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Der liebe Talib

In Afghanistan wird gestorben. Täglich, vielfach und das schon seit Jahren. Durch todbringende Gewalt. Der Krieg fordert seine Opfer. Einfache Frauen, Kinder, Männer sind es und Soldaten der westlichen Alliierten. Hier ein Luftangriff, dort eine Sprengfalle.

Und kein Ende des Grauens in Sicht. Wer sehnte sich da nicht nach Frieden? [Weiterlesen…] Auch Hamid Karsai tut das. Und als Staatschef eines geschundenen Landes ist es seine wichtigste Aufgabe, nichts unversucht zu lassen, um dieses Ziel so rasch wie möglich zu erreichen. Mit viel Geld und ein paar guten Worten will der Paschtune Taliban-Kämpfer davon überzeugen, dass es sich lohnt, die Waffen niederzulegen. Also macht Karsai den Islamisten immer wieder Angebote.

Das jüngste wird den Taliban besonders gefallen haben: Der Präsident will sich dafür einsetzen, dass die Namen vieler Aufständischer von der UN-Terrorliste gestrichen werden. Im Namen der Aussöhnung. Und mit Unterstützung des deutschen Außenministers. Guido Westerwelle befürwortet nämlich die Reintegration von „Mitläufern“.

Das Problem ist nur: Die Taliban und ihre Anführer kümmert es herzlich wenig, ob sie als Terroristen gelten oder nicht. Sie sind von ihrer Mission überzeugt. Und die heißt „Rückkehr an die Macht“, mit allen Mitteln. Aus Afghanistan soll wieder ein Land werden, in dem allein die Scharia Maßstäbe setzt. Das ist der Kern ihres religiös fundierten Weltbildes.

Und das bringt man nicht ins Wanken, indem man einige Namen von irgendwelchen Listen streicht. Taliban sind Überzeugungstäter mit einer unumstößlichen Ideologie, für die sie jederzeit bereit sind zu sterben. Aber es gäbe doch auch gemäßigte Kräfte, heißt es immer wieder. Ja, die gibt es – in der Fantasie einiger selbst ernannter Experten.

Ihnen sei ein Gespräch mit einem angeblich moderaten „guten“ Talib im Magazin Cicero zur Lektüre empfohlen. Mullah Abdul Salam Zaeef sagt dort unmissverständlich: “ Wir alle sind dieselben Taliban, es gibt keine gemäßigten und keine radikalen.“ In die Kategorie Wunschdenken gehört auch die Vorstellung, die afghanische Regierung werde ab 2014, nach dem angekündigten vollständigen Abzug der internationalen Schutztruppe, selbst für Sicherheit sorgen können.

Denn es werden allenfalls ein paar Monate vergehen, bis die „Black-Turbans“ im ganzen Land wieder ihr Schreckensregiment errichtet haben. Schon heute können die Islamisten im Grunde tun und lassen, was ihnen beliebt. Die Bärtigen wissen um ihre eigene Stärke und die Schwäche der Gegner. Und die äußert sich auch in dem Wunsch der Alliierten, lieber gestern als heute das Weite zu suchen.

Die Taliban brauchen also einfach nur abwarten, bis sich die ausländischen Soldaten aus dem afghanischen Staub machen. Dann sind sie wieder die Herren in einem Land ohne „Westimporte“ wie Demokratie und Frauenrechte. Und das mühsam eroberte kleine Stückchen Freiheit am Hindukusch gehört der Vergangenheit an.

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6 Gedanken zu “Der liebe Talib;”

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    Die beste Antwort auf Böhme gibt ein Gedicht von Laboucherie, das mondoweiss wieder entdeckt hat:
    „The brown man’s burden“ (eine Replik auf Kiplings berühmte Verteidigung des Kolonialismus als „the white man’s burden“):

    „Pile on the brown man’s burden,
    And through the world proclaim
    That ye are Freedom’s agent–
    There’s no more paying game!
    And, should your own past history
    Straight in your teeth be thrown,
    Retort that independence
    Is good for whites alone.“

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    Hilfe (auch und gerade militärische) sollte vernünftigerweise stets subsidiär sein. Der Unterstützte hat also die verdammte Pflicht, sich an den von außen gewährten Leistungen interessiert zu beteiligen und alsbald selbst Verantwortung für seine Sache zu übernehmen, sodass sich der Beistand in angemessener Frist von selbst erledigt.

    Mir will scheinen, diese rationale Art der Hilfe misslingt in Afghanistan gründlich. Fast neun Jahre müht sich die westliche Welt nun schon mit großem Engagement um die Etablierung einheimischer Ordnungskräfte. Von durchschlagenden Erfolgen auf diesem Gebiet hört man indes nichts. Im Gegenteil: ausgebildete Soldaten und Polizisten sollen in Scharen samt Ausrüstung zu den Taliban übergelaufen sein. Und dann die Bevölkerung. Wieso wehrt die sich nicht mit allen Mitteln gegen das unterdrücklerische System der „Koranschüler“. Sieht oder hört man von örtlichen Demonstrationen in den Medien, werden auch noch meist die Helfenden wegen allzu großer Härte angeklagt und zum Verschwinden aufgefordert …

    Nein, und nochmals nein, nach meinem Eindruck verweigert das afghanische Volk in toto die Mithilfe an dem westlichen Projekt, dort tragfähige staatliche und halbwegs demokratische Strukturen aufzubauen.

    So wird das nichts, und wir sollten uns das eingestehen und endlich von dort abziehen.

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    Heute „Quadriga“ (DW-TV weltweit) ueber Afghanistan: Der DW Moderator und drei Medienexperten (und wahrscheinlich auch geopolitische Berater/“Forscher“ bei/von…..?). Andrew P. Denison (U.S. American „Publizist“, Dr. Politikwissenschaft, Standort BRD): „Der Krieg kostet nur 300 Soldaten im Jahr: Weiter kaempfen bis zum Sieg!“. Jochen Hippler (Deutscher „Publizist“ Dr. Politikwissenschaft, Prof. U. Duisburg-Essen, Nahost Experte/Forscher): „Skeptisch ueber wie das alles weiter gehen kann/wird.“ Jan Meier (Deutscher Journalist BILD, war in Afghanistan): „Nicht sicher das es richtig gemacht wird.“ (P.S. einige „Starke Meinungen“ Schriftsteller erscheinen auch manchmal in „Quadriga“. DW TV International hat serioese Programme und auch voellige Verbloedung wie „Zimmer frei“ und „Pop Export“. DW folgt der CDU-Linie…)

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    Herr Böhme schrieb: Taliban sind Überzeugungstäter mit einer unumstößlichen Ideologie, für die sie jederzeit bereit sind zu sterben. Aber es gäbe doch auch gemäßigte Kräfte, heißt es immer wieder. Ja, die gibt es – in der Fantasie einiger selbst ernannter Experten.

    Die Taliban sind eine religiöse Mode- b.z.w. Zeitgeisterscheinung, die Ende der 90’er Jahre vom pakistanischen Staat gefördert wurde, um Ruhe und Ordnung in das von Warlords (auf gut Deutsch: Raubritter) geschundene Nachbarland zu bringen, das für Pakistan ein wichtiges Transitland ist. Letztendlich wurden die Taliban die brutaleren Warlords. Manche Warlords wurden Taliban. Andere Warlords haben sich von den Taliban wieder losgesagt um sich, wenn es für sie günstig war, doch wieder den Taliban anzuschliessen.

    Letztendlich ist die Lage in Afghanistan gekennzeichnet von schnell wechselnden Allianzen, wie wir sie in Europa zur Zeit der Raubritter kannten. Wenn man dem Gedanken anhängt, so ein Gebilde befrieden zu wollen, um Menschenrechte durchzusetzen, ohne eine massive Metzelei (die totale Entwaffnung Afghanistans) zu veranstalten, wird man um Verhandlungen mit Warlords oder Taliban nicht herumkommen. Das nennt sich Realpolitik.

    Eine gefährliche Verkennung der Lage in Afghanistan ist aber ihre Darstellung der Taliban als einheitlichem ,ideologisch durchgestyltem Block. Das Profitstreben ist nach wie vor eine wichtige Triebfeder der lokalen Machthaber.

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    Afghanistan hat keinen gordischen Knoten welcher von einem „clever“ Strategen geschnitten werden kann. Das Gemetzel wird noch andauern – bis die Taliban nicht mehr koennen: Das Hinundherringen ist auf der Sicherheitsebene ein stiller Kampf der Islamisten Pakistans und Afghanistans und den Terroristen der Uma – gegen die USA, die NATO, die UN, Indien, China, Russland – denn diese sonst gegenseitig uneinigen Maechte – fuerchten das Gespenst eines ultra-islamistischen Terroristenstaates. Russland und China wissen das die USA fuer „ewig“ Stuetzpunkte nahen on ihren Grenzen in Zentralasien wuenschen – fuer den „Weiche Krieg“ welche die USA gegen sie fuehrt. Aber jetzt ist es das Gespenst des islamistischen Terrors welche es sie beide zu Verbuendete der USA gezwungen hat – im Fall Russland noch die Gefahr der Heroinmafia welche auch ein Sicherheits und Gesundheitsproblem fuer Russland darstellt. Deshalb unerstuetzen beide die USA: Russland mit Transport und sogar mit Geschenk an Kabul von Helikoptern. China hilft Kabul wirtschaflich und hat sogar afghanische Soldaten in China fuer die Minensuche ausgebildet. Indien hilft Kabul wirtschaftlich um es aus der Verbuendung mit Pakistan zu halten. Wahrscheinlich hat Indien eine Militaerbase in Tajikistan. Der Iran fuerchtet auch die Heroinmafia und den Sunniterrorismus und hilft Kabul. Saudi-Arabia steht auf beiden Seiten: Finanziert die radikalen Islamisten in Pakistan und bekaempft die Gefolgschaft von bin Laden (von Wahabbisten kann man nicht klares Denken erwarten!). So scheint diese afghnische-gordische Knoten jetzt unloesbar und alle sind bereit einfach alles so weiter zu fechten…

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    Hab ich da bisher was übersehen, die Demokratie in Afganistan vielleicht ?

    Und sind unsere Jungs deshalb dort ?

    Ich dachte, sie seien dort, um Deutschland zu verteidigen. So sagte es zumindest einer unserer demokratischen Minister.
    Einer seiner nicht ganz so demokratischen Vorgänger wollte sich ja noch auf den Ural beschränken, aber das waren andere Zeiten.

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