Der staatliche amerikanische Autokonzern General Motors ist nun überraschend doch bereit, die deutschen Standorte von Opel zu verkaufen … vermutlich, wenn die deutsche Bundesregierung GM dafür noch einen kleinen Zuschuss für die Firmenkasse gibt. Und natürlich den Zugriff auf Technologien, die auch für GM in Zukunft noch wichtig werden könnten. Um das zu verhandeln, ist GM-Chefunterhändler John Smith an diesem Donnerstag nach Deutschland geflogen.
Sicher ist: Der Preis ist in den vergangenen Tagen gestiegen. Die Erleichterung der Berliner Wahlkämpfer ist unüberhörbar. Den Liebesdienst, den die amerikanische Regierung als GM-Mehrheitseigentümerin den Regierungsparteien erweist, wird sie sich bezahlen lassen. Bundesregierung, Landesregierungen und der Opel-Betriebsrat hatten sich zu schnell und zu eindeutig auf den österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna und die russische Sber-Bank festgelegt. Kühl und berechnend haben die Unternehmensführung von GM und die US-Regierung die Zwangslage genutzt und zuletzt mit der Drohkulisse, Opel einfach zu behalten und die deutschen Standorte dicht zu machen, die Betriebsratsführung von Opel, CDU und SPD an die Wand gespielt.
Die Deutschen haben nicht nur an GM und der amerikanischen Regierung vorbei versucht, eine Rettung zu inszenieren. Sie haben auch Druck gemacht: Zuerst, um eine Entscheidung vor der Wahl zu erzwingen. So sollte gezeigt werden, wie toll die Wirtschaftskrisenreaktionskräfte in Berlin und Rüsselsheim arbeiten. Dann machten sie Druck, um eine Entscheidung vor der Wahl Fall zu verhindern. Damit sollte vertuscht werden, wie erfolglos die Wirtschaftskriseneinsatzkommandos am Ende dann doch gearbeitet haben.
Die Amerikaner haben entschieden, wie und wann sie es wollen und für richtig hielten. Das ist nicht besonders nett. Aber es ist ihr Recht. Sie sind die Eigentümer von GM und sie sind Gesellschafter der Opel-Treuhand. Daran haben sie die Deutschen an diesem Donnerstag erinnert. Sie haben sie zappeln lassen, und sie haben klar gemacht: Die deutschen Interessen zählen nicht, weder die politischen noch die arbeitnehmerischen. Es sei denn, der Preis stimmt – für GM.
Für Opel beginnt der schwerste Teil der Sanierung nach der Wahl. Dann geht es um die Zukunft. Und um die Arbeitsplätze in Bochum, Rüsselsheim und Eisenach.
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