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Kann man den Osten integrieren?

Ich gestehe: ich habe Vorurteile gegen bestimmte Menschengruppen. Zum Beispiel gegen Ostdeutsche. Interessanterweise bin ich noch nie mit anderen Wessis zusammengekommen, die solche Vorurteile nicht hätten. Das liegt entweder daran, dann man sich gegenseitig in seinen Vorurteilen bestätigt, oder daran, dass irgendetwas an diesen Vorurteilen dran ist. Die sind nämlich je ausgeprägter, desto mehr tatsächliche Erfahrungen – zum Beispiel bei der Arbeit im Osten und mit Ostdeutschen im Westen – diese Leute hatten.

Natürlich sind Vorurteile zu verurteilen. Jeder Mensch sollte  danach beurteilt werden, wie er sich verhält – nicht, welcher Gruppe er entstammt. Das sagen mir Herz und Verstand in schöner Übereinstimmung. Nur weil viele Araber antiisraelisch sind, nicht wenige den Terror gegen Israel als „Widerstand“ verklären, darf ich nicht von vornherein davon ausgehen, dass mir ein Antisemit entgegentritt, wenn ich einem Libanesen oder Syrer oder „Palästinenser“ begegne. Nur weil der radikale Islam massenhaft Terroristen hervorbringt, darf ich nicht annehmen, dass der Mann neben mir inder U-Bahn, der seinen Bart wachsen lässt und im Koran liest, ein Terrorist sei. Vielelcht ist er sogar nett zu seiner Frau und fördert die Bildung seiner Kinder. Analog halte ich es auch mit meinen Mitbürgern aus dem Osten. Aber ebenso wenig, wie man den Zusammenhang zwischen dem Islam und dem Terror verschweigen darf, darf man zum Zusammenhang zwischen der untergegangenen DDR und einigen unserer heutigen Probleme schweigen.

Über die Rückkehr der DDR-Pädagogik an die Schulen habe ich schon vor sechs Jahren einen Artikel geschrieben.

Im Kern meiner Kritik stand die ungebrochene autoritäre Haltung vieler Ost-Pädagogen: nach oben buckeln, nach unten treten. Die ist vermutlich für einen nicht unwesentlichen Teil der Bevölkerung typisch und wird von den Eltern an die Kinder weitergegeben. Diese Vermutung – mein Vorurteil, wenn Sie so wollen – wird nun durch eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) bestätigt. Ich zitiere:

„Im Jahr 2016 hat die FES-Mitte-Studie erstmals auch die Zustimmung und Ablehnung neurechter Einstellungen in der Bevölkerung erfasst. Die Neue Rechte transportiert über die Begriffe „Identität“ und „Widerstand“ ihre nationalistisch-völkische Ideologie und löst zunehmend den offenen Rechtsextremismus ab. (…) Verschwörungsmythen in Bezug auf eine vermeintliche Unterwanderung durch den Islam, die Behauptung eines Meinungsdiktats, eine Beschimpfung des „Establishments“ als illegitim, verlogen und betrügerisch, die Forderung nationaler Rückbesinnung gegen die EU und der Aufruf zum Widerstand gegen die aktuelle Politik bilden ein zusammenhängendes neurechtes Einstellungsmuster, das von fast 28% der Bevölkerung vertreten wird. Je weiter rechts die Befragten sich selbst positionieren, desto eher vertreten sie auch diese Form neurechter Einstellungen. 84% der AfD-Wähler_innen neigen zu neurechten Einstellungen.“

So weit, so besorgniserregend. Nicht überraschend stellen die Autoren der Studie fest:

„Mit Blick auf Unterschiede in demografischen Gruppen fallen signifikante Unterschiede zwischen ost- und westdeutschen Befragten auf: Fremdenfeindlichkeit, Muslimfeindlichkeit, die Abwertung von Sinti und Roma, asylsuchenden und wohnungslosen Menschen sind im Osten signifikant stärker ausgeprägt.“

Der Osten hat uns schon die populistisched „Linkspartei“ eingebrockt, die ihrerseits dafür gesorgt hat und sorgt, dass Angela Merkel die alternativlose Kanzlerin war, ist und bleibt. Denn die SPD hat aus staatsbürgerlicher Verantwortung heraus bis jetzt eine Koalition mit der Linkspartei auf nationaler Ebene abgelehnt. Gleichzeitig macht die rechtspopulistische AfD, die besonders im Osten ihre Kernländer hat, gegen Merkel mobil. Jene Demokraten, die – wie ich – den Wechsel der Regierung als Kernelement einer funktionierenden Demokratie ansehen und Merkel durchaus kritisch betrachten, finden sich gezwungen, die Große Koalition zu verteidigen, weil die vor allem im Osten beheimateten Links- und Rechtspopulisten die demokratischen Parteien in dei Zange nehmen.  (Dass Merkel selbst aus dem Osten stammt und einige autoritäte Züge aus dieser Sozialisation mitnimmt, siehe den Wunsch, „durchzuregieren“, ihre Entmachtung der EU-Kommission, ihre Art, mit den südeuropäischen Ländern Schlitten zu fahren oder dervon ihr durchgesetzte fahrlässige Ratsbeschluss zur Zwangsverteilung von Flüchtlingen, steht auf einem anderen, aber benachbarten Blatt.)

Eine hat die Misere früh erkannt: Monika Maron:

„Die Einheit ist mir zum Alptraum geworden, weil der Osten, wo er sich als solcher artikuliert, mir unüberwindlichen Ekel verursacht. Alles hat sich in Ekel verwandelt: mein Mitleid, meine Anteilnahme, mein Interesse. Ich weiß, daß ich ungerecht bin, und kann es nicht ändern. Ich halte es für eine Krankheit und weiß nicht, wie man sie heilt. Die Krankheit nenne ich Zonophobie. (…)  Solange ich unter ihnen lebte, ist mir die außergewöhnliche Empfindsamkeit meiner ostdeutschen Mitmenschen verborgen geblieben. Im Gegenteil: Ich bin an ihrer Dumpfheit und Duldsamkeit, an ihrer Duckmäuserei und ihrem feigen Ordnungssinn oft verzweifelt. Eigentlich sollte ich mich freuen, daß sie plötzlich eine Ungerechtigkeit eine Ungerechtigkeit nennen und eine Lüge eine Lüge. Wenn ich aber sehe, wie sie sich empören, wie sie wieder und wieder in die Kameras sächseln, daß sie sich nicht verarschen lassen und schon gar nicht verkohlen, wenn sie in ihrem ganzen ostdeutschen Mannesmut jedem, der sie nicht vorher gekannt hat und es darum besser weiß, den Eindruck vermitteln müssen, einem Aufrührer, einem Michael Kohlhaas zu begegnen, dann kann ich nicht verhindern, daß ich sie wieder vor mir sehe, wie sie zu den Wahlurnen geschlichen sind, wie sie mit gesenktem Blick in den Versammlungen gesessen haben, verarscht, verkohlt, gedemütigt. (…) Die neue ostdeutsche Einheitsfront, die von der PDS (…) bis zu den Neonazis reicht, verrührt die DDR-Geschichte zu einem einzigen Opferbrei, die eigene Vergangenheit wird unter dem neuen Feindbild begraben, ein neues Wir ist geboren, „wir aus dem Osten“; endlich dürfen alle Opfer sein…“

Nun, Maron hat sich inzwischen eine neue Phobie gesucht, die sie mit den schlimmsten Elementen jenes untergegangenen – und heimlich doch fortlebenden – deutschen Staates einigt, erweist sich also – nicht nur im vornehmen Verschweigen ihrer zeitweiligen Stasi-Mitarbeit – als gute Tochter der DDR und belegt meine These: Es ist schwer, dieser Sozialisation zu entkommen, selbst wenn man sie durchschaut. Die Gnade der westlichen Geburt ist so wenig verdient wie jene der späten Geburt. Eine Erkenntnis, die vor Überheblichkeit schützt, aber sonst wenig löst.

Wir machen uns Gedanken um die Integration von einer Million Flüchtlingen, und zu Recht. Die Integration von 17 Millionen Ostdeutschen, die zu nicht unwesentlichen Teilen in einer Parallelgesellschaft leben, in der „nicht alles schlecht war“ an der Diktatur, in der man „sich seine Biografie nicht entwerten lassen“ – sprich: sich und anderen keine Rechenschaft über ihr Verhalten in der Diktatur ablegen – will, in der Ausländer „Fidschis“ und Obdachlose „Asis“ sind, in der die Autorität bewundert und die Demokratie verachtet wird,  in der Antiamerikanismus und Antikapitalismus grassieren, ist aber auch ein Problem. Lange dachte man, das würde sich von selbst erledigen. Dem ist offensichtlich nicht so. Der Osten bräuchte ein 68, aber es fehlt ihm die Jugend, die das herbeiführen könnte.

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57 Gedanken zu “Kann man den Osten integrieren?;”

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    Gerade aus Antipodien zurückgekehrt: wie für Grass und Konsorten die DDR eine „kommode Diktatur“ war, ist für das juste milieu behäbiger und selbstgerechter Alt-68er und Grünen das System „Mutti“, das Sloterdijk mal „Lethargokratie“ nannte (solange Mutti die Raute macht und ohne Strafe ihre postfaktischen Phrasen faseln kann, ist die Welt noch nicht untergegangen), eine kommode Demokratur. Auffallend ist auch, mit welcher Vehemenz (und Verzweiflung) der Kampf gegen Rechts geführt wird; Heiko Maas & Anetta Kahane, um nur die Fischköpfe zu nennen, sind ein west-östliches Traumpaar. Mir scheint, den Ostdeutschen fällt eher auf, wenn ihnen Prawda verordnet wird als den Wessis und Ihnen, der weit über die Halskrause hinaus in diesem Äther der Prawda steckt.

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    Ein Vorschlag: wir bauen die Mauer wieder auf (ohne Schiessanlagen u.ä., nur eben mit klaren Grenzkontrollposten zwischen Ost und West und freien Reiseverkehr für beide Teile Deutschlands sowie eigenen Pässen). Finanziert mit der Soli-Abgabe, die für diesen Zweck in beiden neu- oder wiederzugründenden Staaten erhoben wird und 50:50 dafür verwendet. Angekündigt wird der Mauerbau und die Neugründung eines ostdeutschen demokratisch gewählten Staates ausreichende Zeit vorher. Somit hat jeder die Möglichkeit, sich langfristig zu entscheiden, in welchem Kulturgefilde er leben, arbeiten und Staatsbürger sein möchte. Das politische System der Parteiendemokratie sowie den Verfassungsinstitutionen besteht auch in dem ostdeutschen Staat weiter – nur eben mit eigenen Vertretern in eigenen Institutionen. Nachgeholt wird dann in Ostdeutschland die Legislaturperiode von 1990, die das frei gewählte Parlament nach den Wahlen im März 1990 in die Vereinigung im Oktober 1990 überführte. Während dieser vierjährigen Regierungszeit wird eine Volksabstimmung über eine Vereinigung zwischen Ost- und Westdeutschland durchgeführt; ebenso in Westdeutschland nach ebenfalls erfolgten Wahlen zuvor. Eine einfache Mehrheit reicht für die Annahme des Plebiszits. Kommt es zu einer Ablehnung des mit Ja oder Nein zu beantwortenden Votums über eine Vereinigung beider deutscher Staaten in einem der beiden Staaten, wird eine Vereinigung nicht mehr möglich bzw. müsste dann durch verfassungsrechtliche Verfahren später neu beantragt und wiederholt werden. Bleibt es bei der durch Volksabstimung abgelehnten Vereinigung zwischen beiden Staaten, dann werden genauestens Investitionen, Steueraufkommen, Produktivität (d.h. Arbeitsauslastung der Betriebe in Ostdeutschland seit 1990, nicht die oft suggerierte Faulheit der Arbeitnehmer), Wertschöpfung sowie unterschiedliche Kriegsfolgelasten Ostdeutschlands und Westdeutschlands nach 1945 gegengerechnet. Privatinvestitionen von Unternehmen, Banken etc. werden in Ostdeutschland durch die neu gewählte Regierung und WestDeutschland vertraglich nach üblichen westlichen Standards geregelt – je nach demokratischen Wahlausgang und der aus den Parteien zu bildenden Regierung. Zwei getrennte Währungsberechnungen, entweder mit festgesetztem Kurs zum Euro in beiden Staaten oder mit einer ostdeutschen Mark ohne Euro-Beitritt, begründen wirtschaftliche Souveränität beider Staaten, sowie eine genaue Auseinanderdividierung beider Staaten und eine gleichzeitige Neubestimmung von Wirtschaftsbeziehungen im Rahmen der Europäischen Union. In einem – sachlich nicht zu vergleichenden – Beispiel der Staatsseparierung sei auf die ehemalige Tschechoslowakei verwiesen sowie mit noch anderem Bezug auf die Trennung der baltischen Republiken aus der Sowjetunion. Somit ist eine Westdeutsche Identität vermutlich gesichert. Falls ein ostdeutscher Staat ähnlich dem Beispiel Schottlands nach dem Brexit nicht automatisch in die EU aufgenommen werden kann bzw. einen Aufnahmeantrag stellen müsste, dann wäre dies so auszuhalten und zu entscheiden. Kein Jammern mehr. Klarheit ist hergesetellt und Entscheidungen getroffen – ohne den zeithistorischen Druck von 1989 und 1990 mit einer auseinanderfallenden Sowjetregierung im Rücken, die jeder Zeit ein Veto einlegen hätte können und zumindest ambivalent eingestellten Regierungen in Paris und London. Gibt es demokratische Mehrheitsentscheidungen in beiden deutschen Volksabtimmungen für eine Vereinigung, dann wird eine Vereinigung neu verhandelt.
    PS: Verweise auf die Unmöglichkeit bzw. Gefahren eines solchen Vorschlages (internationale Grosswetterlage mit rechtspopulistischen Regierungen aller Orten und autoritären Regierungen gerade an der süd- und osteuropäischen Peripherie sowie auch in den Zentren Europas, Labilität der EU und des Euro, wirtschaftliche Folgen in Ost und West etc.) sollten vielmehr dem Jammer-Wessi zu denken geben und die Gefahren eines seit 27 Jahren andauernden Kulturdiskurses der westdeutschen Mehrheit über richtig und falsch eines in der Bundesrepublik zu führenden Lebens aufzeigen. Um nur ein kleines Beispiel zu geben, wie eine ganzheitliche Perspektive Einsichten fördenr könnte. Ein Angebot zum Blickrichtungswechsels: Wäre es vielleicht erwägenswert, dass eine politische Kultur im Osten, die ganz entscheidend nicht nur von DDR-Diktatur, sondern auch von Säkularität (d.h. Kirchenungebundenheit und Religionsabsenz) geprägt ist, westdeutsche Wege zur CDU/CSU trotzdem in großem Maße findet, obwohl Gebet, religiöser Zusatz zur Vereidigungsformel und christliche Transzendenz nicht zum Denken und Handeln dieser Wähler gehört. Ein großer weltanschaulicher Sprung, wie ich finde, den Ostdeutsche (erstaunlicherweise gerade auch in Sachsen seit allen Landtagswahlen ab 1990) mitgingen und mitgehen. Inwiefern nun die Ostdeutschen den Westdeutschen die Linkspartei „eingebrockt“ hat, scheint auch weniger eine fundierte Ansichtssache, als vielmehr eine ganz wesentliche Folge von gequälter Sozialpolitik im Osten seit 1990 (was selbst S. Gabriel allmählich als Folge von rot-grünen Reformen und einem Verfehlen der Treuhand ansieht) bei gleichzeitiger „Kümmerei“ der damiligen PDS in Regionen mit bis nzu 40% Arbeitslosigkeit. Die SPD hatte in diesen Transformationsprozessen erstaunlich wenig beizutragen. Man fühlt sich bei einigen Passagen in diesem Artikel vielmehr an Oskar Lafontaine erinnert. Der ist übrigens gerade in der Linkspartei aktiv. Verwirrung wohin man schaut. Vielleicht hilft ein wenig mehr Demut gegenüber Ostdeutschen, die übrigens Westdeutschland als noch fremder emfpinden und sich am liebsten gleich nach England, Frankreich oder Italien zum Urlaub aufmachen, sofern sie nicht als einer von über drei Millionen Ostdeutschen sind, die nach 1990 in den Westen gegangen sind, um dort arbeiten zu können oder zu müssen. Wäre es nicht spannend zu erfahren, wie sich Ost- und Westdeutsche bei einer Volksabstimmung und bei einer neuen Teilung Deutschlands entscheiden würden? Was wäre eigentlich passiert, wenn sich die DDR-Regierung nicht der BRD hätte vereinigen wollen, sondern mit Österreich in Verhandlungen getreten wäre? Es wäre aus wirtschaftlichen Gründen auf beiden Seiten nicht dazu gekommen. War also die Wiedervereinigung auf ostdeutscher Seite nur wirtschaftlich begründet (die Mauer und das SED-Regime waren ja schon gefallen, die Stasi wenige Zeit darauf auch endgültig). Und auf westdeutscher Seite? War man gezwungen, wegen eines verstaubten Verfassungsartikels und einer alten Generation von „ich-weiß-noch-wie-es-früher-ohne-Mauer-war“ das irgendwie durchzuziehen? Die Folgen dieser Vereinigungshektik sind bis heute zu spüren und zu lesen. Angesichts der dramatischen Ungleichgewichtigkeit zwischen ost- und westdeutschen Befindlichkeiten, erscheint ein wie auch immer gearteter spezifischer westdeutscher ´Gefühlsstau´ langweilig.

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    Verehrter Herr Posener,
    das geht natürlich nicht ohne meinen Senf…
    Auch nach einigen Gesprächen mit Ostdeutschen – familiär bin ich „sakramental“ verknüpft – muss ich im wesentliche zustimmen.
    Niemand sagt, dass „das Ostdeutsche“ alleine hinreichend ist, um die gesellschaftliche Transformation hin zu den Neuen Rechten zu erklären. Dann wäre der Front Nationale z.B. nicht möglich, denn ein solches Phänomen wie die deutsche Einheit hat es in Frankreich ja bekanntlich nicht gegeben.
    Aber eine Notwendigkeit – eine von vielen – zum Verstehen der deutschen Umstände ist es schon. Notwendig für sich alleine nicht hinreichend, darauf kann man sich vielleicht ja eingen.
    Was mir auffällt, ist folgendes: Alle vor 1989 schon oppositionell Eingestellten stimmen Ihrer These im wesentliche zu. Ja, diese Zusammenhänge seien nicht zu leugnen. Die Angepassteren hingegen wehren heftig ab. Wohl kaum ein Zufall.

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    Lieber Herr Posener, Ihr Artikel stimmt mich traurig. Einerseits, weil Sie – wie Sie schreiben – offenbar noch nie mit einem anderen Westdeutschen zusammengekommen sind, der keine Vorurteile gegen Ossis hatte. Da Sie sicher viele Kollegen, Freunde und andere Kontakte haben, kann ich das nur als Beleg dafür werten, wie stark die Ablehnung gegen „die Ossis“ zumindest einem Teil der Gesellschaft inzwischen offenbar ist.
    Ich selbst nehme das ganz anders wahr. Ich bin im Osten geboren und lebe dort, fühle mich allerdings längst im Westen angekommen. Ich habe Freunde und einen Mann aus dem Westen. Meine Kinder haben Kontakt zu jungen Westdeutschen, dabei spielt das Thema Ossi/Wessi eigentlich keine Rolle mehr. Und ich würde sagen, unser Leben ist nicht viel anders, als das, was ich sehe, wenn ich Freunde im Westen besuche: Auch wir heißen Flüchtlinge in unserem Umfeld willkommen. Wir wählen keine Afd. Wir mögen es bunt und vielfältig. Wir sind weder tumb noch doof oder gesellschaftlich uninteressiert. Und: Wir schämen uns für die Exzesse anderer Ossis, etwa wenn die Kanzlerin von einer demonstrierenden Sächsin als „Votze“ bezeichnet wird. Kurz gesagt: Wir mögen in der der Minderheit sein, aber es gibt auch im Osten immer noch ganz normale Menschen. Die sich Gedanken machen über die Gesellschaft, die sich einbringen und die das Fremde nicht als Bedrohung empfinden. Und all diesen Menschen, lieber Herr Posener, machen Sie es mit einem solchen Text sehr schwer. Denn die Quintessenz ist ja: Wer noch im Osten lebt, steht unter Generalverdacht. Können Sie sich vorstellen, dass das für uns verbliebene Restostdeutsche nicht folgenlos bleibt? Und können Sie sich vorstellen, dass es – sollten sich die Vorurteile durchsetzen – künftig schwerer wird, sich mit einem Zeugnis aus einem neuen Bundesland irgendwo im Westen zu bewerben, Urlaub zu machen oder sich anderweitig Gehör zu verschaffen?
    Ihr Artikel wird einer ganzen Gruppe von Menschen nicht gerecht. Ich sehe die Gefahr, dass er, – obwohl er (leider) auch viele Wahrheiten enthält – die Spaltung zwischen Ost und West befördert. Das kann und darf nicht das Ziel sein!

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      Liebe Zonengabi, lesen Sie bitte den Text noch einmal durch. Nirgends wird dort – jedenfalls nicht von mir – behauptet, alle oder auch nur eine Mehrheit der Ostdeutschen seien wehleidige Kreaturen, die Kritik nicht vertragen, leicht beleidigt sind und immer im Kollektiv denken. Aber es gibt halt solche, und mehr davon im Osten als im Westen. mehr kann und soll man aus dem Text nicht herauslesen.

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    Wir sind ja ein sehr sauberes Volk, was man ja seit dem Vergasen und säuberlichen Einäschern von Millionen weiß. Erica Jong machte sich entsprechend trefflich über die damaligen Toiletten her (Fear of Flying).
    Dieses säuberliche Ausklammern von seiten gewsser Kreise seit Merkels nicht hilfreicher Äußerung, also das Ausklammern von Leuten wie Sarrazin, Klonovsky oder Pirincci machen das Meinungsspektrum nicht breiter, sondern enger. Ich denke schon, dass Ostdeutsche das registrieren. Manche Dinge und Entwicklungen haben Gegenstimmen nötig.

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      Lieber Oleander, dass der ehemalige Bundesbanker und Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin, dessen Buch im „Spiegel“ und in der „Bild“ vorabgedruckt und in jedem Medium der Republik besprochen wurde – dass dieser Star zahlloser Interviews und Talkshows „ausgeklammert“ wurde, gehört zu jenen hartnäckigen Mythen der neurechten Szene, die nicht wahrer werden, wenn man sie wiederholt.

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        Die Kanzlerin hat öffentlich vor Sarrazins Buch gewarnt, das war fast so spektakulär wie ihre Entsorgung der deutschen Staatsflagge im Mülleimer. Danach wurde er auf ihre Anweisung gefeuert. Das ist der rechte Mythos der Wahrheit.

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        Sie lügen wie gedruckt, Herr Weller. Die Kanzlerin hat auf Anfrage gesagt, sie finde Sarrazins Buch „nicht hilfreich“, was stimmt. Sarrazin wurde bei der Bundesbank gefeuert, weil er sich nicht an die von ihm unterschriebene Abmachung gehalten hat, sich politisch zurückzuhalten. So wie Sie machen es rechts- und linksextreme Ideologen immer: reduzieren Komplexität auf Komplotte. Stalin hätte an Ihnen seine Freude. Und ich weiß, wovon ich rede.

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        Man darf doch annehmen, dass er ihm nicht gekündigt worden wäre, wenn die K. sein Buch sehr hilfreich gefunden hätte.

        Bezüglich Klonovsky ergibt sich lediglich, dass er sehr schlecht geredet wurde und wird, teilweise zusammen mit dem Focus. Dabei handelt es sich zweifelsfrei um den derzeit begnadetsten Musiker auf der Klaviatur der deutschen Sprache.

        Sarrazin verkaufte sich gut und konnte weiter existieren. Wovon Pirincci lebt, weiß ich nicht.

        Sie machen hier den üblichen Fehler: Leute, die das kritisieren, rechts zu nennen. Ich selbst war noch nie rechts, eher mal links, aber ich sehe keine abgrenzbare Linke in diesem Land, nur so einen Eintopf Mitte-links-grün. An sich wollte ich die FDP wählen, und da lese ich, dass die mit Jamaika und der Ampel liebäugelt. Die Grünen wähle ich aber nicht.
        Fazit bislang: AfD oder no show.

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        Lieber Oleander, rinks, lechts … offensichtlich können Sie überall, nur nicht in der Mitte. Das legen Sie als Problem der Mitte aus. Kann man aber auch anders sehen.

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    Die Art, wie Sie die comments anordnen, APo, ist m.E. nicht sinnvoll. Es entstehen Subunterhaltungen, der Faden reißt ab, und Sie haben nicht mehr so viele comments wie früher.
    Früher war alles besser, seufz.

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    Lieber Alan Posener,
    Rosenburg-Akte ist richtig. So nannte man das Justiministerium. Seit 2016 wissen wir nun, daß ab 1951 bis In die 1960er Jahre etwa 70% dort und im BGH zu Eliten der Alt-Nazis gehörten und vernetzt agiert haben. Die Gesellschaft war weiter. Dennoch waren die 1970er Jahre eine Wende. Die Ossis könnten also etwas wie aktive Gegenwehr gegen AfD gebrauchen!

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    Integrieren heißt ja nicht plattmachen; man kann seine schlechten Eigenarten behalten, wenn man unbedingt möchte. Und da die Ossis so zu Deuschland gehören wie z.B. der Islam, sind die Bewohner dieser beiden Welten sozusagen per definitionem integriert. Da kann man nichts machen. Die Frage nach de rIntegrierbarkeit erübrigt sich also, es fragt sich höchstens, was das diese Integration – „unsere“ Ostweiterung – mit Deutschland macht, inwiefern das Land verändert hat?
    Außer besagter Osterweiterungl stellen die Ossis Bundeskanzlerin und Bundespräsident, was schon erhebliche Leistungen sind, die man anerkennen sollte. Viel mehr sollte man nicht erwarten. Welche Leistungen könnte denn z.B. Niedersachen dagegenhalten?
    Da ich mich seit Jahren mit mäßigem Erfolg um meine eigene Integration im Osten bemühe, wo ich nach wie vor nicht das Gefühl habe, meine Nachbarn sonderlich zu bereichern, habe ich umgekehrt kein Problem damit, wenn auch die Ossis oder die Muslime niemanden bereichern (nicht mal sich selbst).
    Aufgefallen ist mir der Typ des Meckertrottels: das ist jemand, der nicht buckelt, sondern nur tritt, auch nach oben, in möglichst alle Richtungen, wenn möglich (Alles Scheiße findet.) Der zieht sein Selbstbewusstsein aus solchem Verhalten, das er als widerspenstig ansieht und gutheißt. Den gibt es im Osten womöglich häufiger als im Westen.
    Aber auch der ist viel integrierter als er glaubt.

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      Bei näherem Nachdenken ist mir noch eingefallen, dass viele Ossis scheu und leutselig zugleich sind – erst scheu, dann leutselig – und außerdem eine Neigung haben, sich selbst kleinzureden ud zu ducken und Kalamitäten u. Katastrophen ins Zentrum zu rücken.In gelöster Sitmmung kippt die Bescheidenheit gerne lautstarks ins Gegenteil um und es ersteht ein herzhaftes Bekenntnis zum eigenen Tollsein.

      So sindse. Aber Vergleichbares lässt sich sicher auch von den Bewohnern anderer Gebiete sagen, z.B. den unverständlich herumpolternden Bayern oder denen aus NRW mit ihrem erstaunlichen Selbstbewusstsein, die allen sofort ihr Herz ausschütten und glauben, nie etwas falsch zu machen. Integriert sind sie alle.

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      …und ein Letztes zur ostdeutschen Demokratieverdrossenheit: ich vermute, die hat ihren Ursprung im Gefühl der „verlassenen Ex-Geliebten“, die ebenfalls naturgemäß verdrossen ist. Jahrzehntelang war Ostdeutschland das gehätschelte Ziel von Geldströmen, es wurden aufwändig ergrübelte Konzepte und Bürokratik-Experten geschickt, die anfangs noch „Buschfgeld“ bezogen haben, aber mittlerweile ist das zuende; nun führen die Geldflüsse auch anderswohin, z.B. neuerdings zu den Flüchtlingen. Natürlich sind diese Geldflüsse eher Geldbächlein im Vergleich zu den Strömen, die von West nach Ost ziehen, aber sie reichen, um ein Gefühl der Verlassenheit zu erzeugen. Plötzlich sollen andere Leute Geld empfangen! Die womöglich gar nicht die Not haben, die sie vorgeben zu haben! Da sist unerhört. Weil man nun als Ossi wie gesagt Deutscher ist und „die“ nicht, ist das nicht hinzunehmen, man erlebt hier – eher symbolisch als ökonomisch – seinen Abstieg zum normalbürger, die Problemfälle sind jetzt andere, und deshalb spürt man diese unglaubliche Wut, wählt AfD und ist so verdrossen.

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    Ich bin 1981 leider auf der falschen Seite der Grenze geboren. Meine Familie die schon zu DDR Zeiten bei der Kirche Angestellt war und sehr offensiv lebende Evangelische Christen sind stellen sich gegen alles was das DDR System hergab. Mein Bruder und ich sind nie Pioniere oder FDJ´ler gewesen und auch bei so schwachsinnigen Veranstaltungen wie dem Fahnenappell haben und durften wir nicht teilnehmen, was meinen Eltern viele unsägliche besuche von Lehrern bescherte die Sie belehrt und bespitzelt haben. Bei Wahlen in der DDR so weiß ich wurde der Wahlschein grundsätzlich von unserer gesamten Familie ungültig gemacht. Meine Oma die schon immer sehr aktiv gegen die SED (und es jetzt auch immer noch gegen die Linke ist) gelebt und gesprochen hat und sehr enge Kontakte zu Bärbel Bohley und anderen Regimekritikern pflegte hatte mehr als eine Vorladung bei der Staatssicherheit (es gab ganze Schränke voll Akten über die gesamte Familie) und des Öfteren die Androhungen von Gefängnisstrafen. Ich vermisse nichts aus dieser wenn auch für mich kurzen Zeit. Oft schon kam die Frage auf warum sie denn nicht gegangen oder geflohen sind , es gab sicher für meine Großeltern und auch für meine Eltern mehr als einmal die Gelegenheit dazu, da beinahe alle Verwandten im Westen lebten, aber das hätte auch bedeutet ohne Kinder zu gehen und ich bin meinen Eltern mehr als Dankbar dafür das sie uns nicht allein gelassen haben . Viele Punkte in Ihrem Artikel kann ich sehr gut nachvollziehen und ich glaube das es leider zu viele von den von Ihnen beschrieben Ostlern gibt nur finde ich mich oder meine Familie darin nicht wieder.

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    Zumindest ist es sehr erfrischend, daß Sie zu Ihren Vorurteilen stehen, jeder der von sich selbst behauptet er hätte keine lügt.
    Mir fällt da ein schöner Satz ein, den der geniale René Goscinny seinem Methusalix in den Mund legte:
    „Ich habe nichts gegen Fremde, meine besten Freunde sind Fremde. Aber diese Fremden sind nicht von hier.“

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    Donnerlüttchen! Es ging Ihnen natürlich nicht um „Randale der Randale“ wegen, sondern darum, den in allen Medien in unterschiedlichen Facetten immer wieder hoch und runter gebeteten Cetero-Censeo-Sermon über die angebliche Unwählbarkeit der LINKEN zu propagieren.

    Wenn ich einen Text über den Osten in Anlehnung an in Ihren Stil schreiben müsste, käme wahrscheinlich folgender von Ihnen entlehnte Satz vor:


    Der Osten hat uns schon die opportunistische ehemalige FDJ-Schranze Angela Merkel eingebrockt, die auf magische Weise ihrerseits dafür gesorgt hat und sorgt, dass Angela Merkel die alternativlose Kanzlerin war, ist und bleibt, solange die Menschen sich ohne nachzudenken von solch aberwitzigen Ost-West-Klischees vollmüllen lassen, wie man sie häufig auf Achgut oder SM lesen kann.

    Is nich sehr witzig und auch nicht sehr kreativ is aber irgendwie schon die wahrheit

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      Nein, lieber 68er, „die opportunistische ehemalige FDJ-Schranze“ ist NICHT mein Stil, und Sie wissen das ganz genau. Aber ja, leider ist die Linkspartei unwählbar. Ich war gerade auf einer Tagung mit Sigmar Gabriel und fand ihn – gegen alle meine Vorurtile – beeindruckend. Aber so lange er R2G im bund nicht ausschließt, kann ich ihn nicht wählen. Sie shen das anders, aber das ist kein Grund, so unwitzig und unkreativ zu sein.

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        Lieber Herr Posener,

        „opportunistisch“ (wenigstens zu 70 %) stammt von Merkel selber, „FDJ“ ist die Wahrheit und „Schranze“ hatte ich ursprünglich nicht schreiben wollen, sondern „Funktionärin“. Hatte aber keine Zeit die Behauptung zu verifizieren, so dass ich auf das weniger formale aber wohl treffendere Etikett „Schranze“ gestoßen bin.

        Wieso man die LINKE nicht wählen soll, dafür aber Angela Merkel, erschließt sich mir immer noch nicht. Aber ich hatte auch noch nie die Neigung die FDP gut zu finden oder gar Mao Tse-Tung. Da würden wir uns tatsächlich eher bei Angela Merkel treffen.

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    Deutlicher: Wenn ich als Wessi die Fragestellung arrogant finde, wie finden sie dann Ossis?

    Ich fürchte, wenn Sie die Frage richtig stellen würden, kriegten Sie Ärger.

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    Kann man den Osten integrieren?: So nicht.

    Man kann niemanden integrieren, wenn allein durch das Wahlsystem die BuReg viel zu weit vom Volk entfernt ist (Listen). Man vergleiche hierzu die Klarheit in den USA mit Governors and Senators, in Frankreich mit einzelnen Vertretern für einzelne Wahlkreise für die l’Assemblé nationale oder auch das System in Großbritannien. In Frankreich und den US wird zudem der Präsident separat gewählt, was mehr Demokratie gestattet.

    Der Bürger im Osten ist vif. Es ist ihm gewiss schon sauer aufgestoßen, wie bei der Abstimmung über den ESM einfach eine Stallorder erging.
    Aber der Bürger im Osten ist nicht der Einzige, der merkt, dass die Verhältnisse verschoben sind, wenn jemand von Alternativlosigkeit redet und nicht, wie z.B. der/die Prime Minister von UK jede Woche in PM’s Question Antworten geben muss. Er ist nur ein schärferer und lauterer Beobachter, weil er die Erfahrung von Alternativlosigkeit schon gemacht hat. Aber die Bayern, hätten sie nicht einen großen Redner vor dem Herrn ohne Muckis, wären vielleicht schon weg.
    Insofern finde ich die Frage nicht berechtigt.

    Die Frage müsste eher lauten, wie sich Deutschland in das bessere Wahlrecht anderer Länder integriert, um zu verhindern, dass jemals wieder über „Alternativlosigkeit“ gesprochen wird. Also: Wann hat jemand mal den Mut zu einer grundlegenden Reform?
    Oder wann A.M. merkt, dass sie nicht wirklich demokratisch westlich spricht und handelt? Cameron, Sarkozy oder May haben keine Anne Will, wo sie sich wie in einer kleinen Kuschelscke verstecken. Cameron ist von sich aus gegangen, Sarkozy wurde abgewählt und Hollande wird ebfs. abgewählt werden. Das nennt man Demokratie. Dauerbrenner Chirac hing ihnen am Ende zum Hals raus.

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    Liebe Leute,
    Die 68er – das ist nicht so ein Konstrukt, wie es der Spiegel damals verzapft hat.
    Es war die beschleunigte Demokratisierung, welche schon die Flak-Helfer – Generation eingeleitet hatte. Aber mit dem Individualisierungsschub ging es dann besser. Wer heute über die 1950er Jahre forscht, entdeckt Eliten der Alt-Nazis, die wieder erstaunlich einflussreich geworden waren – etwa nach 1951 (schaut mal in die Rosenburg-Akte).

    Offenbar gibt es so einen zähen wehleidigen Belag auch bei denen, die im sog. Sozialismus groß geworden oder ihre Kindheit noch in dieser Zeit verbracht haben.

    Angela Merkel und Gauck sind da erstaunlich bewegliche Köpfe.
    Das ewige Gequatsche von der angeblich „alternativlosen“ Politik unter ihr, sollte man ruhig lassen. Es ist eine sehr alte Platte mit zu vielen Kratzern. In einer globalisierten Welt hat nationale Politik nun einmal nicht so viele Alternativen. Die Norweger sind da erstaunlich, aber die haben auch Bodenschätze und müssen nicht auf Konkurrenzfähigkeit achten wie Deutschland.

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      Lieber Herr Posener,

      Frau Frommel meint tatsächlich die Rosenburg-Akte und die alten Nazis, die in der jungen Bundesrepublik wieder aktiv wurden.

      http://www.deutschlandradiokul....._id=368048

      Die Rosenhol(t)z-Datei ist eine Liste des MfS, die so brisant war, dass die CIA sie nach der Wende zunächst unter Verschluss nahm und erst später an die BRD herausgab.

      Wie Frau Frommel sehe auch ich Parallelen bei Nachkriegs- und Nachwendezeit. Aber nicht dort, wo sich die strammen Nazis wieder in Justiz, in den Geheimdiensten und Ämtern ihre Claims absteckten (diese Möglichkeit hatte fast niemand der SED-Parteibonzen) sondern da, wo die Nazi-Mitläufer und Opportunisten und die SED- und FDJ-Opportunisten später auch in der neuen BRD ihre Plätze suchten und von nun an mehr oder weniger „aufrechte“ Demokraten waren. Viele von den Jungnazis haben ihre Schmach lange verschwiegen und wurden daher später umso heftiger geprügelt. Wenn ein Abgeordneter der AfD im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern heute zugeben muß, dass er in der Eliteeinheit des MfS, dem Wachregiment Feliks Dzierzynski, sozusagen der Leibgarde von Erich Mielke, gedient hat, interessiert das heute hingegen fast niemanden mehr.

      Anders als die Alt-Nazis haben die Alt-SED-ler – mit wenigen teils auch positiven Ausnahmen – die Nachwende-BRD fast gar nicht geprägt. Eine von Herrn Posener zu Recht genannte Ausnahme ist das Bildungswesen. Bei einer Diskussion 1990 in unserer Uni hielt ich es für sinnvoll, dass zunächst alle Stellen in den Behörden, in der Justiz und den Schulen der DDR neu ausgeschrieben werden sollten. In der Justiz ist das fast so geschehen, in den Behörden zogen in den Führungsbereichen auch die Wessis ein, ebenso in den Geheimdiensten (siehe das Desaster des NSU-Komplexes). In der allgemeinen Wirtschaft jedoch und in den Schulen war der Bruch viel geringer bzw. fast gar nicht vorhanden. Aber diese Bereiche prägen eine Gesellschaft in ihrem alltäglichen Empfinden oft mehr als die organisatorischen Ebenen der Justiz und der Behörden.

      Nach meinen Erfahrungen ist mir der durchschnittliche 70-jährige Alt-SEDler aus der Lausitz genauso nah oder fern wie der durchschnittliche 70-jährige CDU-ler aus Oberbayern. Beide stockkonservativ, aber irgendwie auch sozial für „seine Leute“ eingestellt, eigentlich ganz umgänglich, wenn man bestimmte Themen nicht anspricht, denn dann schimpft er über die asozialen Hartz-IV-Empfänger, die zu faul sind zum Arbeiten und über die Merkel, die uns die fielen Asylanten eingebrockt hat. Unter Strauß oder Honecker hätte es sowas nicht gegeben.

      Aber das ist nur das eine Klischee, das ich im „Osten“ glaube erkannt zu haben, daneben gibt es eine Vielzahl anderer. Die Standhaften, die es in der DDR und teilweise auch danach im Westen schwer hatten. Die nicht selten hochintelligenten Kader, die ins kalte Wasser des Westens ohne Absicherung geschmissen sich entweder, eine neue Existenz aufbauten, sich zurückzogen oder in „Kameradschafts-Treffen“ den alten Zeiten nachtrauerten. So etwas gab es ja bis tief in die 90iger-Jahre ja auch noch bei den Alt-Nazis. Auch eine Parallele, diese Parallelwelten.

      Eines der skurrilsten Beispiele dieses Typus „Rosenburg“ ist für mich der ehemalige Kultusminister von Bayern, Mitvater des Grundgesetzes und führende Staatsrechtler der Bonner-Republik, Theodor Maunz. Als junger Privatdozent und Mitglied in der NSDAP und der SA huldigte er dem Führerprinzip im deutschen Recht und nahm nachdem der „Führer“ ihn verraten hatte, direkt am Verfassungskonvent für die neue Republik in Herrenchiemsee teil. Wurde kurze Zeit später Kultusminister bis diese liberale Emanze von der FDP (Hildegard Hamm-Brücher) ihn 1964 durch seinen eigenen braunen Kakao zog. Aber er nicht, dass Herr Mauz seine Professur verlor oder seine Pension gekürzt bekam, wie es den SED-Kadern in der BRD passierte, nein er durfte weiterhin Professor bleiben und gab den führenden Kommentar zum Bonner Grundgesetz heraus, unter anderem zusammen mit dem ehemaligen CDU Verteidigungsminister Rupert Scholz und seinem Schüler und späteren Bundespräsidenten Roman Herzog (der mit dem Ruck). Nebenbei, das kam nach seinem Tod heraus, schrieb er zwischen seinen Texten für den Grundgesetzkommentar immer wieder auch anonym Artikel für die rechtsradikale „Nationalzeitung“ oder beriet den Parteivorsitzenden der rechtsradikalen DVU, Gerhard Frey und erhielt 1981 den Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst. Solche Leute haben die CDU/CSU geprägt unsere Rechtsordnung unsere Wertordnung und den passiven Widerstand gegen die Stationierung von Atomraketen zu Gewalt stilisiert. Solche Leute haben in der Justiz reihenweise Euthanasie-Ärzte und grausame NS-Richter freigesprochen.

      Ein großes Sammelbecken für diese Altnazis war auch die Partei, in der Herr Posener einmal Mitglied war, die F.D.P. Das muss ende der 80er gewesen sein. War da noch der Pleitier, Wirtschaftsminister, spätere EU-Kommissar und Telefonica-Lobbyist Martin Bangemann Parteivorsitzender oder schon der wegen der Flick-Spendenaffäre verurteilte Graf Lambsdorff? Herr Posener suchte damals ausgerechnet im Landesverband der F.D.P. in Berlin ein neues zu Hause, wo auch der berüchtigte ehemalige Justizsenator und später Generalstaatsanwalt Alexander von Stahl keinen kleinen Einfluss hatte, jener feine Herr, der einmal in einem Ausschuss die Zahl der Opfer eines Vergewaltigers mit „acht Stück“ bezifferte. Jener feine Herr, der in der Nachwende Brandzeit, als in Mölln, Hoyerswerda, Solingen und Lichtenhagen wieder Menschen bedroht und ermordet wurden, nicht sehen wollten, dass die Täter Nazis waren. Nein, das waren keine einzelnen Ausnahmen, die F.D.P. war eine der führenden Kräfte, die die alten Nazis in der BRD rehabilitieren oder vor Strafverfolgung schützen wollten. Soll ich hier noch die Geschichte von Ihrem damaligen Parteikollegen Achenbach erzählen und dem Naumann-Kreis?

      https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Achenbach

      https://de.wikipedia.org/wiki/Naumann-Kreis

      Die Geschichten von Werner Best und Franz Six? (beide ebenfalls F.D.P.-Mitglieder)

      https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Best_(NSDAP)

      https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Six

      Achenbach und seine Kumpanen waren es auch, die dafür kämpften, dass die alten Kameraden wieder ihre Pensionen beziehen konnten.

      http://www.spiegel.de/spiegel/.....24925.html

      Die guten Leute von der F.D.P. setzen sich auch für das sog. Dreher-Gesetz ein, das mit einem Schlag die Verfolgung vieler Mörder des Naziregimes wegen Verjährung beendete.

      https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Dreher#Verj.C3.A4hrungsskandal

      während von den Nazis verurteilte Homosexuelle und Fahnenflüchtige weiterhin in der BRD als vorbestraft galten.

      Ich halte es nicht für ehrenrührig Mitglied in der F.D.P. gewesen zu sein, selbst die Mitgliedschaft in der Jugend in autoritären Linken Sekten halte ich niemanden vor, wenn er nicht glaubt kleinkariert und borniert über andere Parteien und deren Wähler urteilen zu dürfen. Im Klartext gesagt aber nicht als Beleidigung gemeint:

      Wer Dietmar Bartsch und Bodo Ramelow für gefährlicher hält als Alexander von Stahl und Ernst Achenbach, „hat ’se nicht mehr alle“, oder verwechselt sie mit Jürgen Barsch und John Rambo?

      So jetzt aber Schluß und gute Nacht!

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        Lieber 68er, ich bin in die FDP eingetreten wegen Guido Westerwelle, Ignatz Bubis und Cornelia Schmalz-Jacobsen (in der Reihenfolge). Ansonsten: danke für die Auskünfte.

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        Lieber Herr Posener,

        ich gebe Ihnen recht, „es war nicht alles schlecht, damals in der“ F. D. P.

        😉

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    Leider mag ich diesen Beitrag überhaupt nicht. Es tut einfach weh, weil was dran ist. Es ist kein Zufall, was in Polen und Ungarn passiert, die Kreml-Renaissance in Bulgarien, das Unvermögen „unserer Jungs“ in Kroatien, Makedonien, Kosovo, Montenegro so etwas wie Fortschritt zu machen, der krude Umgang mit der russischen Minderheit im Baltikum, der Tolerierung des Krypto-Faschismus in der Ukraine und die allgemeine Erleichterung und Bewunderung über Putin, sei es als Gegner oder Verbündeter, weil er einfach, im Gegensatz zu den EU-Schwuchteln, die gleiche Sprache spricht. Und, letztendlich, ist es kein Zufall, dass Dresden die Hauptstadt der Bewegung ist und das im Osten mehr Rechtradikale pro qm sind, als im Westen. Wenn man das nicht versteht, wird man den Krieg zwischen Ungarn und Rumänien auch nicht verstehen, die nächste Runde auf dem Balkan etc.

    Es auf die Ostdeutschen zu reduzieren, ist zu kurz gedacht, es gibt einen Kontext. Diesen Kontext kann man nicht ignorieren, das hat die EU aber, wohl eher aus Ratlosigkeit, getan.

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      Klar, Stevanovic. Den Kontext habe ich aber angedeutet. Übrigens ist die Partei der russischen Minderheit in Estland – das „Zentrum“ – jetzt Regierungspartei.

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        Der ging auch nicht an Sie, der ging an die EU. Die Osterweiterung ist ein Generationenprojekt, teuer für alle. Natürlich weiß ich es als Beobachter immer besser, aber ich habe nicht den Eindruck, dass die EU die Aufgabe so richtig verstanden hatte, wie das Ukraine-Fiasko ja deutlich zeigt. Ich will es nicht mit Irak vergleichen, tu es doch, aber ein bisschen ging man wohl davon aus, dass die Dinge von alleine laufen würden. Und das tun sie eben an vielen Stellen nicht. Und das hat natürlich mit Ostblock-Vergangenheit zu tun.

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    NEIN, das wird Generationen dauern. Eher wird die „neue ostdeutsche Einheitsfront“ im Osten über 50/60% der Stimmen erreichen. Bis der Osten integriert ist, werden beispielsweise auch die 37,7 % aller Münchner mit unmittelbaren ausländischen Wurzeln den Aufbau Ost und ihre zahlreichen, am Tropf des Sozialstaates hängenden Mitbürger aus dem Osten weiterhin wesentlich mitfinanzieren – im dritten Jahrzehnt nach der Wiedervereinigung.

    Nach einem massiven Bevölkerungsschwund – die Jungen und Gebildeten emigrier(t)en in den Westen und ins Ausland (quasi tatsächlich so etwas wie eine Umvolkung…nur nicht so wie es die „Wahrheitsmutigen“ delirieren) – sind in Ostdeutschland die prekären und traditionellen Milieus im innerdeutschen Vergleich überrepräsentiert. Die einen zeichnen sich durch starke Ressentiments und Zukunftsängste aus und suchen nach Orientierung und Teilhabe, während die anderen, sicherheits- und ordnungsliebend, versuchen, fest in ihrer kleinbürgerlichen Welt der DDR zu verharren. Beide projizieren die Wut über ihre Situation und ihre Ängste auf „das System“ und Fremde und sehen durch die mögliche Zuwanderung einerseits ihre Zukunft und andererseits ihr gewohntes Umfeld, ihre Sicherheit und die öffentliche Ordnung bedroht.

    Ich sehe im Osten eine Gesellschaftskrise (geringe Erwerbsquoten, hohe Arbeitslosigkeit, Abwanderung der Jungen und Qualifizierten, Überalterung der Gesellschaft, Hoffnungslosigkeit ganzer Bevölkerungsgruppen, die nie richtig im wiedervereinigten Deutschland ankamen etc.) und eine Gesellschaft, die sich ihren Problemen lieber nicht stellt, sich dafür umso lieber in ihrer trotzigen und aggressiven Opferhaltung gefällt. Grotesk erscheint mir in diesem Zusammenhang auch die obsessive Beschäftigung vieler ostdeutscher Intellektueller mit der Islamisierung, Überfremdung, „Umvolkung“ etc. (Bsp. Vera Lengsfeld, Michael Klonovsky); aber vielleicht ist das auch ganz hohe Kunst im Schwelgen völkischer Untergangsphantasien keinen einzigen Satz über die Schwierigkeiten seiner Heimat zu verlieren.

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    Lieber Herr Posener,
    Sie benennen Ihre Vorurteile und stehen dazu! Das finde ich gut.
    Aber was haben sie von Menschen erwartet, die 1989 Losungen auf Plakate malten, wie: „Helmut, nimm uns an der Hand! Führ uns ins Wirtschaftswunderland!“ Das waren doch nicht alles lupenreine Demokraten. Die „friedliche Revolution von 1989“ war auch eine demokratische Revolution, aber eben nicht nur! Heute steht ein Gutteil von denen bei AfD und Pegida. Ich habe als Ossi meinen Grundwehrdienst bei der Bundeswehr im Westen Anfang der 90er Jahre abgeleistet. Die im Westen wohnhaften Soldaten, die in den Kasernen im Osten dienten, bekamen eine Zulage, von denen gerne und sehr bezeichnend „Buschzulage“ genannt. Auch Beamte und andere staatliche Funktionsträger, die mehr oder weniger freiwillig nach „Dunkeldeutschland“ (deren Diktion) abkommandiert wurden, benutzten diesen Begriff. Anfang der 90er haben „die Brüder und Schwestern“ nicht nur die schrottreifen Karren aus dem Westen recycelt, sondern auch so mancher Karriere westdeutscher Totalversager aus Politik und Wirtschaft einen ordentlichen Schub verpasst. Für mich persönlich ist das Ost-/Westthema durch. Nach einem längeren Auslandsaufenthalt kam ich 1998 mit der Fähre in Hamburg an und sagte mir: „Ich bin zu Hause!“ Aber da Sie mich zugegebenermaßen mit Ihrem Beitrag ein wenig gereizt haben, hier noch einer: „Der Fuchs ist schlau und stellt sich dumm. Beim Wessi ist es andersrum.“
    Lieber Phillip Minden,
    wohl aus mangelnder Integrierbarkeit lebe ich als „Restostdeutscher“ tatsächlich immer noch „im Osten“.
    Manchmal sollte man einfach mal nachdenken, bevor man irgendwas hinschreibt…

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      Lieber Stefan Trute, unterwegs im Osten Anfang der 90er Jahre hörte ich immer wieder zwei Witze: „Was ist ein Wessi auf dem Meeresboden mit einer Eisenkugel am Bein? Antwort: ein guter Anfang.“ Und: „Ein Wessi geht in Leipzig die Straße entlang. Plötzlich biegt ein Auto um die Ecke und fährt ihn tot. Welche Marke? Antwort: Ford. Die tun was.“

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        Naja, lieber Herr Posener, da nahmen und nehmen sich beide Seiten nichts… Der eine Gag ist wohl eine Abwandlung aus dem Film „Rosenkrieg“ (da waren es keine Wessis, sondern Anwälte, angekettet auf dem Meeresboden.). Den anderen kannte ich nicht. Ist auch nicht lustig…
        Zu Ihrer Vermutung, der Kommunismus sei verantwortlich für die mentalen Dispositionen der Menschen in der ehemaligen DDR, Polen und Ungarn, möchte ich einwenden, dass die Gesellschaften in Polen und Ungarn in vieler Hinsicht „resistenter“ gegenüber „dem System“ waren als die DDR-Gesellschaft. So war zumindest mein Eindruck damals. Und wenn Frankreich demnächst eine Präsidentin LePen hat, wird das auch nicht an der kommunistischen Geschichte Frankreichs liegen. Meine These ist, dass der doppelte Wandel des sozioökonomischen Systems: vom Sozialismus hin zum Kapitalismus, der sich wiederum wandelt von der heimeligen Sozialen Marktwirtschaft hin zum „Standort“ im globalen Wettbewerb, schlichtweg überfordert. Zumal Ihnen nämliche Soziale Marktwirtschaft von Leuten wie Heiner Geißler als ultimative Widerlegung sozialistischer Kapitalismuskritik (Stichwort „Verelendung“) präsentiert worden war. Interessant ist, dass im umgekehrten Fall der Osten für die mit der Globalisierung zusammenhängenden Zumutungen verantwortlich gemacht wird. Nach dem Motto: „Zieht die Mauer wieder hoch!“

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        Err.: Es muss selbstverständlich heißen, dass „die Leute (…) überfordert waren“ und dass „ihnen (nicht: Ihnen) die Soziale Marktwirtschaft als ultimative Widerlegung sozialistischer Kapitalismuskritik präsentiert worden war.“

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        Stevanovic, das kann man. Man kann aber auch einfach da leben und arbeiten wo man eben lebt und arbeitet. Und sich im Übrigen weigern, von anderen in irgendwelche Schubladen gesteckt zu werden! Um es deutlich zu sagen: Wenn jemand meint, „DIE Ossis/Wessis sind…“ oder, im Politikersprech, „DIE Menschen wollen doch, dass…“ oder neuerdings „DAS Volk will…“ kriege ich das Kotzen! Nein: „Ich/wir möchten, dass…, wir setzen uns für dieses oder jenes ein, weil…“ Wer bin ich denn, mich von irgendwelchen Leuten vereinnahmen zu lassen???

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        Lieber Truthe, ich mag Ihnen überhaupt nicht widersprechen. Wenn ich über eine Gruppe meckere, dann nur deswegen, weil wir noch nicht über die andere gesprochen haben.
        Was den Kommunismus angeht, so war er, wie ich ihn erlebt habe, eine Fortführung dessen, was vorher da war. Roter Lack und eben keine progressive Bewegung. Vielleicht trifft das nicht überall zu, aber im Grunde eine Linie von 200Jahren, mit rotem Teilstück.

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    Sie gehen davon aus, daß der Westen der Sieger der Geschichte ist? Ein ideologischer Irrtum. Besonders aus der Perspektive der Masseneinwanderung und Ökonomie.
    Als bürgerlicher Spießer haben Sie sich an der Globalisierungsluft berauscht; dank 68 wird ein ideologischer Irrtum als Interessenkonflikt mißverstanden.

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    @ Posener
    Sie können die „Geisteshaltung“ in Polen und in Deutschland nicht in einen Topf werfen.
    Die Forderung nach einem Abtreibungsverbot ist in Deutschland ebenso selten wie in Polen das Frohlocken über die eigene Erlösung durch Masseneinwanderung.
    Der Kommunismus ist definitiv nicht der Anfang von allem in Europa. Es waren trotz allem nur 45 Jahre, in Polen wie in Deutschland.

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    „Dass Merkel selbst aus dem Osten stammt und einige autoritäte Züge aus dieser Sozialisation…“
    Korrekt. Ist Ihnen noch nie der Gedanke gekommen, dass das Problem nicht der Osten ist, sondern die scheußliche Verpreußung der Republik, die der Beitritt dieses Ostens und die Verlagerung der Hauptstadt an den nordöstlichen Rand bewirkt haben?
    Die „alte“ Bundesrepublik kannte ein Gleichgewicht zwischen katholischen und protestantischen Traditionen, zwischen germanischen und lateinischen Wurzeln, die vor allem im Süden und im Rheinland stark sind. Die Donau- und Rheinschiene war in jeder Hinsicht das geistige Herz des Landes, südlich davon katholisch, nördlich davon mehrheitlich protestantisch. Es gab damals durchaus barocke Figuren und Debatten im Land. Das hat eine gesunde Wahlfreiheit, Balance und Vielfalt bewirkt (und ganz nebenbei einen besseren Draht in den Süden Europas einschließlich Frankreich).
    Besonders seit Merkels Kanzlerschaft sind praktisch alle Spitzenämter (Präsident, Kanzler, Vizekanzler, Finanzminister) in protestantischer Hand, selbst der Nominalkatholik und Bundestagspräsident Lammert galt als „protestantisch veranlagt“:
    http://www.n-tv.de/politik/Wir.....24966.html
    Das kulturelle und weltanschauliche Spektrum hat sich drastisch verengt und an Freiheitlichkeit eingebüßt:
    „Der Lutheranismus ist niemals liberal; er ist autoritär, verweigert aber die irdische Ausübung der religiösen Autorität durch Menschen.“
    https://hintermbusch.wordpress.com/2016/02/10/erfindung-europas-reformation-und-gegenreformation/
    Kein Wunder also, dass inzwischen fast alles „alternativlos“, also gottgegeben ist, auch wenn es heute das Gegenteil von gestern ist. Wenn dann doch mal jemand widerspricht, schallt es aus Hamburger Magazinen „Haut doch endlich ab“ in die Hauptstadt des Südens, des Barock und des lateinischen Deutschland. Es ist deshalb ein wenig unterkomplex, das alles den Ossis und vor allem auch den Sachsen in die Schuhe zu schieben.

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      Lieber Andreas Müller, ich habe nicht „das alles den Ossis und vor allem auch (?) den Sachsen in die Schuhe“ geschoben, was immer „das alles“ sein soll. ich habe von einer spezifischen Geisteshaltung gesprochen, die, wie es scheint, auch im – übrigens erzkatholischen – Polen und in – dem ebenfalls katholischen – Ungarn auch Platz greift, und die ich daher vor allem dem Kommunismus anlaste.

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    … ich habe gar nix gegen Menschen. Ob Nord, Süd, Ost oder West. Ob Schwarz, Braun, Gelb, Weiß, Rot oder Pepita. Ich habe etwas gegen Ideologie. Die ‚regiert‘ in Deutschland, mindestens, seit ’33. DAHER!

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      Ach wissen Sie, die sog. Ossis und die ehemaligen Ostblock-Bewohner haben den Coudenhove-Kalergi-Plan zur Ausrottung der Europäer eben noch nicht verinnerlicht, weil die die ersten viereinhalb Nachkriegsjahrzehnte eben noch nicht unter dem Einfluss des Westens standen.

      Der „Pate“ der EU, Coudenhove-Calergi, hat schon früh den sog. Paneuropa-Plan für den Ethnozid an weißen Europäern dargelegt. Die Förderung massiver nichtweißer Einwanderung war ein Herzstück seines Planes. Seitdem und insbesondere seit dem Zweiten Weltkrieg arbeitet eine unheilige Allianz von internationalistischen Linken aller Art und Großkapitalisten in Politik, Wirtschaft, Medien und „Kultur“ daran, die Europäer aus ihrer Heimat buchstäblich „herauszuzüchten“.
      Später, da der Widerstand der indigenen Europäer gegen diese Projekt wuchs (und wächst), suchte die vorhin beschriebene verbrecherische Machtelite ihre Ziele noch mehr zu verschleiern. Zuerst waren die Immigranten „Gastarbeiter auf Zeit“, dann waren sie sog. Asylanten, später die Antwort auf einen (de facto nicht existierenden) sog. Arbeitskräftemangel. Unterschiedliche Ausreden, unterschiedliche Lügen! Das heutige Asyl für die Araber ist nur noch eine weitere Lüge!

      Die wahre Absicht dieser hochkriminellen Machtelite bleibt die gleiche: der größte Völkermord der Geschichte; die Endlösung des europäisch-christlichen weißen Problems.

      Dieses Jahrmillionenverbrechen verlangt eine zweite Serie Nürnberger Prozesse, und die Angehörigen dieser Machtelite, alle Egalitaristen, Internationalisten, Multikulturalisten, Großkapitalisten, Brillenbartträger, Emanzenschlampen (Frauen gleichgut wie Männer, hahahaha!), Mitglieder der gleichgeschalteten Journallie und andere Intellektülle werdet auf der Anklagebank sitzen.

      1. avatar

        Wie üblich, Nick Griffin: ich dokumentiere Ihre Halluzination, aber künftig werde ich Sie sperren.

  22. avatar

    Lieber Alan Posener,
    das trifft das Problem leider sehr genau. Zum Glück ist es immer nur die Hälfte einer Kohorte, die in Parallelgesellschaften leben will:
    … „Wir machen uns Gedanken um die Integration von einer Million Flüchtlingen, und zu Recht. Die Integration von 17 Millionen Ostdeutschen, die zu nicht unwesentlichen Teilen in einer Parallelgesellschaft leben, in der „nicht alles schlecht war“ an der Diktatur….“
    Schließlich waren die Eliten der Alt-Nazis in den 1950er Jahren auch sehr dominant und erst Ende der 1960er Jahren in der Defensive.

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      Die meisten Altnazis hatten sich gemäßigt. Wäre man den Studenten in den Sechzigern entschlossen entgegengetreten, wäre es besser gewesen.
      Die 68er haben niemals etwas verbessert. Nichts!

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    Ist sehr differenziert und daher gut. Sehr fein. Die Anführungsstriche und alles andere.

    Was mich etwas wundert, ist das Fehlen einer Auseinandersetzung mit kirchlichen Einflüssen. Ihr (M.’s) prot. BuPrä kommt ihr zu ihrem Leidwesen abhanden und sie hätte wohl Margot auch genommen. Zu einer prot. Doppelspitze wäre sie u.U. bereit. Sehr fragwürdig meiner Meinung nach. Ihr DDR-Erbe verschmilzt mit prot. Elementen, und sie gibt manchmal Empfehlungen wie in einem Kindergottesdienst. Neuer Versuch: DDR 2.0, diesmal mit Reli. Dass die Ossis sich dem instnktiv widersetzen, ist auf der anderen Seite toll.
    Ich wäre doch sehr interessiert, von Ihnen, einem Spezialisten auf diesem Gebiet, mal eine Überlegung dazu zu hören wie auch zu der Lobeshymne von PF zu Fidel. PF wirkt schon irgendwie fidel, aber sein hymnischer Abgsang war, nun ja, gelinde gesagt, doch etwas überraschend.

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      Lieber Oleander, zum Protestantismus in der DDR habe ich sehr ausführlich geschrieben, das können sie googeln, wenn es Sie interessiert. Wer ist PF?

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        Der Franzl in Rom.
        Ja, DDR.
        Nun aber hier. Ich will nicht gern in einer Theokratie leben, auch nicht in einer moderaten mit Flöte oder Gesängen. Das erscheint mir etwas kirchentagsmäßig. Wussten Sie, dass die Anglikaner zwischen 1983 und heute über die Hälfte ihrer Mitglieder verloren hat, die Lutheraner bei uns seit 1990 ca. ein Drittel, in Österreich seit 1971 fast die Hälfte und in der Schweiz die Reformierten seit 1970 ebfs. die Hälfte?
        In den Nl, wo das schon länger geht, seit 1899 75 Prozent. Der Arsch muss ihnen längst auf Grundeis gegangen sein, da ist so eine Doppelspitze praktisch. Leider scheinen sie der K. manchmal ins Ohr zu flüstern, sonst redet doch keiner die Leute so infantil an.

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    Herr Posener,

    hätten Sie sich das nicht verkneifen können?

    Ich habe längere Zeit nach der Wende in Ostdeutschland gelebt und gearbeitet. Und wenn ich mehr Zeit hätte, könnte ich einen ähnlich „tiefgründigen“ Artikel auch über „die Wessis“ schreiben. So ein Bisschen Randale gibt wahrscheinlich viele Klicks und einige Kommentare, aber eigentlich ist das unter Ihrem Niveau.

    Mit bestem Gruß

    Ihr 68er

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      Ach Gottchen, 68er, wenn Sie glauben, es ginge mir um „Randale“, kennen Sie mich wirklich schlecht. Sie können gern mal einen Beitrag über Ihre Erfahrungen in Ostdeutschland schreiben. Ich drucke den auch ab.

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    Zaghaftes „Like“. Ist ja auch nicht einfach gegen Ostdeutsche, sondern gegen Restostdeutsche. Die Integrierbarsten haben die ultimative Integration gewählt und leben jetzt in den alten Bundesländern.

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