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Benedikt kritisiert das Konzil

Letzte Woche habe ich an dieser Stelle zu zeigen versucht, wie Joseph Ratzinger das Zweite Vatikanische Konzil entwertet, indem er es zu Unrecht ursächlich verantwortlich macht für die „Gärungen“ von 1968 und sogar für den Terrorismus, der auf das Scheitern von 68 folgte. Leider wurde hier darüber wenig, dafür 68 und die 68er viel diskutiert.

Nun liegt eine aktuelle Stellungnahme des Papstes zum Konzil vor.  Sie ist lesenswert, weil Benedikt XVI im Kern sagt,  dass die zwei zentralen Dokumente des Konzils fehlerhaft waren. Wohlgemerkt: Nicht fehlerhaft in dem Sinne, wie jedes programmatische Dokument durch die Wirklichkeit in gewisser Weise widerlegt wird, sondern in sich – ideologisch – fehlerhaft. Vorweg die Stellungnahme Benedikts in ihrer Gesamtheit:

 

http://www.welt.de/print/die_welt/kultur/article109809571/Was-wir-auf-dem-Konzil-nicht-geschafft-haben.html

 

Nun zur Kritik der Dokumente im Einzelnen.

Über „Nostra Aetate“ wäre einiges zu sagen. Hier nur so viel: dass auf Druck der arabischen Bischöfe 17 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und des Holocausts kein eigenes Dokument zum Verhältnis der Kirche zu den Juden zustande kam, ist schlicht und einfach eine Schande und keineswegs zu verteidigen, wie es Benedikt hier tut. Den arabischen Bischöfen ging es vor allem um die Delegitimierung des jüdischen Staats, zu dem der Vatikan damals keine Beziehungen unterhielt. Die unselige Rolle, die viele Christen – katholische, orthodoxe und andere – in der ersten Phase des panarabischen, national-sozialistisch geprägten antizionistischen Kampfs gespielt haben,  gehört zu den dunkleren Kapiteln des Christentums. Und in diesem Zusammenhang ist es natürlich zu sehen, dass „die kranken und gestörten Formen von Religion“ nicht thematisiert werden, wie Benedikt zu Recht kritisiert – ohne allerdings den opportunistischen Grund für dieses Versäumnis zu nennen: Die arabischen Christen waren sich mit ihren muslimischen Brüdern einig im Hass auf Israel.

Bei Gelegenheit komme ich auf „Nostra Aetate“ zurück. Nun aber zum Dokument „Dignitatis Humanae“. Hier zunächst die Erklärung im Wortlaut:

 

http://www.vatican.va/archive/hist_councils/ii_vatican_council/documents/vat-ii_decl_19651207_dignitatis-humanae_ge.html

 

Und hier die Stellungnahme Benedikts:

 

„Es ging um die Freiheit der Wahl und der Ausübung der Religion wie auch um die Freiheit, sie zu wechseln, als grundlegende Freiheitsrechte des Menschen. Von seinem inneren Grund her konnte eine solche Auffassung dem christlichen Glauben nicht fremd sein, der in die Welt getreten war mit dem Anspruch, dass der Staat über die Wahrheit nicht entscheiden und keine Art von Kult beanspruchen könne. Der christliche Glaube erforderte die Freiheit der religiösen Überzeugung und ihrer Ausübung im Kult, ohne damit das Recht des Staates in seiner eigenen Ordnung zu verletzen: Die Christen beteten für den Kaiser, aber sie beteten ihn nicht an. Insofern kann man sagen, dass das Christentum bei seinem Entstehen das Prinzip der Freiheit der Religion in die Welt getragen hat. Aber die Deutung dieses Freiheitsrechtes im Kontext des modernen Denkens war dennoch schwierig, weil es scheinen konnte, als ob die neuzeitliche Fassung der Religionsfreiheit die Unzugänglichkeit der Wahrheit für den Menschen voraussetze und damit von ihrem Grund her Religion in den Bereich des Subjektiven verlagere.“

 

Zunächst einmal ist es nicht richtig, dass „das Christentum bei seinem Entstehen das Prinzip der Freiheit der Religion in die Welt getragen hat“, wie Benedikt behauptet. Die Praxis, „für den Kaiser zu beten, aber ihn nicht anzubeten“, die der Papst zu Recht rühmt, übernahmen die frühen Christen von den Juden, die sich im Römischen Reich das Privileg erstritten hatten, den Kaiser nicht anbeten zu müssen. Wenn überhaupt, haben also die Juden die Freiheit der Religion in die Welt getragen. Eine Freiheit, die von den Christen so lange auch von Rom gefordert wurde, bis ihre Religion im vierten Jahrhundert zur Staatsreligion des Imperiums wurde. Danach wurden die „heidnischen“ Kulte verboten – teilweise unter Androhung der Todesstrafe.

Nutzt Benedikt also seine Reflexion über die Religionsfreiheit zur Geschichtsfälschung und zum Weißwaschen des Christentums, so ist seine Kritik des Konzilsdokuments schlicht und einfach unsinnig und beruht offensichtlich auf der Hoffnung, dass niemand das Original lesen werde.

Benedikt kritisiert „die neuzeitliche Fassung der Religionsfreiheit“, weil es scheinen könne, als ob sie „die Unzugänglichkeit der Wahrheit für den Menschen voraussetze und damit von ihrem Grund her Religion in den Bereich des Subjektiven verlagere.“

Das Konzilsdokument postuliert aber nicht eine generelle „Unzugänglichkeit der Wahrheit“, wie Benedikt behauptet. Gleich eingangs „bekennt die Heilige Synode: Gott selbst hat dem Menschengeschlecht Kenntnis gegeben von dem Weg, auf dem die Menschen, ihm dienend, in Christus erlöst und selig werden können. Diese einzige wahre Religion, so glauben wir, ist verwirklicht in der katholischen, apostolischen Kirche.“

Deutlicher geht’s nicht.

Die Kirche muss ja auch behaupten, „die einzige wahre Religion“ zu sein. Der pluralistische Staat aber muss relativistisch argumentieren, als sei die letztgültige Wahrheit in religiösen wie in anderen weltanschaulichen Dingen für Menschen nicht zu erkennen. Ob man das glaubt oder nicht – und ein religiöser Mensch glaubt das natürlich nicht: der Staat darf seine Verfassung nicht abhängig machen von geoffenbarten Wahrheiten, wenn er wahrhaft pluralistisch sein will; und er muss pluralistisch sein um des Friedens Willen.

Der liberale Staat erlaubt es ja dem Absolutisten, an die unbedingte Wahrheit seiner Erkenntnisse (und an die Richtigkeit seiner Bräuche, auch fragwürdiger wie der Beschneidung) zu glauben, und schützt sowohl den Absolutisten anderen Glaubens wie auch den Relativisten davor, zur Anerkennung dieser Wahrheit gezwungen oder im Namen dieser Wahrheit, wie so mancher Heide unter dem christlichen Kaiser Theodosius oder wie der Häretiker Giordano Bruno unter dem christlichen Gouverneur von Rom, hingerichtet zu werden.

Der Relativismus ist darum, wenn man so will, die implizite Theorie hinter der Praxis des Pluralismus.

Joseph Ratzinger hat das Wesen des liberalen Staates nie begriffen, oder nie akzeptiert. Er begreift das Paradoxon nicht, dass erst der Relativismus des Staates ihm die Freiheit zum Glauben an die absolute Wahrheit gibt. Dass er den Relativismus in der Kirche nicht akzeptiert, ist sein gutes Recht ist; dass er ihn in der Politik nicht akzeptiert, macht ihn zum Gegner des Pluralismus. Benedikt glaubt, auch der Staat müsse sich gründen auf die Wahrheit, die die seine Kirche verkündet; die Religionsfreiheit eines derart christlich begründeten Staates brauche – darauf weist er ausdrücklich hin – nicht hinausgehen über die Toleranz, die Pius XII verkündete.

Pius XII, erinnern wir uns, hielt sich an den von Leo XIII verkündeten Leitsatz, demzufolge Liberalismus und Demokratie der Lehre der Kirche widersprechen, und der erst vom Zweiten Vatikanischen Konzil überwunden wurde. Seine Vorstellungen vom christlichen Staatswesen sah Pius am ehesten in den klerikalfaschistischen Regimes in Spanien, Portugal, Österreich und Kroatien, oder in Vichy-Frankreich verwirklicht. Die Pius-Brüder sehen das heute genau so. Und auch Benedikt akzeptiert nicht, dass die Religion Privatsache sein, „in den Bereich des Subjektiven verlagert“ werden soll.

Benedikts illiberales Staatsverständnis ist der Hauptgrund, weshalb ich ihn einen „gefährlichen“ Papst genannt habe. Mit dieser Stellungnahme zum Konzil bestätigt er meine Einschätzung.

 

 

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62 Gedanken zu “Benedikt kritisiert das Konzil;”

  1. avatar

    @ Alan Posener

    Sie schreiben: „Was Europa angeht, so kommen Sie ständig mit Ihrem “benevolenten Imperium” (übrigens ein Zitat von Oli Rehn, nicht von mir), obwohl ich Ihnen anhand diverser Zitate aus meinem Buch, das Sie inzwischen gelesen haben könnten, nachgewiesen habe, dass die Kategorie des Imperiums bei mir AUCH eine Kategorie der Kritik ist.“

    Semper aliquid haeret. Sorry. Ich will Ihnen gerne bestätigen, dass der Begriff des „benevolenten Imperiums“ von Olli Rehn geprägt ist, in Ihrem Buch steht:

    „Der Kommissar denkt über die Formulierung nach. „A benevolent empire“, sagt er er. Ein mildes, aufgeklärtes Imperium. Dem Kommisssar gefällt die Phrase. „Europa als ´benevolent empire´- ja, wenn Sie sol wollen.“ Krisztina vergräbt den Kopf in ihre Hände. Im Eurosprech sind solche Gedanken nicht vorgesehen. Sie sind zu nah an der Wirklichkeit.“

    Ein bißchen Sympathie haben Sie doch für diese Formulierung trotz des AUCH Ihrer Kritik?

    Was Ihre Bitte an mich bezüglich Israel angeht – das ist für mich ein schwerer Bissen. Israel ist in meinen Augen sowas wie eine Schnittstelle zwischen Religion und Politik, wo die himmlischen und die irdischen Mächte übereinander herfallen. Politik und Religion sind doch (neben Pädagogik und Ökonomie) die beiden prominenten Themen dieses Blogs. Ich werde nichts versprechen können, aber ich werde immer Ihre Bitte mitdenken.

    Was den Papst angeht, wundere ich mich, dass Sie nicht aufhören, den Papst mit solchen Kriterien wie progressiv, modern bzw. reaktionär zu beurteilen. Ich komme aus einem erzkatholischen Elternhaus. Ich habe mich als Jugendlicher und junger Mann entfernt hauptsächlich wegen der Sexualmoral und weil ich wohl religiös musikalisch unempfindlich bin (ich habe den Segen der Sakramente nicht gespürt). Die katholische Kirche kann nicht in Ihrem Sinne progressiv sein, sie ist sub specie aeternitatis ewig, oder, wenn man will, grundreaktionär. Als Advokat des Teufels will ich Ihnen gerne einige Aphorismen von Gómez Davila vorhalten

    „Der fortschrittliche Katholik ist kein Pilger zu heiligen Stätten, sondern Besucher von Gemeinplätzen“

    „Der lautere Reaktionär ist kein Träumer von vergangenen Zeiten, sondern Jäger heiliger Schatten auf den ewigen Hügeln.“

    „Nicht jede neue Generation liefert eine neue Wahrheit. Nicht einmal eine neue Lüge.“

    „Der heutige Katholik betrachtet die „wissenschaftlichen Ideen mit stumpfsinniger Ehrfurcht.“

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    @BlonderHans: Ich habe nichts dazu geschrieben, was der liebe Gott bzw. weltliche Dummheit verlangt. Ich habe etwas über Leute geschrieben.

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    R.Z. @BlonderHans: Das sind Selbstverständlichkeiten. Wenn man z.B. der Meinung ist, dass der liebe Gott verlangt, seine ungehorsamen Kinder zu schlagen, dann muss man sich gegen seine religiöse Überzeugung dem weltlichen Gesetz beugen.

    Korrektur

    Sie schreiben Firlefanz … nicht der liebe Gott verlangt Kinder zu schlagen, ‚weltliche Dummheit‘ verlangt das.

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    R.Z. @BlonderHans: Das sind Selbstverständlichkeiten. Wenn man z.B. der Meinung ist, dass der liebe Gott verlangt, seine ungehorsamen Kinder zu schlagen, dann muss man sich gegen seine religiöse Überzeugung dem weltlichen Gesetz beugen.

    Sie schreiben Firlefanz … nicht der liebe Gott verlangt Kinder zu schlagen, ‚weltliche Gesetze‘ ‚verlangen‘ das.

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    Dieser Brief hätte auch an Benno gerichtet sein können:

    Hamburg. Lieber Herr Gott,

    immer soll man Toleranz zeigen, als Atheist. Immer soll man sich anpassen, als Atheist. Immer soll man dir zustimmen, als Atheist. Aber nie werden wir gefragt, was wir wollen, wir Atheisten.

    „Ich glaube nicht an Gott.“ Das ist ein Satz, für den man heute noch Mut braucht, um ihn sagen zu können, denn nirgendwo stößt man damit auf Verständnis.

    Sofort bekommt man von allen Seiten Spott und muss sich anhören, was für eine Sünde es sei, nicht an Sie, Herr Gott, den Erschaffer der Welt, zu glauben. Das ist fast ähnlich, als würde man sagen: „Ich bin schwul.“ Man outet sich in den meisten Gesellschaften einfach mit so etwas nicht.

    Die zweite Frage ist dann sofort: „Warum glaubst du denn nicht an Gott, den Allmächtigen?“ Blöde Frage. Einfache Antwort: Ich glaube nicht an Sie, Herr Gott, weil ich mir mein Leben nicht von jemandem vorschreiben lassen möchte, von dem nicht mal bewiesen ist, dass er überhaupt mal gelebt hat. Ich will der Herr über mein eigenes Leben sein.

    Ich möchte nicht fünf Kinder oder Aids bekommen, weil ich mein Leben lang strikt nach den Zehn Geboten und dem Papst gelebt habe und deswegen kein Kondom benutzt habe. Ich möchte im Leben Spaß haben und auch mal Unüberlegtes tun. Ich will Sex vor der Ehe, und das nicht nur mit einem Mann. Vielleicht auch mal mit einer Frau? Na und?

    Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert. Da wird es ja wohl möglich sein, sich selber ein Bild darüber zu schaffen, wie die Welt entstanden ist, ohne sich dabei an den Sieben-Tage-Kalender von Ihnen zu halten, Herr Gott! Kommen wir zur Toleranz. Wir sind hier in Deutschland, und man darf glauben, an was man will. Damit habe ich ja auch kein Problem, Herr Gott.

    Aber ich habe ein Problem damit, dass gläubige Menschen so verbohrt sind und meinen, dass das, was sie sagen, richtig ist und nichts anderes. Dass sie die einzig Richtigen sind und das einzig Richtige tun.

    Aber sie tun nicht das Richtige, Herr Gott. Immer sollen wir als Ungläubige, als Atheisten die Gläubigen um uns herum akzeptieren und tolerieren und ja den Mund halten.

    Wir akzeptieren die Gläubigen ja auch, aber sie akzeptieren uns nicht.

    Sie sollen doch mal darüber nachdenken, wie wir sind und wie wir uns bei ihren Angriffen fühlen, aber das ist ihnen egal. Sie sind egoistisch geworden. Durch Sie, Herr Gott! Sie mögen keine Atheisten. Und deswegen mögen uns Ihre Anhänger auch nicht.

    Das steht schon in der Bibel, das sagen Sie, Herr Gott: Alle, die mir folgen, werden gesegnet und kommen in den Himmel und haben Glück bis an ihr Lebensende und blablabla.

    Doch wenn wir die Seite umblättern, dann ist all der Zorn zu finden, den Sie uns entgegenbringen. Uns, die Ihnen nicht Folge leisten.

    In der Bibel stehen Dinge wie: Wer mir nicht folgt, der kann sich auf etwas gefasst machen, der wird sein Leben lang nicht mehr glücklich und kommt in die Hölle.

    Nicht nett, Herr Gott. Wenn Sie uns nicht mögen, ist das nicht so schlimm. Aber ich habe keine Lust mehr, die Gläubigen zu tolerieren und mich vor ihnen zu rechtfertigen, denn eigentlich müssten sich die Gläubigen vor mir rechtfertigen.

    Und solange mich jemand beschimpft, weil ich Atheistin bin, werde ich zurückschimpfen. Und Sie, ihr Anführer, Herr Gott, Sie sollen uns sowieso in Frieden lassen. Denn für uns gibt es Sie gar nicht.

    Viele Grüße von einer Atheistin, die es leid ist, von allen unverstanden zu sein, und nur akzeptiert und toleriert werden will.

    http://www.abendblatt.de/hambu.....heist.html

  6. avatar

    Im Moment habe ich nur wenig Zeit, denn wir wollen bald Urlaub machen, da gibt es noch einiges vorzubereiten. Vergleiche sind immer schwierig, trotzdem will hier einen Vergleich wagen. Sowohl das Genfer Abkommen 1949 als auch das Zweite Vatikanische Konzil waren unter dem Eindruck und den Folgen des Zweiten Weltkrieges mühsam erarbeitet wurden. Werden solche Regelwerke nach Belieben und den eigenen Interessen angepasst, müss sich diejenigen fragen lassen, ob sie aus diesen Erfahrungen andere oder gar keine Schlussfolgerungen gezogen haben. Damit will ich keinesfalls behaupten, dass es keinerlei Übergriffe (im Falle der Kriege) gegeben hätte, meines Erachtens wurde jedoch die Hemmschwelle gesenkt.

    Deshalb halte ich auch eine analytische Kritik für dringend notwendig. Heute können wir uns nur fragen: Wieso konnte es soweit kommen? Welchen Zweck hatte die Veränderung? Mit welchen Folgen muss gerechnet werden? Es müssen sicher noch mehr Fragen beantwortet werden, doch gibt es uns auch die Chance der Eigenanalyse.

    Wie steht es mit der Demokratie in Deutschland? Haben die großen Herausforderungen der letzten Jahrzehnte unserer Demokratieverständnis oder die Demokratie verändert?

    Die Fähigkeit der politischen und institutionellen Selbstkorrektur halte ich für eine Stärke der Demokratie. Diese setzt Kritik voraus. Kritik zu verhindern, den Kritiker auszuschließen, bzw. zu stigmatisieren, heißt genau diese Selbstkorrektur zu verhindern. Der Kritiker erhält dabei auch kaum die Chance einer echten Selbstkorrektur, denn die Möglichkeit, dass er Unrecht hat, besteht natürlich auch.

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    @BlonderHans: Das sind Selbstverständlichkeiten. Wenn man z.B. der Meinung ist, dass der liebe Gott verlangt, seine ungehorsamen Kinder zu schlagen, dann muss man sich gegen seine religiöse Überzeugung dem weltlichen Gesetz beugen.

  8. avatar

    @Alan Posener

    „Was das Kapital angeht, so lese ich gerade Joseph Stiglitz’ Buch “Der Preis der Ungleichheit”, das ich in der “Literarischen Welt” rezensieren werde. Sie sind also gern eingeladen, auch meine anderweitige publizistische Produktion kritisch zu begleiten.“

    Haben Sie diese Veranstaltung in Berlin mit Stiglitz versaeumt:

    https://dgap.org/de/node/22225

    und hier ein paar weitere links:

    http://www.nytimes.com/2012/08.....&_r=0

    http://www.guardian.co.uk/book.....itz-review

    http://www.independent.co.uk/n.....02920.html

    http://www.newstatesman.com/cu.....itz-review

  9. avatar

    Nochmal Herr Kaufmann: Wenn ich den 50. Jahrestag des Konzils zum Anlass nehme zu fragen, ob der Papst heute eher zu den progressiven oder zu den reaktionären Kräften gehört, dann ist es nicht gerade sinnvoll, mit der Frage zu antworten, ob in Israel eher ein weltlicher oder ein religiöser Zionismus herrscht oder ob der entfesselte Kapitalismus nicht eine größere Gefahr für die Demokratie bedeute als die Ideologie des Vatikans. „Schreib nicht hierüber, sondern darüber“ heißt konkret: Zu dem, was Sie schrieben, weiß ich nichts Sinnvolles zu sagen. Was völlig OK ist, aber wozu man nichts sagen kann, dazu muss man schweigen.
    Was Europa angeht, so kommen Sie ständig mit Ihrem „benevolenten Imperium“ (übrigens ein Zitat von Oli Rehn, nicht von mir), obwohl ich Ihnen anhand diverser Zitate aus meinem Buch, das Sie inzwischen gelesen haben könnten, nachgewiesen habe, dass die Kategorie des Imperiums bei mir AUCH eine Kategorie der Kritik ist. Mit der Repetiertaste schreiben ist schlimm, mit der Repetiertaste denken Anzeichen einer Obsession.
    Zu Europa übrigens – und explizit zu Peer Steinbrücks Bemerkung, Brüssel geriere sich zuweilen „imperial“ – schreibe ich in meinem nächsten Posting etwas, und vielleicht können Sie sich nächsten Dienstag ff. soweit beherrschen, in Ihren Kommentaren nichts zu Israel zu schreiben. Versuchen Sie’s. Beim ersten Mal, da tut’s noch weh, man glaubt, dass man das nie verwinden kann, doch mit der Zeit, so peu à peu, gewöhnt man sich daran.
    Was das Kapital angeht, so lese ich gerade Joseph Stiglitz‘ Buch „Der Preis der Ungleichheit“, das ich in der „Literarischen Welt“ rezensieren werde. Sie sind also gern eingeladen, auch meine anderweitige publizistische Produktion kritisch zu begleiten.

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