird abgelehnt; die Menschen sollen sich aus eigener Kraft entwickeln.
        – Rechts: Die Menschen haben Unterscheide, und diese sind es wert, erhalten zu bleiben.
        In der zweiten Dimension:
        – Moderat: Nur die Folgen der Ungleichheit sind abzumildern / zu erhalten.
        – Radikal – im Wortsinne von der Wurzel, also der Ursache: Die Ursachen für die Unterschiede sind zu beseitigen / wiederherzustellen.
        – Extrem: Radikal, aber ohne einen Konsens zu suchen und zur Not mit Gewalt.

        Rechtsradikal ist in diesem Sinne jemand, der die Unterschiede zwischen den Menschen nicht ausgleichen, sondern erhalten möchte, der etwa darauf Wert legt, daß die Trennung zwischen Völkern bestehen bleibt. Und wer Stimmung gegen Fremde schürt, betreibt genau dies.

        P.S: Daß The Hill oder Opendemocracy oder The Intercept zu DuMont-Mediengruppe gehören sollen, halte ich für ein Gerücht. Haben Sie dort Insiderwissen?

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        @ Opa Krempel: Links: Die Unterschiede zwischen den Menschen sollen aktiv ausgeglichen werden.

        Ups. Das ist eine sehr ungeschickte Formulierung, lieber Opa. Sie läuft, sei es auf rechten, sei es auf linken, auf Totalitarismus hinaus.

        Wie Sie unterscheiden, wäre ich rechts: Die Menschen haben Unterscheide, und diese sind es wert, erhalten zu bleiben. Genau so sehe ich das.

        Das (auch von Ihnen gemeinte?) Kriterium an dieser Stelle ist Inklusion oder Exklusion. Links inkludiert unterschiedliche Menschen, weil sie Menschen sind. Recht exkludiert (separiert, hierarchisiert) Menschen, weil sie verschieden sind.

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        EJ: ‚Links inkludiert unterschiedliche Menschen, weil sie Menschen sind. Rechts exkludiert (separiert, hierarchisiert) Menschen, weil sie verschieden sind.‘

        … na ja, ich habe exkludiert, separiert, und alle waren unterschiedlich. Eine habe ich dann doch geheiratet. Nicht ganz freiwillig, sie meinte, wenn ich was von ihr wolle müsse ich sie heiraten. Dann bin ich halt ‚rechts‘. Und ‚links‘ ist die Kommune 1. … puuuh.

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        @Derblondehans: Eine habe ich dann doch geheiratet

        Hatte sie tatsächlich Erbarmen! In Ihrem Falle kann das nur Mutter Teresa gewesen sein.

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        @EJ: „[…]Das ist eine sehr ungeschickte Formulierung, lieber Opa. Sie läuft, sei es auf rechten, sei es auf linken, auf Totalitarismus hinaus. […]“
        Nicht zwingend. Das Bestreben, die Unterschiede zwischen den Menschen aktiv auszugleichen, wird nur dann totalitär, wenn alles Handeln sich diesem Ziel unterordnen soll und wenn jedes Hinterfragen der vermeintlich richtigen Lehre als staatsgefährdend gilt.
        Ich habe absichtlich das Bestreben, Ungleichheiten auszugleichen, als Motivation linken Denkens genannt, weil man darunter sowohl Unterschiede innerhalb einer Gesellschaft verstehen kann (reich vs. arm, Mann vs. Frau, alt vs. jung, etc.) als auch Unterschiede zwischen Menschen verschiedener Abstammung, egal ob geographisch oder religiös aufgefaßt (Einheimische vs. Fremde, Christen vs. Juden vs. Muslime, etc.). Und dies schließt nicht aus, daß jemand einmal links und einmal rechts sein kann, je nachdem auf welchen Bereich er sich bezieht. Die Rhetorik eines Oskar Lafontaine ist zwar einerseits links – bezogen aufs liebe Geld – aber gleichzeitig mit einem lauten „die Leute hier zuerst“ – und letzteres ist eindeutig rechts, nämlich trennend, die Unterschiede erhalten wollend.

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        Vorsicht, BH, Jestadt kommt vom Kommentariat der Zeit, und hat auch auf WeltON schon mal eine Lüge über die Vertriebenen dort verbreitet bzw. letztere indirekt gerechtfertigt.

        Das spricht für sich.

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        … links ist: aus mangelndem Selbstwertgefühl und dem sich daraus ergebenden Drang der Selbstüberhöhung, eigene Schuld, andere der Schuld zu bezichtigen.

        Womit meinem Hamster nun auch der ‚empirische Nachweis‘ für ‚links‘ als Sündenbock-Ideologie – seine Theorie hatten wir hier schon – gelungen ist.

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    Drei Beiträge zur Gomringer-Diskussion:
    1.
    alleen / alleen und hunde / hunde / hunde und kot / alleen / alleen und frauchen/ frauchen und herrchen und hundekot und / ein angewiderter
    2.
    alleen / alleen und verlassen / verlassen / verlassen und verraten / verraten und verkooft / und frauen und / ein abgehängter
    3.
    avenidas / avenidas gefühl / avenidas gefühl gehabt / muchachas y muchachos / dass avenidas / ein großes gedicht / ist und avenidas / gewese drum / verstanden / buenas dias mulieres flores und / ein kunstbanause

    Will sagen: die konkrete Poesie, als deren Erfinder Eugen Gomringer gilt, ist nicht dazu gedacht, monumental verewigt zu werden. Sie ist eine Aufforderung zum Weiterdichten. Das kann auch in Form der Übermalung geschehen.

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    Ich finde Begriffe wie Tugendterror völlig überzogen. Man sollte inzwischen gelernt haben, was Terror bedeutet (und was nicht). Dass das Gedicht überpinselt wird, finde ich auch nicht gut – wobei ich das Gedicht für schlecht und kitschig halte. Man sollte es also im Zweifelsfall aus besseren Gründen überpinseln.
    Aber die eigenen Sprachgepflogenheiten zu überprüfen, ob sie wirklich angemessen oder nur tradiert sind, sollte auch nicht gleich als Zumutung empfunden werden (sonst läuft man Gefahr, bräsig zu wirken). Es ist ja weder neu noch originell, über political correctness zu meckern.

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      Auf Roland Ziegler,
      der Begriff „Tugendterror“ hat sich inzwischen eingebürgert. Durch das Wort „Tugend-“ erhält er eine Konnotation, die nicht den wirklichen, tödlichen Terror verharmlost, sondern darauf hinweist, dass die Sprachreiniger ihre höchst eigene Tugendvorstellung zum Maßstab des Denkens und Handelns anderer, notfalls der ganzen Gesellschaft machen. In dieser Absolutheit steckt das „Terroristische“. Über Kunst kann und muss man streiten, auch über Gedichte. Dass Sie das Gedicht „avenidas“ von Eugen Domringer „schlecht und kitschig“ finden, ist Ihr gutes Recht. Damit stehen Sie freilich weit außerhalb der Anerkennung, die dieses Gedicht seit seiner Entstehung 1951 erfahren hat. Es ist der Gründungstext einer ganzen literarischen Strömung, der Konkreten Poesie. Auch das, was man schlecht findet, muss man ertragen, sonst müsste man über die Gemälde, die in unseren Museen hängen, das Volk abstimmen lassen. Ein absurder Gedanke. Warum hat in unserer aufgeregten Zeit nur die Toleranz für Verstörendes und Anstößiges so sehr abgenommen? Das ist das eigentlich Bedauernswerte.

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        Lieber Herr Werner, ich kann Dinge, die ich schlecht und kitschig finde, ertragen. Andernfalls wäre das Leben sehr schwierig. Ich habe ja bereits gesagt, dass ich es nicht gut finde, das Gedicht zu übermalen. Wobei es einen Unterschied macht, ob es in großen Lettern an der Fassade einer Hochschule prangt oder in Büchern gedruckt steht. Dasselbe gilt auch für Gemälde, die natürlich in Museen oder Sammlungen immer ihre Berechtigung haben, egal ob man sie gut oder schlecht findet. Aber als Riesenbild an einer Außenfassade ist es nicht so „absurd“, dass man darüber nicht abstimmen darf.

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        Nochmnal zu „Tugendterror“: Sie sagen, dass in der Absolutheit der Tugendvorstellung das Terroristische stecken würde. Können Sie mir ein Beispiel für eine nicht-absolute, d.h. relative Tugendvorstellung geben? Damit meine ich keine Meta-Tugenden wie „Jeder nach seiner Fassson“, sondern echte, primäre Tugendvorstellungen. Oder sollten wir versuchen, ganz ohne Tugendvorstellungen auszukommen?

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        Auf Roland Ziegler,
        bei der Erziehung der eigenen Kinder verfährt man so, dass man sie liebevoll mit den moralischen Normen vertraut macht, die das Zusammenleben in der Familie und der Gesellschaft erleichtert oder erst ermöglichen. Das ist etwas ganz anderes als die Sprachverbote, die die Aktivisten an der Front der Politischen Korrektheit praktizieren. Bei ihnen kann von Toleranz und Großzügigkeit nicht die Rede sein. Sie setzen Institutionen so lange unter Druck, bis sie kapitulieren. Sie zwingen einer Mehrheit eine Minderheitenposition auf, wie das bei der Verordnung des Berliner Senats für die Verwendung der Gendersprache geschehen ist.

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        Rainer Werner: Warum hat in unserer aufgeregten Zeit nur die Toleranz für Verstörendes und Anstößiges so sehr abgenommen?

        Tja, das frage ich mich auch, wenn ich Ihre Jammertiraden lese, lieber tugendgeplagter Herr Werner.

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        Was meinen Sie im Zusammenhang mt moralischen Normen mit „Toleranz und Großzügigkeit“? Wenn Ihr Kind einem anderen Kind eins in die Fresse haut, sind Sie dann tolerant und großzügig? Oder wenn ihr Kind klaut? Oder lügt? Was soll das bedeuten?

        Ich bin ebenfalls ein Vater, und meine Erfahrung ist genau andersrum: die moralischen Normen werden von den Kindern viel rigider gelebt und vertreten als von den Erwachsenen. Wir bringen ihnen eher bei, Fünfe auch mal gerade sein zu lassen. Vielleicht meinen Sie das mit Toleranz. Ich habe kein Problem, der Schule irgendeinen erfundenen Mist aufzutischen, wenn es meine Zielen dient und das Erreichen der Ziele vereinfacht. Da bin ich sehr tolerant. Aber meine Kinder lassen mir das nicht durchgehen. Wofür ich ihnen dankbar bin.

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        Für ältere Leute typisch: Mitleid mit den Tieren haben, Massentierhaltung schlecht finden, Appetit auf ein Steak haben, eins kaufen, dabei aus Geldmangel auf den Preis achten, d.h. KEIN Biosteak kaufen, grillen und essen.

        Für junge Leute typisch: Mitleid mit den Tieren haben, Massentierhaltung schlecht finden, Vegetarier oder gar Veganer werden und das bisschen Geld für die teuren Produkte ausgeben.

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        Nun, Roland Ziegler, ich habe bei der Erziehung immer versucht, die wichtigen moralischen Eckpfeiler zu beschreiben, vorzuleben und zu vermitteln und ‚dazwischen‘ möglichst viel Freiraum zu lassen bzw. ermutigt die Welt zu erkunden, also zu gucken, ‚was geht‘. In der Hoffnung, daß er ein Rückgrat entwickelt und das für sich Beste aus seinem Leben macht. Zugegeben, das geht in Zeiten von political correctness, in der die Regeln stets verändert/verschärft werden, wohl nicht mehr. Ich wäre da überfordert.

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        ..noch ein Gedanke @Roland Ziegler:
        „fünfe gerade sein lassen“
        Um eine 5 gerade werden zu lassen, muss ich 1 dazu zählen oder abziehen, Dann ist es aber keine 5 mehr, sondern eine 4 oder eine 6. Ich wüsste nicht, wie man Kindern beibringen soll, hier eine Regel einzuhalten und dort nicht. M.E. verursacht eine solche Erziehung Verwirrung bis Überforderung. ich hätte mich dann als Kind ausgeklinkt und wäre verwahrlost.

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        @KJN: zu Ihrer ersten Überlegung: Klar, man ist als Elternteil das moralische Vorbild. Das wollte ich gar nicht bestreiten..
        Zu Ihrer zweiten Überlegung: „Fünf gerade sein zu lassen“ hat weniger mit komplizierten Operationen oder Regelerweiterungen zu tun als mit jener „Toleranz“ (=Fehlertoleranz), die Herr Werner anmahnt, falls ich ihn richtig verstehe. Denn es ist mir nicht klar, ob er die Asta-Leute so kritisiert, weil sie falsch liegen (1) oder weil sie im Prinzip richtig liegen, aber übertreiben (2). Letzteres wäre die Fehlertoleranz der Älteren, die gern mal ein Steak essen und eben Fünfe gerade sein lassen, ersteres einfach eine andere Bewertung: anderen eine „Hypermoral“ o.ä. vorwerfen, aber eigentlich meinen, dass es falsch ist, was die da sagen bzw. fordern. Dann aber ist man selber moralisch und hat wenig Anlass, andere deshalb zu kritisieren, weil sie ebenfalls moralisch sein möchten.

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        Es geht nicht darum, ob es richtig oder falsch ist, das Gedicht zu übertünchen oder ob es hehre Kunst ist oder Gebrauchskunst. Es geht darum, den Eiferern und Opportunisten in Politik und Medien nicht den Diskurs zu überlassen. Es geht darum, daß das Verhältnis zwischen Frauen und Männern nicht weiter durch unsympathische und neurotische Akteurinnen vergiftet wird, daß der Zusammenhalt der Gesellschaft nicht weiter durch Fallstricke und Verminung der Sprache untergraben wird, daß Medien und Politik wieder beginnen ihre Arbeit zu machen und sich mit relevanten Dingen beschäftigen, daß die rassistische Schizophrenie – arabische junge Männer dürfen anmachen, deutsche junge Männer noch nicht mal gucken – ein Ende findet…
        Beenden wir diesen kranken Hexenwahn!
        Im Sinne einer humanen Fehlertoleranz.

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        Ich bitte Sie, KJN, wenn der Asta was zur Außenfassade der eigenen Uni sagt, ist das doch kein Hexenwahn. Bitte mehr Fehlertoleranz auf Ihrer eigenen Seite! Immer erstmal vor der eigenen Tür nachschauen, was da so herumliegt.

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        Lieber Roland Ziegler, der AStA ist nicht der Eigentümer der Uni, sondern die gehört dem Steuerzahler. Der AStA darf die Uni großzügigerweise nutzen, hat aber wie jeder Student – und das gilt auch für Studentinnen – die Bringschuld, mit dieser Großzügigkeit verantwortungsvoll umzugehen, d.h. sich erst mal über die eigene Rolle, nämlich als Bittsteller für Wissen klar zu werden und, daraus folgernd, die eigenen Neurosen so in den Griff zu bekommen, daß der Lehrbetrieb nicht mit diesem Quatsch behelligt wird. Diese AStA-Studentinnen sollten das Geld ihrer Eltern bzw. das des Steuerzahlers für zielgerichtete Arbeit auf ihren Abschluss hin verwenden und wenn sie den dann haben, können sie z.B. als Architektinnen Gedichte ihrer Wahl auf die von ihnen entworfenen Gebäude schreiben – falls ihnen das jemand in Auftrag gibt oder zahlt. Es können nicht alle immer alles mitbestimmen wollen, das wäre organisierte Verantwortungslosigkeit.

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        Meinetwegen, dann hat der Asta eben einen Fehler gemacht, wenn er davon ausgegangen ist, dass seine Meinung zur Außenfassade der Uni berücksichtigt werden könnte. Davon geht aber die Welt nicht unter. Nicht mal das Abendland. Auch ist so ein Fehler kein Hexenwahn. Wo bleibt hier Ihre Fehlertoleranz? Warum sollen immer nur die anderen fehlertolerant sein?

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        Sie schrieben was von Fallstricken und Verminung von Sprache und meinen natürlich wie immer die anderen. Sind Sie denn sicher, das Ihre eigene Sprache nicht bereits vermint ist? Ohne dass Sie es gemerkt haben? Sie sagen, dass die Astaleute „Bittsteller des Wissens“ seien, die sich aus der Diskussion, wie bzw. mit welchen Worten man die Außenfassade der Uni gestalten soll, gefälligst heraushalten sollen. Komplett offenbar. Denn Sie nehmen der Asta sogar die bloße Meinungsäußerung in dieser Sache übel Als müssten die sich freuen oder ihre Klappe halten? Und Sie wollen gleichzeitig Fehlertoleranz einüben? – Also beim besten Willen: Da müssten Sie selber bei sich ein Problem erkennen können, ohne dass man es Ihnen erst so wie ich hier unter die Nase halten muss.

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        Bitte bleiben Sie doch bei der Sachlage, bzw. lesen noch mal den Text von Herrn Werner. Anstatt das infantil-narzistische Anliegen der Damen als lässliche jugendliche Eiferei einzuordnen, vielleicht auch unter Berücksichtigung des angestrebten Berufs als Sozialarbeiter, für den solcherart Empfindlichkeiten gerade nicht qualifizieren, werden die Damen ja auch noch in dieser völlig weltfremden Pippi-Langstrumpf-Haltung bestärkt. (Man sollte im Übrigen den Damen im Sinne ihrer eigenen zukünftigen Gesundheit einen weniger sozial anspruchsvollen Beruf empfehlen.) Das sind keine Fehler (nämlich hier den dieser sogenannten Uni), die man durchgehen lassen kann, weil sie eine gigantische Steuerverschwendung darstellen und an der Legitimation solcher Institutionen zweifeln lassen.

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        Die Sachlage ist, dass die Asta-Frauen einen Brief geschrieben haben, in dem sie ausführen, warum das Gedicht für sie „ungenehm“ ist. Und nun kommen Herr Werner, Sie und ein bemerkenswert große Anzahl weiterer männlicher älterer Leute und sagen, dazu hätten diese jungen Frauen kein Recht, es würde sich bei diesem Brief nämlich um „schleichendes Gift“ (Werner) oder „Hexenwahn“ (Sie) handeln und sie hätten sich durch diese Äußerung für ihren späteren Beruf disqualifiziert.

        Soweit so allergisch. Aber die Krone setzt auf, wenn Sie dabei gleichzeitig mehr Toleranz einfordern, ohne den Selbstwidespruch erkennen zu können. Das lässt sich nur noch als geistiger Reflex einordnen. Dann seien Sie doch tolerant, es hindert Sie keiner daran.

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        @Roland Ziegler
        „Wenn Sie lediglich die Empfindlichkeit der Studentinnen stört, ist das Ihre Sache und dagegen nichts zu sagen.“
        O.K, Sie versuchen jetzt dem möglichweise Allgemeingültigen, was ich geschrieben habe, die Bedeutung bzw. die Spitze zu nehmen. Warum sollten mich aber die Empfindlichkeiten von Studentinnen stören, mit denen ich nichts zu schaffen habe. Außerdem bin ich selber bisweilen empfindlich, was ich aber in den wenigsten Fällen hier poste.
        Nochmal zum besseren Verständnis: Die Hochschulleitung hat sich anscheinend weitgehend unreflektiert und viel zu schnell einem Zeitgeist ergeben, statt sich damit auseinanderzusetzen, was diese vorschnelle Entscheidung in der Außenwirkung, aber auch pädagogisch bewirken könnte. (Eine Arbeit, die wir übrigens gerade ‚für umsonst‘ erledigen.) Sie hat sich damit als Führungsgremium diskreditiert und müsste ausgetauscht werden. Gegen das Ansinnen der Studentinnen bzw. deren offenem Brief ist formell nichts einzuwenden, allerdings tun sie sich keinen Gefallen mit solchen Aktionen – nicht weil sie sich gegen ihre Obrigkeit auflehnen, sondern weil die offensichtliche Nebensächlichkeit ihres Anliegens sie nicht gerade als angenehme zukünftige Mitarbeiterinnen dastehen lassen. Hier hätte die Hochschulleitung auch im Sinne der Damen etwas mehr Haltung und Charakter zeigen müssen. Den Damen selber wird vielleicht irgendwann klar werden, daß sie sich von ihrer feministischen Elite für Scheingefechte hat instrumentalisieren lassen.
        Etwas frösteln lässt mich die Bereitschaft vieler – erkennbar besonders im Kulturbetrieb – sich allzuschnell opportunistisch an einen Zeitgeist anzupassen um damit der einen oder anderen ‚Bewegung‘, der Hexenjagd oder dem Jakobinertum erst den ‚viralen‘ Schwung zu geben.
        Irgendwann werden sie auch Mozart irgendeinen ‚Sexismus‘ oder einen anderes Fehlverhalten, das im jeweiligen Zeitgeist ein ’no-go‘ geworden ist, nachweisen, so daß er auf bestimmten Bühnen nicht mehr gespielt werden kann.
        Das ist sie wohl, die ‚Diktatur des Proletariats‘ – es ist eine Diktatur der Dummheit, Borniertheit und Anmaßung. Und daher will ich die die nicht. @hans, übernehmen Sie.

      18. avatar

        Welche Vorteile hätte die Hochschulleitung denn davon, wenn sie das Gedicht stehen ließe und sich also tapfer dem Wunsch seiner Studentinnen widersetzen würde? Ich kann überhaupt keine erkennen. Es ist so wie wenn ich eine grüne Tapete gegen eine blaue tausche, weil iemand aus meiner Familie die grüne Tapete nicht mehr sehen mag, dafür aber sich Blau wünscht. Dann sage ich, OK, hängen wir eben beim nächsten Tapetenwechsel eine blaue auf.
        Und plötzlich melden sich KJN, Herr Werner und etwa 1000 andere wütende ältere Herren aus dem Internet, die davon irgendwie Wind gekriegt haben, und wollen einer grauenvolle Verschwörung von Zeitgeist, Hexenwahn und schleichendem Gift in den Arm fallen.
        Im übrigen haben die Studentinnen einen besonnenen Brief geschrieben, ganz anders als diese daherpolternden Reaktionen aus dem Internet, die kein vernünftiger Mensch aus der Hochschulleitung je hätte vorhersehen können, weil sie völlig unbegründet und unmotiviert als ein plötzlicher Shitstorm über sie hereingebrochen sind. Unter nichtvirtuellen Umständen würde ich in einer solchen Situation den Notarzt anrufen. Aber nun würde ich warten, bis diese Wollken vorübergezogen sind und die Meute etwas Neues gefunden hat, von dem sie sich bis ins Mark bedroht fühlen kann.
        @Hans, lassen Sie mal lieber stecken.

      19. avatar

        Roland Ziegler, Sie schreiben „Wunsch seiner Studentinnen“. Wenn ich richtig informiert bin, waren es eine Handvoll Studentinnen im ASTA, keineswegs alle. Warum hat man nicht alle Hochschulangehörigen gefragt, auch die männlichen Zeitgenossen? Sonst ist den Kämpferinnen um die Rechte der Frau Basisdemmokratie auch wichtig, warum nicht auch hier. Ich gehe jede Wette ein, dass sich die Mehrzahl der Hochschulangehörigen für den Verbleib des Gedichts ausgesprochen hätte.
        Sie und viele andere Kommentatoren haben die entscheidende Frage noch nicht beantwortet: Warum können einige wenige subjektiv Betroffene darüber bestimmen, ob ein Kunstwerk getilgt wird oder nicht. Emotionale Betroffenheit ist in der Demokratie kein entscheidendes Kriterium. Ich habe auch Kommentare von jungen Menschen – auch Frauen – gelesen. Wer von Kunst und von Lyrik auch nur den Hauch einer Ahnung hat, spricht von Dummheit und Ignoranz, wenn man diesem harmlosen Gedicht eine sexistische Intention unterstellen will. Lesen Sie mal die lüsternen Gedichte Goethes aus seinen Römischen Elegien. Zum Glück kennen die Feministen diese Gedichte nicht, sonst wäre der nächste Lyrik-Sturm fällig. Wo soll das enden, wenn man der subjektiven Betroffenheit einen Freifahrschein ausstellt?

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        Herr Werner, das, was Sie hier in Form von rhetorischen Frragen fordern, ist doch geschehen: „Ende Juli hat die ASH einen Aufruf zur Neugestaltung der Fassade veröffentlicht (unser Bild); bis zum 15. Oktober können Vorschläge eingereicht werden. Danach erfolgt eine Online-Abstimmung. Voraussetzung sei, so heißt es dort, dass die Vorschläge „nicht diskriminierenden Inhaltes“ seien.“

        http://www.faz.net/aktuell/feu.....72671.html

        Zu der für Sie entscheidenden Frage: „Warum können einige wenige subjektiv Betroffene darüber bestimmen, ob ein Kunstwerk getilgt wird oder nicht.“
        Das ist doch gar nicht der Fall. Der Akademische Senat hat darüber diskutiert und dann so entschieden. Das Kunstwerk wird auch nicht „getilgt“, sondern auf dieser einen Häuserfassade nach etlichen Jahren durch ein anderes ersetzt. Das Kunstwerk bleibt aber natürlich weiterhin auf zahllosen Kanälen zu sehen, man kann es als Buch kaufen. Ich kannte es (und auch die Römischen Elegien), ohne je einen Blick auf die Fassade dieser Hochschule geworfen zu haben.

        Erklären Sie doch bitte vielmehr, wieso das Kunstwerk unbedingt bleiben muss, obwohl sich „einige wenige subjektiv Betroffene“ davon gestört fühlen? Das ist die eigentlich entscheidende Frage im Zusammenhang mit Großzügigkeit. Was hat dieses Kuntwerk z.B. mit den Inhalten, die dort gelehrt werden, zu tun? Wieso muss dieses Kunstwerk und kein anderes dort an der Fassade bleiben? Es war ja nun schon eine ganze Weile dort. Wann dürfte man es gegen ein anderes austauschen, Ihrer Meinung nach? Evt. sogar ganz ohne Gründe, einfach nur so, weil man nun mal etwas anderes sehen will? Jetzt sollte man es ja offenbar nicht tauschen. Wann dann? Nie?

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        Antwort auf Roland Ziegler
        Die Online-Umfrage betraf nicht die Frage, ob das anstößige Gedicht entfernt werden soll – diese Entscheidung hat der Senat auf Drängen des ASTA ohne Rücksprache mit den Studenten gefällt -, sondern die Frage, welches Gedicht an seine Stelle treten soll. Das ist etwas völlig anderes als die demokratische Mitbestimmung, die hier nötig gewesen wäre, um auszuschließen, dass kleine Pressure Groups über die Belange der Hochschule entscheiden.
        Das Gedicht war eine Hommage an Eugen Gomringer, der zuvor den Preis der Alice-Salomon-Hochschule erhalten hatte.
        Natürlich kann man Kunstwerke von Fassaden entfernen, wenn man das demokratische Procedere einhält. Sie dürfen nicht außer Acht lassen, dass sich diese Aktion der Studentinnen im ASTA in die Strategie der Politischen Korrektheit einreiht, die alles Anstößige am liebsten vertilgen will. Die Zeit undemokratischer Bilderstürmer ist seit der Aufklärung vorbei.

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        Herr Werner: Jeder konnte Vorschläge einreichen, welches Gedicht genommen werden soll. Danach wurde dann abgestimmt. Das ist doch schonmal was. Wenn jemand das Gomringergedicht weiterhin haben will, hätte er es theoretisch ebenfalls einbringen können. Es wäre wohl nicht durch das Diskiminierungsverbot gekommen, aber wer weiß, ein Versuch wäre es wert gewesen.

        Ist dieses Demokratiedefizit im inneruniversitären Entscheidung wirklich ein ernstes Problem? KJN hat sich ja sogar gegen ein solches demokratisches Verfahren ausgesprochen. Er meint, die Studenten sollten gar nicht beteiligt werden. Der Senat sollte das allein entscheidne. Nun, er hat das entschieden. Es gab eine demokratische Studentenbeteiligung. Ihnen geht die nicht weit genug, KJN fidnet die von vornherein blöd. Allen wird man es nicht recht machen können.

        Ich gebe zu, dass man nicht nur die Frage, welches Gedicht dort hin soll, sondern auch die Frage, ob das bestehende doch bleiben soll, in eine Onlineabstimmung hätte bringen sollen. Ist dieses Versäumnis ein echtes, bedrängendes Problem für die weite Öffentlichkeit, über das sich man sich online empören muss? Im Zeichen von Großzügigkeit und Fehlertoleranz?

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        @Roland Ziegler
        Ja, es ist ein Symptom, daß sehr tief blicken lässt. Stellvertretend für vieles andere an zeitgeist-opportunistischer Gesinnungspolitik und Orientierunglosigkeit bei Akademikern. Sie müssten aber das bisher Ihnen geantwortetete auch lesen, statt Ihren Hass auf „ältere Herren“ zu projezieren.

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        Lieber KJN, ich versuche, solche Ereignisse nicht als Stellverteter von irgendetwas Bedrohlichem zu sehen (in diesem Fall als Serientat einer unheimlichen political correctness), sondern für sich. Und ich kann da leider keinen Hexenwahn und auch kein schleichendes Gift erkennen, tut mir leid. Ich halte das für eine Wahnvorstellung. Sie wollen an der PC-Verschwörung festhalten, die wie eine Spinne im Bewusstsein der Gesellschaft hockt und alle Mitglieder in ihre klebrigen Fäden einspinnt. Bei den jungen Studentinnen fängt es an und schleicht und spinnt sich dann ganz langsam weiter in die letzten Bollwerke unserer Gesellschaft, da wo die älteren Herren sitzen und Karten spielen? Meinen Sie wirklich, ich sollte meinen Hass nicht länger auf die ältere Männer projizieren? Vielleicht auf Studentinnen, wäre er da besser aufgehoben? Oder soll ich mir einen Punching-Ball kaufen, während Sie ungestört den Verfall dieser Gesellschaft, ihrer Großzügigkeit und Toleranz beklagen?

      25. avatar

        … ich hätte ’nen Vorschlag, für die strittige Fassade, zur Güte:

        RolandX
        Vorgetragen von SIE selber
        X
        Wieder weggetragen von ES selber.
        XRoland

        und auf arabisch:

        RolandX
        التي تقدمها أنت نفسك
        X
        مرة أخرى تحملها إس نفسها.
        XRoland

      26. avatar

        Mein lieber KJN, ich würde jetzt gern diese kleine Diskussion beenden, und hoffe, dass Sie mir noch einen weiteren Rat zum Abschluss spendieren. Wen ich hasse und wie pedantisch ich bin, weiß ich ja nun. Vielleicht fällt Ihnen ja noch was ein.

      27. avatar

        Ach, lieber Roland Ziegler, ich gebe ganz ungern Tipps.
        Vielleicht zwei Literaturempfehlungen
        1) https://de.wikipedia.org/wiki/Schildb%C3%BCrger
        2) https://maerchen.com/andersen/des-kaisers-neue-kleider.php

        ..und noch’n Gedicht:

        alleen, blumen frauen
        ist dem noch zu trauen?
        ist es nur Konstrukt
        was uns da bespukt?
        des admirators paarungswille
        verklärt durch eine rosabrille
        der studentix soll betören
        auf daß er/sie/es die treue schwören
        immer stets, allzeit bereit
        des patriarchen verfügbarkeit

        alleen, blumen, frauen
        ja, dem wär’zu trauen
        wie männern, booten und dem meer
        das wär‘ dann alles nicht so schwer
        wenn frau ist frau und mann ist mann
        macht jeder so, wie er/sie es kann
        niemand braucht dann konstruktionen
        gremien und revolutionen
        aber dank frau professorix
        wird das wohl nix

      28. avatar

        Sehr gut, KJN und blonderhans! Wir sind auf eine lyrische Ader gestoßen. Das ist mehr als man erwarten durfte.

  12. avatar

    Sicher, die Forderungen nach immer mehr Feldern politischer Korrektheit bekommt mittlerweile infantile, ja debile Züge. Immer neue NGOs und Stiftungen beraten die anscheinend denkfaule Politik-‚Elite‘ ohne einen Ansatz von Legitimation im Bereich dieser neuen Erregungs-Märkte (bzw. neue Säue durchs Dorf jagen usw.. Interessierte Kreise sind nämlich keine demokratische Legitimation, falls das jmd. verwechselt. Ich benenne auch gerne diese demokratiegefährdenden NGOs, bei Nachfrage bzw. fange gleich schon mal an: Allen voran mit Abstand die ‚Deutsche Umwelthilfe‘ aber ich nenne auch gerne die Amadeo-Antonio-Stiftung).

    Anderer Aspekt: in Altenheimen wird seit einiger Wert vermehrt darauf gelegt, nicht mehr von ‚füttern‘ zu sprechen, sondern von ‚Essen anreichen‘. Die Häufigkeit dieser Sprachvorgaben scheint sich antiproportional zu der Anzahl kompetenter, bzw. nicht mit Dokumentation von Qualitätssicherungsmaßnahmen beschäftigten Pflegekräften zu sein.

  13. avatar

    „Die Freiheit der Rede, der Meinungsäußerung in Schrift und Bild und die Freiheit der Kunst genießen höchsten Verfassungsrang. Wer sich an ihnen vergreift, beschädigt die Demokratie.“
    Ähm… nicht ganz. Das höchste Grundrecht ist in Deutschland immer noch das auf Wahrung der Menschenwürde. Die Freiheit der Meinungsäußerung tritt dahinter zurück.
    Aber ansonsten weitgehende Zustimmung; über das eigentliche Ziel, verletzende Äußerungen zu brandmarken, wird in den aufgeführten Fällen hinausgeschossen.
    Zudem sollte den Eiferern auf linker wie auf rechter Seite eines klar sein: Letztendlich ist das, was unter dem Label der politischen Korrektheit firmiert, in höchstem Maße kompatibel zu dem ur-konservativen „Das sagt man nicht“.

  14. avatar

    „Die weiblichen Studierenden … “ Sie befleißigen sich selbst einer Sprache, die vielleicht „politisch korrekt“, gleichwohl falsches Deutsch ist. Es muss heißen: Studentinnen. (Ähnlich schwachsinnig: „Lehrende“)
    Wenn ihre Schülerinnen und Schüler erst auf „Sezession“, „Achgut“ oder sonst einer einschlägigen Website recherchieren müssen, welcher Nationalität der Vergewaltiger des jungen Mädchens ist und welchen Status er als afghanischer Flüchtig besitzt, finden sie das beklagenswert. Ich behaupte mal, wenn es ein – genauso schwachsinnig: – „Biodeutscher“ gewesen wäre, hätten sie diesen Umstand dort nicht erfahren. Sie plädieren dafür, dass das Pendel der Berichterstattung von „PC“ zur anderen Seite ausschlägt, nämlich das Höcke, Broder, Schwarzer und Co. den Medien vorschreiben, auf welche Weise sie über Straftaten zu berichten haben. Gut, kann man machen. Dann bitte immer Nationalität, ggf. Status, Bildungsstand, Beruf des Delinquenten nennen. Vielleicht auch gleich den Vor- und Zunamen mit Adresse.

    1. avatar

      Stefan Trute, Sie haben recht. Mit „Studierende“ habe ich die Gepflogenheiten übernommen, die inzwischen an allen Universitäten des Landes gelten. Dort ist das Wort „Studenten“ inzwischen out. Auch nur noch wenige Zeitungen benutzen das Wort „Studenten“, das ja als Gattungsbezeichnung die Frauen einschließt. Die FAZ gehört dazu. Sie verweigert sich dem modischen Gendertrend. Wenn ich für Berliner Schulen programmatische Texte schreiben soll, muss ich mich, wenn ich den Auftrag bekommen will, an die Regeln des Landes Berlin halten, die da lauten: Gattungsnamen immer in der weiblichen Variante, also Schüler*innen und Lehrer*innen.

  15. avatar

    tja, es sind nicht die „Tugendwächter“ und „Wächterinnen“, sondern es ist die narzisstische Identitätspolitik, welche die Basis für nüchterne Verständigung erschwert. Beim Gedicht auf der Wand der A.S.Fachhochschule ist es mit egal; denn es ist keine Kunst am Baus, sondern nur ein Gedicht. Das kann eine Hochschule – auch ohne Argumente – ändern. Aber der ganze Tonfall, der sich mittlerweile eingebürgert hat, der ist fatal. Jeder und Jede betreibt Nabelschau und nimmt sich ungeheuer wichtig.

  16. avatar

    Wenn man die irreführende Berichterstattung auf historische Ereignisse überträgt, dann müssten sie von den KZs in Polen sprechen, in denen Menschen andere Menschen gekillt haben. Das ist pure Desinformation und diese Medienmacher sind reine Fälscher.

    1. avatar

      Klar, Herr Weller. Wahrheit kann nun mal zur Lüge werden, indem man Teile der Wahrheit verschweigt.

      Jeder, hm, Journo dürfte dies wohl wissen… 😆

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