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Geert Wilders – er ist so frei

Geert Wilders. Allein den Namen zu nennen, reicht aus, das Blut vieler Menschen in Wallung zu bringen. Die einen bewundern ihn für seinen vermeintlichen Mut, beim Islam-Bashing kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Die anderen halten ihn für einen gefährlichen Hetzer, der den Islam dämonisiert und die Angst vor ihm instrumentalisiert.

Kein Zweifel: Schon lange hat kein europäischer Politiker mehr Wähler und Gewählte so in Atem gehalten wie der charismatische Mann mit der blonden Mähne. In den Niederlanden ist Wilders mit seiner „Partei für die Freiheit“ seit Kurzem sogar ein machtpolitisches Schwergewicht.

Von seinem Wohlwollen hängt künftig das Überleben der konservativen Minderheitsregierung ab. Der Rechtspopulist hat es geschafft. Seine Islamfeindlichkeit hat nun höhere parlamentarische Weihen.

Da heißt es für einen Unermüdlichen wie Wilders: Auf zu neuen Ufern. Heute die Niederlande, morgen Europa. Einen Schritt in diese Richtung macht der Mann, der angeblich nie ohne schusssichere Weste auftritt, am Samstag. In Berlin will er an einem bislang geheim gehaltenen Ort vor gut 500 erlauchten Gästen und Gleichgesinnten über die „Bedrohung durch den Islam als totalitäre Ideologie“ referieren. Der von umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen flankierte Auftritt in der deutschen Hauptstadt passt gut zu seiner Strategie, in Ländern wie Frankreich, Großbritannien, den USA, Kanada und der Bundesrepublik eine „Allianz für die Freiheit“ zu schmieden. Ein Bündnis der antimuslimischen Art.

Die Stimmung in Deutschland spricht, will man den neuesten Umfragen Glauben schenken, für dieses Vorhaben. Laut Allensbach halten 55 Prozent der Bundesbürger gerade diese Einwanderergruppe für eine Belastung, weil sie „sozial und finanziell wesentlich mehr gekostet als wirtschaftlich gebracht hat“. Thilo Sarrazin lässt grüßen. Dessen biologistisch-völkische These, arabische und türkische Muslime machten Deutschland durch die hohe Zahl der Geburten „auf natürlichem Weg durchschnittlich dümmer“, hält immerhin noch ein Drittel der Befragten für plausibel. Die Stimmung ist ressentimentgeladen, da gibt es wohl nichts zu beschönigen.

Aber heißt das im Umkehrschluss, der Boden für eine fremdenfeindliche, antiislamische Partei ist in Deutschland mehr oder weniger bereitet? Das zu behaupten, grenzte zum jetzigen Zeitpunkt an Alarmismus. Noch hat der gesellschaftliche Konsens Bestand, wonach es sich nicht gehört, offen ausländerfeindlich zu agieren. Noch besteht die Abneigung gegenüber Muslimen und ihrer Religion mehrheitlich aus diffusen Ängsten und gängiger Fremdenphobie, die allerdings bei jeder Terrorwarnung neue Nahrung bekommt. Noch gibt es nicht mal den Hauch eines Ansatzes für so etwas wie eine Parteistruktur.

Noch fehlt vor allem ein deutscher Geert Wilders. Weder Erika Steinbach noch Thilo Sarrazin, oder wie immer auch die Abtrünnigen aus dem politischen Establishment heißen mögen, haben entsprechende Pläne geäußert. Ihnen fehlt mit Sicherheit auch das Zeug zum Populisten vom Schlage eines Wilders. Der ist ein ausgebufftes Cleverle. Denn seine Islamfeindlichkeit geht mit ostentativer Juden- und Israelfreundlichkeit einher. Das hilft ihm, sich vom Makel des Rassisten zu befreien. Wer Juden mag, der kann es doch nur ehrlich meinen, oder? Und hat der militante Islam nicht schon Tausende Male den „Zionisten“ den Krieg erklärt? Sind nicht die Feinde meines Freundes auch meine Feinde? So funktioniert Wilders‘ Reinwaschung von eigenen Gnaden. Ein Wolf im Schafspelz, dessen Aktionsradius allerdings bislang begrenzt ist. Zu unterschiedlich sind die Befindlichkeiten in Ländern wie Frankreich, Holland, Großbritannien und Deutschland. Aggressiver Antiislamismus allein taugt wohl kaum als gemeinsame ideologische Klammer. Aber Vorsicht: Nichts ist für die Ewigkeit.

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19 Gedanken zu “Geert Wilders – er ist so frei;”

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    @ EJ und @ Fatih Ersoy

    Die öffnende Klammer ist das mathematische Kleiner-Zeichen und die schließende Klammer das mathematische Größer-Zeichen.

    Auch auf meiner Tastatur befinden sie sich rechts neben der linken SHIFT-Taste.

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    @ Rita E. Groda

    Ich finde, gerade wenn die Regeln der fairen Diskussion verletzt werden, darf man sich nicht zurückziehen und den Flegeln das Feld überlassen. Denn in deren Windschatten werden oft die krudesten Thesen vertreten.

    @ Gockeline

    Es sind nicht die Religionen, die nicht zusammen passen. Die Religionen werden lediglich in gesellschaftlichen Grenzsituation willkürlich als Unterscheidungskriterien genutzt mit meist verheerenden Folgen. In Jugoslawien z.B. wussten viele Menschen bis zum Ausbruch des Krieges gar nicht, welcher Religion sie angehörten. Erst als im Schatten des Umbruchs von 1989 das Staatsgebilde zwischen die Mühlen der ehemaligen Blöcke geriet und das ökonomische Gefälle innerhalb Jugoslawiens von der EU dazu genutzt wurde, die prosperierenden Republiken im Norden aus dem Staatenbund Jugoslawiens zu lösen, um damit Jugoslawien als Machtfaktor auf dem Balkan auszuschalten, kamen die Menschen in die Not sich eine neue Identität bzw. neue Beziehungsgeflechte zu suchen. Dabei griffen sie auf die eigentlich überholten Kategeorien Volkszugehörigkeit und Religion zurück. Ich will Herrn Genscher nicht unterstellen, dass genau dies sein Ziel war, alsdie BRD Kroatien anerkannte, aber die Folgen hätte man eigentlich voraussehen können.

    „Religionen kann man nicht so einfach vermischen.“

    Was soll das eigentlich heißen? Wir wollen eine christliche BRD? Muslime raus? Oder gar, Juden raus?

    http://de.wikipedia.org/wiki/J.....28Spiel%29

    Mich graut es!

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    @ Fatih Ersoy

    Kopiert, 5 mal ausgedruckt, den Jüngsten beim Nachmittagskaffee vorlesen lassen: Erfolg!

    Danke!

    PS: „Fett“, „kursiv“ etc. funzen in eckigen Klammern.

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    „…. Denn Wilders hat sich nicht gegen Moslems ausgesprochen, sondern gegen den Islam, den er primär nicht für eine Religion hält, sondern für eine politische Ideologie. Und damit ist er nicht allein. …“

    Diese Beschwichtigung hört man allenthalben. Wenn man sich allerdings ein wenig intensiver mit den mentalitäts-, ideen- und kulturgeschichtlichen Hintergründen bei der Entstehung und Funktionsweise klassischer Feind[b]bilder[/b] beschäftigt, gehen gerade wegen solcher Aussagen sämtliche Alarmglocken an. Geächtet wird nämlich zunächst einmal immer nur eine eigens für diesen Zweck konstruierte Abstraktion mit ihr zugeschriebenen Eigenschaften als eigentlich handelndem Subjekt, als wesentliche Idea, denen der konkrete Mensch, zum Objekt degradiert, lediglich zu- und untergeordnet wird. Kein historisches Zitat bringt diese Funktionsweise besser auf den Punkt, als der Goebbelsche Halbsatz [i]“… Jeder von uns kennt einen netten Juden, aber…“[/i], den – tragisch – zeitlich und räumlich versetzt ausgerechnet ein Giordano mit den Worten [i]“… der Islam ist das Problem….“[/i] komplementiert.

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    Über Sarrazin durften alle herziehen.
    Wilders ist weit weg und alle denken das hat nichts mit uns zu tun!
    Leider haben auch alle vergessen was im ehemaligen Jugoslawien geschehen ist.
    Dort lebten Christen und Moslem jahrelang als Nachbarn und Freunde nebeneinander her.
    Als der Tag X kam waren auf einmal alle getrennt und erbitterte Feinde.
    Die Religionen trennten sich aufeinmal.
    Nun kämpfte man getrennt in Religionen.
    Was lehrt uns diese Geschichte?
    Religionen kann man nicht so einfach vermischen.
    Es haben sich nicht mal die Evangelischen und Katholischen wiedergefunden?
    Das waren mal Brüder!
    Man versucht mit sanfter Gewalt die Menschen zusammen zu führen.
    Die Warnungen der Menschen von heute werden einfach ignoriert.

  6. avatar

    Durch Ihre verehrten Ausführungen, haben Sie das Niveau dieses Blog so hoch gehoben, daß mir die Luft in demselben „zu dünn“ ist.
    Wenn Sie mal wieder auf dem Boden der Normalität, bzw.dem Bodensatz der Grundregeln der Höflichkeit im Umgang miteinander gelandet sind, werde auch ich mich hier wieder beteiligen.
    Heute hat schon einer in feudalistischer Gutsherrenart bestimmen wollen, wer in Stuttgart, bzw. Deutschland demonstrieren darf;der Bahnchef darselbst von Gottes Gnaden.
    Man hat ihn öffentlich korrigiert, dahingehend, daß in unserer Republik das Grundgesetz die Versammlungsfreiheit regelt, nicht der Bahnchef.
    Ich schließe Sie hier ein, in das Urteil – und mich an, die Versammlungsfreiheit betreffend.

  7. avatar

    Tolle Vorbilder für die Jugend.

    Haste kein Abi und keine Skrupel? Wenn Du äußerlich zu hässlich fürs Fernsehen bist, mach Karriere bei den Grünen, schreib Deine Memoiren über Frankfurter Straßenschlachten oder Claudia Roths Frisur, und schnell endest Du als teurer Redner an einer amerikanischen Uni wie der schlaue Onkel Joschka oder Du verkaufst gleich Deine Seele an die Müllabfuhr, kannste Vorträge über Recycling halten oder selbsternannter Experte in Sachen Global Warming werden. Macht Spass und bringt Geld, und vor allem gutes Gewissen.

  8. avatar

    David, David – auf was sollten wir Deutschen denn neidisch sein?
    Bei uns konnte der Sohn einer Zugehfrau Kanzler werden, was in Amerika nicht(mehr) möglich wäre. Und ein ehemaliger Steinewerfer – und sogar ohne Abitur – Außenminister!

    Langsam scheinen die Deutschen Fromm zu vergessen und „keine Furcht vor der Freiheit“ mehr zu haben.
    Und trotz, oder gerade als Folge von Sarrazin, wird die Freiheit langsam sogar über die Demokratie gestellt.

  9. avatar

    Im Gegensatz zu den Europäern und Islamisten, erkennen die Amerikaner ihre Fehler, und versuchen sie zu korrigieren. Die demokratische Macht der seriösen Presse in Amerika kann Regierungen stürzen, Stichwort Bob Woodward & Carl Bernstein. Man denke an den Washington Post oder New York Times, sie leisten ehrlichen Journalismus.
    Diesen Anti-Amerikanismus kann ich nicht mehr hören, das ist der Neid der Deutschen.

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    Sehr geehrter Herr Böhme,

    ihre Skepsis, ist nicht ganz unberechtigt, was“ die Ewigkeit“ betrifft.
    Seit den letzten Äußerungen von Herrn Wilders, sehe ich die ganze Angelegenheit aber noch differenzierter und wesentlich optimistischer, als noch vor Tagen und Wochen.

    Daß Herr Wilders ein ausgesprochenes „Cleverle“ ist, ist nicht zu leugnen. Seine Rechnung in Deutschland wird aber nicht so aufgehen, wie er es sich erhofft hat!
    Seit dem Narrazin-Skandal wird man, anhand von Umfrageergebnissen, deren Aussage ich für sehr fragwürdig halte, dahingehend manipluliert, der Großteil der Bevölkerung teile die Überzeugungen von Herrn Sarrazin. Nicht nur ich, erlebe eine andere Aussage der Bevölkerung. Egal, wo ich diskutieren höre, ist man zwar der Meinung, auch die Migranten müßten ein gesundes Maß an Integrationswilligkeit zeigen – ebenso aber hat man den Eindruck, daß in Deutschland, zumindest bis jetzt, auch muslimische Migranten immer noch willkommen sind.

    Wenn wir uns die Zahlen vor Augen führen, haben Frankreich mit 5-6 Millionen Muslimen und Deutschland mit ca. 4 Millionen Muslimen die größte Anzahl an Muslimen zu verzeichnen.
    Trotzdem sind die Probleme in Deutschland ganz anderer Art, als in Frankreich und GB, die Migranten aus ihrem ehemaligen Kolonien als Bürger in ihrem Lande haben, ebenso die Niederlande.

    Deutschland mag bei seiner Einwanderungspolitik in den letzen 25 Jahren viele und nicht unbedeutende Fehler gemacht haben, trotzdem galt es in letzter Zeit, spätestens seit der gelungenen Fußball-WM, in Europa, geradezu als vorbildlich.

    Der alte Geheimrat dürfte in diesem Fall einmal nicht Recht gehabt haben damit, daß es der Fluch der schlechten Tat sei immer fortwährend schlechtes misszugebären. Gerade weil wir historisch so kontaminiert und entsprechend prädisponiert sind, haben wir ein vorsichtigeres Verhältnis zu vorsätzlicher Diskriminierung, und das ist auch gut so.
    Natürlich gibt es auch in unserem Land entsprechende Vorurteile und ebenso Rassenhass. Aber so etwas darf nicht besonders laut ausgesprochen werden – bis zu Narrazin gehörte es zu den angeblichen Tabus.

    Eigentlich hat Herr Wilders Frau Merkel einen großen Gefallen getan, was ihm nicht besonders gefallen wird.
    Er hat sie – ohne daß sie tatsächlich einen eigenen Verdienst daran hat – zur heiligen Johanna der Schlachthöfe ernannt. Was er sich als Provokation und Beleidigung, als Offenlegung einer Schwäche andachte, wird in entsprechenden Kreisen eher als Verdienst angesehen. Wir Deutschen könnten uns ein Deutschland von Goethe und Schiller durchaus mit hübschen Moscheen vorstellen, so ein wenig im Stile von Hundertwasser vielleicht, und dazu vielleicht in Berlin eine hübsche Alhambra (leider fehlen da die Berge der Sierra Nevada), aber vielleicht tut es auch das Wasser aus dem Müggelsee.
    Was Ihnen vielleicht noch nicht aufgefallen ist – aber mir. Seit dem Sarrazin-Skandal sieht man bei uns plötzlich keine Kopftücher mehr, ein ganz gravierender Eindruck. Ich habe das Gefühl, unsere muslimischen Mitbürger fühlen sich erstmalig in Deutschland ernsthaft wahrgenommen und erwähnt. Daß es bei uns noch immer einigermaßen muslimisch friedlich hergeht, könnte womöglich sogar daran liegen, daß wir bisher sogar zu liberal und schlampig mit der Integration umgegangen sind.
    Also, obwohl ich seit Wochen schimpfe; es gibt Aspekte an diesem Land, die es mir erstmalig doch besser erscheinen lassen, als andere europäische Nachbarn.

  11. avatar

    Nicht nur im liberalen Holland rückt man nach RECHTS!
    In ganz Europa rücken die Menschen nach RECHTS!
    Warum?
    Warum zieht es die Menschen zu diesenrechten Führungskräften hin?
    Schnell haben unsere Politiker wie Medien ihre pauschalen Worthülsen dafür.
    Beklagen die mangelnde Bildung sowie Ängste.
    Sie merken leider nicht,was in den Menschen im täglichen Leben vorgeht.
    Da wo ausländische Menschen integriert sind
    gibt es keine Probleme.
    Da wo es Probleme gibt schauen alle weg.
    Kein Politiker geht hinab zu den ungebildeten Migranten.
    Keine Medien gehen in die Viertel zu den ungebildeten Migranten.
    Sie zeigen nur vor mit was sie angeben können.
    Der Wähler geht andere Wege.
    Er fühlt sich nicht mehr verstanden.

  12. avatar

    „Zu unterschiedlich sind die Befindlichkeiten in Ländern wie Frankreich, Holland, Großbritannien und Deutschland.“

    In Sachen Islam sind die Befindlichkeiten ziemlich ähnlich.

  13. avatar

    „…Aber heißt das im Umkehrschluss, der Boden für eine fremdenfeindliche, antiislamische Partei ist in Deutschland mehr oder weniger bereitet?…“

    Was mich manchmal wirklich verwundert: Weshalb gibt es eigentlich noch keine islamische Partei?

  14. avatar

    „Ein Bündnis der antimuslimischen Art.“

    Allein dieser Satz zeugt schon von der Einseitigkeit des Autors gegen Geert Wilders.
    Denn Wilders hat sich nicht gegen Moslems ausgesprochen, sondern gegen den Islam, den er primär nicht für eine Religion hält, sondern für eine politische Ideologie. Und damit ist er nicht allein.

    Man muss Wilders nicht mögen. Und auch seine Thesen nicht. Aber man sollte sich schon ehrlich mit der Problematik Islam auseinandersetzen.
    Und Wilders schafft, was hier die allermeisten Politiker nicht schaffen: Die Ängste der Menschen ernst zu nehmen.

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