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Fünf Lügen, die sie uns über Paris erzählen

Jetzt, da jeder und sein Hund sich in Sachen Paris zu Wort gemeldet haben, mit und ohne Smileys, möchte ich fünf Lügen auflisten, die ich in der Debatte immer wieder gehört haben, was sie nicht besser macht.

Erste Lüge: Der Terror ist auch Ergebnis der Ausgrenzung und Diskriminierung der Muslime in Frankreich.
Unsinn. Viele Minderheiten werden im Westen ausgegrenzt und diskriminiert. Das ist schlimm. Die Juden zum Beispiel wurden über Jahrhunderte in Europa verfolgt. Deshalb griffen sie aber nicht zum Terror. Die Schwarzen in den USA erlitten Jahrhunderte der Sklaverei, ein Apartheidregime in den Südstaaten, ständige Zurücksetzung bis heute. Dennoch griffen sie – von wenigen Ausnahmen in den 1970er Jahren abgesehen – nicht zum Terror.

Hispanics sind oft illegal in den USA und genießen keinen Schutz; und wenn sie Bürger sind, werden sie oft als Bürger zweiter Klasse behandelt. Es gibt keinen mexikanischen Terror. Vietnamesen, Chinesen, Inder und andere werden im Westen diskriminiert. Sie reagieren nicht mit Terror, sondern mit doppelter Arbeit. Nur die Diskriminierung von Muslimen bringt – angeblich – den Terror hervor. Bestimmt nicht deshalb, weil Muslime besonders schlimm diskriminiert werden.
Zweite Lüge: Der Dschihadismus hat nichts mit dem Islam zu tun.
Diese Lüge wird wie eine Mantra heruntergebetet. Das macht sie nur schlimmer. Ganze Bibliotheken sind gefüllt mit Abhandlungen über den Zusammenhang zwischen christlichem Antijudaismus und mörderischem Antisemitismus, über den Zusammenhang zwischen christlichem Fundamentalismus und Hexenwahn, über die üblen Folgen des christlichen Paternalismus und christlicher Homophobie, über die Rechtfertigung von Kolonialismus, Sklaverei und Völkermord durch christliche Ideologen und Kirchen. Aber über den Zusammenhang von Islam und Terror soll man nicht reden? Das erinnert an die Kommunisten, die behaupteten, Stalin habe „nichts mit dem wahren Kommunismus“ zu tun, die DDR-Führung sei ein Haufen von „Arbeiterverrätern“ usw. usf. Selbstverständlich können die 99.9 Prozent gesetzestreue und moderate Muslime nichts für den Terror. Aber sie können aufhören, sich und anderen die Lüge zu erzählen, der Islam habe damit nichts zu tun. Das wäre der erste Schritt zu einer Reform, die diesen Namen verdient.
Dritte Lüge: Mit Krieg und kriegerischen Mitteln kann man dieses Problem nicht lösen.
Gern auch mit dem Einschub „allein“, was die Lüge nicht besser macht. Tatsache ist: Man kann dieses Problem nicht ohne Krieg lösen. Man kann mit einem Krieg nämlich viele Terroristen töten, was eine gute Sache ist. Man kann mit einem Krieg dem Islamischen (ahem!) Staat sein Territorium nehmen, auf dem er unter anderem weitere Terroristen ausbildet, was eine gute Sache ist. Man kann den Terroristen zeigen, dass wir viel stärker sind als sie, was eine gute Sache ist und Möchtegern-Terroristen abschrecken dürfte, was auch eine gute Sache ist. Diese guten Sachen allein rechtfertigen den Krieg gegen den IS. Dass es daneben einen Krieg der Ideen geben muss, einen westlichen Dschihad zur Integration der Muslime und zum Wiederaufbau des Nahen und Mittleren Ostens – Gewiss doch. Aber ohne Krieg gegen die Terroristen ist Entwicklungshilfe nichts.
Vierte Lüge: Wir befinden uns im Notstand. Die Bürgerrechte müssen außer Kraft gesetzt werden.
Gefährlicher Unsinn. Die französischen – und belgischen – Sicherheitskräfte haben vor den Anschlägen total versagt. Fast sämtliche Terroristen waren den Behörden bekannt. Sie wurden nicht ausreichend überwacht. Der Drahtzieher des Angriffs konnte unbehelligt von Syrien nach Frankreich reisen. Waffen und Sprenggürtel konnten beschafft werden. Nach dem Angriff gab es weitere Pannen.  Präsident François Hollande und Innenminister Bernard Cazeneuve, die Hauptversager, versuchen nun, durch hektische Aktivität davon abzulenken. Es geht nicht um die Sicherheit, sondern um die Beschwichtigung des Front National vor den kommenden Wahlen. Die Rechung zahlen vor allem Frankreichs Muslime. Willkürliche Durchsuchungen, unbegründeter Hausarrest, Demonstrationsverbote und dergleichen mehr: Frankreich ist dabei, die Sympathien zu verspielen, die es in aller Welt nach den Pariser Anschlägen erfuhr, und die es braucht, wenn Europa den Bündnisfall ausrufen soll.
Fünfte Lüge: Jetzt sieht man, wie gefährlich offene Grenzen und Flüchtlingsströme sind.
Quark. Die Terroristen waren Einheimische. Vielleicht wurde der eine oder andere Flüchtling rekrutiert. Aber das Problem ist – siehe Punkt vier – die mangelnde Überprüfung der bekannten Gefährder, und nicht die mangelnde Kontrolle der Flüchtlinge, die vor dem mörderischen Wüten des IS und vor dem Schlächter Assad fliehen. Im Gegenteil: diese Flüchtlinge könnten unsere größte Ressource sein, um hiesige Sympathisanten des Terrors aufzuspüren und um potenzielle Sympathisanten vom Schritt hin zum Dschihadismus abzuhalten, wenn wir sie nur als Ressource und nicht als Problem behandeln würden. Die Führung der AfD weiß das alles ganz genau, wie ich im privaten Gespräch feststellen konnte. Aber sie kann der Versuchung nicht widerstehen, mit dem Blut der Pariser Opfer ihr eigenes widerliches Süppchen zu kochen.

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146 Gedanken zu “Fünf Lügen, die sie uns über Paris erzählen;”

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    …es ist schon schlimm genug, dass die Terroristen glauben, im Jenseits besser aufgehoben zu sein. Nicht weil wir traurig über ihr Ableben sein sollen, sondern weil dann jede Drohung und jede Gefahr völlig wirkungslos ist. Aber wenn zum Reiz des Jenseits auch noch ein real existierendes Diesseits in Form eines „Kalifats“ hinzukommt, das man wie berauscht verteidigen will, wird es eben doppelt problematisch.

    Auf der anderen Seite agieren sie so, als wäre ihnen der Fortbestand dieses dieseitigen Kalifats völlig egal. Sie tun ja alles, um es zu vernichten! Sie bringen alle gegen sich auf. Hier gibt es keine Spur von Pragmatismus. Ich weiß nicht, ob das ihre Dummheit ist oder ihre Todessehnsucht, die dazu führt, dass sie mit ihren Bomben, die sie überall auf der Welt blind sprengen, am Ende auch ihr eigenes Kalifat zum Teufel jagen.

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    Hallo Herr Posener!
    Speziell der zweite Punkt regt mich auch immer wieder auf. „Das hat nichts mit dem Islam zu tun.“
    Und sofort wird weiter schwadroniert, dass der Islam ja nur „missbraucht“ werde. (Und die bemerken gar nicht, dass sie sich damit widersprechen).
    Wenn man sich anschaut, wie vielen anderen Völkern, oder Religionsgemeinschaften Unrecht widerfahren ist, muss man sich fragen, wieso manche friedlich reagieren und manche gewalttätig.
    Dass Sykes-Picot war sicherlich traumatisch für die Araber. Aber ich bezweifele, dass zum Beispiel die radikalen Muslime, die in Bangladesh atheistische Blogger umbringen, je davon gehört haben. Oder die Horden von Boko-Haram. Die sind alle nie diskriminiert oder verfolgt worden.
    Anderes Beispiel: Bin Laden. Der war nicht arm. Also niemand, der sich aus fehlender Perspektive heraus radikalisiert hat.
    Beim Islam habe ich zudem das Gefühl, dass schon ein kleiner Funke reicht, um diese religiöse Ideologie gewalttätig werden zu lassen. Egal, wie die jeweilige Vorgeschichte in dieser Weltgegend war. (Trotzdem bin ich übrigens aus humanitären Gründen für die Aufnahme von Flüchtlingen).

    Wir müssen aufhören, Religionen als etwas Besonderes zu sehen. Wenn man ein mal einsieht, dass sie nichts weiter, als totalitäre Ideologien sind, beantwortet sich so mache Frage, auf die Religions-Schönredner keine Antwort haben, von selbst.

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      Auch Ihnen, Elvenpath, ins Stammbuch geschrieben: Diese Lügenmärchen gibt es nur im Fünferpack. In Ihre allgemeine Religionskritik stimme ich nicht ein, obwohl ich bekennender Atheist bin. Der Atheismus hat seit der Französischen Revolution auch nicht gerade tolle Werbung für sich gemacht. Wir müssen einsehen, dass jede Ideologie missbraucht werden kann.

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    @Daniel-Pascal Zorn: die empirischen Gründe – unsere Erfahrungen – sind unsere entscheidenden Gründe. Der bisherige „Krieg gegen den Terror“ war empirisch eine Katastrophe. Ich meine aber, dass das aktuelle Bemühen, dieses „Kalifat“ zu beseitigen, einen ganz anderen Sinn hat als die bisherigen Bemühungen, die vom Ergebnis her betrachtet doch eher bemüht als wirkungsvoll waren. Beim „Kalifat“ geht es doch darum, ein „Paradies auf Erden“ haben (in Wirklichkeit ist es wohl eher eine Hölle, und auf die Dauer würde es sowieso zu einer alltäglichen Diktatur werden). Ein solches „Paradies“ führt dazu, dass die motivierten Aktivisten noch motivierter u. aktivistischer werden. Weil das Paradies so greifbar nahe ist, dass man sogar hinreisen kann. Normalerweise ist sowas immer nur ein Hirngespinst. Und außerdem ist es gefährdet. Da fühlen sich die Unterstützer in der Pflicht.
    Wenn man es nun abschafft, bleiben immer noch sehr gefährliche, aber doch auch desillusionierte, d.h. in und an der Realität geschrumpfte Leute übrig, die gar nicht wissen, an und gegen wen sie sich künftig richten sollen. Die kein Zentrum und kein Rückzugsgebiet mehr haben.

    Das müsste am besten von den Anrainern mit Unterstützung einer extrem breiten Allianz der unterschiedlichsten Mächte, darunter idealerweise muslimisch geprägte Staaten aller Couleur, geführt werden. So dass man nicht mehr so billig sagen kann: „Die Amerikaner…“

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    Was fuer ein Schwachsinn das wir einen Krieg benoetigen, um „den Terroristen zu zeigen wer staerker ist“. Der Westen fuehrt seit 15 Jahren Krieg in Afghanistan, Irak und Syrien. Das Ergebnis ist hinlaenglich bekannt.

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      Ja, Ingo Pansa, auch wenn man Argumente als „Schwachsinn“ bezeichnet, hören sie nicht auf, Argumente zu sein. Aus Sicht der radikalen Muslime beweisen die Kriege in Afghanistan und dem Irak sowie die Kampagne in Syrien bisherm, dass sie stärker sind als wir. Das müssen wir eben ändern. Wenn man freilich schon nach 14 Jahren aufgibt, dann haben unsere Feinde eben Recht, und da müssen wir uns nicht wundern, wenn sie davon ausgehen, uns fehle es an der Bereitschaft, für unsere Werte zu kämpfen.

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    Lieber Herr Posener, ich fürchte, Sie reden eher von Ihrem Ziel her hin zu einer Begründung, anstatt kausal zu argumentieren. „Verderbliches Denken“ ist eine beträchtliche Frechheit. Aber zur Sache: Wenn Sie auf die Karte Afrikas von 1890 schauen, werden Sie ausschließlich die Kolonialgebiete der Europäer finden, inkl. Mahgrebs. Es fand massiver Sklavenhandel und Ausbeutung der Menschen dort statt. Das gefällt Ihnen nicht, weshalb Sie unsinnig einen Bezug zu einem Antiimperialismus herstellen. Ich weiß nicht, ob Sie im Überblick wissen, was das historisch so genannte Zeitalter des Imperialismus bedeutete, sonst wäre ihnen auch meine Darstellung klar, die ich sehr Schritt-für-Schritt vorgenommen habe – trotzdem fliegen Sie unter Nutzung von ein paar Schlagwörtern darüber hinweg. Wie kann so Kommunikation wirklich stattfinden? (außer bei gleicher Meinung)? Denken Sie doch noch einmal über die Kolonialzeit, den Begriff des Imperialismus, des oft blutigen Herrschens und meinen Kausalitätsvorschlag nach. Sie bleiben sonst, so unwillig, auf Vernünftiges einzugehen, genau stehen wo Sie stehen.

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      Lieber Sandor Ragaly, ich kenne die Geschichte des Imperialismus ziemlich gut; habe verschiedentlich darüber geschrieben, auch ein Buch; mein Vater und Großvater waren Kolonialbeamte in Ghana (damals Goldküste) und Malaysia (damals Malaya), mein Urgroßvater war Militärpfarrer und Missionar in Sri Lanka (damals Ceylon).
      Was Afrika betrifft, so soll die entsetzliche Rolle des Sklavenhandels nicht in Abrede gestellt werden: er lag vor der Ankunft der Europäer in der Hand arabischer Stämme, die auch weiterhin eine bedeutende Rolle dabei spielten und bis heute spielen, was schlichtund einfach vom „Antiimperialismus“ nicht zur Kenntnis genommen wird. Der europäische Sklavenhandel führte zur Entstehung großer afrkikanisch-amerikanischer Minderheiten in Nord- und Südamerika; in der arabischen Welt aber wurden die männlichen Sklaven kastriert, so dass der Sklavenhandel zugleich ein Genozid war. Das britische Weltreich hat den Sklavenhandel 1807 verboten und hat aktiv den Kampf dagegen und gegen das Piratentum geführt, was besonders die Araber erzürnt hat. Wenn Sie also historische Erfahrungen der Demütigung ins Feld führen, so sollten Sie sich auch fragen, in wie weit diese Erfahrungen „gemacht“ sind. Die Geschichtserzählung der Araber hat bis heute äußerst wenig mit der Wirklichkeit zu tun, weil sie darin ausschließlich als Opfer vorkommen. Es ist, als würden die Deutschen nur den Bombenkrieg, die Vertreibung und die Teilung thematisieren, und nicht Hitler, den Aggressionskrieg und den Holocaust. (Wie es übrigens im Geschihtsuntericht in meiner West-Berliner Schule vor 1968 teilweise der Fall war …) Ideologien sind aber, das weiß ich, leider ziemlich resistent gegen Fakten.

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    @APo

    … ooops? Werter Alan Posener, ich bitte um Vergebung für mein Index-Geschwafel zu Tucholsky und Daniel Pipes im anderen thread. 😉

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    Vielleicht wäre es besser gewesen, „fünf Märchen“ zu schreiben. Ich ändere das jetzt aber nicht nachträglich.

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    Lieber Herr Posener, um einen Einfluss des Islams auf die Entwicklung von Männern zu Dschihadisten und zur Entscheidung für Attentate zu identifizieren, reicht es nicht zu sehen, dass hier die Korrelation besteht: Etliche Attentäter sind Islamisten. Es könnte eine Scheinkausalität sein, d.h. in Wahrheit „steuert“ eine dritte Variable – hinter der Religion und dem Dschihadismus als Folge die Hervorbringung von Attentätern etc. In der Sozialwiss. spricht man von multivariaten Zusammenhängen, die sehr häufig sind, anstelle von bivariaten, der einfachen Art Wenn jemand eine best. Merkmalsausprägung aufweist, dann folgt daraus auch eine weitere bestimmte. Im Fall der Muslime könnte diese, viel mächtigere Dritt- oder intervenierende Variable mit kausalem Einfluss etwa die große Armut in muslimischen Ländern sein – von den Kolonialherren hergestellt, die die Muslime zudem demütigten (s. etwas das Sykes-Picot-Abkommen, Sklavenhandel in großem Maß, Kolonialmächte wie Belgien, brutal sondergleichen). Worauf ich hinauswill: historische Demütigung der Kolonialmächte (die weiter gegeben wird), große Armut sind zwei Variablen, die kausal für die Entwicklung von Dschihadisten sind UND die mit dem Islam als Relgion NICHT-kausal korrelieren. Man denkt oberflächlich an den Islam als Kausalgrößte, übersieht, dass es eine Scheinkausalität ist – weil der Dschihadismus zwar mit dem Islam korreliert, aber nicht kausal – Kausalb bedingen vielmehr Armut (oft auch terms of trade) und tradierte Demütigung durch uns Europäer den Dschihadismus. Das ist eine Hypothese, die man per Software auch statistisch berechnen lassen könnte. Sollte der Islam als Religion *echten* kausalen Einfluss ebenfalls haben, so müsste man erstmal eine logische Hypothese aufstellen, was am Islam AN SICH Attentäter heranziehen könnte – also unter Kontrolle anderer Variablen, gerade der plausiblen Armut und Demütigung. Sie müssten es am Koran festmachen, nicht an moment existierenden Attentätern z.B. – denn auch für diese gilt auf jeden Fall eher meine Armuts- und Demütigungsthese (Kausale Variablen). Das Gleiche ließe sich bei Ihren anderen bivariaten Zusammenhängen durch“deklinieren“ (Christentum) – immer ist jeweils auf Drittvariablen (Viert-, Fünft-, etc.), die in Wahrheit die wirkklich kausalen sein können, abzuprüfen. Beim Islam sehe ich das nicht bei Ihnen. Und sie gehen ihn ja auch gar nicht direkt an, Ihr „Nachweis“ geht über Verbrechen des Christentums und Stalins. Gerade, wo in der Lage jetzt besondere Vorsicht mit Schein-Kausalitäten geboten ist, die Völker oder Religionen in ein gefährliches Licht rücken.

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      Lieber Sandor Ragaly. Klar. Wenn man nicht das Naheliegende akzeptieren kann, nimmt man das Abseitige. Ihr Denken verrät den verderblichen Einfluss der Ideologie des Antiimperialismus. Ganz gewiss haben die „Kolonialherren“ die Armut in den arabischen Ländern „hergestellt“. Es sei denn, Sie meinen die osmaischen „Kolonialherren“. Im Gegenteil. Die Armut dort hat mit der Korruption der Eliten, mit dem Ausschluss der Frauen von allen Aspekten des gesellschaftlichen Lebens, mit der Verachtung des Wissens und der Fortdauer des Clansystems zu tun; nicht aber mit dem Kolonialismus, der sich redliche Mühe gegeben hat, mit diesen Dingen aufzuräumen. Die Arumtu in diesen Ländern wiederum hat nichts zu tun mit der Radikalität von Jugendlichen in den Banlieus zu tun, die in den reichsten Gesellschaften der Welt leben. Es wird Zeit, dass so genannte „Sozailwissenschaftler“ aufhören, dummes Zeug mit gut klingenden Phrasen zu bemänteln.

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    ja, wunderbar a-historisch heruntererzählt. Da bekommt jetzt sicher jeder männliche Atlantiker Priapismus. Warscheinlich noch ein paar weibliche mit entsprechender Anatomie ebenfalls.
    Sie fragen warum a-historisch? Weil hier (sic!) die Vorgeschichte fehlt. Und ohne ein wenigstens rudimentäres Verständnis dafür, wird auch Zukunft nicht gelingen. Bush, die Saudi_Connection, Assads Politik vor den inszenierten Destabilisierungs-Aufständen nach Muster Nordafrika und Naher Osten war eine andere, als ab Beginn des faktischen Kriegszustandes mit mehreren Fronten (inkl. jener, die das State Dep. gepayt hat) usw, usf. Ach Quark, Sie wissen das doch alles. Was soll das also?

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      Ja, Alexandedr Wallasch, Ihre merkwürdigen Sexualfantasien in Ehren: Rechte wie Sie reichen Linken die Hanbd, vereint im Antiamerikanismus. Wieso kommt mir das alles so bekannt vor?

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    Zitat: „Man kann den Terroristen zeigen, dass wir viel stärker sind als sie, was eine gute Sache ist und Möchtegern-Terroristen abschrecken dürfte, was auch eine gute Sache ist.“ – Ist das so? Hat es Terroristen jemals abgeschreckt, wenn der Gegner stärker war? Ich wage das doch stark zu bezweifeln. Beispiel: Israel zeigt seit Jahrzehnten, dass es stärker ist. Dennoch hält es mittlerweile nichtmal mehr Kinder davon ab, mit Messern auf Leute zuzustürmen, wohlwissend, dass sie jeden Moment von einem bewaffeneten Soldaten erschossen werden könnten. Nein, die Abschreckung wirkt bei diesem Terrorismus schon lange nicht mehr. Der ganze Text ist zwar schön plakativ, aber er simplifiziert und stellt alles so dar, als sei es im Grunde ja alles einfach. So ist es aber nicht.

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      Klar ist der Text plakativ, Dennis. Aber er behauptet nirgends, dass der Kampf gegen den Terror „einfach“ wäre. Im übrigen finde ich, dass man mit Messerattacken sehr viel besser leben kann als mit Sprengstoffgürteln, Kalaschnikows usw.

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    Herr Ziegler, Sie schreiben: „Ob man damit den Terroristen einen Gefallen erwiese, weiß ich nicht, halte ich aber für irrelevant.“

    Ich halte das aus folgenden Gründen nicht für „irrelevant“: Der „Gefallen“ meint ja nicht, dass wir überlegen sollen, ob sich jemand darüber freut oder nicht. Sondern er meint, dass es zur Strategie des IS gehören kann, Europa in einen Krieg mit Bodentruppen hineinzuziehen. Ein solcher Krieg bietet ganz andere propagandistische Möglichkeiten als Terrorismus.

    Sie begründen die Bejahung von These #3 weiterhin wie folgt: „dass dadurch nicht nur die Organisation des konkreten Terrors, sondern v.a.D. die Motivierung und Rekrutierung der Terroristen empfindlich gestört werden würde“

    Das wage ich zu bezweifeln, aus zugegebermaßen nur empirischen Gründen: Der Krieg gegen den Terror, den die USA gegen Afghanistan anführten, hat am Ende zu einer Stärkung der Taliban vor Ort und zu einer Umverteilung der Führungsebene von Al-Kaida geführt. Und der Krieg gegen den Terror im Irak ist hauptursächlich für die Gelegenheiten, die sich Führungskadern und potenziellen Terroristen in den amerikanischen Gefängnissen ergaben. Ich halte es also keineswegs für entschieden, dass ein Krieg „Motivierung“ und „Rekrutierung stört“ – je nach Beherrschung der Propagandahoheit (und die ist wählerisch) kann er ihr sogar helfen.

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    Kurze Ergänzung zu diesem Satz:

    „halte ich mit Kant außerhalb der Religion die ‚Wahrheit‘ für grundsätzlich nicht erkennbar.“

    Das hat mit Kants Position nichts zu tun, aus zwei Gründen. Der erste könnte darin liegen, dass Sie einer skeptizistischen Lektüre von Kant aufgesessen sind. Sie wird meistens mit der Aussage kolportiert, Kant hätte behauptet, das ‚Ding an sich‘ könne man nicht erkennen.

    Damit bezieht sich Kant freilich nicht auf die empirische Realität, sondern auf ein metaphysisches Konzept der wolffianischen Tradition, wie es z. B. von Baumgarten oder Meier vertreten wird. Kant stellt die Aporie im IV. Paralogismus heraus: Wer ein ‚Ding an sich‘ setzt, das unabhängig von unserer Erkenntnis schon alle Eigenschaften besitzt, der setzt zugleich das Kriterium für wahre Urteile über dieses Ding auf die Seite des Dings. Deswegen ist die Kehrseite dieses Dogmatismus vom ‚Ding an sich‘ – Kant: ‚transzendentaler Realismus‘ – ein Skeptizismus, der das „un-“ in „unabhängig von uns“ herausstreicht – Kant: ‚empirischer Idealismus‘. Dagegen setzt Kant eine dialektische Umkehrung: Die Voraussetzungen der Erkenntnis sind nicht ontologisch im Ding, sondern transzendentallogisch in den Grundstrukturen des Urteilens zu suchen (‚transzendentaler Idealismus‘). Die Erkenntnis empirisch gegebener Tatsachen verbleibt damit in einem rechtfertigbaren (d. h. ohne Aporien sich ergebenden) ‚empirischen Realismus‘, der auf Raum und Zeit als Kriterien objektiven Messens aufgebaut ist.

    Der zweite Grund liegt darin, dass Kant natürlich nicht behauptet, dass „Wahrheit grundsätzlich nicht erkennbar“ sei. Was er vielmehr behauptet, das ist, dass ein allgemeines Kriterium für „Wahrheit“ nicht angegeben werden kann:

    „Ein allgemeines materiales Kriterium der Wahrheit ist nicht möglich; – es ist sogar in sich selbst widersprechend. Denn als ein allgemeines, für alle Objekte überhaupt gültiges, müßte es von allem Unterschiede derselben völlig abstrahieren und doch auch zugleich […] eben auf diesen Unterschied gehen, um bestimmen zu können, ob ein Erkenntnis gerade mit de[m] […] Objekt überhaupt […] übereinstimme. In dieser Übereinstimmung einer Erkenntnis mit demjenigen bestimmten Objekte […] muß aber die materiale Wahrheit bestehen. […] Es ist daher ungereimt, ein allgemeines materiales Kriterium der Wahrheit zu fordern, das von allem Unterschiede der Objekte zugleich abstrahieren und auch nicht abstrahieren solle. –

    […]

    [D]ie formale Wahrheit besteht lediglich in der Zusammenstimmung der Erkenntnis mit sich selbst bei gänzlicher Abstraktion von allen Objekten insgesamt von von allem Unterschiede derselben.“ (Logik A 72)

    Das „materiale Kriterium“ gibt es nicht deswegen nicht, weil „Wahrheit nicht erkennbar“ wäre, sondern weil es Unsinn ist: Gerade der Inhalt, das Materiale nach Kant, ist ja entscheidend dafür, ob Urteilsinhalt und Sachverhaltsinhalt übereinstimmen. Das ist übrigens auch die wesentliche Pointe des Grundasatzkapitels der KrV. Das „formale Kriterium“ wäre das, was wir heute „Konsistenz“ nennen – also schlicht der Umstand, dass man sich nicht selbst widerspricht (was das Problem der Wolffianer war).

    Ansonsten ist „Wahrheit“ bei Kant schlicht die Übereinstimmung von Urteil und Gegenstand bzw. Sachverhalt:

    „Die Namenerklärung der Wahrheit, daß sie […] Übereinstimmung der Erkenntnis mit ihrem Gegenstande sei, wird hier geschenkt und vorausgesetzt […].“ (KrV B 82)

    „Wahrheit oder Schein sind nicht im Gegenstande [!], so fern er angeschaut wird, sondern im Urteile über denselben, so fern er gedacht wird […].“ (KrV B 350)

    Es ist also nicht ganz klar, was Sie meinen, wenn Sie schreiben „halte ich mit Kant außerhalb der Religion die ‚Wahrheit‘ für grundsätzlich nicht erkennbar“.

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      Danke für die Klarstellung, Daniel-Pascal. Ich bevorzuge die Verwendung von „Wahrheit“ nicht im Sinne der „Übereinstimmung der Erkenntnis mit ihrem Gegenstande“, sondern im Sinne einer Erkenntnis des „Wesens“ der Dinge. Wie Popper gezeigt hat, ist die „Übeeinstimmung der Erkenntnis mit ihrem Gegenstande“ immer nur partiell gegeben. Das heißt aber nicht, dass Fakten relativ wären, oder dass man aus Fakten keine Schlussfolgerungen ziehen könnte. Absurd ist es, wenn man vor Gericht gehlten wird, „die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit“ zu erzählen. Leider gibt es hier eine Menge begriffliche Konfusion.

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    Sicherlich haben die Flüchtlingsströme nichts direkt mit den Anschlägen in Paris zu tun. Andererseits wird die Massenmigration aus dem arabischen Raum mit großer Wahrscheinlichkeit dazu führen, dass sich ähnliche Verhältnisse wie in Frankreich einstellen werden. Damit meine ich noch nicht einmal primär den Terrorismus, sondern zunächst das entstehen von Situationen wie in den französischen Banlieus. Ein Großteil dieser Leute wird sich in diesem Land nicht zurecht finden, und dabei wird der eine oder andere Sozialhilfeempfänger oder Drogenhändler (wie Sie die Täter oben beschrieben haben) anfällig für die Botschaft der Radikalen.
    Natürlich muss es auch einen Krieg der Ideen geben. Wenn man sich allerdings die Ideologien des Faschismus und des Kommunismus ansieht, dann wird man erkennen, dass dieser Krieg der Ideen eine zähe Sache ist und eine überaus materielle Seite hat: diese Ideologien haben sich beide ganz buchstäblich durch Leichenberge diskreditiert. Zwar fehlte es nun nicht an Warnungen vor beiden Ideologien, aber was haben diese bewirkt? Übertragen auf den Islamismus bedeutet diese Erfahrung, dass uns der dschihadistische Terrorismus auf absehbare Zeit erhalten bleiben wird. Es würde mich jedenfalls nicht wundern, wenn eine Art Block islamistischer Staaten entstehen würde, ähnlich dem kommunistischen Block im 20. Jahrhundert. Vielleicht wird der Islamismus irgendwann derart abgewirtschaftet haben, dass sich auch die Muslime in der arabischen Welt irgendwann aktiv (!) gegen ihn erheben und sich wirklich am westlichen Modell orientieren werden. Bis dahin wird es aber wahrscheinlich noch sehr ungemütlich werden. Deshalb sollte man sich sicherlich um das Zusammenleben mit den Muslimen kümmern, die bereits seit langer Zeit bei uns leben, jedoch sollte die Frontlinie im eigenen Land klein gehalten werden, indem Zuwanderung aus den Krisenländern unterbunden wird. Was sich momentan abspielt, ist schlichtweg eine Katastrophe für unser Land. Wie wollen Sie bitte die Flüchtlinge als „größte Ressource“ im Kampf gegen einheimische Sympathisanten des Islamismus einspannen? Die Gefahr ist doch groß, dass viele dieser Menschen ebenfalls verschiedenen Varianten der islamistischen Ideologie anhängen. Das politische Denken ist nun einmal stark kulturell und historisch geprägt.

  14. avatar

    Danke für diesen Artikel. Es ist gut, dass es noch Menschen gibt, die den Mumm haben die Wahrheit anzusprechen. In den meisten Fällen unterliegen wir einer mehr oder weniger strengen Zensur. Und es sind beiweiten nicht einfach nur irgendwelche verbalen Rowdys, die mehr Meinungsfreiheit fordern.

    1. avatar

      Eine weitere Lüge, Oliver, dass man „Mumm“ braucht, um einen solchen Artikel zu schreiben. Mumm brauchte man, wenn man in Moskau oder Teheran oder Riad Fakten nennt. Mumm brauchte Salman Rushdie. Mumm hatten die Leute cvon Charlie Hebdo. Ich brauche dazu keinen Mumm. Erzählen Sie keinen Stuss.

  15. avatar

    Zusatz zu meiner Kritik oben aus logischer Perspektive:

    Das erste Problem lösen Sie, indem Sie das „auch“ streichen. Denn damit haben Sie „Ausgrenzung“ etc. zu einer partikulären Ursache gemacht, die sehr viel schwerer zu widerlegen ist.

    Das zweite Problem lösen Sie, indem Sie Ihre eigene Lektürehinsicht verdeutlichen. Sie lesen diesen Satz als Tatsachenbehauptung, nicht als Postulat. Das ist eine legitime Lektüre. Nicht legitim ist es, anderen vorzuschreiben, was die ‚richtige‘ performative Äußerung wäre – denn das setzt implizit voraus, dass die eigene Assoziation Kriterium sei. Was sie nicht ist.

    Das dritte Problem lösen Sie, indem Sie das „allein“ streichen, das wieder aus der Aussage eine partikuläre macht und den Geltungsanspruch der „Lügen“-Behauptung extrem verstärkt. Wenn Sie nur die These „Mit Krieg und kriegerischen Mitteln kann man dieses Problem [gar] nicht lösen“ widerlegen, dann reicht es aus, gegen diese Behauptung mit negativem All-Quantor (gar nicht) Ihren partikulären Anspruch zu setzen: „Man kann dieses Problem nicht ohne Krieg lösen.“ Statt „Tatsache ist…“ würde ich „Richtig ist…“ setzen – das macht aus einer Selbstaffirmation eine starke Behauptung und damit Ihre These weniger angreifbar.

    Grundsätzlich gilt: Die gegnerische Position als absolute, die eigene als partikuläre nehmen. Umgekehrt wird es sehr schwierig.

  16. avatar

    Nicht ganz. Denn nicht nur der linke Diskurs bietet dieses Narrativ an, deshalb schrieb ich von links nach rechts. Das Problem liegt im Fehlen eines anderen, emanzipatorischen Narrativs, was Aufgabe einer Linken wäre. Die linken Strukturen sind außerdem zu schwach um diesen Diskurs um ein emanzipatorisches Narrativ aus sich heraus mit einer ausreichenden Breitenwirksamkeit zu führen und im bürgerlichen Diskurs kommt so ein Narrativ maximal als Bringschuld vor.

  17. avatar

    Gut gebrüllt, Herr Posener,schon lange argumentiere
    ich wie Sie gegen die ersten drei Lügen, doch leider
    haben Sie vergessen, dass neben den Schwarzen,meist Christen bzw Erfinder des blues und der spirituals und des gospel, dessen Wirkung bis zu Elvis reichte, in den USA, den europäischen Juden und ihren Kulturen, es auch die Frauen waren,
    die jahrhundertelang unterdrückt waren und heute noch in vielen LÄndern und Milieus disrkiminiert werden,auch von dem angeblich ach so friedlichen Islam und vielen Religionen,sie haben aber nie eine Terrorarmee aufgestellt und die neuesten Technologien und Massenmedien zur Zertstörung der Kultur ,der Demokratie und der Lebensfreude benutzt.Doch sowohl bei Schwaarzen, Juden, Frauen,die viel gemeinsam haben,gab es Sekten, die extremistisch und gewaltbereit waren.Sie fanden aber immer genug engagierte Kritikerinnen im eigenen Milieu und eine starke Gegenkultur, die den extermistischen Sekten nicht so eine internetmacht und Waffenmacht überliess wie es heute leider für den ISlamismus zu konstatieren ist, wo Moscheestatements,die sagen, das ist nicht der Islam,
    hilflos,seicht, mutlos, vage wirken,auch sprachlich und sofort wieder alles auf Diskriminierung weinerlich zurückgeführt wird,auch gestern in der gemeinsamen Tauerandacht im BErliner Dom.Sie haben nicht einmal eine Orientierung am Niveau des Barmer Schuldbekenntnisses der evangelischen Kirche von 1945 oder eben der KRitik der LInken an reaktionären Formen des Papsttums oder der Inquisition oder der sexuellen Repression erreicht und wollen es offensichtlich seit Jahren auch nicht erreichen.Das ist die SChwäche auch der deutschen Isalmkonferenz , da wäre dringed das Forum liberaler Muslime zu stärken und ihm in den Medien , talkshwos und Politik mehr Raum zu geben,statt sich immer nur an Pegida oder der AFD abzuarbeiten polemisch.Denn wie sollen BÜrgerrechte ohne Bürgerinnenrechte in den Religionen verteidigt werden?

  18. avatar

    Wer sind eigentlich „sie“, die uns das erzählen ?

    Wenn so etwas von Pegida etc. kommt heißt es gleich wieder „Verschwörungstheorie“.

    Auch von mir uneingeschränkte Zustimmung zu Punkt 1-4, allerdings ein Widerspruch zu Punkt 5.
    Diese Mörder sind eben keine Einheimischen, sondern die Nachkommen von Einwanderern. Viele dieser Einwanderer sind als Flüchtlinge nach Europa gekommen, ohne je in Europa anzukommen.

    Stattdessen versuchen sie- leider mit Erfolg – Europa so zu verändern, daß es den nicht sehr lebenswerten Herkunftsländern immer mehr ähnelt.

    Woher nehmen Sie die Zuversicht, daß die derzeitige Flüchtlingswelle in Zukunft andere Ergebnisse zur Folge haben wird ?

    WWahnsinn ist, mehrfach das Gleiche zu machen und unterschiedliche Ergebnisse zu erwarten.“
    Albert Einstein

  19. avatar

    Wenn Posener in 5. richtig schreibt, dass die Terroristen Einheimische waren, greifen 1. und 3. zu kurz. Klar wurden Muslime in Frankreich nicht mehr oder weniger diskriminiert als anderswo – aber greift der Vergleich? Nein! Denn in Frankreich treffen soziale Versager (auch aufgrund eines weiterhin ungleichen Bildungssystems und einer verkorksten Sozial- und Verkehrspolitik) auf die Möglichkeit, Bestätigung in islamistischen Terrorgruppen zu erhalten. Das ist die gefährliche Mischung – nicht der vermutete religiöse Diskriminierung.
    Auch 3. lässt außer Acht, dass es nicht allein um Entwicklungshilfe geht, sondern auch darum, im Westen Daesh und anderen die Anhänger abspenstig zu machen.

    Beim Rest stimme ich zu.

  20. avatar

    ‚… beim Establishment – Politikern, Polizei, Presse und Professoren – hat die unerbittliche Gewalt einen gegenteiligen Effekt. Diejenigen, die die Anschläge live interpretieren sollen, leben in einer Blase der öffentlichen Leugnung (was sie privat sagen, ist etwas ganz anderes), in der sie sich veranlasst sehen vorzugeben, der Islam habe keine Rolle bei der Gewalt, weil sie sich sorgen das anzuerkennen würde nur noch mehr Probleme schaffen.‘

    … no comment

  21. avatar

    Ganz kurz zu dem Beispiel mit den Schwarzen in den USA.

    Die haetten moeglicherweise sich mit Gewalt gegen das Lynchen und daa Aparthridsregime wehren muessen.

  22. avatar

    Zu Punkt 1 und Punkt 2:
    Es fehlt ein identitässtiftendes Angebot abseits von Religion und Opferrolle und das hat etwas mit Schwäche der linken Strukturen ebenso zu tun wie mit der strikten Trennung des bürgerlichen und des innerlinken Diskurses. Im bürgerlichen Diskurs fehlen die Stimmen derjenigen, die mit Horkeimer, Adorno, Marcuse, Agnoli, Brückner etc. den Diskurs anhand der sozialen gesellschaftlichen Verhältnisse führen, komplett und im innerlinken sind sie nicht unbedingt in der Mehrheit. Soziale Ausgrenzung und rassistische Zuschreibungen sind ja eine gesellschaftliche Realität, werden aber von links nach rechts mit demselben falschen Kulturbegriff, der Kultur als etwas unveränderbares festschreiben will, beschützt bzw. angegriffen.
    Empfehlenswert: Sama Maani: Respektverweigerung

    Zu Punkt 3:
    Ja, ich gebe Ihnen recht, dass dieser Krieg geführt werden muss. Aber wie soll das vernünftig gehen mit Katar, Saudi-Arabien und der Türkei als Bündnispartner. Wenn es darum gehen soll einer politischen Form des Islam, den Kampf anzusagen, dann müsste man mit den Kurden in Kobane und Rojava zusammenarbeiten (und damit automatisch gegen die Türkei). Dort kämpfen Frauen und Männer bereits gemeinsam gegen daesh und stehen gleichzeitig für eine andere Form des Gemeinwesens. Wenn ich Krieg akzeptieren muss, was ich tue, dann nur, wenn aus den Fehlern gelernt wird. Marshallplan statt neue Despotien und keine Bündnispartner die ihre Finger auf der falschen Seite bereits im Konflikt haben.

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      Serh richtig, Ruth. anders gesagt: der „linke“, „antiimperialistischer “ Diskurs ermutigt junge Menschen, ihr eigenes Versagen als Zurücksetzung zu empfinden und liefert ein plausibles Narrativ für diese Zurücksetzung. Von zum Entschluss, mit Gewalt etwas an den Verhältnissen zu verändern, in denen ich diskriminiert werde, ist es keiun Risenschritt mehr. „Wissen ist Macht“, diese alte Losung der Linken, ist abgelöst worden wdurch die Losung: „Wissen ist ein Unterdrückungsmittel der Herrschenden.“

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    Solange wir die Länder der dritten Welt nicht als gleichberechtigte Handelspartner sehen, solange wir unsere Exportsubventionen nicht stoppen, solange wir uns mit Diktatoren ins Öl-Bett legen, solange wir weiterhin 90% Unschuldige mit Drohnen umbringen, werden wir weiterhin den Nährboden für Terrorismus bereiten. Was sollen die Leute da unten denn tun? Wir haben genügend Mitschuld an deren Armut. Also werden sich immer welche finden, die sich schlau machen, wie sie uns in den Industrieländern so richtig fies treffen können.

    Krieg gegen den Terror? Dem IS den Staat nehmen? Nun, dann weichen die halt aus. Gibt genügend kaputte Länder, die für den Westen unerreichbar sind. Solange unsere sogenannten Westlichen Werte weiterhin Millionen von Menschen in Armut halten, solange werden wir Terroristen in Massen züchten, die uns das Leben schwer machen.

    Daher mein Gedanke, zweigleisig zu fahren: Kurzfristig schauen, was wir direkt unternehmen können, um möglichst alle Anschläge zu vermeiden. Und zweitens, unser Verhalten gegenüber der Dritten Welt und allen anderen Ländern fundamental überdenken.

    Terroristen wird es immer geben, genauso wie Kriminelle. Aber wir haben durchaus Einfluss darauf, wieviele es in Zukunft sind…

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      Lieber Undnocheiner: Ich teile Ihre Kritik an ungerechten Handels- und anderen Beziehungen. Jedoch ist es schlicht und einfach Unsinn, dass die Terroristen von Paris Leidtragende dier Verhältnisse waren. Fast ohne Ausnahme waren es Bewohner reicher westlicher Städte. Einige waren Drogenhändler. Andere Sozialhilfeempfänger.

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    Da ich nicht viel Zeit habe erst mal kurz:

    Die Einschätzung die in den letzten Tagen insbesondere von Sozialarbeitern getroffen wurde, die sich mit aussteigebereiten Islamisten arbeiten, dass „die Islamistische Szene“ oft eine erfolgreichere Jugend- und Sozialarbeit mache, ist eine Einschätzung und keine Lüge. Eine ähnliche Einschätzung wird von vielen Experten auch im Hinblick auf die Hisbollah insbesondere in Palästina getroffen. Wenn Sie sich die gescheiterten Integrationsbemühungen in Frankreich und Belgien anschauen, aber auch hier in der BRD, wird man schon fragen dürfen, was „wir“ falsch gemacht haben ohne direkt von Ihnen polemisch als „Lügner“ beschimpft zu werden (Bei Ihnen im Hause Springer mag das mittlerweile der übliche Umgangston sein, aber ich finde ein solches Vorgehen, weiterhin unseriös).

    Meine Einflußmöglichkeiten auf ISIS sind relativ bescheiden. Wofür ich mich einsetzen kann, ist eine verbesserte Integration von zu uns kommenden oder gekommenen Menschen. Da liegt tatsächlich noch vieles im Argen. Den täglichen „gemütlichen Rassismus“, den meine muslimischen, alevitischen, türkischstämmigen, kurdischen aber auch christlichen Freunde mit „Migrationshintergrund“ täglich erleben, ist doch beachtlich. DIe Benachteiligung bei der Wohnungs-, Arbeitsplatzsuche, in der Schule und im Beruf, beim täglichen Einkauf möchte ich nicht erleben. Sie als alter Pädagoge und Journalist könnten ja mal eine Anfrage an Ihren örtlichen Schulsenator stellen, wie viele türkischstämmige Schüler an den berliner Schulen unterrichtet werden. Wie viele nicht türkischstämmige Kinder an Berliner Schulen Türkisch lernen und zum Vergleich wie viele Schüler in Berliner Schule Französisch lerenen, wie viele französischstämmige Schüler in Berlin unterrichtet werden und wie viele Austauschprogamme es in Berlin mit türkischen und wie viele mit französischen Schulen gibt. Und kommen Sie mir bitte nicht mit den Kosten der Reise in die Türkei, die sind in der Nebensaison so günstig wie nach Frankreich und die Lebenshaltungskosten sind im Zweifel in der Türkei auch günstiger. Das nenne ich „gemütlichen“ Rassismus. Es sagt keiner, aber viele Denken es, das ist „da unten“ doch keine Kultur, was soll mein Kind denn da lernern? Wofür soll mein Kind den Türkisch lernen, es gibt hier doch schon genug Türken in Deutschland, die türkisch sprechen (was übrigens gar nicht stimmt, viele Kinder aus Migrantenfamilien sprechen ihre Elternsprache nur mäßig und können oft weder deren Rechtschreibung geschweige denn Grammatik). Und wenn dann ein solcher Jugendlicher sich in seinem Land, denn die meisten sind Deutsche, Belgier oder Franzosen, nicht heimisch fühlt, liegt es am Islam? Herr Posener, das meinen Sie doch nicht im Ernst!? Fühlen Sie sich wirklich so hilflos, dass Sie den Balken im eigenen Auge nicht mehr sehen und gleich Bomben werden wollen? Woher kommen die Waffen denn, die die Menschen in Paris erschossen haben und die täglich hunderte Menschen im Irak, in Syrien, in Lybien in Afghanistan und wo sonst noch in der Welt das Leben kosten? Nennen Sie mir ein Patent für Massenvernichtungswaffen, das von einem „islamischen“ „Wissenschafltler“ angemeldet worden ist und ich nenne Ihnen hunderte, von „christlichen“ Patenten. Nennen Sie mir eine Waffenfabrik, die ohne „christliche“ Patente oder Lizenzen arbeitet. MIr wird immer gesagt, „die Muslime“ seien 500 Jahre hinter unserer Kultur zuück (welche Anmaßung), wenn ich mir aber überlege, dass bis in die 90er die Vergewaltigung in der Ehe bei uns erlaubt war, bis in die 70er der Mann darüber entscheiden durfte, ob seine Frau arbeitet, die alten Frauen noch mit Kopftuch links in der Kirche saßen und die Väter rechts, die wie die Lehrer am morgen ihre Kinder am Abend mit dem Rohrstock verprügelt haben, halte ich eine „soziale Rückständigkeit“ von allenfalls 50 Jahren gegeben. Ein Vergleich der Fertigkeiten im mörderischen Handwerk kann man gegen „uns Deutsche“ leider auch schwer gewinnen.

    Daher sollten wir anstatt über Bomben auf Damaskus zu fordern, dafür eintreten, mit unseren Mitmenschen fair und gleischberechtigt umzugehen. Die drei Grundtugenden der französischen Revolution heißen nicht Securité, Solidarité und Nationalité sondern Liberté, Egalité und Fraternité.

    Es macht keinen Sinn Waffen in die ganze Weltz, insbesondere an Saudi-Arabien, Katar und die Türkei zu liefern, und sich dann zu wundern, dass es „dort unten“ Krieg gibt. Darauf mit noch mehr Krieg zu anworten ist entweder naiv oder verbrecherisch.

    Ein schöner Cartoon zum Thema habe ich in der WAZ gesehen:

    http://www.sakurai-cartoons.de.....gross=6039

    Zum Schluß noch ein Hinweis zur angeblich spezifischen Terrorismuslastigkeit des Islams. Es mag etwas dran sein, dass besonders fundamentalitische religiöse Bewegungen dazu neigen sich zum Terrorismus hinzuwenden. Da sind aber weder Christen, noch Juden und auch nicht Muslime von frei. Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof wuchsen in stark protestantisch geprägten Milieus auf geht man in die Geschichte zurück, wird es auch nicht weniger blutig, Jigal Amir war sicherlich kein Islamist, und welcher Konfession die „Kämpfer“ der IRA und UUP angehörten, haben Sie sicherlich vergessen…

    Tatsächlich war und ist Terrorismus ein oft erfolgreiches Mittel um politische Veränderungen herbeizuführen. Als Pazifist lehne ich dies ab. Andere Menschen halten Fidel Castro, Gerry Adams, Menachem Begin oder Lenin für ehrbahre Leute, ich habe da eher meine Zweifel.

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    Bin mit #1 nicht einverstanden.
    Muslime sind nicht als einzige von Ausgrenzung und Diskriminierung betroffen. Richtig. Das damit verbundene Identitätsproblem hatten und haben auch andere Gruppen. Der Unterschied ist, dass dieser wunde Punkt momentan von Radikalen wie den politischen Salafisten auch ziemlich perfide ausgenutzt wird.
    Von diesen wird der Islam für ihre eigenen ist erster Linie politischen Ziele missbraucht. Natürlich bietet die Ungerechtigkeit die mit Diskriminierung einhergeht in allen Fällen eine Situation mit enormer Sprengkraft. Die Frage ist ob sie von einigen wenigen genutzt wird und wie.
    Im Falle der Schwarzen in Amerika wurde diese Energie (glücklicherweise) mit Martin Luther ganz anders kanalisiert.

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      Lieber Jan, Sie bestätigen doch nur, was ich sage. Entscheidend ist die politische Ideologie, nicht die materielle Lage. Diskriminierung ist ein Unrecht an sich – nicht, weil es angeblich den Terror fördert.

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    Dem Herrn Jander empfehle ich dringend die Gründe für die Destabilisierung des Nahen Ostens historisch aufzuarbeiten. Hier empfehle ich den Beitrag in der ZDF-Sendung „Die Anstalt“, in dem auf der Landkarte die Sandkastenspiele der USA seit den 50iger Jahren, sehr anschaulich und historisch nicht anfechtbar und leicht verständlich dargestellt werden. Vielleicht kommt der Herr Jander dann doch zu dem Schluss, dass der „verfrühte“ Abzug aus dem Irak nicht der einzige Fehler der USA war.

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    Lieber Alan Posener!
    Auch wenn Ihnen das nicht behagt: Es wäre doch besser, die Grenzen zu schließen und jeden Einzelnen zu registrieren.
    Um auf das zurück zu kommen, was ich auf dem letzten posting schrieb: Sie respektieren sich gegenseitig nicht, der Mann die Frau nicht, die Frau dann vermutlich den Mann nicht (sie fürchtet ihn nur), und so geht das weiter bei den Söhnen, wenn sie an den nicht respektierten Töchtern Ehrenmorde auf Anweisung begehen.
    Das einzige, das ihnen gepredigt wird, ist Furcht vor unserer Rechtsordnung, Akzeptanz genannt, aber es ist Furcht, wenn ich an einer Stelle, an der ohne weiteres 200 möglich wäre, nur 130 fahre, weil da ein Schild mit 120 sinnlos steht.
    Wir haben die wirklichen Werte wie Achtung vor dem Individuum, wie immer es tickt, zu wenig vermittelt. Hier wären vor allem Medienoutlets gefragt, die Schönheit der Achtung vor dem EINZELNEN Menschen zu vermitteln und die Freiheit, die nur aus dieser Hochachtung entstehen kann, nicht etwa aus freien Waren- oder Personenströmen. Denken Sie doch mal an Kafka: Wie der Einzelne vorgeführt wird. Freiheit ist nicht, keine Grenzen zu haben. Freiheit resultiert aus Respekt voreinander. Und einer Mischung aus Distanz und Nähe, die täglich in Familien oder Gruppen neu erarbeitet werden muss. Wir versäumen, ihnen das auch schon auf Grundschulniveau zu erklären, wir machen nur auf MINT, MINT, MINT. Und am Ende, wenn sie dann bei der Müllabfuhr landen, können sie durchaus frustriert sein.
    Diese Freiheit, von der ich träume, haben schon so unzählige Menschen beschrieben oder erlebt. Sie hat nichts mit Anarchie zu tun, sondern nur mit Achtung vor dem Anderen und wohl auch mit Wissensdurst, um die lesen zu können, die sie beschrieben haben. Aber es ist nicht die Freiheit, die heutzutage so gern definiert wird: Die für die Wirtschaft zu freien Geld-, Personen- und Warenströmen, nein, es kann nur die Freiheit des Individuums sein. Und an sich müssen wir diese wieder ausgraben.
    Somit sage ich indirekt aus, was ich schon immer dachte, nachdem ich Coca Cola versus Jihad von Ben Barber gelesen hatte: Der traf den Nagel auf den Kopf. Sie ergänzen sich wie zwei Seiten eines Druckknopfes. Und ehrlich gesagt, es ist an uns, dem Westen, die wirkliche Kultur auszubuddeln und zu vermitteln. Terroristen würden noch älter aussehen. Angeblich wollten sie den Mailänder Dom angreifen. What for? Wie kann man sie davon abbringen, solch sinnlose Dinge zu tun?
    Punkt 5 ist verkehrt. Eine Weile muss Schengen ausgesetzt werden, aber nicht für ewig. Man muss uns vor ihnen schützen und sie und ihre Familien vor sich selbst. Die Grenzen offen lassen hat etwas Anarchisches und etwas vollkommen Unfähiges, nicht würdig für eine Kanzlerschaft.
    Helmut Schmidt war der letzte eindeutig gute (im Sinne von Mut) Kanzler.
    So kann man das nicht lassen. Da, wo ich wohne, gibt es einen Ort, den man gern meidet. Dann machen wir langfristig den Jean Calvin-Trip: Keine Versammlungen, kein Kino, kein Theater, kein Restaurant, ganz freiwillig, aus Angst, und die Kultur würde noch mehr bluten.
    Nein, lieber die Grenzen zu, und Flüchtlinge registrieren. Und potentielle Gefährder, die schon auffällig wurden, mit elektronischer Fußfessel ausstatten.
    Nein? Doch. Wir betonen doch immer, wie wenige es sind. Dann kann man die Wenigen auch konsequent überwachen und nicht nur jemanden wie Julian Assange, der lediglich angeblich ohne Kondom mit einer Schwedin gepennt hat, wie absurd, dass man das in Schweden Vergewaltigung nennt. Die anderen Punkte unterschreibe ich.
    Ach übrigens ist das schon richtig, dass man die Muslime primär in Schutz nehmen muss, denn die Hauptwut richtet sich gegen sie, wenn sie sich herausnehmen, anders zu sein, wenn auch nur in Teilen.
    Im Prinzip darf man sie nicht als Gruppe betrachten.

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      Nein, lieber Parisien, die Schließung der Grenze und die Regisitierung sind Ersatzhandlungen,. Die Attentäter waren bekannt und registriert. Was hat das gebracht? Rien du tout.

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    Sehr geehrter Herr Posener, ich weiß zwar nicht, wie Sie das schaffen, aber es ist sehr erfreulich, dass langjährige Freundschaften und gemeinsame Abendessen für Sie kein Hindernis für eine harsche Kritik am Kurs der AfD sind. Ich fürchte, dass Herr Gauland weniger Grund zur Freude hat, wenn Sie die Gespräche mit ihm dazu nutzen, sein sorgsam gepflegtes Politikerimage zu dekonstruieren, aber er wird schon wissen, worauf er sich da einlässt ;-).

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    Jeff Foxworthy, Comedian
    „Es ist seltsam – man darf über Katholiken Witze machen, den Papst durch den Kakao ziehen, über Juden, Christen, Ir en, Italiener, Polen und weiß Gott über wen lachen, aber über Moslems (sagt man) gehört es sich nicht Witze zu machen. Ich bin überzeugt, dass je eher wir Normen und Regeln haben, die für ALLE gleichermaßen gelten, desto besser wird es für ALLE sein.“

    „Moslems sind unglücklich! Sie sind unglücklich in Gaza… Sie sind unglücklich in Ägypten, Libyen… Sie sind unglücklich in Marokko, im Iran, in Irak, in Jemen… Und auch in Afghanistan, Pakistan, Syrien, Libanon und in anderen muslimischen Ländern.

    Nur wo sind sie glücklich? Sie sind glücklich in den USA … Sie sind glücklich in Australien… Sie sind glücklich in England, in Frankreich, in Italien und Deutschland, in Schweden, in Norwegen und in anderen europäischen, nichtmuslimischen Ländern.

    Zusammengefasst: Prinzipiell sind sie glücklich in jedem nichtmuslimischen Land und unglücklich in jedem muslimischen Land.

    Und wen machen sie dafür verantwortlich?

    Nicht den Islam. Nicht irgendjemand aus dessen Führung. Nicht sich selbst. Sie machen dafür die Länder verantwortlich, in denen sie selbst glücklich sind! Sie wollen diese Länder verändern, dass diese Länder so werden wie die, aus welchen sie gekommen sind und in denen sie so unglücklich waren!

    Man kann nicht aufhören sich zu wundern und zu staunen! Wie, zum Teufel, können die so dumm sein? Und wir? Und wir erlauben denen unsere Länder in Islamische zu verwandeln. Sind wir Demokraten oder einfach dämlich?

    Wenn Sie reines Heroin konsumieren, aber den Alkohol als moralisch verwerflich einstufen, sind Sie wahrscheinlich ein Moslem.

    Wenn sie ein Maschinengewehr für $2.000, und einen Raketenwerfer für $5.000 besitzen, und gleichzeitig sich keine Schuhe kaufen können, sind sie wahrscheinlich ein Moslem.

    Wenn Sie mehr Ehefrauen haben, als Zähne, sind sie wahrscheinlich ein Moslem.

    Wenn Sie ihren Hintern mit bloßer Hand abputzen, aber ein Schweinesteak für unrein halten, sind Sie wahrscheinlich ein Moslem.

    Wenn Sie der Ansicht sind, dass es nur zwei Arten von Westen gibt – die schusssicheren Westen, und die mit Sprengstoff, Kugeln und Nägeln präparierten Westen für Selbstmordattentate, dann sind Sie wohl ein Moslem.

    Wenn Ihnen niemand einfällt, dem sie noch nicht den Dschihad erklärt haben, sind sie wahrscheinlich ein Moslem.

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    Wenn man mal, weil kochend, einen Tag lang BBC hört, dass Ihr Argument 5 exzeptionell „gut-deutsch“ ist. Weder in der Anglosphäre noch in irgeneinem anderen Land Europas ist das ein ernstgenommenes Argument. Sie wollen die Deutschen auf einen Sonderweg verpflichten. Da Sie ein Wendehals sind, werden wir Sie in zwei drei Jahren an diesen Beitrag erinnern.

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    Zustimmung an allen Fronten, Herr Posener (no pun intended). Mangels letztinstanzlicher klerikaler Deutungshoheit wird ebendiese nun im Islam umkämpft. Ironischerweise könnten sich interessierte Muslime hierbei gerade am Judentum orientieren, dessen Erfahrungen mit den Zeloten die zerstörerische Kraft des Fanatismus ebenso im Exil wie in der rabbinischen Moderierung der Offenbarung mündeten. Mir graut davor, al-Baghdadi als einen Pinchas der letzten Tage vorzustellen, ganz fern liegt die Analogie jedoch nicht.

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      Was für eine dumme Entgegnung, Herr Flessner! Wie Sie wissen würden, wenn Sie auch nur eine minimale Recherche betreiben würden, halte ich mit Kant außerhalb der Religion die „Wahrheit“ für grundsätzlich nicht erkennbar. Der Gegensatz zur Lüge heißt Tatsache, Fakt, Wirklichkeit. Nicht „Wahrheit“.

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    Ad Punkt 1:
    Ich würde den Aspekt der Ausgrenzung und der sozialen Verhältnisse nicht so einfach abtun, zumal genau die Sache mit der Ausgrenzung Muslime seit 9/11 besonders trifft, weil die vielen absolut friedlichen Anhänger dieser Religion gerne mal in einen Topf mit wahnsinnigen Jihadisten geworfen werden.

    Dass Leute, die wenig gebildet sind und kaum Lebensperspektiven haben, sich leichter radikalisieren lassen, ist ja nichts neues. Und keine Frage der Religion. Egal ob Jihadisten, Rechtsradikale die Flüchtlingsheime anzünden oder Radikale von ganz anderen Richtungen: Wenn mal wieder jemand gefasst wird, ist er meistens schlecht gebildet und prekär beschäftigt oder arbeitslos.

    Anders gesagt: Kümmert man sich darum, dass Leute besser (aus)gebildet werden, erschwert man den Jihadisten ihre Rekrutierungsarbeit massiv. Leute, die über mehr Wissen über die Welt verfügen und besser in der Lage sind, Zusammenhänge zu begreifen, haben nicht nur bessere soziale und berufliche Lebensperspektiven, sondern sind genau deswegen auch weniger anfällig, in abstruse Weltbilder abzudriften.

    Zu Punkt 2: Ich glaube, die Betonung, dass Jihadismus nix mit dem Islam zu tun hat, bezieht sich darauf, dass die große Mehrheit der Moslems mit dem, was IS, Boko Haram und Co. aufführen, nichts anfangen kann. Im Schnitt mögen Muslime vielleicht konservativer und strenger in ihrer Religionsausübung sein (Vermutung, kenne keine repräsentativen Studien), aber da sinds dann doch noch einige Schritte zu „ich schneide Leuten ihre Köpfe ab“. Die historischen Vergleiche halte ich für mäßig passend, weil sich weltweit in den vergangenen 150 Jahren doch verdammt viel geändert hat. Da hinken Vergleiche mit dem vierzehnten Jahrhundert oder generell Epochen davor ganz einfach.

    Ad Punkt 3: Die Aussage „Mit Krieg kann man das Problem nicht lösen“ würde ich ebenso kritisieren. Die Aussage „Mit Krieg allein kann man es nicht lösen“ halte ich hingegen für korrekt. Sie beinhaltet ja, dass militärisches Eingreifen unvermeidbar ist. Auch das muss allerdings sorgfältig vorbereitet und ein Plan für die Zeit nach einer Zerschlagung des IS aufgestellt werden (Stichwort: Nationbuilding). Da hängt viel dran. Ökonomischer Wiederaufbau, politische Erneuerung, militärische Absicherung, Interessensmanagement. Bombe drauf und mal eben eine Wunschregierung installieren funktioniert nicht – gut nachvollziehbar am Beispiel Afghanistan. Ein Machtvakuum in einer politisch ohnehin fragilen Region ist eine ziemlich gefährliche Sache, eine solche Situation hat den Aufstieg des IS in diesem Maße erst ermöglicht oder zumindest sehr begünstigt.

    Mit Punkt 4 und 5 gehe ich d’accord. Beide sehe ich auch als bedeutendste Knackpunkte über das weitere „Schicksal“ Europas in Fragen der politischen Stabilität und des sozialen Zusammenhalts.

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      Lieber Herr Pichler, wenn Sie von der „Ausgrenzung von Muslimen seit 9/11“ reden: Wer oder was war denn für 9/11 verantwortlich? Dass schlecht ausgebildete Leute anfälliger sind für den Terrorismus halte ich für ein Gerücht. Die Führer aller Terrorgruppen waren zu allen zeiten hoch gebildete Leute. Das gilt für die RAF wie für den IS. Die Antwort auf Benachteiligung ist gewerkschaftlicher und politischer Kampf. Nicht Terror. Die ursache für den Terror ist die terroristische Ideologie. Nicht „die Gesellschaft“.
      Und was die Muslime und den Dschihadismus angeht: die meisten Christen waren nicht Nazis. Aber nach 45 spätestens war es nötig, den Zusammenhang von christlichem Antijudaismus und Holocaust zu untersuchen. Kein Christ darf sich dieser Auseinandersetzung entziehen mit dem Hinweis, die Nazis seien „keine Christen“ gewesen.

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    Lieber Alan Posener, auch von mir vielen Dank für Ihren Klartext, insbesondere über die Zusammenhänge zwischen Religion und Verantwortung für Terror (nicht nur) beim Islam, sowie die Sicherheitslücken in Frankreich – habe ich vermutet, allein mir fehlen aktuelle Fakten. Natürlich frage ich mich: Woher bekommt der ‚IS‘ sein Geld, wieso kaufen Türken noch Öl dort und der Steinzeit-Islam mit seinem auch für viele Westler anscheinend anziehenden Frauen- bzw. Menschenbild ist bei den Wahabiten in Saudi-Arabien oder Qatar vielleicht noch mehr zuhause, als im schiitischen Iran: Die ‚IS‘-Strategen wissen sehr genau, wo die Schwachpunkte des Westens sind – die jungen Männer, die keine Wertschätzung in der entwickelten Wirtschaft haben, die nicht integrierbar bzw. Versager sind. Daran wird man kurzfristig nichts ändern können, aber daß die deutsche Großwirtschaft nach wie vor die Staaten die auch Geldgeber und Unterstützer des ‚IS‘ beherbergen, Technologie und Waffen liefert, ist, finde ich auch ein Thema.

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    Ist nicht jede monokausale Erklärung eine Lüge? Wäre es nicht etwas klüger, von Ko-Faktoren zu sprechen, die in einer bestimmten Situation ein günstiges Terrain schaffen? Dass der Dschihadismus „etwas mit dem Islam“ zu tun hat, ist offensichtlich. Dass er sich nicht auf den Islam reduzieren lässt ebenso -so wie es die 99,9% gesetzestreue Muslime bezeugen. Diese 99,9% zeigen auch, dass Ausgrenzung nicht zwangsläufig zum Dschihadismus führt, einverstanden. Daraus folgt aber noch nicht, dass der Dschihadismus gar nichts mit Ausgrenzung (wie mit dem Islam) zusammenhängt. Vor allem mit der speziellen Form der Ausgrenzung in den französischen Banlieues (das Wort heisst: Verbannungsorte). Wenn das eine „Lüge“ ist, dann bliebe noch zu erklären, weshalb ausgerechnet Franzosen (und Belgier) im „IS“ überrepräsentiert sind und die schlimmsten Attentate in Europa verübt haben. Alle mit demselben sozialen Background. Freilich kommt noch ein Faktor dazu: die Kolonialgeschichte. (Obwohl niemand sich gern daran erinnern möchte: der Ausnahmezustand wurde vor 60 Jahren eingeführt, als ein Haufen algerischer Terroristen unschuldige Bürger ermordeten). Falsch wäre es allerdings auch, eine Erklärung für eine Verharmlosung oder Entschuldigung zu halten.

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    Die Begründung, wieso man das „Kalifat“ gewaltsam (wie sonst?) auflösen soll („Ad #3)“, liegt darin, dass dadurch nicht nur die Organisation des konkreten Terrors, sondern v.a.D. die Motivierung und Rekrutierung der Terroristen empfindlich gestört werden würde. Ob man damit den Terroristen einen Gefallen erwiese, weiß ich nicht, halte ich aber für irrelevant.

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    gute gebrüllt löwe sagt man dazu. ich bin grundsätzlich auch der meinung man sollte einem krieg gegen den is nicht ausweichen.in seinen barbarischen auswüchsen gleicht er in teilen der naziplage, die man auch mit aller macht und der bündelung aller kräfte ausmerzen musste. der is hat schon mehrmals öffentlich bekanntgegeben, daß er alle nicht sunnitischen moslems und alle anderen nichtmoslems, also den rest der menschheit, ausrotten werde. das ist in verschiedenen interviews und quellen belegt. warum nutzt die staatengemeinschaft nicht diese einmalige chance und kooperiert auch mit moskau und peking in dieser frage, das wäre eine historische chance sich auf die altbewährte waffenbrüderschaft des westens mit russland zu besinnen. weiterhin sollte man anlaog zur polnischen exilarmee im 2. weltkrieg syrische und irakische flüchtlinge und alle anderen freiwilligen zu einer interventionsarmee ausbilden und sie diesen krieg mitentscheiden lassen. das wäre sehr identitätsstiftend für einen neuordnung der arbaischen welt. hinfort mit all diesen assads und malikis, diesen korrupten steinzeitkönigen und anderen potentaten. der krieg sollte im idealfall alle staaten des nahen ostens befreien. klar, das ist eine utopie, aber das hat gegen naziduetschland und seine verbündeten schon einmal funktioniert. solle die weltgemeinschaft wieder warten bis alles zu spät scheint und hundertausende weiterer zivilisten ermordet werden ? zu den waffen feunde! gegen barbarei, terror und unterdrückung.

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      Nun ja, Tello, der IS ist nicht Nazideutschland. Wenn man wollte, könnte man ihn in fünf Wochen besiegen. Er ist ein Ärgernis, keine Weltbedrohung. Aber Ärgernisse muss man nicht dulden.

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    Ad #1: „Wie einer tickt“ ist für den logischen Wert Ihrer Aussage vollkommen irrelevant, nicht aber für den rhetorischen. Womit Sie Ihren Geltungsanspruch entscheidend geschwächt hätten. Anders gesagt: Es könnte auch besser gehen. – Ihre Allusion in Richtung Muslime scheint mir den Fehlschluss zu wiederholen: Der Umstand, dass muslimischer Terrorismus medial die größte Aufmerksamkeit genießt, streicht weder den historischen Terrorismus durch christliche, buddhistische oder jüdische Extremisten aus, noch folgt daraus irgendwas. Es ist außerdem eine ideologiekritische Binse, eine bestimmte Glaubensrichtung an ihren Extremen zu messen. Und ein mereologischer Fehlschluss.

    Ad #2: „Ihr seid keine Muslime!“ ist eine andere, nicht die einzig andere Möglichkeit, den Satz performativ zu formulieren. Für ein Gegenargument hätten Sie nachweisen müssen, dass mein Satz nicht dieselbe performative Funktion erfüllt. Da Sie meine Erläuterung schlicht ignorieren, sehe ich diesen Umstand nicht als erfüllt an – weswegen Ihr Gegenargument genaugenommen gar keines ist. Ob und wenn ja, welche Muslime „beide Funktionen durcheinander [bringen]“, bleibt erst einmal dahingestellt. „in ihrem eigenen Kopf“ scheint mir eine unzulässige Psychologisierung zu sein, die aber gut zur Ideologiekritik aus #1 passt.

    Ad #3: Zunächst einmal müssten Sie anerkennen, dass er schwach auf der Brust ist. „Wenn…“ ist mir da noch zu unklar. So herum ist das nämlich eine Beweislastumkehr – und momentan steht immer noch Ihre These zur Diskussion, nicht meine Alternative 😉 Was mir daran „gefällt“, können Sie in meiner Nachricht an Sie nachlesen.

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    ..achso: die Führung der AfD lügt, sagen Sie zuletzt. Ja, das stimmt wohl. Leider werden ausgerechnet die politisch profitieren.

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    Ja!!!!! V.a. die erste Lüge, die man (beinahe unglaublich) immer noch hört, regt mich wahnsinnig auf.
    Hinzu kommt als Ergänzung die Falschaussage, der Drohnenkrieg habe den Terrorismus produziert. Am 09´11.09.2001 gab es aber noch gar keine Drohnen!!! Und nun?

    Ich hatte es bei Ihnen auf FB und anderswo ja schon gesagt: Chamberlain alleine wird diesmal nicht genügen, um den IS zu dämmen. Ein wenig Winston wird wohl mit dabei sein müssen, leider, aber es ist so.( https://summacumlaudeblog.wordpress.com/2015/11/14/winston-is-back/ )
    Es ist ein mir ungewohntes Denken, aber diesmal kommt man möglicherweise nicht drum herum.

    Der Islamismus ist für mich als spezifisch-islamische Reaktion auf die eingebildeten „Zumutungen der Moderne “ zu sehen, wie es vormals in Dtl. der Nationalsozialismus darstellte. Er stellt mithin die nahöstliche Reaktion der Modernisierungsverlierer dar. Was eine (nicht DIE) Erklärung ist und keine Entschuldigung.

    Was ein wenig bei Ihnen fehlt, ist der Hinweis, dass „der Westen“ – v.a. seine Verbündeten am Golf – leider eine IS-Anschubfinanzierung hingelegt hat. Da hat man sich gründlich verspekuliert.

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    Im Prinzip stimme ich Ihren fünf Punkten zu, wobei auch dieser Text ein Problem hat, das „sie alle“ haben: die geharnischten Verteidiger, aber v.a. die bösartigen Angreifer, die sich genauso ausdrücken. Das sind keine fünf „Lügen“, es handelt sich (meistens) um Irrtümer. Ein solcher Unterschied fällt schnell unter den Tisch. Dann ist alles schnell „gelogen“, wir werden „betrogen“, sind „umgevolkt“, „müssen kämpfen“ usw. Vor solchen Ausdrücken sollten wir uns hüten. Und wer überhaupt sind „sie“, die uns da so bösartig „belügen“?

    Ja, der IS ist bösartig, ein riesiges Problem für uns, solange er ein Gebiet beherrscht und sich „Kalifat“ nennt. Das kann man nur militärisch ändern. Im Grunde handelt es sich aber um eine Polizeiaktion, die nur aufgrund der nötigen Dimension militärisch geworden ist. Es geht darum, eine illegale Gebietsaneignung mit großem Bedrohungspotential für alle rückgängig zu machen.

    Dazu muss man nun international zusammenarbeiten, endlich. Selbst China will eine Bestrafung der Täter, die die chinesische Geisel ermordet haben. Oft wurde gesagt, dass Assad ein größeres Problem darstellen würde, weil er mehr Menschen auf dem Gewissen hat. Oder Putin, weil er ein Riesenreich autokratisch regiert und andere Länder bedroht. Nein, der IS ist das größere Problem. Um ihn zu bekämpfen muss man eine internationale Allianz mit allen, den gegen den IS sind, schmieden. Und das sind alle.

    Der IS liebt den Tod statt das Leben. Sonst wäre sein Verhalten, wirklich alle, auch die zurückgezogenste Macht im letzten Winkel unserer Erde, gegen sich aufzubringen, nur mit extremer Dummheit zu erklären. Er wird nicht wirklich zu besiegen sein, aber ohne sein „Kalifat“ immerhin nennenswert schrumpfen.

    Und von Martin Jander so bezeichnete weitere „Lüge“ ist nicht mal ein Irrtum, denn selbstverständlich hat der Westen eine Mitverantwortung am Entstehen des „Kalifats“. Dieses naive Herausgerede nach allem, was seit Jahren auf der Hand liegt und wir aktuell erleben müssen, ist schon schwer zu begreifen.

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    Alan Posener: Mit diesen drei Punkten habe ich – zumeist logisch – Probleme:

    Ad #1: Die Aufzählung von Fällen, in denen es nicht so ist, entkräftet nicht alle möglichen Fälle (induktiver Fehlschluss).

    Ad #2: Der Kommentar zu diesem „Mantra“ bezieht sich auf eine mögliche Weise, den Satz „Der IS / Terrorismus hat nichts mit dem Islam zu tun“, auszulegen: als deskriptiven oder assertorischen Satz. Der Satz kann aber auch performativ und postulativ gelesen werden – und so gebrauchen ihn m. E. viele Muslime auch: „Der IS / Terrorismus hat nichts mit dem Islam – so wie wir ihn fordern, bereits leben und darüber Deutungshoheit beanspruchen – zu tun.“ Eine mögliche implizit zur einzig möglichen Auslegung zu machen entspricht der Konstruktion eines Pappkameraden.

    Ad #3: Etwas wird nicht dadurch eine Tatsache, dass man „Tatsache ist…“ davorschreibt. Sondern dadurch, dass man es objektiv als Tatsache beweisen kann. Formal wäre das eine petitio principii. Aber es gibt ja auch noch eine Begründung. Die Thesen lauten im Einzelnen: Mit Krieg kann man dieses Problem lösen, weil a) man viele Terroristen tötet, b) dem IS sein Territorium nimmt, c) man Stärke zeigen kann. Wenn ich mal Ihre Argumentation von #1 zugrundelege, dann könnte ich sagen: a) und b) haben sich schon im „Krieg gegen den Terrorismus“ der Al-Quaida durch die USA als falsch erwiesen. Man könnte aber auch sagen: Man braucht nicht viele Terroristen oder ein großes Territorium, um Terror zu verbreiten. Und wenn c) genau das ist, was der IS will, dann tut man ihm mit dieser Forderung sogar einen Gefallen. Grundsätzlich gefällt mir dieser Punkt, aber er ist argumentativ etwas schwach auf der Brust.

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      Lieber Daniel-Pascal:
      #1: Richtig. Mein Punkt ist: Vielleicht kommt es doch darauf an, wie einer tickt. vielleicht ist es kein Zufall, dass die Schwarzen in den USA überwiegend Christen waren und sind, und die Muslime, nun Muslime.
      #2: Performativ gegenüber den Terroristen muss der Satz lauten: „Ihr seid keine Muslime!“ So wie die Kirche alle Nazis hätte exkommunizieren sollen. Deskriptiv und assertorisch ist er offenkundiger Unsinn. Nicht ich bringe beide Funktionen durcheinander: viele Muslime tun das, vielleicht sogar in ihrem eigenen Kopf.
      #3: Wenn der Punkt argumentativ schwach auf der Brust ist, freue ich mich auf stärkere Argumente von Ihnen, da er Ihnen „gefällt“.

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      Wer hätte ihnen in Syrien geholfen? An wen hätten sie sich wenden können? Wer hätte sie geschützt? Wir können das alles, wenn wir umdenken.

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    Lieber Alan Posener, Klasse. Aber eine Lüge fehlt glaube ich noch. Die Lüge, dass der Westen und damit wir sowieso an den Anschlägen schuld sind, weil wir, oder die USA, den Krieg gegen den Irak geführt haben, der ISIS erst hervorgebracht hat. Bullshit. ISIS entstand aus verschiedenen Geuppen, u. a. aus der alten Armee Sadam Husseins. Der Fehler war allenfalls, dass die USA ihre Truppen zu früh zurück zogen. Aber wie gesagt, sehr guter Text. Alles Gute, Martin Jander

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