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Das Jagger-Richards-Songbuch (3): Paint It, Black

Man stelle sich eine Sitzung der Marketing-Leute bei Decca Mitte der 1960er Jahre, als es um die neuen Singles geht. „Und hier haben wir einen Song der Rolling Stones. Es geht um eine durch den plötzlichen Tod einer geliebten Frau hervorgerufene tiefe Depression.“ Nicht gerade der Stoff, aus dem  die kommerziellen Erfolge sind.

Man muss sich das vor Augen führen, um zu ermessen, was sich Mick Jagger und Keith Richards mit diesem Song erlaubten. Natürlich gab es vor „Paint It, Black“ Songs über den Tod: etwa „Leader Of The Pack“ von den Shangri-Las mit der großartigen dauerdepressiven Mary Weiss, die Amy Winehouse inspiriert hat. Und selbstverständlich gehören Songs über das Verlassenwerden und Traurigsein zum Standardrepertoire einer Musik, die hauptsächlich für Teenager gemacht wurde, etwa „My World Is Empty Without You, Babe“ von den Supremes, das sogar melodisch „Paint It, Black“ beeinflusst zu haben scheint. Aber die existenzielle Depression, die hier geschildert wird, ist denn doch etwas Anderes.

Ich meine, sich vorzustellen, dass Mick Jagger weggucken muss, wenn Mädchen in ihren Sommerkleidern vorbeiflanieren (und wir reden hier von 1966, dem Jahr des Minirocks): Das verlangt einiges an „suspension of disbelief“. Aber wir nehmen das ihm nicht, dem Sänger schon ab. Alles soll schwarz werden wie sein Herz, wie die Limousinen, die seine tote Freundin zum Friedhof fahren: die rote Tür zum Haus, wo sie zusammenlebten, die Blumen auf ihrem Sarg. Die Sonne soll verschwinden, damit er selbst in ein schwarzes Loch verschwinden kann, wo er sich der Realität nicht mehr stellen muss: „Back to black“, wie es Winehouse ein halbes Jahrhundert später formulieren wird.

In diesem merkwürdigen Text ist eine Zeile am merkwürdigsten: „No more will my green sea go turn a deeper blue“. Eine geradezu Shakespeare’sche Wendung. Denn wiederholt benutzt William Shakespeare das Meer als Bild für die Liebe. Etwa in „Wie es euch gefällt“, wo Rosalinde bekennt: „Wüsstest du nur, wieviel Klafter tief ich verliebt bin! Aber es ist nicht auszuloten! Meine Neigung ist so tief, dass niemand sie ergründen kann, wie die Bucht von Portugal.“ So weit zwar, so konventionell auch, aber Jagger und Richards nehmen das Bild und machen etwas ganz Eigenes daraus. Denn genau diese „klaftertiefe“, nicht auszulotende Liebe wird der Sänger nie wieder erleben, nicht das tiefe Blau des nicht zu ergründenden Ozeans, sondern allenfalls das Grün des küstennahen, flachen Meers.

Und dann kommt eine Zeile, die schauderhaft schön ist: „I could not foresee this thing happening to you.“ Dieses Ding ist der Tod, und gerade weil nie gesagt wird, woran das Mädchen gestorben ist, ist er umso unheimlicher: This thing called death, ein Wort, das im ganzen Song nicht vorkommt. This thing, das zugleich die Vorstellung evoziert, die, glaube ich, von T.S. Eliot in „The Cocktail Party“ beschworen wird, dass sich jeder Körper gegen den Tod wehrt, dagegen „ein Ding zu werden“. Übrigens heißt es in diesem Stück, das Jagger bestimmt auf dem Gymnasium lesen musste:

There is certainly no purpose in remaining in the dark
Except long enough to clear from the mind
The illusion of having ever been in the light.

Der einzige Grund, im Dunkeln zu bleiben (alles schwarz anzumalen), wäre: sich von der Illusion zu befreien, je im Licht gewesen zu sein.

 

 

 

I see a red door
And I want it painted black
No colors anymore
I want them to turn black

I see the girls walk by
Dressed in their summer clothes
I have to turn my head
Until my darkness goes

I see a line of cars
And they’re all painted black
With flowers and my love
Both never to come back

I’ve seen people turn their heads
And quickly look away
Like a newborn baby
It just happens everyday

I look inside myself
And see my heart is black
I see my red door
I must have it painted black

Maybe then, I’ll fade away
And not have to face the facts
It’s not easy facing up
When your whole world is black

No more will my green sea
Go turn a deeper blue
I could not foresee this thing
Happening to you

If I look hard enough
Into the setting sun
My love will laugh with me
Before the morning comes

I see a red door
And I want it painted black
No colors anymore
I want them to turn black

I see the girls walk by
Dressed in their summer clothes
I have to turn my head
Until my darkness goes

I wanna see it painted
Painted black
Black as night
Black as coal
I wanna see the sun
Blotted out from the sky
I wanna see it painted, painted, painted
Painted black

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14 Gedanken zu “Das Jagger-Richards-Songbuch (3): Paint It, Black;”

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    Im Internet kann frau lesen, dass die Rolling Stones weder etwas Spezielles zu verarbeiten hatten, noch den Vietnamkrieg meinten, sondern mit etwas Traurigem und der Sitar experimentiert haben sollen. Ich möchte Stevanovic und Hans recht geben, dass es nicht alleine um Trauer geht. Das Gefühl der „ohnmächtigen Wut“ (Hans) über einen persönlichen und sinnlosen Verlust, der alle Träume und Hoffnungen zerstört, kennt wahrscheinlich jeder im Kleinen. Im Modell der »Schlechten Nachricht« befindet sich der Song m. E. zwischen den Phasen Wut und Depression. Die schlechte Nachricht wird nicht mehr geleugnet, doch für Neues ist noch kein Platz, es wird sogar bestritten, dass das Neue je so tief und schön wie das Alte werden kann. Die Wut scheint sich jedoch auch gegen jene zu richten, die ihr Leben einfach weiter leben, weiter in „ihren Sommerkleidern“ an ihm vorbei gehen und Menschen, die „ihre Köpfe drehen, und schnell wegschauen“. Das »lyrische ICH« scheint sie aufrütteln zu wollen, schwarz anmalen, damit sie an dem Leiden teilnehmen, es scheint fast todessehnsüchtig. Da es ein Muster menschlichen Verhaltens beschreibt, kann man es wahrscheinlich ebenso auf eine persönliche schlechte Nachricht, also z. B. der Nachricht über den Tod eines geliebten Menschen anwenden, wie denen zu Beginn bzw. im Verlauf eines Krieges, also im Großen. Ich weiß nicht, ob die verwendeten Bilder etwas mit der Entstehungszeit zwischen Flower-Power-Bewegung und Vietnamkrieg zu tun hatten, sich also etwas Bewusstes oder Unbewusstes im Song ausdrückt, dafür kenne ich die RS zu wenig. Jedenfalls traf und trifft der Song wohl einen Nerv der Zeit.

  2. avatar

    Ich muss sagen, obwohl ich gut Englisch lesen und übersetzen kann, verstehe ich englischsprachige Songs oft weitenteils nicht, d.h. ich verstehe gar nicht, welche englischen Worte überhaupt gesungen werden, sodass sich Marketing-Abteilungen gar keine Gedanken über die Inhalte englischer Songs im nicht-anglophonen Ausland machen brauchen, da ich vermute, dass es vielen Menschen in anderen nicht-englischsprachigen Ländern ähnlich geht.

  3. avatar

    1989 gab es eine Serie über US-Soldaten im Krieg in Vietnam. Die Serie, wenn ich mich richtig erinnere, knüpfte an die Vietnam-Welle im Gefolge von Rambo und Platoon an. Die Eröffnungsmusik war dieses Lied „Paint it Black“, das dynamische Szenen von Hubschraubern und rennenden Soldaten unterlegte. Zeitweise war Paint it Black der Wiedererkennungssoundtrack für den Vietnamkrieg, die ersten Takte reichten und das Publikum wusste, wo die Geschichte gerade war. So wie die ersten Takte von Kalinka nach Russland führen. Seitdem werden immer wieder militärische Szenen mit diesem Lied unterlegt, Hansis Youtube-Video ist eines davon, diesmal Ukraine. Ich habe es einem Werbevideo der Armee eines arabischen Staates gesehen, abrollende Fallschirmspringer und natürlich Hubschrauber und Raketen, finde es aber nicht mehr.
    Und das Lied eignet sich fantastisch dafür. Der Sänger hat die ultimative Katastrophe, den Tod eines geliebten Menschen, noch nicht angenommen, er ist noch nicht zusammengesackt in der Depression. Er versucht zu verstehen, vielleicht sich zu entschuldigen und die Wiederholung des Paint it Black hat ja auch was manisches. Der Sänger versucht die Kontrolle zu behalten und ist in ständiger Aktion. Musikalisch ist es ein sehr treibender Beat. Eigentlich das genaue Gegenteil eines klassischen Trauerliedes. Der Sänger verlangt, die anderen sollen was tun, der Sänger kämpft noch…und deswegen schmerzen die Zeilen:

    No more will my green sea
    Go turn a deeper blue
    I could not foresee this thing
    Happening to you

    Denn in diesem Moment unterbricht der Beat, die Musik wird leiser und wir bekommen einen kleinen Blick, was sich hinter der Getriebenheit eigentlich verbirgt, was sie antreibt. Es ist der Sturz in die Bodenlosigkeit der Trauer. Und dann wecken die Drums wieder auf…bum.bum…und er richtet sich wieder auf und Jagger schreit los:

    If I look hard enough
    Into the setting sun
    My love will laugh with me
    Before the morning comes

    Wenn er weiterkämpft, Wege findet, wird er es noch irgendwie hinbekommen, try hard enough..Sie wird wieder bei ihm sein. Und so taumelt er los:

    I see a red door
    And I want it painted black
    No colors anymore
    I want them to turn black

    Und so endet das Lied auch, er will, er verlangt:

    I wanna see it painted
    Painted black
    Black as night
    Black as coal
    I wanna see the sun
    Blotted out from the sky
    I wanna see it painted, painted, painted
    Painted black

    Deswegen lieben Militärs dieses Lied. Ich habe das Lied selten in einem Hippie-Setting gehört, wenn ich es in Kontext gehört habe, war es fast immer Militär, rund um den Globus. Soldaten sind ja nicht doof. Kommentatoren, die andere professionell zum Kämpfen überreden, stellen sich und anderen den Kampf wie in Braveheart vor, mutig selbst unter Folter, mit dem letzten Atemzug „Freedom“ schreiend. Viel Würde, viel Pathos. Soldaten wissen, dass es so nicht ist. Entscheidend ist Moment zwischen dem „…this thing happening to you“ (es könnte der gerade getötete Kamerad sein) und der Explosion in „if I look hard enough…“, der Drum und ihrem Bum Bum. Kameraden gefallen, Heimat zerstört, Opfer überall…die Welt, für die Soldaten kämpfen, gibt es sehr oft gar nicht mehr. Eigentlich könnten sie auch nach Hause gehen, wenn es noch da wäre. Aber sie tun es nicht…Bum, Bum, Bum…und los geht es. Kein wunder stehen die Militärs weltweit auf dieses Lied.

    Die Durchhaltehymne ist Survivers „Eye of the Tiger“ , aber da geht es um das Ego, den Stolz und das Selbstbild. Wichtig, aber kein Drama. Willenskraft kann man wieder erlangen, den Spirit. „Paint it Black“ treibt in dem Moment, in dem der Willen keine Rolle mehr spielt, nichts wieder gut wird. Das Ding ist durch (die Frau tot) und nur noch nackte Konfusion und Verzweiflung treibt voran. Es beschreibt einen Moment, der schwer beschrieben werden kann. Es eignet sich nicht als Trauerlied, weil es nicht trauert. Trauerlieder spielen sich nach diesem Moment ab. Es eignet sich nicht zur Motivation, weil nichts mehr gut wird. Es ist der Moment, nach dem der Kampf verloren wurde. Es ist die Hymne des nicht annehmen Wollens und Könnens.
    Ja, neudeutsch hat das Lied etwas Toxisches. Es ist kein Weltschmerz, der hier beschrieben wird, es ist richtiger Schmerz. Ich könnte ihn mir als Soundtrack eines Selbstmordattentäters vorstellen, dessen Familie bei einem Luftschlag ausgelöscht wurde. Oder eines verlassenen Ehemannes, der mit dem Hammer in der Hand seine ehemalige Wohnung aufsucht. Oder auch den Moment, wenn das Piep, Piep der Maschinen im Krankenhaus zum langem Piiiiiep wird und man den geliebten Menschen noch schüttelt. Im normalen Leben sind solche Momente zum Glück selten. Alle haben Angst davor und hoffen, dass die Angehörigen ihre Würde bewahren und dem Publikum diesen Moment ersparen. Von Schock auf stile Einfalt und edle Größe schalten und dass es mit Trauerliedern weiter geht, das ganze zu kontrolliertem Weltschmerz wird. Keine Ahnung, ob die Stones das so wollten, aber das Lied ist das genaue Gegenteil.

    Wie auch immer. Für mich ist das Lied so richtig großes Kino.

    1. avatar

      Hans und Stevanovic auf einer Seite, metaphorisch-interpretatorisch gesehen. Dann muss etwas dran sein.

    2. avatar

      Hallo Herr Stevanovic,
      auch wenn ich kein grosser RS-Fan bin, wenn Sie ein Buch über die Stones schreiben, werde ich es mir kaufen.
      Viel lieber würde ich mit Ihnen über den irrsinnigen Krieg in der Ukraine diskutieren, aber der findet hier ja nicht statt.

      Herzliche Grüße

      68er

      1. avatar

        Es gibt einige Artikel von Liane Bednarz zur Ukraine, dort können Sie sich gern austoben. Aber wenn ich über die Stones schreibe, dann will ich über die Stones diskutieren.

      2. avatar

        Sorry, dass ich mir erlaubt habe, in einem Nebensatz Herrn Stevanovic zu einem anderen Thema anzusprechen. Was Frau Bednarz schreibt ist so krude, so dass da eine sinnvolle Diskussion eigentlich nicht stattfindet.

        Wüsste ich, wo Herr Stevanovic sonst noch an Diskussionen im Netz teilnimmt, würde ich Sie sicherlich nicht weiter belästigen.

      3. avatar

        Lieber 68er,
        vielen Dank für die Blumen.
        Ich war Monate im Limbo der Zeilen:

        I wanna see the sun
        Blotted out from the sky
        I wanna see it painted, painted, painted
        Painted black

        Seit letzten Jahr habe ich von meiner Peergroup eimerweise Spucke abbekommen. Ich habe mir ein Limit gesetzt, wie viele Zeit ich mit dem Studium von Frontverläufen, Waffensystemen und Truppenbewegungen verbringe. Nicht, weil es mich stören würde der Arsch in den Diskussionen zu sein. In den frühen 90ern war ich Punk und Serbe und da hat mich noch keine political correctness vor völkerkundlich-rassischen, Einordnungen meiner Meinung, meiner Person als Ganzes, geschützt. Ich bin es müde, wie der Sänger in diesem Lied torkelnd Paint it Black zu schreien. Und die ganzen Diskussionen um Stöckchen und Hölzchen ist ein:

        If I look hard enough
        Into the setting sun
        My love will laugh with me
        Before the morning comes

        Ich kenne genug Ukrainer, um zu wissen, dass das nicht mehr passieren wird. Wenn das Thema durchbricht, ist es eher ein Zeichen, dass ich es nicht angenommen habe, dass schon wieder ein Land brennt. Und dass die Menschen sehr ähnliche Namen und Aussprache haben wie meine, macht mir die Sache nicht leichter. Ich versuche aus dem Paint it Black herauszukommen. Wenn ich daran denke, wie sehr ich mich gefreut hatte, dass die EU mit einem Handelsvertrag das Leben der Menschen besser machen würde, fällt mit nur das hier ein:
        No more will my green sea
        Go turn a deeper blue
        I could not foresee this thing
        Happening to you

        Ich bin müde. Deswegen würde ich mich gerne hinter der Hausordnung verstecken und tatsächlich versuchen über Lieder nachzudenken. Ich versuche in Trauer und Weltschmerz hinüberzugleiten. Der Annahme intelligenten Lebens auf diesem Planeten liegt ein Messfehler zu Grunde und eigentlich ist alles in Ordnung.

      4. avatar

        Ach herrje…und hoffentlich klinge ich bald nicht mehr so, als ob ich schon morgens einen Stuhlkreis bräuchte.

      5. avatar

        Lieber 68, ich bin nur hier….und eigentlich habe ich nicht mal dafür Zeit

      6. avatar

        Lieber Herr Stevanovic,

        ein altender serbischer Punk im Stuhlkreis, so könnte ein Film von Kosturica anfangen oder auch eine schlechte deutsche Komödie von Til Schweiger. Entschuldigen Sie, das waren meine Assoziationen und die kommen eben so wie sie kommen, dagegen kann man nichts machen.

        Über Ihre Antwort habe ich mich gefreut, wenngleich ich nicht alles verstanden habe. Auch ich würde mich freuen, wenn die Ukrainer so leben könnten, wie ich , aber das gilt für alle Menschen auf diesem Kontinent. Aber Nationalismus, kann ich zum Tod nicht ab, egal welcher, sei es russicher, ukrainischer, sebischer, kroatischer, israelischer und auch – wie Herr Posener sagen würde – angemaßter Nationalismus der Palästinenser. Auch und gerade weil ich weiß, dass dieser in Kriegszeiten einigend und selbstversichernd wirkt und Menschen zu Taten anspornen kann, die sie in Friedenszeiten niemals begehen würden.

        Diese Abneigung gegen Nationalismus habe ich, in den 70ern sozialdemokratisch und katholisch sozialisiert, gewissermaßen mit der Muttermilch aufgesogen, und sie manifestierte sich in meiner Jugend extrem, als das für mich Undenkbare passierte und mitten in Europa ein Krieg ausbrach, zwar nicht bei mir zu Hause aber in einem Land, durch das ich gerade ein paar Jahre zuvor noch mit Interrail gereist war. Und den normalen Deutschen interessierte das genauso einen Scheißdreck wie später der Krieg am Hindukusch, mit dem angeblich unsere Freiheit verteidigt wurde, solange interessierte das die Deutschen nicht, bis die Flüchtlinge kamen… Auch damals hatten wir eine Art „Zeitenwende“, als man glaubte mit einem „Asylkompromiss“ unser Grundgesetz ändern zu müssen. Damals erfand man das „sichere Drittland“. Das wird gerade in GB auf die Spitze pervertiert, wo Suella Braverman Flüchtlinge nach Ruanda schickt.

        Wenn ich feministische Aussenpolitik höre, denke ich an Madleine Albright, Condi Rice, Hillary Clinton, Lynndie England und Suella Braverman.

        Meine psychische Disposition hat auch dazu geführt, dass ich zu Beginn des aktuellen Krieges in Europa alles in mich aufgesogen habe, was ich dazu in den von mir frequentierten und daher nicht ganz up to daten Medien finden konnte. Wahrscheinlich sind wir ähnlich veranlagte Informations-Junkies. Ich bin entsetzt von der Bildsprache unserer Medien, davon wie Influencer:innen den Krieg wie ein Abenteuer darstellen, der absoluten Ver-tiktok-isierung, Banalisierung und Verherrlichung des Krieges. Das ist in gewisser Weise Stahlgewitter 3.0 und ekelt mich an. Ab und zu schaue ich mir Oberst Reisner auf YouTube an, der Mann ist erschreckend ehrlich. Meine Eltern waren entsetzt, als ich ihnen mal ein Interview von dem Herrn gezeigt habe, da sie sich als Kriegskinder noch sehr gut vorstellen können, wo und wie das alles enden kann. Die flüchten sich auch in die Unterhaltung und/oder Depression. So wie unsere ganze Nation. Es gab eine Umfrage bei den Deutschen was sie gedenken zu tun, wenn Deutschland in den Krieg hineingezogen wird. Lediglich 5 Prozent wollen dann aktiv zur Armee gehen, 5 könnten es sich vorstellen, 24 Prozent sind so schlau, sich sofort vom Acker zu machen und 33 Prozent wollen versuchen, ihr „gewohntes Leben so weit wie möglich weiter zu führen“. Wie verstrahlt ist unsere Gesellschaft, dass ein Drittel glaubt, man könne sich einem Krieg entziehen, indem man versucht, ihn nicht zur Kenntnis zu nehmen.

        https://www.welt.de/politik/deutschland/article243698965/Umfrage-Im-Angriffsfall-waere-jeder-zehnte-Deutsche-zum-Kriegsdienst-bereit.html

        Intelligentes Leben sähe tasächlich anders aus.

        Auch wenn es nicht die Stones sind, mein Versuch noch irgendwie zum Thema etwas beizutragen, gibt es hier meine nicht groß intepretationsbedürftigen Agit-Pop-Song-Empfehlungen:

        Edwin Starr – War:
        https://www.youtube.com/watch?v=01-2pNCZiNk

        Paul Hardcastle – 19:
        https://www.dailymotion.com/video/x905cs

        „Lustigerweise“ ist das Hardcastle Video auf YouTube hinter einer Jugendschranke nur für Menschen ab 18 zu sehen. Sowohl die Bundeswehr als auch die US-Army rekrutieren bereits 17-jährige, wenn die Eltern es erlauben.

        Ich bin dann schreibend wieder weg, lese aber weiter.

        Schön von Ihnen gehört zu haben.

        Fröhliche Ostern!

        auch an Hans und Herrn Posener!

      7. avatar

        Lieber 68er, ich danke für die Ostergrüße. Mir wäre sehr daran gelegen, wenn die Kommentare am Thema bleiben würden; und das Thema hier ist ein Song der Rolling Stones.
        Da Sie aber „War“ von Edwin Starr erwähnen, muss ich Ihnen etwas aus der Reihe „Es gibt keine Zufälle“ berichten: heute früh haben meine Frau und ich diesen Song gehört. Und zwar, weil er von Bob Dylan in seiner „Philosophie des modernen Songs“ besprochen wird; wir arbeiten das Buch gerade zusammen durch: jeden zweiten Tag gibt es einen Song daraus plus Dylans Besprechung. An den anderen Tagen hören wir einen Song von Dylan und reden darüber.

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