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Soziale Kränkungen machen krank

Ein Gastkommentar von Prof. Dr. Gerald Hüther, Gehirnforscher:

Jetzt haben die Hirnforscher endlich herausgefunden, dass es im Gehirn eines Menschen, der sich gekränkt fühlt, weil er in einer sozialen Gemeinschaft ausgegrenzt wird, zur Aktivierung der gleichen neuronalen Netzwerke kommt, die auch immer dann aktiviert werden, wenn er körperliche Schmerzen empfindet. Jeder, der im Elternhaus, in der Schule oder im Beruf diese traurige Erfahrung machen musste, dass er so, wie er ist, nicht „richtig“ ist, muss diesen Schmerz also irgendwie unterdrücken.

Gelungen ist das den meisten Menschen mehr oder weniger gut. Aber um welchen Preis? Weiterlesen

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Was ist die Moderne? Erster Versuch: Die Moderne bedeutet die Heiligkeit der Fakten

Als Deborah Lippstadt im Verleumdungsverfahren freigesprochen wurde, das David Irving gegen sie angestrengt hatte, weil sie ihn einen Holocaustleugner genannt hatte, sagte sie, das Urteil sei „a victory for the sanctity of facts“. Denn Irving hat in der Tat, wie das Gericht feststellte, den Holocaust verschiedentlich geleugnet.
Mir scheint, das wichtigste Kennzeichen der Moderne ist diese „Heiligkeit der Fakten“. Sie widerspricht keineswegs jenem anderen Kennzeichen der Moderne, der durch Karl Popper formulierten Relativität aller Theorien. Denn das eine bedingt das andere. Da Fakten absolut sind, kann jede Theorie widerlegt werden, wenn die Fakten nicht zur Theorie passen. Das ist weder trivial noch selbstverständlich. Weiterlesen
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Matthias Matussek, der Papst und die Moderne

Mein Freund und Kollege Matthias Matussek hat im „Spiegel“ seinem Papst Joseph Ratzinger zum 85. Geburtstag gratuliert. Dieser Artikel ist lesenswert – nicht, weil er besonders originell wäre, sondern weil er den Hauptantreib des modernen Salonkatholizismus aufs Schönste offen legt.

http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,827594,00.html

Die Kernpassage dieser Suada lautet:

„Ja, meine tiefe Überzeugung ist, dass die Kirche der Ort sein sollte, wo wir uns dem Hochmut der Moderne entziehen dürfen. Aufatmend die Ohren verschließen vor dem Geplärr der nächsten Welterklärung, des nächsten Systemsturzes, der nächsten Fünf-Minuten-Mode, der nächsten Sau, die durchs Dorf rennt, und sich stattdessen der ewigen Wahrheit zuwenden. Weiterlesen

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Was Günter Grass umtreibt

Ach ja, Günter Grass. Über sein „Gedicht“ zur israelischen Atombombe brauchen wir keine weiteren Worte zu verlieren. (Dennoch erscheint in der „Welt“ vom Mittwoch ein Artikel von mir zum Thema.)

Das Merkwürdige ist ja, dass alle Versuche, ihn in ein Schema – immer schon Nazi und Judenfeind gewesen, siehe seine Mitgliedschaft in der Waffen-SS, oder immer schon Islamversteher gewesen, siehe seine Reaktion auf die Mohammed-Karikaturen, oder immer schon ein Weichei gegenüber dem Kommunismus, siehe seinen Widerstand gegen die Wiedervereinigung – zu pressen, an der Komplexität des Menschen Günter Grass scheitern. Weiterlesen

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Krank machende Beziehungserfahrungen

Ein Zwischenruf des Hirnforschers Gerald Hüther:

Jetzt haben die Hirnforscher endlich herausgefunden, dass es im Gehirn eines Menschen, der sich gekränkt fühlt, weil er in einer sozialen Gemeinschaft ausgegrenzt wird, zur Aktivierung der gleichen neuronalen Netzwerke kommt, die auch immer dann aktiviert werden, wenn er körperliche Schmerzen empfindet. Jeder, der im Elternhaus, in der Schule oder im Beruf diese traurige Erfahrung machen musste, dass er so, wie er ist, nicht „richtig“ ist, muss diesen Schmerz also irgendwie unterdrücken.

Gelungen ist das den meisten Menschen mehr oder weniger gut. Aber um welchen Preis? Weiterlesen

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Gedanken zur Karwoche: Die christlichen Kirchen und der Staat Israel

In meinem Arbeitsvertrag heißt es gleich in Paragraf zwei: „Die Zeitung hat folgende grundsätzliche Haltung: …“ es folgen die berühmt-berüchtigten fünf „Springer-Essentials“, zu denen unter Punkt zwei gehört: „Das Herbeiführen einer Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen, hierzu gehört auch die Unterstützung der Lebensrechte des israelischen Volkes“.

Es versteht sich von selbst, dass mit dieser grundsätzlichen Haltung des Verlags eine Kritik der jeweiligen israelischen Regierung und ihrer Politik durchaus vereinbar ist, ja dass eine solche Kritik im Interesse der Lebensrechte des israelischen Volkes geboten sein kann. Weiterlesen

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