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Limburg: Der Bischof und die Pharisäer

Wenn dieser Beitrag erscheint, ist der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst möglicherweise schon zurückgetreten. Dieser Schritt erscheint auch angesichts der vielen Unregelmäßigkeiten rund um die Finanzierung des Diözesanzentrums unvermeidlich. Und doch offenbart die Kampagne gegen den Bischof – denn von einer Kampagne muss man sprechen – eine Intoleranz, eine Lust am Fertigmachen eines schwachen Menschen, die ganz und gar unchristlich ist. Überdies scheinen manche der Vorwürfe gegen den Bischof kleinlich und von fragwürdiger Stichhaltigkeit. Insgesamt scheint Tebartz Opfer des kirchlichen Opportunismus zu sein: unter Benedikt konnte einer wie er aufsteigen; unter Franziskus wird er gestürzt. „Hosianna!“ und „Kreuziget ihn!“ liegen auch – vielleicht gerade – in der katholischen Kirche nahe beieinander.

Dass Tebartz ein schwacher Mensch ist, ein seiner sexuellen Identität unsicherer Mann, der sich in seiner Haut unwohl fühlt, das ist ihm ins ängstliche Gesicht geschrieben. Dass er sich einerseits an der  Pracht und der Schönheit der Kirche, ihrer Rituale, Gewänder und Gebäude erfreut, andererseits einer besonders konservativen Auslegung der Sexualmoral das Wort redet, entspricht dieser Unsicherheit, die er mit seinem Lehrmeister Joseph Ratzinger teilt, dessen „Kampf gegen den Relativismus“ – sprich Intoleranz – Tebartz mit seiner Kritik an Christian Wulff und dessen Äußerung zum Islam auf seine Weise – und, übrigens, gegen die Intentionen Papst Benedikts, zugespitzt hat. Die Psychopathologie dieser reaktionären Form des Katholizismus, die noch bis gestern den Beifall der Salon-Katholiken vom Schlage eines Martin Mosebach und der Vertreter der „benedittinischen Wende“ erhielt, hat David Berger zutreffend beschrieben. Man wird mir abnehmen, dass ich jeder Sympathie für diese Art des Glaubens unverdächtig bin.

Andererseits scheint mir manche Anklage gegen Tebartz von Neid und Missgunst motiviert. Nehmen wir die Frage seines Flugs nach Indien. Als ihm vorgeworfen wurde, Erster Klasse geflogen zu sein, ging es um die Kosten für die Diözese. Darauf antwortete Tebartz wahrheitsgemäß, er sei „Business Class geflogen“, sprich, er wurde auf Business gebucht und hat Business bezahlt. Dass er einen Upgrade in die Erste Klasse angenommen hat – was ist daran schlimm? Macht sich die Glaubwürdigkeit eines bischöflichen Einsatzes für die Armen dieser Welt daran fest, dass er möglichst unbequem fliegt? Seit dem Amtsantritt von Papst Franziskus ist zur Schau getragene Bescheidenheit – also Pharisäertum – die neue Mode im Vatikan und – da die Kirche eine autoritätsgläubige Einrichtung ist – inzwischen auch in den unteren Gliederungen. Aber gemessen an den wirklich Armen lebt natürlich noch der bescheidenste Papst, Bischof oder Pfarrer bei uns in unvorstellbarem Luxus.

So mancher Backpacker fliegt Holzklasse und last Minute billig von einem Elendsgebiet der Erde zum anderen, geimpft mit dem guten Gewissen des Mitleids und der Gegnerschaft gegen Wall Street und den Westen, gesichert mit Papas Kreditkarte und der Hilfe eines machtbewehrten diplomatischen Dienstes im Notfall. Das freilich ist Doppelmoral pur, gepaart mit Selbstbetrug. Da ist es mir lieber, wenn einer gar nicht erst versucht, den materiellen Graben zu überwinden, der ihn von den Elenden trennt; gar nicht erst tut, als könne eine Geste scheinbarer Bescheidenheit Strukturen ändern, die das Elend zementieren.

Wie hieß doch der Jünger, der  Jesus von Nazareth Vorwürfe machte, als dieser sich von den Frauen mit teuren Ölen einreiben ließ? Man hätte, so der Jünger, die Öle verkaufen und das Geld den Armen geben können. Lass mal, erwiderte Rabbi Jesus: Die Armen habt ihr immer bei euch, mich aber nur noch kurze zeit. Lass mal gut sein, Judas.

In seinen Erklärungen zum angeblichen Skandal seines Upgrades hat sich Tebartz aus Unsicherheit und Angst in Widersprüche verwickelt. Aber muss so etwas den Staatsanwalt beschäftigen? Haben die hiesigen Strafverfolgungsbehörden sonst nichts zu tun als der Frage nachzugehen, ob ein Bischof dem „Spiegel“ die ganze Wahrheit über einen Langstreckenflug erzählt hat? Das erinnert an die Petitessen, die mittlerweile vom Fall Christian Wulff übrig geblieben sind.

Bedeutender, gewiss, ist die Frage der Kosten für den Ausbau des Diözesanzentrums. Wenn ich es recht verstehe, wurden zunächst fünf Millionen angesetzt, aus denen mittlerweile 30 Millionen geworden sind. Nun schieben sich der zuständige Finanzrat, die Architekten und Bauleiter und der Bischof gegenseitig die Schuld zu. Wer sich was zuschulden kommen ließ, ist für Außenseiter kaum noch durchschaubar, ähnlich wie beim Berliner Flughafenprojekt, dessen Kosten von  geschätzten 1,7 Milliarden 2006 auf 4,3 Milliarden 2012 gestiegen sind, Ende auf der nach oben offenen Abzockeskala nicht abzusehen, und der als Neubauruine den Steuerzahler jeden Monat so viel kostet, wie das immerhin fertiggestellte Limburger Diözesanzentrum insgesamt – nur um mal die Proportionen ins rechte Licht zu rücken.

Wie gesagt, die Verhältnisse sind schwierig zu durchschauen, und man hat den Eindruck, dass Tebartz auch hier unglücklich agiert hat. Aber in der Kritik bleibt eigentlich nur der Vorwurf hängen, Tebartz habe sich eine Luxuswohnung bauen lassen; solche teuren Bauprojekte gehörten nicht in die Zeit der Austerität. Als ob die Dome des Mittelalters besser in ihre Zeit gepasst hätten! Sie erhoben sich über dem Gestank, der Armut, dem Unwissen und dem Verbrechen der Städte; sie erhoben sich, während ringsum die Menschen an der Pest verreckten; sie erhoben sich inmitten der Kriege und Kreuzzüge, Pogrome und Hexenjagden jener finsteren Zeiten. Sie waren eine monströse Geldverschwendung, teilweise – wie der Petersdom in Rom – finanziert aus dem Ablasshandel, einer Art privater Pflegeversicherung für das Fegefeuer. Und doch bewundern wir in ihnen heute Zeugnisse des Glaubens und der Schönheit, des menschlichen Willens, dem Elend und der Zeitlichkeit zu entkommen. Nun will ich das Limburger Diözesanzentrum nicht mit dem Limburger Dom vergleichen. Und doch ist es ein architektonisches Kleinod (so mancher Protest scheint sich auch an der modernen Ästhetik des Baus zu entzünden), das über den Tag hinaus Bestand haben und für den Schönheitswillen des unglückseligen Bischofs zeugen wird.

Wie heißt es in Lukas 18,9ff:

„Einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, erzählte Jesus dieses Beispiel:  Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und sprach leise dieses Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens. Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig!  Ich sage euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“

Tebartz-van Elst mag es sonderbar finden, sich als den Zöllner in diesem Gleichnis zu betrachten. Zweifellos hat es ihm in der Vergangenheit nicht an Selbstgerechtigkeit gefehlt. Aber viele seiner Gegner, scheint mir, müssten sich im Pharisäer wieder erkennen.

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117 Gedanken zu “Limburg: Der Bischof und die Pharisäer;”

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    Erinnert euch an „Maschendrahtzaun“?
    http://www.youtube.com/watch?v=xxd30I4-_9E

    Der Bischoff sieht aus wie ein Freak. Ob er einer ist, weiß ich nicht, ich kenne ihn ja gar nicht. Jetzt bekommt jemand Autorität, bei dem sämtliche Alarmglocken läuten, bei dem würde was nicht stimmen. Es ist zwar nicht PC so was zu sagen, wenn wir uns die Reaktionen anschauen, dann sieht das gesunde Volksempfinden der Republik es wohl genauso. Wäre der Bischoff ein großer, dicker, so ein Seehofer-Typ, hätte Posener diesen Mitleidsartikel auch nicht geschrieben. Dann würden wir von der Arroganz der Macht schwadronieren und die Sache würde kein Schwein interessieren. Die Affäre in Limburg ist eine Freak-Show, mit Tebartz in der Hauptrolle, weil Tebartz ein Freak ist. Deswegen erfreuen wir uns daran. Es macht so lange Spaß, so lange der Freak Autorität hat, oder, besser gesagt, so lange er am Fallen ist. Gerechtes Volksempfinden. Und dann knallt er auf den Boden und alle haben Mitleid. Herr Poseners Artikel zu der Causa wird nach der Degradierung durch den Papst Mainstream sein. Die Springer-Presse hat Wulf geköpft (das Verhältnis zu seiner Frau war durch die Öffentlichkeit Freakig) und als er abgemagert auftauchte, brach Mitleid aus.
    Eigentlich gehört Tebartz in eine Reihe mit den Geisens, Glööckler, der Katze und dem Liebesleben von Boris Becker. Deswegen nehmen wir Limburg überhaupt wahr. Wir lieben Freakshows und erst lange, lange, lange danach kommt die kleine Gruppe von Menschen, die sich in diesem Land wirklich für den Katholizismus interessieren.

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    @ Alan Posener: Die Frage ist, warum dieser Fall so hohe Wellen schlägt und derart personalisiert wird.

    Im Grunde handelt es bei dem, was gerade geschieht, um die Fortsetzung der Auseinandersetzung um die Öffentlichkeitsfrage im kirchlichen Missbrauchsskandal. Die Kirche wollte den Missbrauchsskandal weitgehend als eine innerkirchliche Angelegenheit behandeln, hatte kircheneigene Verfahren und Regeln entwickelt usw. usf. (Wir haben diese Unmöglichkeit damals hier, auf dem Blog, diskutiert.) Die Auseinandersetzung gipfelte 2010 dramatisch im Streit zwischen Zollitsch und Leutheusser-Schnarrenberger, die darauf bestand, dass die Kirche „endlich konstruktiv mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten“ müsse.

    Die Öffentlichkeits- bzw. Machtfrage ging damals in der berechtigten Empörung über die konkreten Missbrauch weitgehend unter, zumal sie für den konkreten Fall auch mehr oder weniger improvisiert „gelöst“ wurde. (Runde Tische.) Im Gegensatz dazu schlägt die Öffentlichkeits- bzw. Machtfrage jetzt so hohe Wellen und spitzt sich auf eine (dumm sture) Person zu, weil es in diesem Falle um nichts geht, was sie verdecken könnte. Insofern es jetzt konkret nicht um ein abgründiges Verbrechen oder dergleichen, sondern geradezu „um Nichts“ bzw. allenfalls um Koppers Peanuts geht, geht es jetzt auch nur um die pure Öffentlichkeits- bzw. Machtfrage.

    Es geht, anders gesagt, in diesem vergleichsweise harmlosen und unkomplizierten Fall – „nix Glaube, nur Geld“ – eben weil er harmlos und unkompliziert ist, geradezu paradigmatisch um die Frage, ob der demokratische Staat innerhalb seiner Grenzen Institutionen anerkennen, mit ihnen interagieren oder sie auch nur dulden darf, die sich ihm in ihrem institutionellen Charakter prinzipiell oder auch nur weitgehend verschließen und ein „Eigenrecht“ behaupten.

    Mit seinem Schweigen behauptet Tebartz implizit, die ganze Angelegenheit sei ausschließlich eine innerkirchliche, und innerkirchlich auch nur eine, die ausschließlich die höchste Kirchenhierarchie betreffe. Damit schließt Tebartz jede Art von Öffentlichkeit aus, auch die innerkirchliche. Er praktiziert und symbolisiert damit ein Maximum an kirchlicher Öffentlichkeitsverweigerung. Andersherum formuliert: Er praktiziert und symbolisiert ein Maximum an klassischer Herrschaft – im demokratischen Staat! Die Kampagne gegen ihn – sie ist eine, und ich freue mich darüber – richtet sich genau dagegen.

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    Lieber Herr Posener,

    wenn ich mir Ihren Beitrag, den von Herrn Kissler und meine Einwürfe anschaue, hängt jeder von uns letztlich seiner eigenen Verschwörungstheorie an. Sie schreiben von einer Kampagne.

    Wikipedia definiert den Begriff Kampagne wie folgt:

    „Eine Kampagne ist eine zeitlich befristete Aktion mit einem definierten Ziel, das durch geplantes und koordiniertes Zusammenwirken mehrerer Personen oder Akteure zu erreichen versucht wird.“

    Wer hat denn im Fall Tebartz-van Elst welches Ziel definiert und das Zusammenwirken der Medienvertreter geplant und koordiniert?

    Ihr Satz:

    „Und doch offenbart die Kampagne gegen den Bischof – denn von einer Kampagne muss man sprechen – eine Intoleranz, eine Lust am Fertigmachen eines schwachen Menschen, die ganz und gar unchristlich ist.“

    ist nichts anderes als eine Theorie zu einer Verschwörung gegen den Bischof Tebartz-van Elst.

    Herr Kissler vermutet ähnlich verschwörungstheoretisch, so wie ich es auch habe anklingen lassen, dass mit der „Kampagne“ möglicherweise andere wichtigere Themen aus dem öffentlichen Fokus genommen werden.

    Und wenn ich mich so umhöre, wird Ihr Argument, der Bau sei so anmutig, und architektonisch wertvoll, meist von meinen Bekannten und Verwandten ins Feld geführt, die das bescheidene Heim des Bischofs mit ihren eigenen bescheidenen Lebensverhältnissen vergleichen und das alles gar nicht so protzig sondern eher stilvoll finden. Die Kritik am „Protzbischof“ empfinden sie als Angriff auf ihren eigenen Reichtum, die gelebte Bescheidenheit von des Vorgängers von TvE, Bischof Kamphaus, als Bedrohung für ihre eigene Weltsicht, des Schaffen lassen, Raffen und Prassen.

    Die christliche Weltanschauung, wie sie z. B. in der Soziallehre eines Oswald von Nell Breuning gedacht wurde, war schon immer ein Dorn im Auge dieser Leute. Nach dem Krieg hatte sie so viel Einfluss, dass sogar die CDU in ihrem Ahlener Programm so weit ging, die teilweise Verstaatlichung der Großindustrie zu fordern.

    http://www.dradio.de/dlf/sendu.....rs/966231/

    Diese soziale Seite der Kirche wurde unter Woytila vernachlässigt und rückte unter Benedikt fast völlig in den Hintergrund. Die Basis der Kirche wird aber zum überwiegenden Teil durch Menschen geprägt, die aus sozialen Gründen sich dort engagieren. Den meisten an der Basis stößt das Gebahren von TvE daher auf und die Empörung in den Medien deckt sich weitgehend mit der Empörung in den Gemeinden.

    Meine Verschwörungstheorie lautet daher, die Kampagne gegen die sogenannten „Wutbürger“ oder „Neidbürger“, wie Sie sie im Fall TvE wohl nennen würden, entspringt der Angst, der einfache Mann auf der Straße emanzipiert sich und beginnt zu hinterfragen, was „die da oben“ eigentlich machen. Beginnt sich zu fragen: Was machen wir hier eigentlich? In welchem Staat leben wir hier eigentlich? Ist das alles noch gerecht? Ist der Bischof wirklich unantastbar? Brauchen wir einen Bahnhof? Muss die Einflugschneise wirklich über mein Reihenhaus fliegen?

    All die Fragen rütteln mehr oder weniger heftig an Strukturen unserer Gesellschaft. Die Leute machen sich auf und gucken zu gucken, ob der „Buhro lüscht“, um es mit einer aktualisierten Textzeile von Wolfgang Niedecken zu sagen.

    http://www.youtube.com/watch?v=O1tEG_qThbU

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    Lieber Ulf Timmermann, mein Hinweis auf die Sexualität in Sachen TvE hat nichts mit einer deutschen asntikatholischen Tradition zu tun. Sehr wohl aber hat die Kampagne gegen ihn etwas mit Schwulenfeindlichkeit zu tun. Und die hat leider in der kath. Kirche eine lange und unselige Tradition.

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    Entschuldigung, bin zu sehr in Eile: „Edies Staat“ hat nichts mit Herrn Stoiber da unten zu tun; gemeint war „Eides Statt“.

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    Die Frage ist nicht, ob TvE Fehler gemacht hat. Dass er Fehler gemacht hat, räume ich gleich zu Beginn des Essays ein. Die Frage ist, warum dieser Fall so hohe Wellen schlägt und derart personalisiert wird. Das hat, meines Erachtens, mit TvE fast gar nichts mehr zu tun. Und darauf wollte ich die Aufmerksamkeit lenken.
    Auch mein Kollege Alexander Kissler stellt die Frage, ohne sie richtig zu beantworten:
    http://www.cicero.de/limburger.....artz/56117
    Hier ist eine Antwort (meines Erachtens eine falsche):
    http://www.spiegel.de/politik/.....27705.html

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    …achso, Edmund, ich hatte den zweiten Teil – den moralischen Selbstwiderspruch des Kirchenverteters – übersehen. Ich muss gestehen, das ich die Aussagen von Tebartz-van Elst zur eigenen Moral bzw. zu der der Kirche nicht kenne. Wenn er gesagt haben sollte, er sei ein bescheidener Mensch, die Kirche sei eine bescheidene Institution, so dass er da bestens hineinpasse, und alle seine Schäfchen sollten ebenso bescheiden sein, dann haben Sie recht. Wenn er aber sagt, die Kirche soll repräsentativ sein, ihre Vertreter sollen es mit weltlichen Staatsmännern (Frauen spielen bekanntlich in der Kirchenführung im Gegensatz zu Staatsführung gar keine Rolle) in jeder Hinsicht aufnehmen können usw., dann kann ich keinen moralischen Widerspruch erkennen. Dazu könnte man sich dann mal die Kanzleramts- und Bundestagsgebäude usw. hier in Berlin angucken.

    Klar, wenn er bzgl. seiner Flüge gelogen hat oder an Edies staat Falschaussagen gemacht hat, gibt es ein Problem, aber das wiederum wäre kein politisch interessantes, sondern ein sehr persönliches, das man im Gegensatz zu den öffentlichen Zahlungen komplett auf Herrn Tebartz-van Elst beschränken müsste, wodurch der Skandal ebenfalls sehr zusammenschrumpft.

  8. avatar

    @EJ: Ja, wobei ich vermute, dass Herr Tebartz-van Elst (…geschafft) nicht der erste und einzige Kirchenfürst ist, der Geldanteile, die von öffentlicher Hand stammen – nur um die geht es, wie Sie ja auch sagen – verschleudert oder jedenfalls zu zweifelhaften Zwecken verwendet.

    Die Bezuschussung sollte genauer betrachtet und begründet, eingeschränkt oder abgeschafft werden, aber unabhängig von diesem Bauprojekt zu Limburg. Wo fließt das Geld hin, warum fließt es überhaupt angesichts kircheneigener Einkommen & Vermögen, welche Bedingungen werden an die Vergabe geknüpft? Das sind wichtige Fragen. Ich weiß nicht mal, um welche Summen es sich handelt, die weder Kirchensteuer noch Kompensationszahlungen, sondern öffentliches Geld sind.

    Ich persönlich kann auf einen prächtigen Bischofssitz zu Limburg verzichten, aber trotzdem akzeptieren, dass kirchliche Bauten oft einen ungewöhnlichen und zeitlosen Wert haben. Dies muss man jedenfalls mit bedenken, wenn man die Verschleuderung von Geldern im Allgemeinen anprangern will. Denn die staatlich-funktionalen Gebäude (Behörden, Schulen, Krankenhäuser…) kosten in der Summe ihrer Billigkeit auch Geld, sehen aber meist scheußlich aus, und wenn das staatlich-funktionale Gebäude durch Baumängel oder höhere Gewalt (in seiuner Hässlichkeit dem Herrgott möglicherweise ein Dorn im Auge) später abgerissen werden muss, weint ihm auch kein Irdischer eine Träne nach. Anders als z.B. bei einer maroden Dorfkirche im Mecklenburgischen. U.U. sind die verbauten Millionen im Bischofssitz also besser angelegtes Geld und macht auch die Stadt Limburg, die Quelle der öffentlichen Gelder, um eine Attraktion reicher.

  9. avatar

    Lieber Herr Posener,

    Ihr Kommentar scheint auf den ersten Blick wohlmeinend, auf den zweiten entpuppt er sich dann doch aber als ein versuchter Todeskuss für den öffentlich in Agonie geprügelten Bischof. Gerade der Seitenhieb auf die mutmaßlich unsichere “sexuelle Identität” des Bischofs steht in bester deutscher, antikatholischer Tradition, die durch Mutmaßungen über eben diesen sehr intimen Bereich menschlicher Existenz die Glaubwürdigkeit des Klerus auf schäbige Art zu untergraben suchte, Interessantes dazu z.B. hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Klosterprozesse

    Man sehe mir nach, wenn ich der These anhänge, dass für den Bau des diözesanen Zentrums in Limburg immer noch viel zu wenig Geld verschleudert wurde, um dem kleingläubigen Volk erneut klar zu machen, dass der Mammon nur dann zu etwas gut ist, wenn er Ad majorem Dei gloriam eingesetzt und -ja- verpulvert wird. Bischof Franz-Peter sollte das ganze Zentrum noch nachträglich mit zentimeterdickem Blattgold belegen und sich dann vor dem Dom von der von Spiegel und FAZ aufgehetzen Meute zerreissen lassen. Die Heiligsprechung wäre ihm -wenn auch erst nach Ableben der heutigen Ochlokraten-sicher..
    pax et bonum
    Ulf

  10. avatar

    Lieber Herr Posener,

    Ihr Kommentar scheint auf den ersten Blick wohlmeinend, auf den zweiten entpuppt er sich dann doch aber als ein versuchter Todeskuss für den öffentlich in Agonie geprügelten Bischof. Gerade der Kommentar über die unsichere „sexuelle Identität“ des Bischofs steht in bester deutscher, antikatholischer Tradition, die durch Mutmaßungen über eben diesen sehr intimen Bereich menschlicher Existenz die Glaubwürdigkeit des Klerus auf schäbige Art zu untergraben suchte, Interessantes dazu z.B. hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Klosterprozesse

    Man sehe mir nach, wenn ich der These anhänge, dass für den Bau des diözesanen Zentrums in Limburg noch viel zu wenig Geld verschleudert wurde um dem kleingläubigen Volk noch einmal klar zu machen, dass der Mammon nur dann zu etwas gut ist, wenn er Ad majorem Dei gloriam eingesetzt und -ja- verpulvert wird. Er sollte das ganze Zentrum noch nachträglich mit zentimeterdickem Blattgold belegen und sich dann vor dem Dom von der von SSpiegel und FAZ aufgehetzen Meute zerreissen lassen, die Heiligsprechung wäre ihm -wenn auch erst nach Ableben der heutigen Ochlokraten-sicher..
    pax et bonum
    Ulf

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    @„Mitleidstränen“
    „Darüber hinaus sind Maßnahmen erforderlich, um die Finanzstrukturen der Diözesen transparenter machen. Gerade im Umgang mit ihrem eigenen Geld dürfen die Religionsgemeinschaften die normalen Standards nicht außer Acht lassen, die überall in der Gesellschaft gelten.“
    „Die überall in der Gesellschaft gelten“ – selten so gelacht..
    „normale Standards“ – puahh..

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    @ Roland Ziegler: wenn der Staat Zuwendungen über die Jahrzehnte in Milliardenhöhe zahlt (anscheinend aus rechtlichen Gründen)

    Sie meinen die vertraglich zugesicherten Kompensationszahlungen für die Säkularisierung/ Enteignung diversen Kircheneigentums – vor mehr als 200 Jahren, nebenbei. Diese Einnahmen würde ich unter kirchen-eigenes Geld rechnen. Ebenso die Kirchensteuern.

    was die Kirche mit ihren Geldern anfängt, muss ihr Bier sein

    Nein. Nicht sofern die Kirche über die oben umschriebenen Leistungen hinaus weitere öffentliche Gelder beansprucht und erhält. Diese weiteren Zuwendungen fordern und legitimieren die Frage: Du willst ständig Geld von uns – was machst du eigentlich mit deiner eigenen Kohle? (Bekanntlich muss jeder Hartz-IVer, jeder BAföG-Empfänger usw. usf. diese Frage unter Androhung von Strafe wahrheitsgemäß beantworten.)

    Dass und wie Tebartz-van Elst diese im Raume stehende Frage beantwortet hat – neben dem moralischen Selbstwiderspruch des Kirchenvertreters ist das der Kern des gegenwärtigen Skandals.

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    Für mich ist am Fall Limburg und seiner öffentlichen Würdigung eines ganz klar geworden: die Gesellschaft toleriert die Verflechtungen von Staat und Kirche immer weniger.In der Zukunft werden sich die Diskussionen über kirchliche Einrichtungen, vom Staat besoldete Bischöfe, die Kirchensteuer etc. etc. weiter verschärfen, und die Hatz wird erst dann enden, wenn die Kirche das ist, was sie sein sollte: arm
    Da anzunehmen ist, dass viele weitere Kirchenaustritte folgen werden, wird sie nicht nur arm, sondern auch gläubiger sein.Die Heuchler,Pharisäer,Moralapostel werden das vermeintlich sinkende Schiff verlassen.
    Etwas besseres kann der Kirche gar nicht passieren.Am widerwärtigsten präsentierten sich in der Auseinandersetzung um des Bischofs Verfehlungen ja nicht etwa die üblichen Verdächtigen, sondern das gemeine Kirchenvolk.Ekelhaft!

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    Ich denke, was die Kirche mit ihren Geldern anfängt, muss ihr Bier sein. Wenn sie sie verprasst oder in Prunkbauten steckt, so ist das nichts Neues; das hat sie doch seit Jahrhunderten getan, teilweise mit überwältigenden Ergebnissen.
    Sicher bekommt die Sache eine allgemeine Dimension, wenn der Staat Zuwendungen über die Jahrzehnte in Milliardenhöhe zahlt (anscheinend aus rechtlichen Gründen), die dann auch in solche Bauten fließen. Aber diese Zahlungen sind gesondert zu problematisieren und dürfen nicht diesem Limburger Bischof mit dem merkwürdigen, aber nicht merkbaren Namen angelastet werden. Der hat mit buchhalterischen und soweit ich sehe legalen Tricks seinen Prachtbau realisiert. Warum nicht?
    Wem das zu anstößig erscheint, als dass er es moralisch ertragen kann, der soll aus der Kirche austreten – einen innerkatholischen Prfozess anzuregen ist überflüssig, denn die Abkehr von prunkvolleren Zeiten zugunsten einer modernen Bescheidenheitsattitüde ist spätestens durch den Franziskanerpapst längst umgesetzt.
    Was mir stattdessen übel aufstößt sind Sachen wie die vermeintliche Abhöreinrichtung: Man schrieb, der Bischof sei derart krankhaft, dass er seine Bseucher heimlich abhören würde; die dazugehörige Maschinerie habe man beim Investigieren im Bischofssitz unter dem Stuhl gesichtet. Zwei Wochen später hieß es kleinlaut, diese Maschine sei wohl doch keine Hightech-Wanze, sodnern ein handelsübliches Dehydrierungsgerät, wie es in Museen üblich ist. Sowas ist nicht nur peinlich und lächerlich, sondern zeigt eine Armut im investigativen Journalismus, die in scharfem Kontrast zur Großzügigkeit jedes repräsentiativen kirchlichen Gebäudes steht. (Ich hoffe, es ist geschmackvoll geworden.)

  15. avatar

    Lieber Herr Posener,

    ich habe diesen Artikel bewußt nicht erwähnt….um Ihnen auch eine Chance einzuräumen 🙂

    http://www.welt.de/debatte/kom…..eilig.html

    Dass dieser Verwaltungsrat hier auch seinen Anteil hatte und jetzt versucht sich durch die Hintertür davon zu stehlen…
    ändert aber nichts daran, dass Sie versuchen hier den Erzbischof von seinen “ CEO- Geschäftsführer-Vorstandssünden “ frei zu sprechen.

    Da halte ich michg doch lieber an EJ der hier auch ökonomische Argumente auf den Tisch legt, wo gegen wir von Ihnen leider nur Mitleidstränen serviert bekommen.

    Und natürlich das ewige Argument der Mißgunst.

    Ich vergaß, der Geschäftsklimaindex der Caritas ist gesunken:

    http://www.derwesten.de/politi.....58376.html

    http://www.handelsblatt.com/po.....538-5.html

    >Im Zweifel geht bei den meisten Sozialunternehmen dabei Profitabilität vor Nächstenliebe.<

    Und dieser Artikel:

    http://www.invia.caritas.de/as.....ag_id=6596

    Helfende Hände gewinnen

    trägt vielleicht auch ein wenig zu der von EJ geforderten Transparenz bei!!

    In der Vergangenheit hatte ich Ihnen empfohlen häufiger auf die Hannover Messe zu gehen, vielleicht sollten Sie einmal eine katholische Messe besuchen, um die Realitäten des Alltags dieser Sozialunternehmen besser einschätzen zu können.

  16. avatar

    Lieber Herr Posener,

    „Lieber Moritz Berger, ein Bischof ist eben kein CEO, und das ist, möchte ich sagen, der ganze Unterschied. Ach ja, und apropos CEO: Wieviel Geld hat Josef Ackermann bei der Deutschen Bank verbraten?“

    1. Ich vergaß die „CEO “
    2. Hatte der Erzbischof bei den Projekten keine Entscheidungsgewalt?
    3. Und Sie wissen doch (so hoffe ich) dass die Leistung einer Unterschrift auf offiziellen Dokumenten immer mit Verantwortung einhergeht.

    siehe auch hier:

    Hamburg – Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat ein Immobilienpaket des Bischöflichen Stuhls ans eigene Bistum verkauft. Laut Kaufvertrag veräußerte der Hirte bereits zum 1. Januar 2010 als Hauptgesellschafter den Anteil am Gemeinnützigen Siedlungswerk in Frankfurt am Main, das rund 7500 Wohnungen bewirtschaftet.

    aus:http://www.spiegel.de/panorama.....52144.html

    Dass Joe A. noch mehr verbraten hat, stand hier nicht zur Debatte, auch nicht dass die Philharmonie in HH mittlerweile dass 10 fache kostet als ursprünglich geplant.

    Und was die Rettung der Banken betrifft da geht der Schaden mittlerweile in den Bereich der (europäischen Billionen)

    Und wenn ich hier die Vergleichzahlen aufgeführt habe, um lediglich zu veranschaulichen wie hoch der Mehraufwand in Kita-Einheiten ist.

    Hier geht es lediglich darum, ob ein solches Verhalten nicht in der Regel zu einer fristlosen Kündigung führen müßte.

    Ob wir den Erzbischof nun als CEO, Geschäftsführer oder Vorstand bezeichnen, ist doch nicht relevant.

    P.S. Ein Lächeln kann ich nicht verbergen, wenn ich diesen Satz von Ihnen lese:

    „Dass Tebartz ein schwacher Mensch ist, ein seiner sexuellen Identität unsicherer Mann, der sich in seiner Haut unwohl fühlt, das ist ihm ins ängstliche Gesicht geschrieben.“

    Ist Tebartz hier auch ein schwacher Mensch:

    http://kirchensite.de/uploads/pics/Tve176.jpg

    Der Kommentar meiner Frau:

    So einen Mann würde ich nicht von der Bettkante stoßen:-)

    Und dass es mittlerweile online-Analysen gibt, aufgrund derer man beurteilen kann ob die Person sexuel unsicher ist??

    Dass man mittlerweile auch via Algorithmen Bilder analysieren kann war mir bekannt, aber Rückschlüsse auf sexuelle Identitätsprobleme ist mir neu.

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    Wie konnte ich nur den Schluss übergehen? Dem historischen Jesus würde es sicher megamäßig gefallen haben, dass gerade ein erklärter Atheist ihn beim Wort nimmt, und mit seinem Gleichnis aus Lukas 18,9ff eine treffende Übertragung am Schluss seines Kommentars unternimmt, damit exegetisch tätig wird. JHWH, so es ihn gibt, wurde sich laut Mt 18,10-14 darüber maßlos freuen.

  18. avatar

    @APo

    … machen Sie doch da weiter, wo Sie schon vor Jahren waren. Bei der Do-it-Yourself-Journaille. Da gibt ’s ’ne Menge aufzuarbeiten. Immerhin gehörte der Verlagsgründer in den braunen Jahren zur Führungsetage NS-gleichgeschalteter Medien.

    Es geht um jenen, der ‚Mitglied des Reichsverbandes der Deutschen Presse, der Reichsschrifttumskammer, und des ‚Automobilclubs des Nationalsozialistischen Kraftfahrerkorps‘ war, so der Medienhistoriker Dr. Peter Köpf in: ‚Schreiben nach jeder Richtung. Goebbels-Journalisten in der westdeutschen Nachkriegspresse.‘

    Haben dieselben nicht schon ’33 – ’45 gegen die ‚Kirche Christi‘ geätzt??? … rot? braun? where is the difference?

  19. avatar

    @ 68er

    Was die „Blättchen“ betrifft: Deren Wahrheitsgehalt wird ja nun nicht zuletzt von 68ern überwacht.

    Ansonsten: Was Maria Flachsbarth verlangt, ist im Grunde eine Selbstverständlichkeit. Möchte jemand Geld von mir haben, habe ich jedes Recht zu fragen, was er mit seinem eigenen gemacht hat. Die Kirchen greifen in großem Stil Staatszuschüsse ab. Und damit meine ich nicht Kirchensteuern. Längst hätten die Kirchen ihre Bücher offenlegen und nachweisen müssen, was sie mit ihrer eigenen Kohle tun – oder auf Staatszuschüsse verzichten müssen.

    Macht man sich das mal klar, ist Tebartz-van Elsts Finanzgebaren Hohn und Spott, ein großes Leckt-ich-am-Arsch, über uns alle, von deren Geld er und die Kirchen profitieren.

  20. avatar

    Ein wahrliche trefflicher Artikel, der ins Schwarze trifft. Denn wer wirklich die größere Heuchelei betreibt, ein selbstverliebter Bischof oder aber vielleicht doch seine Kritiker und Kritikaster, die mit gespielter Demut punkten wollen, wird sich erst noch erweisen müssen. Ein Papst, der einen eigenen Imageberater angestellt hat und mit einem R4 peinliche Absetzrituale von seinem Vorgänger, dem er das Amt verdankt, betreibt, oder aber Tebartz, der sicherlich Fehlentscheidungen getroffen hat. Aber eben durchaus im Rahmen dessen bleibt, was andere Kirchenobere nicht nur der RKK auch tun. Insofern darf man auf den Fortgang der Entwicklung wahrlich gespannt sein.

  21. avatar

    Lieber 68er, ich nehme, wie Sie aus Erfahrung wissen, Ihre sachlichen Einwände und Hinweise auf und verarbeite sie. Nicht jedoch verschwörungstheoretische Vermutungen. Was „Springer“ betrifft, wo müsste ein Blick in die „Bild“-Berichtgerstattung und -kommentierung der letzten Wochen – „Protz-Bischof“ wird TvE heut auf der ersten Seite genannt – genügen, um Ihnen klar zu machen, dass nicht nur der Spiegel und die FAZ – und da besonders Volker Zastrow, Geißel der sexuell Abartigen – den Bischof jagen, sondern eben auch Blätter aus dem Haus, das mein Gehalt zahlt. Des Beifalls von der falschen Seite bin ich mir da sicher, aber ich bleibe dabei: TvE hat diese Art der Behandlung nicht verdient. ich erinnere in diesem Zusammenhang an folgenden Artikel von mir:
    http://starke-meinungen.de/blo.....geschehen/

  22. avatar

    Stefan Kilian: Mein Kritikpunkt gilt einzig und alleine, dieser irrsinnigen Verschwendungssucht – eine Badewanne für 15.000€ – da muss jedem Interessenzten, erst recht in seinem Amt, die Unmöglichkeit klar werden.

    … You make my day … vielen Dank. Mit Hinweis auf die 15.000 € für eine Badewanne, haben Sie doch die Dummheit der Genossen-Diskutanten – APo ausgenommen 😉 – offengelegt. Bei den zitierten Kosten für eine Badewanne, handelt es sich in echt um die Kosten für das ganze Badezimmer.

    Allein die Kosten für ein Standardbad beginnen mit einem Richtwert ab 11.000 €. Hier eine Quelle zum Nachweis.

    Für alle anderen ‚Übertreibungen‘ wird es eine ähnliche Aufschlüsselung geben.

  23. avatar

    Den wohl eher schwächlichen Charakter und seine unsichere Persönlichkeit, sollten und dürfen nach meiner Meinung nicht zum Gegenstand der Kritik werden. Für mich ist es auch nachvollziehbar, dass ein Mensch in seiner Position bei einem solchen Flug, die Möglichkeit nutzt, entspannter anzukommen. Mein Kritikpunkt gilt einzig und alleine, dieser irrsinnigen Verschwendungssucht – eine Badewanne für 15.000€ – da muss jedem Interessenzten, erst recht in seinem Amt, die Unmöglichkeit klar werden. Dass er dann auch noch Gemeindestellen und kirchliche Einrichtungen streicht, aufgrund fehlender finanzieller Mittel, setzt dem Ganzen die Krone auf. Hier prompt reagiert, und die Sache währe halbwegs schadensfrei vom Tisch. So kann man nicht auftreten und seine Gemeinde prellen.

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    Mich berührte Ihr Kommentar. Am besten gefiel mir die Mutmaßung über die sexuelle Identität des Bischofs und daraus resultierende Befindlichkeit und Positionen. Sie soll Mitgefühl erwecken und Verständnis für den Mann erzeugen. Das ist gut gemeint und möglicherweise wahr. Weniger gelungen fand ich die umgangssprachliche Verwendung des Begriffs ‚Pharisäer‘. Die Jesus-Polemiken im Ev. Mt. wären von Jesus wohl nie so geäußert worden, hätte er geahnt, dass Spätere eines Tages nicht mehr wissen, wie die damals größte Religionspartei in Israel und ihre Vertreter waren. Er hat sie wortgewaltig kritisiert und polemisiert, stand ihnen aber auch näher als jeder anderen religiösen Gruppe damals. Andererseits wäre der Titel: ‚Jesus und die Essener‘ wohl weniger griffig gewesen. Auch hätten sich sicher wieder Kommentatoren zu ihrer Ehrenrettung gefunden. Am besten fand ich die Apologie der Kathedralen in Europa und natürlich, dass Sie die besagten Neubauten Limburgs architektonisch als lobenswert bemerkten.

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    @ EJ

    Das ist ein guter Aspekt, auf den ich gar nicht gekommen bin. Vielleicht haben die Leute bei Springer ja tatsächlich Angst, dass die Leute irgendwann auch nicht mehr glauben, was in ihren Blättchen steht.

    So ein um sich greifender antiautoritärer Geist, ist wirklich gefährlich. Das passt auch zur Wutbürgerkampagne von Posener & Co., da muss man schnell einen Riegel vorschieben. Wo kämen wir denn da hin?

    Wenn ich das von Frau Flachsbarth lese, taucht die CDU/CSU demnächst wohl noch im Verfassungsschutzbericht auf.

  26. avatar

    Lieber Herr Posener,

    man merkt, dass Sie von der Sache keine Ahnung haben. Die Kirche hat die meisten Kindergärten, die jetzt geschlossen werden, weitgehend mit staatlichen Zuschüssen erworben bzw. gebaut. Viele Grundstücke sind mittlerweile richtig was wert und fallen aus der Zweckbindung raus, d.h. die Kirche muss auf dem Grundstück keinen Kindergarten mehr betreiben.

    Das heisst, die Kirche macht die Kindergärten zu, verhökert die Grundstücke, für die Ihre Steuergelder (ich meine hier nicht die Kirchensteuer sondern die Zuschüsse der Gemeinden) vor 30 Jahren eingesetzt wurden und lässt die Gemeinden eiskalt im Stich. Die Gemeinden müssen sich neue Gebäude suchen, die sie entweder neu bauen oder mieten und einrichten müssen. Oder die Gemeinden zahlen für das eigentlich schon abgeschriebene Kirchengebäude an die Kirchen Miete um in den Gebäuden eine kommunale Kita zu betreiben. Das ist auf deutsch gesagt Scheiße.

    In vielen anderen Fällen kommen private Kita-Anbieter, die, oh Wunder! im Posenerschen Schlaraffenland-Kapitalismus, noch weniger zahlen als die katholische Kirche, keine Zusatzversorgung kennen und – auch anders als die Katholiken keine Beschäftigungsgarantie geben.

    Den dritten Weg im Arbeitsrecht finde ich so falsch wie Sie und daher fand ich es auch damals so schlimm, dass einige Damen und Herren vom Bundesverfassungsgericht aus meiner Sicht den Kotau vor dem letzten Papst machten, als sie im Herbst 2011 beim Papstbesuch Benedikts zur Audienz nach Freiburg „pilgerten“:

    http://www.tagesspiegel.de/pol.....28808.html

    Wie SIe wissen könnten, sind einige der Rechtsproblem, die sie mir vorgehalten haben, im Weg durch die Gerichtsinstanzen und werden irgendwann auch beim BVerfG landen. Das könnte diese Sonderrechte weitgehend kippen, wenn es denn wollte. Allein mir fehlt der Glaube.

    Die Privilegien der Kirchen in unserer Verfassung stammen übrigens aus der Zeit nach der „Revolution“ 1918/19. Damals galt das Streikrecht aber auch in den Kirchen:

    http://kirchentag.blog.rosalux.....n-im-auge/

    In der BRD wurde das – wenn ich mich richtig erinnere – in den 50er Jahren im Rahmen der Gesetzgebung zum Betriebsverfassungs- und Personalvertretungsrecht geändert. In der Weimarer Zeit gab es im Betriebsrätegesetz von 1920 nur marginale Einschränkungen für Tendenzbetriebe.

    Unser Staat fördert die großen Kirchen jedes Jahr mit zweistelligen Milliardenbeträgen. Dann kann ich ja wohl erwarten, dass das Geld wenigstens in homöopathischen Dosen auch für soziale Dinge ausgegeben werden und nicht für Repräsentantionszwecke. Kathedralen gibt es eh schon zu viele, Bischofssitze ebenfalls. Wenn ich mir ansehe, wie wenige Leute derzeit noch in die Kirche gehen und wie wenig Geld die Kirche von den vielen Kirchensteuermilliarden in die Seelsorge oder soziale Projekte steckt, bin ich dafür, die ganzen Finanzprivilegien der Kirchen ersatzlos abzuschaffen.

    Tatsächlich herrscht ja auch im Hause Springer – wenn auch ein reduzierter – Tendenzschutz. Wenn Sie dort gegen das Redaktionsstatut verstoßen, fliegen Sie auch raus. Viele Fälle hat es zum Tendenzschutz in den Medien zwar noch nicht gegeben, im Kölner Raum soll es so etwas aber schon gegeben haben.

    Und nun zum „hinters Licht führen“: Fragen Sie mal ihren kompetenten Kollegen in der Rechtsabteilung bei Springer nach, ob das korrekt war, was Ihr Kollege Wesnierski gemacht hat. Ich würde tippen, die sagen, alles OK. Denn TvE kannte den Kollegen bereits und wußte daher dass er vom SPIEGEL ist und die Kamera war deutlich sichtbar.

    Hätte der Springer die Story gehabt, es wäre nicht anders gelaufen. Aber richtig, Sie sprachen ja von Neid.

  27. avatar

    @ Alan Posener

    Sie sind ungerecht (und – geschenkt! – auch ein kleiner Pharisäer, wenn Sie Tebartz-van Elst so in Sch(m)utz nehmen, wie Sie es mit dem ersten Satz Ihres zweiten Absatzes tun).

    Die Kirche formuliert moralische Ansprüche weit über ihre „eingeschriebene“ Klientel im engeren Sinne hinaus. Wenn nun die Kirche selbst (wieder mal) an den von ihr formulierten Ansprüchen scheitert, dürfen die von ihr moralisch Beanspruchten und Bedrängten durchaus darauf reagieren. Sie selbst, APO, nicht Kirchenmitglied (und Atheist), haben mit zahlreichen Artikeln und mit einem ganzen Buch auf die „globalen“ Ansprüche der Kirche reagiert. Warum sollten das andere jetzt nicht tun? Weil die Themen „Lüge“, „Geld“ und „Prunk“ etc. pp. nicht das thematische Niveau erreichen, auf dem Sie die Ansprüche der „Welt-Kirche“ üblicherweise abhandeln?

    Wenn man sich über etwas wundern kann an dieser Kampagne gegen den Bischof, dann eher darüber, wie klar und deutlich das Vertrauen in überkommene Obrigkeit und Autorität geschwunden ist und Öffentlichkeit und checks and balances gerade für die Institution verlangt wird, die bisher auch programmatisch am weitesten davon entfernt zu sein scheint. Und das kann man ziemlich erfreulich finden, meine ich. Nach der Vorübung dehnen wir demnächst die entsprechende Kritik vielleicht sogar noch z.B. auf den Bankensektor aus 😉

  28. avatar

    M.B.: P.S. Wie steht es eigentlich mit dem Thema Mißgunst bei Ihnen, wenn ich lese, dass die Vatikanbank nach Schätzungen 70 Mrd. € ” gewaschen ” hat.

    … ooops? Woher wissen Sie denn das? … soweit mir bekannt, ist der Vatikan ein souveräner Staat. Wem sollte Ihrer Meinung nach eine ‚Bilanz‘ vorgelegt werden?

    (… kann mir aber sehr gut vorstellen, dass die EU-Kamarilla … nun ja.)

    Ich halte Franziskus Transparenzoffensive in dieser Sache für einen Fehler. Das weckt Begierden der Sozialisten … und derer, die Geld ohne Sinn und Verstand drucken.

  29. avatar

    Lieber 68er, Ihre Sorge um den Bestand katholischer Sozialeinrichtungen, in denen das normale Tarifrecht nicht gilt, Streikverbot herrscht und Schwestern wg. lesbischer Beziehungen entlassen werden, ist rührend. Dann doch lieber Bischofssitze und Kathedralen.
    Schreibt SPON eigentlich, dass die Spiegel-Reporter den Bischof hinters Licht geführt haben, indem sie ihn beim Interview heimlich gefilmt haben? Nur so eine Frage, weil das Magazin so moralisch empört tut.
    Lieber Moritz Berger, ein Bischof ist eben kein CEO, und das ist, möchte ich sagen, der ganze Unterschied. Ach ja, und apropos CEO: Wieviel Geld hat Josef Ackermann bei der Deutschen Bank verbraten?
    Lieber KJN: So isses.

  30. avatar

    @M.B.
    „ich sehe nur einen Manager, der sofort fristlos entlassen werden müßte und ihn auch schadensersatzpflichtig macht“
    .. was in etwa auch meine erste Reaktion auf das Thema war. Aber was meinen Sie zu meinem o.a. Einwand, daß das eine weit verbreitete Systemkrankheit ist und es allzu wohlfeil ist, den Frust-Stau mal wieder so anzustechen dass er bei der Kirche abgelassen wird?

  31. avatar

    @68er

    Herzlichen Dank dafür, dass Sie die Diskussion aus dem himmlischen Elysium auf den Boden der ökonomischen Tatsachen des täglichen Alltags zurückgeführt zu haben.

    Die “ Salongespräche zur Textexegese der Bibel“ sind sicherlich bei einem guten Bordeaux und fingerfood von Zeit zu Zeit angenehm (insbesondere wenn nicht zu Mittag gegessen hat 🙂 aber für die tägliche Praxis doch nur hinderlich, weil der Bordeaux-Schleier die Transparenz verhindert.

    Im Fall von Limburg:

    Die Baukosten für eine Kita belaufen sich derzeit auf ca. 1 Mill. €

    Die Mehrkosten für das Bistumsprojekt auf ca. 35
    Mill. €

    Die Kosten für eine Grundschullehrerin
    (mit overhead) betragen p.a. ca. ??

    Die Kosten für eine Erzieherin (mit overhead) betragen p.a. ca. ??

  32. avatar

    Lieber Herr Posener,

    da alle „Welt“ über den Kirchenfürsten schreibt, dürfen Sie auch nicht fehlen und wenn es nur über die Pharisäer und die Mißgunst geht.

    Tatsache ist doch ganz banal , dass der Erzbischof im Falle des Indienausfluges nicht die Wahrheit gesagt hat.

    Tatsache ist auch ganz banal, dass der Kirchenfürst durch die Auslagerung der Buchhaltung an die KPNG bewußt es auf “ Verschleierung “ der tatsächlichen Kosten angelegt hat.

    Vielleicht legen Sie Ihre kirchenliche “ Arme Sünder Brille “ einmal ab und stellen sich den Kirchenfürsten als CEO des Bistums Limburg vor.

    Da fällt für mich jeder Heiligenschein in den Staub und ich sehe nur einen Manager, der sofort fristlos entlassen werden müßte und ihn auch schadensersatzpflichtig macht.

    Vielleicht ist meine Argumentation wieder einmal zu „aggressiv“ 🙂 🙂

    Mea culpa.

    Dennoch:

    Das Leben ist kein Ponyhof

    P.S. Wie steht es eigentlich mit dem Thema Mißgunst bei Ihnen, wenn ich lese, dass die Vatikanbank nach Schätzungen 70 Mrd. € “ gewaschen “ hat.

    Falle ich auch unter die “ Neider “ bei Ihnen???

    P.S. Herzlichen Dank für die vielen Bibelstellen!!

    Zur Ergänzung:

    Im Zusammenhang mit dem Kirchenfürsten fällt mir nur das A.T. Buch Mose ein:

    „Und der Herr wandte sein Antlitz ab und weinte bitterlich“

  33. avatar

    Ein mir aus der Seele geschriebener hervorragender Beitrag von Alan Posener —- der wirkliche Skandal ist die — durch die hierzulande flächenweit kultivierte Neid-Bewegung diktierte — Aufbauschung und Skandalisierung dieser nahezu unbedeutenden Petitesse, während echte und dramatische Missbräuche öffentlicher Gelder, Ärgernisse und politische Skandale kaum Beachtung oder gar Kritik finden.

    Keinerlei hörbaren Aufschrei in der Öffentlichkeit gab es als die obersten deutschen Kirchenwürdenträger um Bischof Mixa und Konsorten, Israel und die Juden desavouiert und Gaza gegen besseres Wissen mit dem Warschauer Ghetto verglichen haben.

    Auch weiterhin fließen ungehindert jährlich hunderte von Millionen unserer Steuergelder zur Unterstützung und Machterhaltung und für den missbräuchlichen Waffenankauf aller möglichen Unrechtssysteme und Terrororganisationen — allen voran an solche in Gaza und der Westbank — ohne dass es von der Öffentlichkeit und der hiesigen Heuchel-Journaille für beachtenswert erachtet wird.

    …. und der eigentliche Verantwortliche für die Vernichtung von Steuermilliarden in Zusammenhang mit dem Berliner Flughafen-Bauskandal erfreut sich als Bürgermeister von Berlin in unangefochtenem Amt und Würden opulentester öffentlicher Geburtstagsfeiern und Pressebejubelungen.

    Die Reihe ließe sich noch lange fortsetzen, lässt sich aber in dem von mir schon an früherer Stelle zitierten treffgenauen Vers von Erich Kästner zusammenfassen :

    “ Was auch geschieht , nie darfst Du so weit sinken , von dem Kakao durch den man Dich zieht auch noch zu trinken “

    D. Rafael Korenzecher

  34. avatar

    @Alan: guter Artikel
    @Gerd-Frederic Lummerzheim: Danke für die Ehrenrettung der Pharisäer (Alan hat zwar nur die Apostolischen Schriften zitiert, aber die Verzerrung nervt trotzdem). Und danke für die Anmerkung zu der RKK. Amalekiter als Bezeichnung für Religionsfeinde finde ich auch nicht schlecht.:-)

  35. avatar

    Panther schreibt:
    „Ein Verschwender, der mit fremdem Geld zum eigenen Wohlbefinden um sich wirft. Das woanders dringend gebraucht wird. Punkt.“
    Das ist genau der Mechanismus, der von den Medien bedient wird: Schuldige finden. Und das war’s. Jede, aber auch jede Verwaltung hierzulande belohnt Verschwender, die durch Neueinstellungen (wenn auch befristet), Erneuerungen, Verschönerungen, Optimierungen, eingekauften Beratungen, also „Aktivitäten“ ihre eigene Stellung, ihre Bedeutung im Apparat trachten, zu verbessern. Die, die genau das hinterfragen, werden abgesägt oder gehen von selber, weil sie genau diesen Irrsinn nicht ertragen. Man wundert sich angesichts dieser organisierten Verantwortungslosigkeit über explodierende Kosten bei Flughäfen oder Bischofssitzen? Vielleicht sollten die, die das so beklagen, z.B. in den öffentlich – rechtlichen Medien mal bei sich selber anfangen.
    Bei diesen medialen Schauprozessen fühle ich mich schon längere Zeit verar..

  36. avatar

    Brilliant analysiert. Und eigentlich ist jeder Kommentar zuviel für eine Sache, die im Verhältnis zu den Dingen der Welt keine ist.

  37. avatar

    „Dass Tebartz ein schwacher Mensch ist, ein seiner sexuellen Identität unsicherer Mann, der sich in seiner Haut unwohl fühlt, das ist ihm ins ängstliche Gesicht geschrieben.“
    Bitte!?! Ich hatte eigentlich gedacht, dass wir über das Stadium von psychologischen, sexuellen, rassischen und sonstigen Zuordnungen aufgrund von Physiognomien hinaus sind.
    Wenn auf die Starck-Badewanne mit Wasserauslass in der Mitte und zwei Kopstützen verwiesen worden wäre, bitte… Aber so?

  38. avatar

    Lieber GFL, ich benutze Pharisäer in dem Sinn, in dem ihn Jesus von Nazareth gebrauchte. In vielem sind mir die Pharisäer sympathisch: Sie setzten dem Tempeldienst den inneren Dienst am Gesetz entgegen, und es lässt sich nachweisen, dass Jesus – und später Paulus – ihnen nahestand. Was er an ihnen kritisierte, war die Selbstgerechtigkeit. Nur darum ging es mir.
    Was Judas betrifft, so habe ich seine „Person“ gar nicht beschrieben, sondern eine Begebenheit, die bei Johannes 12,1-8 geschildert wird:
    „Sechs Tage vor dem Passafest kam Jesus nach Betanien, wo Lazarus war, den Jesus auferweckt hatte von den Toten. Dort machten sie ihm ein Mahl, und Marta diente ihm; Lazarus aber war einer von denen, die mit ihm zu Tisch saßen. Da nahm Maria ein Pfund Salböl von unverfälschter, kostbarer Narde und salbte die Füße Jesu und trocknete mit ihrem Haar seine Füße; das Haus aber wurde erfüllt vom Duft des Öls. Da sprach einer seiner Jünger, Judas Iskariot, der ihn hernach verriet: Warum ist dieses Öl nicht für dreihundert Silbergroschen verkauft worden und den Armen gegeben? Das sagte er aber nicht, weil er nach den Armen fragte, sondern er war ein Dieb, denn er hatte den Geldbeutel und nahm an sich, was gegeben war. Da sprach Jesus: Lass sie in Frieden! Es soll gelten für den Tag meines Begräbnisses. Denn Arme habt ihr allezeit bei euch; mich aber habt ihr nicht allezeit.“
    Es ist offenkundig, dass der Einschub, Judas aus Kariot sei „ein Dieb“ und habe sich an der Gemeinschaftskasse bereichert, ein nachträglicher Einschub ist, um den späteren Verrat des Jüngers besser zu erklären als durch seine Enttäuschung über die mangelnde soziale Einstellung des Mannes aus Nazareth.

  39. avatar

    Nietzsche sprach davon: „Lucas 18,14 verbessert: „Wer sich selbst erniedrigt, will erhöhet werden.“
    So viel zum neuen Papst und seinen heuchelnden Anhängern.
    Obwohl ich kein Christ bin, besuche ich, wenn ich in fremden Städten bin, die Kirchen, soll heißen: die Gebäude. Und was von Tebartz-van Elst bleiben wird, ist daß in 100 Jahren meinesgleichen es wohl auch tun wird. „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein…“ Den Anfang kennt jeder, aber es geht weiter: „sondern von allem, was aus dem Mund des Herrn geht.“(Devarim 8,3) Daß es nicht nur um Worte, die aus dem Munde kommen, sich handelt, weiß jeder, der das Gerücht kennt, daß in der Rabbiner-Ausbildung vor allem Kochrezepte und Witze gelernt werden, „Davarim 8,10 daß, wenn du nun gegessen hast und satt bist und schöne Häuser erbaust und darin wohnest…“
    Tebartz-van Elst nimmt halt die Bücher Mose ernst.

  40. avatar

    Lieber Alan Posener,

    die Staatsanwaltschaft schert es einen Dreck, wenn Herr Tebartz-van Elst den SPIEGEL belügt. Das darf der den lieben langen Tag lang, so viel er will. Der kleine feine Unterschied ist nur, dass Herr Terbatz-van Elst auf Fragen des SPIEGEL gelogen hat und als der SPIEGEL seine Lüge, oder wie Sie es darstellen wollen, ungeschickte Antwort abdruckte, war es Herr Terbatz-van Elst, der den SPIEGEL vor dem Hamburger Landgericht verklagt hat. Um ganz genau zu sein, hat er gegen SPIEGEL und spiegelonline zwei einstweilige Verfügungen erwirken wollen. Mit diesem Teilgebiet unseres Rechtssystems müssten Sie als Journalist eigentlich vertraut sein und wissen, dass man bei solchen einstweiligen Verfügungsverfahren seine Sicht der Dinge mit eidesstattlichen Versicherungen glaubhaft macht. Und nicht nur gegenüber dem SPIEGEL hat der gute Bischof gelogen sondern hat, um den SPIEGEL von der Verbreitung seiner Lügen abzuhalten, auch noch zwei unrichtige falsche eidesstattliche Versicherungen in den Verfahren vor dem Landgericht Hamburg vorgelegt. In dieser eidesstattlichen Versicherung erklärt der Bischof ausdrücklich, dass er vor ihrer Abgabe darüber belehrt worden ist, dass eine falsche oder gar fahrlässig abgegebene falsche eidesstattliche Versicherung strafbar ist.

    Das ganze kann man hier bei SPON ausführlich nachlesen und sich auch den relevanten Teil des Interviews als Video anschauen:

    http://www.spiegel.de/spiegel/.....79255.html

    Die Staatsanwaltschaft Hamburg konnte daher gar nichts anderes mache, als gegen den Bischof ein Ermittlungsverfahren zu eröffnen und nun einen Strafbefehl gegen ihn beantragen. Alles andere wäre ein Skandal gewesen, denn Erna Müller wäre es im gleichen Fall nicht anders ergangen. Mich wundert nur, dass Sie als Journalist diesen gegen die Pressefreiheit gerichteten Aspekt in der Affäre entweder nicht mitbekommen haben oder verharmlosen möchten. Ich glaube, der Herr Bischof hat geglaubt, mir als Bischof der katholischen Kirche kann keiner was und schon gar nicht der SPIEGEL.

    Zum Glück hat sich der Bischof da vertan und die Staatsanwaltschaft Hamburg macht ihm gerade klar, dass er zwar der Bischof von Limburg ist, aber eben auch noch der Bürger Tebartz-van Elst, der sich, wie Erna Müller an die Gesetze unseres Staates zu halten hat.

    P.S.: Um die Zahlen „ins rechte Licht zu rücken“, möchte ich noch erwähnen, dass nach meinen letzten Informationen, die Kosten für den Bau des Bischofssitzes wie sie derzeit geschätzt werden, wohl ca. ein Drittel der Rücklagen verbrauchen werden, die der Bischofsstuhl Limburg in den letzen 200 Jahren angespart hatte.

    P.P.S.: Da Sie sich mit der katholischen Kirche beschäftigt haben, dürften Sie wissen, dass in den vergangenen Jahren etliche katholische Kirchen wegen angeblichen Geldmangels entweiht wurden, Mitarbeiterstellen gestrichen, Kindergärten und Jugendheime geschlossen wurden. Da hing die Entscheidung, ob eine Einrichtung geschlossen wurde, oft an ein paar tausend Euro Unterhaltskosten im Jahr. Setzt man diese Beträge ins Verhältnis zu den Kosten, die allein die Bischofskapelle (50 Meter vom Dom entfernt) gekostet hat, wird man verstehen, wieso die Menschen hier zu Recht erbost sind. Immerhin sind noch ca. 1/3 unserer Mitbürger Katholiken, von denen auch die meisten Kirchensteuer zahlen.

    Sicherlich gibt es wichtigere Dinge als TvE, dass z. B. der G-10 Ausschuss dem BND gestattet hat, fast den gesamten Internetverkehr am DE-CIX Knoten in Frankfurt abzuzapfen, wird durch Debatten wie der hiesigen einfach unter den Teppich gekehrt:

    http://www.telemedicus.info/ar.....achen.html

    Und so ist Ihr Artikel möglicherweise auch nur ein Teil dieser Ablenkungsmedienindustrie.

  41. avatar

    Lieber Alan Posener,
    bis auf den Begriff „Pharisäer“ (der im heutigen, im allgemeinen christlichen Sprachgebrauch, aber auch im Munde der Religionsfernen, falsch gebraucht wird, denn den Pharisäern wird unterstellt, dass sie ihre Gläubigkeit zur Schau stellten, vielmehr wird es so gewesen sein, dass sie ihren Glauben lebten, ihre Religiosität also allzeit sichtbar war) und der genauso falschen Darstellung der Person Judas, stimme ich deinem guten Beitrag zu.
    Mir geht es in der Auseinandersetzung weniger um die schlecht informierten Schäflein, mich stören die Amalekiter, die Religionsfeinde der „Giordano Bruno Stiftung“ (auch Stiftungen „nutzen“ die Vorteile staatlicher Bevorzugung…). Auch werde ich die Betreiber der verschiedenen LAGs (Landes Arbeits Gruppen) der LINKEN Laizismus nicht unterschlagen, die diesen Dienst tuen.
    Diese Sorte Mensch, die sich zu jeder Zeit bereit fanden und finden werden, Steine zu werfen, Teer und Federn nutzen, sich aber auch gut in Systeme ein bringen können, sind ein großes Übel für alle Menschen. Dass Michael Schmidt-Salomon ein brillanter Denker und Redner ist, mag ausser Zweifel stehen, aber wo die Seele fehlt.
    Tebartz-van Elst ist die falsche Besetzung für das Amt des Bischofs, aber in späteren Zeiten wird der Bau (der gemessen an der Dresdener Frauenkirche ein Klacks ist, 180 Millionen) bewundert werden, nicht so wie der Dom, wohl aber als Leistung eines Kunstliebhabers, derer es in der Kirche allzuviele gab (zB Medici).
    Und schließlich, wie der Name Römisch Katholische Kirche verrät, zuerst: Rom, dann: Katholisch… aber was letztlich davon „christlich“ ist, sollte die RKK mal langsam erforschen, denn schon sehr früh hat der Staat (damals Konstantin der Große, später Karl der Große und viele mehr) Kirche, Religion als Instrument benutzt, hat zusammen gefügt, was nicht zusammen gehörte (Sol Invictus).

    Sollte der Papast entscheiden, so sollte er Tebartz-van Elst als Kunstförderer der Kirche einsetzen, aber ihm einen geizigen Helfer zur Seiter stellen.

  42. avatar

    Gegengewichten, relativieren-das ist doch sonst nicht Ihre Art.
    Es ist schon rührend zu lesen, wie Sie aus van Elst einen Märtyrer stilisieren. It’s the economy, stupid.
    Sein Upgrade hätte für andere Flüge sinnvoll eingesetzt werden können. Das die Sonderwünsche eines prunksüchtigen Kind-Bischofs zu den exorbitanten Kosten
    beigetragen haben, ist eindeutig belegt. Das er sein Aufsichtsgremium systematisch belogen hat, ebenfalls.
    http://www.faz.net/aktuell/pol.....15662.html
    Also-was bleibt? Ein Verschwender, der mit fremdem Geld zum eigenen Wohlbefinden um sich wirft. Das woanders dringend gebraucht wird. Punkt.

  43. avatar

    Ich finde es erfreulich und dass es Sie ehrt, den ins Kreuzfeuer geratenen unglücklichen Bischof in Schutz zu nehmen. Als FAS-Abonnent wundere ich mich ebenfalls seit Monaten über die regelmäßige Berichterstattung und frage mich angesichts des Berliner Flughafens, was mich an diesem Limburger Domsitz und dessen Kosten so interessieren sollte, dass ich zwei ganze Zeitungsseiten durchlesen muss (was für mich meistens eine ziemliche Anstrengung darstellt). Und was da dann steht, steckt voller Vorverurteilung, Aufplusterung und anklägerischem Eifer.

    Die Anklage, eidesstattliche Falschaussagen gemacht zu haben, ist allerdings eine ernste Angelegenheit insb. für einen Verteter einer moralischen Instanz, allerdings ebenfalls nicht von besonderem Interesse.

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