avatar

Wikileaks ist unsere letzte Chance

Von Tom Buschardt, Medientrainer und Kommunikationsberater:

Wikileaks ist überflüssig – und doch unverzichtbar. Unsere deutsche Demokratie braucht Wikileaks – aber anders als wir es auf den ersten Blick meinen.

Wir müssen nicht wissen, welcher Mini-Guillaume aus dem Büro des Außenministers den Amerikanern in Echtzeit den Stand der Koalitionsverhandlungen zuschachert. Es ist  uninteressant, ob ein Botschafter die Kanzlerin für „wenig kreativ“ hält.

Aber Wikileaks ist unsere letzte Chancen, den Qualitätsjournalismus in Deutschland wieder auf das hohe Niveau der 70er und 80er Jahre zu heben. Nicht mit Hilfe von Wikileaks, aber davon inspiriert.

Wo sind die investigativen Medien? Ein unbeugsames Team beim NDR in den Nischen ZAPP und PANORAMA hat das Zepter noch nicht aus der Hand gegeben, ebensowenig wie die Teams anderer Politmagazinne. Und das trotz amputierter Sendungslänge und einem Sendetermin für politische Reportagen zu dem nur noch unkonzentrierte Schlaflose vor dem Fernseher sitzen.

Wikileaks ist der Weckruf für den weltweiten Journalismus – insbesondere den Journalismus in Deutschland.

Ein Leitmedium wie der SPIEGEL kann froh sein, dass es zu den auserwählten Drei auf der Welt gehört, die das Material von Wikileaks sichten und als erste publizieren dürfen. Investigativ durch harte journalistische Recherche? Nein. Es ist journalistische Fleißarbeit. Solide Hand- und Kopfarbeit. Mehr nicht.

Flick, Barschel, Spendenaffärre – an welchen journalistischen Scoop der vergangenen Jahre können Sie sich erinnern? Dass Oliver Pocher jetzt mit der Ex von Boris Becker zusammen ist?

Auf dem internationalen Index der Pressefreiheit (veröffentlicht von Reporter ohne Grenzen) landet Deutschland auf Platz 17. Immerhin vor den USA – aber hinter Litauen, Estland und Malta. In Zeiten wo im Internet niemand mehr für die reine Information bezahlen will, muss sich Journalismus neu justieren. Er muss zum Erklär- und Einschätzungsjournalismus werden. Hintergründiger. Aber was finden wir vor? Gefälligkeits- und Servicejournalismus, wohin man schaut. Da werden Filme auf DVDs auch in Verlagen des sogenannten Qualitätsjournalismus positiver rezensiert als bei ihrem Kinostart. Ob es daran liegt, dass die DVD im verlagseigenen Shop nun als Edition in den Handel kommt? Die alte Tante dpa kommt unter Druck, dass im letzten Bundestagswahlkampf schon laut darüber nachgedacht wurde, aus ihr eine Stiftung zu machen um ihre Unabhängigkeit zu garantieren. Kurt Beck muss als ZDF Verwaltungsrat gegen das ZDF Verfassungsklage gegen den Staatsvertrag einlegen, weil er nach der Posse um den Chefredakteursposten dort plötzlich um die Unabhängigkeit der Medien fürchtet. Abgesehen von den Medienbeteiligungen der SPD natürlich.

Stelle ich Volontärsbewerbern so banale Fragen wie „Nennen Sie 3 Suchmaschinen“, ist nach „Google“ schon Schluss. „Eine Quelle im Internet, der sie absolut vertrauen.“ Na, raten Sie mal? Genau: „Wikipedia“.

Wie soll sich auf einer solchen Basis vernünftiger Journalismus entwickeln?

Das Internet verführt uns dazu, Inhalte vorab individualisiert zu filtern.

Filtern? Nein: Selbst zu zensieren!

Aber wie erreicht mich dann die Meldung vom Artileriegefecht zwischen Nord- und Südkorea, wenn ich meinen Filter nicht so eingestellt habe?

Wir brauchen Medien, die uns unbequeme Themen vorsetzen: Themen, die relevant sind und mit denen wir uns intellektuell beschäftigen müssen. Die US-Regierung zwingt Amazon die Wikileaks-Inhalte nicht mehr auf Amazon-Servern bereit zu halten und uns ist das nur eine zweizeilige Meldung wert, während wir bei Amazon unsere Weihnachtsgeschenke ordern.

DAS ist das Problem der Demokratie und genau DESHALB brauchen wir Anarchisten wie Wikileaks.

Damit wir wachwerden und merken, was da draußen passiert in Sachen Demokratie und Meinungsfreiheit.

Wenn wir schon nicht gegensteuern, sollen wir uns wenigstens nicht rausreden können, wir hätten davon nichts gewusst.

Tom Buschardt ist Medientrainer und Kommunikationsberater.

Shares
Folge uns und like uns:
error20
fb-share-icon0
Tweet 384

48 Gedanken zu “Wikileaks ist unsere letzte Chance;”

  1. avatar

    Diese ständigen Beschwerden darüber, wie uns unsere Regierungen angeblich unterdrücken und über die Wahrheit hinwegtäuschen halte ich für verschwörungstheoretischen Unsinn.

    Dass es auch bei uns Verbesserungspotential gibt wird wohl keiner bestreiten, aber den perfekten Staat gibt es nun einmal nicht, da er zwangsläufig von Menschen gemacht wird und diese Fehler machen und Eigeninteressen haben.
    Dennoch kann in Deutschland jeder frei seine Meinung und seinen Unsinn verbreiten – dass der BND oder die Polizei Menschen verfolgen, nur weil sie die Regierung kritisieren halte ich für naiv; schließlich ist „diese“ Meinung weder für den Bestand des Staates noch für nicht-paranoide Mitbürger eine ernste Gefahr.

  2. avatar

    Lieber 68er, in der Tat, das macht Mut. „We are never the generation …………..“
    Sind wir eigentlich auch so vehement gegen den Extremistenerlass aufgetreten damals, der nicht nur Lehrer betroffen hat? Ich habe das leider vergessen!!

    Die kids werden wieder politisch und entdecken Solidarität neu, wie das Rad.

    Werde Ihnen später ein „Erlebnis im Supermarkt schildern“, das auch uns alten Deutschen richtig Hoffnung auf die Zukunft machen könnte.

  3. avatar

    @EJ

    Na eben. Und mit so einem Kommentar lässt es sich dann auch schon besser diskutieren als mit dem persönlich werdenden Zynismus vorneweg.
    Und ich gebe Ihnen Recht.
    Nirgendwo habe ich Wikileaks in den Himmel gelobt oder deren Beitrag zur Wahrheitsfindung höher eingeschätzt als notwendig.
    Mir ging es einzig um den Umgang der betroffenen Stellen mit dem Thema.
    Und auch mit der Tatsache, dass es noch gute Presse gibt in unserem Land haben Sie Recht. Diese ist jedoch nicht mehr so selbstverständlich wie sie sein müsste und man muss sich aktiv darum bemühen. Es wird in Presse wie Medien vorrangig auf Quote und Auflage geschielt, womit sich der Journalismus selber seiner Freiheit beraubt. Eine umfassende Berichterstattung besteht nun mal aus mehr als einer Schlagzeile und ist meist komplexer, als z.b. die einseitige Meinungsmache der Blöd-Zeitung. Ich kritisiere also viel mehr das abfüttern der Masse (die aufgrund ihres Bedürfnisses alles vorgesetzt zu bekommen selber Schuld ist) mit Schlagzeilen und abgeschriebenen Berichten, deren Wahrheitsgehalt auch öfter als notwendig zu bemängeln ist. Da wäre es doch angemessener, ein Grundniveau zu pflegen, dass es nicht so vielen faulen Lesern erlaubt, ihre Meinung nach neuesten Schlagzeilen zu richten. Und die Tatsache, dass man hier noch Informationen bekommt wenn man sie haben möchte, macht dies noch nicht zu einer ewigen unumstößlichen Tatsache. Wie leicht es passieren kann, das Staatsunangenehme Stellen „dichtgemacht“ werden, zeigt gerade Wikileaks. Oder zumindest, in welcher Form ein Staat dies versucht, sobald Pressefreiheit ihm unbequem wird.
    Somit komme ich zu dem Artikel von Herrn Buschardt zurück:
    „Damit wir wachwerden und merken, was da draußen passiert in Sachen Demokratie und Meinungsfreiheit.“
    Wikileaks kann auch als Chance und Testlauf für unsere Pressefreiheit gesehen werden.

  4. avatar

    @68er, ich gehe davon aus, daß Sie meine Ironie durchschauen, und gut zwischen den Zeilen lesen können.

    Herr L. schreibt einfach unverschämt von der Geschichte ab, und versucht Mitleid für einen Kapitlisten zu erregen, den ich selbstverständlich genau so bemitleide, wie Sie.

    Genial meint er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können. Weil die Griechen jetzt sauer auf uns sind, unterstellt er ihnen noch Schlimmeres. Ein phantasieloser Trendkreateur.

    Er scheint zu vergessen „alte Leute wissen noch“, und sie werden heute immer älter und haben Zugang zum Internet.

  5. avatar

    Lieber 68er,

    ja, das ist interessant mit Herrn Leyen dazu werde ich mich heute, später, noch äußern.

    Die Methoden scheinen immer die selben zu bleiben, und, aber das ist eine rein subjektive Einschätzung, und wo ich mich auch gerne von der korrekten Politik korrigieren lasse, der KGB scheint seine Quartiere verlagert zu haben.

    Heinrich Böll war, und das ist den Anhängern der demokratischen Postmoderne offensichtlich nicht bekannt, in Russland für die Menschen jahrelang ein Träger der Hoffnung und Freiheit (ausgerechnet ein Deutscher). Von den Menschen dort wurden seine verbotenen Bücher von Hand zu hand gereicht, von den Intellektuellen übersetzt – manchmal auch leider vorsätzlich falsch, weil die Übersetzer vom Staat, unter Lebensgefahr, dazu pressiert wurden.
    Böll war der Staatsfeind Numero uno. Als er auf einer nicht unpikanten Leserreise in Russland weilte, wurde die Versorgung, in den Hotels so manipuliert, auch die Zufuhr seiner Medikamente, daß er beinahe krepiert wäre.
    Heinrich Böll litt unter Diabetis, in den Hotels wurde er so, gezielt „zwangsernährt“, daß er beinahe ins Koma fiel.
    Das ist keine unbewiesene Legende, konnte man im letzten Jahr in einer Dokumentation bei den öffentlich Rechtlichen sehen. Dann muß es doch wohl stimmen, oder?

    Sehen Sie da nicht einen verdächtigen Zusammenhang? Wenn man den Konsumenten für blöd hält, tut man es in Deutschland gleich ordentlich Deutsch perfekt.

    Herr Böll hatte, im Gegensatz zu genanntem Herrn, immer einen Plan „B“, wie er das“gelobte Land“ schnell und illegal verlassen konnte. Er war nicht nur“ ein Licht“ in dieser dunklen Zeit, er konnte mit der Realität umgehen. Und er konnte sich auf die Hilfe vieler ebenso freiheitlich Gesinnter verlassen.
    Alles Weitere später.

    Herzlich Ihre Rita E. Groda

  6. avatar

    Liebe Rita E. Groda,

    vielen Dank für Ihre beiden letzten informativen Kommentaren. Denen ich voll zustimmen möchte.

    Man sollte sich aber vielleicht überlegen, wieso wir mittlerweile einen teilweise so herunter gekommenen Journalismus bekommen haben. Sie haben in Ihren früheren Beiträgen einige Erklärungsversuche gemacht, ich ich meinem Beitrag am Anfang der Diskussion auch.

    Für meine These einer nicht unerheblichen Einflussnahme auf die Medien durch die Staatsorgane und Geheimdienste spricht zum einen die Praxis in der Vergangenheit. Die Operationen Paperclip und Mockingbird hatte ich erwähnt. Sowie die für mich nicht fern liegende Vermutung, dass die USA sicherlich nicht nur massiven Druck auf unsere Politiker ausgeübt hat, wie z.B. im Fall El Masri, sondern auch Journalisten gezielt „bearbeitet“ haben.

    Pikant ist dabei ja, dass durch Wikileaks sowohl die Diplomaten in Ihrer Arbeit gestört worden sind, als auch die Journalisten, die aus der Not der Sache in der Vergangenheit gezwungen waren, sich einen guten Kontakt zu den Geheimdiensten aufzubauen. Damit hatten sie gegenüber den Kollegen, die diese Kontakte nicht hatten, eine Sonderstellung, ein Alleinstellungsmerkmal, dass sich durchaus in höheren Einnahmen widerspiegeln konnte. Das scheint nun durch WikiLeaks bedroht zu sein.

    Die Tiefpunkte der bisherigen Debatte waren für mich die Interviews, die ich von Herrn Hans Leyendecker hören musste, der in einer Sendung bei SWR2 die ungefilterte Veröffentlichung der Cables für gefährlich hielt und dem empört der „schöne“ Satz rausrutschte:

    Die stellen unkommentiert Material rein und jeder kann sich ein Bild machen.

    http://blog.fefe.de/?ts=b20d29ba

    http://philipbanse.de/wp/pb016.....wikileaks/

    Wirklich guten Journalismus findet man nur bei Herrn Leyendecker:

    Unter der Überschrift „Zurück aus dem Insel-Knast“

    http://www.sueddeutsche.de/wir.....-1.1024762

    berichtet Herr Leyendecker darüber, dass sich der ehemalige Siemens-Vorstand Volker Jung, gegen den in Griechenland wegen Korruptionsvorwürfen ermittelt wird, gegen die Auflagen der Behörden aus Griechenland geflohen ist.

    Als „Knast“ wird in dem Beitrag die Villa des Herrn Vogel auf der schönen Insel Paros bezeichnet. Als Grund für die Flucht gibt Herr Leyendecker an, dass Herr Jung unter Zöliakie „leide und spezielle Lebensmittel braucht, die es auf der Insel nicht gibt…“.

    Zöliakie ist eine Glutenunverträglichkeit, und ich frage mich, für wie blöd uns Herr Leyendecker hält, dass wir

    a) nicht in der Lage sind, zu recherchieren, was Zöliakie ist

    und

    b) dass wir glauben, man könne sich auf Paros nicht glutenfrei ernähren?

    Hier hätte Herr Leyendecker das machen sollen, was er bei Wikileaks vermisst: Den Hintergrund der Flucht durch weitere Informationen transparent zu machen, damit sich jeder ein eigenes Bild davon machen kann, ob die Begründung stichhaltig oder an den Haaren herbei gezogen ist.

    Und ich sehe auch nicht, dass Herr Leyendecker mit der Staatsanwaltschaft in Griechenland gesprochen hat. Seine Vermutungen über deren Ermittlungsstand stehen nämlich im Konjunktiv. Auch erfahren wir nichts darüber, ob und ggf. wie sich die Korruptionsgesetze in Griechenland von denen in Deutschland unterscheiden. Vom Fall Assange wissen wir ja, dass auch in der EU die Strafgesetze nicht unerhebliche lokale Eigenheiten aufweisen.

    Über diese offenen Fragen hätte uns Herr Leyendecker aufklären können aber er endet lieber mit diesem mitleidstriefenden Sittenbild:

    „Deutschland wird ihn zwar nicht ausliefern, aber Auslandsreisen sind für ihn jetzt tabu. Bei jeder Passkontrolle könnte er festgenommen und nach Athen überstellt werden. Diese Reisesperre ist für einen Mann, der als Zentralvorstand einst mehr als hundert Länder betreut hat, ein ziemlicher Einschnitt. Aber immer noch besser, als Gefangener auf Paros zu sein.“

    Zum Glück kostet die „Süddeutsche“ mittlerweile pro Ausgabe ca. 2 Euro, sonst könnten solche Sätze auch Bezieher von Hartz IV lesen.

    Ich sitze hier und schau auf grauen Schnee und wünschte mir, ich wäre „Gefangener auf Paros“.

    Mit herzlichem Gruß

    Ihr 68er

    P.S.: Wussten Sie, dass Naphta aus Thomas Manns Zauberberg ein zum Katholizismus konvertierter Jude ist, der dem Jesuitenorden nahe steht?

  7. avatar

    @Fleming/Anja Bernstorf: Was Sie hier aufdecken, ist eine geheimnisvolle Verschwörung sozusagen zweiten Grades. Eine Verschwörung, die sich einer fiktiven Verschwörung bedient. Die ganze Verschwörungsgeschiche mit Wikileaks und Assange wäre ihrer Insiderkenntnis nach also selber eine Inszenierung. Daraus ergibt sich eine Verschwörung nicht wie sonst üblich mit doppeltem, sondern mit vierfachem Boden.
    Begründungen oder Indizien liefern Sie leider keine; Ihre Insiderkenntnisse müssen genügen. Einzig das Phänomen, dass sich die Medien und die Menschen dafür interessieren, führen Sie als Beleg an. Demnach wäre also alles, wofür sich Medien und Menschen interessieren, von heimlichen Strippenziehern inszeniert, eben weil sich Medien und Menschen dafür interessieren.
    Ist das das Ergebnis Ihrer persönlichen Private Investigation? –

    Im Fall von Assange deutet vieles tatsächlich auf eine Verschwörung hin. Als Begründung dafür lassen sich viele belegbare Ungereimtheiten ins Feld führen: vom seltsamen Vergewaltigungsvorwurf über die noch seltsamere Interpol-Fahndung und die Löschung von Blog und Twittermeldung bis zu den koordinierten Kontensperrungen. (Die Einzelheiten dazu spare ich mir.) Es wäre naiv, davon auszugehen, dass dies alles mit rechtstaatlichen, demokratisch sattelfesten Mitteln geschehen ist. Jemand muss die Anordnungen zu diesem Vorgehen getroffen haben. Mindestens genauso naiv ist es aber auch zu glauben, dass nun gleich ALLES – Assange und Wikileaks inbegriffen – eine raffinierte Inszenierung großer Politkünstler im Weißen Haus wäre.

    Erinnern Sie sich eigentlich noch daran, dass vor einiger Zeit aufgedeckt wurde, dass auch die Stadt Bielefeld eine Verschwörung von Mossad und CIA ist und in Wirklichkeit gar nicht existiert? Hier finden Sie den Beweis:

    http://fsinfo.noone.org/~abe/m.....efeld.html

  8. avatar

    Meinungsfreiheit in Russland – in Deutschland:
    Wie unterschiedlich die öffentlich rechtlichen Medien uns unterrichten „wollen“, konnte ich heute an der Berichterstattung über dieFriedensnobelpreisüberreichung
    beobachten. Irgendwann um 17.30 wurde auf irgendeinem Sender genau erwähnt, welche Länder in Stockholm nicht anwesend sein werden. In der tagesschau wurden diese Länder erst gar nicht erwähnt!!! In den Tagesthemen wurde nur die Anzahl erwähnt, und Herr Kleve erwähnte den „Fall“ von von Ossietzki, sich dabei vor Angst oder Aufregung versprechend, ohne allerdings darauf hinzuweisen, daß Frau Jelena Bonner diesen Fall erwähnte – wie bemerkenswert – und überhaupt keiner kam auf den Gedanken Herrn Sacharow zu erwähnen, der damals den Preis auch nicht entgegennehmen konnte, seine Frau Jelena Bonner mußte dies übernehmen.

    Eine solche Anhäufung von eben nur Halbheiten, unter Auslassung wichtiger Fakten, daß z.B. Russland, wie auch die Ukraine nicht dabei sind, macht entweder eine bestimmte Gesinnung oder Gefälligkeitsanfälligkeit auffällig auffällig.
    So eine Berichterstattung ist überflüssig, eine halbe Wahrheit ist auch eine Lüge – und man sollte die Verantwortlichen eigentlich zum Teufel jagen!!!!
    Die wollen Vertrauen??? Ein schlechter Scherz!!!!!!!!
    Die nächsten Monate boykottiere ich Fernsehnachrichten bei denen. Sollen Sie doch Idioten mit ihren Halbwahrheiten füttern, ich suche mir meine „Wahrheiten“ zukünftig selbst zusammen. Es gibt Wikileaks, Gott sei Dank Herr Diekmann – und notfalls ab und an die“sun“, da weiß man weigstens was man hat.

    Nur zur Info:
    http://www.dw-world.de/dw/article/0,,6303484,00.html

  9. avatar

    Lieber Herr Buschart,
    was mich betrifft muss ich Ihnen widersprechen. Für gerade Meinungsfreiheit und besonders Demokratie steige ich schon seit Jahrzehnten sogar auf die Bäume – bildlich gesprochen.

    Und sogar dem von mir äußerst verehrten Herrn Posener ringt das gelegentlich nur noch ein Gähnen ab, während andere sogar schon die Demokratie in Gefahr sehen, wegen solcher „Gesinnungsterroristen“.

    Es scheint ein Hauptmerkmal, nicht nur des modernen Europa zu sein, sich keiner offenen Auseinandersetzung zu stellen, sondern Gegner mit ökonomischen Maßnahmen außer Gefecht zu setzen.

    Wenn ich, als „Kaufmann“ einmal die Demokratie als Handelsware sehe, dann sehe ich eine absolut unausgeglichene Bilanz, meinungsfreiheitstechnisch.
    Die Völker reagieren automatisch immer zuerst auf ökonomische Einschränkungen, wie jetzt die Studenten in GB, in der 2. Phase werden sie ideologisch, meistens,bei der Staatsmacht setzt das eine Eigendynamik frei, die angstgesteuert Freiheiten immer mehr einschränkt.

    In Spanien hat man gegen illegal streikende Fluglotsen bereits den Spruch eines Deutschen Monarchen beherzigt:
    „Gegen Demokraten helfen nur Soldaten“. Die prügelnden Polizisten in London haben mich entsetzlich an die Berlin-Demo erinnert, als Benno Ohnesorg umkam.

    Ich bin nun wirklich kein Verschwörungstheoretiker, lieber EJ, aber gegen Liberale hilft offensichtlich nur Opposition, die scheinen die Meinungsfreiheit in Wahrheit abschaffen zu wollen, siehe das Maulwürfle, von der Unterhosenfraktion.
    Ob ich meine Mastercard zurückgebe, als Akt der Solidarität? Mir fällt gerade nichts Besseres ein, Ihnen vielleicht?

    LG Ihre Rita E. Groda

  10. avatar

    Mir tun die Menschen leid, die diese WikiLeaks-Robin-Hood-Inszenierung glauben. Das Denken ist wohl abgeschaltet worden. Als Pro-Amerikaner finde ich es gut, dass die Amerikaner es geschafft haben, die Menschen so zu manipulieren, dass sie Assange & Co. als Held feiern…und sich nur über Pressefreiheit streiten. Das strukturelle Problem – Machterhalt und Sicherung der nationalen Interessen – bleibt unberührt. Mission accomplished.

  11. avatar

    „…Die Wikileaks-Aktivisten glauben, mit radikaler Transparenz Gutes zu tun. Dabei zerstören sie die Grundlage eines zivilen Umgangs miteinander(..)..Aber wenn man im Gefühl lebt, jederzeit ausspioniert werden zu können, ist man bald handlungsunfähig. Die rücksichtslose Präsentation persönlicher Daten Dritter im Internet erinnert an George Orwells Roman „1984“ – auch wenn die Datenschnüffler noch so politisch korrekt daherkommen. Diese neue Art des Überwachungsterrors ist möglich, und sie findet ungehindert statt…“
    http://www.welt.de/debatte/kom.....erden.html

  12. avatar

    @ Anja Bernstorf

    Die Wikileaks “Enthüllungen” sind reine Ablenkung. Ein typischer Medienspin, wobei der Bürger glaubt, letzten Endes selbst von den unzähligen kleinen und mittleren illegalen Aktionen seiner Regierung zu profitieren. Sei es etwa durch Schutz vor Terrorismus oder durch Sicherung von Rohstoffnachschub und Handelswegen etc etc. Es stellt die eigene Nation als sicher da, denn De Maiziere sagte ja sowas wie: “In Deutshcland wäre sowas nie passiert, hier wären Daten sicher. Zum Glück haben wir ja noch Informanten, wie den Sekretär von Westerwelle. Der Otto-Normal-Wähler fühlt sich irgendwann gelangweilt und frustriert von all den Skandälchen, weil sich sowieso nichts zum Besseren verändert, aber dnekt unter anderem auch: “Hach die USA sind Deppen”. Ganz im Gegenteil, sie kontrollieren perfekt, wie man es an den Massenmedien perfekt veranschaulicht bekommt.

    Vielleicht ist Wikileaks nur das Tor für eine Indoktrinierung der aufkommenden Generation des “informierten Bürgertums“.

  13. avatar

    Ich danke Ihnen für die Anmerkungen zu meinem Kommentar. Ein Detail war zum Redaktionsschluss noch nicht bekannt: MasterCard stellt die Weiterleitungen von Zahlungen an Wikileaks ein. Tja und nun? Verzichten wir jetzt aufs doppele Bonusmeilen-Sammeln in der Weihnachtszeit? DAS ist das Hauptproblem der Demokratie. Für Bäume in Stuttgart bekommen wir den Hintern hoch – aber Meinungsfreiheit? Informationsfreiheit? Tja. Das sind halt „weiche“ Faktoren und keine Bäume, die es zu retten gilt.

  14. avatar

    News über 2 im Iran Inhaftierten Journalisten hole ich mir grundsätzlich von den Nachrichtenagenturen, da, auch mir veständlich, aus begreiflichen Gründen sich die Deutschen Journalisten, um etwaige diplomatische Bemühungen nicht zu vereiteln, sehr zurückhalten.

    Man kann über die Bild ja denken, was man will, und sie vielleicht lesen, ohne sie auch gut zu finden, wie schon Deutschland prominebtester Hundebesitzer, in seinem Nachtstreifzug mit K.D. , Kai Diekmann von der Bild formulierte.
    Nachfolgender Artikel ist gut, da kann man wirklich nicht lästern. Da wird gefordert und verlangt, was Menschenrechte und Pressefreiheit betrifft, nicht geschwafelt.

    http://www.bild.de/BILD/politi.....chten.html

    Manchmal gönne ich dem Alphatier Diekmann sein Honorar aufrichtig.

  15. avatar

    @EJ: Ihr Beitrag an Frau Winter.
    Sehr scharfsinnig, Ihre Erkenntnisse apriori! Möchte jetzt eine, nicht so scharfsinnige Ergänzung wagen.

    Wenn man zwar die Fakten kennt, aus besagten Quellen, aus der Perspektive verschiedener Journalisten, muß man auch noch die richtigen Schlüsse ziehen können.

    Hier liegen die wahren Grenzen.

  16. avatar

    Landesverrat auf gut Deutsch – wie Theodor Eschenburg das damals sah:

    http://www.spiegel.de/spiegel/.....72778.html

    Man kann nicht sagen, nicht auch in Deutschland hätte es unabhängigen Journalismus gegeben. Da gab es aber noch nicht die Konkurrenz Internet, und bestimmte Printmedien galten als Institution. Trotzdem konnten Journalisten mit Fakten und Sendungsbewußtsein Regierungen stürzen, bzw. in diesem Fall Regierungsbildungen verhindern.

    Die heutige Situation ist im Leitartikel der Frankfurter Rundschau vom 29.11.2010 gut beschrieben.

    „Die Macht hat immer Geheimräume geschaffen – und immer wieder versucht in Freiräume anderer Mächte oder auch von Einzelnen einzubrechen – jetzt findet diese Auseinandersetzung auch in den „Zwischenräumen“ von Inter- und Intranet statt. Man nennt das Fortschritt“.

    http://www.fr-online.de/politi.....index.html

  17. avatar

    KJN: Passt, bin ja Rheinländer.

    Tja, ob gläubig, Agnostiker oder Atheist – WIR KATHOLIKEN!

    (Wer hat, der hat. Da sind wir ganz neoliberal-asozial.)

  18. avatar

    @Anja Bernstorf
    Na dann herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Wissensvorsprung!
    (Verschwörungstheoretiker haben ja immer Recht.)

    Was allerdings die Beiträge vom Autor und von allen anderen Kommentatoren von Ihrem unterscheidet ist, daß sie im Gegensatz zu Ihnen mit der Unsicherheit des nicht wirklich wissen und bewerten könnens ganz gut zurecht kommen, also sie aushalten können. Sowas macht nämlich jede Diskussion erst interessant.
    Absolute Wahrheit, liebe Frau Bernstorf, gibt’s nämlich gar nicht, nur Beschreibungen, die sind wahrer, als andere. Und die findet man durch Nachdenken, ggf. auch gemeinsam, wie hier..
    (Soviel mal zu Verschwörungstheorien.)

  19. avatar

    Häufig wird behauptet, das Projekt liefere nur sowieso sattsam Bekanntes und Triviales (siehe z.B. Görlachs Beitrach in diesem Blog). Dem lässt sich entgegenhalten, dass das, wenn es stimmte, doch ein wichtiger Beleg dafür wäre, dass die offiziellen Informationsflüsse wirklich so funktionieren, wie sie sollten, was ja gelegentlich angezweifelt wird.

    Anders ist es z.B. im Fall der arabischen Staaten, bei denen eine Diskrepanz zwischen der internen Kommunikation mit den eigenen Bürgern („Unser Hauptproblem ist der israelisch-palästinensische Konflikt!“) und der tatsächlichen Auffassung („Unser Hauptproblem ist Irans Hegemonialstreben!“) nachgewiesen werden kann.

    Wikileaks und vergleichbare Projekte können in diesem Sinne als eine neuartige Kontrollinstanz betrachtet werden.

  20. avatar

    @ Susannah Winter

    WikiLeaks Liefert dem eigenen Anspruch nach Beweise für die Wahrheit. Mit anderen Worten: WikiLeaks beweist eine Wahrheit, die es zuvor schon kannte. Woher eigentlich?

    Sie sprechen zwar nicht von Wahrheit, sondern „nur“ von Demokratie, Pressefreiheit und Information. Aber ähnlich apriori, wie WikiLeaks die Wahrheit bereits vor den Beweisen kannte, wissen Sie – woher eigentlich? – um den Zustand unserer Pressefreiheit: Die Pressefreiheit wurde schon lange zugunsten höherer Auflagen und Profite aufgegeben.

    Es gibt zwei Möglichkeiten für unser Wissen um die „Wahrheit“. ( „Unser“ – es ist auch z.B. meines.) Es ist ideologisch. Oder es basiert auf eben den Informationen, die Sie als unzureichend, und auf eben der Pressfreiheit, die Sie (apodiktisch) als „lange aufgegeben“ bezeichnen.

    Ich wusste vor Cablegate, welche Pfeife Westerwelle ist. Ich wusste vor Cablegate um das Dreiecksverhältnis Saudi Arabien-USA/Israel-Iran. Ich wusste vor Cablegate um die „Politik“ Georgiens. Ich wusste vor Cablegate, welche explosiven Zustände in Afghanistan herrschen usw. usf.

    Und Sie wussten, wie ich, das alles ebenfalls. Aller Wahrscheinlichkeit nach. Woher eigentlich? – In dem Maße, in dem Sie nicht Ideologe sind, wussten Sie das aus eben der Presse und den Medien, die Sie kritisieren.

    Wenn WikiLeaks und Cablegate für irgendeine „Wahrheit“ stehen, dann für die, dass unsere Medien erstaunlich gut und auf erstaunlich hohem Niveau funktionieren. Und sofern Sie nicht purer (apriorisch wissender) Ideologe sind, wissen Sie sogar um die Korruptions-Gefährdung unserer Medien oder um ihre
    Korrumpiertheit – aus den Medien! Woher sonst?

  21. avatar

    Nachtrag: mit den 4 Republiken, die Frankreich verschlissen hatte, meinte ich die provisorischen Regierungen, war ironische gemeint.

  22. avatar

    @EJ
    „Agnostiker..“; „Hauptsache katholisch.“
    Passt, bin ja Rheinländer.

    @Rita E. Groda
    Wilma (der Hund).
    „..geistig wie körperlich schwerstarbeitende Benediktiner. Ora et labora..“
    Jetzt werden Sie aber etwas unangenehm..

  23. avatar

    Wie leicht manipulierbar die öffentliche Meinung ist, erkennt man an den Kommentaren hier, die alle WikiLeaks als Galionsfigur der Pressefreiheit bzw. Aufkärung feiern. Schon verwunderlich, dass keine/r dieses Spiel durchschaut hat.
    Nach der Panikmache „Terror-Warnungen“ im November(hört man nicht mehr davon), ist WikiLeaks meisterhafte Manipulation durch die Geheimdienste. Eine Schlagzeile jagt die andere. Brot und Spiele bzw. Ablenkung für den Pöbel.

  24. avatar

    Bei hart aber fair wurde über die europäischen Währungsprobleme diskutiert, und mir ist dabei gravierend aufgefallen, daß Europa heute offensichtlich nur noch als Wirtschafts- und Währungsunion verstanden wird.

    Der politische Aspekt von Europa, der eben auch viel mit unserem Thema Demokratie und Medien zu tun hat, wird so stark vernachläßigt, in ganz Europa, daß es geradezu fahrlässig zu nennen ist. Bei allen europäischen Wirtschaftsdiskussionen fängt Deutschland mit der Ära Schröder an, wie sich die verschiedenen europäischen Volkswirtschaften(die westlichen) unterschiedlich auch demokratisch entwickelt haben, darauf will niemand eingehen – warum ist mir absolut schleierhaft, denn dies würde das unterschiedlichere Wirtschaften ebenso gut erklären, wie das diffuse Herumschwafeln über Bankenkrisen und Spekulanten.

    Im Demokratievergleich – und das sage ich wirklich ungern – steht Deutschland heute geradezu vorbildlich da. Nach dem die Deutschen die Demokratie und damit auch den(übrigens nicht größten) Anteil am Marschallplan“geschenkt“ bekamen, hat es demokratisch ebenso furchtbar, wie es vorher gewütet hatte, rackern müßen.
    Demokratischen Grenzverkehr, oder vorbildliche europäische Muster, gab es nicht viele.

    Hauptsächlich orientieren, in Sachen Demokratie, konnte es sich tatsächlich an GB, Frankreich und den Niederlanden.
    In den entscheidenden Jahren für die Entwicklung Nachkriegseuropas, war dieses, in meinen Augen, so etwas wie ein demokratischer Abenteuerspielplatz.
    In Frankreich wurden 4 Republiken verschlissen, bevor Charles de Gaulle 1958 endlich die V. Republik installierte. Er war ein Genie und kein rechtsnationales Monster, wie manche ihn gern sahen. In der 1. Republik führte er das Frauenwahlrecht ein und das Referendum. Frankreich hatte enorme Schwierigkeiten mit seinen ehemaligen Kolonien.
    Die Niederlanden ebenso, besonders mit Indonesien. Die Katholen regierten dort und bekamen das mit der Sozialpolitik, unter Papa Drees, ziemlich gut hin.
    Nach Österreich sahen die Deutschen in dieser Zeit ungern, denn dort spiegelten sie sich in ihrer eigenen Schande.
    In Italien regierten die Christdemokraten, aber die Kommunisten waren dort die zweitstärkste Partei und von dort drohte den Italienern fortwährende Unruhen.
    In Spanien regierte General Franco, was sich nicht gerade sehr demokratisch anfühlte, eher militärisch.
    Kurz nach dem Mauerbau wurde Griechenland von einem Militärputsch heimgesucht, und wurde lange Zeit von einer Militärklique regiert, nicht von Demokraten. Im einzigen sog. blockfreien Ostblockstaat, Jugoslawien, herrschte General Tito, nicht weniger undemokratisch. Und in den Ostblockländern herrschte Chaos, bis hin zum Krieg (Polen 1981).Nur in GB regierte eine vernünftige junge Königin und ein vernünftiger Premier.

    Ich sage das jetzt äußerst ungern, denn ich bin weder Nationalist noch habe ich die Geschichte meines schaurigen Vaterlandes vergessen. Aber, Deutschland hat sich in diesen schweren Zeiten wacker demokratisch entwickelt.
    Was die Politiker in den ersten 15 Jahren nach dem Krieg da geleistet haben, ist schier unglaublich. Die ganzen Verträge die sie entwickeln und einhalten mußten, vom Schachern um das Saarland, die Deutsch-Französischen Freundschaftsverträge, der Beitritt zur Nato, die Einführung der Bundeswehr usw. So viel Sachkompetenz und diplomatische Klugheit würde ich heute tatsächlich keinem Politiker mehr zutrauen. Was heute von den Politikern als so unüberschaubar und höchstkompliziert dargestellt wird ,ist in meinen Augen Kiki, gegen die früheren weit aus unübersichtlichen Zeiten, als wir noch gesagt bekamen, was wir tun dürfen.

    Von Schmidt bis Kohl mußten alle Deutschen Politiker einen diplomatischen Eiertanz aufführen, um die Lebensbedingungen der Menschen in der anderen Republik nicht zu verschlechtern. Bei jeder außenpolitischen Entscheidung stand der Schatten DDR hinter den Politikern.

    Und die ganze Zeit war die Demokratie nicht ernsthaft in Gefahr, die Menschen bekennen sich bis heute zu Europa, der Demokratie und dem Kapitalismus mit menschlichem Antlitz, genannt soziale Marktwirtschaft.

    Pardon, aber ich wollte nur dem Totengesang auf die Demokratie in Deutschland entgegentreten und den Patienten „gesundbeten“.

  25. avatar

    @Herr Ziegler: Das mit der radikalen Aufklärung war klasse.
    der alte Königsberger hat die von Ihnen geschilderten Gefahren bestimmt auch schon gesehen.

  26. avatar

    Lieber KJN: Selbstverständlich nehme ich die, für EJ kann ich ja nicht sprechen, das wäre undemokratisch.

    Wir nehmen auch gerne Atheisten Herrn Posener bevorzugt,
    Jüdische Betriebskasper aber nur mit Hund, heißt der Lisa, weiß nicht mehr. Nette Professoren, muslimisch, so, wie den Kumpel vom Hund, Frau Heckel, damit die Frauenquote erhöht wird.

    Quartier nehmen sollten wir vielleicht in St. Ottilien, keine Jesuiten, aber geistig wie körperlich schwerstarbeitende Benediktiner. Ora et labora gefällt mir sehr, da spart man sich das Fitnesstudio.
    Der Abt ist immer noch ein flotter Feger, mit seinen, glaube ich, 66 Jahren greift er immer noch kräftig in die Saiten, bei seiner Rockband. Und Kurden im Kirchenasyl gibt es vielleicht auch schon wieder.

    Liebe Grüße aus Deutschwildwest

  27. avatar

    @EJ

    Ich schrieb auch:
    „unsere Naivität über vollständige und korrekte Berichterstattung zu überwinden und uns (Leser und Journalisten) daran zu erinnern, dass Presse eben nicht vor allem Klatsch und Hysterie…“ Sie hätten den Satz lieber vollständig gelesen und wiedergegeben.
    Klatsch und Hysterie vom Schlage Ihres Kommentares eben. Verzichtbar und wenig produktiv.
    Absurder hätten Sie meinen Kommentar kaum auslegen können. Aber Sie verstehen ja mit Freuden falsch, was Sie nicht verstehen oder verstehen wollen. Ich bin kein Freund davon, ALLES offenzulegen. Noch weniger aber von einer Aufweichung der Pressefreiheit. Haben wir aber an anderer Stelle schon einmal diskutiert und ich mag mich hier nicht wiederholen.

  28. avatar

    Das von Frau Groda angesprochene Problem, wie man Wahrheit von Unwahrheit unterscheidet, ist sehr wichtig und wird, so glaube ich, in Zukunft noch viel bedeutender werden. Derzeit bekämpft man Wikileads mit den groben, unbeholfenen Mitteln der Vergangenheit. Z.B. mit dem Versuch, die Website technisch zu sperren, was eine freiwillige Spiegelung auf mehreren hundert Webservern weltweit zur Folge hat. Ein lächerliches Eigentor, und ein Missverständnis obendrein, denn das Internet ist dezentral. Oder mit dem Versuch, die Galionsfigur Assange aus dem Verkehr zu ziehen, was eine weltweite Solidarisierung und genaue Durchleuchtung der höchst fragwürdigen Vorgehens zur Folge hat. Ein weiteres Eigentor, und ebenfalls ein Missverständnis, denn das Projekt lässt sich nicht mit seiner Projektleitung aus der Welt schaffen. Selten wurde ein Projekt effektiver popularisiert. Wenn man ein wenig über seine Verhüllungsstrategien nachgedacht hat, werden solche Plattformen wahrscheinlich anders bekämpft. Z.B. mit falschen Pseudodokumenten vollgemüllt, und dann wird Frau Grodas Problem, das derzeit außer im Iran („Wikileads ist ein US-Fake!“) kaum eine Rolle spielt, erst wirklich relevant.

    Und an dieser Stelle kommt der sog. „Qualitätsjourmalismus“ ins Spiel: Er tritt an, um die relevanten und authentischen Dokumente aus der Masse herauszulesen. Diese Aufgabe haben Spiegel, N.Y.Times, El País u.a. bereits widerspruchslos übernommen, als sie die aktuellen Wikileads-Dokumente vor der Veröffentlichung hinsichtlich ihrer Authentizität gecheckt haben. Wer das verhindern will, müsste diese neue Aufgabe der offiziellen Medien kriminalisieren. Was schwer vorstellbar ist.

    Wikileads ist ein Projekt der radikalen Aufklärung. Aufklärung finden ja auch viele gut, die Wikileads als staatsgefährdendes, gar terroristisches Projekt verdammen und verbannen. Aber wer glaubt, dass Aufklärung nur warmen Sonnenschein statt Dunkelheit & Nebel verspricht, hat ihren Sinn nicht verstanden. Es wird immer riskant, wenn der Mensch einen Ausweg aus seiner (von wem auch immer verschuldeten) Unmündigkeit sucht.

  29. avatar

    Susannah Winter: Naivität über vollständige und korrekte Berichterstattung

    Genau, Frau Winter, „naiv wie wir sind“: Diplomaten berichten nicht mehr geheim ihrem Minister/ Ministerium. Sie loaden ihre Berichte ab jetzt nur noch bei WikiLeaks up. (Auf Politiker, Geheimdienste, Banker, Manager, Unternehmer etc. pp. analog anzuwenden!)

    Und nicht zu vergessen: Keine geheimen Wahlen mehr! Ab jetzt jede Stimmabgabe offen über WikiLeaks!

  30. avatar

    Zuviel Arbeitsteilung und Spezialisierung verblödet:
    Journalismus, der nur noch interpretiert und eigene Recherche durch Wikileaks und Internet ersetzt, wird seine Unabhängigkeit verlieren.

    Es macht doch eine Zeitung nach der anderen zu. Wenn ich mir ausmale, was für ein Druck da wohl auf dem Einzelnen lasten mag, eigene Recherche aus Kostengründen zu sparen und nur noch gemäß Blaupause bzw. „Corporate Identity“ der Firma zu schreiben..
    Die Leitartikel und Kommentare der meisten Zeitungen sind doch mittlerweile vorhersehbar.
    Ein Korrektiv ist die Presse so nicht mehr. „Qualitätsjounalismus“, der sich von den anderen Medien (Internet, TV, Rundfunk) absetzt, kostet natürlich was – aber man soll sich nicht vertun, das andere kostet auch was, nämlich (Lebens..)Zeit.
    So gesehen ist es vielleicht wirklich gut, daß es Wikileaks gibt, um das aufzuzeigen!
    @Rita E. Groda & EJ:
    Nehmen Sie auch Agnostiker?

  31. avatar

    @Gockeline: Die Demokratie basiert auf der Anerkennung von Werten, also solche, nicht ausschließlich der Wahrheit.

    Meiner Meinung nach kann Herr Assange gerne seine Informationen ins Netz setzen, ob dies rechtsstaatlich legitimiert ist, sollen sich die Juristen streiten.
    Da ist aber jetz auch die Krux. Der Verdacht auf Vergewaltungen im Plural, weswegen er jetzt inhaftiert wurde, erinnert irgendwie an die Verhaftung von Al Capone, womit ich aber keinesfalls andeuten möchte, daß Herr Assange ein Verbrecher ist.

    Was die Wahrheit betrifft, und somit auch den Fall Assange, das ist ein weites und oftmals gefährlihes Feld.
    Wenn man bedenkt, was Thomas von Aquin über den Irrtum sagte, wird unser Leben tatsächlich immer komplizierter.

    „Das gefährliche am Irrtum ist der Wahrheitsgehalt, den er enthält und der es oft so schwierig macht, ihn als solchen zu entlarven. Wahrheit mit Unwahrheit vermischt, stellt immer eine Gefahr dar.“

    Wie können wir, wie kann ich kleines Leut noch Wahrheit von Unwahrheit unterscheiden, ob es sich um Piraten, wie wikileakes handelt, oder die selbstgerechten sog. Seriösen Quellen. Trauen Sie sich das noc zu?
    Ich passe!!!

  32. avatar

    Ich danke Ihnen für diesen Artikel.

    Wikileaks führt uns gerade vor, wie schützenswert aber auch fragil unsere Pressefreiheit ist. Wie leicht sie von Machthabern eingeschränkt werden kann.

    Dabei ist die Pressefreiheit, die Freiheit Kritik üben zu dürfen an der bestehenden Gesellschaftsordnung, ein Privileg dieses Landes. Frei zugängliche Informationen sind ein Grundpfeiler unserer Demokratie. Der Leser hat vergessen, dass er auf ehrliche Berichterstattung angewiesen ist um an Informationen zu gelangen, die ihm einen klaren Blick auf das Weltgeschehen ermöglichen. In gleichem Maße hat die Presse vergessen, dass sie auf Integrität angewiesen ist, um im Prozess der Informationsweitergabe ernst genommen zu werden. Die Pressefreiheit wurde schon lange zugunsten höherer Auflagen und Profite aufgegeben. Kein Journalist, der verkaufsträchtige Schlagzeilen liefern muss, ist frei in seiner Berichterstattung.
    Wer immer kurzfristigere Abgabetermine einzuhalten hat kommt leicht in Versuchung, eben mal Wikipedia zu bemühen oder eben abzuschreiben. In der Masse an Informationen fällt das kaum auf. Vor allem, weil kaum jemand hinterfragt was er liest.
    Naiv wie wir sind vertrauen wir in diesem Land auf Richtigkeit von Pressemeldungen und visuellen Momentaufnahmen. Vielleicht hilft Wikileaks an dieser Stelle, unsere Naivität über vollständige und korrekte Berichterstattung zu überwinden und uns (Leser und Journalisten) daran zu erinnern, dass Presse eben nicht vor allem Klatsch und Hysterie ist, sondern seriöse Arbeit und eine wichtige Stütze unserer Demokratie.

    Sie haben Recht:“Wir brauchen Medien, die uns unbequeme Themen vorsetzen: Themen, die relevant sind und mit denen wir uns intellektuell beschäftigen müssen.“
    Aber dafür braucht es Leser, die nicht zu faul sind über fettgedruckte Schlagzeilen hinauszulesen und die nicht glauben, Wissen sei zu haben wie Fast-Food.

  33. avatar

    Haben wir eigentlich noch alle Tassen im Schrank?

    Im September war die Demokratie durch Herrn Sarrazin „gehetzt“ und gefährdet, im November durch die Stuttgart 21-Demonstranten und Herrn Geißler, heute las ich von einer neuen Hetzjagd auf die Demokratie, wegen wickileaks.

    Womöglich gibt es schon heimliche Pläne, zur ebenso klammheimlichen Abschaffung der Demokratie, sonst würde man doch nicht weiter so ungehindert herumdümmeln können.

    Wenn diese Manipulationen so massiv weiter gehen, kümmere ich mich um die Staatsbürgerschaft in einem Jesuitenstaat – mit Wissensdiktatur.

  34. avatar

    Danke,ich habe mich über den Artikel sehr gefreut.
    Zeigt mir, es gibt noch selbst denkende Menschen.
    Nicht verbogen vom linienförmigen Mainstream der heutigen Presse.
    Wir hätten kein Wikileaks gebraucht,
    wenn die Medien ihre Arbeit machen würden.
    Sie produzieren selbsgemachte Nachrichten über Promis und Bauer sucht Frau.
    Wikileaks ist nur entstanden ,
    weil eine Lücke der Kontrolle hervorgerufen wurde.
    Wikileaks deckt auf ,was das Volk schon länger ahnte.
    Würden nicht solche Leute diese Arbeit machen,
    es würde alles vertuscht werden.
    Eine Demokratie lebt von der Wahrheit.
    Wie soll ein Mensch entscheiden,
    wenn er immer ein Gefühl spürt ,er wird angelogen.
    Es sitzen Menschen in allen Büros der Welt und sind enttäuscht über ihre Arbeitgeber.
    Nun verspüren sie eine Macht auszupacken
    und schicken ihre Aufdeckungen an solche Plattformen.

  35. avatar

    By the way, gestern erwähnte ich kurz den Film mit Sir Peter (Ustinov).
    Bei Ihren Ausführungen kam mir dieser in den Sinn und sein Lebenswerk. Er war nicht nur Schauspieler, Dramaturg, Regisseur, Autor, Schulrektor, Einrichter von Lehrstühlen für Vorurteilsforschung.

    Als er für die BBC eine Dokumentation drehte über people, sollte er 1984 Indira Gandhi interviewen. Während er auf dieses Gespräch wartete, hörte er Schüsse.
    Jeder andere „Reporter“ wäre zum Schauplatz der Ereignisse geeilt, um die „Sensation“ zu präsentieren.
    Er blendete kurz aus, anschließend sprach er live in die Kamera:“Ich muss gestehen: Als ich eben sagte, es sei nichts Ernstes geschehen, habe ich mir selbst nicht geglaubt. Auf Indira Gandhi ist soeben geschossen worden. Die Wächter stehen nicht mehr in den Winkeln. Aber die Vögel sind noch in den Bäumen.“

    Qualitätsjournalismus sollte heute, meiner Meinung nach, nicht nur als Navi-System durch den Mediendjungel fungieren, ein wenig Stil würde bestimmt auch nicht schaden. Manchmal muß man auch die Vögel in den Bäumen sehen.

  36. avatar

    @ Buschardt

    Dass sich der deutsche Journalismus von Grund auf erneuern muss, ist richtig. Wenn man sich zum Beispiel den Artikel/Kommentar? von Politikchef der „Welt“ anschaut:

    http://www.welt.de/debatte/kom.....itaet.html

    und die mittlerweile ca. 580 fast durchgehend negativen Kommentare durchliest, sieht man, dass selbst hartgesottene Weltleser diese unkritische proamerikanische Propaganda dieses „embedded journalist“ Claus Christian Malzahn nicht mehr aushalten. Auf eine Reeducation im á la „Tea Party Bewegung“ kann ich gerne verzichten.

    Allzu wach werden einem da die Erinnerungen an das Operation Mockingbird bzw. Operation Paperclip.

    In die Reihe dieser zu offensichtlich dendenziösen Berichte pass auch der verheerende Leitartikel des Springe-Chefs Döpfner.

  37. avatar

    Sehr geehrter Herr Buschardt,Ihr Beitrag ist wirklich nicht uninteressant!!
    So brisante Informationen, wie bei der Bankenkrise und „daß die ersten schon auf der Brücke stehen“, bekommt man z.B. von der New York Times, während um 0.30 unserer Zeit, Deutschland tief geschlafen hat, die Presse meine ich. Und bei meinem grandiosen Gedächtnis fällt mir da noch mehr ein.

    Ihr Hinweis auf den Erklär- und Einschätzjournalismus freut mich, da er meine Einschätzung erhärtert, die ich dergestalt vor ein paar Tagen abgab.

    Wenn dpa und reuters bei Volontären unbekannt sind, könnte es daran liegen, daß man sie eben auch nicht mehr so oft als Quellennachweis in den Medien findet.
    Ob Anarchisten für den Journalismus tatsächlich eine letzte Chance sind, darüber bin ich mir noch nicht total im Klaren.
    Daß Service- und Gefälligkeitsjpurnalismus bereits vom Konsumenten durchschaut sind und immer weniger ankommen, ist eine Tatsache.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Shares
Scroll To Top