Mensch sein heißt Muster suchen. Das tue ich ein Leben lang, und die Frucht dieser Suche habe ich in Gesetzen gefasst. Bereits bekannt sind meine beiden ersten Gesetze:
1. Je kleiner ein Problem, desto schwieriger die Lösung. Beispiele: Israel-Palästina, Nordirland, Zypern. Ein Untergesetz besagt. Je klarer die Lösung, desto vertrackter ihre Implementierung.
2. Je lauter einer über Moral schreit, desto sicherer hat er Dreck am Stecken. Beispiele: Die Hohe Geistlichkeit, „christliche“ Politiker, Islamisten. Ein Untergesetz besagt: Wahrscheinlich hat er genau den Dreck am Stecken, gegen den er wettert.
Und nun, nach ausgiebiger Beobachtung, Poseners Drittes Gesetz:
3. Regierungen kommen immer dann an die Macht, wenn ihre Zeit bereits abgelaufen ist. Jedenfalls in Deutschland. Man erinnere sich an Rot-Grün, das als Generationenprojekt beschrieben wurde, aber 1998 an die Macht kam, als die Generation der 68er bereits unter der Kohl’schen „fröhlichen Restauration“ (Hans A. Maier) alles erreicht hatte, was sie wollte – die Reform der Kindererziehung, die Demokratisierung der Politik, den Umbau Deutschlands zu einer Zuwanderungsgesellschaft, die Anerkennung des Umweltschutzes als Aufgabe der Politik.
Der Rot-Grünen Regierung blieb wenig zu tun übrig, außer ein paar Symbolprojekte auf den Weg zu bringen: Atomausstieg, Homo-Ehe, Dosenpfand. Ihre eigentliche Leistung, Steuersenkung in Verbindung mit Arbeitsmarktreform, wäre ja eigentlich ein Projekt für Schwarz-Gelb gewesen, deren Stunde 2002 gekommen war. Doch als es sieben Jahre später endlich so weit war, hatte sich die Welt wieder verändert, und nun steht die Regierung ohne Projekt da.
Jetzt wäre eigentlich die Zeit für die Ampel, für den historischen Kompromiss zwischen Gelb und Grün und die Wiederentdeckung einer bürgerlichen Mitte, die sich als Meritokratie begreift und ihr Selbstbewusstsein aus sozialem und ökologischem Engagement gewinnt und in einer unsicher gewordenen Welt das Wagnis Nachhaltigkeit versucht.
Das wird bereits im Saarland erprobt, in NRW jedoch haben sich die Liberalen dem Wagnis verweigert, und bis das bundesweit zur realen Option wird, kann man annehmen, dass das Modell bereits veraltet sein dürfte. Schade eigentlich.
@ Alan Posener gute Pointe. Es steht also 1:1
Spiel von gleich zu gleich, auch gleich noch mit gleichem Punktestand. That’s the Netz!
Wäre es. Wenn man davon absehen könnte, dass Sie gleich zweimal Punkte kassieren – als Spieler und als Schiedsrichter 🙂
@ 68er: Zum Nachtrag: gute Pointe. Es steht also 1:1.
Nachtrag:
Wie Ihnen bekannt sein dürfte, ist es meist sicherer ohne Waffe in der Hand einen Krieg zu führen als mit. Denn die mit der Waffe sterben meist, die ohne befehlen oder machen Propaganda.
@ 68er
1. Auch im ersten Kommentar hatte ich zwei Fragen zur Sache gestellt.
2. Die These, dass FDP und GRÜNE aus dem selben Holz geschnitzt sind, vertrete ich auch, allerdings sehe ich bei beiden Parteien derzeit sehr starke Defizite im sozialen Bereich.
Gruß
Ihr 68er
@ 68er: Kollege Burchardt hat Ihnen den Gefallen getan. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an Poseners Zweite Gesetz. Sie fragen mich, ob ich es richtig fände, „mit der Waffe in der Hand … Krieg zu führen“. Unbedingt. Sehr viel besser, als ohne Waffe in der Hand Krieg zu führen. Aber da Sie so nett waren, dann doch eine Frage zur Sache zu stellen: Ja, das mit Jamaika meine ich ernst. Schon 2004 schlug ich in der „Welt am Sonntag“ die Verschmelzung von FDP und Grünen vor:
http://www.welt.de/print-wams/....._gelb.html
Den Vorschlag habe ich ein Jahr später im Organ der Liberalen wiederholt:
http://www.freiheit.org/webcom.....326/i.html
Ich habe meine Meinung, die auch von einigen Liberalen aus der zweiten Reihe geteilt wird, bis heute nicht geändert.
@ Alan Posener
Mit der Waffe in der Hand unter dem Banner der Humanität, im angeblichen Kampf gegen nicht vorhandene Atomwaffenpläne, für die Schulbildung unterdrückter Mädchen für Öl und Absatzmärkte Krieg zu führen finden Sie in Ordnung?
Vielleicht schreibt ja Herr Burchardt oder ein Gastautor einen neuen Beitrag, wo wir das Thema weiter diskutieren können.
Deshalb zurück zu Ihrem Thema, meinen Sie das mit Jamaika wirklich ernst?
Mit freundlichem Gruß
Ihr 68er
@ 68er: Hmmm, auf die Gefahr hin, hier eine Diskussion zu beginnen, die mit meinem Dritten Gesetz nichts zu tun hat (Poseners Vierte Gesetz: Wer kommentiert, will nichts zur Sache sagen): Ich finde, dass der Bundespräsident Recht hat. Handel, Arbeitsplätze und Einkommen sind eminent verteidigenswerte Güter.
Lieber Herr Posener,
ich hatte eigentlich erwartet, dass Sie über den unerträglichen Auftritt unseres Behelfskaisers Horst Köhler in Afghanistan schreiben, sein Apell an den unbedingten Siegeswillen der deutschen Soldaten, seine Fantasien die Bundeswehr auch zur Sicherung von Ressourcen und zur Freihaltung von Handelswegen einzusetzen und das weitgehende Schweigen der etablierten Medien zu diesem Skandal.
Wieso schweigt die „Welt“?
Anlässlich eines Besuchs in Masar-i-Scharif sagte Herr Köhler dem Deutschlandfunk:
„Meine Einschätzung ist aber, dass insgesamt wir auf dem Wege sind, doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern , die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen negativ durch Handel, Arbeitsplätze und Einkommen. Alles das soll diskutiert werden und ich glaube, wir sind auf einem nicht so schlechten Weg.“
Audio:
http://ondemand-mp3.dradio.de/.....a27ea3.mp3
Bzw.:
http://beim-wort-genommen.de/2.....einkommen/
Beim Deutschlandfunk, der das Interview aufgenommen hat, scheinen die Texte zeitweilig entschärft worden zu sein:
hhttp://www.freitag.de/community/blogs/mcmac/uns-horst-verliert-die-maskenkontrolle
Ich dachte eigentlich, mit Ihrem Geschichtsverständnis gäbe es kein Posenersches Gesetz dass da heisst:
4. Sich nicht die Hände verbrennen, abwarten und Teetrinken, das wird schon nicht so schlimm kommen, wie diese Schreihälse es fordern, wir leben in Deutschland doch in einem zivilisierten Land.
Und so uninteressant, wie die innerdeutsche Medienreaktionen es vermuten lassen, kann die Sache ja nicht sein, wenn mittlerweile sogar die Internationale Presse anfängt darüber zu berichten:
http://www.lavanguardia.es/fre.....30747.html
Erinnert Sie das Ganze nicht auch in einigen Aspekten an die Zeiten als Kaiser Wilhelm II seine „Hunnenrede“ hielt?
http://de.wikipedia.org/wiki/Hunnenrede
Die ja auch offiziell entschärft wurde:
http://www.zum.de/psm/imperialismus/hunnen.php
Wenn man die „Hunnenrede“ ins heutige politisch korrigierte Deutsch übersetzt, hat sich ja nicht viel geändert. Der Kampf für die christlich abendländische Kultur, der Schutz der deutschen Interessen, der Hinweis auf die angeblich eigene Friedenstradition etc. pp. Das alles finden Sie so oder so ähnlich bei Guttenberg und Struck, Köhler und Kardinal Meißner und wie sie alle heißen.
Mit freundlichem Gruß
Ihr 68er
P.S.:
Was sagte Max Liebermann in anderem Zusammenhang so schön treffend:
„Ick kann jar nich soville fressen, wie ick kotzen möchte.“
P.P.S.:
Sehen Sie die stark korruptionsverdächtige Koalition im Saarland wirklich als Vorbild für andere entwickelte Landstriche dieser Republik oder sogar für den Bund?
http://www.sueddeutsche.de/pol.....on-1.62525
Möchten Sie Herrn Ostermann vielleicht als neuen Bundespräsidenten vorschlagen?
http://www.spiegel.de/fotostre.....51439.html