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Bahamas goes bananas

Das Zentralorgan der „Antideutschen“ hat sich erneut mit unserem Bundespräsidenten  befasst und dabei, was in dem Zusammenhang nicht zu vermeiden ist, auch mit mir. Hier ist der Artikel:

http://redaktion-bahamas.org/auswahl/web64-2.html

Philipp Lenhard, der im privaten Mailverkehr ein netter Kerl ist, und nur als Autor seine grimmige Marx-Maske aufsetzt, kritisiert die Kritik an Gauck, wie sie von Clemens Heni, Denis Yücel, Richard Herzinger und eben auch von mir vorgetragen wurde. Damit will ich mich zuerst auseinandersetzen. Darüber hinaus aber ist sein Essay ein Musterbeispiel undialektischen Denkens und in so fern über den Tag hinaus interessant.

1. Lenhards Kritik an mir beruht auf Unterstellungen und Verzerrungen

Es lohnt sich, den Schluss des Artikels zuerst zu lesen, wo Lenhard völlig richtig Gaucks Einlassungen zu Israel kritisiert. Man hat das Gefühl dass sich Lenhard hinsetzte, um Gaucks Kritiker zu kritisieren, und dann von Gaucks Korrektur der deutschen Staatsräson kalt erwischt wurde. Zwar behauptet er, „Yücel und Co.“ wären so beschäftigt mit der typischen deutschen Geschichtsdebatte gewesen, dass sie Gaucks Israel-Kritik nicht bemerkt hätten. Das ist Unsinn. Vielmehr hängt Gaucks Relativierung des Holocaust offenkundig zusammen mit seiner Relativierung der deutschen Verantwortung für Israel, die er ausgerechnet nach einem Besuch in Yad Vashem formulierte.

Es lohnt sich auch, die Fußnoten zu lesen. In Fußnote 12 behauptet Lenhard, ich würde „Religion – insbesondere das Christentum – generell für antiaufklärerisch“ halten. Das kann nur behaupten, wer weder mein Buch über die Gottesmutter Maria noch meine Polemik gegen Papst Benedikt XVI. gelesen hat. In beiden Büchern wird auf die potenziell emanzipatorischen und aufklärerischen Inhalte nicht nur der Religion allgemein, sondern speziell des Katholizismus verwiesen. Benedikt wird von mir auch deshalb kritisiert, weil er gerade diese Ansätze brutal unterdrückt.

Es lohnt sich auch, das zu lesen, was ich wirklich gesagt habe. So meint Lenhard, ich hätte mich der Kritik des „antideutschen Aufpassers“ (gute Formulierung!) Clemens Heni an Gauck angeschlossen. Es geht um folgende Formulierung Gaucks: „Unübersehbar gibt es eine Tendenz der Entweltlichung des Holocaust. Das geschieht dann, wenn das Geschehen des deutschen Judenmordes in eine Einzigartigkeit überhöht wird, die letztlich dem Verstehen und der Analyse entzogen ist.“ Heni (den ich bei anderer Gelegenheit als „Antisemitismusschnüffler“ bezeichnet habe)  sah darin schlicht die Leugnung der Einzigartigkeit des Holocausts; Lenhard sieht darin eine Affirmation der Notwendigkeit kritischer, auch vergleichender, rationaler Analyse, und stimmt Gauck ausdrücklich zu. Meine Position war differenzierter. Wer das nicht glaubt, kann das hier nachlesen:

 

https://starke-meinungen.de/blog/2012/02/28/der-pfarrer-als-prasident-joachim-gauck-und-der-holocaust/#more-3157

 

Ich schrieb: „Das perfide an dieser Passage ist, dass Gauck eine richtige Aussage – es wäre falsch, wenn man sich damit begnügen würde, den Holocaust „zu verdammen und zu verfluchen“, ohne sich zu bemühen, ihn zu begreifen – in einen Kontext packt, der das Begreifen des Holocausts eigentlich verunmöglichen will.“

Wie das vor sich geht, habe ich erläutert. Zum Beispiel so: „Zunächst benutzt (Gauck) eine rhetorische Figur, die zutiefst unehrlich ist (…). Er nennt keine Namen. (…) Er kritisiert eine „unübersehbare Tendenz“. Damit kann sich jeder angesprochen fühlen – oder keiner. (…) Wenn Gauck kritisiert, „das Geschehen des deutschen Judenmordes“ (was für eine unpersönliche Formulierung! Aus den Mördern wird ein Adjektiv) werde „in eine Einzigartigkeit überhöht, die letztlich dem Verstehen und der Analyse entzogen ist“ – meint er da, dass jeder, der die Singularität dieses Verbrechens behauptet (also etwa auch der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker), entziehe es dem Begreifen? Und wenn nicht, warum sagt er es dann  nirgendwo in dieser Rede?“

Freilich hätte Gauck – hätte auch Lenhard, der aber auf dem Auge blind ist – ein in der Tat „unübersehbares“ Beispiel für die „Entweltlichung“ und religiöse Überhöhung des Holocaust leicht finden können. Bei seinem Besuch in Auschwitz im Mai 2006 sagte Papst Benedikt unter anderem: „Im Tiefsten wollten jene Gewalttäter mit dem Austilgen dieses Volkes den Gott töten, der Abraham berufen, der am Sinai gesprochen und dort die bleibend gültigen Maße des Menschseins aufgerichtet hat.“ In Auschwitz „sollte dieser Gott endlich tot sein und die Herrschaft nur noch dem Menschen gehören – ihnen selber, die sich für die Starken hielten, die es verstanden hatten, die Welt an sich zu reißen. Mit dem Zerstören Israels, mit der Schoah, sollte im Letzten auch die Wurzel ausgerissen werden, auf der der christliche Glaube beruht, und endgültig durch den neuen, selbst gemachten Glauben an die Herrschaft des Menschen, des Starken, ersetzt werden.“

 

http://www.welt.de/politik/deutschland/article4510495/Als-Benedikt-XVI-aus-Taetern-Opfer-machen-wollte.html

 

So wird aus dem rassisch begründeten Völkermord an den Juden eine quasi-religiöse Tat, das ultimative Verbrechen: der Gottesmord. Das, was die Christen 2000 Jahre lang den Juden vorwarfen, und was letztlich den quasi-religiösen Impuls der Nazis befeuerte, die in den Juden das Böse schlechthin erblickten, wird einfach umgedreht und den Nazis vorgeworfen, mit dem schönen Nebeneffekt, das Christentum von seiner Mitverantwortung am Holocaust freizusprechen und zum potenziellen Opfer zu stilisieren, während jeder „Glaube an die Herrschaft des Menschen“ in die Nähe der Mordideologie der Nazis gerückt wird.

Das passiert in der Tat, wenn der Holocaust „entweltlicht“ – das heißt, wenn von konkreten Tätern und konkreten Opfern abgesehen wird, und es ist ironisch, dass der Ex-Pfarrer Gauck, der die Betonung der „unheiligen Sakralität“ des Holocaust kritisiert, am Ende, bei einer Kritik an der „Orientierungslosigkeit der Moderne“ und der Menschen landet, die eine „religiöse Sinnstiftung“ verloren hätten: also genau da, wo der Papst ihn haben will. Dazu hat der von Lenhard kritisierte Richard Herzinger das Nötige gesagt.

 

2. Lenhard kann nicht dialektisch denken

Lenhards Bibel ist die „Dialektik der Aufklärung“ von Theodor Adorno und Max Horkheimer. Leider versteht er nicht, was Dialektik ist. Die Dialektik ist, um es kurz zu machen, der Prozess, der dazu führt, dass aus Sinn Unsinn, aus Wohltat Plage wird, wie es in Goethes „Faust“ heißt – und umgekehrt: Wie sich die Dinge durch die Entfaltung der ihnen innewohnenden Widersprüche in ihr Gegenteil verkehren können. Dialektisches Denken ist also darauf aus, diese Widersprüche zu erkennen und den Umschlag von Sinn in Unsinn aufzuspüren. Lenhard selbst gibt ein schönes Beispiel für diesen Prozess zu Beginn seines Essays, als er schildert, wie die Antideutschen, die sich als Negation des bundesrepublikanischen Geschichtskonsenses konstituierten, sich nun als Affirmation dieses Konsenses begreifen müssen. Doch anstatt das als dialektische Entwicklung zu begreifen, redet Lenhard von einer „verflixten Situation“!

Ähnlich ergeht es Lenhard mit seinem Heiligen Buch. Die „Dialektik der Aufklärung“ mit seiner Kritik an der instrumentellen Vernunft spielte eine fortschrittliche rolle, als sie in der frühen Bundesrepublik rezipiert wurde. Damals glaubte Schelskys „skeptische Generation“, die Lehre aus der Katastrophe heiße, jeder „Ideologie“ aus dem Weg zu gehen und eine rein der „Sachlogik“ und dem „Sachzwang“ verpflichtete Politik zu betreiben, um eine rationale und darum menschliche Gesellschaft zu errichten. Mit ihrer Kritik der reinen Vernunft verwiesen Adorno und Horkheimer auf die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit den Ideologien, die jene Katastrophe hervorgebracht hatten. Seit geraumer Zeit jedoch wird das Buch von linken und rechten  Reaktionären dazu benutzt, die Aufklärung als emanzipatorisches Projekt zu diffamieren und, wie Gauck und Ratzinger es tun, Auschwitz als notwendiges Produkt der „Orientierungslosigkeit der Moderne“ oder der Selbstermächtigung des Menschen hinzustellen. Sinn wird Unsinn, Wohltat Plage, so auch dieses Buch. Aber das begreift Lenhard nicht.

Die „Dialektik der Aufklärung“ hat ihre nützlichen Seiten, aber sie taugt wenig zur Erklärung jener modernen Gesellschaft, wie sie sich jedenfalls im Westen der Republik nach 70 Jahren Frieden, Kapitalismus und Demokratie (in der Reihenfolge) herausgebildet hat. Nichts gegen vergleichende Genozidforschung, aber dann muss es auch eine vergleichende Aufklärungsforschung geben und die Frage geklärt werden, weshalb es in den avanciertesten Demokratien eben nicht zum Faschismus gekommen ist. Das hat mit der schlichten Einübung der Demokratie und des Rechtsstaats zu tun, mit Gewöhnung und – ja, auch Schelskys Unsinn wandelt sich in diesem Zusammenhang in Sinn – mit Skepsis gegenüber Zielen, die jenseits des konkreten gesellschaftlichen Prozesses ausgemacht und gefunden werden. Lenhard hat Recht, wenn er die Nazi-Ideologie als gnostische Religion bezeichnet; was er nicht begreift, ist dass die Gnosis vom Christentum in unser Denken und Fühlen eingeführt worden ist; dass sie auch das linke utopische Denken durchdringt, dass dialektisch denken bedeutet, die Entfaltungsmöglichkeiten der Gegenwart zu erkennen und also zur diesseitigen Weisheit der Genesis zurückzukehren: „Und Gott sah, dass es sehr gut war.“ Aber das ist vielleicht eine andere Geschichte.

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107 Gedanken zu “Bahamas goes bananas;”

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    @ RZ
    „Conan Doyle werde ich mal wieder aufsuchen, er ist ja ein Geistesverwandter von E.A.Poe, den wiederum ich geliebt habe.“

    Ich auch. Am besten gefällt mir die Inquisitionsgeschichte (The Pit and The Pendulum) und das poem The Raven.

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    Eine Sache noch zum Schluss, die mich immer fasziniert: das unendliche Durchkauen immer-und-immer-wieder derselben Szene (z.B. Opfer liegt in Blutlache, Gegenstände liegen auf seltsame Weise verstreut, Fenster steht offen – warum?). Die beeindruckende Beharrlichkeit des Ermittlers, der bei Tag und bei Nacht an nichts anderes denkt (außer an wenige Themeninseln wie bei Mankell, die dann geradezu lächerlich hölzern wirken im Kontrast zu der existenziellen Fixiertheit Wallanders…)

    Das Ganze ist ein Bildnis der Aufklärung, wie sie mit Beharrlichkeit und unter erheblichen Risiken gegen den blutigen Mythos vorgeht. Womit der thematische Bezug zum Artikel von Herrn Posener endlich wiederhergestellt ist 🙂

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    @Lyoner u. Parisien: Danke für die Tipps. Maigret hat mein Vater geliebt, vor Ewigkeiten fand ich das zu betulich. Highsmith hatte ich auch mal gelesen, weiß aber nicht mehr…Conan Doyle werde ich mal wieder aufsuchen, er ist ja ein Geistesverwandter von E.A.Poe, den wiederum ich geliebt habe.

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    @ Lyoner (und RZ)
    Bang bang oder der Versuch der Ganzkörperbeschneidung oder wie kriegen Großjournalisten die Beschneidungsdebatte aus den Schlagzeilen?

    1. Sloterdijk ist sein eigener suspense. Habe Sätze aus seinem neuen Buch in der FAZ gelesen, vom Feinsten.
    2. Werde Steinfelds Buch wohl doch nicht kaufen. Kann kein Buch von jemandem erwerben, der Kollegen mit anderer Meinung „Hassprediger“ nennt.

    Broder aber macht sich über das ganze nur lustig:
    „Dabei ist das Duell aus der Kulturgeschichte des Menschen nicht wegzudenken. David hat sich mit Goliath duelliert, der trojanische Königssohn Paris kämpfte mit dem griechischen König Menelaos um die schöne Helena, die isländischen Sagas bestehen zum großen Teil aus der Schilderung von Zweikämpfen. Der einschlägige Paragraf im Reichsstrafgesetzbuch von 1871, der den „Zweikampf mit tödlichen Waffen“ zwar unter Strafe stellte, aber dennoch nur mit Festungshaft, die nicht als entehrend galt, sanktionierte, wurde erst 1969 aufgehoben.

    Es wäre an der Zeit, diese schöne Tradition wieder aufleben zu lassen. Dichter und Denker, auf in den Kampf!“
    http://www.welt.de/kultur/lite.....onyme.html
    oder
    http://www.achgut.com/dadgdx/i.....den_kampf/

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    @ Roland Ziegler

    Bei den Newcomern bin ich nicht mehr auf dem laufenden. Ich glaube, mit Simenons Maigret-Romanen, es gibt mehr als hundert, können Sie nichts falsch machen; auf jeden Fall treffen sie Ihr Anforderungsprofil, dazu gute französische Atmosphäre.

    Vielleicht lese ich auch als Voyeurist den Steinfeld-Schirrmacher-Krimi; wahrscheinlich entscheide ich mich jedoch für Sloterdijks Zeilen und Tage. Das dürfte noch spannender, gewitzter und trotz des Sloterdijk-sounds noch überraschender sein.

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    Lesenswert: Jan Fleischhauer beschreibt Feuilletonisten:
    „Anderseits sind die Leute im Feuilleton auch nicht wirklich zu beneiden, das erklärt vielleicht die hier überproportional ausgeprägte Reizbarkeit. Stellen Sie sich vor, Sie müssten ständig dahergeplapperte Frauenromane mit seltsam verklemmten SM- und Ausscheidungsphantasien zu feministischen Befreiungstexten hochjubeln, um sie so auf Aufmacher-Höhe zu bringen? Oder sich einen Reim auf die Euro-Krise machen, obwohl sie bis gestern noch nicht einmal wussten, was Bonds sind beziehungsweise diese noch von der „Fifty Shades of Grey“-Lektüre für ein Fesselungsinstrument hielten? Das hält man nur mit viel Foucault im Gepäck und einer großen Flasche Wein aus. Viel Nährboden für unterdrückte Aggression also.

    Schirrmacher hat jetzt auf Nachfrage erklärt, er lese keine Schweden-Krimis. Vermutlich macht es ihm wirklich nichts aus, in einem Roman zu Köttbullar verarbeitet zu werden, im Gegenteil: Er freut sich über den Budenzauber. Das wäre für seine Gegner dann allerdings die ultimative Kränkung.“
    http://www.spiegel.de/politik/.....50319.html

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    @ RZ
    Da Sie Highsmith nicht erwähnten: Die Ripleys, falls nicht gelesen. Der erste zweimal genial verfilmt, der zweite auch genial von Wim Wenders (Der amerikanische Freund). Sherlock Holmes 1 und 2 sehenswert. Sherlock Holmes braucht keine verwesenden Teile. Er ist Hannibal Lecter in sympathischer Form.
    Ansonsten ist der Wirtschaftskrise wenig gewachsen, was ich mit „it’s economy, stupid“ gut bewertet finde.
    Zwei faszinierende Krimis ohne Leichenteile sind noch „Das Recht auf Rückkkehr“ von de Winter und „Die Tochter“ von Jessica Durlacher.

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    ..außerdem steht im Zentrum des Interesses die Kunst der Interpretation, für die die Forensik auch ein gutes Feld bietet. Kleinste Zeichen richtig deuten.

    Ich habe aber leider schon lange keinen Krimi mehr gelesen; haben Sie Empfehlungen? (möglichst schlüssiger Handlungsverlauf, wenigstens einigermaßen realistische Ermittlungsarbeit…)

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    @Lyoner: Ja, der Film ist gut geeignet für Chandler u. Co., ein Film muss sowieso Handlungen reduzieren, damit man sie nachvollziehen kann, was den verworrenen Chandler-Plots nur guttun kann, und im atmosphärischen Bereich spielt das Medium Film dann seine anschaulichen Stärken aus. Forensik (-> Maden etc.) ist zunächst nur ein atmosphärisches Detail und insofern verzichtbar, aber m.E. hat Forensik u.ä. eine tiefergehende Funktion: ein Krimi lebt von der „Lichtgestalt“ des Ermittlers, der kraft seiner Schlussfolgerungen wie Sie schreiben: Licht ins Dunkel eines verstörenden Rätsels bringt. Um dieses verstörende Dunkel darzustellen, sind Maden ganz passend. (Allerdings sollte das auch nicht übertrieben und zum Selbstzweck werden. Auch die Serienkillerstories finde ich inzwischen eher langweilig; mir ist eine besser nachvollziehbare Motivation des Mörders lieber).

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    @ Roland Ziegler

    Nun, Chandler, Hammett & Co. sollte man sich wohl im Kino anschauen, mit Bogart & Bacall, wie Parisien vorschlägt. Andererseits, ich lese Sherlock Holmes, Father Brown und, nicht zu vergessen, Maigret immer noch mit Gewinn. Die Milenniums-Trilogie habe ich spannend gefunden, weil sie wie ein Filmplot geschrieben war. Dagegen sind viele dieser Serienkiller-Krimis langweilig, es dauert einige Morde, bis der Killer zur Strecke gebracht wird. Vielleicht können Sie mir erklären, worin die Faszination an Forensik und verwesenden Leichenteilen besteht, das hat sich mir bisher entzogen. Ich habe mal eine Dr. Mark Bennecke Show erlebt, in der ca. 700 begeisterte Zuhörer/Zuschauer über 2 Stunden einer Diashow mit Schweineteilen in unterschiedlichen Stadien der Verweseung folgten. Ist das Aufklärung pur, Enlightenment, Licht ins Dunkle bringen, oder was?

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    @Parisien: Die düsteren schwedischen Krimis (insb. von Mankell und Larsson) sind meiner Meinung nach zurecht so erfolgreich. Dagegen können Chandler, Christie & Co aus heutiger Sicht schlicht nicht anstinken, weil die im Vergleich dazu _bitter_langweilig_ sind. Bei denen weiß man auf Seite 130 nicht mehr, wer was warum getan hat, und möchte es auch gar nicht mehr wissen. Natürlich: Wenn man sich für Whiskey, Zigaretten, Coolness, Atomsphäre usw. (Chandler) bzw. Luxus und eine exklusive Gesellschaft (Christie) interessiert, mag das anders sein, aber mit Spannung hat das nichts zu tun. In Sachen Spannungsaufbau und Informationspolitik macht den Schweden so schnell keiner was vor. Außer vielleicht der gute alte Dostojevski (wer sich bei den Brüdern K. erfolgreich durch die ersten paar hundert Seiten durchgequält hat und endlich beim Mord angekommen ist, wird belohnt…) Und auch das substanzielle Grauen gehört zum Krimi wesensmäßig dazu und wurde durch die Schweden erst richtig kultiviert. Der nach Leichenteilen im Dauerregen buddelnde Krimitechniker ist krimimäßiger als der Tote im Salonsessel mit dem Blutfleck auf der Brust.

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    @ Lyoner
    „Die Welt“ hat ihm damit die Verkaufszahlen gesteigert. Selbst ich, kein Fan schwedischer Trostlosigkeit in Form von Krimis (lobe mir doch den alten kaffeesaufenden und spiegeleierfressenden Philip Marlowe, Chandler, wie auch den britischen und französischen Witz einer Miss Marple oder eines Hercule Poirot, Christie, oder auch den perfiden Dauermörder, mit dem man sympathisiert, Tom Ripley, Highsmith), überlege, ob ich das lese. In Steinfelds Unterbewusstsein liegen gewiss noch mehr „Großjournalisten“, z.B. Broder.
    Finde schwedische Krimis marode. Die Chandler-Generation war für mich die beste, und „The big sleep“ ist immer noch eine Lektüre wert und als Film eine Show mit dem Traumpaar Bogart/Bacall.
    Wenn Krimis die Gesellschaft widerspiegeln, dann zeigt die Faszination für schwedische Trübnis und Verirrung bis zum Mord ein verfallendes Europa mit kollektiv eingetrübtem Unterbewusstsein.
    Letzteres würde ich Posener doch eher nicht unterstellen.
    Außerdem würde er einen Krimi schreiben, in dem der Papst und der deutsche BuPrä ermordet werden und der Hauptverdächtige ein Journalist und Buchautor ist. 😉
    Heilige Maria!

  13. avatar

    @ Parisien

    na, inzwischen ist die Urheberschaft geklärt. Und Dr. Schirrmacher ist nicht das Opfer. Wäre schön gewesen, wenn meine Vermutung ins Schwarze getroffen hätte. Schreibt Posener incognito oder cognito mal einen Krimi?

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    @ Lyoner
    Wenn Sie anfangen, nach einem Ersatz zu suchen, ist das dasselbe Spiel, ein paar Indizien, aber kein Beweis.
    Wenn Sie eine Liste erstellen mit Verdächtigen, zu denen das passen würde, hat die Liste einen Fehler: Einige, die Sie nicht verdächtigen, wären nicht drauf.

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    Zur Untermauerung meiner These, dass die Urheberschaft zweifelhaft ist, diese Passage:

    „In der Darstellung solcher Verhängnisse und, mehr noch, in der Schilderung der gewaltsamen Befreiung daraus erfüllen viele skandinavische Kriminalromane eine bemerkenswert soziale Aufgabe: In der Fantasie werden die der Gemeinschaft schädlichen Elemente erkannt und wirkungslos gemacht. So gesehen, sind diese Bücher immer auch Träume von Erlösung, und wenn die Gewalt – und gerade auch: die exzessive Gewalt – in ihnen eine so große Rolle spielt, hat damit zu tun, dass die Erlösung um so leuchtender ausfällt, je schrecklicher die Verdammnis zuvor war.“

    http://www.sueddeutsche.de/kul......1124494-2

  16. avatar

    @ Lyoner
    Ich zweifel die zugeschobene Urheberschaft etwas an. Solange sich der Übersetzer nicht findet, muss man,wie die Kripo, im Auge behalten, dass der offensichtliche Verdächtige manchmal nicht der Täter ist. Es ist mir zu einfach, dass Steinfeld das geschrieben haben soll, nur weil einige Dinge zu Steinfeld passen. Irgendwie würde mich auch stören, dass es nicht sehr originell ist, Walser nachzumachen. Steinfelds Ansichten passen mir oft nicht, dennoch bin ich weit davon entfernt, jemanden mit so einem Verdacht zu belegen. Hier ist Skepsis angebracht, und wenn Steinfeld sagt, er war’s, dann war er’s.

  17. avatar

    @ Parisien

    Kurz nach der Offenbarung der Zehn Gebote hat das Volk Israel bei der der Eroberung des Heiligen Landes im Auftrag Gottes einige Massaker veranstaltet, die man unter unserer heutigen Perspektive durchaus Genozide nennen könnte. Das Tötungsverbot war dem Alleinvertretungsanspruch des mosaischen Gottes untergeordnet.

    Was ich allerdingszugebe: Vom Schauinsland aus sieht man nicht alles, auch dieser Blick ist begrenzt.

    Was den Schirrmacher-Krimi angeht, ist doch bereits auf sehr intelligente Weise Ross und Reiter genannt worden. Wo könnte ich noch Gewinn machen? Gewinn interessiert mich immer.

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    @ Lyoner
    Hat der Schauinsland Sie irre gemacht?:

    „Hier wurde ein unvergängliches, ewiges Wesen erschaffen, das den Tod geschaffen und ihn besiegen kann, Gott ist der Herr über Leben und Tod, der Herr hat´s gegeben (Schöpfung), der Herr hat´s genommen (Vernichtung), sein Name sei gepriesen in Ewigkeit. Daher auch unsere ambivalente Faszination am Töten. Morden ist ein göttlicher (i.S. von sacer, heilig, verrucht) Akt. Ein tremendum, das uns erschauern lässt.“

    Fünftes Gebot: Du sollst nicht morden.

    Das tremendum ist atheistisch, Hollywood-Horror nicht heilig, sondern Zeitgeist, Kill Bill unheilige, hoch künstlerische, Faszination, in der Tat, aber Vendetta. Giuseppe Verdi legte Vendetta in Zeiten vor dem Monotheismus (Aida).
    Vendetta ist klassisch auch in der griechischen Mythologie/Vielgötterei.
    Moses hat dem „Fascinosum“ einen Namen gegeben: Mord.

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    @Lieber Lyoner: Auch ich gedachte Ihrer in Ehren, mußte meinen Aufenthalt 2 Mal unterbrechen, da wir eine Tierkrankheit hatten.

    Guter Beitrag, antworte später darauf, da auch mich die Aufregungen zum kurzfristigen Patienten machten.

    LG aus dem Land der sieben Schwaben

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    Liebe Rita E. Groda, bin jetzt wieder zurück von meinem Abstecher ins Ländle. Beim Panoramablick auf den Schauinsland habe ich Ihrer gedacht, jedoch nicht bis nach Schwaben blicken können.

    Sie sehen mir sicher nach, dass ich spät (ohne in die tiefen und Untiefen dieser Diskussion einzusteigen) noch ein Löffelchen Senf auftrage. Als Agnostiker sehe ich durchaus ein, dass Gotteskonzepte in der menschlichen Evolution auftauchen mußten, damit dringende Fragen beantwortet werden sollten. Mit Verlaub, m.E. sind die Gottesbegriffe nicht in erster Linie in Bezug auf ethische Fragen (gut und böse) entwickelt worden, sondern eher in Bezug auf unser Verhältnis und unsere Angst vor dem Tod auf dem Schlachtfeld des Lebens. Hier wurde ein unvergängliches, ewiges Wesen erschaffen, das den Tod geschaffen und ihn besiegen kann, Gott ist der Herr über Leben und Tod, der Herr hat´s gegeben (Schöpfung), der Herr hat´s genommen (Vernichtung), sein Name sei gepriesen in Ewigkeit. Daher auch unsere ambivalente Faszination am Töten. Morden ist ein göttlicher (i.S. von sacer, heilig, verrucht) Akt. Ein tremendum, das uns erschauern lässt.

    Posener hat natürlich recht, wenn er darauf hinweist, dass im Holocaust eine religöse Überdeterminierung west. Die Dialektiken zwischen Jüdischem und Christlichen sind zu komplex (ich wäre auch nicht in der Lage, sie tief genug zu durchdenken), deshalb begnüge ich mich mit dem Hinweis, dass es sich bei dem Gottesmord um einen Sohnesmord handelt, nicht um den fälligen Vatermord. Ich vermute, das war nicht radikal genug – und hier knüpft der Heilige Vater in seiner Deutung an. In dieser Deutung wollten Hitler und die Seinen an die Wurzel. Das Unbehagen im christianisierten (und damit judaisierten) Abendland galt dem jüdischen Vatergott, einem bösen Demiurgen, der keinen anderen Gott neben sich haben wollte (im Islam LaIlahe ilAllah). Für die Antiken war dies zumindest eine Unhöflichkeit, eine Flegelei, die die Juden aus einer Ökonomie der religiösen Gastfreundschaft ausschloß. Man sollte auch die religöse Faszination Hitlers am Topos des „auserwählten Volkes“ nicht übersehen; nach Rauschnigg soll er in einem Tischgespäch gesagt haben „Es kann keine zwei auserwählten Völker geben“. Die jüdische Tragödie wurde an diesem Punkt blutige Farce. Ich fürchte, es wird noch lange dauern, bis wir diese jüdisch-christliche-mohammedanische Hypothek hinter uns gelassen haben. Es wäre jedoch schön, wenn dieser Abgang nicht mit einem Knall, sondern einem Wimmern vor sich ginge.

  21. avatar

    Also gut, Max und Moritz, ich werde mal aus meinem Peoria rausgehen und Sam (Name gändert) fragen. Sam issn schwarzer Kumpel, ein Nigger, wie er sich selbst nennt. Ich werde ihn fragen, ob er das rassistisch oder vernünftig findet. Ich weiß jetzt schon, dass er mir seine Muckis zeigt und sein neues Tee von Abercrombie.

    Für den Max-Teil: Berlin+Adlon+Deutschland = „Wir sind wieder wer.“ Das ist Ihr Peoria. Ich hab mehr von früher erwähntem Jonathan Gull.

  22. avatar

    @Parisien:

    Ich frage mich hier was Sie bewogen hat solche Sätze hier zu veröffentlichen:

    „Mein Tipp für das kleine Land Israel mit etlichen Asylanten:
    Afrikanische Leichtathleten und Fußballer fördern! Es ist nämlich doch einiges genetisch verankert, und die jüdische Intelligenz dürfte ausreichen, um zu erkennen, dass Afrikaner oft lange Beine haben und sich elegant und schnell bewegen.“

    Um anschließend zu schreiben:

    „Schwer rassistisch“

    Das ist m.E. nicht schwer rassistisch, sondern das ist rassistisch!!!

    Und auch dieser Satz hier:

    „So empfand ich die Abschaffung des Paragraphen 218 früher als Errungenschaft, heute, da wir mehr über den Fötus wissen und viele adoptionswillige Paare haben wie auch Unterstützung für alleinerziehende Mütter, sehe ich sie als archaisch an.“

    Fallen Sie da nicht die “ archaische unsägliche Nazigeschichten “ zurück.

    Ich bin immer noch der Auffassung, dass Sie dieses Thema doch bitte den Frauen überlassen sollen.

    Oder plädieren Sie für eine Wiedereinführung des 218?

  23. avatar

    Einen interessanten link gab es noch hier:
    Circumcision, 2420 B.C.to 1988 A.D.:
    http://www.noharmm.org/money.htm

    Ob der Ursprung nur mit Opferkult zu tun hatte, muss man angesichts der Hochkultur der Ägypter, von der vermutlich viele Gesetze des Moses, die auch im Sinne von Hygiene damals Sinn ergaben, abstammen, bezweifeln.

  24. avatar

    Und noch ein halbes OT und Buchhinweis:
    „Die Fakten sind unbestritten. Polen war mit Auschwitz und Treblinka der Hauptschauplatz des deutschen Judenmords. Von sechs Millionen polnischen Bürgern, die im Zweiten Weltkrieg ums Leben kamen, waren die Hälfte Juden, wobei die Bevölkerung sehr unterschiedlich reagierte. Der polnische Untergrundstaat unterhielt zwar eine eigene Organisation („Zegota“) zur Rettung jüdischer Mitbürger, aber versteckte Juden wurden oft erpresst und denunziert. Stellenweise kam es sogar zu polnisch-deutschen Judenpogromen. „Die Hölle der Wahl“, das Buch, welches das Außenministerium jetzt empfiehlt, handelt von diesem Zwiespalt – und genau deshalb wird es von der polnischen Rechten heftig attackiert.“
    http://www.faz.net/aktuell/pol.....51564.html

  25. avatar

    OT und dacapo:
    Etwas ist wichtig an der Satire: Sie muss auf Fakten beruhen, und dieses hier ist kein Factum:

    „So ist es bis dato noch keinem Beschnittenen möglich gewesen, die Tour de France zu gewinnen, oder aus einem ähnlich großen sporthistorischen Ereignis als Sieger hervorzugehen.“ achgut, eine Emma Finkelstein, die ich nicht kenne, hat das geschrieben.

    http://www.achgut.com/dadgdx/i....._sitz_hat/

    Nun muss man natürlich herausfinden – das ist vollkommen klar – ob Emma Lance Armstrong schon mal nackt gesehen hat.

    Dieses Thema hat mich anfangs kalt gelassen. Ich war intuitiv der Meinung, dass es sich um „kontaminiertes Gebiet“ (Küntzel) handelt. Dann interessierte es mich doch ein wenig, so dass ich etwas länger darüber nachdachte.

    Viel Ironie und Satire beschäftigt sich in Form von Witzen oder Romanen mit dem Verhältnis jüdischer Männer zu ihrem geliebten Ärgernis, ihrer Mamme. Es stellt sich bei diesem als kompliziert dargestellten Verhältnis natürlich die Frage, ob es eine Rolle spielt, dass Mutter den Schmerz zugelassen hat. Da wir heute wissen, dass selbst der Fötus nicht unempfindsam ist, ist das nicht unvorstellbar.
    Hieraus ergibt sich für mich folgende Denkkonsequenz: 1. Dass jüdische und muslimische Mütter (und Väter) selbst darüber befinden sollten und nicht etwa Gerichte, schon gar nicht deutsche Gerichte.
    2. Dass irgendwann eine Art neuer Siegmund Freud kommt und diesen Sachverhalt und ähnliche erforscht. 3. Dass es eine sehr private Angelegenheit ist, die nur innerhalb der Glaubensgemeinschaften von einzelnen Individuen so oder so gelöst werden kann.
    4. Dass Gerichte nur eingreifen sollten, wenn eine Frau Schwierigkeiten bekommt, wenn sie ihr Baby/Kind davor schützen will.
    5. Dass wir uns wegen der deutschen Geschichte und des Holocausts Zurückhaltung auferlegen müssen, wenn wir, zunächst vielleicht naiv-rational, merken, wie empfindlich dieses Thema ist.
    6. Dass die Beschneidung von Mädchen verstümmelnd ist und i.d.R. zu dauerhaften Problemen führt und jeden Einsatz dagegen verlangt, während die männliche Beschneidung keine Verstümmelung darstellt.
    7. Dass wir, da wir heute wissen, wieviel der Fötus schon erfährt, vorher die Praxis der Abtreibung in Frage stellen müssen, auch wenn kein Zeuge mit einem gebrochenen Verhältnis zu seinen Eltern da ist. Wir sind also unglaubwürdig.
    Zusammenfassung: Das Thema Mädchenbeschneidung, bei dem es sich um einen gravierenden Eingriff und Körper und Seele handelt (siehe vor allem Zeugin Ayaan Hirsi Ali), muss übergreifend behandelt werden und die Mädchenbeschneidung natürlich verboten bleiben, das Thema männliche Beschneidung in den Religionsgemeinschaften selbst, wobei die Mütter zu Wort kommen sollten.
    Mehr glaube ich, will ich dazu nicht sagen. Doch, eins noch: Archaisch. Alle Religionsgemeinschaften haben archaische Bestandteile. Und Atheismus letztlich auch. Das sind Dinge, die man heute anders betrachtet. So empfand ich die Abschaffung des Paragraphen 218 früher als Errungenschaft, heute, da wir mehr über den Fötus wissen und viele adoptionswillige Paare haben wie auch Unterstützung für alleinerziehende Mütter, sehe ich sie als archaisch an.
    Am Dienstag diskutiert Sandra Maischberger das Thema mit u.a. Dieter Graumann, der zu Recht sagt, durch ein entsprechendes Gesetz würden Juden ausgegrenzt und Nekla Kelek, die gegen die Beschneidung ist, was ich an sich im Sinne des Kindes unterstütze, was aber nicht deutsche Gesetze entscheiden sollten.

  26. avatar

    @Rita E. Groda
    „Sie seinen wesentlich stärker religiös indoktriniert, als die Klosterschülerin.“
    O.K., ich erhielt eine ungefähre Ahnung von katholischem intellektuellen Argumentationsvermögen während meines Ethikunterrichtes in der Oberstufe, der von einem Jesuitenpater gehalten wurde.
    Ich wollte mit meinem Beitrag nur darauf aufmerksam machen, daß zur Religionskritik der übliche „Vulgärrationalismus“ nicht ausreicht. Das liegt aber in der Natur der Sache, denn die Denkstruktur der Scholastiker unterscheidet sich nicht von der der Naturwissenschaftler. Das erkennt man heute noch auf zwei Ebenen:
    1) Der profanen: Umweltgefahren, Klimaschutz etc. sind gleichermaßen Thema in den Kirchen und dem naturwissenschaftlich orientierten Mainstream
    2) Der intellektuellen: Die Schöpfungsmythen bestätigen mehr die Evolutionstheorie durch das Zulassen freier, nicht von Gott bestimmter Entscheidungen z.B. von Adam & Eva, als daß sie sie durch die holzschnittartigen Gott-erschafft-die-Welt-Bilder negiert.
    Wie soll’s denn auch sonst gehen: Das Denken wird durch menschliche Erfahrung mit der Realität geprägt.
    Ist solche Argumentation konspirativ? Mein Anliegen wäre lediglich, einem konservativ-religiösen Rückschlag durch Akzeptanz fundamentalreligöser (nur um die geht es mir hier) Positionen infolge zunehmender Kultur- und Gesellschaftskritik argumentativ nicht hilflos gegenüber zu stehen.

    Zum Thema (@Alan Posener): Auch ich finde es schwierig, hinter solchen Formulierungen, wie „Unübersehbar gibt es eine Tendenz der Entweltlichung des Holocaust. Das geschieht dann, wenn das Geschehen des deutschen Judenmordes in eine Einzigartigkeit überhöht wird, die letztlich dem Verstehen und der Analyse entzogen ist.“ nicht „Absichten“ zu vermuten. Man wird sehen. Die Gefahr gewisser pro-kirchlicher (ev. + kath.), also unhistorischer Holocaust-Deutungen sehe ich so, wie von Ihnen begründet, gerade aber bei Benedikt, der genauso Kapital daraus zu schlagen versucht, wie die Piusbrüder mit ihrer Kritik an der Aufklärung (die sie genau so begründen!!). Aber ob das genau die Absichten Gaucks sind? Ich glaube eher, das ist der Versuch der Relativierung einer, besonders von Deutschen, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht davon lassen wollen, gefühlten Schuld.

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    Dear Alan Posener,
    your chosen enemy nr. 1 makes some progress:
    While he restated the Catholic Church’s staunch objections to contraception because it believes that it interferes with the creation of life, he argued that using a condom to preserve life and avoid death could be a responsible act – even outside marriage.
    http://www.telegraph.co.uk/new.....shift.html

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    Mein Tipp für das kleine Land Israel mit etlichen Asylanten:
    Afrikanische Leichtathleten und Fußballer fördern! Es ist nämlich doch einiges genetisch verankert, und die jüdische Intelligenz dürfte ausreichen, um zu erkennen, dass Afrikaner oft lange Beine haben und sich elegant und schnell bewegen.
    Schwer rassistisch. Aber man kommt auch nicht auf seine Kosten, wenn man, statt ein Filetsteak mit Bohnen, Kartoffeln und Sauce zu servieren, alles vorher in einen Mixer wirft, um einen Brei zu erzeugen.

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    Anhand dieser Sache kann ich Ihnen auch mal erläutern, was in meinen Augen heute so verkehrt läuft:
    Der Reitsport hat verschiedene Freunde. Wahrscheinlich ist die größte Masse bei den Passiven, wie ich das bin, zu finden. Ich schaue das an, oft zusammen mit Freunden. Ich glaube, dass die Sportart mich fasziniert, weil man von jemandem abhängig ist, so wie Fußball mich deswegen interessiert. Man ist ein Team.
    Auch im Autorennen ist das ähnlich, Michael Schumacher wies immer auf das exzellente Team hin, das er bei Ferrari hatte.
    Wir Pssiven würden am liebsten Valegro und Uthopia (Olympiasieger) kaufen, um sie dann Carl Hester und Charlotte Dujardin weiter zur Verfügung zu stellen, aber diese Millionensumme haben wir nicht. Wir, alles Deutsche, würden sie bei ihren britischen Reitern lassen und über Werbung finanzieren. Diese beiden Reiter haben sie groß gemacht, von der Pike auf, genau wie Gal das mit Totilas getan hat. Eine solche Arbeit und vor allem Bindung darf man nicht zerstören. Wir haben alle ein wenig Geld, aber nicht genug, um Valegro und Uthopia zu erwerben. Und wir sind also anständig, was bedeutet, dass etwas Geld nicht verdirbt, im Gegenteil.
    Ich bekomme aber zunehmend den Eindruck, dass sehr viel Geld extrem verdirbt, dass Menschlichkeit, Ethik und Einfühlungsvermögen verloren gehen. Jedenfalls gibt die Entwicklung in dieser Sportart einen Hinweis darauf. Geschäft über die Seele des Tieres hinweg, Tier als Millionenware und zunehmend Tierquälerei dabei.

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    Korrektur: Sport: Sportler

    Beim Dressurreiten übrigens, mit dem ich mich durch Langzeitbetrachten inzwischen etwas auskenne, gab es eine Medaille für eine Paarung, bei der das Pferd als Ergebnis von Rollkur und zu engem Nasenriemen den Mund aufreißt, da es keine Luft kriegt, und jeder kann die blaue Zunge sehen. Die Tierschützer laufen Amok dagegen, und nichts tut sich. Das ist die Medaille, die eigentlich Helen Langehanenberg gehört hätte, die so was nicht nötig hat. Der Zuschauer genießt derweil auch die, die gar keine Medaille haben. Und alle, die sich etwas damit auskennen, sind froh, dass Rath nicht dabei ist, weil er die Seele von Totilas zerstört. Ich kenne Totilas persönlich, aus den Zeiten mit Gal. Das war mal ein ganz sonniger Bürger. Wenn die ersten zehn geehrt würden, könnte es sein, dass nämliche Paarung ausgebuht worden wäre.

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    @ Alan Posener
    Mit Verlaub, aber das ist BS, um Ihren eigenen Ausdruck zu verwenden. Wenn Europa gemeinsam antreten würde, würden natürlich weniger Sport dort sein. Außerdem können Sie die Briten nicht dazu rechnen:

    „Wenn man nur die Goldmedaillen zählt, hat die EU der 27 bei der letzten Zählung 70 gewonnen,“
    http://www.welt.de/debatte/kom.....macht.html

    Plus: Lassen Sie doch das irrsinnige Goldmedaillenzählen. Worauf es ankommt, ist die Freude am Sport, siehe Usain Bolt, wie er beim Wettbewerb vorgestern ins Ziel joggte, siehe Beach-Volleyball, siehe die Zuschauer. Ein tolles Publikum. Und Herzogin Catherine beim Frauenboxen hatte auch was. In der Spitze, stellt man oft fest, sind die Leistungen ähnlich hoch. Vielleicht sollte man die Medaillen ganz abschaffen und die ersten zehn ehren. Gestern bei der Dressur waren zwei Reiter dabei, die gar keine Medaille haben und trotzdem prächtig waren: Der Portugiese auf einem Lusitano und der Spanier, der übrigens aussieht wie Claude Rains in Casablanca, wenn er ins Publikum grinst, auf PRE. Dann dieser Schwimm-Marathon im Hyde-Park, einfach großartig. Medaillen?: Für den, der’s braucht, das Höchste. Und das Rumhacken auf einem Mädchen, die den falschen Freund hat, ist auch so typisch deutsch. Dieses Dauerrumhacken.
    Übrigens: Wenn Sie die eines Tages zusammenzählen wollen, wird die englischsprachige Sphäre ihre wohl auch zusammenrechen. So`n BS. Ich hab’s nicht mal zu Ende gelesen. Zählen Sie mal Israels Medaillen, kleines Land.

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    Am Anfang war Vielfalt. Paßt auch noch zu unserem Thema:

    http://www.fr-online.de/wissen.....33724.html

    Interessant erscheint mir das Ergebnis der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnise, daß zu Anfang der Menschheitsgeschichte „verschiedene Menschen“ zusammenleben konnten,
    während im Zeitalter des hochentwickelten Menschen,
    Ideologien und Religionen, die Menschen nicht mehr zusammenleben lassen.

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    @Lieber KJN: Ja, alles bewegt sich, der Evolution entsprechend.

    Was die Entwicklung betrifft, nach meiner Meinung müßten wir am Ende der Entwicklung angekommen sein; denn der“Gott Mensch“ kann sich zwar nicht aus sich selber erschaffen, ohne Eizelle und Sperma, er hat aber das Mittel gefunden sich selbst zu zerstören, mit einer Restlaufzeit von mehr als 20.000 Jahren.
    Somit haben wir also das Ende ohne den Anfang.

    Daß die neuere Wissenschaft immer mehr die Theologie bestätigt; damit könnten Sie durchaus recht haben.
    Das Problem ist, daß der Zweckrationalismus immer neue Religionen erschafft. Ideologien werden zu Religionsersatz. gestern war es der Sozialismus, heute die Demokratie.
    Und im Namen aller dieser Religionen führen wir weiterhin fröhlich Krieg.

    Mich erstant tatsächlich, daß Ihre vorsichtigen Formulierungen bei mir den Eindruck erwecken, Sie seinen wesentlich stärker religiös indoktriniert, als die Klosterschülerin.

    Es ist aber natürlich auch möglich, daß ich in einer katholischen konspirativen Zelle gelandet bin.
    Tatsächlich habe ich dort (religionsfreies)Denken gelernt und Toleranz.

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    Nochmal zurück zum Begriff „Zweckrationalismus“: der heißt heute „Effizienz“. Wer „Zweckrationalismus“ kritisiert, kritisiert nichts anderes als Effizienz. Zwischen Effizienz und einem weltanschaulich-philosophischen Rationalismus liegen Welten, obwohl der weltanschaulich-philosophische Rationalismus durchaus auch effizient ist.

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    Den Prozess, dass der denkende Mensch dem oder den Göttern „menschliche“ Attribute verlieh, lasse ich mal bei Homer beginnen (ich weiß es nicht besser). Die alten Griechen spürten in all den Naturerscheinungen systemathische Ansätze der Zweckmäßigleit. Ängste vor Naturgewalten, wie sie in einfachen Religionen vorherrschten, schien ihnen schon fremd geworden zu sein?
    Ich blättere einige Jahrhunderte weiter, in die Zeit, in der „dem“ Menschen seine Diversiviziertheit deutlich ins Bewusstsein tritt.
    Mitte des 17.Jahrhunderts, mein Zeuge sei Locke, ging man zB. nach London zum Studieren, dazu erlernte man die vier Sprachen, die die Welt bedeuteten, Lateinisch, Griechisch, Hebräisch, Arabisch, weniger ging nicht. Das Ende der „Scholastik“ war durch den Emperismus bereits eingeläutet, „man begann bereits zu zweifeln“ (Gassendi, Descartes).
    Betrachten wir das heutige Bildungsphänomen. Ich musste beruflich 8 Progammiersprachen lernen, diverse Paradigmenwechsel im Verständnis von Objekten mitmachen und diverse Architekturmoden interpretieren (einige stehen bereits unter Denkmalschutz) und komme mit drei lebenden Sprachen einigermaßen zu recht, um die Lebenswelt mitvollziehen zu können. Um die Diskussionen in Philosophie und Literatur verstehen zu können muss der Geist von heute, nach wie vor, eine Menge zusätzlich lesen und verstehen, deuten. Das Bildungsphänomen heute sagt, Erfahrung ist heute nicht mehr kulturell gekapselt wie zu Zeiten von Locke, und die „Produktion“ von Gehalt scheint sich überwiegend praktischen Notwendigkeiten zugewendet zu haben. Dies gilt aber offensichtlich nicht für die Bereiche Theologie und Philosophie, die durchgehend (in den 4 Kultsprachen) im Bestand gefährdet erscheinen. Alle wurden einmal einträglich nebeneinander in der Welt der Universitäten alimentiert. Dann kam „Aufklärung“, enlightment, der freie Gedanke. Dies heißt nun, dass jeder mit und ohne Vorbildung zu jedem Thema seinen Beitrag leisten kann, unhistorisch oder je nach Bedarf, einfach Patterns kopiert und pasted und sich die Welt so bastelt, wie sie ihm gefällt oder sie bekämpft, wenn sie im politisch gefährlich werden könnte. Die Geburtsstunde der „revolutionären Praxis“ können Kenner der entsprechenden Ideologien sicher genau datieren. Ich verorte hier auch die geistigen Ursachen für das Naziregime und den praktizierten Holocaust. Diese Herrschaft eignete sich alle propagandistischen Mittel an, die vorhanden waren und damit auch die Ressentiments und Abhängigkeiten der unterschiedlichen Glaubensrichtungen und ließ nichts ungenutzt um einzuschüchtern und aufzuhetzen.
    Die Prinzipien actio und reactio scheinen das Bild der Gegenwart und der jüngeren Geschichte zu dominieren. Intellektuelle Inhalte werden oft unhistorisch, bezugslos präsentiert und propagiert. Dass der Praxisbegriff und sein expliziter Verzicht auf Bildungsinhalte fatale Katastrophen auf dieser Welt zu verantworten hat, steht für mich außer Zweifel.
    Die Relation von Zweck und Mittel ist der Gegenstand von „Vernunft“ geworden, wobei der Verstand, die Rationalität, willig sekundiert. Für Naturalisten kann es eigentlich keinen Unterschied zwischen Rationalität und Irrationalität geben, bestenfalls den zwischen gut und böse?. Aber wer kann gut und böse verstehen in einer Welt der Zwecke und Mittel? Eine Deutungshoheit für bestimmte Thesen oder Begriffe zu fordern (zB. Holocaust), heißt eine spezielle Psychologie zu fordern, die Gehirnwäsche praktizierte, was einer reaktionären Veranstaltung gleichkäme, die politisch nicht zu legitimieren ist, wo doch die Abschattungen überall gewaltig sind. Deshalb, stellen wir uns der Freiheit, ein Mensch, eine Stimme und laizistische demokratische Rechtsstaaten, anstatt totalitärer Glaubensregime. Die Absurditäten in der Politik müssen weniger werden, nicht nur im „postdemokratischen“ Europa.

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    @Rita E. Groda: Ihre Antwort ist gut: Wir sollten nicht Götter dafür haften lassen, was Menschen – einige Menschen – tun.

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    R.E.G.: Sartre sagt ja im Prinzip nur, wenn die Menschen sich verändern, dann verändert sich auch Gott.

    …dem Philosoph ist nix zu doof.

    Ex 3,14 ‚Ich bin, der Ich sein werde‘

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    Nachtrag: Ich glaube, die Entwicklung darf nicht zu schnell gehen, aber auch nicht zu langsam, sonst gibt es Katastrophen. Darum gehen die meisten Diskussionen.

  39. avatar

    @Don Camillo
    „Könnte gar an allem Katastrophalen, und sei es noch so monströs, auch etwas Gutes sein?“
    Naja, vieles bewegt sich, weil nicht alles gut ist und wenn alles gut wäre würde nichts mehr geschehen.
    Und wenn Gott alles perfekt gemacht hätte, würde die Evolution nicht funktionieren. Und Gott hat schon sein Ebenbild geschaffen, aber eben offensichtlich mit einem eigenen Willen, liebe Rita E. Groda.

    Mich erschreckt manchmal, wie stark die Übereinstimmung der naturwissenschaftlichen (thermodynamischen) „Wahrheiten“ mit denen der Theologie, ich vermute aller Religionen, ist.

    Ich weiß nicht, ob das jetzt themenbezogen war, ich konnte nur die letzten Beiträge lesen, bitte um Nachsicht.

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    @Lieber Parisiene: Sie versuchen Gott zu erklären, zu interpretieren, ich beobachte nur.

    Sartre sagt ja im Prinzip nur, wenn die Menschen sich verändern, dann verändert sich auch Gott.
    Wenn wir unsere Götter endlich aus der Haftung lassen, dann sind wir dazu verurteilt die Verantwortung für unsere Taten auf uns zu nehmen.
    Das wäre ein unendlich guter Ansatz.

    Ihr Hinweis auf Camus war für mich sehr interessant, da auch ich, wie viele, nur „die Pest“ bewußt gelesen habe.

    Gerade habe ich eine Abhandlung über seine Philosophie des Absurden gelesen. Ich habe da ein paar sehr nachdenkenswerte Sätze gefunden.

    „Zwischen dem Absurden und der Revolte sieht Camus ein nie überwindbares „Spannungsverhältnis“, er glaubt nicht an einen „Fortschritt“ in der Menschheitsgeschichte in Bezug auf die „Gerechtigkeit“ in dieser Welt. Das unterscheidet ihn von den Christen und den Kommunisten, die an einen „Endzweck“ der Geschichte glauben – Christen an ein „besseres Leben“ im Jenseits, Kommunisten an die „absolute Gerechtigkeit“ in der Zukunft.“

    Wenn Sie es also mehr mit Camus halten, sind wir eigentlich gar nicht so weit auseinander.

    LG aus der postdemokratischen Bananenrepublik Deutschland

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    Frau Groda bringt mich drauf: Könnte gar an allem Katastrophalen, und sei es noch so monströs, auch etwas Gutes sein? Wenn ich´s recht überleg´, dann hab´ ich dem irren Schnauzbart mein eigenes Dasein zu verdanken! …. wär´ Der nicht gewesen und hätte die Völker nicht dermaßen durchgemischt, – Vater und Mutter wären nie im Leben zusammengekommen…! – meiner angetrauten besseren Hälfte ging´s genau so, vielen anderen sicher auch…. – Ob natürlich damit Gott universal gut war, sprich, ob mein Sein gut für die Menschheit ist, diese Frage, die will ich damit allerdings nicht beantwortet haben.

    Interssante Fragestellungen gibt´s hier allemal, ja ja.

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    Alles intellektuelle Kommentare von guten Leuten welche wenig „hautnahe“ Erfahrung im taeglichen Leben und Berufsleben mit Menschen von vielen verschiedenen ethno-kulturellen oder nationalen Herkuenften. Nuechtern kommt der Erfahrene zu der Einsicht, dass es eine mathematische Moeglichkeit besteht das ein besonderer Typ (Herkunft) – in der/seiner „beruechtigenten“ Weise funktioniert, denkt, reagiert. Gleichzeitig weiss der Erfahrene, dass es in jeder Typengruppe eine Minderheit gibt, welche ganz untypisch denken, handeln, reagieren. Also z. B. in USA – wenn man eine berufliche Naehe zu Menschen haben muss, dann wird man mehr oder weniger DEFENSIV, oder mehr oder weniger ENTSPANNT – ob das jemand mit einem Nahmen ist aus der spanischen Sprache, oder einer welcher wie aus einem Mafiafilm stammt, ein keltischer Name, oder ein Nahme welcher an Staedte in Deutschland oder Osteuropa erinnert.(You got that ?) Also die persoenliche Erfahrung praegt die Meinung der welche keine urspruenglichen Vorurteile haben oder aendert die Meinung welche man vorher ohne persoenliche Erfahrung hegte.

  43. avatar

    Liebe Rita, Sie könnten natürlich Einspruch erheben und sagen, dass die anderen auch im Paradies seien, weil Jesus seinen Nachbarn am Kreuz, den Mördern, ihre Sünden verzieh. Aber da hört es bei mir auf. Neben Jesus hing kein Massenmörder, der Genozid begangen hatte. Vermutlich hingen da welche, die einen Römer getötet hatten oder beim Diebstahl erwischt worden waren oder in Notwehr jemanden getötet hatten. Der Teil der christlichen Lehre, dass man das fünfte Gebot brechen kann und dann erlöst in den Himmel kommt, hat mir nie eingeleuchtet.
    Er erinnert vage an die Schuldenkrise, wo man machen kann, was man will und muss das nicht aufräumen, sondern kriegt Geld gedruckt, irgendwie paradiesisch, oder?
    Und Jesus ist die EZB 😉

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    @ Rita E. Groda
    Ich ziehe Albert Camus vor, und das spricht Bände. Versuchen Sie’s mit dem Buch Hiob. Gott kann seine Auserwählten, wer immer das ist, immens leiden lassen. Das bedeutet, wir sehen ihn falsch, wenn wir meinen, er müsse uns das Gute bringen oder uns retten. Und das Buch Hiob sagt auch, dass er den Seinen den Teufel schicken kann. Dafür weiß ich keine Erklärung.
    Oder versuchen Sie es spirituell-esoterisch: Jonathan Livingstone Seagull. Ich kam durch das „Schreien wie Gänse“ aus dem dm-link darauf.
    Nehmen Sie Jonathan und machen aus ihm einen jüdischen Forscher oder Künstler der Nazizeit. Dann nehmen Sie die Obermöve als Hitler und den Pulk, der Jonathan ausstößt, als das Volk. Wenn in irgendwas hier Gott ist, ist es in dem, was Jonathan dann erlebt, und zwar Schöpfungsgott. In dem Pulk ist nur Stupidität.
    Es bedeutet, er rettet erst später. Das bedeutet, dass sie alle in Gan-Edden sind, alle ohne Ausnahme. Wenn man das glauben kann, ist das tröstlich. Keine Ahnung, ob der Autor und Neill Diamond das sagen wollten.

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    @Alan Posener/Parisien: Ich glaube nicht, dass sich ein Genozid durchführen lässt, ohne dass das Opfervolk vorher vom Tätervolk moralisch extrem abgewertet wird. Das war z.B. in Ruanda auch nicht anders, als die Tutsi die Hutu mit Macheten erschlugen. Da galten die Hutu als das „Ungeziefer“. Sicherlich war die moralische Abwertung bei den Nazis besonders extrem und metaphysisch überhöht, was dann zur Singularität (d.h. zum Extrem) der Verbrechen geführt hat. Aber jedenfalls setzt jeder Genozid eine nicht-egalitäre Moral (-> DIE böse – WIR gut) voraus, die ins Extrem gesteigert werden muss, um genügend Leute zu solchen schrecklichen Verbrechen zu motivieren.

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