„In der Stunde wilder Ausgelassenheit, wo jede Leidenschaft entflammt und jede Zügel entfernt war, […] wurde ein grausames Gemetzel unter den Römern angerichtet […], und die Straßen der Stadt waren mit Leichen bedeckt.“ Dies ist ein Zitat aus „History of the Decline and Fall of the Roman Empire“ von Edward Gibbon (1737-1794), dem bedeutendsten britischen Historiker der Aufklärung. Das sechsbändige Monumentalwerk umfasst den Zeitraum von der Mitte des zweiten Jahrhunderts nach Christus bis zur Einnahme Konstantinopels durch die Türken im Jahre 1453. Das Zitat beschreibt die Exzesse, die die Westgoten unter ihrem Heerkönig Alarich im Jahre 410 n. Chr. anrichteten, als sie Rom drei Tage lang plünderten. Gibbon begnügt sich nicht mit der Beschreibung der Massaker. Er will den Ursachen auf den Grund gehen, warum ein wildes Reitervolk ein bislang militärisch hocheffektives Imperium kläglich zu Fall bringen konnte. Er schildert ausführlich den Sittenverfall, der sich vor allem in der Hauptstadt des Reiches, in Rom, ausgebreitet habe. Brot und Spiele und ein üppiges Luxusleben hätten die Moral geschwächt und die Widerstandskraft vor allem der Eliten gelähmt. Weiterlesen
Demografie
Einwanderung „made in Germany“
Von Sonja Margolina:
Millionen von Migranten strömen ins Land. Unter ihnen gebe es junge und fähige Menschen, die zum gemeinsamen Wohlstand beitragen könnten, war neulich im SD- Beitrag von Anna-Christina Grohnert „Vielfalt zahlt sich aus“ zu lesen. Sie würden eine demografische Talfahrt beenden und vielleicht den begabten Nachwuchs mitbringen. Wie Sergej Brin, der als Fünfjähriger mit seinen jüdischen Eltern als Mathematiker 1978 in die USA ausgewandert war und später Google gegründet hatte. Oder Steve Jobs, der Sohn syrischer Einwanderer, der in den USA adoptiert wurde. Wider die guten Absichten der Autorin liest sich der Artikel weniger als Plädoyer für die Einwanderung, denn eher als Beleg für deren Scheitern in Deutschland.
Die Eltern von Sergej Brin würden vermutlich nicht auf Idee kommen, nach Deutschland auszuwandern. Weiterlesen
Kinder an die Macht? Bloß nicht!
Bekanntlich bin ich ein Gegner hyperventilierender Unheilsverkünder. Gegen linke und rechte Hysteriker richtet sich ja mein kürzlich erschienenes Pamphlet „Die empörte Republik“. Das heißt aber nicht, dass nichts faul wäre im Staate Deutschland. Nur liegen die Probleme in der Regel nicht dort, wo sie von den Untergangspropheten verortet werden. (Dänemarks Hauptproblem war auch nicht die Art, wie der Onkel des Hysterikers Hamlet an den Thron und in das Bett der Königin gekommen war. Aber das ist eine andere Geschichte.) Wer eine sachliche und gerade wegen ihrer Sachlichkeit beunruhigenden Analyse der wirtschaftlichen Lage und Aussichten Deutschlands sucht, findet keine bessere als die meines Kollegen und Freunds Olaf Gersemann: „Die Deutschlandblase“.
22 Jahre lang Rentenbezug?
Frauen, die im Jahr 1947 geboren wurden, können sich über 22,17 Jahre Rentenbezug freuen, Männer über immerhin noch 18,81 Jahre. Das ist keine akademische Frage: In wenigen Monate wird die Generation der 1947 geborenen komplett in Rente sein.
Ihre Kinder, die 1970 geboren wurden, müssen zwei Jahre länger arbeiten als die Generation der Väter und Mütter. Und dennoch ist heute schon klar, dass auch sie noch einmal länger Rente beziehen werden als ihre Mütter und Väter: 22,37 Jahre für Frauen und 19,02 Jahre für Männer. Weiterlesen
Früher war selbst die Zukunft besser: In der Republik der alten Männer
Der demografische Wandel mit seiner „Überalterung der Gesellschaft“ hat für amtierende Politiker einen bislang wenig diskutierte Folge: der ungebetene Rat von früheren Amtsträgern wird zwangsläufig zunehmen. Dank des medizinischen Fortschritts werden die Ratschläge länger und öfter gegeben.
Die Beispiele der letzten Wochen: Erwin Teufel (früherer Ministerpräsident von Baden-Württemberg), Kurt Biedenkopf (früherer MP von Sachsen), Helmut Kohl (Alt-Kanzler) und jüngst – als amtierender – Bundespräsident Christian Wulff.
Eigentlich ist es Aufgabe der Opposition kluge und ungebetene Vorschläge und Ideen einzubringen. Mit einer Palette von Alt-Politikern verfügt das Land jedoch längst über eine zahlenmäßig und publizistisch einflussreichere „Opposition“. Weiterlesen
Falsches Spiel mit der Rente mit 67
Jetzt hatte die SPD für ein paar Wochen so einen guten Lauf. Und nun ist die Partei schon wieder dabei, sich zu zerlegen. Denn die Debatte, die Parteichef Sigmar Gabriel um die Rente mit 67 angezettel hat, täuscht die Wähler. Der Vorsitzende weiß das. Doch er scheint wieder in seine alte Krankheit Populismus verfallen zu sein.
Denn er muss sich in wenigen Wochen einem Parteitag und der dortigen Funktionärsschicht stellen. Doch statt dort mit guten Argumenten die Luft aus der Debatte zu nehmen, unterwirft sich Gabriel dem Zorn der Funktionäre und der von ihnen angeblich vertretenen Basis. Weiterlesen