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Katzbuckeln vor dem großen Geld

Als der Schah von Persien 1967 West-Berlin besuchte, wurden Gegendemonstranten, die auf den Terror im Land hinwiesen, zuerst von „Jubelpersern“ und dann von deutschen Polizisten zusammengeschlagen. Es gab ein Todesopfer. Als sein Nachfolger Hassan Rohani nun Rom besuchte, wurden Nacktstatuen auf dem Capitol verhüllt, „mit Rücksicht auf Rohanis muslimischen Glauben“, wie „SPON“ berichtete. Quatsch.

Wie beim Schah vor 45 Jahren wird nur auf eins „Rücksicht genommen“: Aufs große Geschäft. 18,4 Milliarden Dollar sollen die Geschäfte wert sein, die Rohani in Rom abschließen will. Es geht um Öl, Stahl, Autos, Schiffsbau und für Italien überhaupt darum, die Stellung wiederzugewinnen, die es vor der Verhängung von Sanktionen durch die Vereinten Nationen innehatte: wichtigster Handelspartner des Iran in Europa, noch vor Deutschland. Das hat seinen Preis.

Mit den Empfindlichkeiten eines Moslems hat das alles nichts zu tun. Millionen Muslime besuchen jährlich Rom, darunter auch Staats- und Regierungschefs, und nichts wird verhüllt. Das hat zu tun, wie damals vor der Deutschen Oper in Berlin, mit dem Katzbuckeln vor dem großen Geld. Dem italienischen wohlgemerkt, dessen Profite der Regierung Renzi so heilig sind wie dem Herrn Rohani die Sprüche des Märtyrers Ali. Auch nicht besser.

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22 Gedanken zu “Katzbuckeln vor dem großen Geld;”

  1. avatar

    Ob da was bei ‚rauskommt?
    Katzbuckeln vor Ankara:
    „Zu Moskaus großem Missfallen wurde die kurdische Partei der Demokratischen Union (PYD) nicht nach Genf eingeladen. Sie gilt als Speerspitze im Kampf gegen die IS-Miliz im Norden Syriens. Ankara sieht in der PYD den syrischen Ableger der in der Türkei verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei (PKK), die auch die Europäische Union und die USA als „Terrororganisation“ einstufen.“
    http://www.welt.de/politik/aus.....ignal.html

  2. avatar

    „Es sollte uns als Westen beschämen, dass wir Mitglieder in die Situation zwingen, einem Regime so in den Allerwertesten zu kriechen zu müssen.“
    Jo, wenig Gewinner und viele Verlierer. Augstein, Linke, schon wieder Thema verfehlt. Setzen 6.

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    http://www.spiegel.de/politik/.....70314.html

    „In Wahrheit ist zwischen Ost und West ein Kulturkampf im Gange. Und es ist Zeit für eine bittere Erkenntnis: den westlichen Werten Liberalismus, Toleranz, Gleichberechtigung stehen östliche Unwerte gegenüber – Rassismus, Ignoranz, Engstirnigkeit.“

    Das sagt der Typ, der meint, man müsse unbedingt über Fluchtursachen im Nahen-Osten reden, weil diese das Ergebnis imperialer westlicher Politik seien. Rassismus, Ignoranz, Engstirnigkeit, alle ein Indiz von Angst. Man könnte über die mal sprechen und was dies mit westlicher Ignoranz zu tun hat. Statt sich wie ein Kolonialist aufzuführen, weil die Klofrau die Zukunft nicht optimistisch sieht. Der ist nicht besser als die CSU.

  4. avatar

    http://www.welt.de/politik/aus.....ismus.html
    Manfred Weber (CSU), Fraktionsvorsitzender der europäischen konservativen EVP im Europäischen Parlament, erinnert die italienische Regierung an ihre solidarischen Verpflichtungen.

    Ich kenne natürlich das Original nicht. Aber das hier verdichtet die ganze Borniertheit, Ignoranz und Arroganz der deutschen Wahrnehmung der europäischen Partner.

    Unsolidarität der Osteuropäer? Die Bevölkerung Osteuropas schrumpft rapide. Zum demographischen Problem kommt die millionenfache Auswanderung in den Westen. Da wächst eine ganze Generation heran, die die Eltern nur von Skype kennt, Familien gehen daran kaputt. Fensterputzer, Billiglöhner und Kloschrubber und trotzdem glücklich Geld zu verdienen. Die Länder kommen nicht von Fleck, sie ähneln immer noch mehr dem MadMax Wasteland als dem Westen. Sie brauchen die Überweisungen der Migranten.
    Ja und dann kommen die demokratisch/solidarischen Westländer und meinen: Hey ihr Osteuropäer, euer Land ist ja leer. Warum füllt ihr es nicht mit Migranten auf, weil eure Leute ja unsere Rente bezahlen müssen.
    Und dann gibt es enttäuschte Kindergesichter, wenn Orban Europa als Konzept für Ungarn verwirft, die Bulgaren mit Russland flirten, Griechenland in den Faschismus rutscht.

    Renzi soll den Haushalt sanieren, tausende Kilometer europäischer Grenze sichern und vor einer historischen Wanderung schützen, Strukturreformen durchführen und den Türken Geld bezahlen, damit die Bayern gut schlafen können.
    Ich habe es nicht Gegoogelt, als die Ukraine sich für den Westen entschieden hat, war die erste Reaktion aus der CSU-Ecke: Ujuj, das wird ja noch teurer als Griechenland, was uns das kosten wird.

    In einem Rattenrennen, das von ein paar Großen dominiert wird, sollen die Kleinen für Würde und Solidarität sorgen? Die Italiener sind bestimmt genauso stolze Menschen wie bayrische Hinterteilgesichter. Nehmen wir doch die Verhüllung der Statuen als einen Hilferuf.

  5. avatar

    Wir (Die großen des Westens) zwingen unsere Partner an der Peripherie, unappetitliche Beziehungen einzugehen. Hausaufgaben machen…
    Und das in Italien ist ein guter Anlass, darüber mal nachzudenken. Warum bekommen wir Putin nicht aus Europa gedrückt?

  6. avatar

    Nein, da möchte ich nicht wiedersprechen.
    Ich möchte nur in Erinnerung rufen:
    Als Italien mit dem Iran handelte, gab es die Konkurrenz aus China nicht. Mittlerweile können die so ziemlich alles liefern, was Italien produziert. Der technologische Vorsprung ist weg, auch weil die USA diese Entwicklung im Namen des $ forcierten, Deutschland steht dem in gar nix nach.
    Auf Druck Deutschlands setzt Europa auf Export und nicht auf den Binnenmarkt (die Gier der Italiener nach deutschen Steuergeldern…), fast alle Europäer konkurrieren um dieselben Märkte.
    Kurz: Es sollte uns als Westen beschämen, dass wir Mitglieder in die Situation zwingen, einem Regime so in den Allerwertesten zu kriechen zu müssen.
    Dann Haltungsnoten verteilen…

    Warum erlebt denn Russland eine Renesaince als strategischer Partner?

  7. avatar

    Bevor wir Hyperventilieren:

    Deutschland ist Exportweltmeister und das nicht nur im Handel mit Luxemburg.

    Der US-Außenhandel hat China, die mit den Zwangsabtreibungen und Genickschüssen, zur Wirtschaftsmacht gemacht.

    Israel und Saudis haben gegen den Iran gebellt, aber nicht gebissen.

    Pakistan vertreibt die Atom-Bombe, destabilisiert Afghanistan und bekommt auch noch Hilfe vom Westen.

    usw

    Das würde mir alles zuerst einfallen, bevor wir Italien kritisieren.

  8. avatar

    Konnete nicht jemand mal recherchieren, was witzigen italienischen Feministinnen oder anderen Kreativen dazu eingefallen ist?Dazu muss man Gegenbilder schaffen!Die sollten auch darauf hinweisen, dass es seit 1994 wie mir bekannt, eine unheilige Allianz zwischen dem Vatikan udn allen islamischen Regierungen
    und Muslimbrüdern, Hamas u.a.gibt,das Bevölkerungswachstum nicht zu bremsen,sondern als fromm und korangemäss zu heiligen und die Frauenrechte im eignen Land und in der Uno zu bekämpfen gemeinsam,was natürlich nicht llen Katholiken und muslimen gefällt

  9. avatar

    Sören Kierkegaard: Die Krankheit zum Tode
    Gute Lektüre

    Etwas depressiv dürften sie dort inzwischen sein. Am schlimmsten für sie: Der Ölpreis.
    Bedenklich ist, dass sie andere Länder infiltrieren. Sie können auch ohne Kalifat Schaden anrichten, dann eben im Al Qaida-Stil.
    Für zukünftige Treffen schlage ich Schloss Nymphenburg im Winter vor. Die Statuen sind im Winter verhüllt, um Witterungsschäden zu vermeiden. Der Rahmen ist prächtig.

  10. avatar

    … ich meine das zwischen Politik und Glaubenslehre differenziert werden muss. So versteh‘ ich Ökumene. Auch wenn ich der Meinung bin, dass Franziskus ein Ei auf dem Kopf hat.

  11. avatar

    Das waren ja schöne Bilder, die man da von Rohani und dem Papst gesehen hat – man hat im Vatikanischen Museum sogar die nackten Statuen verhüllt. Kommt es da bald zur Vereinigung von Katholizismus und manchen islamischen Glaubenslehren. Na, manche erzkonservativen Protestanten (die noch an Luther und Calvin festhalten) werden sich in ihrem Kampf gegen die katholische Kirche bestätigt sehen.

    1. avatar

      Lieber Oliver, lesen Sie mal in meinem Buch über Benedikt XVI nach, wie eng die Beziehungen zwischen Mullahregime und Vatikan sind.

  12. avatar

    @ Alan Posener
    Sie haben mich mal ausgelacht, als ich erwähnte, IS könnte Israel angreifen. Während der Iran immer nur zionistischem Etwas redete, womit etwas anderes gemeint sein könnte, hat IS inzwischen offen eine Drohung gegen Israel ausgesprochen. Was sagen Sie dazu?

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      Lieber Parisien, zur Drohung des IS gegen Israel sage ich: Wenn es einem muslimischen Regime, vor allem in der arabischen Welt, so richtig an den Kragen geht, dann stößt es Drohungen gegen Israel aus. Das ist sozusagen ein Symptom der Krankheit zum Tode.

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    Klar, dass die großen Aufträge locken. aber in Zeiten des Schah hätten Demonstranten erwartet, dass wegen der geplanten Hinrichtungen von Jugendlichen im Iran interveniert wird. Jetzt werden Albernheiten gepflegt wie verhüllte Kunstwerke. Lachhaft. Es soll wohl ein politisches Zeichen sein, den IS mit Hilfe des Iran zu bekämpfen und sich aus der monotonen Abhängigkeit von den Saudis etwas zu befreien. Was für bodenlose Zeiten!

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    @Herr Posener

    Warum in die Ferne schweifen? Auch die deutsche Wirtschaft und ihr Sprachrohr, der Sozialdemokrat Gabriel, sorgen sich schon um die Aufteilung des Kuchens. Menschenrechte? Zu vernachlässigen, wenn man Prioritäten setzen muss. Genauso wird es mit Russland kommen, wenn die Sanktionen irgendwann mal aufgehoben werden.

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