Es war 1971, glaube ich, auf der „Revolutionären Demonstration zum 1. Mai“. Wir vom Kommunistischen Studentenverband sangen aus voller Kehle das schöne Lied „Die Arbeiter von Wien“. Da drehte sich jemand aus der Reihe vor uns um und sagte mit einem österreichischen Akzent: „Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt, dass ihr die Arbeiter West-Berlins seid. Aber Wien? Das geht denn doch zu weit.“
An diese Szene muss ich angesichts der vielen weißen Student*innen und Dozent*innen denken, die „postkoloniale Studien“ (PoCo) belegen und lehren und als Aktivist*innen mit Inbrunst die Dekolonialisierung unseres gesamten Lebens fordern. Ich werde den Gedanken nicht los, dass sie, statt ihren Studienplatz oder Lehrstuhl einer Schwarzen zu überlassen, womit die Universität – jedenfalls in den geisteswissenschaftlichen Fächern – ordentlich dekolonialisiert würde, sich lieber – wie wir damals – als „der Zukunft getreue Kämpfer“ fühlen, ohne ihr privilegiertes Dasein aufzugeben.
„Wir sind der Zukunft getreue Kämpfer …“
Was ich verstehen kann. Es ist ein erhebendes Gefühl, sich auf der richtigen Seite der Geschichte zu fühlen. Es ist sehr befriedigend, den Zorn der Unterdrückten zu artikulieren, ohne selbst diese Unterdrückung erleben zu müssen. Die Selbstgerechtigkeit ist zwar eine Todsünde, aber bekanntlich machen Todsünden Spaß. Wie Hans-Ulrich Gumbrecht in der „Welt“ schreibt: „An die Stelle von Faktengenauigkeit konnte so (…) eine Empathie mit den Opfern der Geschichte als Imperativ der Wissenschaft treten. Und unter der (…) Prämisse, dass moralisches Recht immer auf der Seite der Schwächeren liege, wurde schließlich aus Empathie ethische Selbstgewissheit.“
Merkwürdigerweise führt Gumbrecht diese Verhunzung der Wissenschaft auch darauf zurück, dass sich heutige Akademiker*innen nicht mehr die Werke Edward Saids lesen. Said gilt als Begründer der PoCo bzw. der „subalternen“ Studien. Vor allem Saids Hauptwerk „Orientalism“ (1987) sei im Gegensatz zu den Hervorbringungen seiner Epigonen (und Vorläufer, muss man sagen, allen voran Frantz Fanon) eine echte wissenschaftliche Leistung, so Gumbrecht.
Edward Said und die Ursünde des Postkolonialismus
Das bezweifeln allerdings viele, unter anderem Floris Biskamp. Said, so Biskamp in „Orientalismus und demokratische Öffentlichkeit“ (2016), schrieb „seine Texte nicht, um eine in sich schlüssige Theorie zu schaffen oder fortzuspinnen, sondern um politische Interventionen zu vollziehen.“ Das ist die Ursünde der PoCo: Wie damals bei uns Maoisten, wo wir Wissenschaft nur insoweit gelten lassen wollten, als sie eine „Waffe im Klassenkampf“ darstellte, und auf die „Einheit von Theorie und Praxis“ pochten, sollten die postkolonialen oder „subalternen“ Studien von Anfang an eine Waffe gegen den Westen sein, und im Falle des Palästinensers Said nicht zuletzt gegen Israel.
„Er fragt das Eigentum: / Woher kommst du? / Er fragt die Ansichten: / Wem nützt ihr?“ So heißt es bei Bertolt Brecht in „Lob des Revolutionärs“. Wobei die erste Frage legitim und nötig, die zweite aber illegitim und gefährlich ist. Die einzige legitime Frage an die Ansichten lautet: Stimmt ihr mit den Fakten überein? Wenn sie der Revolution schaden, aber die Fakten adäquat erklären – umso schlimmer für die Revolution. Said fragt die Ansichten der Europäer über den Orient, wem sie nutzen, und kommt zum pauschalen Ergebnis: sie nutzen den Europäern. Sie dienen dem Westen als Selbstvergewisserung: Wir sind anders, wir sind besser; und als Legitimation für die Unterwerfung des Orients.
Und das mag teilweise so sein.
Und dennoch ist die einzige legitime Frage an europäische Ansichten über den Orient die, ob sie zutreffen oder nicht. Und im Übrigen ist das auch die einzige legitime Frage an „orientalische“ Ansichten über den Orient. Auch an Said. Zweifellos haben Europäer über die Jahrhunderte ein Selbstbild und ein Bild vom „Anderen“ geschaffen, das sehr verbesserungsbedürftig ist und in der Tat der laufenden Verbesserung unterworfen ist, wie man gerade erlebt. Aber das macht das Selbstbild eines IS-Kämpfers, eines arabischen Nationalisten oder eines Edward Said nicht richtiger. Doch gerade das behauptet Said. Für ihn sind nicht Fakten interessant, sondern Absichten. Nicht die Realität, sondern die Herkunft. Wie Said in dem vom Gumbrecht gelobten Werk „Orientalismus“ schreibt: “It is therefore correct that every European, in what he could say about the Orient, was consequently a racist, an imperialist, and almost totally ethnocentric.”
Zu Recht nennt Biskamp eine solche Einstellung zur Wissensproduktion eine „Hermeneutik des Verdachts“.
Wie der Literaturwissenschaftler Edward Said – Sohn einer christlichen Predigertochter und eines erfolgreichen christlichen Geschäftsmannes, die abwechselnd in Alexandrien und West-Jerusalem lebten, und der den größten Teil seines Lebens in Elitebildungseinrichtungen der USA verbracht hat – zu einem richtigeren Verständnis des Orients gelangen konnte als Historiker*innen und Religionswissenschaftler*innen, die sich ein Leben lang mit der Geschichte der Region und des Islam beschäftigt haben und sich in vielen Fällen länger dort aufgehalten haben als Said selbst, wäre eine interessante Frage, ginge es Said tatsächlich um ein wahres Bild des Orients. Da es ihm aber nur darum geht, das westliche Bild zu dekonstruieren; da ihn der tatsächliche Orient, seine Kultur, Religion, Probleme und vor allem Menschen überhaupt nicht interessieren; so ist die Frage irrelevant.
Die Farm der Tiere und der Postkolonialismus
Und auch die heutigen PoCo-Dozenten und -Studenten fragen sich nicht, wie sie zu einem besseren Verständnis ihres Gegenstands kommen könnten; sie haben sich durch einen voluntaristischen Akt auf die Seite der Guten gestellt, und nun geht es hauptsächlich darum, die Bösen zu entlarven. Das Mittel ist denkbar einfach und wird von George Orwell in „Animal Farm“ beschrieben, das zwar eine Parabel über den Kommunismus in der Sowjetunion sein soll, aber ziemlich gut auch als Parabel über die postkolonialen Herrscher von Kairo bis Kapstadt, Gaza bis Teheran lesen lässt. Die neuen Herren über die Farm der Tiere richten die Schafe ab, jede Diskussion ihrer Politik durch einen Blök-Chor zu verunmöglichen: „Four legs good! Two legs baaaad!“
Oder heute: „PoC guuut! Weiße schleeeecht!“
Übrigens kommt auch das mir nur allzu bekannt vor. Auch wir radikalen Studenten blieben ja unserer eigenen Klassenanalyse zufolge „kleinbürgerliche Intellektuelle“, deren Ansichten immer verdächtig waren und die für entsprechende „Abweichungen“ anfällig blieben. Allenfalls konnten wir hoffen „dem Volke zu dienen“, nicht es zu führen. Freilich mit der Aufnahme in die KPD, die „Avantgarde des Proletariats“ erfuhr man so etwas wie eine Wandlung oder Weihe und war fortan die Erbsünde los; es sei denn, man kam in Konflikt mit Theorie oder Praxis der Führung, woraufhin es sich zeigte, dass man doch – wie es bei meinem Ausschluss aus der Partei hieß – ein „bürgerliches Element“ geblieben war.
Vernunft, bitte
Wer die Möglichkeit der Wahrheitsfindung in den Fakten leugnet und an deren Stelle einen Kampf der Narrative setzt, bei dem nicht entscheidend ist, was objektiv stimmt, sondern was „dem Volke“ – oder den unterdrückten Völkern – dient, der leugnet auch das Band, das alle Menschen verbindet im gemeinsamen Unternehmen des Ausgangs aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit: die Vernunft. Said hat diese Anti-Aufklärung im Namen der Emanzipation, die in Gestalt des Marxismus 1985 ziemlich abgewirtschaftet hatte, neu begründet. Es besteht keinen Grund, ihn dafür zu feiern.
Es ist schwer über das Thema Kolonialismus und Imperialismus zu sprechen und die Dinge einzuordnen. Vor Jahren gab es mal ein Buch eines Nachfahren von Sklaven, der nach Afrika reiste und danach Gott dankte, dass er in den USA und nicht in Westafrika geboren wurde. Für ihn war die Entführung seiner Vorfahren ein Glück. Der Aufschrei war natürlich groß. Wenn man es sich einfach macht, dann ist es eben einfach.
Ein Beispiel aus dem Bauchnabel: Erst durch das Osmanische Reich wurde die Orthodoxe Kirche zur wirklichen Staatskirche, oblag ihr die alleinige Organisation der Schäfchen, die von den muslimischen Besatzern geschoren werden konnten. Stellen wir uns aber mal vor, Lazar hätte auf dem Amselfeld 1389 gewonnen. Zu diesem Zeitpunkt gab es keine serbische Nation, Ostrom hatte sich nur knapp gegen die katholische Kirche durchgesetzt. Nur einige Kilometer vom mächtigem Ungarn entfernt, auf Sichtweite des katholischen Römischen Reiches, wäre ein orthodoxer Staat eher ein Kuriosum. Unsere katholischen Brüder waren sich ja nie zu schade, auch handgreiflich ihre Dominanz durchzusetzen und wäre unter diesem Druck ein Angebot zum Übertritt erfolgt, hätte der (proto) serbische Fürst die katholische Legitimierung seiner Macht bestimmt dankend angenommen. Der serbische Adel war mal kurzzeitig katholisch, es gibt Präzedenzfälle. Im Norden Ungarn, im Westen die expandierenden Deutschen und Italiener. Die Chance, dass Serbien weder Orthodox noch überhaupt serbisch geworden wäre, ist, bei aller Spekulation, nicht gering. Nicht so bei den Osmanen. Sie bestimmten die Orthodoxie als Regel und schirmten die Gegend vor übergriffen ab. Keine Osmanen, keine Serben. Oder zumindest nicht annähernd mit den Merkmalen, die heute einen „richtigen“ Serben ausmachen. War das Amselfeld die Nationale Katastrophe, als die es heute gesehen wird? Die Nation hätte es ohne die Katastrophe so nicht gegeben. Über Jahrhunderte wurden serbische Kinder entführt (keine Propaganda) und zu Janitscharen, Sklaven-Soldaten, ausgebildet oder auf Märkten verkauft. Allein die Zusammenkehrung der Bevölkerung Kroatiens, um Wien zu belagern, würde heute als Genozid zählen. Und trotzdem entstand in diesem Imperium der Nukleus der Völker des Balkans, ihre Geschichten und alles das, was wir heute als Erbe empfinden. Ein großer Teil der serbischen Sprache ist türkischen oder arabischen Ursprungs. Im Vergleich zu den Brüdern in den katholischen Gebieten, ist es stellenweise gar nicht so schlecht gelaufen, erst recht nicht im Zeitalter des Nationalismus, in der späteren Phase des Reiches, als nicht mehr Kinder geraubt und vergewaltigt wurde, sondern eine Verwaltung und eine gewisse Rechtssicherheit eingeführt wurde. Die schönsten Klöster stammen aus dieser Zeit. Meine Familie ist Ende des 19. Jahrhunderts vor der Zwangsmadjarisierung aus dem Banat in den Srem, die Grenzregion geflohen. Soll man jetzt die Geschichte verfluchen, den Osmanen danken, in Bosnien Türken fabulieren und weiterkämpfen, historische Wiedergutmachung fordern? Ich glaube, das ist alles Stuss. Das Osmanische Reich, der islamische Einfluss, ist Teil des serbischen Erbes und macht das aus, was Serben heute sind. Im Guten, wie im Schlechten. Etwas annehmen, bedeutet nicht, es zu empfehlen, es sich wieder zu wünschen. Wenn man anerkennt, dass Serben mit ihrem Geld einst nach Kairo ziehen und ein Geschäft aufmachen konnten und besser standen als im unabhängigen Serbien, in dem es Schollenbindung und Schläge von den Soldaten des heimischen Monarchen gab, dann verrät man niemanden, sondern ist einfach ehrlich. Denn umgekehrt wird ein Schuh draus: durch die Dämonisierung des geschichtlichen Erbes öffnet man erst die Tür für die eigene kaputte Elite und senkt die Latte an Verantwortlichkeiten. Man wird ausgebeutet, aber wenigstens von den eigenen – das ist keine Haltung, die mir einleuchtet. Leid durch fremde Hand schafft kein besseres Bewusstsein und keine besseren Menschen, im Gegenteil. Wem der osteuropäische Nationalismus und Chauvinismus zuwider ist, sollte sich zweimal überlegen, ob er anderen Kontinenten die gleiche gestört-neurotische Beziehung zur eigenen Geschichte wünscht.
Also: Wäre Indien ohne die Briten Indien? Sicher nicht. Wenn Indien heute stolz ist, dass zu sein, was es ist, dann gehört auch das britische Empire dazu. Wer heute durch Berlin geht und durch Straßennahmen das Trauma der Kolonisation nacherlebt, braucht einen Psychiater, da hilft keine Straßen-Umbenennung. Das meine ich wirklich, wer durch Polen reist und nur Tote sieht, hat sie nicht mehr alle. Da hilft keine Rückabwicklung oder Dekolonisierung. Revanchismus, Reaktion und Leben in der Historie sind Neurosen, in Afrika und in Europa. Und Neurosen teilen, hilft niemanden. Die Bewegung weißer Europäer, die auf eine Dekolonisierung drängen, machen eben genau das. Würden sie das auch mit polnischen Nationalisten machen ?
Danke für den kontrafaktischen Geschichtsunterricht, Stevanovic. Das hilft mir verstehen, was mich am Balkan fasziniert. Ich habe in meinem Buch „Imperium der Zukunft“ eine Lanze für multikulturelle Gebilde wie das römische, britische, osmanische und habsburgische Reich gebrochen. Auch ich bin nicht überzeugt, dass der Nationalstaat immer und in jedem Fall einen Fortschritt bedeutete.
@Alan Posener (14. Juni, 7:54 Uhr): Aber gewiß doch, lieber Alan Posener! Warum auch sollten wir es an Achtung und Zivilität fehlen lassen? Es geht in der Diskussion ja um Positionen, die kritisch debattiert werden, und nicht um die Personen, die diese Positionen vertreten…
Hallo Herr Posener,
zum Problem des Philosemitismus kann ich Ihnen diesen Beitrag empfehlen:
https://starke-meinungen.de/blog/2013/03/12/vielleicht-brauchen-wir-ein-bisschen-ganz-gewohnlichen-antisemitismus/
Ihr 68er
… ich möchte mit Datum, heute, den 17. Juni, an 1953 erinnern.
EINIGKEIT und RECHT und FREIHEIT … daher!
Die kolonialen Hypotheken sind so eine Sache. Das ist eine sehr westeuropäische Sicht. In Osteuropa würde man da an ganz andere denken, Südosteuropa bis zum Kaukasus war doppelt oder dreimal so lange Jagdgebiet für Osmanische/ Sklavenhändler als Indien oder Hong Kong eine britische Kolonie. Russen finden sich seit 1000 Jahren auf den Sklavenmärkten des Nahen Ostens wieder. Vielleicht erklärt das die Taubheit auf dem Ohr, es würde um die Bürde des weißen Mannes gehen. Eigentlich nicht, es ist die Bürde des Westeuropäers und wenn Migration aus dem Nahen Osten eine Entschädigung für den Kolonialismus sein soll, handelt Osteuropa richtig, an dieser verqueren Entschädigungslogik nicht teilzunehmen. Edward Said ist nicht Teil der historisch Unterdrückten, sondern Teil der Sphäre, die sich an den Vorfahren vieler (Ost-) Europäer brutalst bereichert haben. Ja, Geschichte kann recht tückisch sein. Deswegen hilft sie auch nicht weiter, wenn es um Gerechtigkeit geht. Das dekonstruierende Geschwurbel dient nur der Deutungshoheit. Historische Gerechtigkeit oder eine gerechte Zukunft, beides zusammen geht nicht.
Und da macht mir Kopfschmerzen, dass nicht nur in Hong Kong britische Fahnen geschwenkt werden, sondern auch Iraker, Afghanen, Libyer, halb Subsahara und Jordanien, Albaner, Kroaten, eigentlich alle unsere Schutzbefohlenen (außer dem Dutzend estnischer Programmierer) auch finden, das UK viel besser ist, als die shithole countries, die wir in unterschiedlichen Zeiträumen entwickelt haben. Man könnte ja einen westukrainischen Billig-Löhner in Polen mal fragen, wie er die Perspektive der Ukraine im Westen so einschätzt. Oder einen Afghanen, oder Kosovo-Albaner… ist das noch alles mission civilisatrice, die hier stattfindet? Das Aufbauen übermächtiger Phantasiegegner wie Putins Provinzdiktatur oder Irans Hungerregime, scheint mir eher ein Zeichen zu sein, dass der Westen das zivilisatorische Projekt längts aufgegeben hat. Ja, die Globalisierung hat viel bewirkt, vor allem bei denen, die nicht in den Genuss einer mission civilisatrice gekommen sind, China, Vietnam und die Golfstaaten als Beispiel (natürlich das Dutzend estnischer Programmierer ausgenommen). Auch den Polen geht es deutlich besser, seitdem sie sich vom Liberalismus abwenden. Von einem „abwirtschaften“ des Autoritarismus fabulieren wir nur und pathologisieren dann die Leute, wenn sie sagen, dass es nicht laufen würde. Weil wir das oben Aufgeführte, in unserer Lebenszeit stattfindende, schönreden, sind schlüssige Erklärungen in Mode, sei es als Verschwörungstheorie, Kryptofaschismus oder postcolonial studies.
Die erste Hälfte Ihrer Ausführungen finde ich einleuchtend und erhellend. Die zweite Hälfte weniger. Vielleicht liegt es an Ihren „Kopfschmerzen“. Wenn es stimmt, dass der Autoritarismus nicht abgewirtschaftet hat, wie Sie behaupten (und da stimme ich Ihnen zu, siehe China), dann ist Putins Russland eben mehr als eine „Provinzdiktatur“ und ein „Phantasiegegner“. Ich denke, beim Iran kommt es darauf an, ob man die Sache von Berlin aus betrachtet oder von Tel Aviv. Und ob wir in einer Welt leben wollen, wo die provinzielle Betrachtungsweise vorherrscht, oder in einer Welt-Zivilisation, in der gilt, dass die Sicherheit unteilbar ist und die Menschenrechte allen zustehen.
Meine Sorge ist nicht ob wir eine Weltzivilisation machen, sondern wie, zum Beispiel im Irak. Weniger wäre mehr gewesen, weil dass, was da stattfand, eigentlich gar nichts war. Die Kurden waren schon autonom, die Schiiten scharren sich um die Ihren und die Sunniten sind zum IS. Ja, der Irak war eine historische Chance und der Westen hat sie versemmelt. Die Iraker bekamen Kugeln und einige westliche Firmen viel Geld. Wir bekamen den IS-Terror. Das Gegenteil von gut ist gut gemeint und so langsam wird es Zeit, dass „wir“ etwas gutes liefern. Die Ukraine wäre ein gutes Betätigungsfeld, Kosovo würde sich anbieten. Stattdessen haben wir Südeuropa erwürgt, das bekommen die Leute ja durchaus mit. Zynismus über „westliche Werte“ macht sich bei denen breit, die an sie glauben. Putin erscheint groß, weil wir uns klein machen. Und uns fällt nur ein, zu bestätigen, dass es wirklich sei. Und Bimbes nicht in die Ukraine, sondern in nutzlose Waffensysteme zu schütten.
Auch in Tel Aviv ist es nicht unumstritten, ob die Fixierung auf den Iran politisch und militärisch wirklich klug war. Militärisch ist der Iran unter Kontrolle. Außer einen Bastelflugzeug hat nichts iranisches Israel erreicht und selbst die Russen kooperieren in Syrien, wenn es um israelische Sicherheitsinteressen geht. Auch in Israel fürchten einige, dass die IDF zur Fremdenlegion der Saudis wird. Die Frage ist doch nicht, ob der Iran jemanden umbringen will (das dürfte wohl ausreichend dokumentiert sein), sondern wie man vorgehen soll und da gibt es durchaus nicht nur die regierende Meinung. Über den Trump-Plan kann man viel meckern (ein ander mal), aber die Einsicht, dass es den Leuten handfest besser gehen muss, ist ein riesiger Evolutionsschritt im Vergleich zum Irak. Oder der Ukraine. Oder dem Balkan. Wären wir durch die Interventionen der letzten Jahrzehnte nicht diskreditiert, wäre das Angebot glaubwürdiger.
Weites Feld, lieber Stevanovic. Sagen wir so: ich stimme Ihnen im Grundsatz zu, aber es ist doch ein allzu weites Feld.
Hallo Herr Posener,
Sie hatten ja zurecht auf die deutsche Kolonialgeschichte verwiesen. Vielleicht diskutieren wir einmal über die Restitution kolonialer Raubkunst, die demnächst ja im Humboldt-Forum bei Ihnen um die Ecke ausgestellt und nicht, wie die NS-Raubkunst an die Bestohlenen zurück gegeben werden soll.
Ich habe da einen recht klaren Standpunkt:
Alles zurückgeben. Und der Umstand, dass wir die Sachen hier seit zig bis über hundert Jahren hier haben, gibt uns keinerlei Recht, darüber mit zu entscheiden, wie diejenigen, an die restituiert wird, mit den Sachen umzugehen haben. Ob sie die Kulturgüter ausstellen, beerdigen, verbrennen oder in den Müll werfen müssen sie selbst entscheiden.
Herzlichen Gruß
Ihr 68er
Lieber 68er, das ist ein großes Thema, und es beginnt damit, dass man nun von „Kunst“ redet, statt früher von anthropologischen Objekten. Ihr „klarer Standpunkt“ in Ehren; aber nehmen wir an, die Besitzer der von Juden geraubten Kunst seien nicht mehr zu ermitteln (was in vielen Fällen ja auch der Fall war): an wen sollten die geraubten Werke restituiert werden? An die Regierung Israels? Da sei BDS vor. Es wurden Lösungen gefunden, und es sollten auch im Fall der Kunst aus Afrika, Asien und Melanesien Lösungen gefunden werden. Die aber weder bedeuten, dass man die Kunstwerke an diverse Diktatoren „zurück“gibt, die sie vermutlich gleich wieder meistbietend verhökern würden, noch dass man die zivilisatorische Leistung vieler europäischer Archäologen und Anthropologen leugnet, die überhaupt erst – etwa im Nahen Osten – die entweder vergessenen oder von den Muslimen als Götzenbauten halb zerstörten Meisterwerke des Altertums der Welt offenbart und erhalten haben, oder – wie in Afrika und Melanesien – durch die Sammlung zeremonieller Masken und dergleichen der europäischen Kunst ganz neue Impulse gegeben haben, ohne die es etwa den Expressionismus nicht gegeben hätte.
Ich glaube, man muss sich vor „schrecklichen Vereinfachungen“ hüten, und wenn das mir ausgelegt wird als Standpunkt eines alten weißen Mannes, der die Privilegien alter weißer Männer verteidigt, sei’s drum. Die Frage bliebe dann, wieso der Standpunkt anderer weißer Männer – Ihrer etwa – relevanter sein sollte. Die Reduzierung aller sachlichen Argumente auf das Persönliche – „Sie als Täternachfahr“, gell – würde in der Folge bedeuten, dass zumindest alle Deutschen für ein paar Jahrhunderte die Klappe halten sollten. Was, auch wenn die Rechten behaupten, genau das werde von uns verlangt, im Wirklichkeit niemand verlangt. Dass wir Weißen den „people of colour“ zuhören: Das kann man verlangen. Aber dann bitte auch genau zuhören, nicht nur denen, die am lautesten schreien.
Let’s talk about ART, baby
Let’s talk about you and me
Let’s talk about all the good things
And the bad things that may be
https://www.youtube.com/results?search_query=mus%C3%A9e+quai+branly&sp=EgIIBA%253D%253D
https://www.lejournaldesarts.fr/patrimoine/ils-voulaient-recuperer-une-oeuvre-africaine-au-quai-branly-5-militants-juges-fin
Die Eröffnung des „Palastes des Kolonialismus und Katholizismus“
https://www.idea.de/gesellschaft/detail/debatte-um-kuppelkreuz-und-spruchband-geht-weiter-113159.html
aka „Humboldt Forum“ sehe ich mit großem Interesse entgegen.
Das Schloss als „Palast des Katholizismus“, lieber 68er? Die preußischen Könige und ihre Hofprediger waren immer protestantisch.
Ja, Herr Posener,
das mit dem Katholizismus war nicht ganz korrekt. Wenn Sie sich aber die aktuelle Kreuzgeschichte ansehen, war die katholische Kirche jetzo nicht ganz unbeteiligt. Interessant finde ich, dass Schinkel eigentlich ein offenes Dach wie im römischen Pantheon geplant hatte und König Wilhelm IV das ursprüngliche Kreuz in Auftrag gab. Wer heute das Kreuz bezahlt hat, bleibt weiter im Dunklen.
https://www.humboldtforum.org/de/magazin/artikel/die-sache-mit-dem-kreuz/
Ja, das war der Übergang von der Klassik zur Romantik. Den Widerstand gegen das Kreuz halte ich für albern. Es symbolisiert das Bündnis von Thron und Altar. Das mag heute der Kirche nachträglich peinlich sein, aber es war nun einmal in Preußen und später im Kaiserreich Fakt.
Hallo Herr Posener,
ich habe den Artikel jetzt zweimal gelesen und weiss immer noch nicht, welche Kernaussagen Sie eigentlich an den Mann bringen wollen.
Im Grunde argumentieren Sie ja ähnlich wie Said: die Studenten 1968 und heute können über das womit sie sich solidarisch machen, nicht reden, weil sie es nicht betrifft und sie davon keine Ahnung haben. Ich finde diese Argumentation falsch. Das von Ihnen angeführte Zitat von Said:
“It is therefore correct that every European, in what he could say about the Orient, was consequently a racist, an imperialist, and almost totally ethnocentric.”
hört sich so an, als ob er das ähnlich sieht wie Sie, da er die Vergangenheitsform „was consequently a racist“ wählt, weiss ich aber nicht, in welchem Zusammenhang er das gesagt hat .
Ihr Argument mit den „Ansichten“ kann ich auch in keiner Weise nachvollziehen. Ansichten sind abhängig vom Standpunkt und „die Wahrheit“ hat viele Facetten und verschiedene Ansichten auf ein und das selbe Objekt können unterschiedlich sein. Je nach Blickpunkt. Sie tun immer so, als seien Sie der reinen Wahrheit verpflichtet, was natürlich Unsinn ist. Jeder Mensch hat Interessen und jedes Unternehmen auch. Aber man fühlt sich natürlich gut, wenn man so tut, als habe man die edelsten und reinsten Motive.
Sie brechen hier wieder einen Streit um Worte vom Zaun und kommen dann irgendwann mit dem Argument, die anderen würden sich nur um Worte streiten. Das haben wir hier schon tausendmal gehabt.
Also lassen wir uns über Fakten sprechen. Ihr Mutterland, Großbrittanien hat eine große koloniale Hypothek und viele dort glauben, dass man das mit ein wenig Folklore und unter den Teppich kehren und „irgendwann auch einmal vergessen kann“. Und Sie haben ja auch ein wenig Verständnis für den – männlichen Eva Herrmann des Kolonialismus – Steve Gilley gezeigt, der sagt, es sei ja nicht alles schlecht gewesen damals… Der Auffassung kann man ja sein, aber dann darf man sich nicht wundern, dass man in Deutschland nur von der AfD zum Referat eingeladen wird.
Mit der Argumentation hätte ich vielleicht weniger Bauchschmerzen, wenn sie von denen käme, die heute von den „Gnadengaben des Kolonialismus“ vor Ort profitieren aber das wäre dann das selbe Argumentationsmuster, dass ich bei Ihnen und Said oben noch abgelehnt hatte.
Wenn ich diese Argumentationsstruktur aber von „Täternachfahren“, zu hören bekomme, darf ich mir doch wohl die Frage stellen, welches Interesse solch eine „Ansicht“ treibt. Da Sie ja nicht über Worte streiten wollen, reden wir über Rhodes Denkmäler:
https://www.ft.com/content/a983aec4-94a3-4cc8-b561-79eb8c46b250
sprechen wir über die Balfour-Deklaration:
https://www.welt.de/geschichte/article170244665/Das-doppelte-Spiel-der-Briten-im-Nahen-Osten.html
Es gibt nicht „die Geschichte“ es gibt viele „Geschichten“, die jeder gerne so erzählt, wie er sie erlebt oder erlitten hat oder wie es sich im Nachhinein besser erzählen lässt. Es war ja nicht alles schlecht, was damals…
Mit besten Grüßen
Ihr 68er
Lieber 68er, ich behaupte gerade nicht, dass es für eine Europäerin unmöglich wäre, die Verbrechen des Kolonialismus zu erkennen oder sich ein richtiges Bild vom Orient zu machen. Au contraire. Ich sage, das hat Said behauptet, und das haben die KPD/AO und Konsorten hinsichtlich der Arbeiterklasse behauptet. Ich hingegen bin ein Anhänger dessen, was Stefan Nottelmann hier „naiven Realismus“ genannt hat: Es gibt eine Realität, und man kann sie erkennen. Es wäre möglich, dass ein Achille Mbembe unserer Realität besser erkennt als wir selbst, und es wäre möglich, dass ich einen klareren Blick auf den Kamerum habe als Achille Mbembe. Und das, obwohl ich – nette Wendung, 68er! – „Täternachfahr“ bin.
Und ich bin deshalb auch der Ansicht, und habe darüber auch ein Buch geschrieben, dass man die Geschichte des britischen Weltreichs nicht so abtun kann, wie Sie es tun: „Ihr Mutterland, Großbrittanien hat eine große koloniale Hypothek und viele dort glauben, dass man das mit ein wenig Folklore und unter den Teppich kehren und “irgendwann auch einmal vergessen kann”.“
Um einmal, obwohl es billig ist, Contra zu geben: Auch Ihr Vaterland, Deutschland, hat eine große koloniale Hypothek, und wer nicht vom Völkermord an den Hereros, Robert Kochs Menschenexperimenten und dem Maji-Maji-Aufstand reden will, oder von der Rolle der Deutschen beim Niederschlagen des Boxer-Aufstands in China, sollte vielleicht ein wenig leiser sein, wenn es um Rhodes und Balfour geht.
Die schlichte Wahrheit ist: Ohne das Empire wäre Hitler nicht geschlagen worden. Das ist der Ausgangspunkt für die Beurteilung sowohl des Weltreichs als auch der deutschen Kolonialkritik. Die Völker Südostasiens haben auch unter den Japanern gelernt, was brutale, rassistische Unterdrückung ist, und haben mit den Kolonialherren gegen die Japaner gekämpft. Ich werde den Deibel tun, irgendetwas zu beschönigen, was nicht beschönigt werden darf, aber wer eine vierhundertjährige Epoche der Menschheitsgeschichte mit ein paar wohlfeilen Sätzen abtun zu können glaubt, bedeckt nur sein Unwissen mit einem moralischen Mäntelchen.
Das, was der jüdisch-südafrikanischen Politikerin Helen Zille widerfuhr, zeigt, wie unmöglich es geworden ist, hier überhaupt noch rational diskutieren zu wollen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Helen_Zille
Ich halte die Frage dennoch für legitim, warum die Menschen, die in Hongkong verzweifelt gegen die Unterdrückung durch die KP Chinas kämpfen, britische Fahnen schwenken.
Lieber Herr Posener,
ich gebe zu, Sie haben nicht explizit geschrieben, dass die jungen Leute, die sich heute solidarisch zeigen wollen, nicht das Recht hätten, sich zu äußern, Sie schreiben nur:
„Ich werde den Gedanken nicht los, dass sie, statt ihren Studienplatz oder Lehrstuhl einer Schwarzen zu überlassen, womit die Universität – jedenfalls in den geisteswissenschaftlichen Fächern – ordentlich dekolonialisiert würde, sich lieber – wie wir damals – als „der Zukunft getreue Kämpfer“ fühlen, ohne ihr privilegiertes Dasein aufzugeben.“
und unterstellen den jungen Menschen „Selbstgerechtigkeit“, was angeblich eine „Todsünde“ sei. Sie müssen das ja wissen!
Sie sprechen zu Recht, die Kolonialgeschichte Deutschlands an, für die ich so wenig verantwortlich bin, wie Sie für die Kolonialpolitik des Königreichs. Trotzdem versuche ich aus beiden Geschichten Lehren zu ziehen.
OK, Sie waren Lehrer und können wohl nicht anders, dem Gegenüber Unwissenheit zu unterstellen, wenn Sie mit Ihrer Argumentation am Ende sind. Es fehlte nur noch: Setzen! Sechs! Aber damit kann ich leben. Die Flotten- und Kolonalpolitik Wilhelm Zwos war übrigens das Thema meiner Abiturklausur.
Den Hinweis:
„Das, was der jüdisch-südafrikanischen Politikerin Helen Zille widerfuhr, zeigt, wie unmöglich es geworden ist, hier überhaupt noch rational diskutieren zu wollen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Helen_Zille“
verstehe ich nicht. Wieso weisen Sie darauf hin, dass Frau Zille jüdisch ist?
Auf die Schnelle kann ich nicht nachvollziehen, ob das was Frau Zille gesagt hat, rassistisch war, was ihr teilweise geantwortet wurde, war sicherlich sexistisch und beleidigend.
Wie würden Sie es finden, wenn jemand z. B. Michel Friedman als „Professional Jew“ bezeichnen würde? Ich bin kein Muttersprachler, aber ich würde das wohl mit „Berufsjude“ übersetzen. Mir würde da schon der Verdacht kommen, wer so etwas sagt, könnte ein Antisemit sein. Aber trotzdem würde ich diese Person, zumal wenn es eine Frau wäre, niemals als „Nazischlampe“ beschimpfen.
Wer, wo, weshalb, welche Fahnen schwenkt, und woher er die bekommen hat, kann man von Aussen nur schwer beurteilen.
Mit bestem Gruß
Ihr 68er
1. „Sie unterstellen den jungen Menschen “Selbstgerechtigkeit”, was angeblich eine “Todsünde” sei. Sie müssen das ja wissen!“
In der Tat. Ich rede aus Erfahrung, wie ich immer wieder betone.
2. „OK, Sie waren Lehrer und können wohl nicht anders, dem Gegenüber Unwissenheit zu unterstellen, wenn Sie mit Ihrer Argumentation am Ende sind.“
Ich bin mit den Argumenten nicht „am Ende“, und ich halte die von Ihnen beschriebene Haltung nicht für eine bei Lehrer*innen verbreitete. Dass Sie keinerlei Belehrung über den deutschen Kolonialismus brauchen, ging freilich aus Ihrem Vorwurf – „Täternachfahr“ – nicht hervor. Ich entschuldige mich für das Missverständnis.
3. „Wieso weisen Sie darauf hin, dass Frau Zille jüdisch ist?“
Weil ich denke, dass das im Kontext Südafrikas nicht unwesentlich ist. Juden spielten im ANC eine führende Rolle, worauf hinzuweisen das Apartheidregime nicht müde wurde. Warum? Weil Juden immer und überall – 68 wie heute – dort zu finden sind, wo es um Menschenrechte geht. (Ich habe über die Rolle der Juden in der 68er Revolte geschrieben. googeln Sie es gelegentlich.) Dazu sind sie qua Religion, Tradition und Erfahrung sozusagen verdonnert. Frau Zille ist also nicht irgendeine Weiße, die dummes Zeug quatscht; sondern sie handelte aus einer langen emanzipatorischen Tradition heraus: Sagen, was ist. Und der damaligen korrupten ANC-Führung, der genau jenes Rechtssystem, das Zille lobte, ein Dorn im Auge ist, wie es schon den Apartheid-Politikern ein Dorn im Auge war, hat entsprechend reagiert.
4. „Wer, wo, weshalb, welche Fahnen schwenkt, und woher er die bekommen hat, kann man von Aussen nur schwer beurteilen.“
Gewiss. aber Sie können sich bemühen, das in Erfahrung zu bringen. Kleiner Tipp: Es war nicht die CIA.
Hallo Herr Posener,
das ist hier keine Diskussion. Sie argumentieren fast ausschließlich mit gefühlten und vermuteten Eigenschaften von Menschen. Deutsche Jugendliche, die PoC studieren, unterstellen Sie Selbstgerechtigkeit. Frau Zille, unterstellen Sie eine ausschließlich gute Motivation, weil sie Jüdin ist:
„Weil Juden immer und überall – 68 wie heute – dort zu finden sind, wo es um Menschenrechte geht. (Ich habe über die Rolle der Juden in der 68er Revolte geschrieben. googeln Sie es gelegentlich.) Dazu sind sie qua Religion, Tradition und Erfahrung sozusagen verdonnert.“
Das ist rassistisch.
Wie unsinnig Ihre Behauptung ist, wissen Sie selbst. Ich habe mir nur zwei Sekunden darüber Gedanken gemacht, das dann aber aufgegeben, als mein erster Versuch der Falsifikation Sie bestätigte, Ihrer Behauptung aber eine ganz andere Deutung verlieh:
Der „Menschenrechtsaktivist“ Baruch Goldstein.
Ja, Sie haben Recht, ich hatte Glück und nur sehr wenige Lehrer, die das Klischee „Setzen! Sechs!“ erfüllten. Es gab diese Lehrer aber und die erzählten, das ist vielleicht ein Unterschied zu Ihrer Schulzeit, meist erschütternde Geschichten aus dem Krieg, in den sie als ganz junge Menschen geschickt worden waren und in den sie zum teil auch inbrünstig aus „eigenem Antrieb“ ziehen wollten. Man erkannte bei meinen Lehrern sehr deutlich, dass diese Zeit sie sehr geprägt hatte sie sich aber bemühten, damit fertig zu werden. Das klappte aber nicht immer und so geschah es immer wieder, dass sie Kindern nicht richtig zuhörten, sie beschimpften und glaubten, mit „Setzen! Sechs!“ die „Lufthoheit“ behaupten zu können.
Wieso Sie diese Arroganz an den Tag legen, müssen Sie wissen.
Meine deutschen Lehrer waren auch fast alle im Krieg gewesen und sprachen ganz ungeniert vom Kampf gegen „die Tommies“ oder „den Russen“. Das nur nebenbei. Ansonsten bin ich es ein wenig Leid, dass früher oder später jedes Gespräch mit Ihnen in einen persönlichen Angriff gegen mich ausartet: Nun bin ich Rassist, weil ich behauptet habe, dass Juden überall prominent in Emanzipationsbewegungen zu finden sind. Das ist Fakt, und es gilt auch für 68, außer in Deutschland, aus nahe liegenden Gründen.
Wenn Sie allerdings nur „zwei Sekunden“ darüber nachdenken, dann bleiben Sie unwissend.
Was Baruch Goldstein damit zu tun hat, weiß ich nicht. Wollen Sie eine Aufzählung jüdischer Verbrecher haben? Von Trotzki bis Meyer Lansky, von den Kray Brothers bis Menachem Begin kann ich Ihnen eine lange Liste liefern. Das widerspricht nicht meiner Behauptung, die auf Fakten beruht.
Hier zum Beispiel ist ein Papier über die Juden Südafrikas und das Apartheidsystem. Vielleicht finden Sie das einleitende Zitat Nelson Mandelas „rassistisch“?
https://core.ac.uk/download/pdf/46721943.pdf
Hier ist ein Artikel über Judenin der US-Bürgerrechtsbewegung:
https://www.myjewishlearning.com/article/jews-in-the-civil-rights-movement/
Und hier ist ein Artikel über Juden in der Bewegung, nach der Sie sich – zu Unrecht, wie ich finde – benennen:
https://www.welt.de/kultur/plus173782263/Geschichtspolitik-Das-juedische-68.html
Hallo Herr Posener,
das ist das schöne bei Ihnen, man muss sich immer nur ein wenig daran erinnern, wie Sie in anderen Diskussionen „argumentiert“ haben und kann das dann einfach spiegeln und Sie regen sich schrecklich auf und fühlen sich persönlich angegriffen.
Begonnen mit der Diffamierung haben aber Sie, als sie den „weißen“ Studentinnen und Dozentinnen die sich aus ihrer Sicht (der Sicht der „Weißen“ Studentinnen und Dozentinnen) für Menschenrechte einsetzen, „Selbsgerchtigkeit“ als Motivation unterstellt haben. Da sich diese jungen Leute hier nicht wehren können, habe ich dann versucht, das ein wenig zu artikulieren. Wenn Sie dann noch den Deckel auf Ihre Ressentiments setzen und suggerieren, Engagement für Menschenrechte sei bei Juden igendwie in die Wiege gelegt und immer aufrichtig, sie könnten irgendwie nicht anders, erinnert mich das an philosemitischen Auswüchse, die Sie bei Sarrazin noch kritisiert hatten, wenn Sie glechzeitig den „Weißen“ unlautere Motive unterstellen.
Und dann kommen wir schnell zu Ihnen und Jakob Augstein bei dem Sie sich hinter Ihrem Freund Broder versteckten und immer behauptet haben, Sie seien sich nicht sicher, ob Augstein ein Antisemit sei und es nicht darum ginge, ihn persönlich zu diffamieren, es ginge Ihnen nur darum, ob bestimmte Äußerungen seien antisemitisch seien:
https://starke-meinungen.de/blog/2015/12/09/mit-verlaub-herr-augstein/#comment-44714
„Also, ob Augstein antisemit ist oder nur Antisemitisches von sich gibt, weiß ich nicht. Aber mir geht es nur um den Inhalt seiner Äußerungen, nicht um seine Person.“
Und so könnte ich Ihnen vorhalten:
Also, ob Posener ein Rassist ist oder nur Rassistisches von sich gibt, weiß ich nicht. Aber mir geht es nur um den Inhalt seiner Äußerungen, nicht um seine Person.
Aber so möchte ich mich nicht aus der Verantwortung stehlen. Klar, Sie arbeiten seit langem für einen Verlag, der immer wieder durch rassistische und chauvinistische Artikel negativ aufgefallen ist und verteidigen den Kolonialismus mit zwielichtigen Argumenten (sinngemäß: In 400 Jahren Britisch Empire „kann nicht alles schlecht gewesen sein“ / erinnert mich irgendwie an Ostalgie). Aber wenn ich alles zusammen sehe, was Sie so von sich geben, glaube ich, dass Sie kein Rassist sind, dass Sie aber wie jeder von uns irgendwann rassistichen Stereotypen auf den Leim gehen.
Und was das Hebron Massaker angeht, müssten Sie das näher erläutern, wieso es da aus Ihrer Sicht nicht um „Menschenrechte“ ging. Sie schrieben:
„Weil Juden immer und überall – 68 wie heute – dort zu finden sind, wo es um Menschenrechte geht.“
Im negativen Sinne ging es da sehr wohl um Menschenrechte. Zunächst um das Recht auf Leben von 29 Palästinensern und das Recht auf körperliche Unversehrtheit von weiteren 150 Palästinensern und später dann auch um das Recht auf Leben des Herrn Baruch Goldstein.
Und wenn ich den Alan Posener weiter fragen lassen würde, könnte ich fragen, ob Sie vielleicht der Meinung sind, die Palästinenser hätten keine Menschenrechte. Und so würde sich das Unterstellungskarrussel immer weiter drehen.
Das ist unfair, ja aber es macht auch irgendwie Spass. Daher auch die Spiegelung der „Täternachfahren“. Ich habe ja zum Ausdruck gebracht, dass ich Ihnen den Kolonalismus persönlich nicht zum Vorwurf mache, so wie ich mich nicht für die Taten meiner Großelterngeneration verantwortlich fühlen kann. Ich bin aber bereit, daraus Lehren zu ziehen. Und dazu gehört es auch rassistische oder chauvinistische Ansichten als diese zu benennen, egal von wem sie kommen.
Bisher hatte ich mich auch wenig damit beschäftigt, wie er Kolonialismus und Rassismus in GB aufgearbeitet worden ist. Das ist ja ein sehr spannendes Thema. Einer der angeblichen Mitgründer der Royal Society, William Petty, war anscheinend ein recht übler Rassist. Die Selbstdarstellung der Royal Society, zumindest auf ihrer Webseite, ist in der Timeline aber ausschließlich „glourious“.
Auch der von mir wegen seines sonst klaren Geistes und seiner klaren Sprache sehr geschätzte Adam Smith äusserte sich so dezidiert rassistisch, dass man ihn einen Rassisten nennen kann.
Manche behaupten sogar, dass der heutige Rassismus in den USA entscheidend von den britischen Denkern Hobbes, Smith und Locke beinflusst sei:
https://www.houstonpublicmedia.org/articles/shows/houston-matters/2019/02/01/320170/how-did-ideologies-of-famous-philosophers-promote-racism-in-america/
Ich habe gerade keine Zeit, das zu lesen, vielleicht ist das ja auch maßlos übertrieben.
Herzliche Grüße
Ihr 68er
Ich darf doch mal zwei Stichworte aufgreifen?
“Täternachfahren”. Hmm, ja. Ohne Täternachfahren zu sein, würden wir diese Debatte gar nicht führen, weil sie uns am Allerwertesten vorbeiginge.
„Es war ja nicht alles schlecht, was damals …“ Mit dem Scheinargument (und dem ihm innewohnenden Bezug zur Nazizeit) wäre ich ein wenig vorsichtig. Ohne Kolonialismus könnten Subsahara-Afrikaner sich heute nicht aktiv an der Debatte beteiligen, weil ihnen dafür alle Mittel fehlen würden (sprachliche, philosophische und technische). Damit sitzen sie in einem Boot mit uns, nur 2000 Jahre später, weil auch wir diese Debatten ohne den Imperialismus des alten Rom nicht führen könnten. Dialektik der Geschichte …
Gruss,
Thorsten Haupts
Genau.
Ja, genau, Herr Haupts und Herr Posener, das ist Kulturchauvinismus!
Bin zugunsten der alten Römer (Und Ägypter. Und Inder. Und Mesopotamier. Und Chinesen …) gerne Kulturchauvinist. Gegen die Tatsache, dass Subsahara-Schwarzafrika vor dem Kolonialismus keine eigene Zivilisation hervorgebracht hat, helfen auch keine postkolonialen Studien. Damit sitzen die Subsahara-Afrikaner historisch im exakt selben Boot, wie ehemals Germanen, Kelten und Slawen.
Gruss
Thorsten Haupts
„Wenn ich diese Argumentationsstruktur aber von “Täternachfahren”, zu hören bekomme, darf ich mir doch wohl die Frage stellen, welches Interesse solch eine “Ansicht” treibt.“
Ja, gute Frage. Die Mode bei meinen türkischstämmigen Nachbarn ist die Zahl 1453 auf dem Nummernschild und das Benennen von Moscheen nach Sultan Mehmed. Für einen Osteuropäer eher bizarr. Wenn wir so anfangen, sind wir bei der von Golfmonarchen und der Türkei betriebenen Islamisierung Europas und jede Kritik eines Türken könnte man als Interessengeleitet abtun. Unsere Kammeraden hier tun ja genau das.
Sanktionen sind ja deswegen ein Segen für wackelnde Regime. Die Zahl der Gelegenheiten, bei denen man von außerhalb hört, dass das eigene Regime eine Katastrophe ist, nimmt durch Sanktionen rapide ab. Man sperrt einfach alle in einen Nationalpark und am Ende muss man doch Gewalt anwenden, um einen Regime-Change herbeizuführen. Das funktioniert so in Serie schon seit Jahrzehnten, oder besser gesagt, eben nicht.
Ich bin nicht sicher, ob das so generell stimmt, lieber Stevanovic. Ich müsste mich noch einmal kundig machen, aber in meiner Erinnerung ist es so, dass die Sanktionen gegen Südafrika geholfen haben, die Apartheid zu beenden.
Ja, Südafrika hat so funktioniert. Serbien, Venezuela, Kuba, Iran, Gaza, Irak, Afghanistan, Nord-Korea, Libyen, Syrien und Russland nicht. Das sind die, die mir aus dem Stand einfallen. Ich glaube auch nicht an die Effektivität des „Wandel durch Handel“, aber Sanktionen als Alternative waren im Schnitt nicht wirklich erfolgreicher. Erfolgreich war die Soft Power, das Versprechen, dass es besser werden wird. Außer im Radius deutscher Zulieferer in Mittelosteuropa, sind die Beispiele, in denen das Versprechen eingelöst wurde, doch eher dünn. Und das ist ein weitaus größeres Problem. Die Spinner, mit denen die Leute eingesperrt werden, sind eine Alternative, solange wir keine bieten.
Da Klaus J. Nick Ihre Meinungsäußerung in der ‚Welt‘ zum Thema ‚Rasse oder Ethnie‘ erwähnte: finde ebenfalls, lieber Alan Posener, daß Ihnen da ein ausgesprochen schöner Kommentar gelungen ist, dem ich nur uneingeschränkt zustimmen kann!
Danke sehr. Es freut mich, dass wir trotz einiger harscher Worte in der Auseinandersetzung über Mbembe bei gegenseitiger Achtung und Zivilität bleiben können.
Fakten oder Absichten? Wenn man sich dafür entscheidet, Fakten seien nicht so relevant, ist man sehr schnell bei einer rein ideologischen Weltsicht. Man kann so ziemlich jede Schweinerei rechtfertigen, Hauptsache die Absicht ist gut, zB die Welt von Ausbeutung und Unterdrückung befreien, dann ist man ja auf der Seite des Guten. Fakten die nicht in das eigene Weltbild passen, lässt man am besten unter den Tisch fallen, oder man interpretiert sie um. So eine Vorgehensweise ist höchstgefährlich und führt in Umkehrung von Mephisto zu dem Geist der stets das Gute will und stets das Böse schafft.
Auch wenn solch eine Weltsicht ziemlich bequem ist, habe ich im Laufe eines langen Lebens gelernt, die Realität ist fast immer viel komplizierter, als eine einfache schwarz-weiß Sicht das suggeriert. Das gilt erst recht, wenn es um die Lösung von Konflikten und Problemen geht.
„Said hat diese Anti-Aufklärung im Namen der Emanzipation, die in Gestalt des Marxismus 1985 ziemlich abgewirtschaftet hatte, neu begründet. Es besteht keinen Grund, ihn dafür zu feiern.“
Ich werde das nie im strengen Sinne beweisen könnnen. Habe aber seit sehr langer Zeit (ca. 30. Lebensjahr) den sich zunehmend verfestigenden Eindruck, dass eine Mehrheit jeder Bevölkerung überall das anders sieht – es unterscheiden sich nur die antiaufkärerischen „Helden“, die man gerade bwundert.
Seufz, Gruss,
Thorsten Haupts
Great minds think alike.
https://www.welt.de/kultur/plus209419763/Alain-Finkielkraut-Beim-Antirassismus-geht-es-leider-nicht-mehr-um-Gleichheit.html
Ich finde das sympathisch, dass Sie – offensichtlich noch ganz Pädagoge – wirklich allen mental hoch herausgeforderten auf linker Seite bei Transferleistungen (ich meine die in der Didaktik) bezüglich George Orwells ‚Farm der Tiere‘ so liebevoll die Erkenntnis anreichen: „Die neuen Herren über die Farm der Tiere richten die Schafe ab, jede Diskussion ihrer Politik durch einen Blök-Chor zu verunmöglichen: „Four legs good! Two legs baaaad!“
Oder heute: „PoC guuut! Weiße schleeeecht!““
Und gut dass Sie (mir) mit Ihrem Essay in Erinnerung rufen, dass der „Kampf der Narrative“ kein neues linkes Phänomen ist, das sich in der Art zu Denken und politisch zu handeln überhaupt nicht von den üblichen rechten Narrativen unterscheidet.
Aber leider – und das soll mein Beitrag dazu sein – nicht nur in politischen Auseinandersetzung über geisteswissenschaftliche Themen, sondern ganz klar erkennbar auch im Bereich der Naturwissenschaften, insbesondere den sog. Umweltwissenschaften. Dort hat man sich zu einem Zeitpunkt, als die wesentlichen tatsächlichen umwelttoxischen Probleme bereits längst im Griff waren, durch weitere Dramatisierungen sein Arbeitsfeld nebst Fördermitteln usw. usf. gesichert.
Ich weiß das, ich habe da nach Kräften mitgemischt und nein, es war daran nicht alles verkehrt. Genausowenig, wie an Sozialsystemen alles verkehrt ist.
Ich sehe aber eine erhebliche Gefahr nicht nur darin, dass damit übertrieben wird, sondern vor allem, dass sich die Politik bzw. Parteien, insbesondere jedoch die SPD von den Bedürfnissen ihrer Wähler derartig entfremdet, dass ihr zum Überleben nichts anderes mehr einfällt, als die Dämonisierung der AfD und irgendwelcher Männer mit Hut.
Und die ‚grüne‘ Klientel wird sich aufgrund der schwindenden Finanzierungs- und Erwerbsmöglichkeiten ihrer Hauptklientel im Öffentlichen Dienst verflüchtigen.
Schade eigentlich, denn sie hätte tatsächlich weitere Möglichkeiten gehabt, die Welt zu verbessern. Stattdessen macht sie Symbolpolitik bzw. bedient – ganz nach Orwell’scher Art – ihre Narrative.
Beispiel: Verbot der Plastiktüte. Durch die Einführung der Kreislaufwirtschaft (Mülltrennung usw.) ist längst die vielfache Nutzung und Umwandlung des geförderten Erdöls möglich geworden, was nur konsequenter in das Wirtschaftssystem eingebaut werden müsste. Und wer wirklich denkt, die CO2-Produktion würde sich durch den ‚Ausstieg‘ aus der Erdölförderung und seiner vielfachen Verwertung verringern, verfolgt immer noch makroökonomische Ideen auf dem Stand eines Ceaucescu.
Ein altes Erdkundebuch aus den ’70ern und 5 min eigenes Nachdenken über die ‚dezentrale‘ Landnutzung in ariden Ländern (auch die müssen Heizen) lässt derartige Träume sofort zerplatzen. Achja, Mikroplastik: Wäre schon lange durch UV-instabiles Plastik kein Thema mehr. Aber so lange man sehr langelebige Plastik-Materialien in Hauswände stopft und fein verteilt..
Von ‚Kernkraft‘ und ‚Diesel‘ gar nicht zu reden.
Will sagen: Die links-grün-ideologische Fixierung auf Symbole bis weit in die CDU und auch CSU hinein wird immer fataler.
PS: Danke für Ihren Zwischenruf auf Welt.de bezüglich der Abschaffung der Rassen im Grundgesetz. Die deswegen drinstehen, um selbige zu schützen. Das einzige wirklich wichtige Natrrativ dieses Landes wird gerade geschreddert.
Wenn jemand spricht (A.Hofreiter): „..mit breitestem demokratischen Konsens“, läuft mir ein Schauer über den Rücken.
Viele Dinge angerissen, lieber KJN, nicht alle zum Thema. Aber bei Gelegenheit (und anlässlich des Streits der Virologen) komme ich gern (wieder) auf „Follow the science“ zurück.
Ich fand’s eine schöne Ergänzung zu Ihrem Text, lieber Alan Posener; aber vielleicht trage ich Eulen nach Athen: Ludger Fittkau im Deutschlandfunk Kultur über ‚Antikolonialismus und Antizionismus. Umstrittene Denkmuster in der 68er-Linken’…
Kannte ich nicht. Danke für den Hinweis.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/streitgespraech-mbembe-und-der-antisemitismus-vorwurf.2950.de.mhtml?dram:article_id=477439&xtor=AD-254-%5B%5D-%5B%5D-%5B%5D-%5Bdkultur-mobil%5D-%5B%5D-%5B%5D
Da haben Sie sich gut geschlagen und überzeugend argumentiert, Herr Posener. Gut ab!
Danke. Ich war nicht sicher, wie das auf Dritte wirken würde. Jedenfalls war es für mich ein großer Gewinn, bei der Gelegenheit Professor Michael Wildt kennen zu lernen.
Sehe gerade, dass Sie ein anderes Streitgespräch meinen, lieber Stefan Trute. Ich war gestern nämlich schon wieder beim Deutschlandfunk in Sachen Mbembe, um mich mit René Aguigah zu streiten unter Beteiligung von Michael Wildt.