Auf die Gefahr hin, der Humorlosigkeit und der mangelnden Gelassenheit geziehen zu werden, muss ich doch noch einmal – und womöglich nicht zum letzten Mal, leider – auf Thilo Sarrazin eingehen.
Ich finde es schon merkwürdig, so viel zu Gelassenheit und Humor, dass es mittlerweile zum Konsens zu gehören scheint, „bei aller Kritik an manchen fragwürdigen Formulierungen“, oder wie die salvatorische Klausel auch immer heißt, Sarrazins eugenischen und rassistischen Argumenten Diskussionswürdigkeit zuzubilligen und allseits zu beklagen, der Verkäufer von bald anderthalb Millionen Büchern, dessen Machwerk vorab im Spiegel und in der „Bild“ exzerpiert wurde, der in allen wichtigen Medien der Republik Interviews gab und entweder Gast oder Thema in allen Talkshows war und ist, sei irgendwie von einem Kartell der politisch Korrekten, angeführt von der linkslastigen Kanzlerin und ihrer Kreatur im Schloss Bellevue, zum Schweigen gebracht worden.
Zuletzt hat auch Frank Schirrmacher, bisher eine einsame Stimme der Vernunft im Herausgebergremium der FAZ, was Sarrazin betrifft, der gegen ihn wütenden Leserschaft das sacrificium mentalis dargebracht und sich in der letzten Ausgabe der FAS mit entsprechender Emphase dieser Argumentation angeschlossen. Wobei Schirrmacher nicht Schirrmacher wäre, wenn er neben den üblichen Übertreibungen eine originelle Volte geschlagen und der Kanzlerin vor allem zum Vorwurf gemacht hätte, sie habe Sarrazins Buch nicht gelesen, bevor sie sich zu Sarrazins Thesen äußerte. Nun ja, wenn sich nur solche Leute zu Wort gemeldet hätten in den letzten Wochen, die das Buch (oder auch nur sein Interview in „lettre“) gelesen hatten, dann wäre es in Deutschland erfreulich still gewesen. Auch die meisten Leute, die behaupten, man „müsse das doch noch sagen dürfen in Deutschland“, als ob irgendjemand Sarrazins Buch verbieten wollte, wissen nicht genau zu sagen, was man denn noch sagen dürfen soll.
Die Kanzlerin hat Leute, die für sie Bücher und Berichte lesen, weil sie nicht die Muße eines Bundesbankers hat, der das Buch mitten in einer Währungskrise fertig schreiben konnte, oder eines FAZ-Feuilletonisten, zu dessen Pflichten das Lesen von Bestsellern gehört. Aber das nur nebenbei.
Und auch nur nebenbei: Wer war es noch mal, der noch bevor irgendjemand das Buch in Händen hielt, in einem Aufmacher-Essay in der FAZ Martin Walsers Roman „Tod eines Kritikers“ als antisemitisch brandmarkte und mit dieser Begründung den der Zeitung angebotenen Vorabdruck ablehnte? Schirrmacher hatte, was den Roman und den Vorabdruck betraf, Recht. Ob es aber der Meinungsfreiheit und dem politischen Klima in diesem Land dienlich war, den Autor derart öffentlich hinzurichten, ohne dass seine potenziellen Leser die Anklage überprüfen konnten, darf man bezweifeln. Aber es schmeißen vornehmlich diejenigen mit Steinen, die in Glashäusern sitzen. Und natürlich hat das dem Absatz des tatsächlich miesen und fiesen Romans nicht geschadet, im Gegenteil, so wie die Kanzlerin-Schelte und das „Berufsverbot“ (Schirrmacher über das gut dotierte Ende von Sarrazins Job bei der Bundesbank) dem Absatz des miesen und fiesen Sarrazin-Buchs nicht schadet.
Nun aber zum eigentlichen Thema dieses, ich gebe es zu, bisher etwas mäandernden Essays: zu Sarrazins Stichwortgeber. Ich zitiere aus einer Rede, die Joseph Ratzinger, Chef der Glaubenskongregation im Vatikan, am 13. Mai 2004 vor dem Senat der Republik Italien hielt. Es ging um „Europas Identität“. „Europa scheint (…) von innen her leer geworden“, sagte Ratzinger. „diesem inneren Absterben entspricht es, dass auch ethnisch Europa auf dem Weg der Verabschiedung begriffen erscheint. (…) Der Vergleich mit dem untergehenden Römischen Reich drängt sich auf, das als großer geschichtlicher Rahmen noch funktionierte, aber schon von denen lebte, die es auflösen sollte, weil es selbst keine Lebenskraft hatte.“
Europa „stirbt innerlich ab“ „verabschiedet sich ethnisch“, wird „aufgelöst“ von den Zuwanderern, die es geholt hat, um von ihrer Arbeit zu leben. Schafft sich, um mit Sarrazin zu reden, ab. Ich habe diese Aussage in meinem Buch über Benedikt als „apokalyptische Hysterie“ bezeichnet, und diese Bezeichnung passt auch auf Sarrazins Thesen. Wie man aber behaupten kann, erst er habe in dieser Drastik das Problem der muslimischen Einwanderer auf den Begriff gebracht, ist mir ein Rätsel. Kann es sein, dass die meisten Leute, die über Ratzinger schreiben, seine Bücher auch nicht gelesen haben?
Wenn man freilich weiß, dass dies seit Jahren die offizielle Linie des Vatikans ist, wird manche Schlagzeile, manche Parteinahme und auch mancher Meinungsschwenk der letzten Wochen erklärlich. Benedikt hat übrigens nicht vergessen, dass es die unbotmäßige Kanzlerin war, die ihn in Sachen Bischof Williamson zurechtgewiesen hat. Schon gar nicht hat er ihr das verziehen. Dass sie nun wegen Kritik an Positionen, die den seinen entsprechen, ihrerseits in die Schusslinie der Leitmedien der Republik gerät, wird im Vatikan gewiss genüsslich goutiert.
@KJN: Na, dann bin ich ja beruhigt, daß meine Gedanken nicht ganz abwegig waren.
Der – an sich kluge – Broder hat auch heute noch, aber nur gelegentlich, seine klugen 5 Minuten.In einem seiner Artikel fand ich kürzlich den Satz“ Eine Demokratie ist keine Boutique, in der die Pullover nach Farben sortiert in den Regalen liegen. Es ist eine Werkstatt, in der rund um die Uhr gearbeitet wird. In der die Funken fliegen und in der es auch mal stinken darf. Lebendige Demokratie ist nicht, wenn der Bundespräsident sich unter das Volk mischt, sondern wenn das Volk den Politikern auf die Pelle rückt und ihnen die Fragen stellt, die sie nicht hören wollen.“
Welche Gesinnung hinter den restlichen 90% des Artikel steht, in der Welt, und über Herr Fleischhauer, wird auch mir ein ewiges Rätsel bleiben.
Diese Art Gesinnungswandel im Alter ist auffällig oft in den Kreisen der 68er zu finden- in meinem Bekanntenkreis nahezu epidemisch. Ein befreundeter Arzt, altersgleich, erzählte uns kürzlich von der Arbeitsunwilligkeit der Jugend usw. Meinem Mann gegenüber äußerte er „die Jungen sind für uns arbeitsmäßig wirklich keine Konkurrenz“.
Dem konnte ich nur mit Komik begegnen, ich machte ihn nämlich darauf aufmerksam, daß in unserer sog. Jugend, die Alten faßt wortgleich die selben Vorurteile kultiviert hätten – langhaarig, arbeitsscheu, Studenten sind alle Kommunisten usw.
So ähnlich, wie meinem Arzt, scheint es auch Politikern und Journalisten meines Alters zu gehen. Sie werden, im Alter, zur präzisen Kopie ihrer Eltern – und hatten wir nicht propagiert, daß wie „so“ keinesfalls und nie im Leben werden wollten?
@Rita E.
Ich? Böse? Ihnen? Niemals!
Außerdem kann ich die Pacht für die Weisheit auch nicht bezahlen.
Ihr Gedanke kam mir auch beim Schreiben.
Was ich ausdrücken wollte ist, daß die Beweggründe der katholischen Gewalt andere waren (sind?) als die der Weltverbesserer à la Sarrazin.
Warum z.B. getaufte Juden wärend der Inquisition in Spanien behelligt wurden oder im Vorfeld von Kreuzzügen Progrome gegen Juden in Worms, Speyer stattfanden, kann ich mir nur so erklären, daß sich die Psyche der Geknechteten gegen eine definierte, abgrenzbare Gruppe (die „Gottesmörder“) entladen konnte.
Aus Sicht der kirchlichen Initiatoren war das wohl ein „Kollateralschaden“.
Hingegen ist das was Sarrazin will, ein klarer Zugriffsversuch auf die menschliche Identität seitens organisierender Kräfte des Staates, wobei mir es schlecht wird..
Das ist der Grund für mein Geschreibe hier – mein kommentierender Nachfolger Jean-Luc Levasydas drückt es in meinem Sinne aus : „Wehret den Anfängen“.
Weswegen der – an sich kluge – Hendrik M.Broder diesen Knallkopf (S.) auch noch verteidigt, wird mir wohl für längere Zeit ein Geheimnis bleiben.. (Alterstarrsinn?)
@ Roland Ziegler schrieb:
„Aber nicht die branchenübliche Verzerrung von Tatsachen oder Ignoranz der Realitäten ist der Stein, der zumindest mir beim weiteren Herumkrebsen im Weg liegt. Sondern das krass Kontradiktorische der Aussage, Sarrazin wäre das “Opfer”. Er ist der Täter, hat maßlosen Erfolg und sackt ordentlich ein.“
Unterschreibe ich blind.
@Rita E.Gorda
„Ah, und noch etwas. Kreatur ist ein Begriff aus der Schöpfung, keine Diskriminierung.“
Wird aber heute kaum noch als solcher Begriff benutzt, sondern sehr wohl als Diskriminierung und in diesem Zusammenhang
„….angeführt von der linkslastigen Kanzlerin und ihrer Kreatur im Schloss Bellevue…..“
kann man schon gar nicht von einem Begriff aus der Schöpfung sprechen, denn die ist da weit entfernt.
Nicht jede plumpe Ausrede bedeutet eine Verbesserung! 🙁
da hat Jens Jessen (Die Zeit) nicht Unrecht:
Die (typisch) deutsche Streitkultur am Beispiel der Münchner-U-Bahn-Überfall-Debatte:
http://hiram7.wordpress.com/20.....l-debatte/
@ Frau Groda
Es geht nicht um Moral, sondern ums Geschäft. Als Geschäftsführer eines Unternehmens muss man dafür sorgen, dass der Ruf des Unternehmens durch die Strapazen eines Einzelnen nicht beschädigt wird. Geschäft lebt von Vertrauen.
Sehr geehrte Frau Groda,
wenn man die Geschichte des christlichen Antisemitismus heranzieht, lässt sich meines Wissens feststellen, dass die Juden nicht wegen ihrer ethnischen Herkunft verfolgt wurden, sondern schlicht wegen ihres Glaubens (was die Sache selber natürlich nicht besser macht), der schließlich den christlichen Exklusivitätsanspruch und das Fundament dieser Religion (eben Jesus als Gottes Sohn) allein aufgrund seiner Existenz stets in Frage stellte.
Sie sprachen die Judenverfolgungen unter König Ferdinand II. und Königin Isabella I. in Spanien an. Ich will garantiert nicht die katholische Kirche von ihrer Verantwortung für die Judenverfolgungen freisprechen, sie hat das ideologische Fundament hierzu geliefert und viele ihrer Protagonisten haben sich oft genug als brutale Verfolger hervorgetan (wobei die Initiative zumeist nicht von der Amtskirche ausging). Aber die spanische Inquisition führte ein Eigenleben innerhalb der Kirche und unterstand dem spanischen Königspaar. Die Motivation für diese grausamen Verfolgungen hatte sicherlich verschiedene Ursachen. Die Enteignungen der Juden halfen, den Staatshaushalt zu sanieren und die Zwangsbekehrungen und Hinrichtungen sollten sicherlich ein homogenes Staatsvolk schaffen. Wobei hier ganz sicher nicht die ethnische Basis von Bedeutung war, denn diese Kategorien sind Produkte des neuzeitlichen Nationalismus. Ihr offensichtlich vorhandener Judenhass hatte klar religiöse, nicht rassische oder andere Bezüge.
@ Jean-Luc Levasydas: Danach haben die Menschen der ExGDR mehr gekostet als sie genutzt haben.
Nix, nix! Für unsere Brüder und Schwestern – [pathosmodus-on] für die Nation [pathosmodus-off] – is‘ uns nix zu teuer.
http://www.washingtonpost.com/.....03264.html
@ KJN @ Rita E. Groda
Beides ist wohl richtig. Weder theoretisch (theologisch) noch praktisch kennt die rkK ethnische Grenzen. Bei einzelnen Kirchenvätern – bitte, fragen Sie mich nicht nach Belegen (draußen scheint die Sonne!) – gibt es aber regelrecht rassistische Anklänge – bezogen auf Juden, „natürlich“. (Ich vermute, das läßt sich schnell ergoogeln.)
@ Alan Posener: Sarrazins Lösungsvorschläge laufen auf eine Erziehungsdiktatur des Staates beginnend mit dem zweiten Lebensjahr hinaus
Weil Sarrazin anscheinend ein Sondergesetz für Migranten verlangt. („Anscheinend“ – ich gehöre zu den wenigen Mit-Kommentatoren, die Sarrazins Buch nicht gelesen haben.) Gegen eine allgemeine Kindergartenpflicht ist so wenig zu sagen wie gegen eine allgemeine Schulpflicht.
Mir selbst ist es schwer gefallen, meine Kinder in den Kindergarten zu geben. Und es fiel mir wohl deshalb schwer, weil wir lange auf Kinder warten mussten. Gerade weil wir deshalb aber auch vergleichsweise alte Eltern waren bzw. sind, hielten wir es für wichtig, dass unsere Kinder die häusliche Idylle frühzeitig verlassen und „die Welt draußen“ kennen und sich in ihr zu bewegen lernen.
Mutatis mutandis in diesem Sinne – zur Korrektur häuslicher Idiosynkrasien, vorsichtig gesagt – halte ich (in Entsprechung zur allgemeinen Schulpflicht) eine allgemeine Kindergartenpflicht sogar für erforderlich. Von Erziehungsdiktatur kann in diesem Zusammenhang überhaupt nicht die Rede sein. (Es sei denn, man lehnt überhaupt Erziehung als eine Art Diktatur ab.)
nur zur Wiederholung;
>Unschön stößt im ersten Augenblick die kaufmännische Betrachtung von Zuzug auf, wonach Menschen mehr kosten als sie nutzen>
Wenn ich mir die Kosten der Wiedervereinigung anschaue, muesste ich meine manuals zu cost-benefit analysis wieder auspacken.
Danach haben die Menschen der ExGDR mehr gekostet als sie genutzt haben. 🙂
Gab es nicht einmal einen deutschen historischen Zeitabschnitt, in dem Menschen auch nach ihrem Nutzen eingeschaetzt worden sind??
Wehret den Anfaengen!!
@KJN: Bitte nicht böse sein, wenn ich eine Ihrer Ausführungen in Zweifel ziehen muß.
Hat die kath. Kirche wirklich nie ethnische Gruppen verfolgt, sondern nur Ideen, die ihr gefährlich waren?
Die spanische Inquisition, die die „Jüdischen Brunnenvergifter“ gefoltert hat, haben die eine Idee verfolgt;das Judentum gab es ja schließlich schon länger, damals. Hier bin ich mir bei der Betrachtung unschlüssig.
Ich lasse mich hier sehr gerne korrigieren.
herzliche Grüße, wie immer, an einen aufgeweckten Geist,nicht ohne Herz.
Ihre Rita E. Groda
Ich unterstütze David Bergers Position, wonach Sarrazin seine – sagen wir: umstrittenen- Ansichten zur genetischen Disposition von Migranten nach Feierabend bzw. eigentlich: jenseits seiner herausgehobenen Bundesbankerposition vertreten muss. So wie es jetzt ja auch ist. Diese Forderung begründet sich mit dem Umstand, dass er im vorstand der bundesbank das Grundgesetz nachdrücklich vertreten muss. (Art. 3 Abs.3) Als Privatmann muss er das nicht.
Was das Geld angeht, dessen Bedeutung für den Diskurs hier angezweifelt wird: Hierbei geht es nicht um Neid, sondern um die Opferrolle, die von Schirrmacher und anderen dem Sarrazin zugeschoben wird. In diesen Kreisen spielen Geld, Zeit, Freiheit offenbar nicht die geringste Rolle; es geht einzig um die Reputation. Für unsereins, der auf dem Boden der Tatsachen nach seinen 7 Kopeken täglich herumkrebsen muss, ist das bereits befremdlich zu sehen. Diese Herren. Aber nicht die branchenübliche Verzerrung von Tatsachen oder Ignoranz der Realitäten ist der Stein, der zumindest mir beim weiteren Herumkrebsen im Weg liegt. Sondern das krass Kontradiktorische der Aussage, Sarrazin wäre das „Opfer“. Er ist der Täter, hat maßlosen Erfolg und sackt ordentlich ein. Und wird als Opfer mit Maulkorb bezeichnet. Das geht nicht. Der Mann hat Summen eingefahren, die der Kombination aus Sechser mit Zusatzzahl und Hautgewinn der ARD-Klassenlotterie (10 000 monatlich) entspricht.
Soviel zum Thema Geld, der Münze, um die es in der bürgerlichen Gesellschaft (Schirrmacher) ja nun geht. Von Zeit, Freiheit und Solidaritätsbekundungen schreibe ich hier noch gar nichts.
Es ist, als würde man an eine besonders starke Lichtquelle geführt und gesagt: „Hier siehst du ein Beispiel für völlige Dunkelheit“. Dies ist der Stein, den ich aus dem Weg räumen will. Seine Opferrolle. Nicht Sarrazin, der hat einfach nur besonders misstönend auf dem Ressentiment-Klavier gespielt.
Schirrmacher „schwurbelt“ seit Wochen rum und drückt sich vor einer eindeutigen Position. Welchen Zweck er damit verfolgt, erschließt sich mir nicht. Schon seine erste Besprechung war schräg, als er meinte, dass Sarrazin zwar an rassistische Debatten anknüpfe, aber selbst natürlich kein Rassist sei…
http://www.hagalil.com/archiv/.....arrazin-6/
…ich vermute dahinter eine subtile Taktik. Ein wenig Futter nach links, ein paar Körnchen nach rechts- so kann sich jeder das rauspicken, was er mag und die gesamte Leserschaft ist zufrieden. Glückwunsch!
@ Ralf Schuler: Sie haben mich intellektuell und moralisch maßlos enttäuscht. Inhaltlich haben Don Altobello, Moritz Berger, KJN, Rita Groda und andere auf die eugenischen und rassistischen Thesen Sarrazins hingewiesen; sie haben das Buch Sarrazins offensichtlich besser gelesen als Sie, der Sie Sarrazin in Potsdam vorgestellt haben.
Ich habe in verschiedenen Beiträgen hier sowie auf Welt online sowohl auf Sarrazins merkwürdiges Verhältnis zu den Juden – auf seinen, sagen wir es ruhig, philosemtisch überkompensierten Antisemitismus – hingewiesen (was in den meisten Medien abgetan wird als „dummes Zeug über ein Juden-Gen“) als auch – unter Hinweis auf Jörg Blech und sein neues Buch über Genetik, das Sie in jeder Bahnhofsbuchhandlung bekommen können – auf Sarrazins wissenschaftlich völlig unhaltbare Vorstellung von der Vererbbarkeit von Intelligenz.
Was nun die arabische Welt angeht, deren bedauernswerter Zustand bereits vor fünf und mehr Jahren von arabischen Wissenschaftlern im „Arab Human Development Report“ für die UNO geschildert worden ist: Dass der Islam in vielen Ländern ein bildungsfeindliches Milieu fördert, ist unbestritten. Das mag auch etwas damit zu tun haben, dass die Religion, wie Marx sagte, als Opium des Volkes eingesetzt wird. (Bekanntlich galt auch der Katholizismus bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein als bildungsfeindlich, was man etwa an Irland, Spanien, Süditalien, dem österreichischen Waldviertel und den bäuerlichen Gebieten Bayerns statistisch-demografisch gut nachweisen konnte.) Andererseits ist ebenso unbestritten, dass die Probleme der arabischen Welt eher mit Öl, postkolonialen Diktaturen und den Folgen des Kalten Krieges zu tun haben als mit dem Islam. Es hat gewiss Ägypten nicht genutzt, jahrzehntelang Klient der Sowjetunion gewesen sein, und Saudi-Arabien wird von einer korrupten Clique regiert, die von den USA protegiert wird. Reformer enden in beiden Ländern im Gefängnis oder im Grab.
Der Punkt bei Sarrazin ist nicht, dass er Probleme benennt. Sondern dass er, was die Deutung der Probleme angehört, zu den „schrecklichen Vereinfachern“ gehört. Dementsprechend rabiat sind seine Lösungsvorschläge. Und übrigens für echte Konservative völlig unannehmbar, ebenso wie für echte Liberale, denn sie laufen auf eine Erziehungsdiktatur des Staates beginnend mit dem zweiten Lebensjahr hinaus. Erstaunlich, dass Sie als Ex-Bürger der DDR das nicht erkennen und anprangern. Übrigens: würde man eine Kosten- Nutzen-Rechnung für das weitgehend ausländerfreie Brandenburg aufstellen, wie es Sarrazin für die Zuwanderer tut, was käme dabei wohl heraus?
Ah, und noch etwas. Kreatur ist ein Begriff aus der Schöpfung, keine Diskriminierung.
Die Bundesbank hat gewußt wer Herr Sarrazin ist, seine Äußerungen sind und waren nicht neu!!
Daher kann die Bundesbank nicht (mehr) beschädigt werden.
Wenn ein Banker eine solche Meinung als Mitglied der Bundesbak haben kann, und berufen wird, ist dieses moralische Gewimmere hinterher unnötig.
Rufschädigung haben somit alle Beteiligten, die ihn berufen haben, an der Bundesbank betrieben. Bei so viel „Moral“ wird mir schlecht, ich schimpfe jetzt in meinem Mikrokosmos weiter auf Herr Sarrazin!!!!!
Da geht es wenigstens offen unmoralsich (im Sinne der Aufklärung) her und weniger selbstgerecht.
Viel Spaß noch mit der Moral!
@Lieber David, Pardon, aber es ist ein bißchen Unsinn, was Sie hier schreiben.
Die Deutsche Bundesbank fungiert als die Staatsbank. Deren diverse Modifizierungen von der ehemaligen Zentralbank zum heute Währungshüter, Devisenbeschaffer, Münzpräger, Notenausgeber usw. können Sie nachlesen.
Daß der Bundespräsident den Vorstand einberuft und bestimmt, mag auch die politische „Bundesrolle“ dieser Bank zeigen. Siehe z.B.
„Die Aufgaben der Deutschen Bundesbank sind im § 3 des Bundesbankgesetzes definiert. Dort heißt es: „Die Deutsche Bundesbank ist als Zentralbank der Bundesrepublik Deutschland integraler Bestandteil des Europäischen Systems der Zentralbanken. Sie wirkt an der Erfüllung seiner Aufgaben mit dem vorrangigen Ziel mit, die Preisniveaustabilität zu gewährleisten, hält und verwaltet die Währungsreserven der Bundesrepublik Deutschland, sorgt für die bankmäßige Abwicklung des Zahlungsverkehrs im Inland und mit dem Ausland und trägt zur Stabilität der Zahlungs- und Verrechnungssysteme bei.“
Quelle: Wiki
Die Rolle dieser „Zentralbank“ist tatsächlich inzwischen etwas komplizierter, als es auf den ersten und zweiten Blick aussieht, besonders nach der Wiedervereinigung.
Somit arbeiten sowohl Herr Westerwelle als auch Sarrazin in Staatsbetrieben, respektive nur noch der eine.
Herr Westerwelle hat während seiner politischen Tätigkeit, für die FDP, ebenfalls schon ein Buch geschrieben, als Außenminister, zugegebenermaßen noch nicht – wie auch in „1oo Tagen“.
Mit ist tatsächlich bis heute noch nicht zur Kenntnis gekommen, daß in Staatsbetrieben oder der freien Wirtschaft nicht über Politik oder Religion gesprochen darf. Ich kenne nur das Verbot von Alkohol, Nikotin, Benutzen des Telefons und Internets zu Privatzwecken. Aber, womöglich ist das in Hamburg anders, bei den Hanseaten!
Wissen Sie, daß ich meinen Aufenthalt immer noch in meinem Vaterland habe, nicht in unserem Mutterland, liegt bestimmt daran, daß, bei aller, auch meiner, berechtigten Kritik daran, es doch Punkte gibt, wo das ehemals so verbrecherische Deutschland, inzwischen – und auch zu meinem größten Erstaunen – demokratischer aufgestellt ist, als vergleichbar demokratische Länder.
Es gibt tatsächlich immer noch die Meinungs- und Gedankenfreiheit, nicht nur gefühlt. Und das hirarchische Denken nimmt stündlich ab.
Wollte eigentlich sagen: Sarrazin schreibt Bücher, anstatt Bücher zu prüfen…als Banker. Von mir aus kann er Rassist sein, aber bitte nach Feierabend; in der Firma in der ich arbeite, erzähle ich auch nicht, dass ich Zionist bin. Hat bei der Arbeit nichts zu suchen. Ist Privatsache.
Er kann „sein Kampf“ schreiben, aber nicht mit dem Gehalt der Bundesbank. In jeder Firma würde er fristlos entlassen, wegen Rufschädigung.
Eine Frage: wenn ich jemanden persönlich nicht mag, mich daher öffentlich von ihm distanziere und diese Person zufällig jüdischer Herkunft ist, bin ich dann Antisemit?
„….und ihrer Kreatur im Schloss Bellevue,….“
wer sich solcher Worte bedient, disqualifiziert sich automatisch für einen seriösen Diskurs!
Weiters: Joseph Ratzinger ist ein hochintelligenter Mensch und seinen Beobachtungen wohnt eine erschreckende Realität inne. In ein paar Jahren wird das noch klarer zutage treten, wetten?
@Ralf Schuler
Volle Zustimmung, dem ist nichts mehr hinzuzufügen!
@Ralf Schuler
“Jeder Arzt lernt heute im Studium, dass auch die Vernetzungsmöglichkeiten des Hirns erblich veranlagt sind. Nichts anderes schreibt Sarrazin.“
Wobei er hier auch gleich eine Lösung anbietet, um das Erbmaterial zu verbessern: Die Gebährprämie für Akademikerinnen. Ein Gedanke, der auch offensichtlich sehr „nachdenklich“ aufgenommen wird.
http://bfriends.brigitte.de/fo.....n-243.html
Die Unsensibilität gegenüber historischen Bezügen will ich hier mal als zweitrangig gegenüber klaren wissenschaftlichen Aussagen, auf die an dieser Stelle auch bereits hingewiesen wurde (http://starke-meinungen.de/blo.....erer-gene/) anerkennen, damit wir uns in der Diskussion frei fühlen. Aber bitte: Keine Zuchtversuche mehr!!! (Ich vergaß, das heißt ja heute: Eliteförderung..)
Sarrazin paßt im Übrigen hervorragend zu SPD-Anhängern bzw. der Mentalität dessen, was ich im Konsens der sog. sozialen Marktwirtschaft so entwickelt hat: Falsch verstandenes Elite-Ideal („nur Gemüsehändler..“) in Verbindung mit Phantasielosigkeit z.B. hinsichtlich dem, wozu „die Wirtschaft“ eigentlich fähig wäre: Nämlich jedem die Chance zu einem Einkommen zu ermöglichen.
@Alan Posener
Akademisch interessante These: Ratzinger als „Stichwortgeber“ für Sarrazin.
Aber dennoch (Ihre Diktion..): Bullshit!
Es ist nicht Ratzinger, der hier plötzlich ein Stichwort für Verfechter nicht verstandener Genrelevanz bietet, sondern letzteres ist ein eigenes Gedankengebäude, das unabhängig von dem hervor gekommen ist, was die katholische Kirche seit sehr, sehr langem verfolgt: Sicherung von eigener Macht und eigenem Einfluss. Und das geht am besten mit einem knackigen Feindbild.
Die katholische Kirche hat NIE Ethnien (oder was auch immer man darunter verstehen mag) bekämpft, sondern immer nur Ideen, die ihnen gefährlich werden können. Und selbst die Piusbrüder distanzieren sich von den Williamson’schen Aussagen nicht aus politischen Erwägungen, sondern weil sie (jedenfalls, die, die ich kenne) ihn für krank („durchgeknallt“) halten. Was diese Leute – und eben auch Benedikt XVI – bekämpfen, ist die Aufklärung (eigentlich das größte Pfund, mit dem der Westen wuchern kann) – und da sind ihnen wohl andere Verbündete recht – im Zweifelsfall auch die Hamas..
@ Rita Groda
Dann müssen Sie die Politiker, die alle in Aufsichtsräten der Banken sitzen, als Mitwisser verteufeln. Die Hetze auf Manager und Politiker ist reiner Populismus. Wenn Sie unzufrieden sind, wählen Sie sie doch ab, oder gehen Sie in die Politik. Fussballer oder Rennfahrer dürfen Millionen verdienen ohne Leistungen zu erbringen, aber Manager nicht? Warum? Weil das Volk glaubt, dass jeder/e den Job eines Managers oder Politikers machen kann, aber nicht eines Fussballers.
Meines Erachtens verdienen Politiker viel zuwenig für die Leistung, die sie erbringen. Das ist 24-Stunden-Job.
@Gockeline: Beinahe richtig. Der Bote wird deshalb gesteinigt, weil er die falsche Nachricht bringt, bzw. an den falschen Empfänger;oder umgekehrt, es läßt sich nicht mehr zuordnen.
Tatsächlich und dies nicht nur in unserem Lande, erlangen nur Katastrophen und Sensationen noch allgemeine Aufmerksamkeit. Man muß kein Protagonist der Apokalypse sein, um für unser Land Katastrophen für die Zukunft vorherzusehen. Die Weisen, nicht nur von der Wirtschaft, haben in ihren Prognosen entsprechende Krisen für einen viel früheren Zeitpunkt vorhergesagt. Meiner reinen Spekulation nach, dürften die wirklichen Krisen so in ca. 15 Jahren über unser Land hereinbrechen.
Die Auswanderunsquoten in Deutschland, seit etwar 2005, sind alarmierend, aber kaum wahrgenommen. Im Jahr 2005 waren es ca. 145.000, im Jahr 2009 bereits ca. 170.000, während bei der adäquaten Zuwanderung, wie von Herrn Narrazin klassifiziert, stetig nachläßt, die Zahl der Einwanderungen nicht mehr den Abwanderungen entspricht.
Die vorgenannten Zahlen sind die höchsten Quoten, seit 1945, bzw. 1954.
Die Industrie beklagt bereits heute gravierenden Fachkräftemangel. Jetzt kommen nicht nur die geburtenschwachen Jahrgänge auf den Markt. Der Standort Deutschland wird immer wackeliger werden. Aufgrund – auch – von Fachkräftemangel, könnten viele in die ehemaligen sog. Ostblockstaaten ausweichen, weniger der geringen Kosten wegen, mehr der besseren Fachkräfte wegen. Somit wird vielleicht für die Qualifizierten mehr Arbeit da sein, aber eine immer mehr steigende Anzahl von Menschen wird wird vom Staat, sprich Steuerzahler, alimentiert werden müßen.
Die Leistungsträger, in diesem Fall alle Privilegierten, die Arbeit haben, werden das, bei einer linearen Entwicklung, irgendwann nicht mehr leisten können.
Sozialer Unfrieden, der momentan noch von den verantwortlichen gedeckelt wird, mit Hartz, könnte die Folge sein. Ein instabiles Deutschland ist eine massive Gefährdung für Europa, wenn nicht mehr.
Eine Gruppe auf die andere zu hetzen, Einheimische z.B. auf Neubürger, ist eine Therapie, die nur kurzfristig den Dampf aus dem Kessel läßt.
Auch ich kenne kein Rezept für eine Lösung, auch ich habe mich, wie alle anderen, auf die Kompetenz der Verantwortlichen verlassen! Zumindest aber habe ich wenigstens schon erkannt, daß es überhaupt ein Problem gibt.
Da wird sich Herr Posener aber freuen, Frau Groda! Die Brust stolzgeschwellt….Warum? Weil er weiß, Ihre Meinung ist -ohne erwartete Gegenleistung-. Sie war nur – Ihnen selbst – geschuldet. Das macht den Unterschied. Einfach: – ehrlich. Hinzu kommt, daß Sie für ihn wort ergreifen, bei Dettling haben Sie auf meinen Einwurf hin, nichts gesagt…(vielleicht auch nur überlesen)
Ich kann Ihnen verraten: Bei Meinungen mache ich es wie bei Geld. Ich versuche Falschgeld und werthaltiges voneinander zu trennen. Bei Meinungen mache ich es ebenso, die falschen Fuffziger erkenne ich, wenn ich mich nach dem Hintergrund ihrer Äußerung frage. Wem zum Vorteil, wem nützt es, warum sagt „Er, Sie“ das mir..
Werthaltig sind für mich Meinungen, die aus Überzeugung kommen, Meinungen, die Standfestigkeit verraten. Solche Meinungen können Orientierung bieten. So stelle ich zum Beispiel fest, daß Meinungen von Volksvertretern nur „Falschgeld“ sind, ..na ja, sind wir gnädig und sagen – fast – nur Falschgeld sind. Das Interesse, dessen, den sie zu vertreten haben, gleich Null ist. – Dies nicht zu erkennen, hieße: sich Irren!
Deshalb schätze ich Ihre Meinung hier sehr, Frau Groda, weil sie (ziemlich) sicher ohne Hintergedanke ist. Mehr als diejeninge, welche die Diskussion in Gang setzt. Ja, die sich anschließende Diskussion eigentlich erst den Wert der Meinung zum Tragen bringt. Interessant auch deshalb, weil sich der Autor des Vorkommentars selbst in die Rolle des „Zuhörers“ begibt und hoffentlich dabei etwas Lernen kann.
Soviel für heute, aus Omas Nähkästchen.
Korrektur, bzw. Nachtrag,zum Thema „Unrechtsbewußtsein“.
Die Neurologen haben, vor nicht allzu langer Zeit, und in seriöser Forschung herausgefunden, wo das sog. „UNRECHTSBEWUSSTSEIN“ im Gehirn eines Menschen plaziert ist
@Ralf Schuler: „Er schreibt nicht, daß aus Deppen immer nur wieder Deppen werden“. Was dann, wenn die Deppen nicht über die besonderen Gene verfügen?
Die Neurologen haben, vor nicht allzu langer Zeit, und in seriöser Forschung, herausgefunden, wo im Gehirn eines Menschen platziert ist. Ebenso seriös sind die Forschungsergebnisse darüber – es gibt eine Anzahl Menschen, bei denen obiges fehlt. Ein Deffekt der Natur sozusagen – und zahlreicher als vermutet, wenn man sich nicht nur starke Meinungen anschaut!!
Sehr geehrter Herr Schuler,
„Jeder Arzt lernt heute im Studium, dass auch die Vernetzungsmöglichkeiten des Hirns erblich veranlagt sind.“
Im Gegensatz zu Herrn Sarrazin der wenigstens Quellenangaben, stellen Sie hier Behauptungen in den Raum!!
>Darüber hinaus verfügt die neuere Genetik über detaillierte biochemische Modelle (Kandel, Schwartz und Jessel 1995, zit. nach Deneke 1999, Bauer 2002), denen zu Folge die gesamte genetisch gespeicherte Information – sei es über normale oder abweichende Gene -, nur unter Umwelteinflüssen zur Wirkung kommt. Dies geschieht nicht nur in der frühen Kindheit, sondern auch später und zwar über „Genexpressionen“, die ihrerseits ständig variierend auf Struktur und Funktion des Gehirns einwirken.<
aus:
http://bidok.uibk.ac.at/librar.....klung.html
Dear Mr. Schuler,
wenn ich solche Saetze lese,
>Unschön stößt im ersten Augenblick die kaufmännische Betrachtung von Zuzug auf, wonach Menschen mehr kosten als sie nutzen.<
dann faellt mir nur das berüehmte Zitat von Max Liebermann ein:
Ach, wissen Se, ick kann jar nich soville fressen, wie ich kotzen möchte.
In ihrem duerfte es heissen:
Ach, wissen Se, ick kann jar nich soville lesen, wie ich kotzen möchte.
Und das herrliche deutsche Unwort unschoen !!
Wann laden Sie Gary Becker zu einer festen Kolumne in ihrer Zeitung ein??
http://www.swlearning.com/econ.....nalty.html
P.S.: Ich bin immer noch entsetzt, dass die „Zeit“ den ursprünglichen Titel des Artikels „Anleitung zur Menschenzucht“, der das Thema und die Thesen Sarrazins genial auf den Punkt gebracht hat, durch das wachsweiche „Welch hoffnungsloses Menschenbild!“ ersetzt hat. Ich bin kein Journalist, der das Innenleben einer solchen Publikation kennt. Haben da vielleicht die Justitiare der Zeitung kalte Füße bekommen, oder wie kann ich mir das vorstellen?
@ Ralf Schuler
„Er schreibt nicht, dass aus Deppen immer nur neue Deppen werden.“ — Ach, ja, kennen Sie das hier?
„Für einen großen Teil dieser Kinder ist der Misserfolg mit ihrer Geburt bereits besiegelt: Sie erben (1) gemäß den Mendelschen Gesetzen die intellektuelle Ausstattung ihrer Eltern und werden (2) durch deren Bildungsferne und generelle Grunddisposition benachteiligt.“ — Anderes Zitat:
„…dass Menschen unterschiedlich sind – nämlich intellektuell mehr oder weniger begabt, fauler oder fleißiger, mehr oder weniger moralisch gefestigt – und dass noch so viel Bildung und Chancengleichheit daran nichts ändert.“
Das Beste zur causa Sarrazin habe ich überraschenderweise in dem Artikel von Sigmar Gabriel in der „Zeit“ gefunden, dem ich auch diese Zitate entnommen habe. Mit diesem genialen Artikel hat mich Gabriel über die Maßen positiv überrascht. Wer den Artikel noch nicht kennt:
http://www.zeit.de/2010/38/SPD-Sigmar-
Gabriel?page=all
Was Herrn Ratzinger angeht: Ich denke, dass er, obwohl er über 1 Milliarde Katholiken vertritt, mit seinen freiheitsfeindlichen Thesen interessanterweise nicht annähernd das Medienecho hervorruft wie ein Sarrazin. Warum das so ist, würde ich mal gerne wissen. Da kann ich mir noch keinen Reim darauf machen. Hat jemand eine Idee?
@Posener
Wenn Sie’s gelesen haben, weiß ich nicht, wo Sie da den Rassismus gefunden haben. Die besonderen Integrationsprobleme eine Gruppe zu benennen, mag unbequem und vielleicht nicht opportun sein, zu widerlegen ist es nicht. Und es ist Unsinn, mit dem Pressecodex etwa verhindern zu wollen, dass man die Herkunft grenznaher Autodiebe nennt, wenn alle sie kennen. Dass es schwieriger ist, sich aus Problem-Milieus herauszuarbeiten, weiß jeder, leuchtet auch ein. Jeder Arzt lernt heute im Studium, dass auch die Vernetzungsmöglichkeiten des Hirns erblich veranlagt sind. Nichts anderes schreibt Sarrazin. Er schreibt nicht, dass aus Deppen immer nur neue Deppen werden. Unschön stößt im ersten Augenblick die kaufmännische Betrachtung von Zuzug auf, wonach Menschen mehr kosten als sie nutzen. Dennoch muss auch diese Sicht denkbar und möglich sein, weil eine Gesellschaft einfach probleme bekommt, wenn dieses Phänomen eine gewisse Quantität übersteigt. Ob man will oder nicht. Auch dass der Islam ein eher bildungsfeindliches Kulturumfeld schafft, ist nichts neues – und im jüngsten Buch von Hamed Abdel-Samad detailiert nachzulesen. In der ganzen arabischen Welt erscheinen jährlich so viele Bücher wie in Finnland. Dass man nicht besonders begeistert ist, wenn man mit so einer Beschreibung gemeint ist, kann ich verstehen, es mag auch taktische Argumente dafür geben, Betroffene nicht konfrontativ anzugehen, aber Fakten ausblenden ist auch nicht die Kulturtechnik der Aufklärung.
@ Rita Groda
Die Banker arbeiten, Guido Westerwelle arbeitet auch, sie schreiben keine Bücher, die mit dem Job nicht zu tun haben, außerdem sind in jeder Firma Diskussionen über Politik und Religion bei der Arbeit strikt untersagt; Sarrazin schreibt Bücher, anstatt seinen Job bei der Bundesbank zu machen. Großer Unterschied. Dafür wurde er von der Bundesbank nicht eingestellt. Jetzt kann er soviele Bücher schreiben wie er will, er hat Zeit.
Alan Posener fragt: „Wozu musste der Verfassungsschutz Stilkunde unter den K-Gruppen betreiben?“
Keine Ahnung, vielleicht eine prophylaktische Maßnahme um weitere Strukturen zu erkennen.
@Don Camillo: Und wenn das so wäre, was spricht dagegen, Eigenwerbung, gleichzeitig mit konstruktiver Kritik anzubringen?
Wir leben immer noch in der freien Marktwirtschaft, was Sarrazin Recht ist, ist für hier für Herrn Posener billig.
Kein Grund zur Aufregung, keiner tut etwas umsonst, nicht einmal die Kirche.Ich kenne die Honorare von katholischen Priestern und protestantischen Pastoren jetzt zufällig genau. Ein bei uns ansässiger kath. Priester hat sich in kürzester Zeit einen Bechstein Flügel zugelegt, während er die protestantische Ehefrau eines hochrangigen Wissenschaftlers für sich putzen ließ, was wir alle sehr erheiternd fanden.
Wie harmlos wäre da die eventuelle Eigenwebung eines Herrn Posener anzusehen, also bitte!!
Lassen Sie also bitte „den Posener im Dorf“ und in Ihrer freundlichen Betrachtung.
Don Camillo fragt: “Kann es sein, daß Alan Posener es gerne sähe, wenn mehr Leute seine Bücher lesen würden?”
Alan Posener antwortet: @ Don Camillo: Ihre Frage beantworte ich mit einem entschiedenen Ja, klar!
Don Camillo denkt und handelt: Ein Beitrag, der unter „Werbung in eigener Sache“ abgeheftet wird. Passiert nicht immer, aber immer öfter. Bei Narrazin bin ich ebenso verfahren.
Wer hat Sarrazin zum Märtyrer erst gemacht?
Alle Medien und Journalisten haben hysterisch sich verhalten.
Sobald ein Politiker was sagt,
wird er durchs Dorf gejagd.
Nun hat jemand auch noch viel Geld damit verdient,
weil er durchs Dorf gejagd wurde!
Nun beklagt man dies auch noch.
Was die Bürger an Sarrazin bewegte,
will keiner erklären und aufarbeiten?
Man wischt es ab und erkärt die Ängstlichen für dumm und ungebildet!
Es sei nicht so schlimm wie sie es wahrnehmen.
Keiner von denen geht in diese Viertel und lebt unter ihnen.
Mutet seinen Kindern nicht das zu was sie erleben müßen.
Hilfeschreie gibt es überall und genug davon.
Hier kritisiert man nur den Nachrichtenüberbringer.
Die Nachricht verblasst.
@Lieber David Berger: Leider kann ich jetzt Ihre Positionierung nicht mehr nachvollziehen.
Herr Sarrazin lebt ebenso auf“Staatskosten“, wie z.B. Herr Westerwelle, der die spätrömische Dekadent in unserem Lande aklamiert hat, ebenso „Hetze gegen des Volk“, bzw. Diskriminierung einer Gruppierung.
So kann man nicht argumentieren!
Ebenso werden ein Teil der so“gut ausgebildeten Banker“ bei Hypo Real jetzt für Ihre Erpressungsversuche mit Bonizahlungen honoriert, auch auf Staatskosten, vom Steuerzahler alimentiert, während die Gläubiger von Hypo
„diskriminiert“ werden.
Sarrazin ist ein Gesellschaftsproblem in unserer Republik, daß er obendrein staatlich alimentiert biologisch und rassistisch nicht akzeptable Standpunkte vertritt, sollte also nicht vordergündig sein.
@ Don Camillo: Ihre Frage beantworte ich mit einem entschiedenen Ja, klar!
@ Christian Edorn: Geschenkt. Es geht mir nicht um „die Katholiken“ – einige meiner besten Freunde sind katholisch -, sondern um Herrn Ratzinger.
@ Dr. Strebel: Wozu musste der Verfassungsschutz Stilkunde unter den K-Gruppen betreiben? Der VS hatte seine Agenten in jeder Organisation. Das weiß ich spätestens, seit ich meine eigene VS-Akte gelesen habe.
@ Drumhead: Ja. Sie? Was gefiel Ihnen besonders gut daran?
@ Mirko Freitag: OK, die Diktion war etwas drastisch. Schirrmacher hat, das schrieb ich schon, einen großen Essay in der FAZ veröffentlicht, bevor der Roman herausgekommen war, in dem er behauptete, der Roman sei antisemitisch. Ich habe ja geschrieben, dass er (a) Recht hatte, was nicht aus Walser einen Antisemiten macht, und (b), dass dieses Urteil dem Absatz des Romans nicht schadete, im Gegenteil. Aber es geht eigentlich nicht an, jemanden zu zeihen, er habe ein antisemitisches Werk geschrieben, ohne dass dies vom Publikum nachgeprüft werden könnte. Deshalb gibt es ja Sperrfristen für Rezensionen. Die werden zwar von den Verlagen selbst unterlaufen, aber all das schadet eben dem freien Diskurs. Wie es ihm übrigens auch schadet, wenn man Sarrazin nicht einen Rassisten und Biologisten nennen darf, ohne das Henryk Broder den armen Mann gleich zum Opfer „der ersten Hexenjagd in Deutschland seit 300 Jahren“ ausruft.
@Alan Posener:Ich muß Ihnen in allen Punkten zustimmen, dies nicht aus „prinzipieller Solidarität“ oder Loyalität Ihnen gegenüber.
Wer meine Beiträge bisher verfolgt hat, könnte davon ausgehen, daß ich den Menschen mal grundsätzlich mit Respekt in die Augen schaue, auch denen, die nicht meiner Meinung sind. Ebenso neige ich mehr zum Agnostiker, als zum Atheisten.
Die Erfahrungen der letzten 3 Wochen sowohl in meinem eigenen Mikrokosmos, als auch die allgemeine gesellschaftliche Auseinandersetzung, geben mir aber zu einer provokanten und sehr subjektiven Schlußfolgerung Anlass:
Der liebe Gott – und zwag egel wessen – möge die 10% unserer Bevölkerung, die angeblich alleine für unser monetäres Wohl, als auch (un)besseres Wissen verantwortlich sind, durch sein heiliges Nadelöhr lassen, und den Rest der Welt davon verschonen. Die seien ihm gegönnt und er möge damit glücklich werden.
LG Ihre Landplage
Guter Kommentar,
aber der Satz „Ob es aber der Meinungsfreiheit und dem politischen Klima in diesem Land dienlich war, den Autor derart öffentlich hinzurichten, ohne dass seine potenziellen Leser die Anklage überprüfen konnten, darf man bezweifeln“ ist doch etwas abstrus – Walser wurde nirgends wegen seines antisemitischen Pamphlets öffentlich hingerichtet. Im Gegenteil, er wird doch immer noch von der Mehrheit der Deutschen geliebt….
Auf Staatskosten leben und auch noch gegen „Sozialschmarotzer“ und Migranten hetzen, das ist der Herr Sarrazin.
Posener schrieb: Es ging um „Europas Identität“. „Europa scheint (…) von innen her leer geworden“, sagte Ratzinger. „diesem inneren Absterben entspricht es, dass auch ethnisch Europa auf dem Weg der Verabschiedung begriffen erscheint. (…) Der Vergleich mit dem untergehenden Römischen Reich drängt sich auf, das als großer geschichtlicher Rahmen noch funktionierte, aber schon von denen lebte, die es auflösen sollte, weil es selbst keine Lebenskraft hatte.“
Wo ist jetzt da das Stichwort für Sarrazins Eugenik und seine primitiv biologistischen Intelligenz-Spekulationen.
Alan Posener schrieb: die Muße eines Bundesbankers hat, der das Buch mitten in einer Währungskrise fertig schreiben konnte,
Schauen Sie, in den 70’er Jahren konnte der Verfassungsschitz anhand von Sprachanalysen genau nachweisen, zu welcher kommunistischer Splittergruppe jemand gehört. Genau so kan man heute die Ghostwriter Sarrazins verorten *weglach*.
nun ja… da Menschen Saarazins Buch gekauft haben, deren letzter Buchkauf ein paar Jahre zurückliegt…
>Kann es sein, dass die meisten Leute, die über Ratzinger schreiben, seine Bücher auch nicht gelesen haben?<
Jaaaaaaaaaaaaaaa
Die meisten Diskussionen dieser Art lassen sich mit einer einfachen Frage beenden: Haben Sie das Buch gelesen, Herr Posener?
Herr Posener, so wird aus einem -X- kein -U- und aus einem Papst kein Narrazin!
Das ist Phantasie, es sei die Linie des Vatikans, Merkel politisch als „unbotmäßig“ zu betrachten. Und de politische und die theologische Ebene sind zunächst ein stückweit zu trennen. Die Verteidiger von Sarrazin lesen sicherlich weit weniger genau als Theologen und Laien über den Verlautbarungen aus Rom brüten.
Wo welcher Journalismus steht und wer was gegen die Christdemokartie hat und den Katholizismus hegt, das wurde jedenfalls in den vergangenen Wochen deutlich erkennbar.
Benedikt der XIV. spricht nicht direkt und schon gar nicht unmittelbar für die CDU und die meisten Laien in der Christdemokratie. Im Vergleich zur absoluten Zahl der Katholiken in den USA sieht es in Europa eben nicht so rosig aus.
Der Sozialist Sarrazin hat übrigens für ein säkulares Europa plädiert.
Etwas elitärer Platonismus mag ein fiktives Band knüpfen.
Das ZdK sich in aller Deutlichkeit gegen Sarrazin positioniert. Und es ist ein Vorzug des Katholizismus, kein gänzlich monolithischer Block zu sein. Das betonte schon Helmuth Plessner.
Cui bono?
Wem zum Vorteil?
Die Frage, die ich an den Anfang jeden Kommentars stelle.
(ich wiederhole mich, muß mich wiederholen…)
Alan Posener sagt: „Kann es sein, dass die meisten Leute, die über Ratzinger schreiben, seine Bücher *(Ratzingers)* auch nicht gelesen haben?“
Don Camillo fragt: „Kann es sein, daß Alan Posener es gerne sähe, wenn mehr Leute seine Bücher lesen würden?“