Unser aller Super-Guido ist schon in Berlin, wollte schon immer nach Berlin, ja er war schon in Berlin, als dort noch niemand auf ihn gewartet hat.
Nur Super-Guido hat den Durchblick, ein ehemaliges Mauerblümchen sagt jetzt, wo es in der Republik langgeht. Super-Guido wird nun wohl auch in Berlin bleiben, keine Auslandsreisen, bei den schlechten Englischkenntnissen.
Der neue Mann an Angela Merkels Seite war lange Zeit ein spätestes Mädchen auf dem Berliner Politparkett. Er galt als schwer vermittelbar und die Mitgift der niedrigen Wählerzahlen machte ihn und seine Partei nicht gerade attraktiver für potentielle politische Partnerschaften.
Noch vor ein paar Jahren versuchte er sich mit einem tiefer gelegten Wohnmobil und ein paar neuen Schuhen, der Größe 18, am Teenymarkt beinahe bauchfreie bei Big Brother zu profilieren. Dort wollte allerdings keiner so richtig mit ihm über die Politik sprechen. Containeraufenthalte machen eben auf Dauer auch den härtesten Wähler ein bisschen doof. Und als es mit dem ganz großen Politspaß nicht so richtig klappte, versuchte er zusammen mit seinem politischen Lebensabschnittsgefährten, Jürgen Möllemann, den braunen Ernst herauszukitzeln. Aller Einsatz bis dahin ohne allzu großes Herzklopfen für Guido Westerwelle beim Wähler. Dieser kreuzte dann alle vier Jahre lieber woanders, statt bei der FDP. Also rein in den dreiteiligen Maßanzug und seitdem gibt uns Herr Westewelle den Polit-Gentleman.
Jetzt endlich hat er seine große Liebe gefunden, sich selbst.
Ganz nebenbei will er uns Deutsche seit Sonntag sowieso alle glücklich machen. Perspektiven, Hoffnung, Zukunft für unser Land, zum Glück haben wir den Super-Guido!
Er ist der messerscharfe Redner, der eiskalt ausspricht, was andere noch nicht mal lauwarm denken. Super-Guido scheint am Ziel. Ein spätes Mädchen kommt in Berlin nun endlich unter die Regierungshaube und darf sich im Amt beweisen. Na, wenn das mal gut geht.
Aber warum nicht? Er verspricht uns jetzt immerhin weniger Steuern und weniger Staat. Alles ein bisschen wenig, oder? Leider scheint auch seine Herzensbildung zu kurz gekommen zu sein in den Jahren des politischen Karrierekampfes, denn Mitgefühl oder Solidarität für die Schwächeren in der Gesellschaft, also für alle Nicht-Super-Guidos, hat er wenig. Jeder kann in seinen Augen doch ein Super-Guido sein, wenn Mann /Frau nur will.
Die Braut die sich nun mit ihm traut, Angela Merkel, will ja jetzt viel mehr Lächeln, das überbrückt die Differenzen bestimmt in den ersten Wochen. In dieser Partnerschaft wird Mr. Superwahlergebnis jedenfalls zügig merken, wer die Hosen an hat. Er mit Sicherheit nicht, denn wie zahlreiche Hosenträger vor ihm, wird auch er neben Angela Merkel schnell in Unterhose dastehen und sich wundern, woher der kalte Wind um seine Beinchen weht. Denn da hat „Mutti Merkel“ einfach mehr Erfahrung, da sie im Gegensatz zur FDP eine richtige Volkspartei führt, in der das soziale Gewissen dann doch noch eine Rolle spielt.
Willkommen in Berlin Super-Guido, willkommen in der Wirklichkeit.
Ich hab mich für Deutschland geschämt, als ich ihn bei der Pressekonferenz gesehen hab, Guido der Rhetoriker am Stottern, nach Worten ringend, unglaublich aber leider wahr.