Merkels Nachfolgerin weiß, die Union hat sich im Bund zu Tode gesiegt. Merkel ist schachmatt, sie hat über Freund und Feind triumphiert, one-to-many. Die Regierungsbildung liegt in Händen von Sigmar Gabriel. Und der macht das nicht schlecht.
Im Zeitalter von Stuttgart 21 kann man wissen, dass Partizipation alles ist. Die SPD und ihre Mitglieder wollen teilhaben an der Regierungsbildung. Sie werden es. Der Mitgliederentscheid ist im Rohr. Wer Zweifel am Kalkül Gabriels hat, darf sich durch das Aufbegehren seiner Gegner belehren lassen. Horst Seehofer heult auf, das könne man doch wie früher im Hinterzimmer machen. Merkels Nachfolgerin Julia Klöckner hebt warnend den Finger: Dieser Populismus rieche nach Trickserei. Die Union fürchtet eine Regierungsfähigkeit der Bundestagsmehrheit von Rot-Rot-Grün. Dann weiß Merkel endgültig, wo Pyrrhus liegt.
Wer ist Julia Klöckner? Die rheinland-pfälzische Vorsitzende der CDU, ledig, landestypisch Winzertochter und Weinkönigin, einst Studentin der katholischen Theologie, steht ex Mainz lauernd in der zweiten Reihe der Konservativen im Bund und bereitet sich auf den Abgang der ersten vor. Während Wolfgang Schäuble als Merkels Minenhund SPD wie Grüne mit einer Steuererhöhung zu locken sucht, weiß Klöckner, dass auf einem so baldigen Bruch des Wahlversprechens kein Segen liegen kann.
Auch die Prinzipienlosigkeit einer Angela Merkel kann eine Grenze erreichen, an der der schlanke Wahlbetrug unübersehbar wird. Denn auch das lehrt das Exempel der FDP: Der Wähler ist geduldig, aber nicht doof. Am Ende hatte er für die gelben Wahlbetrüger nur noch Häme.
Insider in der Hauptstadt sind sich sicher, dass es Klöckner wird. Sie steht in höchster Gunst. Und ihrer Ziehmutter Merkel traut man nur eine halbe Legislaturperiode bis zum Rücktritt zu. Schon heute geriert die Weinkönigin sich in der Presse als die Modeberaterin Merkels. Deren Schmuck stamme, nachdem sie um Rat gebeten worden sei, aus ihrem Wahlkreis in der Pfalz. Selbst die seit dem TV-Duell berühmte „Schland-Kette“ am Merkelschen Kropf rechnet sich Klöckner zu. In den einschlägigen Clubs Berlins rühmt sich der Spin Doctor Axel Wallrabenstein, als Kanzlermacher wieder einen Jungstar der CDU zu beraten. „Julia macht es“, hört man an der Spree, an der die ledige Weinkönigin eine Twitter-Gemeinschaft zum Hofstaat aufgebaut hat.
Wer das Gras wachsen hören will, lausche auf Julia. Sie mutmaßt, dass Sigmar Gabriel heimlich eine Regierungskoalition von Rot-Rot-Grün bastle, für den Fall, dass die Große Koalition scheitere. Daran sind zwei Dinge klug. Klöckner bemerkt, dass die Union einen gewaltigen Wahlsieg eingefahren und die Mehrheit im Parlament verloren hat. Klöckner erkennt weiter, wer der Spiritus Rector hinter der Regierungsbildung ist: Gabriel. Jetzt der Mörder-Fehler: Es fehlt ihr an Geduld und sie gibt es auch noch zu: „Och, zu geduldig ist auch nicht gut.“ Wenn sie das im Merkel-Reich überleben will, muss die Noch-Kanzlerin gut gelaunt sein. Dafür spricht wenig.
Merkel wird Chefin in einer Koalition von Gabriels Gnaden und hat den blitzgescheiten Thomas Oppermann als Finanzminister als Vize am Hals, der mit der Macht des Bundesrates zu drohen weiß. Oder sie schaut einer rot-rot-grünen Regierung von den Oppositionsbänken zu, einer Chaostruppe, die aber im Bundesrat alles durchkriegt. Der Kater nach dem Sieg über Feind und Freund ist heftig. Angies Laune, sagen wir es klar, ist im Eimer. Ob es angesichts dieser protestantischen Trübsal dann die katholische Fröhlichkeit einer Weinkönigin richtet? Man verlege den Korkenzieher nicht. Er wird noch gebraucht.
@ Alan Posener: dürfte an ihrer Beziehung zu einem Autor mit linksradikaler Vergangenheit scheitern.
Tja, is‘ schon ’n echtes Elend mit den 68ern!
Ich glaube nicht, dass Frau Merkel wirklich etwas fürchtet. Ganz sicher nicht Rot/Rot/Grün. Die Mehrheit wäre zu schmal für drei so ideologisch verknöcherte Partner. Das brächte der CDU vermutlich bald eine absolute Mehrheit.
Was Frau Merkel fürchten müsste ist nicht ein starker Koalitionspartner, sondern Opposition. Ihre Art zu regieren, still, unidiologisch, zielorientiert, zweckmäßig wird als Oppositionsführerin nicht funktionieren. In der Oppposition müsste sie laut, scharf und aggressiv sein. Das scheint ihr nicht zu liegen.
Aber davor muss sie sich nicht fürchten, es gibt zur Zeit keine realisierbare Mehrheit neben der CDU. Das weis sie, deshalb ist sie still und wartet in Ruhe bis die anderen sich neu sortiert haben. Dann sind vermutlich die Grünen der bessere Partner. Herr Gabriel guckte dann allerdings dumm aus der Wäsche.
Wo Phyrros (nicht Phyrrus) liegt wird sie nie erfahren, es ist kei Ort, sondern war eine Person: König Pyrrhos I. von Epirus (319/318–272 v. Chr.). Erst googeln, dann intellektuell auftreten.
Die „ledige Weinkönigin“ dürfte an ihrer Beziehung zu einem Autor mit linksradikaler Vergangenheit scheitern. Merkel lässt in „den einschlägigen Clubs“ der Hauptstadt jetzt schon gezielt die entsprechenden Indiskretionen streuen. Nach der verheirateten, aber kinderlosen Kanzlerin eine unverheiratete, aber – wie sagt es Klaus Kocks so schön? – von „katholischer Fröhlichkeit“ geprägte? Ich glaube nicht. Da wird auch Herr Wallrabenstein nichts richten können.
als eifelaner sei mir der einwurf gstattet: schön, daß ihr die in den bund bekommt, hier würde sie eh nichts 😉