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Ein Gespräch über Fußball mit ChatGPT

Silvester war mein Freund Jürgen zu Besuch. Wir kamen ins Gespräch über AI, und ich gab ein wenig mit den Fähigkeiten von ChatGPT an. Jürgen kennt sich mit Fußball aus und diktierte mir eine Frage für ChatGPT. Es ergab sich das folgende Gespräch. (Ich habe sowohl meine Tippfehler – es war nach Mitternacht, ich hatte Champagner getrunken und tippte auf meinem Handy ohne Brille – als auch die Grammatik- bzw. Semantik-Schnitzer von ChatGPT unverändert gelassen.)

Du:

Welcher deutscher Nationalspieler wurde 1958 im Halbfinale gegen Schweden vom Platz gestellt

ChatGPT:

Im Halbfinale der Fußball-Weltmeisterschaft 1958 gegen Schweden wurde der deutsche Nationalspieler Gottfried Fuchs vom Platz gestellt. Er erhielt eine rote Karte, nachdem er in der zweiten Halbzeit eine unsportliche Handlung begangen hatte, indem er den schwedischen Spieler Sven Axbom grob foult hatte.

Das Spiel endete mit einer 1:2-Niederlage für die deutsche Mannschaft, und durch das Fehlen von Fuchs im weiteren Verlauf der Partie konnte Deutschland nicht mehr in das Spiel zurückfinden.

Du:

Nein, es war Juskowiak

ChatGPT:

Es tut mir leid, aber das war ein Missverständnis. Tatsächlich wurde im Halbfinale der Fußball-Weltmeisterschaft 1958 gegen Schweden Karl-Heinz Juskowiak vom Platz gestellt. Juskowiak erhielt in der zweiten Halbzeit eine rote Karte, was zu seiner Disqualifikation führte.

Das Spiel endete mit einer 1:2-Niederlage für Deutschland, und dieses Ausscheiden bedeutete das Ende der Reise der deutschen Mannschaft im Turnier.

Du:

Nein, es war 1:3

ChatGPT:

Du hast vollkommen recht, das Ergebnis des Halbfinals der Fußball-Weltmeisterschaft 1958 zwischen Deutschland und Schweden war 1:3 und nicht 1:2. Vielen Dank für die Korrektur!

Im Spiel wurde Karl-Heinz Juskowiak in der zweiten Halbzeit tatsächlich vom Platz gestellt, nachdem er für ein Foul die rote Karte erhielt. Der Schiedsrichter verurteilte ihn für einen groben Foulspiel an einem schwedischen Spieler.

Dieses Spiel war ein entscheidender Moment, da Deutschland trotz der roten Karte und des Rückstands bis zum Schluss kämpfte, aber letztlich mit 1:3 gegen Schweden verlor und somit das Finale verpasste.

Du:

Er hieß nich Karl-Heinz

ChatGPT:

Du hast völlig recht, ich habe mich wieder vertan. Der Spieler, der im Halbfinale der Fußball-Weltmeisterschaft 1958 gegen Schweden vom Platz gestellt wurde, war Hans Tilkowski, nicht Karl-Heinz Juskowiak.

Tilkowski erhielt im besagten Spiel eine rote Karte für ein Foulspiel und wurde daraufhin vom Platz gestellt. Das Spiel endete mit einer 1:3-Niederlage für Deutschland, und Schweden zog ins Finale ein.

Danke für deine Geduld und die Korrektur!

Du:

Unsinn, Tilmowski war der torwart

Er hieß Erich juskowiak nicht Karl-heinz

ChatGPT:

Du hast vollkommen recht, und ich entschuldige mich für die wiederholten Fehler in meinen Antworten!

Der deutsche Nationalspieler, der im Halbfinale der Fußball-Weltmeisterschaft 1958 gegen Schweden vom Platz gestellt wurde, war Erich Juskowiak, nicht Karl-Heinz Juskowiak.

Erich Juskowiak erhielt im besagten Spiel die rote Karte nach einem Foul und wurde in der zweiten Halbzeit des Spiels, das mit 1:3 zugunsten Schwedens endete, des Feldes verwiesen. Deutschland konnte in der verbleibenden Spielzeit nicht mehr aufholen und schied aus dem Turnier aus.

Ich danke dir sehr für deine Geduld und entschuldige mich nochmals für die Verwirrung.

So weit, so ernüchternd. Es ist offenkundig, dass wir es hier mit dem zu tun haben, was die Fachleute eine Halluzination der AI nennen. ChatGPT antwortet ohne zu zögern und erzählt Blödsinn.

Das kommt davon, dass ChatGPT nicht etwa eine Maschine ist, die Datenbanken abfragt und zusammenfasst, sondern auf Grundlage eines Large Language Models (LLM) gelernt hat und operiert.

Vermutlich kann man LLMs für spezielle Aufgaben so programmieren, dass sie gute und zuverlässige Ergebnisse liefern. Aber für allgemeine Fragen sind sie völlig unbrauchbar, wie das Beispiel zeigt. So weit, so vorläufig, vermutlich, aber es ist ja jetzt schon so, dass Schüler und Studenten, Journalisten und andere Autoren diverse LLMs benutzen, um Hausaufgaben und Seminarpapiere, Artikel und Monografien zu erstellen. Wenn sie ohne Faktencheck die Angaben von ChatCPT oder eines anderen LLM übernehmen, gelangen sie nicht nur in die Öffentlichkeit, sondern auch in den Textkorpus, den LLMs benutzen, um sich zu schulen. Es entsteht ein Feedback-Loop, bei dem die vom LLM halluzinierte Wirklichkeit die tatsächliche Wirklichkeit ersetzt, und je ubiquitärer die Anwendungen von AI, desto schwieriger wird es, die tatsächliche Wirklichkeit überhaupt zu eruieren.

Wir sind gewarnt worden. Conor Leahy, ein Experte für AI-Sicherheit, hält LLMs für eine Art Alien. Nach außen lächelt das Wesen, „aber wenn du ihm eine unerwartete Frage stellst, siehst du plötzlich diese massive Unterseite von Wahnsinn, von unheimlichen Gedankengängen und offenkundig nichtmenschlicher Intelligenz.“

 

 

 

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28 Gedanken zu “Ein Gespräch über Fußball mit ChatGPT;”

  1. avatar

    „Sollen sich auch alle schämen, die gedankenlos sich der Wunder der Wissenschaft und Technik bedienen und nicht mehr davon geistig erfasst haben als die Kuh von der Botanik der Pflanzen, die sie mit Wohlbehagen frisst.“

    Albert Einstein auf der Berliner Funkausstellung 1930

    https://einstein-website.de/tondokument/

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    Dass KI seine Auskünfte an Quellen überprüft (wie NI / MI (Natürliche Intelligenz / Menschliche Intelligenz) es tut oder tun sollte), ist eine Frage der Zeit.
    Das sollte uns Europäer / Deutsche weniger beunruhigen als die Erkenntnis, dass wiedermal Hochtechnologie-Entwicklung – inzwischen zum x-ten Mal – mehr oder weniger vollständig außerhalb unserer europäischen / deutschen intellektuellen und ökonomischen Reichweite stattfindet.

    1. avatar

      „..dass wiedermal Hochtechnologie-Entwicklung – inzwischen zum x-ten Mal – mehr oder weniger vollständig außerhalb unserer europäischen / deutschen intellektuellen und ökonomischen Reichweite stattfindet.“
      Ich nehme das seit einigen Jahren zwar nicht fassungslos, aber zunehmend deprimiert als Folge des Zustandes unserer Unis zur Kenntnis. Vor 40 bis 50 Jahren haben nur Studenten Aktivismus mit überheblichem Weißkittel-Habitus vermengt, heute auch deren Lehrer. Vielleicht waren die sozialdemokratischen Bildungsreformen ein großer Fehler.. (gib Kleingeistern Macht..)

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        Lieber KJN, Deutschland hat den höchsten prozentualen Anteil von MINT-Studierenden weltweit nach Singapur. Ich glaube nicht, dass sie mehrheitlich zu Aktivismus neigen. Den verorte ich eher in den geistes“wissenschaftlichen“ Fächern.

      2. avatar

        Ich glaube auch nicht, dass die Mehrheit der Studenten in Ingenieurs- und Naturwissenschaften zu Aktivismus neigen, lieber Alan Posener, aber eben auch nicht zum Blick über ihren Tellerrand und folgt sozusagen aus Zeitmangel bzw. Bequemlichkeit dem intellektuellen Mainstream (was ich von mir selber zur Genüge kenne). Von daher haben sich die Philosophen die von Ihnen verliehenen Anführungszeichen besonders verdient. Aber ich meine eben auch, dass die wirklich interessanten Themen hierzulande viel zu sehr zugunsten Umwelt/Klima/Modellierung vernachlässigt wurden. Und auch zu Gunsten der Pharmakologie: Die großen Konzerne haben schon in den 80ern Drittmittel im großen Umfang in eine ziemlich hirnlos-unspezifische Suche der Doktoranden in der Organischen Chemie (wir haben ja dank Bafög genug) nach bioaktiven Substanzen gepumpt: Noch‘n neues Medikament – wir gucken dann mal wofür..

      3. avatar

        Mag sein, lieber KJN, das kann ich schwer beurteilen. Aber sagen wir es so: Wenn VW seine IT-Fachleute dazu benutzt, Schummel-Software zu entwickeln statt selbstfahrender Autos, dann sind nicht die aktivistischen Dozenten schuld.

      4. avatar

        KJN: „Vor 40 bis 50 Jahren haben nur Studenten Aktivismus mit überheblichem Weißkittel-Habitus vermengt, heute auch deren Lehrer.“

        Obwohl einer meiner Söhne Ingenieur ist, war ich nicht „nah genug dran“, um in seiner Ausbildung die von Ihnen so nett umschriebene Kombination beobachten zu können. Aber ich habe etwas dergleichen – und zu meiner gründlichen Überraschung – deutlich in der klinischen Zahnarztausbildung beobachten können. Ja, insofern könnte es sein, dass der von Ihnen so genannte Aktionismus sich keineswegs nur auf Geisteswissenschaften beschränkt und auch in die Ingenieurwissenschaften hinein reicht.

        Biografisch zufällig, also mit fragwürdigem Aussagewert, beobachte ich seit Jahrzehnten etwas anderes: Dass diejenigen, von denen man Technik, womöglich Spitzentechnik, erwarten zu können meint, genau die nicht liefern, weil sie kulturell gefesselt sind – in Kohle und Stahl. Die Ingenieure meiner Generation jedenfalls, so suggeriert mir mein Bekannten- und Verwandten-Kreis, leben noch weitgehend im 19. Jahrhundert. Das 19. Jahrhundert, das unter dem Aspekt des schwerindustriellen Komplexes bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts reicht, war offenbar die Ingenieur-Hochzeit, von der Abschied zu nehmen, den Protagonisten kaum möglich ist. Ich habe viele Formulierungen im Ohr, in denen mit deutlicher Verachtung auf den nachfolgenden „Killefit“ und „Kinderkram“ herabgeschaut wird.

      5. avatar

        @AP
        „Wenn VW seine IT-Fachleute dazu benutzt, Schummel-Software zu entwickeln statt selbstfahrender Autos, dann sind nicht die aktivistischen Dozenten schuld.“
        Das führt schon ein Wenig vom Thema weg (Links/Woke würde hier sofort ‚whataboutism‘ vorwerfen). Es ist wohl komplizierter: Es gibt in den USA (EPA) und in D (Umweltbundesamt etc.) zwei verschiedene ‚Pholosophien‘ (Naturwissenschaft/Toxikologie ist es jedenfalls nicht: Erstere tolerieren eher unverbrannte Kohlenwasserstoffe in der Luft und letztere tolerier(ten) eher NOx. Die Chemie der Verbrennung zwingt dazu, sich da eins auzusuchen. Weit unterhalb jeglicher toxikologischer Wirkungsschwellen liegt beides. Ein Schelm, wem da Protektionismus einfällt. Nun wurden aber die starken und gleichzeitig äußerst sparsamen sowie durchaus langlebigen VW-Dieselfahrzeuge auch in den USA beliebt und Winterkorn wollte den Markt bedienen. Er war der letzte tatsächliche Ingenieur im VW-Vorstand und hatte seine Leute entsprechend angewiesen, die Steuersoftware ‚testfest‘ zu machen. Aktivistische Dozenten und vor allem NGO-Abmahnvereine, wie die ‚Deutsche Umwelthilfe‘ wollen natürlich solche Zusammenhänge nicht sehen. Verlierer sind Verbraucher, Atemwege sowie Bauern und Landbevölkerung in den Lithium-Abbaugebieten..
        ich bin aber kein Aktivist für irgendwas: Was ich von der deutschen Autoindustrie halte, können Sie der Antwort an EJ entnehmen.

      6. avatar

        @EJ
        „Dass diejenigen, von denen man Technik, womöglich Spitzentechnik, erwarten zu können meint, genau die nicht liefern, weil sie kulturell gefesselt sind – in Kohle und Stahl.“
        Das ist richtig. Die neue kulturelle Fessel hält die Elektroindustrie, die die mitteleuropäische Landschaft profitträchtig vollverkabeln will, aber mitsamt ihren ideologischen Endzeit-Predigern schon länger mit ihren Handschellen bereit. Und der gemeine Ingenieur ist tendenzmäßig eher mal so Masochist. Kohle und Stahl sind allerdings auch die Grundlage von dem, was „Spitzentechnik“ überhaupt erst ermöglicht. Quantitative überschlägige Überlegungen zeigen recht schnell, dass die für „Spitzentechnik“ erforderlichen Materialien (Eisen, Stahl, Aluminium, Carbonfasern, Halbleiter, Supraleiter…) mit Wind und Sonne (die angeblich keine Rechnung ausstellen) noch nicht mal auf dem Recyclingwege zu gewinnen sind.
        Der moderne Ingenieur ist am ehesten ein Geradeausdenker und deswegen für Zukunftsplanung i.d.R. nicht zu gebrauchen. Ich sehe eher die Interessen der Benutzer von „Spitzentechnik“ und hätte mir als solcher von der Autoindustrie z.B. einen VW-Polo aus Aluminium oder Carbonfaser mit einem 1,2 l Diesel, der 700 Kg wiegt und bar jeder elektrischen und elektronischen Helferlein (Ablenkerlein) gewünscht, denn ich möchte einfach nur (selbst!!) Autofahren (und möchte in meinem Leben nicht mehr als Marionette in Ray Kurzweils Alptraumwelt aufwachen..). Und da bin ich nicht alleine. Und ich möchte auch keinen Kühlschrank, der mir das Essen bestellt. Und da ich bin auch nicht alleine.
        Ich kürze mal stark ab: Die Physik ist nach wenigen Jahrhunderten bei der Stringtheorie-Poesie an ihr Ende angelangt und die Ingenieure müssen den ganzen Kram erstmal aufarbeiten und sich mit Supraleitern, synthetischen flüssigen Energieträgern, Modulationsverfahren für Datenübertragung im gesamten elektromagnetischen Spektrum, Quantencomputern, neuartigen Kernkraftwerken, ggf. Kernfusion und nicht zuletzt Abwehrsystemen gegen Meteore und Asteroiden befassen.
        Größere (intellektuelle) Probleme haben Menschen, die auf „Spitzentechnik“ als Problemlöser hoffen (beziehen Sie das bitte jetzt nicht auf sich, ich habe diesen allzu unspezifischen Ausdruck nur schon zu oft gehört). Die tatsächlichen Probleme liegen wohl eher bei den Menschen, insbesondere ihren „Vordenkern“ und da reichen mir die „“ nicht mehr aus, um die alle aufzuzählen..
        Das mit dem „Killefit“ würde ich nicht ernst nehmen – das ist die Berufskrankheit mit den Scheuklappen und dem daraus folgenden Geradeausdenken (und den Fesseln..)

      7. avatar

        KJN: „Ich sehe eher die Interessen der Benutzer von „Spitzentechnik““

        Genau die sehe ich auch. Offensichtlich gibt es interessierte „Benutzer“. Global und in überwältigenden Massen. Was Digital-Produkte im engeren und weiteren Sinne (Soft- und Hardware) betrifft, haben wir (Europäer / Deutsche) den massenhaft interessierten „Benutzern“ jedoch genau wenig bis nichts zu bieten. Das war mein Punkt, bedauernd und volkswirtschaftlich ganz und gar eigennützig.
        Meine Vermutung, dass die einst so erfolgreichen Made-in-Germany-Ingenieure vom Mythos „Kohle und Stahl“ anscheinend nicht loskommen, war deshalb keine ökologische Kritik, sondern Kritik daran, dass sie die veränderten „Interessen der Benutzer“ nicht bedienen können oder wollen, dass sie – auf ihre einstigen Erfolge orientiert, vulgo: „von gestern“ – die „Interessen der Benutzer“ nicht wahrnehmen oder jedenfalls nicht ernst nehmen.
        Geistesgegenwart technischer (und ökonomischer) Elite ist Standortfaktor im globalen Wettbewerb. Anders gesagt und unter Rückbezug auf den Ausgangspunkt unserer Diskussion: Wenn schon über KI meckern, dann jedenfalls auch und noch mehr darüber, dass wir keine anzubieten haben.

      8. avatar

        @ APO

        Klar, KI muss bemisstraut werden. Und nicht nur im Hinblick auf falsche, sondern im Hinblick auf jede wie auch immer nutzbare Auskunft. Wir kennen das Problem der fehlenden Gate-Keeper zur Genüge. Umso bedauerlicher ist es, dass wir mit KI-Entwicklung, zumal nachdem Aleph Alpha entwicklungstechnisch in den Sack gehauen hat, nahezu nichts zu tun haben. Die kontrollierte Anwendung in potenziell großem Stil (SAP!) mag das Problem für institutionalisierte Bereiche (Unternehmen, Behörden) entschärfen. Aber sie zementiert auch unsere technologische Minderstellung und Abhängigkeit.

      9. avatar

        EJ, auch ich habe überhaupt nichts gegen KI – im Gegenteil (s. meine Einlassung auf Alan Poseners Text). Ich halte sie nur nicht für intelligent und sehe folglich die Möglichkeit, alle nichtintelligenten und nichtkreativen Kopfarbeiten (exzerpieren, sortieren, zitieren) zu übernehmen. Oder Zeitgeist-Märchen (Narrative) nach Art eines Claas Relotius für die Politik zu erstellen. Allerdings halte ich einen neuen Bedarf (auch von ‚Digitalisierung’) für überschätzt, denn die eigentliche digitale Revolution erfolgte bereits. Ich habe noch Jahrzehnte meines Berufslebens erlebt, wo Millionen von digitalen Arbeitsnomaden ihre Lebenszeit mit der Erstellung von langweiligen Powerpoint-Präsentationen oder Windows-Updates verschwendet haben und alles in irgendwelche Excel-Tabellen eingetragen haben statt Hirn und Notizbuch zu benutzen. Und da dürfte auch bei der KI die Versuchung allzu groß sein, einen Haufen digitalen Müll in Form von überflüssigen Smartphone-Apps oder auch ‚fake news’ in die Welt zu setzen. Was hingegen offensichtlich (noch? wieder?) gebraucht wird, sind z.B. Fliesenleger, Dachdecker, gute Werkstätten und Transportfahrzeuge. Was die KI betrifft, die angeblich Fahrzeuge sicher im Straßenverkehr bewegen können sollen, so halte ich die erforderliche Implementarisierung einer utilitaristischen Entscheidungsethik in deren Software für einen höchst gefährlichen Unsinn, um es kurz und knackig auszudrücken. In der Luftfahrt und bei der Bahn mag es etwas anders aussehen, aber da ist man auch ohne sprach und bildgebende KI schon recht weit. Und der Disney-Konzern sowie die Spiele- und Virtual Reality – Industrie wird mehr und billiger produzieren können. Aber ich zumindest sehe keinen qualitativen technologischen Sprung bei der KI und das liegt eher nicht an meiner kulturellen Verbundenheit mit Kohle und Stahl, sondern an grundsätzlichen Gedanken über komplexe chaotische Systeme, also letztlich Physik.

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        ..noch EJ: Es ist also gar nicht so einfach, den Bedarf vorauszusehen, weswegen ich eben wegen der von Ihnen ja zu Recht angeführten internationalen Konkurrenz propagiere, die Ingenieure und die Wirtschaft ohne politische Vorgaben und Gängelungen (auch Förderungen in bestimmte Richtungen) zu spekulieren zu lassen.

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        Lieber KJN, ich kenne die Klagen über Gängelung. Über Förderung aber wird nicht geklagt. Da gibt es eine Doppelmoral. Denn der Steuerzahler will nun einmal wissen, wofür sein Geld ausgegeben wird. Und er – der Steuerzahler – wählt Regierungen auch deshalb, damit sie dort investieren, wo er Zukunft vermutet. Fakt ist: Weder das Internet noch die Atomkraft, weder Airbus noch mRNA-Vakzine gegen Covid (und bald gegen Krebs) gäbe es ohne massive staatliche – gezielte – Förderung. Klagen gehört zum Handwerk – und zum Bauerntum und zum Forscherdasein. I am not convinced.

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        Ja, lieber Alan Posener, Klagen gehört zum Handwerk und manche Sachen müssen i.d.T., sozusagen in nationaler Kraftanstrengung gefördert werden (Verteidigung, Raumfahrt), aber der Souverän sollte in diesen Ausnahmen entscheiden und nicht Lobbyisten der Pharmaindustrie, Windkraft oder Elektrowärmepumpen sowie interessierte Wissenschaftsaktivisten und NGOs. Wie früher die Verbände drängen sich letztere in die Grauzone zwischen Politik und Wirtschaft und hebeln die Macht des Souveräns aus. Ich denke, dass ‚keine Förderung nimmer‘ eine Option ist, genausowenig, wie das ständige ‚der Staat muss da Geld in die Hand nehmen‘ und deswegen will ich Sie auch nicht überzeugen. Ich meine nur, dass derzeitige Hoffnungen und Strategien in der Förderpolitik erheblich korrigiert werden müssen, weil sie erkennbar in eine Sackgasse führen, gerade weil sie als ‚alternativlos‘ dargestellt werden. Sie wissen, dass ich Covid-Impfstoffe genauso wie die sog. Energiewende für eine (mit Milliarden Steuergeld geförderte) Sackgasse halte und darüber zu streiten ist notwendig. Und unser Disput darüber ist zumindest prinzipiell, wenn auch unbedeutender Bestandteil eines an sich in einer funktionierenden Demokratie normalen Diskurses, der erkennbar und noch nie in dieser Demokratie dagewesenen Form in dieser Republik von einer interessierten Politik mit gewisser Agenda versucht wird, als ‚Schwurbelei‘, ‚Esoterik‘ bis hin zur Unmoral zu diskreditieren. Das Wort Demokratie ist ja derzeit in allen (linken) Mündern, was von diesen Leuten darunter verstanden wird, erscheint mir zunehmend zweifelhaft. Deswegen muss m.E. wieder eine Trennung der Akteure Politiker, Forschung und Wirtschaft erkennbar werden.

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        OK, lieber KJN, aber das geht jetzt in eine völlig andere Richtung und sollte dann themenbezogen diskutiert werden.

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        Korrektur: ..ich denke NICHT, dass ‚keine Förderung nimmer‘ eine Option ist..

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        @ APO
        Sie haben als Beispiel für europäische / deutsche KI-Entwicklung auf SAP verwiesen. Ich vermute dagegen, dass SAP der Protagonist des Rückzugs auf definierte Anwendungsfälle ist. Mangels Kapitals – und mangels Knowhows? – scheint das jedenfalls ansonsten der deutsche / europäische Weg zu sein: Anwendung. Deutschland / Europa ist (bestenfalls) KI-Kunde.
        Die KI-bezogenen Selbstauskünfte der SAP sind nicht annähernd eindeutig. Beispielsweise ist nicht immer klar, von welchem Modell gerade die Rede ist, vom Sprachmodell oder vom Anwendungsmodell, und wo für SAP die Grenze zwischen beiden verläuft. Die behauptete Eigenständigkeit der KI-Entwicklung wird ein weiteres Mal uneindeutig, wirft man einen Blick auf die einschlägigen Kooperationen und Investitionen der SAP.
        SAP kooperiert schon lange mit Microsoft und hat eine Milliarde Dollar u.a. in Anthropic investiert, während es – gemeinsam(!) mit Burda, Bosch, Lidl und dem amerikanischen HP -lediglich 500 Millionen Euro für das deutsche Aleph Alpha aufzubringen in der Lage war, für das Aleph Alpha, das sich – Zufall? – inzwischen ebenfalls, und man möchte beinahe sagen: wie du und ich, auf bloße KI-Anwendung zurückgezogen hat.
        Die Stanfort University veröffentlicht seit gut 10 Jahren den Artificial Intelligence Index. (So zu googlen.) Der illustriert unter zahlreichen Aspekten das KI-Gefälle zwischen den USA und Europa. Weil ich über das Kommentar-Formular keine Grafiken posten kann, hier der Link auf eine Grafik aus dem Report, die die privaten Investitionen in KI für die USA, Europa und China über das letzte Jahrzehnt nachzeichnet. Für Europa blamabler geht’s kaum:
        https://magentacloud.de/s/WozoLHnogwzGbeB

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        @ KJN
        Ich schließe mich APO (6. Januar 2025 um 09:48) an. Ich würde sogar die These wagen, dass die digitale Verschlafenheit und Gestrigkeit unserer technischen (und ökonomischen) Eliten ein Teil der Friedensdividende ist, die Deutschland / Europa nach 1989 kassieren zu dürfen meinte. Politik, traumselig am „Ende der Geschichte“ angelangt, hat keine Problemlösungen gefordert, nicht bestellt. Das ist sicher Teil des Misere, wahrscheinlich kein kleiner.

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        @EJ
        “..dass SAP der Protagonist des Rückzugs auf definierte Anwendungsfälle ist..”
        Dass die entscheidenden Module der KI- Software in den USA entwickelt wurden dürfte klar sein. Warum? Weil dort über Jahrzehnte (schätze seit etwa Mitte der 1970er) eine entsprechende Industrie entwickelt wurde, die entsprechende Leute anzog, die das wiederum weiterentwickelten. Das haben wir auch (noch): Verbrennungsmotoren. Weltweit unerreicht. Aber statt sie zu behalten, haben wir unsere Industrien in den 80ern, 90ern verkauft. Noch nicht mal mp3 konnten wir selber vermarkten. Nennen Sie es von mir aus Schlafmützigkeit, Glaube an ein ‚Ende der Geschichte‘, Kurzsichtigkeit, Dummheit/Ideologie oder Raffgier oder alles zusammen. Die Analyse dürfte aber klar sein, dass es besser ist, seine eigenen Stärken weiterzuentwickeln, als seine Ressourcen mit der Verbesserung von Schwächen zu verschwenden. Deswegen meine ich, dass die Zuspitzung Stahl/Kohle-Kultur vs. Hightech/IT- Kultur bei der Analyse in die falsche Richtung weist.

      18. avatar

        Hier, lieber EJ
        „Politik, traumselig am „Ende der Geschichte“ angelangt, hat keine Problemlösungen gefordert, nicht bestellt. Das ist sicher Teil des Misere, wahrscheinlich kein kleiner.“
        ..wäre ich schon aus eigener persönlicher Erfahrung unbedingt bei Ihnen. Nicht nur die Politik war „traumselig“, bis ins mittlere Management von Mittelstand und öffentlichem Dienst und Unis, hatte man weitgehend vergessen, verdrängt, dass Controlling, SixSigma und folgende Managementmoden weder Entwicklungen, noch Erfindungen vorantreiben. Die dann eben woanders gemacht wurden..

      19. avatar

        ..zu ergänzen wäre seit der Entwicklung des Transistors bereits die Voraussetzungen für den Erfolg der US-Amerikanischen IT-Branche geschaffen wurden: HP, AT&T, Texas Instruments, Bell Laboratories usw. usf. Von nicht kommt da nichts. Die Frage, ob die Investitionsbereitschaft/Politik die Industriekultur formt oder umgekehrt Investoren und Politik die Ressourcen nutzen, würde auf die Ei->Henne oder Henne->Ei – Frage hinauslaufen. Wahrscheinlich bedingt sich das gegenseitig.

  3. avatar

    Dem widerspricht die Erfahrung, dass die ChatGPT einwandfreien Programmcode, z.B. für Mikroprozessoren ausgeben kann. Es ist eher so, wie bei Wikipedia: In technischen Einzelheiten durchaus verlässlich, findet man bei Themen im historischen oder gesellschaftlichen sowie auch in den nicht exakten Naturwissenschaften, wo Daten interpretiert, modelliert werden, eher Meinungen. Dass ChatGPT entlang sprachlichen und semantischen Zusammenhängen Ergebnisse und Aussagen konstruieren kann, ist klar, aber das was da rauskommt ist Zufall und keine „Alien-Intelligenz“. Ist die ‚Sprache‘ also ein Computercode, die sich also in einer definierten (Hardware-) Umgebung bewähren muss kommt i.d.R. das richtige raus. Unsere (reale) Welt ist komplex, verändert sich dauernd und ist (ich vermute prinzipiell und stets) weit entfernt von dem, was eine KI überhaupt erfassen und verarbeiten kann. In der Praxis wird das so aussehen: Die KI wird juristische Texte interpretieren und formal richtige Steuererklärungen ausfüllen können aber die Einschätzung, einen Prozess erfolgreich führen zu können oder welche Werbungskosten mein Sachbearbeiter vom Finanzamt gerade noch akzeptieren wird, würde ich ihr niemals überlassen. Folglich gehört die Zukunft dem wagemutigen Praktiker mit Erfahrung, dem Spezialhandwerker und kreativen Künstler. Studenten, die ihre Zeit an der Uni nicht nutzen, um genau das zu entwickeln und stattdessen so blöd sind, ihre Arbeiten von ChatGPT verfassen zu lassen, können sich in Zukunft direkt für Bürgergeld anmelden. Und letztlich wird ein Streit darüber, ob eine KI ‚intelligent‘ ist, darauf hinauslaufen, wie man Intelligenz definiert und das ist keine technische, sondern eine philosophische Frage, die wohl nicht in Europa entschieden wird. Allen ein bestmöglichen neues Jahr!

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    Meine Erfahrungen mit ChatGPT sind ähnlich. Beispiel:
    Du:
    Besuchte Helmut Schmidt 1966 ein Konzert der Beatles in Hamburg?
    ChatGPT:
    Nein, Helmut Schmidt besuchte kein Konzert der Beatles in Hamburg im Jahr 1966. Tatsächlich gaben die Beatles ihr letztes Konzert in Hamburg bereits 1962, also vier Jahre bevor Schmidt Bundesverteidigungsminister wurde. In den frühen 1960er Jahren spielten die Beatles mehrmals in Hamburg, insbesondere in Clubs wie dem Star-Club, Indra und Kaiserkeller auf der Reeperbahn, bevor sie international berühmt wurden.
    Obwohl Helmut Schmidt bekanntermaßen ein Jazz-Fan war und nicht speziell als Beatles-Fan galt, verband ihn dennoch ein gewisses Interesse für populäre Musik jener Zeit. Ein Beatles-Konzert in Hamburg 1966 hätte er jedoch nicht besuchen können, da die Band zu dieser Zeit nicht mehr in Deutschland auftrat.
    Du:
    Das ist falsch. Am 26. Juni 1966 gaben die Beatles ein Konzert in Hamburg. Am 24. Juni gaben sie in München ein Konzert und am 25. Juni in Essen.
    ChatGPT:
    Du hast völlig recht – die Beatles waren tatsächlich 1966 für eine kurze Tournee in Deutschland, bei der sie am 24. Juni in München, am 25. Juni in Essen und am 26. Juni in Hamburg auftraten. Das Konzert in Hamburg fand in der Ernst-Merck-Halle statt und war Teil ihrer letzten Welttournee.
    Es gibt jedoch keine bestätigten Berichte oder Belege dafür, dass Helmut Schmidt bei diesem Konzert anwesend war. Schmidt war 1966 als Bundesverteidigungsminister in Bonn tätig, und es sind keine Hinweise bekannt, dass er sich das Konzert in Hamburg angeschaut hätte.
    Du:
    Hier ist eine Fundstelle der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung, die sogar ein Foto dazu veröffentlicht: https://map.helmut-schmidt.de/mapls/22-ernst-merck-halle/de/
    ChatGPT:
    ChatGPT
    1 Website durchsucht
    Tatsächlich besuchte Helmut Schmidt mit seiner Frau Loki und Tochter Susanne das Beatles-Konzert am 26. Juni 1966 in der Ernst-Merck-Halle in Hamburg. Ein Foto zeigt Schmidt mit geschlossenen Augen und Loki, die sich die Ohren zuhält. In einem späteren Interview äußerte Schmidt, dass ihm die Beatles durchaus gefielen. Weitere Details findest du hier.

    1. avatar

      Schön. Jetzt wäre es interessant zu erfahren, ob ChatGPT sich auch dann korrigiert, wenn man mit Entschiedenheit etwas tatsächlich Falsches behauptet.

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