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Warum ich nicht mehr links bin

„Sozialismus ist die Philosophie des Versagens, das Credo der Ignoranz  und das Glaubensbekenntnis des Neides.“ (Winston Churchill)

Das rauer gewordene gesellschaftliche Klima färbt auch auf persönliche Beziehungen ab. Freunde aus der gemeinsamen linken Vergangenheit fangen an, sich von mir zu distanzieren. Sie haben meine Verteidigungsschrift für das Gymnasium  gelesen („Fluch des Erfolgs. Wie das Gymnasium zur Gesamtschule light mutiert“, 2015) und werfen mir vor, für die „Selektion von Kindern“ einzutreten. Sie haben Essays von mir bei den  „Starken Meinungen“  gelesen und klagen mich an, mich von der Willkommenskultur des Herbstes 2015 zu distanzieren und mich dadurch „mit den Rechten “ gemein zu machen. Wie früher in der  katholischen Kirche ist man mit  Stigmatisierungen schnell zur  Hand, wenn ein „Ehemaliger“  vom rechten Glauben abgefallen ist. Und wie man sieht, verlieren Werte  wie Freundschaft, Loyalität und Treue an Bedeutung, wenn ideologische Überzeugungen im Spiele sind. Es wäre leicht, den Freunden von einst vorzuwerfen, sie hielten an linken Dogmen fest, die sich vor der Realität längst blamiert  haben  und die sie nur noch  als Lebenslügen mit sich herumtragen. Das würde sie kaum treffen. Man legt ja den wärmenden Mantel nicht ab, wenn es kalt um einen herum wird. Also versuche ich es auf anderem Wege. Ich zeichne nach,  weshalb ich die linken Denkmuster, die mich in den 1970er Jahren geprägt hatten, abgelegt habe. Dass ich mich bei diesem „Bekenntnis“  auf den Bereich der Bildung konzentriere, liegt in der Natur der Sache: Hier habe ich mein Links-Sein verlernt.Ideologie trifft auf Wirklichkeit

Alle linken Radikalismen zerbröseln, wenn sie mit der Realität in Kontakt kommen. Vielleicht ist der Satz von Joachim Fest „Die Wirklichkeit ist immer rechts“  ein  Naturgesetz. Ich erlebte  einen richtigen Kulturschock, als ich 1975 aus dem maoistischen Studentenmilieu an ein gutbürgerliches Gymnasium kam, um mein Referendariat  zu absolvieren. Keine der linken Theorien, denen ich mich fünf Jahre lang mit Inbrunst gewidmet hatte, spielte in der Praxis als Lehrer auch nur die geringste Rolle. Noch krasser war die Begegnung mit der Realität, als ich dann an einer Gesamtschule im Märkischen Viertel die Kinder der Arbeiterklasse  unterrichtete. Das erste, was ich in den Klassen herstellen musste, war Disziplin, um überhaupt unterrichten zu können. Wie sollte ich diesen Schülern, die jegliches zivilisierte Verhalten vermissen ließen,   Selbstbewusstsein vermitteln, die Grundlage  jeder Selbstermächtigung?  Die Kollegen von der GEW, die damals stramm links ausgerichtet war, waren mir keine Hilfe. Sie unterliefen die mühsame Erziehungsarbeit immer wieder mit Sätzen wie: „Du darfst die Schüler nicht  bestrafen. An ihrem Verhalten ist doch das System schuld!“ oder „Denkst  du eigentlich daran, was für eine schwierige Kindheit der Junge hat?“ – Mir wurde klar, dass ich mit meiner Haltung, auf die Selbstverantwortung der Schüler zu setzen, weil nur sie zu einer starken Persönlichkeit führen kann, alleine fertig werden musste.

Das Dogma der Gleichheit

Im Bereich  der Pädagogik  kann man am deutlichsten  erkennen, wie das zentrale Paradigma der Linken, die Gleichheit, versagt. Ihnen geht es nicht nur um die  Gleichheit  vor dem Gesetz, sondern um  die Gleichheit der Begabungen. Sie wurde gegen jeglichen Augenschein unverdrossen postuliert. Wenn Schüler versagten, war die „selektive Schule“ schuld oder die falsche Unterrichtsmethode (Frontalunterricht) oder der zu wenig einfühlsame Kollege. Es ist schon bemerkenswert, dass diejenigen, die in der Gesellschaft für  Vielfalt eintreten, Unterschiede  gerade dort leugnen, wo sie unabweisbar sind: bei den Individuen selbst.  Die Verfechter der Gleichheit  können nicht akzeptieren, dass ein Gut wie Begabung und Intelligenz nicht gerecht   verteilt ist, wenn offensichtlich ein Teil der Kinder   von diesem „Rohstoff“ mehr  abbekommen hat als der andere. Aber ist der Rohstoff  Intelligenz – die Voraussetzung für Bildung – beliebig vermehrbar? Ist es nicht so, dass es sich auch  bei dieser Gabe des Menschen so verhält wie bei allen anderen uns von der Natur verliehenen  Eigenschaften: Sie sind ungleich  verteilt. In den Künsten und im Sport geht jeder Mensch davon aus, dass  Talent  auf  Veranlagung zurückgeht. Bei der Intelligenz ist diese Annahme verpönt, weil es als beschämender empfunden wird, weniger intelligent als unsportlich zu sein.

Die  Begründer der Menschenrechte im Jahrhundert der Aufklärung, die französischen Revolutionäre, wussten, weshalb sie „nur“ die Gleichheit der Menschen vor dem Gesetz und hinsichtlich ihres gesellschaftlichen Status fordern, nicht aber die Gleichheit der Lebensbedingungen. Sie wussten, dass dies schlechterdings in einer freien Gesellschaft nicht verwirklichbar wäre, weil sich die Menschen aufgrund unterschiedlicher persönlicher Voraussetzungen (Begabung, Fleiß, Ehrgeiz) unterschiedlich entwickeln und sich dadurch ungleiche Lebensbedingungen herausbilden. Den radikalen  Sansculotten  und der „Verschwörung der Gleichen“ von François Noël Babeuf blieb es vorbehalten, auch hier die Schere der Gleichheit anzusetzen und die Gleichheit der Lebensbedingungen zu erzwingen, letztlich mit Hilfe der  Guillotine. Alle Zwangssysteme, die der Kommunismus geschaffen hat, haben hier ihre Ursache: Die in der freien Gesellschaft entstandenen Unterschiede sollen eingeebnet werden – notfalls mit Gewalt.

Gene und Begabung

Dem egalitären  Schulkonzept liegt ein Verständnis von Bildung zugrunde, das unterstellt, dass alle Kinder im Grunde gleich begabt sind, dass die kognitiven Fähigkeiten bei einigen Kindern nur verschüttet sind, vornehmlich infolge ungünstiger häuslicher Bedingungen. Diese Denkschule ignoriert hartnäckig alle Studien aus der Verhaltenspsychologie, die nachweisen, dass Intelligenz zu einem hohen Grad  durch die Gene bestimmt wird, die ein Neugeborenes von den Eltern erbt. Und sie ignoriert den Augenschein, der sich jeder Lehrkraft, die eine Klasse mit 30 Schülern unterrichtet, unmittelbar aufdrängt. Der  bekannte Genomforscher Axel Meyer fasst in seinem Buch „Adams Apfel und Evas Erbe“ (2015) die Ergebnisse der internationalen Intelligenzforschung zusammen. Demnach  beträgt  der genetische Einfluss auf Intelligenz in einer Population je nach Messmethode  50 bis 80 Prozent. Meyer betont, dass dieses Ergebnis noch genügend Raum lasse für positive Umweltfaktoren. Diese erlaubten es nicht nur, das genetisch festgelegte Potential voll auszuschöpfen, sondern auch den vorhandenen Intelligenzquotienten zu erhöhen. So haben Messungen ergeben, dass förderliche Umweltbedingungen, wie z.B. ein anregendes Lernumfeld in Familie, Kindergarten und Schule, den IQ eines Kindes  um fünf Punkte pro Jahr verbessern kann. Dieser Effekt nimmt während der Schulzeit kontinuierlich ab, bis er  dann während des Studiums verebbt. Dieses Ergebnis ist das beste Plädoyer für eine förderliche frühkindliche Lernumgebung.

Der britische Intelligenzforscher Robert Plomin hat in einem Test mit 11.000 ein- und zweieiigen Zwillingen herausgefunden, dass ca. 60% der Intelligenz auf  genetische Veranlagung zurückgehen. Unter  Intelligenz versteht Plomin das abstrakte Denkvermögen, das Gedächtnis, die räumliche Vorstellungskraft und verbale Fähigkeiten. Die restlichen 40% verdanken sich Umweltfaktoren, zu denen die häusliche Situation, das  Wohnumfeld  und die soziale Zugehörigkeit zählen. Plomin wollte bei seinen Tests vor allem herausfinden, warum einige Kinder in der Schule viel und auch schnell  lernen, während andere langsam lernen und schließlich ganz  abgehängt werden.  Für die Entwicklung kompensatorischer Unterrichtskonzepte ist es wichtig zu erfahren, ob  Fördermethoden  auch einen effektiven Nutzen zeitigen. Plomins  Befunde sind ernüchternd. Die Kluft zwischen einem guten und einem schlechten Schüler lässt sich nur zu 10%  durch den Unterricht  schließen.  Der Grund liegt auf der Hand: Die durch ihre  Anlagen  bevorzugten, leistungsstarken Schüler profitieren von jedem Unterricht – auch von einem schlechten – sehr viel mehr als die schwachen Schüler, denen das Lernen und Begreifen ohnehin schwer fällt. Letztere geben, wenn sie sich ständig überfordert fühlen, schließlich auf,  resignieren und bleiben der Schule fern. Dass in Deutschland pro Jahr ca. 50.000 Schüler die Schule ohne Abschluss verlassen, hat auch darin  seine  Ursache.

Schulformen auf dem Prüfstand

Wenn man diese Evidenz leugnet, begibt man sich auf das Feld ideologischer Setzungen. Egalitäre Unterrichtskonzepte wollen die Schüler nicht mehr nach ihrem Leistungsvermögen unterscheiden, sondern  ungeachtet ihrer intellektuellen Gaben gemeinsam unterrichten. Der amerikanische Psychologe Paul F. Brandwein hält dies für einen pädagogischen Sündenfall:  „Es gibt nichts Ungerechteres als die gleiche Behandlung von Ungleichen.“ – Ich stieß  bei meinen Vorträgen an Schulen  auf große Vorbehalte, als ich der Förderung hochbegabter Schüler das Wort redete. Es war den egalitär gestimmten Kollegen nur schwer zu vermitteln, dass es  ein Gebot der Menschlichkeit ist, auch Kindern mit herausragenden Gaben das „nötige Wissensfutter“ zu geben.  Fördermaßnahmen für schwache Schüler gibt es an jeder Schule. Was ist aber mit den überragenden Lernern? Es ist merkwürdig, dass hier das Konzept  gleicher Wertschätzung   an seine Grenzen stößt.

Bei allen Bildungsstudien, in denen Schulformen verglichen werden, schneiden die Schüler an egalitär organisierten Schulen schlechter ab als an gegliederten. Besonders problematisch sind die Leistungen an der jüngsten Schulform: der Gemeinschaftsschule. Baden-Württemberg stürzte beim Leistungstest des IQB (2017) innerhalb von fünf Jahren von einem Spitzenplatz unter den Bundesländern ins untere Mittelfeld ab, weil sich die Gemeinschaftsschule mit ihren Selbstlernmethoden  als besonders leistungsschwach erwiesen hatte. Eine Ironie linker Bildungsgeschichte liegt in dem Umstand, dass die Gesamtschule, die von SPD und Grünen wegen ihrer Leistungsdifferenzierung  inzwischen als selektive Schulform (!) eingestuft wird, bessere Ergebnisse aufweist als die neue Erfindung Gemeinschaftsschule. Linken Bildungsplanern wäre es  ohnehin am liebsten, wenn Leistungsvergleiche zwischen den Schulformen ganz unterblieben.  Schon 1999 hatte die „Arbeitsgemeinschaft für Bildung“ in der SPD gefordert, auf einen innerdeutschen PISA-Vergleich zu verzichten: „Es ist ohne Test vorherzusagen, dass Länder mit selektiven Schulsystemen, die den Schulstrukturreformen der letzten 30 Jahre widerstanden haben, bessere Schülerleistungen in allen Schulformen haben werden.“ – Schlechte  Schülerleistungen nimmt man offensichtlich  in Kauf, wenn man nur  die Gewissheit hat, die Schüler   „sozial gerecht“ – also ohne „Selektion“ – unterrichtet zu haben. Sozialpolitik ersetzt Pädagogik.

Vom Wert des Individuums

Dem pädagogischen Konzept der Linken liegt eine Philosophie der Gleichheit  zugrunde, die eine soziale Klasse oder Schicht, manchmal sogar die ganze Gattung Mensch über den einzelnen Menschen stellt: „Im Mittelpunkt steht der Mensch, nicht der Einzelne.“ (Reiner Kunze) – Der Philosoph Niklas Luhmann (1927-1989) verteidigt die Eigenmacht des Individuums gegen alle kollektivistischen Denkmodelle und Politikansätze. Für ihn besteht die Paradoxie darin, dass die abstrakte Gleichheit aller Menschen gerade darin besteht, dass sie sich als einzelne Individuen  voneinander  unterscheiden. Jeder Mensch hat seine Individualität: ”Selbst Kleinkinder und Bettler, selbst Zelebritäten des Showgeschäfts, selbst Räuber, selbst Betrunkene, selbst Diener. Wenn man gegen alle Evidenz alle Individuen als gleich behauptet, muss man angeben können, in welcher Hinsicht sie gleich sind.“ (Luhmann, 1997)Die Verfechter der Gleichheit sind um solche Gründe nicht verlegen. Für Marxisten ist es das gemeinsame Klasseninteresse, für  Grüne die kollektive  Bedrohung durch die Erderwärmung oder die Vergiftung der Welt. Die Gleichheit zwingt die Menschen ins kollektive Maß. Nur so sei Gerechtigkeit möglich. Mit dieser Gleichsetzung kann man all diejenigen, die auf die Unterschiedlichkeit der Menschen pochen, ins Unrecht setzen, weil Gerechtigkeit der positiv besetzte Begriff schlechthin ist. Solche Zweifler gelten  als moralisch fragwürdig, ethisch defizitär. Im linken Mainstream gehört Mut dazu, das liberale Gesellschaftsmodell zu verteidigen, das vom Individuum ausgeht, das „seines eigenen  Glückes Schmied“ ist. Kluge Denker hat man freilich auf seiner Seite: Das große, schöpferische Individuum ist zu mehr Weisheit und Tugend fähig, als es der kollektive Mensch je sein kann.(John Stuart Mill, 1806-1873)

Politisch korrekte Pädagogik

Ein problematisches Kapitel ist die politische  Korrektheit, die zum Markenkern linker Politik geworden ist. Mit dem aus den USA stammenden Begriff  war ursprünglich gemeint, man solle im öffentlichen Diskurs Ausdrücke vermeiden, die Menschen, die einer sozialen oder ethnischen Minderheit angehören, kränken oder beleidigen könnten. Dagegen ist nichts einzuwenden, da der Schutz der Grundrechte  für  a l l e   Menschen gilt („Die Würde des  M e n s c h e n  ist unantastbar.“). Sinnvoll ist es auch, sprachliche Grenzen gegen Hass und Verleumdung  zu ziehen, um das zivilisierte Miteinander einzufordern. Was in  früheren Zeiten noch Anstand und Taktgefühl bewirkten, muss heute offensichtlich durch politisch definierte Sprachregelungen geleistet werden. Dabei schießen unsere Verfechter der PC ständig über das Ziel hinaus, indem sie   die „richtigen“ politische Anschauungen durch moralische Zuschreibungen zu erzwingen versuchen. Damit wird der politische Meinungskampf zu einer Auseinandersetzung über die richtige Moral,  wobei es  Linken nicht schwer fällt, sich auf das höhere ethische Podest zu stellen. Es ist auch nicht zu übersehen, dass die überspitzte politische Korrektheit  dazu führen kann, das  Grundrecht der Meinungsfreiheit zu  beschädigen.

In der Pädagogik ist die politische Korrektheit reichlich absurd. Ein störender Schüler soll  nicht mehr  „verhaltensauffällig“ genannt werden, weil ihn dieses Wort  stigmatisiert. Glaubt man allen Ernstes, man schaffte  mit euphemistischen Verschleierungsvokabeln wie „verhaltenskreativ“ den Sachverhalt   aus der Welt, dass  Schüler durch ihr Verhalten den Unterricht  stören und  ihre Mitschüler am Lernen hindern? Völlig konfus ist inzwischen die den Schulen von oben  verordnete Sprachregelung. Die Gattungsbezeichnung Schüler gilt den Sprachwächterinnen als maskulin, was nur jemand annehmen kann, der das grammatische Geschlecht (generisches Maskulinum) mit dem biologischen Geschlecht verwechselt. Deshalb heißt es heute „Schüler*innen“ oder „Schüler und Schülerinnen“ oder knapp  „SuS“ (im Lateinischen übrigens  „Schwein“). Vor dieser  Sprachreinigung wäre niemand auf die Idee gekommen, die Durchsage des Direktors „Wegen des Feueralarms werden alle Schüler gebeten, sich sofort auf den Schulhof zu begeben“ gelte  nur für Jungen. Kein Mädchen hätte sich der Idee unserer Feministinnen angeschlossen, es  sei nicht gemeint und deshalb dem Feuertod anheimgegeben.

Politische Korrektheit hindert Pädagogen mitunter das zu tun, was die Menschlichkeit gebietet. So geschehen im Frühjahr 2017  an der Gemeinschaftschule Berlin-Friedenau. Dort hatten muslimische Jungen einen jüdischen Mitschüler gemobbt, drangsaliert und schließlich geschlagen. Seine Eltern waren verzweifelt, weil die Schulleitung nicht willens war, ihren Sohn zu schützen, obwohl sie die rechtliche Handhabe dafür gehabt hätte. Das Schulrecht sieht für solche Übergriffe nämlich  die sofortige Suspendierung der Täter vom Unterricht vor. Die Elternvertretung zeigte sich in einem offenen Brief besorgt: nicht etwa über die  antisemitischen Aggressionen muslimischer Schüler, sondern weil der Ruf der Schule durch die öffentliche Debatte (sic)  Schaden genommen habe. Das Motiv der Eltern ist leicht zu durchschauen. Sie wollten verhindern, dass die Kritik an den muslimischen Schülern „von rechts“ missbraucht werden kann, um Islamfeindlichkeit zu schüren.  Antisemitismus nimmt man offensichtlich in Kauf, um vermeintliche Islamophobie zu verhindern. Man könnte es auch Täterschutz nennen.  Diese Schule besitzt übrigens  das Zertifikat „Schule ohne Rassismus“.

Dem Leser  wird nicht entgangen sein, dass  linke Politik allzu häufig schlicht mit dem gesunden Menschenverstand kollidiert.  Immanuel Kant war der Meinung, dass ein solcher „sensus communis“ für die Menschen ein guter Verhaltenskompass sei, weil er  uns ein untrügliches Gefühl  für  „Wahrheit, Schicklichkeit, Schönheit oder Gerechtigkeit“ vermittelt. Vielleicht sollten wir diesen Alltagsverstand viel häufiger gegen Ideologien jeglicher Art zur Geltung bringen.

Hinweise:

In den letzten Jahren sind einige Bücher erschienen, in denen die Autoren ihr  Coming-out als Konservative verkündeten:

 Jan Fleischhauer: Unter Linken. Von einem, der aus  Versehen konservativ wurde.

Manfred Kleine-Hartlage: Warum ich kein Linker mehr bin.

Ulrich Greiner: Heimatlos. Bekenntnisse eines Konservativen.

Auch den Roman „Das bleiche Herz der Revolution“ von Sophie Dannenberg kann man zu  diesen Bekenntnisschriften zählen.

Auch Essays in  Zeitschriften gibt es zu diesem Thema:

Verena Friederike Hasel: Ich bin nicht mehr links (DIE ZEIT, 25. April 2017)

Wer seine Kenntnisse über die genetischen Grundlagen unseres Lebens vertiefen möchte, dem sei das spannende Buch: „Adams Apfel  und Evas Erbe“ / „Wie die Gene unser Leben bestimmen…“ von Axel Meyer empfohlen.

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29 Gedanken zu “Warum ich nicht mehr links bin;”

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    Einen weiterer Punkt, warum eine bestimmte „linke Pädagogik“ meist scheitert, liegt aus meiner Sicht auch darin, dass die Einhaltung von Regeln, manchmal auch die pure Existenz von Regeln als hinderlich betrachtet wird, um vermutete Schülerbegabungen zu fördern. Die von den Schülern erwartete Dankbarkeit für das Laizzes faire erfährt der so gepolte Lehrer aber nicht; eher Ablehnung, machmal auch Verachtung.
    Nach meiner schon einige Jahre zurückliegenden Beobachtung in einer Schule, erleidet ein Teil der Lehrer einen Praxisschock und ändert sich. Ein anderer Teil macht weiter und erklärt das tägliche Tohawabohu zum Unterricht. Vergleichende Leistungsüberprüfungen werden mit gutem Grund als Teufelswerk bezeichnet, denn besonders die wenig begabten Schüler lernen in solchen Umgebungen kaum etwas. Einfordern von Leistungen und die Entwicklung von Persönlichkeiten sei gleichzeitig nicht möglich; deshalb würde auf das Zweite grossen Wert gelegt. Abschreckende Beispiele von sogenannten Leistungsträgern in Wirtschaft oder Politik sind beliebtes Anschauungsmaterial. Dass Leistungen in der Wirtschaft und Gesellschaft essentiell sind, um den ganzen Laden zu finanzieren, kommt in diesem Denken nicht vor.
    Natürlich wirkt sich diese Geisteshaltung auch bei Willkommensklassen aus : „Schulschwänzen“ hat keine Konsequenzen, Diskriminierungen von Lehrerinnen oder Schülerinnen werden ignoriert. Wiederum verhindert diese Art der „Pädagogik“, dass die Schwachen eine reale Chance bekommen.

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    Ich finde, dass mit den Weltanschauungen – die Linken und die Rechten – viel zu viel Gedöns gemacht wird. Die Bildungsprobleme an den Schulen werden doch nicht von Weltanschauungen (oder den „Linken“) verursacht. Sondern davon, dass zu wenig Lehrer und Erzieher zu viele unterschiedliche Schüler beschulen müssen. Also handelt es sich um Geldmangel, d.h. um gesellschaftlichen Geiz, der über eine Weltanschauungsproblematik kaschiert wird.

    Moderne Konzepte wie Inklusion, Integration usw. könnemn nur unter gewissen Voraussetzugnen funktionieren. Z.B. dass in jeder Klasse neben einem, u.U. auch zwei Lehrern auch ein spezialisierter Erzieher sitzt oder dass eine gewisse Obergrenze an Schülern nicht überschritten wird. Wenn mehr ode rmehr problematische Kinder eingeschult werden, die eine spezielle Förderung benötigen, müssen also mehr Klassen aufgemacht werden. Stattdessen aber werden die Kinder auf die vorhandenen Klassen aufgeteilt und damit jedes Konzept gesprengt. Was das mit Weltanschauung o.ä. zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht. Auch eine Gesamt- oder Gemeinschaftsschule kann funktioneiren, wennn man die Bedingungen beachtet. Ansonsten bin ich für Vielfalt, d.h. auch für die Existenz von Gymnasien, Spezialgymnasien u. andere Schulformen.

    Außerdem finde ich die Vorstellung, dass Schule Wissen eintrichtert, aber nicht erzieht, völlig abwegig. Lehrer und Eltern sowie alle anderen Bekannten, Freunde und andere erziehen die Kinder in Gemeinschaftsarbeit – das ist keine linke Wunschvorstellung, sondern eine simple Tatsache.

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      …noch eine Anmerkung: Wenn ich die (mir bekannten) Grundschulen in Berlin ansehe, laufe ich durch düstere Gänge mit abgeblätterten Wände, sehe dreckige Toiletten, unaufgeräumte Klasssenzimmer, flackernde Beleuchtungen usw. – die Gebäude vemitteln einen total ärmlichen, heruntergerockten Eindruck. Gleichzeitig wird (bzw. was mich betrifft: wurde) man als Elternteil überall in den Schulalltag eingespannt: hier Reinigungsdienst, dort mit anpacken, aufräumen, verkaufen, usw usf. Auf die Frage, wieso das kein Profi übernimmt, hört man, dafür sei kein Geld da. Was in aller Welt hat so eine Mangelausstattung mit Linksrechts zu tun?

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        @Roland Ziegler
        „sehe dreckige Toiletten, unaufgeräumte Klasssenzimmer, flackernde Beleuchtungen „
        Und das liegt an Geldmangel?? Hat mal irgendjemand realisiert, daß eine komplizierte und opulente Infrastruktur – reguliert durch Bibliotheken von DIN-Normen – auch ein Vielfaches an Wartungsaufwand erfordert? ich bin mal gespannt, wann die sich ersten Lehrer auf eigene Kosten Kreidetafeln besorgen, damit sie unterrichten können und nicht mausklickend, die lärmende Klasse im Rücken, vor einem ‚Whiteboard‘ stehen, um dessen Betriebssystem Windows 125 XLS daran zu hindern ein update über das langsame deutsche Internet zu ziehen, was die Schulstunde dauern würde.
        Nein, wir haben in diesem Land zu viele inkompetente Planer, die sich mehr um ‚interne Abstimmung in den Behörden und Abteilungen‘ sorgen, als um sachliche Fragen. Ich fordere daher für die Schulausbildung: Mehr Technikkompetenz, weniger Sozialkompetenz. Dann kriegt D auch mal ein schnelles internet, wie andere Länder und der Flughafen BER wird fertig.

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        Klar, das liegt an Geldmangel. Ich fordere schlicht und einfach mehr Personal. Idealerweise gut ausgebildet natürlich. Leider ist das recht teuer.

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        und weniger Sozialkompetenz fordern Sie? Die Sozialkompetenz vieler neuer Schüler in den ersten Klassen ist gleich Null, weniger geht gar nicht. Manchmal bleibt es auch dabei, dann haut man dem Mitschüler eben eine rein, wenn der mal grinst. Technikkompetenz haben die lieben Kleinen mit ihren Handys, iPads und Kinderzimmer-Privatfernsehern mehr als genug, weil die Eltern zu faul sind, sich mit ihnen zu beschäftigen, und froh sind, wenn sie auf der Wohnzimmercouch auf ihren Flachbildfernsehern mit 2m Bildschirmdiagonale glotzen können, ungestört vom Nachwuchs, der nebenan im Kinderzimmer glotzt.

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        Lieber Roland Ziegler, am Smartphone rumdaddeln oder Flach-TV gucken ist ja nun keine Technik-Kompetenz. Und ja, die Erstklässler sind von ihren Eltern nicht erzogen worden, weil die sich auf die Schule verlassen, die das aber nicht leisten kann, weil sie eine andere Aufgabe hat.

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        @KJN: ja, wobei am Computer sitzen oder Smartphone daddeln schon mit Technikkompetenz zu tun hat („digital natives“).
        Ich meine ja im Gegenteil, dass statt Technikkompetenz mehr musische Kompetenz nötig wäre, wenn ich mir die – in meinen Augen bzw. Ohren total miese – Qualität heutiger Chartsmusik anhöre. Auch das Zeichnen und Malen, normalerweise Kernkompetenzen von Kindern, lässt zu wünschen übrig. Im Kunstunterricht geht es meist um Intepretationen, Analyen und Kunstgeschichte. Vielleicht ein bisschen Collagen kleben, aber kaum echtes Zeichnen und Malen. Und wenn insb. die Jungs mal ihre Namen tanzen – für Rechte anscheinend das Nonplusultra der Verächtlichkeit – oder wenigstens den Versuch dazu unternehmen und dabei über sich und die Freunde lachen lernen würden – , wäre das gut.

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        Lieber Roland Ziegler „digital natives“ sind ein von der Werbeindustrie zum Zweck des Verkaufs von Elektrogeräten (PCs u.v.a.) erfundener Mythos mit dem sich jeder schmückt, der irgendwas, oft völlig Sinnfreies mit Computern anstellt. Nehmen Sie das nicht zu ernst. ‚Technik-Kompetenz‘ wäre etwas ganz anderes, bzw. fast das Gegenteil, nämlich die Technik da einzusetzen, wo es sinnvoll ist. Niemand braucht z.B. einen Kühlschrank mit Internet-Anschluss (wobei ich jetzt aber vorsichtshalber dazu schreibe, daß ich natürlich und prinzipiell nichts dagegen habe, wenn sich jemand einen kauft, von mir aus auch gleich einen Toaster mit USB-Schnittstelle dazu). Technik-kompetent ist z.B. jemand, der sich nicht auf ABS oder Winterreifen verlässt, wenn es glatt ist, nur als Beispiel, oder wie meine Mutter, ein Bügeleisen auch mal selbst repariert hat. Schlimmer noch ist die allgemeine übliche (ja, linke) Interpretation von ‚Sozialkompetenz‘ als etwas, was mit ‚umgänglich‘, ’nett‘ oder ‚tolerant‘ zu übersetzen sei. Im Sinne des Wortes ‚Kompetenz‘ wäre das aber das eher sowas, wie ‚Menschenkenntnis‘. Also auszuwählen, mit wem man sich am besten abgibt, zusammenarbeitet oder befreundet und mit wem nicht. Von dieser Begriffsverwirrung lebt eine ganze sozialpädagogische Beratungsindustrie und der Gebrauch des alle ‚Kompetenzen‘ zusammenfassenden Wortes ‚gesunder Menschenverstand‘ daher verpönt.
        Natürlich erzeugt das Erlernen eines Musikinstrumentes, falls es freiwillig geschieht, musikalische Kompetenz, weil man ja die Schwierigkeiten und Tücken von Instrument, Phrasierung, Intonation usw. erkunden muss und bei der Beurteilung von von Musik einsetzt, die von anderen gespielt wird. Deshalb wundert es mich, daß Sie als jemand, der doch Instrumente spielt ‚die Charts‘ so in Bausch & Bogen so verdammt. Es gibt auch da immer wieder gute Ideen, elegante von Studiomusikern gespielte Passagen, interessante Harmoniefolgen. u.s.w. Bei Musikkritik reicht es eigentlich, zu wissen, daß Indypop und Punk schlecht sind, weil das nur Attitüde und keine Musik ist. Als Attitüden-Kunst aber manchmal passabel. Jazz ist auch zu 50 % Attitüde, aber die restlichen 50 % sind oft sehr gut. Mozart ist zu 44,26 % Attitüde und Bach zu 0 %. Jetzt soll es aber wirklich gut sein mit dem Thema.

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        Moment noch, das kann ich nicht so stehenlassen: Mozart ist keine Attitüde, sondern höchste Kunst. Ganz anders natürlich, aber auf demselben hohen Niveau wie Bach. Sehr raffiniert. Sehr hintergründig und beweglich. Punk ist gar keine Kunst, will es gar nicht sein, aber trotzdem in seinem Geknüppel für mich angenehmer als Charthits, die nach dem gleichen Muster in demselben Sound eine Gefühlsechtheit vorgaukeln, wie es vielleicht Kondome tun. Der Sound ist schon schlimm, weil er so klinisch ist, aber diese Pseudogefühligkeit, Gefühlsduseligkeit, konstante Klebrigkeit ist das schlimmste. Musik hat schon zu 90% mit Gefühlen zu tun, aber gerade deshalb muss das sorgfältig und differenziert gemacht werden.

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    Die Frage, die sich mir stellt, wenn ich den Artikel lese, ist folgende: Ist eine Gesamt- oder Gemeinschaftsschule ursächlich für die Mißstände im Bildungswesen? – Bzw. äquivalent gefragt: Können sie allein dadurch beseitigt werden, daß das dreigliedrige Schulsystem wieder eingeführt wird? Und da habe ich meine Zweifel, denn ein guter Teil der Mißstände – etwa mangelnde Disziplin oder Mobbing – hat andere Ursachen, und die hängen nicht von der Schulform ab, sondern von der Erziehung (bzw. Nicht-Erziehung) durch die Eltern und falsche Vorbilder in der Gesellschaft allgemein. Kurz gesagt: Mangelnde Bildung rührt zu einem nicht geringen Teil daher, daß die Schule statt Wissen zu vermitteln zuviel Zeit in die Erziehung der Kinder und Jugendlichen stecken muß, wir es also in der Sprache der Ökonomen mit einer Fehlallokation von Ressourcen zu tun haben.
    Für mangelhafte Erziehung sollte sich allerdings auch die Gesellschaft insgesamt an die Nase fassen. Etliche der Tugenden, von denen wir Erwachsene gern hätten, daß die Kinder und Jugendlichen sie befolgten, sind nämlich insgesamt den Bach runtergegangen. Das sind etwa:
    – Ehrlichkeit: Nach alter konservativer Lesart beschrieben mit „Üb immer Treu und Redlichkeit“. Im Zeitalter des Dieselskandals oder da sogenannte Fake News gezielt verbreitet werden, um Stimmung zu machen und Vorteile daraus zu ziehen, hat diese Tugend einen denkbar schlechten Stand. Aber auch schon vor mehr als zehn Jahren haben die westlichen Eliten deutlich gemacht, daß Ehrlichkeit nicht viel zählt: Schwarze Kassen in der Politik; nach Korruption riechender nahtloser Wechsel von der Politik in die Wirtschaft; Steuerhinterziehung bei einem DAX-Vorstand und Zustellung der Klageschrift durch die Staatsanwaltschaft auf den Tag genau, nachdem eine größere Summe der hinterzogenen Steuern verjährt war; enge Verbindungen zwischen politischer Führung eines Landes und der Energie-Industrie; Doping im Sport; und vor allem hat keiner der Beteiligten von vornherein offen über Fehler gesprochen, sondern nur zugegeben, was sich sowieso nicht mehr widerlegen ließ. Nichts von alledem hatte Konsequenzen, die über Bauernopfer hinausgingen. Alles also Dinge, die man eher mit Bananenrepubliken in Verbindung bringt als mit westlichen Demokratien – und dementsprechend ein schlechtes Vorbild für die Jugend, die sieht, daß Unehrlichkeit nicht ernsthaft schadet.
    – Höflichkeit und Respekt: Nicht erst im Zeitalter von Mobbing ein Thema. Und auch hier wieder jede Menge schlechter Beispiele durch die Eliten, die dafür sogar noch von der Öffentlichkeit bejubelt wurden. Der Vorstandschef eines DAX-Konzerns verkündet das Rekordergebnis und kündigt in der gleichen Hauptversammlung an, mehrere Tausend Mitarbeiter, die dieses Ergebnis erwirtschaftet haben, vor die Tür zu setzen; Reaktion der wirtschaftsnahen Presse: Jubel über geringere Personalkosten. Die Voristzende einer Partei stellt ihre neue politische Linie vor, ein altgedientes Mitglied, das dagegen Stellung bezieht, wird auf dem Parteitag von den Anhängern der Vorsitzenden ausgebuht; Konsequenzen: keine – die Vorsitzende wurde später wiedergewählt. Ein Musikproduzent macht bei einer Talentshow die talentfreien Trottel vor laufenden Kameras und Millionenpublikum nieder und wird am nächsten Tag in der Boulevardpresse nicht gemaßregelt, sondern seine Bemerkungen werden zu Kult verklärt – zwei Jahrzehnte zuvor hätte eine Redaktion die talentfreien Trottel ausgesiebt, ohne sie vor Millionenpublikum zu demütigen. Kein Wunder, wenn Jugendliche im Kleinen nachmachen, was ihnen von den Großen vorgelebt und der Öffentlichkeit als Erfolgsmodell präsentiert wird.
    – Sorgfalt: Sie bleibt naturgemäß auf der Strecke, wenn es auf Geschwindigkeit ankommt. Und das bezieht sich nicht nur auf Kommentare wie in diesem Forum (ja, auch mir fallen die meisten Fehler erst auf, nachdem ich auf „Kommentar abschicken“ geklickt habe). Es bezieht sich auch darauf, daß Langlebigkeit oder Reparierbarkeit von Produkten zunehmend aus dem Fokus gerät oder daß sich das Phänomen der Bananensoftware („Das Produkt reift beim Kunden“) auch auf andere Bereiche ausdehnt. Das vorgelebte schlechte Beispiel, die mangelnde Sorgfalt mit einem gewissen Maß an Fatalismus hinzunehmen, animiert nicht gerade dazu, selbst sorgfältig für andere zu arbeiten.
    – Fleiß, die urdeutsche Tugend: Sie wird umso mehr entwertet, je mehr sich die Erkenntnis festsetzt, daß zum Erfolg eher Durchsetzungsvermögen (gern in der Form von Ellenbogen) und vor allem Vitamin B gehören.

    Wenn die Schule (statt der Eltern) den Heranwachsenden ein Mindestmaß an gesellschaftskonformem Benehmen beibringen muß, die Wirklichkeit sich aber so darstellt, daß letztendlich nur erfolgreich ist, wer dagegen verstößt, wundert es dann, wenn der Bildungsauftrag der Schule auf der Strecke bleibt?

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      Meine Zustimmung haben Sie. Wir sollten nicht vergessen, daß die Fehlentwicklungen, die wir heute ausbaden müssen in den 90ern gelegt wurden. Stichworte sind dazu: Abwicklung Industrie Ost durch Treuhand, ‚Ikonen‘ der Wirtschaft, wie Ingnacio Lopez, Schlagzeilen in der FAZ, wie „Chemiker – Hochqualifiziert, aber Inkompetent“, Quartalszahlen-Fixierung, Controlling-Fetischismus usw. Letztlich Anmaßungen halbgebildeter 68er und deren Bewunderer, zu denen wir Babyboomer viel zu sehr gehört haben, statt hier bereits selbstbewusst einzugreifen bzw. diesem Spiel zu verweigern. Unsere Kinder werden uns das, wenn sie das irgendwann aber sicher durchschauen, zu Recht vorwerfen.

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    Ja, doch, die Pädagogik und Berufsausbildung zeigt vielleicht am deutlichsten, worum es in der linken Programmatik geht. Ich habe einige Jahre als sogenannten Seiteneinsteiger an mehreren Schulen und Berufsschulen, ich sage mal ‚ausgeholfen‘ (ich kürze jetzt stark ab). Der entscheidende Imperativ an diesen Institutionen schien mir die Erhaltung einer Schulkultur zu sein, die möglichst wenig mit der Realität zu tun hat. Und nein, jetzt kommt von mir nicht die seit jahrtausenden wiederholte Litanei, die Jugend sei verweichlicht, ‚verderbt‘, falsch erzogen usw., denn das ist sie nicht und darum geht es deshalb auch nicht, sondern um die merkwürdige Vorstellung, mit geeigneter pädagogischem Techniken, die man nur selber erst mal verinnerlichen müsste, könne allen zu Erfolg verholfen werden. Die knetbare, formbare Psyche als Leitbild und bei Versagen dieser Vorstellung sind Lehrer oder Schüler die individuellen Versager, wo die Psychologie dann bemüht werden muss, um Schlimmeres zu verhindern. Eine viel Unglück stiftende Allianz von linken Programmatikern, fehlplanenden Schulbehörden und verwissenschaftlichter Pädagogik im Sinne eines unglaublichen technokratischen Positivismus. Auf der Strecke bleibt dabei das Gefühl, daß sich Eigenverantwortung im Sinne von Selbsteinschätzung und Konsequenzen daraus irgendwie für das persönliche Glück auszahlen könnte. Die zu Rate gezogenen pädagogischen Lehrbücher und Ratgeber behaupten die Existenz eines ganzen Apparates von ‚tools‘ für den Unterricht, die nur anzuwenden seien und an deren Komplexität angesichts der tatsächlichen Unterrichtssituation m.E. jeder nur scheitern kann.
    Diese, ich nenne sie mal ‚pädagogische Zwischendecke‘ zwischen (mehr oder weniger!) behüteter Kindheit und Realität (ich meine nicht explizit ‚Erwachsenenrealität!) entspricht genau den linken Konstrukten von ‚Gerechtigkeit‘ und ‚Solidarität‘ – mit dem jederzeit ‚kindgerechtem‘ Unterricht, Orientierung an der ‚Schülerwirklichkeit‘, ‚Schülerzentriertem Unterricht‘, Psycho-Gruppenspielchen und was derzeit noch an ‚Unterrichtsformen‘, ‚Methodenkompetenz‘ und ‚Medieneinsatzkompetenz‘ an pädagogischen Hochschulen phantasiert wird. Das geht so weit, daß von einer Physik-Didaktikerin propagiert wird, mehr darauf zu achten, daß sich die Schüler (stets Schülerinnen und Schüler sagen!) mit dem neuen Wissen ‚wohl fühlen‘, als darauf, daß die Zusammenhänge richtig begriffen, also folgerichtig selbständig(!) nachvollzogen werden können. Als ob die Schülergehirne andere wären, als die von Physikern, als ob sich die Menschheit nicht in der Wirklichkeit, sondern in einer von Pädagogen und Psychologen konstruierten Scheinwelt besonders gut entwickelt hätte. Wie soll man denn z.B. noch loben, wenn nicht mehr durch den Vergleich mit realen Vorbildern? Ich hatte mit 14 einen Physiklehrer (Diplomphysiker, Seiteneinsteiger), der mir anhand meines angelesenen (!! was denn sonst?) Sprachgebrauchs attestierte, ich würde so exakt und kompetent formulieren, wie ein Physiker und in höheren Klassen mich als diesbezügliches Vorbild bezeichneten, was ich durch meine ältere Schwester erfuhr. Eine Aussage, die mich lange gegen Zweifel und die vielen Widerstände immun machte – Resilienz nennt man das wohl derzeit – und mir das Studium und die Jahrzehnte in einer entsprechenden Nische erst ermöglichten. Auf den Lehrer kommt es also an? Nein! In diesem Fall für mich auf den Menschen, denn andere Mitschüler wurden wohl nicht so inspiriert. Auch hier gilt: Vorsicht vor Umkehrschlüssen! Es gab mal einen kompetenten Managementberater (sehr selten, aber auch die gibt es), der sagte: „Motivieren? Höre Sie erst einmal auf zu demotivieren.“ Das lässt sich übertragen: Die pädagogischen Psychotechnokraten in Unis und Schulverwaltungen sollten erstmal damit aufhören, die Lehrer am Unterrichten zu hindern, damit Schüler auch wieder mit Inhalten konfrontiert werden – und sei der Unterricht auch noch so ‚trocken‘ – anstatt an ihren ‚Kompetenzen‘ (der Lehrer und der Schüler) herumzudoktern. Ich habe Schüler erlebt, die fotografieren die Lösungen von Aufgaben vom Klassenprimus ab um sie zuhause nachzuarbeiten, statt sich an den avisierten Gruppenarbeiten und Gruppendiskussionen zu beschäftigen. Sie wollten einfach nur wissen, wo es hinführen soll und sie konnte sie gut verstehen. (Natürlich hat der Lehrer versagt, natürlich..)

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    übrigens: die Idee mit der Gemeinschaftsschule ist nicht „links“, sondern nur dumm und von Vorurteilen geprägt. Es war eine politisch gewollte Schwächung des Gymnasiums, ohne dass es dafür Argumente gab; denn wir haben bereits zu viele Studienanfänger, die dann abbrechen. Bessere Durchlässigkeit und stärkere Praxisorientierung fördert die unterschiedlichen Begabungen besser, die wir ja benötigen.

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      Ich weiß nicht, warum man von seiten der Politik das Gymnasium hätte schwächen wollen – aber dies hatte, so nehme ich an, rein ideologische Gründe (da enthalte ich mich eines Kommentars, unter anderem, weil mir die Worte fehlen…).

      Das mit der „Flexibilisierung“ der Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Schultypen und der stärkeren Praxisorientierung des Unterrichts sehe ich aber ganz genau so wie Sie. Danke sehr 🙂

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    Hallo Kollege Werner… ach nein, Sie sind ja Lehrer, ich war „nur“ Erzieher, und zwar einer, der in den 42 Berufsjahren hauptsächlich damit beschäftigt war, das „aufzuräumen“ was Lehrer übrig gelassen hatten. Meine „Karriere“ startete in einem Heim, dann kam ich in einen Neuköllner Kindergarten, genauer einen Hort, das war 1974. Lange bevor die Worte „Integration“ und „Inklusion“ in der öffentlichen Debatte auftauchten, haben wir das schon gemacht – will sagen, wir haben behinderte Kinder aufgenommen und bei 85 Plätzen Kinder aus insgesamt 18 Nationen betreut, meistens also die Klientel, die Ihnen im Märkischen Viertel sauer aufstießen. Sie fragen „Wie sollte ich diesen Schülern, die jegliches zivilisierte Verhalten vermissen ließen, Selbstbewusstsein vermitteln, die Grundlage jeder Selbstermächtigung?“ Das fiel ihnen, wie den meisten Lehrern vermutlich auch deshalb schwer (oder war unmöglich), weil das Lehrerstudium sich sehr viel mit den betreffenden Fächern und sehr wenig mit Sozialpädagogik beschäftigt. (Vom „Praxisschock“, also dem Entsetzen, auf richtige Schüler aus Fleisch und Blut zu treffen mal ganz abgesehen). Aber was man im Studium nicht lernt, kann man ja später nachholen. Muss man aber nicht, wenn man, wie Sie, folgendes schreibt: „Aber ist der Rohstoff Intelligenz – die Voraussetzung für Bildung – beliebig vermehrbar?“ Sicher nicht, schon gar nicht bei Menschen, „die jegliches zivilisierte Verhalten vermissen ließen.“ Da hätte eine vernünftig ausgestattete Schulsozialarbeit vielleicht einiges ändern können? „Hätte hätte Fahrradkette“ wie ein ehemals wichtiger Sozialdemokrat mal sagte, weil einerseits Schulsozialarbeit bis heute weder personell noch von den Sachmitteln her vernünftig ausgestattet ist und andererseits es vielen Lehrern außerordentlich schwer fällt, mit Sozialpädagogen zusammenzuarbeiten. Lehrer sind durch ihr Studium und nicht zuletzt durch die Schulorganisation Einzelkämpfer, die (glauben Sie’s ruhig, ich habe es oft genug erlebt) lieber scheitern, als Hilfe zu erbitten oder gar zu akzeptieren. Nun haben Sie allerdings Recht, wenn sie viele undurchdachte Reformen beklagen, zumal die meisten tatsächlich nicht unbedingt von Fachkenntnis getrieben wurden. Aber wenn sie behaupten, dass den Verfechtern der „Gemeinschaftsschulen“ „nicht nur um die Gleichheit vor dem Gesetz, sondern um die Gleichheit der Begabungen“ ginge, dann argumentieren Sie mindestens so ideologisch, wie sie es den „Linken“ unterstellen. Glauben Sie ernsthaft, dass in einem Land, in dem der Bildungserfolg maßgeblich vom sozialen Status der Eltern abhängt, sei es eine Art „Gedöns“, diese soziale Spaltung, wenigstens in der Schule, wenigstens ein bisschen aufzuheben? „Dem egalitären Schulkonzept liegt ein Verständnis von Bildung zugrunde, das unterstellt, dass alle Kinder im Grunde gleich begabt sind, dass die kognitiven Fähigkeiten bei einigen Kindern nur verschüttet sind, vornehmlich infolge ungünstiger häuslicher Bedingungen.“ Das ist, mit Verlaub, dummes Zeug! Die Idee ist, dass in einem „egalitären Schulkonzept“ nicht nur die schwächeren Schüler von den stärkeren profitieren, sondern auch umgekehrt. Weil nämlich lernen nicht nur auf Fachwissen, sondern auch auf Sozialkompetenzen ausgerichtet sein sollte. Und diese, im Berufsleben „soft skills“ genannten Fähigkeiten erlernt man eben nur, wenn man nicht unter sich bleibt.
    Das spricht übrigens überhaupt nicht gegen die gezielte Förderung von besonders Begabten, im Gegenteil. Meine letzten 15 Berufsjahre habe ich an einer Förderschule verbracht, wo alle die landen, die mit dem traditionellen Schulwesen nicht erreichbar sind. Das waren übrigens nicht ausschließlich Kinder, deren Intelligenz nicht ausreichte, sondern durchaus auch solche, die sich wegen ihrer hohen Intelligenz im Unterricht schlicht langweilten. Und warum? Weil es nur sehr wenige Lehrer gibt, die mit heterogen zusammengesetzten Klassen etwas sinnvolles anfangen können. Das ist, zugegeben, bei 30 oder mehr Schülern auch verdammt schwer. Und ohne Schulsozialarbeit, ohne vernünftige Zusammenarbeit zwischen Lehrern, sonstigem pädagogischen Personal und auch z.B. dem Hausmeister ist es fast unmöglich. Aber ihr Vorschlag geht ja in eine andere Richtung. Sie wollen das gute alte dreigliedrige Schulsystem wieder haben, also genau das System, welches uns vor einigen Jahren den ersten „Pisa Schock“ bescherte. Ihren Zorn auf Weltfremde Reformen kann ich gut verstehen, gebe aber zu bedenken, dass Weltfremdheit und ideologische Verbohrtheit nicht nur auf der linken Seite des politischen Spektrums zu finden ist. Beispiel gefällig? „Bei allen Bildungsstudien, in denen Schulformen verglichen werden, schneiden die Schüler an egalitär organisierten Schulen schlechter ab als an gegliederten“ schreiben Sie, nur wie erklären Sie sich, dass das „egalitäre Schulkonzept“ in Finnland (Einheitsschule bis zur 9.Klasse, weitgehend gar ohne Zensuren) dazu führt, dass diese Schüler bei allen Tests weit oben rangieren? Und das obwohl Finnische Lehrer 1/3 weniger verdienen, als deutsche?
    Zum Schluss noch etwas zu Ihrem Intelligenzbegriff: Ein Freund, Psychologe und jahrelanger Leiter einer Psychiatrischen Klinik hat mal den schönen Satz gesagt: „Intelligenz ist das, was der Intelligenztest misst.“ Haben Sie eine Ahnung, wie viele unterschiedliche Testverfahren es gibt?
    Fazit: Sie schlagen den Sack und meinen den Esel! Sie schimpfen auf Linke Illusionen ohne wenigstens zu erwähnen, das z.B. Inklusion unter der Regie von meist eher konservativen Finanzministern lediglich ein Sparmodell für den Popanz „Schwarze Null“ war. Förderschulen sind teuer, Förderschullehrer sind knapp, die Ausbildungskapazitäten wurden, wie auch in anderen Sozialbereichen, kontinuierlich weggespart. So kann es tatsächlich nicht funktionieren. Und mit Lehrern wie Ihnen, die der guten alten Zeit nachtrauern, wohl auch nicht

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      Hallo,Herr Buchenau, ist weiß Schulsozialarbeit durchaus zu schätzen. Ich habe sie an der Gesamtschule und auch im Internat Scharfenberg selbst erlebt. Oft habe ich Schüler, mit denen es im Unterricht Probleme gab, den kompetenten Sozialpädagogen übergeben. Auch Klassenfahrten haben wir gemeinsam gemacht. Trotzdem bin ich der Meinung, dass der Unterricht selbst so organisiert werden sollte, dass er für alle Schüler die besten Erträge bringt. Das ist nach meiner Erfahrung an der Gemeinschaftsschule nicht zu erreichen, wenn man Kinder völlig unterschiedlicher Begabung mischt. Was Sie sich wünschen, dass Kinder unteschiedlicher sozialer Schichten voneinander lernen, findet so gut wie nicht statt, obwohl wir als Lehrer das immer gefördert haben. Schüler entscheiden ähnlich wie Erwachsene schon sehr früh, mit wem sie verkehren und mit wem sie befreundet sein wollen. Ihnen aus sozialen Gründen etwas verordnen zu wollen, funktioniert einfach nicht. Die objektiven Zahlen sprechen zudem für sich. Wenn man die Ergebnisse beim mittleren Schulabschluss (MSA) in Berlin miteinander vergleicht,stellt man fest, dass die Schule, die die Heterogenität auf die Spitze treibt: die Gemeinschaftsschule – schlechter abschneidet als Gesamt- und Realschule, vom Gymnasium ganz zu schweigen. Anscheinend korrelliert der Schulerfolg der Kinder mit dem Grad an Heterogenität der Lerngruppe. Ich bin der Meinung, dass wir es den Schülern schuldig sind, sie zu den bestmöglichen Lernergebnissen zu führen. 50000 Schüler pro Jahr ohne Schulabschluss in Deutschland ist eine Schande. Deshalb sollten die rot-grünen Bildungsplaner über ihren Schatten springen, und die egalitären Schulformen zumindest so organisieren, wie es in der Gesamtschule üblich ist: mit Fachleistungskursen.Dort findet jeder Schüler in jedem Fach den Platz, der seinen Begabungen gemäß ist. Dagegen ist doch kaum etwas einzuwenden. Oder?

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        Ach Herr Werner und auch Herr Nick, was ist denn daran so schwer zu verstehen? „Ihnen aus sozialen Gründen etwas verordnen zu wollen, funktioniert einfach nicht. Die objektiven Zahlen sprechen zudem für sich.“ Schreiben Sie, Herr Werner. Die gesamte Schulpflicht ist doch eine „Verordnung“ aus sozialen Gründen. Wie viele Schüler würden tatsächlich freiwillig in die Schule gehen, wie viele Eltern würden ihre Kinder schicken, wenn es nicht „verordnet“ wäre? Und die, die nicht freiwillig kämen, wären nicht ausschließlich die üblichen Verweigerer, sondern sicher auch einige, deren Eltern meinen, Bildung zu Hause besser vermitteln und organisieren zu können. Manche könnten es wahrscheinlich auch. Und wenn Sie,. Herr Werner, von „objektiven Zahlen“ schreiben, warum berücksichtigen Sie nicht die „objektiven Zahlen“ der finnischen (oder allgemein der skandinavischen) Ergebnisse von „Pisa“, wo das Bildungswesen eben auf gemeinschaftlicher Beschulung unterschiedlich begabter Schüler bis zhur 9. Klasse beruht. Und nein, ich habe überhaupt nichts gegen Fachleistungskurse, im Gegenteil. Meine Idee wäre: Gemeinsame Beschulung wo möglich, Aufteilung wo nötig.
        Und ja, ich glaube tatsächlich an „die merkwürdige Vorstellung, mit geeigneter pädagogischem Techniken, die man nur selber erst mal verinnerlichen müsste, könne allen zu Erfolg verholfen werden.“ , wie Herr Nick schreibt. Nur dass für mich „Erfolg“ eben nicht darin besteht, alle Schüler zum Abi und dann an die Uni zu „Erziehen“, sondern für mich ist eine Schullaufbahn dann erfolgreich, wenn sie den Schülern zur Ausschöpfung ihrer Potentiale verhilft. Das tut das dreigliedrige Schulsystem erkennbar und nachweislich (auch im europäischen Vergleich) nicht. Übrigens: Der „Erfinder“ des Pisa Tests, Andreas Schleicher, ist ein wunderbares Beispiel dafür: Sein Grundschule hielt ihn für ungeeignet fürs Gymnasium, sein Vater war nicht einverstanden und brachte den Jungen an eine Waldorfschule. Dort lernet er nicht nur, seinen Namen zu tanzen, sondern machte Abitur mit Note 1,0 und studierte danach Mathe und Physik. Und wer gderne mal sehen möchte, wie Schule funktionieren kann: „Treibhäuser der Zukunft“ heißt ein Film von Reinhard Kahl (2004). Kannn man Kaufen oder auf youtube sehen.

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      @Stefan Buchenau
      Hmm.. so doll scheint das skandinavische Schulsystem aber gar nicht zu funktionieren, wenn man z.B. das hier liest (von wg. mehr ‚Geld für Schulen‘ und ‚Alle Schulen an’s Netz‘), um mal einen weiteren Erfahrungsbericht zu verlinken, den nicht schon seit längerem die Spatzen von den Dächern pfeifen, oder wie man in solchen Fällen zu sagen pflegt. Bekannt war mir auch bereits der Fall des von Ihnen als ‚Beleg'(?) angeführten Andreas Schleicher bzw. seine erfolgreiche Schullaufbahn mit folgender Karriere bis hin zum Bildungstechnokraten, den ich mir deswegen gemerkt habe, weil ich wie er auch keine Empfehlung für Realschule oder Gymnasium hatte, allerdings auch keine Waldorfschule. Der Mann ist offensichtlich sehr intelligent und es gibt eigentlich keinen Beleg dafür, daß ihm erst die Waldorfschule alles ermöglicht hat. Einer der üblichen Umkehrschlüsse, die gar nichts belegen. Ich für meinen Teil hatte in sehr konservativen Schulen in den 60er, 70ern (Hauptschule, dann Realschule, dann Gymnasium) sehr wahrscheinlich erheblich mehr Freiheiten (die ich für meinen Teil am dringensten benötigte und nicht irgendwelche ‚Fördermaßnahmen‘), als mein Sohn in den bereits politisch korrekten und pädagogisch erheblich mehr regulierten Gymnasium der 90er und 00er Jahre. (Die PISA-Tests halte ich übrigens für komplett überflüssigen Unsinn. Hier gilt, wie so oft: Wer viel misst, misst viel Mist.) Und es mag ja sein, daß es ein Dorf braucht, um ein Kind groß zu ziehen, aber das, was da nebenher in einem Dorf oder einer Nachbarschaft zwanglos abläuft, können sozialistische Planer nicht per Regelwerk abbilden oder simulieren, wie schon die zahlreichen Versuche in der Vergangenheit aufzeigen. Dahinter steckt die sehr perfektionistische antipragmatische Vorstellung deutscher Schulpolitik, man dürfe etwas kollektiv tun, was ich noch nicht mal meinem Hund antue, nämlich Sozialverhalten dressieren. Mein Hund gehorcht mir übrigens trotzdem, weil er fühlt, bzw. über eine Zeit die Erfahrung subsummiert hat, daß ihm das langfristig einen Vorteil bringt. Allein diese Erkenntnis werden linke Programmatiker allerdings noch nicht mal für den Menschen gelten lassen wollen, weil ihnen die innere Freiheit des Denkens unheimlich ist. Anders ausgedrückt: Ihre Legitimation beziehen sie aus dem Gängeln ‚..lass dir doch helfen..‘, meist als eine unangenehm manipulative Botschaft.
      Ich weiß nicht, was ein Sozialpädagoge bewirken kann und ich werde mir daher beizeiten den von Ihnen verlinkten Film mit Interesse ansehen. Aber ich weiß, daß es Aufgabe der Schule ist, Wissen zu vermitteln und nicht anderer Leute Kinder zu erziehen und daß der (linke?) Nanny-Staat, der die Menschen vor sich selber schützen will, mittlerweile nicht nur mir unangenehm wird. Er müsste nämlich, wie Platon bereits formulierte, Philosophen als Politiker und Gesetzgeber haben. Ich will beides nicht, weder Philosophen als Politiker, noch den Nanny-Staat.

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    Der „gesunde Menschenverstand“ ist nichts anderes als das Eingeständnis, dass man mit den herrschenden Verhältnissen einverstanden ist. Dass der Autor nun versucht, auf einen Zug aufzuspringen, mit dem schon andere abgefahren sind, ist so offensichtlich, dass es den Hinweis auf die Platitüde eines Autors, der sich von Albert Speer nach Strich und Faden vorführen ließ („Vielleicht ist der Satz von Joachim Fest „Die Wirklichkeit ist immer rechts“ ein Naturgesetz.“) gar nicht mehr gebraucht hätte.

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    „Links“ ist doch schon seit einiger Zeit eine völlig leere Kategorie. Wer die Bücher von Gerd Koenen über das „Rote Jahrhundert“ gelesen hat und wer ein wenig Reise Erfahrung hat, nennt sich doch nicht mehr „links“. Dann muss man auch keine Saulus-Paulus-Erlebnisse haben. Ich habe das hier schon oft angemerkt.

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    Das Buch als solches ist unverfänglich, mehr noch: es ist sogar gut – wenn auch nicht sehr breit angelegt. Es beschreibt die lange, schmerzhafte Erkenntnis eines Linken, daß der Regen doch nicht nach oben fällt.

    Immerhin hat ihn diese Erkenntnis dann dazu befähigt – wobei er seine marxistische Schule und das dialektische Denken nie ablegt – hervorragende und wesentlich substantiellere Werke über die innere dschihadistische Antriebskraft großer Teile des Islams und den protototalitären Glutkern der liberalen Demokratie zu schreiben.

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    Vielen Dank für diesen erhellenden Beitrag, der die unversöhnlichen Positionen noch einmal zusammenfaßt. Als ich noch jung und links war, da las ich einer Fabrikarbeiterin eines großen ostdeutschen Kombinats abends Marx vor, um sie zu überzeugen, daß ihr Defätismus, den sie allabendlich nach Reallektion nach Hause brachte, fehl am Platze sei. Sie sagte den Untergang der DDR voraus und ich bewies ihr, daß das historisch unmöglich sei …

    Die Auswirkungen dieser Verblendung auf das Bildungssystem sind evident – jeder, der vor einer Klasse stand, kann das sehen. Allerdings muß man zwischen allgemeinen Modernephänomenen und ideologischen Einheitsbrei unterscheiden; das lernt man an Auslandsschulen.

    Herr Werner, passen Sie auf sich auf! Sie haben da Kleine-Hartlage erwähnt, ein „Antaios“-Autor! Denken Sie an das Schicksal Johannes Salzwedels! Wenn das erst Frau Bednarz sieht und twittert …

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      Danke, Seidwalk, für dem Hinweis auf das Buch von Kleine-Hartlage. Ich habe es selbst nicht gelesen, sondern im einem Artikel gefunden, in dem Dissidenten-Literatur ehemaliger Linker aufgelistet wurde. Ich werde mich sachkundig machen.

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        Als Amateur-Sherlock habe ich ermittelt, dass Frankfurt am Main nicht in der Zone lag. Aber guter Versuch, Dr. Watson und jetzt einen Tee, Mrs Hudson.

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        … meno, Hr. Weller, ich habe erwartet, das ‚Seidwalk‘ sich empört meldet, doch nicht Sie. Das müssen wir hier aber noch üben.

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