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Anders Breivik als Theoretiker und Propagandist der Neuen Rechten

Bei der Diskussion um den Massenmord in Norwegen gilt es festzuhalten: Anders Behring Breivik ist ein politischer Attentäter. Ein Propagandist der Tat.

Das schließt nicht aus, dass er auch ein Psychopath ist. Jedoch darf die möglicherweise gerichtlich relevante Frage seiner geistigen Verfassung nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei den Anschlägen in Norwegen um eine politische Aktion handelte.

Um meinen Standpunkt anhand eines historischen Beispiels deutlicher zu machen: In meinem ersten Semester an der Universität lernte ich – flüchtig – Ulrike Meinhof kennen. Das war kurz vor ihrem Untertauchen.

Ich gewann damals den Eindruck, dass sie schwer gestört war. Und womöglich muss man, um das zu tun, was die RAF-Leute getan haben, sich in einem psychisch anormalen Zustand befinden.

Allerdings kamen die Gerichte in allen bundesdeutschen Terror-Verfahren zum Ergebnis, die Angeklagten seien durchaus schuldfähig. Und auch die bundesdeutsche Neue Linke betrachtete und betrachtet die RAF als Teil von sich; sei es, dass einige damals „klammheimliche Freude“ über die Morde der „Genossen der RAF“ empfanden, sei es, dass einige „Solidarität mit den politischen Gefangenen“ übten, sei es, dass viele heute im Rückblick erschauern, weil sie eben einen Zusammenhang zwischen radikalem Denken und radikalen Handlungen erkennen.

Ideen haben Konsequenzen. Worte haben Folgen. Wer diesen Zusammenhang nicht sehen will, gilt heute nicht einmal in linken Kreisen als wirklich ernst zu nehmen.

Umso bezeichnender ist es, dass die neurechten Maulhelden, aus deren Dunstkreis Anders B. hervorging, und die ihn zu den Ihren zählten, bevor er das Maulheldentum satt hatte und zur Propaganda der Tat schritt, nun gar nichts mit ihm zu tun haben wollen, keinen Gedanken auf Selbstkritik verwenden, sich vielmehr in bekannter Manier wehleidig schon jetzt als Opfer des linken „Mainstreams“ und jener „Kulturmarxisten“ hinstellen, die Anders B. absolut folgerichtig seinerseits als Opfer heraussuchte. (Mit seinen Mentoren hatte er nämlich auch gemeinsam, dass „der Islam“ als Feind eine abstrakte Chiffre bleibt, während der eigentliche Hass denjenigen gilt, die verdächtigt werden, den Islamisten den Weg zu bereiten. Eine Haltung, die wir vom Stalinismus und vom McCarthyismus her kennen.)

Dabei waren sie – die Kritiker linken „Gutmenschentums“ – immer schnell dabei, wenn es darum ging, „den 68ern“ vorzuwerfen, ihre Ideen hätten zum Terror geführt.

Die Muslimfeinde, deren Ideen Anders B. zu seiner Tat bewegten, sind auch bei jeder islamistischen Terrortat immer schnell mit der Forderung zur Hand, „die Muslime“ müssten sich davon eindeutig und glaubhaft distanzieren.

Und natürlich geht ihnen keine Distanzierung je weit genug. Die Forderung, auch sie müssten sich nun glaubhaft von der Tat des Anders B. distanzieren, weisen sie hingegen weit von sich.

Aber es gibt natürlich einen Zusammenhang zwischen dem Islam und dem spezifisch islamischen Terror, und es ist darum richtig, dass Imame und Sprecher der Muslime nicht nur die jeweiligen Taten verurteilen, sondern auch jene spezifische Perversion des Islam, die zum Terror führt, ausdrücklich und offen verurteilen.

Und es gibt einen Zusammenhang zwischen der Neuen Rechten und den Terror-Attentaten in Norwegen. Ideen haben Konsequenzen. Worte haben Folgen. Wer das leugnet, verwirkt den Anspruch, ernst genommen zu werden.

Anders B. hat sich selbst sehr eindeutig in der neurechten Szene verortet und einige sehr interessante Bemerkungen zur Theorie und Praxis dieser Bewegung gemacht. Auf S. 13 seiner gesammelten Beiträge für „Document No“

http://www.scribd.com/doc/60705175/Anders-Breivik-From-Document-No

schreibt er – ich übersetze aus der schlechten, womöglich maschinellen englischen Übersetzung:

„50 Jahre Anstrengungen der ethnozentrischen Organisationen / Bewegungen (1960 – 2009) haben zum völligen Scheitern geführt. Wir wissen das, und eine weitere Fokussierung auf diese Strategien wird nur kontraproduktiv sein und der norwegischen und europäischen konservativen Bewegung schweren Schaden zufügen.“

Unter „ethnozentrischen“ Organisationen versteht Breivik die Alte Rechte, die explizit rassistisch und explizit antisemitisch ist. Als Beispiel nennt er die British National Party / National Front. Solche Organisationen würden nie mehr als 10 Prozent der Bevölkerung hinter sich vereinen können.

„Man kann Rassismus (Multikulti) nicht mit Rassismus bekämpfen“, schreibt er. „Der Ethnozentrismus ist also genau dem entgegengesetzt, was wir erreichen wollen.“ Stattdessen müsse man die „Wiener Schule“ als „ideologische Basis“ wählen: „Das bedeutet Widerstand gegen Multikulturalismus und Islamisierung (aus kulturellen Gründen). Alles ideologische Argumente, die auf Antirassismus beruhen.“

Dies ist eine äußerst interessante Stelle. Denn wir wissen ja, dass Anders B. als Ziel ein ethnisch homogenes, ideologisch auf einem strengen Christentum und einem ausgeprägten Nationalbewusstsein beruhendes Gemeinwesen vorschwebt – also etwa das Gleiche, was die Alte Rechte will. Jedoch hält er es aus taktischen Gründen – weil expliziter Rassismus nicht mehrheitsfähig ist – für sinnvoller, gegen Islamisierung und Multikulturalismus zu argumentieren, und zwar „aus kulturellen Gründen“, ja den Kampf als „Antirassismus“ hinzustellen und den Muslimen und Multikulturalisten einen – gegen die Europäer gerichteten – Rassismus vorzuwerfen.

„Dies hat sich als sehr erfolgreich erwiesen und erklärt, weshalb die moderne kulturkonservative Bewegung bzw. kulturkonservative Parteien, die die Wiener Denkschule anwenden, so erfolgreich sind: die (norwegische) Fortschrittspartei, Geert Wilders und viele andere.“

Damit hat Breivik das schmutzige kleine Geheimnis dieser Leute ausgeplaudert. Ihr Ziel ist das gleiche wie jenes der alten Neonazis. Aber sie halten es für geschickter, sich als Antirassisten, Verteidiger der Demokratie, Freunde Israels usw. zu tarnen.

Was übrigens den angeblichen Philosemitismus der Neuen Rechten angeht: Ganz abgesehen davon, dass Juden instinktiv – und aus Vernunftgründen – gegen den Nationalismus, gegen ethische, religiöse und kulturelle Homogenität sind, weshalb schon die Ziele dieser Bewegung implizit antisemitisch sind: Indem Breivik immer wieder auf den „Kulturmarxismus“ Schimpft, den er in seinem Manifest explizit mit der Frankfurter Schule in Verbindung bringt, belebt er ein altes, aber noch virulentes antisemitisches Klischee der Alten Rechten und Neonazis, denen zufolge Adorno, Horkheimer, Marcuse und Co. mit ihren Theorien die moralische Widerstandskraft der Deutschen und der Europäer gegen die Kulturhegemonie des verjudeten Amerika brechen wollten.

Dies war übrigens in konservativen Kreisen eines der Hauptargumente gegen die sich auf Adorno, Horkheimer, Marcuse, Reich und Freud sich berufenden 68er.

Es ist nicht ganz klar, was Breivik mit „Wiener Schule“ meint. Zuweilen wird auf das Blog „Gates of Vienna“ verwiesen, wo der von Breivik oft zitierte Blogger „Fjordman“ postet. (Der reagierte auf bezeichnende Weise, indem er schrieb, er sei kein Extremist, es sei denn, man betrachte „eine starke Verpflichtung zur Wahrheit“ als Extremismus.

Und die Wahrheit sei nun einmal, dass ein Bürgerkrieg gegen den Islam bevorstehe. Er habe am Wochenende nach dem Attentat nichts weiter getan als alte Filme geguckt, einen neuseeländischen Pinot Noir getrunken und ein Buch über mittelalterliche Geschichte gelesen, und dies sei „das Extremste, was ich an einem Durchschnittswochenende mache“. Der „Fjordman“ als Nerd: aber das ahnten wir schon, und Anders B. vermutlich auch.)

In österreichischen Medien wird eher vermutet, mit „Wiener Schule“ sei das Modell FPÖ gemeint. Ich halte das auch für wahrscheinlich. Andererseits ist es nicht so wichtig, weil die Übergänge von radikalen Bloggern zu radikalen Parteien zu nicht ganz so radikalen Bloggern, die aber der Meinung sind, diese radikalen Parteien hätten doch nicht ganz Unrecht oder müssten doch wenigstens sagen dürfen, was sie meinen, fließend sind.

Es ist Zeit, dass diese Grenzen klarer gezogen werden. Jeder, der bislang mit den Ideen der Neuen Rechten geflirtet hat, ist gefordert, das Beleidigtsein aufzugeben und sich klar für die offene Gesellschaft und gegen ihre Feinde zu positionieren: Hic Rhodus, hic salta.

 

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165 Gedanken zu “Anders Breivik als Theoretiker und Propagandist der Neuen Rechten;”

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    Ich hätte da auch mal eine Frage in Richtung „Ideen haben Konsequenzen“. Herr Posener, sehen Sie sich mal dieses Video in Ruhe an
    http://www.youtube.com/watch?v.....r_embedded

    Sicher kennen Sie es schon. Eigentlich zeigt es nichts Neues, mordende Muslime. Das übliche eben.
    Die Anführer des mörderischen Mobs wurden vorige Woche verurteilt. Sagenhafte 3 bis 6 Monate Freiheitsstrafe.
    Herr Posener, was glauben Sie von wessen Ideen sich die Mörder haben leiten lassen.
    a) von Broder?
    b) dem Koran, dem unveränderlich letzten Wort Gottes?

    @ Fatih Ersoy
    Wenigstens ich kann Ihnen die Frage der Religionsgemeinschaft beantworten. Die Opfer des Mobs sind Mitglieder der Ahmadyia-Sekte, die sich selbst als Moslems ansehen.

    @derblondehans
    Habe gerade nachgesehen. Wir sind jetzt bei 17527

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    Lieber VolkerStramm,

    ich habe mir schon gedacht, das sie sich sehr schwer tun, ihre Behauptung zu belegen.

    Sie erwecken den Eindruck, das sie die unglückliche Formulierung eines anderen als billige Ausrede nutzen, um leine Belege oder Quellen angeben zu müssen.
    Wenn dem so ist, benehmen sie sich wie im Kindergarten und stehlen uns uns allen wertvolle Lebenszeit. Darüber hinaus diskreditieren sie sich als Gesprächspartner, den man ersnt nehmen kann.

    Kann man sie also ernst nehmen oder sind sie nur „noch ein weiterer Forentroll“?

    Ich wäre immer noch dankbar für eine Quellenangabe und würde sie gerne ernst nehmen können. Aber bitte nicht wieder einen anderen vorschieben als Ausrede.
    Vielen Dank!

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    Lieber Carlos,

    ich wollte den Link schon vorgestern setzen. Aber nach dem Einwurf der verehrten Fatih Ersoy bin ich der Meinung, dass wir erst die Frage aller Fragen klären müssen; nämlich welcher Religion Breiviks Opfer angehörten.
    Bis vor kurzem glaubte ich nämlich, Mord sei Mord, egal welcher Religion die Opfer angehören.
    Durch die aufklärenden Worte des Fatih Ersoy habe ich gelernt, dass man erst dann von Mord sprechen kann, wenn die Religionszugehörigkeit der Toten aufgeklärt ist.
    Im Namen von Fatih Ersoy fordere ich Sie auf, endlich die Religionszugehörigkeit anzugeben.
    Danke

    @Posner
    Es ist mir ein Rätsel wie sie hier behaupten können Breivik habe gemordet, obwohl wir keine Information über die Religionsangehörigkeit der Toten haben.

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    Geerd Wilders führt ein Leben unter ständigen Morddrohungen. Er muss jede Nacht die Wohnung wechseln. Seine Mitstreiterin Ayaan Hirsi Ali wurde unter fadenscheinigen Vorwänden aus dem Land gemobbt. Kurt Westergaard braucht ständig Polizeischutz und einen Fluchtraum in der eigenen Wohnung. Der Filmemacher van Gogh wurde am hellichten Tag abgestochen wie ein Schwein. Seyran Ates wurde niedergeschossen, ihre Klientin ermordet. Während der stadtbekannte Mörder und Faschist frei und unbehelligt in Kreuzberg umherspaziert, kann Thilo Sarrazin dieses selbstverständliche Recht nicht für sich in Anspruch nehmen. Nekla Kelec wurde vom RBB gefeuert, Henryk M. Broder steht unter schwerem Beschuss.

    Sie alle sollten von ihren Irrwegen ablassen und sich stattdessen endlich zur ‚offenen Gesellschaft‘ bekennen, wie z.b. Alan Posener der immerhin schon mal geholfen hat, das 4. Reich zu verhindern:
    Zusammen mit zahllosen Kollegen ist es ihm gelungen, die unmittelbar bevorstehende Machtergreifung Eva Hermans zu verhindern. Immerhin war die auch blond, blauäugig und daher, wie wir heute wissen, wahrscheinlich auch skrupellos.

    Ja, und Volker Beck sollte dringend vom Papst ein klares Bekenntnis zum Katholizismus fordern.

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    @Carlos

    … kommen Sie wieder runter. Kann es sein, dass Fr. H. den Link, warum auch immer, nicht in ihrem Blog haben möchte? Googlen Sie selber. Etwa so: religion of peace – das dann im Land der ‚größten Demokratie‘ der Welt.

    So was. (übrigens heute 18:53 Uhr – 17516)

  6. avatar

    @VolkerStramm

    “…Seit dem 11. September 2001 haben die Muslime in 17506 Terrorakten ungefähr eine Million Menschen ermordet….”
    Sie stellen damit eine für uns alle nichtmal ansatzweise nachprüfbare Behauptung in den Raum. Es ist äußerst unredlich von ihnen, die Frage nach der Quelle dieser Information zu verweigern. Irgendwoher müssen sie ja auf diese Zahlen kommen. Oder ist da nur ein Bauchgefühl von ihnen? Haben sie die Opfer in all den Jahren etwa persönlich gezählt?
    Daher möchte ich sie sehr herzlich um eine Quellangabe bitten.
    Vielen Dank!

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    @Fatih Ersoy

    „… leuchtet mir nicht so recht ein. Was bitte ist denn unpolitischer Terrorismus? Es liegt doch in der Natur der Sache, dass sich terroristische Gewalt erst durch ihre politischen Implikationen von sonstiger Form der Gewaltanwendung unterscheidet.“

    Daraus folgt, dass es sich beim Islam um eine politische Ideologie handelt. Warum sollte man dann den Islam nicht als solche behandeln dürfen?

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    EJ sagt: 28. Juli 2011 um 10:12
    @ Jean-Luc Levasydas
    Zu Ihrer Frage bzw. Ihrem Zitat: die offen propagierte Ausgrenzung einer Religionsgemeinschaft, ohne dass es irgendwann zu Gewalt kommen soll. Und ohne dass die vorgebliche Kritik am angeblichen Hass der Anderen endgültig zu eigenem Hass wird.
    Hass? Unsinn!

    ‚Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.‘ (Markus 2, 17)

    ‚Siehe, den Ungläubigen wird zugerufen werden: ‚Wahrlich, Allahs Hass ist größer als euer Hass gegen euch selber, da ihr zum Glauben gerufen wurdet und ungläubig waret.‘ (Sure 40, Vers 10)

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    @Alt 68 er: Korrektur: „Ich las es eher als Kritik an den Verhältnissen.“ Da ein Buchstabe (Komma) zu viel, dort einer (eins) zu wenig, ich bemühe mich um Besserung.

    Da ich in den nächsten Tagen keinen Internet-Anschluss zur Verfügung habe, muss ich mich zunächst verabschieden.

  10. avatar

    Auserhalb Europas blickt man immer noch sofort nach Deutschland, auch wenn ethnische Konflikte in anderen Euronationen Schlagzeilen machen. Der Brandanschlag vor einigen Tagen in Leverkusen, erschien sofort im Kapitel „Geopolitica“ im Brasiliens Militaerblog DEFESANET. Gerade am 31. Juli wird in Brasilien das Denkmal eingeweiht fuer die Brasilianer welche im Krieg gegen Deutschland 1941-45 fielen: 1,083 Seeleute auf 34 brasilianischen Schiffen welche von deutschen U-Booten versenkt wurden, und 300+ Soldaten des Expeditionskorps Brasiliens, 22,000 der FEB welche 1944-45 gegen deutsche Gebirgsjaeger in Norditalien kaempften.

  11. avatar

    Sie haben Recht, Fatih Ersoy.
    Wir müssen immer schön an
    mathematische Disjunktion, Ausschließlichkeitsprinzip, koexistieren und korrespondieren denken.
    Was halten Sie von den Attentätern des 11. September?
    Waren das Muslime?
    Oder Verrückte?
    Ach so, nur eins ist ja zu wenig; sie waren beides.
    Das verstößt nicht gegen die Denkgesetze, denn „nicht einmal die mathematische Disjunktion ist gleichbedeutend mit einem Ausschließlichkeitsprinzip. In solchen Fällen würde ich sogar behaupten wollen, dass beides nicht nur prächtig koexistiert sondern auch korrespondiert.“

    By the way …
    Ich erbitte höflichst eine Auflistung der Religionszugehörigkeit von Breiviks Opfern.

  12. avatar

    Sie haben Recht, Fatih Ersoy.
    Wir müssen immer schön an
    mathematische Disjunktion, Ausschließlichkeitsprinzip, koexistieren und korrespondieren denken.
    Was halten Sie von den Attentätern des 11. September?
    Waren das Muslime?
    Oder Verrückte?
    Ach so, nur eins ist ja zu wenig; sie waren beides.
    Das verstößt nicht gegen die Denkgesetze, denn „nicht einmal die mathematische Disjunktion ist gleichbedeutend mit einem Ausschließlichkeitsprinzip. In solchen Fällen würde ich sogar behaupten wollen, dass beides nicht nur prächtig koexistiert sondern auch korrespondiert.“

    By the way …
    bitte teilen Sie uns die Religionszugehörigkeit von Breiviks Opfern mit – oder schweigen Sie!
    Ich erbitte höflichst.

  13. avatar

    Danke Fatih Ersoy für diesen Hinweis.

    Auch ich bitte höflichst um …

    .. eine Aufschlüsselung der Religionszugehörigkeit der Opfer von Breiviks Verbrechen.

    Für Ihre Bemühungen bereits im Voraus vielen Dank

    Freundliche Grüße

    Volker Stramm

  14. avatar

    Auf Hinweis von EJ noch mal die Fragen von gestern mit einer Erweiterung:

    Sehr geehrter Herr Posner,

    vielen Dank für Ihre brillante Analyse. Ich freue mich sehr, dass (die absolute Ausnahme im islamophoben Mainstream) Sie nicht nur die Tat werten, sondern auch die Ursachen analysieren.
    Ich würde mich gern mit einer Frage an Sie wenden:
    Seit dem 11. September 2001 haben die Muslime in 17512 (*) Terrorakten ungefähr eine Million Menschen ermordet.

    Was glauben Sie, wessen Schrift die Verbrecher häufiger gelesen haben
    a) Die von Broder
    b) Die des Propheten Mohammed

    Und speziell auf anraten von EJ (27. Juli 2011 um 22:39) stelle ich die Frage
    Wessen Schriften mag Breivik wohl häufiger gelesen haben? (**)

    Für Ihre Bemühungen bereits im Voraus vielen Dank.

    Mit freundlichen Grüßen

    Volker Stramm

    (*)
    Diese Zahl aktualisiert von gestern 17506 auf heute 17512.

    (**)
    Ich weiß zwar nicht was die von EJ ins Spiel gebrachte Frage mit der Ausgangsfrage zu tun hat, aber wenn man ihm so leicht eine Freude machen kann, tu ich das natürlich.

  15. avatar

    Rojas sagt:
    28. Juli 2011 um 03:52

    Und diesem verbalen(!) Widerstand gegen die den islamischen Totalitarismus jetzt die moralische Legitimation abzusprechen, weil ein norwegischer Terrorist unter anderem Islamkritiker indirekt teilweise zitiert, das ist so, als hätte man während des kalten Krieges dem Widerstand gegen den Kommunismus die Legitimation abgesprochen, nur weil der Massenmörder Hitler Antikommunist war und seine Mordtaten u.a. bekanntlich mit einem “Kampf gegen den Bolschewismus” bzw. dem angeblichen Anliegen der “Rettung Europas vor der bolschewistischen Gefahr” rechtfertigte.
    Schöne Grüße vom Blabla-Meter :
    Bullshit-Index :0.52
    Ihr Text signalisiert deutlich: Sie wollen etwas verkaufen oder jemanden tief beeindrucken. Es wirkt unwahrscheinlich, dass damit auch eine klare Aussage verbunden ist – und wenn ja: wer soll das verstehen?

    http://PR-Profis, Politiker, Berater, Werbetexter oder Professoren müssen hier tapfer sein!
    Das BlaBlaMeter entlarvt schonungslos, wieviel heiße Luft sich in Texte eingeschlichen hat
    http://www.blablameter.de/index.php

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    Sorry, aber das da:

    „…Wer hält jemanden nicht für verrückt, der harmloseste Jugendliche bald eine Stunde lang Aug in Aug abknallt? Und wer verharmlost hier, wenn er solches Handeln mit Politik in Verbindung bringt? Man begibt sich damit nämlich gefährlich nahe zum Kreis derer, die Terrorismus als Bestandteil der Politik ansehen.

    Die Trennlinie Politik und Terrorismus muss aber strikt gezogen werden….“

    … leuchtet mir nicht so recht ein. Was bitte ist denn unpolitischer Terrorismus? Es liegt doch in der Natur der Sache, dass sich terroristische Gewalt erst durch ihre politischen Implikationen von sonstiger Form der Gewaltanwendung unterscheidet. Auch ist dadurch ja nicht ausgeschlossen, dass eine solche Tat mit etwaigen Persönlichkeitsstörungen korrespondiert.

  17. avatar

    @Fatih Ersoy

    „b) … auch eine Aufschlüsselung der Religionszugehörigkeit der Opfer hervorgeht und “

    Wieso ist das wichtig?

  18. avatar

    DIE WELTWOCHE liest ‚derblondehans‘ by Starke-Meinungen. 😉

    Die Linke wird den abscheulichen Massenmord dazu nutzen, um die bürgerlichen Protestparteien in Misskredit zu bringen

  19. avatar

    @ EJ

    Kol HaKewod, auf deutsch: Alle Achtung!

    Irgendwann ist doch mal ein Schampus fällig, Kapitalisten hin, Kapitalisten her.

  20. avatar

    „Auf die eine oder andere Art plädieren diese Leute dafür, im Umgang mit dem Islam eine Art Schattenrechtssystem zu etablieren, eine Lex Islam, sei es entweder durch Verbote, sei es, dass man den Islam kurzerhand außerhalb dessen erfasst, was im juristischen Sinne eine Religion ist.“

    Mit Verlaub, aber das ist nun Unsinn. Widerstand gegen totalitäre Weltanschuungen sind kein „Schattenrecht“ sondern ganz offizielles Recht -Artikel 20 Abs 4 Grundgesetz. Googeln Sie mal das Stichwort „Widerstandsrecht“. Was glauben Sie denn, warum es z.B. auch immer wieder Widerstand gegen die Scientology-Church gibt? Tatsächlich wird von islamischer Seie tendenziell das gefordert, was Thomas Steinfeld in der „Süddeutschen Zeitung“ vom 14.01.2010 so formulierte: “ Wer auf Toleranz beharrt, für den kann die Toleranz nicht aufhören, wenn ein anderer nicht tolerant sein will.“

    Das aber wird von vielen Islamkritikern wie Broder, Kelek, Hirsi Ali als inakzeptabel weil auf einen „Selbstmord“ der freien Gesellschaften hinauslaufend empfunden.

  21. avatar

    @EJ

    nach Ihrem aerztlichen Rat, werde ich mir wohl wieder leeches (bloodsuckers) für die Eiterbeulen zulegen.Ich bin noch am ueberlegen, ob ich vietnamesische leeches kaufen (etwas Nostalgiegefuehle an meine Zeit in Vietnam 🙂 )

  22. avatar

    @Alt 68 er: Einige der von Ihnen gestellten Fragen hatte ich auch, nachdem ich Alan Poseners Buch gelesen hatte. Ist es eine Kritik, dass Europa ein Europa der Elite ist oder soll es so sein? (Vergleich Römisches Reich) Wie viel Macht soll Europa überhaupt haben? Ich lass es eher als Kritik an den Verhältnissen.

    Die von Alan Posener vorgestellten Imperien, Imperium Romanum, Byzanz und das Heilige Römische Reich, waren doch keine Mischgesellschaften. Es gab verschiedene Religionszugehörigkeiten, Ethnien, Sprachen usw. Diese lebten mehr oder weniger friedlich nebeneinander. Gerade in Osteuropa im Donau-Reich der Habsburger k. u. k. gab es eben Deutsche, Juden, Polen, Tschechen, Ungarn usw. Sie pflegten ganz normal ihr Kulturgut und ihre Sprache. Erst die Teilung in Nationalstaaten hat diese Gruppen zu Minderheiten gemacht. Es gab plötzlich Ungarn in Rumänien und Rumänen in Ungarn usw., damit unterstanden sie einem fremden Nationalstaat und damit häufig auch in einem Loyalitätskonflikt.

    Sie sagen: „Sie und Ihresgleichen es geschafft, “Volk” zu einem verächtlichen Begriff zu machen . Wodurch definiert sich für sie ein Volk?

    Kulturkampf ist für mich indirekter Rassismus (verschleierter), weil dabei davon ausgegangen wird, dass Menschen die andere Kultur nicht übernehmen können.

  23. avatar

    „…ist nicht mit dieser Tat in Verbindung zu bringen, weil diese Leute in erster Linie GEGEN Terror sind und kämpfen und nicht mit gleichen Mitteln arbeiten – diese Zuschreibung ist defintiv zu einfach und auch z.T. ziemlich ungerecht….“

    Das halte ich für ein Gerücht. Der Terror ist nur ein willkommener Vorwand. Diese Leute würden, wenn sie denn könnten, den Islam am liebsten mit Stumpf und Stil ausrotten.

    „… Wenn man die “neue Rechte” kritisieren will, so sollte man differenziert sein und nicht alles gemeinsam über den Haufen schiessen, wie Sie das hier tun. Es gibt genug an PI und an PRO zu kritisieren, sehr deutlich, …“

    Das interessiert mich aber nun. Mal Butter bei die Fische: was würden Sie denn an PI und Pro kritisieren?

  24. avatar

    „…Seit dem 11. September 2001 haben die Muslime in 17506 Terrorakten ungefähr eine Million Menschen ermordet….“

    Bitte höflichst um …

    a) … eine Quelle, aus der …

    b) … auch eine Aufschlüsselung der Religionszugehörigkeit der Opfer hervorgeht und …

    c) … um eine kurze Erläuterung des Zusammenhangs zur hiesigen Debatte.

  25. avatar

    „…Man muss sich schon entscheiden: entweder ist Breivik nicht verrückt und politisch nachvollziehbar – oder er ist verrückt, dann kann das Tatmotiv auch nicht mehr nachvollziehbar mit Politik in Verbindung gebracht werden.

    Beides auf einmal geht bereits rein logisch nicht……“

    Sagt wer? Nicht einmal die mathematische Disjunktion ist gleichbedeutend mit einem Ausschließlichkeitsprinzip. In solchen Fällen würde ich sogar behaupten wollen, dass beides nicht nur prächtig koexistiert sondern auch korrespondiert.

  26. avatar

    @derblondehans
    „Sie haben mich in meinen Argumenten nicht widerlegen können..“
    Wo waren die? Ich habe nur Unterstellungen gefunden.
    „..eigenen Projektionen regelrecht ‘aufgegeilt’..“
    Für derartige Sublimationen bin ich zu blöd, solche Obsessionen sind eher was für Ihre Fraktion..
    Kennen Sie eigentlich einen Freimaurer? Nehmen Sie besser Knoblauch mit, sie könnten einem begegnen..
    Ich beende das jetzt von meiner Seite, ja?

    (PS für die anderen: Leider ist das nicht das erste Mal, daß ich mit selbsternannten Fundamentalkatholiken aneinander gerate, na ja, das erste mal virtuell, aber es läuft eigentlich immer gleich ab. 1000 Fässer werden aufgemacht und lässt man sich auf eins ein, werden 1000 neue aufgemacht. Uralte Opfer- und Schuldmythen werden ausgegraben, um moralische Oberhand zu gewinnen. Nach wie vor geht es um die Macht über sie menschliche Seele, nicht um ihr Heil. Schade eigentlich, denn die katholische Kirche hat sicher einen enormen philosophischen Fundus, der aber bei solcherlei Geplänkel nie zur Sprache kommt.)

  27. avatar

    „…Henryk Broder, Ayaan Hirsi Ali, Seyran Ates, Geert Wilders, Salman Rushdie und andere rufen nicht auf zu Gewalt sondern dazu, nicht dem Totalitarismus in Form des Islamismus nachzugeben. Und viele Islamkritiker müssen deshalb mit Morddrohungen leben. Aber dennoch haben weder Broder, noch Wilders, noch Hirsi Ali noch andere je zu Gewalt aufgerufen….“

    Ach, und wie erklären Sie, dass diese Leute sich zuverlässig als mediale Anwälte jeder noch so schwachsinnigen antiislamischen – wohlgemerkt, nicht islamistischen – Kampagne verdingen (Minarettverbot, etc.pp)?

    Alle diese Namen eint, dass sie der Überzeugung sind, dass der angeblichen Bedrohung durch Islamisierung nicht mit den konventionellen und legalen Mitteln eines demokratisch-rechtsstaatlichen Gemeinwesens beizukommen sei. Auf die eine oder andere Art plädieren diese Leute dafür, im Umgang mit dem Islam eine Art Schattenrechtssystem zu etablieren, eine Lex Islam, sei es entweder durch Verbote, sei es, dass man den Islam kurzerhand außerhalb dessen erfasst, was im juristischen Sinne eine Religion ist – und somit auch außerhalb dessen, was die Angehörigen einer Religion an religionsbezogenen Grund- und Menschenrechten geltend machen können. Es ist müßig sich darüber den Kopf zu zermartern, ob damit nun konkrete Gewaltaufrufe einhergehen, diese Leute propagieren eine Praxis, die von den gegenwärtigen normativen und konstitutionellen Grundlagen westlicher Demokratien nicht gedeckt ist. Im staatsrechtlichen Sinne streben diese Menschen also einen Staatsstreich an, in dessen Folge einer Gruppe von Menschen elementare Grund- und Menschenrechte versagt werden sollen. Und wenn Sie nun glauben, dass ich abhebe und übertreibe, können Sie mir ja mal erläutern, wie es alternativ „darunter“ gehen soll.

  28. avatar

    Selten einen so dämlichen Kommentar gelesen! Worte haben Folgen, aber soll man wegen möglicher Folgen etwa die Worte verbieten, oder besser noch gleich ein ganzes politisches Spektrum, oder was wollen Sie uns da mitteilen? Ist Ihrer Meinung nach jemand, der Ehrenmorde und das Abhacken von Händen nach einem Diebstahl als nicht mit unseren Wertevorstellungen vereinbar sieht, ein Wegbereiter dieser Tat? Offenbar kommt den „Alten Linken“ diese Tat gerade recht, um alle abweichenden Meinungen als abscheulich und geradezu verbrecherisch zu brankmarken.

  29. avatar

    @Derblondehans: Das war doch meine Art mit Worten umzugehen (siehe Mischpoke). Kann es sein, dass Sie mich kopieren?

    Ich habe auch oft darüber nachgedacht, ob ich weiter mit @Derblondehans diskutiere und ihm damit ein Forum biete, solche Behauptungen zu veröffentlichen. Das Netz ist voll davon. Diese Thesen werden auch durch die Meinungsfreiheit geschützt. Ich denke, man sollte sie nicht so stehen lassen, deshalb schreibe ich hier.

    Einmal mehr zeigt sich, wie sich Fundamentalismus auswirken kann. Der jihad ist doch keine Erfindung des Islam. Er ist auch Teil des Alten Testamentes und damit auch Teil des Christentums.

    „Der Geist des Alten Testamentes, so wie wir ihn illustriert haben, scheint zweifellos wenig im Einklang mit der Lehre Jesu zu stehen. Und doch war es eben dieser Jesus, der dieses Alte Testament als Gottes Wort bestätigte.“ Quelle: Dag Tessore Der Heilige Krieg im Christentum und Islam

    Ich verdächtige auch nicht jeden Christen, dass er in den Heiligen Krieg zieht. Dieser Unterstellung sehen sich aber viele Muslime ausgesetzt (Gruppenverdacht).

    Breivik ist nicht „ins Paradies aufgebrochen“(siehe Broder), er hatte vor, seine Ideen zu verbreiten. Ich hoffe Norwegen gelingt es, dies zu verhindern.

    Die erste Strafe für den Massenmörder Breivik: http://www.welt.de/debatte/kom.....tmc=plista

    Ein Massenmord, um mediale Aufmerksamkeit zu erregen, das ist pervers.

    Wer Brandstifter, Nützlicher Idiot oder Akteur ist, kann ich noch nicht beurteilen, da sind Stellungnahmen notwendig.

    @Alan Posener: Jetzt verstehe ich einige Beiträge der letzte Monate besser.

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    @ Jean-Luc Levasydas

    Zu Ihrer Frage bzw. Ihrem Zitat: die offen propagierte Ausgrenzung einer Religionsgemeinschaft, ohne dass es irgendwann zu Gewalt kommen soll. Und ohne dass die vorgebliche Kritik am angeblichen Hass der Anderen endgültig zu eigenem Hass wird.

    Hass? Unsinn!

    Die westlichen Bemühungen um den Islam im letzten Jahrzehnt sind als ein ungeheurer Aktivierungsschub für den Islam zu verstehen. Der x-beliebige Muslim, der zuvor irgendwie in den Isalm hineingeboren war und irgendwie darin lebte, kriegt den Islam nun als seine unausweichliche Identität verpasst. Sein Aussehen, sein öffentliches und sein privates Verhalten, vor allen Dingen sein Denken, jede Gemütsregung – alles und ausschließlich Islam.

    Was Saudi Arabien mit Milliarden von Dollars nicht geschafft hat, wir haben es geschafft, mit unserer rein geistigen – Herr Dr. Strebel würde sagen: rein deutsch-europäischen – überlegenden Aufklärung: OK. – wir wissen noch nicht so genau, was – Stichwort: Leitkultur – unsere christlich-jüdische Identität ist. (Ist ja auch schwierig. Ich meine: Neuerdings sind wir auch, bitte, jüdisch! Das muss man erstmal verkraften!) Was insofern und evtl. darüber hinaus Europa ist und sein soll, wissen wir auch nicht so genau … – Was soll’s! Scheiß drauf! Wir haben den Dreh gefunden: Wenn der Islam erstmal weiß, wer er ist, wissen wir auch, wer wir sind.

    Also: Hass? Papperlapapp! Sind wir Musels? Unsere Mission ist sozusagen eine völlig ärztliche: Wir lassen die Krankheit erstmal so richtig zum Ausbruch kommen. Weil – das wusste schon der alte Galen – erst wenn aus dem Pickel am Po die über den ganzen Körper verteilten Eiterschwären geworden sind, werden die Selbstheilungskräfte des Körpers so richtig aktiviert. Erst dann kommt es zu Krise und zu einer ordentlichen, beide Seiten – so oder so – befriedigenden Entscheidung. – Das läuft ganz cool ab: Freund – Feind, entweder – oder. Und die Sache ist geritzt.

    @ Alt68er: hat Alan Posener nun meine Fragen beantwortet oder eher nicht?

    Gerade so weit, dass ich den Schampus nich krich. – Kapitalismus is‘ übelste Neidkultur! Igitt! Bäh!

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    @ EJ

    Was meinen Sie, hat Alan Posener nun meine Fragen beantwortet oder eher nicht? War das nicht eine Pro-Forma-Antwort? Oder hat er sich doch den Fragen gestellt? Ich habe das nicht bemerkt, aber das könnte eine Wahrnehmungsstörung sein?

    @ Alan Posener

    Sie sehen, wie unsicher ich mir bei Ihnen bin. Immerhin haben Sie meine Skizze Ihr Weltbild betreffend weitgehend bestätigt; ob jetzt der Papst der erste oder zweite Todfeind der Moderne ist, ist wohl eher nebensächlich.

    Sie fragen, wo denn da Problem ist. Sie haben ja eine revolutionäre Agenda, die durchaus mit den Menschenexperimenten des letzten Jahrhunderts mithalten kann. Ich habe Ihnen einige Fragen zu den materiellen Grundlagen, Bedingungen, Grenzen und Möglichkeiten dieses Transformationsprozesses gestellt, wie weit ist er mit den ethologischen, stammensgeschichtlichen, psychologischen, sozialen und ökonomischen Plastizitäten kompatibel? Ich habe auch gefragt, ob Fragen nach der Reichweite, der richtigen Dosis, dem Optimum, der Machbarkeit, Steuerung eine Rolle spielen. Kann man die bei Ihrem Masterplan vernachlässigen, sind Kosten-Nutzen-, Schadensanalysen irrelevant oder gar menschenfeindlich, weil Ihr Projekt über jeden Verdacht hinaus das menschenfreundlichste seit Entstehung des Planeten ist? Außerdem wollte ich noch von Ihnen wissen, wer denn nun die Funktionselite in diesem milden Imperium ist, das Ihnen vorschwebt, in dem uns die Sorge um die res publica benevolent abgenommen ist, sind das Leute wie Sie oder Ihr oberster Chef, Dr. Matthias Döpfner? Wie funktioniert eigentlich der „demokratische Kapitalismus“, wer sind die „Demokraten“, sind das „erfolgreich deregulierte Gesellschaften“ wie Irland und Großbrittanien, wie weiland, es war 2006, Ihr oberster Chef dem Günther Grass vorschwärmte?

    Sie haben keinen Einspruch erhoben, Einverständnis signalisiert, dass der jeweilige europäische Demos, die europäischen Völker für Sie quantités négliables sind, die man am besten möglichst schnell auflöst. Mit einer bezeichnenden Ausnahme, nämlich Israel, haben Sie und Ihresgleichen es geschafft, „Volk“ zu einem verächtlichen Begriff zu machen; hier haben Sie auch eine Schnittmenge mit Ihrem Antipoden Broder, der es grundsätzlich gut findet, „dass das so genannte «weisse, heterosexuelle, blonde, arische» Europa seinem Ende entgegengeht … Ich würde gerne das weisse Europa aufgeben, aber ich würde ungern das demokratische Europa aufgeben.“ Für die Durchführbarkeit Ihres Projektes spricht: die demographische Entwicklung is on your side, ich vermute, dass Sie diesen Prozess mit „klammheimlicher Genugtuung“ begrüßen (bitte, das gilt auch für andere Aussagen, widersprechen Sie, wenn ich falsch liege; ich will nicht unbedingt Recht behalten; manchmal fürchte ich mich davor).

    Was das mit der Neuen Rechten zu tun hat, fragen Sie. Ihnen ist doch wohl klar, dass Ihre schöne neue Welt das absolute Horrorszenario für diese ist? Ich will Ihnen jetzt nicht Bedenken von Rechtsradikalen oder Rechtspopulisten vortragen, sondern eine Passage, die der nach eigner Auffassung „Rechte“ Botho Strauss bereits vor 19 Jahren in „Anschwellender Bocksgesang“ formuliert hat

    „Die heile Welt des Schmunzel-Moderators: „das bunte, gemütlich beieinander wohnende Völkchen der Prostituierten, Drogensüchtigen, deutschen Hausfrauen, Asylanten und Intellektuellen …“

    Der Liberale erscheint nicht mehr liberal durch sich selbst, sondern mehr und mehr als entschiedener, sich immer liberaler rüstender Gegner des Antiliberalismus: Er gilt für liberal, er hat sich als solcher Geltung verschafft, er ist – in seinem öffentlichen Amt – geltungssüchtig und wird folglich immer rücksichtsloser liberal. Er ist ein ständig sich proklamierender, innerlich hochreizbarer, höchst benachbarter Widersprecher des Antiliberalen.

    Zuweilen sollte man prüfen, was an der eigenen Toleranz echt und selbständig ist und was sich davon dem verklemmten deutschen Selbsthaß verdankt, der die Fremden willkommen heißt, damit hier, in seinem verhaßten Vaterland, sich die Verhältnisse endlich zu jener berühmten („faschistoiden“) Kenntlichkeit entpuppen, wie es einst (und heimlich wohl bleibend) in der Verbrecher-Dialektik des linken Terrors hieß.

    Intellektuelle sind freundlich zum Fremden, nicht um des Fremden willen, sondern weil sie grimmig sind gegen das Unsere und alles begrüßen, was es zerstört – wo solche Gemütsverkehrung ruchbar wird, und in Latenz geschieht dies vielerorts, scheint sie geradezu bereit und begierig, einzurasten mit einer rechten Perversion, der brutalen Affirmation.

    … Es ziehen aber Konflikte herauf, die sich nicht mehr ökonomisch befrieden lassen; bei denen es eine nachteilige Rolle spielen könnte, dass der reiche Westen sozusagen auch sittlich über seine Verhältnisse gelebt hat, das hier das „Machbare“ am wenigsten an eine Grenze stieß. Es ist gleichgültig wie wir es bewerten, es wird schwer zu bekämpfen sein: Daß die alten Dinge nicht einfach überlebt und tot sind, daß der Mensch, der einzelne wie der Volkszugehörige, nicht einfach nur von heute ist.
    Zwischen den Kräften des Hergebrachten und denen des ständigen Fortbringens, Abservierens und Auslöschens wird es Krieg geben.“

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    Jean-Luc Levasydas sagt:
    28. Juli 2011 um 06:36
    da copy und paste nicht funktioniert…
    Vielleicht ist es daher das Beste, jene, die sich so gern auf die pluralistische westliche Gesellschaft berufen, im Wissen um die Schwierigkeit einer allzu simplen Schuldzuweisung einfach zu fragen, wie sie sich das langfristig vorstellen: die offen propagierte Ausgrenzung einer Religionsgemeinschaft, ohne dass es irgendwann zu Gewalt kommen soll. Und ohne dass die vorgebliche Kritik am angeblichen Hass der Anderen endgültig zu eigenem Hass wird.
    @EJ auf diese Frage habe ich bisher von den rechten Besserwisser hier im blog keine Antwort erhalten

    … auf den Gedanken kommen Sie wohl nicht selber obwohl die Antwort in Ihrer Frage schon drinn‘ steht oder es Ihnen schlichtweg egal ist, dass genau Sie und die, die eine ‚offene Gesellschaft‘ propagieren, fordern und fördern – den Hass säen.
    Es wächst nun mal nur zusammen, was zusammen gehört.
    Eine offene Gesellschaft fungiert wie ein ‚offenes Haus‘, ein Puff, ein Bordell ein Freudenhaus, in dem Menschen Dienstleistungen gegen Entgelt anbieten, sich im Etablissement prostituieren. Daher auch – politisches ‚Establishment‘ der ‚BRD‘. Oder?

    @KJN

    Sie haben mich in meinen Argumenten nicht widerlegen können, nicht ‚besser‘ geantwortet. Sie haben sich an Ihren eigenen Projektionen regelrecht ‚aufgegeilt‘ und mir daraus Vorhaltungen gemacht. Was erwarten Sie von mir für eine Antwort?

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    „die offen propagierte Ausgrenzung einer Religionsgemeinschaft, ohne dass es irgendwann zu Gewalt kommen soll.“

    Gewalt zur Verbreitung des Islam ist gut, sagt Mohammed.

  35. avatar

    da copy und paste nicht funktioniert…

    Vielleicht ist es daher das Beste, jene, die sich so gern auf die pluralistische westliche Gesellschaft berufen, im Wissen um die Schwierigkeit einer allzu simplen Schuldzuweisung einfach zu fragen, wie sie sich das langfristig vorstellen: die offen propagierte Ausgrenzung einer Religionsgemeinschaft, ohne dass es irgendwann zu Gewalt kommen soll. Und ohne dass die vorgebliche Kritik am angeblichen Hass der Anderen endgültig zu eigenem Hass wird.

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    @EJ

    Ich bin nicht gegen oeffentliche Diskussionen, weil die letztlich dazu fuehren, dass die “ silent majority “ vielleicht doch etwas aufmerksamer bei den Volksverfuehrern wird wie ihr Sarrazin (nomen es omen :sarrasin gleich Muslim oder Araber)oder der niederlaendische Wiilders oder der oesterreichische Strache:
    http://de.wikipedia.org/wiki/H.....an_Strache
    zuhoert.

    Dennoch was tun?

    Florett oder Saebel, Schwert und Feuer?

    Treffend hat es KJN formuliert:

    oder auch Apo:

    Die Art und Weise wie in Norwegen die Demokraten auf die Ereignisse reagieren ist fuer mich beeindruckend.

    Nicht weniger Demokratie sondern mehr und das Eintreten fuer die offene Gesellschaft.

    Wir muessen verhindern dass „Wiilderer“ unsere offene Gesellschaft zu einem “ closed shop “ machen.

    Wenn ich mir die Argumentation Ihrer Bundeskanzlerin anlaesslich der Finanzkrise in Griechenland ansehe, wo sie mehr oder weniger davon sprach, dass die Griechen alle faul seien und mehr arbeiten muessten, dann werden hier par excellence die dumpfen Vorurteile bedient, die ueberall lodern!!

    Und was die stampede betrifft, die ist unkontrollierbar.

    Darum wehret den Anfaengen und verringert das Risiko einer stampede.

    Hier noch ein Zitat aus der Libé:

    <Qui a dit ?

    ««Anders Behring Breivik est un visionnaire face à la montée de l'islamisation de l'Europe»»
    réponse :

    Jacques Coutela, candidat FN aux dernières cantonales en Bourgogne, parlant du tueur norvégien.

    http://www.liberation.fr/qui-a.....e-1:id-662

    Wie sagte schon Ihr Kanzler Helmut Schmidt:

    Wer Visionen hat muss zum Arzt gehen 🙂

  37. avatar

    @Jörg

    „Beides auf einmal geht bereits rein logisch nicht…“

    Solange es politisch korrekt ist, spielt Logik keine Rolle.

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    Henryk Broder, Ayaan Hirsi Ali, Seyran Ates, Geert Wilders, Salman Rushdie und andere rufen nicht auf zu Gewalt sondern dazu, nicht dem Totalitarismus in Form des Islamismus nachzugeben. Und viele Islamkritiker müssen deshalb mit Morddrohungen leben. Aber dennoch haben weder Broder, noch Wilders, noch Hirsi Ali noch andere je zu Gewalt aufgerufen.

    Und diesem verbalen(!) Widerstand gegen die den islamischen Totalitarismus jetzt die moralische Legitimation abzusprechen, weil ein norwegischer Terrorist unter anderem Islamkritiker indirekt teilweise zitiert, das ist so, als hätte man während des kalten Krieges dem Widerstand gegen den Kommunismus die Legitimation abgesprochen, nur weil der Massenmörder Hitler Antikommunist war und seine Mordtaten u.a. bekanntlich mit einem „Kampf gegen den Bolschewismus“ bzw. dem angeblichen Anliegen der „Rettung Europas vor der bolschewistischen Gefahr“ rechtfertigte.

  39. avatar

    „Das schließt nicht aus, dass er auch ein Psychopath ist. Jedoch darf die möglicherweise gerichtlich relevante Frage seiner geistigen Verfassung nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei den Anschlägen in Norwegen um eine politische Aktion handelte.“

    Man muss sich schon entscheiden: entweder ist Breivik nicht verrückt und politisch nachvollziehbar – oder er ist verrückt, dann kann das Tatmotiv auch nicht mehr nachvollziehbar mit Politik in Verbindung gebracht werden.

    Beides auf einmal geht bereits rein logisch nicht…

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    @ VolkerStramm

    Was glauben Sie, wessen Schrift die Verbrecher häufiger gelesen haben
    a) Die von Broder
    b) Die des Propheten Mohammed

    Sie haben die Gegenprobe vergessen: Wessen Schriften mag Breivik wohl häufiger gelesen haben?

  41. avatar

    @ Jean-Luc Levasydas: Glauben sie etwa weil sie katholisch sind koennten Sie hier die rechte Mischpoke bekehren?

    Nun ja. Auch wir Katholiken, so attraktiv sind wir eben auch nicht, haben ganz überwiegend mit Feuer und Schwert bekehren müssen. Oder, als die brachiale Mission nicht mehr so opportun war, mit cash: Entwicklungshilfe und Zivilisation. Abgesehen von der eigenen Religion, sind anscheinend Religionen nie so richtig attraktiv und überzeugend, eher Zumutungen. Das gilt erkennbar auch für die jeweils gerade im Angebot befindlichen politischen Bekenntnisse. Wechseln möchte eigentlich niemand. Plötzlich gibt’s aber regelrechte Stampeden. Alles rennt und trampelt. Wir kennen das.

    Soll heißen: Die öffentliche Diskussion ist auch Mission, gewiss. Als Beine-in-den-Bauch-Stehen mit dem Wachtturm vor der Brust. Ganz überwiegend jedoch gilt sie der Selbstaffirmation, der Stärkung der eigenen Standfestigkeit. Ich meine, wer, mit Verstand, möchte sich schon freiwillig der der blökenden und muhenden Herde anschließen und Rechtspopulist werden?

    @ KJN: bleiben Sie [derblondehans] in Zukunft besser ignoriert

    Sehr elegant formuliert! 🙂

  42. avatar

    Sehr geehrter Herr Posner,

    vielen Dank für Ihre brillante Analyse. Ich freue mich sehr, dass (die absolute Ausnahme im islamophoben Mainstream) Sie nicht nur die Tat werten, sondern auch die Ursachen analysieren.

    Ich würde mich gern mit einer Frage an Sie wenden:
    Seit dem 11. September 2001 haben die Muslime in 17506 Terrorakten ungefähr eine Million Menschen ermordet.
    Was glauben Sie, wessen Schrift die Verbrecher häufiger gelesen haben
    a) Die von Broder
    b) Die des Propheten Mohammed

    Für Ihre Bemühungen bereits im Voraus vielen Dank.

    Mit freundlichen Grüßen

    Volker Stramm

  43. avatar

    @derblondehans
    „Wenn ihnen meine Antwort nicht passt..“
    Ach so, Zustimmung wollen Sie – na die holen Sie sich besser woanders. Ich denke, bis jetzt sind Sie trotz Ihrer Dauerprovokationen nicht nur von mir mit sehr viel Toleranz behandelt worden. Wenn es Ihnen – offensichtlich – nur darum geht, sich in Ihrem eigenen abstrusen Denksystem zu bewegen und ansonsten rumzupöbeln, bleiben Sie in Zukunft besser ignoriert. Im übrigen steht es Ihnen nicht zu, von meinem „Papi“ zu reden, ich kann den gleichen Respekt erwarten, wie Sie und ich denke, Sie haben sich mit diesem Ton disqualifiziert. Anscheinend enthält Ihr Denksystem keine zivilen Moralvorstellungen. Machen Sie weiter so, aber bleiben Sie unter Ihresgleichen und verschonen bitte Andere.

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