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Kaftanjuden und Meme

1. Kaftanjuden
In „Mein Kampf“ erzählt Adolf Hitler, wie er Antisemit geworden sei. Sein Vater habe den Antisemitismus als rückschrittlich abgelehnt; auf der Realschule sei der einzige jüdische Mitschüler stets rücksichtsvoll behandelt worden; und er selbst habe, als er das erste Mal Diskussionen beiwohnte, in denen antisemitisch argumentiert wurde, leicht geniert auf diese „konfessionellen Stänkereien“ reagiert.
Schließlich habe er die Juden in Linz als unauffällige Bürger unter Bürgern gekannt. Erst als ihm in Wien „eine Erscheinung in langem Kaftan mit schwarzen Locken“ erschienen sei, habe er sich gefragt, ob sich ihm in der Gestalt des ganz und gar fremden Kaftanjuden nicht das Wesen des Juden an sich, das Wesensfremde des Judentums, erschienen sei. Von da an habe er in Wien „überall Juden“ gesehen.
Wir wissen zwar längst, dass „Mein Kampf“ keine zuverlässige biografische Quelle ist, um es vorsichtig auszudrücken:
Das gilt auch für die Begegnung mit dem Kaftanjuden. Und doch enthält die Fiktion etwas Wahres: Der Kern des Antisemitismus ist das Gefühl der Wesensfremdheit „des Juden“.
Für viele ganz und gar liberale, keineswegs antisemitische, ja – wie sie bis vor kurzem dachten – philosemitische Deutsche bildete in den letzten Wochen das Kölner Urteil zur Beschneidung und die Reaktion der jüdischen Gemeinden darauf ihr „Kaftanjuden-Moment“. Hinter dem netten, Anzug und Schlips tragenden, akademisch gebildeten, Goethe zitierenden, kurz: vollständig assimilierten Mitteilhaber an der jüdisch-christlichen Leitkultur entdeckten sie den Mann mit dem Schläfenlocken und dem Kaftan, der das blutige Messer schwingt, den Bruder im Geist des integrationsunwilligen Moslems.
Ein ähnlicher Schock wie 1967 für viele Linke, als der nette israelische Kibbuznik zum Fallschirmjäger mutierte.
2. Meme
Die Reaktion auf das Kölner Urteil bildet ein interessantes Studienobjekt für das kulturelle Phänomen, das Richard Dawkins analog dem Gen das „Mem“ genannt hat. Der Begriff ist noch unbestimmter als der Begriff des Gens (vergleiche die Idee eines „jüdischen Gens“ bei Thilo Sarrazin, was ja wiederum ein Mem ist); am besten betrachtet man das Mem als Baustein einer Weltanschauung; als „Idee“, „Topos“ usw.
Mit der Idee des Mems, dessen Mutationen die kulturelle Evolution vorantreiben, so wie die Mutationen des Gens die biologische, will Dawkins, dass wir uns einen Perspektivwechsel gestatten. Erscheint das einzelne Tier in seinem Buch „Das egoistische Gen“ lediglich als Träger und Weitergeber einer Ansammlung von Replikatoren – „Genen“ – , so erscheint das Individuum in der Mem-Theorie lediglich als Träger und Weitergeber eines Sets kultureller Replikatoren – einer Anzahl von Memen.
Es ist, glaube ich, richtig zu sagen, dass das Konzept der Meme keine wissenschaftliche Theorie ist analog der Genetik, der Evolutionstheorie und der darauf aufbauenden Disziplinen der evolutionären Verhaltensforschung, Psychologie usw. Es ist nicht einmal eine Hypothese.
Dementsprechend unbestimmt ist die Vorstellung, wie Meme wirken, Daniel Dennett zum Beispiel vergleicht die Religion in einem berühmt gewordenen Bild nicht mit einem Gen, sondern mit einem Parasiten, der ein Wirtstier überfällt und dessen Verhalten gemäß seinem eigenen Reproduktionsinteresse steuert. Mir scheint auch das Bild des Virus ein ganz gutes Analogon abzugeben. Das erkennt auch die Werbeindustrie an, die von „Viralmarketing“ spricht.
60 Jahre lang war die Beschneidung in Deutschland kein Thema. Ausnahmen wie Necla Kelek bestätigen die Regel: es war kein Massenthema, es bewegte wenige Menschen außerhalb der betroffenen Gemeinden. Selbst die möglichen Schmerzen eines Tiers beim Schächten waren wichtiger als die Schmerzen eines acht Tage alten Juden oder eines zwölfjährigen Moslems.
Kaum aber hatte das Kölner Gericht das „Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit“ in Anschlag gebracht, verbreitete sich die Beschneidungskritik wie eine Grippewelle. Das perfekte Beispiel von Viralmarketing.
Die Frage aber ist folgende, und damit schließen wir an die Überlegungen zum Kaftanjuden an: Warum versagt bei manchen – bei so vielen – das  Immunsystem?
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151 Gedanken zu “Kaftanjuden und Meme;”

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    @ Alan Posener: Mir scheint auch die Frage nach dem “Immunsystem” von großer praktischer Bedeutung

    Na, Ihr „Immunsystem“ funktioniert jedenfalls hervorragend. Glückwunsch! Von den Opfern kein Wort! Kein Vieh darf nach europäischen Maßstäben so behandelt werden, aber davon, dass Kinder so behandelt werden, kein Wort! (Dafür kommen Sie denen, die von den Opfern sprechen, mit schäbigsten Verdächtigungen. Ohne die Andeutung eines Belegs. Ihre Fresszellen – top!)

    Wie gesagt: Glückwunsch! So immun muss man erst mal sein. (Schätzungsweise ist nur noch derblondehans unter den hier Versammelten so fit.)

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    @Alan Posener: Dass die Beschneidung in Deutschland zu einem Thema gerworden ist, liegt zum einen wie gesagt an der inakzeptablen Reaktion insb. jüdischer, aber auch muslimischer Funktionäre bzw. Öffentlichkeitsarbeiter. Hinzu kommt das, was Marit kommentiert hat: die Entwicklung der Kinderrechtevertretung ist ebenfalls mit der Zeit fortgeschritten. Diese beiden Aspekte ergeben zusammen eine sehr gute Argumentation, die Ihre Frage von zwei Seiten – von außen und von innen – beantwortet. Hierzu haben Sie noch nichts gesagt. Stattdessen vertreten Sie die These einer metaphorisch zu verstehenden Virusinfektion. Dass dieses Bild missverständlich ist, haben Sie – gerade angesichts Ihrer Ausdrucksstärke – sich selber zuzurechnen.
    Deshalb sind Sie gefragt, im Sinne der Großmutter des geschätzten Mitdiskutanten J.L.L. etwas Butter bei die Fische zu geben. Über welche infektiösen Reaktionen sprechen Sie eigentlich? Können Sie ein paar Links einstellen zu Artikeln, die Ihnen gesundheitspolitisch verdächtig erscheinen? (Den Karikaturlink könenn Sie weglassen, den kennen alle inzwischen und sooo der Hammer ist der nun auch nicht.)

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    @ Alan Posener

    1. Religion ist kein Abstraktum, es sind immer Menschen, aus denen und an denen sie wirkt. Daher meine Empfindlichkeiten. Wenn Sie diese übertrieben finden, soll Ihnen das unbenommen bleiben.

    2. Mein Großvater muss Sie nicht interessieren, er gehört aber zur Sache, da er durch schlechtes und gutes Vorbild meinen Vater geprägt hat, der wiederum mich geprägt hat. Gleiches kann ich von anderen Verwandten sagen, einigen Lehrern und sogar von Geistlichen. Für diese Einflüsse, denen ein Mensch unterliegt, gibt es sowohl in der Umgangssprache als auch in der Fachterminologie ausreichend neutrale Worte, um sie zu beschreiben. Prägung, habe ich genannt, Erziehung ist auch gebräuchlich und Sie als Pädagoge werden die Liste sicherlich noch ergänzen können. Auch für den Einfluss von Ideologien, zu denen ich sowohl den Kommunismus als auch die Religionen rechne, auf die Gesellschaft, gibt es ausreichend neutralen Wortschatz.

    3. Eine Religion als „Parasit“ oder „Virus“ zu bezeichnen, trifft nicht das Abstraktum sondern immer auch die gläubigen und nicht gläubigen Mitglieder der Religionsgemeinschaft, wertet sie ab, grenzt sie aus. Wozu das führt, konnte man vor allem bei den „Kulturrevolutionen“ in China und Kambodscha sehen, wo neben den Religionen auch Angehörige bestimmter sozialer Klassen sowie Anhänger „falscher Weltanschauungen“ als „Parasiten“ bezeichnet wurden.

    Hier nur ein Beispiel: http://www.spiegel.de/spiegel/.....47826.html

    Das Konstrukt der „Meme“ und die von Ihnen zitierte Phraseologie enthalten nach meiner Meinung ähnliche Gefahren, wie die politisch missbrauchten Konstrukte der „Rasse“ der „Klasse“ und die dazugehörigen Theoriegebäude. Sicherlich mag es interessant sein, sich die Gesellschaft wie einen menschlichen Körper vorzustellen, und Sie haben auf Ihrer Seite unzählige angesehene Theoretiker aller Epochen, die mit gleichen Ansätzen zu wichtigen Erkenntnissen gelangt sind. Nach dem Nationalsozialismus, nach der „Kulturrevolutionen“ in Bezug auf von Menschen oder Menschengruppen erdachten Ideologien oder von diesen gebildeten Gruppierungen von „Viren“ oder „Parasiten“ zu sprechen, zeigt entweder, dass man aus der eigenen oder der Menschheitsgeschichte nichts gelernt hat oder lernen will. Daher bleibe ich dabei, die Wortwahl ist inakzeptabel.

    4. In der Sache sind wir uns tatsächlich wohl recht nahe. Wie Sie aus meinen diversen Kommentaren wissen, sehe ich sowohl Religionen als auch Ideologien meist kritisch, weiß dabei aber auch, dass ich gerade durch die „sozialdemokratische“ Prägung meines Umfelds tendenziell dazu neige, mit dem linken Auge toleranter zu schauen, als auf dem rechten.

    5. Sicherlich habe ich meine erste Entgegnung mit leichter Hand und rasendem Herz hier gepostet, aber ich bin mir sicher, Sie werden meine Einwände in irgend einer Ecke Ihres Geistes, besser noch in Ihrem Herzen, zumindest nachvollziehen können.

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    Serdar: ,,, das ist mir schon klar. Die Kuffar müssen ja für Sie arbeiten. Sonst sähe Deutschland ratzbatz aus wie Anatolien heute, das ein blühender Garten war.
    also wenn sie sich weniger wehren, wird es weniger wehtun. Versprochen

    … oh, das kann ich Ihnen nicht versprechen. Im Gegenteil.

    Aber Ihr Bekenntnis zeugt von der Selbstüberhebung der Mohammedaner, dass sie immer genau dann offenbaren, wenn sie sich schon sehr sicher fühlen.

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    Cher M. Posener

    sie kennen doch

    L’Ingénieux Hidalgo Don Quichotte de la Manche

    Ich frage mich nur ist der blonde Hans Sancho Pansa oder Don Quichotte?

    http://fr.wikipedia.org/wiki/Don_Quichotte

    Und wenn sie lesen, dass Cervantes auch etwas von dem “ Islamisten “

    http://fr.wikipedia.org/wiki/Cide_Hamete_Benengeli

    uebersetzt hat 🙂

    ein spanischer Islamist

    „Cervantes déclare que les premiers chapitres sont tirés des « Archives de La Manche » et le reste traduit depuis l’arabe de l’auteur morisque Cid Hamet Ben Engeli,“

    dann kann ich den blonden Hans schon verstehen, wenn er in den Windraedern in Mecklenburg ueberall Minarette sieht.

  6. avatar

    @ KJN: „Ich denke, die Verunsicherung der eigenen bisherigen bequemen Position ist Grund für diese Gleichschaltung von Meinungen: Juden sind – angesichts der ultraorthodoxen Beschneidungspraxis – also doch nicht so zivilisiert, wie man immer dachte (oder denken wollte?). Es wird sich auf den verbliebenen Wertekanon, natürlich ganz säkular-vernünftig-rational, zurückgezogen und der, sowieso aufgesetzte, Philosemitismus verdunstet dabei als erstes.“
    Genau. Besser hätte ich es nicht sagen können.
    @ Lutz: „Die Tatsache, dass bei der spontanen Ablehnung der Beschneidung häufig antisemitische Meme und/oder allgemeine intolerante, rechte Einstellungen am Werke sind, entwertet in keiner Weise die vernünftigen Argumente gegen die Beschneidung.“
    Stimme zu. Diese Diskussion muss vor allem innerhalb der moslemischen und jüdischen Gemeinschaft geführt werden – und wird ja auch geführt. Wie wir sehen, sind Verbotsandrohungen von außen der Diskussion nicht förderlich.
    @ Stephan_ATH: Mit Merkels Argumentation habe ich mich letzte Woche auf „SM“ auseinandergesetzt, mit dem Konflikt zwischen dem jeder Religion zugrunde liegenden Fundamentalismus und dem jeder Demokratie innewohnenden Relativismus vor zwei Wochen. Diesen Widerspruch muss man aushalten, nicht wegzudefinieren versuchen.
    @ Serdar: Lassen Sie den blonden Hans in Ruhe. Der ist doch nur der Klassenclown dieses Blogs.
    @ 68er. Jetzt mal langsam. Ihr Großvater ist mir wurscht. Das Vokabular von Parasiten, Viren usw. ist nur „unsäglich“ – dann aber tatsächlich inakzeptabel -, wenn es sich auf Menschen bezieht. Daniel Dennett hat aber nie – etwa – Priester mit Parasiten verglichen. Er vergleicht die Religion in ihrer Eigenschaft als Ideologie, die sich sozusagen eines Gehirns bemächtigt, um es zu steuern (etwa dahingehend, dass einer glaubt, seinen Sohn beschneiden zu müssen, weil sonst der Bund mit Gott nicht gültig wäre), mit dem Verhalten mancher Parasiten, die – etwa – bestimmte von ihnen befallene Tiere zu Verhalten animieren, das nicht ihnen nützt, sondern dem Parasiten. Und die Leute, die von „Viralmarketing“ reden, betrachten nicht die Menschen als Viren, sondern die Werbung. Ich habe ausdrücklich gesagt, dass Begriffe wie „Mem“, „Parasit“ oder „Virus“ zur kennzeichnung von Ideen, Vorstellungen oder Ideologemen NUR Bilder sind, die uns helfen sollen, das Eigenleben und die Evolution solcher Ideen usw. zu begreifen. Das heißt, vom Standpunkt der Religion aus betrachtet, ist nicht das Überleben des von ihr „befallenen“ Individuums wichtig (im Gegenteil sogar, wie die Geschichte der Märtyrer zeigt), sondern das Überleben, die Weiterverbreitung und die Evolution eben der Religion selbst beziehungsweise der sie konstituierenden Meme.
    Da ich persönlich, wie hier als bekannt vorausgesetzt werden kann, sechs Jahre meines Lebens in den Dienst des Kommunismus gestellt habe und das Ende dieser Zeit durchaus als Befreiung, analog der Genesung von einer Krankheit, erlebt habe, leuchten mir die Gedanken von Dawkins, Dennett und Co. ein. Mir scheint auch die Frage nach dem „Immunsystem“ von großer praktischer Bedeutung, etwa in der Erziehung. Das mögen Sie anders sehen, aber es besteht kein Grund, auszurasten. Sinnvoller fände ich es, Sie würden Ihre Gegenargumente hier formulieren. Wer weiß, vielleicht würden sich unsere Standpunkte annähern?

  7. avatar

    @Stolzdoitscher

    ,,, das ist mir schon klar. Die Kuffar müssen ja für Sie arbeiten. Sonst sähe Deutschland ratzbatz aus wie Anatolien heute, das ein blühender Garten war.

    also wenn sie sich weniger wehren, wird es weniger wehtun. Versprochen 😉

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    @blonder Hans

    zur Ergänzung Ihrer Recherche:

    „Aber zum islamischer terror in deutschland habe ich ungefähr 3’250’000 Ergebnisse (0.41 Sekunden) gefunden.“

    Hier noch weitere Ergebnisse:

    Protestantischer Terror in Mecklenburg

    Ungefähr 1’300’000 Ergebnisse (0.14 Sekunden) 

    katholischer Terror in Mecklenburg:

    Ungefähr 2’220’000 Ergebnisse (0.21 Sekunden

    Islamischer Terror in Mecklenburg::

    Ungefähr 7’750’000 Ergebnisse (0.34 Sekunden) 

    Protestantischer Terror in Deutschland:

    Ungefähr 1’300’000 Ergebnisse (0.14 Sekunden) 

    Islamischer Terror in Deutschland:

    Ungefähr 2’240’000 Ergebnisse (0.31 Sekunden

    Katholischer Terror in Deutschland:

    Ungefähr 7’410’000 Ergebnisse (0.25 Sekunden)

    Beruhen die Abweichung zwischen Mecklenburg und Deutschland auf dem verstärkten Bau von Minaretten?

    Dass Sie sich bedroht fühlen kann ich aufgrund der Ergebnisse nachvollziehen.

    P.S. hier ein paar Hilfsmittel für Ihren Hamster:

    http://kress.de/spotschau/prof.....ts//1.html

    http://kress.de/spotschau/spot.....201/3.html

  9. avatar

    Serdar Islamischer Terror in Deutschland? Gewöhnen sie sich daran, wir werden milde sein, wenn wir Deutschland übernommen haben *ggg*

    ,,, das ist mir schon klar. Die Kuffar müssen ja für Sie arbeiten. Sonst sähe Deutschland ratzbatz aus wie Anatolien heute, das ein blühender Garten war.

  10. avatar

    Immunsysteme müssen ständig von Viren und Bakterien bombardiert werden, um sich zu etablieren und wirkungsvoll Gegenkräfte mobilisieren zu können.
    So kann ich die Debatte als ein notwendiges Bombardement auf die demokratischen Spielregeln verstehen, die im widerstreitenden gesellschaftlichen Diskurs ihre Widerständigkeit gegen allzu einfache Lösungen unter Beweis zu stellen haben.
    Vier Jahrzehnte Kinderrechtsbewegung lauerten unter der Oberfläche, und ein Gerichtsurteil aus Köln reichte aus, um ein längst fälliges Thema für alle sichtbar zu machen.Gut für unser Immunsystem,dass es nun aus allen denkbaren und denkwürdigen Perspektiven betrachtet und debattiert wird.Gut auch für die Kinder, die es betrifft.Schließlich können sie ja noch nicht für sich selbst reklamieren, dass sie keine „Verfügungsmasse“ sind.

  11. avatar

    @Stolzdoitscher

    … nein, deutscher Volkssport ist kegeln. Möglichst viele mit einer Kugel treffen.

    Kugeln? Ok ich gebs zu, man hat die Waffen perfektioniert.

    Islamischer Terror in Deutschland? Gewöhnen sie sich daran, wir werden milde sein, wenn wir Deutschland übernommen haben *ggg*

  12. avatar

    Serdar: …immerhin erkennen selbst Sie, dass das eine, mit dem anderen zu tun hat. Ist ja schon ein Fortschritt.
    Nun ja das Zündeln ist ja sowas wie ein deutscher Volkssport gell

    … nein, deutscher Volkssport ist kegeln. Möglichst viele mit einer Kugel treffen.

    Aber zum islamischer terror in deutschland habe ich ungefähr 3’250’000 Ergebnisse (0.41 Sekunden) gefunden.

    Aktuelle Meldung von heute: Islamischer Haßprediger erklärt Deutschland zum Kriegsgebiet

  13. avatar

    @Stolzdoitscher

    …immerhin erkennen selbst Sie, dass das eine, mit dem anderen zu tun hat. Ist ja schon ein Fortschritt.

    Nun ja das Zündeln ist ja sowas wie ein deutscher Volkssport gell 🙂

  14. avatar

    @ Alan Posener

    Ich habe Meme nicht mit Genen verwechselt. Sie haben das unsägliche Vokabular von Viren, Parasiten mit den Memen gemischt und ich hab die Brühe nur ein wenig weitergerührt.

    Mein Großvater war wirklich in der SED und hat mit seiner Familie ’53 „rübergemacht“. Das hat sicherlich seine Kinder und auch in irgend einer Weise mich als Enkelkind mental geprägt. Soweit folge ich Ihnen vielleicht noch, aber wenn Sie mit Viren und Parasiten anfangen, hört’s auf.

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    Die Wirkung des Gerichtsurteils hängt wohl mit dem Verhältnis der Deutschen zu ihrem aus dem Obrigkeitstaat hervorgegangenen Rechtsstaat zusammen. Mit Memen hat das wenig zu tun. Aber wenn die Halbgötter in Schwarz ihr Urteil sprechen, wird er groß der deutsche Mut, wie ich schon einmal ironisch anzumerken pflegte.

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    EJ: Ach, Quark! In Wirklichkeit wollen Sie beschnitten werden. Ohne Betäubung. Geben Sie’s zu.
    Kommen Sie, ich ziehe meine Metzgerschürze an und mache das! Ganz professionell, mit meinem Schweizer Messer, ohne Desinfektion. *lechz* *lechz*
    Aber vorher nehmen Sie ein Bad!

    … *rofl* … nein. Ich fühle mich als Katholik, mit Jesus Christus an meiner Seite, recht wohl. Sie Perversling.

  17. avatar

    Serdar: Ich wehre mich gegen eine Zwangsislamisierung Deutschlands und Europas. Das ist mein Recht und meine Pflicht meinen Kindern gegenüber.
    Da sind sie nicht der einzige. Gestern gab es einen Brandanschlag auf eine Moschee in Hanau.

    … immerhin erkennen selbst Sie, dass das eine, mit dem anderen zu tun hat. Ist ja schon ein Fortschritt.

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    Der Ärger vieler Beschneidungsgegner grundiert eher die unheilvolle Allianz dieser drei Religionen mit ihrem Beharren auf das Recht, blutig und gewaltsam in menschliche Körper (und noch dazu Kinder) eindringen zu dürfen. In Kombination mit dem sofortigen Kotau der Politik vor religiösen Wünschen.

    Und was das „Plötzliche“ der Debatte angeht:

    „Dass nun, nur 12 Jahre nach dem Verbot der Ohrfeige und noch mitten in der rechtlichen Diskussion um FGM auch die Beschneidung diskutiert wird, ist überhaupt nicht “überraschend” oder unzeitgemäß, sondern stellt sich als logische Folge der vorgehenden Diskurse dar. Die Integrität des Kindes wurde schrittweise heraufgestuft, jeweils für normal und kultürlich gehaltene Praktiken hinterfragt. Die altbekannten Reaktionsmuster finden sich nun in der Beschneidungsdebatte: Es sei normal, Kultur, Religion, schon immer so gewesen, harmlos, und: Recht der Eltern auf das Kind. Die Erfahrung mit den bisherigen Diskursen kann zu einem skeptischen Optimismus der Vernunft führen: Im Endeffekt wurde, teilweise nach jahrzehntelangen Kämpfen, das Recht des Kindes erweitert und religiöse Instanzen sowie rachsüchtige Eltern und Lehrer in Schranken verwiesen. Es bleibt zu hoffen, dass sich das im Falle der Beschneidung rascher und zumindest ähnlich effektiv ereignet.“
    Quelle: http://nichtidentisches.wordpr.....es-kindes/

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    und hier ein Witz von Doron Rabinovici

    Fragt ein Christ einen Juden: »Verzeihen Sie, ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber wurden Sie auch beschnitten?« – »Klar, am achten Tag nach der Geburt.« – »Und wie war das für Sie?« – »Was soll ich Ihnen sagen: Ich konnte ein Jahr nicht gehen und noch zwei Jahre danach nicht reden!«

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    „Selbst die möglichen Schmerzen eines Tiers beim Schächten waren wichtiger als die Schmerzen eines acht Tage alten Juden oder eines zwölfjährigen Moslems.“

    Herr Posener!

    Es wird mir ein ewiges Rätsel bleiben, wie Sie sich als Beschneidungsgegner auf der einen Seite beweisen können, jedoch andererseits mit solchen Formulierungen glänzen. Im negativen Sinne.

    Denn das, was Sie zu vermeiden gesuchen, die ‚Aufweichung‘ von Gesetzestexten zugunsten kultureller Phänomene, finden Sie in bester Manier unter $ 4a des Tierschutzgesetz.

    Es muss einen Tag im Leben der Verfasser des Grundgesetzes gegeben haben, an dem das Prinzip, ein Gesetz gelte für alle, für sinnvoll erachtet wurde. Mittlerweile scheint ein anderes Prinzip zu gelten: Jedem sein Gesetz.

    Ich denke, Herr Posener, Ihr Prinzip der Abwägung von Rechten gegeneinander (mit der Sie, wie ich mich zu erinnern glaube, die Schächtung legitimieren, die Beschneidung hingegen nicht) ist zum scheitern verurteilt, wenn es überhaupt kein Recht gibt, das geeignet erscheint, ein anderes zu ‚beschneiden‘.

    In seiner Rede vor dem Ethikrat hat es Prof. Dr. Merkel für mein Verständnis auf den Punkt gebracht: es gibt kein Recht, auf welches man sich berufen könnte, die körperliche Unversehrtheit eines Menschen zu relativieren. Genauso wenig wie es kein Recht gibt, Wirbeltiere unnötig Leid zufügen zu dürfen.

    Ich grüße Sie!

    Stephan

  21. avatar

    Ja aber auch nein. Es ist sicherlich so, dass die große Mehrheit der Bevölkerung, die gegen die Beschneidung Minderjähriger ist, sich nicht ernsthaft mit dem Thema auseinandergesetzt hat und sich ihren Vorurteilen hingibt und sich gefühlsmäßig nach dem Motto äußert „ist ja pervers, was diese religösen Minderheiten mit ihren kleinen Jungs machen“. ABER: wenn man sich ernsthaft bemüht, sich objektiv mit dem Thema auseinanderzusetzen, kann man auch trotz allem zu dem Schluss kommen, dass es für die Beschneidung aus religiösen Gründen keine besondere Erlaubnis geben sollte. Die Tatsache, dass bei der spontanen Ablehnung der Beschneidung häufig antisemitische Meme und/oder allgemeine intolerante, rechte Einstellungen am Werke sind, entwertet in keiner Weise die vernünftigen Argumente gegen die Beschneidung. Manchmal muss man es aushalten, einige der gleichen Ziele zu verfolgen, wie viele falsche Freunde. Es kommt auf die bessere Argumentation an.

    Sehr aufschlussreich: Jewish mother Miriam Pollack speaks frankly about her experiences and studies on circumcision.
    http://youtu.be/HfnqN3YgTd8

  22. avatar

    „Kaum aber hatte das Kölner Gericht das „Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit“ in Anschlag gebracht, verbreitete sich die Beschneidungskritik wie eine Grippewelle. Das perfekte Beispiel von Viralmarketing.
    Die Frage aber ist folgende, und damit schließen wir an die Überlegungen zum Kaftanjuden an: Warum versagt bei manchen – bei so vielen – das Immunsystem?“

    Halte die „Beschneidungsdebatte“ für einen rechtspopulistischen Trend, der vielen als solcher unbewusst blieb. Ein Staatsbeamter auf mittlerer Ebene, dem ich an die Facebookpinnwand schrieb, für mich sei diese generelle Diskussion Ausdruck eines rechtspopulistischen Trends, „entfreundete“ meinen Nick schockiert. Er muss wirklich davon gekränkt gewesen sein und hat wohl im Traum nicht daran gedacht, eine solche Haltung könnte als antisemitisch wahrgenommen werden. Dabei argumentierte er als Religionsloser mit aggressivem Hang, Religionen ihre Daseinsberechtigung grundsätzlich abzusprechen. Ich glaube, auch sogen. „Intelligente Menschen“ sind oft zu dumm, nicht nur ihnen gemäßen Trends hinterherzulaufen, sondern tiefer nachzudenken, bevor sie reden. Selbstkritik scheint nicht allzu hoch im Kurs zu sein. Dafür hat rechtspopulistischer Mumpitz in Zeiten der Weltwirtschaftskrise Hochkonjunktur. Ionescos Nashörner nehmen zu. Im Zoo wären sie mir lieber. Aber man kann nicht alles haben.

  23. avatar

    Warum versagt bei so vielen das Immunsystem?

    Weil viele schlicht nicht logisch denken können und dann in Kombination mit diesem Mangel auch noch das Wesensfremde als bedrohlich empfinden.

    Eine Logik kann ich aber weder bei den Befürwortern, noch bei den Gegnern der Beschneidung erkennen, nur sehr viel Stimmungsmache.

    Derweil muss ich als „Beschnittener“ bald wieder als Artfremd betrachtet zu werden und nachweisen, dass meine Beschneidung medizinisch indiziert war, wenn die Diskussion weiter so entartet.

    Unfassbar! Ich empfehle „Hitlerjunge Salomon“ als Adjuvanz zum Impfstoff Religiöse Toleranz.

  24. avatar

    Sie haben Recht, Parisien. Das Niveau der Diskussion ist deutlich niedriger als in den vergangenen Wochen. EJ rastet aus. 68er verwechselt Gene und Meme. Alle sehr gereizt. Offensichtlich habe ich einen Nerv getroffen.

  25. avatar

    So viel plötzlich aufkeimende Fürsorge für jüdische und muslimische Kinder irritiert tatsächlich, finde ich. Aber die Mem-Erklärung erscheint mit zu einfach.

    Es ist, glaube ich, bei meinen bisherigen bescheidenen Beiträgen hinreichend klar geworden, daß mein Interessensschwerpunkt eher nicht im Religiösen liegt. Was mich aber schon interessiert, ist, was Menschen, auch Ultrareligiöse, bewegt. Ich habe einige langjährige Freunde, die so „drauf“ sind und ich kann deren Motivationen nachvollziehen. Sie setzen eben andere Prioritäten, als ich.

    Ich denke, die Verunsicherung der eigenen bisherigen bequemen Position ist Grund für diese Gleichschaltung von Meinungen: Juden sind – angesichts der ultraorthodoxen Beschneidungspraxis – also doch nicht so zivilisiert, wie man immer dachte (oder denken wollte?).
    Es wird sich auf den verbliebenen Wertekanon, natürlich ganz säkular-vernünftig-rational, zurückgezogen und der, sowieso aufgesetzte, Philosemitismus verdunstet dabei als erstes.
    Religiöse Christen z.B. sind da wohl eher in der Lage, Einfühlung zu zeigen. Z.B. auch in die als solche empfundene Bevormundung.

  26. avatar

    @EJ

    Ach, Quark! In Wirklichkeit wollen Sie beschnitten werden. Ohne Betäubung. Geben Sie’s zu.

    Ich glaube sogar, er ist ein Krypto-Musel, der einen auf Katholiban macht 🙂

  27. avatar

    Anzumerken ist meiner Meinung nach, dass doch alle gängigen antisemitischen Klischees von solchem handeln, was Juden angeblich den Nichtjuden antun bzw. antun wollen. In der Beschneidungsdebatte geht es dagegen um das, was Eltern/Religionen/Traditionen tatsächlich ihren Kindern antun.

    Nun gibt es mit Sicherheit den Typ des selbstgerechten Deutschen, der gegen die Beschneidung nöhlt, aber dabei im Grunde froh ist, dass Juden (und Muslime) ihre Söhne beschneiden, damit er was zum Nöhlen hat. Aber dieser Typ war schon vor der Debatte Antisemit (und wird es auch bleiben, egal wie und wann die Debatte endet).

    Vielleicht liege ich auch falsch, und es haben zur Zeit Hunderttausende ein „Kaftanjudenerlebnis“, was dann einen gewaltigen antisemitischen Schub auslösen könnte. Aber noch habe ich die Hoffnung, dass es der großen Mehrheit der Beschneidungsgegner nicht um den Hass auf die Juden geht, sondern um die Rechte der Kinder.

  28. avatar

    Zur Vorbereitung auf das Gespräch beim Mittagessen – was habe ich gelernt in der bisherigen Diskussion:

    Fummelt jemand mit dem Messer am Penis eines Kindes und lutscht den Penis ab, um sich sexuell zu erregen, ist das Missbrauch.

    Fummelt jemand mit dem Messer am Penis eines Kindes und lutscht den Penis ab, um sich religiös zu erregen, ist das eine schützenswerte heilige Handlung.

    Das Kind interessiert in beiden Fällen nur als Erregungsgegenstand.

    Bon appétit allerseits!

  29. avatar

    @ derblondehans: mir missfällt der ‘Dhimmi’-Status

    Ach, Quark! In Wirklichkeit wollen Sie beschnitten werden. Ohne Betäubung. Geben Sie’s zu.

    Kommen Sie, ich ziehe meine Metzgerschürze an und mache das! Ganz professionell, mit meinem Schweizer Messer, ohne Desinfektion. *lechz* *lechz*

    Aber vorher nehmen Sie ein Bad!

  30. avatar

    @Stolzdoitscher

    Ich wehre mich gegen eine Zwangsislamisierung Deutschlands und Europas. Das ist mein Recht und meine Pflicht meinen Kindern gegenüber.

    Da sind sie nicht der einzige. Gestern gab es einen Brandanschlag auf eine Moschee in Hanau.

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    R.Z Was würde z.B. der BlondeHans, der gerne mal muslimische oder vermeintlich muslimische Gepflogenheiten anprangert, dazu sagen?

    … mir sind Mohammedaner egal. Auch deren Vorhaut. Nur – ich bin den Mohammedanern nicht egal.

    Mohammedaner erklären mich, als nicht ihrer Religion zugehörig, zum Menschen zweiter Klasse, zum ‚Dhimmi‘. Gar zum Feind, wenn mir der ‘Dhimmi’-Status missfällt.

    Und mir missfällt der ‘Dhimmi’-Status.

    Werter R.Z. + Gleichgesinnte, merken Sie nicht den Unterschied? Das muss doch nun auch endlich mal bei Ihnen ankommen. Ich glaub‘ mein Hamster bohnert.

    Ich wehre mich gegen eine Zwangsislamisierung Deutschlands und Europas. Das ist mein Recht und meine Pflicht meinen Kindern gegenüber.

    Ich fordere eine Volksabstimmung, einen demokratischen Volksentscheid, zum ‘Beitritt’ oder Nicht-‘Betritt’ der Türkei in die EU und auch zu Fragen der Einwanderung von abermillionen Mohammedaner.

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    Sehr geehrter Herr Posener,

    da Sie meinen Namen kennen, können Sie im Internet nachgooglen, dass ich bereits im Rahmen der Burkadebatte dafür plädiert hatte, auch Beschneidungen von Jungen strafrechtlich zu ahnden.

    Wahrscheinlich war ich schon damals durch diese ominösen Meme infiziert. Irgendjemand in meiner Familie war sicherlich mal in irgend einer NS-Organisation tätig. Ganz sicher jedoch mein Großvater Mitglied in der Partei (SED).

    Jedenfall werde ich von diesen antisemitischen Rechts- bzw. Linksfaschisten wohl solch ein antisemtisches Mem verebt bekommen haben. Gut dass Sie mich darüber aufgeklärt haben.

    Ich bitte nun um konstruktive Hinweise, wie man unsere ansonsten so gesunde Weltbevölkerung vor Elementen (Parasiten?) wie mir schützen kann?

    Mit herzlichem Gruß

    Ihr 68er

    P.S.: Ich bin mir mittlerweile ziemlich sicher, dass Herr Latasch im Ethikrat das gekürzte Video der Beschneidung des Sohnes von Avigdor Eskin gezeigt hat.
    Herr Eskin scheint in der BRD ziemlich unbekannt zu sein. In Russland und Israel scheint er allerdings eine gewisse Bekanntheit zu haben, da er vor der Ermordung Yitzak Rabins zusammen mit anderen Ultraorthoxen eine Art „Fatwa“ gegen diesen ausgesprochen hatte.

    http://www.haaretz.com/weekend.....n-1.323092

    http://www.n-tv.de/politik/Eth.....44241.html

  33. avatar

    Bei der Entstehungsgeschichte dieses Themas haben Sie etwas unterschlagen: Es war nicht so, dass das Urteil gefällt wurde und ein Jubelsturm losbrach, weil sich gefesselte Gefühle endlich untenrum freimachen durften. Stattdessen brach das los, wa sman einen Shitstom nennt, die Rede war z.B. davon, dass „jüdisches Leben unmöglich würde“ durch dieses Urteil, und man deshalb geschlossen auswandern müsse. Nicht etwa, dass die religiösen Rituale sich durch dieses Urteil ändern müssten, was wenigstens zutreffend wäre, sondern dass das Leben unmöglich, der Tod also zwingend wäre. Wenigstens mich hat dieser Alarmismus aufgeweckt, allerdings nicht im Sinne der Alarmisten. Sondern ich fand, dass man so nicht mit den Richtern und dem Grundgesetz umspringen darf, jedenfalls nicht als öffentlicher Funktionär, der sich bei anderer Gelegenheit zurecht auf ebendieses Grundgesetz beruft.

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    …Was die Antisemiten angeht: die nehmen die Beschneidung als „Pars pro toto“. Ein Grund für uns, sie nicht ebenfalls als Pars pro toto zu nehmen, sondern den Antisemiten auch hierin zu widersprechen.

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    Ein Gedankenexperiment, das niemandem weh tut: Wenn wir für einen Augenblick annehmen wollen, dass die Beschneidungsgegner in der Sache recht haben, dass die Beschneidung kleiner Jungs (jünger als 14 Jahre) grundgesetzwidrig, schmerzhaft, problematisch und also am besten abzuschaffen wäre, dann wäre doch nicht die Frage, warum sie sich jetzt, mithilfe des Kölner Urteils und seinem „viralen Marketing“, vom Thema haben anstecken lassen, statt weiterhin auf ihr „Immunsystem“ der Problemverdrängung zu hören, sondern vielmehr, warum sie es nicht seit 1949, dem Jahr des Inkrafttretens des Grundgesetzes, regelmäßig thematisiert haben. Denn seit diesem Zeitpunkt ist die Beschneidung widerrechtlich, wenn die Beschneidungsgegner recht haben. Für diese angemessenere Frage gäbe es eine Reihe von Antworten, aber sie wurde im Text ja nicht gestellt. (Ende des Gedankenexperiments.)

    Halt, eins habe ich noch: Nehmen wir an, der liebe Zufall (oder Gott) hätte verfügt, dass nicht die Juden, sondern nur die Muslime ihre Jungs beschneiden sollen. Die Juden würden z.B. nur symbolisch beschneiden, taufen oder was auch immer für einen Initiationsritus praktizieren. Welche Stimmen wären dann zu vernehmen? Was würde z.B. der BlondeHans, der gerne mal muslimische oder vermeintlich muslimische Gepflogenheiten anprangert, dazu sagen? Was würden die Weisen von der Achse des Guten dazu sagen, oder Experten wie z.B. Jörg Lau? Würde die Verteidigung so vehement ausfallen wie jetzt? Übrigens kommt die muslimische Tradition in Ihrem Text überhaupt nicht vor, bildet aber die Mehrheit der Fälle und den Anlass des Urteils, so dass man sie immerhin erwähnen könnte. (Ende auch dieses Gedankenexperiments.)

    Ansonsten kann ich mich nicht nur EJ, sondern diesmal auch Parisien anschließen.

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    Man erlebt ja so einiges im Lauf der Jahre, wenn man solche Debatten verfolgt. So ist man gewohnt, dass Israelkritiker schnell zu Antisemiten gemacht werden, wobei sie auch oft welche sind. Das ist also gefährliches Fahrwasser für die, die keine sind und auch keine werden wollen.
    Man kann aber nicht hingehen und behaupten, dass Leute, die sich für jüdische und muslimische Kinder einsetzen, ihr „Immunsystem“ verloren haben. Das wäre doch eher der Fall, wenn ihnen jüdische und muslimische Kinder egal wären, sie sagen würden: „Ach, lass die doch mit ihren Blagen machen, was sie wollen, was geht mich das an?“
    Und so war es in der NS-Zeit: Niemand setzte sich wenigstens für die Kinder ein.

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    @ EJ
    Verstehe Sie etwas besser. Die Ironie großartig.

    Gut zum Lesen nebenbei:
    „In anderen Worten, jeder, der sich für die Familie oder traditionelle Werte einsetzt, ist ein Häretiker im Angesicht der willkommenen Korrosion und des Zerfalls dieser Institutionen. Die heutigen Kontroverseprofis reißen nicht kühn die Fundamente einer alten Gesellschaft nieder, während sie sich gleichzeitig überlegen, wie sie eine neue, bessere, Art von Gesellschaft bauen können. Sie beobachten lediglich, wie eine Gesellschaft ihre Orientierung verliert und lachen sich darüber kaputt.

    Echte Kontroversen:
    Wie kann man also diesen Zustand durchbrechen? Wie spricht man die wirklich interessanten und wegweisende Ideen an, ohne gleich in den Strudel scheinheiliger Pseudo-Kontroversen gesaugt zu werden und ohne gleichzeitige Parteinahme für die andere Seite, den verwirrten traditionalistischen Flügel der Gesellschaft? Ich würde sagen: indem man immer wieder rücksichtslos und aufrichtig alles in Frage stellt. Indem man Ideen ernstnimmt. Durch eine tiefe und nachdenkliche Kritik der heutigen Welt und nicht indem man ihr den Stinkefinger oder den Vogel zeigt.

    Die Kontroverse sollte nicht als Ziel der eigenen Auseinandersetzung mit der Welt gesehen werden, sondern als ein mögliches Nebenprodukt der Auseinandersetzung mit ihr und der eigenen fragenden und kritischen Haltung.“

    http://www.novo-argumente.com/.....el/0001191

    hier gefunden:
    http://www.achgut.com/dadgdx/i.....angweiler/

    Ich verhalte mich in Kontroversen so: Ich nehme auch den Standpunkt des Anderen ein, setze seine Brille auf. Es hilft gegen Festfahren. Synapsen sind wie Gleise. Wir merken das, wenn wir von Automatk auf Schaltung umsteigen. Sobald man sich öfter in die Position der anderen Seiten (in guten Kontroversen mehrere) versetzt, verhalten sich die Synapsen mehr wie Weichen.

  38. avatar

    „Die Neue Welt“ ist tatsaechlich eine „neue“ Welt – die Erloesung von den ethnischen Alptraeumen des Nahen Ostens und Europas. Auf die Frage: „What are you?“ Anwortet der Nordamerikaner (USA & Kanada): „I’m Scotch-Irish, German and Lipan-Apache!“ In Lateinamerika oder der Karibik – stellt man die Frage nicht – man sieht sie: Die asiatischen Augen von den Indianern, das „harte“ Haar von Afrikanern (Hugo Chavez, Praesident von Venezuela). Dort wo es europaeische Immigration gab – in Suedbrasilien, wird die Frage: „Was sind sie ?“ gar nicht verstanden – wie in Nordamerika. „Ich bin Brasileiros!“ ist die Anwort. Dann muss man Fragen: „Wo sind ihre Urgrosseltern her ?“ „Ach so! Von den Azoren, Deutschland und Italien!“ — Und da sind MILLIONEN bei denen auch erwaehnt wird:“ We had a Jew in the family back in the 19th century!“ Die „Hispanics“ in New Mexico and Colorado/USA erfahren jetzt von Dukumentenforschern – dass ihre Vorfahren von Spanien im 17ten Jahrhundert – Sephardische Juden waren – welche sich spaeter mit den Mestizen vermischt haben („no wonder- my grandmother always lighted candles on Friday and turned the statue of the Holy Mother to face the wall!“) Von den 5.5 Millionen Juden in USA, ueber die Haelfte heiraten „Nichtjuden“ und die Kinder in diesen Ehen werden zu zwei Drittel nicht in der juedischen Religion or Ethno-Kultur erzogen. Also in der Neuen Welt ist das ethnische „Problem“ schon fast verschwunden… Alle meine „Pasiones“ waren integrierte Indianerinen oder Mestizinen. Das ergab sich schon aus praktischen Umstaenden in meiner sozialen Umgebung -alle jungen, schoenen und interessante Frauen waren Indianerinen und Mestizinen . Genau wir diese zwei – sieh youtube Video: LA HIJA DEL MARIACHI CANTA ADORO ( Mestizin) und Video: ASI ES LA VIDA ORQUESTA CARAMELO (Indianerin)…) Davon hat im Karl May nichts gelesen..

  39. avatar

    Sehr geehrter Herr Posener,

    ich halte Ihren Versuch, die aktuelle Debatte anhand eines aus der Genetik abgeleiteten Bildes, zu diskutieren, als absolut unverantwortlich. Es geht hier nicht um irgendwelche Gene, Viren oder Parasiten. Es geht auch nicht um Immunsysteme, Abwehrsysteme oder den „gesunden Volkskörper“.

    Ihr Versuch, diese Debatte in dieses braune Fahrwasser zu lenken, ist äußerst unseriös und unter Ihrem Niveau und eigentlich auch unter Ihrer Würde.

    Ihr 68er

  40. avatar

    @ Sedar: Die “freiheitliche” (!) Gesinnung der Gesellschaften in Europa ist also nicht so verankert

    Sicher. Eigentlich müssten wir jeden, der sein Kind, seine Frau, wenn auch immer er missbraucht und misshandelt, voll unterstützen. Besonders dann, wenn Missbrauch und Misshandlung mem-gesteuert, als „Baustein einer Weltanschauung“ erfolgt. Das wäre freiheitlich.

    Dass wir „Bausteine einer Weltanschauung“ wie Todesstrafe, Prügelstrafe, Vergewaltigung in der Ehe und … und … und … abgeschafft haben, war völlig falsch. War besonders dann völlig falsch, wenn die Abschaffung mem-gesteuert, als „Baustein einer [alternativen] Weltanschauung“ erfolgte.

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    @ Alan Posener
    „Warum versagt bei manchen – bei so vielen – das Immunsystem?“

    Ich glaube, es versagt wegen der Bilder. Das, was vorher abstrakt war und verdrängt wurde, tritt durch Beschreibungen (FAZ: Jacobs Beschneidung) oder Filme (Siehe letzte comments 68er, Ihr voriger Posten) in einen Vorstellungsbereich ein, in dem der Säugling im Mittelpunkt steht und über dem, der einer Religion angehört, hier der jüdischen. Den muslimischen Jungen haben Sie oben älter gemacht, bislang war er vier bis fünf.
    Mit diesem Film, den ich selbst mir erspart habe, ist man bei dem angelangt, was Sie „Kaftanjude“ nennen, der Orthodoxie. Selbst gestandene Zionisten wie z.B. Leon de Winter haben für die Orthodoxie wenig übrig und machen sich in ihren Büchern darüber lustig. Es sind Verhältnisse, wo Frauen und Männer noch getrennt sitzen können. Diese Orthodoxie finden wir ja in abgewandelter Form wieder in muslimischen Milieus wie auch im Christentum, z.B. bei den Amish, um nur ein Beispiel zu nennen. Bislang haben die Amish allerdings noch keinen Attentäter hervorgebracht, während der Mörder von Yitzhak Rabin in diese Kreise gehörte. Der Reflex, davor zurückzuschrecken, ist daher absolut nachvollziehbar, denn hier greift ein anderes Immunsystem: Das, was vor orthodoxen Verirrungen warnt. Da der Vormarsch der Orthodoxie in Israel unübersehbar und vermutlich demographisch erwünscht ist, komme ich zu meinem ursprünglichen Punkt zurück: Die Debatte muss innerjüdisch geführt werden, zwischen den Modernen und den altertümlich Wirkenden. Wenn allerdings die Modernen in die Defensive geraten, sollte man ihnen wohl beispringen, genauso, wie man Muslimen beispringen muss, die an die Wand gefahren werden, wenn sie aus herkömmlichen Strukturen ausbrechen. Dabei muss man sich daran erinnern, dass die Großen der Religion immer aus herkömmlichen Strukturen ausbrachen, angefangen bei Abraham.
    Man kann daher jemanden, der in dieser Sache eine Einstellung pro Kind und gegen orthodoxe Sitten vertritt, nicht als Antisemiten bezeichnen. Sein „Immunsystem“ hat nicht versagt, sondern ist im Gegenteil angesprungen, wobei es schon auf dunkelgelb stand. Militante Abtreibungsgegener in den USA, die Verhaftung und Verurteilung von Pussy Riot in Russland, die Anerkennung der Piusbruderschaft wie auch Israels Rechtsruck haben es längst angeschoben. Es heißt manchmal, man würde so ähnlich wie seine Feinde. Diese Tendenz ist nicht nur in Israel, sondern auch im ausufernden Überwachungsapparat in den USA zu beobachten. Man opfert die Freiheit für scheinbare Sicherheit.

  42. avatar

    Warum versagt bei manchen – bei so vielen – das Immunsystem?

    Die Antwort haben Sie bereits gegeben:

    Das perfekte Beispiel von Viralmarketing.

    Und wenn ich Sie an den (nicht ausgeführten) Kauf Ihres TVs bei Media oder Saturn erinnern darf.

    Das virale Marketing mit 0% Zinsen funktioniert immer noch.

  43. avatar

    @ Alan Posener: Der Kern des Antisemitismus ist das Gefühl der Wesensfremdheit „des Juden“.

    Aha. Sie hatten – viral infiziert: Artikel um Artikel, Text um Text – nicht genug Verständnis für Kindesmissbrauch. Weil Ihnen die katholische Kirche wesensfremd ist.

    OK. Kann vorkommen. – Neue Woche, besserer Text!

  44. avatar

    @Alan Posener

    Kaum aber hatte das Kölner Gericht das „Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit“ in Anschlag gebracht, verbreitete sich die Beschneidungskritik wie eine Grippewelle. Das perfekte Beispiel von Viralmarketing.

    Tja nicht nur hier, auch in Europa denkt man über Verbote nach. Ist das nicht erschreckend? Als in der Schweiz Minarette verboten wurden, gab es auch hier und anderswo Überlegungen es den Schweizern gleich zu tun.

    Die „freiheitliche“ (!) Gesinnung der Gesellschaften in Europa ist also nicht so verankert, wenn plötzlich bei einem Verbot von was auch immer jeder Blut geleckt hat. Verbote sind anscheinend sehr verlockend, wenn es um Muslime und Juden geht. Bei Muslimen ist man nur etwas mutiger.

    Wozu bringt mich diese Beobachtung? Dazu das morgen die Leute, die einen unterstützen, für die Rechte einstehen (sowohl Juden als auch Muslime), in den Rücken fallen könnten. Es gibt keine Garantie. Das ist keine theoretische Erwägung, nein das ist eine wirkliche Angst, eine Befürchtung, die ich habe.
    Das zeigt mir, das abgesehen von Ausnahmen, man auf sich selbst gestellt ist. So einfach und banal.

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