Es ist doch immer dasselbe. Wohin man guckt – die europäische Linke steht sich stets selbst im Weg, Knüppel zwischen die Beine der eigenen Genossen inklusive. Warum sollte die deutsche Linke da eine Ausnahme machen.
Jetzt ist Gregor Gysi – zu Recht – der Kragen geplatzt. Wenn Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch noch den Hauch einer Chance auf Fortsetzung seiner bislang nicht unbeachtlichen Karriere haben will, dann steckt er die Klausurprügel mannhaft weg, gelobt Besserung und praktiziert das, was er in den letzten Tagen via Interviews so engagiert beteuert hat: Aufrichtigkeit, Solidarität und Loyalität.
Denn inzwischen pfeifen es nicht nur die Spatzen von den Dächern des Berliner Karl-Liebknecht-Hauses, dass er es gewesen sein muss, der dem SPIEGEL die Story von einer angeblichen Affäre zwischen Oskar Lafontaine und Sarah Wagenknecht gesteckt haben soll.
Natürlich bestreitet er dies vehement, man wird es ihm auch nicht beweisen können. Doch darum geht es im Grunde genommen auch gar nicht. Vielmehr geht es wieder einmal um das Gegensatzpaar von Macht und Moral. Und leider auch um den zweiten Antagonismus nämlich Linke Ost und Linke West.
Genüsslich referierte Bartsch noch einmal, das die Linken in den alten Bundesländern aufstrebende Newcomer seien, während sie in den so genannten neuen Ländern den Charakter von Volksparteien hätten, die Ministerpräsidenten stellen könnten. Und da stört natürlich so ein Erfolgspolitiker wie der ehemalige SPD-Chef aus dem Saarland.
Besonders infam wird diese Intrige dadurch, dass sie zu einem Zeitpunkt gestartet wurde, an dem Lafontaine sich einer Krebsoperation unterziehen musste. Dass dann Bodo Ramelow quasi zeitgleich die Führungsfrage aufwarf, gab dem Ganzen nun einmal den Anschein einer sorgfältig vorbereiteten Kampagne. Verlierer außer Bartsch wird die gesamte Linke sein, die sich durch diese Idiotie selbst am nachhaltigsten schwächt. Und dabei ganz nebenbei ihre besten Leute verschleißt. Aber wie gesagt, das hat Tradition ob in Italien, Frankreich oder Skandinavien. Ein dreimal Hoch der internationalen Solidarität!
Das Stolpern der Linken in Deutschland und Westeuropa zeigt das sie „ganz normale“ Euro-Menschen sind und nicht von der „Zentrale“ gesteuert werden. Die Linke mit dem“ menschlichen Gesicht“ – endlich! Die Linke ist im Kommen – kein Zweifel…