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Wo waren Sie am 26.4.1986, als die Tschernobylkatastrophe begann?

Heute fand im Bundestag eine bemerkenswerte Debatte zur 30 Jahre Tschernobyl-5 Jahre Fukushima statt zu den Folgerungen aus den beiden grossen Atomtechnologiekatastrophen, die immer noch weitergehen,um deren Opfer sich wohl das Europaparlament , der Bundestag,unzählige Helferinnen z. B. die KInder von Tschernobyl-weltweit mehr kümmerten als die sowjetische und russische alte und neue Nomenklatura. Die Halbwertzeit von Plutonium kennen sie die?Glauben Sie , dass wie ein Autor in der Welt schrieb, es nur 4000 Todesopfer gab?Die anderen Opfer, die hunderttausend Schilddrüsenkrebskranken, darunter viele Kinder, die heutige medizinische und soziale Lage der noch lebenden 600 000 Liquidatoren erwähnte er nicht.Ich erinnere mich an den 26.-29.4.1986: 

Vor 30 Jahren genau am 26.4.begann der Umbaukongress der Grünen in Hannover,da ,wo vor kurzem Obama seine beeindruckende Europarede hielt.Von Umbau zu reden hatte ich vorgeschlagen,während Jutta Ditfurth lieber weiter von Revolution reden wollte.Ich weinte in der Nacht, dachte aus Liebes und Grünen Kummer, doch ich weinte so merkwürdig lang.Dann am 28.4. spät brachte ARD die erste Meldung, dass weit weg von uns ein Atomunfall stattgefunden hätte.Das wird ein GAU sein, dachte ich, da werden Petra Kelly und Jutta Ditfurth und die Pressesprecherin der Bundestagsfraktion Claudia Roth sofort reagieren.Von meiner Mutter hatte ich gelernt, dass man ausgeruht sein muss, um Großbrände wie die im Krieg in Essen zu löschen.So ging ich wie eine Feuerwehrfrau sofort schlafen, damit ich ab morgens früh tage und nächtelange Aufklärungs – Hilfs -„Brandlöschungsarbeiten“ durchhalte.Als ich bei wunderbarem Frühlingswetter voll Trauer die blühenden Bäume in Bonn ansah,da ich wusste, dass die atomare Strahlung sich bald wie in der Region von Kiew sich hinter der Schönheit des Frühlings verstecken und damit die jahrtausendealte Frühlingshoffnung und Osterfreude für Hunderttausende zerstören würde,war kein grüner Krisenstab eingerichtet, nicht mal eine Presseerklärung.Der Pressesprecher Michael Schroeren, der später Pressesprecher von Trittin, Grabiel und heute von Barbara Hendricks wurde,wollte Hierarchien einhalten und wartete stundenlang auf Jutta Ditfurths Anruf .Ich raste daraufhin mit dem Taxi zur sowjetischen Botschaft in Bonn, nachdem ich bei der schwedischen angerufen hatte,wo die ersten Strahleninfos angekommen waren.Bei der Botschaft liess man mich in dicken Ledersesseln auch warten.Doch ich wusste,was ein GAU bedeutet, das hatte ich seit 1973 mit den Frauen aus Wyhl, Fessenheim, Kalkar,Brokdorf, Krümmel, Grohnde,Biblis,dann ab 1977 mit Marianne Fritzen und Lilo Wolny in Gorleben gelernt,von Amory Lovins aus den USA, Michael Seiler,Lutz Mez und dann den ersten Ökoinstituten und Kirchen und Gewerkschaftsgruppen, kritischen Journalisten.Wie in einem schnell geschnittenen Video gingen mir alle Infos, die ich in Jahren zur Halbwertzeit der Isotope ,zu Niedrig und Starkstrahlung und der Wirkung im Körper, auf Schwangere,auf Kranke , auf die Lebensmittel und Tiere gelernt hatte, über die Rolle des Windes bei der Verteilung der Strahlenkörper, über die vollkommen ungelöste Frage des Atommülls, über die Auswirkungen der Atomtests, des Uranabbaus in Ureinwohnergebieten weltweit und über Hiroshima und Nagasaki,wo ich 1984 Krankenhäuser mit Hibakusha besucht hatte,durch den Kopf und Seele.Die Mütter, deren Haut schon schwarz verstrahlt war und die ihre Babys nicht mehr an ihrer Brust stillen, nur noch halten konnten.Ich wurde nervös, es ging doch um Sekunden, es musste die Bevölkerung um den Reaktor,in Kiew und überall , wo der Wind den Atommüll hintrieb schnell gewarnt und evakuiert werden,Jodtabletten verteilt, frische Lebensmittel besorgt werden,internationale Hilfe zur Beendigung des Brandes des Reaktors sofort organisiert werden,die Informationssperre aus Moskau unterlaufen und international unterbrochen werden.Wo war Putin damals?

Was sagte Innenminister Zimmermann im Fernsehen? Keine Gefahr!Forschungsminister Riesenhuber hat wie sein Vorgänger Dohnany die Atomanlagen wie auch der Hellmut Schmidt flügel der SPD gegen den Duwe und Epplerflügel schön geredet und mit Steuermilliarden jahrelang gefördert.Die CDU abgeordnete Süssmuth aß demonstrativ fürs Fernsehen Salat, ihr Parteikollege Töpfer schwamm demonstrativ im Rhein.Beide wurden auch wegen der politischen Lücke, die die Grünen seit März 1983 im Bundestag gefüllt hatte, Umwelt und Frauenministerin nach Beginn der Tschernobyl katastrophe.Die übergrosse Mehrheit der Politik,Wissenschaft und Medien versagten damals. Sie beruhigten die deutsche Bevölkerung statt aufzuklären oder wie ich versuchte, sie von den 1 Mai demos abzuhalten, den Eltern vom Schulbesuch ihrer Kinder abzuraten und Milch und Gemüse von der IPPNW messen zu lassen.

Ich rief am 29.4. mittags bei Promis wie Karl Friedrich von Weizäcker an,um einen Krisenstab einzurichten,-er hatte schliesslich selbst einen Atombunker-der schnell an den offiziellen Verlautbarungen der Regierungen und der Faulheit der meisten Medien vorbei die Wahrheit sagen und praktische Ratschläge der Bevölkerung in Europa und der UDSSR geben würde, der sofort internationale Hilfe für die Opfer in der Katastrophenregion organisieren würde.Doch darauf ging niemand ein.Immerhin erreichte ich Michael Schroeren, der dann mit mir eine historische Presseerklärung formulierte,die von Radio Luxemburg und einigen Journalisten um die ganze Welt geschickt wurde, doch in keiner deutschen Zeitung erwähnt wurde.Als ich in die Bundestagsfraktion ging,weil so eine Katastrophe ja die Kooperation von Partei und Fraktion,von möglichst vielen auch parteiübergreifend verlant, traf ich einen einsamen Harry Kunz als Mitarbeiter an.Die Pressesprecherin Claudia Roth war noch nicht da,weder Jutta Ditfurth noch Petra Kelly riefen an.Er arbeitete an eine Presseerklärung, die ich sofort änderte,denn wie so üblich damals in der LInken wurde erst mal die SChliessung aller Atomanlagen im Kapitalismus, der für alle desaster verantwortlich ist,gefordert nach dem Motto, ätsch wie haben das immer schon gesagt.
Ich konnte immerhin wie heute nach 30 Jahren auf den Tag der Bundestag das Denken und Gedenken an die Opfer an den Anfang stellen und unsere Trauer,die Notwendigkeit den Opfern zu helfen.
Dies wurde dann die erste Presseeklärung der Bundestagsfraktion, nachdem einige Stunden später Claudia Roth eintraf und mit tipp ex, es gab damals weder computer,noch handys, noch twitter, noch facebook noch den Knopf delete. .-meinen Namen und damit auch den Bundesvorstand, der mit mir und Michael SChroeren schneller gewesen war,auslöschte.Tja, auch in Moskau und Kiew wurde in der Zeit oft mehr an Karrieren und bloss nicht die eigenen Chefs irritieren gehandelt, Das haben Jahre später mutige Wissenschaftler, Ingenieure und überlebnde Liquidatoren aufgedeckt, wie Minuten und Stunden und Tage an notwendigen Warn, Aufklärungs und Rettungsnahmen durch welche Interessenstrukturen und menschliche Schwächen verhindert wurden.wenn auch weniger gefährlich,doch auch in der Bundesrepublik und der DDR erst recht,
war Desinformation angesagt und selbst in den Grünen war nicht nur Klar und Weitsicht angesagt, obwohl wir jahrelange die warnende und wissende Stimme gegen die Gefahren der Atomenergie und Atomwaffen gewesen waren.In der Anti atombewegung waren ja verschiedene politische Fraktionen und Ideologien vertreten ,So wurden zwei Stunden mindestens verloren, weil man sich erst mal stritt, ob man auch die UDSSR kritisieren dürfe und wie milde. Es war ja Gorbatschov an der Macht,auf den viele von uns berechtigt Hoffnungen setzen,andere ihn für einen Totengräber des grossen empire hielten. Glasnost war noch nicht durchgesetzt und er war von einer Nomenklatura umgeben,die mit dem Leugnen der Katastrophe auch ihre Karrieren verteidigten und Pensionen.Siehe den wunderbaren Film „der russische Specht“am 26.4. bei arte, von einem jungen Filmemacher aus Kiew, der damals4 Jahre alt war und aus einer Familie stammt, die den stalinistischen Gulag erlitten hat,der den alten sowjetischen Geist langsam in Russland wiederkehren spürt.

Auch in Fukushima herrschte ja lange eine Art Tepco Desinformationsdiktatur. Dort habe ich im Orwelljahr 1984 auf Einladung der friends of the earth und von Friedensorganisatioenen aus Japan hatte ich stundenlang mit Plakaten, Liedern, wissenschaftlichen und politischen Infos möglichst verständliche und auch unterhaltsame Reden gegen Atomanlagen gehalten, genau in der Schule, in der dann 2011 das Kaiserpaar vor den Radioaktivitätsflüchtlingen niederknieten.

Wir alle konnten bis 1986 und länger-siehe 1998 und 2011 Laufzeitverlängerung durch Merkel- weder zur Mehrheit des Bundestages noch zur Mehrheit der Medien oder gar in talkshows durchdringen .Wir wurden als Spinner, als Apokalyptikerinnen,als Staats und Technik und Zukunfts und Wirtschaftsfeinde beschimpft, mit Tränengas und Knüppeln bei einigen Anti- atomaktionen behandelt und vom Verfassungsschutz und wohl auch von der Stasi u,a, beschattet.Die einzige Zeitung, die gründlich zu den Gefahren der Atomanlagen weltweit berichtete war seit 1979 die taz.Merkwürdig, dass zu 30 Jahren Tschermobyl keine Zeitung mal in ihre Archive gegangen ist und recherchiert hat, wie außer der Meldung über den Unfall, denn die Reaktionen des Bundestags, in dem ja seit 1983 die Grünen saßen und die Berichte aus der UDSSR und zu der Verstrahlung seit dem 1.Mai im Bundesgebiet und Westeuropa war, wie in der DDR.
Aus Verzeiflung über die zu langsamen oder zu schwachen politischen Reaktionen in der Bundesrepublik und vor allem in Osteuropa, Frankreich und der UDSSR nahm ich die Einladung der brasilianischen Demoraktiebewegung an und flog am 1.Mai nach Rio, wo ich dann jeden Tag eine Anti atomaktion
mit organisierte in Brasilia, Belo Horizonte, Sao Paulo und in Angra dos Reis, vor dem AKS in einem wunderschönen Fischerdorf am Atlantik, das mit HIlfe von Aussenminister Genscher Kredite erhalten hatte.In Brasilien kam ich in der Tschernobyl situation auf die ersten Seiten der Zeitungen mit meinen Warnungen, auch weil es als Thema der Demokratie erkannt wurde.Die einzige meiner unzähligen Anti- atomaktionen ausser den grossen Friedensdemos in Bonn , die es in die deutschen Medien schaffte,war am 6.2.1990. Als Europaabgeordnete inittierte und organisierte ich die erste Inspektion im AKW-komplex Lubmin-Greifswald und nahm mit Klaus Traube, Minister Sebastion Pflugbeil, Siggi Schefke den Filmemacher aus der DDR opposition und die Bürgerinitiative vor Ort mit wie Klaus Schlüter von der grünen Liga aus der DDR.Diese Anti atom-Aktion,wo ich vor hunderten AKW arbeitern reden musste mit weichen Knien, kam in die Tagesthemen. Umweltminister TÖpfer nutzte das und die Verhandlungen zur deutschen Einheit ,um die Atomanlagen in Greifswald und Stendhal bis Ende 1990 schliessen zu lassen.

Dass die Umweltministerin Hendricks,die wie ich in Kleve auf das Mädchengymnasium „Johanna Sebus Schule“ gegangen ist-eine Retterin der Opfer der Überflutungen des Rheines,- heute die Antiatombewegung gegen die jahrelangen Vorurteile auch von Wissenschaft und Medien getragen,verteidigt und ihr gedankt hat, war ein selten schöner Moment beim Schauen von Parlamentsdebatten, was viel zu wenige tun.Heute hätte es sich wirklich gelohnt,zuzuhören :auch um die 180 Grad wende von Merkel kurz vor der Wahl in Baden-Würrtenberg, die Lernkurven des Parlamentes und unseres Landes,besser zu verstehen,so wie die Aufgaben für eine europaweiter Energiewende, der dringenden Schließung der maroden Atompannenanlangen in Beznau in der Schweiz, der in Belgien und Tschechien!Dazu gehört der kritischee Dialog der betroffenen Städte wie Klagen auch der Bundesregierung,um Europa vor den atomaren Gefahren zu schützen. Das Menschheitsproblem des Atommülls ist nirgendwo gelöst und sollte bei uns die Atomkonzerne, die gut verdient haben jahrelang, wohl mehr kosten als 23 Milliarden,da der Atommüll hunderte Generationen belastet.Wenn Minister Habek so redet, als hätte die Menschheit die Atomspaltung und die Atomanlagen
erfunden,irrt er, Technologien werden von Wissenschafts und Ingeniursgruppen erfunden so wie Dieselgate
oder wie von Finanzjongleuren Panamapapers.Wir muessen alle lernen uns besser gegen unverantwortliche
und leichtsinnige Technologien und deren Folgen besser zu wappnen ,Verantwortung in die Forschung einzubauen und militärische Experimente und Verbrechen an der Menschheit wie das von Tschermobyl überall zu verhindern auch durch demokratische KOntrollinstitutionen und mehr Weitsicht.
Meine Tränen in der Nacht vom 26.4.kann ich mir jetzt erklären.Tschernobyl kommt in der Apokalypse des Johannes und auch in der Thora vor.Mein engagement in der europäischen und weltweiten Anti atombewegung war oft auch ein mühsamer Kampf gegen die Lügen der Atomindustrie, ihrer Lobbies auch in Parlamenten und Medien.Doch es entstanden auch wunderbare Freundschaften zu Winzern, Bauern, Fischern, Bürgerinnen wie Marianne Fritzen,Lilo WOlny, Rebecca Harms, Petra Kelly,Freda Meissner Blau, Helen Caldicott,Ureinwohnern aller Länder. Es sind nun mehr als 40 Jahre ,wofür Karrieren und Gesundheit und musische Leidenschaften und vieles geopfert wurden, aber eben auch unersetzbare Bürgerbündnisse entstanden sind über alle Grenzen,ähnlich grenzenlos wie die Radioaktiven Strahlen. Bitte übernehmen Sie, die nächsten Generationen!
Denn es gibt kein sicheres Atommülllager-siehe den Film ,“ der sicherste Ort der Welt“.Ewigkeit sollte Gott und den heilenden göttlichen Kräften des Lebens vorbehalten bleiben.

Heute am 1.Mai sind wir vor Strahlenregen aus der UDSSR sicher,doch wie lange wird der teure Sakrophag halten und warum bauen Putin und Lukaschenko neue Atomanlagen im teils vertrahlten Belorussland.Wieso werden die Liquidatoren nicht von Russland und der ganzen Welt entschädigt über die UNo und die WHO, die auch teils falsche Statistiken verbreitet hat und Studien wie die IAEO? Im Kreml konnte ich in Anwesenheit von den Gorbatschovs bei einer Weltfrauenkonferenz schon im Juni 1987 die Wahrheit zu Tschernobyl und den Abzug aller Atomwaffen einfordern. Doch das würde heute nicht mehr wie damals vom Staatsfernsehen live übertragen.Auf dem Maidan konnte ich am 26.4. gegen die Desinformationspolitik Moskaus reden und die streikenden Kohlearbeiter hörten mir zu.Heute ist kurzer Waffenstillstand in der Ostukraine, die deutschen Medien sollten an die Osterfeiern und das Gedenken und die soziale Lage in der Ukraine mehr erinnern,wie an ihre juedische Kultur,die stalinistischen Verbrechen dort wie die der deutschen Nazis, wir haben eine historische Verantwortung gegenüber diesen Ländern.

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3 Gedanken zu “Wo waren Sie am 26.4.1986, als die Tschernobylkatastrophe begann?;”

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    1986 war ich noch in der Grundschule. Ich kann mich allerdings daran erinnern, dass Tschernobyl eine „große Sache“ war. Alle waren irgendwie in großer Panik, man durfte bestimmte Dinge nicht mehr essen (Gemüse, Pilze), sollte sich nur wenig im Freien aufhalten und in der Schule wurden neue Schutzräume gebaut und Medikamente für die Bevölkerung eingelagert. So weit die Erinnerung eines damals 7-jährigen.

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    1986 war ich noch in der Grundschule. Ich kann mich allerdings daran erinnern, dass Tschnobyl eine „große Sache“ war. Alle waren irgendwie in großer Panik, man durfte bestimmte Dinge nicht mehr essen (Gemüse, Pilze), sollte sich nur wenig im Freien aufhalten und in der Schule wurden neue Schutzräume gebaut und Medikamente für die Bevölkerung eingelagert. So weit die Erinnerung eines damals 7-jährigen.

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    1986 war die WM in Mexiko und Rudi Völler hat das 2:2 im Endspiel gegen Argentinien gemacht. Das ist meine Erinnerung.

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