Mein langjähriger Freund und Ex-Genosse Rüdiger Safranski hat mit Interviews in der „Neuen Zürcher Zeitung“ (vom 8. November 2015) und in der „Weltwoche“ (vom 19. Februar 2016)
für einiges Aufsehen gesorgt. Um es vorwegzunehmen: in Vielem stimme ich seinen Ausführungen zu. Doch macht oft der Ton die Musik. Manche seiner Formulierungen sind so kindisch, dass man sie – in aller Freundschaft – zurückweisen muss. Was hier geschehen soll.
Beginnen wir mit Rüdigers Ansichten über die Europäische Union. Ich will nicht unterstellen, dass der Erfolgsautor seinen Interviewpartnern nach dem Munde redet, aber vielleicht ist es doch kein Zufall, dass er in der „Weltwoche“ des betont EU-feindlichen Roger Köppel Folgendes zum Besten gibt: „Ein Großteil der politischen Elite und der reflektierenden Öffentlichkeit in Deutschland sah (in der Europäischen Union A.P.) ein Mittel, um den anrüchigen Nationalismus loszuwerden. Beim Volk ist diese Idee nie wirklich angekommen. Dort fand man es einfach nur gut, dass es keine Grenzkontrollen mehr gab und im westlichen Europa Friede herrschte – und das ist ja nun wirklich die Hauptsache. Auf den sonstigen EU-Regulierungsfuror kann man ja gut verzichten. Er schadet nur.“
Nun ja. Richtiges und Falsches ist hier so vermengt, dass es schwer ist, sie zu trennen. Es stimmt, dass viele Deutsche mit Hilfe der EU den Nationalismus überwinden wollte und wollen, und diesen Wunsch finde ich ehrenwert. Ihn teilen viele Europäer, ob aus Deutschland, Frankreich, Italien oder Polen, Ungarn oder Tschechien. Der Nationalismus war das Unglück des Kontinents, ein Rückfall in den Nationalismus würde ihn wieder ins Unglück stürzen. Es gibt nämlich zwischen Nationalismus und Patriotismus, aber auch zwischen Nationalismus und der Wahrnehmung nationaler Interessen, einen gewaltigen Unterschied. Was aber die Entgegensetzung von „Elite“ und „Volk“ soll, ist mir unklar, es sei denn, Rüdiger will Ressentiments provozieren: „Wir sind das Volk!“ – und die Elite sollte „dem Volke dienen“.
Weiter: Dass in Westeuropa Frieden herrschte, das verdanken wir in erster Linie seit 1945 und bis zum Fall der Mauer nicht der EU, sondern den USA und der Nato. Das gilt bis heute. Dass Amerika in Rüdigers Überlegungen durch Abwesenheit glänzt, ist auffällig. Mehr dazu später. Und „dass es keine Grenzkontrollen mehr“ gibt, was übrigens gar nicht stimmt, wie er sofort feststellen kann, wenn er den Schengen-Raum verlässt oder die EU von außen – etwa Amerika – wieder betritt: diese angebliche Grenzenlosigkeit, die er zu Beginn des Interviews zur „Hauptsache“ an Europa deklariert, findet Rüdiger gar nicht gut, wie er später im Interview betont: „Es reicht nicht, von Begrenzung zu reden, man muss notfalls auch Grenzen schließen“, fordert er, denn: „Grenzenlosigkeit gibt es über den Wolken, in den Niederungen unseres irdischen Lebens aber haben Grenzen eine ganz elementare Bedeutung – das könnte eine Lektion der gegenwärtigen Ereignisse sein.“
Eine solche Lektion wäre gewiss wichtig für jemanden, der meint, „dass es keine Grenzkontrollen gibt“ wäre „wirklich die Hauptsache“ an Europa, auf alles andere könne man verzichten, besonders auf den „Regulierungsfuror“. Das ist aber eine kindische Vorstellung, die außer Rüdiger zum Glück nur wenige Leute haben dürften. Mit der EU wollen wir einen Raum des Friedens, des Wohlstands und des Rechts schaffen und erhalten; einen gemeinsamen Markt, in dem sich Waren und Menschen, Kapital und Dienstleistungen frei – aber deshalb doch nicht unkontrolliert – bewegen können, eine wirtschaftliche und politische Macht, die mit den USA dafür sorgt, dass sich die freie Marktwirtschaft, der Rechtsstaat und die Demokratie in der Welt gegen die autoritären Modelle Russlands und Chinas behaupten kann. Die Frage der Binnengrenzen ist da eher eine technische Angelegenheit. Großbritannien hat eine Grenze zum Rest Europas, wie auch Irland, Zypern, Bulgarien, Rumänien und Kroatien, und doch gehören alle diese Länder zur EU, zum gemeinsamen Markt, zum gemeinsamen Raum der Freiheit, des Rechts und des Wohlstands.
Es wäre gewiss ärgerlich, wenn etwa ein LKW-Fahrer – sagen wir am Brenner – seine Papiere zeigen und eine Überprüfung seiner Ladung auf illegale Mitfahrer über sich ergehen lassen müsste. Aber eben nur ärgerlich. Entscheidend ist, dass er, wenn die Papiere und die Ladung in Ordnung sind, weiterfahren kann. Es ist gewiss für deutsche Touristen schön, wenn sie in Athen landen und als Schengen-Bürger keinen Pass zeigen und als Mitglieder der Eurozone mit der gewohnten Währung bezahlen können. Aber der Urlaub in Schweden wird nicht weniger attraktiv, weil man in Stockholm nicht mit Euro bezahlen kann; der Urlaub in Irland scheitert nicht daran, dass man am Flughafen von Dublin einen Pass zeigen muss.
Schlimmer ist es, dass wir in Europa weder auf dem Gebiet der Dienstleistungen noch etwa im Internet einen funktionierenden gemeinsamen Markt haben, auch wenn das eher Geschäftsleute als Schriftsteller ärgert, die leichthin den „EU-Regulierungsfuror“ kritisieren, aber es ganz gern mitnehmen, wenn man dank der EU-Kommission vom Toskanaurlaub aus mit seinem deutschen Verlag per Handy telefonieren kann, ohne gleich so viel auszugeben wie beim Abendessen im besten Restaurant von Badenweiler. Überhaupt setzt dieses „grenzenlose“ Europa eben jede Menge Regulierung voraus, wie jeder Markt. Wenn man überall in Europa Waren anbieten will, dann müssen die Gesundheits- und Qualitätsstandards vergleichbar sein. Wenn Flugzeuge kreuz und quer fliegen, müssen die Passagiere wissen, dass die Sicherheitsstandards überprüft wurden. Wenn man überall in Europa gegenseitig die Bildungsabschlüsse anerkennen will, dann müssen eben die Bildungsstandards vergleichbar sein. Wenn man, um es kurz zu machen, 28 nationale Regelungen durch eine gemeinsame Regelung ersetzen will, was ja nach Adam Riese weniger Regulierung bedeutet, dann muss „Brüssel“ einiges tun. Diese Vereinfachungsarbeit – ausgerechnet in Deutschland! – als „Regulierungsfuror“ abzutun, zeugt entweder von einer demagogischen Absicht, was ich – trotz „Elite“ und „Volk“ – nicht unterstellen will, oder von Unwissen.
Unwissen – und eine typisch deutsche Überheblichkeit, über die ich mich ärgern würde, wenn sie nicht so lächerlich wäre – kennzeichnet übrigens Rüdigers Vergleich von Deutschland mit Großbritannien: Deutschland gehe es im Vergleich zu anderen europäischen Ländern so gut, behauptet er, weil es „in den letzten 30 Jahren einen Weg nicht mitgemacht (hat), den etwa England gegangen ist, nämlich den der Deindustrialisierung. England war das führende Industrieland, dann redeten alle nur noch von der Dienstleistungsgesellschaft, die großen Autofirmen wurden von deutschen Firmen aufgekauft. Jetzt bringt England fast nichts mehr zustande außer Finanzwirtschaft, also vor allem heiße Luft, denn Spekulation schafft eigentlich keine Werte.“
Nun ja. Deutschland geht es augenblicklich eben besser als allen anderen europäischen Ländern – außer Großbritannien, das höhere Wachstumsraten und eine ausgeglichenere Außenhandelssbilanz hat und das mit seiner Dienstleistungswirtschaft stabiler ist als Deutschland, das allzu einseitig von einer Branche abhängig ist, nämlich der Autobranche, und darum durch Ereignisse wie den VW-Abgasskandal stärker verwundbar ist. (Der Abgasskandal seinerseits ist ein Symptom der fatalen Exportabhängigkeit des Konzerns, der es nicht schaffte, den strengen US-Abgasrichtlinien zu entsprechen.)
Und natürlich war Großbritannien nicht „das führende Industrieland“, bis „alle von der Deindustrialisierung redeten“, die Dümmerchen. vielmehr war Großbritanniens Industrie im Niedergang begriffen, teils durch die Konkurrenz, teils durch die gegen diese Konkurrenz gerichtete Subventionspolitik, als Margaret Thatcher Ihre Revolution einleitete. Aber was zählen Fakten gegen tief eingesessene Vorurteile? Schon 1914 haben die Deutschen über den „Krämergeist“ der Engländer gespottet. Dass Großbritannien nur noch vom „Finanzkapital“ lebe, was ja „sterbender Kapitalismus“ sei, kann man schon in Lenins „Imperialismus als höchste Stufe des Kapitalismus“ nachlesen; ich fürchte, das ist das letzte Werk über politische Ökonomie, das Rüdiger gelesen hat. Anders ist kaum zu erklären, wie er behaupten kann, die Finanzwirtschaft schaffe „keine Werte“, sondern „heiße Luft“. Das ist eine essentialistische Ansicht, die davon ausgeht, dass der „Wert“ irgendeine Essenz sei, die in den Waren enthalten sei, und zwar nur in solchen Dingen, die man sozusagen mit Hämmern bearbeiten kann, zum Beispiel Blech. Alles andere sei eben „heiße Luft“. Dieser Essentialismus fand über Hegel Eingang in den Marxismus, von wo – nehmen ich an – Rüdiger ihn hat, und zwar in den Vulgärmarxismus. (Die Marx‘sche Kritik an dieser Idee kann man in den „Grundrissen“ und in der „Kritik des Gothaer Programms“ nachlesen, aber das nur nebenbei.) Dass die Finanzwirtschaft keine Werte schaffe, soll man den Bankleuten sagen, die mit ihren – freilich viel zu hohen – Gehältern sich Häuser bauen lassen können; den Architekten, die ihnen diese Häuser entwerfen; den Autoverkäufern, die diesen Architekten Autos verkaufen, den Arbeitern, die diese Autos bauen, den Kassiererinnen in den Supermärkten, wo diese Arbeiter einkaufen und so weiter. Und – apropos Autos: Dass England „fast nichts zustande bringt außer Finanzwirtschaft“ kann man nur behaupten, wenn man fast nichts über Großbritanniens Wirtschaft weiß.
So verfügt die zweitgrößte – und in einigen Jahren vermutlich größte – Volkswirtschaft der EU neben einem leistungsstarken und weltweit tätigen Finanzsektor, von dem die gesamte EU profitiert, über die zweitgrößte Luft- und Raumfahrtindustrie der Welt, ist eine pharmazeutische Großmacht mit besonderer Kompetenz in Sachen Forschung und Entwicklung und – da dies deutschen Hobbyökonomen und Philosophen so überaus wichtig ist – übrigens auch über eine Autoindustrie, die anderthalb Millionen Menschen beschäftigt. Wem Firmen wie Mini oder Land Rover, Ford, Vauxhall, Nissan oder Rolls Royce gehören, ob Deutschen, Japanern, Amerikanern oder Indern, ist den weltoffenen Briten gleichgültig. Weiter ist Großbritannien führend in der Vermarktung von Zukunftsbranchen wie Hochschulausbildung, Filmwirtschaft, Entertainment und Fußball; London ist mit Berlin die Start-up-Hauptstadt Europass Wer produziert also „heiße Luft“: Großbritannien oder ein Badenweiler Ex-Maoist?
So viel also zur Sachkompetenz, wenn es um das gegenwärtige Europa geht.
Noch wunderlicher sind Rüdigers Ausflüge in die Geschichte des Kontinents.
So meint Rüdiger, der Unwille der osteuropäischen Staaten, muslimische Zuwanderer aufzunehmen, sei damit zu erklären, dass „sie schon einmal zum islamischen Herrschaftsbereich gehörten, erst 1908 hat sich das Osmanische Reich ganz aus dem Balkan zurückgezogen. Diese Länder sehen die Flüchtlingsbewegung nicht unter humanitären Gesichtspunkten, sondern wollen den Islam nicht zurückhaben.“ Polen etwa. Tschechien. Die Slowakei. Die Ex-DDR. Die allesamt wenig unter dem osmanischen Reich gelitten haben, aber eine gemeinsame Geschichte kommunistischer und nationalsozialistischer Repression haben, die en masse autoritäre Persönlichkeiten und nationalistische Ressentiments hervorgebracht hat. Und seinem verqueren Geschichtsunterricht setzt Rüdiger die Krone auf, indem er sagt: „Man darf nicht vergessen, dass noch im jugoslawischen Bürgerkrieg muslimische Gesellschaften und christliche Gesellschaften auf einander losgegangen sind.“
Ähm, ja. Sieht man in Srebrenica, nicht wahr, wie die muslimische Gesellschaft auf die christliche losgegangen ist. Und in Sarajewo, all die Gräber mit den weißen Kreuzen, die Einschusslöcher, wo die muslimischen Heerscharen von den Hügeln ringsum in die christliche Stadt schossen. Und im Kosovo, die Treks christlicher Albaner, die vor den muslimischen Mordbanden des Sultans Milosevic flohen. Und in Kroatien, wo muslimische Kroaten auf christliche Serben losgingen, oder waren es muslimische Serben auf christliche Kroaten? Man muss die Muslime Jugoslawiens nicht nur als Opfer und Unschuldsengel hinstellen; aber um den Jugoslawienkonflikt als Beleg für die Gefährlichkeit des Islam in Europa hinstellen zu können, muss man ein sehr großzügiges Verhältnis zu den historischen Fakten haben. Man fragt sich dann schon, auf welcher Faktenbasis denn Rüdigers Werturteile über die deutsche Politik entstehen.
Denn die haben es in sich.
„Die Deutschen sind gerade mal in der Pubertät“, sagte Rüdiger im Hinblick auf die deutsche Politik im November 2015 der NZZ. Drei Monate später waren die Deutschen um Jahre jünger geworden: „Es herrscht in der Politik eine moralistische Infantilisierung“, sagte er der „Weltwoche“. Von der Pubertät in die Windeln in Rekordzeit!
In der NZZ hatte Rüdiger noch die Infantilisierung in der Friedensbewegung der 1980er Jahre und ihren Angstparolen verortet: „Ich vermute, sie war eine infantile Reaktion. Deutschland war nach 1945 unter der Besatzung nicht souverän, sondern stand unter dem Schutz der Amerikaner. Das war komfortabel, man wohnte gewissermaßen noch bei den Eltern und war nicht mit der ernsthaften Realität da draußen konfrontiert. Deswegen entwickelten sich in der Politik die Muster des Bemutterns, Bevormundens und Beschwichtigens, die Infantilisierung der deutschen Gesellschaft war eine Folge des Souveränitätsverlustes. Wer sich auf seine Angst zurückzieht, braucht nicht mehr zu argumentieren, er braucht nur noch einen Vormund, der für ihn sorgt.“
In der „Weltwoche“ wiederholt Rüdiger ein paar Monate später das Argument: „Deutschland hat nach 1945 als besiegte Nation ihre Souveränität verloren. Bis zum Mauerfall 1989 hatte Westdeutschland außenpolitisch eine bequeme Existenz: Wir standen unter dem Schutzschild der Amerikaner und waren für nichts verantwortlich. Da wir nicht für uns sorgen mussten, wurden wir infantil. Wir wussten nicht mehr, was Außenpolitik bedeutet. Erst 1989 wurde Deutschland wieder souverän und bewegt sich bis heute sehr unsicher auf dem internationalen Parkett. Wir schwanken zwischen ökonomischem Selbstbewusstsein und einem weltfremden Humanitarismus … Die infantile Weltfremdheit, die sich dann im Moralismus ausdrückt, ist schon ein sehr spezifisch deutsches Phänomen.“
Nun, und mit welchem Recht erhebt man sich über seine Landsleute? Rüdigers spezifisch deutsches „ökonomisches Selbstbewusstsein“ haben wir anhand seines Urteils über Großbritannien und das nutzlose, ja schädliche Wirken der EU-Organe besichtigen können. Wer sich „unter dem Schutzschild der Amerikaner infantil“ benahm, das war vielleicht auch ein Teil der westdeutschen Friedensbewegung, obwohl Europa 1983 tatsächlich am Rand des atomaren Abgrunds stand, aber ganz gewiss Leute wie er und ich, die wir auf Demonstrationen der KPD riefen: „Nieder mit dem USA-Imperialismus, dem Hauptfeind der Menschheit!“ Oder: „Breschnew und Brandt – zwei Volksfeinde reichen sich die Hand!“ Oder: „Nieder mit Honecker, nieder mit Schmidt: Schlag zu Prolet, und weg damit!“ Hingegen würde ich die bei eingeschränkter Souveränität geleistete Westintegration und europäische Einigung, für die Konrad Adenauer steht, oder die von Willy Brandt eingeleitete Aussöhnung mit Polen und dem Osten als ganz und gar nicht infantil ansehen. Kindisch ist es, diese Politik nach wie vor in Bausch und Bogen als unwesentlich abzutun, da Deutschland angeblich nicht souverän und darum vom Handeln dispensiert sei; eher verrät eine solche Haltung den gleichen ungeduldigen und überheblichen Impetus, der Rüdiger und mich damals in die KPD führte.
Die „infantile Weltfremdheit“ der heutigen Deutschen konnten und können wir in Afghanistan und Mali, im Kosovo, im Nordirak und der Türkei, im indischen Ozean und anderswo besichtigen, wo deutsche Militärs aktiv im Kampf-, Ausbildungs- und Schutzeinsatz standen und stehen; aber vielleicht ist die Nachricht noch nicht bis nach Badenweiler durchgedrungen. Infantile Weltfremdheit konnten wir besichtigen, als Deutschland U-Boote an Israel lieferte, die Israel mit Atomraketen ausrüstet, um sich gegen den Iran zu verteidigen, und bei einem ganz und gar nicht weltfremden Panzerdeal mit Saudi-Arabien. Wie überhaupt die infantilen und weltfremden Deutschen im Waffengeschäft ganz gut unterwegs sind. Infantile Weltfremdheit konnten wir besichtigen, als Deutschland führend daran beteiligt war, ein Sanktionsregime der EU gegen Russland zu organisieren, als Reaktion auf die Aggression gegen die Ukraine. Übrigens ein Beispiel, wofür die EU gut ist außer deutschen Schriftstellern „keine Grenzkontrollen“ zuzumuten auf dem Weg in die Toskana, und jenseits des unterstellten „Regulierungfurors“.
Wie also, wenn die Flüchtlingspolitik Angela Merkels, man mag sie beurteilen wie man will, aus dem gleichen Impetus stammt wie U-Boot- und Panzerdeals, Bundeswehreinsätze und Sanktionsregimes? Aus einem durchaus realpolitischen Kalkül dessen, was man im letzten Herbst den südosteuropäischen Ländern noch zumuten konnte? Und wenn die Kritik daran, die so weltmännisch-philosophisch daherkommt, ihrerseits infantil wäre? Zumindest wäre die Möglichkeit eine Überlegung wert.
Rüdiger fasst die Motivation seines Lebenswerks wie auch seines gegenwärtigen Engagements im Bild eines „Zweikammersystems“ zusammen, eines Konzepts, das er von Nietzsche hat – keinem sehr beruhigenden philosophischen Stichwortgeber, muss man hinzufügen: „Nietzsche hat in seinem besten Moment genau für diese Trennung plädiert, die ich in meinem Buch ‚Zweikammersystem‘ genannt habe. Er sagte: Auf der einen Seite müsse kulturell aufgeheizt, auf der anderen politisch abgekühlt werden. Die moralische Mission müsste demgemäß auf das politisch Mach- und Verantwortbare heruntergekühlt werden. Das erst wäre politische Reife.“
Ob Nietzsche das so gesagt hat, bezweifele ich. Aber Rüdiger hält sein Zweikammersystem, kulturelle Aufheizung und politische Abkühlung, für ein realistisches Konzept. Ist es aber nicht, weil man Kultur und Politik nicht trennen kann. Wie man an ihm selbst beobachten kann, schwappt die aufgeheizte Kultur ständig in die politische Kammer über und bringt auch sie zum Kochen. Ein uraltes deutsches Phänomen, das Thomas Mann – etwa – ausführlich analysiert hat und was den Autor der „Betrachtungen eines Unpolitischen“ gegen Ende seines Lebens zu der Einsicht bewegte, Deutschland müsse „in einem gewissen Sinne amerikanisiert“ werden, wenn es friedlich werden sollte. Es ist weder Zufall, dass die amerikanisierte West-Republik weniger fremdenfeindlich ist als die sowjetisierte Ost-Republik, noch, dass Rüdiger Safranski weder mit Amerika noch mit Thomas Mann bisher etwas anfangen konnte. Das wären für die Abendjahre seines Schaffens lohnende Themen. Er war mir Mentor beim Weg in den Kommunismus, wie ich anderswo angedeutet habe; ich bin ihm aus alter Anhänglichkeit gern behilflich auf dem langen Weg nach Westen.
OT
The authors conclude that Isis also appears to have studied the Nazi regime, which created the Hitler Youth to indoctrinate children. The UN has received credible but unverified reports about an Isis youth wing, Fityan al Islam, meaning boys of Islam.
http://www.theguardian.com/wor.....ne-of-hate
Großer Gott, Posener; manches ist ja ganz nett formuliert, aber Carl Schmitt hat er nicht geschlagen.
Wer seine Gegner so dermaßen leichtfertig unterschätzen kann (und darf), macht diesen Fehler nur einmal.
Die Intellektuellen haben 1914 nicht verhindern können, sie werden auch zukünftiges Unheil nicht verhindern können. Und warum? Weil sie den Frieden nicht bewahren können. Und potenzielle Rentner spielen auf den Schlachtfeldern der Gegenwart nicht die geringste Rolle. Eroberungsgelüste wird es aber immer geben, und darüber sollte nachgedacht werden.
Kant, Menschenrechte, Ewiger Friede, für die Mehrheit auf diesem Planeten ohne größere Relevanz.
Europa befindet sich auf einem gefährlichen Irrweg, weil Frieden ohne Wehrhaftigkeit nur ein frommer Wunsch der Ohnmächtigen bleiben wird.
Safranskis Äußerungen werden in der Wirkung maßlos überschätzt. Sie erzeugen jedenfalls keine schlimmere Realität, als vor Ort zu besichtigen.
Die Verknüpfung von Nationalismus und Größenwahn, wobei ich die negative Konnotation (bzw. Definition) von Nationalismus aufgrund meiner entspannten Einstellung nicht so recht nachvollziehen kann, spricht immer gegen den Größenwahn und die damit verbundene politische Naivität.
Nun ja, Sie brauchen dazu nicht viel zu sagen. Die Passage und das Bild darunter+die Analogie zu Edward Snowdon, dann ahnt jeder, der Sie länger kennt, was Sie an Spectre ablehnen:
– It should come as no surprise, given this view, that Waltz isn’t frantically tweeting or posting pictures of sachertorte on Instagram. “I call them all anti-social media,” he says disparagingly. “The fact that Facebook presents facial recognition programmes as a desirable development, well, that in itself is a decisive step toward fascism, as far as I’m concerned.”
http://www.telegraph.co.uk/fil.....interview/
Übrigens tauchen Symbole immer wieder auf – das ist ihr Schicksal, weil die Formen endlich sind. Im Grunde ist medusa schon ein Octopus.
@ AP
Das mit Zuckerberg hatte ich auch schon wieder vergessen. Die Krake ist längst nicht so in meinem Bewusstsein abgespeichert wie die Heuschrecke, also vielleicht auch nicht im Bewusstsein der Autoren der SZ, die mehr an Datenkrake gedacht haben mögen. Wo der Vergleich passt: Ansaugen an Daten, die nie wieder loskommen, ein äußerst passender Vergleich also, besser als Datenstaubsauger. Einen Staubsauger kann man reinigen.
Der Vergleich von Tieren und Menschen ist für beide Seiten unpassend.
Nun warte ich, ob Sie noch was zu „Spectre“ sagen.
@ AP: Nun ja, den ausführlichen Kommentar von Bruno Heidlberger auf die Hauptseite als Stück zu setzen, wo er dann auch diskutiert würde, ist meine Empfehlung.
Für eine solche Diskussion wäre sicherlich Kaufmann nützlich, weil sie mehr Pep hätte.
Lieber Alan Posener,
gerade erschließt sich mir möglicherweise, warum Sie „Spectre“ nicht mögen. Sollte dies der Grund sein?:
Zitat: Dass die Nazis die Krake als Vehikel für ihre antijüdische Propaganda benutzt haben, kann doch nicht bedeuten, Kraken in der Karikatur grundsätzlich als antisemitisch zu verstehen und sie damit quasi zu verbieten! ‚Die Metapher der Krake gehört spätestens seit Ende des 19. Jahrhunderts zum Repertoire der Karikaturisten. Sie dient als Sinnbild für eine erdrückende, alles an sich raffende Übermacht.‘ (aus einem medienwissenschaftlichen Aufsatz)“
http://achgut.com/artikel/was_.....tisch_sein
Ich wusste das nicht, kenne nur die Heuschrecke als antisemitisches Symbol, Feuerherdt klärt auf.
Ich selbst finde Spectre, offen gestanden punktuell brutal und hier zu sehr unter die Haut gehend. Insbesondere stören mich beide Folterszene, der Mord in Rom wie das Geschehen in der Meteoritenanlage.
Schön ist die Performance von Q. Ralph Fiennes als M ist ein Glücksfall. Die lange Reise mit dem Zug durch die Wüste hat zwei Seiten: Das Wiedererscheinen des Brutalos aus Rom und auf der anderen Seite die schönen Bilder von dem Zug in der Wüste. Das Quartier in Tanger mit dem Namen „L’Americain“ hat bei mir eine Association an „Casablanca“ wachgerufen, eine der wenigen Passagen mit Humor, neben dem Dialog über das Parken des MB 10 im Tiber. Ansonsten ein recht düsterer, aber flüssiger Bond. Der Böse wird von einem Deutschen gespielt, das muss Ihnen doch andererseits gefallen. Außerdem sind weitere böse deutsche Filmgestalten dabei, u.a. eine Frau mit Mengele-Zügen (in Rom am Tisch).
Sehr geehrter, lieber Herr Posener,
dass Sie Ihrem langjährigen Freund und Ex-Genossen Rüdiger Safranski „in Vielem“ zustimmen“ und sich lediglich an der „Tonlage“ und manchen „kindischen Formulierungen“ stören, kann ich zwar verstehen, aber nicht unbedingt teilen. Wie Sie, habe auch ich einen persönlichen Grund, mich zu Rüdiger Safranski zu äußern. 1973 war ich an der FU im FB Germanistik als Student immatrikuliert und nahm zusammen mit Christian Köhne an einem Seminar von Prof. Lethen und Herrn Safranski teil. Außerdem habe ich fast alle seine Bücher gelesen und war auch immer dabei, wenn er im Ethnologischen Museum Dahlem seine Bücher vorstellte. Also ein großer „Verehrer“. Und nun seine Interviews!
Sie beginnen „mit Rüdigers Ansichten zur Europäischen Union“ und bezeichnen seine Kritik am „Regulierungsfuror“ als Ausdruck „entweder von einer demagogischen Absicht, was“ Sie „nicht unterstellen“ wollen, „oder von Unwissen.“ Dies als „kindische Vorstellung“ zu bewerten, „die außer Rüdiger zum Glück nur wenige Leute haben dürften“, ist für mich nicht nachvollziehbar.
Was unterscheidet denn Safranskis EU Fundamentalkritik von der Kritik der EU durch AfD, NPD, Front National, FPÖ, rechtsextreme Jobbik in Ungarn, Geert Wilders in Holland und anderen Populisten? Trotz aller politischer Unterschiede haben sie drei grundlegende Gemeinsamkeiten: Fremdenfeindlichkeit, Anti-Establishment und Protektionismus, Einstellungen, die man mehr oder weniger stark vertreten auch bei Rüdiger Safranski findet. Ist das Zufall , kindische Vorstellung oder Ausdruck von Unwissen?
Wir alle sind mehr oder weniger Unwissende. Im Mai 2004 hat Safranski im Cicero geschrieben:“ In den meisten Angelegenheit sind wir alle dazu verurteilt, gläubige Mitwisser zu sein. Da jeder nur Spezialist für Bestimmtes ist und Laie in Bezug auf den riesigen Rest, wächst mit der Wissensgesellschaft auch die Glaubensgemeinschaft. Je mehr Wissen, desto mehr Glauben an das Wissen der anderen.“ Kann Safranski bereits im Januar 2016 wissen, dass wir „französische Verhältnisse mitsamt Terrorismus und islamischen Antisemitismus „ bekommen, kann er wissen, dass „wir das nicht schaffen“?
Wenn Safranski z.B. behauptet, Europa könne auf den ganzen „Regulierungsfuror“ der EU verzichten, zeigt er, wie Sie das formulieren, dass er in diesen Fragen über wenig Sachverstand verfügt. Deshalb, so denke ich, sollte Safranski dies auch als seine Meinung kenntlich machen.
Nicht allein auf dem Gebiet der europäischen Integration zeigt Safranski „Wissenslücken“, wie Sie bemerken. Auf dem Gebiet der Ökonomie attestieren Sie ihm einen vulgärmarxistischen Wertbegriff, wie er zuletzt von Lenin in seiner Schrift zum Imperialismus formuliert wurde. Denn anders sei es Ihrer Meinung nach kaum zu erklären, wie er behaupten könne, dass die Finanzwirtschaft „keine Werte“, sondern nur „heiße Luft“ schaffe. Auch, dass England anders als Deutschland „fast nichts zustande bringt außer Finanzwirtschaft“ (Safranski) könne man nur behaupten, wenn man fast nichts über Großbritanniens Wirtschaft weiß.
Ob Safranskis Umgang mit seinen „Wissenslücken“, die wir ja alle auch haben, Ausdruck „typisch deutsche(r) Überheblichkeit“ ist, mag dahingestellt bleiben. Es gibt andere Beispiele. Überheblich ist allemal seine fundamentale Kritik an der Bundeskanzlerin, der er „Unreife“, ein „naives Menschenbild“, „infantile Weltfremdheit“, „weltfremden Humanismus“ und „moralische Infantilisierung“ vorwirft. Schon befremdlich weit hergeholt ist seine Unterstellung, der „fehlende Realismus der deutschen Politik“ sei auf die „metaphysische Tendenz“ im „Deutschen Idealismus“ zurückzuführen. Das würde ja bedeuten, dass das Grundgesetz, die Genfer Flüchtlingskonvention und die UN-Menschenrechtskonvention auf diese „metaphysische Tendenz“ zurückgeführt werden müssten. Das Gegenteil ist richtig. Merkel hat Flüchtlinge aufgenommen nicht aufgrund weltfremder Humanitätsduselei oder weil sie aus einem Pfarrershaushalt kommt , sondern sie hat anders als Viktor Orban und andre europäische Staaten, das getan, wozu alle Politiker in Europa nach europäischem Recht und völkerrechtlich verpflichtet sind, Flüchtlingen vorübergehend Schutz zu gewähren.
1795 schrieb Kant folgenden Satz:“ Es ist unter den Völkern der Erde so weit gekommen, dass die Rechtsverletzung an einem Platz der Erde an allen gefühlt wird.
Und: „So habe jeder „das Recht, Besucher zu sein, und nicht das Recht, auch ständiger Gast in dem Land zu sein“. Merkel versucht aber nicht nur die europäischen Werte und Europas Würde zu verteidigen, sondern ist weitgehend die einzige Regierungschefin, die alles Mögliche unternimmt, um Europa zusammenzuhalten. Sie verfolgt, trotz massivster Anfeindungen, seit Beginn der „Flüchtlingskrise“ ihren Kurs und lässt sich von der verbreiteten Hysterie nicht anstecken.
Natürlich kann jeder die „Flüchtlingspolitik Angela Merkels“, „beurteilen wie man will“, wie Sie sagen, wir leben zum Glück in einem freien Land, dass diese aber „aus dem gleichen Impetus stammt wie U-Boot- und Panzerdeals, Bundeswehreinsätze und Sanktionsregimes“ ist für mich nicht nachvollziehbar. Merkel tut doch nichts anderes als das Grundgesetz und Genfer Flüchtlingskonvention ernst nehmen. Dass man über die Umsetzung streiten kann oder über das seit einiger Zeit stattfindende Roll-back, ist eine ganz andere Frage.
Safranski gibt sich hingegen als „Realist“. Nun müsste Safranski aber wissen, dass wir spätestens seit Kant nicht mehr einfach von „der Realität“ sprechen können, es sei denn man vertritt einen überholten Empirismus. Es gibt keine „Realität“, sondern immer nur Interpretationen derselben. „Denn der Mensch beruhigt sich nicht bei dem Faktum seiner sinnlichen Organisation, er sieht etwas darin, einen Sinn – und wenn er ihn nicht findet, gibt er ihm einen und macht etwas daraus“, schreibt beispielsweise Helmut Plessner in seiner Schrift „Anthropologie der Sinne“.
Safranski ist Spezialist in Fragen von Philosophie und Literatur, aber auch in Fragen der Politik und Geschichte? An welches Wissen „glaubt“ Safranski? Wem oder an was „glaubt“ er in der Politik? Offensichtich nicht an die Idee einer europäischen Staatengemeinschaft, nicht an die Kantische Idee von einer universellen Rechtsgemeinschaft, nicht an das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen, nicht an die Zukunft der liberalen parlamentarischen Demokratie.
Wenn aber ein bedeutender Intellektueller Deutschlands meint seine „Unwissenheit“ auf einem Gebiet, wo er selbst kein Spezialist ist, mit dem Brustton der Überzeugung als Wahrheit in die Welt hinausposaunen zu müssen, der begibt sich in die Nähe eines Demagogen. Dies ist nicht „lächerlich“, sondern politisch gefährlich.
Rüdiger Safranski ist nicht irgend jemand, sondern gehört zur geistigen Elite Deutschlands und hat mit dem, was er öffentlich sagt, ähnlich wie ein Börsenguru für die Wirtschaft, große Verantwortung in der öffentlichen Debatte. Hier kann man nicht „mit dem Hammer zu philosophieren“ (Nietzsche). Safranski muss doch klar gewesen sein, welchen politischen Kräften er in die Hände spielt, Leuten, die „denen da oben“ mit ihren „medialen Helfershelfern“ am Liebsten den Garaus machen und die den ganzen EU „Regulierungsfuror“ auf den Misthaufen der Geschichte werfen und nationale Mauern wieder errichten wollen.
Das sind alles andere als „kindische“ Vorstellungen, nicht zu vergleichen mit dem naiven Politikverständnis der linken Straßenkämpfer der 70er und 80er Jahre. Sie betonen zu Recht: „Der Nationalismus war das Unglück des Kontinents, ein Rückfall in den Nationalismus würde ihn wieder ins Unglück stürzen.“ Was die Ihnen unklare „Entgegensetzung von „Elite“ und „Volk“ bei Safranski betrifft könnten Sie die hermeneutische Methode anwenden und diesen Aspekt in den von Safranski eingenommenen national konservativen Gesamtzusammenhang einordnen.
Erwähnt werden sollte auch noch: Der bis in die Mitte der Gesellschaft populäre Literaturwissenschaftler und Philosoph Rüdiger Safranski legt in seinem Interview wenig Wert auf klare Begrifflichkeit und auf eine von Affekten und Emotionen gereinigte Sprache, wenn er u. a. von „Abermillionen islamischer Einwanderer, die „binnen kurzem im Land sind“, spricht. Safranski weiß doch: Affektiv aufgeladene Begriff wirken wie Treibsätze. Mit dem Gebrauch solcher Treibsätze reiht er sich, gewollt oder ungewollt, in die Phalanx derjenigen ein, die ein gefährliches politisches Spiel mit nicht kalkulierbarem Ausgang betreiben. Wer Grenzen schließen fordert, hat alles Weitere zu verantworten: politische Anarchie in Europa, die Folgen der „wohltemperierten Grausamkeiten“ (Sloterdijk), auch einen möglichen Schusswaffengebrauch (F. Petry), nicht zuletzt die unabsehbaren wirtschaftlichen, politischen und moralischen Folgen für Europa, im schlimmsten Fall den Rückfall der EU ins Nationale.
Interessant an dieser Stelle zu erwähnen ist eine Argumentationsfigur, die Ende der 60er Jahre von dem Erzkonservativen Arnold Gehlen als Kampfbegriff gegen den Universalismus und Humanismus in die Diskussion gebracht wurde, der Begriff der „Hypermoral“. Ähnlich wie Safranski und Sloterdijk, warnte Gehlen vor einer Überdehnung der Moral und einer Überforderung der Menschen durch einen „Humanitarismus“, der, zusammen mit dem „Massenneudämonismus“ zur Schwächung der staatlichen Institutionen führe. Schon damals war die politische Stoßrichtung gegen den „linken Zeitgeist“ des Universalismus gerichtet. Diese findet heute ihre radikale Form in der Kritik an der Universalität der Menschenrechte, wie sie von den geistigen Vordenkern der Neuen Rechten, wie z.B. von Alain de Benoist, vorgetragen wird. Sind Sloterdijk und Safranski denn überhaupt schon im „Westen“ angekommen, haben sie sich verirrt oder gehen ganz bewusst einen anderen Weg? Beiden Philosophen muss doch klar gewesen sein, welchen politischen Kräften sie in die Hände spielen, Leuten, die „denen da oben“ mit ihren „medialen Helfershelfern“ am Liebsten den Garaus machen und die den ganzen EU „Regulierungsfuror“ auf den Misthaufen der Geschichte werfen und nationale Mauern wieder errichten wollen. Tanzen Safranski und Sloterdijk vielleicht den Orban oder gar den Putin?
Viele Grüße von einem, der seine letzten Arbeitstage in dem Gebäude des ehemaligen Kant-Gymnasiums in Spandau verbringt.
Lieber Bruno Heidlberger, Ihren Kommentar möchte ich allen Lesern dieses Blogs empfehlen. Dank dafür.
Hiermit könnte man jedes Abendessen aufmischen:
„I love the smell of napalm in the morning.“
Die meisten würden schreien. Falls einer sagt „Apocalypse Now“, kennt er sich aus.
Das Zitat ist von Lt. Col. Bill Kilgore aka Robert Duvall, der,, wenn ich mich recht entsinne, auch den großartigen hinkenden Mafioso in „The Sting“ gespielt hat.
Alternativ:
„Greed, for lack of a better word, is good.“
Gordon Gekko aka Michael Douglas, „Wall Street“.
Apropos tolle Filme. Richtig gute Filme haben oft einen richtig guten Bösewicht, wozu auch Clark Gable gehört. Oder mehrere wie „Kill Bill“.
Auch schlechter Geschmack, ich weiß.
@ Alan Posener
Sie haben einen Nachteil: Sie sind ein Journalist. Dadurch wissen Sie schon etwas über Filme, bevor Sie sie ansehen.
Ich gucke Filme relativ unbeleckt an. Dadurch nehme ich vielleicht Dinge überraschend war. Diese Insel Hashima und diese Szene dort hat mich daher umgehauen. Das war phantastisch, wie sich das Boot diesem unheimlich erscheinenden Ort, einer verlassenen Kohlenmine mit Stadt, genähert hat, und die Szene in dem trostlosen Gebäude hat das ihre. Wie alle Bond-Bösen führt sich der Kerl durch Tötung des Mädchens ein, also durch krasse Frauenverachtung und Besitzdenken mit Mordlust. Das Böse ist frauenverachtend. Anders Breivik hat auch seinen speziellen Senf dazu abgegeben, lebte übrigens auch isoliert.
Die Faszination, nichts darüber zu wissen, ist groß. Danach lese ich dann nach, was existiert und wo gedreht wurde.
Stein hat sich in seinem Stück über die Oscars sehr herablassend über „Gone with the wind“ geäußert. Das ist m.E. eine hervorragende Buchverfilmung. Und die Gestalt von Mammy ist nicht doof, sondern was man lebensklug nennt, viel klüger als Miss Scarlett. Stein liegt da psychoanalytisch voll daneben, weil Mammy sich als Ersatzmutter von dem schwer verwöhnten Gör begreift und später von ihrem vernachlässigten Gatten. Stein übersieht etwas sehr Wesentliches: Das große Herz, das auch z.B. in „The Curious Life of Benjamin Button“ dargestellt ist, das Riesenherz der amerikanischen schwarzen Frauen. Auch Michelle Obama hat davon. Und auch Rita Dove, die Dichterin, wirkt so. Und sie, die Darstellerin von Mammy, bekam einen Oscar dafür, der erste Oscar für eine Farbige. Man hätte ja den Oscar für die beste Nebenrolle ebensogut an Olivia de Havilland geben können; bei diesem Film ist ganz klar kein Rassismus bei der Oscarvergabe vorhanden gewesen. Das ganze Gedöns um mangelnde Oscars für Farbige ist hohl, denn das ist ca. 60-70 Jahre her.
Nicht Journalist sein und diese Dinge unabhängig und unvoreingenommen betrachten, ist auch schön. Und niemand hat je eine Bürgerkriegssituation mit einer wild brennenden Stadt so gut in Szene gesetzt. Gab es eigentlich jemals wieder einen solch schmierigen und gleichzeitig attraktiven Geldproll wie Clark Gable alias Rhett Butler oder ein solch hinreißendes verwöhntes Girl wie Vivien Leigh alias Miss Scarlett? Die Ashleys und die Melanies gibt es immer, aber solche Ausnahmeerscheinungen? Der ganze Film ist außerdem über die Banalität der Liebe, die die Zicke erst am Ende erkennt, als ihr ihr schmieriger Kerl davonrennt. Der mit Huren macht und Gewinne in Bürgerkriegen einheimst. Igitt, im heutigen pc-Dasein hat der keinen Platz, außerdem säuft der. Ein Hoch auf Hollywood! Und danke, Hollywood grande, für die konsequente Abbildung des großen gütigen Herzens der amerikanischen Schwarzen, auch gelegentlich der Männer, great job! Ob sie nur im Haushalt arbeiten oder nur in der Pflege, sollte komplett unwichtig dabei sein.
@ Alan Posener
Na bitte. Wir haben alle gute Unterhaltung gern. Ich muss Sie dennoch bitten, zur Kenntnis zu nehmen, dass ich von jemandem unterstützt werde, der immerhin Philosophie studiert hat.
Sie sollten wissen, worüber wir in der Klinik gequatscht haben, wenn wir mal Pause machten: Über Alf. Und Garfield. Ach ja, und Tom und Jerry.
Und Dschungelbuch ist unschlagbar gut.
Ich lasse das auf mir sitzen, ist hoffentlich nicht persönlich gemeint, denn einer Ihrer besten Freunde hat noch einen schlechteren Filmgeschmack: Henryk Broder. Der liebt amerikanische Serien, am liebsten quadruple-feature. Das ist ohne Werbung etwa so lang wie ein Bond-Film.
ich liebe auch amerikanische Serien. „Homeland“, „In Treatment“, „Fargo“, „True Detective“, „Sopranos“ … Und nein, das war nicht persönlich gemeint.
@ Alan Posener
Doch, „The Wolf of Wallstreet“ hatte ich vergessen. Der ist gut und den kenne ich. Aber Sie prämieren die Filme ja separat, dieses Jahr bekanntlich nicht „The Revenant“. DiCaprio hat immer gut gespielt.
Ach nebenbei: Die Firmen, die die von mir geschätzten Filme vermarkten, müssten sich über meinen schlechten Geschmack freuen. Während Sie auf dem Papier Transatlantiker sind, bin ich das beim Film. Mit meiner Beschreibung von Skyfall könnte ich manchen Video-Verleih noch glücklich machen. Und selbst so einen alten alten Hut wie Cliffhanger sollte man sich als Landschaftsfan antun. Besser als auf der Sella-Ronda. Alternativ kann man mit dem Hubschrauber auf die Marmolada fliegen oder einen Rundflug buchen. Cliffhanger ist billiger.
Shutter Island, ja, ein ganz außergewöhnlicher Film. Den sollte man gesehen haben. Aber die Bond- und Indiana-Jones-Filme sind (mit Ausnahme des letzten) ebenfalls super. Skyfall habe ich noch nicht gesehen.
Die Bonds waren immer action-Filme mit Humor, genau wie die Indiana-Filme. Allein der Martini: Sie haben ihn unerreichbar für uns Deutsche gemacht. Um einen Martini zu genießen wie Bond, muss man ein elegant gekleideter Brite sein. Leider gibt es nicht mehr viele elegante Briten, weil das Land der Mittelschicht das Geld absaugt, so dass die meisten Briten zum Bier und Billigklamotten greifen. Bond, wie Stein schreibt, ist eine Erinnerung an das British Empire. Für uns Proleten allüberall bleibt das Bier oder der Salafismus. Nehmen Sie letzteres mit Humor.
Dennoch ist der action-Film, für die meisten im Kino zuerst, für mich grundsätzlich mit einem longdrink oder zwei auf der Couch, mit Humor eine Stimmungskanone. Ein action-Film ohne jeglichen Humor ist Cliffhanger, der gleich beginnt mit einer sehr hässlichen Szene, und den ich nur geschaut habe, weil er in einem Teil der Alpen spielt (während die Handlung in Colorado angesiedelt ist), in dem einer meiner besten Freunde von einer Laeine vom Berg gerissen wurde. Aber das Machwerk hat nicht einen Funken Freude. Das Böse lässt sich durch Ironie in den Bonds ertragen, in Cliffhanger dagegen ist es nackt brutal. Man versteht nicht einmal das Motiv. Wenn dir dein Skistock oder Handschuh aus dem Lift fällt, lässt du ihn besser liegen, und mit drei Koffern Geld sollte es bei einem Verstand nicht anders sein. Hier aber beginnt für erst drei, dann zwei, dann den letzten Koffer Geld eine Tötungsorgie, die nicht nachvollziehbar ist, und an der man lediglich die Landschaft genießt.
So muss ich doch ein Lob auf den Bond-Film aussprechen, der sich die ironische Distanz bewahrt, die aus Großbritannien kommt. Vergleicht man die Machwerke, bekommt man einen Schlüssel, warum das Empire ohne Uncle Sam etwas besser funktionierte: Ironie und Einfühlungsvermögen. Und Indiana Jones ist von einem Juden gemacht. Humor rettet.
Gucken Sie sich Skyfall noch einmal an. Achten Sie nicht auf Dialoge, sondern auf die Humorinklusionen wie auch auf das Thema Verrat. 007 versucht, an eine gestohlene Kassette mit Namen von Agenten zu kommen, und der Bösewicht erinnert leicht an Assange, was auch auf Wikipedia bemerkt wird.
Die überschäumende amerikanische Reaktion, vor allem von McCain und Mrs. Clinton, aus ähnlichem Stahl geschliffen, ließ mich und viele andere zunächst die Schwere der Tat von Assange aus den Augen verlieren: Namen verraten, egal welche, ist Verrat, wie wir ihn aus allen autoritären Systemen kennen, und gefährdet die Dienste und uns selbst. Insofern war Skyfall damals hochaktuell und schaffte es, die Dienste etwas sympathischer und gefährdet darzustellen, wenn auch der Grund (zurückgewiesener Agent) albern erscheint.
Und apropos Namen und deren Nennung würde ich zu gern mal etwas von Ihnen über Mely Kiyak lesen.
Was mir an Skyfall wie auch an Casino Royale gefiel, war, dass Craig eine Verletzbarkeit zeigt, die in den Teilen mit Sean Connery und Roger Moore abgeht. Am Ende sind es Menschen, die sehr viel aufgeben für diese Arbeit, Menschen wie die Leibwächter von Christopher Stevens, die mit ihrem Chef ermordet wurden. Das wurde m.E. gut herausgearbeitet.
Er wird ja nicht für die atlantische Brücke produziert, sondern für Leute wie mich, die dann nachdenklich werden und sich fragen, welchen Schaden Assange noch hätte anrichten können.
Aber der Humor ist noch wichtiger. Er erinnert mich an Indiana Jones I und III.
Und hier noch ein interessantes Stück von Stein über Ian Fleming:
Ja, Ian Fleming war ein rechtes Ekel. Gleichzeitig war er aber ein interessanter Mann. Und könnte man Gleiches nicht auch von Commander Bond behaupten?
http://www.welt.de/vermischtes.....ssist.html
@ Alan Posener
Nun ja, Kirchenkritik ist dann billig, wenn sie nicht mehr riskant ist. Voltaire hatte es da schon schwerer.
DiCaprio: Vergessen mit Oscar, den er schon für Titanic hätte bekommen können, spätestens aber für das Opus über Hoover.
Spectre habe ich noch nicht gesehen. Aber die Leistung von Bardem in Skyfall, der mich sofort an Assange, also eine Überspitzung, denken ließ in seiner splendid isolation auf dieser verlassenen Insel, Hashima bei Nagasaki, wo aber nicht gedreht wurde, war auch großartig. Offenbar habe ich mehr als Sie für action übrig, vielleicht einen Schuss mehr Humor, denn die meiste action hat Humor, und Skyfall hat das:
1. Das Motorradrennen auf den Dächern, freundlich angeregt von „Assassins Creed“.
2. Die Zugszene, freundlich angeregt von „Uncharted“.
3. Der Fehlschuss durch Kollegin, die später zu Miss Moneypenny wird.
4. Der erste Skyfall in einen See, der überlebt wird, analog Sherlock Holmes.
5. Die Wiedereingliederung durch M ohne bestandenen Test.
6. Die Echsen in Macau, erinnernd an Starwars oder an die Haie, in Fireball war’s wohl.
7. Die auffallende Analogie zu Assange.
8. Die Ähnlichkeit zu Schuft Donald Sutherland (in 1900) oder John Malkovich in „Gefährliche Liebschaften“, oder dem Opus, in dem er den POTUS ermorden will.
9. Der chinesische Fahrstuhl als Unikum an sich.
10. Das völlig ahnungslose, irgendwie stoffelig wirkende Gericht.
11. Der Blick von Bond, als sein Aston in Flammen aufgeht.
12. Die Wiederkehr von Miss Moneypenny.
In Action und Horror lässt sich brillant Humor verpacken.
Warum mochten Sie den denn nicht?
Parisien, auf Ihren schlechten Geschmack in Sachen Film ist anscheinend Verlass. Sie haben die beiden schlechtesten Filme von DiCaprio als Oscar-würdig bezeichnet. Ich sage nur: „What’s eating Gilbert Grape?“ „Shutter Island“ „The Wolf of Wall Street“. Um nur drei großartige Filme zu nennen, die Sie anscheinend nicht kennen.
Die Infantilisierung der Oscars:
1. Oscar für Spotlight. Missbrauch in der kath. Kirche, einfaches Thema. Schwieriger wäre Rotherham oder die BBC.
2. Di Caprio nun für einen Il Bruto-Film, den nicht wirklich jeder sehen will, nachdem der Star jahrelang vergessen wurde.
3. Die Mode zum Glück mit Ausnahmeerscheinungen gesegnet wie Cate Blanchett, Naomi Watts und Alicia Vikander, bei den Männern Orlando Jones, im Link Bild 16, ansonsten die übliche Kollektion von Geschmacklosigkeiten.
4. Überflüssige Quotendiskussion über schwarze SchauspielerInnen. Wenn kein Thema da war oder keine ausreichend gute Darstellung, ist kein schwarzer Nominee vorhanden. Wie schlecht Weiße wie Schwarze aussehen können, wird eindrucksvoll präsentiert von Lady Gaga (viel weiß und blond zu Hosenrobe, die manche nicht mal im Sarg tragen würden) und Whoopi Goldberg mit wallendem scharzen Gewand (schwarz und braun geht gar nicht).
5. Ansonsten eine herrliche Galerie von Geschmacklosigkeiten, dekoriert von durch Bodybuilding muskelbepackten unattraktiven nackten Beinen und fragwürdigen Ansichten auf Oberkörper. Die Regisseurin Deniz Gamze Erguven finde ich dagegen sehr attraktiv, denn ihr Outfit passt zur Gestalt.
Wie immer eine überflüssige Veranstaltung. Von den Filmen werde ich keinen sehen. Vor einigen Tagen sah ich „Skyfall“, endlich. Ein Super-Bond, den man mehrfach sehen kann. MI6 zum ersten Mal mit angedeuteten Gefühlen, menschlicher als sonst. Mit Oscars für Judy Dench oder Craig hätte ich leben können. Einer der besten Bonds ever, imho.
http://www.faz.net/aktuell/feu.....96474.html
„Skyfall“, lieber Parisien, fand ich eine Katastrophe, und „Spectre“ nicht viel besser. Aber wenn das Ihr Geschmack ist – bitte. Dass DiCaprio „jahrelang vergessen“ worden sei, nun, vielleicht haben SIE den „Wolf of Wall Street“ vergessen, ich nicht. Sie scheinen andeuten zu wollen, dass der Missbrauch durch Christen weniger aktuell sei als jener durch Muslime. ich weiß nicht:
http://www.childabuseroyalcommission.gov.au/
Freilich könnte man, wenn man einen Film über Rotherham drehen und wenn er für den Oscar würde, der Klage abhelfen, dass nur weiße Filmemacher geehrt würden. Schauen wir mal.
@ Alan Posener
Vor Ort und in Gesprächen mit Briten sieht das jeweils anders aus, als Sie es wahrnehmen. Im Land zum Beispiel darbt die Autoindustrie nicht etwa, weil zu wenig Fahrzeuge produziert werden, sondern weil die Versicherungen zu hoch sind. Nun zählen die Versicherungen im Rahmen von Wachstum mit, ihre Politik geht aber zu Lasten der Autoindustrie. Ein Achtzehnjähriger kriegt dort gar keinen höherwertigen Schlitten versichert und zwar wegen einiger einschlägiger Kollegen aus walisischen Tälern, dem verregneten ländlichen Norden oder auch aus basalem städtischem Umfeld, die die Statistiken beherrschen.
Erst ab Alter 25 bekommt man dort einen höherwertigen Mietwagen, was zu komischen Szenen führen kann. So stand einmal vor mir am Schalter ein junger Chinese, der der Dame erklärte, was er zu Hause fährt, aber er bekam dennoch nur sein kleines billiges Mietfahrzeug. Hierdurch fällt ein großer Kundenstamm im Sektor Auto einfach weg. Auf der Straße sieht man dementsprechend viel Ford Ka älteren Datums.
Wie man auf diese Art, mit absolut raffgierigen, misstrauischen Versicherungen und Leuten bis 25 Jahre, die gebrauchte Kleinwagen fahren, zu einer größeren Wirtschaft als D werden will, müssen Sie mal erklären – ich sehe das gar nicht.
Dann liest man gern in der Zeitung, wie gestandene Leute sich beklagen, weil sie die Energiekosten nicht mehr schultern können.
Das Problem ist allerdings ein ähnliches wie in D: Eine kolossale Vernachlässigung des Binnenkonsums. Überall außer in London, dies voller reicher Ausländer, wird gestöhnt. Das Augenmerk auf Binnenkonsum fehlt fast vollständig, und daher schweben die Vorstellungen im luftleeren Raum, denn wie man gesehen hat, kann ein Land wie Russland plötzlich wegbrechen, und bei einem Krieg zwischen Iran und SA würden die Aufträge dort einbrechen. Schon die Griechenlandkrise hatte weniger echtes Wachstum zur Folge.
Daher ist auch hier berechtigt, – Ihren Einwand oben finde ich upassend – zwischen Volk oder Bevölkerung und Eliten und ihren wolkigen Vorstellungen zu differenzieren.
Was meinen Sie denn, warum die Börse so volatil ist?: Weil a) dort Leute zocken, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben und b) weil man sich auf windige Modelle verlässt. Ich jedenfalls würde keinen Panny auf GB als größte VW setzen, allein wenn ich den Straßenzustand und den Renovierungsstau betrachte. Und UK’s Politiker sehen nur London, und das ist ein richtiger Elfenbeinturm.
Herr Posener, Sie haben Recht. War mehr eine Antwort an Stevanovic.
Die Infantilisierung der Kritik hat aber einen Grund. Wer den Medien nicht alles glaubt, den Politikern ohnehin nicht (Merkel unterstelle ich keine Nächstenliebe), wird spekulieren müssen.
Die Lüge vom herrschaftsfreien Diskurs hat zu einer Infantilisierung der Macht geführt, und aus dieser politischen Bequemlichkeitsverblödung muß Deutschland herausgeführt werden. Und hier streiten sich die Weltwahrnehmungen und ihre jeweiligen Agendas um die Zukunft. Die Realitäten der Welt sind nicht von der Hand zu weisen; deshalb eine patriotische Aufklärungsarbeit der Medien gegen die Infantilisierung ein erster Schritt wäre.
Gesamtmarktkapitalisierung?
Wo ist die Grenzenlosigkeit? Judikative für antisemitische Theurgen, Reichianer, etc.?
Rekursion?
Was soll verklumpte Axolotl Züchtung.
Windkraftanlage nachts eine Infantilisierung des Lichts?
Apo,
sorry, was meinen sie, warum steht der Ölpreis immer noch bei 33€ und sinkt nicht weiter.
PS: was ist eigentlich mit ISIS?
Fragen über Fragen, lieber lucas, aber ich habe wirklich nicht auf alles ein Antwort.
@Stevanovic
… werter Gen. Stevanovic, Migranten nehmen sich wichtiger als sie sind. Kein Land der Welt braucht wirklich ‚Migration‘. Selbst die Chiricahua, hätten auf ‚Migranten‘ gern verzichtet.
Einzig ‚Migranten‘ brauchen, aus welchem Grund auch immer, Einwanderungsländer. Das ist erst einmal Fakt.
…. aaaaber, ‚Diese Gemeinschaft ist nicht statisch; sie kann Einwanderer aufnehmen und zu beider Vorteil integrieren, wenn Einwanderung nicht schrankenlos und ungesteuert stattfindet, sondern Neuankömmlinge sorgfältig nach ihrer Bereitschaft und ihrem Willen ausgewählt werden, sich ohne Vorbehalt mit Staat und Nation zu identifizieren. Ethnisch-kulturelle Parallelgesellschaften dagegen unterminieren Einheit und Recht.‘
Guckst du Michael Paulwitz: Was sich ändern muss! (Das hatten wir hier schon.)
Deutschland soll zu einem Einwanderungsland werden, wie die USA, damit der Wirtschaftsstandort funktioniert? Dann aber bitte die Asylantenheime in die besseren Gegenden, dann haben die Entscheider und Politiker auch etwas davon. Oder es geht wie bisher weiter, Heimatrecht nur für die Reichen und Besserverdienenden, die Heuchler und Profiteure, die mit einem allzu ruhigen Gewissen schlafen dürfen, während die wirkliche Arbeiterschaft Konkurrenz und Integration über sich ergehen lassen muß.
In wessen Sinne profitiert Deutschland in diesem verkommenen kapitalistischen System, wenn gleichzeitig die Deutschen generationenübergreifend weniger werden? Die Reichen profitieren durch Umverteilung, Lügen und Mord. Dieses Wertesystem ist dermaßen dekadent und widerlich, daß es sich problemlos wird ersetzen lassen. Wer soll es ersetzen?
Afrika wird also weniger Kinder bekommen, weil die Deutschen ein Einwanderungsgesetz und Regeln haben?
Die Mitteleuropäer haben den Krieg aus ihrer Lebensrealität verbannt. Sie spielen Frieden und wollen gute Menschen sein. Aber wie wollen sie friedlich den demographischen Druck, den andere Kontinente auf Europa ausüben, abwehren? Hier wird oft Australien als gutes Beispiel hingestellt, obwohl es überhaupt nicht zusammenpaßt. Wird an den Grenzen Blut fließen?
Kriege gibt es in bestimmten Weltgegenden, aber nicht mehr in Deutschland? Wenn nur politisch multikulturell der Wirtschaftsstandort Deutschland bewahrt wird? Natürlich will sich keiner die Hände schmutzig machen, dann schon lieber vorher einen Punkt setzen.
Aber mich interessiert es wirklich. Wie soll eine Grenze, in dieser und der kommenden Zeit, ohne Blutvergießen geschützt werden?
Wer sich in diesem Zusammenhang für Konsum entscheidet, opfert seine Kinder einem nichteuropäischen Wertesystem aus.
Die Angst vor den Russen kann ich nicht nachvollziehen. Frankreich und Deutschland zusammengerechnet, und der „böse Russe“ hätte schon ein Problem. Der Russe hat nie Westeuropa überfallen, also.
Wenn der Kreml Afrikas Grenze an Kaliningrad grenzen sehen möchte, dann passen die Zwergenreiche.
In der Politik muß Flexibilität auf hohem Intelligenzniveau vorhanden sein, deshalb Bismarck; aber auch Realitätssinn und die Stärke das Eigene verteidigen zu können. Mitleid und Moral sind etwas für schwache Weiber.
Wer nicht hart genug sein kann, in den nächsten Jahrzehnten, verliert seinen Platz in der Welt.
Was, bitte sehr, hat Ihr Kommentar mit meinem Beitrag zu tun, GUDE? Oder war es das, was Sie immer schon mal sagen wollten? Gut, dann haben Sie das gesagt. Das nächste Mal bitte zur Sache.
Lieber Alan Posener,
natürlich habe ich meine Vorurteile, Sie doch auch.
Aber diese herablassende Art paßt gar nicht zu Ihnen. Letztlich geht es nur um die Prognose eines einzigen Instituts über die zukünftige Entwicklung der gesamten Weltwirtschaft.
Im Gegensatz zu Ihnen bezweifle ich diese Prognose, und spätestens 2028 bzw. 2030 können wir uns darüber unterhalten, wer richtig lag.
Don Geraldo:
http://www.united-europe.eu/th.....n/?lang=de
http://www.marketwatch.com/sto.....2013-05-15
Ein Schelm übrigens, wer keinen Zusammenhang zwischen diesen Zahlen und der Migrationspolitik der Regierung Merkel erkennt.
@GUDE
Tatsächlich ist es doch bereits so. Migranten wandern in der Regel eben nicht in die Mittelschicht ein, ich glaube, das zeigen doch alle Vergleiche. Nicht weil man jemanden ausgrenzt, sondern weil es in der Natur der Sache liegt. Qualifizierte Migration suggeriert Migration ohne Probleme und die gab und gibt es nicht. Wenn Sie sich umschauen sehen Sie doch schnell, dass ohne Migranten bereits heute viele Aufgaben nicht erledigt würden. Da, aus rechter Sicht, die kulturnahen/rassisch ansprechenden Migranten bald ausgehen werden, werden Migranten mittelfristig Muslime sein müssen.
Die Migration erfolgte über Familienzuzug, Flucht und ähnliche Mechanismen, die jedoch eigentlich keine Lenkungsfunktion haben und entsprechend nicht gelenkt haben. D.h. gerade diejenigen, die sich gegen ein Einwanderungsgesetz oder ein Einwanderungsministerium gesperrt haben, haben dafür gesorgt, dass es eine vollkommen unkoordinierte Migration gab. Und deswegen provozieren die Rechten die moralischen Debatten, womit sie die Front Gutmensch/Elite ja selbst schaffen. Es wundert doch nicht, dass die Arbeitgeber als erste Geklatscht haben, dass ungelernte Arbeitskräfte nun den Mindestlohn unter Druck setzen. Und auf einmal mit der Linken auf der gleichen Seite stehen. Man kann dann über NWOs oder Deutschenhass fabulieren, über Austausch oder ähnliche Märchen. Im Grunde ist es aber ganz banal. Zumindest die Arbeitgeber haben keine andere Wahl, weil es eben keine Mechanismen gibt, über den man lenken oder streiten könnte. Konservative verteidigen noch heute eine Kampflinie, die schon lange überrannt wurde, aus politischer Folklore. Ein Viertel der Deutschen hat Migrationshintergrund, ohne dass dieser Zuzug systematisiert wurde. Klingt nicht besonders clever. Raten Sie mal, wem Sie meine Bereicherung zu verdanken haben, kleiner Tipp: Ich habe nie einen Antrag auf Einwanderung gestellt.
Bismarcks Sicherheitsarchitektur, das Land der Mitte, war schneller kaputt als ein mit britischer Ingenieurkunst gebautes Auto. Ja, von mir aus, die bösen anderen. Aber wenn zur Intelligenz die Anpassung an die Umwelt gehört, sind wir wieder bei einem Manöver, das nicht so clever gespielt wurde. Und das ausgerechnet aus dem Land, dass überhaupt kein Interesse an einem starken Mitteleuropa hat, nun Bewegungen befeuert werden, die Mittel-Europa unter dem Vorzeichen der ethnischen Souveränität in kleine, zerstrittene Zwergenreiche verwandeln wollen, wundert mich überhaupt nicht. Nach dem WK1 bestand Osteuropa aus einem Staatengerümpel, das leicht von der Wehrmacht abgeräumt wurde. Heute gibt es die NATO. Wenn ich im Kreml sitzen würde, würde ich alles tun, um dieses Gebiet wieder in dieses Gerümpel der Zwischenkriegszeit zu verwandeln. Und wer wären meine Lieblinge: Wagenknecht und die Linke, Kubitschek und die Querfront. Das ist das 1×1 des Imperialismus, vollkommen legitim, haben Engländer und Franzosen in Afrika nicht anders gemacht.
China ist an Deutschland wegen seiner Wirtschaft interessiert. Wenn Kultur vor Ökonomie geht, mit einem Deutschland mit der Leistung des heutigen Polen, ach je… China, das sind die, die von Merkel ständig die Lösung der europäischen Krise erwarten und auch warnen, dass Deutschland seine Position als Klassensprecher verlieren kann, wenn es nicht die Mitte Europas ist.
Zu den Kindern: Selbst unser Verbündeter China hat ein demographisches Problem, eben nicht wegen der Ein-Kind Politik. Japan ist ethnisch sauber…wirklich alle, unabhängig von der nationalen und politischen Geschmacksrichtung haben dasselbe Problem. Wenn die deutsche Rechte glaubt, das Problem gelöst zu haben, sollte sie ein Patent anmelden und es vermarkten.
Ehrlich: 10 von 10 Punkten für die intelligente Kritik an der Postmoderne, ich lese Lichtmesz gerne, gerade an regnerischen Tagen. Nur, Politik, das ist es nicht.
@Stevanovic
GB ist ‚a lump of coal surrounded by fish‘. Wenn Sie das ‚verstehen‘, landen Sie ganz schnell bei jahrhundertlanger weltweiter, kolonialer Ausbeutung und letztendlich – ahem – bei Christopher Clark. (Hatten wir hier schon.)
@ Stevanovic
– „Migration und Demographie“.
Ihre These: Wohlstand ohne Moslems wird es also nicht geben.
Den Wohlstand nur halbwegs zu erhalten, wenn es auch ein bißchen weniger wird, deshalb wird Auenland nicht untergehen, müssen mehr deutsche Kinder geboren werden.
Das Assimilationsgesetz hat in der Vergangenheit gut funktioniert. Wer ein Einwanderungsgesetz braucht, verfolgt andere Ziele. Wo diese Ziele enden, ist simple Mathematik.
Der Mensch ist keine Ware.
„Der Gedanke, in der Situation menschlich wie möglich zu sein, finde ich nicht abwegig.“
Nur irrsinnig. Schwäche, gutmenschliche. Möchte ich nicht ausbaden.
Natürlich können die Europäer eine Million aufnehmen. Nur wollen die Europäer keine Moscheen (und so weiter) bauen.
– Die „Neu-Rechten“ haben mit dem Erhalt des Eigenen nichts zu tun?
Für mich ist Deutschland nicht Schlumpfhausen (oder Auenland), sondern Bismarckland (ein Land der Mitte). Amis raus, Russen raus. Die DDR wurde geräumt; nur wurde damals Westbindung betrieben.
Deutschland kann als westliches Land nur verlieren. Vergleich BRD – DDR. Der ökonomische Druck ist zu groß; die Betrugskapazitäten des Dollar zu mächtig. Anständiges Familienleben und Kultur Fehlanzeige. Und wenn die Russen etwas Ausgleich verschaffen, warum nicht, dann haben die Deutschen mehr Freizeit – und mehr Geld. Der große Verbündete Deutschlands ist ohnehin China.
Bismarck hat seinen Nachfolgern etwas ins Stammbuch geschrieben (Sie wissen schon, Rußland nicht anzugreifen)…
Von „Deutsche Souveränität“ bis „Wohlgefallen Putins“, also hier lesen Sie andere Beiträge der Neuen Rechten.
Einen Hegemon loswerden, sich einen anderen aufhalsen, als Interpretation und Schlußfolgerung abenteuerlich.
Aber zuerst muß der Souverän gebildet werden. Gegen alle Widerstände (Ökonomie muß sich der Kultur unterordnen).
Lieber Alan Posener,
Ihr britischer Kollege, interessanterweise ausgewiesen als „Political Correspondent“, befaßt sich mit der Studie eines linksliberalen amerikanischen Thinktanks.
Wieviel wirtschaftlicher Sachverstand dort tatsächlich versammelt ist hatte ich jetzt keine Lust zu recherchieren, aber einer Studie die Indien im Jahr 2028 als drittgrößte Volkswirtschaft der Erde sieht würde ich schon mal grundsätzlich mißtrauen.
Ja, Don Geraldo, googeln Sie noch ein bisschen rum. Sie scheinen allerdings nach dem Motto zu operieren: Ich lasse mir meine Vorurteile nicht durch bloße Fakten kaputtmachen.
UK besteht nicht nur aus Finanzindustrie, aber es ist schon richtig, viele der Investitionen sind wegen der EU-Mitgliedschaft. UK hat auch einen starken Maschinenbau, die können schon was und die „hidden champions“ haben die auch. Ein mittelständischer Technologieführer in Deutschland hat 500 Mitarbeiter und so unglaublich viele sind es nun auch nicht. Ein Zulieferer mit banalem Produkt beschäftigt dagegen tausende Menschen. Wir nennen es Verbindungstechnik, es sind aber Schrauben. Gentleman, ein Vorschlag: Deutschland ist nicht so stark, wie es sich sieht, UK ist nicht so unabhängig, wie es glaubt. Bescheidenheit tut Not. Auf beiden Seiten des Kanals.
@ GUDE
Ich nichts dazugelernt? Aber ich bin doch hier, um Sie zu bereichern… ok, albern.
Wir werden in diesem Format nicht alles durchkauen können, deswegen schlage ich vor, in den wenigen Posts sachlich zu bleiben. Wenn ich mich trollen lassen will, besuche ich meine Schwiegermutter. Als Migrant oute ich mich schon deswegen, weil ich nun mal heiße, wie ich heiße.
Den klügsten Satz sagte hier Frau Frommel: „Zurzeit gibt es nicht so viele Wahlmöglichkeiten! Wir streiten über Illusionen!“ Ich würde das gerne auf die Phänomene der Migration und Demographie ausweiten. Migration ohne Moslems wird es nicht geben, eine Migration ohne Kosten und Probleme wird es nicht geben und das Leben und der Wohlstand, Made in Germany, wird es ohne Migration nicht geben. Es war ein strategischer Fehler, kein Einwanderungsgesetz zu machen. Deswegen findet Migration über Hintertüren statt und es werden ständig Themen miteinander gemischt und miteinander verrechnet. Die Verbindung von Flüchtlingshilfe und Integration in Deutschland ist das Ergebnis dieser Entwicklung. Dadurch polarisieren wir die Debatte zwischen Domplatte und Facharbeiter. Das Einwanderungsgesetz brauchen wir nicht für die Migranten, die kommen oder nicht, wir brauchen es für die politische Berechenbarkeit innerhalb Deutschlands. Na klar, ohne Verabschiedungskultur wird es Willkommenskultur nicht gehen. Ein schönes Beispiel sind die Golfstaaten: einfach nur widerlich. Und trotzdem wollen Millionen dort hin. Deswegen die polemische Gegenfrage: Glauben Sie wirklich, dass wir größere Schweine als die sein können und damit die Migration reduzieren würden? Aufnahmezentren für Zehntausende, wo schon Lager von ein paar Hundert schwer zu managen sind? Es wird keine saubere, einfache Lösung geben. Der Gedanke, in der Situation menschlich wie möglich zu sein, finde ich nicht abwegig. Was die Syrer angeht, hat Merkel recht: 500Millionen Europäer können keine Million Syrer aufnehmen? Das ist schlicht nicht wahr.
Aber mit allen diesen Fragen, haben die Neu-Rechten nichts zu tun. Die Alternative zur Westbindung ist nicht Äquidistanz oder das in sich ruhende Schlumpfhausen. Die Alternative ist die Eurasische-Theorie, Deutschland als die Nerd-Abteilung des Kreml. Wenn wir von der Infantilisierung der deutschen Außenpolitik sprechen: Außenpolitik fängt im Ausland an und auf die Idee, ein expandierendes Russland würde nicht deutsche Interessen berühren (weil ja nicht in Deutschland) ist im besten Fall nur abenteuerlich. Als ob es Jahrhunderte der Geopolitik nicht gäbe. Und damit werden die Umrisse einer alternativen Außenpolitik deutlich: Deutschland macht sich so klein, dass der Bär es nicht frisst. Keine Geopolitik, keine Migration, keine Probleme. Kein Wunder, dass das russische Fernsehen davon begeistert ist. Deutsche Souveränität bedeutet hier die eigene Kastration. Wenn hier nicht gerade der Muselgrusel umgehen würde (ach ja, befeuert von russischen Medien), würden wir die ganze Querfront als das bezeichnen was sie ist: das trojanische Pferd des Kreml. Es ist etwas wie der Film die Trueman-Show. Die Russen erzählen den Deutschen wie böse und chaotisch die Welt ist, damit diese vor Angst nicht aus dem Haus gehen. Als das russische Reich 1914 mobil machte, standen aller Parteien in Deutschland zusammen. Nicht weil sie alle Nationalisten waren, sondern weil auch die Internationalisten nicht Teil des Kreml-Imperiums sein wollten. Das ausgerechnet deutsche Nationale deutsche Interessen für ein Wohlgefallen Putins verkaufen wollen, ist einfach nur beschämend.
Lieber Alan Posener,
Ihre sehr optimistische Sicht auf die britische Wirtschaft ist möglicherweise Ihren patriotischen Gefühlen für das alte Empire geschuldet, aber nicht unbedingt durch Sachargumente gedeckt.
Wie kommen Sie darauf, daß Großbritannien sich zur größten Volkswirtschaft der EU (so sie drin bleiben) entwickeln könnte, d.h. Deutschland überholen könnte ?
Natürlich hat ein Land mit jemanden wie Sigmar Gabriel als Wirtschaftsministerin unter einer Angela Merkel als Regierungschefin zwangsläufig Probleme, aber ob selbst die es schaffen Deutschland so weit zugrundezurichten daß es hinter Großbritannien zurückfällt ?
Ich hoffe doch nicht.
Aber zurück zur britischen Wirtschaft:
Es mag den „weltoffenen Briten“ egal sein, wem Firmen wie Mini oder Land Rover, Ford, Vauxhall, Nissan oder Rolls Royce gehören, aber den Besitzern dieser Firmen ist es auch egal, wo sie produzieren. Fall die Briten tatsächlich für den Brexit stimmen sind die Werke ganz schnell in EU-Billiglohnlände wie Rumänien oder Polen verlegt. Die deutschen Premiumhersteller Audi, Mercedes und BMW werden sich eher zweimal überlegen, ob sie Standorte in Deutschland aufgeben, bei VW ist es angesichts der Eigentümerstruktur sogar ausgeschlossen.
Zur Finanzindustrie haben wir eh unterschiedliche Auffassungen, ich halte es da mehr mit Safranski, aber industriell hat Großbritannien nicht viel zu bieten. Sie liegen auch falsch wenn Sie glauben, die deutsche Volkswirtschaft sei zu abhängig von der Automobilindustrie. Die Handvoll in diesem Bereich tätigen Großkonzerne werden stärker wahrgenommen, aber Deutschlands Stärke sind eine Unzahl von Klein- und Mittelständigen Betrieben im Maschinen- und Anlagenbau. Nirgendwo auf der Welt gibt es soviele „Hidden Champions“ wie in Deutschland. Was in Deutschland tatsächlich weniger ausgeprägt ist als in Großbritannien ist der Dienstleistungsbereich, aber wie sagte mal ein kluger Mann:
„Wir können nicht alle davon leben, uns gegenseitig die Haare zu schneiden.“
Ach, Don Geraldo, so schwierig ist die Recherche dank Google auch nicht, überprüfen Sie doch meine Angaben selber. Fürs Erste: http://www.telegraph.co.uk/fin.....urope.html
@Stevanovic & APo
… Russen, Russen, Russen, überall Russen. Ich glaub‘ mein Hamster bohnert.
‚.. Once again, Moscow has shown itself better able to make strategic choices than we are. Russia is not an ideal partner for the United States, but sometimes its interests align with ours. In those cases, we should drop our Cold War hostility and work with Russia. The best place to start is Syria.‘
… no comment.
@ Stevanovic
Geopolitische Konvergenz.
Aber Sie sind ja im abdominalen Bereich unterwegs; und danach Kindergeburtstag auf der Kölner Domplatte.
Und jetzt eine Liste der Länder in Erinnerung rufen, die nach dem Fall der Berliner Mauer
„Kindergeburtstag mit Ronald McDonald“ feiern durften.
Sie haben sich hier als Migrant geoutet, aber noch nichts dazugelernt. Wer braucht in Deutschland eine solche Bereicherung?
Sie wissen immer ganz genau wie man einem Problem aus dem Weg geht. Anstatt Aufklärung zu betreiben, kommt ein abartiges Beispiel.
Klartext ist von Ihnen nicht zu erwarten, dann müßten Sie ja ihre eigenen Gedanken zu Ende denken.
Es macht mich müde, dass sich Leute, die über fehlende Deutsche Souveränität jammern, sich immer in Putins Hintern treffen. Vor lauter selbstbewussten Germanen würde ich da Platzangst bekommen. Es ist immer dasselbe: Jeder Satz, der mit deutscher Souveränität anfängt, hört mit den berechtigten Interessen Russlands auf. Dann lieber Kindergeburtstag mit Ronald McDonald.
Stimmt auffällig, Stevanovic.
Herr Posener, nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich unterstelle Ihnen hiermit eine gewisse Harmoniesüchtigkeit, die ich nicht teilen kann.
Was mir in den letzten Jahren in diesem Land aufgefallen ist, worüber nachzudenken sich lohnt, ist eine kalte Teilnahmslosigkeit dem eigenen Volk gegenüber.
Allan Blooms Kritik der liberalen Erziehung, beschrieben in seinem Buch ‚Der Niedergang des amerikanischen Geistes‘, läßt eine kulturelle Amerikanisierung als nicht ratsam erscheinen.
Und überhaupt, was wollen die Amerikaner?
Ich vermisse die Klärung einiger Fragen, und nicht die Vereinfachung der Antworten.
Was will die EU? Was sucht die NATO in Osteuropa?
Und ja, der Kalte Krieg ist vorbei. Sich im Schatten desselbigen ausruhen zu können, in einem eingeschränkten Spektrum der politischen Bewegungsfreiheit, ist nicht mehr gegeben. Deutsche Interessen können sich nicht an amerikanischer Kulturhegemonie ausrichten, wenn am Ende deutsche Interessen auf der Strecke blieben. Und Thomas Mann, nun ja, war ein diplomatischer Mistkerl. Aber ein grandioser Sprachkünstler; als Dichter des ‚Zauberberg‘ in seinem Jahrhundert unübertroffen (auch wenn mir H. Hesse besser gefiel).
Lieber GUDE, wer Hermann Hesse Thomas Mann vorzieht, hat schon alles über sich ausgesagt.
Ich zweifle auch sehr stark daran, ob Nietzsche so etwas gesagt hat. Es ist ja bekannt, dass er zu fast allem zwei Positionen vertreten hat und der unbedarfte Leser kann bei ihm leicht ins „Schleudern“ kommen.
Was die Infantilisierung der Kämpfer angeht, so ist dies ja nichts Neues. Es ist ein Versuch diesen als nicht völlig ernst zu nehmen hinzustellen. Nun, jemand der gerade seine Familie und seine ganze Habe verloren hat, wird dies wohl etwas anders sehen. Die Verharmlosung, die damit unweigerlich einhergeht, ist unangebracht.
Gut getroffen!
….etwa zur Sachkompetenz, was Ökonomie betrifft. Auch das Zweikammersystem (kühlende Politik, aufgeheizte Kultur) ist entschieden zu schlicht. Beim Wort „Infantilisierung“ habe ich gestockt. da aber Safranski selbst meinte, Merkels Moral sei infantil, fällt diese Kennzeichnung auf den Kritisierten. Er ist sehr interessant, wenn es um das 19. Jahrhundert geht. Aber von Politik und von den Problemen des 21. Jahrhundert sollte er sich feenhaften, es sei denn: er bildet sich weiter.
Natürlich ist auch Merkel an die Akzeptanz der Ostdeutschen gebunden. Aber was schlagen die Zweifler vor?
Wahlkämpfer scheinen selten gute Nerven zu haben. Der CDU-Mann in Baden-Württemberg stolpert nicht nur über die AfD. Da liegen noch ganz andere Steine herum. Seehofer kann den rechten Rand nicht mehr befrieden. Und wenn er meint, alle müssten unter dem Dach der CSU Platz finden, dann muss Bayern zu Österreich wechseln. Es wäre ja schön, wenn man die Zahl und die Geschwindigkeit der Flucht Bewegungen radikal stoppen könnte, aber wer wagt es denn zuzusehen, wenn dann Millionen von Menschen vor unseren Augen verhungern, verdursten und jämmerlich sterben? Zurzeit gibt es nicht so viele Wahlmöglichkeiten! Wir streiten über Illusionen!
„Auf dem langen Weg nach Westen“ müssen jetzt nur noch die Indianer niedergemetzelt werden. Also Humorlosigkeit kann man Ihnen wahrlich nicht vorwerfen.
Sie reden einer Amerikanisierung der Welt das Wort, in der Konsequenz eine Infantilisierung der Macht unterstellt, als ob danach niemand mehr die Herrschaft innehaben würde.
Die Amis werden sich bedanken, wenn sie auch in Zukunft die Drecksarbeit für Europa tun dürfen. Und wenn die Amis sich dann zurückziehen, weil letztendlich die Weltstaaten weniger amerikanisiert als die USA ruiniert werden, wem fällt die EU dann in den Schoß?
Lieber Gude, mit „Amerikanisierung“ meinte Thomas Mann die kulturelle Amerikanisierung, nicht ein amerikanisches Protektorat. Wenn Sie einmal nachdenken und vor allem nachlesen würden, bevor Sie sich äußern, dann würden Sie sich weniger lächerlich machen – denn Sie wüssten, dass ich nie und nirgends einem Europa das Wort geredet habe, das „den Amerikanern die Drecksarbeit überlässt“. Beispiele für europäisches Handeln finden sich auch im Text. Also ganz ruhig, schön durchatmen, und dann noch einmal lesen.
Touché! Natürlich ist auch der Raum über den Wolken, anders als Reinhard Mey es gesungen hat, nicht grenzenlos. Dafür gibt es Abfangjäger, wie kürzlich in der Türkei zu beobachten war.