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Alter weißer Mann

Im Lauf einer dieser unerfreulichen Twitter-Verkampfungen, bei denen es oft nur darum geht, sich gegenseitig niederzuschreien, wurde ich von einer Frau als „alter weißer Mann“ kritisiert. Ich bin natürlich schuldig im Sinne der Anklage.

Eine Seite von mir kann sich durchaus mit der sich in solchen Beschimpfungen äußernden Ironie der Geschichte anfreunden. Ich gehöre ja zu der Generation, die 1968 meinte: „Trau keinem über 30!“ und die wie vielleicht keine vor ihr von ihrer eigenen Jugendlichkeit besoffen war. Da geschieht es uns nur recht, dass wir – längst über die 30 – nun mit einer unserer eigenen Waffen geschlagen werden.

Trau keinem über 30

Denn die Losung „Trau keinem über 30!“ hatte zwar den realen Hintergrund, dass damals wer über 30 war, in der Nazizeit aktiv gewesen oder doch aufgewachsen war. Doch erstens schloss sie auch jene ein, die wie Willy Brandt ins Exil gegangen oder wie Eugen Gerstenmaier im Widerstand waren, wozu unendlich mehr Mut gehörte als in einem liberalen Rechtsstaat Rabatz zu machen.

Und zweitens, wie schon angedeutet, erhob sie Jugendlichkeit an sich – also eine biologische Tatsache – zum Kriterium des Rechthabens. Dass wir dann mehrheitlich Propheten hinterherliefen, die – von Marx und Marcuse über Fidel und Mao und Ho bis Lenin, Trotzki und Stalin – weit über 30 und in vielen Fällen tot waren, war dann auch schon ein ironischer Kommentar unseres Jugendwahns.

Die Seite von mir, die durchaus jene Ironie goutiert, findet es auch eher lustig als verstörend, dass die nationalkonservative Losung einer „Revolution gegen 68“ derart auf der linksalternativen Seite aufgegriffen wird. Wobei allerdings die Dame mit dem schönen Wagnerischen Nachnamen „Tannhäuser“, die mir mein Alter, meine Hautfarbe und mein Geschlecht zum Vorwurf machte, einschränkend sagte, sie meine mein „Habitus“. Sie kenne durchaus „ältere Menschen auch ohne Uterus“, die sie respektiere. Nach dem Motto: Wer alter weißer Mann ist, bestimme ich.

Mann ist Mann

Und auch da gehe ich mit. Bei allem Willen zu Veränderung auch und gerade im privaten Bereich waren wir Menschen ohne Uterus, die in den 1950er Jahren sozialisiert wurden, durch und durch Teil der Gesellschaft, gegen die wir rebellierten. Das machte der „Aktionsrat zur Befreiung der Frau“ auf der 23. Delegiertenkonferenz des SDS 1968 deutlich, nicht zuletzt durch den Tomatenwurf von Sigrid Rüger auf den SDS-Theoretiker Hans-Jürgen Krahl.

Zu meiner Sozialisierung gehörte die Erziehung zum „richtigen Mann“ durch meine Mutter, die mir mit etwa zwölf beibrachte, wie ein Mann eine Frau anzuschauen habe: Zuerst auf die Beine, dann auf den Hintern, dann auf den Busen. Ich brauchte Jahre, mir das wieder abzutrainieren. Als ich ihr mit 15 meine Freundin vorstellte, zog meine Mutter mich beiseite und fragte: „Und? Besorgst du es ihr richtig? Gegen die Mauer und ran?“ Ich murmelte etwas von wir wären noch nicht so weit, was stimmte, aber ihr war die Enttäuschung über meine mangelnde Männlichkeit anzumerken.

Und obwohl meine Schwester eine bekannte Feministin ist, habe ich erst in den letzten 20 Jahren gelernt, auf  Dinge wie Manspreading und Mansplaining zu achten und zu begreifen, wie frustrierend nicht nur die vielfältigen Formen männlicher Dominanz, sondern auch die Feier dieser Formen als echte Männlichkeit durch manche Frauen, für die meisten Frauen sein muss. Misstrauen gegenüber alten Männern ist also durchaus angebracht; vermutlich verhalten sich die anders sozialisierten – durch unsere Generation sozialisierten! – jüngeren Männer besser. Hoffentlich.

Ob allerdings in Verbindung mit „alt“ und „Mann“ das Adjektiv „weiß“ eine negative Konnotation verdient, möchte ich bezweifeln. Über die Stellung der Frau in den meisten islamisch geprägten Ländern muss man wohl nichts sagen. Aber auch in Indien – vom Hinduismus geprägt – oder im christlichen Südafrika, ja auch in Teilen der schwarzen Minderheit der USA ist der männliche Chauvinismus die Norm. 

Mir scheint, dass ein alter weißer Mann in Westeuropa eher bereit sein wird, Frauen zu respektieren, und zwar, weil er dazu von der Frauenbewegung angehalten wurde, man denke an jene emanzipatorische Tomate, als ein junger schwarzer Mann in vielen Teilen der Welt. Aber „junger schwarzer Mann“ – oder „alter schwarzer Mann“ – ist kein Schimpfwort.

Können Minderheiten rassistisch sein?

Wenn aber unabhängig vom Verhalten des Individuums die Hautfarbe – also die Ethnie oder das, was die Leute früher „Rasse“ nannten – als solche als Schimpfwort gilt, so ist das eben Rassismus, auch aus fortschrittlichem Munde.

Nein, nein, heißt es dann, Rassismus ist immer in Abhängigkeit von Dominanz zu sehen. Der Rassismus der Weißen diene zur Verfestigung der Dominanz über Schwarze und andere Farbige („PoC“). Bei denen aber könne man nicht von Rassismus reden. So meint Jasemin Shooman, ehemalige Leiterin der Programme des Jüdischen Museums Berlin und künftig Mitglied im Expertenrat gegen Muslimfeindlichkeit, dass die „Deutschenfeindlichkeit“ von Zugewanderten kein Rassismus sei: „Dies zeigt auch der Fall eines Mitglieds des Türkischen Elternbundes Hamburg vom Frühjahr 2017: Der Betreffende war nach der Armenienresolution des Bundestages auf Facebook durch wüste Beleidigungen Deutschlands und der Deutschen als ‚Köterrasse‘ aufgefallen, die sich aus einem aggressiven türkischen Nationalismus speisen.
Die Kritik am Konzept der ‚Deutschenfeindlichkeit‘ als Form des Rassismus soll solche Haltungen nicht verharmlosen. Es ist aber wichtig, im Blick zu behalten, dass diejenigen, von denen diese Angriffe ausgehen, nicht über die gesellschaftliche Macht verfügen, ihre Ressentiments dahingehend durchzusetzen, dass sie die Opfer, die zur Gruppe der Etablierten gehören – in diesem Fall also weiße Deutsche – auf eine untergeordnete soziale Stellung verweisen könnten.“

Nun, von den Nazis und ihrem Antisemitismus hätte man vor 1933 das Gleiche sagen können. Sie stellten sich ja auch als Opfer der herrschenden Juden, ihre spätere Politik als Widerstand gegen das internationale Judentum dar. Und auch im heutigen Deutschland dürfte in bestimmten Milieus und Gegenden die Antwort auf die Frage, wer wen „auf eine untergeordnete soziale Stellung verweisen“ könne, durchaus spannend sein.

Dennoch: den Rassismus der Minderheiten kann ich immerhin als Mittel des Selbstschutzes nachvollziehen, wenn auch weder billigen noch wie Shooman wegdefinieren. In der jüdischen Familie meines Vaters war man in der Zeit vor 1933 der Ansicht, die Deutschen seien als Rasse ein wenig dumm, schon allein deshalb verbiete sich die Ehe mit einem oder einer von ihnen. Freilich wenn die Deutschen dasselbe sagten, und die Nazis sagten es oft, war es antisemitisch gemeint: Wir Deutschen sind ja treudoof, wir lassen uns von den schlauen Juden ausbeuten und unterdrücken. Das aber nur nebenbei.

Wenn Weiße Weiße als Weiße beschimpfen

Wenn aber weiße Frauen nicht nur die Bezeichnung „alter Mann“ als Schimpfwort benutzen, sondern den antiweißen Rassismus der Unterdrückten übernehmen, wird es pervers. Als hätten weiße Frauen, so sehr sie als Frauen unter der Dominanz der Männer egal welcher Hautfarbe gelitten haben, nicht zugleich als Weiße an allen weißen Privilegien teilgehabt! Als würden sie heute nicht daran teilhaben, derart, dass – wie viele Untersuchungen belegen – eine kleine Viktoria in der Schule eher für intelligent und förderungswürdig erachtet wird als das „kleine Kopftuchmädchen“ Aische.  Als sei die Hautfarbe der Kanzlerin, der Kommissionspräsidentin, der CDU- und SPD-, Linken- und Grünen-Vorsitzenden bzw. Ko-Vorsitzenden und anderer Mächtigen ein Zufall, als sei es ein Zufall, dass Greta Thunberg ebenso weiß ist wie Luise-Marie Neubauer.

Manchmal frage ich mich also, bei allem Verständnis für geschichtliche Ironie, ob die junge Frau, die mich so persönlich angriff, nicht einmal Grund haben wird, ihre Verwendung biologischer Kategorien zu bereuen. Dass sie eines Tages alt sein wird, wünsche ich ihr; und ebenfalls, dass es dann nicht als Argument gegen sie verwendet wird. Sie könnte bis dahin auch eine Geschlechtsumwandlung durchgemacht haben. Was hoffentlich auch nicht als Argument gegen sie verwendet wird. Und sie wird, egal was sie tut, eine Weiße bleiben. Dafür kann sie nichts, und dafür sollte sie sich nicht schämen müssen. Ich hoffe jedenfalls, das wird nicht als Argument gegen sie verwendet. Aber sicher ist das nicht.

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103 Gedanken zu “Alter weißer Mann;”

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    wenn ich von einem bürgerlichen mob als alter weisser mann angesprochen werde, dann wäre die einzige alternative antwort alte schwarze bitch , beider abwertungen

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    Derblondehans,
    Sie haben hier vor Jahren mal ein Buch verlinkt, indem es um den (einheitlichen) Kulturkreis Israel, Deutschland und Griechenland ging. Ich finde es aber leider nicht mehr. Hatte damals vergessen mir ein Lesezeichen zu setzen. Können sie mir weiterhelfen?
    Kim

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      … mhm, werte/r ‚Kim‘, wenn Sie mehr Anhaltspunkte hätten?

      Ich versuch‘ ’s; zunächst, so es um Europa, europäische Kultur, geht, Papst Benedikt XVI. im Deutschen Bundestag; … ‚Die Kultur Europas ist aus der Begegnung von Jerusalem, Athen und Rom – aus der Begegnung zwischen dem Gottesglauben Israels, der philosophischen Vernunft der Griechen und dem Rechtsdenken Roms entstanden. Diese dreifache Begegnung bildet die innere Identität Europas. Sie hat im Bewußtsein der Verantwortung des Menschen vor Gott und in der Anerkenntnis der unantastbaren Würde des Menschen, eines jeden Menschen Maßstäbe des Rechts gesetzt, die zu verteidigen uns in unserer historischen Stunde aufgegeben ist.‘

      … und ich erinnere mich – auch – an Max Scheler; ‘Die Ursachen des Deutschenhasses’. (1917)

      Max Scheler

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    Ich werfe das mal hier ab, weil es zum Thema gehört:

    https://letter.wiki/conversation/930

    Geschrieben von https://de.wikipedia.org/wiki/Sarah_Haider

    Die Kernbotschaft:

    „Wokeism has won because it has captured our cultural and sense-making institutions.

    Nearly all our educational, media, and non-profit institutions (including major grant-making organizations) are advancing in one direction. Meanwhile, the hearts and minds of the global elite are almost uniformly supportive of this new secular faith.

    One may object, however, and point out that the majority of Americans are not woke. I believe that this is true. I also believe that it doesn’t matter. When so many of our fundamental institutions are in cult-like consensus, when the richest and most powerful among us routinely display public allegiance to one faith, the preferences of the average American are largely irrelevant. “

    Das nur für die zum Nachdenken, die immer noch (auch hier) bestreiten, dass es sich um eine (aus meiner Sicht tödliche) Bedrohung zweier Kernprinzipien der westlichen Zivilisation handelt, nämlich für Rationalismus und freie Rede. Und dass es dafür irrelevant ist, wie viele Machtpositionen weisse, alte Männer in politisch irrelevanten Bereichen wie Wirtschaft, den Sicherheitskräften oder naturwissenschaftlichen Lehrstühlen noch immer innehaben.

    Persönliche Nachbemerkung: Ich bin von dem Blödsinn nur noch vielleicht 20 Jahre betroffen, wahrscheinlich persönlich nicht wirklich existentiell bedroht und habe keine Kinder. Andernfalls hätte ich mich inzwischen wohl auch schon der radikalen Rechten angeschlossen. Nicht, weil sie in irgendeiner Weise besser ist, nur deshalb, weil wirksamer Widerstand gegen den Kult von unseren Funktionseliten nicht mehr zu erwarten ist (dafür sind die zu müde, machtpragmatisch, faul und ungebildet).

    Gruss,
    Thorsten Haupts

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      ich sehe das sehr ähnlich, auch ähnlich dramatisch, wie Sie. Der „cult like consensus“ ist mit seinem Putzzwang und seinem sehr dummen jakobinismus leider Gottes zu einer opportunisisch ausgenutzten Rückzugsnische für unsere Nomenklatura geworden, in der sich weitestgehend gefahrlos eifern, profilieren und gegen unbeteiligte Dritte – z.B. den „average american“, die ‚deplorables‘, den ‚white trash‘ austeilen lässt. Und letzterer wird wohl kaun der Lage sein, so zu differenzieren, wie wir das noch tun und der Versuchung zu widerstehen z.B. Trump oder die AfD zu wählen. Und genau diese Idioten, wie sie jetzt noch auf Druck der Medien und des Kulturbetriebes z.B. in der AfD gechasst werden, werden dann gebraucht und die Werte in unserer entscheidend Gesellschaft mitbestimmen. Und die Schuld dafür sehe ich allerdings sehr eindeutig bei der Mehrheit unserer eitlen und selbstgefälligen Kultur- und Medienschaffenden, insbesondere im ÖR, die hierzulande von Anfang an die AfD gemobbt haben. Was glauben diese Irren eigentlich? Dass Orban, die PIS und Trump ein Randphänomen wäre? Es ist gut möglich, dass Trump weitermachen kann (gut für die USA, schlecht für Europa) und dann werden hier im linksliberalen Europa die linksliberalen Verschwörungstheorien ins Kraut schießen – sie werden ja jetzt schon bereitgelegt: „Trump wird seine Niederlage nicht akzeptieren“ – nicht wahr? Und in der Folge wird Amerika das Feindbild, dass unsere abgewirtschaftete Elite braucht, um besinnungslos die eigenen Fehler fortzusetzen und die schlimmen Folgen (Abwracken der eigenen Industrie, Schmusekurs mit China) zu vertuschen (seht doch: es geht uns doch immer noch besser, als den Amis). Und wenn dann die EU unten ist – und sie wird ganz unten sein – wen wird das verarschte Volk wohl wählen?
      Ja, ich bin Vater und froh, dass der Sohn ungebundener und polyglotter ist, als ich und sich in Asien gut auskennt.
      Man könnte auch mit Abstand sagen: Auf etwas Schlechtes folgt selten etwas Gutes und der derzeitige öffentliche Konsens ist nicht gut.

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      Tatsächlich erinnert mich die Stimmung allgemein an Jugoslawien Mitte der 80er. Die Zahl der Gläubigen jeder Colour nimmt zu, der Habitus wird unversöhnlicher, die Gedankengänge schrauben sich immer weiter in immer dünnere Bretter und jede Auseinandersetzung wird wie das letzte Gefecht geführt. Hirsi Ali sagte mal, es gäbe ein „right to offend“, davon ist heute nur vulgäre Gossensprache übriggeblieben. Was kommt denn nach liksgrünversifft, welchen Knopf drückt man nach dem Naziknopf? Die woke brigade ist für mich nur ein Punkt, an dem sich etwas kristallisiert, nicht schlechter-besser-zielführender als der unbarmherzige Hype des nächsten Jahres. Spielt es wirklich eine Rolle, ob es um alte weiße Männer, die Klimaapokalypse, den großen Austausch oder den Untergang des Standortes geht? Nach der Krise ist vor der Krise und was ich als tödlich empfinde, ist diese allgemeine Lust an der Krise. Sie wird Gewohnheit und zur Sucht. Es ist mittlerweile wie schlechter Gruppensex, bei dem man sich nicht aus der Mitte winden kann und manchmal auch nicht will. Sie sagen selbst, dass Rationalität abhanden kommt, d.h. es geht nicht um woke – das wird morgen was anderes sein. Wir haben alles so gründlich auseinandergenommen, dass sich der Wunsch nach Gewissheit an den unglaublichsten Stellen Bahn bricht.

      „At its core, this ideology is a delegitimization project“
      Ja, nicht nur dieses Projekt. In den 90ern wurde der Friedensbewegung nicht nur widersprochen (meiner Meinung nach zurecht – Schwachköpfe), sie wurde im Irakkrieg schlicht aus dem Diskurs ausgeschlossen. Tichy & Co hatten Vorgänger. Gegen den antisemitischen BDS (kein Zweifel daran), in Deutschland nicht mal eine Sekte, fassen deutsche Provinzstädte Resolutionen und schließen sie aus dem öffentlichen Raum aus. Es reicht nicht nur gegen sie zu sein, man muss sie verhindern, unmöglich machen, demütigen und ausradieren. Die Linke wurde vor 20 Jahren mit Stalinismus gleichgesetzt und erlebte ein mediales Teppichbombardement, ja, wie heute die Rechtsausleger: Das sind nur die Dinge, an denen ich beteiligt war und die ich gutgeheißen habe. Wir leben in der Welt, an der wir selbst mit gebaut haben. Es gibt auch schlechtere. Überprüfen Sie an sich selbst, an welchen Stellen Sie die Schraube überdreht haben, weil Sie es gut meinten und an welchen Stellen Sie selbst dem gegenüber nicht nur widersprochen, sondern ihn selbst als Person delegitimiert haben, als Ihnen Geduld einfach zu doof war und Sie den Stich unbedingt machen wollten. Dann wird sich die Frage, ob ein weiteres Drehen an der Schraube für Sie persönlich Sinn macht von selbst beantworten, zumindest hat es das für mich. Ich habe eine gebügelte Gelbe Weste im Schrank, als Migrant habe ich manche Ventile nicht.
      PS: Die Druckerpresse hat uns 200 Jahre Konfessionskrieg eingebracht. Was kann mit dem Internet da schon schiefgehen? Digital first, Bedenken second.

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        „Bürger, auf die Barrikaden! Wir dürfen nicht zulassen, daß alles weiter bergab geht, hilflose Politiker das Land verrotten lassen. Alle Deutschen sollten unsere Leipziger Landsleute als Vorbilder entdecken, sich ihre Parole des Herbstes vor dreizehn Jahren zu eigen machen: Wir sind das Volk!“ – Arnulf Baring in der FAZ vom 19. November 2002.

        Daran erinnere ich mich zwischendurch, wenn ich denke, jetzt müsste unbedingt was passieren, weil ich es nicht aushalte. Baring war bestimmt ein klügerer Kopf als ich. Der meinte das, am Vorabend der größten finanziellen Bonanza, die seine Peergroup in der Geschichte der Bundesrepublik erlebt hat.

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        ..ist wohl so mit der Eskalation, Stevanovic, aber ich hatte mich an dem Linken-Bashing der 90er nicht beteiligt. Im Gegenteil. Warum sollte ich also das in eine Gerechtigkeitsabwägung einbeziehen und verständnisvoll reagieren, statt Stellung gegen diese gegenwärtigen eitlen selbstgefälligen Jakobiner*innen zu beziehen. Da die mich sehr wahrscheinlich sowieso, als „rechtsoffen“, „strukturellen Rassisten“, „Covidioten“, „alten weißen Privilegienmann“, „Klimaleugner“, „Sexisten“ usw. usf. einordnen werden, hat man sich schlichtweg nichts mehr zu sagen, denn sie (nicht Sie) sind es ja, die den Diskurs verweigern. Es bleibt Verachtung und Ekel voreinander. Das ist auch nicht weiter schlimm, aber sie (nicht Sie) sollen mich in Ruhe lassen. Ich will deren Vorhaben nicht mitfinanzieren und deren Giftmüll und Propaganda nicht im öffentlich rechtlichen ‚Info‘-Radio dauernd hören müssen, wenn ich mich mal wieder bemühe, inländische Befindlichkeiten zur Kenntnis zu nehmen, um nicht das Gefühl zu haben, nur noch in einer Blase zu existieren.

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        „… und an welchen Stellen Sie selbst dem gegenüber nicht nur widersprochen, sondern ihn selbst als Person delegitimiert haben …“

        Mit Ausnahme von Rechtsextremisten – damals noch im Usenet – nie! Das macht für mich einen der entscheidenden Unterschiede aus – ich konnte mich in den späten achtzigern und frühen neunzigern mit Linken verbal heftig prügeln und wir konnten trotzdem bei Gelegenheit gemeinsam ein Bierchen zischen. Das galt sogar für einige Herrschaften des MSB Spartakus.

        Weshalb mir die heutige Polarisierung ungesund vorkommt – mit ihr vereinnahmt Politik die gesamte Person und das hat Sektencharacter. Und sie wird von beiden Flügeln aus gleichermassen energisch betrieben. „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns“ war und bleibt das Rezept für ein Desaster …

        „… dass sich der Wunsch nach Gewissheit an den unglaublichsten Stellen Bahn bricht. “

        Ja. Ich glaube (als entschieden rationaler Agnostiker) seit vielen Jahren, dass die Mehrheit von Menschen Haltesäulen braucht. Und in der Beziehung war der erfolgreich gewonnene Kampf gegen die katholische Kirche ein Fehler – deren Dogmen sind alles in allem vermutlich rationaler, als die der modernen Sekten. Mindestens aber durchdachter :-).

        Gruss,
        Thorsten Haupts

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    In Afrika blockieren alte, sture schwarze Männer die Bekämpfung der Fluchtursachen = Perspektivlosigkeit der jungen Menschen dort. In Brasilien ist es ein Faschist, dem die natürliche Lebensgrundlage der Menschheit völlig egal ist. In den USA repräsentiert der alte, weiße und dumme Egozentriker Trump eine schon in den 1950er Jahren angelegte Verkrustung dieser einst vitalen Demokratie, aber die Verfassung ist nun über 200 Jahre alt und in dieser autokratischen Form nicht mehr offen für Pragmatismus. Sie ermöglicht Blockaden. In Europa haben wir viele positiven Beispiele, aber auch ein paar Exemplare, welche nicht weiter denken wollen und einen nationalistischen/diktatorischen Stil etablieren. Aber es ist nicht die Hautfarbe, auch nicht das Alter. Wer herausfinden will, wieso wir gerade einen Scherbenhaufen betrachten müssen, wird mit Identitätspolitik (alt, weiß oder jung, schwarz, männlich /weiblich) nicht weiterkommen.

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      M.F.: ‚In den USA repräsentiert der alte, weiße und dumme Egozentriker Trump eine schon in den 1950er Jahren angelegte Verkrustung dieser einst vitalen Demokratie, aber die Verfassung ist nun über 200 Jahre alt und in dieser autokratischen Form nicht mehr offen für Pragmatismus.‘

      … nun, ja, werte Fr. M.F., frei nach Schillers Gallenstein; spät kommt sie, die Wahrheit – Doch sie kommt! Der weite Weg, entschuldigt ihr Säumen. 😉

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    … und es passt zum Thema. Auf dem youtube-channel von Mathias Matussek das Denunzianten-Rodeo – ‚Dokumentieren gegen Rechts, Verbindungen und Vernetzungen‘ – angeschaut. U.a.; wer in der ‚BRD‘ mittlerweile den ‚Abtreibungsgegner*innen, antifeministischen Gruppierungen, „neuen“ Rechten, alten Nazis‘, usw., zugerechnet wird – das macht fassungslos. (Übrigens, unter Personen mit dem Buchstaben ‚F‘, ist auch eine ‚Monika Frommel‘.)

    … tja, Freunde. Wann ist es soweit?

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      Schlimm das alles. Da gibt´s tatsächlich doofe Artikel, dumme Radiobeiträge oder dämliche Fernsehsendungen, in denen Abtreibungsgegner oder Antifeminist öffentlich genannt werden. Der Antifeministencaust steht drohend vor der Haustür.

      Falls hier wer Einschlägiges mitliest – nehmt mich bitte auf. Mir fehlt die entweder verkalkte oder vorgeschobene Furcht vor der nächsten Diktatur vollständig, also macht hinne!

      DBH – die fleischgewordene Warnung vor Altersverkalkung.

      Amüsierte Grüsse,
      Thorsten Haupts

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        T.H.: ‚Mir fehlt die entweder verkalkte oder vorgeschobene Furcht vor der nächsten Diktatur vollständig, also macht hinne!‘

        … von ‚der nächsten Diktatur‘ habe ich nicht geschrieben, werter T.H., … nicht das erste Mal, dass Ihnen ‚was fehlt. Ich werde für Sie beten.

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    Der Selbsthass der Weißen ist fester Bestandteil der westlichen Gesellschaften geworden. Auch weiße Männer äußern sich verächtlich über Weiße. Es wird uns Weißen auch ja täglich eingehämmert, was für eine minderwertige Rasse wir sind, die die schrecklichsten Verbrechen der Geschichte vollbracht hat: Vom Kolonialismus bis zum Holocaust.

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        Das haben ausnahmslos alle anderen auch, ist also „nur“ eine Menschheitskonstante. Und da ich ein grosser Freund von Kopieren bin und anderen beim Ausprobieren gerne den Vortritt lasse, schliesse ich mich beim Schämen genau dann an, wenn viele andere erfolgreich vorgemacht haben.

        Bis dahin beshränkt sich meine Scham auf die Dinge, die ich selber (mit)verantworte und die zum Zeitpunkt dieser Verantwortung offenkundig falsch waren.

        Gruss,
        Thorsaten Haupts

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        Lieber Thorsten Haupts, es gibt das schöne deutsche Sprichwort, ein jeder kehre vor der eigenen Türe. Sie mögen das für altmodisch halten, ich halte es für eine sehr gesunde Regel.
        Im bewegenden Gedicht „O Deutschland, bleiche Mutter“, formulierte sie Bertolt Brecht so:
        „Mögen andere von ihrer Schande sprechen,
        Ich spreche
        Von der meinen.“

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        Sie werden aber auch nicht bestreiten wollen, dass „die Weißen“ in der Geschichte auch viel Gutes gewollt und getan und maßgeblich die Welt aufgebaut haben, die wir heute kennen.

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      Lieber Herr Posener, Sie sprachen ausdrücklich von „schämen“. Und da muss ich passsen – ich habe aktuell nichts, für das ich mich schämen müsste. Ein jeder kehre vor seiner eigenen Tür ist völlig in Ordnung – aber vor meiner spezifischen Tür liegen keine grösseren Menschenrechtsverletzungen?

      Gruss,
      Thorsten Haupts

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        D’accord. Freilich wenn man stolz sein will auf die Leistungen der Vorfahren, und warum sollte man das nicht sein, dann muss man sich auch ihrer Verbrechen schämen. Will sagen, das ganze Deutschland soll es sein.

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        J. Fischer, der „Risiko Deutschland“-Schreiber, DeutschlandAG-Zerschlager, Belgrad-Bomber und Stiefelputzer der Frau Albright?

        Daß Sie, H. Posener, so jemanden loben, wirft ein bezeichnendes Licht auf Sie und auf Ihre ach so tolle Generation, welche, wie Joseph Joffe so richtig sagte, die eigene Spätpubertät für das wichtigste Ereignis der Weltgeschichte hält. Ich möchte noch hinzufügen: „was sich bis heute nicht geändert hat.“

        Zum Fremdschämen. Wahrhaftig.

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    Sehr geehrter Herr Posener,
    die Farbe „weiss“ ist uebrigens gar keine. „Weiss“ als Farbe ist die Summe aller Farben, steht also, falls Sie philosophieren wollen, fuer alles. Psychologisch ist die Farbe „weiss“ mit den Begriffen Vitalitaet und Lebenslust verbunden. Und die Bedeutung von „alt“ ist relativ, weil die Bedeutung des Wortes sich aus einem Vergleich im Kontext ergibt.
    Ein „alter weißer Mann“ waere danach voller Vitalitaet und Lebensfreude, reflektiert einfach alles und ist im Vergleich zu den Alpen jung. Glueckwunsch!
    Fuer mich ist „alter weißer Mann „ ein Lob, denn die, die das sagen, haben das Leben noch vor sich, aber ich weiß schon, was da auf die, die dies sagen, wartet.

    Uebrigens, weil wir ja in etwa gleich alt sind: Meine deutsche Mutter hat die Reihenfolge, auf was bei Frauen zu achten sei, mit den Zaehnen begonnen, dann folgten die Augen, das Heck, der Bug, … und ganz zum Schluss etwas, was ich erst viel spaeter verstanden habe, weil ich die Uebersetzung von „… was an den Fuessen haben“ ausserhalb einer moeglichen medizinischen Betrachtung nicht einordnen konnte.

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    Frau Dr. Schooman schreibt:
    „Der Umstand, dass „deutschenfeindliches“ Mobbing in erster Linie aus Schulen berichtet wurde, die von sozial benachteiligten Schüler*innen besucht werden, deutet zudem darauf hin, dass bei der Analyse die Dimension „Klasse“ bzw. soziale Schicht in den Fokus rücken sollte, statt das Phänomen zu einem „kulturellen Wesenszug“ der problematisierten Gruppe umzuinterpretieren und damit die strukturelle Ausgrenzung dieser Gruppe letztendlich fortzuschreiben.“
    Das ist keine Stellungnahme der CDU-Sachsen zur rechten Subkultur. Das schreibt Frau Dr. Schooman.

    Dann folgert sie aber:

    „Es ist aber wichtig, im Blick zu behalten, dass diejenigen, von denen diese Angriffe ausgehen, nicht über die gesellschaftliche Macht verfügen, ihre Ressentiments dahingehend durchzusetzen, dass sie die Opfer, die zur Gruppe der Etablierten gehören – in diesem Fall also weiße Deutsche – auf eine untergeordnete soziale Stellung verweisen könnten. Diese Machtasymmetrie zeigt sich unter anderem darin, dass, im Unterschied zu rassistischen Annahmen, „deutschenfeindliche“ Positionen nicht in Talkshows des öffentlich-rechtlichen Fernsehens verhandelt werden und „deutschenfeindliche“ Bücher nicht in renommierten Verlagen erscheinen und sich zu Bestsellern entwickeln. Minderheitenangehörige, die „deutschenfeindliche“ Vorurteile hegen und artikulieren, verfügen aufgrund der strukturellen Machtasymmetrie also über keine Diskursmacht, die die Etablierten – also Angehörige der Mehrheitsgesellschaft – in ihrer sozialen Stellung gefährden und durch die Stigmatisierung zu ihrer gesellschaftlichen Marginalisierung führen könnte.“

    Also doch nicht. War oben noch die soziale Frage vor Ort die Erklärung, ist sie es plötzlich unten nicht mehr. Die hauen ja nicht einfach Deutschen ein paar, die hauen armen Deutschen ein paar. Die herzlichst wenig Einfluss auf Diskurse haben, von ihnen nicht profitieren, sondern selbst eine Minderheit sind und auch nur deswegen eine aufs Maul bekommen. Und so verstehe ich das, was Frau Dr. Schooman schreibt, nicht als Beschreibung oder Erklärung einer sozialen Realität, sondern als einen Beitrag für die akademische Mittelschichtblase, in der es eben ankommt, ob man Zugang zu Medien hat, so beschreibt sie ja die Macht der Mehrheitsgesellschaft. Sie vereinnahmt eine Schicht, zu der sie selbst nicht gehört und redet zu einer Schicht, zu der die Opfer der Schulschläger nicht gehören. Ich will nicht Küchenpsychologisieren, aber dass ihr Sarrazin und Maischberger wichtig sind, um fest zu stellen, ob es wirklich Rassismus ist, wenn auf dem Schulhof nur eine Hautfarbe eine aufs Maul bekommt, zeigt doch, dass es um Deutungshoheit in einer ganz anderen Peergroup geht. Das ist nicht Links. Das ist Kampf eines Akademikers um seinen Platz in der Meinungsmaschine des Viktimisierungsdiskurses.

    „Daneben gibt es noch andere Ursachen, und zweifellos existieren in bestimmten migrantischen Milieus abwertende Ansichten über einen vermeintlich „dekadenten Westen“ oder auch Ressentiments gegenüber Deutschen.“ – Das ist die lässigste Marginalisierung von Lebenswirklichkeiten, zB nationalchauvinistischer Albaner oder türkischer Grauer Wölfe, die ich seit längerem gelesen habe. Der Migrant als weißes Blatt Papier, auf dem die Mehrheitsgesellschaft nur in Schön schreiben muss. Klingt nach dem edlen Wilden und im Kern ist es ja auch nichts anderes.

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      „Das ist nicht Links. Das ist Kampf eines Akademikers um seinen Platz in der Meinungsmaschine des Viktimisierungsdiskurses.“
      Ja, Stevanovic – und das kommt mir sehr bekannt vor, wenn man „Viktimisierungsdiskurs“ durch ‚Profilneurose‘ ersetzt. Ich erinnere mich, dass vor ca. 30 jahren der Begriff ‚Leitfossil‘ nicht im eigentlichen archäologischen Sinne gebraucht wurde, sondern gemeint waren alte weiße Männer, meist C4 Professoren, die die grobe Richtung dessen, was relevant zu sein hat – heute würde man sagen: den Diskursrahmen – vorgaben. Und wir, selbstverständlich hoch profilneurotischen Jungwissenschaftler, eiferten, was das Zeug hielt, die Leitthese zu unterfüttern und zu bestätigen. Das so aufgebaute Geschäftsmodell für die eigene Karriere stellt niemand so schnell in Frage. Wenn heute die Leitfossile feministisch und weiblich sind und das gleiche machen, bin ich mir nicht so sicher, ob das wirklich Emanzipation oder nicht doch nur das Nacheifern hinter – ähem. – männlichen Rollenvorbildern ist. ich würde sagen, es ist jedenfalls eine strukturelle Krise der Wissenschaft, in der nach der reinsten, glänzesten Haltung geeifert wird, statt nach der Wahrheit, wie sich das gehören würde. Die Folgen sind bekannt: Ein stetes Kreisen um sich selber in der eigenen Blase (wenn’s wenigstens nur der Elfenbeiturm wäre) und alle 5 bis 10 Jahre eine neue Apokalypse. Hätte ich noch meine linken Reflexe, würde ich sagen: Gebt den Leuten unbefristete Stellen, aber mittlerweile glaube ich, die Gründe für diesen frivolen Opportunismus liegen tiefer. Ich vermute, es hat z.B. etwas mit der Begeisterung für den ‚edlen Wilden‘ zu tun. Oder mit der Rolle, die der SS-Offizier in dem Film ‚Das Leben ist Schön‘ einnimmt, der sich mit einem KZ-Häftling anfreundet, weil der ihm bei einem Rätsel oder beim Schach (ich weiß es nicht mehr) hilft. Aber es ist nur meine natürlich völlig irrationale Ahnung über (auch!) sehr deutsche Befindlichkeiten.

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        Lieber KJN, ich lese die sezession und den Jacobite, achgut und die nachdenkseiten. KenFM und tichys Einblick selten, pi-news und bild schon öfter, weil flacher. Fast jeder Autor dieser Publikationen ist überzeugt, zu der seltenen und bedrohten Spezies der Durchblicker zu gehören, findet seine Witzchen über die Gegenseite für besonders geistreich, hält sich für tolerant und für den einzigen Besitzer des gesunden Menschenverstandes. Wer abweicht, wird niederkartätscht und wo man Lobby hat, macht man realen Druck und cancel culture, wo es nur geht. Klar, cancel culture ist es nur bei den anderen. Die alten Männer sind ganz vorne mit dabei und unterscheiden sich von den Gören nicht im Geringsten. Sie heulen vielleicht herzzerreißender. Das Innere dieser Gruppen bevölkern stromlinienförmige Schmeißfliegen, auf die die eigenen Schmeißfliegen losgeschickt werden, um sie als Schmeißfliegen zu entlarven. Da hängen überall Karieren dran. Sei es in den Instituten, Sozialvereinen und NGOs oder Parteien, Think Tanks und sämtlicher Publikationen. Wenn Sie als Beobachter das Gefühl haben, die eine Seite sei ganz besonders schlimm, dann haben Sie sich mit der anderen nur nicht genug beschäftigt. Ich weiß auch, dass die Welt schon vor 30 Jahren so war, wie Sie eben das Institut beschreiben, früher war es nicht besser, davor vielleicht schlimmer. Zum Thema cancel culture aka so was gehört sich nicht aka früher war das Reden freier: https://bildblog.de/2251/der-grosse-selbstbetrug-von-kai-diekmann/. Lassen wir doch den „Menschen mit Uterus“ ihre Netzwerke, ihr Gelaber, ihre Karrierepfade und auch ihre Fehler. Hier zur Erinnerung ein paar echte Kerle https://www.youtube.com/watch?v=jPmyIT_wphU und wenn Sie aus dem Fenster schauen, sehen Sie, was daraus geworden ist. Warum sollte es einer Stokowski oder Frau Dr Schooman anders ergehen?

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        Lieber Stevanovic, es wäre mir überraschend neu, wenn ‚Sezession‘, ‚Achse‘, Tichys Einblick‘, ‚Nachdenkseiten‘ usw. Staatsknete oder Steuernachlässe aufgrund von ‚Gemeinnützigkeit erhalten würden – ganz im Gegensatz zum zwangsgebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Grünfunk, den Unis oder den diversen NGOs, wie die Antonio-Stiftung oder dieser Abmahnverein ‚Deutsche Umwelthilfe‘. In meinen Augen ist das alles längst eine grüne Ablass-Epressungs-Mafia. Und: Ich habe zwar geschrieben, dass auch der Wissenschaftsbetrieb früher opportunistisch war (meine Güte, junge Leute mit jungen Familien, die ernährt werden wollen, was auch damals schon die Gefahr von sich irrenden Wissenschaftler-Mehrheiten barg), aber zumindest die Leitfossilien waren durchaus ‚divers‘ (im Sinne von sich widersprechenden Lehrmeinungen) – jedenfalls in meinem Bereich, was bisweilen den Blick über den Tellerand eröffnete bei dem sich selbständige Forscherpersönlichkeiten entwickeln konnten, die auch schon mal einem Diskurs standhielten. Heute gibt’s an den Unis Schutzräume (in Echt) vor anderen Meinungen.
        Was für ein Unterschied zu den „echten Kerlen“ von 1968, die Sie zitieren und deren Risikobereitschaft, ja ganze Persönlichkeit diametral zum heutigen grün-diversen Biedermeier steht.
        Mag tatsächlich sein, dass Löwen, sobald sie in eine Institution marschieren zum Bettvorleger mutieren, aber sie nehmen dabei eine Menge Geld mit, auch meines. Und ein Vielfaches wird es uns alle kosten, die ganze Fake-Wissenschaft, die dabei entsteht, wieder abzuwickeln. Und ich würde diese Idiot*innen einfach gerne abwählen und es besteht dazu keine für mich gangbare Möglichkeit. Dass da für jedes irgendwie identifizierbare kleinere Übel gestimmt wird, können Sie sich vielleicht vorstellen.

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        Ich könnte auch sagen, Stevanovic: „Unter den Talaren, der Muff von 1000 Jahren“ (es waren nur 52, seit 1968, aber ich stelle vermehrt fest, da ist viel schon x mal da gewesenes dabei). Es ist wie bei der derzeitigen Corona-Dramaturgie von Lauterbach, Drosten & Co: Zuviel in gleiche Horn gestoßen macht Tinnitus und man hält sich die Ohren zu. Als ich heute abend im Auto DLF hörte und eine Soziologin o.Ä. fing an mit „Polizist*innen of Color…“ habe ich abgeschaltet. Es ist für mich sicher auch eine Frage der Ästhetik und auf Arbeiter-Theater und V-Effekt stand ich noch nie so richtig. Es ist insgesamt öde geworden, überhaupt keine ‚Golden 20‘ in Sichtweite.. (Wir hören und spielen heute noch ‚The Beatles‘.. das sagt doch eigentlich alles.)

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        Ich vergaß noch, auf Alan Poseners Kommentar bei Welt-Online einzugehen: Finde ich uneingeschränkt gut, Kai Diekmann und seine klebrige ‚BILD‘-Zeitung vorzuführen und die Sperrung des Kommentars spricht für einen Volltreffer – chapeau! (auch der Umgang mit einem Standbein des eigenen Arbeitgebers bzw. der Courage dazu)
        Nur: Mir ist die ‚BILD‘, die sich wahrhaft als ‚Medium‘ zur Verfügung stellt, jedem, aber auch jedem die Möglichkeit zu bieten, sich intellektuell über sie zu erheben und sich dadurch wenigstens ein wenig zu emanzipieren, mittlerweile 1000x lieber, als diese Seriösität heischenden Gymnasiallehrerblätter a la ‚ZEIT‘, ‚Süddeutsche‘ oder die Öffentlich-Rechtlichen, die die einzig wahre Weltsicht auf Trump, den Klimawandel, den Kapitalismus und Gut und Böse überhaupt verkörpern. ‚BILD‘ ist – so gesehen und so sehe ich es – ein viel demokratischeres Medium. Und Wichsvorlage? Nun – da hat sie, so befürchte ich, ihr Alleinstellungsmekmal wohl eingebüßt..

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        Lieber KJN, ganz ehrlich: Ob ich irgendwelche Aktivisten über überteuerte Produkte ihrer Spender finanziere oder mit Steuergeldern fördere, ist mir unterm Strich Wurst. Das Geld ist nicht mehr bei mir und ich werde auch nicht gefragt. In beiden Fällen nicht. Das Unbehagen an der staatlichen Förderung entsteht, weil der Staat ein paar gewichtige Quellen mehr hat, aber da haben wir auch den Föderalismus und die Subsidiarität, checks und balances, es ist nicht so, dass jeder Spinner mit Mandat unbegrenzten Zugang zur Staatsschatulle hat. Nur so als Überlegung: Wirklich jede Opposition wirft der Regierung Klientelpolitik und Geldverschwendung vor und spricht von Systemversagen, wenn die Regierung sich anschickt, ihr Programm umzusetzen. Wenn die Regierung Merkel (die ich nicht gewählt habe) Geld für Unsinn ausgibt (würde hier den Rahmen sprengen), dann nehme ich das zähneknirschend hin. Ich habe die Opposition gewählt, klar passiert nicht das, was ich mir vorstelle. Die Systemfrage stellt sich mir nicht (haben Sie auch nicht gemacht, ich überlege nur laut), das meine ich, sein Schicksal als beta Männchen anzunehmen. Murdock, Soros und Gates haben da ganz andere Möglichkeiten. Ich sehe die Förderung von Vereinen und Initiativen durch den Staat generell kritisch, das riecht nach gelenkter Demokratie (Antonio Stiftung) und Outsourcing (facebook), hat seit den katholischen Kindergärten aber auch eine lange Tradition. Die Entscheider kann ich aber abwählen. Murdock, Soros und Gates nicht, die bezahlen ihre Aktivitäten aber genauso mit Geld aus meiner Tasche. Wir werden nie ein Glasfasernetz bekommen, solange im Verkehrsministerium ein CSUler sitzt (Kupferkabellobby), ob rein privatwirtschaftliche Kriterien immer die effektiveren sind, wage ich zu bezweifeln. Linksversiffte machen Linksversiffte Politik, Schwarze machen Schwarze Politik und Merkel macht ihre, dafür gehen wir ja wählen. Das System in Frage stellen, weil einem die Politik nicht passt, ist keine demokratische Gesinnung. Auch nicht, wenn ein Trump Präsident ist oder Chebli Staatssekretärin. Manchmal steht man auf der Seite der Verlierer und kann nur meckern, was wir ja gerade tun. Ich habe bei dem idw-europe.org unterschrieben. Auch eine heiß gelaufene Zivilgesellschaft kann Demokratie kaputt machen und es gibt Wiederstand.

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        Lieber Stevanovic, ich habe diese Petition auch gerade unterschrieben, danke für den Hinweis. Es gab vor einigen Tagen auf achgut/indubio eine Diskussion darüber und die Feststellung „jeder spricht für sich selbst“ gibt auch uns Beta-Männchen den richtigen Hinweis, innezuhalten, um nicht in diesem Meer aus Aktivisten und Aktivismus mental unterzugehen. Das mit der „heißgelaufenen Zivilgesellschaft, die die Demokratie gefährdet“ haben Sie gut beschrieben. Sie wird über alles erträgliche anmaßend und – um das moderne Wort mal zu gebrauchen – übergriffig.

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        -Ob ich irgendwelche Aktivisten über überteuerte Produkte ihrer Spender finanziere oder mit Steuergeldern fördere, ist mir unterm Strich Wurst. Das Geld ist nicht mehr bei mir und ich werde auch nicht gefragt. In beiden Fällen nicht.-

        Werter Stefanovic, bei Steuern und Zwangsgebühren haben Sie nicht die Wahl, sondern kommen in den Knast, wenn Sie die ungewollte Schundware und deren Macher nicht bezahlen.

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    Ich bin ja vor allem überrascht über Ihre Mutter, Herr Posener. Die Äußerung scheint mir höchst unmütterlich und hat offenbar bei Ihnen auch einen entsprechenden Eindruck hinterlassen. Man sollte gar nicht erst anfangen darüber nachzudenken, was sie bedeuten könnte.
    Jedenfalls finde ich, dass bei Beschimpfungen – sofern „Alter weißer Mann“ nur eine Beschimpfung ist (was ich nicht glaube) – es nicht darauf ankommt, was da gesagt wird. Wenn ich jemanden als „Arsch“ bezeichne, ist es wenig sinnvoll, über die semantischen Zusammenhänge der Person mit typischen menschlichen Hinterteilen nachzudenken. Bei Beschimpfungen ist es reine Geschmackssache, ob ich jemanden Arsch, Wichser, Penner, Idiot oder Vollhorst nenne.
    Beim „alten weißen Mann“ wird aber etwas anderes ausgesagt, deshalb ist es auch keine reine Beschimpfung, sondern mehr, eine Zuschreibung von Eigenschaften. Weniger, weiß, alt und männlich zu sein (das auch), aber vor allem privilegiert, rückwärtsgewandt, autoritativ usw. zu sein. Und da stellt sich dann – anders als bei alt/weiß/männlich – die Frage, ob diese metaphorisch gemeinten Eigenschaften zutreffen.

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      Bitte, lieber RZ: Wer mich rückwärtsgewandt findet (wenn das eine Kritik sein soll), die soll das sagen. Wer meint, dass ich unverdiente Privilegien verteidige, die soll das sagen (und belegen). Wer mich „autoritativ“ (meinen Sie nicht „autoritär“?) findet, soll das sagen. Und so weiter. Und nicht diese Eigenschaften biologistisch umschwurbeln.
      Um ein anderes Beispiel zu nehmen: In der europäischen Geistesgeschichte gilt das Adjektiv „jüdisch“ für eine bestimmte Art des Denkens: buchgläubig, starr, pingelig. Dementsprechend konnte durchaus ein Nichtjude „jüdisch“ denken. Doch die biologistisch-kulturalistische Bindung der kritisierten Eigenschaften führt im Rückschluss dazu, dass „dem Juden“ das entsprechende Denken unterstellt wird. So heißt es in den „12 Thesen wider den undeutschen Geist“ von 1933: „Der Jude kann nur jüdisch denken. Schreibt er deutsch, dann lügt er. Der Deutsche, der deutsch schreibt, aber undeutsch denkt, ist ein Verräter.“
      Wehret den Anfängen heißt für mich auch, sich gegen den Biologismus und Kulturalismus wehren.

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        Autoritativ – ja, ich meinte „autoritär“. Die Bedeutung der Metapher „alter weißer Mann“ umfasst nach meinem Verständnis autoritär, rückwärtsgewandt und solche Dinge. Um die geht es eigentlich. Daher sollte man in erster Linie über die Zuweisung dieser Eigenschaften nachdenken bzw. eine Begründung für diese Zuschreibung einfordern.

        Es handelt sich in der Tat um eine biologistische Metapher (ihre Trägerworte alt/weiß/männlich sind biologische Eigenschaften). Und es stimmt, dass mit dieser metaphorisch-uneigentlichen Sprechweise die Gefahr entsteht, dass man allen alten weißen Männern pauschal die metaphorischen Eigenschaften (autoritär/rückwärtsgewandt usw.) zuweist. So ähnlich wie das auch der Metapher „jüdisch“ war. Allerdings glaube ich nicht, dass die alten weißen Männer von heute einem ernsthaften, gefährlichen Ressentiment ausgesetzt sind, so wie die Juden es waren und zum Teil noch sind. Und dies ist dann doch ein Unterschied.

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        …damit das nicht so abstrakt bleibt, könnte man außer über alte weiße Männer auch z.B. über Ostfriesenwitze, „Ossis“, „die Bayern“ oder „die Preißn die man bescheißn muss“ und wen es da sonst noch alles gibt, nachdenken. Es müssen ja nicht immer die Juden sein. Das sind auch alles mehr oder weniger biologistisch-kulturalistische, metaphorische Pauschalbegriffe. Jeder Ostfriese, jeder aus dem Osten, jeder Saupreiß in Bayern oder Bayer bzw. Schwabe in Preußen kann von der herabsetzenden Wirkung vermutlich ein Liedchen singen. Das ist bestimmt ziemlich belastend für die Betroffenden. Aber andererseits – was wäre das Leben ohne schadenfrohe Vorurteile?

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        Also jedenfalls erleiden die „alten weißen Männer“ – zu denen ich mich langsam auch zählen muss – durch dieses neuartige Ressentiment soweit ich sehe erstmalig ein vergleichbares Schicksal wie hundert andere soziale Gruppen. Das ist nicht schön, meinetwegen ist es sogar gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Aber man darf nicht aus den Augen verlieren, dass die „alten weißen Männer“ – so ungern man sich selbst als solchen bezeichnen lassen will – auf der ganzen Welt und auch in unserer Gesellschaft nach wie vor überproportional die Fäden und das Geld verwalten. Was sie – oder uns – im Gegensatz zu anderen Gruppen, über die sonst so gelästert wird, für dieses ungewohnte Unrecht entschädigen dürfte.

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        Viele „alte weiße Männer“ bei uns, ob sie nun Joschka Fischer oder Thomas Schmid oder Alan Posener heißen, haben einen Großteil ihres Lebens damit zugebracht, gegen diese Privilegierung und für das, was sie die Sache der PoC, der Frauen, der Machtlosen hielten, zu kämpfen.

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        …noch ein Gedanke, der Ihnen mehr entgegenkommen dürfte: Das Problem an der Metapher „Alter weißer Mann“ ist weniger die Despektierlichkeit gegenüber den verachteten alten weißen Männern als das Schubladendenken, das einer echten inhaltlichen Auseinandersetzung im Wege steht. Normalerwesie redet man über irgendein konkretes Problem – ich weiß nicht welches das bei Ihrer Twitterunterhaltung war. Und plötzlich kommt des Menschen Mustererkennung zum Einsatz und man hört: „Ah da habe wirs! So-und-so, kennwa, hamwa alles schon xmal gehört! Das übliche: ein alter weißer Mann!“ Aber verstanden ist nichts. Diese Gedankenvermeidungsstrategie durch das aufgeklebte Label steht der Auseinandersetzung und dem Erkenntnisgewinn im Weg und das ist das wirklich Ärgerliche.

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        Ja. Geht natürlich Juden und Muslimen und Schwarzen – und Frauen – in bestimmten Situationen auch so.

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        Der „alte weiße Mann“ ist aber trotzdem noch nicht ganz zu einem Opfer von Rassismus geworden. Unter dem Ressentiment, zu „alten weißen Männern“ gerechnet zu werden, zu leiden, das ist in vielen Fällen ungerecht, ja auch empörend. Womöglich sogar schmerzhaft. In seelischer Hinsicht. Und trotzdem will mir scheinen, dass man als „Ossi“ oder sogar als „Schwabe“ in Berlin konkreterem Unbill ausgesetzt ist. Daher habe ich Bedenken, dieses Ressentiment neben das des Rassismus und Antisemitismus zu setzen. Gerade wegen der angesprochenen Trivialisierung. Und wie gesagt: Ich selber gehöre allmählich ebenfalls zum Club der alten weißen Männer. Man hat mir das bisher zwar noch nicht direkt bescheinigt, aber gefühlt ist es schon seit langem so. Vielleicht könnte man daher von einer gefühlten Viktimisierung sprechen.

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        …halt, mir wurde es durchaus schon häufiger bescheinigt: von meinen Töchtern, die sich gerne über meine ältliche Art mokieren und mir bescheinigen, ein alter Mann zu sein (auf das „weiß“ verzichten sie, weil das überflüssig wäre). Und damit meinen sie nicht nur Rückenschmerzen und roboterhafte Gangart oder sowas, sondern z.B. meinen Humor, das, was ich lustig finde (wenn ich lache, bin ich meist der einzige). Aber ich freue mich sehr, wenn sie das sagen. Das wäre sicher anders, wenn ich es auf Twitter von einer Unbekannten lesen müsste, die sich auf diese Weise argumentativ behilft. Insofern haben Sie am Ende also nicht nur meine Bedenken, sondern auch mein Mitgefühl und meine Solidarität.

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        Also, lieber RZ, wenn Sie den Artikel aufmerksam lesen, dann müsste Ihnen klar sein, dass ich mich weder als Opfer fühle noch beleidigt bin. Da ich ordentlich austeile, kann ich auch einstecken. Der ganze Tenor meines Essays ist eher der: ich kann nachvollziehen, was gemeint ist, und ich bin in der Lage, es mit Humor zu nehmen, aber ich warne vor Biologisierung, egal in welcher Form.
        Übrigens halte ich es weder für möglich noch eigentlich wünschenswert, dass wir alle ohne Abneigungen gegen bestimmte Personengruppen durchs Leben gehen. Ich sagte früher gern: „Ich bin kein Rassist, außer bei Schotten, Iren und Walisern.“ Ein Vorurteil, das ich von meiner Mutter hatte. Hinzufügen könnte ich in der Tat Ostdeutsche. Und Prenzelbergschwaben. Meinem Vater stellten sich bei orthodoxen Juden die Nackenhaare auf. Man muss sich nur nicht seinen Vorurteilen ausliefern. Sie als das erkennen, was sie sind. Und an ihrer Überwindung arbeiten.
        https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus180791926/Alan-Posener-Wie-die-Kindheit-meine-Vorurteile-praegte.html

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        Genau, ja, eben, das finde ich auch. Daher meinte ich, dass man nicht bei jedem Ressentiment, auch wenn es biologistisch oder gruppenfeindlich ist, gleich das Allerschlimmste denken muss. In der „Zeitmaschine“ von H.G. Wells ist die Zukunftswelt, wenn ich recht erinnere, mit lauter jungen, lächelnden Menschen bevölkert. Wie sich dem Zeitreisenden zeigt, werden die alten weißen Männer (bzw. die, die auf dem Weg dorthin sind) auf sehr unheimliche Weise entsorgt. Ich denke wir müssen uns keine Sorgen machen, dass es so werden wird. Noch jedenfalls regieren alte weiße Männer unsere Welt und müssen mit dem neuen Vorurteil leben. Für den Fall des (gefühlten) Schadensfalles solte man als Erste Hilfe weniger den Holocaust, sondern Mitgefühl, Solidarität, aber auch etwas wohltuende Schadenfreude bereithalten.

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        Hm, die „Zeitmaschine“ habe ich mit irgendeiner anderen Science-Fiction-Geschichte durcheinandergebracht, wie es aussieht. Ich komme nicht drauf, mit welcher (das Alter…) Egal.

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        (…Quark, es ist natürlich doch die „Zeitmaschine“, ich hab sie nur in Details falsch erinnert.)

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        Die Entsorgung der Alten zu Lebensmitteln findet im Film „Soylent Green“ (von 1973) statt, der im Jahr 2022 spielt. Davor (1962) hatte Anthony Burgess in „The Wanting Seed“, einem Roman von 1962, den Kannibalismus (neben Pseudo-Kriegen und Förderung der Homosexualität) als eine der Methoden dargestellt, mit der die in einer zeitlich nicht genau angesiedelten Zukunftsregierung der Ressourcenknappheit begegnet. In der „Zeitmaschine“ leben die Jungen nicht von den Alten, sondern die Morlocks (die affenartigen Nachkommen der Proletarier) von den Eloi (den ewig jungen Nachkommen der Aristokratie). Alles drei großartige Dystopien.

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        Wieso die Elois alle jung und hübsch(und weiß) sind (wie Danielle Darrieux), wird im Film nicht begründet. Ob die Morlocks die Alten wegfressen, kann man auch nicht schlußfolgern. Den Roman hab ich verpasst, da stehts vielleicht.

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      „… privilegiert, rückwärtsgewandt, autoritativ usw. zu sein …“

      Also wird einer Gruppe von Menschen, die mit ethnischen und demographischen Merkmalen beschrieben wird, automatisch eine Gruppe von – auf alle! – zutreffenden Eigenschaften zugeordnet? Das ist eines der Kernmerkmale klassischen Rasismus (und Antisemitismus).

      Wenn ich eine Meinung für privilegiert, rückwärtsgewandt und autoritär halte, kann ich das problemlos sagen, OHNE auf Alter oder Hautfarbe zu rekurrieren. Wer das dennoch tut, nun, ich erspare den Mitlesern hier meine Vermutungen über die Gründe …

      Um das auch noch klarzustellen – mir persönlich ist die versuchte Beleidigung (denn genau so ist „alte weisse“ gemeint) völlig wurscht, ich habe häufig genug weit Gemeineres erhalten und nicht darauf reagiert. Ich schliesse nur automatisch auf Intelligenz und Erziehung desjenigen, der diesen Scheiss als Kampf gegen was auch immer verkauft, Das Ergebnis ist regelmässig, dass sich der Urheber solcher Beleidigungen für mich als Sandsack ausreichend qualifiziert hat.

      Gruss,
      Thorsten Haupts

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        Lieber T.H., Ihren Kommentar habe ich erst jetzt gesehen. Auffällig ist, dass die versuchte Beleidigung des „alten weißen Mannes“ Ihnen wie Herrn Posener völlig wurscht ist, Sie aber trotzdem – beide – die größtmöglichen Kanonen hervorholen, um zurückzuballern (klassischer Rassismus, Antisemitismus – intelligenzlose Sandsackhaftigkeit der Beleidiger). Welche Schlüsse ziehen wir aus dieser Auffälligkeit? Keine.

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        Lieber RZ, ich wiederhole mich: Es heißt ja immer „Wehret den Anfängen!“ Das heißt ja dann wohl auch, dass man mit Kanonen auf Küken schießt.

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        Tschuldigung RZ, aber können wir hier mal verschiedene Kategorien auseinanderhalten?

        1) Ordnung/Bewertung von Menschen nach biologischen Kriterien ist immer und ausnahmlos ein Zeichen prinzipiell rassistischen Denkens. Und genau dieses Denken muss man mit allen möglichen Mitteln bekämpfen – ich z.B. tue das mit Arroganz, Hohn und Spott.

        2) Ich persönlich kann mich davon trotzdem nicht wirklich be- oder getroffen fühlen, das ist meine nur auf meine Person beschränkte Einschätzung dieses Bullshits.

        3) Eine offenkundige Dummheit Dummheit zu nennen ist keine Kanone. Wenn Sandsack und Scheiss bei Ihnen bereits verbale „Kanonen“ sind, bewundere ich Ihre massiv geschützte berufliche und private Nische :-).

        Gruss,
        Thorsten Haupts

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        Also immer wenn es biologistisch wird, kämpfen Sie mit allen möglichen Mitteln gegen dasselbe rassistische Denken. Aber nicht mit verbalen Kanonen, sondern zum Beispiel mit „dumm“, „unerzogen“, „Sandsack“ und „Scheiß“ auf der einen und Arroganz, Hohn und Spott auf der anderen Seite. OK, das habe ich verstanden. Aber jedenfalls handelt es sich auch z.B. bei jenem intelligenzlosen „Sandsack“ um eine – durchaus milde – Gegenschmähung gegen die – ebenfalls nicht schlimme – Schmähung des „alten weißen Mannes“.
        Andere biologistische Schmähungen wären zum Beispiel die „blonde Tussi“, der „Jammer-Ossi“, der „Besserwessi“, der „Wall-Street-Jude“, der „Kümmeltürke“, der „Nigger“, der „Bazi“, der „Ösi“ (oder auch „Schluchtenscheißer“), der „Saupreiss“, der „verkalkte Rentner“, die „verzogenen Gören“…. Die Liste ist endlos. Alles biologistisch, alles derselbe Rassismus, hier akzeptieren Sie keinerlei Unterschiede? Ich glaube schon, hier Unterschiede zu sehen.

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        …ich meinte mit „Kanonen“ übrigens gar nicht die verbale Qualität der Schmähung (also den Unterschied zwischen „Sie dümmlicher Sandsack“ und „du strunzdummer Riesenarsch“), sondern die Zuweisung zu Rassismus und Antisemitismus, wo man im Hintergrund bereits den Sklavenhandel oder den Holocaust sehen kann. Das finde ich bei manchen biologistischen Schmähungen unpassend, wie mehrfach ausgeführt. Trivialisierend, was die schlimmen Auswüchse des Biologismus betrifft. Dabei leugne ich den Zusasmmenhang nicht. Aber der Zusammenhang begründet nicht die Identifikation.

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        …ich stelle fest, dass meine eigenen verbalen Kanonen sehr zu wünschen übrig lassen – „Du strunzdummer Riesenarsch“, das klingt jetzt auch nicht gerade beeindruckend. Ist eigenltich dieselbe Katergorie wie Ihr „Sandsack“ und auch der „alte weiße Mann“. Vielleicht muss ich beizeiten mal aufrüsten. Die richtigen Kanonen möchte ich als Kriegsdienstverweigerer aber gar nicht einsetzen. Wie heißt es so schön bei Herrn Steinbrück: Manchmal muss die Kavallerei gar nicht ausrücken, die Indianer müssen nur wissen, dass sie da ist. (Übrigens ein biologistisches Bonmot. Was machen wir damit? Wegen Rassismus canceln?)

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        So ging der Spruch: „“Die Kavallerie in Fort Yuma muss nicht immer ausreiten, manchmal reicht es, wenn die Indianer wissen, dass sie da ist.“

        (Steinbrück beim Treffen der G20-Finanzminister im März 2009 – mit diesen Worten drohte er der Schweiz indirekt mit einer härteren Gangart in Sachen Schwarzgeld und Beihilfe zur Steuerhinterziehung)

        Eine historisierende und auch biologistische Metapher (allerdings nicht unlustig und keine Schmähung). Was meinen Sie: gerade noch akzeptabel? Oder „Kernmerkmale des klassischen Rassismus (und Antisemitismus)“ nachweisbar und daher toxisch und „mit allen Mitteln“ zu bekämpfen?

        Ich meine, es gibt eine sehr breite Grauzone.

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        Sie haben zwar nicht mich gefragt, aber ich finde den Spruch – sagen wir – unglücklich. Deutschland hat nicht vor, die Schweiz so zu behandeln wie die USA damals die „Indianer“. Hoffe ich.

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        Ja, der Spruch ist auf jeden Fall unglücklich, zumal wenn man bedenkt, dass die Urweinwohner Nordamerikas von Kavalleristen pauschal ausgemerzt worden sind. Man muss nur europäische Pendants zu „Kavallerie“ und „Indianer“ einsetzen, dann bleibt einem das Schmunzeln schnell im Halse stecken. Aber genau das ist es eben: So locker formuliert ist der Spruch (ein bisschen?) lustig. Mit ihm wurde nichts Böses gesagt. Und die Indianer und die Kavallerie sind für uns weit weg, ein Wildwest-Märchen. Die Zusammenhänge zum Rassismus sind aber trotzdem vorthanden.
        Dadurch stellt sich die Frage: Wollen wir eine Sprachkritik im Zeichen der antirassistischen Aufklärung, die uns solche Metaphern verbietet oder wenigstens ausredet? Eine Art Bildersturm?
        Ich möchte das nicht. Ich meine sogar, ein bisschen pauschale Schmähung schadet nicht. Der Steinbrück-Spruch schmäht aber niemanden (mit viel Konstruktionswillen vielleicht die Schweizer, aber nicht pauschal, sondern es geht um die Schweizer Banken). Man muss sehen, wann so ein Spruch wirklich bösartig und herabsetzend wird. Da ist kein Automatismus.

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        ..man stößt hier auf die Tatache, dass das Unglückliche, das Böse, das Lustige und das Geistreiche ( oder Mehrdeutige) oft nicht scharf voneinander zu trennen sind. Zwielicht, das ist die normale Beleuchtung.

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        Außerdem gibt es auch ein Bedürfnis, das eine Ausdrucksform braucht (z.B. Fußballfankultur – was sagt der Dortmunder über den Bayern? Und umgekehrt?).

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        Lieber RZ,

        wenn Sie mehrere Kommentare, kombiniert in etwa die Gesamtlänge des kommentierten Artikels, brauchen, um zu begründen, warum manche Biologismen nicht so schlimm sind wie andere, sagt einem das auch ne Menge :-).

        Pro-Tip:
        Man kann praktisch jede legitime Kritik verlustfrei ohne Biologismen formulieren. Wenn man trotzdem zu Biologismen greift, hat das mit Sicherheit keine guten Gründe.

        Um das ganze abzuschliessen: Ich persönlich glaube nicht, dass alle Rassisten sind, die von alten weissen Männern fabulieren, nicht mal eine Mehrheit. Ich sehe nur nicht ein, warum ich auf bewusst giftige ad hominem Argumente noch höflich und zurückhaltend reagieren sollte – also unterstelle ich öffentlich ganz bewusst den schlimmstmöglichen Fall. Einen vorsätzlich bösartigen politischen Gegner weiterhin nett zu behandeln ist auch eine Form von Dummheit.

        Gruss,
        Thorsten Haupts

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        Lieber TH, was das Missverhältnis der Gesamtlänge und auch Häufigkeit meiner Beiträge im Vergleich zur Aussage angeht haben Sie auf jedem Fall recht. Das ist mir durchaus bewusst. Mir macht das langwierige Betrachten, Hin- und Herwälzen und Umdrehen eines einzigen unbedeutenden Problems aber Vergnügen. Herrn Posener scheint es im Normalfall nicht übermäßig zu stören und und alle anderen müssen es ja nicht lesen. Vielen Dank dass Sie in diesem Fall ein bisschen mitgemacht haben. Und was den schlimmstmöglichen Fall angeht – da stimme ich Ihnen ebenfalls zu. Der Dissens besteht nur darin, wann dieser Fall eintritt.

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    Im Jahr 2018 waren 27,5% der von Personalberatern vermittelten Führungskräfte weiblich. 72,5% der Vermittelten glaubten, dass sie Männer wären. Was die Studie leider nicht zeigt, sind die Aufgaben, in die die Frauen vermittelt wurden. Schröder nannte diese Felder mal Gedöns: Personal, Rechnungswesen und Marketing. Wenn wir nun die Macht unserer großen maskulinen Gehirne zusammenschließen, könnten wir ja ausrechnen, wann die Frauen uns überholt, gar marginalisiert haben. Die Tendenz ist doch eindeutig. Mein Ur-Großvater durfte noch barfuß im Kriegswinter 15/16 über die albanischen Berge Richtung Korfu laufen, ganz er selbst, der glückliche. Ich muss Margarete Stokowski lesen, Hölle. Wenn ich an die von Ihresgleichen betriebene verschwulung des Mannes denke, muss ich weinen. Die hunderttausenden Produktions- und Vertriebsleiter, alle die Geschäftsführer, die wohl nie mehr in ihrem Leben Personalreferentin oder Beauftragte für social media werden. Lasst eure einst stolzen Fleischpeitschen nicht traurig hängen, besprecht solche Kommentare mit eurem Therapeuten. Wir sind nicht wehrlos, die Fakten sind offensichtlich auf unserer Seite. Zumindest die gefühlten….
    …mein Gott, wann sind wir solche Schwuchteln geworden?

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        Lieber Herr Posener,
        ich weiß echt nicht, wie ich mich sonst diesem Thema noch nähern soll. Alle Zahlen, die von unabhängigen und marktwirtschaftlich orientierten Stellen generiert werden, zeigen, dass die Übernahme der Gesellschaft durch das Matriarchat nicht stattgefunden hat. Das Vermögen liegt in den Händen älterer Leute (die WELT berichtet gerne, wenn es um Renten geht), der durchschnittliche Entscheider in einer Firma ist immer noch ein älterer Mann. Männer können nach wie vor Karriere machen, ihre Meinung sagen, Geld verdienen und mansplaening machen, so viel ihnen danach ist. Die Kassiererinnen sind Frauen, der Marktleiter ist ein Mann. Alle klassischen Frauenberufe wie Kindergärtner oder Grundschullehrer stehen Männern offen, wenn dort zu wenige Männer sind, dann nicht, weil Frauen sie nicht lassen, sondern weil Männer ihren männlichen Lebensentwürfen nachgehen. Schaltet man das digitale Geplapper aus, bleibt von der Benachteiligung des alten, weißen Mannes nichts mehr übrig. Mal die Gegenprobe: In den fundamentalistisch orientierten Kreisen sind die Säulenheiligen Corbyn und Sanders…an welcher Stelle wird alten, weißen Männern denn nicht zugehört? Könnte es nicht sein, dass das Gefühl der Marginalisierung von ganz woanders herkommt? Zum Beispiel, dass jeder wegen der digitalen Technik eine Meinung zu allem hat, um enttäuscht festzustellen, dass sie nach wie vor niemanden interessiert. Das schafft Frust und der lässt man(n) hysterisch werden. Oder eben sarkastisch. Da bin ich nicht anders als mein Großvater: Ich bin immer noch ein toller Hecht, die Welt weiß mich nur nicht mehr zu schätzen. Digital verstärkt und gebündelt übertönt das den Gefangenchor von Nabucco. Denn im Grunde mögen beta-Männchen das Gruppenkuscheln, können aber nicht annehmen, was sie (ja, wir) nun mal sind. Alphas bauen Elektroautos, batas lamentieren über Frauen. Das war in den Schluchten des Balkans so und ist hier nicht anders. Es gibt viele Gründe, warum mann nicht da ist, wo er denkt, dass er hingehört – Margarete Stokowski ist es nicht. Wer sich von Feministinnen verunsichert fühlt, könnte das machen, was sich seit Jahrhunderten bewährt hat – einfach nicht zuhören.

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        Danke für den Hinweis. Ist weder lustig noch verständlich. Erst frühstücken, dann kommentieren.

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        Lieber Stevanovic,..
        Könnte es nicht sein, dass das Gefühl der Marginalisierung von ganz woanders herkommt?>
        ..
        Ja, z.B. daher, dass es zumindest in der Außenwirkung, z. B. in den Medien keine Partei mehr schafft, die Interessen von Menschen zu vertreten, die was gelernt haben, das ‚irgendwas mit Medien‘ oder ‚irgendwas mit Menschen‘ zu tun hat. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt waren die Grüne, SPD und CDU für mich wählbar, auch der ‚Spiegel’ und ‚Zeit’ für mich lesbar, trotz Margarethe Stokowski, und Bernd Ulrich die ich leicht überhören kann, so lange nicht alle im Chor sie singen, die gleiche Melange aus Feminismus, Klimahysterie, Mimimi-Befindlichkeiten irgendwelcher 32/68-teils-Frau-teils-Mann-Individuen und Wir-retten-alle-Beladenen-dieser-Welt-weil-wir-so-reich-sind Größenwahnsinnigen. Wenn mittlerweile selbst in privaten Runden gestandene Leute, die es eigentlich besser wissen müssten sowas besinnungsloses nachplappern, wie „Frauen müssen in den Büros immer noch den Kaffee kochen..“ Und wenn die Damen tatsächlich „nur“ Jobs im Rechnungswesen, der Personalverwaltung, der Public Relations (oder Schulleiterin, wie meine Schwester) machen, die ich allesamt gesünder finde, als z.B. Topverdiener bei der städtischen Müllabfuhr zu sein, hat es auch mit einer gewissermaßen verständlichen Vorliebe zu tun, mit der sich selbst eine Frau Stokowski nicht anlegen will, denn so ganz bescheuert ist die auch nicht. Und noch was: Elektroautos werden nicht von „Alphas“ gebaut und entwickelt, weil sie eine schädliche Loser-Technologie sind, die sich bereits seit 100 Jahren nicht durchsetzen konnte und die, wenn überhaupt, und wenn sie nicht abbrennen, wenn sie zu schnell geladen werden, nur in Städten Sinn ergeben und nur in Verbindung mit Kernkraft. Als Alphamann würde ich nicht zu VW mit dem derzeitigen zeitgeist-opportunistischen Chef arbeiten gehen, der die Treibstoffpreise für seine Kunden erhöht sehen will, damit er auch in dem o.A. Chor gehört wird. Mit Beta, Gamma -Marginalisierung von Zeitgeistkritik als „Gejammer“ kommen Sie bei mir nicht weiter. Da müsste schon erheblich mehr kommen.

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        Err.:
        ..keine Partei mehr schafft, die Interessen von Menschen zu vertreten, die was gelernt haben, das nicht ‚irgendwas mit Medien‘ oder ‚irgendwas mit Menschen‘ zu tun hat. ..

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      Also ich tät‘s ja auch gerne wissen, ob Stevanovic jetzt die Ironie der Ironie formulierte, ich weiß nur, dass mit Personal- und Rechnungswesen, sowie Marketing, weder Häuser gebaut, gelöscht noch der Müll davor abgefahren wird. Aber in solchen materialistischen Parallelwelten leben anscheinend nur alte weiße Männer, wie ich. Ansonsten auch meine Bewunderung für die Geduld, jeden -hier feministischen- Reflex in den sozial-exhibitionistischen Medien hinsichtlich eventuell vorhandenen Sinngehaltes zu sezieren. Dazu muss man die Menschen schon wirklich mögen. (Das letzte war ironiefrei.)

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      Lieber apo, ist es vielleicht so, dass Sie zeigen wollen, dass diese neulinken Deklarierungen, wie ‚alter weißer Mann‘ selbst dann völlig sinnfreie Polemik bleiben, wenn man sie unter Aufbringung aller noch vorhandenen linken Nostalgie, versucht zu verstehen?

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        Also, ich werde jetzt nicht eine Kurzanleitung zum Verstehen meiner Texte auch noch liefern.

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      @Stevanovic:

      Der letzte Satz Ihres Eröffnungskomentars war übrigens auch Chuck Norris reif (den konnte ich mir jetzt nicht verkneifen).

      Und während ich Ihrem Erläuterungskommentar weitgehend zustimme, frage ich mich doch – was hat das mit APs Beitrag zu tun. Der, wenn ich den Tenor richtig verstanden habe, sich im Kern gegen die im Grundsatz vollkommen schwachsinnige Idee richtet, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit mit gruppenbezogener Menschenbeschimpfung zu bekämpfen?

      Gruss,
      Thorsten Haupts

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        @Haupts
        Zunächst vielen Dank. Ich war Chuck Norris Fan.
        Die „Menschen ohne Uterus“ – Fraktion steht zur wirklichen Situation von Gleichberechtigung und Teilhabe von Frauen im gleichen Verhältnis wie Erich von Däniken zur Archäologie. Ist es nicht auffällig, dass die systemrelevanten Berufe, die, wie wir durch den Corona-Schreck festgestellt haben, alle unterbezahlt sind, fast durchgängig von Frauen ausgeübt werden? Wer wird denn an der Kasse für Mindestlohn oder 450€ angehustet oder wer hat bis jetzt das Eindringen des Virus in Altersheime verhindert? Die Helden waren Muttis in den Wechseljahren. Die werden nicht nur in Hollywood ignoriert. Die aktuellen Sparringspartner der Publizistik sind aber Spinner, die über Pullermänner und Sexualität sprechen wollen. Und das wird vom Publikum (tja, ich vermute alte, weiße Männer) gerne geklickt. Das hatten wir doch schon bei Greta Thunberg. Die fleißigste Hofberichterstattung mit Live-Übertragung ihrer Ankunft in NY hatte die „kritische“ Springer-Gruppe und wer da fleißig mitschaute, konnte man in den Kommentaren lesen. Widerlich. Ich unterstelle keinem Journalisten eine inhaltliche Absicht, die Publikationen leben von Klicks, ohne Leser keine Zeitung. Nur ist es da draußen wirklich so oder sind das Echos in der Medienblase? Ich habe mir ein neues Auto gekauft, das größte, was ich jemals hatte (oder haben werde) – niemand hat mich aufgehalten. Plastikstrohalme in der Schublade und abgepackte Wurst im Kühlschrank, die war so billig, wie noch nie. Bezahlt, nach Niesen in die Hand, bei einer Mutti im Supermarkt. Sollte es eine feministische oder grüne Revolution geben, ist die bei mir nicht angekommen.
        @KJN: die Müllmänner sind Männer, die Bauarbeiter auch, die Kassiererin war eine Frau. Habe ich heute Morgen nachgeschaut. Feminismus vs Parallelwelt des alten Mannes: 0 zu mindestens 12, dann habe ich aufgehört zu zählen.
        Die ganze mit oder ohne Uterus Geschichte ist doch deswegen spannend, weil sie einen Nerv trifft: Verunsicherung. Ich gehe auf die Spinner nicht ein, weil zum einen Herr Posener schon weitestgehend alles gesagt hat und auch Ihr (Herr Haupts) Kommentar, wäre meine erste Reaktion. Wir wissen doch jetzt schon, dass in zwei/drei Monaten der nächste radikale Clown eine Bühne bekommen wird – wie die Lehrerin, die gegen Kinder ist. Dann werden wir uns gruseln und verkünden, dass uns das alles viel zu spinnert und radikal ist. Ja klar, was sonst…
        Nur so, als Beispiel: Obwohl wir vor zwei Monaten festgestellt haben, dass die wirklich wichtigen Berufe zu wenig verdienen und viele Menschen die Covid-Maßnahmen tatsächlich kritisch, aber nicht hysterisch sehen, fragen Zeitungen und Talkshows, wie man Avocado-Adolf und seine lustige Reichskriegstruppe in einen demokratischen Diskurs integrieren kann. Wer fragt, bekommt antworten und schon haben wir einen Pseudo-Diskurs mit verhärteten Fronten und gespaltener Gesellschaft, wir reden über Extreme. Und die sind, welch wunder, extrem.

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        Das wüßte ich auch gerne. Anscheinend fällt diese Tatsache diesen Leuten gar nicht auf. Traurig eigentlich, finden Sie nicht?

        Vor allem: wie soll daraus je die Möglichkeit zu einem gesellschaftlichen Miteinander erwachsen?

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        Ja, ist so, ein sehr guter Artikel. Eine Reichflagge oder ein Altherrenwitz reichen leider aus, um all das wieder zu vergessen.

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    Alter Mann steht als synonym für Altersstarrsinn, wobei nicht alle Älteren so sind. Während 68er ein Schimpfwort für menschliche Borniertheit ist.

    Die Aussage der Dame muss man in diesem Kontext wohl als rassistisch, sexistische Beleidigung werten.

    Egal, da stehen wir drüber und die AfD wird mit dieser versifften Gesellschaft schon fertig.

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    Wenn ich etwas, verehrter Herr Posenerd, an Ihnen ebenso verabscheue wie bewundere, dann ist das Ihre Bereitschaft, auch dem abstrusesten und dümmsten noch differenziertes Verständnis entgegenzubringen.

    Die Mühe habe ich mir bei politischen Gegnern nie gemacht. Das einzige, was ich an der unannachahmlichen Mischung aus historischer Ignoranz, Dummheit und halbverdautem Theorieersatzquark des (kleinen!) woken Teils der heutigen Jugend bedaure, ist, dass ich nicht mehr 25 bin. Obwohl ich schon – reichlich – Spass mit den Neomarxisten, Trotzkisten und Anti-Imps der 80er hatte, wäre das nichts gegen die heutige radikale Linke :-). Leider führten Alter und Lebenserfahrung dazu, dass ich das heute für kindisch halte.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

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    … mhm, vermutlich eine autistische Feministin. Vernunft wird durch Wahn ersetzt. Linke/SPD/Grüne oder ähnlich. Extrem menschenfeindlich.

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    Vom alten weissen Mann ist es nicht weit bis zur critical whiteness. Und das erinnert doch arg an die verordneten Rituale der Selbstkritik in den den alten K-Gruppen. Was vordergründig aufklärerisch daherkommt hat heute wie gestern -bei näherem Hinsehen- ein Geschmäckle als schnödes Machtmittel.

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