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Axel Meyer, die Barsche und die Gender-Debatte

Ich traf Axel Meyer im Juli 2008 am Wissenschaftskolleg Berlin. Der nicht unumstrittene Evolutionsbiologe hatte mir ein Exemplar seines Buchs „Evolution ist überall“ geschickt mit dem Hinweis, er habe „mein Interesse an der Evolutionsbiologie bemerkt“ und „meine Kolumnen in der WELT mit Gewinn“ gelesen. Wir unterhielten uns über allerlei, so über Meyers Spezialgebiet, die Evolution der Barsche in Afrika. Kurzum: Er war und ist mir sympathisch. Umso irritierender ist es, wenn er von Dingen redet, die er nicht ausreichend versteht, und dabei apodiktische Feststellungen von fragwürdiger Gültigkeit trifft.

Spätestens seit seinem Buch „Adams Apfel und Evas Erbe“ (2015) ist Meyer ein Liebling konservativer Kritiker der Gender-Theorie, weil er darauf beharrt, dass Gender eben kein gesellschaftliches Konstrukt sei. Vielmehr sei das geschlechtsspezifische Verhalten angeboren: „Ja, eine ganze Reihe von Verhaltensunterschieden ist biologischen Ursprungs“, sagte er der Website „katholisch.de: „Entwicklungspsychologisch reagieren Jungs eher auf Mobiles und spielen lieber mit technischem Spielzeug; Mädchen mögen Puppen und schauen der Mutter länger in die Augen. Solche Unterschiede finden sich kulturübergreifend, selbst bei Affenbabys. Männer sind aggressiver und gebrauchen mehr Waffen und Werkzeuge, Frauen sind empathischer. Männer haben eine kürzere Lebenserwartung aber eine bessere räumliche Orientierung, und, und, und.“

Ist Gender-Mainstreaming totalitär?

Daraus leitet Axel Meyer im gleichen Interview ab, dass „Gender-Mainstreaming“ in der Kindererziehung abzulehnen sei: „Problematisch wird es für mich, wenn daraus gesellschaftspolitische oder pädagogische Schlüsse gezogen werden, etwa für die Kindererziehung. Natürlich bin ich für Toleranz und Gleichberechtigung, aber nicht für Gleichmacherei von Ungleichem oder ideologische Umerziehung. Das hatte wir schon bei den Nazis und in der DDR, das brauchen wir kein drittes Mal.“

Es ist ein wenig gewagt, wenn man den Versuch, etwa in Kindergärten oder der Grundschule, stereotypen Geschlechterrollen entgegenzuwirken, mit der Erziehungsdiktatur vergleicht, die bei Nazis und Kommunisten herrschte. Geht es doch beim Abbau von Klischees und Stereotypen darum, die Freiheit des Individuums zu erweitern – also einem Jungen, der lieber mit Puppen spielt als Fußball zu spielen, und einem Mädchen, das lieber eine Modelleisenbahn aufbaut als ihrer Barbie ein Kleid zu nähen, diese Möglichkeit einzuräumen. Nazis und Kommunisten hingegen ging es darum, das Individuum dem Kollektiv unterzuordnen.

Und was die Geschlechterstereotypen bei jener totalitären Erziehung angeht: Der gewiss keiner linken Regungen verdächtige Rainer Kunze zitiert in „Die wunderbaren Jahre“ (1976) den Direktor einer sozialistischen Erziehungsanstalt. Er hat die Eltern einer Schülerin einbestellt, die sich angeblich unpassend gekleidet hat: „Na gut“, sagte der Direktor, „es waren keine ausgewaschenen Jeans, es waren hellblaue Cordhosen, einverstanden. Aber müssen es überhaupt Hosen sein? Wenn die Mädel so angetreten sind, alle in ihren kurzen Röcken, das gibt doch gleich ein ganz anderes Bild.“ Dabei schnalzte er mit der Zunge. („Menschenbild (II)“)

Über das Frauenbild des BDM brauchen wir hoffentlich nicht weiter zu reden.

Naturwissenschaftler und Kulturwissenschaften

„Naturwissenschaftler sollten sich mehr in gesellschaftliche Debatten einmischen“, heißt es gleich auf der ersten Seite seines Adam-und-Eva-Buchs. Meyer wird ja auch begeistert gerade von jenen Publizisten gefeiert, die in Sachen Klimaforschung der Ansicht sind, Naturwissenschaftler hätten sich gefälligst aus der gesellschaftlichen Debatte herauszuhalten. Wobei Weber sich ein seinen Kolumnen für das „Handelsblatt“ durchaus radikal zur Klimapolitik geäußert hat, etwa in „Mutterkreuz gegen Klimawandel“ (irgendwann vor 2008, als die Glosse in seinem Buch „Evolution ist überall“ abgedruckt wurde). Dort macht er sich darüber lustig,  dass „wir Deutschen uns mehr um die Rente sorgen als um das Klima“, und schließt: „Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis wieder eine Art Mutterkreuz ausgelobt wird, um die Deutschen zur vermehrten Fortpflanzung anzuhalten. Aber bis dahin wird Schleswig-Holstein längst unter Wasser sein oder eine Steppe.“

Ich bin durchaus dafür, dass sich Naturwissenschaftler*innen in gesellschaftliche Debatten einmischen, aber sie müssen sich darüber im Klaren sein, wo die Grenzen ihrer Expertise liegt.

Meyer zum Beispiel schreibt: „Es ist schwierig zu bestimmen, welche Unterschiede zwischen den Geschlechtern biologisch und welche kulturell bedingt sind.“ Richtig. Daraus würde ich ableiten, dass man mit einer Kritik des Gender-Mainstreaming, das darauf aus ist, die kulturell bedingten Unterschiede möglichst abzubauen, vorsichtig sein sollte. Meyer hingegen kommt mit der Keule um die Ecke: „Gendermainstreaming (…) hat geradezu zersetzende Wirkung“, schreibt er in seinem Buch. Über die etwa 200 Lehrstühle, an denen in Deutschland „Gender Studies“ gelehrt werden, äußert er sich im zitierten Interview abfällig. Sie seien „zu 95 Prozent von Frauen besetzt (…). Viele Aspekte der Gender-Studies erscheinen mir irrational, ja antiwissenschaftlich, besonders wenn sie sich über biologische Erkenntnisse hinwegsetzen. Beim Mainstreaming wird wider besseres Wissen einer politischen Ideologie Macht verliehen. Und das ist genau die Antiwissenschaftlichkeit, die ich anprangere. Eine Ideologie ist nicht offen für wissenschaftliche Ergebnisse und hat an Universitäten nichts zu suchen.“

Nun habe auch ich Philip Roths „The Human Stain“ gelesen und habe auch persönlich dies und das gehört von den Exzessen des Political Correctness und auch des Gender Mainstreaming an dieser oder jener Universität. Bekanntlich befinde ich mich in einer Art journalistischer Fehde mit den in gewisser Weise verwandten „postkolonialen Studien“. Ich stimme Meyer zu, dass „eine Ideologie ist offen (ist) für wissenschaftliche Ergebnisse und an Universitäten nichts zu suchen (hat)“; allenfalls, würde ich hinzufügen, als Forschungsgegenstand.

Allerdings bin ich unbedingt dafür, dass auch die Naturwissenschaften und die Naturwissenschaftler (besonders die männlichen) ihre eigenen immanenten Vorurteile reflektieren. Anzunehmen, jemand würde mit dem Anziehen eines weißen Kittels nur noch „wissenschaftlich“ denken und lasse die Niederungen der Ideologie hinter sich, ist bestenfalls naiv, schlimmstenfalls antiwissenschaftlich. Auch in der Naturwissenschaft gilt: Wer einen Hammer als einziges Werkzeug hat, sieht alle Probleme als Nägel.  

Sind alle Männer männlicher als alle Frauen?

Noch einmal Meyer: „Entwicklungspsychologisch reagieren Jungs eher auf Mobiles und spielen lieber mit technischem Spielzeug; Mädchen mögen Puppen und schauen der Mutter länger in die Augen. Solche Unterschiede finden sich kulturübergreifend, selbst bei Affenbabys. Männer sind aggressiver und gebrauchen mehr Waffen und Werkzeuge, Frauen sind empathischer. Männer haben eine kürzere Lebenserwartung aber eine bessere räumliche Orientierung, und, und, und.“

Und er fügt hinzu: „Eine Metastudie basierend auf 18.000 Studien kommt auf 65 universelle, biologische Unterschiede, von denen ich bereits einige nannte.“ Das sind aber statistische Befunde. Etwa von der Art: Männer sind größer, muskulöser, spielen besseren Fußball, haben tiefere Stimmen, sind eher promisk, kommen beim Sex schneller, tanzen nicht so gut und nicht so gern, lieben eher blau als rosa usw. usf. Selbst wenn das alles stimmen würde, so hieße das ja nicht, dass jeder Mann sich in dieser Hinsicht von jeder Frau unterscheidet oder sich so verhält. Jede(r) kann das am eigenen Umfeld überprüfen: Ich kenne zum Beispiel viele Frauen, die viel größer und sportlicher sind als ich, viele Männer, die sich räumlich ganz schlecht orientieren können, ein Problem mit Aggression und Werkzeugbenutzung haben, extrem empathisch sind, auf rosa stehen „und, und, und“.

Beim Gender-Mainstreaming geht es nur darum, Männern und Frauen, Mädchen und Jungen nicht von vornherein jene Rolle zuzuweisen, die nur in der Statistik als „typisch männlich“ und „typisch weiblich“ existiert. Eine Rolle, in der sich jeder, der von der statistischen Norm abweicht, und das sind fast alle Männer, jede, die nicht den statistischen Erwartungen und idealen entspricht, und das sind fast alle Frauen, sich unwohl fühlt: Gefangen, nicht im falschen Körper, sondern in der falschen Erwartungshaltung, auch der eigenen. Dass ein Mann wie Axel Meyer nicht einmal ansatzweise die emanzipativen Möglichkeiten des Ausbruchs aus solchen Rollen erkennt, ist traurig.

Um es so knapp wie möglich zusammenzufassen: Menschen sind nun einmal keine Barsche.

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144 Gedanken zu “Axel Meyer, die Barsche und die Gender-Debatte;”

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    Lieber Herr Posener,
    Sie fragten: „Mögen Sie es nicht hier zusammenfassen?“. Ja, das würde ich sehr gerne, aber derzeit schreibe ich an einem neuen Buch und ich muss als Wissenschaftsjournalist sehr viel in Sachen Corona recherchieren und schreiben. Fürchte, ich komme auf absehbare Zeit nicht dazu.
    Wie immer herzlich, PS

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    Gut beschrieben, aber das zentrale Probelm nicht erkannt:

    „Und er fügt hinzu: „Eine Metastudie basierend auf 18.000 Studien kommt auf 65 universelle, biologische Unterschiede, von denen ich bereits einige nannte.“ Das sind aber statistische Befunde. Etwa von der Art: Männer sind größer, muskulöser, spielen besseren Fußball, haben tiefere Stimmen, sind eher promisk, kommen beim Sex schneller, tanzen nicht so gut und nicht so gern, lieben eher blau als rosa usw. usf. Selbst wenn das alles stimmen würde, so hieße das ja nicht, dass jeder Mann sich in dieser Hinsicht von jeder Frau unterscheidet oder sich so verhält. Jede(r) kann das am eigenen Umfeld überprüfen: Ich kenne zum Beispiel viele Frauen, die viel größer und sportlicher sind als ich, viele Männer, die sich räumlich ganz schlecht orientieren können, ein Problem mit Aggression und Werkzeugbenutzung haben, extrem empathisch sind, auf rosa stehen „und, und, und“.

    Beim Gender-Mainstreaming geht es nur darum, Männern und Frauen, Mädchen und Jungen nicht von vornherein jene Rolle zuzuweisen, die nur in der Statistik als „typisch männlich“ und „typisch weiblich“ existiert. Eine Rolle, in der sich jeder, der von der statistischen Norm abweicht, und das sind fast alle Männer, jede, die nicht den statistischen Erwartungen und idealen entspricht, und das sind fast alle Frauen, sich unwohl fühlt: Gefangen, nicht im falschen Körper, sondern in der falschen Erwartungshaltung, auch der eigenen. Dass ein Mann wie Axel Meyer nicht einmal ansatzweise die emanzipativen Möglichkeiten des Ausbruchs aus solchen Rollen erkennt, ist traurig. “

    Das Problem ist doch folgendes: Wenn wir akzeptieren, dass es zumindest statistische Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, die biologisch bedingt sind oder dies nicht vollkommen für undenkbar halten, dann müssen wir eindeutig zwischen Gleichberechtigung und Gleichstellung unterscheiden. Frauenquoten wären dann in den allermeisten Fällen unethisch, da es z. B. Frauen durchaus erlaubt und möglich ist, ein technisches Fach zu studieren, sie dies aber vergleichsweise selten tun. Dies erklärt dann ganz ohne Diskriminierung, warum Frauen in den Führungsetagen der großen Konzerne, die in Deutschland meist Industrie sind, niedriger repräsentiert sind. Letztendlich tut die aktuelle Politik so, als gäbe es auch keine statistischen Unterschiede.

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      Das ist ein Fehlschluss, lieber Thorben Meyer. Die Gründe für die statistische Unterrepräsentation der Frauen in vielen Bereichen liegt in vielen Bereichen eben nicht an den statistisch relevanten Geschlechtsunterschieden. Bei der Polizei und beim Militär mag man eine Überrepräsentation der Männer begründet finden, in der Politik und in den Führungsetagen großer Firmen eben nicht.

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    Ich möchte mich bei allen, die auf meine Äußerungen hier explizit eingegangen sind, sehr herzlich bedanken. Die Begründung bzw. Zielrichtung für den Genderismus ist klar – es geht um Emanzipation von rigiden naturmystischen Rollenmodellen was natürlich für die Betroffenen, die sich einer Erwartungshaltung ausgesetzt sehen, eine Erleichterung ist. Die Vorstellung, dass die Natur (die Gene) irgendwie perfekt wären oder durch ‚survival of the fittest‘ stramm optimiert wären, ist falsch, widerlegt (mehr dazu auf Nachfrage) und beruht auf einem falschen Verständnis der Darwinistischen Lehre bzw. (interessant eigentlich, diese Gleichzeitigkeit) auf der Vorstellung von einem (idealen) existierenden Naturrecht.
    (Deswegen brachte ich das Beispiel mit dem erleichternden Kaiserschnitt.)
    Was den Totalitarismus z.B. dieser Vorstellungen einer Judith Butler allerdings angeht, auf denen der Genderismus u.A. ja beruht, beruhigt mich die trockene Feststellung, dass diese Vorstellungen im Hier und Jetzt wenig Bedeutung haben, wohl keineswegs. Das mag meiner persönlichen Analyse der Geschichte geschuldet sein. Totalitär sind die Vorstellungen Judith Butlers deswegen, weil sie die Legitimation sexueller Identität durch biologische Gegebenheiten generell in Frage stellt. Das ist deswegen totalitär (ich verstehe den Begriff vor allem als Übergriffigkeit oder Versuch der Legitimation von Übergriffigkeit eines Kollektivs auf unveränderliche Eigenschaften eines Individuums), weil ihre Genderlehre die willkürliche Gestaltbarkeit der Sexualität postuliert. Hierzu wurde bisher von niemandem hier wirklich Stellung bezogen.

    Auf Weiterführendes, bzw. die Sicht konservativer Katholiken würde ich gestern hingewiesen, hier (nicht deckungsgleich mit meinem Standpunkt, aber vieles bedenkenswert):
    https://www.horeb.org/xyz/podcast/credo/20200110cr.mp3

    Zum Thema ‚Klarnamen‘ hörte ich vorgestern zufällig das auf SWR2, auch mit Alan Posener (hoffe Norbert Bolz behält nicht recht..)
    https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/SWR2-Forum-Namenlose-Drohungen-Brauchen-wir-Klarnamen-im-Internet,swr2-forum-2020-01-23-100.html

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      @KJN: Um wie Sie wünschen auf die Frage einer „willkürlichen Gestaltbarkeit von Sexualität“ im Sinne Butlers einzugehen: Ich weiß nicht, ob Frau Butler das wirklich so sieht. Falls ja, halte ich eine solche „willkürliche Gestaltbarkeit“ für nicht gegegen und die These damit für falsch (aber nicht totalitär). Aber wie gesagt, ich habe mich damit nicht beschäftigt und könnte mich irren. Es ist eine Laienmeinung.
      Jedenfalls gibt es das, was man „Zivilisierung der Sexualität“ nennen könnte, und darin steckt keine komplett willkürliche Gestaltbarkeit, aber schon eine Gestaltbarkeit. Sexualität ist keine Naturgewalt, deren wirken man sich nicht entziehen kann. Wenn z.B. Pädophile sich auf ihre Sexualität berufen nach dem Motto „Ich konnte nicht anders“, so halte ich dagegen, dass mich diese Sexualität im Zweifelsfall nicht interessiert, sondern die Pädophilen ihr Verhalten – und das heißt auch: Ihr Rollenverhalten – so regulieren müssen (mithilfe von Verstand, Medfikamenten oder einer OP), dass keine Gefahr für Kinder besteht. Um ein Sicherlich konsensfähiges Extrembeispiel zu wählen. Ähnlcib betracht eich auch z.B. das Fremdgehen in der Ehe, wo ich auch nicht an die Hilflosigkeit eines seinen Trieben oder der Situation ausgelieferten fremdgehenden Ehepartners glaube. Und das heißt, dass man vielleicht nicht seine Sexualität unbegrenzt willkürlich, wohl aber seinen Sexualtrieb und vor allem sein Sexualverhalten kontrollieren und regulieren kann und soll. Auch z.B. hinsichtlich Toleranz Andersorientierten gegenüber, Emanzipation und Gleichberechtigung.

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        …Entschuldigung für die vielen Tippfehler. Noch eine Ergänzung zu Ihrem Begriff „übergriffig“: Dieses „Hier grapsche ich und kann nicht anders“ (-> Legitimation des Sexualverhaltens durch Biologie) ist ja das originär-Übergriffige und mit Gegen-Übergriffigem zu beantworten. Hier hält man besser nicht seine Wange hin, sondern teilt ordentlich und schmerzhaft aus. Hier gibt es Anweisungen des „Kollektivs“ wie: „Beherrscht euch. Fragt, bevor ihr jemanden anfassen wollt. Lasst die Leute in Ruhe. Haltet euch mit eurer Sexualität von Kindern fern“ Usw. Klar sind solche Forderungen auch übergriffig – aber sie sind richtig, um biologisch motivierte (und herausgeredete) Übergriffe zu verhindern.

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        Ja, lieber Roland Ziegler, aber Zivilisierung von Trieben ist etwas anderes, als ihre Leugnung. Und es geht nicht nur um Triebe, sondern um Phänotype, physisch vorhandene Eigenschaften. Stellen Sie sich vor, jemand stellt sich vor Sie und sagt Ihnen „Sie sind kein Mann, denn Männer gibt es nicht.“ Und fordert Sie dann auf, sich davon zu emanzipieren, um ein Mensch zu werden, dann werden Sie als erwachsener charakterlich gefestigter Mann den- oder diejenige auslachen, sich umdrehen und gehen. Leider gibt es jüngere, sensiblere und labilere Menschen, die tun das nicht und fallen in Selbstzweifel und Krisen. Ich kann nur darauf hinweisen, dass es so ist, weil mir ein solcher Fall bekannt ist. Und ich Menschen in der Familie habe, die an an der Uni sind oder waren und die beobachtet haben, wie sich derartig verquaste (linke) Ideen verbreiten und wie sich die Stimmung dadurch polarisiert und verschlechtert. Wir Deutschen neigen nun mal dazu, alles zu übertreiben, also zu Extremen (übrigens auch beim laisser faire) und so wird in machen Kreisen schon mal aus einer steilen These ein radikaler Wille zur Veränderung und ein totalitärer Zugriff auf das Individuum. Es liegt aber bei Ihnen, dem Bedeutung bei zu messen.

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        Auch ich halte die Aussage: „Es gibt keine Männer“ für falsch. (Ich weiß nicht, ob die wirklich Frau Butler so trifft.) Aber wenn eine solche Aussage (in einem universitären Raum experimentell getroffen), einen jungen Mann aus der Bahn wirft, dann liegt das nicht an der Aussage, sondern an dem jungen Mann. Im Rahmen meines Studiums bin ich auf die unmöglichsten Aussagen gestoßen. Zum Beispiel, dass es die Wirklichkeit nicht gibt. D.h. dann gibt es nicht nur keine Männer, sondern auch alles andere nicht. Sowas könnte einen auch erschüttern. Tut es sogar (wenn ich mir z.B. Wittgensteins Leben angucke.) Sollten deswegen keine solche Aussagen mehr getroffen und diskutiert werden? Weil das die jungen Leute erschüttern könnte? Das fände ich viel „totalitärer“ als die Aussagen. Natürlich soll man sagen dürfen, es gäbe keine Männer. Und man darf das Gegenteil sagen. Solange das so ist, ist nichts „totalitär“.

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        Noch ein Aspekt: Wissenschaft hat immer Risiken & Nebenwirkungen, aber niemand ist gezwungen, sich mit ihr zu beschäftigen. Der junge Mann hätte ja auch Tischler werden können. Oder Betriebswissenschaftler. Aber hat sich offenbar mit Philosophie oder Sozialwissenschaften beschäftigt. Wer sich mit Philosophie oder Sozialwissenschaften beschäftigt, wird nicht nur über den jewieligen Forschungsgegenstand, sondern auch über sich selbst etwas herausfinden. Oder auch in Irrtümer getrieben. Das ist bei Ihrem Beispiel offenbar geschehen. Das ist traurig, aber der Wissenschaft nicht anzulasten, die ohne Irrtümer, Abwege und geistige Gefahren nicht auskommt. Hier helfen einzig gute Gegenargumente. Wissenschaft ist nicht Pädagogik (umgekehrt schon).

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        Zu: „Leider gibt es jüngere, sensiblere und labilere Menschen, die tun das nicht und fallen in Selbstzweifel und Krisen. Ich kann nur darauf hinweisen, dass es so ist, weil mir ein solcher Fall bekannt ist.“
        Ich rate Ihnen, das Problem (und seine Lösung) nicht an der Uni, sondern im Elternhaus des betreffenden Falls zu suchen.
        Was die verquasten „linken“ Ideen angeht: Sinn der Uni ist es, einen Raum für Diskussionen zu schaffen. Da verbreitzen sich dann auch mal verquaste Ideen. Manche Ideen sehen auch nur von weiten verquast aus und sind bei näherer Betrachtung ganz schlüssig (z.B. die Relativitätstheorie). Es wäre schlimmer, wenn dort überhaupt keine Ideen vorhanden wären. Verquasten Ideen ist also mit Argumenten zu begegnen. Wenn die Argumente nicht zünden, liegt es normalerweise an den Argumenten.

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        Lieber Roland Ziegler, wir können über alles streiten, aber bitte nicht Physik „Relativitätstheorie“, deren Theoretiker stets darauf bedacht sind, die Schlüssigkeit, Beobachtbarkeit und Relevanz ihrer Theorien durch Experimente belegen zu lassen, mit verquasten Ideen von Spinner*innen verwechseln, die die offensichtliche und angeborene Existenz von Geschlechtsorganen und Geschlechtsmerkmalen leugnen verwechseln. Da fühle ich mich beschmutzt und steige aus der Diskussion aus. Wissenschaft ist heutzutage nicht mehr Wissenschaft und Universität nicht Universität und eine solche Art von „Wissenschaft“, wie sie heute praktiziert wird, habe ich nie betrieben, damit habe ich nichts zu tun und möchte damit nicht in einem Atemzug genannt werden. Wenn dieses Genderzeug von Judith Butler akademisch ist, dann bin ich kein Akademiker mehr. Und das hat mit der real existierenden Uni zu tun und nicht mit dem Elternhaus.

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        ..und da mir der Fall bekannt ist, verwahre ich mich auch gegenüber Ihren Ratschlägen, wo ich „suchen“ soll. Ich stelle fest, Sie sind bereit, anmaßend zu werden, nur weil Ihnen die Richtung nicht passt. Sie belegen damit genau das Problem (totalitär, übergriffig), das ich ansprach.

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        Also KJN, das Beispiel mit der Relativitätstheorie haben Sie nicht verstanden. Hier ging es nur darum, dass die Reaktionen bei der ersten Veröffentlichung diese Theorie ebenfalls unplaubilbel fanden. Zeit und Raum sollen gar nicht feste Größen, sondern relativ sein? Mann und Frau sollen keine festen Größen, sondern relativ sein?
        Dass ich die Gendertehorie letzltich nicht beurteilen kann, habe ich bereits gesagt. vielleicht ist sie einfach falsch, so wie Sie das glauben.

        Wenn Ihnen der Rat von mir, das Elternhaus zu betrachten, übergriffig vorkommt, entschuldige ich mich für diesen Rat und ziehe ihn sehr gerne wieder zurück, wundere mich aber schon etwas. Sie haben doch dieses Beispiel gebracht. Daher hatte ich irrtümlich angenommen, dass Sie zu diesem Fall Fragen haben. Aber offenbar sind Sie sich bei Ihrer Anwort „Es war die Uni und nicht das Elternhaus“ sicher und schließen andere Möglichkeiten aus. Bitte, vielleicht ist es so, ich kenne den Fall nicht. Tatsächlich lauern an der Uni nicht nur Erkenntnisse, sondern auch geistige Gefahren, vor denen man einen jungen Mensch aber auch warnen könnte.

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        Nicht immer ist das Offensichtliche auch das Wahre. Für Kant und seine Zeit waren Raum & Zeit „offensichtlich“ nicht relativ. Für die Flat-Earther ist die Erde „offensichtlich“ keine Kugel. Für Sie sind die Eigenschaften eines Mannes und einer Frau „offensichtlich“ so, wie Sie sich das vorstellen. Und wenn jemand das bezweifelt, fühlen Sie sich „beschmutzt“.

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        In der Tat. Rassetheorien waren bis 1945 – und mancherorts darüber hinaus – allgemein akzeptiert. Hitler und Co. haben sie „nur“ auf die Spitze getrieben. Dass es Wesensunterschiede zwischen Schwarzen und Weißen gebe, war „offensichtlich“; weniger offensichtlich, aber von vielen akzeptiert, war auch die Vorstellung, Juden seien anders als Nichtjuden (noch Sarrazin faselte davon). Übrigens waren Juden genau so davon überzeugt wie Nichtjuden. Meine Großeltern zum Beispiel, die deshalb dagegen waren, dass ihre Söhne Nichtjüdinnen heirateten. Die Norm ändert sich. Und oft braucht es diese Veränderung der gesellschaftlichen Norm, damit auch Wissenschaftler*innen die Dinge anders sehen:
        https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus204750352/Homosexualitaet-Was-der-Mensch-von-schwulen-Tieren-lernen-kann.html

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        Lieber Roland Ziegler, bitte entschuldigen Sie und seien Sie etwas nachsichtig mit mir und meiner harschen Reaktion, Sie bekommen da etwas ab, wofür Sie nichts können. Da der Fall mir persönlich bekannt ist, möchte ich nicht, dass man es sich so einfach macht, und die Eltern verantwortlich macht, wenn aufgrund einer gewissen Permissivität und dummer Eiferei Ideen benutzt werden, um junge Menschen bis auf die Knochen zu verunsichern und zu dekonstruieren.
        Das Beispiel ‚Relativitätstheore‘ ist vielleicht wirklich gar nicht so schlecht, weil sie – entgegen der landläufigen Annahme – Newton, also die klassische Mechanik keineswegs widerlegte (diese Naturgesetze gelten nach wie vor), sondern nur für Vorgänge in Größenordnungen, die für uns Menschen und alle Lebewesen extrem sind, erweitert hat. Im Bereich der Lichtgeschwindigkeit gilt die klassische Mechanik eben nicht mehr und muss um die von Einstein formulierten Terme erweitert werden.
        Sicherlich kann auch die soziologische oder psychologische Begriffswelt um individuelle Befindlichkeiten erweitert werden. Auch ich möchte nicht, dass die reale reale Welt an Begriffe angepasst wird, sondern plädiere immer für die Erweiterung der Begriffe, wenn neue Phänomene auftauchen (oder ins allgemeine Bewusstsein gelangen). Aber auch hier gibt es die Gefahr der unzulässigen Umkehrschlüsse, auf die ich schon so oft in diesem Forum hinwies, nämlich, dass nicht in jedem mann auch eine frau steckt und nicht in jeder Frau auch ein Mann, bzw. wenn doch (stets zu einem sehr geringen Anteil), dass es nicht unbedingt eine individuelle Erleichterung ist, diesem Anteil offensiv Ausdruck zu verleihen, weil eben das ganze leben Prioritätensetzungen und Entscheidungen erfordert. Und in ich verlange eben nicht von meiner – ähem – ‚Partner*in‘, die bei mir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weiblich ist, dass sie nach meinem Auto sieht, genauso wenig, wie ich in der Lage bin, eine Wohnung angemessen mit Blumenschmuck auszustatten, den ich aber durchaus genießen kann, wenn eine weibliche Hand ihn gestaltet. Angeblich böse, repressive Rollenklischees, die in ihrer Komplementarität zumindest für mich enorm attraktiv sind, anscheinend aber auch für andere, selbst für schwule Paare. Vielleicht wehre ich mich nicht nur gegen diese ständigen einfältigen Umkehrschlüsse, sondern auch gegen die penetranten Belehrungen einer ziemlich rigorosen möchtegern-Avantgarde.

        @Alan Posener
        “ Meine Großeltern zum Beispiel, die deshalb dagegen waren, dass ihre Söhne Nichtjüdinnen heirateten.“
        Ich weiß von diesen Sachen. Als Kind waren wir zu Besuch bei jüdischen Verwandten in Koblenz und die Großtante mokierte sich etwas über die hellen Haare von uns Kindern und mein Vater war etwas sauer darüber.

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        Das hört sich für mich so an, als wäre daran – dass der junge Mann destabilisiert wurde – nicht die Gendertheorie schuld, sondern sehr bestimmte Arschlöcher an der Uni, die diese Theorie möglicherweise zweckentfremdet haben, um Macht auszuüben und andere zu unterjochen. Solche gibt es immer und überall, vielleicht sogar bevorzugt an der Uni. Aber ich kenne den Fall nicht und halte mich da lieber raus.

        Ja, bei der Relativitätstheorie und ihrem Verhältnis zur klassischen Mechanik stimme ich Ihnen völlig zu. Es handelt sich um eine Erweiterung der Begrifflichkeit. So ähnlich, als Erweiterung, stelle ich mir auch die Gendertheorie vor. Eine solche Erweiterung wäre (falls das denn zutrifft) nicht totalitär (totalitär könnte metaphorisch das Umgekehrte genannt werden, wenn man eine ehemalige Vielfalt verengen und reduzieren will).

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        Um nun auch mal meinerseits etwas Kritisches zur Gendertheorie beizusteuern: Eingangs hatte ich bereits gesagt, dass auch ich mit meiner Laienmeinung nicht an die „willkürliche Gestaltbarkeit von Sexualität“ glaube. Sofern das wirklich aus dieser Theorie folgt (woran ich zweifle). Ich würde dann darauf hinweisen, dass es, gesetzt es gäbe solche uneingeschränkte Gestaltbarkeit, aus logischen Gründen genauso möglich sein müsste, sich nicht nur hetero- oder homosexuell zu orientieren, sondern auch in seinen Goldfisch, die Schrankwand oder einen Eimer Wasser zu verlieben. Und zwar nicht nur metaphorisch, (wie man landläufig so dahersagt, wenn man sich in einen schönen Gegenstand verliebt hat) sondern in Echt. Sexuell. Das kommt mir doch sehr unwahrscheinlich vor (obwohl es immerhin so etwas wie echten Fetischismus oder Sodomie gibt).
        Ich nehme aber an, dass dieser Einwand – sofern er wirklich ein Einwand ist – im Rahmen der Gender-Theorie längst diskutiert wurde.

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        Dass die Liebe zu Schrankwänden sexuell konnotiert sein könnte, ist eine interessante Vorstellung, die bisher in der Phantasie des alten weißen Patriarchen so gar keinen Platz finden wollte. Hat doch letzterer jene auf weibliches Geheiß mehrfach hin und hergeschoben und ab- und wieder aufgebaut, bis es denn ‚passte‘. Es könnte damit natürlich einiges klar werden. Ob das jemals Thema der Gendertheoretiker*innen war, ist, oder wird, bezweifle ich allerdings , ist deren Hauptgegner doch der mobelrückende Patriarch, der im hochmobilen studentischen oder jungakademischen Milieu, das – eher wenig klimaneutral – den Coffee to go auf schicken Pappkartons abzustellen sich angewöhnt hat, nicht mehr gebraucht wird.

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        Wenn wir die Möglichkeit hätten, indiuviduelle Instinkte nach Belieben zu konstruieren, würde Homokonversionstherapie funktionieren. Wir könnten alle in Linie bringen und das Thema damit ein für alle mal beenden. Da das schon offensichtlicher Unsinn ist, wird das in Gegenrichtung nicht anders sein.

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        Ja. Und ich muss bekennen, dass ich meine ggf. diskiminierende Phobie gegen Schrankwände (und der Liebe dazu) kritisch zu hinterfragen beginne.

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        Das ist ja das Grundproblem , Stevanovic: Wahnsinn bzw. Schwachsinn gebiert Wahnsinn bzw. Schwachsinn. Z.B. der Logistikwahnsinn der vergangenen Jahre, der schlecht begründete und völlig unpraktikable Umweltgesetze gebiert. Oder eben hier das Thema. Deswegen bezog ich mich ja des Öfteren auf den gesunden Menschenverstand. Aber der ist ja auch nazi, weil er alle anderen Verstände diskriminiert.

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    Stevanovic: ‚Dafür läuft das mit der ungleichen Bezahlung der Geschlechter noch immer unglaublich gut. Was nützt ein hipper Girls Day, wenn das Unternehmen dann Frauen für gleiche Arbeit schlechter bezahlt?‘

    … gleiche Bezahlung nach Geschlecht, ist eine uralte – ich meine rassistische – sozialistische Forderung. Der Sozialismus ist mit seinem Wirtschaftsmodel gescheitert.

    Die Forderung ist auch in sich nicht logisch; sollten Frauen, wie Sie es behaupten, tatsächlich schlechter bezahlt werden als das ‚andere Geschlecht‘, welches Unternehmen würde dann nicht mehr Frauen als Männer bevorzugen? Die Personalkosten würden gesenkt. Eine Preisgestaltung für mehr Marktanteile, mehr Gewinn, gegenüber der Konkurrenz, wäre möglich.

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    Es hat etwas Totalitäres, Menschen vorwiegend als kollektive Merkmalsträger zu sehen und zu behandeln – zugespitzt als typisch Frau, typisch Immigrant, typisch Grieche, typisch Muslim, typisch Kapitalist usw. – und nicht als Individuen.
    Einige delirieren das genau anders herum. Für mich untermauert dies die These der Umwertung liberaler Werte aus Herrn Heidlbergers Artikel.

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    APo: Auch an Sie, dbh, die Aufforderung, die Online-Burka abzulegen.

    … lieber Alan Posener, in der Welt haben Sie geschrieben ‚Wir sind nicht Burka, also weg mit den Internet-Pseudonymen!‘ … Es gibt mitnichten ein Grundrecht darauf, seine Meinung anonym kundzutun.‘

    Jedes Schulkind lernt; die Wahlen zum Deutschen Bundestag sind allgemein, unmittelbar, frei, gleich und geheim; Art 38 GG.

    … und es gibt Pseudonyme. Pseudonyme dürfen sogar im PA oder Reisepass eingetragen werden … ‚derblondehans‘ ist hier im Blog ein ‚Nickname‘, welcher aus Datenschutzgründen ausdrücklich empfohlen ist.

    … und es steht geschrieben; ‚… siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; – seid daher klugwie die Schlangen und arglos wie die Tauben! Nehmt euch aber vor den Menschen in Acht!

    … und noch mehr; woher weiß ich, ob ‚EJ‘ nicht in echt nicht ‚Cindy aus Marzahn‘ oder Stevanovic nicht ‚Haldenwang‘ ist? (Stevanovic möge das bitte nicht persönlich nehmen. 😉 )

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      Wahlen sind frei und geheim, dbh. Es gibt aber kein Recht auf Schreiben unter Pseudonym; jedenfalls kein Recht, veröffentlicht zu werden. Aus Gründen, die ich dargelegt habe, möchte ich, das wir uns auf meinem Blog in die Augen sehen. Wenn Ihnen die offene Atmosphäre hier nicht gefällt, können Sie ja gehen.

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      … ooops? Korrektur

      APo: ‘ … jedenfalls kein Recht, veröffentlicht zu werden.’

      … das ist richtig, allein das Hausrecht gibt es her. Sie entscheiden, werter APo.
      … Welt/Davos/Merkel; es droht eine „Sprachlosigkeit noch größer als im Kalten Krieg“. Wenn jeder „in seinen Blasen“ bleibe, „könnte uns das zum Verhängnis werden“. Die Verweigerung des Dialogs, sagte Merkel sogar, „sollte gesellschaftlich sanktioniert werden“; konkretisiert hat sie diese Aussage nicht.

      … ich unterstelle Merkel und Genossen; Sie planen Internierungslager für Andersdenkende. Da möchte ich es den Genossen und Demokratieverächtern wenigstens nicht so leicht machen.

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        Wir hatten das, Herr Faust. Wenn Sie darauf beharren, hier die These vom präfaschistischen Deutschland zu verbreiten, und sich darüber hinaus beharrlich weigern, hier zum Thema zu reden, mache ich von meinem Hausrecht Gebrauch. Zum Dialog gehören zwei.

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        „… ich unterstelle Merkel und Genossen; Sie planen Internierungslager für Andersdenkende …“
        Pruuuust. Setzen Sie das ab, was Sie nehmen. Schnell, bitte :-).

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      … ooops? Formatierungsfehler, daher …

      @APo

      … wie geschrieben, den Genossen geht der Allerwerteste auf Grundeis; ‚… Gesetzentwurf schlägt die Einführung eines § 90c StGB vor, der die Verunglimpfung der Flagge und Hymne der Europäischen Union unter Strafe stellt. Der Entwurf sieht dabei vor, dass der abstrakte Strafrahmen der neuen Vorschrift sich Drucksache 19/14378 – 2 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode an § 90a StGB orientiert und daher bei Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe liegt. Der Versuch einer solchen Verunglimpfung soll ebenso strafbar sein.‘

      … jo, da haben die Genossen sich nicht einmal angestrengt. Merkel und Genossen benutzen den § 220 Staatsverleumdung, aus dem Strafgesetzbuch der ‚Deutschen Demokratischen Republik‘, als Blaupause.

      (1) Wer in der Öffentlichkeit
      1. die staatliche Ordnung oder staatliche Organe, Einrichtungen oder gesellschaftliche Organisationen oder deren Tätigkeit oder Maßnahmen;

      2. einen Bürger wegen seiner staatlichen oder gesellschaftlichen Tätigkeit, wegen seiner Zugehörigkeit zu einem staatlichen oder gesellschaftlichen Organ oder einer gesellschaftlichen Organisation verächtlich macht oder verleumdet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Verurteilung auf Bewährung, Haftstrafe, Geldstrafe oder mit öffentlichem Tadel bestraft.

      … und so weiter. Wobei die EU weder ein Staat, nicht Europa und nicht die europäischen Völker vertritt. … sorry, Freunde, ich erlaube mir an dieser Stelle einen dreifachen ‚Liebermann‘.

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        Mal eine Frage, blonderhans: Haben Sie eigentlich einmal einen Blick in das Strafgesetzbuch aus Kaisers Zeiten geworfen? Es ist lesenswert, vor allem die Paragraphen 94 bis 101. Der von Ihnen zitierte §220 des Strafgesetzbuchs der DDR ist demnach (bis auf Absatz 2) keine originäre Erfindung der DDR-Oberen.
        Und es ist durchaus akzeptabel, daß überstaatliche Organisationen – ob EU, NATO oder UNO – einen vergleichbaren Schutz gegen öffentliche Verächtlichmachung genießen. Andere Organisationen, die wie Religionsgemeinschaften keine eigene Staatlichkeit besitzen, genießen den Schutz schon länger.

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        @Opa,

        … Sie sollten lesen, dann denken, dann kommentieren. Ich zitiere mich selber; dass ‚… die EU weder ein Staat, nicht Europa und nicht die europäischen Völker vertritt.‘ Dass die EU-Figuren sich ‚elitär-kaiserlich‘ dünken – nehme ich Ihnen aber ab.

        Aber bitte, fangen Sie mit den §90 StGB der ‚BRD‘ – Verunglimpfung der Flagge, z.B. – gleich an. Sofort.

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        @Opa, Nachtrag

        … Roland Tichy zerpflückt Merkels Machtansprüche par exzellenz;

        „Nur wenn die Regierungen ihre eigenen Bürger an die erste Stelle setzen, werden die Menschen in ihre nationale Zukunft investieren. In den Vereinigten Staaten bauen wir eine Wirtschaft auf, die für alle funktioniert, und stellen die Bande der Liebe und Loyalität wieder her, die die Bürger vereinen und die Nationen mit Macht ausstatten.“

        Trump will mit Wohlstand und Verbesserung der Lebens- und Umweltbedingungen um die Anerkennung der Bürger kämpfen – Merkel bedroht Uneinsichtige. Es ist der elementare Unterschied zwischen Freiheit und Zwang.

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        Kann man „par excellence“ (auch wenn man es falsch schreibt) als Adverb benutzen? Ich glaube nicht. Wenn Rechte aufhören, die deutsche Sprache zu verhunzen, bin ich bereit, mit ihnen über ihre Forderungen zu reden. Da das vor der Wiederkunft des Messias nicht passieren wird …

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        @dbh: Der Grundsatz, daß die Reihenfolge Lesen-Denken-Schreiben einzuhalten sei, gilt auch für Sie.
        Es ist unerheblich, ob die EU ein Staatenverbund oder ein Bundesstaat ist und ob sie teilweise im Namen der Völker des Kontinents sprechen darf oder nicht. Seit Inkrafttreten des Lissabon-Vetrags ist die EU ein Völkerrechtssubjekt und entfaltet eine eigene Völkerrechtspersönlichkeit gegenüber ihren Mitgliedsstaaten und allen Drittstaaten, die sie anerkannt haben. In dieser Hinsicht ist sie einem von Deutschland diplomatisch anerkannten Staat gleich – aber offensichtlich nicht im Hinblick darauf, vor öffentlicher Verächtlichmachung geschützt zu werden. Seit dem Wegfall des §103 StGB (umgangssprachlich: „Majestätsbeleidigung“) genießen Staaten diesen Schutz, indem ein akkreditierter Vertreter des jeweiligen Staats Anzeige erstatten kann. Die EU unterhält jedoch keine Botschafter in ihren Mitgliedsstaaten, sondern nur in Drittstaaten.
        Zu dem von Ihnen verlinkten Video: Sie täten gut daran, erst nachzudenken, auch wenn es Sie in den Fingern juckt, sich über Ihre Ex wieder einmal so schön empören zu können. Das Video wurde aufgenommen, als die CDU 2013 ihren fulminanten Wahlsieg feierte. Der Generalsekretär als hochrangiger Vertreter der Partei beginnt, eine Deutschlandfahne zu schwenken. Die Kanzlerin (und Parteivorsitzende) tut das einzig Richtige: Sie entfernt das Symbol des Staates, um deutlich zu machen, daß dies eine Veranstaltung der Partei ist und daß es eine Trennlinie zwischen Partei und Staat gibt. – Ich schiebe es einmal auf Ihre Sozialisation in der DDR, daß Sie dies nicht erkannt haben.

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        Wobei ich Ihren wirklichen Namen viel schöner finde als „Opa Krempel“ …

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        @Opa

        … vorn weg, ich lerne gern. Sicher, die EU beansprucht für sich die eigene Rechtspersönlichkeit. Das hat aber nix mit originär staatlichen Völkerrechtssubjekten gemein. Die ‚EU‘ ist und bleibt ein Machtkonstrukt. Wo wir dann wieder bei der Frage sind, die Sie nicht übrigens beantwortet haben, was den Unrechtstaat definiert.

        @APo

        … ich gehe davon aus, dass ‚Rechte‘ die Rechtschreibung beherrschen. Mein Computer tut das auch. Nehmen Sie es als nachlässige ‚Elejanz‘ und vergeben Sie mir. Deutsche Rechtschreibung ‚winfried-verkretschmannt‘ vom i-phone.

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        @Opa, noch zur Deutschlandfahne

        … *rofl*, die anderen Deutschlandfahnen im Video beweisen was ich geschrieben haben. Aber meinetwegen, nehme ich Sie, OPa, und sie beim Wort: Man kann sich nicht darauf verlassen, daß das, was vor den Wahlen gesagt wird, auch wirklich nach den Wahlen gilt. Und wir müssen damit rechnen, daß das in verschiedenen Weisen sich wiederholen kann.‘ Focus: am 25. Februar 2008 Mitschnitt

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        @Opa, noch ein Nachtrag

        … die EU hat auch keine Vollmitgliedschaft in der UNO; diese wird nur international anerkannten Staaten (Völkerrechtssubjekte?) gewährt. Die EU besitzt lediglich einen erweiterten Beobachterstatus. Den hab ich beim Strandspaziergang auch.

        … und mit dem Brexit und Pr. Trump, sind Merkels & Genossen ihr Multilateralismus Schnee von gestern. Salvinis Comeback in naher Zukunft, wird … au-haua-ha … der EU den Rest geben und die europäischen Völker werden frei sein.

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    Sehr geehrter Herr Posener,
    da wagen Sie sich aber in Kabbelwasser (choppy sea). Wie immer, wenn ein englisches Wort stumpf in die deutsche Sprache adaptiert wird, – „public viewing“ macht mir heute noch Gaensehaut -, wird allein schon durch die Ungenauigkeit der nicht verhandenen korrekten Uebersetzung des Wortes „gender“ eine Diskussion losgetreten, gegen die der Luftkampf um des Kaisers Bart wie ein Sonntagsspaziergang wirkt. Klar wird es doch erst, wenn man ueber die gender identity zu den gender differences und dann zu den gender issues gewandert ist. Danach teilt sich das Meer wie gewohnt in die Geschlechter, und zwar in sozial (gender) und sex (biologisch). Das ist also nichts neues, sondern hier wird diskutiert, wie kulturelle Einfluesse auf das vergeschlechtliche Sein wirkt. Es geht um nichts weiter als um Selbstwertgefühl und Rollenverhalten, also um Dinge, die sich in der Tat mit dem Zeitgeist entwickeln und auch veraendern.
    Studien mit Barschen helfen da nicht weiter. Evolutionsbiologie auch nicht, denn gender identity ist ja per Definition kein monokausales Gefuege, sondern ein dynamisches komplexes Netzwerk aus vielem.
    Axel Meyer hat sich da vermutlich verlaufen, was ihm, dass muss man eingestehen, in rechten Kreisen mit Buchkaeufen vergoldet werden wird. Loesungsorientiert ist das nicht, und ich hoffe, dass Axel Meyer sich morgens schaemt, wenn er beim Rasieren in den Spiegel sieht.

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      Ja, James Taylor, so ist es. Und Axel Meyer war groß genug, hier öffentlich zu erklären (siehe seinen Kommentar), dass er das Gender-Streaming nicht so negativ sieht, wie ich es ihm unterstelle. Wir sind zu einem Gespräch im Frühjahr verabredet.

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    Ich bin nicht so gebildet wie jene, die hier kommentieren. Darum nur eine kurze Bemerkung. Für mich kann man den Unterschied zwischen Biologischen und Kulturellen so ausdrücken (sehr vereinfacht natürlich): 1.–ein Mann kann keine Kinder gebären und wenn er sich auf den Kopf stellt. 2. – In keinem Gen oder genetisches System steht geschrieben, daß nur die Frau das WC putzen kann. — Was anderes: sind wir irdisches, biologisches Wesen, dann gibt es m.A.n. nur zwei Geschlechter. Stammen wir von anderen Planeten, dann könnten es mehrere geben. Das bei so vielen Menschenexemplaren mehr oder weniger häufig etwas in Unordnung gerät, also wo die Sache nicht so klar, so eindeutig ist, kein Wunder. „Schuld“ daran ist nicht der Einzelne sondern die Natur. Hat weder mit Charakter noch mit Sünde zu tun. Es ist genau so angeboren als das Hetero-Sein. Also natürlich. Hat einer in unserer zur Schubladisierung neigenden Gesellschaft damit Probleme, muß man ihm/ihr helfen. Aber bitte nicht so, daß man die Biologie als nebensächlich abtut.
    lg
    caruso

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      Die Biologie hätte meine kleinen Asthmatiker aussortiert, wäre der Kampf der Menschheit nicht ein Kampf, die Regeln der Natur außer Kraft zu setzen. Zivilisation ist nicht natürlich. Wenn wir Männer gebären lassen können, sollten wir die Natur als letzte fragen, ob sie das so wollte oder nicht. Die Frage müssen wir Menschen schon selbst beantworten. Bei Antibiotika fragen wir auch nicht, ob die Natur sich nicht was dabei gedacht hat, Menschen an Blitvergiftung sterben zu lassen.

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        Nun, ob die kleinen Asthmatiker tatsächlich von der ‚Natur’ ausgesiebt worden wären oder vom Smog, sei mal dahingestellt. Zumindest, wenn ich an Asthma und meine Kindheit in Köln denke, bin ich da eher unsicher. Wir ‚streiten‘ hier zunehmend um Begriffe, worauf ‚Caruso‘ treffend hinwies. Was ist ‚Natur‘, was ‚Kultur‘? Ich kann diesen Gegensatz nicht wirklich erkennen.

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    Ich selber habe von „Gender Studies“ keine Ahnung. Da scheine ich aber die Ausnahme zu sein, denn ich lese viele hochengagierte und meist ablehnende Meinungen, nach dem Motto: „Solche Pseudo-Forschung brauchen wir nicht“. Von außen betrachtet ist es doch offensichtlich, dass dieses Thema für jede Kindererziehung zentral ist. D.h. dass es für alle Eltern eine – mehr oder weniger bewusste und durchdachte – Rolle spielt. Die Relevanz ist grundsätzlich also gegeben.
    Und wenn es dann weiter in der Zielsetzung darum geht, eingeengte Rollenmuster auszuweiten und Freiräume zu schaffen für Kinder, die nicht rollentypische – „mainstreamige“ – Vorlieben (-> Jungs Fußball, Mädchen Puppen) entwickeln, dann ist es eindeutig nützlich für diese Kinder. Solange die anderen weiterhin Fußball bzw. mit Puppen spielen können, sollte es auch für sie nicht schädlich sein. Grundsätzlich sollte man herausfinden, welche Stärken und Interessen die jeweiligen Kinder individuell entwickeln, und diese fördern.

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      …und noch eine Bemerrkung zum Totalitarismus, der in vielen Kommentaren (auch zu anderen Themen) immer wieder locker bei der Hand ist. Ich finde, man sollte nicht immer glauben, Hitlers oder Stalins Wiedergänger stünden vor der Tür. Das ist ganz einfach nicht der Fall. Damit wird zu viel und zu schnell herumgefuchtelt, das sitzt ganz locker, wahrscheinlich um andere zu diskreditieren oder Angst einzujagen.
      Die Erziehung unter den Nazis war komplett eindimensional: jungs sollten so sein, „Mädels“ anders, Punkt. Beide Rollen waren klar und vorgeschrieben. Heute ist das ganz anders, viel differenzierter, und eine solche Ausdifferenzierung erzeugt keinwn neuen Totalitarismus. Im Gegenteil. Der setzt Gleichschaltung, z.B. der Rollenbilder, voraus.

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        Genau. Steht übrigens auch so im Text. Schon Papst Benedikt gab den Ton vor, als er eine „Diktatur des Relativismus“ beklagte, was ein Oxymoron ist.

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        Der Zugriff von Ideologien auf gegebene Eigenschaften eines Individuums ist natürlich ein umfassender, also totalitärer, übergriffiger. Sei es, das man meint, einen Homosexuellen in Richtung auf ‚normale‘ Sexualität therapieren zu können, oder dass man im Sinne von Rousseau den Menschen als ‚tabula rasa‘ definiert und ihm schlichtweg angeborene Eigenschaften abspricht. Und das biologische Geschlecht als ‚soziales‘ Konstrukt definiert, wie Judith Butler das tut. Totalitarismen sind eigentlich schon auf den ersten Blick als Unsinn erkennbar und und enthalten nur eine Erkenntnis über den Geisteszustand ihrer Verfasserinnen. (Hatte ich so ähnlich schon bei Heidlberger geschrieben, ist aber wohl untergegangen. Passiert.)

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        Dann wäre, lieber KJN, das Christentum, das uns wider alle Biologie und Psychologie auffordert, unsere Feinde zu lieben, die totalitärste aller Ideologien. Ich sehe die Gefahr des inflationären Gebrauchs einer Vokabel, die ziemlich präzise eine bestimmte Form staatlicher Machtausübung im Sinne hat.

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        Sie haben, KJN, einen viel zu weiten Begriff von Totalitarismus (wie Herr Posener ebenfalls beobachtet hat), aber das ist nicht so wichtig. Vor allem haben Sie einen falschen Begriff vom Individuum, das Sie anscheinend als Inseldasein, wie ein Gärtlein mit einem Zaun drumrum, betrachten. Aber nicht als soziales Wesen. Pädagogik, elterliche Liebe und Diskussionen (und vieles andere) haben alle zum Ziel, „Individuen zu verändern“ (ich hoffe, Sie können akzeptieren, dass auch Kinder Individuen sind; bei Diskussionen geht es um das Veränderun geistiger Denk-Inhalte). Das alles ist gemäß Ihrer Definition dann totalitär. Wenn die „Individuen“ in einen Zoo eingesperrt werden, der sie vor „Zugriffen“ aller Art schützt, können Sie sich ausmalen, was hier gesiegt hätte: das Individuum oder der Totalitarismus. (Und Rousseau halte ich für widerlegt.)

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        In der Pädagogik kann man totalitär nennen, wenn man genau einen Weg, eine Rolle, ein Verhaltensmuster als das einzig wahre vorschreibt und alle anderen autoritär versperrt. Wenn man von wenigen Möglichkeiten ausgehend mehrere Wege eröffnet, ist man per se nicht totalitär. Im Totalitarismus gibt es immer nur eine Form für alles, eine allumfassende „Uniform“ (die natürlich strukturiert ist, d.h.z.B. in männliche und weibliche Substrukturen gegliedert ist). Es gibt keinen totalitären Pluralismus (das wäre eine contradictio in adiecto).

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        Und sofern Sie die Ideologien kritisieren möchten, die für die vermeintlich „totalitären Zugriffe“ verantwortlich sind, so stellt sich in jedem Einzelfall die Frage, was Ideologie und was Wissenschaft/religiöser Glaube/Vernunft/Sozialität ist. Wenn man Ideologie zurückdrängen will, was ja grundsätzlich aller Ehren wert ist, muss man immer darauf achten, das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten.

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        APo: ‚… das Christentum, das uns wider alle Biologie und Psychologie auffordert, unsere Feinde zu lieben, die totalitärste aller Ideologien.‘

        … das hatten wir schon, der heil. Augustinus anno Schnee; ‚der Glaubensakt ist schlichtweg unmöglich, außer er ist freiwillig‘.

        … werter APo, Sie können ja mal versuchen die Zwangsgebühren für das Staatsfernsehen der ‚BRD‘ nicht zu zahlen. Dann kennen Sie den Unterschied zwischen Wahrheit und ‚totalitärer Ideologie.‘

        Zur Feindesliebe, (Kathpedia): ‚Die innere Haltung des Christen sagt ihm: Krieg ist ein Übel, auf das nur nach Ausschöpfung aller friedlichen Mittel zurückgegriffen werden darf. Die Voraussetzung eines Krieges ist immer die Verfehlung des Anderen, denn ’nur die Ungerechtigkeit der Gegenpartei nötigt dem Weisen gerechte Kriege auf‘ (Augustinus). Dieses Übel kommt in einem eschatologischen Sinne auch dem ungerechten Gegner zugute, da er so in die von ihm verlassene Ordnung zurückkehren kann. Mit dieser erzwungenen Umkehr orientiert man den Kriegsauslöser wieder auf Gott hin und trägt damit letztlich dadurch dem Gebot der Feindesliebe Rechnung. Ließe man den Ungerechten gewähren, entfernte er sich in dem Irrglauben, seine Ungerechtigkeiten würden sich lohnen, mehr und mehr von Gott, dessen letztem Urteil er sich jedoch nicht entziehen kann.‘

        … jo, so sei es.

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        „Die innere Haltung des Christen sagt ihm: Krieg ist ein Übel, auf das nur nach Ausschöpfung aller friedlichen Mittel zurückgegriffen werden darf. Die Voraussetzung eines Krieges ist immer die Verfehlung des Anderen… “ Wann hat je einer, der Krieg führte, je das Gegenteil behauptet?

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        Wenn man Buttler und ähnlich engagiert*Innen zuhört, könnte man meinen, die drehen die Welt um und das sofort. Das ist aber so nicht der Fall. Der Abschlussball der Tanzschule meiner Tochter war rappelvoll mit stereotypen Rollenverhalten und sie war dabei so glücklich, dass ich an meiner Erziehung echt gezweifelt habe. So hatte ich mir es nicht vorgestellt, sie aber schon (na dann…). Dafür habe ich im letzten Halbjahr einen Menschen gesehen, den ich als Transsexual (der Adamsapfel) erkennen konnte. Keine Ahnung, wie so Buttlers Ideen insgesamt sind, das Totalitäre in der Umsetzung fällt aber wegen fehlender Totalität total aus (pun intended). Zumindest in Mittelhessen. Und dem einen/der einen (?) die ich gesehen habe, gönne ich das Glück der zu sein, der sie/er will, vom ganzen Herzen.

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        “Dann wäre, lieber KJN, das Christentum, das uns wider alle Biologie und Psychologie auffordert, unsere Feinde zu lieben, die totalitärste aller Ideologien.“
        Kann schon sein: Sanft totalitär. Muss ich mal drüber nachdenken. Allerdings meine ich, dass christliche Philosophen, wie Thomas v. Aquin mit Reflexionen über Menschen, Herrscher usw. da gegengesteuert haben. Ich meine, allzuviel philosophischen Überblick sollte man einer jüdischen Protestbewegung gegen das damalige Establishment, die später im römischen Reich vor allen Dingen bei Sklaven Anklang fand, auch nicht erwarten. Jedenfalls kann auch der kollektiv ausgeübte Zwang, in jeder Lebenslage lieb zu sein, ein Schuss sein, der nach hinten losgeht, oder wie man da spricht. Jedenfalls haben später die programmatisch „Lieben“ den Juden ‚alttestamentarische‘ Rachegelüste unterstellt. Das mit der Betonung des ‚Urchristentums‘ scheint mir auch so eine Sache zu sein.

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        Nur kurz, KJN: Das frühe Christentum war, auch wenn Nietzsche das behauptet hat, war keineswegs eine Sklavenreligion. Es fand vor allem Anklang in Kreisen, die wir heute als bürgerlich bezeichnen würden. Das war auch das Geheimnis seines Erfolgs. und es war auch keine „jüdische Protestbewegung“, sondern von Anfang an – ich meine, bei Paulus – eine antijüdische und prorömische Bewegung. Das war die zweite Bedingung seines Erfolgs.

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        APo: Wann hat je einer, der Krieg führte, je das Gegenteil behauptet?

        … Ideologien; oder alle die verteilen wollen was ihnen nicht gehört, ausgenommen eigene Pfründe, davon ihnen dann das Meiste. Sozialisten. Zum Beispiel – Karl-Marx.

        *Auf die sentimentalen Brüderschaftsphrasen, die uns hier im Namen der konterrevolutionären Nationen Europas dargeboten werden, antworten wir, daß der Russenhaß die erste revolutionäre Leidenschaft bei den Deutschen war und noch ist; daß seit der Revolution der Tschechen- und Kroatenhaß hinzugekommen ist und daß wir, in Gemeinschaft mit Polen und Magyaren, nur durch den entschiedensten Terrorismus gegen diese slawischen Völker die Revolution sicherstellen können … Dann Kampf, ‚unerbittlicher Kampf auf Leben und Tod‘ mit dem revolutionsverräterischen Slawentum; Vernichtungskampf und rücksichtslosen Terrorismus – nicht im Interesse Deutschlands, sondern im Interesse der Revolution!‘ Engels, 1849 (MEW 6, 286).’Sie haben die noch bessere Erfahrung gemacht, daß sie, die Deutschen und die Skandinavier, die beide zu der gleichen großen Rasse gehören, nur den Weg für ihren Erbfeind, den Slawen, bereiten, wenn sie miteinander streiten, statt sich zu verbinden.‘ Marx, 1853 (MEW 9, 248).

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        „Jüdische Protestbewegung“ ist natürlich missverständlich. Protestbewegung eines Juden gegen das damalige jüdische Establishment, wollte ich sagen. Vorfall in einer abgelegenen römischen Provinz wollte ich meinen. Einverstanden?

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        Nein. Die Erfindung des Christentums durch Paulus war das vielleicht bedeutendste Ereignis der Weltgeschichte.

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        Lieber Roland Ziegler..
        „Wenn man Ideologie zurückdrängen will, was ja grundsätzlich aller Ehren wert ist, muss man immer darauf achten, das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten.“
        .. wir sind an dem Punkt, wo ich genau das auch sagen könnte: Die Gender-Aktivistinnen sollen bei der Bekämpfung von Uralt-Ideologien einiger unserer Großväter und Großmütter nicht das Kind mit dem Bade ausschütten.
        Nehmen Sie beispielsweise das Thema hier:
        https://geburtsrisiken.de/das-buch/
        Die Verfasserin (eine Schulkameradin von mir, wie sprechen auf Klassentreffen über dies und das, sonst wüsste ich gar nicht, dass es das Buch gibt – wie wichtig ist das Reden..offline wie online) propagiert den routinemäßigen Kaiserschnitt und setzte sich damit in heftige Opposition zu den Verfechterinnen einer ’natürlichen‘ Geburt, also vor allem der Erwartungshaltung des und dem daraus resultierenden psychischen Druck, den Kaiserschnitt möglichst zu vermeiden. Ich finde das wirklich gut, nicht nur, weil ich sie kenne, dass sie dieses Thema gegen viele bigotte Naturromantikerinnen thematisiert, denen es anscheinend – mit Verlaub – scheißegal ist, wie Frauen bei der ’natürlichen‘ Geburt leiden, weil sie nicht von ihren Mythen lassen wollen ( https://geburtsrisiken.de/ ).
        Das darf aber doch nicht dazu führen, dass, wie ich es von anderer Seite hörte, Geburten mittlerweile routinemäßig passend zu den Dienstplänen in den Kliniken eingeleitet werden und ich vermute stark, auch die Autorin des Buches würde das nicht gutheißen. Nebenwirkungen und Risiken müssen immer mit berücksichtigt werden. (Ich meine, Martina Lenzen-Schulte schrieb auch Kritisches über die Pille.)
        Übertragen auf die Gender-Debatte bedeutet diese Tendenz zur technokratischen Übertreibung und Pervertierung, dass das Einfallstor dafür z.B. in der ideologischen und durch keinerlei Beobachtung belegbaren strikten Abgrenzung von Körper und Geist, Natur und Kultur einer Judith Butler (und Rousseau, den Sie auch für „widerlegt“ halten) geöffnet wird. Bei allem wünschenswerten Fortschritt müssen die körperlichen Gegebenheiten respektiert werden, sonst wird das Individuum durch den Fortschritt vergewaltigt.
        Sie schreiben mir, ich würde den Begriff ‚totalitär‘ zu weit fassen. Historisch mit Sicherheit, dass weiß ich selber, da braucht man mich kaum zu belehren. Aber die historische Bewertung und (moralische) Einordnung bezieht sich auf den Endpunkt einer Entwicklung, nämlich das historische Ereignis. Mich interessiert aber mehr die Entwicklung jetzt und das, was daraus in Zukunft daraus werden könnte und leider wurde auch in der Vergangenheit mancher offensichtlicher Stuss propagiert und es fanden sich Massen, dies es zunächst ignoriert und dann geduldet haben.
        Die Linke ist in die Jahre gekommen, bezieht ihr Selbstverständnis aus dem kampf gegen Problem von Vorgestern und hofft jetzt auf den Klimawandel als Betätigungsfeld – unter Ignorierung dessen, was die Leute wirklich umtreibt.
        Ich bin öfters in der Eifel, in einem sehr kleinen Dorf hinter Kleinkleckersdorf und ich kann Ihnen versichern, die kennen und leben das komplette Programm der sexuellen Vielfalt (mindestens) wie in Berlin und zwar schon länger und die brauchen keine Gender-Aktivist*innen, sondern eine funktionierende Ölheizung.

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        @Stevanovic
        “Der Abschlussball der Tanzschule meiner Tochter war rappelvoll mit stereotypen Rollenverhalten und sie war dabei so glücklich, dass ich an meiner Erziehung echt gezweifelt habe.“
        Ja klar. Das brauchen die in dem Alter. Schlimm, wenn man denen das nicht mehr anbietet, damit sie sich entweder glücklich damit identifizieren oder selbstständig die Entscheidung treffen, sich davon zu distanzieren. Warum auch immer. Den Kindern eine ideologisch durchgestyltes Umfeld anzubieten, statt sie mit der realen Welt zu konfrontieren (ab einem gewissen Alter), würde sie Schwächen. Freuen Sie sich über gesunde Töchter, die schon selber wissen, was sie wollen uns seien Sie stolzer Vater mit den besten Kindern, die es gibt, wie sich das ja auch gehört. Anscheinend haben Sie alles richtig gemacht.

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        @KJN: das meiste, was Sie sagen, kann ich nachvollziehen, nur zwei Bemerkungen:
        Erstens zum Totalitarismus. Wenn Sie nur (oder v.a.) die Richtung einer Entwicklung interessiert, so wollen Sie diese Richtung ja mit Ihrer Kritik beeinflussen. Ist das dann nicht genauso „totalitär“ in der Tendenz, wie Sie es Ihren linksgrünen Kontrahenten vorwerfen? Ansosnten müssten Sie sich in Pietismus üben. Denn IRGENDEINE Richtung nimmt diese „Entwicklung“ ja immer. Man will sie eben beeinflussen – mit besseren oder schlechteren Argumenten. Sie wollen das auch.
        Außerdem sollten Sie wahrnehmen, dass Entwicklungen nicht immer denselben Verlauf nehmen, den sie vielleicht früher genommen hatten, sondern vielerlei Einflüssen unterliegen. Es ist also extrem fehleranfällig, das Fernziel einer Entwicklung glauben sehen zu können. D.h. die von Ihnen vorhergesehene Entwicklung mit dem dystopischen Ziel Totalitarismus wird ihr Ziel gar nicht erreichen. Nicht jeder, der seine Schritte Richtung Süden lenkt, sollte sich warm anziehen, weil er notwendig den Südpol erreichen wird. Die Gefahr besteht nicht. Analog: Nicht jeder, der eine Forderung zur Gender-Problematik oder zum Klimaschutz erhebt, wird seine Mitmenschen bei nächster Gelegenheit terrorisieren und in den Gulag schicken. Und wer weiß, vielleicht ist es auch gerade der, der gegen solche Forderungen agitiert, der im Totalitarismus enden wird. Feststellen können wir nur: Derzeit sind wir hier nicht im Totaltarismus, sondern weit entfernt davon. Es gibt keine guten Gründen anzunehmen, dass sich das in absehbarer Zeit ausgerechnet durch Linksgrüne ändern wird.

        Und zweites: Das „Gendern“. Wem gegenüber ist das hilfreich oder gar nötig? Sie sagen, in Kleinkleckersdorf in der Eifel ist das nicht nötig, die kennen schon alles. Prima für die. Schädlich ist es aber auch dort nicht. Hier in Berlin ist es mit Sicherheit hilfreich und nötig, die Kinder – z.B. aus türkisch-arabischen Familien – über Homosexualität, Transgender, Emanzipation usw. aufzuklären. Kurz: „Eins schickt sich nicht für alle“ (wir wollen ja alle keinen Totalitarismus).

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        @KJN
        Das ist so, wie Sie sagen. Es fehlt halt nur der Wahnsinn im Gendern oder eben das totalitaristische Momentum. Der Fortschritt oder Rückschritt, je nach Sichtweise, spielt sich unheimlich langsam ab. Buttler & Stokowski mögen radikale Thesen schreiben, in der Welt da draußen ist es bei weitem nicht so und schon gar nicht verbindlich. Druck sieht anders aus. Dafür läuft das mit der ungleichen Bezahlung der Geschlechter noch immer unglaublich gut. Was nützt ein hipper Girls Day, wenn das Unternehmen dann Frauen für gleiche Arbeit schlechter bezahlt?

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        @Alan Posener
        Ich glaube nicht, dass Paulus das Christentum „erfunden“ hat, wie Sie formulieren, sondern dass im damaligen Palestina etwas gewesen sein muss, was Paulus zu etwas ‚Patentfähigen’ zusammengefasst hat. Genuine Erfindungen in dem Sinne gibt es sowieso nicht, es ist immer eine Folge einer Vorgeschichte und Kultur, wenn man so will. Und wenn sich so eine ‚Erfindung‘ durchsetzt, trifft sie auf Bedürfnisse die schon vorhanden sind und die nicht erst geweckt werden müssen.

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        …ich meinte nicht „Piet-„, sondern „Quietismus“.

        Außerdem noch eine Ergänzung: Es ist nicht so, dass die Genderleute ihre Ideologie in einen vorher ideologiefreien Naturraum hineintragen würden. Sondern das klassische Mann-Frau-Rollenspiel wird ergänzt. Es beruht selebr auf Ideologie. Um das zu sehen, muss man nicht darüebr nachgrübeln, wieviel davon „natürlichen“ d.h. biologischen Ursprungs ist. Es ist offensichtlich, dass jedenfalls nicht alles (100 %) biologischen Ursprungs sein kann.

        Und das klassische Rollenspiel soll auch bestehen bleiben, solange die Partner das wünschen. Es soll nicht mehr von Eltern und Insitutionen vorgeschrieben werdne, sondern freiwillig sein. Hier gibt es also kein Problem irgendeiner anprangernswerten Zwangausübung, die dann in ferner Zukunft zu Totalitarismus führen könnte.

        Weil die Partner das aber nicht immer wünschen bzw. es empirisch messbar zu Problemen (z.B. Gewalt in der Ehe) kommt, wird die klassische Männlein/Weiblein-Konstallation mit anderen Rollenbildern ergänzt. Hier gibt es also keine Verengung, sondern eine Erweiterung der individuellen Möglichkeiten. Dieser Weg führt also nicht hin zu einer Monokultur bzw. dann weiter zu einem Totalitarismus, sondern – weg davon. Am Ende stehen MEHR Möglichkeiten für das Individuum, nicht weniger.

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    @Alan Posener, 19. Januar 2020 at 08:34:

    „Wie sie daraus ableiten können, dass …“

    Dazu muss man die Verhältnisse einigermaßen im Detail kennen. Manches davon ist, obwohl in öffentlich zugänglichen Dokumenten wie Gesetzestexten und deren Begründung enthalten, nur schwer zu erschließen, wenn man sich nicht intensiv damit beschäftigt. Letzteres geschieht eigentlich nur infolge beruflicher Befassung mit dem Themenkomplex, und dann erwirbt man mehr oder minder Insiderwissen (ich selber bin sozusagen partieller Insider und kenne viele Verwaltungsvorgänge von innen, daher kann ich es mir nicht leisten, unter Klarnamen zu schreiben).

    Die „Strategie Gender-Mainstreaming“ wurde bekanntlich in den 1980er und 1990er Jahren in internationalen Gremien entwickelt und verabschiedet (Kurzbeschreibung s. hier) und von dort aus u.a. in Deutschland importiert.

    Dass es als „Verwaltungshandeln“ deklariert wurde, ist ganz wesentlich, denn dann ist es eine drittklassige Frage, wie z.B. ob die Büros um 8:00 oder 8:30 öffnen. Solchen Kleinkram dürfen Verwaltungen in eigener Machtvollkommenheit entscheiden, dazu gibt es keinen Parlamentsbeschuss, solche Themen werden dem kompletten politischen Prozess der Debatten und Konsensfindung entzogen.

    „Machtgewinn feministischer Akteure“

    Dazu brauchen Sie nur einen Blick in die zahllosen Gesetze zu werfen, die die Aufgaben von Frauen- bzw. Gleichstellungsbeauftragten“ definieren, oft mit direktem Bezug auf die Strategie Gender Mainstreaming. Es gibt Dutzende davon, ich kenne selber nur einen Teil. Geschätzte 95% der Gesetze schreiben vor, dass nur Frauen Gleichstellungs- bzw. Frauenbeauftragte werden können. Begründet wird das i.d.R. damit, dass nur Frauen die Interessen von Frauen vertreten können, was auf der radikalfeministischen Ideologie (bzw. Identitätspolitik) beruht, dass Männer und Frauen verfeindete Klassen sind. Z.T. steht in den Gesetzen wörtlich, dass die Gleichstellungsbeauftragten die Interessen **der Frauen** zu vertreten hat (und eben nicht die Interessen von Männern). Implizit ist diese Einseitigkeit aber generell klar. Legendär ist der Fall einer ehemaligen Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Goslar, die gefeuert wurde, weil sie einen Teil Ihrer Arbeitszeit zugunsten von Männern verwandte.

    Diese gut bezahlten Jobs im Öffentlichen Dienst, in denen man ganz offiziell für Frauen und gegen Männer arbeiten kann, üben natürlich eine magische Anziehungskraft auf feministische Aktivistinnen aus. Der Radikalisierungsgrad der Damen, die die Stellen besetzen, schwankt erheblich. An Universitäten und ähnlichen Einheiten ist er maximal, der Kampf gegen das Patriarchat scheint mir der Lebenszweck bei vielen dieser Damen zu sein. In städtischen Verwaltungen ist es gemischt, da wird man nicht gleich bei jeder feminismuskritischen Äußerung „skalpiert“. In Schulen oder kleinen Einheiten, wo der Job auch nur mit 1 – 2 Entlastungsstunden honoriert wird, scheint mir das meist sehr locker und als lästige Pflicht gesehen zu werden.

    Mit „feministische Akteure“ meinte ich vor allem die meist in Vollzeit beschäftigten Damen in Ministerien, Universitäten o.ä. Bundesweit sind das grob geschätzt 1000 Frauen, die gut vernetzt sind, auch in die Parteien hinein. Sie bilden das eigentliche ideologische Machtzentrum. Politisch sind das die einzig relevanten Player.

    Gender Mainstreaming ist sozusagen ein Arbeitsplatzgenerator für diese politischen Aktivisten. Deren Einkommen hängt davon ab, immer neue Diskriminierungen von Frauen zu finden und zu bekämpfen, und deren ideologische Prägung, die völlig einseitige Weltsicht und Ziel einer feministischen, um nicht zu sagen matriarchalen Gesellschaft sollte offensichtlich sein.

    Das alles steht natürlich in diametralem Gegensatz zu den offiziellen Darstellungen, was Gender Mainstreaming angeblich ist.

    „bleibt Ihr Geheimnis“

    Viele Details fallen in der Tat unter die Vertraulichkeit.

    „Es geht dabei also eben nicht um die Einebnung von Unterschieden, wie Prof. Meyer behauptet, sondern um ihre Berücksichtigung.“

    Mayer diskutierte das Thema aus dem Blickwinkel eines Biologen, und das ist auch gut so. Nach meinem Eindruck brachte ihn die Gender-Ideologie auf die Palme, die postuliert, Männer und Frauen hätten keine biologisch begründeten Verhaltensunterschiede. Diese blank-slate-Theorie ist ein klassisches Dogma des Gleichheits- bzw. Gender-Feminismus (im Gegensatz zum Differenzfeminismus) und kann in der Tat als „Einebnung von Unterschieden“ bezeichnet werden. Wahrscheinlich hat er es so gemeint.

    Mayer argumentiert also genau genommen gegen die Dogmen der Gender-**Ideologie**. Mit der **politischen Stretegie** Gender Mainstreaming hat die Ideologie nur indirekt zu tun, weil Gender Mainstreaming hunderte Radikalfeministinnen, die diese Ideologie vertreten, in wichtige Machtpositionen bringt und mit erheblichen Ressourcen versorgt.

    „Gender Mainstreaming ist zumindest begrifflich etwas anderes als die Gender-Ideologie oder der Feminismus.“

    Ich hoffe, dieser Satz ist jetzt etwas klarer geworden. Ich argumentiere hier ja i.w., dass Diskussionen unproduktiv werden, wenn man die Themenkreise und zugehörigen Begriffe nicht klar trennt.

    1. avatar

      Gut, „B52“. Ich bleibe freilich dabei, dass Feigheit vor der Feindin kein Weg ist, die Demokratie zu verteidigen. Was kann Ihnen schon passieren?
      Im übrigen ist noch jede ideelle Revolution damit verbunden gewesen, dass auch Machtpositionen besetzt werden; und man kann, wenn man Ursache und Wirkung verkehrt, böswillig sagen, das sei der Sinn der Revolution. Das wäre zugleich auch eine Verharmlosung. Auch die Beobachtung, dass alle Positionen an den Unis mit besonderer Radikalität vertreten werden, ist nicht gerade neu. Das liegt im Wesen der Institution.

      1. avatar

        „… dass alle Positionen an den Unis mit besonderer Radikalität vertreten werden, … liegt im Wesen der Institution.“
        Für die ideologiegeleiteten Geistes- und Sozialwissenschaften wahrscheinlich. In denen kann eine über „was und wer“ hinausgehende Erkenntnis nur auf der Grundlage von nicht allgemeingültigen, intersubjektiv übetragbaren, Axiomen erlangt werden (im Gegensatz zu den Natur- und Ingenieurwissenschaften).
        Dann kann man angesichts der Entwicklung, dass in allen entwickelten Zivilisationen die Studienquote sich in Richtung 50% entwickelt, genau diese Beobachtung allerdings auch als echte Gefahr betrachten :-).

        Gruss,
        Thorsten Haupts

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        Ihre Einschränkung auf die „humanities“ (mir widerstrebt der Begriff „Geisteswissenschaften“) ist richtig. Es gibt aber natürlich auf der anderen Seite eine gewisse Borniertheit und Überheblichkeit. Schließlich ist die Gesellschaft keine Maschine. Altes Problem, siehe C.P. Snow und seine „zwei Kulturen“.

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        „… Positionen an den Unis mit besonderer Radikalität vertreten werden“

        Kann sich Herr Mayer auch darauf berufen? Sie framen ihn gleich im ersten Satz als „nicht unumstritten“ und kritsieren ihn mehrfach, z.B. wegen „apodiktischer Feststellungen von fragwürdiger Gültigkeit“. Herr Mayer ist übrigens Teil des akademischen Personals, die für die die Freiheit von Forschung und Lehre gilt, die also besonders radikale Ideen vertreten dürfen und vielleicht sogar sollen.

        Frauenbeauftragte sind dagegen Verwaltungsangestellte. Zu den Dienstaufgaben von Verwaltungsangestellten gehört es grundsätzlich nicht, besonders radikale Positionen zu vertreten bzw. sich als politischer Aktivist zu betätigen. Eine wissenschaftliche Qualifikation (z.B. in Soziologie oder Sozialpsychologie und idealerweise auch in Verhaltensbiologie) ist keine Einstellungsbedingung und nach meinem Eindruck i.d.R. nicht einmal ansatzweise vorhanden. Die Qualität der Argumente ist dementsprechend. Stattdessen vorhanden ist aber sehr viel Macht. Ein Professor Mayer mag ja mehr verdienen, im Vergleich zu einer Frauenbeauftragten ist er politisch völlig machtlos. Er kann er so viele Bücher schreiben, wie er will, die werden machtpolitisch „noch nicht mal ignoriert“, wie man so schön sagt.

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        Niemand bestreitet Prof. Meyer das Recht, seine Forschung frei zu betreiben und seine Meinung zu den politisch-gesellschaftlichen Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. So wie ich das Recht habe, diese Schlussfolgerungen zu kritisieren.

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    Mit Judith Butler gesehen, bin ich eine Frau allein aufgrund gesellschaftlicher Konventionen.
    Nun, das mag sein.
    Dagegen kann ich nur ins Feld führen: Es hat mich nie gestört, eine Frau zu sein.
    Erleichtert, da unkomplizierter, stelle ich darüber hinaus fest, dass Brüder,Schwestern, Kinder offensichtlich auch im richtigen Körper stecken.
    Meine persönliche Lösung: fangen wir an, unsere vordergründig eindeutigen Identitäten als störend zu empfinden, sind wir gut aufgehoben in einer Gesellschaft, die uns weitere Optionen zugesteht
    Insofern hat die Gendertheorie eine relevante gesellschaftliche Funktion, ungeachtet ihrer wissenschaftlichen Bedeutung: die Akzeptanz derer, die sich aus dem Korsett einer, warum auch immer, falsch empfundenen Identität zu befreien wünschen
    Genau aus diesem Grund hat Judith Butler sie möglicherweise „erfunden“.

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    Ein paar Anmerkungen meinerseits:

    1. Das Buch von Axel Meyer ist jetzt 4 Jahre alt, es ist längst vergessen, wieso wird es jetzt wieder exhumiert? Es hat rückblickend betrachtet 0,0 Effekt gehabt. Kein Wunder, in den Zeiten von Metoo werden in der Größenordnung von 1000 Artikeln p.a. in der Mainstream-Presse publiziert, die feministische Standpunkte propagieren. Da geht so ein einzelnes Buch völlig unter.

    2. Mayer äußert sich fachfremd zu soziologischen Fragen und ist dabei nicht 100% korrekt. Feministinnen, die meist Literaturwissenschaften, Soziale Arbeit o.ä. studiert haben, äußern sich fachfremd zu biologischen Fragen und sind dabei nicht 100% korrekt (bzw. meist zu 80% falsch). Also wenn überhaupt dann müßte man beide Seiten gleichartig kritisieren. Bei einem interdisziplinären Thema sind solche Suboptimalitäten schwer zu vermeiden, zumindest am Anfang.

    3. Mich nervt es immer, wenn einmal halbwegs etablierte Begriffe wie Gender Mainstreaming falsch benutzt werden bzw. entkernt werden. Etabliert hat sich seit mindestens 10 Jahren die Definition des BMFSFJ, s. http://gender-mainstreaming.net, als Strategie, die **beim Verwaltungshandeln bzw. bei politischen Vorhaben** zu beachten ist. Zumindest nach der BMFSFJ-Definition ist das ganze ergebnisoffen. In der Realität natürlich nicht, sondern es geht im Kern um den Machtgewinn feministischer Akteure und um eine von diesen gestaltete, demokratisch nicht legitimierte top-down-Transformation der Gesellschaft (die eine der Gründe für den Erfolg der AfD ist). Es geht nicht direkt um pädagogische Detailkonzepte, z.B. im Kindergarten, das sind allenfalls die Aktionen feministischer Akteure dort, wo sie die Macht haben.

    Gender Mainstreaming ist zumindest begrifflich etwas anderes als die Gender-Ideologie oder der Feminismus. Sowohl im Buch von Mayer als auch in diesem Blogpost geht das ziemlich durcheinander.

    1. avatar

      Vielen Dank für den Hinweis auf das Verwaltungshandeln, lieber „B52“. (Trauen Sie sich wirklich nicht, mit Klarnamen hier aufzutreten? Wie unmännlich ist das denn?) Es heißt beim Bundesministerium für Familie usw.:
      „Der internationale Begriff Gender Mainstreaming lässt sich am besten mit Leitbild der Geschlechtergerechtigkeit übersetzen. Das Leitbild der Geschlechtergerechtigkeit bedeutet, bei allen gesellschaftlichen und politischen Vorhaben die unterschiedlichen Auswirkungen auf die Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern grundsätzlich und systematisch zu berücksichtigen.
      Dieses Vorgehen, für das sich seit der UN-Weltfrauenkonferenz 1995 international der Begriff Gender Mainstreaming etabliert hat, basiert auf der Erkenntnis, dass es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt, und Männer und Frauen in sehr unterschiedlicher Weise von politischen und administrativen Entscheidungen betroffen sein können. Ein solches Vorgehen erhöht nicht nur die Zielgenauigkeit und Qualität politischer Maßnahmen, sondern auch die Akzeptanz bei Bürgerinnen und Bürgern.
      Gender Mainstreaming bedeutet also zu berücksichtigen, dass eine Regelung für die Lebenswirklichkeiten von Frauen und Männern unterschiedliche Auswirkungen haben kann, daher „Gender“. Dies gilt für alle Regelungen, nicht nur solche mit einem ausdrücklichen Gleichstellungsziel, daher „Mainstreaming“.“
      Wie sie daraus ableiten können, dass es dabei „im Kern um den Machtgewinn feministischer Akteure (geht) und um eine von diesen gestaltete, demokratisch nicht legitimierte top-down-Transformation der Gesellschaft (die eine der Gründe für den Erfolg der AfD ist)“, bleibt Ihr Geheimnis. Von der Arbeitszeitregelung für Friseurinnen bis hin zur Gestaltung von Spielplätzen, von der Anrede bei offiziellen Schreiben bis hin zur Gestaltung von Toiletten gibt es Bereiche, in denen, wie es hier heißt, „Männer und Frauen in sehr unterschiedlicher Weise von politischen und administrativen Entscheidungen betroffen sein können“. Es geht dabei also eben nicht um die Einebnung von Unterschieden, wie Prof. Meyer behauptet, sondern um ihre Berücksichtigung.

  13. avatar

    >>Selbst wenn das alles stimmen würde, so hieße das ja nicht, dass jeder Mann sich in dieser Hinsicht von jeder Frau unterscheidet oder sich so verhält.<<

    Das wird ja auch nicht konstatiert, zumindest nicht von seriösen Autoren. Vgl. zB hier auf S. 40:

    "If fewer men then women excel in the field of interpersonal sensitivity, and if fewer women than men excel in spatial navigation, we can misled into categorizing these activities as "male" or "female". But the differences between men and women are differences of degree, not kind."

    https://books.google.de/books?id=Q1UL2l6MMKcC&pg=PA21&lpg=PA21&dq=%22margo+wilson%22+%22only+living+things+can+be+%22social%22&source=bl&ots=BbWlJwAbrh&sig=ACfU3U3nkg-gInvNcmD60dul4H9MxbiaHw&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiB5su8sY3nAhUJPFAKHf1PDQ8Q6AEwAXoECAoQAQ#v=onepage&q=%22margo%20wilson%22%20%22only%20living%20things%20can%20be%20%22social%22&f=false

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    „Und ja, ich finde es problematisch, aufgrund der subjektiven Mitteilung eines Kindes, es fühle sich in seinem biologischen Geschlecht gefangen, mit dem Operationsmesser oder der Hormonflutung loszulegen. Mich würde allerdings interessieren, von wie vielen Fällen jährlich wir hier reden.“

    Die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität geht derzeit (2018) von etwa 270 jährlichen Neufällen betroffener Jugendlichen (entspricht 15% aller Betroffenen) aus, die sich in Behandlung befinden. Klingt erstmal nicht viel, aber wer weiß, wie sich die Zahlen künftig entwickeln? Schaut man in die sozialen Medien (insbesondere YT) gibt es jedenfalls einen großen Hype um das Thema, der durchaus geeignet ist, verunsicherte Kinder und Jugendliche in eine bestimmte Richtung zu beeinflussen. Zudem gibt es, ebenfalls Wikipedia zitierend „keine Gesetze oder Verordnungen, die ein Mindestalter für die hormonelle oder operative Behandlung von Transsexualität vorschreiben“. Ärzte, Therapeuten und Eltern haben hier also einen großen Ermessensspielraum.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Transsexualit%C3%A4t_bei_Kindern_und_Jugendlichen

    Man muss sich aber schon die grundsätzliche Frage stellen, ob es so etwas wie ein „falsches“ angeborenes Geschlecht gibt, oder ob nicht einfach eine (behandelbare) psychische Störung vorliegt, ob manche Menschen nicht so gut in gesellschaftlich vorgegebene Geschlechterrollen passen (hier argumentiere ich quasi aus der Position eines „weichen“ Gender) und daher das Geschlecht wechseln wollen, anstatt sich von jenen sozialen Vorgaben zu lösen, oder ob nicht – gerade bei Heranwachsenden – ganz einfach entwicklungsbedingte Verunsicherungen der (Geschlechts-)Identität vorliegen. Zu dieser Frage habe ich eine Meinung, oder genauer: eine begründete Auffassung – mit letzter Sicherheit kann ich sie selbstverständlich aber auch nicht beantworten. Wenn man aber davon ausginge, dass das Pferd in der Praxis quasi von hinten aufgezäumt würde (Veränderung des Körpers statt Therapie der Seele bzw. Brechen mit sozialen Konventionen) dann wäre die Frage nach jährlichen Fallzahlen sekundär, dann wäre nämlich jeder Fall einer zuviel.

    „Alles, woran wir uns erinnern können, ist schon “gesellschaftlich vermittelt”; alle unsere Gefühle sind sprachlich konnotiert.“

    In der Tat, und bemerkenswert, wenn man darüber nachdenkt. Somit ist auch jegliches Geschlechtsempfinden “gesellschaftlich vermittelt”, was zu der Frage leitet, wie „natürlich“ oder eben „sozial vermittelt“ das Empfinden ist, mit dem „falschen“ Geschlecht zu leben. Wer die „Natürlichkeit“ von Homosexualität leugnet, ist in der Tat borniert, denn es gab dieses Phänomen historisch schon immer, und auch im Tierreich (höhere Primaten) ist es nachgewiesen, dazu noch in einer relativ stabilen Größenordnung. Wie sieht es eigentlich mit „Transsexualität“ aus, gab es so etwas historisch auch schon immer oder im Tierreich, oder woraus sonst können wir schließen, dass es sich um ein „natürliches“ (unabhängig von gesellschaftlichen Prägungen auftretendes) Phänomen handelt?

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    “ Aber vielleicht können Sie da etwas konkreter werden.“
    Das würde wohl den Rahmen dieses Blogs sperren und hätte genaugenommen auch nur anekdotischen Wert.

    „…oder belegt das nur, dass Sie ein Kind Ihrer Zeit sind? “
    Möglich ist alles, auch das. Meine Vorbehalte hingegen sind unabhängig von meinem Lebensalter allerdings prinzipiell (also unabhängig von konkreten Beobachtungen) und sehr einfach erklärt:

    Gleichberechtigung ist die selbstverständliche Forderung danach, Erwachsene unabhängig von Geschlecht (Religion, Hautfarbe, was auch immer) rechtlich absolut gleich zu stellen. Es gibt überhaupt keine Grauzonen, keine Möglichkeit zu Irrtümern, nur Schwarz und Weiss.

    Die Erziehung dahin, nicht Frauen und Männern automatisch bestimmte Rollen zuzuweisen und sie darauf festzunageln, grenzt dagegen deutlich und erkennbar sehr, sehr dicht an Umerziehung. Mit einem fliessenden Übergang, einem Graubereich. Und da sind für mich manche Grenzen längst überschritten worden, nicht zuletzt durch den enormen Frauenüberhang im Grundschullehrerbereich. Ich halte das darüberhinaus für gewollt, zur Zeit kennt erzielt Gender-Mainstreaming nämlich fast ausschliesslich Gewinner auf Frauen- und Verlierer auf Männerseite.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    1. avatar

      Lieber Thorsten Haupts, gleiche Rechte sind eine Sache; die Fähigkeit, von diesen Rechten Gebrauch zu machen, eine andere. Das muss ich Ihnen nicht erklären. Gegen „Umerziehung“ bin ich; gegen Erziehung nicht. Wir sagen ja alle, dass Erziehung wertebasiert sein muss. Wo ich Ihnen beim besten Willen nicht folgen kann, ist hier:
      „Und da sind für mich manche Grenzen längst überschritten worden, nicht zuletzt durch den enormen Frauenüberhang im Grundschullehrerbereich. Ich halte das darüberhinaus für gewollt, zur Zeit kennt erzielt Gender-Mainstreaming nämlich fast ausschliesslich Gewinner auf Frauen- und Verlierer auf Männerseite.“
      Wenn irgendetwas „gewollt“ war, dann dies: Dass Frauen, als sie in der Weimarer Republik und später wieder in der Bundesrepublik in die Männerdomäne Erziehung eindrangen, die schlechter bezahlte und statusmäßig niedriger stehende, dafür aber schwierigere Aufgabe der Grundsschullehrerin übernahmen, weil sie dafür angeblich durch ihre „fürsorgliche“ und „mütterliche“ Art dafür prädestiniert seien, während Männer Studienräte wurden: weniger Stunden, dafür besser bezahlt, besser angesehen, mit größeren Aufstiegschancen. Meine Frau blieb 35 Jahre lang A12, ich wurde schon mit A13 eingestellt und hatte binnen 10 Jahre A15, was schon ein gewaltiger Unterschied ist. Dabei ist meine Frau die bessere Pädagogin gewesen.
      Aus dieser systematischen Zurücksetzung der Frau eine Art Komplott zur Durchsetzung des Gender-Mainstreaming zu machen – tut mir Leid, das ist ahistorisch und ungerecht (um es vorsichtig auszudrücken). Tatsächlich hat der Berliner Senat nun – aus der Not heraus – die Grundschullehrer bei der Neueinstellung besoldungsmäßig mit den Gymnasiallehrern gleichgestellt, und siehe da: es gibt jetzt mehr Männer in der Grundschule. Das ist, entgegen Ihrer Vermutung, eine Forderung der „Gender-Ideologen“:
      https://www.gew.de/fileadmin/media/publikationen/hv/Hochschule_und_Forschung/Ausbildung_von_Lehrerinnen_und_Paedagogen/Zukunftsforum_Lehrer_innenbildung/190228_MaennerInsGrundschulamt_2018_A4_171218.pdf

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        Das kommt davon, wenn man zuviel komprimiert in zu wenig Worte packen will :-).
        Mein Satz „Und da sind für mich manche Grenzen längst überschritten worden, nicht zuletzt durch den enormen Frauenüberhang im Grundschullehrerbereich.“ hätte richtigerweise heissen müssen: „Und da sind für mich manche Grenzen längst überschritten worden. Ungewollt unterstützt durch den enormen Frauenüberhang im Grundschullehrerbereich.“
        Die Gründe dafür sind mir bekannt und ich glaube generell nicht an grössere Komplotts oder Verschwörungen – was man mit Dummheit, Ignoranz und Herdentrieb erklären kann …
        Wir werden unseren Dissenz ohnehin nicht auflösen können – Sie glauben, dass Gender-Mainstreaming etwas im Prinzip Richtiges will und nur durch einige Quartalsirre kontaminiert wird (lunatic fringe), ich glaube das durch Beobachtungen im angelsächsischen Raum eben nicht. Wo der Theorieersatz für Denkfaule namens intersektionaler, antirassistisher Feminismus überwiegend aus den Genderwissenschaften gespeist wird.

        Gruss,
        Thorsten Haupts

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    Lieber Herr Posener, es freut mich, dass Sie aus meinem Buch zitieren. Wir sollten uns wieder einmal treffen bei meinem nächsten Besuch in Berlin. Ich kann dann gerne versuchen Ihnen zu erklären, dass ich Genderstudies durchaus differenzierter sehe, als Sie es darstellen.

    Auf bald.

    Mit freundlichen Grüßen,

    Axel Meyer

    1. avatar

      Lieber Prof. Meyer, schön, dass Sie meine Kritik sportlich nehmen. Ich schreibe Ihnen, dann haben Sie meine Mail-Adresse, und wir können uns verabreden. Beste Grüße A.P.

  17. avatar

    … es gibt für angeborenes, ‚abweichendes‘ Sexualverhalten – Homosexualität oder Transsexualität – nicht den geringsten wissenschaftlichen Beleg. Niemand werde als Homosexueller oder Transsexueller geboren.

    Die ‚Gender-Theorie‘ *) ist eine Ideologie und als solche widerlegt. Sie fungiert allein als Entwurzlungsprozess für die beliebige Verfügbarkeit über den Menschen als Konsumenten und billige Arbeitskraft. Das hat was mit ‚grenzenlosen Markt‘ und ‚Menschenexperimenten‘ zu tun. Dabei stören die Kirche Christi, die Familie, Heimat und das Vaterland.

    Schon das Kommunistische Manifest, 1848, fordert die Zerschlagung der Familie und die ‚Verstaatlichung‘ der Kinder um den totalitären Staat zu errichten. Nix neues von der sozialistischen Front also.

    *) im Link gibt es, u.a., auch ein PDF-Dokument in deutscher Sprache; Sexualität und Gender – Erkenntnisse aus der Biologie, der Psychologie und den Sozialwissenschaften. Lawrence S. Mayer, M.B., M.S., Ph.D. und Paul R. McHugh, M.D

    … der Mann stand im Fluss und angelte Barsch,
    das Wasser stand ihm bis zum Knie. 😉

  18. avatar

    Sehr geehrter Herr Posener, man muss wohl unterscheiden zwischen jenem Zweig des Gender Mainstreaming, der soziale Geschlechterrollen als gesellschaftlich konstruiert betrachtet und demjenigen, der das Geschlecht an sich für gesellschaftlich konstruiert hält. Letzteren Standpunkt vertritt die in diesem Feld nicht ganz unbedeutende Judith Butler, wie ich mich persönlich durch entsprechende Lektüre überzeugen durfte. Über die erste Frage kann man noch trefflich streiten, etwa wieweit manche Verhaltensweisen durch biologische Anlagen determiniert sind oder nicht, oder wie das pädagogische Umfeld am besten zu gestalten wäre. Wenn es aber um die Frage der angeborenen geschlechtlichen Zuordnung eines Menschen geht, hört der Spaß in meinen Augen definitiv auf. Man kann die realen Folgen eines solchen (akademischen) Diskurses nicht übersehen. Menschen, und neuerdings immer jüngere Menschen, Kinder und Jugendliche nämlich, vermeinen im „falschen Körper“ geboren zu sein, unterziehen sich (gesundheitsschädlichen) Hormontherapien und (irreversiblen) chirurgischen Eingriffen, mit unabsehbaren Langzeitfolgen – man google einmal die Stichworte Transsexuelle und Selbstmordrate, oder lese sehr aufschlussreich den folgenden Artikel…

    https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/nach-der-geschlechtsangleichung-es-hat-alles-nur-schlimmer-gemacht/23758764.html

    Wohlgemerkt, es geht hier nicht um Intersexuelle, also Menschen, die bei der Geburt NICHT eindeutig einem Geschlecht zuzuordnen sind. Das gibt es nämlich, und hier kann ein chirurgischer Eingriff u.U. tatsächlich sinnvoll sein. Es geht um Menschen, die mit eindeutigen Geschlechtsmerkmalen geboren wurden, die sich aber mit ihrem Geschlecht nicht identifizieren können. Da das Geschlecht aber eben nicht gesellschaftlich konstruiert ist, kann man es auch nicht wechseln. Natürlich muss man Menschen mit einer Geschlechtsidentitätsstörung helfen, aber nicht so, wie es immer mehr zur gängigen Praxis wird.

    p.s. auch in Ihrem Link ist von Geschlecht (nicht Geschlechterrolle) als Konstrukt die Rede: „Dabei wird Geschlecht als gleichermaßen konstituiert wie konstruiert verstanden, d.h. als qua (durchaus auch eigensinniger) lebensweltlicher Praxen in eigenlogischen Strukturen hervorgebracht“

    https://www.gender.soziologie.uni-muenchen.de/lehrstuhlprofil/index.html

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      Lieber Herr von Rüden, ich bin mir sicher, dass es in einer so heiklen und von beiden Seiten ideologisch überfrachteten Frage zu Übertreibungen und Fehlern kommt. Ohne diese herunterspielen zu wollen, würde ich aber vermuten, dass die Anzahl von Depressionen, Selbstmorden usw., die durch Nichtbehandlung entstehen, um ein Vielfaches höher ist.
      Das ist aber ein weites Feld, auf dem ich keineswegs firm bin.
      Mir geht es aber auch darum, dass Rückschlüsse von der Natur auf die Gesellschaft problematisch sein können, weil unser Blick auf die Natur durch unsere Sozialisation bestimmt sein kann:
      https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus204750352/Homosexualitaet-Was-der-Mensch-von-schwulen-Tieren-lernen-kann.html

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        „Rückschlüsse von der Natur auf die Gesellschaft “ können problematisch sein, keine Frage, läuft man hier doch immer Gefahr, bei sozialdarwinistischen Reduktionen zu landen. Mein grundsätzliches Problem bezieht sich auch weniger, das sollte aus meinem Beitrag hervor gegangen sein, auf die Dekonstruktion von Geschlechterrollen, wenngleich es hierzu ebenfalls das eine oder andere Wort zu sagen gäbe – man kann eben auch hier ideologisch Dinge auf die Spitze treiben, was z.T. auch geschieht…

        https://www.zeit.de/2012/34/C-Schule-Kindergarten-Schweden/komplettansicht

        Das Ganze ist aber noch VERGLEICHSWEISE harmlos zu der ebenfalls betriebenen Dekonstruktion der Kategorie Geschlecht an sich. Etwas firm bin ich auf diesem Gebiet schon, da ich mich im Studium ein wenig damit befasst habe, und auch in der beruflichen Praxis Berührungspunkte hatte. Natürlich, im Falle einer Geschlechtsidentitätstörung können im Falle einer Nichtbehandlung Folgeprobleme entstehen, aber im Falle einer falschen Behandlung ebenfalls. Die, unter Psychologen durchaus umstrittene Frage, ist, ob bei einer solchen Diagnose ein seelisches/psychisches Problem vorliegt, oder aber der bzw. die Betroffene im „falschen“ Geschlecht lebe. Es hat sich weitgehend, meiner Meinung nach zumindest z.T. unter dem Einfluss moderner Gender Theorien, letztere Auffassung durchgesetzt, daher bezahlen Krankenkassen heutzutage entsprechende „Behandlungen“. Das halte ich für höchst problematisch, denn wie soll man sich das (wissenschaftlich) vorstellen, dass das angeborene Geschlecht „falsch“ sein soll, wählbar wäre, mithin etwas „konstruiertes“ das man „umkonstruieren“ könne? Man geht hier unter der Hand von völlig spekulativen metaphysischen Annahmen aus, wie dem dem von Betroffenen häufig geäußerten Annahme, das Geschlecht der Seele würde nicht zum Geschlecht des Körpers passen. Ist das eine wissenschaftliche Aussage? Wie kann man auf so einer Basis so weitgehende Entscheidungen treffen?

        Nun, Ihrer Antwort Herr Posener entnehme ich, dass sich mit derartigen Fragen noch nicht intensiv befasst haben, und es ist richtig, dass ihr Artikel auch eher das „weiche“ Gender Mainstreaming (Geschlechterrollen betreffend) thematisiert. Allerdings wollte ich in einer Debatte zu diesem Thema die weitergehenden Implikationen eines „harten“ Gender-Begriffs (das Geschlecht selbst betreffend) nicht unerwähnt lassen, da das ebenfalls Teil des Diskurses ist, und man beide Standpunkte nicht völlig losgelöst voneinander betrachten kann .

        Es lohnt sich durchaus, bei den geistigen Vordenkern des Fachs einmal genauer nachzuschauen, hier ein aufschlussreicher Text zu Judith Butler (deren „Gender Trouble“ ich im Original gelesen habe) : „Der Diskurs beinhaltet die Trennung von „sex“ und „gender“. „Sex“ ist der geschlechtliche Körper und „gender“ die Geschlechtsidentität (…) Aber wenn diese Trennung die Grundlage ist, so Butler, dann gäbe es zum einen einen Geschlechtskörper, der als natürlich, biologisch usw. gilt und zum anderen eine soziale Geschlechtsidentität, die gesellschaftlich und kulturell ist. Der Körper wird damit aber in den Bereich der Natur „abgeschoben“ bzw. diesem Bereich zugeordnet und das ist Teil eines bestimmten Diskurses, der den Körper als etwas natürliches hinstellt, d.h. ihn naturalisiert (…) Bei ihr ist der Körper nicht eine natürliche Masse, die dann eine Geschlechtsidentität „annimmt“, sondern der Körper wird als Geschlechtskörper stets neu hergestellt.“

        http://asbb.blogsport.de/2008/.....ger_innen/

        Schlussfolgerung: Butler als ideologische Vertreterin des „harten“ Gender kritisiert hier den „weichen“ Gender-Ansatz, weil er „nur“ die Geschlechterrollen denaturalisieren will, aber nicht den Körper, das biologische Geschlecht als solches. Auch dieser wäre laut Butler aber gesellschaftlich formbar (könne „stets neu hergestellt“ werden). Irre ich mich, oder ist das genau die ideologische Blaupause, die zu der Annahme führt, ein Mensch könne sein Geschlecht wechseln?

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        Ich gebe zu, lieber Christian von Rüden, dass ich mich mit Judith Butler nur als Israelkritikerin, nicht als Gender-Ideologin bislang befasst habe. Und ja, ich finde es problematisch, aufgrund der subjektiven Mitteilung eines Kindes, es fühle sich in seinem biologischen Geschlecht gefangen, mit dem Operationsmesser oder der Hormonflutung loszulegen. Mich würde allerdings interessieren, von wie vielen Fällen jährlich wir hier reden.
        Nach alledem würde ich dennoch – was die „Konstruktion des Körpers“ angeht – festhalten wollen, dass wir unfähig sind, einander wie Affen anzusehen, obwohl wir 99% der Gene gemeinsam haben. Wir wissen schlicht nicht, wie es sich anfühlt, Affe zu sein und eine Affensexualität zu haben. Und selbst unsere eigene vorsprachliche oder vorgesellschaftliche Kindheit verdrängen wir so vollständig, dass wir uns nicht einmal vorstellen können, wie es ist, als Kind an der Mutterbrust zu hängen, den Po gewischt zu bekommen usw. usf. Das ist bemerkenswert. Alles, woran wir uns erinnern können, ist schon „gesellschaftlich vermittelt“; alle unsere Gefühle sind sprachlich konnotiert. Es gibt einen Song, „Walking In Memphis“, von Marc Cohn, in dem der Refrain lautet:
        Then I’m walking in Memphis
        Walking with my feet ten feet off of Beale
        Walking in Memphis
        But do I really feel the way I feel?

        Genau: „Do I really feel the way I feel?“ Eine tolle Frage.

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      ..„Man kann die realen Folgen eines solchen (akademischen) Diskurses nicht übersehen. Menschen, und neuerdings immer jüngere Menschen, Kinder und Jugendliche nämlich, vermeinen im “falschen Körper” geboren zu sein, unterziehen sich (gesundheitsschädlichen) Hormontherapien und (irreversiblen) chirurgischen Eingriffen, mit unabsehbaren Langzeitfolgen – man google einmal die Stichworte Transsexuelle und Selbstmordrate, oder lese sehr aufschlussreich den folgenden Artikel…“
      Richtig. Mir ist ein solcher Fall persönlich bekannt. Wer das relativiert, lässt bezüglich seiner Prioritätensetzung tief blicken.

      1. avatar

        Lieber KJN, ich habe das gegoogelt, wie Sie vorschlagen, und folgenden Eintrag gefunden:
        https://de.wikipedia.org/wiki/Geschlechtsangleichende_Operation

        Daraus geht hervor, dass es in den letzten 50 Jahren eher schwieriger geworden ist, solche Operationen durchführen zu lassen. Es scheint zumindest fragwürdig also, der Gendertheorie solche „realen Folgen“ zu unterstellen. Ich weiß auch nicht, gegen wen sich solche Raunerei richtet: „Wer das relativiert, lässt bezüglich seiner Prioritätensetzung tief blicken.“ Ich jedenfalls relativiere nichts. Ich habe geschrieben, was m.E. für die Anwendung von „Gender-Mainstreaming“ in Kitas und Schulen spricht, und warum man Berufsfelder für verschiedene Geschlechter öffnen soll. Das alles hat mit den hier beschriebenen Fällen nichts zu tun.

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        Es geht hier nicht (nur) um die Operationen, sondern das Vorfeld, was dem Wunsch nach diesen Operationen überhaupt Raum gibt. Damit wird von Seiten interessierter Kreise (Aktivisten, Politik, dadurch verunsicherte Eltern/Erzieher) unverantwortlich umgegangen. Schon ich musste meinen Sohn vor dem Zeitgeist schützen. Und das ist schon was her.

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    “Menschen sind keine Barsche“
    Doch. Ein bisschen. Die männlichen und weiblichen Eigenschaften sind, wenn man sie quantifizieren würde, wie fast alles, normalverteilt. Zwei Glockenkurven, eine für männlich, eine für weiblich. Und sie überschneiden sich. Deswegen gibt es Männer, die ‚weiblicher‘ sind, als manche Frauen und umgekehrt. Aber aus dem zweifellos zu verteidigenden Existenzrecht dieser Minderheit in der Schnittmenge dieser Verteilungen (Glockenkurven) aber Erziehungsmaßnahmen ableiten zu können, um neue Rollenmodelle zu etablieren, kann durchaus autoritär bis totalitär sein. Mehr ist eigentlich m.E. dazu gar nicht zu sagen. Oder vielleicht noch Beispiele.

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      Ja, die Kurven überschneiden sich. Und zwar bei jeder einzelnen „typischen“ Eigenschaft verschieden. Die Schnittmengen dürften, wenn man sie addiert, ziemlich groß sein.
      Es geht nicht darum, „neue Rollenmodelle zu etablieren“; es geht darum, überkommene Rollenklischees zu überwinden. Darüber kann man streiten. Aber nicht – oder nur bedingt – mit der Biologie.

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        Naja, lieber Alan Posener, nicht nur die Summe der Eigenschaften innerhalb der Schnittmengen ist groß, sondern auch die Summe der Eigenschaften außerhalb dieser. Spielt wohl auch keine Rolle, denn es gibt wahrscheinlich mehr Männer, die darunter leiden mussten, kein ‚richtiger Junge‘ zu sein, als Frauen, die darunter litten, dass Ihnen als Kind der Schraubenzieher abgenommen wurde. Bescheuert so was. Aber jetzt Kampagnen für Frauen in sog. Männerberufen? Wozu?

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        „Es gibt wahrscheinlich mehr Männer, die darunter leiden mussten, kein ‚richtiger Junge‘ zu sein, als Frauen, die darunter litten, dass Ihnen als Kind der Schraubenzieher abgenommen wurde.“
        Sie machen da eine Mengenangabe, lieber KJN, und das hatten wir schon bei der frage der Versiegelung und Ihres Einflusses auf den Klimawandel. Da wäre die Frage an den Ingenieur: Belege?
        Ich gebe Ihnen aber Recht, dass viele Jungen (ich gehörte nicht dazu) in Kita und Schule darunter leiden, dass ihr Wunsch nach toben und kämpfen usw. nicht ausgelebt werden kann, ja als „böse“ von dem überwiegend weiblichen Personal empfunden und sanktioniert wird. Übrigens hat das mit Gendertheorie nichts zu tun. Die Frauen sind da oft einfach überfordert. Dazu gab es schon 1990 ein interessantes und sehr einflussreiches Buch, „Kleine Helden in Not“:

        https://www.rowohlt.de/fm/131/Neutzling_Kleine_Helden.pdf

        Aus dieser Not geht sehr deutlich hervor, weshalb es mehr Männer in pädagogischen Berufen bedarf, die für die Jungen Fußballspiele und andere Wettkämpfe organisieren können. Aber natürlich auch für jene Mädchen, die mitmachen wollen – und solche gibt es immer, so wie es Jungen gibt (ich gehörte dazu), die mit Fußball usw. wenig anfangen können.
        Frauen in Männerberufen: Wozu? Gegenfrage: Was sind Männerberufe? Warum?

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        .. und Kampagnen für Männer ins sog. Frauenberufen, wie Kindergärtnerin. Es reicht doch, denjenigen, die das machen wollen, nicht im Wege zu stehen. Aber warum immer ,die Massen‘ manipulieren wollen? Ich verstehe das wirklich, ganz elementar nicht.

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        Lieber KJN, es ist für die Erziehung von Kindern von elementarer Wichtigkeit, dass sie auch männliche Vorbilder haben. Nicht nur in der Familie (wo sie leider oft fehlen), sondern auch in der Kita und in der Grundschule. Das passiert nicht, wenn man nicht dafür wirbt, weil diese Berufe traditionell nicht als vollwertig angesehen wurden – gerade weil sie von Frauen ausgeübt wurden. Es geht also nicht darum, „die massen zu manipulieren“, sondern einer jahrhundertelangen Manipulation entgegenzuwirken. Warum Sie da ein „ganz elementares“ Unverständnis haben, will sich mir nicht erschließen.

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        „“Es gibt wahrscheinlich mehr Männer, die darunter leiden mussten, kein ‚richtiger Junge‘ zu sein, als Frauen, die darunter litten, dass Ihnen als Kind der Schraubenzieher abgenommen wurde.”“
        Damit meinte ich als jemand, der die protomilitärische Brüllerei auf dem Fußballplatz als Junge wahrscheinlich genauso wie Sie als abstoßend und einschüchternd empfand, den damaligen Druck, ein ‚richtiger Junge‘ sein zu müssen. Vielleicht sollten auch Sie mal ihre Wahrnehmung auf geschriebenes bezüglich Ihrer eigenen offensichtlich linksaktivistischen Voreingenommenheit überdenken. Sonst werde ich befangen und auf (links-rechts-) Geschrei habe ich auch heute noch keine Lust.
        Das gilt auch für Stevanovic.

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        „Vielleicht sollten auch Sie mal ihre Wahrnehmung auf geschriebenes bezüglich Ihrer eigenen offensichtlich linksaktivistischen Voreingenommenheit überdenken.“ Das verstehe ich nicht, lieber KJN. Auf verschiedenen Ebenen.

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        Was mich an Ihrer Einlassung verwunderte ist: Wenn ich schreibe „ein ‚richtiger‘ Junge“, dann ist doch in dem Kontext klar, dass ich ‚richtig‘ ironisch meine. Die Anforderungen waren doch in den 60ern letztlich nicht anders, als bei den Nazis und nicht nur da. Der Brecht hat in diesem Punkt schon recht: „Wohl der Zeit, die keinen Helden braucht“ (oder so ähnlich). Wir (nein, ich ja nicht) machen aber einen schlimmen Fehler, wenn wir die Rollenverteilungen nun umdrehen würden, bzw. was wahrscheinlicher ist, meinen überkompensieren zu müssen. Die Freundin, von der ich im anderen Post sprach meinte auch: Männer haben an den Unis mittlerweile schlechte (Karriere-)Chancen. Und: Nein – Frauen sind sind selbstverständlich nicht automatisch die besseren Führungskräfte (oder Menschen sogar) – was für eine idiotische Erwartungshaltung. Ich habe mir vor einiger Zeit mit einer lieben Freundin diesen Film ‚Hidden Champions‘ über NASA-Mathematikerinnen angesehen. Tolle Frauen, tolle Menschen. Aber wer war zuerst auf dem Mond. Warum? Ich meine, falsche Frage. Weil unerheblich.

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      Wenn im Kindergarten oder der Grundschule 24/7 „In der Weihnachtsbäckerei“ läuft, ist das kein Gendern, sondern es sind meistens überforderte Kindergärtnerinnen (von denen sich viele ihren Beruf „was mit Kindern machen“ so nicht vorgestellt haben), die für einen Hungerlohn Erziehung machen sollen und die Kindergruppe wie ein dementes Altersheim organisieren. Die Realität in den Einrichtungen hat wenig bis gar nichts mit Weltanschauungen zu tun. Da Aggressivität und das Lernen des Umgangs damit eine anstrengende Sache sind, ist es doch toll, wenn die Jungs (und Mädchen) bei Vater/Mutter/Kind Spielen mitmachen, statt das Skalpieren zu üben. Der Anteil männlicher Erzieher ist fast nicht vorhanden (haha, ist nur was für weibische Schwuchteln), die Ausbildung ist schlecht und, um in der Glockenkurve zu bleiben, selbst wenn ein Mädchen Skalpieren übern möchte, wäre keiner da, der es ihr beibringt. Insofern ist die Erziehung gerade in den Kindergärten das Ergebnis der optimalen Welt für den alten, weißen Mann: schön billig und steuersparend und ein klar definiertes Berufsbild, das ein echter Mann nicht anfassen würde. Gendern ist (in den meisten Fällen) nur ein Begriff, um nicht über das Elend sprechen zu müssen, zu dem mehr-Netto-von-Brutto Fundamentalisten diese Einrichtungen gemacht haben (ich habe FDP gewählt, aber, walla, was Unsinn ist, ist Unsinn). Wenn es den Eltern zu wenig an echter Auseinandersetzung ist, gibt es Judo und Kickboxvereine. Ideologische Kämpfe finden in den Kommentarspalten statt, aber nicht da draußen. Da ist gar nichts totalitär. Will man eine taugliche Nahkampfausbildung für seinen Sprössling, muss man halt den Hintern als Papa mehr bewegen und das bringt die alten, weißen Säcke auf die Palme. Rumheulen ist einfacher als rumfahren.

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        Ach ja, Thema alter, weißer Mann: Ob mich 34-jährige Göhren wie nun Finnland herumkommandieren oder ein Berlusconi, spielt in meiner Erlebniswelt eigentlich keine Rolle. Ich hatte einige weibliche Vorgesetzte und wer empfindet, dass die Disziplinierung durch alte Männer angenehmer oder gerechter, gar natürlicher sei, hat Probleme mit seinem Selbstwertgefühl. Die Grenzen verlaufen nicht zwischen den Geschlechtern, sondern zwischen denen die reden dürfen und denen, die zuhören müssen. Und, sorry, in meiner Preisklasse müssen auch alte, weiße Männer zuhören. Ich bin bestimmt nicht solidarisch mit meinen Geschlechtsgenossen, die bisher reden durften.

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        @Alan Posener, Stevanovic
        Warum soll gerade ich das lesen? Damit ich Stevanovic weitgehend zustimme? Mach ich hiermit. Aber die Missverständnisse fundamentaler Art, gerade was die Einordnung ‚als alter weißer Mann‘ bzw. (wesentlich schlimmer) weitergehende psychologischer Pathologisierungen (‚Selbswertgefühl‘, ‚klimaleugnender Realitätsverweigerer‘, ‚Angst alt zu werden‘, ‚Angst, abgehängt zu werden‘, usw. usf. nicht wahr? – träumen Sie weiter) wird es langsam, auch hier, stelle ich fest, unerträglich. Unterlassen Sie bitte in Zukunft solche persönlichen Unterstelleungen bei mir sonst bin ich weg. Punkt. Danke. (Tatsächlich habe ich besseres zu tun, als mich hier zu ärgern).

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        Lieber KJN, ich habe nicht gemeint, dass irgendetwas von dem, was Stevanovic an Bosheiten geschrieben hat, auf Sie zutrifft. Es tut mir Leid, wenn Sie das so empfunden haben. Es geht mir nur um seine Beschreibung der Situation in den Kitas und der Gründe dafür.

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        Ist o.k. lieber Alan Posener, ich glaube Ihnen das natürlich. Aber ich habe den Eindruck, dass der Ton in der öffentlichen Debatte gerade von linker Seite (gerade auch durch die Klimadebatte, aber das soll hier nicht mein Thema sein) sehr sektiererisch, schrill eifernd geworden ist, nach dem Motto: Wer nicht auf unserer Linie liegt, ist gestört/krank und/oder ein Nazi. Für jene wird In der sogenannten Satire ein ‚Mann mit Hut‘ als Hanswurst an die Wand gemalt, wo jeder mit Abitur sich im Vergleich als etwas Besseres gut fühlen kann. Das ist so überheblich, wie durchschaubar und ich weiß ja, Sie gucken das ÖR-TV nicht (ich auch so gut, wie nicht mehr), aber es ist mittlerweile wirklich grausam. Und jede wissenschaftliche Theorie, sei es die Stringtheorie (interessiert keinen), die Klimaprognosen („follow the science“) oder eben die Gendertheorie („toxische Männlichkeit“) sind Thesen, die kritisiert/angegriffen werden können und müssen. Das ist das Wesen von Wissenschaft, der Erkenntnis. Selbst ich (wieso überhaupt ’selbst ich‘) würde ja die Existenz von toxischer Männlichkeit (aber auch toxischer Weiblichkeit) einräumen, aber das, was z.B. ein ‚Die Zeit‘-Chefredakteur (Bernd Ullrich) so so sich gibt („wäre die Welt von Frauen regiert, wäre sie friedlich“) ist dermaßen daneben.. Ich habe eine ältere Schwester, so eine erfolgreiche, in Führungsposition usw., die würde wohl spontan sagen: „Naiv + absolut weltfremd weltfremd“ und wir reden oft über solche Sachen, wenn wir uns sehen. Sie würde sich, da bin ich mir ziemlich sicher, in ihrem Verhaltensrepertoire durch solche ‚Intellektuelle‘ eingeengt fühlen. Eine Freundin (Uni-Angehörige) erklärte mir vor Jahren ‚Genderforschung‘ so: Es ginge darum herauszufinden, Schulen, Arbeitsplätze und soziale Einrichtungen geschlechtergerecht zu gestalten. Wenn ich mich an meine Schulzeit erinnere und die Verzweiflung einer sehr begabten Mitschülerin im Physikunteriicht ist das sicher eine gute Sache. Geschlechtergerecht. Wow! Setzt wohl die Existenz biologischer Geschlechter voraus. Judith Butler: Setzen! 6. So geht Weltrettung durch Theoretiker*innen daneben.

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        Lieber KJN, ich habe mich für einen missverständlichen Kommentar entschuldigt. Sie können nicht ernsthaft behaupten, dass hier auf SM ein schriller Ton herrsche; und wenn, dann wird er nicht von mir hereingebracht. Und auch nicht von „links“.
        In allen Debatten – Klima, Flüchtlinge, Mieten, Gender – herrscht in der letzten Zeit ein schriller Ton. Ich glaube nicht, dass man objektiv betrachtet behaupten kann, dieser würde nur „von links“ in hereingebracht. Das ist jedenfalls nicht die Erfahrung, die ich mache. Auch nicht hier auf SM.
        Ich habe dazu einige Vermutungen angestellt, die ich gern mit Ihnen teile:
        https://www.welt.de/debatte/kommentare/article205061828/Social-Media-Beleidigungen-die-uns-suechtig-machen.html

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        Das habe ich auch nicht gesagt, dass auf SM ein schriller Ton herrscht. Sicher auch dank Ihrer engagierten Moderation. Für schrill halte ich allerdings den Zeitgeist. Ihrem Artikel über die Negativ-Wahrnehmung in den (a)sozialen Medien stimme ich zu. Ich sehe das Hochjazzen (so sagt man das wohl) von negativen Ereignissen aber nicht nur als Geschäftsmodell von Social Media, sondern auch von bestimmten Wissenschaftssparten, hier eben der Genderforschung in den Sozialwissenschaften. Entschuldigung, aber ‚manspreading‘ hieß früher ‚flegelhaftes Verhalten‘ und ‚mansplaining‘, was soll das Schlimmes sein? Wenn der Papa mit der Mama schimpft, weil sie den Staubsaugerbeutel nicht auswechselt und ihr dann erklärt, warum der Staubsauger mittelfristig davon kaputt geht? Aber geschenkt, ich meine nur, dass die linke Elite nicht gut beraten ist, wenn sie sich um die Themen ihrer Kernklientel nicht mehr kümmert. Als da wären: Strompreise, Energiepreise überhaupt, Verteuerung der Mobilität bei gleichzeitiger Anhebung der Anforderungen am Arbeitsmarkt, Justizversagen durch Kaputtsparen, Arbeitsplatzabbau, Kosten der Immigration… usw. Will sagen – und das lerne ich gerade übrigens selber hier beim Schreiben auszudrücken – die Genderforschung an sich ist gar nicht das Problem, sondern ihre allzu bereitwillige Rezeption durch insbesondere linke Politik. Und genau das wird von sehr vielen als übergriffig empfunden. Zumindest in meinen ‚Kreisen‘.
        Ich selber habe schlichtweg überhaupt keine Schnittmenge mehr mit den Lebenswelten derer, die sich z.B. durch solche „Forschungen“ eine Verbesserung ihrer Lebenssituation versprechen und die Leute, mit denen ich in meinem Leben zu tun habe, eben auch nicht. Das könnte z.B. auch der Grund sein, dass die SPD so schlecht dasteht. Ich will mich aber jetzt nicht mehr über Mehrheiten streiten, ich stelle eben nur fest, ich habe nichts mehr damit zu tun, will nicht und muss auch nicht, denn eine Uni-Karriere kommt für mich nicht mehr in Frage. Das soll es von meiner Seite dazu auch mal gewesen sein.

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      Liebere KJN, auch ich meinte es nicht persönlich. Das Gendern halte ich über weite Strecken für Fake News. Die Beschreibung des öffentlichen Dienstes war aber tatsächlich bösartig, das möchte ich relativieren. Die Angestellten geben sich unglaubliche Mühe und sie werden allein gelassen. Die Schule um die Ecke nennt sich Bunte Schule, weil Kinder aus vielen Nationen dort hingehen. Um sie zu mündigen Bürgern unseres Landes zu machen, muss die Schule einiges an Homogenisierungsarbeit leisten. Dafür fehlt es an Personal, Geld und Ausrüstung. Aus der Not macht die Leiterin eine Tugend, nennt die Schule Bunte Schule und kämpft mit dem, was sie hat. Bunte Schule ist kein Programm, es ist eine Diagnose. Man kann das als Multikulti-Ideologie im kleinsten Dorf auslegen, oder man kann der Meinung sein, dass es Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Was soll die tapfere Schulleiterin denn auch anderes machen? So läuft es auch beim Gendern. Man kann glauben, dass das geliebte Serien-Franchise durch Gendern kaputt gemacht wurde, oder man gesteht sich ein, dass es schon kommerziell durchgelutscht war und ein Produkt einfach neu vermarktet wird (…jetzt auch mit 10g Gender!). Wenn man diese Fälle abzieht, wobei ich die Dauerberichterstattung über Transgender und andere Einhörner dazuzählen würde (Sex, gerade exotischer, sells), bleibt von der „Bewegung“ außer Marketing-Gags und Uni-Seminaren nicht viel übrig. Und weil überall Marketing lauert, erscheint uns das ganze auf einer metapolitischen Ebene wie eine totalitäre Bewegung. Wie, nach meiner Meinung, das Märchen vom alten, weißen Mann und seiner Allmacht. Ich fühle mich durch #metoo überhaupt nicht verunsichert, ich masturbiere in der Regel nicht vor anderen Menschen. Warum sollte ich solidarisch mit den Jungs sein, die es nicht lassen können?

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        Genau, lieber Stevanovic, die Angestellten (Kitas, Lehrer, u. so v.A. geben sich sich Mühe, reiben sich auf und landen spätestens mit Mitte 50 in der psychosomatischen Klinik. Das ist bestimmt keine Bosheit, das zu benennen, sondern wäre auch Aufgabe unserer linksgrünen und CDU-Karriere-Idealisten, das anzugehen und das haben sie in der Vergangenheit nicht getan. Im letzten noch durch den öffentlichen-rechtlichen Auftrag legitimierten Mikropartikel des Ö R- TV (Phoenix) äußerte sich letzte Woche ein Richter über die Zustände in der Justiz und Rechtsprechung, und der Mann wirkte ziemlich verzweifelt. Eine Richterin hat sich schon umgebracht und wenn Vertrauen in die Legitimität des Rechtsstaates so leichtfertig aufs Spiel gesetzt wird ist das im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährlich. Die öffentliche Aufmerksamkeit ist der neue wertvolle Rohstoff und wird durch diese neue Kaste der Berufsidealisten verschwendet, wie Plastiktüten. Und dann auch noch mit piëtistisch erhobenem Zeigefinger. Dass das, und nicht die berechtigte Wut gegen schmierige Sexualtaktiker à la Weinstein u.v.A. (die Schauspielerinnen wussten aber schon, worauf sie sich einließen) und übergriffige Flegel, der Grund für meinen Zorn, Ungeduld und Unverständnis sind, dachte ich, hätte ich von vornherein klargestellt.

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        .. ach so.. vergaß das:
        Die Schulleiterin nennt das nicht ,Bunte Schule‘ weil die selbst irgendwie auf diesen Gedanken käme, sondern, weil sie Transmissionsriemen die Weisung von oben ist, die da lautet: Lassen Sie sich mal einen schicken Euphemismus für unsere unverantwortliche und verfehlte Karrieristenpolitik machen, Sie kriegen schließlich A16 und eine tolle Pension. Und versucht trotzdem gute Arbeit zu machen. So ist das mit dem Beamtendasein. Und der Professor wird Posener wahrscheinlich etwas Ähnliches erzählen: Gender Mainstreamin ist ein Fieber das wir aussitzen und irgendwann vorbei ist und hoffentlich ein gestärktes (Immun-) System zurücklässt. Und wo das wenige Sinnvolle (geschlechtergerechte Schule und Arbeitswelt) übrigbleibt.

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        Ja, meine Hoffnung ist, dass Sinnvolles zurückbleibt. Freilich ist es halt bei jeder Veränderung so, dass Übertreibungen nötig sind: Man fordert zwei Meter Bewegung sofort, damit man 50 cm. im Schneckentempo des Fortschritts kriegt.

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        Also dass die viel zu dünne Personaldecke in Schulen und Kitas von den Linksgrünen zu verantworten sein soll, finde ich eine erstaunliche These. Die Schülerzahlen werden seit Jahren prognostiziert, man hätte sich darauf einstellen können. Durch eine kürzere Ausbnildung, ein einigermaßen sinnvolles Refrendariat und rechtzeitig mehr Geld. Aber man will ja immer den Steuerzahler entlasten.
        Gibt es irgendetwas Schlechtes, das in Ihren Augen nicht von den die Linksgrünen zu verantworten ist? Irgendein Linksgrüner hat Ihnen anscheinend irgendwann richtig weh getan und nun möchten Sie’s alles heimzahlen, wie & wo immer es geht.

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        …hm, mein Kommentar eben bezog sich auf Sie, KJN, und Ihre Aussage „wäre auch Aufgabe unserer linksgrünen und CDU-Karriere-Idealisten, das anzugehen und das haben sie in der Vergangenheit nicht getan“ – die könnte man auch so verstehen, dass Sie die Versäumnisse der Vergangenheit bei den CDU-Karriere-Idealisten sehen. Dort wäre sie richtig aufgehoben. Die Grünen wollten (soweit ich sehe) das Personal schon lange aufstocken. Denen kann man keinen Vorwurf machen, dass es zu wenig (und zu wenig ausgebildetes) Personal gibt.

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        Das geht ja noch weiter. Selbst wenn Geld da ist, kann es nicht ausgegeben werden, weil die notwendigen Kapazitäten in den Planungs- und Ausführungsabteilungen der Kommunen fehlen. Trotzdem beweist der Staat (der nicht nur reformiert, sondern in den Kommunen gleich demontiert wurde) Kampagnenfähigkeit mit Themen, bei denen Plakate und Power-Point vollkommen ausreichend sind. So eben auch die Transgender-Diskussion. Der Anteil der bekloppt-progressiven Eltern, die ihren Sohn nach einem kurzem, unsicherem Husten zur Kastration bringen, ist verschwindend gering, es ist eine Minderheit innerhalb einer Minderheit. Die meisten der wenigen durch Transsexualität betroffenen machen sich die Entscheidung nicht einfach. Sorry, alles nicht wirklich wichtig, es wäre aber gehässig, gerade diesen Menschen Hilfe zu verweigern, wenn wir schon Geld für Zuckerkugeln haben. Damit ist das Thema für mich durch. Es gibt mehr Menschen, die Reizdarmprobleme haben und trotzdem gibt es keine zusätzlichen Toiletten, mein Grad an Anteilnahme hält sich, sowohl positiv als auch negativ, in Grenzen. Nun sind die ausbleibende Ausbildung und Orientierung der Kinder tatsächlich etwas, was als Problem Gewicht hat. In Sachen Gender, muss man doch ehrlich zugeben, erreichen wir gerade erst die Stufe einer wirklichen Gleichberechtigung, nämlich dass inkompetente Frauen die gleichen Jobs bekommen, wie inkompetente Männer. Das verstehe ich unter Gender-Mainstreaming. Will man keine Inkompetenz, sollte man sich die Verfahren zur Qualitätssicherung anschauen und die sind tatsächlich gruselig. Die gleichen Seilschaften, die heute Frauen puschen, haben gestern noch unfähige Männer gepuscht und werden morgen jemand anderen vereinnahmen. Die Dinge ändern sich, damit sie bleiben wie sie sind. Insofern finde ich die Stelle Gender oder Gleichberechtigung, Feminismus, eine weitere, mediengetriebene Ablenkung, von dem, was mich als Bürger bewegt. Es ist kein Fortschritt, wenn Frauen Projekte teichen lassen, aber eben auch kein Rückschritt – also im Grunde egal, also kein Grund, es nicht umzusetzen. Ich schreibe das Ihnen, lieber KJN, nicht etwa, weil ich glaube, Sie hätten eine andere Meinung, ich quatsche nur mit Ihnen.

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        @ Ziegler

        Für die Bildungspolitik sind die Länder zuständig und über diese Schiene sind doch alle Parteien beteiligt, oder besser gesagt, eben nicht. Hier in Hessen habe ich FDP gewählt, weil die einen auf Bildungspolitik ausgerichteten Wahlkampf geführt haben, mit staatlichen Investitionsplänen usw. Die grünversifften Illuminati-Kindergärtnerinnen regieren hier seit Jahren und trotzdem werden sie von der FDP hier links überholt…ja, verrückte Welt. Ich glaube nicht, dass man Thema entlang von Parteien festmachen kann.

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        Die linksgrünen Ideologen, in welcher Partei auch immer, tun mir mit ihren aus Inkompetenz, Überheblichkeit, Programmgäubigkeit, Ignoranz, Selbstgefälligkeit, piëtistischen Eiferei, Flagellatetum und selbstüberhöhender Eitelkeit erwachsenden Fehlentscheidungen dauernd weh.

        Nun, was die Einstellungspolitik betrifft, sollte man nicht jedem Problem versuchen, mit mehr Personal zu begegnen, sondern mal überlegen, was das ständige Wecken neuer Ansprüche für Folgen hat. Sei es die Überbelastung des Sozialsystems, durch Einladung an alle Beladenen dieser Welt oder durch Verwaltung von x neuen Geschlechtern.

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        @KJN/Stevanovic: Stimmt soweit: Nicht jedem Problem mit mehr Einstellungen begegnen. Aber dem Problem des Lehrermangels schon. Hier fehlt es – seit Ewigkeiten absehbar – eklatant an ausgebildetem Personal, und was man dann machen? Ganz einfach: Nicht um die Ecke denken, sondern Personal ausbilden und einstellen. Die Schulen werden mit vollkommen unausgebildeten Aushilfslehrern geradezu geflutet. Und das war alles seit Jahrzehnten absehbar und wurde auch abgesehen. Soweit ich mich erinnere vor allem von den Grünen. Es kann gut sein, dass man das nicht als Parteienproblem sehen kann. Aber jedenfalls glaube ich mich zu erinnern, dass als Erstes und am dringlichsten die Grünen (tut mir leid, KJN) auf den eklatanten Missstand beim Schul-Personal aufmerksam germacht haben.

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    „Beim Gender-Mainstreaming geht es nur darum, Männern und Frauen, Mädchen und Jungen nicht von vornherein jene Rolle zuzuweisen, die nur in der Statistik als „typisch männlich“ und „typisch weiblich“ existiert.“
    Schön gesagt. Und – wenn es richtig wäre – auch nicht ernsthaft zu kritisieren. Ich bin nur nicht davon überzeugt, dass die Darstellung von den Zielen des „Gender Mainstreaming“ korrekt ist. Sehe ausreichend Indizien dafür, dass die Ziele vieler Proponenten von Gender-Mainstreaming weit darüber hinaus gehen, nämlich eine für Frauen vorteilhafte Ergebnisgleichheit herzustellen (Ziel erreicht, wenn alle Funktionen in einer Gesellschaft zu 50% von Frauen besetzt sind, mit Ausnahme der körperlich anstrengenden und lebensgefährlichen).
    Man muss diese Interpretation übrigens nicht teilen. Aber zulässig ist sie, dafür liefern die Gender-Aktivisten ausreichend Munition. Und dann kann man auch zu dem nächstfolgenden Schluss kommen, dass Gender-Mainstreaming Bullshit ist.
    Unabhängig davon habe ich aus der Ecke der Gender-Studies noch niemals etwas (öffentlich vermitteltes) gesehen, was auf ernsthafte Berücksichtigung angeborener Unterschiede hiansulaufen würde. Bestenfalls ein einzeiliges Lippenbekenntnis zu „Nature AND Nurture“, um danach sofort auf kulturelle Prägung als einzigen relevanten Einflussfaktor zurückzukommen und dabei zu bleiben. Das ist ungefähr so wissenschaftlich wie Astrologie.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

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      Vielleicht, lieber Thorsten Haupts, machen Sie Ihre Kritik an dieser Selbstdarstellung fest:
      https://www.gender.soziologie.uni-muenchen.de/lehrstuhlprofil/index.html

      Ansonsten habe ich extra als Illustration ein Bild von Polizistinnen gewählt. Das widerlegt Ihre polemische Behauptung: „Sehe ausreichend Indizien dafür, dass die Ziele vieler Proponenten von Gender-Mainstreaming weit darüber hinaus gehen, nämlich eine für Frauen vorteilhafte Ergebnisgleichheit herzustellen (Ziel erreicht, wenn alle Funktionen in einer Gesellschaft zu 50% von Frauen besetzt sind, mit Ausnahme der körperlich anstrengenden und lebensgefährlichen).“ Frauen drängen sehr wohl in die Polizei und in die Streitkräfte. Busfahrerinnen sind mittlerweile alltäglich, und das ist sehr anstrengend. Gestern sah ich eine weibliche Gerüstbauerin.
      Dass aber ein Mann, der – biologisch bedingt! – nicht in die Gefahr einer 9-monatigen Schwangerschaft und einer immer sehr schmerzhaften Geburt geraten kann, so tut, als würden sich Frauen vor Anstrengung und Gefahr drücken, verbuche ich unter kurios.

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        „Dass aber ein Mann, der – biologisch bedingt! – nicht in die Gefahr einer 9-monatigen Schwangerschaft und einer immer sehr schmerzhaften Geburt geraten kann, so tut, als würden sich Frauen vor Anstrengung und Gefahr drücken, verbuche ich unter kurios.“
        Und was ist das anderes, als eine (absolut sinnvolle) ‚biologistische‘ Argumentation? Und auch aus diesem (biologstischen) Grund sollten Männer Gentlemen sein.
        Und im übrigen kann doch kann doch jeder leben, wie er will. Es gibt wirklich wichtigeres, als diesen Zeitvertreib der Genderaktivist*innen. Auch die Frauen gilt es mittlerweile, davor in Schutz zu nehmen. Und nochwas: Die Verfügbarkeit des weiblichen Körpers, bzw. der Wunsch danach wurdein den 60ern, 70ern legitmiert. Von wem?

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        „Die Verfügbarkeit des weiblichen Körpers, bzw. der Wunsch danach wurde in den 60ern, 70ern legitimiert. Von wem?“ Gute Frage. Zuallererst von den Pharmakonzernen, die die Pille produzierten. Schon damals – 1968 – habe ich als naseweiser Schüler den SDS-Genossinnen, die auf unsere Internatsinsel kamen, um uns im Sinne der freien Liebe zu emanzipieren, mit dem Widerspruch konfrontiert, dass sie das Geschäft der Konzerne betrieben. Zweifellos haben gerade die politisch bewusstesten Elemente der post-68er sehr schnell den dummen Spruch „Wer zweimal mit derselben pennt …“ hinter sich gelassen. Das blieb freilich das Motto der spießigen Sextouristen, Bordellbesucher und Swingerclub-Frequentierer. (Axel Springer war auch „kein Kind von Traurigkeit“, wie man damals nachsichtig sagte, und von dem Katholiken JFK will ich erst gar nicht anfangen.) Der „aktionsrat zur Befreiung der Frauen“ griff schon 1968 die SDS-Paschas an, und 1970 begann Alice Schwarzer mit ihrer Arbeit, die zum Buch „Der kleine Unterschied und ihre großen Folgen“ führte. Ein genialer Titel, weil es genau darum geht. Der Unterschied wird nicht geleugnet; die Folgen müssen aber nicht so groß sein, wie sie es damals waren.

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        „1968 – habe ich als naseweiser Schüler den SDS-Genossinnen, die auf unsere Internatsinsel kamen, um uns im Sinne der freien Liebe zu emanzipieren, mit dem Widerspruch konfrontiert, dass sie das Geschäft der Konzerne betrieben.“
        Nun, ob es inzwischen „die Konzerne“ sind oder jemand anderes (Stamokap, meine ich) die unsere sicherlich chaotischen (‚anarchistischen‘) Triebe und Emotionen machiavellistisch für ihre Zwecke instrumentalisieren wollen, das ist ja der Streit, den wir hier ausfechten.

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        Ich habe mal ein Buch mit dem Titel ‚Chinchlilla‘, von einer ehemaligen Prostituierten verfasst, gelesen, die darin geschrieben hat „..Prostituierte sollten konservativ wählen.. eine solche Gesellschaft ist die Grundlage ihres Geschäfts“. Das erscheint mir schlüssig und in Kenntnis der real existierenden (kapitalistischen) Verhältnisse tragisch. Nach einem Verbot solcher Verhältnisse (-> Prohibition).. was wird da entstehen..

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      Lieber Alan Posener, ich mache Kritik niemals an einer Selbstdarstellung fest, das warum können Sie sich als lebenserfahrener Mensch ausreichend einfach selbst erschliessen :-). Und dass Frauen in gefährliche Berufe DRÄNGEN, halte ich für eine Urban Legend. Aber ich bin ja immer für Prüfung, also einen kleinen Moment (Suchpause). Ah, Wikipedia: „Ihr Anteil an den Streitkräften beträgt 60 Jahre nach der Öffnung etwa 14 %.“ (US-Streitkräfte). Das dürfte in etwa die Obergrenze markieren, Israel ist wegen der täglichen existentiellen Bedrohung ein Sonderfall.
      In Deutschland sind wir jetzt bei 12% (2018), davon allerdings (Zahlen von 2016, SPIEGEL) mehr als die Hälfte bei Sanitätsdienst und Streitkräftebasis (Logistik und Organisation).
      Ich habe ausweislich meines Eingangsstatements nicht bezweifelt, dass manche Frauen auch gefährliche oder körperlich anstrengende Jobs machen wollen. Mir ist nur aufgefallen, dass es für diese Bereiche aus dem Bereich der Genderisten nie die Forderung nach 50% gegeben hat.
      Nach dieser amüsanten Nebendiskussion – haben Sie substantielle Belege dafür, dass es beim Gender-Mainstreaming nur um die nichtautomatische Zuweisung von tradierten Geschlechterrollen geht? Das ist nämlich der Kern der Debatte. Falls Sie das nicht handfest belegen können, ist das eben Ihre Interpretation bzw. Sie übernehmen die amtliche. Meine ist anders. Und ich kann sie mit Hilfe von Zitaten von vielen Genderaktivisten auch argumentativ unterfüttern.

      Gruss,
      Thorsten Haupts

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        Lieber Thorsten Haupts, in Israel sind die Zahlen fürs Militär anders, weil es dort eine allgemeine Wehrpflicht für Männer und Frauen gibt. Dass bei uns (danke fürs Recherchieren), einem Land ohne Wehrpflicht, wo der Soldatenberuf aus historischen Gründen eher kein hohes Ansehen hat, schon 12 Prozent Frauen gibt, finde ich beachtlich.
        Ich weiß nicht, wen Sie mit „Genderisten“ meinen, und was sie fordern. Zweifellos sind aber – etwa – Aufsichtsräte und Parteigremien leichter paritätisch mit Frauen zu bestücken als Kampfeinheiten. Ich kann mir nicht denken, dass irgendjemand das ernsthaft anders sieht.
        Nun zu Ihrer Frage: „Haben Sie substantielle Belege dafür, dass es beim Gender-Mainstreaming nur um die nichtautomatische Zuweisung von tradierten Geschlechterrollen geht? Das ist nämlich der Kern der Debatte. Falls Sie das nicht handfest belegen können, ist das eben Ihre Interpretation bzw. Sie übernehmen die amtliche.“
        Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: „Dann ist das eben Ihre Interpretation bzw. Sie übernehmen die amtliche.“ Was ist Ihrer Meinung nach „amtlich“? Klar übernehme ich jene Interpretation, die insofern „amtlich“ ist, als sie etwa in Schulen und Betrieben (Stichwort „Girls‘ Day“) wirksam ist. Dass dies einzelnen „Genderaktivisten“ nicht ausreicht, davon gehe ich aus. Ich setze mich gern auch mit den Zitaten auseinander, die Sie liefern. Aber es gibt in jeder Bewegung – Klima, Umwelt, Männerrechte, Feminismus, Postkolonialismus, Religion und Religionskritik, Kapitalismus und Kapitalismuskritik, Vegetarier und Veganer, „Souveränisten“, Identitäre usw. usf. – einen „lunatic fringe“, für den man die seriösen Teile der Bewegung nicht haftbar machen darf.

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        „… schon 12 Prozent Frauen gibt …“
        Und in den USA, wo das Militär ein ausserordentlich hohes Ansehen hat, sind es 60 Jahre nach Öffnung der Streitkräfte für Frauen jetzt 14% …

        „… einen “lunatic fringe”, für den man die seriösen Teile der Bewegung nicht haftbar machen darf …“
        Grundsätzlich einverstanden. Vorausgesetzt, es gibt tatsächlich einen seriösen Bewegungs-Mainstream. Für das Gender-Mainstreaming-Programm bezweifle ich das, für die Emanzipationsbewegung der Frauen (Gleichberechtigung, heute verwirklicht) hatte ich dazu z.B. nie Anlass.

        Nebenbeobachtung: Soweit ich das (anekdotisch) überblicken kann, haben wir im Bereich Kinder und Jugendliche heute möglicherweise eine striktere Rollenteilung nach Geschlechtern, als mir aus den siebziger Jahren (meine Jugend in einer konservativen Kleinstadt auf dem Land) erinnerlich.

        Gruss,
        Thorsten Haupts

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        Lieber Thorsten Haupts, ich fange mit Ihrer letzten Beobachtung an: „Soweit ich das (anekdotisch) überblicken kann, haben wir im Bereich Kinder und Jugendliche heute möglicherweise eine striktere Rollenteilung nach Geschlechtern, als mir aus den siebziger Jahren (meine Jugend in einer konservativen Kleinstadt auf dem Land) erinnerlich.“ Das mag sein. Aber vielleicht können Sie da etwas konkreter werden.

        Und dann: „Für das Gender-Mainstreaming-Programm bezweifle ich (dass es einen seriösen Bewegungs-Mainstream gibt), für die Emanzipationsbewegung der Frauen (Gleichberechtigung, heute verwirklicht) hatte ich dazu z.B. nie Anlass.“ Gut, aber spricht das wirklich gegen das Gender-Mainstreaming, oder belegt das nur, dass Sie ein Kind Ihrer Zeit sind? Ich weiß, wie ich mich darüber aufregte, als ich das erste Mal – es war etwa 1980 – mit solchen Frauen und ihren Forderungen – konkret an mich als Schulbuchautor – konfrontiert wurde. Ich habe, hoffe ich, seitdem dazu gelernt. Inzwischen finde auch ich „manspreading“ und „mansplaining“ ebenso unangenehm, wie ich es daneben finde, wenn eine Frau sagt: „Ich bin Lehrer“. Man (und frau) lernt glücklicherweise hinzu.

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