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Der Fall Broder

Glaubt man der „Süddeutschen Zeitung“, was man nicht immer soll, niemandem soll man immer glauben, so ist „selbst der abgebrühte Chefredakteur der ‚Welt‘ auf Distanz“ zu meinem Freund und Kollegen Henryk M. Broder gegangen. Ein Kommentar Henryks auf der „Achse“ zu der ziemlich durchgeknallten (SZ: „waghalsigen“) Behauptung zweier „Tagesspiegel“-Autorinnen, die Vorfälle in Köln gehörten irgendwie auch zur deutschen „Rape Culture“, sei „im Springer-Verlag auf Ablehnung und auf eine vorsichtige Distanzierung der Chefredaktion gestoßen“, so das Blatt aus München.

Der Branchendienst „Meedia“ ging – ohne zusätzliche Informationen zu besitzen – weiter und titelte seinen Bericht – na, sagen wir: „Bericht“ – über die angebliche Affäre: „‘Mindestens geschmacklos‘: Chefredakteur Aust rügt Blog-Post von Welt-Autor Henryk M. Broder“.

Mindestens irreführend sind beide Artikel. Immerhin kann man bei der SZ nachlesen, was wirklich Sache war. Die „Ablehnung im Springer-Verlag“ bezieht sich einzig auf ein Tweet einer Redakteurin der „Bild“. Ich mag und bewundere Miriam Hollstein, die jahrelang meine Kollegin bei der „Welt“ war, aber sie spricht nicht für den Verlag. Und die Stellungnahme des „abgebrühten“ (wieso „abgebrüht“?) Stefan Aust lautet: „Aus dem Zusammenhang gerissen wirkt die Aussage Broders in der Tat mindestens geschmacklos.“ Im Gesamtzusammenhang betrachtet sei die Aussage jedoch „Teil eines bitteren Kommentars über die menschenverachtende Verharmlosung“ der Ereignisse in Köln.

Eine „Rüge“ sieht anders aus. Aber selbst eine „vorsichtige Distanzierung der Chefredaktion“ liegt nicht vor. Nur aus dem Zusammenhang gerissen mag Aust eine Geschmacklosigkeit erkennen, sonst eben nicht; und als Chefredakteur äußert er sich gar nicht, weil Broder – der wie ich kein Angestellter der „Welt“ ist – sich diese Nicht-Geschmacklosigkeit gar nicht in der „Welt“ geleistet hat.
Nun bin ich bekanntlich nicht immer mit Henryk einer Meinung. Er hat mich damals auf eine Denunziation hin aus der „Achse“ geworfen, wofür ich ihm nachträglich angesichts der Entwicklung des Blogs dankbar bin. Ich habe mit ihm später in der „Welt am Sonntag“ eine Zeitlang ein „Duell“ ausgefochten, und das hat Spaß gemacht. Er ist und bleibt übrigens der Meister, ganz gleich, was er tut, und guter Geschmack war seine Sache noch nie. Ihm also das „vorzuwerfen“, was zu  seinem Markenkern gehört, das ist kein Vorwurf.
Wenn wir aber über Geschmacklosigkeiten reden, die nicht dadurch entschuldigt werden können, dass sie von einer Person stammen, von der man sie billigend in Kauf nehmen muss:

Geschmacklos ist die ohne jeden Beleg in die Welt gesetzte Unterstellung der „Tagesspiegel“-Autorinnen, die Anzeigen gegen die Gewalttäter von Köln stammten zum Teil von Rassistinnen: „Womöglich sind aber auch Frauen dabei, die gar nicht Opfer geworden sind, sondern aus politischer Überzeugung der Meinung waren, dass die Täter mit Migrationshintergrund oder die Flüchtlinge, die das Chaos auf der Domplatte für sexuelle Übergriffe ausgenutzt haben, abgeschoben gehören. Das hoffen sie womöglich mit einer Anzeige zu beschleunigen.“ Da hilft auch das salvatorische „womöglich“ nichts. Womöglich haben die Autorinnen schlicht und einfach das Ausmaß der Gewalt verniedlichen wollen.

Geschmacklos ist die Mail, die der „SZ“-Autor an die Chefredaktion der „Welt“ schickte. Sie begann so: „Sehr geehrter Herr Peters, Ihr Autor und Reporter Henryk M. Broder hat auf seiner Internetseite ‚Achse des Guten‘ am gestrigen Dienstag einen menschenverachtenden Kommentar gepostet. Darin wünscht er zwei Redakteurinnen des TAGESSPIEGEL, die sich in einem Artikel mit der Silvesternacht von Köln beschäftigt hatten, dass diese von IS-Männern vergewaltigt werden sollten.“ Nein, ich nehme das zurück. Das ist nicht geschmacklos, das ist infam. Henryk schrieb wörtlich: „Und den beiden Frauen vom Tagesspiegel wünsche ich, dass sie vom IS nach Rakka eingeladen werden, um zu erfahren, was Rape Culture bedeutet.“ Dass sie selbst dort vergewaltigt werden sollen, hat er nicht gewünscht. Sondern klar gestellt, dass man in Rakka erfahren könne, was das ist, jene „Rape Culture“, von der die beiden Autorinnen behaupten, sie sei „auch Teil der deutschen Kultur”.

Geschmacklos ist das Foto von Broder in der „Süddeutschen“. Die Kamera lügt nie? Na, ick weeß nicht. Man kann natürlich jemanden so aufnehmen, dass er, sagen wir, sehr „jüdisch“ aussieht und die Hände so hält, als wolle er dem Betrachter an die Gurgel gehen; und man kann dieses Foto sehr bewusst aussuchen, um einen Artikel zu illustrieren, in dem der Jude Broder als jemand hingestellt wird, der deutschen Frauen die Vergewaltigung durch seine semitischen Brüder vom IS wünscht, nicht wahr. Und man kann das lassen. Aber bei der „SZ“ ist man in Sachen Bildredaktion so einiges gewöhnt.

Geschmacklos ist schließlich die gar nicht so klammheimliche Freude, mit der einige Leute nun auf eine Disziplinierung Henryks nach dem Muster Matthias Matusseks oder Nikolaus Fests spekulieren. Die Pressefreiheit, die das Recht zur herben politischen Auseinandersetzung beinhaltet, ist manchen Leuten allenfalls eine Charlie-Hebdo-Krokodilsträne wert. Diverse Leute, die vermutlich eher mit Henryk als mit den Autorinnen des „Tagesspiegel“ sympathisieren, haben mir schon die Entlassung an den Hals gewünscht; nun kommen andere, allen voran der vermeintlich seriöse Autor eines vermeintlich seriösen Blatts, und wollen einen Nicht-Vorfall so hochjazzen, dass einem anderen Autor die Existenzgrundlage und wichtigste Plattform genommen wird. Wie sagte der weiland König von Sachsen, als sich seine früheren Untertanen nach der Revolution mit einem tiefen Bückling von ihm verabschiedeten: „Scheene Demokraten seid ihr!“

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90 Gedanken zu “Der Fall Broder;”

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    Wow…
    dann habe ich das wohl missverstanden. Es ging hier weniger um Meinungsstreit, als vielmehr um eine intellektuelle Wehrübung? Sie veranstalten eine Herrschau für verlässliche Typen? Ich bin da jetzt ausgemustert… schade auch…
    Vergessen Sie bitte trotzdem nicht mir Bescheid zu sagen, wenn es los geht… Vielleicht kann ich mich ja anderweitig nützlich machen, wenn es beim Beschützen hart auf hart geht…

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    bin dem link gefolgt, habe fried gelesen, versucht auf welt.de zu reagieren… es war mein dritter versuch insgesamt, keiner ging glatt….
    mag wohl daran liegen, ihr artikel ist doppelt auf welt.de und kann nur einmal kommentiert werden… unternehme also einen neuen anlauf und hier doppele ich

    Sehr erfrischend diese Verteidigung,
    was habe ich gelernt?
    Herr Broder ist heiser mit verzerrtem Gesicht… Dabei dachte ich immer, höchstens ein schelmisches Grinsen könnte ihm die Züge verschieben? Ist er etwa nicht mehr fleisch gewordene Ironie und leibhaftiger Sarkasmus?
    Egal, Sie kennen ihn sicher besser und haben ihn vllt unlängst gesehen… die recht vernünftige Erwiderung von Frau Fried hätte ich ja sonst auch verpasst, wenn Sie, Herr Posener, nicht darauf gekommen wären, den Broder zu verteidigen, indem Sie ihn einfach wiederholen!

    Und wenn der „Pogrom von Köln“ nunmal allein auf den Islam zeigt, und dazu scheinen Redaktion und Leserschaft der Welt ja wild entschlossen, dann kann jede Idee, der würde vllt daneben auch auf ein Problem der sexuellen Selbstbestimmung von Frauen zeigen, (Frau Fried und andere Frauen halten das offenbar für möglich), also diese Idee kann dann natürlich nur ganz schreckliche Relativierung sein! Vom Muslim nämlich!

    So kommt, dass man am Ende die Frauen vor zwei Problemgruppen schützen muss, den Muslimen und Frauen… also jenem offensichtlich überraschend weit verbreiteten Schlag von Frauen, die angesichts von Pogromen ständig schlaumeiern müssen, deutsche Frauen würden immerhin manchmal auch von Nicht-Nordafrikanern-und-Nicht-Muslimen vergewaltigt!
    Jetzt setzen wir, Ihrem Vorschlag folgend, noch Jude für Frau ein und stellen fest. Wenn ich als Nichtjude zur Überzeugung gelange, Juden müsse ich gegen Muslime und darüber hinaus vor allem gegen Juden beschützen, denen ich vorher Relativierungen nachgewiesen habe, dann bleibe ich auf alle Fälle immun gegen jeden Verdacht von Antisemitismus, stimmts?

    Es ist schon verrückt mit der Vernunft, am Ende kommt manchmal raus, man muss die Leute in erster Linie vor sich selber schützen, selbst die Juden. Ich glaube, jetzt habe ich es verstanden…. Oder etwa doch nicht?

    1. avatar

      Lieber Friedmann Brause, wäre ich Jude oder Frau, von Ihnen wollte ich nicht „beschützt“ werden – und ich glaube, wenn es hart auf hart käme, könnte ich mich auch nicht darauf verlassen.

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    Inzwischen bin ich sauer auf Henryk M. Broder. Broder, auf Straßen ein Spießer, will, dass wir als Ältere den Führerschein neu machen (PS-Blog). Ich habe zu Gott gebetet, dass er als erster durchfällt, wenn das käme. Gott bewahre. Bevor man das macht, kann man erstmal alle Ausfallstraßen aus Diskotheken kontrollieren, da würde man beholfen, denn die Statistik sähe dann anders aus.

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    Nun…. nicht deutlich, aber ein wenig oder!?
    Aber wir sind ja jetzt durch… Werde Sie also nicht weiter von wichtigeren Dingen abhalten…. 😉
    Ich danke Ihnen für die Erwiderungen und anerkenne, hier im Blog scheint es fair zu zugehen. Das ist ja keine Selbstverständlichkeit.

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    Lieber Herr Posener,
    ich versuche diesmal kürzer:
    Ein Vergleich endet nicht stets mit einer Gleichsetzung. Das haben Sie offenbar missversanden. Im dritten Reich gab es eine klare Symbolik zur Bebilderung der mörderischen, rassistischen Propaganda gegen Juden. Nur weil etwas gezeichnet ist, ist es nicht zwangsläufig eine Karrikatur. Der Antisemitismus der deutschen Nazis war der bisherige Superlativ des Rassismus. Und daher plädiere ich sehr wohl für gesteigerte Aufmerksamkeit, wenn Symbole Anklänge an diese Zeit wachrufen…
    Ich wollte aber darauf hinweisen, wenn wir bei den Mohammendkarrikaturen mit guten Gründen zurückweisen wollen, dass irgendjemand die Hoheit über die Deutung an sich reißt, um dann irgendwelche Aktionen damit zu rechtfertigen, warum soll diese Freiheit plötzlich verschwinden, wenn es um den „Streit“ geht, was ein „antisemitisches Symbol“ ist? Da müssen wir alle ehrfürchtig abwarten, was Herr Broder oder das Simon Wiesenthal Center bekannt geben? Klar, kann man machen, aber ist dann halt zweierlei Maß. Bei Mohammed verteidigen wir die Freiheit des Urteils der Mehrheit. Bei Antisemitismus brauchen wir Broders Expertise, weil wir Gefahr laufen im Übersehen einer antisemitischen Anspielung unseren eigenen tief in uns verwurzelten Antisemitismus zu verleugnen?
    Tut mir leid, ich werde mich nicht auf diese schräge Weise entmündigen lassen und bilde mir selber meine Urteile. Dazu gehört, dass ich mich ausreichend berechtigt fühle den Antisemitismus zu verabscheuen. Sowohl den vor allem von Deutschen „komperierten“ Superlativ der Bestialtät, von vor gerade mal einem dreiviertel Jahrhundert in Zentraleuropa, als auch den heutigen Antisemitismus, als Rassismus gegen Juden. Ich muss deswegen aber nicht Allem und Jedem folgen, wo mir etwas über Antisemitismus erklärt wird.
    Und deswegen lasse ich mir von Ihnen auch nicht unterstellen, ich würde andeuten, Antisemitismus fange erst bei einem Mord an. So ein Schwachsinn!
    Wenn Sie den Vergleich der Situation von Frauen unterm IS, in Deutschland und sonstwo für weniger ergiebig halten zur Analyse der Vorgänge auf der Kölner Domplatte, dann werden wir uns schnell einig. Die Journalistinnen vom Tagesspiegel haben so einen Vergleich auch gar nicht angestellt. Es gab überhaupt nur einen, der das tat und zwar Herr Broder mit seiner geschmacklosen Erwiderung. Und ich hatte ja bereits angeführt, ich kann nicht erkennen, was daran ein Argument sein soll und wie die Erkenntnis in Bezug auf den Vortrag im Tagesspiegelartikel weiterhilft, es gibt Gesellschaften, da steht es weit schlechter ums Frauenrecht. Das ist doch eine Binse! Die beiden Autorinnen haben auch nicht explizit über eine „german Rape Culture“ geschrieben. Ich hätte „Rape Culture“ auch vermieden, weil der Begriff mir etwas zu unspezifisch scheint. Aber mitnichten haben die Beiden alles mögliche zum Frauenrecht unter „Rape Culture“ subsumiert, wie Sie behaupten, sondern sie haben damit genau die Vorgänge der Silvesternacht in Köln bezeichnet und dann weiter behauptet, Teile davon sind immer noch Bestandteil der deutschen Kultur. Was sie damit genau meinen, haben sie dann erläutert.
    Und sie stehen damit ja nicht allein! Es war auch anderen aufgefallen, die Einsatzkräfte kümmerten sich weit bereitwilliger um die Aufnahme der Eigentumsdelikte, als um die sexuellen Übergriffe. Warum? Wie will man dieses Phänomen erklären? Sicher nicht damit, dass sich in der deutschen Polizei vor allem junge Männer sammeln, die etwas oberflächlich über das sexuelle Selbstbestimmungsrecht von Frauen denken. Das scheint eher ein Reflex auf die Rechtspraxis zu sein, die die Polizisten erleben und in der sie offenbar die Verfolgung von Eigentumsdelikten für aussichtsreicher halten, als die von leichteren Verstößen gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Aber nicht gleich wieder hoch gehen! Es gab in Köln auch schwere sexuelle Straftaten gegen Frauen, „Finger in die Scheide eingeführt“ halte ich persönlich für Vergewaltigung und ich werde das nicht relativieren, hoffe vielmehr, sowas wird auch als Vergewaltigung bestraft, bin aber kein Jurist!
    Die beiden Damen vom Tagesspiegel haben eben gerade nicht versucht die Ereignisse von Köln zu relativieren. Man relativiert nichts dadurch, dass man den Kontext einer Sache erweitert oder teilweise neu absteckt. Sie haben sich an dem Teil der Debatte beteiligt, der eine Präzisierung und eine Verschärfung des Strafrechtes einfordert, der Frauen in die Lage setzt, sich mit einfacher Aufforderung Männer vom Hals zu halten, weil die sich andernfalls strafbar machen.
    Vielleicht lesen Sie den Artikel einfach nochmal in Ruhe? Und mit weniger Schaum vorm Mund? Ich werde Sie aber vermutlich mit allem Zureden nicht davon überzeugen können, dass der Vorwurf albern ist, hier sollte Köln im Tagesspiegel „relativiert“ werden. Sie werden mich andererseits nicht überzeugen können, dass es hier höchstens an der Stelle ein Skandälchen gab, als Herr Broder über alle Grenzen des guten Geschmacks weit hinaus gehend frauenverachtenden Stuss abgesondert hat. Wer aus diesem Satz einen wohlmeinenden Rat zur Bildungsreise nach Rakka liest, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen….

    MfG

  6. avatar

    Lieber Herr Posener,
    das Buch wollte ich mir sogar zulegen, weil ich den Titel klasse finde und die Debattenkultur in Deutschland und die „Infoelite“, die diese trägt, für weit kritikwürdiger halte, als für kritikfähig oder gar für kritikempfänglich. Das Ganze vor allem vor dem Hintergrund der Postulate über die eigene Bedeutung (vierte Gewalt, Wahrheitsgaranten usw.), wie anderseits der angeblichen Regeln, die man so gern wiederholt, aber selten befolgt!
    Ob Sie sich dieser „Infoelite“ zugehörig fühlen, habe ich nicht zu entscheiden.
    Zu Ihren Punkten:
    zu 1.
    Journalisten missbrauchen ihre Privilegien? Oh ja, das meine ich wohl und sie tun es gern und ausdauernd! Übrigens auch die „Publizisten“. Nur sehe ich diesen Missbrauch in erster Linie im Behaupten! Aber womöglich kann man mit Spekulation auch bereits ziemliches Unheil stiften.
    Es sei denn, es trifft den Richtigen oder? Vergangene Woche beschäftigte sich die versammelte Mediengemeinde recht empört mit den Spekulationen eines Londoner Richters. Wenn Sie dagegen kämpfen wollen, bitteschön! Ich wünsche Ihnen im Kampf gegen diesen „Missbrauch der Pressefreiheit“ alles erdenklich Gute.
    Vor allem hätte ich aber den Kolleginnen vom Tagesspiegel geraten, auf ihre Spekulationen zu verzichten, weil ich die Gefahr gewittert hätte, diese, manchem natürlich aufreizend erscheinende Hypothese könnte vom eigentlichen Thema des Artikels ablenken. Nämlich der Frage, wo stehen wir denn in Deutschland in Sachen sexueller Selbstbestimmtheit der Frauen. Da spielt ja gelegentlich eine Rolle, Frauen bekommen unterstellt, sie würden sexuelle Übergriffe und also diese Straftat erfinden, nur um Männern zu schaden. Nun soll auch das schon vorgekommen sein. Und zack, so schliddert man in eine andere Debatte und bietet höchstfreiwillig den Einstieg, den Artikel in einer abwegigen Richtung zu lesen. Das hat ja bei Herrn Broder auch super funktioniert, der wollte halt erkannt haben, mit dieser Spekulation wollen die beiden Journalistinnen die Straftaten von Köln relativieren. Entweder ausgemachte Bosheit oder ausgemachter Schwachsinn. In dem Artikel findet sich dafür einfach kein sinnvoller Beleg, außer man reißt die Spekulation selbst aus dem Zusammenhang, was man ja nicht tun sollte. Also jedenfalls auf keinen Fall dann später mit Broders „geschmacklosen“ Erwiderungen.
    zu 2.
    Sie werden Ihre Gründe haben Herrn Broder zu verteidigen. Ich habe meine Gründe Ihren Versuch als lächerliche Posse zu werten. Wenn der feine Herr Broder meint, man könne in Rakka besonders gut dazu lernen, über „Rape Culture“ und die Frauenrechte usw., warum schreibt es dann nicht einfach genauso auf? Dann hätte ich mich zum Beispiel als nächstes gefragt, wenn die beiden Damen dann gelernt hätten, dort ist es schlechter ums Frauenrecht bestellt, würden sie sich dann demütig in die Ecke verkriechen müssen mit der Erkenntnis, wie gut es ihnen eigentlich geht und hätten zur deutschen Situation auf ewig das „Recht zu schweigen“. Egal, vielleicht zu spekulativ… Was aber soll bitte alles um der Welt das mit der Einladung durch den IS? Warum sind denn diese „Brüder“ besonders berufen deutschen Journalistinnen was bei zu bringen, ihnen eine Erfahrung zu vermitteln? Ich behaupte, es liegt weniger an meiner böswilligen Deutung! Herr Broder ist klar und deutlich undeutlich, es ist Kalkül! Die Idee, in dieser „Geschmacklosigkeit“ nur einen üblen Herrenwitzes zu lesen, das war bereits mein Entgegenkommen!
    Vielleicht wird Ihnen die Arithmetik von Broders „Geschmacklosigkeit“ ja deutlicher, wenn jemand Ihnen oder dem Broder empfehlen wollte, „Sie sollten mal in Rakka auf Einladung des IS etwas über Antisemitismus lernen“. Was würden Sie denken? Wäre das noch eine „Geschmacklosigkeit“? Oder selber schon Antisemitismus? Für mich wäre das jedenfalls ganz klar eine antisemitische Entgleisung!
    zu 3.
    Ähh, Sie spekulieren? Ich denke, damit ist die Pressefreiheit missbraucht? Die Meinungsfreiheit aber wohl nicht, also gut…
    Ich habe keine Ahnung was Ihnen oder dem Broder der Herr Schmitz getan hat. Eigentlich interessiert es mich auch nicht sonderlich.
    Aber ok, hab mir das mal angeschaut und bin nun erst recht verwirrt…
    Warum Schmitz dem Aust schreibt? Was weiß denn ich? Ich hatte Sie ja gefragt, ob sowas der übliche Umgang unter Journalisten ist, weil ich dachte, Sie kennen sich da besser aus?
    Beim Nachdenken, ob man sowas wie ein Recht auf vorteilhafte Abbildung in der Öffentlichkeit begründen könnte, bin ich zu keinem sinnvollen Ergebnis gekommen. Aber ich habe im Gegensatz zu Herrn Broder auch ein Recht an meinem Bild, jedenfalls manchmal, weil ich keine Person des öffentlichen Lebens bin oder? Habe aber auch von Herrn Broder noch nicht gehört, dass er keine Person des öffentlichen Lebens sein möchte. Er hat also sein Schicksal der womöglich unvorteilhaften Abbildung frei gewählt? Oder soll er aus irgendeinm Grund Sonderrechte beanspruchen dürfen? Haben Sie ihn mal gefragt, ob ihm das überhaupt Recht wäre?
    Zuckermann? Wer soll das sein? Ich habe nur Zuckerberg als (facebook-)Krake gefunden. Und auch die Sache mit dem „Monster Israel“ habe ich nicht verstanden. Sollte da nun die Sicht einiger Araber auf Israel illustriert werden? Also mich hätte das nicht unbedingt zum Lesen des Artikels animiert. Aber steckt hinter alledem tatsächlich eine heimliche unheimlich heimliche unheimliche Symbolik? Antisemitische Symbolik? Aber eine, die meinesgleichen halt nicht erreicht, weil Sie für mich so unheimlich veschlüsselt ist? Kapieren Nazis sowas etwa sofort und nur ich bin dazu einfach zu blöd? Muss ich mir Sorgen machen, weil ich bisher nicht mal drüber nachgedacht hatte, ob der Herr Zuckerberg vielleicht Jude ist und das bisher auch nicht wusste? Das ist echt verflixt, weil mit den Mohammedkarrikaturen, da ist das schon einfacher oder?! Da gibt es ja keinen Streit über die Symbolik. Es geht auch nicht darum, ob die Karrikaturen gelungen sind oder nicht. Es geht um die Frage, ob sowas veröffentlich gehört. Oder umgekehrt, ob es nicht veröffentlich werden sollte, weil sich vielleicht jemand davon beleidigt fühlt. Ich persönlich kann mir vorstellen, man kann unter der Flagge der Ironie die Grenzen des guten Geschmacks verletzen. Und für mich wären die definitv überschritten, wo mit den antisemitischen Symbolen der Nazis rumgespielt wird. Sind deswegen jetzt große Nasen und Tintenfische verdächtig, spätestens jedenfalls in Kombination? Genauso, wie ich nicht ertragen kann, wenn jemand um sich schlägt oder gar schießt, wenn ihm angeblich jemand seinen Gott oder seinen Propheten beleidigt haben soll, so will ich mich bei einer Karrikatur nicht ständig sorgen, ob mir vielleicht eine angebliche antisemitsche Symbolik durchgerutscht ist, weil einer „Datenkrake“ die Nase zu groß ausgefallen sein könnte.
    Für verkehrte Welt halte ich, wenn ich die Maßstäbe, die ich an andere anlege, nicht bereit bin auf mich selber anzuwenden. Aber das habe ich auch immer meinen Kindern versucht zu vermitteln und ich fürchte, bisher noch nicht mit durchschlagendem Erfolg.

    MfG

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      Gut gebrüllt, Herr Brause, und wortreich. Aber an der Sache vorbei. Niemand will Zuckerberg-Karikaturen oder ungünstige Fotos von Broder verbieten. Schon gar nicht deren Urheber und Verwender ermorden. Insofern ist der von Ihnen angestellte Vergleich mit der Reaktion mancher Muslime auf die Mohammed-Karikaturen abwegig. Dass Sie freilich den antisemitischen Gehalt eines solchen Fotos in einem solchen Zusammenhang nicht erkennen (wollen) – nun, das liegt in der Tat vielleicht daran, dass bei Ihnen, wie Sie andeuten, der Antisemitismus erst sozusagen in Rakka anfängt, also beim Mord. Es liegt mir fern, den milden Antisemitismus einer Karikatur oder eines Fotos mit dem mörderischen Antisemitismus des radikalen Islam gleichzusetzen. Und auch das Vorgehen der islamischen Gotteskrieger des IS gegen jesidische, kurdische oder schiitische Frauen, die zu Tausenden zu Sexsklaven gemacht und anschließend getötet wurden möchte ich nicht gleichsetzen mit der Situation der Frauen in Deutschland, so sehr diese in vielerlei Hinsicht zu wünschen übrig lässt. Das, was in Köln passierte, hat mit dem einen wie mit dem anderen wenig zu tun, und das alles subsumieren zu wollen unter dem Begriff „Rape Culture“ halte ich für wenig hilfreich. Jedenfalls nicht hilfreich für das Verständnis dessen, was jeweils vor sich geht, aber vielleicht hilfreich zur Relativierung der Kölner Ereignisse, was eindeutig die Absicht des Artikels war. Und diese Relativierung bleibt der Skandal, von dem der Angriff auf Broder ablenken sollte.

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    @ Alan Posener
    Die Krake traf es ziemlich genau, aber warum wurde nicht einfach FB in die Mitte stilisiert, Kürzel für eine globalisierte Firma mit deutscher und chinesischer Beteiligung?
    Eine solch eindeutige Stürmerkarikatur wie die von MZ habe ich in den vielen Jahren nach dem Krieg nur einmal gesehen (Kölner Domplatte), obwohl es im Umfeld vom Iran mehr davon gibt. Im Licht der Zuckermannschmierkarikatur mag man das Broderbild auch so betrachten. Bei Lesern, die Broder nicht kennen oder voreingenommen gegen ihn sind, wird das wohl auch so ankommen.
    Die Zuckermannstürmerkarikatur hat mich umgehauen. Sie enthält nur dessen Augen, der Rest ist abgemalt von alten widerlichen Vorbildern. Direkter geht es kaum.
    Das Internet insgesamt hat etwas von einem Krakenwesen, schon durch sein Überwachungspotential, das aber mit einem solchen Defamationsgeschmier zu verbinden, ist infam. Diese Schmierkarikatur hat mich geradezu erschreckt.

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    Lieber Friedmann Brause, ich gehöre nicht zur „Infoelite“, was die auch immer sein soll. Darum weiß ich nicht, ob sie zur Sachlichkeit fähig ist oder nicht. Zur Debattenkultur in Deutschland habe ich selbst kürzlich ein Buch geschrieben, „Die empörte Republik“. Darin bemängele ich einige der Erscheinungen, die Sie an meinem Beitrag zum „Fall Broder“ ausmachen zu können meinen.
    Bei allem Respekt vor Ihrer Meinung jedoch muss ich das, was Sie mir hier unterstellen, entschieden zurückweisen.
    1. Natürlich gibt es Fälle der Vortäuschung einer Straftat. Natürlich kann man sich auch als Journalist – sollte man sich gerade als Journalist – fragen, ob in Köln alle Anzeigen gerechtfertigt sind. Der Frage geht man dann investigativ nach. Findet man heraus, dass – sagen wir – 50 oder 100 von 700 Anzeigen offensichtlich unbegründet erstattet wurden, ist das eine Story. Veröffentlicht man seine Spekulation ohne Schatten eines Beweises, um die tatsächlichen Ausmaße der tatsächlich begangenen Straftaten, hier der sexuellen Belästigung und des Diebstahls, herunterzuspielen, dann ist das ein Missbrauch der Pressefreiheit und der Privilegien von Journalisten. Kleiner Unterschied.
    2.Sie unterstellen mir, in Broders Rat an die betreffenden Journalistinnen, sich einmal eine richtige „Rape Culture“ vor Augen zu führen, bevor sie die hierzulande vorherrschende Sexualmoral als solche denunzieren, „wohlmeinend wohl eher die geschliffene Reformulierung des altbekannten Rezeptes mancher Herrenrunde gegen die Hysterie von Damen. Die müsse man mal richtig “durchknallen”, damit sie wieder klar kämen. Und das sei nunmal was völlig anderes, als eine Vergewaltigung, mehr eine Art Kur!“ Das sagt sehr viel aus über Ihre Fähigkeit zum sinnentnehmenden Lesen, mit der es offensichtlich nicht sehr weit her ist, und absolut gar nichts aus über das, was ich tatsächlich geschrieben habe. Ich habe geschrieben, dass Broder, anders als ihm unterstellt wurde und wird, den Damen keineswegs die Vergewaltigung an den Hals gewünscht, sondern vielmehr Anschauungsunterricht in Sachen „Rape Culture“ vor Ort in Rakka empfohlen hat.
    3. Immerhin geben Sie zu, dass „die Reaktionen auf Herrn Broder … vielleicht hysterisch“ genannt werden können. Und warum reagiert „man“ bei der „Süddeutschen“ hysterisch? Warum wählt „man“ ein „unvorteilhaftes Bild“ von Broder aus? Warum erscheint in derselben Zeitung Zuckermann als jüdischer Weltkrake? Israel als Monster? Warum wurde die „SZ“ – und zwar ebenjener Herr Schmitz, der es für nötig hielt, Broder beim Chefredakteur der „Welt“ anzuschwärzen, um eine Geschichte über angebliche Differenzen zwischen Chefredaktion und Autor zu konstruieren – vom Presserat wegen einer antisemitischen Geschichte über Zehntausende angeblicher jüdischer „Flüchtlinge“ aus Israel in Deutschland? Das hat natürlich alles mit Antisemitismus GAR nichts zu tun, und wer es wagt, darüber zu spekulieren, macht sich der „taktischen Empörung“ schuldig. Verkehrte Welt.

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    @Parisien
    „Nach meiner Theorie liegt die Schuld bei Tsipras, und Merkel reagiert nur.“
    Schuld? Abhängigkeit. Griechenland kann nicht so funktionieren, wie sich die Geldgeber – wer das auch immer jetzt sein mag oder sein wird – das wünschen. Schuldenerlass? Faktisch sowieso irgendwann (demnächst). Die Schulden sind verteilt, weg von den Anfangsschuldnern, der Industrie, die sich darüber freute, daß die EU in den 0er Jahren so großzügig Kredite vergab und subventionierte. Ich berichtete darüber. In GR gibt’s Dörfer, wo jeder (!) einen Traktor hat. Die Kosten für diesen gravierenden Fehler zu sozialisieren, das hat Merkel ‚alternativlos‘ durchgesetzt. Deswegen wurde mal eine AfD gegründet. (Mehr dazu auf dem aktuellen thread von Liane Bednarz.) Aber was soll denn Tsipras anderes machen, als Deutschland auf die letzten für ihn noch erreichbaren Nerven zu gehen? Alle anderen Wege, noch etwas für sein Land zu tun, hat man ihm doch verstellt.

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    Schade, dass auf der Suche nach Auseinandersetzung unter Journalisten in aller Regel nur solche Artikel auftauchen, wie dieser hier Herr Posener. Mich erschreckt vor allem das Unvermögen unserer „Infoelite“ zur Sachlichkeit.
    Zwei Kolleginnen vom Tagesspiegel spekulieren also über die Anzeigenflut von Köln. Das kann man sicher lassen. Andererseits, die Vortäuschung einer Straftat hat es sogar ins Strafgesetzbuch geschafft, sollte also schon vorgekommen sein. Und sie hat es auch schon zu einiger Aufmerksamkeit gebracht, wie beispielsweise im Falle einer jungen Frau, die Opfer rechtsradikaler Übergriffe gewesen sein wollte, bei denen ihr Hakenkreuze in die Haut geschnitten worden sein sollten. Wollte man im übrigen die öffentliche Spekulation verbieten, dann könnte man die Seitenzahl von Zeitungen und die Dauer von Sendungen stark reduzieren…
    Herr Broder reagiert darauf mit einer „Geschmacklosigkeit“ nicht zum spekulativen Gedanken sondern gegen die Spekulateurinnen, in der Sie, Herr Posener, wohlmeinend wohl eher die geschliffene Reformulierung des altbekannten Rezeptes mancher Herrenrunde erkennen gegen die Hysterie von Damen. Die müsse man mal richtig „durchknallen“, damit sie wieder klar kämen. Und das sei nunmal was völlig anderes, als eine Vergewaltigung, mehr eine Art Kur!
    Verblüffend finde ich dann die Idee, man dürfe Herrn Broder sowas, also Geschmacklosigkeit und Herabwürdigung, keineswegs übel nehmen, weil es ja sein Markenkern sei. Funktioniert das auch mit Rassismus? Antisemitismus? Hass in jeder Form? Was ist mit Dummheit und Ignoranz?
    Egal! Die letzte Volte in ihrem Artikel, die halte ich für am erstaunlichsten. Die Reaktionen auf Herrn Broder darf man ja vielleicht für erneut hysterisch halten. Aber ist es nicht weit hysterischer, Latrinenparolen zur gelebten Pressefreiheit aufzujazzen? Die „Denunziation“ (wie Broder es gern sieht, kann man eigentlich etwas denunzieren, was einer freiwillig und öffentlich ausbreitet?) solcher Entgleisungen dann wiederum als einen Angriff auf die heilige Pressfreiheit zu brandmarken und in der Wahl eines unvorteilhaften Bildes verabscheuungswürdigen Antisemitismus einer Bildredaktion zu erkennen?
    Dieses Unvermögen zu einer ordentlichen Auseinandersetzung unter Journalisten halte ich wie gesagt für ziemlich erstaunlich. Die Inbrunst zur Denunziation von Intellekt und Gesinnung des Gegenüber, wird noch übertroffen von der Inbrunst sich selber für denunziert und in seinen Grundrechten verfolgt zu sehen. Gibt es unter Journalisten tatsächlich so eine Kultur der taktischen Empörung, des Niedermachens und des Überschnappens? Immerhin wäre so erklärt, warum Journalisten gern über alles öffentlich urteilen, nur selten über ihre Kollegen. Man will das Publikum wohl nicht zu sehr verstören…

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    @ Don
    Kein Zufall. Habe von solchen Exemplaren schon passager einige getroffen. Ganz nah an AI. Oft mehrere Klassen übersprungen, wodurch die Kontakte unter Altersgenossen verloren gingen. Von den Eltern angetrieben, oft schon Sprachunterricht im KiGa- und Grundschulalter. Intelligenzmäßig vollkommen isoliert, latente Menschenfeindlichkeit, heute schon mal Resilienz genannt. Dadurch Kälte und fehlende Einsicht in Bedürfnisse der Bevölkerung, keinerlei Anerkennung gegenüber dem Produzierenden, Schaffenden, der schon frühzeitig beim Überflug als serf erkannt wird. Versuche wie der mit dem Marshmellow haben das gefördert und unterstreichen das, im Prinzip das krasse Gegenteil zu den Sylvesterhengsten, vollkommene Triebunterdrückung, natürlich gut aufgehoben im Vatikan. Deswegen konnte das auch nicht EJ sein, der die Marshmallowreihe kritisierte und insgesamt sehr menschlich ist. Aber das war eine Fehldiagnose aus MeckPom. Ignorieren beste Therapie, auch die Auftraggeberin. Effekt auf mich, FDP-nah: jetzt gerade AfD, oder. Vor allem, weil man sich von so einem Gestell beobachtet fühlt. Spannermentalität auch.

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    Das erlebt Navid Kermani:
    – Immer wieder spricht er mit Wanderern, ab und zu nimmt er einen in seinem Jeep mit. Das sind starke Momente. Warum seid ihr aufgebrochen? Auf diese Frage hört Kermani immer wieder diese Antwort: „Wir haben im Fernsehen die Bilder von den deutschen Bahnhöfen gesehen.“…
    – „Es ist ein manchmal fast makabrer Anblick, wenn die Flüchtlinge bei ihrer Ankunft ungefragt geherzt werden von langhaarigen Männern oder knapp bekleideten Frauen, die signalgelbe Westen tragen und welcome, welcome schreien.

    Und ja, ich sage es mal etwas weniger drastisch als Broder, aber er meint das letztlich.
    Vielleicht hätten die cheer girls die Herren dann weiter bedienen sollen in aller Konsequenz. Oder sind sie möglicherweise naiv gewesen? Jedenfalls läuft das auf zu „Kraul mir den Pelz, aber mach micht nicht nass.“

    Und dann berichtet Kermani noch das:
    „Und ja, die Grenzen seien gerade offen, niemand wisse, wie lange.“

    Das bedeutet, wären sie zu und die message eindeutig, würde das wesentlich nachlassen.
    http://www.welt.de/kultur/lite.....lieht.html

    Und das Schöne ist, dass man Kermani zitieren kann. Muslime können zitiert werden. Alle Deutschen mit „Härte im Herzen“ (Kritik) sind verdächtig. Und wenn eine Frau kein „freundliches Gesicht“ aufsetzt, hat sie vielleicht mal gelesen (muss nicht Abu something aus Köln sein), dass das nicht immer ratsam ist, sie ist aber dann wohl „Dunkeldeutschland“.
    Diese Zusammenhänge lassen die Berliner Politik alt aussehen und die Leute unwirsch werden.

  13. avatar

    Eine deutsche Unwort-Dame sagte zu mir:
    „Ich fände es schrecklich, wenn Donald Trump Präsident würde.“
    Ich wusste, was erwartet wurde („Ich auch“) und sagte: „Etwa dasselbe hat 1980 jeder von Ronald Reagan gesagt.“
    Die Dame wirkte verwirrt. Ich konnte ihr leider nicht helfen.
    In Wirklichkeit war ich für Rubio, muss aber wohl auf Cruz umschwenken.

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    @ 68er
    Ehrlich gesagt würde ich nicht ausschließen, dass Kretschmann das könnte. Das ist einer der Grünen mit Vernunft. Kretschmann wird dementsprechend bei Grünen-Bashing selten angeführt. Er ist postclaudianisch. Ich glaube auch nicht, dass der den ganzen Tag Müsli isst. Morgens ess ich das selbst gern, home made, mit frischem Obst, Milch, Joghurt, etwas Sahne. Kommt ursprünglich aus der Schweiz, die irgendwie vergessen hat, ein Patent darauf anzumelden. Ist unglaublich ausbaufähig und variabel und schwer kombinierbar mit bacon, eggs&fried tomatoes. Am besten abwechselnd.
    Aber sein OB Palmer (Uni-Stadt Tübingen) ist mal wieder auf dem Enteignungstrip. Ich begreife einfach nicht, warum man nicht auf dem flachen, unbesiedelten Land Traglufthallen baut, außerhalb von kleinen oder größeren Städten mit kleinem Edeka, Fernsehraum, Café, alles Tragluft, und Bus-Shuttle zu den Lagesos aller Art (ach ja, und Polizeistation). Palmer hat einen Stich. Kriegt er das durch, braucht man in TB nicht mehr zu kaufen.

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    @ Alan Posener
    Das hat mir Broder zu tun: Nachdem ich mir den intellektuellen Höhenflug eines IQ-Angebers oder (wäre besser) Programms bei blog-Kollegin Liane mit der Unterstellung, dass nur Rechte mit whataboutisms (zu neualtdeutsch Relativierungen) arbeiten, während wir gerade im Januar dieses Phänomen von links erlebten (auf dem Oktoberfest wird auch vergewaltigt), dachte ich an Broders wohltuend klare Sprache, grammatikalisch schon immer einwandfrei und einfallsreich und gewandt, für einen mit 12 J. eingewanderten Polen eine absolute Spitzenleistung, für die man ihm emotionale Ausrutscher 7x77mal verzeihen kann.
    Eingebildet darauf war er nie, im Gegensatz z.B. zu Lobo.

    @ Lucas
    Bargeld ja, wieso sollen wir für sie zahlen? Dass man ihnen persönlichen Schmuck wegnimmt, finde ich zwar verwerflich, andererseits wäre es sinnvoll, den Schmuck im Internet Syrien und Irak und bei Interpol zu präsentieren, bevor man ihn evtl. zurückgibt, da die Christen ihren gesamten Schmuck angeblich abgeben mussten an IS.

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    Ja, ich meine Kretschmann, den Sie uns als neuen Gauckler in den Ring geschickt hatten.

    „Ich denke, Kretschmann würde das sehr gern an seiner Stelle machen…“

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    Ach Herr Posener,

    verschonen Sie uns bitte vor noch so einem bigotten Biedermann. Der ist zwar vom rechten Glauben, aber genau wie Gauck nicht Fleisch und nicht Fisch. Eben ein müslikauender Merzedes Benz-fahrender K-Gruppen-Ministranten-Schützenvereinshansel-Verbindungsstudent, der gegen Stuttgart 21 ist und ebe auch nicht.

    Schlimmer geht’s nimmer.

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    Zwar zeichnete sich schon im Herbst ab, dass der deutsche Branchenprimus für 2015 wohl rote Zahlen schreiben wird, aber dass diese so tiefrot ausfallen würden, ist selbst für Experten eine böse Überraschung. Statt der von Analysten erwarteten 3,6 Milliarden Euro Minus sind es nun 6,7 Milliarden Euro Verlust geworden. Das ist viel, viel mehr als im Katastrophenjahr der Lehman-Pleite.
    http://www.welt.de/wirtschaft/.....ionen.html

    Ischa nur peanuts:
    In 2013, Clinton earned nearly $1.6 million in speaking fees from Wall Street banks. She raked in $675,000 from Goldman Sachs, and $225,000 apiece from Bank of America, Deutsche Bank, Morgan Stanley, and UBS Wealth Management. Did that profiteering finally make Clinton sour on Wall Street’s pay-for-play ethics?

    Read more at: http://www.nationalreview.com/.....pocritical

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    Feuerherdt bringt auf achgut eine interessante Übersicht über einige Meinungen zu Köln und Folgen. Unter anderem werden auch bei Feuerherdt oder anderen diverse zirkulierende Spekulationstheorien unter Rechten wie Linken erwähnt, die die üblichen Verdächtigen im Umfeld der „Weisen von Zion“ berühren.
    Ich habe auch eine, und die ist ganz simpel: Tsipras macht die Grenze nicht dicht und schiebt den Pulk weiter, was er sogar vor ca. 2 Jahren erpresserisch angekündigt hatte, möglicherweise nach Beratung mit Fuchs Vlado. Dadurch entstehen Probleme, die er vorhersehen kann. Die Politik ist mit den Problemen ganztags beschäftigt, die Medien auch und das Publikum abgelenkt. Keiner redet mehr über Griechenland in Zusammenhang mit Finanzen oder über so unangenehme Dinge wie Target 2 – Forderungen. Wenn das noch länger geht und Deutschland so oder so in den gleichen Status rutscht wie Griechenland oder wenigstens wie Frankreich, wo Ersteres die meisten Schulden hat, redet
    erst recht keiner mehr davon.
    Nach meiner Theorie liegt die Schuld bei Tsipras, und Merkel reagiert nur. Macht sie dicht, ist Griechenland perdu und die Target 2 – Forderungen verbrannt. Kommt einem Schuldenerlass gleich. Wäre aber vielleicht besser. Ein unheilbar infiziertes Bein wird amputiert. Schrecken mit Ende.
    Die sog. „Weisen“, die die ganze Last aller Spekulanten schultern müssen, könnten am Rande dabei sein, weil sie ebfs. Forderungen haben. Möglich ist, dass wir von einem Kleinstaat mit ca. 10 Mio Einwohnern seit Jahren erpresst werden. Falls meine Theorie stimmt, die ja des öfteren von Weidmann angedeutet wurde, sollte man die Fakten an die Öffentlichkeit bringen, die Grenzen schließen und Griechenland fallen lassen.
    Privat habe ich’s so mal gemacht: Ich wurde erpresst, blies es ‚raus, die Folgen waren überschaubar, der Druck weg.

    Und @ Ziegler
    Was wir hier klein fetzen, wird groß auch ausgetragen, und jetzt stellen Sie sich Tsipras als Mephisto vor (so grinst er jedenfalls), der sich das morgens im Bad vorlesen lässt und sich die Hände reibt.

    Aber vielleicht stimmt die Theorie ja nicht.

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    Sehr geehrte Herren,
    seit ich den Begriff „Ja-aber-Nazi“ gehört und gelesen habe, der jeden, welcher Zweifel an der Flüchtlingspolitik unserer Bundesregierung äußert,
    ohne die Flüchtlinge als solche zu diskriminieren, mit obiger Terminologie zu stigmatisieren versucht, frage ich mich, welches Demokratieverständnis hier vorliegt. Mehr noch entsteht die Frage, ob überhaupt ein solches vorhanden ist

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    Hier kann man prächtig sehen, dass arme Leute noch nie Ahnung von Wohlstand hatten:
    https://www.youtube.com/watch?v=RBHZFYpQ6nc
    Musical abgeleitet von „The Fiddler on the Roof“.

    Aber reiche Leute haben zuweilen keinen Schimmer von Armut:
    “It has not been easy for me … My father gave me a small loan of a million dollars.” Donald Trump on Today.
    Oder von Würde, wo wir gerade dabei sind:

    „The Democrat was stumping in New Hampshire on Tuesday when a man in the audience asked a question about Carly Fiorina. “Every time I see her on TV, I want to reach through and strangle her,” he said. “I wouldn’t mess with you!” Clinton replied, cackling.“
    Clinton, Hillary ist gemeint
    Freud’sche Fehlleistung:
    Speaking on Friday at an NAACP banquet in South Carolina, Clinton said she would help ex-convicts’ employment chances by preventing employers from including a check box where applicants must disclose any criminal record. “I will take steps to ban the box so former presidents won’t have to declare their criminal history at the very start of the hiring process,” she said.
    Hier ist Clinton, Bill gemeint. Versehentlich (vielleicht).

    Aber meine Favorites sind „Two Corinthians walk into a Bar“, by „Reverend“ Trump und
    „Count to five with Ted Cruz“, dieses insbesondere, als das nach Rick Perry („oops“) der zweite Texaner ist, der nur bis vier kommt. Ted ist aber in Ordnung. Die Vergangenheit muss ihn hier gelähmt haben.

    Alles aus The Atlantic, Gaffe Track. Some fun I can recommend.
    Lenkt ab von unseren traurigen Tagesgeschichten.

  22. avatar

    Lieber KJN,
    was RT dort bringt, ist bekannt. Es ist ein natürlicher Prozess, den wir aus Old post-war Germany gut kennen, dass manche Personen nicht zur Armee wollen. Natürlich ist das auch schon lange in Israel in begrenztem Umfang so. Aber die momentane krasse Spaltung in – sagen wir – rechts und links gibt ihnen moralisches Unterfutter und politische Begründung. Außerdem machen Entführungen (Gilad Shalit und andere) sowie Todesfälle (z.B. der prominente Uri, Sohn von David Grossman) natürlich Angst.
    https://en.wikipedia.org/wiki/David_Grossman
    https://en.wikipedia.org/wiki/Sholem_Aleichem
    Zur Erbauung:
    https://www.youtube.com/watch?v=QGkoowrD1d0

  23. avatar

    Korrektur:
    Mein Glauben an eine Profitsteigerung ohne Schengen ist sehr gering. Mit Schengen natürlich

    0,3 – 0,53%. Vielleicht. Hier:
    Besonders Hauptankunftsländer wie Deutschland, Österreich und Schweden würden demnach profitieren. So könnte die Wirtschaftsleistung Deutschlands bis zum Jahr 2017 um 0,3 Prozent steigen. Bis zum Jahr 2020 ist sogar ein Plus von 0,53 Prozent drin – allerdings nur, wenn es gelingt, viele Flüchtlinge gut zu integrieren, teilte der IWF der „Welt“ mit.
    http://www.welt.de/wirtschaft/.....teuer.html

    Anm.: Das ist die Wirtschaftsleistung. Ob Arbeitslose, die z.B. durch niedrigere Gehälter oder Rationalisierungen entständen, eingerechnet sind, weiß ich nicht. Außerdem steht dort auch:

    „Für Deutschland waren die finanziellen Folgen in der Vergangenheit ernüchternd. So war für den Zeitraum zwischen 2007 und 2009 der Finanzeffekt von Flüchtlingen mit einem Minus von über einem Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt in keinem Land der Industrieländerorganisation OECD so groß wie in Deutschland. Für die nächsten Jahre erwartet der IWF eine ähnliche Entwicklung: So werde die Verschuldung Deutschlands im Jahr 2020 wegen der Flüchtlingskrise rund 0,77 Prozentpunkte höher ausfallen.“

    @ Roland Ziegler
    Nein. Ich sage nur, dass Sie das werden könnten, wenn die allgemeine Stimmung (noch größere Aufmärsche auf den Straßen gegen Israel wegen einseitigen Imports) sich wendet, eines Tages auch politisch, weil Sie zu angepasst sind. Es hilft nie, einen Welpen mit dem Kopf in seine Hinterlassenschaften auf dem Teppisch zu stoßen. So hilft es bei Ihnen nicht, Sie in den Spiegel Ihrer Angepasstheit schauen zu lassen. Werden Sie skeptischer, lassen Sie den Anhang im Netz außen vor, und denken Sie nie an sich, wenn Sie schreiben.
    Übrigens macht echte Christen sowas hier sauwütend:

    http://www.welt.de/politik/aus.....es-IS.html
    Sie haben gut studiert, Kultursparte. Das ist alles gefährdet. Wenn Sie das endlich sehen, ist es vielleicht zu spät. Sie würden Kant verbrennen. Auch Heine. Alles Mögliche. Seit das geht, klingelt’s bei Aufmerksamen. Sie sind zu weit weg altersmäßig. Meine Großmutter hat mir erzählt, wie sie den Zug der Juden durch ihre Straße empfunden hatte. Geweint, aber nichts tun können. Was die dort machen, Palmyra auch etc., ist eine Analogie zur Bücherverbrennung. Literatur gibt es nicht extrem viel in arabischen Ländern, vor allem keine von jüdischen Verfassern, sonst hätte die längst gebrannt. Und bitte, die wandern unkontrolliert mit ein. Und deswegen brauchen wir so lange Grenzkontrollen, bis im Irak, in Syrien und in Afghanistan Ruhe einkehrt. Das ist ein Krieg, ganz einfach. Auch ein Stellvertreterkrieg. Ich fürchte, Clausewitz würde auch den Kopf schütteln über unsere Regierung.
    Ich frage mich, warum sie ihren Mann nicht mal fragt, was passiert, wenn man in der Chemie große Mengen unbekannter Substanzen zusammen schüttet und dann auf den Bunsenbrenner stellt.

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