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Der Wahlomat 2025 – Hurra, ich wähle das Richtige!

Schachmatt - durch die Dame im Spiel? Grafik: Frank Vollmer, frank-vollmer.de

Seit wenigen Stunden ist der Wahl-O-Mat zur Bundestagswahl am 23. Februar freigeschaltet. Wer nicht weiß, was das ist: Ein Online-Tool, das Wählern hilft, ihre politischen Positionen mit denen der antretenden Parteien zu vergleichen. Dazu präsentiert die Webseite eine Reihe von Thesen zu aktuellen politischen Themen, die die Nutzer mit Zustimmung, Ablehnung oder Neutralität bewerten können. Anhand dieser Antworten ermittelt der Wahl-O-Mat, welche Parteien den eigenen Standpunkten am nächsten stehen.

Seit 2002 bereits gibt es den Wahl-O-Mat, der zu Bundestagswahlen, Landtagswahlen und Europawahlen angeboten wird. Verantwortlich für die Webseite ist die Bundeszentrale für politische Bildung. An der Erstellung seien Politikwissenschaftler, Statistiker und Pädagogen beteiligt, heißt es, aber auch junge Wähler im Alter von bis zu 26 Jahren.

Damit ist klar: Ich bin nicht unbedingt das Zielpublikum dieser kleinen Orientierungshilfe. Aber ich war es einmal, und tatsächlich nutze ich den Wahl-O-Mat bereits seit seinen Anfangszeiten. Was die Ergebnisse angeht… die ließen mich oft schmunzeln, manchmal aber auch am Script der Webseite zweifeln. Einmal zum Beispiel errechnete der Wahl-O-Mat, ich hätte großartige Übereinstimmungen mit der Bayernpartei. Ausgereichnet ICH! Gebürtiger Ostfale und Wahlostfriese, Plattdüütskproter und Fan eines weiten Horizonts. Obwohl, die Bayernpartei möchte doch die Unabhängigkeit Bayerns erreichen, oder? Nun, in diesem Fall… nein, Tanterlatant, meine Verwandtschaft im Freistaat würde unter den dann zu erwartenden Problemen bei der Visaerteilung unnötig leiden müssen. Sorry, liebe Separatisten, aber Unabhängigkeit steht derzeit nicht auf dem Menü.

Es gibt Revolutionäres zu berichten

Aber ich schweife ab. Dabei gibt es tatsächlich Revolutionäres zu berichten, denn dieses Mal hat mich das Ergebnis umgehauen: Fast 80 Prozent Übereinstimmung attestiert mir der Wahl-O-Mat mit meiner derzeit bevorzugten Wahl.Bereits der Zweitplatzierte folgt mit deutlichem Abstand, und – mir besonders wichtig – die populistischen und radikalen Parteien landen allesamt am Ende der Skala. Bis auf die Bayernpartei. Aber, sind die überhaupt populistisch und radikal? Vielleicht mag mir das ja einmal ein Bayer erklären.

Und keine Sorge, ich werde diesen Text nicht dafür nutzen, Dich zu missionieren, damit Du dasselbe wählst wie ich. Wo ich politisch stehe, weiß zwar jeder, der mich kennt, aber das bedeutet eben auch, dass ich Dir nicht in Deine Wahlfreiheit reinquatschen will. Das ist tatsächlich so ein Grundsatzding: Wenn Du mich nach meiner Meinung fragst, antworte ich Dir. Wenn nicht, dann nicht. Und wir können in allen Fällen Freunde bleiben und ein Bier miteinander trinken.

Was mir aber wichtig ist: Nutz‘ Deine Möglichkeiten, Dich zu informieren und die für Dich beste Wahl zu finden. Einen Ratschlag aber kann ich Dir nicht ersparen. Höre weniger auf Deinen Bauch als auf Deinen Kopf. Das politische Geschäft ist immer das Business des Machbaren. Einige der 38 zur Beantwortung stehenden Thesen verleiten geradezu zu Bauchi-Bauchi – spätestens aber, wenn man ein wenig darüber nachdenkt, fällt einem doch auf, dass die These den Nutzer vor die Wahl zwischen dem Wolkenkuckucksheim und der Realität stellt.

 

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Über Till Becker

Langjähriger Journalist mit breiten Interessen. Aufgewachsen in Hildesheim, Zeitsoldat bei der Marine, seit einigen Jahren heimisch in der ostfriesischen Idylle. Lokalredakteur mit Leidenschaft, aufmerksamer Beobachter. Hat eine starke Vorliebe für Musik, die andere als Krach bezeichnen könnten. War Jugend-Fußballtrainer und versteht nicht, warum man einen SUV fahren sollte. Liebt Fischbrötchen!

4 Gedanken zu “Der Wahlomat 2025 – Hurra, ich wähle das Richtige!;”

  1. avatar

    Seit Jahren genieße ich den Wahl-o-maten, auch im Zusammenspiel mit der Familie, obwohl wir am Ende nicht unbedingt die gleiche Partei wählen werden. Die Diskussion im Vorfeld ist die halbe Miete. Und da ich auf Grund meines Migrations-Hintergrunds erst seit weniger als zwanzig Jahren wahlberechtigt bin und die zunehmende Radikalisierung des USA gerade in Bayern, wo ich heimisch bin, durchaus auch herb aufgeschlagen ist, vor allem durch Trumps zweite Amtszeit, bleibt die Entwicklung in der deutschen Politik wirklich spannend. Jeder, der wahlberechtigt ist sollte m. E. diese schnelle Wahl-o-mat Gelegenheit nutzen, um ggf. auch den eigenen Wissensstand zu überprüfen. Welche unserer Parteien sind auch wirklich an unserem gemeinsamen Europa interessiert? Welche Parteien haben starke Bindungen an die USA oder auch an Russland? Und für welche Partei könnten zukünftig die internationalen Konflikte eine überproportionale Rolle spielen? In den 38 Fragen des Wahl-o-mats steht nur eine Auswahl der meiner Meinung nach wirklich relevanten 2025 Wahl-Themen für Deutschlands Zukunft. Und ob nun mit Bauchi oder mit Kopfi, mit Fischbrötchen oder Weißwurst, wir nehmen wohl alle inzwischen wahr: Vor allem junge Menschen in Deutschland sehen ihre Basis-Interessen (Arbeit, Wohnraum, Familiengründung, etc.) schon länger nicht mehr optimal vertreten. Das haben wir ‚Boomer‘ wohl gründlich vergeigt.

  2. avatar

    Sie scheinen ja Ihrer potentiellen Leserschaft nicht allzuviel Zurechnungsfähigkeit zuzutrauen. Schön dass der Wahlomat ihr Weltbild bestätigt – andere haben übrigens auch eins – im Kopfi Kopfi und nicht im Bauchi Bauchi – Sie verstehen? Und es soll ja vorkommen, dass genau das nicht in den Wahlomaten passt.. Was heißt das jetzt für diese Desperaten, die repräsentative Demokratie, für die Parteien.. (Ich frage für meinen Kopfi Kopfi und nicht für mein Fischbrötchen)

      1. avatar

        Lieber Till Becker, solange ich noch merke, wenn ich etwas arg väterlich darauf hingewiesen soll, bei meiner Wahlentscheidung nicht zu sehr auf meinen Bauchi zu hören, ist glaube ich noch alles in Ordnung. Da wir uns ja jetzt duzen wie chinesische Kulturrevolutionäre ihre Mitstreiter und deutsche Telekomfirmen ihre Kundschaft, kann ich dir ja unumwunden gestehen, dass wir Rezipienten in letzter Zeit gegen ‚Nudging‘ etwas dünnhäutig geworden sind. Insbesondere, wenn es allzu moralisch daher kommt, was aber bei dir ja nicht der Fall ist. Alles gut, danke der Nachfrage (immer gut) und viele Grüße.

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