avatar

Der Klimawandel taugt nicht zum Glaubenskrieg

 

Manche Leser dieses Blogs waren etwas verstört, als sie den Beitrag von Sonja Margolina zum Klimawandel lasen. Es gab Kommentare und Zuschriften des Inhalts, dass man die Leugnung des von Menschen gemachten Klimawandels doch lieber Blogs wie „AchGut“ überlassen sollte, und dass sich der Liberalismus, dessen sich „Starke Meinungen“ rühmt, nicht auf die „Verbreitung von Lügen“ erstrecken dürfe.
Ich möchte hier betonen, dass ich Sonja Margolina für eine exzellente Autorin halte; und dass ich ihre Meinung über den Klimawandel nicht teile.

Gerade weil ich den Klimawandel für eine der größten Herausforderungen halte, denen sich die Menschheit gegenübergestellt sieht, begrüße ich Diskussionsbeiträge wie jene von Sonja Margolina.

An welchen Punkten widerspreche ich Sonja Margolina?

1. Der Klimawandel ist keine Erfindung von Kapitalismusfeinden und Kolonialismuskritikern. Eine überwältigende Mehrheit der mit der Materie beschäftigten Wissenschaftler meint, dass es einen Klimawandel gibt, und dass die menschliche Aktivität entweder dafür verantwortlich ist oder dazu beiträgt.

2. Im Versuch, den Klimawandel zu bremsen, spielt Europa schon länger keine Vorreiterrolle mehr. Zwar hat Europa nur 9 Prozent der Weltbevölkerung, produziert aber 13 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Das ist ein ähnliches Verhältnis wie China, das mit 19 Prozent der Weltbevölkerung 26 Prozent der Emissionen produziert. Bis 2030 will China den Anteil der aus emissionsfreien Quellen erzeugten Energie auf 20 Prozent erhöhen. Die USA, die absolut und relativ (pro Kopf) immer noch am meisten CO2 produzieren, wollen bis 2025 die Emissionen um 26 Prozent gegenüber 2005 reduzieren.
Einzelne Firmen, Ministerien, Städte und Staaten, in den USA und anderswo gehen viel weiter. Google hat für seinen Energieverbrauch ein Null-Emissionsziel aufgestellt. Das US-Verteidigungsministerium gehört zu den stärksten Befürwortern einer Begrenzung von CO2-Emissionen, weil es den Klimawandel als “Katalysator von Konflikten” betrachtet. San Francisco hat frühzeitig einen “Klima-Aktionsplan” aufgestellt. Kalifornien hat unter Gouverneur Arnold Schwarzenegger – nicht gerade das Urbild des Gutmenschen – für strenge Abgas- und CO2-Normen bei neu zugelassenen Autos und Trucks gekämpft. 2009 wurden sie von der Obama-Administration für die ganze USA weitgehend übernommen.
Anderswo in der Welt gibt es auch lokale und regionale Initiativen: Eilat in Süd-Israel zum Beispiel will die erste „Solarstadt“ der Welt werden (und hat in Kooperation mit örtlichen Beduinen schon die „erste Solarmoschee“ der Welt errichtet). In den Negev- und Arava-Wüsten entstehen eine Anzahl großer und kleiner Solar-und Thermik-Kraftwerke.

3. Es stimmt zwar, dass der Kampf gegen den Klimawandel bei bestimmten Gruppen und Organisationen Formen eines apokalyptischen Kults angenommen hat, der wachstums-, fortschritts- und kapitalismusfeindlich ist und oft genug mit einer militanten Askese, also einer Art passiv-aggressivem Verhalten gegen andere verbunden ist. Das ging nahtlos über von dem „Dritten-Welt“-Sado-Maso-Kult, bei dem man Sandinisten-Muckefuck trinken und so tun musste, als fände man chilenische Volksmusik toll.
Erstens jedoch, wie ich an dieser Stelle schon vor drei Jahren schrieb: Auch der Gegenkult bleibt ein Kult.

Zweitens aber ist, wie aus den Punkten 1 und 2 ersichtlich, die Sorge um den Klimawandel längst kein Monopol des gutmenschlich-esoterischen biedermeier-Bürgertums, sondern gehört zum Mainstream der Politik. Und natürlich liegt genau da der Reiz für die Anhänger des Anti-Gutmenschen-Kults. Denn seien wir ehrlich: Gegen ein paar grüne Spinner zu sein, das ist nicht wirklich prickelnd, auch wenn meine Freunde Maxeiner und Miersch in ihrem Schwabinger Biotop den Eindruck gewinnen konnten, sie bildeten den Mainstream und würden Deutschland bald in eine Öko-Diktatur verwandeln.(Die Apokalyptik bleibt eine Konstante in der Diskussion zwischen Öko-Freaks und Öko-Renegaten: Weltuntergang vs. Untergang des Abendlandes, Artensterben vs. Industriesterben, Diktatur der Konzerne vs. Diktatur der Grünen.)

Nun kann es sein, dass sich die Wissenschaftler irren. (ob es 75 Prozent sind, die den Klimawandel für ganz oder teilweise von Menschen gemacht halten, oder 97 Prozent, tut nichts zur Sache. Auch 97 Prozent können sich irren.) Aber es ist nicht sehr wahrscheinlich. Wir Nichtwissenschaftler haben leider – auch durch Karl Poppers Wissenschaftstheorie – die Ausnahmeerscheinung Albert Einstein zum Prototypen des Forschers gemacht: Kühn denkendes Individuum stürzt mit einer einfachen Formel die Denk- und Sehgewohnheiten von Jahrhunderten um. Fortschritt durch Falsifikation.
In Wirklichkeit ist die Arbeit der Wissenschaftler inkrementell. Wissensbaustein fügt sich zu Wissensbaustein. Prognosen werden aufgrund einer Theorie gemacht, und bei Nichteintreffen wird die Theorie eben nicht falsifiziert, wie die reine Lehre Poppers es verlangt, sondern die Prognose verfeinert und die Theorie ergänzt. Im Falle des Klimawandels ist der Ausgangspunkt eine ziemlich einfache Theorie (der nachgewiesene Treibhauseffekt). Seitdem hat sich das Klima als ein hochkomplexes Geschehen erwiesen, bei dem starke Gegeneffekte den Treibhauseffekt mildern oder gemildert haben – zum Beispiel die Aufnahme von CO2 durch die Ozeane, mit der Folge einer starken Übersäuerung, die in der ersten Fassung der Theorie keine Rolle spielte, für viele Forscher heute jedoch zu einer der am stärksten Besorgnis erregenden Folgen der Änderung der Atmosphäre durch die Tätigkeit des Menschen gehört.

Es kann also sein, dass sich die Wissenschaftler irren. Sollte man als Politiker darauf setzen? Das zu tun wäre hochgradig unverantwortlich. Langfristig ist die Umstellung auf erneuerbare Energien –oder die Entwicklung von Techniken, um CO2 aus Fabrikabgasen zu filtern und zurückzuwandeln in Treibstoff, oder von Fusionsenergie – nicht nur sinnvoll, sondern notwendig. Es stimmt zwar, dass die Ölreserven der Erde viel größer sind, als vom Club of Rome Mitte der 1970er Jahre angenommen, aber sie liegen an immer unzugänglicheren Orten. Das Unglück der „Deepwater Horizon“ war ein Weckruf, wie das Unglück im Atomkraftwerk Fukushima. Denn nicht nur ist die Atomenergie nicht sicher; wir haben das Problem der Lagerung des radioaktiven nuklearen Abfalls nicht gelöst. Von der Unmöglichkeit, sauber zwischen friedlicher und militärischer Nutzung der Kernenergie ganz zu schweigen. Sonne, Wind und Wasser, Erdwärme, Gezeiten und so weiter: Das sind eindeutig die Energieformen der Zukunft, es sei denn, die Fusionstechnik macht alle solche Überlegungen überflüssig.

Es gibt also keinen Anlass zu Glaubenskriegen. So ärgerlich es für Reaktionäre ist: Die grünen Spinner (ja, dieselben, die für Multikulti, Homo-Ehe und Gender-Mainstreaming waren) haben Recht behalten; und so ärgerlich es für Öko-Fundis, Maschinenstürmer und Kapitalismusfeinde ist: Inzwischen finden die Kapitalisten grün auch geil und machen damit ihre Geschäfte. So laufen echte Revolutionen nun einmal ab.

Shares
Folge uns und like uns:
error20
fb-share-icon0
Tweet 384

80 Gedanken zu “Der Klimawandel taugt nicht zum Glaubenskrieg;”

  1. avatar

    Der wissenschaftliche Anteil der Broschüre erscheint mir als sehr dürftig. Vor allem wird sich auf Klimamodelle bezogen. Due kontroverse Debatte um den Versuch einer Beweiskette durch Betrachtung der C-Isotope (12-C, 13-C, 14-C), wo versucht wird, die Herkunft des CO2 aufzuschlüsseln, wird nicht erwähnt. Zwar wird der Beitrag von Vulkanismus angesprochen, nicht jedoch der durch bakterielle Zersetzung von organischer Materie. Außer der graphischen Darstellung von Simulationsrechnungen finden sich keinerlei geologische Untersuchungsergebnisse. Stattdessen wird seitenweise der „Personenkreis der Klimawandelleugner“ abgehandelt. Die Schrift hat damit eher den Charakter einer politischen Streitschrift als einer Informationsbroschüre.

  2. avatar

    Achso, zur „Verschwörung der Natur“: Dieses Phänomen nennt man Koinzidenz. Das zufällige Zusammentreffen zweier Ereignisse, die miteinander nichts zu tun haben. Wir Menschen werkeln und pusten ordentlich Dampf in die Luft, holzen ab, was das Zeug hält, betonieren zu und ziehen hoch. Gleichzeitig wird es wärmer. Seit ebendieser Zeit. Aber beides hat nichts miteinander zu tun, so der Skeptiker. Die Natur zeigt uns eine Schein-Zusammenhang, der kein echter Zusammenhang ist. Als hätte sie sich gegen uns verschworen, um uns auf falsche Gedanken zu bringen.

  3. avatar

    …diskurstechnisch ist es ja so, dass am Ende etwas herauskommen sollte, in der Regel eine Agenda. Sonst wäre es schade um den Aufwand. Auch ein „Weiter so! ist eine solche Agenda. Es stehen immer mehrere Agenden zur Diskussion; nicht nur die eine der Grünen. Es ist nicht so, dass man auf eine Agenda (des CO2-Einsparens beispielsweise) verzichten könnte, und dann hätte man keine und wäre frei. Man betreibt dann lediglich eine andere Agenda (nämlich: Hossa! wir lassen die Schlote rauchen!).

  4. avatar

    @KJN: Danke für Ihre ausführliche Antwort, ich will nur auf Ihre Frage beantworten, was ich will bzw. wohin das Ganze führen soll: Erkenntnis/Ideologie/Programm…

    Die Antwort ist: ein Programm auf der Basis einer Erkenntnis. Nicht um eine Ideologie. Es geht darum, eine politische Entscheidung (d.h. ein Programm) wohlbegründet (d.h. auf Basis von Erkenntnis) zu treffen.

    Dazu gehört eine Antwort auf die Frage, ob es im Lauf des aktuellen Jahrhunderts wahrscheinlich eher wärmer oder eher kälter wird oder ob das Wetter mehr oder weniger so bleiben wird wie es ist. Können wir dazu überhaupt etwas sagne? Das war die Frage, die am Anfang stand. Dazu gab es lange Diskussionen.

    Und nun scheint sich das geändert zu haben. Nun scheint es so zu sein, dass wir den etwas brüchigen Konsens erzeilt haben, dass es doch wohl relevant wärmer wird. Ob der Mensch daran schuld ist oder nicht, bleibt weiterhin strittig, aber die Erwärmung selber scheint nicht – oder kaum – nehr bestritten zu werden. Meinem optimistischen (was den Sinn solcher Diskussionen angeht) Eindruck nach.

    Und das wäre zwar ein winziger Schritt für das Programm, aber ein riesiger Schritt in dieser festgefahrenen Diskussion.

    Denn nun können wir einen zweiten Schritt tun und überlegen, was wir denn tun sollten, wenn es – wie wir offenbar wohlbegründet glauben – wärmer wird. Z.B. Küstenshcutz betreiben? Oder CO2 einsparen? Denn dass CO2 zur Erwämung zumindest irgendwie wahrscheinlich beiträgt und die Erwärmung also letztlich doch verstärkt (Stichwort Treibhausgas), scheint ja – man glaubt es kaum – doch auch irgendwie für fast alle, vielleicht mit knirschenden Zähnen, aber immerhin: einsehbar zu sein.

  5. avatar

    @ Ziegler

    Sehe ich ähnlich. Zuerst gibt es Klimawandel gar nicht, dann gibt es ihn doch, aber eben ganz natürlich, was aber das genau Gegenteil der ersten Annahme ist. Da werde ich nun skeptisch, ob es nur darum geht, das Gegenteil von den Ökos zu vertreten.

    Berechtigt ist die Überlegung, was Sinn macht zu tun. Wenn wir mit großem Aufwand das CO2 von zwei brennenden chinesischen Kohlegruben kompensieren, dann können wir es lassen. Wenn das CO2 so wirkt, dann ist es nicht unsere falsche Gesinnung, dann ist es eben das CO2. Und wenn es so ist, dann können wir froh sein, wenn China AKWs baut. Mehr ist nicht drin, vorerst nicht. Energiequellen sind genauso dynamisch, wie das Klima. Wir wieder sollten Resourcen in die Schadensbegrenzung pumpen, statt über Glühbirnen zu streiten- denn sollte auch alles Menschenwerk sein, es wird weitergehen, auch wenn unser Anteil geringer wird, denn nach den BRICS kommen ja noch viele andere.

  6. avatar

    @R.Z.
    Ich antworte in Ihrem Text:

    Die Folgen des Klimawandels seien unumkehrbar, sagt die Weltbank.
    Das ist wohl sehr wahrscheinlich so.

    Das habe mit dem (menschengemachten) Klimawandel nicht zwingend zu tun, sagt der Skeptiker.
    Ja, die Hinweise (Messwerte etc.) darauf können sowohl für als auch gegen diese These sprechen.

    Unter dem Mikroskop ergibt das doch den folgenden Gedanken: Die Folgen des Klimawandels haben mit dem Klimanwandel nicht zwingend was zu tun.
    Diese Ihre Schlussfolgerung verstehe ich nicht. Sie meinen wahrscheinlich ‚mit dem Menschen nichts zu tun'(?)

    Dies wäre demnach die Auffassung des Skeptikers?
    Zumindest nicht meine, allein schon weil ich sie nicht verstehe.

    Oder geht es ihm um “menschengemacht”?
    Ja.

    Dann hieße das aber, dass inzwischen auch der Skeptiker an einen Klimawandel glaubt, nur wäre der nicht “menschengemacht”?
    Wieso „inzwischen? Die Erdgeschichte ist ein einziger Klimawandel.

    Wenn dem so wäre könnte man ja immerhin sagen: Halleluja! wir sind nach Jahren der intensiven öffentlichen Auseinandersetzung einen kleinen Schritt weiter.
    Einen kleinen Schritt weiter wohin? Was wollen Sie denn? Erkenntnis oder Programm? Oder gar Ideologie?

    Die Diskussion bewegt sich, der Fortschritt ist zwar eine Schnecke, aber egal.
    Nochmal: Wohin soll sich die Diskussion Ihrer Meinung nach bewegen? In Richtung Erkenntnis, Risikoabschätzung oder eine Idee?

    Nun gibt es also den Klimawandel, räumt auch der Skeptiker ein,..
    s.o.

    ..und wir sind bei der anschließenden Frage, wie wir uns dazu verhalten sollten. Können und sollten wir etwas tun? Können und sollten wir nichts tun?
    Genau um diese Frage geht es. Sie wollen schon etwas tun, ohne zu wissen, ob es sinnvoll ist?

    Nur leider vergisst der Skeptiker diesen seinen Fortschritt schnell wieder und fragt bei nächster Gelegenheit, ob es nicht eine riesige Verschwörung der Wissenschaftler,
    Dazu sagte ich bereits etwas..
    ..der Messinstrumente..
    Es gibt Messfehler, Messunsicherheiten und Fehlinterpretationen, z.B darüber, ob das Gemessene repräsentativ ist.

    ..oder gar der Natur selber gibt,..
    wer behauptet solches? Ich jedenfalls nicht.

    ..die den weniger schlauen Menschen eine Erwärmung vorgaukelt,
    Es gab zwischendurch auch „kleine Eiszeiten“. Wir „messen“ seit etwa 1880, die Geologie sagt aber, daß es Zeiten mit wesentlich höherer Durchschnittstemperatur und CO2-Gehalt gegeben haben muss.

    ..die nicht nur rein zufällig mit der menschlichen Tätigkeit auf dem Planeten zusammenzuhängen scheint, aber nicht zusammenhängt, sondern darüber hinaus gar nicht existiert.

    Wie anderswo schon mehrfach gesagt: Es ist egal, wer das ‚Klimagas‘ produziert, der Mensch, Dinosaurier oder Bakterien – die Wirkung ist die Gleiche. Je wärmer die Sonne, desto mehr Stoffwechsel, desto mehr CO2, Methan, was Sie wollen..
    Die Besiedelung der Erde, mit was auch immer, ist immer maximal.

    Dann wären wir wieder am Anfang.
    Am Anfang
    wovon? ?

  7. avatar

    @KJN: Damit ich den Standpunkt des Skeptikers richtig verstehe: Die Folgen des Klimawandels seien unumkehrbar, sagt die Weltbank. Das habe mit dem (menschengemachten) Klimawandel nicht zwingend zu tun, sagt der Skeptiker. Unter dem Mikroskop ergibt das doch den folgenden Gedanken: Die Folgen des Klimawandels haben mit dem Klimanwandel nicht zwingend was zu tun. Dies wäre demnach die Auffassung des Skeptikers?

    Oder geht es ihm um „menschengemacht“? Dann hieße das aber, dass inzwischen auch der Skeptiker an einen Klimawandel glaubt, nur wäre der nicht „menschengemacht“?

    Wenn dem so wäre könnte man ja immerhin sagen: Halleluja! wir sind nach Jahren der intensiven öffentlichen Auseinandersetzung einen kleinen Schritt weiter. Die Diskussion bewegt sich, der Fortschritt ist zwar eine Schnecke, aber egal. Nun gibt es also den Klimawandel, räumt auch der Skeptiker ein, und wir sind bei der anschließenden Frage, wie wir uns dazu verhalten sollten. Können und sollten wir etwas tun? Können und sollten wir nichts tun?

    Nur leider vergisst der Skeptiker diesen seinen Fortschritt schnell wieder und fragt bei nächster Gelegenheit, ob es nicht eine riesige Verschwörung der Wissenschaftler, der Messinstrumente oder gar der Natur selber gibt, die den weniger schlauen Menschen eine Erwärmung vorgaukelt, die nicht nur rein zufällig mit der menschlichen Tätigkeit auf dem Planeten zusammenzuhängen scheint, aber nicht zusammenhängt, sondern darüber hinaus gar nicht existiert. Dann wären wir wieder am Anfang.

  8. avatar

    @Moritz Berger
    Klar, gegen komplexere und vielfältigere Struktur ist natürlich nichts einzuwenden => Nischen, Ideen, Chancen für alle..
    @EJ
    „Technisch gibt es alle die von Ihnen aufgezählten Ansätze. Und noch viel mehr.“
    Jetzt habe ich mir schon ziemlich Mühe gegeben, alles aufzuzählen. Welche Energie ist mir durchgegangen? Etwa Die hier? . Das wäre allerdings mal ein wirklich dezentrales Konzept.
    @Roland Ziegler
    Nun, was soll der Skeptiker dazu sagen? Da wo Menschen siedeln (Niederlande usw.) passieren Unglücke – die Munich Re verzeichnet Schäden durch Naturereignisse, die proportional zu Besiedelung sind. Das klingt hart, ggf. zynisch aber ist nun mal plausibel. Mit (menschengemachtem) Klimawandel hat das nicht zwingend zu tun. Was Ihre Schwester und das gefährdete Grundwasser betrifft: Das was in der Asse abläuft ist eine Sauerei.

  9. avatar

    Inwiefern ist zentralisierte Stromversorgung besser zum Abschuss freigegeben? Gilt also „Kohle- und Atomfans sind Putinfreunde“ oder doch eher „Sonnen- und (BHKW-)Gasfans sind Putinfreunde“?

    @Moritz Berger
    „und Verfügbarkeit sowie Preis von Energie werden stärker den Wetterbedingungen unterlegen sein als bisher.“
    (@Roland Ziegler)
    Die finanzkapitalistischen „nichtsproduzierenden“ Wetterversicherer werden sich freuen 😀 http://blogs.ethz.ch/klimablog.....sicherung/

  10. avatar

    @EJ: ja, ganz richtig. Ich glaube übrigens, dass ich eigentlich schon optimistisch bin. Trotzdem befürchte ich das Schlimmste. Es scheint mir vorprogrammiert zu sein. Meine Schwester wohnt an der Asse und kocht regelmäßig aus dem Leitungswasser ihren Tee. Ich befürchte nun, dass sie sich irgendwann an dem Assemüll vergiften wird, der ins Grudnwasser sickert. die Befürchtung speist sich aus den vergammelnden Fässern. Wahrscheinlich unterliege ich einer Täuschung, was meinen Optimismus oder die radioaktive Vergiftung oder auch beides angeht. Beim Treppesteigen bin ich jedenfalls nachweislich Optimist: ich wohne im 4. Stock

  11. avatar

    @ Roland Ziegler

    Gerade dann, wenn etwa Luft und Wasser als frei verfügbar betrachtet werden, sind Luft und Wasser jeder Kontamination ausgesetzt. Wer kann, tut. Darf jedenfalls. Unter den Bedingungen des Knappheitsaxioms dagegen wird entsprechendes Tun prinzipiell kritisch gesehen: Auch im noch akzeptablen/ akzeptierten Fall ist es grenzwertig, erfordert also prinzipiell Nachbesserung bzw. die Suche nach Alternativen.

    RZ: Das nenne ich echten Optimismus: einsteigen, losfahren und unterwegs die Bremse bauen

    Sehr schön gesagt. – Und der Optimismus ist tatsächlich nicht ohne Risiko. Aber ohne den Optimismus kommen sie keine Treppe rauf oder runter und über keine Straße. Ohne ihn geht nichts. Weil er aber, wie Sie richtig sehen, dennoch nicht ohne Risiko ist, verlangt KJN Risikostreuung und (technologische) Diversifikation.

    @ KJN: Warum setzen wir Deutschen immer alles auf eine Karte?

    Nur allzu berechtigte Frage! Wobei wir das (im engeren Sinne) technisch gar unbedingt nicht tun. Wahrscheinlich weniger als andere. Politisch jedoch setzen wir immer wieder „alles auf eine Karte“. Technisch gibt es alle die von Ihnen aufgezählten Ansätze. Und noch viel mehr. Aber sie werden nicht mit dem nötigen Nachdruck verfolgt. Können sie auch nicht. Weil sie keine Chance haben. Enthusiasmus ist nicht möglich. Die entsprechende Zukunft ist politisch schon immer mit dem „Großen Entweder-Oder“ besetzt. (Und in dem „Großen Entweder-Oder“ geht es immer exakt um dieselbe Entpolitisierung. Die energiepolitische 180-Grad-Wende der alternativlosen „Großen Mutti“ ist völlig „systemkonform“: Wenn nicht das eine, dann das andere – tertium non datur!)

  12. avatar

    Lieber KJN, was verstehen Sie eigentlich unter:

    Wir sind doch alle zoon politikon

    oder täusche ich mich.

    Was den Bereich Diversifizierung in der Energiepolitik betrifft.

    Da haben wir doch bereits in .de ein großen Sprung gemacht:

    Angefangen von den vielen Energiegenossenschaften
    (> 800):
    http://www.genossenschaften.de.....enschaften

    bis hin zur Dezentralisierung der Energiewirtschaft:

    Mittlerweile über 1000 Stromanbieter, wenngleich noch ca. 84% der Stromlieferung von den bigfour (RWE, E.ON, EnBW und Vattenfall) stammt.

    Nach Aussagen des Fraunhofer Institut wird die Zahl der Energieerzeuger (letztlich ist jeder Einfamilienhausbesitzer mit einem BHKW, einer Wärmepumpe, Solarpanels ein Energieerzeuger) in den nächsten Jahren exponential steigen, siehe auch :

    http://www.iao.fraunhofer.de/l.....steme.html

    Und auch hier:

    Unstrittig ist: Die übersichtliche deutsche Erzeugungslandschaft aus strategisch positionierten Grundlast-, Mittellast- und Spitzenlastkraftwerken wird einer komplexeren und vielfältigeren Struktur weichen. Die Zahl der Energieerzeuger wird weiter zunehmen. Bis 2020 werden aktuellen Berechnungen zufolge bis zu 60 Prozent der neu installierten Kapazitäten dezentrale Erzeuger sein. Schon heute sind rund 40 Prozent der erneuerbaren Erzeugungskapazitäten in privater Hand. Die Folge: Die Lastflüsse gerade auf der Verteilebene flexibilisieren sich weiter, die Grenzen zwischen Versorger und Verbraucher werden durchlässiger, und Verfügbarkeit sowie Preis von Energie werden stärker den Wetterbedingungen unterlegen sein als bisher.

    aus:http://deutschland.geblogs.com.....management

    Dass noch allerhand Hindernisse zu überwinden sind, bestreite ich nicht,aber die Weiterentwicklung im Bereich smart energy stimmt mich positiv.

    http://de.wikipedia.org/wiki/I....._Stromnetz

    Wenn wir in Europa ein länderübergreifendes Stromnetz hätten, wären wir sicherlich schon viel weiter:

    http://de.wikipedia.org/wiki/E.....bundsystem

    http://de.wikipedia.org/wiki/E.....ftskonzept

    Allerdings sollten wir nicht den Fehler begehen, wie oft bei den Beziehern von regenerativer Energie zu erkennen ist, dass es zu einem rebounf Effekt bei den Verbrauchern kommt:

    http://www.umweltbundesamt.de/.....nd-effekte

  13. avatar

    Ich weiß nicht, warum wir jetzt auf einmal wieder über Kernkraft diskutieren statt über das Thema. Nun gut, auch hier gibt derzeit keine Chance auf eine abschließende Kosten-Nutzen-Bilanz – wg. der Endlagerung, des sehr hohen Sicherheitsaufwandes und der staatlichen (gemeinschaftlichen) Haftung (..um das Ping-Pong der ‚Zahlen‘ mal abzukürzen). Und ja, Roland Ziegler, viele Industrien (Export! Export!) existieren nur, weil wesentliche Kosten dafür letztlich ausgelagert werden, z.B. für das Straßennetz, Infrastruktur, Risiken, Arbeitslosigkeit – und ohne Murren von der Allgemeinheit getragen werden. (Vor dem Hintergrund erscheint mir EJs Gedanke von dem „Knappheitsaxiom“ Wert, weiterverfolgt zu werden.)
    Weil das so ist und ‚alternativlos‘ (ist das so?) fände ich es gut, wenn die Politik mit unserem Geld, unseren Leistungen nicht umgeht, wie ein Börsenhazardeur. Jedem Anleger empfiehlt man, zu diversifizieren, weil man Aktienkurse eben nicht vorhersehen kann. Was Technologie betrifft (unsere Lebensversicherung!) setzt man wie ein Zocker alles auf die eine oder andere Karte, statt auch hier zu diversifizieren: Kernkraft, Kohle, nachwachsende Brennstoffe, Öl, Gas, Fracking, Photovoltaik, Windräder, Gezeiten, Erdwärme, Fusion.. Kann mir einer der Experten, der Politiker, der Diskutanden hier versichern, daß wir die – derzeit – ungeliebten Technologien nicht mehr brauchen? (Was man nicht macht, verlernt man.) Um der Dramaturgie halber noch etwas Geschmackloses draufzusetzen: Warum setzen wir Deutschen immer alles auf eine Karte?

  14. avatar

    Lieber EJ,

    >Der Sonnenreaktor stellt für sie genau so die finale technische und lebensweltliche Lösung dar wie für die andere Seite der Atomreaktor. Beide sind sie Spender eines mythischen ewigen Energieglücks, dessen ökonomische und lebensweltliche Kosten und Folgekosten in jeder Beziehung bagatellisiert, geleugnet und/ oder ignoriert werden.<

    Wenn Sie die Hype um die Atomenergie in den fifties betrachten, dann finden Sie das mythische ewige Energieglück, wie Sie es so treffend beschreiben.

    Siehe Spiegelartikel:

    http://www.spiegel.de/einestag.....48568.html

    Das Atomauto von Simca mit einer Reichweite von 5000km.

    Energie für alle Ewigkeit.

    Eine XXL-Raumfähre namens Orion mit 400 Metern Durchmesser und acht Millionen Tonnen Gewicht sollte den interplanetaren Flugverkehr in Schwung bringen. Angetrieben wurde das Monster von 1080 Atombomben, die – schnell hintereinander gezündet – das Gefährt zum Mars und wieder zurück katapultieren sollten.

    Britische Forscher arbeiteten derweil an einer Art fliegenden Untertasse, die anhand von "kontrolliert thermonuklearen Fusionen, ausgelöst durch Laserstrahlen" von der Erde abheben sollte.

    Oder auch der Philosoph Ernst Bloch:

    Doch wer wollte so etwas hören, wenn es dank billigen Atomstroms eines Tages selbst die Eskimos in der Arktis schön warm haben würden? So erträumte es sich zumindest Ernst Bloch. In seinem Hauptwerk "Das Prinzip Hoffung" schwärmte der deutsche Philosoph: "Die Atomenergie schafft aus der Wüste Fruchtland, aus Eis Frühling. Einige hundert Pfund Uranium und Thorium würden ausreichen, die Sahara und die Wüste Gobi verschwinden zu lassen, Sibirien und Nordamerika, Grönland und die Antarktis zur Riviera zu verwandeln."

    Selbst Kinder ließ man in den USA Anfang der Fünfziger am strahlenden Glück durch friedliche Kernenergie teilhaben – in Gestalt eines Hobby-Atomlabors Marke Eigenbau. Das "Gilbert Atomic Energy Laboratory" enthielt vier uranhaltige Erzproben, dazu einen Geigerzähler und eine Mini-Nebelkammer. 50 US-Dollar kostete der Spaß, allerdings wurde es nur ein Jahr lang verkauft. Heute ist es ein begehrtes Sammlerstück.

    Und als Zugabe hier noch den Film aus den eighties:

    https://www.youtube.com/watch?v=ozNs5NQ05j4
    https://www.youtube.com/watch?v=ssKiI1P3lT4
    http://de.wikipedia.org/wiki/The_Atomic_Caf%C3%A9

    Auch wenn ich oftmals Kritik an Friedman übe, aber sein Zitat:

    "There ain't no such thing as a free lunch"

    beschreibt letztlich auch unsere heutige Energiesituation.

  15. avatar

    @Moritz Berger
    „Das heißt auch für mich, dass der Subventionierung von On-Shore Anlagen bald das rote Haltesignal gezeigt werden sollte.“
    Sie spekulieren doch nur, aber verlieren oder verdienen dabei nicht mal Kapital, also ungestraft oder -belohnt. 😛

    „externen Kosten internalisiert“
    Logisch, aber nur wenn die Schuld bewiesen werden kann (also ziemlich oft :D) und nicht nach Ideologie, oder? Wenn mir jemand Fensterscheiben einschmeißt muss ich mich bei meiner Randaleversicherung melden, genauso müssten sich die Krankenversicherungen (Stichwort entrepreneurial state, da sie jetzt alles nur mit Gröhe & Co. durchkauen) beim Kohlekraftwerk und die Vögel (Wem gehören die eigentlich? Dem Staat? Wer hat den Schaden, wenn sie fehlen?) beim Windkraftwerk melden.

    „Jede Energieeinheit die gespart werden kann, ist besser als jede regenerative oder fossile Energieeinheit die verbraucht wird.“
    Das finde ich kann man so einfach (und in Zeiten von CO2-Recycling) nicht sagen.
    Markt?

    „In dem Zusammenhang beziehe ich mich auf den rebound Effekt der oftmals bei den Verbrauchern der regenerativen Energie zu beobachten ist“
    Rebound kenne ich, aber wie meinen sie das?

    „Und ob wir angesichts der fortschreitenden Entwicklung im Bereich der smart energy zukünftig noch Energiegroßanlagen benötigen könnten wir auch einmal zur Diskussion stellen.“
    Da lieg ich bei ihnen, das sollte der Markt entscheiden.

    „dem kleinen Windrad auch auf einer Energieplattform à la ebay verkaufen können.“
    Oder mit Algorithmic Trading, ich hab einen von Google, mein Nachbar von RWE und sie schreiben sich selbst einen. Oder mit StromCoins à la Bitcoin (über Mining auch Währung für Währung), MaidSafeCoins (Währung“ für Speicher), etc.

    Aber mein 10.000 Watt Hybridbrain in dem meine ganzen Identitäten sind (endlich Persönlichkeitsspaltung für alle)! 😮

    Überhaupt sollte diese Dinge der Markt entscheiden, das ganze ist viel zu wichtig, als es dem Kohleklientelfan Gabriel, mir oder ihnen alleine zu überlassen.

    @Edmund Jestadt
    Endlagerproblem nicht gelöst? Vielleicht doch mit Recycling und Transmutation.

    Sonst sind wir uns glaube ich so einig wie nie: „Beide sind sie Spender eines mythischen ewigen Energieglücks, dessen ökonomische und lebensweltliche Kosten und Folgekosten in jeder Beziehung bagatellisiert, geleugnet und/ oder ignoriert werden.“

  16. avatar

    (wenn ich mir diesen Nebenweg erlauben darf: die erwähnten Gefühle sind inzwischen viel kapitalistischer als man denken mag. Früher haben Gefühle keinen Kapitalisten interessiert; inzwischen sind sie das Zentrum fast aller Verkaufsversuche. Uns werden keine Produkte mehr verkauft, sondern Gefühle, die wir mithilfe dieser Produkte erleben können. „Momente.“ „Emotionen.“ Oder, häufiger, die andere stellvertretend für uns erleben: „Achten Sie auf die Emotionen!“ – der Spruch eines Fernsehmoderators, wenn jemand ein Tor schießt oder sich prügeln will. Gefühle sind vor lauter Coolness „knapp“ und kapitalistisch geworden)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Shares
Scroll To Top