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Russland spricht

 

 Aus aktuellem Anlass gebe ich hier ein Gespräch wieder, das ich 2005 oder 2006 in Jerusalem mit einem Mitglied der neu-alten russischen Nomenklatura geführt und in meinem Buch „Imperium der Zukunft“ 2007 abgedruckt habe.

Wjatscheslaw Nikonow ist der Enkel des alten Stalin-Vertrauten Wjatscheslaw Molotow. Ein derart intimes Familienverhältnis zu einem Bürokraten des Todes würde man in Deutschland vermutlich eher vergessen machen wollen. Es ist kaum vorstellbar, dass sich etwa der Enkel Joachim von Ribbentrops, der mit Molotow den Hitler-Stalin-Pakt aushandelte, mit einer solchen Verwandtschaft hausieren ginge. Dass Nikonow, der einen Moskauer Think-Tank leitet und sich selbst als „Guru der jungen Putin-Leute im Kreml“ bezeichnet, bei jeder Gelegenheit genau das tut, sagt einiges über ihn aus. Und es sagt einiges über das Verhältnis des heutigen Russland zu seiner totalitären und imperialen Vergangenheit, dass diese Verwandtschaft als Empfehlung gilt.

Ich treffe Wjatscheslaw Nikonow in Jerusalem anlässlich einer Konferenz über die künftige Erweiterung der Europäischen Union. Es geht den Veranstaltern eigentlich um Israel, aber sie haben Vertreter weiterer Beitrittskandidaten eingeladen, einen Professor aus Ankara zum Beispiel – und aus Moskau Nikonow.

Bei Couscous und Rotwein kommen wir ins Gespräch. Am Nachmittag hat Israels Außenministerin Tsipi Livni die müden Konferenzteilnehmer elektrisiert mit der spontanen Bemerkung, in den Beziehungen ihres Landes mit der EU dürfe es keine Denkverbote geben: „The sky is the limit.“ Nikonow ist sichtlich belustigt über die „Europhorie“ der Teilnehmer, aber auch sichtlich verärgert über die Zumutung, als Vertreter eines Beitrittskandidaten eingeladen zu sein.

„Russland ist nicht auf dem Weg zur Europäischen Union“, sagt er. „Die Chance gab es, Anfang der 1990er Jahre. Aber Europa hat diese Chance verspielt. Wir haben den Franzosen damals eine großeuropäische Lösung angeboten. Europa hätte dadurch eine Supermacht werden können, heute wäre es vielleicht die einzige Supermacht. Aber Europa mangelte es damals an Politikern, die groß denken. Stattdessen setzten sie auf die Nato-Erweiterung. Also auf die amerikanische Option statt auf die russische. Russland hat daraus seine Schlussfolgerungen gezogen. Heute setzt Russland nur auf sich. Wir sind nicht mehr bereit, über unsere Souveränität mit irgendjemandem zu verhandeln. Wenn wir jetzt über die europäische Integration reden, meinen wir etwas anderes als damals. Integration ist keine Einbahnstraße. Verstehen Sie?“

Molotows Enkel wedelt mit seiner Gabel und zeigt auf die Einrichtung des Jerusalemer Restaurants, das von marokkanischen Juden betrieben wird: die maurischen Bögen, die arabischen Schriftzüge an der Wand. „Wissen Sie, was das hier ist? Das ist die Europäische Union. Wissen Sie, was der beliebteste Name für neugeborene männliche Kinder in Brüssel heute ist? Mohammed. Und wissen Sie, wie die größte europäische Stadt heißt? Moskau. Verstehen Sie? Think big! Auf solchen Konferenzen wie heute halten die Leute Vorträge über europäische Werte, aber wo ist Europa noch Europa? In Brüssel oder in Moskau? Wer kämpft noch für Europas Werte? Allenfalls die Amerikaner, und die sind dabei, im Irak aufzugeben. Wir haben in Tschetschenien einen islamistischen Aufstand besiegt. Think big!”

Wir bestellen noch eine Flasche Rotwein von den Golan-Höhen. „Verstehen Sie, mir geht es nicht um Idealismus”, sagt Nikonow. „Mir geht es um reinen Opportunismus. Dem Opportunismus gehört die Zukunft. Ich appelliere also an den berühmten europäischen Opportunismus. Denn ihr braucht uns mehr, als wir euch brauchen. Die Autarkie ist für uns eine echte Option, für euch nicht. Mit sieben Prozent Wachstum schon im siebenten Jahr hintereinander wird Russland bis zum Jahr 2020 Deutschland als größte Volkswirtschaft des Kontinents ablösen. Wer ist unser wichtigster Handelspartner heute? China. Wer sind unsere Handelspartner der Zukunft? Indien und die anderen asiatischen Tiger. Unsere Geschäftsleute sind heilfroh, dass ihnen die sozialistische Bürokratie nicht im Wege ist. Ich meine die in Brüssel. Nirgendwo macht man es den Geschäftsleuten schwerer als in der EU. Und wissen Sie, wer mir das sagte? Michail Chodorkowski.“ Nikonow sagt das ohne einen Anflug von Ironie.

„Den haben nicht die Brüsseler Bürokraten ins Arbeitslager nach Sibirien geschickt, sondern Sie“, werfe ich ein wenig verärgert ein. „Das stimmt“, sagt Nikonov. „Das haben allerdings wir getan.“ Und er schmunzelt zufrieden. „Wie gesagt, Sie brauchen uns nicht zu mögen. Aber Sie sollten mit uns rechnen. Russland ist dazu bestimmt, vielleicht dazu verurteilt, ein unabhängiger Machtpol zu werden, wie die USA, wie China, wie die EU. Und wir sind jetzt stärker als die alte Sowjetunion. Wissen Sie warum? Weil wir ein echter russischer Nationalstaat geworden sind. Jetzt sind 83 Prozent unserer Bevölkerung Russen, in der alten Sowjetunion waren es nur 43 Prozent. Wir wissen, was wir wollen und was wir nicht wollen. Verstehen Sie?“

„Für uns im Westen sieht es aus, als ob Putin das alte Zarenreich wieder errichten will“, sage ich.

Meinem Gesprächspartner steigt die Zornesröte ins Gesicht. „Das ist die alte westliche Doppelmoral. Wie sollen wir denn eure Politik nennen? Die Ausdehnung der Nato bis an unsere Westgrenze? Die Stationierung eurer Truppen in Zentralasien? Die Besetzung Afghanistans? Warum sind die Araber, die euch angreifen, Terroristen, aber die Tschetschenen, die uns angreifen, Freiheitskämpfer? Warum sollen wir akzeptieren, dass die Nato und die EU ohne Legitimation durch den Sicherheitsrat Krieg gegen Serbien führen? Warum sollen wir akzeptieren, dass sie anschließend die Provinz Kosovo vom christlichen Serbien abtrennen, um es muslimischen Terroristen zu geben? Wie kann es angehen, dass EU und Nato Serbien aufteilen, uns aber verbieten wollen, vergleichbare Lösungen für Abchasien, Südossetien oder Transnistrien anzustreben?“ Die Rede ist von den georgischen und moldawischen Provinzen, die den Anschluss an Russland suchen.

„Aber reden wir nicht von Recht und Anstand, reden wir von dem, was ihr Europäer am besten versteht, vom Geschäft. Wir sind nicht nur euer drittwichtigster Absatzmarkt. Wir sind der größte Energieproduzent der Erde, noch vor Saudi-Arabien. Wissen Sie, wir wollen gern ein zuverlässiger Lieferant für Europa sein. Aber wie jeder Lieferant brauchen wir zuverlässige Kunden. Wenn die EU einen Kalten Krieg in Sachen Energie haben will, könnte es in Europa eines Winters sehr kalt werden.“

Die Weinflasche ist leer. „Das klingt beinahe wie eine Kriegserklärung“, sage ich. Nikonov steht auf und klopft mir freundlich auf die Schulter. „Nein, mein Freund, im Gegenteil: das sind unsere Friedensbedingungen.“

 

2007 habe ich mich gefragt, ob sich Putin noch als autoritärer Modernisierer erweisen werde, der Russland – wenn auch mit unappetitlichen Mitteln – schließlich in Richtung kapitalistische Demokratie führen könne. Ich schrieb:

 

Wahrscheinlicher ist angesichts der gewaltigen inneren Widersprüche Russlands die Entstehung eines quasi-faschistischen, aggressiven Imperiums an der Ostgrenze der Europäischen Union. Dieses Imperium wird alles tun, um den Beitritt der Ukraine und Weißrusslands zur europäischen Zone der Freiheit, der Rechtstaatlichkeit und des Wohlstands zu verhindern; die fortgesetzte Zerreißprobe, unter der die Ukraine seit der „Orangenen Revolution“ leidet, wäre da ein Vorspiel nur. Vom Baltikum zum Balkan verfügt Russland über Kräfte, die Unruhe stiften und die Ordnung Europas zersetzen können, wenn es den Interessen der Führung dient. Außerdem sollte man die Möglichkeit einer künftigen Sammlung der national-sozialistischen, fremdenfeindlichen, antisemitischen, islamophoben und amtiamerikanischen Kräfte Europas unter russischer Führung nicht ausschließen – eine populistische Sammlungsbewegung, die das Elitenprojekt Europa ernsthaft gefährden könnte.

(…)

Will Europa seine politische Handlungsfähigkeit beibehalten, ist die energiepolitische Unabhängigkeit von Russland der Schlüssel. Die Diversifizierung der Energiequellen, zum Beispiel durch Pipelines über die Türkei nach Zentralasien; die Weiterentwicklung neuer Produktions- und Transporttechnologien, zum Beispiel Windparks und Flüssiggas; die massive Förderung des Energiesparens, des Netzauzsbaus und experimenteller Energiequellen wie etwa der Fusionstechnik sind wichtige Aufgaben Europas.

(…)

Ebenso wichtig wie energiepolitische Unabhängigkeit ist die Solidarität mit den neuen EU-Mitgliedern in Osteuropa. Deren Nationalismus mag für manche postnational fühlende Alt-Europäer anachronistisch erscheinen; deren Gesellschaften, die weder die westliche Kulturrevolution der „Swinging Sixties“ noch die Horizonterweiterung durch massive Zuwanderung erlebt und die im Widerstand gegen den Kommunismus oft prämoderne Formen der Religiosität, der Geschlechter- und Familienbeziehungen konserviert haben, mögen für postmodern sozialisierte Alt-Europäer oft geradezu abstoßend wirken. Aber die Herausforderung des Europäischen Imperiums besteht nicht zuletzt darin, mit solchen kulturellen Ungleichzeitigkeiten fertig zu werden. (…) Völlig falsch wäre freilich die Vorstellung, Osteuropa könnte oder sollte gar kulturell und vor allem in seinem historischen Bewusstsein einfach „westeuropäisiert“ werden. Vielmehr muss das alte Europa die Erfahrungen der neuen Mitglieder im Osten mit fünf Jahrzehnten kommunistischer Diktatur endlich begreifen als „Große Erzählung“, die neben die Erzählungen vom Ersten und Zweiten Weltkrieg, von der Shoah und dem Widerstand gegen Nazi-Deutschland, vom Wiederaufbau und vom Kalten Krieg tritt und die zukünftige Identität Europas stiftet.

In dieser neuen Großen Erzählung spielen Nationalismus, Religion und Tradition, Links und Rechts, Amerika, Russland und Europa eine ganz andere Rolle als in den Erzählungen, die das westeuropäische Bewusstsein beherrschen (…)

Schließlich darf Europa nicht darauf verzichten, die Demokratiebewegungen in der Ukraine und Weißrussland zu fördern und die Souveränität der demokratischen Staaten Moldawien und Georgien gegen russische Zersetzungsversuche zu unterstützen. Wird die russische Führung das als Provokation empfinden? Schon möglich. Auf jeden Fall wird sie so reagieren, als hielte sie das für eine Provokation. Aber eine Staatsführung, die demokratische Nachbarn in sicheren Grenzen als Provokation empfindet, spricht über sich selbst das Urteil.

 

Wenn ich das 2007 schon wissen konnte, und ich bin kein origineller Denker, wieso wurden wir Europäer von der Entwicklung in der Ukraine so überrascht?

 

 

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101 Gedanken zu “Russland spricht;”

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    Tja, Parisien, erst kündigen Sie Ihren Weggang an, dann können Sie es doch nicht lassen, schreiben aber plötzlich auf Englisch. Warum? oder haben Sie jetzt einen Ghostwriter?
    Ihren Hinweis auf Israels Haltung verstehe ich nicht. Soll ich aus genetischen Gründen immer der außenpolitischen Linie Israels folgen? Wäre natürlich einfach, da bräuchte ich mir keine eigenen Gedanken machen.
    Ihre Unterstellung aber, ich wollte einen Krieg, weise ich aufs Entschiedenste zurück. Gerade weil ich keinen Krieg will, bin ich für eine klare Haltung in Sachen Ukraine. Und die besagt: Außer in einem humanitären Notfall („duty to protect“) oder nach einer Legitimierung durch den Sicherheitsrat oder wg. Gefahr im Verzug sind Grenzen zu respektieren. (Und ja: Man kann sehr darüber streiten, ob der Einsatz im Irak richtig war: Freilich will hoffentlich niemand behaupten, die jetzige Regierung in Kiew sei mit dem Regime Saddam Husseins auch nur im entferntesten vergleichbar, oder die russischsprachigen Ukrainer auch nur annähernd so gefährdet, wie es Kurden und Schiiten im Irak waren.) Wenn neue Regeln gelten sollen, die ein „Schutzrecht“ für Minderheiten einschließlich Annektionen durch das Land, in dem sie keine Minderheit darstellen, einschließen, dann gute Nacht.

    Und apropos:
    Ich wünsche allen Freunden – und Feinden – ein besinnliches und dann frohes Osterfest. Es ist das Fest der Auferstehung, des Frühlings, des Wunders, das sich alljährlich wiederholt, und das nur ganz und gar unpoetische Menschen kaltlassen kann. Ich selbst werde Ostersamstag in Athen und Ostersonntag in Porto Heli auf der Peloponnes verbringen, wo das Lamm schon mariniert wird. Werde aber wie gewohnt Dienstag hier posten.

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    Moin allerseits, besonders Parisien.
    Ich halte mich aus dem Streit der „Ukraine Experten“ raus- ich bin keiner und keine der beteiligten Seiten ist mir sonderlich Sympathisch. Aber das Simon & Garfunkel Konzert in Central Park vom 19. 9. 1981 hab ich gestern, in unserem kleinen Culturladen gezeigt- wirklich schön und vor allem eine Protestversammlung die so heute in den USA wohl eher unwahrscheinlich wäre. Ed Koch, der damalige Bürgermeister, wollte den Central Park aus Kostengründen schließen. Die beiden Musiker (und einige andere) sagten: Nicht mit uns. S & G organisierten das erste einer Reihe von Soli-Konzerten zum Erhalt des Parks und 500 000 Menschen kamen! Übrigens musste Mr. Koch auch noch das Konzert eröffnen- sein Gesichtsausdruck spricht Bände! Und die „Dankesrede“ von Paul Simon ist allerfeinstes Kabarett. Man kann die DVD kaufen…

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    @Lucas

    nur eine Randbemerkung:

    Es wird nicht ohne “ Schrumpfungsprozess “ im Wirtschaftsbereich in den kommenden 50 Jahren gehen.

    Rechnen Sie einmal, was wohl passiert, wenn die Motorisierung Indiens so hoch wie in NRW ist.

    Es gibt leider physische Grenzen:

    Außer Sie erreichen es dass wir 1 bis 2 Mrd Menschen in 50 Jahren auf einen Exoplaneten beamen können:-)

    Und was das Fahrrad betrifft:

    Der Wandel in Kopenhagen kam nicht daher, dass man per Gesetz den Autoverkehr eingeschränkt hat, sondern ist liegt daran, dass Sie mit dem Rad in Kopenhagen schneller als mit dem Auto von A nach B fahren können.

    Und was das Auto betrifft, meine Ausführungen zielten lediglich auf die Lebensdauer eines Fahrzeugs ab, neudeutsch life-cycle oder resilience.

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    Lieber Herr Posener,

    schon vergessen:

    die gesamte Nomenklatura der Ukraine von der Zopftrulla über Juschtschenko bis Janukowitsch ist korrupt.

    Sie sehen doch am Beispiel Griechenland, wie schwer es ist, die Korruption aus einem offensichtlich demokratischen Land zu verdrängen.

    Vor gut 5 Jahren waren mehere meiner Kollegen in Kiew im Auftrag einer Entwicklungsbank tätig.

    Ihr Urteil über die Ukraine:

    Wir frischen derzeit unsere Erfahrungen aus Zaire auf 🙂

    Und:

    Wie Sie diese Forderungen in der Ukraine umsetzen wollen:

    „Dass aus dem Land eine stinknormale kapitalistische Demokratie wird, ohne Korruption und meinetwegen mit einer Kantonalverfassung nach Schweizer Muster.“

    Da müssen Sie erst einmal den “ Stall “ entmisten.

    Die Frage ist wie?

    Griechenland und Rumänien haben immer noch den höchsten Korruptionwahrnehmungsindex in der EU!!!

    Ukraine liegt auf Platz 144 noch nach Rußland Position 125

    Fordern und wünschen können wir uns viel (auch zu Ostern)

  5. avatar

    What you probably didn’t mention here, Posener, is the fact that Israel’s foreign ministry was on the toilet during the UN vote on Crimea. They all had diarrhea.
    And what you don’t mention is America’s abominable attitude towards Israel under the rule of Emperor O.
    Israel cannot entirely rely on America any more. Nor on the UK. Maybe on Germany, that’s all. I don’t know if Modi won, I have to check. If Modi wins in India, India can’t rely on America any more. Nor on the UK maybe. That’s not politics any more, it is also a kind of blackmail.

  6. avatar

    Obama hat die Churchill-Büste zurückgeschickt an den Pudel, der trotzdem noch Sitz macht.
    „When I think back on all the crap I learned in high school, it’s a wonder I can think at all.“

    You write crap. Die alten USA gibt es so nicht mehr, Fakt, Nineleven hat alles verdreht. Brüssel ist eine Technokratie, Deutschland ist heute gut genug beschrieben von Röhl.
    Paul Simon: Mommadont take ma Kodakchrome, Mommadont dont take ma Kodakchrome, Mommadonttake ma Kodakchrome awayhayhayhayhay. That was America. Exactly that rythm. Insert whatever you want. I’d insert personal freedom, free thought, free speech, dissent, scepticism, fun for Kodakchrome.
    Simon and Garfuncle in Central Park, that’s America. It was free. It was great. It was the greatest country on earth. It’s gone, partly. It belongs entirely to corporations and banks and the Chinese with 20 Tr debt. And it supervises its own population. That’s pitiful. That made me scream. And honestly, it makes me cry when around 300 school children drown in South Korea. It was human. It was Jungle Book, Easy Rider and Crocodile Dundee, walking around, good sandwiches, bagels, open people. It was such a wonderful place, amazing. After Nineleven it changed completely. The thing is you shouldn’t allow anybody to blackmail you. You should stick to your values. That would have been freedom. But Uncle Sam stuck to MIC and supervision (MIC quotation Eisenhower). And people can see that. People are not stupid.

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    „Nun kam der dritte Fehler der EU: Viel zu spät versuchte sie, Janukowitsch zu retten und in eine Einheitsregierung zu ziehen, wie es die USA schon lange vorgeschlagen hatten.“

    Ich kann mich noch gut erinnern, wie Europa das Referendum in Bosnien vollkommen falsch einschätzte. Die jugoslawische Armee und serbische Separatisten führten schon einen blutigen Krieg in Kroatien, Vukovar wurde ein halbes Jahr zuvor vollständig zerstört, in Bosnien organisierten sich unter Hilfe des Militärs und des Belgrader Geheimdienstes erste „Selbstverteidigungskräfte“. Das waren Einheiten der Armee, die ihre Abzeichen einfach auswechselten – die spontane Selbstorganisation der Bevölkerung ist eine Propagandalüge. Wer sich als Serbe selbstorganisierte, wurde vom (nun) serbischen Geheimdienst einkassiert. Statt eines runden Tisches und Verhandlungen (als letzte Hoffnung das serbische Exit-Szenario durch Transparenz zu stoppen) spaltete das Referendum das Land.

    Das alles geschah, weil Islamisten und Türken Europa erobern wollen. Und die Faschisten, finanziert vom Vatikan und Deutschland, wiederkommen. Nationale Hysterie – fast 200.000 Tote.

    Putin ist nicht in der Ecke und man muss ihn nicht verstehen – der Mann hat eine Strategie, man muss ihn berechnen. Und den D-Day hat eine verantwortungslose EU ausgelöst.

    PS: Eine föderale Ukraine ist ein Staat, der 3x täglich vom Kreml in seinen Grundfesten erschüttert werden kann. Ein Staat nach dem Geschmack des Kremls und damit keine Option. Klingt nach Ausgleich – wird es aber nicht.

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    @Alan Posener
    „Ich staune schon, wieviele Ukraine-Experten unterwegs sind.“
    Hmm, der Ton.. Das klingt doch etwas nach „Maul halten.., wer kein ‚Experte‘ ist“. Daß da wenig Experten unterwegs sind, was die Ukraine betrifft und daß es bis vor wenigen Wochen fast ausschließlich Klitschko war, der in den Medien gefragt wurde und Putin vor wenigen Jahren noch ein ‚Lupenreiner Demokrat‘ war, lässt zumindest an allem, was jetzt so gesagt wird, zweifeln. Immerhin geht es um einen Konflikt mit einem Russland, das über Atomwaffen verfügt, die ich nicht in den Händen irgendwelcher Warlords sehen möchte. Da ist mir – das wird Ihnen nicht gefallen – Putin lieber. Das, was z.B. bei einer AfD da an antimodernen Ressentiments mitschwingt und zu einer neuen Liebe zu Russland führt, versuche ich gerade bei den Meinungen, die ich dazu mitbekomme, herauszurechnen.

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    @ „And then comes the final, eerie silence.“

    Yeah, Posener, and you belong to the bunch of people who invite it as you’re like a wall. Dissent is not what you appreciate. Dissent invites you to attack people or publish personal details about them. Shame on you.

    „Free speech and a dynamic, innovative society are intimately connected: a culture that can’t bear a dissenting word on race or religion or gender fluidity or carbon offsets is a society that will cease to innovate, and then stagnate, and then decline, very fast.

    As American universities, British playwrights and Australian judges once understood, the ‘safe space’ is where cultures go to die.“
    http://www.achgut.com/dadgdx/i.....ree_speech

    Only thing that occurs to me right now:
    „And this is the writing that was written, MENE, MENE, TEKEL, UPHARSIN.
    Daniel 5, 25.

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    @Alan Posener
    was denken sich eigentlich über die ukrainischen Überläufer? Sind das Vaterlandsverräter? Oder sind sie einfach hasenfüßig?

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    und zum allseitigen Vergnüngen hol ich jetzt ganz alte Kamellen raus: „Die Faschisten sind Nationalisten, Imperialisten, Kriegshetzer, Feinde des Sozialismus, Feinde der Demokratie, Würger der selbständigen Arbeiterbewegung, Arbeitermörder usw. (…) Die Sozialfaschisten handeln in der Regel wie die Faschisten, aber sie tun ihr faschistisches Werk nicht mit offenem Visier, sondern arbeiten hinter einem Nebelrideau, wie man es im Krieg anwendet. Das gehört zum Wesen des Sozialfaschismus: Imperialistische Politik im Namen des Internationalismus, kapitalistische Politik im Namen des Sozialismus, Abbau der demokratischen Rechte der Werktätigen im Namen der Demokratie, Abbau der Reformen im Namen des Reformismus, Arbeitermörderpartei im Namen der Arbeiterpolitik usw. (…) Die Ziele der Faschisten und Sozialfaschisten sind dieselben, der Unterschied besteht in den Losungen und teilweise auch in den Methoden.“ – Otto Wille Kuusinen 🙂

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    @Alan Posener
    Ich finde den Weg die Ukraine wirtschaftlich zu öffnen, zu demokratisieren und so auch an den Westen zu binden richtig. Nur sind mir da gerade zu viele Panzer und son Zeug, das ist mir doch irgendwie zu heiß, aber vielleicht bin ich ja nur zu hasenfüßig.

    Weiterhin würde mich mal interessieren wie viele prorussische Demonstranten es in Donezk und Charkow gibt und ob es mehr oder weniger sind als bei den Maidanprotesten. Die einzige Zahl die ich auf die schnelle gefunden habe, waren 2000 bei einem Protest im März, was weitaus weniger als bei den Maidanprotesten in anderen Landesteilen sind.

    Außerdem wer die Maidan-Leute aus einem von den Maidan-Leuten besetzten Hotel heraus angeschossen hat. Das können Russland, dem Westen oder auch irgendwelchen Dritten nahestehende Leute gewesen sein. Letztere vielleicht Chinesen, was ich nicht glaube, Mafiosis, die selber mitmischen wollen, Söldner die für Eskalation von Waffenhändlern bezahlt wurden, was auch immer, ich weiß es nicht, halte aber die seltsamsten Dinge und nicht nur Schwarz-Weiß, Russland-Westen für möglich.

    Janukowitsch stahl sich davon, weil er Angst vor der Irren Timoschenko (ich find eine Politikerin, die ihre Gewaltphantasien öffentlich äußert, ziemlich irre) hatte, die ihn, da gehe ich auf Grund ihrer irren Phantasien mal von aus, am liebsten auf dem Maidan der Menge zum Fraß vorwerfen wollte (wobei die Leute sie ja auch nicht gerade bejubelten).

    @Parisien
    Das Gequatsche, dass Posener das alte Russen-Bashing wieder aufleben lassen würde ist Quark. Russland ist nicht gleich Russland, so wie sie ja auch feststellen, dass Ron-Paul&Jimmy-Carter-USA nicht gleich Obama-USA nicht gleich Bush-USA sind. Dass sie nicht einfach sagen, dass sie Putin und Paul toll finden, weil die paleokonservativ sind, finde ich seltsam, so wie ich es seltsam finde, dass Alan Posener nicht einfach sagt, dass in der Ukraine westliche Ex-Offiziere – wohl auf eigene Faust und in ihrer Freizeit – Demonstranten geholfen haben.

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    Nachtrag: Die russische Reaktion ist ein intellektuelles Trugbild deutscher Russlandangst. Die russische Rechte ist bedeutungslose Zierde oder im Knast. Es gibt keine intellektuelle Dimension in diesem Konflikt:

    „Verstehen Sie, mir geht es nicht um Idealismus”, sagt Nikonow. „Mir geht es um reinen Opportunismus. Dem Opportunismus gehört die Zukunft.“

    Es gibt keinen Kampf der Systeme, weil Systeme Macht zu einem ideologischen Zweck haben. Im Kreml gibt es keine Ideologie. Der Frühling der rechten russischen Soft Power, wie er von Reaktionären beschworen und von Progressiven befürchtet wird, ist eine westliche Fata Morgana, geboren aus dem Wunsch Struktur und Sinn zu erkennen. Zynischer Nihilismus, denn das ist dieser sogenante Opportunismus – das ist das Äußerste an intellektueller Leistung, die ich dem Kreml zutraue.

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    @ Alan Posener

    „Die USA und die EU sind weiß Gott keine idealen Staatsgebilde. Aber sie sind, um Churchill zu paraphrasieren, besser als alles andere, was zurzeit in der Welt so ausprobiert wird.“

    Das mag ja so lange richtig sein, wie die USA, GB und die EU ihre – und auch die von mir geschätzte Staatsform – friedlich propagieren. Bedenklich wird es aber, wenn man gezielt Staaten versucht zu destabilisieren, sei es durch klandestine Operationen oder offenen Krieg wie z. B. im Irak oder den vielen anderen Fällen, die ich nicht noch einmal aufzählen muss.

    Und da komme ich wieder auf Churchill zurück, der sozusagen zwischen Jalta und Potsdam, als er noch mit Stalin verhandelte von seinen Strategen einen Plan erstellen ließ, wie der „Westen“ die Sowjetunion unterwerfen könne.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Unthinkable

    http://en.wikipedia.org/wiki/Operation_Unthinkable

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    Der vierte Fehler der EU war es, den Übergangspräsidenten Turtschynow die strittigen Verträge unterzeichnen zu lassen, was es dem Kreml leicht machte, den Maidan als westlichen Putsch darzustellen und die Ostukrainer zu mobilisieren. Formal ist der Gedanke gar nicht mal abwegig – aber das ist der Charme der russischen Propaganda, irgendwie klingt es immer nicht abwegig. Irgendwie klingt es immer nach berechtigten Interessen und nach ausgleichender Gerechtigkeit. Irgendwie macht das alles Sinn. Nur nicht, wenn man genau hinschaut.
    Der Vergleich mit Assad ist nicht schlecht. Ich habe ein Déjà-vu nach dem anderen – der Kreml wiederholt das Szenario nach dem bosnischen Referendum vom März 1992. Irgendwie hatten ja auch die Serben Recht und irgendwie ging es auch um ausgleichende Gerechtigkeit – nur wenn man sich die Dinge heranzoomte konnte man sehen, dass dieses „irgendwie Mosaik“ nur aus der Ferne nach einem schlüssigem Bild aussah. Von nahem konnte man den Zynismus in jedem Einzelbild deutlich sehen.
    Es geht hier nicht um das Selbstbestimmungsrecht oder Emanzipation – eine Diktatur weitet ihren Machtbereich aus und verkleidet sich mit nationalen Interessen und Gerechtigkeit. Nationale Travestie-Show. Solange Putin als Vertreter Russlands und russischer Interessen angesehen wird, macht das alles irgendwie Sinn und irgendwie hat er dann immer Recht. Die Einheit von Volk und Führer – würde man bei Belgien, Deutschland, Ägypten und Süd-Korea lachen. Wenn das aus dem Kreml kommt, bekommen die Menschen diesen „die Weite der Taiga“-Blick und schlucken den Köder. Putin spricht nicht mal für die gelenkt-demokratischen Russen,warum sollte er ein Mandat für die Ukraine haben?

    Die Prämisse lautet deswegen: „Putin sind die russischsprachigen Menschen in der Ukraine herzlich gleichgültig, wie ihm die Russen in Russland gleichgültig sind.“

    Wenn man das nicht bei jedem Argument im Kopf hat, fällt man auf die Desinformation des Kreml rein.

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    Post scriptum
    I followed many a good and fervent discussion in the Guardian with specialists, readers and possibly some paid trolls on all sides. I have never once seen a single person including the authors who helps himself with ad hominem attacks or by publishing other people’s mail address. That’s not British.
    I hope you noticed that WaPo and the Guardian got the Pulitzer Prize for their courageous and honest reporting about spying. Congrats to them!

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    @ Alan Posener
    Diese mail-Adresse ist beruht auf einem internen alten Witz zwischen mir und ein paar Freunden. Sie sind nicht integer, wenn Sie die hierhin schreiben.
    Aber die ganze chose ist nicht integer, die da abläuft. Es ist z.B. ein starkes Stück, wenn Sie als angeblich freiheitsliebender Mensch nicht bemerken, dass der eigentliche Skandal ist, dass die Amerikaner von ihrer eigenen Regierung überwacht werden. Blahblah in den Medien über Frau Merkel, die Franzosen (total unakzeptabel!), aber keine Erkenntnis, dass die Überwachung der eigenen Bevölkerung ein schlechtes Zeichen ist. Da kommen Sie mit Vergleichen – Putin sei noch viel schlimmer – das ist nicht der Punkt.
    Der Punkt ist, wenn man von Terroristen angegriffen wird und geht in seiner Reaktion so weit, dass man die Freiheit beschränkt. Und das wurde Anfang des JT genauso ausführlich diskutiert. Es ist genau das, was die Terroristen wollten: Eine Einschränkung der westlichen Freiheiten. Man kommt ihnen also entgegen.
    Diese Adresse benutze ich übrigens nur hier. Ich weise Sie darauf hin, falls Schindluder damit getrieben wird.
    Ansonsten erstmal Tschüs. Beleidigen und dann nicht einstecken können ist nicht gut.
    Übrigens ist Broder proamerikanisch und ich auch. Aber die Russen haben seiner Mutter das Leben gerettet. Meine Familie haben sie dagegen für Stalingrad und weitere Untaten übel hergenommen, aber das ist Vergangenheit und war logisch.

    @ 68er
    Ja, ich versuche in den meisten Dingen ausgewogen zu bleiben (was Sie pointiert nennen). Es macht keinen Sinn, hier zu schreiben. Es ist wie eine Wand. Posener wirkt, als will er Krieg. Hoffen Sie auf Putin, Obama, Lavrov, Kerry, Vernunft, Soldaten, die nicht auf die eigene Bevölkerung schießen und Gott. Im eigenen Land sollte man sich dafür einsetzen, dass Wasserwerfer verboten werden. Die false flag der Türkei ist ein Skandal.

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    Ja, Parisien, wer sich eine E-Mail-Adresse mit dem Decknamen „groupieofbroder“ zulegt, sagt einiges über sich aus. Sie müssen sich aber schon entscheiden: Hier mitdiskutieren oder mich verklagen. Beides zusammnen geht nicht. Von mir aus sollen Sie mitdiskutieren. Aber politische Urteile als persönliche Beleidigungen auffassen – da ist Ihr Meister doch besser drin, das sollten Sie lieber lassen, es steht Ihnen nicht.

    @ Alle:
    Ich staune schon, wieviele Ukraine-Experten unterwegs sind.
    Ich staune auch darüber, warum angesichts der angeblichen Unvereinbarkeit der Zugehörigkeit zur russischen Ethnie und zur ukrainischen Nation, all diese Experten nicht schon seit Jahren die Abtrennung der Ost-Ukraine fordern, die angeblich so sehr von den dortigen Menschen gewünscht wird.
    Ich staune auch über Wladimir Putin: Warum hat er die Abtrennung der Krim und der Ostukraine nicht gefordert, als mit der orangenen Revolution ein Pro-Westler und Bush-Freund wie Wiktor Juschtschenko an die Macht kam und zielgerichtzet die eingliederung der Ukraine in die EU und die Nato (!) betrieb?
    (Es war übrigens Angela Merkel, die gleich nach ihrer Wahl klargemacht hat: Eine Mitgliedschaft der Ukraine in der Nato kommt nicht infrage. Wäre die Ukraine damals Mitglied geworden, wir hätten das gegenwärtige Problem nicht.)
    Ich staune, dass Wladimir Putin diesen Liebesdienst – die Abtretung der Krim und die Mitsprache Russlands in den östlichen Regionen der Ukraine – nicht von seiner kreatur Wiktor Janukowitsch gefordert hat, da dies angeblich doch so sehr von den Menschen gewollte wurde.
    Nein, liebe Freunde, die Tatsachen sind folgende:

    Putin sind die russischsprachigen Menschen in der Ukraine herzlich gleichgültig, wie ihm die Russen in Russland gleichgültig sind. Ihm geht es allein um die Macht. Er macht, was er kann, wann er es kann. Und als der von Janukowitsch oder seinen Moskauer Hintermännern mit Dioxin vergiftete Juschtschenko (schon vergessen?) nach einer von Janukowitsch gefälschten Wahl (schon vergessen?) an die Macht kam, da war Putin zu schwach, um die Ukraine zu zergliedern. Er wartete ab. Und er hatte Glück.
    Juschtschenko und Julia Timoschenko (die „Zopftrulla“, nicht wahr) haben schlecht regiert, das ukrainische Volk hat sie demokratisch abgewählt und Putins Mann Janukowitsch völlig demokratisch installiert. Was ging also Putin die Krim an, wo er die ganze Ukraine kontrollieren konnte? Janukowitsch erwies sich als guter Schüler, steckte Gegner wie die „Zopftrulla“ nach Schauprozessen ins Gefängnis (schon vergessen?), verbündete sich mit den wichtigsten Oligarchen und schüchterte die anderen ein, schuf sich loyale Spezialkräfte zur Niederschlagung etwaigen Widerstands, kontrollierte die Medien und betrachtete die Ukraine als sein persönliches Lehen.
    Doch Janukowitsch machte einen Fehler: Er wollte eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber Putin behaupten und leitete Verhandlungen mit der EU über ein Assoziierungsabkommen ein.
    Putin wurde hellhörig. Er gab Janukowitsch zu verstehen: Wenn du unterschreibst, mache ich dir Ärger in deinen Ostprovinzen und nehme dir die Krim. Dieses Szenario war auch im Westen bekannt. Der in US-Geheinmdienstkreisen gut vernetzte Tom Clancy hat sie ja schon vor zwei Jahren in seinem Roman „Command Control“ beschrieben. Für den Fall wiederum, dass Janukowitsch den Plan der EU-Assoziierung fallen ließ, wollte ihm Putin 15 Milliarden Dollar als Hilfe anbieten.
    Hier machte die EU den ersten entscheidenden Fehler. Janukowitsch blieb bei seiner Annäherungspolitik an die EU, wollte aber von der Kommission zehn Milliarden Euro als Soforthilfe. Die Kommission lehnte ab. In Hintergrundgesprächen wurde verbreitet, die Ukraine sei ja ohnehin in einem schlimmen Zustand, die Assoziierung berge keine großen Vorteile für die EU, aber viele Unwägbarkeiten, und es sei außerdem nach dem Wahlen im Mai 2014 mit einem Regimewechsel zu rechnen. Die neuen Machthaber würden dann ohne Bedingungen verhandeln wollen und müssen.
    Dies ist der Hintergrund für Victoria Nulands „Fuck the EU!“ Und sie hatte Recht. Die USA wussten natürlich, was Putin im Falle einer EU-Annäherung vorhatte, und waren bestrebt, ihm möglichst keine Handhabe für ein entsprechendes Vorgehen zu liefern. Immer ging es den USA deshalb darum, möglichst eine Regierung der nationalen Einheit herzustellen. Im Nuland-Gespräch werden darum die einzelnen Kandidaten für eien solche Regierung besprochen.
    Der zweite Fehler der EU bestand darin, den Wunsch der Mehrheit der Ukrainer zu unterschätzen, die zu Europa und nicht zu Eurasien gehören wollten, und die völlig klar sahen, dass Janukowitsch keineswegs bereit wäre, im Mai freie Wahlen durchzuführen und die Macht abzugeben. (Und dass Putin das auch nicht zulassen würde.) Daher die Maidan-Proteste.

    Auf die antwortete Janukowitsch nach erster Ratlosigkeit mit dem Einsatz von Spezialkräften und dann von gedungenen Mördern. (Mörder, die möglicherweise von der russischen Mafai gestellt wurden. Die Untersuchungen laufen noch.) Ihm ging es auch darum, die von ihm selbst hochgepeppelte Swoboda-Partei und die „Rechte Front“ durch Provokationen zu stärken, um die ganze Bewegung als faschistisch gesteuert hinzustellen. (Ähnlich hat Putins Klient Assad reagiert, als es in Syrien zu demokratischen Protesten gegen seine Diktatur kam; als Erstes ließ er alle Islamisten aus seinen Gefängnissen laufen.)
    Nun kam der dritte Fehler der EU: Viel zu spät versuchte sie, Janukowitsch zu retten und in eine Einheitsregierung zu ziehen, wie es die USA schon lange vorgeschlagen hatten. Als es schließlich zu einem von den Außenministern Deutschlands, Frankreichs und Polens mit Janukowitsch und der Opposition ausgehandeltem Abkommen kam, das (schon vergessen?)die Übertragung der Macht ans Parlament vorsah, war es schon zu spät. Die Sicherheitskräfte verweigerten dem Präsidenten die Gefolgschaft. Er musste fliehen. (Er wurde nicht „verjagt“. Er stahl sich davon wie ein Verbrecher.)
    Da ließ Putin seinen Plan B anlaufen, mit dem er bis dahin Janukowitsch erpresst hatte: Destabilisierung und Annexion. Ob er die gesamte Ostukraine annektieren will, wie ihm das die russische Duma vorauseilend schon naheglegt hat, oder ob er nur die Ukraine derart destabilisieren will, dass die neue Regierung völlig diskreditiert wird und die EU von weiteren Hilfsmaßnahmen Abstand nimmt – möglicherweise weiß er es selbst noch nicht.

    Der Punkt ist der: Die EU und die USA wollen das, was die Mehrheit der Ukrainer wollen und immer wieder in Wahlen bekundet haben: Dass aus dem Land eine stinknormale kapitalistische Demokratie wird, ohne Korruption und meinetwegen mit einer Kantonalverfassung nach Schweizer Muster. Russland hingegen will ein Land nach „eurasischem“ Muster: eine ihm hörige Demokratur.
    Hier mit allerlei Spitzfindigkeiten die Alternativen relativieren und verwischen zu wollen, wird nicht gelingen. Die USA und die EU sind weiß Gott keine idealen Staatsgebilde. Aber sie sind, um Churchill zu paraphrasieren, besser als alles andere, was zurzeit in der Welt so ausprobiert wird.

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    @Roland Ziegler
    Natürlich wäre es dumm, zu glauben, daß Demokratie in der Ukraine, Weißrussland usw. allein dadurch installiert oder verteidigt würde, wenn man antirussische Bestrebungen dort fördert. Die doch sehr selbstbewussten Ansichten Nikonows zeigen aber auf, wo man in Putins Russland die Schwächen des Westens sieht. Der Konservativismus, die Verurteilung der Pussy Riot -Frauen. Das ist (auch) Außenpolitik, um nicht zu sagen psychologische Kriegsführung, die sich gegen eine freiheitliche Moderne im Westen richtet, die sich bereits selber durch Kleingeistigkeit und Bürokratismus zerbröselt, weswegen so viele geneigt sind, zu sagen: Hat doch eigentlich ganz recht, der Putin.

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    Lieber Herr Posener,

    Sie machen es sich mit Ihrem Antirußlandismus (ein furchtbares Wort, aber es paßt zum von Ihnen immer wieder als Keule verwendeten Begriff Antiamerikanismus)zu einfach. Wenn Sie die derzeitigen Machthaber in Kiew als die „vom Parlament gewählte Zentralregierung der Ukraine“ bezeichnen könnte man mit genausoviel Recht den vertriebenen Präsidenten „als vom Volk gewählt“ bezeichnen. Dieser Präsident wurde vertrieben von Leuten, die seine Wahl nicht akzeptierten, und die Separatisten im Osten der Ukraine akzeptieren die „Wahl“ der neuen Machthaber nicht. Dazu bedarf es keiner russischen Offiziere, wobei ich durchaus nicht ausschließe, daß diese mitmischen.

    Letztlich dreht sich die gesamte Krise um die Frage,ob man Rußland zugesteht, seine Interessen zu wahren. Von 1945 bis 1990 hätte man diese Frage gar nicht erst gestellt, die UDSSR konnte in ihrem Einflußbereich machen was sie wollte, der Westen hat alles akzeptiert.
    Ich will diese Zeit nicht zurück,aber wenn Sie die Reaktion vieler Menschen hierzulande als „hasenfüßig“ bezeichnen frage ich mich, wie weit Sie letztlich gehen würden, wenn sie die Verantwortung eines Obama oder einer Merkel hätten ?
    Ich bin selten einverstanden mit der Politik der vorgenannten, aber keinem von denen traue ich zu, daß er einen Krieg will.
    Bei Ihnen bin ich mir da nicht so sicher.

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    @ Posener et al.
    In Wirklichkeit ist Habsburg schuld:
    Irony off, Darden, Foreign Affairs:
    On the side of the West are the four provinces that were part of Habsburg Austria until 1918. Later, all were swept into the Soviet Union. For over a century, these regions have been a hotbed of anti-Russian, pro-European sentiment. When they were in power, the Habsburgs, fearing both Polish nationalism and Russian expansionism, encouraged and cultivated fierce nationalism through schools, societies, and paramilitary scouting organizations. They taught the local peasants — who had previously referred to themselves as ruski or rusyn — that they were part of a great Ukrainian nation spanning from the Carpathian Mountains to the banks of the Don River, and that they had historically been oppressed by the Russians and the Poles. The peasants’ allies in their struggle for national liberation? Europe, naturally. Or, more specifically, Habsburg Vienna.

    The imprint of Ukrainian nationalism on these western communities has been remarkably durable. In the interwar period, they chafed at Polish rule. Ukrainian nationalists formed radical underground organizations, burned Polish estates, and ultimately assassinated the Polish interior minister. When the Soviet Union took over these territories, it found an implacably hostile population, one that mounted a large-scale insurgency. At the insurgency’s peak, there were over 100,000 men at arms. These warriors fought the Soviets through the early 1950s. When the Soviets finally defeated the insurgency, these regions fed the ranks of Soviet dissidents and the anti-Soviet diaspora in the West. They were among the first to protest against Soviet rule again in the 1980s, and voted by large majorities for secession from the Soviet Union in March of 1991 (the only Ukrainian provinces to do so). Since then, Ukraine’s western reaches have been the mainstay for Ukraine’s nationalist parties. Although the population of these provinces is only about 12 percent of Ukraine’s total population, they punch far above their electoral weight because of the intensity of their political views, their support in the diaspora, and their willingness to take to the streets.
    http://www.foreignaffairs.com/.....ve-ukraine

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    @Moritz Berger
    finden sie Wirtschaftsschrumpfung in jedem Fall gut?

    Was ist wenn ich nicht Radfahren will, wenn ich andere Bedürfnisse habe und stattdessen in Ruhe in meinem autonomen Auto starke-meinungen auf meinem Tablet lesen will?

    Man muss autos nicht 10 Jahre lang nutzen, schließlich kommen sie ja nicht gleich auf den Schrott, viele die sich ein neues Auto kaufen, sind vom Wiederverkauf abhängig und können sich auch nicht einfach so in jedem Fall ein neues Auto leisten, sie werden also weiterverkauft. Sonst sollte es so sein, dass die gesamten kosten die ein Auto verursacht vom Verursacher getragen werden müssen. Dann schauen wir einfach mal, ob man sich alle 2 Jahre ein Auto kauft oder doch lieber 10 Jahre wartet oder an einer anderen Stelle spart, weil man unbedingt jedes Jahr das neueste Autodesign in der Garage haben will 🙂
    Was Ungarn angeht: mein Papi und der sagt auch immer noch, dass wenn in Ungarn Reaktionäre sind, bald überall in Europa Reaktionäre sind.
    Interessant finde ich auch, dass die Jobbik gemeinsam mit den dortigen Grünen gegen globale Agrarkonzerne die Ungarn den Ungarn wegnähmen wettern. http://pusztaranger.wordpress......operieren/
    Heute ist die LMP nur noch Globalisierungsgegner: „Wir sprechen die Jobbik-Wähler an, um ihnen zu sagen, dass sie recht haben – sie sind wirklich die Opfer der Globalisierung. Aber die rassistischen Antworten der Jobbik sind falsch“ –
    http://www.welt.de/politik/aus.....arken.html

    @Roland Ziegler @Alan Posener
    Warum nicht auch Thorium-Hoch-Temperatur-Reaktoren? Die sollen inherent sicher sein: Bei steigenden Temperaturen (also dann wenns interessant wird und andere Atomtechnologien gefährlich sind) nimmt die Strahlung ab. In NRW gab es ein solches Projekt bis 1984. Dass Atomtechnologie nicht in jedem Fall schlecht ist, hat sogar der ehemalige Chef von Greenpeace erkannt. http://www.faz.net/aktuell/pol.....09488.html

    @Sonja Margolina
    Wenn sie so mutig sind können sie sich bei der Bundeswehr einschreiben. 🙂 Sonst gebe ich ihnen recht, die Energiewende muss anders angegangen werden und dazu darf man nicht dogmatisch auf Wind- und Sonnengötter vertrauen.

    @Parisien
    Die Swoboda sind übrigens ganz ihrer Meinung, die mögen die EU und Neoliberalismus auch nicht.
    Mich wundert aber, dass sie nicht erkennen, dass die Vertreter des Neoliberalismus und der offenen Gesellschaft gerade die sind, die eine zentrale Herrschaft ablehnen. Von den EU-Bürokraten hält

    z.B. Alan Posener eher wenig.
    Wer darf denn in Amerika seine Meinung nichtmehr frei äußern? Das ist absoluter Quark, schließlich gibt es Nazis in Amerika die offen Rassismus verbreiten. Meinungfreiheit ist nur eben keine Einbahnstraße, die Gegner des Rassismus dürfen also auch ihre Meinung über letzteren äußern.

    @Alan Posener
    huh? Maidan-Demonstranten wurden von westlichen Ex-Offizieren unterstützt, ihnen wurde beigebracht wie man sich im Straßenkampf gegen wildgewordene Polizisten mit Barrikaden verteidigt. Ich weiß nicht wo das Problem ist, dies anzuerkennen.

    Die Türkei ist denke ich im jetzigen Zustand eher weniger geeignet. Erdogan ist ähnlich autokratisch und faschistoid wie Putin. Förderung des Energiesparens? Fördert sich das nicht selbst? 😀 Sonst kann man der Liste der experimentellen Energiequellen noch THTRs hinzufügen. China, Indien und Bill Gates haben letzteres auch erkannt.

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    @ Alan Posener
    Sie legen es mir hoffentlich nicht schon wieder als A-A aus (hübsch oder?), wenn ich konstatiere, dass ich eine Sache kapital dumm von den USA finde: Dieses „Wolf, Wolf, Wolf“-Geschrei seit dem Ende des zweiten Weltkrieges. Alles, was die Russen machen, ist schlecht, weil die Russen der einzige Wolf sind. Das nennt man Scheuklappen. Die Russen z.B. waren schlecht, als sie in Tschetschenien eingriffen, weil es die Russen waren. Amerika hätte genau dasselbe gemacht, genau dasselbe. Die Russen sind eher protektiv für Amerika. Sie haben keine Untergangsmentalität und würden Alaska, Hawaii oder auch Kalifornien nicht atomar bombardieren, oder? Von gewissen fundamentalmuslimisch-wahhabitisch Besessenen können Sie das nicht behaupten. Insofern ist ein Russland, was seine Grenzen und Werte protegiert, sowohl ein Schutzfaktor für USA, als auch für den Rest von Europa, selbst wenn man nicht mit allem einverstanden ist, was Putin macht. Aber Putin regiert nicht für unser Wohlgefallen, sondern für Russland. Russische Freunde haben mir das einstmals sehr logisch erklärt. Vor ein paar Vodka.
    Die USA wären gut bedient, wenn sie sich nicht von einem Konglomerat aus Jugendmob, Neo-Nazis (Swoboda) und Bekloppten leiten ließen, sodern mit Putin/bzw. Lavrov weiter verhandeln würden. Die Russen und ihre westlich und christlich gewachsenen Werte schützen die Integrität der amerikanischen Westküste, und das ist nur der Anfang. Sollte der Nordpol abschmelzen, muss man sich mit den Russen über Bohrrechte einigen, so oder so. Ein neuer Kalter Krieg wegen eines kleinen Landes wäre doch das Allerletzte, was man sich wünschen kann.
    Und die Europäer sollten erstmal gucken, wie es mit ihren Mittelmeeranrainern weiter geht und ihre Erweiterungsträume ad acta legen. Ambrose Evans-Pritchard sieht die Ausgabe von griechischen Staatsanleihen sehr kritisch.
    Die Russen haben Doku Umarov erledigt. Man kann davon ausgehen, dass er für die Attentate vor Sochi verantwortlich war. Die Russen und die Amerikaner wie auch die Europäer haben letztlich genau dieselben Feinde, Feinde mit einer antihumanistischen Mentalität, die ihre eigenen Leute einschließt.

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    Gerade bei heraufziehendem Kriegsgeschrei sollte man das Freund-Feinddenken aufweichen. Nicht alles, was der Freund sagt, ist richtig, nicht alles, was der Feind sagt, falsch.

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    @ Alan Posener
    Ich kann BO nicht einordnen. Entweder er ist selbst ein Falke geworden, oder er lässt sich von Kräften treiben, die stärker sind als er. Er hat zweifellos Sorgen: Eine sind die Schulden, die sich unter seiner Ägide um 150 Prozent vermehrt haben. Dann mag Benghazi auf seinen Schultern lasten.
    Was die Russen betrifft: Bisher habe ich nur gesehen, dass sie die Russen im Südosten schützen. Auf der anderen Seite war dagegen wahrzunehmen, dass die russische Sprache sofort verboten wurde.

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    Es geht meistens nicht um Demokratie und Menschenrechte sondern um Einfluss und Macht. Nach AJAX im Iran, dem Sturz Allendes, den Contras in Nicaragua, Gladio in Europa etc. pp. wird man natürlich hellhörig, wenn darüber berichtet wird, dass den „Freiheitskämpfern“ auf dem Maidan in den Rücken geschossen wurde. Und wenn man heute liest, dass die Türke die Rebellen in Syrien mit Giftgas beliefert haben sollen, wundert einen das auch nicht mehr:

    http://www.lrb.co.uk/v36/n08/s.....e-rat-line

    Ich nehme Herrn Posener nach den Statements zur NSA und einigen anderen Beiträgen seinen Sermon von Freiheit und kapitalistischem Tülüdü nicht mehr ab. Es geht ihm – so kommt es mir vor – wieder einmal darum, zu einer Avantgarde zu gehören, die besser zu wissen glaubt, wie das „Volk“ richtig zu leben hat. Dazu müssen der einfache Mann und die einfache Frau Tag und Nacht von den weisen Übermenschen bei der NSA überwacht und zur Not in die kapitalistische Freiheit gebomt werden. Das wird langsam langweilig, so dass ich auch nur noch selten Lust verspüre hier was zu schreiben. Was Parisien geschrieben hat, fand ich recht pointiert und differenziert. Dass darauf nur die Blondhans-Keule kommt, zeigt, wie nah der kleine Zampano mit dem Rücken schon an Wand steht.

    @ Alan Posener

    Wenn es zum Bürgerkrieg kommt, trägt sicherlich nicht Putin die Hauptschuld, sondern alle, die in der Ukraine gezündelt haben. Dazu gehören diverse Kräfte aus dem Westen, Leute mit Geld, Macht und Interessen aus der Ukraine und natürlich auch Putin und seine Leute im Kreml.

    Was in der Ukraine auf dem Maidan passiert ist, erinnerte in vielen Details an die von der CIA im Iran 1954 angezettelten Aufstände und an so manchen anderen in Langley inszenierten Umsturz . Auch im Iran wurden die Nazikollaborateure unterstützt, um Mossadegh zu stürzen, in Griechenland die Obristen etc. pp.

    Natürlich haben Sie Recht, was jetzt in der Ostukraine abläuft, hätten CIA und MI6 nicht besser inszenieren können. Es scheint, da ist man in Langley und London sauer, dass die Russen einfach unsere „urdemokratischen“ Tricks kopieren. Das ist ja wirklich frech.

    Ich habe gerade gelesen, dass die Enkel von Kermit Roosevelt jr.

    http://de.wikipedia.org/wiki/K.....elt_junior

    den russischen Auslandsgeheimdienst wegen dieses Corpyright-Verstosses verklagen wollen. 😉

    Aber Spass beiseite, das ist, wie schon einige hier geschrieben haben, ein äußerst gefährliches Spiel vor allem für uns Europäer.

    Zum Glück greift die „westliche Propaganda“ derzeit nicht wirklich, denn überraschend viele Leute, mit denen ich in der letzten Zeig gesprochen habe, können mit den „Wahrheiten“, wie sie hier von Ihnen oder von Ihrem Freund Scherzinger bei der Welt verkündet werden, gar nichts mehr anfangen.

    Vielleicht horchen Sie mal in sich hinein. Könnte es vielleicht sein, dass die einfachen Leute gar nicht so dumm sind? Bei Opel oder wo Sie früher Ihre „Wahrheiten“ verkündet haben, lagen die Kumpels doch auch nicht so falsch, als sie sich von Ihnen und Ihren Kumpanen nicht erzählen lassen wollten, wie die Welt sich dreht.

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    Sie haben oben scheinbar eine zweite Begründung für das nötige Engagement der EU gebracht: Putin eindämmen. Aber warum? Damit der Russe eines Tages nicht auch vor unserer Haustür steht?

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    @Alan Posener: Ich wäre mit Schuldzuweisungen vorsichtiger. Die Vorwürfe der verfeindeten Gruppen sind auffallend spiegelbildlich. Eine Seite der Darstellungen soll falsch, die andere richtig sein? Der Konflikt hat eine längere Vorgeschichte, in der es bereits nicht sehr demokratisch zuging. (Stattdessen ging es um Schulden, Korruption und einen abgesetzten Präsident.)

    „Bei der Neuwahl des Staatspräsidenten Anfang 2010 setzte sich Wiktor Janukowytsch in der Stichwahl am 7. Februar 2010 mit 48,8 Prozent der Stimmen gegen Julija Tymoschenko durch.[8] “

    http://de.wikipedia.org/wiki/Wiktor_Janukowytsch

    Wie verträgt sich z.B. diese Tatsache mit Ihrer bislang einzigen Begründung, demokratische Strukturen in der Peripherie befördern zu wollen?

    Das einzige auch nur annähernd Demokratische ist das Referendum auf der Krim.

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    @ Alan Posener
    Ich habe Ihre Diffamierungen dick. Auch Ihre Kiste mit dbh, den Sie als rechts einstufen und den ich Null kenne. Somit warne ich Sie ab. Ich habe Ihre Unterstellungen ausgedruckt. Wenn Sie damit nicht aufhören, a) Kiste mit rechts, b) Antiamerikanismus, werde ich Sie evtl. verklagen.
    Habe übrigens, als Sie sich vor Jahren mit Broder anlegten, die Welt Ihretwegen abbestellt. Sie sollten für ein MAO-Retrojournal arbeiten.

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    @ Roland Ziegler: In der Tat trägt Putin die Hauptschuld, wenn es in der Ukraine zum Bürgerkrieg kommt. Die Methode ist bekannt. Von Russland bewaffnete und von russischen Offizieren kommandierte faschistische Banden besetzen Regierungsgebäude (das heißt: dort passiert, was die Russen den Maidan-Demonstranten vorgeworfen haben!), und wenn die vom Parlament gewählte Zentralregierung der Ukraine versucht, ihre Autorität herzustellen, wird „aus Sorge um Leib und Leben der russischsprechenden (!) Bevölkerung“ so viel wie möglich von der Ukraine besetzt. Lesen Sie doch meinen Beitrag. 2005 hat Nikonow angekündigt, was passieren wird. Nachlesen könnten Sie es auch in dem Roman „Commmand Control“ von Tom Clancy (2012). Und jetzt wird es umgesetzt. Und die hasenfüßige Reaktion vieler Menschen hierzulande ist natürlich mit eingepreist im Kalkül Putins.
    Klar haben wir als EU ein Interesse an guten Beziehungen zu Russland. Aber was sind das für Beziehungen, wenn die Antwort auf den Willen eines Großteils der Bevölkerung, näher an die EU heranzurücken durch ein Assoziierungsabkommen, zuerst mit einem bewaffneten Putsch und, nachdem dieser gescheitert ist, mit der Annexion von Teilen des Landes beantwortet wird?
    @ Parisien: Es freut mich, dass Sie ein radikaldemokratisches Amerika wünschen, wie es Ron Paul vorschwebt. Ich hätte mir Ihre Haltung ganz anders vorgestellt, eher orientiert an der katholischen Soziallehre und ihren korporatistischen Vorstellungen. So kann man sich irren. Und was meinen Sie: Wird Putins Aggression in der Ukraine dazu beitragen, jenes radikaldemokratische Amerika näher zu bringen? oder wird sie den Falken Auftrieb geben, die immer schobn gesagt haben, Barack Obama sei zu weich gegenüber Russland? Nur so eine Frage. Die Konstitution der Schweiz als Vorbild für eine multiethnische Ukraine? Warum nicht? Aber die Schweiz ist ja auch mit der EU assoziiert – etwa als (Noch-)Mitglied des Schengen-Raums.

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    Sie scheinen zu glauben, dass die EU eine Landesregierung einfach nur unterstützen muss, um automatisch demokratische Strukturen zu befördern. Nach dem Motto: Wenn die EU jemanden unterstützt, ist dies für den Aufbau der Demokratie immer förderlich. Stattdessen rennt man jetzt sehenden Auges in einen Bürgerkrieg hinein, den niemand gewinnen kann, bei dem viele ihr Leben verlieren und am Ende alle demokratischen Strukturen zerstört sein werden. Dann wird gesagt werden, die Alleinschuld am Bürgerkrieg hätte Putin, und wäscht sich seine Hände in Unschuld.

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    @ Alan Posener
    Wann waren Sie eigentlich das letzte Mal in den USA? Wie Sie gesehen haben, auch bei Ihrem vorigen Artikel, zitiere ich auch Amerikaner: Ron Paul und Jimmy Carter soweit. Übrigens sind das genau dieselben Leute, die die NSA-Praktiken kritisieren (Praktiken, die Sie ebfs. verteidigen).
    Sie können nicht Leute, die CIA-Praktiken kritisieren, als „Anti-Amerikaner“ hinstellen, aber das machen Sie in einer Beständigkeit, dass man sich fragt, auf welchem Planeten Sie leben (Elysium?). Die meisten Leute, die die heutige amerikanische Politik kritisieren, inklusive der entsprechenden Amerikaner, lieben Amerika, aber nicht als immer militanter agitierenden Überwachungsstaat, sondern als das, was er einstmals war: Eine Demokratie mit freier Meinungsäußerung, auch unbequemer. Sie sind jedenfalls der unamerikanischte Denker, der mir je begegnet ist. Allein Ihre permanenten Diffamierungen sind vollkommen unamerikanisch. Wenn Sie in dem Land leben würden, jenseits des Beltway, würden Sie schnell auf Grundeis laufen.
    Wie Sie möglicherweise geflissentlich übersehen haben, habe ich keineswegs Mr. Putin als demokratische Alternative hervorgehoben, bin aber der Ansicht, dass er einseitig übertrieben verteufelt wird und die Ukraine etwas Besseres verdient hat, als sich ein neues System überstülpen zu lassen: Sprich, am besten ein eigenständiges Staatensystem à la Schweiz.

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    Putin ist weder in der Lage noch überhaupt willens, in Europa irgendetwas zurückzudrängen, was Europa liebenswert macht. Sie reproduzieren damit nur die jahrhundertealte Angst vor dem bösen Russen, der gleich kommt und uns alle überfällt.

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    @Alan Posener: Ja, Europa hat ein Interesse an demokratischen Strukturen an seinen Rändern. Das führt aber nicht dazu, dass nicht- oder vordemokratische Länder wie die Ukraine zwangsläufig unterstützt werden müssen. Sondern es führt dazu, z.B. ein Referendum in vom Bürgerkrieg bedrohten Regionen grundsätlzich zu unterstützen. Hier von vornherein abzuwinken und Fundamentaleinwände zu formulieren, aber gleichzeitig auf ein demokratisches Ur-Interesse zu verweisen, ergibt einen Widerspruch.

    Die Demokratisierung der Peripherie ist außerdem nur das Eine, das bei Ihnen das Einzige ist. Europa hat auch ein eminentes Interesse an vernünftig funktionierenden Beziehungen zu Russland, egal wer da gerade wie demokratisch oder undemokratisch regiert und egal wie stark die eigene Unabhängigkeit voranschreitet. Dieser Aspekt taucht bei Ihnen überhaupt nicht auf.

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    @ Moritz Berger: in meinem Europa-Buch habe ich mich mit der ökonomischen Situation Russlands auseinandergesetzt und komme zu ähnlichen Schlüssen: Es wäre rein ökonomisch gedacht völliger Irrsinn, sich auf Putins „Eurasische Union“ einzulassen. Aber man sollte die politische Kraft des Antiamerikanismus, der Xenophobie, des deutschen „Unbehagens an der Kultur“ usw. nicht unterschätzen.
    @ Sonja Margolina: Zunächst einmal ist die Energiewende ein Erfolg. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Gesamtproduktion hat ein Niveau erreicht, das die Gegner der Wende noch vor wenigen Jahren für schlichtweg unmöglich gehalten haben. Die Probleme liegen in der Organisation: Fixe Subventionen für Ökostrom und ein nicht funktionierender Emissionshandel. Es sind falsche Anreize gesetzt worden, und diese müssen korrigiert werden. Aber das ist ja durchaus möglich. Vergessen wir nicht: Warum ist die Ukraine von Energie aus Russland abhängig? Die Antwort: Tschernobyl.

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    @ Roland Ziegler: Wir haben als Europäer ein eminentes Interesse an der Existenz von demokratischen Staaten an unserer Peripherie, weil die Erfahrung zeigt, dass solche Staaten stabilier sind als nichtdemokratische Staaten. Wir haben ein eminentes Interesse an der Eindämmung Putins, weil sein Programm für Europa die Zurückdränung all dessen beinhaltet, was Europa liebens- und lebenswert macht.
    @ Parisien: Man muss natürlich wählen. Wenn Ihnen Amerika so verhasst ist, wie es aus Ihren Postings den Anschein hat, dann ist Putin Ihr Mann. Sie sind dann mit dem blonden Hans in guter Gesellschaft. Denn darum geht es in der Tat: Verteidigung der liberal-westlichen Gesellschaft oder Stärkung reaktionärer, autoritärer Tendenzen in ganz Europa.

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    Der verdammte Größenwahn, der nach der Ukraine schielt, nach der Türkei (Asien!), nach Georgien und vielleicht sogar sehr langfristig nach Dominanz über Russland, würde alles vereinfachen, was Rietschel hier beschreibt:
    „Nur zu gut weiß die politische Klasse, was ihr das Euro-vereinigte Europa bietet: die einmalige Chance zum Aufbau einer zentralistisch organisierten Herrschaft. Ist sie erst einmal geschaffen, sind ihre Verwalter erstens unentbehrlich und zweitens der Wirklichkeit so weit enthoben, dass ihnen niemand mehr auf die Finger sehen kann. Wer als Kommissar französischer, italienischer, bulgarischer oder deutscher Herkunft in Brüssel regiert, muss nicht fürchten, dass ein Bauer in Litauen, in Spanien oder in der Slowakei noch versteht, was er über seinen Kopf hinweg entscheidet, ihm die schönsten Pläne womöglich mit unqualifiziertem Einspruch durchkreuzt werden könnten.“
    http://www.achgut.com/dadgdx/i....._volke_aus

    Der über alles zu verdammende Größenwahn kann zu einem Krieg mit Russland führen und zu Leid und Disaster und diversen Bürgerkriegen. Wie man an Island sieht, funktioniert das Kleinere auch und erholt sich vor allem schneller. Die Bürgerferne ist jetzt schon erschreckend. Der Grund mag noch woanders liegen: In der Huldigung der Maschine, der computerisierten Arbeit, außerdem der Billigproduktion in China etc., die die arbeitende Hand überflüssiger gemacht hat. Wenn der Mensch so überflüssig geworden ist, dass Haufen von Praktikanten und arbeitslosen Jugendlichen und Studenten die Länder bevölkern, ist wirklich Holland in Not, aber niemand will es bemerken. Und die gleiche Katastrophe läuft ungebremst auf die Ukraine zu: Die Guten werden nach Deutschland oder GB abwandern plus ein paar Transferspezis, die Übrigen werden hocken auf Schulden, Arbeitslosen, überflüssigen Studenten, hohen Steuern und niedrigen Pensionen. Arbeitsrechte? Werden zurückgehen.
    Für Thatcher-fan Posener nicht erfassbar, dass Maggies Angst vor Streiks und Gewerkschaften die Entwicklung mit eingeläutet hat, in Deutschland die liebliche Idee der „Lohnzurückhaltung“ zwecks sozialem Frieden. Das ist keine konservative Politik, sondern Neoliberalismus mit Unterstützung von Banken, Großfirmen, Investoren und als Lakaien agierenden Politikern. Sozialismus ist ein kollaborierendes Nebenprodukt. Neoliberalismus und Sozialismus passen zusammen. Die Ukraine ist auf dem falschen Weg. Statt unterdrückender Freunde falsche Fuffziger.
    Armes Land. Erinnert an das frühere Polen. Kandidaten für die Wahl: Stinkreiche „Zopftrulla“, Zitat Kocks, (Gassektor), stinkreicher Schokoladenfabrikant. EU und USA dabei, Neo-Nazis (Swoboda) zu stärken. Soll man zu so viel Ethik gratulieren?
    Oder ist man vielleicht besser bedient, wenn man die Weisheit bei Helmut Schmidt, Ron Paul oder Jimmy Carter eher vermutet? Schröder muss man wegen Eigeninteressen auslassen.

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    Lieber Alan Posener,
    Er (Nikonow) war in jenem Gespräch auf russische Dominanz fokussiert, die Sie natürlich fürchten, die man auch vermutlich fürchten muss.
    Aber der übliche Denkfehler dabei ist, zu meinen, „wir“ könnten jemals unabhängig sein. Statt russischer Dominanz bekommen wir zunehmend amerikanische Dominanz in Form von Abhängigkeiten. Ich weiß nicht, ob es besser ist, von den Gaslieferungen eines Nachbarn, der kein Interesse an atomarem Disaster in Europa hat (vorherrschende Westwinde), abhängig zu sein oder aber statt dessen von Lieferungen von durch fracking gewonnenem Gas eines weit entfernten und sich ideologisch entfernenden Freundes, der selten Angst hatte, sich die Hände schmutzig zu machen (alles weit weg von seiner Insel des Wohlstandes).
    Ich persönlich bin an guten Beziehungen zu Russland mehr interessiert, obwohl ich mehr Verbindungen in die USA habe, und zwar aus naheliegenden Gründen: Nachbarschaft.
    Mich beschäftigt, wie weit wir doch weg sind von politisch-diplomatischen Denkweisen, wie Sie ja an den Antworten des M.B. sehen können. Dominanz (wer ist der Stärkste), Wirtschaft, Energie, blahblahblah. Die schmuddeligen Hände der Kreditgeber inklusive des IMF, der kein Wohltätigkeitsverein ist, können Sie hier in einer Stellungnahme von Ron Paul betrachten:
    “ Paul said the economic plan outlined by the IMF would raise energy prices and taxes in Ukraine, as well as freeze wages and make life more difficult for the average citizen.

    “This $1 billion for Ukraine is a rip-off for the America taxpayer, but it is also a bad deal for Ukrainians,” he wrote. “Not a single needy Ukrainian will see a penny of this money, as it will be used to bail out international banks who hold Ukrainian government debt.”

    A longtime opponent of foreign aid, Paul has often criticized the concept for lining the pockets of rich citizens and the ruling class instead of helping the people it’s intended to.“
    http://rt.com/usa/ron-paul-ukraine-aid-409/

    Sie wissen wohl, dass die sog. Interimsregierung Ukraine von einem Banker, von VN liebevoll „Yats“ genannt, geleitet wird.
    Vielleicht finden Sie mal ‚raus, ob es stimmt, dass Oleg Tsariov von einem Youngster-Mob zusammengeschlagen wurde. Ob das Gerücht, dass die ukrainischen Goldvorräte verschwunden sind, stimmt, wäre auch interessant zu wissen. Am interessantesten ist es jedoch, niemandem aus den westlichen Medien etwas zu glauben, der als coach-potato an den Ereignissen teilnimmt.
    Ihr Gespräch mit Herrn Nikonow ist wenigstens authentisch, vielen Dank dafür. Wir brauchen authentische Berichte statt weichgespülter „Demokratie“-Propaganda aus der Ferne, produziert für eine Macht-, Energie- und Geld-lüsterne Art Kabale, die sehr einseitig denkt.

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    Vor weiteren Erweiterungen, sollte die EU erst einmal ihre institutionelle Struktur ueberdenken und fuer die Buerger verstaendlicher und populaerer. Die EU ist in erster LInie immer noch eine wirtschaftliche und keine politische Union. Die meisten Europaeer anerkennen die offensichtlichen wirtschaftlichen Vorteile und die in der EU herrschende Freizuegigkeit, aber kaum einer identifiziert sich mit diesem buerokratischen Monster. Es gibt in der EU kein Laenderparlament, dafuer aber fuer jedes Mitgliedland einen Kommissar (Minister), den kein Buerger in seinem Heimatland kennt. Es gibt keine europaeische Landesverteidigung. Diese liegt bei der Nato, deren Politik hauptsaechlich von den USA bestimmt wird. Minitaerische Einsaetze im Iralk unk in Afghanistan werden von den meisten Europaeern nicht verstanden. Solange die Kasse stimmt,mag das alles gut gehen. Wenn jedoch die Kasse einmal nicht mehr stimmen sollte, dann gute Nacht. Wenn in Russland ein Molotowenkel Politik macht, sollte das nicht Europas Sorge sein. In Italien mache eine Mussolini-Enkelin ebenfalls Politik. Das sollte in Europa doch eher zu denken geben.

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    Eine sehr aufschlussreiche Abhandlung über den Russlands Größenwahn und die europäische Mutlosigkeit.Ich halte die Energieunabhängigkeit der EU auch für einen wichtigen Schutzwall gegen die Unterwanderung durch das faschistische Russland. Leider geschieht heute- dank der katastrophalen Energiewende, die Deutschland und Europa industriepolitisch enorm schwächen und die stabile und bezahlbare Stromversorgung zerstörten wird, genau das Gegeteil. Das Zusammenrücken der Europäer in der Energiepolitik ist nur ohne die Energiewende möglich.Sie vertreibt die Industrie, schwächt Deutschland und ist damit der beste Geschenk an Putin. Die linken Illusionen von erneuerbaren Energien werden bald zerplatzen.

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    Das Wichtigtste zuerst: wieso ist die Solidarität mit den umstrittenen EU-Beitrittskandidaten im Osten so wichtig? Ich habe für diese These keine Begründung im Text finden können.

    Die energiepolitische Unabhängigkeit ist wichtig, ja; das versteht sich von selbst. Ein weiterer Grund, die erneuerbare Energieerzeugung und die Energieeinsparung voranzutreiben.

    Molotows Enkel mit seiner nicht enden wollenden rhetorischen Fragenkaskade scheint eine enorme Nervensäge zu sein. Think big, so ein Blödsinn aus der Phrasendrescherei; wenn er überhaupt mal mit dem eigenständigen Denken anfangen würde, wenigstens im Allerkleinsten, dann wäre schon viel gewonnen. Und sowas wird als Think Tank bezahlt.

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    Lieber Herr Posener, die Antworten auf Ihre Frage lauten natürlich, dass andere Journalisten und Sozialwissenschaftler nicht genau genug hingehört haben und wenn doch, dann offenbar Gründe hatten, nicht darüber zu sprechen. Große Klasse!!!!

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    Zur These von Wjatscheslaw Nikonow von 2007

    „Wer ist unser wichtigster Handelspartner heute? China.“

    MOSKAU. Die Europäische Union ist und bleibt der mit Abstand größte Handelspartner Russlands. Der Anteil der EU am russischen Außenhandel ist im ersten Halbjahr 2013 auf 50,1 Prozent gewachsen, wie das Zollamt in Moskau Anfang August mitteilte. Im Vorjahreszeitraum waren es 49,2 Prozent. Die Importe aus der EU nahmen um 3,6 Prozent zu, die Exporte um 0,4 Prozent. Russlands zweitwichtigster Handelspartner ist die Asiatisch-Pazifische Wirtschaftliche Zusammenarbeit (APEC). Auf die 21 Mitgliedsstaaten entfielen 24,3 Prozent des russischen Handelsumsatzes, 0,8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Handel mit der GUS ist hingegen auf Schrumpfkurs. Entfielen von Januar bis Juni 2012 fast 14,4 Prozent des russischen Handels auf die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten, sind es in diesem Jahr nur 13,3 Prozent.
    Das Einzelländerranking führt weiterhin China an – mit einem Anteil von zehn Prozent, es folgen die Niederlande mit 9,8 Prozent und Deutschland mit 8,6 Prozent.

    aus:http://www.owc.de/2013/08/07/e.....latz-drei/

    Soviel zum “ ink tank “ von Nikonow 🙂

    P.S. Hier noch etwas zu Nikonow:

    http://en.wikipedia.org/wiki/Vyacheslav_Nikonov

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    Nachtrag:

    Die Dominanz von Rußland dürfte sich nach diesen Daten bis 2050 verringern oder?

    http://www.berlin-institut.org.....sland.html

    Fertilität. Nach offiziellen Angaben könnte sich die Bevölkerung Russlands bis 2050 von derzeit 142 auf etwa 100 Millionen Menschen verringern.1 Dafür werden zumeist die niedrige Geburtenrate, die steigende Mortalität und der schlechte Gesundheitszustandverantwortlich gemacht.

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    Lieber Herr Posener,

    kommen Ihnen bei solchen Sätzen nicht Erinnerungen hoch:

    „Mit sieben Prozent Wachstum schon im siebenten Jahr hintereinander wird Russland bis zum Jahr 2020 Deutschland als größte Volkswirtschaft des Kontinents ablösen.“

    Zurück zu Chruschtschow? : zur sowjetischen Parole vom Einholen und Überholen der amerikanischen Wirtschaft.

    Was macht allerdings überrascht bei Ihnen ist diese Aussage:

    ….und experimenteller Energiequellen wie etwa der Fusionstechnik

    Wir sollten bei den Auswirkungen des Klimas nicht nur auf die Energie blicken, sondern eher einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, soll heißen unsere bisherige kapitalistische Wachstumsideologie auf den Kopf stellen….

    Ganz banal wir benötigen keine neuen Transporttechnologien, sondern machen wir es wie die Dänen in Kopenhagen, :

    Und 37 % von denjenigen, die in Kopenhagen arbeiten oder studieren, nutzen ihr Rad tagtäglich als Lieblingstransportmittel für den Arbeitsweg. Insgesamt legen die Kopenhagener am Tag 1,2 Millionen Kilometer auf dem Rad über Straßen und Gassen ihrer Heimatstadt zurück. Die meisten – genau 56% – nehmen das Rad, weil es ein einfaches und bequemes Transportmittel ist. 21 % fahren Rad, weil sie so Bewegung und Training verbinden. Und weitere 12 % schätzen das Rad als preiswerte Transportmöglichkeit.
    aus:

    http://www.visitdenmark.de/de/.....em-fahrrad

    Die Energieeinsparvolumina sind rascher umzusetzen als jede andere “ innovative Transporttechnologie „.

    Und was wäre wohl, wenn jeder Berliner sol lange sein Auto nutzen wie Sie, laut Ihrem Kommentar, bereits seit Jahren machen (>10 Jahre?)

    Weniger Energie verbrauchen, heißt weniger konsumieren, und das bedeutet im Klartext auch eine größere Unanhängigkeit von den Energieimporten Rußlands.

    Aber einfache Lösungen lassen sich sich heute in unserer so “ innovativen Welt “ leider schlecht
    “ verkaufen „.

    Die “ technologischen Fortschritte “ habe ich wieder einmal auf der Industriemesse in Hannover bewundern können.

    Zu dieser Frage:

    „Wenn ich das 2007 schon wissen konnte, und ich bin kein origineller Denker, wieso wurden wir Europäer von der Entwicklung in der Ukraine so überrascht?“

    Jetzt nur kurz:

    Langfristige Planungsprozesse sind in der Politik leider nicht zu finden.

    Wer hätte z.B. gedacht dass sich in Ungarn eine mehr oder weniger rechtradikale Regierung hat installieren können, die den Holocaust leugnet, die Sinti und Roma verfolgt und wieder von Großungarn spricht.

    http://diepresse.com/home/pano.....t-enthullt

    „Bei der Denkmalseinweihung trat auch der Jobbik-Abgeordnete Marton Gyöngyösi auf. Dieser hatte vorgeschlagen, alle in Ungarn lebenden Juden in Listen zu erfassen, um zu prüfen, welche Juden, insbesondere im Parlament und in der Regierung, „ein Sicherheitsrisiko für Ungarn darstellen“

    Soviel zu “ prämodernen Formen „

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