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Die Katze ist aus dem Sack

Das, was bis jetzt über das Sondierungspapier zwischen SPD und CDU bekannt ist, macht nicht gerade Hoffnung. Die Wahlgewinnerin CDU und der Vorsitzende Friedrich Merz haben sich von den SPD-Genossen gnadenlos durch deren ideologische Manege treiben lassen. Und damit gleich das ganze Land in finanzielle und sicherheitspolitische Haftung genommen.  Weiterlesen

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Der Mann am Klavier. Paul Kuhn wäre heute 97

Heute vor 97 Jahren, am 12. März 1928 wurde Paul Kuhn geboren. Ich – nun wahrlich kein Experte für Jazz – habe ihn 2008 einmal getroffen und war beeindruckt von der Vitalität des damals 80jährigen. „Jazz war immer eine Minderheitenmusik“, hat er mir erzählt. Millionen seien da nicht zu machen, auch wenn das manche glaubten. Es gab eine Zeit, in der Jazz verbotene Musik war. In Wiesbaden geboren und als jugendlicher Jazzliebhaber unter der Nazidiktatur aufgewachsen, musste er die geliebte Musik auf alten Schallplatten hören, es gab sie ja schließlich noch. Später dann hörte man mit Freunden bei den Feindsendern, heimlich. „Da habe ich in den 40er Jahren die ersten Glenn Miller Sachen gehört.“

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Mit Sonnenbrille und Hundefleisch organiert. Oder: Wozu Musiker interviewen?

„Früher habe ich nie Interviews mit Sonnenbrillen gegeben. Aber ich lerne zu lügen“… Na? Wer hat‘s gesagt, irgendwann in den 90er Jahren? Der irische Wanderprediger Bono Vox, die Mutter Teresa der Steuerflüchtigen. Und was sagt uns das jetzt? Vielleicht das: Trau keinem Rockstar-Interview? Nimm die Sonnenbrille ab, nur dann wirst du von Wahrheit und Wahrhaftigkeit durchflutet? Fragen über Fragen. Sind Interviews überhaupt sinnvoll? Ist das Künstler-Interview selbst eine eigene Kunstform? Oder ist es nur der verlängerte Waschzettel der Musikindustrie? Oder geht es vielmehr darum, dass der Fragesteller sich eigentlich für viel wichtiger hält als der Befragte?

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Das Gefühl des Ossis: Gerhard Gundermann und seine Lieder

Haben Sie schon mal Gundermann gehört ? (Bild unten aus Wikipedia):

„Hier bin ich gebor’n
Wo die Kühe mager sind, wie das Glück.
Hier hab‘ ich meine Liebe verlor’n
Und hier krieg‘ ich sie wieder zurück.“

Gundermann, der Berichte über seine Freunde (ja wirklich: Freunde) an das Ministerium für Staatssicherheit geschrieben hatte. Gundermann dessen Fangemeinde 1992 dahinschmolz wie der Schnee in der Sonne, als die Akten offengelegt wurden. „Auftritte im Westen können wir ja jetzt vergessen.“ So lässt der Film einen der Band-Mitglieder sagen. Weiterlesen

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Ihre Kinder: Die Pioniere des Deutsch-Rock

Am 19. Dezember 1970 passiert etwas unerhörtes im ZDF. In der Familienshow „Wünsch Dir was“ mit dem Moderatoren-Ehepaar Dietmar Schönherr und Vivi Bach, tritt ein Haufen Langhaariger mit in bunten Klamotten auf und singt „Leere Hände“. Eine Milieustudie über einen Entwurzelten, der gerade aus dem Gefängnis kommt. Auf deutsch! Die Band heisst Ihre Kinder – 1968 in Nürnberg gegründet. Sie sind die heute fast vergessenen Pioniere der deutschsprachigen Rockmusik in der alten Bundesrepublik.

Fotos: Günter Derleth/Archiv Ernst Schultz

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Five Years – 3 Songs

„Five years, my brain hurts a lot…“ (David Bowie, „Five Years“ 1972). Habe seit gottverdammten fünf Jahren keine einzige Zeile über Musik verfasst. Null Ahnung ob ich das noch drauf habe. Tja, können wir anscheinend nur gemeinsam herausfinden. Nur wie?

Die Idee: Jeweils ein Song für Liane Bednorz, Alan Posener und Ludwig Greven.
Ganz intuitiv. Zum Dank für eure Einladung. Weiterlesen

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Die Ödnis des Waschzettels. Oder: Die Zahnlosigkeit der Musikkritiker

Der englische Musikjournalist Dave Marsh hat einmal über Queen geschrieben: „Tatsächlich könnten Queen die erste durch und durch faschistische Rockband sein. Wegen all dieser Dinge verstehe ich nicht, wieso die Leute immer noch nachsichtig sind mit diesen widerlichen Typen und ihren gefährlichen Gedanken“. „Selbst nach intensiven Recherchen und vom Verfasser dieser Kolumne weitgehend furchtlos vorgenommenen Selbst-Hör-Versuchen will sich nicht mal im frühsten Frühwerk von BAP irgendeine Idee von musikalischem Wert, ein künstlerischer Funke oder auch nur ein Zeichen von Lebendigkeit finden. Schon immer haben BAP jene primitiv-maskuline Bluesrock-Doublette gepflegt, für die man sie fürchtet“ – so das Verdikt des deutschen Großkritikers Jens Balzer. Man muss beiden Kapitalverrissen an der Grenze zur Schmähkritik nicht zustimmen – aber ein bisschen traurig darf man schon sein, dass man derlei meinungsstarke Stimmen dieser Tage kaum noch liest.

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Warum Neufünfland „russischer“ tickt als der Westen, oder: It’s the economy, stupid.

Warum ist der Ostdeutsche NICHT so erpicht auf eine Frontstellung gegen Moskau?

Hängt er so sehr an seinem vormaligen Besatzer? Dem Kerkermeister?

Die Feierabend-Psychologen vermuten das Stockholm-Syndrom. Also dass der einst in Geiselhaft genommene Zoni aus der Sowjetzone sich solidarisiert habe mit seinem vormaligen Geiselnehmer.

Das alles vergißt:

Das Sowjetimperium war auch ein Wirtschaftsblock Weiterlesen

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Eine Runde Krieg bitte

Als gelernter DDR-Bürger habe ich den Satz: „Von deutschem Boden darf nie wieder ein Krieg ausgehen“ verinnerlicht. Als Nachkomme von Shoa-Überlebenden in der ersten Generation waren sich das offizielle Dogma des totalitären Regimes und ich ausnahmsweise absolut einig. Und ich wusste mich einig mit der Friedensbewegung im Westteil Deutschlands. Die Ostermärsche, die man im Westfernsehen sehen konnte, machten Hoffnung, dass das tatsächlich nicht mehr passiert: Krieg. Diese Hoffnung ist vorbei. Weiterlesen

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