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China zeigt sein Selbstbewusstsein – und Obama strahlt überhaupt nicht mehr

Wie immer bei Staatsbesuchen war auch dieses Mal am interessantesten, was zwischen den Zeilen zu lesen war. Und der Subtext des Besuches von US-Präsident Barack Obama in China ist eindeutig: Die Chinesen sehen sich als klarer Gewinner der derzeitigen Weltwirtschaftskrise – ökonomisch sowieso, aber nun auch politisch.

Selten wurde der Chef der Weltmacht Nr. 1 so sehr abgebürstet wie jetzt in Peking – natürlich höflich, wie die Chinesen nun mal sind, aber doch überaus deutlich für alle zu sehen. Klimaziele? Eine Überlebensfrage, sagt der Amerikaner. Mal sehen, sagt sein chinesischer Gesprächspartner. Die chinesische Währung muss aufwerten, um die globalen Handels-Ungleichgewichte wieder ins Lot zu bekommen, sagt Obama. Wir prüfen – sprich: auf keinen Fall, sagt Hu. Und so weiter.

Dass die Chinesen sich immer deutlicher als Weltmacht definieren und dies auch zeigen – auch wenn sie es noch nicht öffentlich verbalisieren – muss auch uns Deutschen zu denken geben. Denn es wird den Lauf des 21. Jahrhunderts dominieren. Schon seit einigen Jahren stellen sich die klugen Köpfe weltweit die Frage, ob China nur wirtschaftlich die Nummer Eins werden will oder diese Rolle auch politisch anstrebt. Viele haben argumentiert, dass China politisch immer auf das eigene Land fixiert war und im Laufe der Jahrhunderte zwar immer wieder aggressiv wurde, aber eben immer nur in der eigenen Region, im eigenen Umfeld.

Möglicherweise hat die Krise hier ein Umdenken bei den Chinesen eingeleitet. Möglicherweise sehen sie die Probleme der westlichen Art zu wirtschaften als so eindeutige Chance, dass sie sich nicht entgehen lassen wollen.

Die jüngste Regierungserklärung Angela Merkels deutete dies an. Zwar hat sie zu keiner Zeit China erwähnt. Aber es war in der ganzen Rede als Subtext vorhanden.  Deutschland muss sich auch – vielleicht sogar vor allem deshalb – weiterentwickeln, weil so viele aufstrebende Nationen sich so rasant entwickeln und unseren Wohlstand angreifen.

Wenn wir uns ausruhen, werden die anderen uns zuerst einholen und dann überholen. China ist offensichtlich auf dem Weg dahin, und es scheint ein eher kürzerer als längerer Marsch zu werden.

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5 Gedanken zu “China zeigt sein Selbstbewusstsein – und Obama strahlt überhaupt nicht mehr;”

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    China hat nun seine Meinung ueber eine Aufwertung des yuan bekannt gegeben: Diskret – in China Daily erschien ein Artikel von Xinhua welcher die Meinung eines U.S. Experten erklaert. Er ist Leiter einer Firma welche an Finanzfachleute ueber die Wirtschaft von Asien berichtet. Auserdem erwaehnte Xinhua, ein britischer Wirtschaftsjournalist sei der gleichen Meinung. – China sollte jetzt NICHT den yuan aufwerten, denn gerade jetzt wuerde das zu einer Verteuerung fuer den USA Verbrauer fuehren – in einer Zeit von hoher Arbeitslosigkeit in USA. Gleichzeitig koennte eine Aufwertung zu Arbeitslosigkeit in China fuehren – ohne jedoch neue Arbeitsplaetze in USA zu schaffen, denn die Betriebe wuerden sich dann nach Vietnam verziehen. Die USA sollte besser alles „Rekonstruieren“, und die Schulden vermindern sodass die „treasury bonds“ verlockend fuer die Anleger sind. ( Meine Meinung: Die deutschen Journalisten doesen in Bezug auf das heutige Brasilien. Im dritten Quartal 2009, hat PETROBRAS mehr verdient als alle Gesellschaften in den beiden Amerikas, mit der Ausnahme von EXXON. Peres/Israel, Abbas/Palestina, Ahmadinajad/Iran sind alle drei diesen Monat in Brasilien um mit Praesident Lula da Silva zu sprechen…)

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    Die Chinesen verstehen die Welt und Europa vollkommen – seit 1978 haben 1.3 Millionen im Ausland studiert, und 350,000 „Seeschildkroeten“ (so nennen sie die Heimkehrer) sind schon am Werk in China – in manchen Ministerien hat jeder einen Doktortitel von einer USA Universitaet, oder war sogar schon Professor an einer USA Universitaet. Heute studieren 80,000 Chinesen in USA. Ich vermute das man sich nicht ueber die Studenten sorgt welche im Ausland bleiben: Das hat auch etwas von Vorteil wenn sie in USA oder im Ausland wichtige Stellungen in der Industrie, Wissenschaft oder in den Universitaeten einhalten. Jeden Morgen sehen sie einen Chinesen im Spiegel! Und ich habe festgestellt das bei „Panel discussions“ die in USA wirkenden Chinesen immer etwas vernuenftiger ueber China sprechen als die „China hands“ der U.S.Americans. Die U.S. Americans koennen sich nie ganz vom Wunschdenken in den Beziehungen gegenueber China befreien. Die Chinapolitik der BRD sieht von neutraler Sicht etwas laecherlich, unentschlossen und ich nehme an das die Chinesen das klaegliche Gezeter einfach aus praktischen Gruenden uebersehen. Wahrscheinliche verstehen weder die USA noch BRD das die Beziehungen Chinas mit den sich entwickelten Laendern der Dritten Welt ein maechtige Neuordnung in der „global geopolitics“ bescheren werden…

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    Sie schreiben: „Selten wurde der Chef der Weltmacht Nr. 1 so sehr abgebürstet wie jetzt in Peking“ Wieso wird Obama abgebürstet, wenn die Chinesen nicht gehorsam nach seiner Pfeife tanzen und ihren eigenen Standpunkt wahren. Helmut Schmidt hat als Kanzler auch eine sehr unabhängige Position gegenüber den USA eingenommen. Für mich geht es hier um Differenzen in Sachfragen, die keine Machtfragen sind.

    Wenn unabhängige Sachpolitik die Macht der USA in Frage stellt, dann ist nach diesem Politikverständnis eine diktatorische Hegemonie der USA der Normalzustand, nach dem bezüglich Klimaschutz und sonstigem alle nach der Pfeife der USA tanzen müssen (*). Einen solchen Zustand strebt aber kein ernsthafter Politiker in den USA an.

    (*) Das würde sowieso ein aburd ruckhafter Tanz werden, wenn man die Unterschiede in der Klimapolitik von Bush und Obama bedenkt.

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    Ist ja kein Wunder dass China der Gewinner der Wirtschaftskrise ist. Kommen doch beispielsweise schon ein Großteil der in Deutschland zu kaufenden Produkte aus dem Land. Was meinen Sie, warum Hu vor Protektionismus warnt? Der lacht sich doch ins Fäustchen.

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