avatar

Die Wetterfahne

Sie hat es wieder getan. Asymmetrische Demobilisierung. Bei einer Veranstaltung der Zeitschrift „Brigitte“ ließ Angela Merkel durchblicken, sie befürworte in Sachen „Ehe für Alle“ eine Abstimmung im Bundestag ohne Fraktionszwang. Was trotz der Widerstände in einigen Teilen der Union bedeutet: Die Ehe für alle kommt. Und schon haben die anderen Parteien ein Wahlkampfthema weniger, gibt es ein Problem weniger bei der Koalitionsbildung nach der Wahl, gibt es einen Grund weniger, überhaupt zur Wahl zu gehen. Die da oben machen eh, was wir wollen.

Überhaupt war das Interview – ein Heimspiel übrigens, weil keine Frage darauf abzielte, die ewige Kanzlerin in Bedrängnis zu bringen – ein weiterer Beleg für Merkels unheimliche Fähigkeit, die Politik zu entpolitisieren und ins Ungefähre zu leiten, wo alle Entscheidungen die Konturen verlieren. „Je ne regrette rien!“, so hätte man Merkels Auftritt überschreiben können; aber nicht, weil sie alles richtig gemacht habe, sondern „weil es nichts bringt, sich den Kopf über eine einmal getroffene Entscheidung zu zerbrechen“. Was in Beziehungskisten und beim Kleiderkauf vielleicht stimmt, in der Politik jedoch Unsinn ist. Merkel hat jedoch schon so viele Entscheidungen stillschweigend revidiert, konterkariert und durch gleichzeitige zuwiderlaufende Beschlüsse neutralisiert, dass man eher von einer Ökonomie des politischen Gewissens ausgehen muss: Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, heute oder morgen?

Dass Merkel noch vor Kurzem entschieden gegen die Ehe für alle gewettert hat, geht ebenso auf dieses Konto wie ihr Diktum, Multikulti sei gescheitert, wie ihre Kritik, die Agenda 2010 gehe nicht weit genug, wie die Forderung nach tiefgreifenden Wirtschaftsreformen im Euro-Raum, wie ihr Hü und Hott in der Frage der Hoheit der Länder in Bildungsfragen, wie das Hakenschlagen in Sachen Flüchtlingskrise. Egal, wo die Opposition von links oder rechts gerade hin hetzt, Merkel ruft: „Ick bin all dor!“
Zuletzt war das zu besichtigen bei der Verlängerung der EU-Sanktionen gegen Russland, womit Merkel ihre Reputation als Hardlinerin und Sachwalterin der von Russland bedrängten Staaten Osteuropas unterstrich, während sie gleichzeitig das Pipeline-Projekt Nord Stream Zwei unterstützt, das faktisch Deutschland zum Gasmonopolisten Wladimir Putins in Europa macht und die Osteuropäer sowie die EU-Kommission düpiert. „The lady’s not for turning! Diese Dame lässt sich nicht umdrehen!“ rief trotzig Maggie Thatcher. „Ich drehe mich nach jedem Lüftchen! Turn! Turn! Turn!“ könnte das Motto der Wetterfahne namens Merkel sein.
Martin Schulz nannte das einen Anschlag auf die Demokratie. Ach, wäre es nur etwas so Bestimmtes wie ein Anschlag! Es handelt sich um die Aushöhlung und Entkernung der Demokratie, schleichend, charmant, gefährlich.

Shares
Folge uns und like uns:
error20
fb-share-icon0
Tweet 384

133 Gedanken zu “Die Wetterfahne;”

  1. avatar

    @Roland Ziegler
    „Wenn die Natur das richtige Verhalten (bzw. das, was wir dafür halten) automatisch erzeugen würde, bräuchten wir die Moral nicht.“
    Definieren Sie Natur: Was wäre, wenn die Moral Bestandteil der Natur (des Menschen) wäre? Wenn sich ab einer bestimmten Komplexität Moral, Religion (Gott??) sozusagen automatisch bilden würde?
    Dann würde sich zumindest der (konstruierte) Widerspruch zwischen Religiösität und wissenschaftlicher Arbeitshaltung in Luft auflösen, was ich an dem Gedanken attraktiv finde.

    1. avatar

      Klar, wir sind ja selber Natur und insofern ist alles, was wir produzieren, ebenfalls Natur, einschließlich der Moral.
      So erwischt man aber den Unterschied zwischen einem vermeintl. Naturrecht und einem irgendie andersartigen, menschengesetzten Recht nicht.

  2. avatar

    @ Roland Ziegler
    Köstlich:
    „Ich habe kein Problem damit, der Schule irgendeinen Blödsinn zu erzählen, mein gewissen ist dehnbar. Aber die Kinder sind noch sehr streng, so dass ich mir etwas einfallen lassen muss, das sie akzeptieren können. Hier muss ich kreativ sein und den Bereich zwischen Wahr- und Falschheit nutzen.“

    In puncto Kinder ziehen wir plus/minus kleinere unbedeutende Details in etwa an einem Strang. Kinder sind wichtiger als Institutionen, vor allem solche, wo die einförmige Wirtschaft inzwischen ihre Wünsche in den Lehrplan diktiert. Eines Tages werden wir eine Remaissance brauchen.

  3. avatar

    Die Ehe für alle kommt.

    Das hoffe ich nicht. Deutschland ist zum Glück immer noch ein Rechtsstaat.

    Die AfD reicht Klage ein und meine Stimme hat sie sicher.

    PS: Was soll das überhaupt sein, Ehe für alle?

      1. avatar

        Das ist das Raffinierte an unserem politischen System:
        Wenn sich die politische Klasse einig ist kann niemand was dagegen tun.
        Wo kein Kläger ist, da ist kein Richter.
        Wobei die Richter auch wieder Teil der politischen Klasse sind.

      2. avatar

        @Don Geraldo: Da liegen Sie falsch; daß die AfD nicht klageberechtigt ist, hat nichts mit einem Parteienkartell zu tun, sondern mit den seit Jahrzehnten bestehenden Regularien, wann jemand klagen darf. Diese wurden auf allen Ebenen eingeführt, um die Gerichte von notorischen Prozeßhanseln zu entlasten.
        Warum die AfD sprichwörtlich keinen Grund zur Klage hat, ergibt sich aus einer Reihe einfacher Fakten:
        1. Sie ist nicht im Bundestag vertreten; und selbst wenn, müßte sie ein Viertel der Abgeordneten stellen, um eine Normenkontrollklage gegen ein Gesetz anstrengen zu können.
        2. Klagebefugt sind für Normenkontrollklagen des weiteren Landesregierungen. An keiner ist die AfD beteiligt.
        3. Ein heterosexuelles Ehepaar könnte theoretisch gegen das Gesetz klagen und von der AfD unterstützt werden, müßte aber deutlich machen, daß es in seinen Grundrechten eingeschränkt werde. Und da wird’s schwierig.

  4. avatar

    Ich selber bin für die Homoehe, aber gegen die polygame Ehe, aus drei Gründen. Der wichtigste Grund stammt aus der Frage nach der besten organisatorischen Voraussetzung für ein Kind. Aus der Ehe soll ja eine Familie hervorgehen können (nicht müssen); sie wird staatlicherseits gefördert in der Annahme, dass die Ehe die beste Voraussetzung bietet. Traditionell war man der Auffassung, dass dies nur in einer gemischtgeschlechtlichen Ehe gegeben ist, inzwischen hat man mehrheitlich eingesehen, dass eine gleichgeschlechtliche Ehe dieselben günstigen Voraussetzungen bietet. (Dies ist keine gesicherte Annahme, aber m.E. spricht viel dafür.)

    Um nun zu einer polygamen Ehe zu kommen, müsste man annehmen, dass es für die Kindererziehung keinen Unterschied macht, ob ein Kind zwei, drei oder mehr gleichgestellte Autoritätspersonen vorgesetzt bekommt. Dies ist meiner Ansicht nach falsch. Ich bin der Überzeugung, dass es für ein Kind am besten ist, wenn es genau zwei – nicht einen, nicht drei – Bezugspersonen hat. Das schließt andere Konstellationen nicht aus, die ja nicht vebroten sind. Aber es priorisiert die Zweierkonstellation. Und ebendies macht auch der Staat bei der Ehe: er priorisiert.

    Außer diesem wichtigsten Grund gibt es einen historischen Grund: Wenn man das bewährte bürgerliche System ändert, sollte man es behutsam tun. Eine Ehe zu dritt oder mehr würde sein Grundprinzip verlieren: die Orientierung des einen Erwachsenem am anderen. Nicht zweier anderer an einem zentralen Erwachsenem. Sie würde eine komplexeres, schankendes Gefüge erzeugen und die originäre Einfachheit des Ehegedankens verlieren, der bei der Homoehe noch da ist. Die Homoehe ist so, wie wenn man ein Hellrot in ein Dunkelrot umfärbt, da kann man dann auch nicht sagen: „Ihr habt ja umgefärbt, also spricht nichts gegen eine gelbgrüngestreifte Färbung.“
    Die Ehe ist die Keimzelle der Gesellschaft, die kleinste gesellschaftliche Einheit, der Schritt von der 1 zur 1+1 oder auch 2. Nicht zur 3, die wird dann erst abgeleitet. Hieraus könnte man auch noch einen dritten Grund entwickeln. Die 2 ist eine überall vorkommende Grundeinheit (Hände, Füße, positiv/negativ udn alle anderen Dualismen). Usw.

    „In dieser kurzen Begründungsskizze kommen ja die romantischen Wünsche und erotischen Gelüste der Erwachsenen gar nicht vor!“ – Stimmt, kommen sie nicht. Die finde ich nicht so wichtig.

    1. avatar

      Würde ich voll unterschreiben.
      Daneben sieht man schon bei drei Kindern, dass Streit viel schlechter austariert wird als bei zweien. Es bleibt immer einer übrig.
      Abgesehen davon: Bekämen wir hier die Mehrehe, würde wenig von Homosexuellen übrig bleiben. Man kann nicht alles haben. Manches erscheint mir inzwischen albern.
      Egomanie gibt es auch viel zu viel.

  5. avatar

    Super analyse der Machterhaltungstaktiken von Frau Dr Merkel,
    die leider viel zu wenige Journalisten in den letzten Jahren oder Monaten wenigstens
    erkannt haben oder nicht erkennen wollten und sich noch weniger trauten,
    sie zu beschreiben oder als demokratieschädlich zu charakterisieren, was ich aber
    hier schon seit September 2015 getan habe.Die Grünen haben sich verrechnet,
    wenn sie meinten, sie könnten Merkel ein Stöckchen hinhalten, über das sie stolpert,
    nein sie ist ,da hat Monika Maron Recht, zu einem Vampir geworden, der das Parlament
    erst lähmt und alle Ideen aussaugt, was gut für ihren Machterhalt und ihre Glanzrolle
    auf den Show veranstaltungen der Gipfel ist, doch nicht für eine lebendige Demokratie
    und BÜrgergesellschaft und eine gute Parlamentsopposition und für freie Wahlen,
    bei denen es eine echte Auswahl und guten Wettbewerb geben muss.Nun wird es wohl
    SChwarz gelb grün geben und die AFD schwächt sich zum Glück selber Richtung 6 Prozent
    oder vielleicht weniger.Wo bleibt bei dem Jubel über die Ehe für alle, obwohl sie ja gar nicht
    für alle ist, die Frage nach Fortschritten in der Euro rettung, der Schuldenkrise,
    der KOntrolle der Finanzmärkte, der Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa
    der Verständigung mit den kleineren Staaten in Osteuropa,Auch dem Händedruck
    und Lächeln ,den Küsschen mit den andern Chefs in Europa und weltweit ist ja nicht einfach
    zu glauben, als ob diese Küsschen schon der Beweis für den Stabilitätsanker in Europa sei,
    den Merkel angeblich durch alle deutschen Medien fast behauptet abgäbe.Die Linkspartei macht neben den Grünen aber eine schlechte Opposition, wenn die Machttricks von
    Merkel nicht thematisiert werden und die talkshows eh.Musste denn nun wirklich der kluge
    Kleber und auch Illner noch einpeitschend argumentieren, dass es angeblich keinerlei
    Argumente gegen die Ehe für alle gäbe?Warum haben sich denn dann die 2oo Moscheevertreter in Deutschland nicht positiv dazu geäussert, sondern unterstützen Morddrohungen
    gegen Seyran Ates?Zum SCHluss noch mal Dank für die nicht nur starke, sondern
    scharf analysierende Meinung, Herr Posener!

    1. avatar

      Liebe Eva Quistorp, ich lese diesen Kommentar nicht, weil er wie ein Gedicht umgebrochen ist, aber keines ist. Warum setzen Sie Absätze, wo keine hingehören?

    2. avatar

      „Nun wird es wohl Schwarz gelb grün geben“

      Ja?
      Wenn’s nach mir geht gibt es schwarz-gelb, und das wird auf einigen Wahlzetteln deutlich genug zu sehen sein.
      Und bevor wir jemand so Unqualifizierten wie KGE als Außenministerin haben, gibt es hoffentlich eher schwarz-rot, wenn schwarz-gelb nicht geht.
      Wie kommen Sie nur auf die Idee, dass hier eine signifikante Menge von grün regiert werden will? Ganz offensichtlich wollen über 90 Prozent das ganz und gar nicht.

  6. avatar

    Weiter, was ist konservativ? Ist es konservativ, wenn ich Peter Altmaier, Single, seine hübsche Altbauwohnung mit ordentlicher Küche, ohne zehn Paar Schuhe im Eingangsbereich, gönne? Ernsthaft, ich gönne sie ihm. Das Single-Dasein war seine Lebensentscheidung. Er kann dort abends in Ruhe arbeiten, und wenn er nichts kochen will, geht er essen.
    Andernorts lebt man so:

    Schon seit vier Jahren sucht die Familie eine größere Wohnung. Doch zu Besichtigungen werde man kaum eingeladen. Und wenn doch, müsse man sich in die Schlange der Bewerber einreihen. „Wir sind Düsseldorfer und wollen auch nicht anderswo leben“ sagt Susanne Dreyer. Doch eine Alternative zu ihrer 74-Quadratmeter-Wohnung an einer lauten Durchgangsstraße, die sie 675 Euro warm plus Strom und Gas kostet, ist nicht in Sicht.
    https://www.welt.de/regionales/nrw/article166127971/Wenn-74-Quadratmeter-fuer-vier-Personen-reichen-muessen.html

    Ist das ernsthaft unser Problem, wenn Leute mehr Kinder kriegen, als sie unter- und hochbringen können? Müssen wir das Gejammer beständig anhören? Ein Horror, 74 qm mit zwei Kindern. Es gibt die Pille. Die Rente kann zur Not von Steuern mitgetragen werden. Wir hams doch. Wir hams ja auch für griechische Banken, völlig fremde Menschen und wohl demnächst für Wünsche aus der Makronenecke. Also hätten wir’s auch für die Rente.
    Wir leben in einer Gesellschaft der freien Entscheidung. Daher sehe ich das noch nicht so mit den Schwulen und Lesben und den Kindern, denn die meisten sind denkende Menschen. Und wenn mich einer fragt, werde ich es ihm auszureden versuchen.

    Das in Deutschland so berühmte Preis-Leistungs-Verhältnis, eine Art Checks and Balances der privaten Entscheidung, beim Kinderaufziehen stimmt es nicht. Es lohnt sich für die eigenen, wenn sie nett sind und wenn man sie finanzieren kann, ansonsten macht es mehr Last als Lust. Und wenn es denn so endet wie bei Familie Kohl, betrachtet man es mit anderen Augen.

    Ich rede jetzt wie ein Freund vor Jahren, als wir Eltern wurden. „Es ist vornehmlich Kacke“, sagte er. Wir waren sauer. Heute verstehe ich ihn. Seine Frau hatte ihm, dem, der gegangen war, den Kontakt massiv vermiest.
    Ich habe da mehr Glück, aber sie arbeiten oder studieren, sie sind selbstständig und meistens weg. Mein Porsche dagegen stünde bei mir in der Garage, und ich dürfte ihn lebenslang streicheln. Gut, aber das ist klar die Zynikerfassung. Ich kann im Prinzip nicht ab, dass sie weg sind. Überhaupt nicht! Kinder sind an sich toll. Doof ist die Schule und dass sie weggehen zum Studium. Das ist richtig beschissen.
    Ich werde so enden, dass ich jeden Bauern und Handwerker beneide, bei dem sie bleiben, jeden Familienbetrieb. Und das sind ganz sicher Konservative. 😉

  7. avatar

    Ich bin nicht im eigentlichen Sinne konservativ. Früher habe ich Helmut Schmidt gewählt, dann auch mal die Grünen, dann wohl einmal Kohl, vielleicht auch zweimal, dann Schröder, dann Stoiber, dann die FDP, die vielleicht bei Stoiber auch dabei war, dann gar nicht.

    Die Konservativen in der Schule brachten daheim produzierten Kuchen mit zu Geburtstagen. Wichtigtuerisch liefen sie mit den Blechen durch den Hof. Wir hatten das einmal. Das ganze Haus roch nach Kuchen. Ich hasse Kuchen und schlug vor, den Kram die anderen Male beim Bäcker zu bestellen. Der Bäcker freute sich, in der Schule war man der Underdog bei den anderen Eltern, wenn man nicht buk. Es ist sehr deutsch, gehört zur „Leit“kultur, wenn Leute backen, Backrezepte austauschen, im Advent ihre Plätzchen vorweisen.

    Nee, was ist konservativ? Machen Sie es zum Thema! Sie würden eine Palette kriegen, nicht etwa so ein uniformes Ding. Andere stellen sich konservativ immer so einförmig vor. Für mich ist es das nicht. Ich bin lediglich konservativ in kulturellen Werten, Musik, Sprache. Zu meinem Konservativsein gehören die Vereinigten Staaten von Amerika, Frankreich, UK, Italien, Österreich. Varoufakis schlug kürzlich vor, Italien aus dem EURO zu werfen. Da muss ich höhnisch lachen. Bitte doch dann Greece first.
    Sammeln Sie!

  8. avatar

    Apropos Lüge: Den Staat anlügen lehren ist sowas wie ein Kursus im Rettungsschwimmen, fragen Sie Dissidenten. Ich habe kürzlich einen Mann kennengelernt, der aus seinem Staat geflüchtet ist. Leider kann ich nicht sagen, welcher Staat das ist. Es ist keiner von diesen gängigen Staaten, die liebend gern ein paar Individuen loswerden und ungern zurücknehmen. Es ist ein Staat, der Asylgründe liefert. Ich frage mich ernsthaft, ob man beim BAMF überhaupt weiß, was ein valider Asylgrund sein könnte.
    Für mich wäre auch ein anzuerkennender Asylgrund, wenn eine Frau vor einer Zwangsheirat flüchtet und dafür lügt wie Ayaan Hirsi Ali. Für die Niederlande war das nicht so.

    Und wenn die Schulen auf Antrag für eine Weiterbildung wie einen Museumsbesuch freigeben würden, einmal pro Halbjahr, müsste man nicht lügen. Das Kind könnte dann einen kleinen Vortrag darüber halten, und wenn danach über die Hälfte der Klasse darauf anspringen würde, könnte man dahin gehen und ein Thema daraus machen. Aber für individuelle Entscheidungen ist dieses Land zu blöd. Es kann nur kollektiv, entweder kollektiv abschlachten oder kollektiv am Bahnhof mit Teddies Wirtschaftsmigranten ohne Ausbildung begrüßen. Kollektiv gehorchen war auch immer drin, bis kollektiv aufgemuckt wird. Kollektive Verehrung für Hans und Sophie Scholl ist billig. Auch heute würde hier niemand für einen Juden eintreten im Ernstfall. Aber es ist nicht allein damit, das Land. Die Menschheit ist komplett blöde. Ohne ihre Ausnahmeerscheinungen würde sie in einem permanenten Mittelalter feststecken, vielleicht sogar in einer Steinzeitanordnung. Schade, dass die Perser nicht daraus ausbrechen, sie haben das Zeug dazu, und zusammen mit Israel könnten sie das Wissen in Nahost revolutionieren.

    Lügen tun alle. Die Frage ist immer wie.

    1. avatar

      Lieber Oleander, Ihre Verachtung Deutschlands ist unangebracht und hat natürlich mit der von Ihnen behaupteten wertkonservativen Haltung nichts zu tun. Jeder Spießer glaubt natürlich, kein Spießer zu sein, jeder Mensch glaubt, Individualist zu sein; Masse sind die anderen. Niemand bekennt sich zum „Mainstream“, alle schwimmen gegen den Strom. Es ist ausgesprochen langweilig.

  9. avatar

    Sie schätzen mich falsch ein. Ich bin wertekonservativ, denn ich mag nicht, wenn in der Schule zum Beispiel Goethe ausgelassen wird oder auch liebend gern Heine. Wir hätten unsere Kinder sechs Jahre allein unterrichten können, keine Frage. Sie wären dann nicht auf der Mülltrennungsanlage gewesen, sondern in der Franz Marc-Ausstellung. Als die Schule statt in diese Expo auf die Müllkippe fuhr, gingen wir am Sonntag und an einem Nachmittag. Die Schlange ging gefühlt bis zum Mittleren Ring. Daraufhin gingen wie Einkaufen und meldeten die Kinder am folgenden Mittwoch krank. Mittwoch ist vollkommen unauffällig im Gegensatz zu Montag oder Freitag. Sie hatten offiziell Muscheln gegessen, dabei hassten sie Muscheln, inoffiziell waren sie in der Franz Marc-Ausstellung ohne Schlange. Ich war nicht bereit, ohne diesen Wert zu leben. Aber die Ferien vorgezogen haben wir nie, dadurch gleicht sich das wieder aus. Wir haben die ganzen konservativen Eltern am Freitag davon fahren lassen und starteten Sonntagnachmittag. Sie waren 14 Tage im Urlaub, davon ca. drei im Auto, wir nur zehn Tage, denn wir fuhren auch früher zurück, davon nur maximal einen Tag im Auto.

    Man darf konservativ nicht mit Gewohnheitstier verwechseln und wertkonservativ-kreativ-liberal nicht mit reaktionär. Heute sind viele Linke und Grüne reaktionär. Ich finde, dass man die Reaktionären immer am besten an ihrem eingefleischten Antisemitismus erkennt. ARTE ist heute reaktionär, oder?
    Unter den Lehrern waren ca, 70-80 Prozent reaktionär. Mit den anderen habe ich mich unterhalten, ein Schwuler dabei, brillanter Lehrer, nur nebenbei. Die reaktionären Lehrer haben wir weitgehend ignoriert. Wir haben immer das gemacht, was im gesetzlichen Rahmen einigermaßen machbar war, aber nicht das, was Reaktionäre für gut befanden oder Gewohnheitstiere für conditio sine qua non hielten. Es war richtig.
    Kommt zum Beispiel mein Ältester an und meint: „Ich war heute nicht in der Schule.“ Jetzt denkt jeder, der Konservative reißt dem dann den Kopf ab. Pustekuchen. Ich zumindest fragte: „Wieso nicht?“ Es wurde eine lange Liste von lateinischen Vokabeln abgefragt, nun ja. Da er nicht in der Schule gewesen war, hatte er ja Spielraum. So wurden ihm ca. vier Stunden Vokabeln abgefragt, ein halbes Jahr Stoff.
    Ich bin übrigend nicht der Ansicht, dass die immer entschuldigten Bildungsfernen keine Vokabeln abfragen könnten. Das steht doch da alles. Die sind nur viel zu faul dafür. Und das ist konservativ, wenn ich konstatiere: Vokabeln müssen gelernt werden, und jeder kann die abhören. Voilà. Wer zu faul ist, soll vom Gymnasium gehen und die anderen nicht aufhalten. Das Gymnasium darf kein Sozialamt sein. Aber das ist an sich nicht konservativ. Das ist vernünftig. Apologetische Liebhaber von Parallelgesellschaften kommen dann immer mit Arabisch oder Türkisch an. Wer glaubt, dass die türkischen oder arabischen Vokabeln eher gelernt werden, lebt auf dem Mond.

    1. avatar

      Wertkonservativ sein, lieber Oleander, heißt für Sie: lügen, und Ihren Kindern das Lügen beibringen. Nun ja.

      1. avatar

        Lügen muss auch beigebracht werden. Aber es muss plausibel sein. Zwei Tage vor Ferienbeginn kommt es nicht rüber. Politiker lügen in einer Tour. Im übrigen wurde nicht nachgefragt. Es war also bloß Schweigen angezeigt. Schweigen ist ganz etwas anderes. Mit Schweigen, auch selektiven Äußerungen, erfüllt man doch alle Voraussetzungen für Journalismus.
        Mit dem schwulen Lehrer kamen wir wohl am besten zurecht, denn er schreibt heute noch zuweilen. Man kann nicht alles haben. Man hat hier ein verlogenes Ehepaar, das seine Kinder für eine Prachtausstellung schwänzen lässt, nie ein Problem mit dem schwulen Lehrer hatte, fand, dass man Mülltrennung wie auch Steuererklärungen im Leben lernt und in der Schule Goethe, Schiller, Heine und Shakspeare nicht einfach auslassen sollte.l
        Ein Ehepaar auch, dass belegen kann, dass über den geschichtlichen Teil, der im Genozid endete, erschreckend wenig gebracht wird und das diesen Punkt zuhause unterrichten musste. Mülltrennung statt Franz Marc, Blabla-Literatur statt Goethe, Shakespeare et al., keine tiefere Aufarbeitung von 1932-1945, die Mathematikperformance steht in den Zeitungen. Armes Deutschland. Erschreckend.
        Wenn Schwule heiraten und Kinder adoptieren, werden sie tief erschrecken, denn viele sind durchaus gebildet. Sie werden natürlich aufhören, grün zu wählen. Ich finde es prima, wie Parteien ihren eigenen Untergang herbeiführen. Merkel weiß das.

      2. avatar

        Lieber Herr Posener,

        zugegeben, die meisten Lehrer glauben, das was sie unseren Kindern erzählen, wäre die Wahrheit (die, die meisten ja glauben, mit Löffeln gefressen zu haben) also belügen sie unsere Kinder nicht im engeren Sinne. Im konkreten Fall wäre es nicht einmal notwendig gewesen, die Kinder zum Lügen zu animieren, da man den freien Tag sicherlich auch hätte offiziell beim Direx hätte anmelden können. Aber auch ich habe schon die eine oder andere Situation in der Schule erlebt, wo ich mit meinen Kindern überein gekommen bin, dass es sinnvoller ist, den Schulapparat nicht allzu direkt mit der Realität des Lebens zu konfrontieren. Wenn Sie jetzt behaupten, solch eine Situation hätten Sie mit Ihrer Tochter nie erlebt, dann hatten Sie wahrscheinlich nur extremes Glück.

        Wenn ich z. B. nach einem langen Wochenende, an dem meine Kinder durch Sport, Familienfeiern oder ähnliche Aktivitäten manchmal relativ gebeutelt sind, am Montag in aller Hergottsfrühe erzählt bekomme, „mir ist nicht gut, ich bin krank“, weiß ich dass der erste Teil des Satzes richtig ist, der zweite wohl erher „gelogen“. Wenn ich dann weiter weiß, dass der Reli-Lehrer in Elternzeit, der Französisch-Lehrer in Taizé und die Erdkunde-Lehrerin grenzdebil ist und damit faktisch nur eine Stunde guter Geschichtsunterricht versäumt wird, ist mein Kind dann auch für mich „krank“ und so schreibe ich das dann auch in die Entschuldigung rein.

        Alternativ könnte ich auch einen langen Brief an den Direktor schreiben und beim 3. Mal, hätte ich dann wohl ein Schreiben von der Bezirksregierung auf dem Tisch, die mich an die Schulpflicht meiner Kinder erinnern würde. Das braucht niemand und das verstehen auch meine Kinder.

        Bin ich jetzt wertkonservativ, verlogen, subversiv oder gar rechtsvergessen? Oder vielleicht doch nur Realist bzw. pragmatisch?

        Zu Recht gibt es in den zehn Geboten auch keines mit der Aussage: „Du sollst nicht Lügen!“ sondern nur, „Du sollst kein falsches Zeugnis geben wider deinen Nächsten!“. Lügen sind nicht schön, aber manchmal erleichtern sie nicht nur einem selbst, sondern auch „seinem Nächsten“ das Leben.

        In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen christlichen Sonntag!

        Ihr 68er

      3. avatar

        Lieber 68er, im Gegensatz zu Oleander kehren Sie nicht das Wertkonservative heraus. Das ist ein Unterschied. Ich finde es dennoch schade, dass gerade im Schulbereich gelogen wird, dass sich die Balken biegen: LehrerInnen, die „krank“ werden, wenn sie vertreten sollen, Eltern, die ihre Kinder „krank“ melden, um des Familienfriedens willen. Man soll nicht denken, dass die Kinder das nicht merken.

      4. avatar

        Er lässt die Kinder eine Schulveranstaltung schwänzen und sagt der Schule, sie hätten eine Sommergrippe gehabt.

      5. avatar

        Ich lüge aber Sie nicht an. Allerdings geben Sie eine Einladungskarte raus, das in Zukunft zu tun.
        Aber gehen Sie eins nach oben: Ich schlage vor, dass man seine Kinder einmal pro Halbjahr für eine Veranstaltung wie einen Museumsbesuch abmelden darf, sie dann aber im Rahmen ihrer Möglichkeiten darüber reportieren. Diese würden ohnehin nur Eltern tun, deren Kinder auch mit der halben Schulzeit auskämen.

        Einer der Gründe, in D keine Kinder mehr zu bekommen, wäre heute für mich die quälende Schule, wo sie sich bis zur Oberstufe, wenn es endlich interessanter wird, durchlangweilen, das Wecken jeden Morgen bei absolutem Unwillen, diese Institution zu besuchen. Ja, man sollte nicht meinen, nur der Kevin und der Ali gingen da nicht gern hin. Fast jedes Kind hasst inzwischen die Schule. Manche haben Bauchschmerzen, manche disziplinieren sich da durch, für viele ist das Interessanteste die Pause sowie die Freunde. In den Pausen darf meistens nicht Ball gespielt werden, könnte ja ein Fenster kaputt gehen, mon Dieu, wie entsetzlich. In Deutschland zählen nur Sachwerte, siehe G20.
        Kinder und dass sie glücklich sind, zählen Null. Schon seit ca. 15-20 Jahren werden sie hauptsächlich als künftige Rentenzahler betrachtet, und das war’s. Vergewaltigungen übrigens scheinen nur im Ausland zu zählen, wie Vera Lengsfeld gestern in einem Bericht über eine Veranstaltung der CDU/CSU berichtete.

        Wenn Posener vorschlägt, dass ich eine Abneigung gegen mein Land hätte, stimmt das so nicht. Wie sehr viele Menschen betrachte ich nur Entwicklungen kritisch und rate Schwulen und Lesben davon dringlich ab, sich die geistige Vergewaltigung ihrer Kinder und die Einschränkung ihres eigenen Dasein zuzumuten. Kinder sind ein Glück, bis sie in die Schule kommen und wenn sie diese wieder verlassen. Dann kann man auch wieder für die Hälfte vom Geld Ferien machen, und voll ist es auch nicht. Man muss sie nicht mehr bedauern, und beim Abendessen muss nicht über diesen oder jenen Lehrer geredet oder Druck ausgeübt werden, diese oder jene Schulaufgabe endlich zu machen.

        Und ich liefere hier eine 1a-Erklärung, warum in D nicht jeder Kinder will. Wir können bei den Kosten weitermachen, bei dem gesellschaftlichen Druck, bei dem neuen Handy alle paar Jahre spätestens, den Klassenausflügen, die in jeder Stadt bei Zara oder H&M landen, inzwischen auch bei mangelnder Sicherheit.

        Klar liebt man seine Kinder, aber man bekommt sie nicht für den Staat oder die Wirtschaft und hält sich zunächst für stärker. In der Schule merkt man, dass dem übelsten Lehrer das gesamte Kollegium nicht gewachsen ist, weil er nicht kündbar ist, die Gören fühlen sich unterdrückt und loben den guten Ausnahmelehrer. Die Wirtschaft ist sich nicht zu schade, deren pubertären Gehirnen alles was gut und teuer ist anzudrehen, was das Portemonnaie belastet.

        War irgendwas schön?: Ja. Die Ferien und die Wochenenden. Den Rest haben wir durchgestanden. Und waren die schlecht in der Schule? Nein. Was sollen also andere dazu sagen?
        Ich habe übrigens seltenst gelogen, leider. Ehrlichkeit zahlt sich nicht aus.
        Vielen Dank für den Raum. Ich wusste selbst nicht, wie sehr mich die Schulzeit meiner Kinder verbittert hat. Die Macht der Institution hauptsächlich. Der Lehrplan teilweise. Das unterirdische Niveau in Sprachen.
        Deutsch war bei allen gut, da hatten wir Glück. Die Schule hat mir 13 eigene Jahre und weitere 20 bei den Kindern gestohlen, und jetzt sind wir alt. Relativ alt nur, aber nicht mehr jung. Man muss sich das überlegen, das ist alles, was ich dazu sagen will. man sollte sich bitteschön nicht einreden lassen, der konservative Heterosexuelle hätte irgendwelche Vorteile oder wäre in irgendeiner Weise glücklicher. In der Grundschule kannten wir sechs Elternpaare besser. Drei davon sind inzwischen geschieden.

      6. avatar

        Lieber Herr Posener,

        klar merken die Kinder das und deshalb rede ich mit ihnen auch darüber. Die müssen auch lernen mit solchen „Lügen“ umzugehen, d.h. die Grenze zu kennen, wo sie den Gegenüber oder die Gemeinschaft schädigen. Wenn mein Kind „krank“ zu Hause bleibt wird niemand geschädigt. Wenn die Lehrerin „krank“ ist schädigt sie den Kollegen und auch die Schüler die dann hier in NRW EVA-Aufgaben (offiziell: eigenverantwortliches Lernen, bei mir nur Eltern-verarsch-Aufgaben) theoretisch machen sollen. Praktisch gibt es die so gut wie nie, sondern der typische „Vertretungsunterricht“, der meist nur der Statistik dient und selten der Bildung meiner Kinder.

        Einen schönen Abend noch!

        Ihr 68er

      7. avatar

        Heheh, lieber 68er, das ist das Schöne an Schule: Wenn’s um die eigenen Kinder geht, reden 68er plötzlich wie CDUler (Sie in diesem Fall) und CDUler plötzlich wie 68er („das ist zu viel Stoff, mein Sohn ist überfordert, die Schule geht gar nicht auf seine Schwierigkeiten ein…“).

      8. avatar

        Lieber Herr Posener,

        haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass vielleicht etwas an den Klagen der Eltern dran sein könnte, wenn sie unabhängig von partei- oder sonstwelchen ideologischen Prämissen ähnlich geäußert werden? Oder haben Sie sich mit Ihren Kollegen über solche Jammertypen im Lehrerzimmer lieber lustig gemacht, um die eigenen Reihen fest zu schließen?

        Ich habe noch nie darüber geklagt, dass meine Kinder vom Stoff überfordert worden seien. Was mich an den heutigen Schulen am meisten nervt ist die immer noch weitgehend herrschende preussische oder vielleicht auch protestantische Verkniffenheit und gesetzestreue aber gleichzeitig auch Willkür dort wo sie dem Schulapparat gerade nutzt.

        Jeder Lehrer kann Ihnen heute gefühlt tausend Paragraphen oder Regeln nennen in denen steht, was meine Kinder in der Schule tun und lassen müssen. Das geht über die Pausenordnung, die Anwesenheitspflichten, die Urlaubsregelungen, die Handynutzung, Klobesuche, die Lineatur bei Klausuren, die teilweise bestehenden Kleiderordnungen etc. pp. Wenn man sie am Elternsprechtag aber einmal darauf anspricht, welche konkreten individuellen Förderungsmaßnahmen sie für ihren Schüler (oder unser Kind) denn geplant haben oder im letzten Jahr angewandt haben, kommt meist gar nichts. Wenn die Kinder nicht richtig mitkommen, wird manchmal gesagt, die Kinder sollen zu Hause dies oder jenes Kapitel nacharbeiten, bei den Fächern, wo die Kinder gut sind sich aber fast zu Tode langweilen kommt gar nichts, niente, nada, nothing, rien! Individuelle Förderung für „alle“ Kinder steht aber auch im Schulgesetz! Da kommt dann aber die Entschuldigung, das schaffen wir aber nicht bei so vielen Kindern. Diese Entschuldigung soll ich akzeptieren?

        Ich rege mich zwar manchmal über schlechte Lehrer auf und finde es gerade dort schade, wo durch solche Lehrer die Kinder von Fächern abgeschreckt werden. Im großen und ganzen muss man damit leider Leben, denn jede Schule ist ja kein Idealraum sondern eine eigene kleine Welt, ein eigener kleiner Sozialraum, in dem die Kinder nicht nur die Fächer lernen können sondern auch die Interaktion der Lehrer untereinander, die mit den Schülern aber auch die der Lehrer mit der Schulleitung studieren können. Ich rede da regelmäßig mit meinen Kindern drüber, nicht um sie auszuhorchen oder dann aktiv ins Geschehen einzugreifen, sondern damit meine Kinder lernen, dass solche Sachen wichtig sind und man darauf achten sollte, wie sich die Leute in so einem System verhalten.

        Um es einmal etwas abgewandelt mit Serdar Somuncu zu sagen: jeder hat auch ein Recht schlechte Lehrer zu haben, denn auch damit muss man lernen umzugehen. Jedes Kind muss aber auch die Chance haben, in seiner Schullaufbahn den einen genial-verrückten Lehrer zu haben, wenigstens einen im Schuljahr, der ihm das Gefühl gibt, dass es auch nach einer 5 ein wunderbarer Mensch ist. Wenn ich meine Kinder richtig verstehe, gibt es diese besonderen Typen derzeit eher in der älteren Generation. Bei der Jugend setzten sich, zumindest in der Schule meiner Kinder, vor allem die Duckmäuser, Streber und freundlich lächelnden Kujonierer durch, die netten Franz-Lehrerinnen, die mitleidig lächelnd den Kindern eine 5- geben und ihnen erklären, dass sie auf einem Gymnasium wohl fehl am Platz seien. Ungefähr so sind die:

        https://www.youtube.com/watch?v=Wv7fsZq8l5I

        Beste Grüße

        Ihr 68er

        P.S.:

        Aber mit Merkel hat das jetzt ja eher wenig zu tun. Oder? Ich glaube, die wäre keine schlechte Lehrerin geworden mit ihrer eher relativen Prinzipientreue.

      9. avatar

        Lieber 68er, ich habe vieles zur Schule geschrieben, auch hier, googeln Sie zum Beispiel „Posener“ und „Humboldt“, „Posener“ und „Reformschule“, „Posener“ und „Lächeln der Lehrerin“. Und dann werden Sie nicht solche Fragen stellen.

      10. avatar

        Manchmal gibt es gute Gründe, eine Schulveranstaltung schwänzen zu lassen. Das hängt natürlich immer auch von den Kindern ab. Viele dieser Veranstaltungen sind nutzlos. Wenn es grundsätzlich keine institutionalisierte Möglichkeit gibt, dann fernzubleiben, muss man eben zur Lüge bzw. Halbwahrheit greifen. Was bedeutet „Kranksein“? Hier ist Kreativität gefragt. Natürlich stellt man sich in diesem Moment über die Autorität der Schule. Und nicht nur das, man stellt sich über die Autorität der moralischen Regeln. Aber das kann man eben auch tun, manchmal. Das sollten die Kinder auch sehen.
        Es ist aber nicht einfach, Regeln für den Regelbruch aufzustellen. Auf jeden Regelbruch immer zu verzichten bzw. sowas zu behaupten ist nicht nur utopisch, sondern geradezu furchtbar. Abgesehen davon wäre das total unglaubwürdig. Bei uns sind die Kinder viel moralischer als wir. Ich habe kein Problem damit, der Schule irgendeinen Blödsinn zu erzählen, mein gewissen ist dehnbar. Aber die Kinder sind noch sehr streng, so dass ich mir etwas einfallen lassen muss, das sie akzeptieren können. Hier muss ich kreativ sein und den Bereich zwischen Wahr- und Falschheit nutzen. Fast immer kann man irgendwas sagen, was nicht glatt gelogen, aber auch nicht wahr ist.
        Natürlich sollte man so wenig wie möglich lügen. Aber je vertrauter und lieber jemand ist, desto weniger sollte man lügen. Hier gibt es Unterschiede. Zwar gibt es auch ein „Lügen aus Liebe“, das viele Eltern gegenüber ihren Kindern praktizieren, aber ich halte davon ab einem gewissen Alter der Kinder gar nichts.

      11. avatar

        Es ist ja auch eine Selbstbehauptung ist, in heiklen Situationen nicht zu lügen. Auch deshalb – gar nicht wegen des Gegenübers, der oft lieber angelogen werden möchte – ist das meist besser. Wer z.B. Peinlichkeit ertragen kann, indem er die Wahrheit sagt, behauptet sich gut. Trotzdem – dem Luxus einer Gelegenheitslüge sollte man sich nicht prinzipiell enthalten. Auch weil man nur versprechen sollte, was man auch halten kann.

      12. avatar

        Ich kann 68er als Vater verstehen, aber auch nicht erkennen, wo Alan Posener irgendwas am status quo ‚der Schule‘ verteidigt. (Ich meine, da eher eine gewisse Distanz zum deeskalierenden Handeln der Funktionsträger an Schulen erkennen zu können.) Schulen eignen sich m.E. am wenigsten von allen öffentlich-rechtlichen Institutionen als Argument für irgendwelche Gesellschaftskritik (ich bin deswegen per se gegen jegliche ‚Schulpolitik‘), weil jeder meint dazu etwas sagen zu können, weil ja jeder mindestens selber an einer Schule war. Allerdings eignet sie sich hervorragend als Indikator für gesellschaftliche Entwicklungen. Wenn 68er schreibt
        „Was mich an den heutigen Schulen am meisten nervt ist die immer noch weitgehend herrschende preussische oder vielleicht auch protestantische Verkniffenheit und gesetzestreue aber gleichzeitig auch Willkür dort wo sie dem Schulapparat gerade nutzt.
        würde ich ihm unbedingt zustimmen und halte gleichzeitig jeden politischen Ansatz, daran etwas zu ändern, für verkehrt. Und zwar deswegen, weil wir nach der durch Hedonismus unterstützten Gehirnwäsche der 68er-Generation (nicht Sie 68er, ich meine auch mich selber) wieder lernen müssen, daß es verschiedene Ebenen der Erkenntnis gibt, die wir im Leben durchlaufen müssen. Als Kinder brauchen wir mehr ‚Geländer‘, als als Jugendliche, wo wir aber auch noch moralische Hinweise brauchen, wenn wir als Erwachsene nicht durch einen Nanny-Staat durchs Leben geschubst werden wollen (’nudging‘). Liberale Eltern erziehen konservativ.

      13. avatar

        Lieber KJN,

        ja, die Schule ist ein – wenn auch etwas verzerrter – Indikator für die Stimmung in einer Gesellschaft. Je nachdem, welchen Beruf man hat, sind die Berührungspunkte mit den Menschen im Kindes- und Jugendalter und denen, die gerade ihre akademische Berufslaufbahn starten, etwas beschränkt. Da wundert man sich dann, wie verkniffen und ziellos-zielstrebig diese Leute manchmal sind. Die Devise lautet dann oft: „Vorwärts! Voraus!“ Und wenn man fragt: „Wohin soll es denn gehen?“, erntet man erstaunte Blicke. Wir sind in einer führer- und ziellosen Gesellschaft angelangt, in denen alle voranstürmen sollen und wollen, nur keiner scheint zu wissen, wohin. Man fühlt sich wie in Wunsiedels Fabrik aus Bölls Erzählung „Es wird etwas geschehen“. Alle wollen ’nen MBA machen, aber die wenigsten wissen, was das überhaupt sein soll.

        Da Schulen letztlich soziale Organismen sind, sollte man mit ihnen tatsächlich vorsichtig umgehen, wenn man von aussen in sie hinein regiert. Aber ich bin der Meinung, dass die Gesellschaft in der Schulpolitik eine besondere Verantwortung hat. Hier werden Weichen für die zukünftige Struktur unserer Gesellschaft gelegt und auch für die Verteilung vieler Ressourcen zwischen den verschiedenen sozialen Gruppen. Letztlich kosten Schulen auch sehr viel Geld, so dass in diesem Bereich immer versucht wird zu sparen. So ist ja auch das G8 entstanden, das haben sich keine Pädagogen ausgedacht sondern wurde bei einer Tagung der Landes-Finanzminister ausgeheckt, die so die laufenden Kosten und Pensionsansprüchen in ihren Haushalten nach unter drücken wollten. Gegen diese destruktiven Kräfte muss eine aktive fördernde den Kindern zugewandte Schulpolitik kämpfen und ich glaube, da ist noch viel zu tun. Hier in NRW sieht man aber, dass ausser der FDP, wohl in vielen Parteien ein Umdenken eingesetzt hat und auf lange Sicht durchaus noch eine bessere Schullandschaft entstehen kann. Gerade im ländlichen Bereich hat die CDU hier dazugelernt und die Gesamtschule „stickum“ für sich entdeckt. Hier sollte man ansetzten und versuchen über die Jahre ein gemeinsames Konzept zu entwickeln. Die Schulpolitiker aller Parteien sollten da gemeinsame Sache machen und sich gegen die Finanzpolitiker durchsetzen. Denn im Endeffekt, das glaube ich, sind die Investitionen in Bildung meistens gewinnbringend. Schlechte Schulen vergeuden „humane Ressourcen“, wenn man das mal im Ökonomensprech sagen will, produzieren soziale Kosten, wie Krankheit, Armut und Gewalt und kosten auf lange Sicht mehr als sie auf kurze Sicht einsparen.

        Mit besten Gruß

        Ihr 68er

      14. avatar

        lieber 68er
        „Wir sind in einer führer- und ziellosen Gesellschaft angelangt, in denen alle voranstürmen sollen und wollen, nur keiner scheint zu wissen, wohin.“
        Lieber 68er, der thread ist alt, kann sein, daß Alan Posener den nicht mehr bearbeitet und ich habe es gerade erst gelesen: ist es nicht doch besser, nicht privat „voranzustürmen“, wenn man nicht weiß, wohin? Die vorher abzuwählen, die einem Stuss erzählen, bevor ein neuer „Führer“ sich etabliert? (Was er dann aknn, wenn genügend am Boden liegen.) Die Kinder zu schützen, vor allzuviel pädagogischer Ideologie, die von Hasardeuren stammt? These: AfD jetzt wählen, damit sie nicht dauerhaft drankommt? Herzliche Grüße zurück.

    2. avatar

      Ich will da jetzt nicht eskalieren, weil Oleander sein Herz auf der Zunge, bzw. der Tastatur trägt, deswegen bitte nicht persönlich nehmen, sondern als Beitrag zum Thema verstehen: Also der Sohn meldet sich taktisch krank, damit er nicht so viele Vokabeln abgefragt wird oder eben vier Stunden mehr Zeit als die anderen hat, sie zu lernen, ich habe jetzt nicht ganz verstanden, was von beiden Möglichkeiten ihm da den Vorteil verschafft. Jedenfalls ist er das, was man wohl ‚clever‘ nennt. Er weiß schon, daß es in der realen Welt nicht auf Inhalte oder Kompetenz ankommt, sondern auf die möglichst effektive Erlangung formaler, vorzeigbare Katergorien, Äußerlichkeiten. Ich will es jetzt nicht überdramatisieren, vielleich hat er im Moment auch andere Interessen – ich bin in der 10 Kl. fast nur wg. Mitschülerinnen in die Schule gefahren – normal. Und dem nachfragenden Vater erzählt man dann auch so einiges, was er hören will, um den Rücken frei zu haben. Aber das Signal ist schon klar: Besser mit Tricks . Ich bekomme da Beklemmungen: Später im Studium gezielter Einnahme von Koffeintabletten, Stimmungsaufhellern.. – auch clever? Glücklich macht das jedenfalls nicht. Mir geht es um das Prinzip des Taktierens, der Austrickserei von anderen und sich selber, das ostentative und demonstrative Ausharren im Büro, die vorgeblichen 16 Std. Tage (niemand kann länger, als wenige Std. am Stück vernünftig geistig arbeiten, dann kommt nur noch bullshit, bitte). Es geht um die falsche Vorstellung der Emporkömmlinge, die so tun als ob – Haltung würde glücklich machen. Und dann? Die Selbstgerechtigkeit des eigentlich neben sich stehenden: ‚Wer Faul ist, hat am Gymnasium nichts verloren‘ und ‚Wer wirklich Arbeit sucht, findet auch welche‘. Frau Merkel ist auch clever, so richtig clever. Glücklich scheint auch sie nicht.
      Sorry für die Provokation.

      1. avatar

        Vielleicht haben Sie mich falsch verstanden, KJN, oder ich habe es nicht richtig ausgedrückt. Wer faul ist, sollte nicht behaupten, Bildungsferne könnten keine Vokabeln abhören. Bildungsferne können vielleicht nicht Mathematik erklären, aber etwas abhören könnten sie schon, und die Lehrer machen das an sich auch klar beim Elternabend. Und wenn Leute konstant nicht arbeiten wollen, gehören sie tatsächlich nicht auf ein Gymnasium. Ich verachte sie deswegen noch lange nicht, denn vielleicht würden sie lieber in der Schule schon etwas an der Werkbank machen oder vielleicht Kunst oder Musik dazu.

        Wenn ich etwas verachte, dann ein System, dass das Abitur als das Gelbe vom Ei hinstellt und alle anderen Berufe, für die auch ein spezialisierter Abschluss reichen würde, damit minimiert, ein System, in dem Leute zu wenig verdienen, die unseren stinkenden Müll auf einem Band auseinander nehmen, eins, in dem eine Art Einheitsabitur angestrebt wird, bei dem jeder ein bisschen was weiß, aber wenige profundes Wissen noch haben. Es ist so eine Art OECD-Abitur, Hauptsache viele Abis, dann ist man scheinbar gut. Nur das Problem dabei ist, dass die Illusion erweckt wird, man könnte danach alles studieren und die weitere Illusion, man fände dann auf jeden Fall einen befriedigenden Arbeitsplatz. Die Tragik hierzulande ist noch überschaubar, wie Sie wissen. In Spanien, Italien und Griechenland sieht alles noch schlimmer aus.

        Tatsächlich bin ich der Ansicht, dass Schüler, die sich dem Englischunterricht verweigern und kein naturwissenschaftliches Talent als Ausgleich haben, nicht unbedingt auf ein Gymnasium gehören. Für solche hat man so Spezialitäten wie G-Zweige geschaffen. Sie wissen sicherlich, dass das Gesellschaftswissenschaften heißt, aber gut und gerne auch Gescheiterten-Zweig genannt werden kann. Später finden Sie diese Leute schon mal auf Schiffen wieder, wo sie ihr Geld damit verdienen, Leute nach Italien zu schaffen, die noch schlechter in der Schule waren als sie selbst. Ihre Klassenkameraden, die Vokabeln gelernt und Matheaufgaben gemacht haben, dürfen für beide dann Steuern und KV zahlen.

        Es sind die Logiken, die zynisch machen, die Abläufe, die Belastungen für Bürger, die sich anstrengen und angestrengt haben, die aber, wenn sie quer laufen, ihrerseits zu allem Überfluss auch noch verachtet werden.
        Das war ja eigentlich hier Thema Schwulenheirat. Die, die ich kannte aus dieser Gruppe, waren alle gebildet, nur so nebenbei.

        Das mit dem Lateinabhören haben Sie auch falsch verstanden. Denn das Schuleschwänzen war ja schon passiert. Dass der Junge überhaupt etwas sagte, lag am ehesten daran, dass es regnete und kalt war und er nicht wusste, was er noch länger in der Stadt machen sollte. Ein gewisses Grundvertrauen war also vorhanden. Ich wollte vielleicht andeuten, dass Konservative immer für etwa so streng wie der ehemalige Direx von Salem gehalten werden und grundsätzlich, dass sie völlig falsch eingeschätzt und alle in eine Kiste gepackt werden ohne Rücksicht auf Unterschiede und trotz Hans und Sophie Scholl, aus konservativem Hause, immerzu verteufelt werden, damals wie heute.

      2. avatar

        Lieber Oleander, lesen Sie meine Interviews mit Herrn Bueb; Sie schätzen ihn völlig falsch ein.

      3. avatar

        Lieber Oleander, weder steht es mir zu, noch war es meine Absicht, Ihre Erziehungsmethoden zu kritisieren. Es wird sowieso zuviel gegenseitig gemaßregelt. Ich wollte das, was ich dann wohl falsch verstanden habe, kritisieren: Nämlich (allzu) taktisches Verhalten der Schüler, als etwas, das immer mehr als ‚Cleverness‘ durchgeht. Nebenbei: Eltern befinden sich in der Zwickmühle, wenn sie einerseits das Gefühl bekommen, ihren Nachwuchs nur mit Tricksereien und teurer Nachhilfe ‚durch zu bekommen‘ (womit sie ihnen nicht immer einen Gefallen tun) und andererseits den Wert von Bildung an sich hoch halten wollen. Allerdings geht neben diesem anscheinend stets vorherrschenden Leistungsgedanken der eigentliche Wert von Bildung, nämlich Zivilisation und Selbstfindung verloren (was ich übrigens für einen sehr ‚konservativen‘ Gedanken halte – im Gegensatz zum ‚linken‘ Ansatz des Abiturs und Studiums für Alle, der den ‚Flaschenhals‘, wo letztlich alle durchmüssen, von der Schule und der Uni in den Arbeitsmarkt trägt: ‚Wer schreibt die schönsten Bewerbungen und ist am charmantesten beim Vorstellungsgespräch..).
        Nochmal zum Thema: Merkel macht 100% machiavellistische Machtpolitik, ich glaube nicht, daß Inhalte für sie eine Rolle spielen. Die Haltung oder besser Nichthaltung der ewigen Taktierer.

  10. avatar

    Von den Schwulen und Lesben, die ich näher kennenlernte (ich denke an zehn, zwei Lesben dabei) waren neunzig Prozent spießig. Nur einer war außergewöhnlich, aber der war Bi. Er war erst verheiratet, und die Frau starb, dann war er fest gebunden mit dem Schwulen, der ihn ständig betrog und rechtzeitig an AIDS starb, worauf der Bi wieder eine Frau heiratete.

    In der jetzigen Situation würde der Fremdgeher den Bi bedrängen, dass er ihn heiratet, denn der Bi war hochkarätig mit Geld und Besitz bestückt, und Fremdgehen geht besser mit einer Ehe im Rücken. Ich würde daher sagen, dass es in etwa das Gleiche ist und etwa das, das Esther Vilar in „Der dressierte Mann“ beschrieben hat.

    Die Schwulen und Lesben in unserem Bekanntenkreis wurden rarer, nicht weil sie so waren, sondern weil sie sich als so erschreckende Langeweiler erwiesen bis auf den Einen. Wenn ich an sie denke und die Abende mit ihnen, erinnere ich mich an extrem öde Gespräche. Sie waren natürlich alle grün. Grün ist ähnlich öde. Wer will für Leute auftischen, die dann über Körner, die (unbewiesenen) Gefahren von GMF, freilaufende Hühner vs Käfighaltung oder das Paarungsverhalten von Kröten reden? Wir so verschrienen Bürger hatten manches besser drauf, allein schon, weil wir uns mit Drinks auskennen. Mit Drinks, die die Stimmung gleich lockern (Zucker rein geht am schnellsten) und dann Lebenserfahrungen über ganz unterschiedliche Menschen und Situationen austauschen, die man meistens beruflich trifft.
    Es stimmt einfach so nicht, dass der Konservative langweilig ist und der andere nicht, nur weil er irgendeiner Minorität angehört. Die meisten Minoritäten sind Schlaftabletten. Eine braucht Paraden, die andere Attentate, damit man über sie redet. Und vielleicht ist das das einzige Problem: Sie wollen bemerkt werden. Das Problem hat sonst niemand. Es will sonst auch niemand bemerkt, sondern eher in Ruhe gelassen werden. Hauptsache, der Drink gelingt.
    So waren angeblich 80 Prozent der Deutschen dafür. Es ist Sommer, keiner hat Lust auf das Thema, das erklärt dieses Ergebnis. Die Dauerberieselung hat erreicht, dass man es nicht mehr hören kann. Es ist langweilig. Werthers Leiden ist interessanter, denn das wirklich Interessante heiratet nie: Das ist alles im Umfeld der platonischen Liebe angesiedelt.
    Spießige Zeit, in der wir leben. Man könnte ein Buch drüber schreiben: Zwischen Spießertum und Attentäter (most read, btw)

  11. avatar

    Wo es jetzt die Ehe für alle gibt, könnte das ganze doch einfach auch privatrechtlich geregelt werden, oder nicht? Kinderehen würde es dann immer noch nicht geben, siehe Kommentar an Don Geraldo, da Kinder nicht unbeschränkt geschäftsfähig sind.

  12. avatar

    Lange Rede, kurzer Sinn.
    Nach dem Verhalten der SPD und vor allen Dingen deren Minister gibt es nur noch eine Möglichkeit für Merkel.

    Die SPD Minister müssen aus der Regierung entlassen werden und Neuwahlen her, alles andere schadet nur unserer Demokratie.

    Wenn das nicht passiert, ist die AfD eindeutig das kleinere Übel bei der nächsten Wahl.

  13. avatar

    Ich find’s einfach super, dass sie eine Gewissensabstimmung zugelassen und dann selbst dagegen gestimmt hat. Wenn das nicht mal demokratisch ist. Ich bin extrem gespant, wie sich das in Prozente umrechnet. Normalerweise müsste sie mehr kriegen, denn wir sind doch inzwischen alle, ach, so verlogen.

    Aber besonders gut ist, dass, während wir alle oder die meisten schon wenigstens zwischendurch Jahre und Perioden ohne Trauschein glücklichst überstanden haben, LSBT in diese Falle des ultimativen spießermainstreamförmigen Abhängigseins laufen. Meine Fresse, wie kann man nur. Und wie kann man nur den Wunsch haben, diesen ganzen Mist mit Kindern und Ferienzeiten und hohen Hotelkosten und Schule und Elternabend und Lehrern auf sich nehmen zu wollen, wenn es nicht einmal die eigenen Blagen sind? Ich checks nicht. Ohne Kinder, die sich einfach einstellten durch Schlampigkeit beim Aufpassen, hätte ich mir das niemals angetan und weine manchmal um den Porsche, den ich deswegen nicht mehr hatte. Diese Familienkarre, diese elenden Ferienhäuser, weil diese Familienhotels noch schlimmer sind, diese Fülle in den Ferien, diese fremden Kinder im Haus die ganze Zeit, wie in Gottes Namen kann man sich das freiwillig aufhalsen?
    Diese Scheißerklärungen, warum man zu spät ist, dieses Schielen nach dem Mail des anderen, diese Demütigung vom Abwasch und der Schmutzwäsche des anderen, die Verpflichtungen, wie kann man in diese unterirdische Falle tapsen, wenn man weiß, dass schon vor 200 Jahren der alte Goethe nur die von Stein geliebt hat, die ihn nicht heiraten wollte? Oh weh, diese erbärmlichen Spießer.

    1. avatar

      Lieber Oleander, das muss Ironie sein, oder? Ich möchte die Erfahrung eines Kindes nicht missen, und Enkelkinder sind noch besser (und die gibt es nicht ohne Kinder, bekanntlich). Ich hielt Sie doch immer für einen Konservativen. Und nun bezeichnen Sie diejenigen, die das Konservativste tun, was man tun kann, nämlich die Art erhalten, als Spießer. Ts, ts, ts.

      1. avatar

        Ja klar, so halb. Aber nur die eigenen. Für fremde hätte ich niemals den Porsche aufgegeben, niemals. Und die schönen Nächte zu zweit auf Capri und die Hotels, die keine Kinder mögen, niemals. Mein Untergang war der kinderspezialisierte Robinson-Club in Apulien. Schon im Flieger das Geschrei, ca. hundert Kleinkinder in dem Vogel. Wir hatten danach Ferienhäuser. Da muss man aber einkaufen gehen. Im Prinzip hat man keinen Urlaub mehr.
        Ich hätte niemals adoptiert. Die Kinder kamen und waren willkommen, die Kompromisse musste man hinnehmen. Aber geplant mit fremden Kindern wäre das ausgeschlossen. Ich find’s auch schön, dass ich später in Abwandlung noch da bin. Bei zweien bin ich im Gesicht, bei einem im Ausdruck und im Gang. Wir leben weiter, nicht wahr? Sie werden unser Lieblingshotel besuchen und dann durch ähnliche Kompromisse gehen.

    1. avatar

      … ich bin der Meinung, dass Gewissensfragen nur in geheimer Abstimmung beantwortet/entschieden werden können/soll(t)en. Das entspräche dem Aussageverweigerungsrecht in einem Rechtsstaat. Alles andere ist mehr als naiv. Leider.

  14. avatar

    Ich glaube, das zeigt, dass die mehrheitliche Opposition der Regierung viel mehr hätte abringen können. Merkel hätte das als ewige Vorsitzende einfach nur ausgesessen.

  15. avatar

    Hallo Herr Posener,

    isn`t she great?! Sie hat dagegen gestimmt!

    Potenzierte Indifferenz.

    Das ist ähnlich wie bei Schrödingers Katze, wenn man einmal hinschaut, ist sie dafür und beim zweiten Blick plötzlich dagegen.

    Einige Physiker haben dieses Problem der Quantenphysik mit der Viele-Welten-Interpretation zu erklären versucht. Mal lebt Frau Merkel in einer liberal-fortschrittlichen Gesellschaft und mal in einer stockkonservativ-reaktionären. Bei den Wahlen hat das den Vorteil, dass je nach Betrachter sie als fortschrittlich liberal erscheint oder als konservativ. Bisher hat dieses Phänomen ja auch gut geklappt, was ihre Wahlergebnisse gezeigt haben. Ob das weiterhin so bleibt? Ich weiß es nicht.

    Das Lied zum Phänomen:
    https://www.youtube.com/watch?v=WeuHXZ6zbVI

    Beste Grüße in die Hauptstadt des Irrsinns!

    Ihr 68er

    1. avatar

      Angela Merkel als Schrödingers Katze ist eine großartige Analogie,lieber 68er. Ich klaue Ihnen das bei Gelegenheit. Eine andere in dem Zusammenhang interessante Katze ist die Cheshire-Katze bei Alice im Wunderland. Ihre Konturen verschwammen allmählich, bis von ihr nichts mehr sichtbar war als das Grinsen.

      1. avatar

        Über die promovierte Physikerin Merkel kann man noch mehr Analogien in der modernen Physik finden als nur Schrödingers Katze. Die Heisenbergsche Unschärferelation könnte beispielsweise erklären, warum man Merkels Standpunkt nie hinreichend genau bestimmen kann.

      2. avatar

        ..womit sich dann auch (@Oleander) ganz zwanglos die mangelnde Investitiossicherheit für den einfachen Bürger erklärt, wenn das Verhalten von Entscheidern nicht mehr einzuschätzen ist. Also vielleicht morgen keine Dämmung mehr, übermorgen kein CO2 verursachter Klimawandel..
        Wenig Ahnung, warum das ist oder so sein muss, aber weniger Steuergeld für nicht Vorhersehbares und mehr für Vorhersehbares wären, finde ich, ein schönes, wenn auch für einige wohl langweiliges, Politikziel.

  16. avatar

    Warum sollte man nicht zur Wahl gehen? In einer Demokratie gibt es immer eine Alternative.

    Aber Sie haben natürlich Recht. Merkel tut der Demokratie nicht gut.

  17. avatar

    Lieber Waldgänger Aus Schwaben:
    Eine Gegenleistung für die Anpassung des Familienrechts an die ständige Rechtsprechung des BVerfG – das wäre kühn gewesen. Die CDU kann nur noch eines: das Ehegattensplitting streichen (und zwar für alle) und dann Kinder, insb. „arme“ Kinder und Familien unmittelbar begünstigen, ferner die Pflege von Behinderten und Alten stark Steuer mindernd berücksichtigen. Ich wundere mich über Kader. Das musste er doch gesehen haben, dass das BVerfG in dieser Sache sehr konsequent ist.

    1. avatar

      Liebe Frau Frommel,

      Theoretisch gilt bei uns immer noch die Gewaltenteilung – auch im Jahre 12 der Merkel-Regierung. Der Gesetzgeber ist nicht gehalten im ängstlichen Blick auf die ständige Rechtsprechung des BVerfG Gesetze im vorauseilenden Gehorsam zu ändern. Im Übrigen scheint es Zweifel an der Eindeutigkeit dieser Rechtsprechung des BVerfG zu geben, es soll da ein Gutachten des Justizministeriuem zu geben. Wenn die Rechtsprechung so eindeutig wäre, hätten ja ein paar (sic!) Schwule sich bis zum BVerfG durchklagen können.

      Als Gegenleistung und minimales Zugeständnis an die immer noch präsente christlich-konservative Wählerschaft der CDU/CSU hätte die CDU/CSU in den Koalitionsverhandlungen dem oder den Partnern ein Sätzchen abtrotzen können:
      „Wir werden durch verstärkte Beratungs- und Hilfsangebote den Schutz des ungeborenen Lebens verbessern.“
      Aber dieses Thema scheint die „C“DU nicht mehr zu interessieren.

      Hinsichtlich des Ehegattensplitting / Famliensplittungs bin ich als Vater einer mehrköpfigen Kinderschar durchaus Ihrer Meinung.

  18. avatar

    Dieses Phänomen der Wetterfahne (Opportunismus, taktische Änderung von Überzeugung) ist ganz offensichtlich nicht auf die Kanzlerin beschränkt: Ferdinand Dudenhöffer, langjährig bei der Autoindustrie beschäftigter Mitarbeiter und Funktionär der Autoindustrie und nun Verfechter von Batterie-Autos rät nun Dieselfahrern ihr Auto schnellstmöglich zu verkaufen und will außerdem die ‚Steuerbegünstigung‘ für Dieselkraftstoff gestrichen sehen.
    http://www.deutschlandfunk.de/....._id=389751
    Als wenn er und die Autoindustrie sich bei der steuerlichen Begünstigung des Diesels gewehrt hätten und mir kann niemand erzählen, daß der Experte Dudenhöffer nicht über die Produktion von Stickoxiden bei den höheren Verbrennungstemperaturen gewusst hätte und nicht weiß, wie die technische Abhilfe (Harnstoffdosierung) funktioniert.
    Genau aus diesem Stoff ist Politik- und Elitenverdrossenheit gemacht – aus mangelnder Seriösität mit folgendem Entzug der Investitionssicherheit des Bürgers. Ich sage nur ‚Riester-Rente‘. Eine Partei, die das thematisiert, werde ich wählen.

    1. avatar

      „Investitionssicherheit des Bürgers“ finde ich gut.
      Haben Sie mal darüber nachgedacht, ob vielleicht der Bürger, der denkt und plant, systematisch verwirrt werden soll? Es hat doch Methodik. Es ist auf seinen freiwilligen Abgang nach Verlust aller Sicherheiten und gelegentlicher Verarmung ausgerichtet, nicht sicher, aber eventuell. Entsprechende Abgesänge würden nicht veröffentlicht, denn sie wären „nicht hilfreich“.

      1. avatar

        Nein, nicht systematisch und keine Methodik, jedenfalls nicht im Sinne von einer ‚finsteren Macht angezettelt und gesteuert‘. Ich bin zu sehr Naturwissenschaftler, um solche Verschwörungtheorien plausibel finden zu können, denn mein Blick auf diese soziologischen Vorgänge ist zu sehr geprägt von thermodynamischen Erwägungen: Actio – reactio – Entropie. Verständlicher ausgedrückt: Der Aufwand, solche „Methodiken“ sozusagen generalstabsmäßig durchzuziehen wäre viel zu groß. Eine solche Elite müsste sich selber sehr gewaltsam gleichschalten und das hat bisher nur Stalin geschafft, eben mit sehr viel ‚Kollateralschaden‘ (Entropie). Denken Sie an die Mondlandung, die angeblich nicht stattgefunden haben soll, der Aufwand für eine solche Medienkampagne, das im Studio zu ‚faken‘ und dabei alle NASA-Mitarbeiter in diese Verschwörung einzubinden, wäre zu groß.
        Allerdings scheint mir Ihre Wahrnehmung schon weitgehend zutreffend zu sein, daß die Moderne, wie sie in unseren Breiten stattfindet, dadurch gekennzeichnet ist, daß der Einzelne keine Blaupause mehr für ein für sich erfolgreich empfundenes Leben mehr findet (es ist ziemlich kompliziert, das ohne zu frühe Schuldzuweisungen auszudrücken). Und es ist eine Ungehörigkeit, wenn nicht gar eine Sünde oder ein Verbrechen, wenn Interessengruppen und damit große Teile der Politik – vielleicht bisweilen unbewusst – ständig Hoffnungen schüren, wo schon absehbar ist, daß sie enttäuscht werden. Frau Merkel ist mit ihrer Einlullerei und dem rein machttechnokratischen Ansatz ganz vorne mit dabei. Die Methode, die Sie meinen, ist nichts weiter, als blanker Opportunismus und fehlende Integrität in wichtigen Momenten.

  19. avatar

    Ihrem Artikel kann ich voll und ganz zustimmen- Frau Merkel hat mal wieder ihre Umfaller-Qualitäten bewiesen.

    Was mich aus rein taktischer Sicht zunächst etwas verwunderte, ist, dass Merkel damit wahrscheinlich der AfD Stimmen zukommen lässt, ohne dabei viel von der linken Mitte zu gewinnen.

    Gleichzeitig gibt Merkel damit Verhandlungsmasse für kommende Koalitionsverhandlungen preis. Für die „Ehe“ für alle hätte die CDU/CSU ja Gegenleistungen verlangen können.

    Erklärbar ist mir die neuste Volte Merkels nur mit ihrer Angst vor einer knappen schwarz-gelben Mehrheit. Merkel will eine schwarz-rote Koalition oder wenn es denn sein muss Jamika mit satter Mehrheit. Ihr Albtraum wäre FDP/CDU/CSU mit einer oder zwei Stimmen Mehrheit. Dann könnte sie mit dem Parlament nicht mehr so umspringen wie bisher.

    1. avatar

      Gut erkannt.
      Schon bei den letzten Koalitionsverhandlungen hatte die CDU nur einen einzigen Punkt, der unbedingt durchgesetzt werden mußte:
      „Angela Merkel muß Kanzlerin bleiben.“

      Inhalte sind für diese CDU nicht nebensächlich, sie haben überhaupt keine Bedeutung.
      Daher ist es auch gleichgültig, wer den Koalitionspartner gibt uns sich bei seinen Inhalten austoben darf.
      Ich kann die Motivation von Frau Merkel verstehen – Macht um der macht willen – ich kann die jeweiligen Koalitionspartner verstehen, die ihre Inhalte zu 100% umsetzten können wenn sie nicht so bescheuert sind wie seinerzeit die Westerwelle-FDP.
      Was ich nicht verstehen kann sind die CDU-Wähler- und Mitglieder.
      Wenn denen die politischen Inhalte vollkommen egal sind, warum unterstützen sie keine andere Partei sondern mit erstaunlicher Treue die CDU.

  20. avatar

    Das BVerfG halte dieGleichbehandlug ja schon entschieden, sogar rückwirkend:
    http://www.spiegel.de/politik/.....04066.html
    Also geht es doch nur noch um die Modalitäten des Ehegattensplitting. Da hat der B Bundestag sogar Zeit bis zur neuen Zusammensetzung und kann dann die Details entscheiden. bei dieser Sachlage musste Frau Merkel doch so vorgehen.

  21. avatar

    mal sehen, ob die Auflösung des Paarbegriffs (Paar im Sinne des BGB sind auch zwei Männer oder…*) reicht. Heiko Maas scheint das zu glauben und hat ein zu kurz gegriffenes Gesetz als Entwurf formuliert. Wie regelt dieser Entwurf denn das Ehegattensplitting? Wenn das BMJ hier einen Vorschlag hat (der Steuervorteil gilt nur für Paare, die minderjährige Kinder haben oder Alten- Krnaken-Behinderten-pflege tatsächlich leisten…), dann wäre ich dafür. Ansonsten ist der Slogan Humbug = ein Geschäft für die Minderheit der gut verdienenden Homosexuellen, die Lust auf einen jüngeren, von Luft und Liebe lebenden Partner*in haben. Ach nee!

    1. avatar

      UN-Zivilpakt, Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte

      (Unterzeichnet durch die Bundesregierung am 09.10.1968.
      Hinterlegung der Ratifizierungsurkunde am 17.12.1973.)

      Artikel 23
      (1) Die Familie ist die natürliche Kernzelle der Gesellschaft und hat Anspruch auf Schutz durch Gesellschaft und Staat.
      (2) Das Recht von Mann und Frau, im heiratsfähigen Alter eine Ehe einzugehen und eine Familie zu gründen, wird anerkannt.
      (3) Eine Ehe darf nur im freien und vollen Einverständnis der künftigen Ehegatten geschlossen werden.

      1. avatar

        @dbh: Dem Abkommen steht die Ehe für alle nicht entgegen. Der zitierte Absatz 2 besagt, daß Mann und Frau eine Ehe eingehen dürfen. Aber nirgends steht, daß dafür je Ehepaar jeweils genau ein Mann und genau eine Frau vonnöten sind.

      2. avatar

        @Opa

        … von ‚Ehe für alle‘ steht nix Abkommen. Ihrem Einwand entnehme ich, dass Sie Gegner einer gleichgeschlechtlichen Ehe sind. Das ist doch schon was. Damit können Sie Mormone werden, oder sich mit Alan Posener für die Polygamie in Deutschland stark machen.

      3. avatar

        @dbh: Natürlich steht von „Ehe für alle“ nix in dem Abkommen, woher auch? 1968 war in Deutschland Homosexualität zwischen Männern in jeder Form noch strafbar, und in der Ehe war die Frau nicht gleichberechtigt, denn der Ehemann konnte ihr verbieten, arbeiten zu gehen (wir reden wohlgemerkt von Verhältnissen im deutschen BGB, nicht von türkischen Parallelgesellschaften!) . Daß sich daran etwas grundlegend ändern würde (und nicht nur partiell) hat diesseits und jenseits des Atlantiks niemand gedacht (der Chistopher Street Day entzündete sich 1969 an Polizeiwillkür). Insofern ist nicht verwunderlich, daß „Ehe für alle“ im Jahre 1968 bei niemandem wirklich auf der Agenda stand, außer vielleicht bei der Kommune I.
        Aber offen gesagt habe ich nichts dagegen, die „Ehe für alle“ auch als Ehe zu bezeichnen. Wenn sie für die Beteiligten gleiche Rechte und Pflichten beinhaltet und sich anfühlt wie eine Ehe – was spricht dagegen, außer vielleicht dem Empfinden von Konservativen? Ich als Programmierer habe zumindest die Vorzüge des Ducktypings zu schätzen gelernt.

      4. avatar

        @Opa

        … es gibt keinen Grund zwischen homosexuellen Lebensgemeinschaften und einer Ehe Analogien herzustellen, auch nicht in einem weiteren Sinn. Die Ehe ist – schon immer – die auf Lebenszeit angelegte Vereinigung von Mann und Frau.

        In einer Ehe geht es ausschließlich um das Kindeswohl, den Anspruch des Kindes auf die wirkliche Mutter und den wirklichen Vater und die Bevorzugung der Familie, ohne die eine Gesellschaft nicht existieren kann.

        Bei homosexuellen Handlungen bleibt die Weitergabe des Lebens ausgeschlossen. Wie und wo das endet hatten wir 2015.

      5. avatar

        Lieber Blonderhans, das Argument, die Ehe ziele auf Kinder, ist ein Argument für die Polygamie. Denn da entstehen mehr Kinder, und es sind mehr Frauen da, um sich um sie zu kümmern. Die katholische Kirche muss endlich lernen, sich vom so genannten Naturrecht zu verabschieden, denn inzwischen ist die Erkenntnis über die Natur und die Natur des menschen weiter als zu der Zeit, da das Naturrecht formuliert wurde. Die Ehe in ihrer spätjüdischen, dann vom Christentum übernommenen Form ist eine Ausnahmeerscheinung, was sie in meinen Augen nicht herabsetzt, im Gegenteil. Sie ist eine moralische Veranstaltung. Und die Moral wird immer noch von Menschen gemacht, ggf. wider die Natur.

      6. avatar

        Gegen die Polygamie spricht aber, dass diese Form des Zusammenlebens zwar quantitativ die meisten Kinder hervorbringt, aber nicht die besten Voraussetzungen für eine gute Erziehung und eine glückliche Kindheit stellt. Angesichts der Überbevölkerung ist es sinnvoller, wenn weniger Kinder in bessere Bedingungen geboren werden.

      7. avatar

        @hans / Alan Posener
        Daß das Naturrecht und neuere Erkenntnisse über den Menschen sich grundsätzlich widersprechen, bezweifle ich und das Teleologische daran ist auch Bestandteil aller Buchreligionen. Lediglich die scholastische Argumentation und Begriffsbildung von Thomas v. Aquin scheint nach heutigen Maßstäben zu eng gefasst, weil sie noch auf der Naturbeobachtung von damals fußte. Auch die Evolutionstheorie widerspricht in gar keiner Weise dem Naturrechtskonzept, lediglich die Auffassung der Kreationisten, die eine Entwicklung, Fortschritt negieren. Das Naturrecht beschreibt hingegen Entwicklung zum, wenn man so will, Wahren, Guten, Schönen und dem Glück, das was wir heute Selbstverwirklichung oder rein naturwissenschaftlich ‚Komplexität nennen‘. (Es hilft manchmal weiter, Religion und Moral auch als Ergebnis einer evolutionären Entwicklung zu betrachten.)
        Und die Ehe hat mehr positive Beiträge für die Gesellschaft, als nur den Schutz der Kinder. Sie sorgt für Ruhe und ist schon Bestandteil des Dekalogs (Du sollst nicht begehren..), von wg. Polygamie.
        Die Ehe für alle aber liegt vor allem auch im staatlichen Interesse, weil er dann für arme, fallengelassene Ehepartner keine Sozialleistungen zahlen muss. Das dürfte das Ehegattensplitting (@Monika Frommel) überkompensieren.
        Inwieweit aber die Erweiterung bzw. Erschließung von moralischen Kategorien, wie der Ehe für Homosexuelle ein Weg zum Glück oder ein evolutionärer Irrweg ist, da bin ich tatsächlich noch unschlüssig.

      8. avatar

        Lieber Klaus J. Nick, es gibt keine „evolutionären Irrwege“, und es ist falsch, die Evolution als eine Art Teleologie – Entwicklung zu mehr Komplexität – zu begreifen bzw. die höhere Komplexität in eins zu setzen mit etwas Moralischem wie dem Wahren, Schönen und Guten. Das ist schlichtweg nicht Stand der Wissenschaft.

      9. avatar

        @APo

        … ja, klar, … der heilige Aurelius Augustinus: ‚Das Neue Testament liegt im Alten verborgen, das Alte wird im Neuen offenbar.‘ … hatten wir hier schon. Und die katholische Lehre, die una sancta catholica et apostolica ist durch Jesus Christus, von Chefe selber, gestiftet.

        Wenn Sie schreiben, dass das Argument, die Ehe ziele auf Kinder, ein Argument für die Polygamie ist, scheitert dieses Argument, in meiner Familie, schon an meiner Frau. Sie würde mir glatt weg was abschneiden. Ein Beweis, das Naturrecht wirkliche Gleichberechtigung ist und eben keine Gleichstellung – so zuschreiben.

      10. avatar

        Durchaus, blonderhans. Es ist klar, dass die Einehe einen Einbruch der Moral gegenüber dem Patriarchat darstellt. Viel wichtiger im Hinblick auf die Kinder jedoch war das jüdische – vom Christentum übernommene – Verbot der Kindstötung und der Kindesehe, wie sie in der Antike sonst üblich waren. Langfristig führte das – trotz Monogamie – zum Anwachsen der christlichen Bevölkerung gegenüber der heidnischen, wo es üblich war, Mädchen zu töten, wie heute in China, oder sie als Kinde rzu verheiraten, was zu einer hohen Mortalität im Kindbett lag. All das hat eine hohe Relevanz heute in Afrika südlich des Sahara, wo die kulturell erlaubte, ja geförderte Promiskuität die Ausbreitung von AIDS befördert hat, während christliche und muslimische Gemeinden davon erheblich weniger davon betroffen sind. Im Westen jedoch fallen solche Erwägungen fort.

      11. avatar

        Das ist ein offener, unentschiedener Streit. Evolution kann man durchaus als teleologisch auffassen, wie es z.B. Thomas Nagel explizit fordert.
        Oder Karl Popper zulässt: „Teleologische Erklärungen seien im Gegenteil in den Naturwissenschaften ebenso möglich wie in den Geisteswissenschaften.“
        Stegmüller „betonte, dass die Begriffe „teleologisch“ und „kausal“ nicht als sich gegenseitig ausschließende Begriffe aufzufassen seien; eine Ausrichtung auf kausale Erklärungen schließe teleologische Erklärungen nicht aus.“

        https://de.wikipedia.org/wiki/Teleologie

      12. avatar

        Lieber Roland Ziegler, ich kann mir nicht vorstellen, dass Karl Popper die Zulässigkeit teleologischer Erklärungen postuliert hat. sie sind nicht widerlegbar, was in Poppers Begriffswelt bedeutet: sie sind nicht wissenschaftlich.

      13. avatar

        Oh, lieber Alan Posener, wenn nicht Stand der Wissenschaft ist, daß sich aus Einzellern Vielzeller gebildet haben (Komplexität) und daß es evulutionäre Sackgassen gibt (Dinosaurier, Dronten usw. usf.), dann weiß ich nicht auf welche Wissenschaft Sie sich gerade beziehen. Also ‚meine‘ Wissenschaft berücksichtigt das Offensichtliche, Erkennbare. Im Übrigen habe ich nicht von evolutionären Irrwegen gesprochen, das würde voraussetzen, daß ich an eine irgendwie gesteuerte Evolution (Intelligent Design) glaube, statt an eine blinde Evolution für eher plausibel zu halten, was aber gar nicht mein Thema sein sollte. Ich habe lediglich gesagt, daß die Vorstellung von einem Naturrecht als Erklärung für eine ordnende Kraft modernen Vorstellungen von spontaner Bildung von Ordnung aus Chaos überhaupt nicht widerspricht. Bis eben auf die Tatsache, daß die meisten Anhänger der Naturrechtsvorstellung dahinter Gott als Akteur sehen, wobei ich mir nicht sicher bin, ob das bei Thomas v. Aquin wirklich der Fall war. Und was das Wahre, Gute und Schöne (Ästhetik) betrifft, warum soll das nicht die Folge eines evolutionären Prozesses sein, wie jede industrielle Gestaltung (Autos), letztlich jeder Erkenntnisprozess überhaupt?
        Und (heterosexueller) Sex ist letztlich auch ein Ergebnis von Evolution – um sicherzustellen, daß sich Gene vermischen, was ein Diversitäts- und damit für bestimmte Individuen aus dieser Diversität ein Selektionsvorteil ist. Vielleicht ist unsere Gesellschaft leistungsfähig genug, um Lustgewinn und Fortpflanzung auf breiter Basis sozusagen vollständig zu entkoppeln und so auf die zufällig generierte Gendiversität zu verzichten, aber das ist ein Experiment, dessen Ergebnis ich für offen halte.

      14. avatar

        Lieber Klaus J. Nick, die Dinosaurier waren keine „evolutionäre Sackgasse“, was immer das sein soll. Die großen Saurier wurden Opfer eines Meteoriteneinschlags, der ihre Lebensbedingungen zerstörte. Einige andere entwickelten sich zu Vögeln. Sackgassen sehen anders aus. Ich stimme Ihnen natürlich zu (wie sollte ich anders?), dass sich Komplexität und Ordnung evolutionär aus Chaos herausgebildet haben; und ja, auch unsere Schönheits- und Moralvorstellungen sind Produkt der Evolution. Der Kern der Naturrechtstheorie ist jedoch, dass die Moral dem Natürlichen entspricht oder entsprechen sollte. Und dem ist nicht so. Am ende können sie mit dem Naturrecht den Nationalsozialismus und den Kommunismus begründen, die Monogamie und die Polygamie, die Euthanasie sowieso. Die Menschenwürde jedoch – als unveräußerliches Individualrecht – ist eben nicht aus der Natur abzuleiten, sondern entweder jüdisch aus der Gottesebenbildlichkeit des menschen (also gerade aus dem, was an ihm nicht natürlich ist), oder agnostisch als Setzung.
        Und natürlich hebt die Homo-Ehe nicht den Sex als Gen-Vermischung nicht auf. Der Sohn meiner Cousine ist homosexuell, hat aber schon zwei Kinder, eines mit seinen Genen und denen einer Mutter, einmal mit den Genen seines Ehemanns und der gleichen Mutter, beide von einer zweiten Frau als Leihmutter ausgetragen. Da muss das Naturrecht kapitulieren vor der menschlichen Moral, und das ist auch gut so.

      15. avatar

        @APo

        … puuuh, dass der Sozialismus in allen seinen Varianten, das Naturrecht – immer noch – ideologisch besetzt, ist ja gerade ein Nachweis, für die Gottesebenbildlichkeit des Menschen. Denn was ist widernatürlicher als Rassismus?

      16. avatar

        Ich finde, so einfach kann man sich das nicht machen, Alan Posener: „Der Kern der Naturrechtstheorie ist jedoch, dass die Moral dem Natürlichen entspricht oder entsprechen sollte. Und dem ist nicht so.“
        Damals war das Konsens, was ‚das Natürliche‘ ist. Konsens aufgrund beschränkter Wahrnehmung, weniger Messgeräte usw. Viele Ergebnisse des Nachdenkens innerhalb der These ‚Naturrecht‘ sind daher heute unplausibel. Heute ist ‚das Natürliche‘ Forschungsgegenstand, was bedeutet: man weiß nicht, was das überhaupt ist und wahrscheinlich wird man es auch nie restlos erfahren (Unschärfe, Schrödingers Katze usw.). Allerdings ist die Bildung von Natur, Tieren Menschen, also von Komplexität damals vielleicht mehr, als heute alltägliche Beobachtung, also alltägliche ‚Wunder‘ und davon ausgehend davon, daß die Leute damals nicht weniger intelligent und durstig nach Erkenntnis waren, als heute, haben sie sich eine, ja nicht beweisbare, Hypothese geschaffen, Naturrecht und Teleologie. Und bestimmt nicht in der Absicht, damit „Nationalsozialismus und Kommunismus damit zu begründen“. (Ich habe, mit Verlaub nicht verstanden, warum Sie das jetzt anführen.) Die Frage allerdings, warum dieses Wunder der spontanen Strukturbildung (Urknall, Aminosäuren, Vielzeller) nun wirklich stattfindet, ist allerdings auch heute nicht geklärt und das werden auch letztlich Steven Hawking und Richard Dawkins, wie jeder einigermaßen ehrliche Naturwissenschaftler nach einem Glas Bier eingestehen müssen. Sie können beschreiben, wie etwas, funktioniert, aber nicht warum und es ist auch gar nicht ihre Aufgabe.
        Es kann aber sein, und darauf will ich hinaus, daß diese oder jene Verhaltensweise oder Moral sich günstig auf unser Überleben in einer bestimmten Umgebung oder einer sich radikal verändernden Umgebung auswirkt, im Sinne von Resilienz. Der Dinosaurier war deswegen eine evolutionäre Sackgasse, weil sich die Umgebung, auf die sie keinen Einfluss hatten, verändert hat. Wären sie kleiner geblieben, hätten sie vielleicht überlebt, so wissen wir das heute. Und (nicht nur) deswegen, und das tue ich glaube ich hier schon länger, verteidige ich Religion: Judentum, Christentum und von mir aus auch den Islam. Weil sie über die Moral vererbtes Wissen für das Überleben in der Welt tradieren. Und ob es sinnvoll ist, die sexuelle Fortpflanzung auf Samenspender und Leihmütter zu übertragen, darüber wird man zurecht streiten. Und weil ich noch gar nichts dazu geschrieben habe, was ich persönlich zum Thema (Ehe für alle) empfinde (ich würde dem Bedürfnis nach konservativer Lebensform jedem ermöglichen wollen, halte Leihmutterschaften aber für problematisch), empfinde ich Ihren Ton zumindest als etwas irritirend, aber vielleicht täusche ich mich auch. ich mag bisweilen naiv-blöd sein, versuche aber, im Rahmen meiner Möglichkeiten mitzureden.

      17. avatar

        Lieber Klaus J. Nick, ich entschuldige mich, falls mein Ton sie verletzt hat. Wenn er zuweilen scharf ist, mag das auch der Tatsache geschuldet sein, dass ich schnell schreiben muss; meine eigentlichen Aufgaben liegen woanders.
        In Houellebeqs Roman „Soumission“ begründet der muslimische Konvertit und Universitätspräsident unter dem neuen muslimischen Präsidenten die Einführung der Polygamie mit Darwin. Die Polygamie wird ja nur dem erlaubt, der zwei oder drei Frauen ernähren kann, also dem – nach heutigen FDP-Sprech – „Leistungsträger“, der – nach Sarrazin – ja auch überlegene Gene haben muss, sonst wäre er nicht oben. Ich persönlich habe nichts gegen die Polygamie, lehne jedoch die Begründung ab, die aber im Rahmen des Naturrechts folgerichtig ist.

      18. avatar

        Ich weiß nicht, ob es zutrifft, dass sich ein „Telos“ in der Evolution nicht beweisen oder widerlegen lässt. Dieses „Telos“ hat mit dem Gott der Religion wenig zu tun. Es gibt auch ein systemtheoretisches „Telos“: die Autopoiesis bzw. Selbsterzeugung. Wenn sich nachweisen ließe, dass lebende Systeme ein solches Telos haben, dann lässt sich auch eine teleologische Evolution nachweisen. (Wohin die führt, weiß man dann immer noch nicht.)

        Mir scheint, da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Wissenschaft wandelt sich ohnehin ständig.

      19. avatar

        Wahrscheinlicher ist es aber wohl, dass die „teleologische Lesart“ der Evolution eine Interpretationsmöglichkeit der Faktenlage ist und dass man sich als Wissenschaftler solcher Interpretationen enthält. Da aber die Wissenschaftler nie nur Wissenschaftler, sondern immer Menschen sind, enthalten sie sich eben nur als Wissenschaftler, nicht als Mensch. Dann würfelt beispielsweise der Hergott nicht. Eine Interpretation, die nicht streng wissenschaftlich falsifizierbar ist, ist deshalb nicht falsch oder sinnlos. Hier, im außerwissenschaftlichen Bereich, gibt es ebenfalls bessere und schlechtere Begründungen.

      20. avatar

        Die Frage, lieber Roland Ziegler, bleibt: Wenn es ein „Telos“ in der Evolution gibt – zielt es auf die Ameise mit ihrem hochkomplexen Staat, oder auf den individualistischen Menschen, dem es durchaus gelingen könnte, die Evolution selbst in dieser Ecke des Universums zusammen mit allem höheren Leben zu beenden? Da ich eine solche Frage für grundsätzlich unbeantwortbar halte, vielmehr für eine moralische halte, die wir aus eigener Machtvollkommenheit und Verantwortung lösen müssen, scheint mir das Naturrecht, auch wenn es historisch seine Meriten haben mag, heute für irrelevant.

      21. avatar

        Wohin das Telos zielt, sofern es überhaupt eins gibt, wissen wir nicht- das ist so ungefähr das einzige, was wir wissen. Aber man muss sich vor Augen halten, dass vor einigen Jahrmilliärdchen hier noch absolut gar nichts war. Aber sowas von nichts! Da gabs grad mal Waserstoff und Helium, nicht mal schwerere Atome. Von Molekülen ganz zu schweigen. Und nun reden wir darüber. Da hat sich schon Erstaunliches getan. Es ist schwer zu glauben, dass das einfach ein zufälliger Mäander in einer dahinschlingernden Bahn sein soll.

      22. avatar

        Lieber Roland Ziegler, es mag „schwer zu glauben“ sein, dass die Evolution Zufall sein soll, aber gerade darüber hat Richard Dawkins ein lesenswertes Buch geschrieben, „Climbing Mount Improbable“ („Gipfel des Unwahrscheinlichen“). Er hat auch mit einfachen Computerprogrammen gezeigt, wie der Zufall binnen kürzester Zeit komplexe Formen generiert. Natürlich bleibt die Grundfrage, warum es etwas gibt und nicht nichts, und darum ist in Bezug auf die Antwort „Weil Gott das so will“ die einzige wissenschaftliche Haltung die des Agnostizismus. Kann ja sein. Nur ist das eigentlich auch keine Antwort, weil sich dann die Frage stellt: Warum gibt es Gott?

      23. avatar

        Beim Naturrecht bin ich der Meinung von Herrn Posener. Wenn die Natur das richtige Verhalten (bzw. das, was wir dafür halten) automatisch erzeugen würde, bräuchten wir die Moral nicht. Die Moral ist etwas, das wir gegen die Natur setzen, genauer gesagt gegen einen natürlichen Impuls: „Du sollst nicht begehren…“ gegen (unfokussierte) erotische Lust; „du sollst nicht töten“ gegen Mordlust usw.

      24. avatar

        Na da sind aber schwierige Fragen, Herr Posener! Wenn es ihn gäbe, warum gäbe es Gott. Ich verstehe ja nicht mal, was das sein soll: „Gott“ – die Erklärungen, dass ER alles erschaffen haben soll, scheinen vielen Leuten auszureichen, mir aber sind sie völlig unbegreiflich und bleiben mir deshalb einfach verschlossen. Weshalb ich sie zurückweisen muss. (Und ich habe den Verdacht, dass sie auch den anderen verschlossen bleiben, weshalb sie sich auch immer so komisch äußern und verhalten.)

        Ich wäre schon zufrieden, wenn ich wüsste, was es gäbe. Und dazu gehört eben die Frage: Gibt es sowas wie Teleologie in der Evolution oder nicht? Und hierzu hat ja auch KJN schon sehr bedenkenswerte Sachen geschrieben.

        Das Dawkingsbuch kenne ich leider nicht, ich sollte versuchen, es zu besorgen. Mir ist immerhin so, als hätte ich jemanden gelesen, der sich mit diesem Dawkingsbuch (übrigens sehr kritisch – war es Nagel?) beschäftigt hat. Ist aber leider schon etwas länger her.

      25. avatar

        …“Dawkins natürlich. „Dawkings“ war eine versehentliche Kreuzung von Dawkins und Hawking…

      26. avatar

        Lieber Alan Posener, Entschuldigung natürlich akzeptiert. Da Sie schreiben, daß Ihre Gegenrede darauf beruht, daß Sie Legitimation von gesellschaftlichen Veränderungen (Ihr Beispiel aus ‚Soumission‘) mit ’survival of the fittest‘ ablehnen, wird mir unser Missverständnis auch klar: Erstmal ist der arme Darwin von Anfang an missverstanden worden, es geht eben bei der Evolution (und auch beim Naturrecht) eben nicht um das Überleben von irgendwie gearteten ‚Stärkeren‘, gar ’schnell, wie ein Windhund, hart, wie Kruppstahl und zäh, wie Juchtenleder‘, das sind Interpretationen aus dem finsteren 20.Jh. Sondern bei ersterer um einen Erklärungsversuch für Arten und Entwicklung und bei zweiterem um letztlich nicht mehr als ‚artgerechte Haltung von homo sapiens‘, was sich durchaus auch schon mal gegen den jeweiligen Fürsten oder König richten konnte. Die Setzung des heutigen (positiven) Rechts betont den freien Willen und das ist auch gut so, allerdings ist auch hier über Interpretationen Willkür möglich, wo ich auch den Grund vermute, warum die Kirche nicht vom Naturrecht lassen will, sozusagen als Bollwerk gegen die Zumutungen der Moderne. Beide natürlich nicht beweisbaren Thesen oder Denkmodelle lassen natürlich Platz für Willensfreiheit und Moral.

        @Roland Ziegler
        Ja, die Suche nach dem ‚Telos‘ ist eine meist nicht explizit geäußerte Triebfeder des Forschens. Ich denke, die meisten teilen meine Wahrnehmung, daß sich fließende oder lebende Systeme ‚automatisch‘ jeweils auf ihrer Ebene hin zu höherer Komplexität entwickeln.
        Umso erschreckender die Erkenntnis, wie banal diese Mechanismen oft sind, die der Physikochemiker Ilya Prigogine mathematisch behandelt oder P.W. Atkins sie z.B. in ‚Wärme und Bewegung‘ bzw. Simulationsprogrammen verifiziert. Letztere gibt’s auch im Internet (only for nerds).

      27. avatar

        Ansonsten stellt sich die Frage, was Zufall eigentlich ist. Was verbirgt sich hinter dem Zufall? Nichts? – Wenn die Computerprogramme etwas zum Wesen des Zufalls beitragen können, umso besser. Die Evolution (und andere Strukturbildungen) bleibt eben ein „Gipfel des Unwahrscheinlichen“, Das ist ist ein sehr guter Begriff. Mit dem Begriff Zufall ist da sicher noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht.

      28. avatar

        Auch auf die Gefahr hin etwas auszuufern: Ich meine irgendwo gelesen zu haben, dass die Computerprograsmme ein bestimmtes Problem offengelegt haben, das der Evolutionstheoorie inhärent ist. Nämlich die Zeit. Dass die Strukturbildungen bzw. evolutionären Prozesse schneller abgelaufen seien müssen als es erwartbar ist. Hier würde die Epigenetik versuchen, etwas den Turbo anzuschmeißen. Weiß da jemand Genaueres? Oder ist das z.B. kreationistischer Quatsch?

      29. avatar

        Wenn der „Zufall binnen kurzer Zeit komplexe Formen generiert“, wie Sie sagen, dann entstehen diese Formen nicht mehr zufällig. Jedenfalls nicht in dem Sinn, dass sie genausogut auch nicht hätten entstehen können. Sie entstehen also notwendig, zwar meinetwegen aus einer Zufallskette heraus, aber trotzdem zwingend. Genauso wie erst die schweren Atome – dann die Moleküle, dann die RNAs, dann die Einzeller, dann die usw. bis hin zu uns- notwendig entstanden sind. Entstehen MUSSTEN. Es ging nicht anders. Und genau dies macht eben den teleologischen Charakter der Evolution aus.

  22. avatar

    Das Spaßige bei dem Thema ist der Wiederwille der Konservativen, konservative Ideen jenseits der Gesetzgebung zu leben. Da wird geschieden, gezeugt und ehegebrochen was das Zeug hält. Das letzte Feigenblatt ist dann die Ehe als gesetzliche Institution, nicht als moralische Pflicht. Im Grunde, Stichwort Polygamie, könnten wir von Vertragswerk zwischen Menschen sprechen, das jeder mit wem auch immer, wie auch immer gestalten kann und die Ehe als gesetzliche Institution gänzlich abschaffen. Verträge um Versorgungen zu regeln. Umso wichtiger würde dann die moralische Institution der Ehe, der Teil, den man persönlich Leben müsste, damit der Gedanke der Ehe einen Sinn macht. Wenn alles frei ist und alles möglich, kann man auch frei katholisch leben. Wenn man denn will.

    1. avatar

      Immanuel Kant sagte, die Ehe sei ein Vertrag zum gegenseitigen Gebrauch der Geschlechtsorgane. Wozu die gebraucht würden, sagte er nicht.

      1. avatar

        Neufassung mit weniger Fehlern:

        Doch das sagt Kant, zum Genuß.

        „Denn der natürliche Gebrauch, den ein Geschlecht von den Geschlechtsorganen des anderen macht, ist ein Genuß, zu dem sich ein Teil dem anderen hingibt. “
        http://www.zeno.org/Philosophi.....chen+Recht

        Über die Homosexualität urteilt Kant dort auch, sie sei ein „unnatürliches Laster (crimina carnis contra naturam)“ und
        durch „gar keine Einschränkungen und Ausnahmen wider die gänzliche Verwerfung“ zu retten.

        Heute gäbe das und was Kant weiter über die Homosexualität schreibt, eine Anzeige wegen Volksverhetzung, deswegen kennzeichne ich diesen Text explizit als Kant-Zitate.

        Kants Defintion der Ehe:

        „Die Ehe (matrimonium) ist die Verbindung zweier Personen verschiedenen Geschlechts zum lebenswierigen wechselseitigen Besitz ihrer Geschlechtseigenschaften.“

        führt ihn zum Schluss, dass ein entlaufener Ehepartner auch mit Gewalt zurück geholt werden kann, eben weil er Besitz ist. Aber das gilt immerhin für Mann und Frau.

        BTW:
        Gegen die „Ehe“-für-alle bin ich natürlich auch. Der Staat nimmt sich ein weiteres mal das Recht heraus, einen vorstaatlichen Begriff, wie Leben, Freiheit oder Elternschaft, neu zu definieren.

        Wer heute für die „Ehe“-für-alle eintritt, hat morgen wenig Argumente, wenn der Wind sich dreht, entsprechende Mehrheiten vorhanden sind, und die Kant’sche Auffassung wiederkehrt:
        Sex nur in der Ehe, Unauflöslichkeit der Ehe.
        Damit könnte ich als konservativer Katholik noch leben, mit Ausnahme des Rechts zur gewaltsamen Rückholung.
        Aber andere, schlimmere Wendungen sind denkbar und wahrscheinlicher.

      2. avatar

        Danke für die Klärung, Waldgänger. Ich zitierte aus dem Gedächtnis, und offensichtlich falsch. Der Staat kann natürlich definieren, was er für eine Ehe hält. Er greift dadurch in keinster Weise ein in das Recht von Katholiken, Evangelikalen, Muslimen, orthodoxen Juden und anderen konservativen Gruppierungen, die Ehe anders zu definieren.

  23. avatar

    Bei so vielen Gründen, nicht zur Wahl zu gehen, fällt für mich dieser eine, die „Ehe für alle“, bzw. die Behandlung des Themas durch Merkel, auch nicht mehr ins Gewicht.
    Stand heute, werde ich nicht wählen gehen. Hauptgrund ist die Politik von CDU/CSU und SPD, der Grünen, der Linken und der AfD. Die FDP wählen? Das schaffe ich nicht.

  24. avatar

    Man kann ja von Corbyn oder Sanders halten, was man will, aber wenn Schulz und die SPD nur etwas Mut gezeigt hätten – Eurobonds, Soli für Europa, Bürgerversicherungen, Investitionen – dann wäre, bei aller schwere der Einzelschicksale, ein Gedöns wie Ehe für Alle, überhaupt kein Thema, so kurz vor der Wahl. Ehe für Alle? Ja, klar! Aber machen wir doch mal eine Prioritätenliste, an welcher Stelle wäre denn das Thema? Es macht Sinn, dass die SPD versucht, es sofort zu frühstücken, nur sehe ich nicht für was dann die freiwerdende Aufmerksamkeit genutzt werden soll. Wenn Merkel noch die Zuckerampel ins Gespräch bringt, ist der Wahlkampf vorbei.

    1. avatar

      Noch mal und langsam, lieber Roland Ziegler: Ich bin für die Ehe für alle und im übrigen auch für die Legalisierung der Polygamie. Aber die Art, wie Frau Merkel diesen Kurswechsel einleitet – die ist undemokratisch, weil sie ihre Partei und ihre Wähler düpiert und im übrigen auch nicht sagt, ich denke darüber nun anders als früher und zwar darum und darum, sondern durch den Vorschlag, die Parteien zu umgehen, sich selbst sozusagen über den Parteienkampf erhebt und den Parteienkampf ausschaltet. Wenn das Schule macht: Warum sollten die Parteien überhaupt noch existieren? Warum sollte man nicht in Sachen Energiewende, Ostpolitik, Euro usw. den Fraktionszwang aufheben? Die Bürger wählen Parteien, weil sie ihre Ansichten im Parlament vertreten sehen wollen, und zwar mit einer gewissen Verlässlichkeit. Merkel hebt das wieder einmal auf.

      1. avatar

        APo: ‚Ich bin für die Ehe für alle und im übrigen auch für die Legalisierung der Polygamie.‘

        … sehr ‚mutig‘ werter APo, Sie gestatten also Ihrer Gattin wie viel Ehemänner auf einer Ebene mit Ihnen?

      2. avatar

        Lieber blonderhans, es ist nicht an mir, meiner Frau vorzuschreiben, wie viele Männer sie hat. Ob ich eine Frau heiraten würde, die mehrere Ehemänner hat oder haben will, ist wiederum meine Sache.

      3. avatar

        Soweit so gut. Aber soll Frau Merkel aus demokratietheoretischen Gründen lieber bei ihren Irrtümern bleiben und das Falsche machen? Es steht ihren düpierten Wählern frei, jemanden anderes zu wählen. Und auch der düpierten CDU steht es frei, jemand anderes an die Spitze zu wählen. Ess tehen ja genug bereit. Wenn die das nicht hinbekommen – wessen Problem ist das dann?

      4. avatar

        Lieber Roland Ziegler, es sind ja nicht „demokratietheoretische Gründe“. Es sind Parteitags- und Gremienbeschlüsse. Es ist die Frage, wie man mit der eigenen Partei und mit dem Parlament umspringt. Kai aus der Kiste ist kein gutes Vorbild für Politiker.

      5. avatar

        Es glauben doch sowieso alle, das wäre rein machtstrategisch. Warum sich dann noch damit aufhalten, den Denkprozess historisch („erst dachte ich, aber dann habe ich gesehen, und inzwischen denke ich…“) zu skizzieren. Halten alle für Heuchelei. Das kann man privat mit sich selber ausmachen. Einfach das Ergebnis des Nachdenkens präsentieren und gut begründen, das reicht völlig.

      6. avatar

        Man kann sich im Kontrast dazu auch mal Herrn Geißler anschauen. Der war, als er noch „in der Partei“ der Generalsekretär war, ein Apparatschik und ist allen vernünftigen Leuten einschließlich sich selber fürchterlich auf die Nerven gefallen. Kaum schert er aus der Politik aus, fährt er nach links auf die Überholspur. Das ist nun auch nicht das Wahre. Politiker sollen auf sich selber hören, nicht auf die Partei, nicht auf „das Volk“ (Ehe für alle ist keine Sache, für die man in Dresden zornige Demonstationen veranstaltet). Und wenn sie dann noch einen Sinn fürs richtige Timing haben, umso besser.

      7. avatar

        Herr Grafenstein, das werte ich als missglückten Versuch, sarkastisch zu sein. Dass auch Luther eine Ausnahmegenehmigung für seinen Fürsten erteilte, ist Ihnen vermutlich ebenso wenig bekannt wie die entsprechende Stelle im Kommunistischen Manifest.

      8. avatar

        @APo: 29. Juni 2017 at 12:28

        … na ja, als Anglikaner ‚dürfen‘ Sie polygam leben. Schließlich ist die Polygamie, auch, ein anglikanisches Evangelium. Die WELT schreibt: ‚Es ist kaum übertrieben, zu sagen, dass die englische nationale Verfasstheit unter diesem Herrscher ihre noch heute gültige Prägung erhielt.‘

      9. avatar

        Nee, blonderhans, Heinrich VIII lebte seriell monogam. Sie verwechseln ihn mit dem evangelischen Landgraf Philipp I von Hessen:
        „Anfang 1524 heiratete Philipp Christine von Sachsen (1505–1549). Noch zu Lebzeiten Christines schloss Philipp 1540 eine zweite morganatische Ehe mit dem sächsischen Hoffräulein Margarethe von der Saale (1522–1566). Die Reformatoren Martin Luther, Philipp Melanchthon und Martin Bucer billigten nach einigem Zögern Philipps Vorgehen. Zur Begründung diente dabei die Sage des Grafen von Gleichen. Melanchthon war bei der Hochzeit auf Schloss Rotenburg anwesend. Das Bekanntwerden dieser Doppelehe führte zu einer schweren Krise der Reformation und brachte Philipp politisch weitreichende Schwierigkeiten ein, denn Bigamie widersprach nicht nur Kirchenrecht, sondern war auch nach weltlichem Recht mit der Todesstrafe bewehrt.“

      10. avatar

        Mir ist die entsprechende Stelle im Kommunistischen Manifest auch nicht bekannt. Nennen sie sie.

      11. avatar

        „Aber ihr Kommunisten wollt die Weibergemeinschaft einführen, schreit uns die ganze Bourgeoisie im Chor entgegen.
        Der Bourgeois sieht in seiner Frau ein bloßes Produktionsinstrument. Er hört, daß die Produktionsinstrumente gemeinschaftlich ausgebeutet werden sollen, und kann sich natürlich nichts anderes denken, als daß das Los der Gemeinschaftlichkeit die Weiber gleichfalls treffen wird.
        Er ahnt nicht, daß es sich eben darum handelt, die Stellung der Weiber als bloßer Produktionsinstrumente aufzuheben.
        Übrigens ist nichts lächerlicher als das hochmoralische Entsetzen unserer Bourgeois über die angebliche offizielle Weibergemeinschaft der Kommunisten. Die Kommunisten brauchen die Weibergemeinschaft nicht einzuführen, sie hat fast immer existiert.
        Unsre Bourgeois, nicht zufrieden damit, daß ihnen die Weiber und Töchter ihrer Proletarier zur Verfügung stehen, von der offiziellen Prostitution gar nicht zu sprechen, finden ein Hauptvergnügen darin, ihre Ehefrauen wechselseitig zu verführen.
        Die bürgerliche Ehe ist in Wirklichkeit die Gemeinschaft der Ehefrauen. Man könnte höchstens den Kommunisten vorwerfen, daß sie an Stelle einer heuchlerisch versteckten eine offizielle, offenherzige Weibergemeinschaft einführen wollten. Es versteht sich übrigens von selbst, daß mit Aufhebung der jetzigen Produktionsverhältnisse auch die aus ihnen hervorgehende Weibergemeinschaft, d.h. die offizielle und nichtoffizielle Prostitution, verschwindet.“

  25. avatar

    Die Frage ist nur, ob die Strategie des Einschlafenlassens zum dritten Mal aufgeht. Es gibt nämlich im Vergleich zu den vorigen Wahlen ein paar kleine aber feine Unterschiede:
    1. Schulz macht deutlich, daß er Kanzler werden will – im Gegensatz zu den „Stones“ 2009 und 2013.
    2. Schulz zeigt in seinen Auftritten genau das Herzblut, das man bei Sigmar Gabriel bislang vermißt hat; und zusätzlich: Man traut ihm sogar zu, das zu meinen, was er sagt (auch das im Gegensatz zum Harzer Roller).
    3. Es sind noch drei Monate bis zur Wahl, und die SPD hat ihren Spitzenkandidaten noch nicht einmal zu demontieren begonnen. Und Schulz muß auch nicht wie Schröder 2002 den Laden mit dem Schreckgespenst von Schwarz-Gelb zusammenhalten; einerseits verfängt das nicht mehr, denn die meisten Wahlberechtigten haben die Erfahrung gemacht, daß auch ein schwarz-gelbes Kabinett unter Merkel eine Nichtregierungsorganisation ist. Und zweitens kämpft er nicht um seinen Machterhalt, sondern will ins Kanzleramt.

  26. avatar

    Die Ehe für alle ist eine Finte. Sie ermöglicht wohlhabenden Homosexuellen das Ehegattensplitting, obgleich sie sicher nie Unterhalt zahlen müssen. Tja: Volker Beck ist eben auch ein Lobbyist, nicht nur Lindner. Dass es sich nicht lohnt, in diesen schweren Zeiten, dieses Mini-Thema zu einem des Wahlkampfs zu machen -das verstehe ich. Aber es ist schon sehr ärgerlich!

  27. avatar

    Es ist das Modernitätsbonbon, mit dem andere Parteien gern vergessen machen möchten, welch schweren Anteil sie in Form von Blockaden in der verfehlten Migrationspolitik haben. Und es ist exakt das Bonbon, das muslimische Wähler eher verunsichert. Die will die SPD ja anders ködern: Mit Golddukaten für ganz viele Kinderlein, nur für sie oder fast ausschließlich. Gegen den Gleichheitsgrundsatz. Kindergeld muss für alle gleich sein.
    Die Ehe für Trottel, die den Fehler auch machen wollen, kommt ohnehin. Merkel vergibt sich da nichts. Und dieses Ablenkungsmanöver verhüllt nicht, dass CDU/CSU die Familie in den Mittelpunkt stellen wollen, jede Familie, wohlgemerkt. Bravo.
    Die SPD unter 20% ist inzwischen vorstellbar. Zu meiner Freude.

    1. avatar

      Vorstellen können sich die Leute viel. derblondehans z.B. stellt sich regelmäßig erdrutschartige Erfolge der AfD vor und erfreut sich an dieser Vorstellung. Warum nicht, wenns Freude macht.

  28. avatar

    Interessant ist allerdings – vollkommen losgelöst von Frau Merkel – die Prioritätensetzung der ach so staatstragenden Parteien SPD, FDP und Grüne.

    Bei der SPD hätte ich gedacht, daß sie irgendeine soziale Errungenschaft als Grundbedingung für eine Koalition nennt.

    Die FDP galt mal als äußerst wirtschaftsaffin, früher verlangte man Steuersenkungen und Bürokratieabbau für Koalitionen. Im Ernstfall konnte man darauf verzichten, wenn nur ein Ministerposten zusätzlich raus kam.

    Und daß den Grünen Umweltschutz nicht wirklich etwas bedeutet ist ja schon lange klar, aber ich hätte jetzt irgendwas mit Asyl, Multikulti und Zuwanderung als Voraussetzung für eine Koalition erwartet.

    Stattdessen alle drei: „Ehe für alle !“

    Ich weiß bis heute nicht, was damit eigentlich gemeint ist.
    In Kolumbien wurde kürzlich eine Ehe zwischen drei Personen anerkannt. Fällt auch unter „Ehe für Alle“.
    Ich will jetzt nicht wieder die verharmlosend „Kinderehe“ genannte staatliche Legitimierung von Kindesmißbrauch thematisieren, obwohl es zu den Grünen passen würde, treffen sich hier doch Mulikultiwahn und „Ehe für Alle“.
    Ich frage mich allerdings, ab wieviel beteiligten Personen gilt die „Ehe für Alle“ doch nicht mehr für alle, und wird damit dann auch das Inzest-Verbot hinfällig ?

    1. avatar

      Die Kinderehe will keiner, die sind noch nicht unbeschränkt geschäftsfähig. Kaugummiautomatenhochzeiten ausgenommen, da ab 7 beschränkte Geschäftsfähigkeit gilt. 🙂

  29. avatar

    Nein, nein, nein – die darf das. Sie ist die Regierung und hat den Amtsbonus. Vorschläge und Standpunkte braucht ein Oppositionsführer. Und weil DER keine hat, braucht sie auch keine. Das haben wir doch (glaube ich) alle verstanden, wie das Spiel läuft. Und trotzdem gibt es keine Opposition (außer eine Scheibe Uffschnitt mehr für den einen oder anderen). Das mit der Ehe für Alle ist doch nur wegen den Grünen, damit kein Konservativer hinterher heult (oder aus Langeweile, wer weiß das schon). Ja, sie hat es wieder getan und alle, wirklich alle, schauen dabei zu. Bis auf die AfD, die darüber wahnsinnig geworden ist.

  30. avatar

    Die Reaktion der CDU/CSU auf Martin Schulz‘ richtige Äußerungen über die ‚Asymmetrische Demobilisierung‘ schien mir mehr als billig, billiger noch, als die hohle Phrasendrescherei auf dem SPD-Parteitag. Martin Schulz kann einem wirklich kann einem leid tun: Ich habe das Gefühl, er wird von den Apparatschiks seiner eigenen Partei verheizt. Ich halte diese Einlullerei wirklich für eine gefährliche Steilvorlage für Radikale jeglicher Art.
    Bei Ihnen, lieber Alan Posener, möchte ich mich noch für Ihre ausführliche Stellungnahme an mich in der Causa Verleger bei Maischberger bedanken.

  31. avatar

    Was soll man dazu noch sagen ?
    Sie ist bisher damit durchgekommen, und sie wird wieder damit durchkommen.

    Das größte Problem in der Politik sind nicht die Politiker, sondern die Wähler.

  32. avatar

    APo: ‚Es handelt sich um die Aushöhlung und Entkernung der Demokratie, schleichend, charmant, gefährlich.‘

    … die Figur Merkel ist nicht charmant. Sie hat den Sexappeal eines abgetauten Kühlschrankes. Ansonsten volle Zustimmung, werter Alan Posener.

    Apropos Ehe für alle.

    1. avatar

      Nun ja, blonderhans, ich finde, dass Frau Merkel einen ganz eigenen Charme hat. Von Sexappeal habe ich nicht geredet. Das war Ihre – vielleicht bezeichnende – Interpretation.

      1. avatar

        APo: ‚Von Sexappeal habe ich nicht geredet. Das war Ihre – vielleicht bezeichnende – Interpretation.‘

        … nein, haben Sie nicht. Ich meine ja wegen der nun gleichgeschlechtlichen Ehe. Irgendwo habe ich gelesen, Sexappeal sei die positive, sexuelle Ausstrahlung eines Menschen auf das andere Geschlecht.

        Aber Charme (Subst. von französisch charmer ‚faszinieren‘, ‚entzücken‘, ‚bezaubern‘; ursprüngl. lateinisch carmen ‚Lied‘, ‚Gedicht‘ oder ‚Gesang‘, auch lateinisch carminare ‚verzaubern‘) wird im deutschen Sprachgebrauch regelmäßig in der Kennzeichnung einer Eigenschaft eines Individuums im Sinne eines bezaubernden, gewinnenden Wesens gebraucht – als Beschreibung für Merkel? Ich bitte Sie.

        Bisher gibt es kein Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare. Von daher dürfte eine ‚Ehe für alle‘ problematisch werden. Im Übrigen bin ich allein aus diesen Gründen gegen die gleichgeschlechtliche Ehe.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Shares
Scroll To Top