Um es vorwegzunehmen: ich finde, dass die von der Europäischen Union gegen die Internetgiganten GAFA – Google, Facebook, Apple und Amazon – ergriffenen Maßnahmen, allen voran die Urheberrechtsreform, richtig sind. Sehr gut fasst Michael Hanfeld in der FAZ zusammen, worum es geht. Dazu steht nicht im Widerspruch, dass ich Google als Suchmaschine benutze, Videos meiner Band auf YouTube hochlade, einen Facebook-Account habe, Apple Music abonniere, bei Amazon Katzenfutter und Bücher bestelle und Serien gucke.
Es gibt Detail – und dort steckt bekanntlich der Teufel – Unklarheiten und Kritikwürdiges. Wie man gewährleistet, dass der Leistungsschutz tatsächlich, wie es die Direktive zur Reform des Urheberrechts intendiert, die Urheber gegenüber den Großen ins Recht setzt, ohne die Kleinen mit bürokratischen und technischen Problemen zu belasten, die sie unter Umständen aus dem Netz drängen; wie man verhindert, dass Uploadfilter, die sicherstellen sollen, dass Rechteinhaber vergütet werden, nicht als Zensur benutzt werden; wie die Gelder, die fortan Google und Co. zahlen müssen, gerecht unter Verlagen, Verwertungsgesellschaften und Urhebern – also Autoren, Komponisten, Fotografgen usw. – verteilt werden: Darüber kann man verschiedener Meinung sein. Leider aber waren auf beiden Seiten der Debatte, besonders aber aufseiten der Kritiker der europäischen Leistungsschutzdirektive, die Populisten unterwegs, denen es weniger um konkrete Lösungen und mehr um griffige Losungen ging.
Als Beispiel nehme ich einen Artikel aus „Netzpolitik.org“ von Markus Beckedahl.
Beckedahl bemüht in immer neuen Wendungen die Begriffe „jung“ und „neu“ gegen „alt“, statt Argumente zu präsentieren. Mit „absurden Argumenten“, so Beckedahl, sei die Reform – die nicht zuletzt ein „Kreuzzug gegen Youtube“ sei – verteidigt worden, „vorgetragen von alten Männern, die wirtschaftlich von der Reform profitieren“. Das Urheberrecht „mit seinen alten Instrumenten aus einer alten Welt“ sei in Position gebracht worden gegen „eine sich entwickelnde neue Welt mit neuen Produzenten“, die Reform habe jedoch die „alte Welt mit ihren alten Werkzeugen für weitere 20 Jahre in Stein gemeißelt“, „alte und reformunfähige Verwertungsgesellschaften“ behielten die Deutungshoheit im Sinne derjenigen, „die hoffen, dass die alte Welt weiter läuft wie bisher.“ Das Ergebnis: „In Zeiten von gesellschaftlichen Debatten um Desinformation und sinkender Glaubwürdigkeit der Medien haben viele von diesen das Vertrauen vor allem der jungen Generation verspielt“. „Der Kollateralschaden für unsere Demokratie wird mangelnde Glaubwürdigkeit bei einem großen Teil der Jugend sein.“
Zugegeben, ich bin ein alter Mann, der von der neuen Gesetzgebung profitiert. Direkt über meine Mitgliedschaft in der VG Wort (einer der „alten Verwertungsgesellschaften“), dann über die Besserstellung der Verlage, für die ich arbeite. Wenn es ihnen gut geht, können sie sich einen Autor wie mich, der nur bedingt Gewinn abwirft, noch leisten. Aber auch eine 30-jährige Kollegin mit einem ähnlichen Berufsprofil profitiert davon. Und dass „der Jugend“ gedient wäre, wenn nur noch die öffentlich-rechtlichen Medien in der Lage wären seriöse Recherche zu betreiben, darf man immerhin bezweifeln.
Ging es wirklich um „die Jugend“?
Tatsächlich blieb, wie Hanfeld erklärt der Massenprotest gegen das Durchsetzen von Urheberrechten weitgehend eine deutsche Angelegenheit. Während sich die AfD – so viel zu „alten Männern“ –opportunistisch auf die Seite der Protestierenden schlug, unterstützte in Frankreich der rechtsextreme Rassemblement National ebenso opportunistisch die Urheberrechtsreform.
Sich einen Reim auf die Haltung der Rechtsextremen machen zu wollen, ist wenig sinnvoll. In Frankreich hat der Widerstand gegen Konzerne, die vor allem als amerikanische wahrgenommen werden eine lange – zuweilen auch fragwürdige – patriotisch bis nationalistisch eingefärbte Tradition; in Deutschland, obwohl der Widerstand gegen NAFTA und CETA auch von solchen Emotionen mitgetragen wurde, überwog das Misstrauen gegen „Springer & Co.“, was der AfD – Stichwort „Lückenpresse“ – durchaus in den Kram passte, zumal sie dann auch gegen „Brüssel“ und die CDU die „freiheitsliebenden Deutschen“ in Anschlag bringen konnte: AfD-Bundessprecher und Europaabgeordnete Jörg Meuthen meinte: „Millionen Europäer haben die Freiheit des Internets verteidigt und die AfD hat sie unterstützt. Gemeinsam mit allen freiheitsliebenden Deutschen werden wir jetzt der CDU auf die Finger schauen.“
Die Piratenpartei, die an der Spitze des Widerstands gegen die Urheberrechtsreform im Europäischen Parlament stand, nahm ebenfalls populistisch Stellung: „Im EU-Parlament haben Profitinteressen der Konzerne das Sagen, das haben wir schon bei CETA gesehen. Demokratie heißt aber Herrschaft des Volkes.“
Sind Google und Co. keine Konzerne, möchte man fragen, und erwidern: Ähm, nein, Demokratie ist nicht Herrschaft des Volkes. Im demokratischen Rechtsstaat jedenfalls herrscht das Recht. Im Europäischen Parlament wurde versucht, das bestehende Recht („das alte Recht“, um mit Beckedahl zu reden) gegen neue Akteure („die entstehende neue Welt“) durchzusetzen. Gewiss, ein konservatives Unternehmen. Aber das Recht ist immer konservativ. Nirgends steht geschrieben, dass neu und jung automatisch besser ist als alt und erprobt. YouTube ist neu. Und gut. Steht aber damit nicht über dem Gesetz.
Die Kritiker haben wenig Konkretes anzubieten
Wenn es konkret wird, sind Beckedahls Argumente erstaunlich dünn. Gegen die Forderung der Zeitungsverlage, für die Verwendung ihrer Produkte von Google und Co. als Rechteinhaber entschädigt zu werden, schreibt Beckedahl: „Und wo wir schon bei der Finanzierung von Journalismus sind: Warum müssen Print-Zeitungen nur sieben Prozent Mehrwertsteuer abführen, Online-Journalismus hingegen die vollen 19 Prozent? Wenn man zukunftsfähigen Journalismus wirklich fördern wollen würde, müsste die Mehrwertsteuer für Online-Angebote der von Zeitungen angepasst werden.“
Das kann man so sehen. Ich nehme an, dass Axel Springer liebend gern die Preise für seine digitale Produkte gesenkt sehen würde. Aber die Mehrwertsteuer wird national festgelegt und hatte mit dem Verfahren in Straßburg gar nichts zu tun.
Beckedahl weiter: „Das Wettbewerbsrecht kann und muss verbessert werden. Warum können andere Staaten Digitalsteuern einführen und wir nicht? Wir brauchen dringend Wege und Möglichkeiten, um algorithmische Entscheidungssysteme besser demokratisch kontrollieren zu können. Marktdominante Plattformen müssen interoperabel werden. Politisches Microtargeting muss transparenter und besser reguliert werden. Dazu gibt es Optimierungspotential bei der Datenschutzdurchsetzung gegenüber großen Plattformen.“
Zweifellos. (Man kann das übrigens sehr viel verständlicher ausdrücken, wenn man nicht beweisen will, dass man zu den „Jungen“ gehört, die „interoperabel“, “Microtargeting“ und „Optimierungspotential“ sagen, wenn sie „irgendwie auch von mir mitkontrolliert“, „auf den Benutzer genau abgestimmte Propaganda“ und „Verbesserungsmöglichkeiten“ meinen. Doch haben Digitalsteuern und die demokratische Kontrolle von Algorithmen erkennbar nichts mit dem Urheberrecht zu tun. Und was heißt „demokratische Kontrolle“? Das heißt wohl: Kontrolle durch demokratisch legitimierte Organe. Wie das Europäische Parlament.
„Wir sind alle Urheber“: Cleveres Framing
Ganz und gar pathetisch wird es schließlich, wenn Beckedahl schreibt: „Wir sind mittlerweile alle Urheber. Diese Reform geht aber immer noch davon aus, dass es nur wenige professionelle Urheber gibt, für die es einen Rechtsrahmen braucht. Das ist nur aus einer Perspektive zu schaffen, die das Internet noch eher aus der Zeitung kennt.“ „Diese Reform hat keine Antwort dafür parat, warum zum Beispiel „professionelle Fotografen“, die das Fotografieren also als Beruf ausüben, vergütet werden sollen. Aber alle, die das nur nebenberuflich machen, leer ausgehen sollen, weil sie eben nicht Mitglied in der passenden Verwertungsgesellschaft werden dürfen.“
Geht es wirklich darum, dass ich kein Geld bekomme, wenn ich privat ein Foto meines Gartens auf Facebook hochlade? Ist das für mich oder irgendjemanden ein Problem? Besteht für Beckedahl das Problem wirklich darin, dass professionelle Fotografen, die er in Anführungszeichen setzt, die billigste Form des Sarkasmus, von ihrem Handwerke leben wollen? Muss das wirklich erläutert werden?
Und sind wir wirklich „alle Urheber“? Schon vor 50 Jahren meinte Josef Beuys, wir seien „alle Künstler“. Aber wie mein Kunstlehrer Siegfried „Bonzo“ Kühl sagte: „Kunst kommt von können, nicht von wollen, sonst hieße es ja Wunst.“ Bestimmte Dinge ändern sich nicht, und dazu gehört, die Tatsache, dass wir zwar alle reden und schreiben und zuweilen malen und fotografieren und vielleicht Musik machen und so weiter, und dass wir dank der neuen Plattformen dafür einen potenziellen Millionenmarkt haben; dass aber von den Millionen und Abermillionen, die hier wie auf einem orientalischen Basar um die Aufmerksamkeit des Publikums buhlen, nur wenige als Urheber von Produkten gelten können, die für mehr als ihren Familien- und Freundeskreis wichtig sind. Wer von seinen Produkten als Urheber leben will, merkt bald, dass der Markt grausam ist, und daran hat das Internet nichts geändert. Mit der pseudodemokratischen Losung, „wir sind alle Urheber“ und der Diffamierung als „alte Männer“, die gegen „die Jugend“ sind, gegen diejenigen Journalisten, Autoren, Künstler, Musiker usw. zu hetzen, die von ihrer Arbeit leben können, eben weil genügend Menschen der Ansicht sind, sie produzierten eben etwas Besonderes – auf diese Perversion muss man erst kommen. Na, vielleicht wird in Palo Alto jemand auf den cleveren Framer Markus Beckedahl aufmerksam.
Ausnahmsweise mal wieder ein Beitrag zum ursprünglichen Thema:
Deutschland hat der EU-Urheberrechtsreform zugestimmt, hat sich aber gleichzeitig gegen Upload-Filter abgesprochen.
Bei Orwell hieß so ein Verhalten noch Doppeldenk, irgendwann wird man es vielleicht mal Merkelismus nennen.
Ich gehe davon aus, es wird technische Lösungen geben. Diese werden Branchengrößen wie Google natürlich leichter fallen als kleinen Klitschen.
Das Ganze ist also nur ein weiterer Schritt zur Monopolisierung des Internet.
Der IPCC ist eine politische und keine wissenschaftliche Organisation. Das berichtete – zu ‚besseren‘ Zeiten – selbst die ARD.
Mehr braucht man nicht, um den CO2-Klimaschwindel nachzuweisen.
… o.k., ich habe fertig!
Selbst die oberflächlichste Recherche erweist Ihre Behauptung als falsch:
„Hauptaufgabe des Ausschusses ist es, die naturwissenschaftlichen Grundlagen und den weltweiten Forschungsstand über die Auswirkungen des Klimawandels und seine Risiken sowie Minderungs- und Anpassungsstrategien zusammenzutragen und aus wissenschaftlicher Sicht zu bewerten.[5][6] Dazu beruft der IPCC tausende Wissenschaftler aus aller Welt. Diese erstellen die Sachstandsberichte des IPCC. Bisher hat der IPCC fünf Sachstandsberichte und mehr als zehn Sonderberichte sowie Richtlinien für die Erstellung von Treibhausgasinventaren veröffentlicht.“
Aus dem Wikipedia-Eintrag zu IPCC.
APo: ‚Selbst die oberflächlichste Recherche erweist Ihre Behauptung als falsch: …
… abgesehen davon, dass in beiden Videos sehr wohl nachgewiesen wurde, der IPCC ist eine politische und eben keine wissenschaftliche Organisation – die behauptete Anzahl von Wissenschaftlern, die einen Klimawandel nachweisen, wurde darin als Fake entlarvt – sollte Ihr Satz, APo; ‚Selbst die oberflächlichste Recherche erweist Ihre Behauptung als falsch: …‘ eingerahmt werden. Mehr Ideologie geht nicht.
… die Sonne sorgt für den Klimawandel. CO2 ist dabei irrelevant.
… noch ein Film, ’ne gute Stunde; der große Erderwärmungs-Schwindel (Die Co2-Lüge – Doku – Deutsch!) – „The Great Global Warming Swindle“ ist ein britischer 😉 Dokumentarfilm von Martin Durkin aus dem Jahr 2007, der sich gegen die vorherrschende wissenschaftliche Sichtweise der globalen Erwärmung wendet. Doku in voller Länge!
… jo. so ist das!
Zu Herrn Durkin und seinem Film:
https://en.wikipedia.org/wiki/Martin_Durkin_(director)
Wie es scheint, ist Durkin, wie ich übrigens ein ex-kommunistischer Renegat, in der Wahl seiner Mittel nicht immer sorgfältig.
APo: Wie es scheint, ist Durkin, wie ich übrigens ein ex-kommunistischer Renegat, in der Wahl seiner Mittel nicht immer sorgfältig.
… ach so ist das? Nun ja. 😉
Ich habe mir gestern den Film angesehen und die darin von Beteiligten an den Klimaforschungs-Projekten geschilderte Motivation, bestimmte Themen in Publikationen und Stellungnahmen zu dramatisieren, um an Forschungsförderung oder Drittmittel zu kommen, ist doch nicht von der Hand zu weisen. Ich stelle mir gerade so ein Verbundvorhaben vor, das von heute auf morgen gegenstandslos wird.
Klar. Das gilt allgemein, nicht nur in der Klimaforschung.
Zu dem Film auch hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/The_Great_Global_Warming_Swindle
Der Film hat mit Wissenschaft nichts zu tun. Diesen Film noch 17 Jahre später als Kronzeugen anzuführen ist an Trantütigkeit kaum zu überbieten.
R.Z.: ‚Der Film hat mit Wissenschaft nichts zu tun. Diesen Film noch 17 Jahre später als Kronzeugen anzuführen ist an Trantütigkeit kaum zu überbieten.‘
… R.Z., alter Haudegen, nehmen Sie Durkins ‚Trantütigkeit‘ und Wikipedias linkspopulistische Ideologie aus den Film heraus, kombinieren das mit Logik, die, zumindest bei mir, Teil von Schulbildung und Technikstudium ist, aber auch im Netz gefunden werden kann, dann bleibt ein menschengemachter Klimawandel als Schwindel übrig.
@R.Z.. Nachtrag
… ahem, werter R.Z., ich kann ’s mir wirklich nicht verkneifen. 😉 Durkins Film ist aus 2007. 2019 – 2007 = 12. Also wenn, dann 12 Jahre später … muhuhuha.
Durkin ist nicht trantütig, sondern ein Fälscher. Sie sind trantütig, weil Sie das nicht merken. Sie merken nicht mal, dass Sie trantütig sind. Immerhin haben Sie inzwischen begriffen, dass es wärmer wird. Das ist im Vergleich zu früher, als diese Feststellung bereits linkspopulistischer Schwindel war, ein Fortschritt. Der ja wirklich eine Schnecke ist.
Ja: das Ding ist 12 Jahre alt. Nicht 17.
APo: ‚… wir haben China zum Aufschwung geholfen … aber Ihr Christentum ist selektiv.‘ … hier oben weil … [sic!]
… mein Christentum? … aber selbstverständlich ist Christentum selektiv. ‚Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt‘ Das hatten wir schon.
… wie geschrieben, China und Entwicklungshilfe – ist ein Extra wert: ‚Wozu man einem Land Entwicklungshilfe zahlen muss, das im Gegensatz zu Deutschland nicht nur in der Lage ist, einen modernen Großflughafen zu bauen, führend bei modernster Kerntechnologie ist, ein Weltraumprogramm unterhält und darüber hinaus den Transrapid, der Deutschland zu teuer war, bauen konnte, das ist eine Frage, die man erst beantworten kann, wenn man sich durch die Miniaturdruck-Liste der geförderten Projekte, die der Bundestagsdrucksache 19/6328 angehängt wurde, gelesen hat.‘
Was Sie auch immer sein mögen, blonderhans, Sie gehören ganz sicher nicht zu den verlorenen Schafen Israels. Mache Sie sich da nichts vor.
APo: … blonderhans, Sie gehören ganz sicher nicht zu den verlorenen Schafen Israels‘
.
… [sic!] … was Sie schreiben ist richtig, Alan Posener!
Lieber Herr Posener,
wenn Sie diesen Gegenvorschlag weiterhin erwarten, habe ich mich offensichtlich nicht hinreichend klar oder zu verklausuliert ausgedrückt. Er würde – hätte er noch irgendeine Relevanz – lauten: Lasst das Urheberrecht wie es ist!
Die Probleme (und „Schlupflöcher“) dieses alten Rechts sind natürlich bekannt – für die Verlage wie für die Urheber, wie unzweifelhaft feststeht. Hier hätte allerdings eine „Lex Google-Facebook“ besser Abhilfe schaffen können, die – beispielsweise – einer Abschöpfung der beigetragenen Informationen (von Presse und Privatpersonen!) monetär vergütungspflichtig gestellt hätte, was zugleich der Presselandschaft und dem Recht auf Privatsphäre zu Gute gekommen wäre. – Aber, bitte, verstehen Sie, dass ich hier keinen ausgearbeiteten Gesetzesentwurf vorlegen kann – dazu fehlen mir die einschlägigen Kompetenzen; dass ganze ist also nur ein laienhafter Vorschlag, der mir allerdings umsetzbar vorkommt – auch und gerade, weil er außer juristisch klarer Formulierung keine „Science Fiction“, also neue technischen Erfindungen voraussetzt wie es Upload-Filter sind, die einVerständnis der Zitat- und Kunstfreiheit mitbringen.
Im Gegenzug möchte ich nun aber gerne auch Sie bitten, mir einen Vorschlag zu unterbreiten, wie die Umsetzung des beschlossenen Urheberrechts technisch verwirklicht werden soll. Denn genau das ist mein wesentlicher Vorwurf an den Gesetzestext: dass er Recht festschreibt, ohne sich auch nur die geringsten Gedanken um dessen Umsetzbarkeit gemacht oder die daraus folgenden Einschränkungen des im Gesetzestext ausdrücklich als förderungswürdig anerkannten Informationsflusses im Internet zumindest billigend in Kauf zu nehmen.
(Davon abgesehen sollte sich die Legislative tunlichst davor zurückschrecken, Gesetze zu verabschieden, die Ansprüche in ihrer Präambel festschreiben, welche sich nicht erfüllen lassen. Es wird immer interessierte Seiten geben, die derartige Widersprüche zur Aushebelung der gesamten Intention von Gesetzes (oder des Gesetzes selbst) ausnutzen. Damit meine ich konkret, dass wir alle nur hoffen können, dass der Widerspruch zwischen der erklärten Zielsetzung des Gesetzes laut Präambel und (technisch-praktisch) nicht umsetzbarer Forderungen des eigentlichen Gesetzestextes uns – im Extremfall – nicht plötzlich ganz ohne Urheberschutz dastehen lässt.)
Lieber Jan Groh, das Urheberrecht wird im wesentlichen so gelassen, wie es ist. Es wird nur auf die Agglomerationsmaschinen und Plattformen ausgedehnt und dort zur Geltung gebracht. YouTube zeigt, wie das gehen kann, weil es dort schon ziemlich gut funktioniert – viel besser als noch vor wenigen Jahren. Wo es hapert, kann nachgebessert werden, das ist in der Direktive ausdrücklich vorgesehen. Niemand wird „ganz ohne Urheberrecht dastehen“. Die Alternative, die Sie vorschlagen, nämlich nichts zu unternehmen, hätte womöglich den Tod des freien Journalismus in Deutschland bedeutet.
Lieber Herr Posener,
um es kurz zu machen: 1. die Döpfner-Interviews beziehen sich ganz überwiegend auf seine Funktion als Springer-Chef.
2. Würde ich mal meinen Mangel an klassischer Bildung unterstreichen und sagen: Nix Rhodos, nix salta. Denn es wird – außer für Springer&Co. nichts besser werden. Wir Autorenwerden mit Einschränkungen der bisherigen Freiheiten im Internet leben und mit ähnlichen Mini-Einnahmen wie die Musikindustrie auskommen müssen.
3. Was die technische Umsetzung betrifft, weiß niemand, wie das neue Gesetz umgesetzt werden soll (und welche weiteren Folgen das haben würde, so überhaupt eine Lösung gefunden werden sollte).
4. Es gibt viele Schwierig- und Unklarheiten mit dem Gesetz, ganz ohne dass uns Google alle zu Urhebern erklären müsste. Und es wäre sehr wünschenswert gewesen, sich vor der Verabschiedung des Gesetzes viel intensiver mit der technischen Machbarkeit zu beschäftigen. Aber leider ist (wieder einmal) viel zu viel Energie in das Bashing des jeweiligen Gegners geflossen – und viel zu wenig in die Diskussion der technischen und gesellschaftlichen Machbarkeit. Das ist schlecht für unsere Demokratie. Und es ist ein Hinweis darauf, dass etwas mit unserem „öffentlichen Raum“ nicht stimmt, wenn sich die Diskussionen dort im wesentlichen auf wechselseitiges Bashing beschränken.
Lieber Jan Groh, um das „wechselseitige Bashing“ zu vermeiden, bat ich Sie um einen Gegenvorschlag. Den bleiben Sie bis jetzt schuldig. Aber ich warte gern.
Lieber Herr Posener,
vielen Dank für Ihre Antwort. Die Vertretung durch GEMA oder VG Wort gegenüber Google 6 Co. ist weder ein Problem, noch ist sie in irgendeiner Form neu. Neu ist allein, dass Google&Co. jetzt Ansprechpartner der Verwertungsgesellschaften werden (sollen) für Fälle, in denen sie zuvor nicht verantwortlich gewesen wären: die Urheberrechtsverletzungen der vielen kleinen Channel-Betreiber auf YouTube&Co. Die Frage ist, werden YouTube&Co. tatsächlich Verträge mit den Verwertungsgesellschaften schließen – und zu welchen Bedingungen?
Schaue ich mir die (vermutlich authentischen) Zahlen einer amerikanischen Cellistin an, so erhält sie Ausschüttungen in Höhe von rund 18.000 US$ für ca. 2.000.000 Streams (https://www.basicthinking.de/blog/2018/04/18/bezahlung-streaming-dienste/). Und 2.000.000 Streams sind schon ein ziemlicher Hit (um das klarzustellen). Ich kann Ihre Zufriedenheit mit der GEMA nur akzeptieren – aber die genannte Zahlen unterscheiden sich für mich nicht nennenswert von Raub oder Enteignung. Wohlgemerkt: Ein Raub, eine Enteignung mit Zustimmung der GEMA – die vermutlich nur zugestimmt hat, weil so wenigstens überhaupt noch irgendein Minimalentgelt fließt.
Dass nun alle möglichen Kleinurheber über das künftig fließende Geld jubeln, wie auf Facebook etc. nachzulesen ist, kann ich nur angesichts der weit verbreiteten Mathematikferne in künstlerischen Berufen nachvollziehen. Und was die Ausschüttungen der VG Wort an mich selbst betrifft, kann ich nur hoffen, beten und dreimal auf ein beliebiges Material klopfen, dass für die schreibende Zunft nicht vergleichbare Zahlen am Ende stehen werden.
Zum Begriff „Lex Springer“ muss ich hier meinen Anspruch auf unabhängige Neuschöpfung erheben. Ich habe ihn wirklich bereits benutzt, ehe ich von einer Verbreitung durch Google erfahren habe. Er ging mir genau in dem Moment durch den Kopf, als ich erstmals von der neuen Richtlinie erfuhr und ich mich der diversen Interviews mit Herrn Döpfner erinnerte, die ich gelesen hatte. Hier mit einer Nähe zu „Lügenmedien“ zu kontern, hat etwas zutiefst unseriöses. Aber darüber möge sich jeder ein eigenes Bild machen, etwa durch Eingabe der Suchbegriffe „Google Springer Döpfner Interview Urheberrecht“, die Lektüre der entsprechenden Fundstellen und Vergleich mit der Urheberrechtsrichtlinie.
Vor allem aber: Wie soll diese Richtlinie sinnvoll praktisch umgesetzt werden? Nachdem alle Pauschalvergütungsmodelle abgeweisen wurden? Niemand (insbesondere auch kein Silicon Valley-Guru) kann mir erklären, wie das neue Urheberrecht ohne Upload-Filter umgesetzt werden könnte. Und niemand kann erklären, wie Zitier- und Kunstfreiheit in einen Upload-Filter oder Algorithmus integriert werden können? Und werden Google&Co. tatsächlich dafür bezahlen, damit alle berechtigten und unberechtigten Zitate etc. wenigstens gegenüber Urhebern, die Mitglied in Vertretungsgesellschaften sind mitabgegolten sind? Und was ist mit den Urhebern, die nicht von den Vertretungsgesellschaften vertreten werden? Und was ist mit Anbietern von Urheberrechtsverstößen in Ländern, die sich nicht weiter um unser Urheberrecht kümmern? Und das alles soll zwar Urheberrechte schützen, aber zulässigen Gebrauch nicht einschränken (und dazu noch zusätzliche(!) Einnahmen für die Urheber generieren)?
Diese Hoffnung erinnert mich wirklich an die britischen Parlamentarier. Oder an Präsident Trump, dem die Mexikaner inzwischen die – angeblich von den Mexikanern zu bezahlende – US-amerikanisch finanzierte Mauer klauen. Nein, dieses Urheberrecht lässt leider jeden Bezug zur Wirklichkeit vermissen.
Lieber Jan Groh, Sie schreiben: „Diese Hoffnung (dass die Verwertungsgesellschaften die Interessen der kleinen Urheber vertreten werden) erinnert mich wirklich an die britischen Parlamentarier. Oder an Präsident Trump, dem die Mexikaner inzwischen die – angeblich von den Mexikanern zu bezahlende – US-amerikanisch finanzierte Mauer klauen.“ Und Sie werfen MIR vor, „zutiefst unseriös“ zu sein!
Aber lassen wir das.
Döpfner ist Chef des Zeitungsverlegerverbands. Er hat für alle Verleger hier gehandelt, und es heißt (ich wiederhole es) der Google-Propaganda Vorschub leisten, von einem „Lex Springer“ zu reden.
Sie schreiben: „Dieses Urheberrecht lässt leider jeden Bezug zur Wirklichkeit vermissen.“ Wir sähe denn eine Urheberrechtsdirektive aus, die realistischer wäre? Hic Rhodus, hic salta.
… ‚komisch‘, bis Obama hat sich niemand am ‚Neuland‘, O-Ton Merkel, gestört. Erst mit Trump wachen sie auf. ‚Das Gejammer des Nachtwächters Mathias Döpfner.‘
… Deutschland hat ‚kein Geschäftsmodell, weil wir keine Technik haben, und die haben wir nicht, weil wir seit 20, 30 Jahren systematisch sabotiert und auf Konsumenten-Niveau gehalten werden. Und jetzt wollen sie einfach vom Geschäftsmodell der Amerikaner was abhaben. Und dass das so ist, ist ein zentraler „Verdienst” der Presse. Die hat dabei mitgemacht, uns hier durchzuverblöden, Technik zu verhindern, alles auf Gender-Geschwätz zu ziehen.‘
Wo Recht hat, der Informatiker H.D., da hat er recht.
Woanders – das passt zusammen – habe ich geschrieben; … dass die ‚BRD‘-Regierung mittlerweile sich nicht entblödet die ohnehin schon katastrophale Schulbildung von Kindern – das ist übrigens die Zukunft – um sage und schreibe 20% herunterfährt – ‚aspergert‘ oder eben mal die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands ‚leyenisiert‘. Oder dass bei Merkels ‘Breitbandanschluss’ oder Altmeiers Planwirtschafts-Menetekel, meinem Hamster mal wieder ein Bäuerchen entschlüpfte … na ja.
Merkel und das letzte Aufgebot. Mal sehen was danach kommt. Was Opa Krempel?
Das Schulniveau in Deutschland ist ungleich höher als in den USA, lieber dbh. Kein Deutscher wurde daran gehindert, Google zu erfinden.
Es ist natürlich korrekt, dass Herr Döpfner seinerzeit als Zeitungsverlegerchef maßgeblich am Zustandekommen des deutschen Vorreiter-Gesetzes beteiligt war. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich mich damals darüber gewundert habe, dass er persönlich auf so einer Anhörung war, die irgendwo auch noch live bei Phoenix? übertragen wurde. Was er da erzählt hat, wirkte damals schon sehr auf die spezifischen Partikularinteressen der Zeitungsverlagsunternehmen zugeschnitten und ich hatte schon damals den Eindruck, dass dem Herrn nicht wirklich daran gelegen war, dass seine Mitarbeiter selbst gestärkt werden und eigene einklagbare Rechte bekommen sollten. Da der Herr von Anfang an maßgeblich an dem Prozess beteiligt war, kann man mit guten Gründen von einem Lex-Döpfner sprechen, umso mehr, wenn man berücksichtigt, dass er nach den großzügigen Aktien-Schenkungen von Frau Springer auch eigene finanzielle Interessen verfolgt.
Lieber 68er, ich glaube, dass die meisten MitarbeiterInnen bei Springer dankbar sind, dass es Döpfner bisher gelungen ist, ihre Arbeitsplätze zu erhalten, was angesichts des Zeitungssterbens nicht selbstverständlich ist. Ich glaube auch, dass die anderen Verlage, die – von Bertelsmann über Holtzbrinck bis Funke – fast alle größer sind als Springer, auch dankbar waren, dass Döpfner diese Rolle übernommen hat, inklusive Buhmann-Funktion. Natürlich haben private Medienhäuser „Partikularinteressen“. Die haben YouTube-Stars und Möchtegern-Stars auch. Und Klein-Autoren. Und Blogger. Ich weiß nicht, welche Zeitung Sie lesen: Aber sagen wir es so: taz und Neues Deutschland finden die Regelung auch richtig.
@APo
… sorry, werter APo, ich kann einem Schulsystem, in dem Schüler zum ABI, unter anderem, Mathematik abwählen dürfen – wirklich so – nicht für voll nehmen. Heraus kommen dann Figuren wie Habeck, der es bei Anne Will tatsächlich fertig bekommt, zu behaupten, die Kinder lernen in der Schule, dass Freitags ein Schulbesuch nicht nötig ist und seine Genossin Baerbock die ein anderes mal schwätzt, dass Strom dar selbst im Netz gespeichert wird und man ihr jetzt bloß nicht mit Physik kommen solle … puuuh … DAHER! keine Macht den Doofen.
Man kann Mathe seit Jahren nicht mehr abwählen. Sie leben im falschen Jahrzehnt.
Hallo Herr Posener,
ich finde es ja auch grundsätzlich richtig, dass Google und Co. davon abgehalten werden Geistiges Eigentum zu nutzen ohne dafür zu bezahlen. Das Problem ist nur, dass die Zeitungsverlegerlobby und die Damen Mohn und Springer erheblich stärker sind als die Kulturabteilung von Verdi, die Verwertungsgesellschaften, und die einzelnen Fachverbände vom Journalistenverband über die Fotografenverbände etc. pp. Die sind viel zu zersplittert und heterogen und meist auch uninformiert, als dass sie bei so einer Sache mal am selben Strang ziehen. Viel zu viele von Ihren Kollegen haben gar keine Zeit, sich um sowas zu kümmern, weil sie von einem Auftrag zum nächsten bangen und ums nackte Überleben kämpfen. Da haben Döpfner, Liz und Friede oder Herr Dr. Holthoff-Pförtner ganz andere Möglichkeiten, wenn sie mit Angela Tee trinken oder mit Armin auf dem kurzen Dienstweg am Kabinettstisch den einen oder anderen Deal einfädeln.
Ich tippe, in Ihrem Vertrag ist eine Online-Buyout enthalten, das heisst, Springer darf alle Ihre Texte exklusiv online verbreiten und kassiert auch eventuelle Ansprüche gegenüber den Verwertungsgesellschaften ein.
Ich kenne etliche Verträge aus der Musikbranche. Für Platten- oder CD-Verkäufe bekamen die Künstler früher einen kleinen zweistelligen Lizenzanteil. Und für Fremdverwertungen wurden die Einnahmen meist geteilt. Die Musikverleger und Verwertungsgesellschaften (nach anfänglichen, Widerstand, bei dem ihnen die eigenen Mitglieder weitgehend in den Rücken gefallen sind) haben sich dann von Youtube, Apple, Spotify und Co. mit Peanuts abspeisen lassen. Und weil sie gemerkt haben, dass sie selber pleite gehen würden, wenn sie von diesen Peanuts nur den bisherigen üblichen Anteil bekommen würden, haben sie im Kleingedruckten versucht, ihren Anteil zu Lasten ihrer Künstler zu erhöhen. Wenn das bei Springer anders ist, gut für Sie. Im Großen und Ganzen wird der durchschnittliche Werkschaffende von der neuen Regelung nicht viel haben.
Beste Grüße
Ihr 68er
Lieber 68er, ich bekomme von Springer als fester Freier eine fixe Summe monatlich; im Gegenzug hat Springer die Verwertungsrechte. Ich halte das für fair. Alle Journalisten, so auch ich, melden aber ihre Texte an die VGWort: ich melde die geschätzte Wortzahl, Springer meldet jeden einzelnen Artikel. Und jedes Jahr bekomme ich Geld von der VGWort, sowohl für die Print- wie für die Online-Verwertung. Ich finde die Summe angemessen.
Ich war zehn Jahre lang freier Autor. Obwohl ich bei angesehenen Verlagen veröffentlichte (z.B. Rowohlt), war es mir nicht möglich, von den Einnahmen zu leben. Hätte ich nicht auch Schulbücher geschrieben, was mir weder Spaß machte noch Renommé einbrachte, ich hätte das Experiment Selbstständigkeit viel früher aufgeben müssen. Das war also früher schon so (ich rede von den 1990er Jahren), und es wird nicht besser geworden sein, da es den Verlagen nicht besser geht. Bei Musikern ist es noch drastischer, aus ähnlichen Gründen.
Ich bin der Letzte, der die schwierige Lage von Künstlern, Musikern, Journalisten usw. leugnen würde. Ich meine nur, dass ein Klassenkampf zwischen „Kreativen“ und Verwertern heute wenig Sinn macht. Wir sitzen, auch wenn das dumm klingt, im selben Boot.
@APo, Nachtrag: ‚Kein Deutscher wurde daran gehindert, Google zu erfinden.‘
… nun, werter Alan Posener, den Computer, einschließlich ‚höherer Programmiersprachen‘, hat ein Deutscher 1941 erfunden. Klar, Patentanmeldungen nach ’45, gegen IBM durchsetzen, … puuuh … das ist ein anderes Kapitel. Hatten wir hier schon.
APo: Man kann Mathe seit Jahren nicht mehr abwählen.
… na dann scheint es für Habeck & Co. wirklich zu zutreffen. 😉 meinetwegen, … ½ für Sie, ½ für mich. In Berlin aber ist Mathe im Abitur nicht Pflicht …
@hans (der blonde) / Alan Posener
Es geht gar nicht um Mathe und das Schulsystem. Oder vielleicht noch nicht: Es geht, unter vielem Anderen, darum, daß wir / unsere Gesellschaft, derzeit verlernen, in Ursache und Wirkung zu denken und in diesem Unbehagen würde ich hans zustimmen. Denn es ist seit einigen jahrzehnte Mode geworden, damit zu kokettieren, von Physik, Technik usw. ‚keine Ahnung‘ zu haben. „Kommen Sie mir nicht mit Physik“, sagte Frau Annalena Baerbock („das Netz ist der Speicher..“). Und wenn die Jungs im Maschinenraum nicht spuren und die Physik außer Kraft setzen, bildet sich innerhalb von Wochen eine neue Allianz von Umweltaktivisten, Klimaschützern und Autoindustrie, die ganz plötzlich eine sich 100 Jahre entwickelt habende Technologie mitsamt der damit entwickleten Kompetenzen und Infrastruktur auf den Müll schickt. Der Strom kommt aus der Steckdose, die Batterieautos auch China und die Zeitungen schreiben wir uns einfach selber – was soll’s? Es geht hierbei aber nicht nur um Vertrauensschutz für mit versteuertem Geld gekauften Investitionsgüter (Dieselfahrzeuge), sondern auch und gerade um die Investition in Bildung und Kompetenzen in naturwissenschaftliche und technische Kompetenz – oder eben die Kultur des investigativen, nachforschenden Journalismus. Es geht um das Vertrauen, daß ein existierender Markt nicht von Leuten kannibalisiert wird, der jegliches Gefühl für den Aufwand und Aufbau inhaltlicher Arbeit verloren hat. Google genauso, wie die Grünen. Wir haben zwar die Maschine mit dem besten Wirkungsgrad, schaffen wir sie aus populistisch-hysterischen Gründen ab und importieren Batterieautos (genau, nämlich deren Komponenten). Wir haben das Gratis-internet, kopieren wir einfach. Die Freiheit zu klauen. (Oder zu enteignen.) Diese ganze Mentalität ist eine, die den Wert von Kreativität, Entwicklungsarbeit und Bildung nicht schätzt – sie ist in hohem Maße parasitär und eine Gefahr für unsere Zivilisation, die nun mal auf Arbeitsteilung basiert. (Mit Geld entlohnter Arbeitsteilung!) Eine Arbeitsteilung, die Spezialisten erfordert, und das Vertrauen, daß sich eine solche Spezialisierung, sei es die zum Ingenieur, investigativen Journalisten oder Künstler, lohnen kann. Nur Konsumieren schafft keine Kultur. Noch nicht mal im ‚Netz‘. Und ich würde heute keinem Schulabsolventen mehr empfehlen, einen Uni-Abschluss, wie ich ihn gemacht habe, anzustreben – es sei denn, er will nach Ostasien. (Oder vielleicht in eine reformierte USA, die ihre Industrie wieder schätzen gelernt hat.) Oder gar Journalist zu werden, es sei denn er will als ‚Influencer‘ Hautcreme bewerben.
Lieber Klaus J. Nick, Sie wissen aber, dass es nicht das erste Mal wäre, dass nicht die beste Technik das Rennen macht. Denken Sie an DAT (digital audio tape) und Betamax, oder an Fords Versuch, das Lenkrad durch „wrist twist steering control“ zu ersetzen. Denken sie an General Motors, das schon 1996 ein Elektroauto auf den Markt brachte, oder an die Elektrobusse in den 1950er Jahren, die via Oberleitung Strom zogen usw. usf.
Wenn Deutschland tatsächlich in Sachen Elektromobilität abgehängt wird, dann auch deshalb, weil die deutsche Autoindustrie allzu lange glaubte, Elektro- und Hybridautos seien eine Modeerscheinung, auf Dauer werde sich der saubere Diesel durchsetzen. Das tut er aber nicht, und schon gar nicht im neuen Land der Tüftler, China. In China fahren mehr Elektroautos als in der ganzen restlichen Welt zusammen, und die chinesische Regierung reduziert Jahr für Jahr die Zahl der für Benziner und Diesel ausgestellten Zulassungen, um den Umstieg zu forcieren.
Es ist also falsch, das Problem der deutschen Autoindustrie darauf zu schieben, dass deutsche Kinder nicht lernten, welche Antriebssysteme am effizientesten seien. Das Problem liegt vielmehr darin, dass deutsche Ingenieure offenkundig effiziente Antriebssysteme bauen können, aber nicht gemerkt haben, dass anderswo auf andere Technologien gesetzt wurde.
Das Problem zeigt sich auch darin, dass die Autokorrektur, mit der wir hier arbeiten, immer noch nicht die Wörter „Hybridauto“ und „Elektromobilität“ erkennt, sondern als Fehler markiert.
Weiterhin finde ich es bedenklich, dass nach wie vor die physikalischen Grundlagen des Treibhauseffekts einfach geleugnet werden, was ja irgendwie mit dem Thema oben zusammenhängt. Wer nicht sehen will, dass eine Technik womöglich keine Zukunft mehr hat, will schon gar nicht die Gründe erkennen, die Regierungen anderswo dazu bewegen, auf andere Techniken zu setzen.
Hier ein Link zur Lage der Elektromobilität in China:
https://qz.com/1517557/five-things-to-know-about-chinas-electric-car-boom/
Und Sie wissen aber auch, daß es nicht darum geht, die „physikalischen Grundlagen des Treibhauseffektes zu leugnen“ – oder die Tatsache, daß Wasser den weitestgehend größten Anteil daran hat, sondern ob die Computersimulationen der Klimaforscher-Fraktion (im Gegensatz zu vielen Klimatologen) valide Prognosen abliefern. Anders ausgedrückt – die nicht bewiesene oder hinreichend belegte Annahme, ob der (unbestrittene) CO2-Anstieg in der Atmsphäre Ursache oder eben Folge einer (unbestrittenen) Klimaerwärmung ist. Mit erheblichen Folgen für die zu erwartende Stabilität des Klimas (-> Geologie, Erdgeschichte), also ob das Klima überhaupt ‚kippen‘ kann, und den zu ergreifenden Maßnahmen. (Wie ich die Instrumentalisierung der Jugendlichen auch vor diesem Hintergrund finde, erspare ich mal Ihnen und mir, hier zu benennen.)
Mir geht es im übrigen gar nicht um die ‚richtige‘ Technologie, die sich durchsetzen soll, sondern um den Durch- und Zugriff von Panikmachern und Umwelt-Populisten in der Politik auf das regierte Individuum. Was China, Vietnam, Korea usw. angeht: Natürlich müssen diese Länder in ihren Megacities Elektromobilität als Übergangslösung oder von mir aus als dauerhaftes urbanes Mobilitätskonzept einrichten – ich könnte mir eine Stadt, wie Saigon /Ho Tschi Minh – Stadt gar nicht mit Autos mit Verbrennungsmotoren motorisiert vorstellen, bei der schon vorhandenen Anzahl an Mopeds und Motorrädern. Aber genau so wie ich es immer ablehnte, daß D Showroom für schnellfahrende Autos war (-> pro Tempolimit) lehne ich es ab, daß wir auf Kosten des Verbrauchers und einer ausgereiften Technologie mit noch sehr viel Potential (synthetische Treibstoffe) auf eine Technologie des 19 Jh. zurückgreifen, die weder effizient ist (Gesamtwirkungsgrad), noch ungefährlich (Batterien mit enormem Energieinhalt und Reaktionspartnern auf kleinem Raum).
Wenn VW oder AUDI jetzt meinen, das Batterieauto populär machen zu können, ist das eine betriebswirtschaftlich begründete strategiesche Entscheidung aufgrund veränderter politischer Vorgaben oder diesbezüglicher Unsicherheit. Die ich für fatal für unsere Volkswirtschaft halte, weil das Batterieauto keine wirklichen Entwicklungsmöglichkeiten in Richtung Effizienz und Wirkungsgrad mehr liefert, liefern kann. Ich würde auch der Spracherkennung zustimmen, unter “Hybridauto” kann ich mir kaum was sinnvolles vorstellen, es handelt sich wohl um ein zu schweres Auto mit zwei Motoren und hohem Rohstoffbedarf bei der Produktion, und “Elektromobilität” habe ich vor der Tür, nämlich die Straßenbahn, also wozu das neue Wort. Ja – und richtig, früher gab es hier in BN O-Busse zum Venusberg. So schnell und töricht wird eben Gutes abgeschafft, wenn Politik und Ideologie ‚durchregiert‘.
Lieber Klaus J. Nick, ich will nur sagen: Was man als wissenschaftlich fundiert und technisch sinnvoll akzeptiert, ist auf allen Seiten stark ideologisch geprägt. Die einen brüllen beim Klimawandel „Panikmache!“, die anderen werfen den Politikern vor, nicht schnell genug zu handeln. Die einen glauben, fossile Brennstoffe hätten eine Zukunft, die anderen halten das für kurzsichtiges Kleben an einer Technik des 19. Jahrhunderts. Jeder wirft dem anderen vor, von Lobbyisten instrumentalisiert zu sein oder sich instrumentalisieren zu lassen. Und so weiter. Ich würde hier auch Ihrerseits eine ideologisch-verbale Abrüstung empfehlen. Die Welt ist ein Geflecht von Interessen und Fakten, Vermutungen, Prognosen und Unwägbarkeiten, und auch Politiker sind nur Menschen. Die Vorstellung, die Welt wäre besser, würde sie von Ingenieuren regiert, halte ich für unrealistisch.
… ich glaube nicht an eine Zukunft von ‚Elektromobilität‘. Selbst die WELT schreibt über Luftverschmutzungsprobleme auch für Autos mit Elektroantrieb. … noch nicht einmal erwähnt ist, dass selbst Lithium-Batterien bei niederen Temperaturen ihre Leistung um bis zu 40 Prozent einbüßen. Apropos Lithium!
… und China ist ein Thema für sich. Ich verlinke Steve Bannon jetzt nicht: ‚Hätte man die Produktion in den USA und Europa belassen und zu Hause von heimischen Arbeitern für heimische Konsumente produzieren lassen, wäre China niemals so schnell aufgestiegen. Der Westen hätte dann bei weitem nicht so große Wachstumsprobleme und soziale Probleme wie heute.‘ Was S.B. 2019 erkennt, hatten wir hier schon 2011. 😉
„Selbst die WELT“ … Der Autor ist für seine Skepsis gegenüber den Grünen und ihren Themen bekannt. Und ja, wir haben China zum Aufschwung geholfen. Niemals zuvor in der Geschichte der Menschheit sind so viele Menschen in so kurzer Zeit aus der Armut herausgeholt worden. Sie als Christ müssten das begrüßen. Aber Ihr Christentum ist selektiv.
In diesem Wikipediaartikel sind die „Fakten“ sehr schön aufbereitet:
https://de.wikipedia.org/wiki/Globale_Erw%C3%A4rmung
Was mich immer wieder fasziniert ist, daß man es immer wieder schafft, eine Genauigkeit zu suggerieren, die es gar nicht geben kann.
Der Temperaturanstieg seit 1880 wird mit einer Genauigkeit von 0,01°C angegeben, und ich frage mich, wie man 1880 so genau messen konnte.
Selbst heute kann man nicht so genau messen, wenn ich in meinem Garten mit einem Temperaturfühler aus meinem Labor (Meßgenauigkeit unter Laborbedingungen +-0,1°C) unterwegs bin, habe ich Ausschläge von mehreren Grad, je nachdem wo ich gerade bin.
Bei uns im Labor werden vor Ermittlung von Daten PPE (Prüfprozeßeignung) und MSA (Meßsystemanalyse) durchgeführt.
Ich weiß nicht, ob bei allen heute genutzten Meßstellen so vorgegangen wird, ein ordnungsgemäßer MOC (Management of Change) wenn sich nur ein Parameter ändert muß natürlich auch durchgeführt werden.
Ich bin aber sicher, die Daten vergangener Jahrzehnte, die ja letztlich die Grundlage für alle Aussagen zur globalen Erwärmung bilden, wurden nicht so ermittelt.
Mnchmal hilft allerdings schon ein Blick in die Geschichte, um heutige „Wahrheiten“ zu hinterfragen. Vor einiger Zeit sah ich einen Fernsehbericht, in der der mittlerweile WIEDER mögliche Weinanbau in Südengland als Beleg für die Erwärmung angeführt wurde.
In der Tat, schon die Römer bauten dort Wein an, bis es im Mittelalter zu kalt dafür wurde. Ich frage mich seither, wieviele Autos fuhren im Römischen Reich.
Lieber Don Geraldo, auch in Berlin wird wieder Wein angebaut. Die Tatsache natürlicher Temperaturschwankungen wird von niemandem geleugnet. Es fragt sich allerdings, wie klug es ist, wenn schon Temperaturschwankungen natürlich vorkommen, die mögliche natürliche Erwärmung durch Veränderung der Zusammensetzung der Atmosphäre zu verstärken. Sie heizen ja auch Ihr Haus nicht, wenn die Sonne scheint, und Tomaten nehmen sie im Sommer aus dem Treibhaus, sonst verdorren sie.
Lieber AP, wenn Sie mir „ideologische verbale Abrüstung“ empfehlen, dürfen Sie davon ausgehen, daß ich das sehr ernst nehme und mich da prüfe. Ich melde mich ja hier nicht, um z.B. von Ihnen in meiner Meinung bestätigt zu werden. Ich kann nur eben nicht erkennen wo ich bei aller engagierten Meinungsäußerung einer Ideologie folgen soll, denn weder bin ich Verfechter eines unbeschränkten materiellen Wachstums, noch generell gegen Umweltschutz. Allerdings weiß ich aus eigener Erfahrung, daß Wissenschaftler interessegeleitet forschen und sich äußern. Menschlich. Aber wenn es zu schrill und panisch wird, muss es Stimmen geben die anmahnen, die Plausibilität der von diesem oder jenen Wissenschaftler- oder Interessenkollektiv zu prüfen. Ich belasse es mal beim Thema Klima dabei, es so allgemein auszudrücken, auch um nicht zu weit abzuschweifen und ich hatte ja auch schon so einiges dazu gesagt.
Was die Politik angeht, so werfe ich der Partei ‚Die Grünen‘ schon einen unerträglichen Panik-Populismus vor und sie ist für deswegen für mich unwählbar, weil ich ihr nicht zutraue einen Interessenausgleich, wie z.B. beim Thema Urheberrecht, auch in Bereichen, wie der Infrastruktur und Industrie herbeizuführen. Weil sie sich schlichtweg ideologisch verstiegen hat.
Genau das verstellt den Blick tatsächlich sinnvolle Maßnahmen, wie z.B. die Besteuerung der PKW nicht nach Hubraum sondern nach Gewicht, um auch diesen Exzess in den Griff zu bekommen. Und nein, nirgendwo habe ich geschrieben, daß Ingenieure (oder Philosophen) regieren sollen, aber plausible Erkenntnisse und Risikoabschätzungen darf ich als Bürger bei existenziellen Fragen, wie der Energieversorgung schon erwarten, denke ich. Und da ist mein Zutrauen geschwunden, angesicht z.B. der Art und Weise, wie mit dem Pneumologen Köhler umgegangen wurde – ja, trotz seines Rechenfehlers – die wesentlichen Fakten, nicht nur die medizinischen, auch die chemischen und toxikologischen nannte und Plausibilität anmahnte. Bezeichnend, wie hysterisch und laut sich seine Gegnerschaft formierte, um ihn niederzubrüllen.
Sehen Sie – und wenn Sie hans schreiben „Der Autor ist für seine Skepsis gegenüber den Grünen und ihren Themen bekannt.“, was soll denn das heißen? Daß der Artikel Ihres Kollegen über die Aussagen der Leopoldina-Wissenschaftler deswegen unseriös gewichtet wäre, weil er den Grünen nicht nahesteht? Also ich denke, auf dieser abschüssigen Bahn fühlen wir uns beide nicht wohl. Es gibt schon noch Fakten und valide Aussagen, es ist nicht alles Politik und Interesse und genau diese beiden Bereiche wären zu trennen.
Halten Sie gerne gegen oder nehmen sie es als Hinweise eines in diesen Fragen nicht völlig unbefleckten oder unbelesenen oder wie man da sagt.
Lieber KJN, auf weiten Strecken d’accord. Meine Aufforderung zu verbaler Abrüstung bezieht sich etwa auf die Aussage: „…so werfe ich der Partei ‘Die Grünen’ schon einen unerträglichen Panik-Populismus vor und sie ist für deswegen für mich unwählbar.“ Also ich habe, so weit ich mich erinnere, nie die Grünen gewählt, aber „unerträglichen Panik-Populismus“ betreiben die als Partei schon lange nicht mehr. So war der von Rot-Grün erzielte Atom-Ausstiegskompromiss erheblich weniger radikal als der dann nach Fukushima von Schwarz-Gelb beschlossene Panik-Sofortausstieg. Auch habe ich von der Firma Mercedes keine Klagen über eine autofeindliche Politik der Regierung Baden-Württembergs gehört. Gewiss neigen die Grünen auf jenem Feld, das ihr Alleinstellungsmerkmal darstellt, zu starken Worten, wie die SPD bei der Sozialpolitik oder die Union auf Feldern, die als konservativ gelten (Söders kreuze, Dobrindts „bürgerliche Revolution gegen 68“, Merkels „Multikulti ist gescheitert“). In der praktischen Politik aber zeichnen sich die Grünen durch ein hohes Maß an Flexibilität aus.
Was meinen Kollegen Ansgar Graw betrifft, so finde ich schon, dass der Artikel tendenziös ist. Der Bericht der unabhängigen Kommission fordert in etwa das, was die Grünen fordern, einschließlich Verteuerung fossiler Energieträger und Ausweitung der Elektromobilität. Der Bericht darüber greift aber einen Punkt heraus, zieht einen Schluss, den der Bericht selbst nicht zieht und macht ihn zum Hauptpunkt: Dass der Abrieb der Reifen von Elektroautos stärker sein dürfte als jener herkömmlicher Autos. Das ist ein wichtiger Punkt, aber im Kontext des Berichts ergäbe sich vermutlich daraus nur eines: in bestimmten innerstädtischen Bereichen dürften Fahrverbote dann auch für Elektroautos gelten.
@KJN: Die Investition in naturwissenschaftliche und technische Bildung zu steigern, ist ein hehres Ziel, aber es wird Makulatur bleiben, solange sich an anderer Stelle nichts ändert. Westeuropa liegt seit dem Ende des Kalten Krieges unter Dauerbeschuß mit neoliberalen Dogmen, öffentlich vorgetragen nicht selten von gekauften „Experten“ und lautstark begleitet von Medien, die mehrheitlich nicht kritisch hinterfragen, wie es sein konnte, daß all die so schönen Thesen von der Herrlichkeit der Deregulierung geradewegs zu der größten und am längsten anhaltenden Wirtschaftskrise Europas geführt haben und all die Lehrbuchrezepte die Krise noch verschärft haben (Portugal beispielsweise kam erst dann wieder aus der Krise, als es die Ideen von Keynes, dem Gottseibeiuns der Neoliberalen, wieder beherzigte). Nach Jahrzehnten der Dauerbeschallung herrscht im Land inzwischen eine Stimmung, daß bei allen öffentlichen Geldausgaben gefragt wird, wie das Preis-Leistungs-Verhältnis sei und wann die Investition Gewinne abwerfe. In einem solchen Umfeld, wo man sich für jeden ausgegebenen staatlichen Euro rechtfertigen muß, Wissenschaft zu betreiben, schreckt eher ab. Hinzu kommt eine Erwartungshaltung, daß Forschung kommerziell verwertbare Ergebnisse hervorbringen müsse. Projekte der Grundlagenforschung wie am CERN oder auch ein reines Prestigeprojekt wie die Mondlandung haben in einem solchen Umfeld praktisch keine Chance und werden für jeden politischen Entscheidungsträger zum Himmelfahrtskommando – weil die neoliberalen Ideologen üblicherweise nicht den Wert dessen erkennen, daß ganze Generationen von Schülern in die MINT-Fächer drängen, wenn diese gerade dank solcher Projekte „in“ sind, der volkswirtschaftliche Mehrwert also erst mittelbar anfällt.
Es würde zu weit vom Thema wegführen, auch noch darauf einzugehen, daß dadurch, daß das Denken in kurzfristigem monetären Nutzen inzwischen staatstragend geworden ist, auch Dinge scheitern wie Olympia-Bewerbungen und daß beim Bau der Elbphilharmonie nur übe die Kosten gesprochen wurde, nicht aber über den Mehrwert für die Kultur Hamburgs.
Darum zurück um zum eigentlichen Thema, der Urheberrechtsrichtlinie: Im gleichen Jahr, in dem Apollo XI auf dem Mond landete, entstand auch UNIX. Da es der Mutterkonzern der UNIX-Entwickler, AT&T, aufgrund alter Antitrust-Regelungen nicht kommerziell vermarkten durfte, wurde es gegen die Kosten der Datenträger an Universitäten und andere Interessenten verteilt und von diesen weiterentwickelt. Der Siegeszug von UNIX, dem Stammvater von unter anderem MacOS und Android, war vor allem deshalb möglich, weil auch hier Geld keine Rolle spielte und eine Kommerzialisierung für die meisten UNIX-Kunden kein Thema war – daß also der freie Austausch von Gedanken und der gemeinsame Wille, das Produkt zu verbessern, vorherrschten. Derselbe Geist ist es auch, der die rasante Entwicklung von Open-Source-Programmen begünstigt.
Ohne diesen Geist ist Forschung zwar möglich, aber die Fortschritte sind deutlich langsamer. Die EU hat das erkannt und in die Richtlinie einfließen lassen: Öffentliche Bibliotheken dürfen ihre Bestände auch digitalisiert vervielfältigen, um das kulturelle Erbe zu wahren (Art. 5), und sie dürfen vergriffene Werke auch digitalisiert der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen (Art. 7). Inwieweit das Teilen von Wissen durch Art. 13 behindert wird, wird sich noch zeigen.
Lieber Don Geraldo, was Sie zu Recht bemängeln ist die Angabe des Konfidenzintervalls in der Messreihe, also eine Darstellung der Messunsicherheit, die klar machen würde, wie groß die Streuung der Messwerte im Verhältnis zu der nachzuweisenden temperaturänderung denn ist. Das würde natürlich nicht so dramatisch aussehen, wie Al Gores berühmt gewordener ‚Hockeyschläger. Allerdings würde ich hier keinen Versuch zu Verfälschung unterstellen, denn auch wenn die Daten streuen, so kann der Temperaturanstieg, wenn auch klein, so doch real sein. Davon, daß die Daten um 1900 mehr streuen, als die von 1980 beispielsweise, ist auch auszugehen.
Daß es erhebliche natürliche Klimaschwankungen in Europa von mehreren Grad gegeben haben muss, ist anhand der Aufzeichnungen im Deutschen Weinbuch wohl dokumentiert und genau an dieser Stelle müsste es einem jedem ein wenig in physikalischer Chemie Vorgebildeten klar werden, daß Regelkreise in der Toposphäre existieren, die das Klima gar nicht ‚kippen‘ lassen können. Mir ist absolut unverständlich (bzw. mir fallen nur böse Verschwörungstheorien ein), wieso die Deutsche Physikalische Gesellschaft da so dramatisieren konnte. Hochentwickeltes Leben konnte sich nur in einem absolut trägen Klimasystem über so lange Zeit entwickeln, daß sich in der Erdgeschichte auch nach Asteroideneinschlägen, Vulkanausbrüchen usw. mit erheblicher CO2-Freisetzung immer wieder sehr schnell stabilisieren konnte. Die von der IPCC favorisierte Vorstellung, daß die Freisetzung von fossilem Kohlenstoff als CO2 in der Atmosphäre eine Kaskade in Gang setzen würde, die auch andere ‚Treibhausgase‘ (H2O, Methan) zusätzlich freisetzt, missachtet den Faktor der Photosynthese (und anderer gegenäufige geologische Prozesse der CO2-Entnahme. An den Klimasimulationen wird so lange ‚gedreht‘ bis sich eine halbwegs brauchbare Korrelation mit dem beobachteten gemittelten Temperaturanstieg ergibt. Das verstellt aber den Blick auf andere mögliche Ursachen, z.B. die Veränderung des Abstrahlverhaltens der Erdoberfläche (Albedo) durch Abholzung und Versiegelung der Oberfläche durch Verstädterung, Trockenlegung der Moorgebiete usw. Den CO2-Freisetzung aus fossilen Quellen zu verringern, ergibt angesichts des sehr geringen Anteils am CO2-Stoffwechsel in der Atmosphäre insgesamt nur vor dem Hintergrund des von der IPCC favorisierten kaskadenartigen Szenarios einen Sinn. Will man aber tatsächlich besiedelte Küsten- und Flussdeltagebiete vor einem (übrigens bisher nicht beobachtbaren) Anstieg des Meeresspiegels schützen, dann ist es fatal nur ein Szenario bzw. Wirkungsmechanismus zu berücksichtigen.
Angesichts der emotional aufgeladenen Kampfsprache, die sich bei den IPCC-Apologeten entwickelt hat (‚Klimaleugner‘, soll wohl heißen ‚Leugner des zu erwartenden Klimaholocausts‘), ist es schwer geworden, sachlich differenziert zu beleiben und man entwickelt eine Rückzugsneigung.
Lieber AP, wahrscheinlich haben Sie mit den ‚Grünen‘ recht: Unter CDU-Kohl uferte das Sozialsystem aus, unter Rot-Grün fand der erste Kriegseinsatz der Bundeswehr statt, SPD-Schröder hat die einschneidensten und für Arbeitnehmer schmerzhaften Arbeitsmarktreformen, durchgeführt, CDU-Merkel (und die FDP!) haben ’nach Fukushima‘ den Ausstieg aus der KKW-Wirtschaft beschlossen und vielleicht wird es Sache der ‚Grünen‘, die KKWs (und den Diesel) wieder anzuwerfen. Also jemandem, wie Kretschmar würde ich solche Realpolitik zutrauen.
Was Ihren Kollegen angeht, so hat er doch die Aussagen der Leopoldina zum Reifenabrieb der Batterieautos seinem Artikel hinzugefügt. Ich kann eien Tendenz in diesem Artikel daher nicht mehr erkennen. Was ich allerdings schon zu bemerken meine, ist ein gewisses Zurückrudern bei der bis dato sehr offensiv priorisierten (angeblichen) NOx-Problematik, von verschiedenen Stellen. Gut so.
Lieber KJN, sie schreiben: „Angesichts der emotional aufgeladenen Kampfsprache, die sich bei den IPCC-Apologeten entwickelt hat (‘Klimaleugner’, soll wohl heißen ‘Leugner des zu erwartenden Klimaholocausts’), ist es schwer geworden, sachlich differenziert zu beleiben und man entwickelt eine Rückzugsneigung.“ Das ist wieder eine Verallgemeinerung, die bei einem wie mir, der ich im Wust der Veröffentlichungen mich zu informieren versuche, eher Zorn hervorruft als Rückzugsneigung.
1. Sie unterstellen, dass jeder, der die Ergebnisse des IPCC akzeptiert, ein „Apologet“ des IPCC sei. Das ist diffamierend.
2. Sie unterstellen ferner jedem solchen „Apologeten“, er würde den Begriff „Klimaleugner“ verwenden. Das ist sachlich falsch.
3. Sie behaupten, mit dieser – im übrigen unsinnigen – Formulierung soll eine Parallele zu „Holocaustleugnung“ hergestellt werden. Das ist eine Unterstellung.
Ich gehe davon aus, dass die Klimaveränderung, ganz gleich, wer oder was sie verursacht, für die Menschheit eine große Herausforderung darstellt, und zwar auf vielen Ebenen (Sie haben einige selbst genannt). Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man mit manchen Aktivisten nicht mehr vernünftig reden kann. Aber die große Mehrheit der Bürger ist verunsichert und schlecht informiert und hat wenig davon, wenn die Diskussion mit Unterstellungen geführt wird.
Sie stellen zum Beispiel die Behauptung auf, die Atmosphäre sei ein sich selbst regulierendes System, das dank Rückkopplungseffekte ein menschengefährdendes „Umkippen“ verhindern wird. Diese Behauptung müsste sich wissenschaftlich beweisen lassen, ohne dass Sie denjenigen, die da skeptisch sind, böse Absichten unterstellen. Denn Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass die Merkel-Regierung mit Absicht die Strompreise in die Höhe treibt und damit die deutsche Industrie belastet.
Lieber Opa Krempel, tatsächtlich wäre über das Thema Urheberrecht, Wissenschaft und Open Source unbedingt noch zu reden, wenn z.B. Abonnementsysteme den freien Austausch von wissenschaftlichen Publikationen behindern, wie z.B. Elsevier das tut. Und ich denke auch, daß wir einen geschützten kapitalismusfreien ‚Wissenschaftsraum‘ haben müssen, in dem eben nicht der Einwrbungsmöglichkeiten von Drittmitteln über die Richtung der Forschung bestimmen. Jedenfalls dann, wenn wir auch Grundlagenforschung haben wollen, die uns neben Mond- und Marsflügen auch Beobachtung und Abwehrstrategien von großen Meteoriten und Asteroiden bescheren kann. Wenn ich das jetzt richtig sortiere, ist Thomas Piketty da bei uns. Und der Bedarf nach – ich drücke mich da jetzt mal etwas vorsichtiger aus – gewissen medialen Inszenierungen von Apokalypsen wäre dann auch geringer.
Lieber AP, ich möchte nicht die Menschen diskreditieren, die in Angst und Schrecken versetzt wurden und noch nicht mal die Mehrheit derjenigen, die das tun, sondern nur diejenigen, die das bewusst tun. Und ‚Klimaleugner‘ ist ein derartig sinnfreies Wort, daß ich meine Augen schon sehr fest zudrücken muss, um hinter dem ‚Leugner‘ keine Absicht zu erkennen.
Da Sie das Thema aber tatsächlich zu interessieren scheint, wäre ich natürlich versucht, hier Listen mit Links zu posten (was ja nach dem derzeitigen Praxis im bereich Urheberrecht noch ginge). Aber das alles zu lesen kann nun wirklich niemand verlangen, erstens und zweitens sortiere zumindest ich so etwas sowieso vor, nach dem Schema wer schreibt was warum. Ist eben so. Ich fand nach erstem googeln aber diesen Text, der im wesentlichen auch meine Auffassung widerspiegelt und weitere Hinweise gibt:
https://m.vdi.de/fileadmin/media/content/get/67.pdf
Ansonsten gäbe es m.E. noch die Möglichkeit, die Vorgänge experimentell zu untersuchen, z.B. in den sog. Biosphären ( https://de.wikipedia.org/wiki/Biosph%C3%A4re_2 ). Ob das aktuell geschieht, weiß ich nicht.
Lieber Klaus J. Nick, statt einer eigenen Antwort poste ich hier den Wikipedia-Eintrag zum Wirken von Professor Berner und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR):
„In der Vergangenheit betrieb die BGR gemeinsam mit dem Bundesverband der deutschen Braunkohleindustrie (DEBRIV) jahrelang Öffentlichkeitsarbeit, deren Ziel es war, den Einfluss des Menschen auf die globale Erwärmung zu relativieren. Als wichtige Publikation hierzu gilt beispielsweise das vom BGR-Wissenschaftler Ulrich Berner herausgegebene Buch Klimafakten, das 2004 in 4. Auflage erschien. In diesem u. a. vom Bundeswirtschaftsministerium mitfinanzierten Buch behauptete Berner, der Mensch stoße nur 2,1 % der Treibhausgase aus, ohne dabei allerdings zu erwähnen, dass es sich bei den 2,1 % nur um den menschlichen Anteil am gesamten natürlichen Treibhauseffekt handelt. Diese bewusst gewählte Darstellung, die verschwieg, dass der gesamte natürliche Treibhauseffekt ca. 33 °C ausmacht, ließ den menschlichen Einfluss auf das Klima gering erscheinen, obwohl die 2,1 % ziemlich exakt den bis 2002 gemessenen 0,7 °C zusätzlicher menschengemachter Erderwärmung entsprechen, vor deren Folgen u. a. der IPCC warnte.
1995 förderte die Hans-Joachim-Martini-Stiftung mit 50.000 DM die vom Geochemiker Ulrich Berner, der seit 1997 die Klimaforschung am BGR koordinierte, Georg Delisle und Hansjörg Streif durchgeführte und in der vom BGR selbst herausgegebenen Zeitschrift für Angewandte Geologie veröffentlichte Studie „Klimaänderungen in geologischer Zeit“, die belegen sollte, dass Kohlenstoffdioxid (CO2) nicht die Hauptursache für die sich beschleunigende globale Erwärmung sei, sondern der Einfluss der Sonne (Sonnenwind und Wolkenbildung, Sonnenflecken). (…) 2006 fertigte die BGR eine interne Stellungnahme für das Bundeswirtschaftsministerium an, die zahlreichen Kernaussagen des kurz darauf erscheinenden Vierten Sachstandsberichtes des IPCC widersprach und diesen noch vor seiner Erscheinung diskreditierte. Zudem wurde 2003 eine klimaskeptische Broschüre mit dem Titel Klimadiskussion im Spannungsfeld, die gemeinsam von BGR und der Braunkohleindustrie angefertigt wurde, durch den BGR direkt im Mitgliedermagazin des Deutschen Journalisten-Verbandes platziert.“
Zu Martini und seiner Stiftung:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Joachim_Martini
Lieber KJN, damit dürfte die Objektivität der von Ihnen zitierten Autoritäten zumindest fraglich sein. Ich verstehe nicht, warum Sie sich nicht an Einrichtungen wie der NASA halten, die nicht nur über ganz andere Ressourcen verfügen als Professor Berner, sondern die viel weniger Grund haben, ihre Forschungsergebnisse irgendwelchen Interessen unterzuordnen. Und die NASA meint, dass der menschengemachte Klimawandel eine Tatsache ist:
https://climate.nasa.gov/
@APo
… Wikipedia als Kronzeuge ist soviel wie den Teich austrocknen wollen und Frösche um ihre Meinung dazu bitten … ich meine sogar, dass Wikipadia von linksradikalen Menschenfeinden gekapert ist … das hat, u.a., Sofia Taxidis nachgewiesen …
… und zur NASA; Satellitenaufzeichnungen beschreiben über einen Zeitraum von 40 Jahren lediglich eine geringe Erderwärmung und sind kein Nachweis für die Hypothese, dass eine steigende CO2-Konzentration allein, schon gar nicht der ‚menschengemachte‘ Anteil daran, für eine globale Erwärmung ursächlich ist.
Im Übrigen wäre es an den Behauptungen der ‚Klimapaniker‘ gelegen, einen (wissenschaftlichen) Nachweis darüber zu erbringen, dass die ‚menschengemachte CO2-Produktion‘ einen zu berücksichtigenden Einfluss auf das Klima, auf Zustände und Vorgänge in der Atmosphäre hat. Schon gäbe es keine Diskussion. … aaaber dazu habe ich bisher nix gelesen.
… im Übrigen steht geschrieben; sich die ‚Erde untertan‘ machen, heißt nicht sie zu vernichten. Konkret in Afrika könnte – zunächst – damit begonnen werden, den Raubbau an der Natur durch Aufforstung, in der Sahelzone zum Beispiel, zu beenden. Das hätte zudem einen wirklichen Einfluss auf das Klima, als denn ein fragwürdiges ‚Dieselfahrverbot‘ oder die ‚CO2-Hysterie‘ in Deutschland. Dass das funktioniert könn(t)en Sie, APo, z.B., an Israel nachweisen.
UND DAS WISSEN SIE AUCH.Und das wissen sie auch. 😉Europas und Deutschlands Beitrag, als erste Hilfe, nicht nur für Afrikaner, wäre die Durchsetzung von ‚Schengen‘, besser Art. 16a GG. Man muss es nur wollen.
Warum gehen Sie nicht auf die Fakten ein, die in der NASA-Präsentation enthalten sind, blonderhans? Haben Sie Angst davor?
APo: ‚Warum gehen Sie nicht auf die Fakten ein, die in der NASA-Präsentation enthalten sind, blonderhans? Haben Sie Angst davor?
… Angst habe ich vor weißen Kitteln, (Mediziner*), wirklich jetzt!
Welche Fakten? … o.k., ich lass‘ ‚(m)ein‘ Nobelpreisträger Al Gores, (Mu)Barack Hussein Obamas und der NASAs ‚Fakten‘ zerpflücken.
Genau, dbh. „Ich bleibe in meiner Filterblase, da ist es gemütlich.“
Lieber Alan Posener, weil auch das, was mir von der NASA, an Veröffentlichungen bekannt ist, meine doch klar gestellten Fragen nicht beantwortet. Ich stelle fest, daß auch für Sie die Einordnung per ,qui bono‘ zumindest in dieser Sache wichtiger ist, als die Auseinandersetzung mit den Argumenten, die ja nachprüfbar sind. Egal, wer ‚ das finanziert‘. Warum neben Computersimulationen keine alternativen Wege zur Erkenntnis versucht eerden oder zumindest keine anderen Parameter, auf die ich hinwies, als Ursache geprüft werden, erklären mir auch die NASA-Veröffentlichungen nicht. Aber das scheint auch egal zu sein, angesichts eines neuen Messias.
Lieber KJN, es heißt „cui bono“. Aber das nur nebenbei. Ich bin eben Experte für Grammatik, nicht für Klimaforschung. Ich muss mich an Institutionen halten, denen ich vertraue. Dazu gehört unbedingt die NASA. Denn ich unterstelle (ich wiederhole es), dass die US-Raumfahrtagentur keinen Grund hat, irgendwelche Ergebnisse zu fälschen, und dass sie über die Ressourcen verfügt, Messungen zu hinterfragen. Wenn die NASA sagt, dass 97 Prozent der Klimaforscher davon ausgehen, dass die Erderwärmung zumindest teilweise von Menschen gemacht wird, dann muss mir das erstmal reichen. Welche andere Grundlage soll es geben, wenn man den Anspruch hat, auf wissenschaftlicher Grundlage politische Entscheidungen zu treffen?
Hier ist zum Beispiel ein beliebig herausgegriffener Artikel, der vorgibt, Darwins Evolutionstheorie zu widerlegen:
http://vedicsciences.net/artic.....unked.html
Ich werde mich nicht intensiv damit befassen, weil es mir als Laien reicht, dass die überwältigende Mehrheit der Biologen, Paläontologen, Genetiker usw. Darwins Theorie für richtig halten. Sie bleibt allerdings eine Theorie, und theoretisch könnte sie auch widerlegt werden. Aber ich als Laie verfüge nicht über das Instrumentarium, die Validität der Argumente der Skeptiker zu überprüfen.
Ähnlich geht es mir bei der Theorie der Erderwärmung durch Zuwachs von CO2 und Methan in der Atmosphäre. Der Hinweis jedenfalls, es gebe auch natürliche Temperaturschwankungen, ist kein Gegenargument, weil das von niemandem geleugnet wird.
Es ist schlicht eine Frage der Arbeitsökonomie.
Nun weiß ich auch, dass jede naturwissenschaftliche Revolution, von Kopernikus über Darwin bis Einstein und Heisenberg, mit einem Menschen beginnt, und dass es eine Trägheit gibt, zu der Leute wie ich beitragen, wenn sie sagen, ich muss mich auf die Mehrheit verlassen.Thomas S. Kuhn hat ja erklärt, gegen welche Widerstände Paradigmenwechsel in den Naturwissenschaften zustande kommen. Ich muss aber damit leben, dass ich Unrecht haben könnte.
Was die Argumente von Prof. Berner angeht, so weisen die NASA-Zahlen nach, dass die gegenwärtig beobachteten Temperaturanstiege nicht mit der Sonnenaktivität korrelieren, und dass vor allem die Art der Erwärmung (nämlich in den unteren Schichten der Atmosphäre) nicht mit der Theorie des (allein) sonnenbedingten Anstiegs zu vereinbaren ist. Ich schlage also vor, dass Sie doch lesen, was ich verlinkt habe, und sich nicht auf das beziehen, was Ihnen „von der NASA bekannt ist“.
Noch einmal: Es geht darum, dass die Politik Entscheidungen treffen muss. Sie tut das, oder sollte es tun, auf der Basis eines wissenschaftlichen Konsenses. Dass sie dazu imstande ist, trotz der enormen macht der Kohle-, Öl-, Gas-, Braunkohle-Lobbys, trotz der berechtigten Ängste der Industrie, nicht nur der Autolobby, sondern fast aller Industriezweige, die ja auf billige (fossile) Energie angewiesen sind, sollte man eigentlich als Beleg dafür feiern, dass die Politik eben nicht bloß Spielball mächtiger Interessen ist, sondern in der Lage sein kann, langfristig im Interesse der Mehrheit der Bevölkerung, ja der Menschheit zu denken.
Dass einem der schrille Ton etwa auf freitäglichen Schülerdemos oder Grünen-Parteitagen, die neuprotestantische Verbots- und Verzichtsmentalität und gelegentliche Übertreibungen und Fehlentwicklungen (Mais in den Tank, Fahrverbote) gehörig auf den Wecker gehen können, ist eine Sache. Die Feststellung aber, dass sich die Politik bewegt, ist das beste Argument gegen die Behauptung der Hysteriker, es werde nichts getan.
Und nehmen wir an, 97% der Fachwissenschaftler würden sich irren: Was hätten wir verloren, wenn wir es schaffen würden, unsere Energiegewinnung weitgehend fossilfrei zu organisieren? Nichts, im Gegenteil. Die Unabhängigkeit von Mächten wie Saudi Arabien und Russland könnte Europa nur gut tun, und jenen Mächten übrigens auch.
In Wirklichkeit ist nicht die Tatsache, dass es einen Konsens in Sachen Klimawandel gibt, erschreckend, sondern erschreckend ist, dass es trotz dieses wissenschaftlichen Konsenses in der Politik keinen Konsens gibt. Weder über die Tatsache des Klimawandels (der gegenwärtige US-Präsident leugnet ihn), noch erst recht über die angesichts des Klimawandels zu ergreifenden Maßnahmen. Erschreckend finde ich auch den eifernden Ton, den es eben nicht nur bei den Befürwortern einer radikalen Antwort auf den Klimawandel gibt, sondern ebenso auf der Seite derjenigen, die aus welchen Gründen auch immer den menschengemachten Klimawandel leugnen. Ich meine nicht Ihre letzten Posts. Aber eingestiegen bin ich, weil Sie unterstellten, die naturwissenschaftliche Bildung in der Bundesrepublik sei so schlecht, dass die Menschen nicht sehen können, dass es sich beim Klimawandel um eine natürliche Erscheinung handele. Die Korrelation ist aber eine andere. Unter den Experten, also naturwissenschaftliche Gebildeten, halten 97% den menschengemachten Klimawandel für eine Tatsache. Aber nur 24% der Deutschen glauben, dass die Mehrheit der Wissenschaftler das so sehen! Dementsprechend rangiert die Sorge um den Klimawandel, den 16% schlichtweg leugnen, erst auf dem zehnten Platz der Themen, die nach Meinung der Deutschen die Politik in den nächsten 20 Jahren beschäftigen werden. Sie befinden sich also mit Ihrer Meinung, die Politik sollte sich eher um andere Dinge kümmern, im Einklang mit dem Mainstream, wie auch der blonde Hans. Mich würde das eher beunruhigen.
APo: ‚Genau, dbh. “Ich bleibe in meiner Filterblase, da ist es gemütlich.”
… [sic!]
Lieber AP, ja, ‚cui bono‘. Soweit kommt es, wenn man Französisch statt Latinum hatte und etwas bildungsbürgerlich angeben will.. Danke für die ausführliche Antwort und ich vermute mal, es ist in Ihrem Sinne, wenn ich auf Ihre wesentlichen Aussagen ausführlich eingehe:
„Welche andere Grundlage soll es geben, wenn man den Anspruch hat, auf wissenschaftlicher Grundlage politische Entscheidungen zu treffen?“
Aus Sicht des politischen Entscheidungsträgers absolut d’accord. Ich schrieb bereits hier vor – ich glaube 8 oder 9 Jahren – daß wir derzeit keine bessere Wissenschaft haben und daher darauf angewiesen sind, deren Ratschläge zu befolgen, wenn denn Eile geboten ist. Allerdings ist ‚Wissenschaft‘ (und ich muss nochmal betonen, die Aussage „97 % der Klimaforscher sagen so oder so“, erfüllt das Kriterium ‚Wissenschaftlichkeit‘ keineswegs) keine Wahr/Falsch-Maschine, sondern unterliegt der Evolution – mit allen Irrungen und Sackgassen der Erkenntnis (Phlogiston, Chlolesterin usw.).
Ich habe mir auf Ihre Empfehlung die NASA-Seite über das Thema Klimawandel, die Sie verlinkt hatten, (nochmal) eingehend angesehen und sie ist vor allen Dingen eins: In sich konsistent. Natürlich folgt aus höherer CO2-Konzentration in der Atmosphäre, höhere Acidität der Meere, ggf. Anstieg des Meeresspiegels, Korallenriff-Abbau usw. (Nur nebenher: Die Auswertung von Messdaten hinsichtlich globaler Aussagen ist keineswegs trivial und unumstritten.)
Konsistenz, also, ‚das eine folgt aus dem anderen‘, ist aber bekanntermaßen keineswegs hinreichend für eine akzeptable Theorie, ich komme darauf noch.
„Ich werde mich nicht intensiv damit befassen, weil es mir als Laien reicht, dass die überwältigende Mehrheit der Biologen, Paläontologen, Genetiker usw. Darwins Theorie für richtig halten. Sie bleibt allerdings eine Theorie, und theoretisch könnte sie auch widerlegt werden. Aber ich als Laie verfüge nicht über das Instrumentarium, die Validität der Argumente der Skeptiker zu überprüfen.“
Auch das nachvollziehbar. Allerdings sind die Natur-Beobachtungen, die durch die Evolutionstheorie erklärt werden, weitaus zahlreicher – und vor allem – es gibt keine anderen Erklärungen. Im Unterschied zur vom IPCC verfochtenen und auf der NASA-Seite erläuterten Klimatheorie, die andere Erklärungen, die ich bereits ansprach, von vorneherein ausschließt oder zumindest nicht prüft oder zumindest nichts von diesen Prüfungen publiziert.
„Ähnlich geht es mir bei der Theorie der Erderwärmung durch Zuwachs von CO2 und Methan in der Atmosphäre. Der Hinweis jedenfalls, es gebe auch natürliche Temperaturschwankungen, ist kein Gegenargument, weil das von niemandem geleugnet wird.“
Auch hier Zustimmung, die Anwesenheit natürlicher (anderer) Vorgänge sind kein Gegenargument. Vergleichbar verhält es sich aber auch mit dem Anstieg der CO2-Konzentration. Ich spitze zu: beides keine Beweise oder Belege. Sowieso ist mir bei Befürwortern, wie Gegnern der vorherrschanden Klimatheorie zuviel davon die Rede, es würden ‚Beweise‘ für dieses oder jenes existieren.
Das überzeugenste jedoch, was Physik und Chemie (auch Biologie, was ich bedaure) liefern kann, ist das Experiment – und auch dies nur mit einem bisweilen hohen technischen Aufwand, umd Störfaktoren auszuschalten. Die per se nicht experimentieren könnenden Naturwissenschaften (und Medizin, bitte auch nicht!) sind hingegen stets auf die schlüssige Interpretation ihrer Beobachtungen angewiesen und genau hier liegt die Ursache für den mittlerweile unfruchtbaren Streit zwischen IPCC-Apologeten und ‚Klimaleugnern‘: Nämlich das Ausblenden von Interpretationen, die nicht in das jeweilige gewünschte Konzept passen. Und eben das, was ich bereits anmerkte und was Sie kritisierten, nämlich die Feststellung, daß dieser Disput nicht mehr mit eigener Argumentation und eigenen Gedanken geführt wird, sondern so, wie derblondehans und Sie das auch hier machen, nämlich unter ständiger Berufung auf irgendwelche Autoritäten und Versuche, diese Autoritäten des Kontrahenden sozial zu diskreditieren. Die sachbezogene Art der Auseinandersetzung weicht dem Disput auf Beziehungsebene: Wer kennt die besten, vertrauenswürdigsten Experten, wer ist ‚Wutbürger oder Aluhut in der Filterblase‘ mit dem Ergebnis daß nur noch die Größe dieser oder jener Filterblase eine Rolle spielt. Und wenn dann in der Schulbildung Physik, Chemie, Biologie (ich spitze zwecks Verständnis zu) durch ‚Naturwissenschaften‘ oder ‚Klimaschutz‘ ersetzt wird oder werden sollte, also vermehrt ‚gesellschaftlich relevante Themen‘ ins Curriculum gelangen sollten, dann fallen Fixpunkte im unabhängigen Denken dem jeweiligen Zeitgeist zum Opfer. (Wo bleibt beispielsweise das Massenwirkungsgesetz beim Thema ‚Klima‘.)
Wieviel Zeit und Text hätten z.B. wir beide und hier sparen, wenn wir uns wirklich dem von mir verlinkten Text von Berner zugewandt, ihn ggf. auch zerpflückt hätten. Den ich nicht deswegen zitiert habe, weil er mir in den Kram passt, sondern, weil er ein oder zwei Aspekte nennt, die z.B. auf der NASA-Seite gar nicht abgehandelt werden.
„Es ist schlicht eine Frage der Arbeitsökonomie.“
Sicher, ich kann ja auch Sie oder sonst jemanden nicht dazu zwingen wollen, sich inhaltlich mit der Stellungnahme von Prof. Berner oder anderen Geologen (oder meinen Auffassungen) auseinander zu setzen. Um so wichtiger aber eine Kritik an der Wissenschaft oder besser an Entwicklungen in der Wissenschaft, oder wissenschaftlichen Meta-Organisationen (das ist nicht abwertend gemeint), wie dem IPCC, doch bitte alle Fragen, die einen gewissen intellektuellen Anspruch erfüllen, auch auf der Sachebene zu bearbeiten und nicht als Aluhut-Spinnertum von ‚Unbelehrbaren‘ abzutun. Auf der Seite des Umweltbundesamt z.B. las ich da fürchterliches, allzu banales.
Statt dessen benötigen wir mehr von Ihrer Nachdenklichkeit und Differenziertheit, die Keineswegs mit Unklarheit zu verwechseln ist:
„Nun weiß ich auch, dass jede naturwissenschaftliche Revolution, von Kopernikus über Darwin bis Einstein und Heisenberg, mit einem Menschen beginnt, und dass es eine Trägheit gibt, zu der Leute wie ich beitragen, wenn sie sagen, ich muss mich auf die Mehrheit verlassen.Thomas S. Kuhn hat ja erklärt, gegen welche Widerstände Paradigmenwechsel in den Naturwissenschaften zustande kommen. Ich muss aber damit leben, dass ich Unrecht haben könnte.“
Ich kann damit feststellen, daß es uns beiden eben nicht darum geht ‚Recht‘ zu haben. Scheint auch eher eine undankbares Ansinnen zu sein.
„Was die Argumente von Prof. Berner angeht, so weisen die NASA-Zahlen nach, dass die gegenwärtig beobachteten Temperaturanstiege nicht mit der Sonnenaktivität korrelieren, und dass vor allem die Art der Erwärmung (nämlich in den unteren Schichten der Atmosphäre) nicht mit der Theorie des (allein) sonnenbedingten Anstiegs zu vereinbaren ist. Ich schlage also vor, dass Sie doch lesen, was ich verlinkt habe, und sich nicht auf das beziehen, was Ihnen “von der NASA bekannt ist”.
O.k., ich fand dazu das:
https://climate.nasa.gov/news/2659/four-decades-and-counting-new-nasa-instrument-continues-measuring-solar-energy-input-to-earth/
Nun ist weder Korrelation noch Nicht-Korrelation ein Nachweis von irgendwas, wie ich ja weiter oben schon anmerkte. Wahrscheinlich ist: Mehr Sonnenleistung => mehr Wasser in der Atmosphäre => mehr Wolken. Regelkreise.
Aber ich sage Ihnen: Berners Artikel ist inhaltlich sehr angreifbar, enthält aber wichtige Aspekte, z.B. die Feststellung, daß CO2-Anstiege in der Atmosphäre in erheblichem zeitlichen Abstand höherer Sonnenaktivität zu folgen scheint. Inkonsistent dazu jedoch wieder die Befunde der Eisbohrkerne.. (Ja, man kann Berners Artikel leicht zerpflücken, die NASA-Seite hingegen nicht.)
Nehmen wir aber das:
https://climate.nasa.gov/news/2436/co2-is-making-earth-greenerfor-now/
„While rising carbon dioxide concentrations in the air can be beneficial for plants, it is also the chief culprit of climate change. The gas, which traps heat in Earth’s atmosphere, has been increasing since the industrial age due to the burning of oil, gas, coal and wood for energy and is continuing to reach concentrations not seen in at least 500,000 years. The impacts of climate change include global warming, rising sea levels, melting glaciers and sea ice as well as more severe weather events.
Carbon dioxide fertilization isn’t the only cause of the increased plant growth—nitrogen, land cover change and climate change by way of global temperature, precipitation and sunlight changes all contribute to the greening effect. To determine the extent of carbon dioxide’s contribution, researchers ran the data for carbon dioxide and each of the other variables in isolation through several computer models that mimic the plant growth observed in the satellite data.“
Also, CO2 düngt zwar Pflanzen, aber ist ja ‚Klimagas’und Hurricanes und nie soviel CO“ in der Atmosphäre (wirklich??) und Überschwenmmunge und und..
Ach ja und der Stickstoff ist ja viel wichtiger. Der Rest: Computersimulation, nicht weiter spezifiziert.
Lege ich mich da gerade mit der NASA an? Nein, will ich gar nicht, aber das ist keine gelassene, souveräne Darstellung von Forschungsergebnissen, sondern folgt einer nicht ergebnisoffenen Grundhaltung, die ich stets in der Scholastik und später in den pseudowissenschaftlichen Dekonstruktionsverschen der Geschlechter einer Judith Butler vermuten würde. Oder im Marxismus-Leninismus, dem kommunistischen Pendant zur westlichen Volkswirtschaftslehre.
Ein willkürlich herausgegriffenes Beispiel. Eine Darstellung nach wissenschaftlichem Standard (auch populärwissenschftlich sollte näher auf das Szenarium einer CO2-gedüngten Vegetation eingehen.
„Dass sie [die Politik] dazu imstande ist, trotz der enormen macht der Kohle-, Öl-, Gas-, Braunkohle-Lobbys, trotz der berechtigten Ängste der Industrie, nicht nur der Autolobby, sondern fast aller Industriezweige, die ja auf billige (fossile) Energie angewiesen sind, sollte man eigentlich als Beleg dafür feiern, dass die Politik eben nicht bloß Spielball mächtiger Interessen ist, sondern in der Lage sein kann, langfristig im Interesse der Mehrheit der Bevölkerung, ja der Menschheit zu denken.“
Puh.. vielleicht. Ich habe damit Bauchschmerzen: Erstens halte ich nicht alle Industriekonzerne und Großakteure in der Wirtschaft für schlecht, sondern nur dann, wenn sie allzusehr von der Politik (und dem Finanzamt) gehätschelt werden und zweitens habe ich meine Bedenken, wenn die Politik allzu große Ziele verfolgt.
„Und nehmen wir an, 97% der Fachwissenschaftler würden sich irren: Was hätten wir verloren, wenn wir es schaffen würden, unsere Energiegewinnung weitgehend fossilfrei zu organisieren? Nichts, im Gegenteil. Die Unabhängigkeit von Mächten wie Saudi Arabien und Russland könnte Europa nur gut tun, und jenen Mächten übrigens auch.“
Ich habe nachweislich überhaupt nichts gegen die Nutzung von Solar- und Windenergie (im Gegenteil), allerdings kann von „Unabhängigkeit von Mächten wie..“ wohl nicht die Rede sein, wenn D aus Kernkraft und Kohle gleichzeitig aussteigt. Daß „jene Mächte“ sich vorteilhafter entwickeln würden, wenn sie sich nicht mehr auf den Export von Rohsteffen stützen könnten, da haben Sie wohl Recht. Ich befürworte eine Weiterführen aller Technologien bzw. soll der Markt da entscheiden. Die von den Grünen geforderten Brachialakte halte ich für gefährlich und – darüber sprachen wir noch nicht – für einen Versuch, die Länder Afrikas zu Mündeln zu machen bzw. ihnen keine eigene Entwicklung zuzustehen.
„Aber eingestiegen bin ich, weil Sie unterstellten, die naturwissenschaftliche Bildung in der Bundesrepublik sei so schlecht, dass die Menschen nicht sehen können, dass es sich beim Klimawandel um eine natürliche Erscheinung handele.“
Na gut, aber das habe ich etwas anders gesagt bzw. gemeint: Die Diskussion wäre m.E. eine mehr an den Inhalten ausgerichtete, wenn die naturwissenschftliche Bildung präsenter wäre. Es ist ja nicht so, daß sie nicht da ist, aber im Land der geisteswissenschaftlichen und naturwissenschftlichen Bildung (un der E- und U-Musik) wohl eher eine Bildung zweiter Klasse („kommen Sie mir nicht mit Physik..“).
„Die Korrelation ist aber eine andere. Unter den Experten, also naturwissenschaftliche Gebildeten, halten 97% den menschengemachten Klimawandel für eine Tatsache. Aber nur 24% der Deutschen glauben, dass die Mehrheit der Wissenschaftler das so sehen!“
Ich halte wohl die % – Angaben dieser Art für Zahlen, aber keine Fakten. (Es gibt diese Werbung für ein Medikament: „5 Millionen müssen nachts ‚raus.“) Von welchen Experten 97%? 24% von welchen Wissenschaftlern? Zählen Zahnarztfrauen auch dazu? (Sie verzeihen bitte diesen Gag.)
„Sie befinden sich also mit Ihrer Meinung, die Politik sollte sich eher um andere Dinge kümmern, im Einklang mit dem Mainstream, wie auch der blonde Hans. Mich würde das eher beunruhigen.“
Alleine die Zugehörigkeit zu einer Mehrheit kann mich kaum beunruhigen, allerdings beunruhigt mich, wenn ich das Gefühl nicht loswerde, daß jemand von mir verlangt oder erwartet daß ich in eine bestimmte Richtung wahrnehmen und denken soll. Etwas empfindlich in der Richtung, ich sagte es, glaube ich schon mal. Immerhin: Wenn wir uns jetzt gegenseitig vorwerfen, ‚mainstream‘ zu sein, ist das ja schon ein Fortschritt: Dann sind wir alle Elite..
Danke für die ausführliche Antwort, KJN. Wie Sie an meinem Beitrag zu Prof. Hans-Joachim Lüdecke sehen, hat mich Ihr Ansinnen, ich möge mich in die Niederungen der konkreten Argumentation begeben, nicht losgelassen, und ich habe den Versuch gewagt. Wir sind so weit nicht auseinander, nur zu den 97%: Es handelt sich laut NASA (in dem von mir verlinkten Artikel) um „97 percent or more of actively publishing climate scientists“, die der Ansicht sind: „Climate-warming trends over the past century are extremely likely due to human activities. In addition, most of the leading scientific organizations worldwide have issued public statements endorsing this position.“
Ja, ich habe gelesen: „extremely likely“, erstens, nicht „certainly“, und ja, da gibt es die drei Prozent, die „not convinced“ sind oder andere Theorien vertreten; und es gibt das von Ihnen angesprochene grundlegende Problem, dass man Einsteins Theorie im Labor überprüfen kann, den Klimawandel aber nicht, den muss man modellieren, und Modelle, selbst die besten, sind nur Annäherungen.
Aber ich halte mich, bei aller Bereitschaft, andere Meinungen mir anzuhören, an das, was Sie schreiben: „Aus Sicht des politischen Entscheidungsträgers absolut d’accord. Ich schrieb bereits hier vor – ich glaube 8 oder 9 Jahren – daß wir derzeit keine bessere Wissenschaft haben und daher darauf angewiesen sind, deren Ratschläge zu befolgen, wenn denn Eile geboten ist.“
Wenn dem so ist, möchte ich nicht als „Apologet“ der herrschenden Wissenschaftsmeinung tituliert werden, und außerdem möchte ich nicht, dass den Politikern, die – wie schlecht auch immer – Ihrem (!) Ratschlag folgen, Dummheit oder finstere Absichten unterstellt wird. Nichts hindert uns daran, klüger zu werden – außer der Sprache der Verachtung und der Einstellung, der Andersdenkende sei „dumm oder schlecht“, wie es in dem bekannten Lied der Partei heißt.
Nach all dem wechselseitigen Gebashe hätte ich nun aber gerne doch mal gewusst, wie diese Urheberrechtsrichtlinie umgesetzt werden soll. Ohne die befürchteten Folgen. Wie soll das mit dem Zitierschutz gehen? Wie mit der Kunstfreiheit? Die EVP/CSU abgeordnete Prof. Dr. jur Angelika Niebler hält es allen ernstes für realistisch, im Zweifelsfall ein menschliches Schiedsgericht anzurufen (https://www.angelika-niebler.de/phpwcms/index.php?artikel-13-11&fbclid=IwAR1g8G9uJtSKxHuOjPvr4zSwca_k4xwDOJdiR5NoAmY8I0CvCISDw12cdgc). Das ist hanebüchen, wie wir hoffentlich nicht weiter zu diskutieren brauchen.
Wie sollen denn Urheberbeiträge eingesammelt werden, wenn YouTube unter dem Namen „The complete YouTube“ auf einen Server in „Südsulawesistan“ umzieht (und von dort nach „Nordsulawesistan“)? Und wie groß ist wohl das Geschäft, dass Google mit Urhebern wie mir selbst macht? Wird es für Google vielleicht billiger, mich einfach komplett zu vergessen? Oder vielleicht die gesamt VG Wort?
Und wieviel werden wohl die Journalisten bei Springer von der beschlossenen „Lex Springer“ profitieren, deren Rechte ohnehin nur noch pauschal für sämtliche Blätter des Verlags erworben und vergolten werden?
Die Musikindustrie inklusive ihrer Urheber als positives Beispiel anzuführen, wie oben mehrfach geschehen, zeigt nur, wie selektiv die Wahrnehmung der Wirklichkeit ist. Welthits werden mit minimalen Streaming-Gebühren entlohnt, obwohl sie in jedermanns Ohr laufen. Musiker verlegen ihre Einkünfte mehr und mehr in den Live-Bereich und ins Merchandising, weil der Verkauf/Verleih ihrer Musik nichts mehr einbringt … – Ich habe eher das Gefühl, dass anhand der Musikindustrie nur vorgeführt werden kann, wie vergeblich alle Bemühungen um eine bessere Urhebervergütung sind – jedenfalls für alle, die sich unterhalb der Springer&Co.-Ebene bewegen.
Also, technisch möglichst konkret bitte, wie soll das alles funktionieren?
Denn im Moment habe ich den Eindruck, dass mit Bezug auf die Richtlinie und deren Auswirkungen nur wilde Wunschvorstellungslisten ausgefüllt werden, deren Realitätsgehalt denen der Vorstellungen vom Brexit bei englischen Parlamentariern gleichen.
Lieber Jan Groh, ich bin bei VG Wort und GEMA Mitglied. Und denen ist es bisher gelungen, meine Rechte als Urheber gut zu vertreten. Nun wird ihnen das Recht eingeräumt, mich bei Google und Co. zu vertreten, wie sie es schon bei Youtube tun. Wo liegt da das Problem? Der Begriff „Lex Springer“ ist eine Erfindung von Google, um das von Altlinken gepflegte negative Image des Konzerns gegen alle Verlage und ihre MitarbeiterInnen zu verwenden. Wer „Lex Springer“ sagt, kann also gleich von „Lügenmedien“ reden. Was habe ich – etwa als Putzfrau oder Redakteurin, als Sekretärin oder IT-Technikerin, als Mitarbeiterin in der Lohnbuchhaltung oder im Betriebskindergarten – davon, wenn mein Verleg nicht pleite geht? Muss ich Ihnen das ernsthaft beantworten?
Kollege Beckedahl verbreitet übrigens mehrfachen Unsinn, der mit ein bisschen Recherche seinerseits ganz leicht aufzuklären wäre. Kompletter Unsinn ist z.B. ist die Aussage „Aber alle, die das nur nebenberuflich machen, leer ausgehen sollen, weil sie eben nicht Mitglied in der passenden Verwertungsgesellschaft werden dürfen.“
Jede/r DARF Mitglied in einer VG werden. Die VG´s DÜRFEN NIEMANDEN ABLEHNEN und schon gar nicht einen Unterscheid machen zwischen hauptberuflichen und nebenberuflichen Urgeber*innen.
Sehr richtig. Danke für diese Klarstellung, Hans.
Natürlich will jeder was vom Kuchen, den Google, Facebook und Co. backen, was abhaben.
Verlage wie Springer, Bertelsmann, Burda, Bauer, Holzbrink etc. waren schon Großkonzerne, als die Gründer der Internetkonzerne noch nicht mal geboren waren, sie bekommen aber selbst nichts gebacken.
Das Gebaren dieser Konzerne erinnert schon stark an die Musikindustrie. Als das seinerzeit anfing mit der Verbreitung von Musik in Form von Dateien über das Netz hat man dort mehr Rechtanwälte beschäftigt als Entwickler.
Die kommerzielle Verbreitung im Netz übernahmen dann Hardwarehersteller wie Apple oder neu gegründete Streamingdienste wie Spotify.
Mittlerweile umgehen viele Musikschaffende die Musikverlage komplett und verbreiten ihre Werke direkt über die Internetfirmen. Dieser Schritt steht der Print-Branche noch bevor. Solange die meisten Leser noch zum gedruckten Buch (oder Zeitung/Zeitschrift) greifen wird die Infrastruktur der Verlagsindustrie noch benötigt. Aber das wird weniger, und wenn irgendwann der nächste Harry Potter nur als E-Book erscheint braucht die Autorin niemanden mehr zwischen sich und den Lesern.
Das neue Urheberrecht ist das Ergebnis guter Lobbyarbeit, aber es wird der Verlagsindustrie nur einen Aufschub geben.
Ob es für die Autoren ohne die Prominenz von Bestsellerautoren besser laufen wird hängt davon ab, ob sich die Verwertungsgesellschaften zu ähnlich machtvollen Institutionen wie die Gema entwickeln können.
Wie erfolgreich die Musikurheber im Vergleich zu anderen Urhebern sind wird an einem kleinen Beispiel deutlich:
Jeder kennt ja wohl den Vorspann des Tatort. Ich habe mal gelesen, der Komponist der Titelmelodie erhält für jede Ausstrahlung mehrere hundert Euro, und es gibt keine Woche, in der nicht mindestens 5-10 Tatort irgendwo wiederholt werden.
Leer gehen dagegen aus die anderen Kreativen: Der Drehbuchautor, der Regisseur, der Produzent, der Kameramann, die Schauspieler, der Cutter, die Verantwortlichen für Szenenbild/Ausstattung, Kostüme, Make-Up, Visuelle Effekte, Ton und Tonschnitt.
Wäre der Vorspann ein Spielfilm, könnte er (ohne Schauspielleistung) bis zu zwölf Oscars erhalten, dauerhaft kassiert aber nur der Komponist.
Lieber Don Geraldo, Ihr Beitrag ist einigermaßen typisch für Leute, die sich für sehr up-to-date halten, in Wirklichkeit aber hinterm Mond leben.
Sie schreiben: „Solange die meisten Leser noch zum gedruckten Buch (oder Zeitung/Zeitschrift) greifen wird die Infrastruktur der Verlagsindustrie noch benötigt. Aber das wird weniger, und wenn irgendwann der nächste Harry Potter nur als E-Book erscheint braucht die Autorin niemanden mehr zwischen sich und den Lesern.“
Das ist blanker Unsinn. Seit 15 Jahren verfolgt Axel Springer die Strategie „online first!“ Andere Verlag ziehen schon lange am gleichen Strang. Ich habe bei Rowohlt schon ein Buch herausgebracht, das nur als e-Book erhältlich ist. Verlage sind doch nicht Papierbeschaffer und -vertreiber. Sondern Qualitätsgaranten.
WELT zum Beispiel ist der „Achse des Guten“ schon deshalb überlegen, weil der Verlag über Korrespondenten, Reporter und Redakteure, die über Jahre ein Sachgebiet betreuen (denken Sie nur an die Kompetenz eines Robin Alexander in Sachen CDU / Angela Merkel), Nachrichten generieren, analysieren, überprüfen, redigieren und präsentieren kann. Die Achse kann nur kommentieren, und das kann WELT auch. Fragen Sie Henryk Broder, wie viele Leute er über die Achse erreicht, und wie viele über WELT. Und wichtiger: wo er sein Geld verdient.
Ohne private Verlage würden nur die Öffentlich-Rechtlichen die Ressourcen haben, Recherche zu leisten. Dann deckt eben niemand die Sache mit dem Framing-Manual auf, dann wird nur untersucht und kommentiert, was öffentlich-rechtlich kompatibel ist.
Auch Frau Rowling schätzt es, wenn ihr Lektor – von einem Verlag fest angestellt – ihre Bücher gegenliest, jedenfalls wenn sie eine typische Buchautorin ist – lesen Sie doch mal die Danksagungen in den meisten Büchern. Sie sind nicht geheuchelt. Verlage sind Qualitätsfilter und Qualtitätssucher. Sie können über Querfinanzierungen auch Autoren stützen, deren Verkaufszahlen kommerziell uninteressant sind – denken sie an Lyrik. Das alles hat mit Papier nichts zu tun.
Was den „Tatort“ angeht, so ist es bei Fernsehproduktionen üblich, dass die – oft fest angestellte – Crew, die also auch dann Geld bekommt, wenn nichts gedreht wird, nicht am Einspielergebnis beteiligt wird, die Schauspieler nach Drehtagen bezahlt werden und im „total buyout“-Verfahren ihre Rechte an die Filmgesellschaft oder Fernsehanstalt abtreten. Nur sehr große Namen können sich Anteile an den Einspielergebnissen sichern. Man nennt das „Marktwirtschaft“. Dass die Komponisten in der GEMA ihre Lobby gut organisiert haben, ist ihnen zu gönnen. Und Verwertungsgesellschaften wie die GEMA und die VG Wort werden durch die neue Regelung gestärkt. Gut so.
Lieber Alan Posener,
ich bin weder in Facebook noch Twitter oder Instagram unterwegs, und meine Musik kaufe ich noch ganz altmodisch als CD.
Insoweit lebe ich in der Tat hinterm Mond.
Aber auch mir ist nicht entgangen, daß mein musikalisches Konsumverhalten heutzutage eher die Ausnahme ist. Daß die klassische Musikindustrie sich weitestgehend verabschiedet hat dürfte auch von Ihnen nicht in Abrede gestellt werde.
Bei den Buchverlagen ist es noch nicht so weit, aber im Gegensatz zu Ihnen erwarte ich hier eine ähnliche Entwicklung. Ich begrüße das nicht, denn ich bin auch in diesem Bereich sehr analog (quasi hinterm Mond) unterwegs und schätze ein sauber gedrucktes und handwerklich gut gebundenes Buch deutlich mehr als eine Datei für einen Reader.
Bei den Zeitungs- und Zeitschriften -Verlagen sieht man die Entwicklung weg vom Gedruckten teilweise ähnlich, die von Ihnen angesprochene Entwicklung bei Axel Springer zum „online first“ belegt dies ja deutlich.
Auch in diesem Bereich bin ich noch sehr analog unterwegs, einiges kaufe ich regelmäßig, anderes ab und an, und ein paar Sachen habe ich noch ganz klassisch abonniert. Allerdings lese ich auch vieles im Internet, aber nur solange es nichts extra kostet. Nicht weil ich geizig bin, aber die Kosten für Einzelartikel sind teilweise viel zu hoch, und kostenpflichtige Abonnements für alle Seiten, auf denen ich vielleicht mal rumstöbere würden sehr schnell meine finanziellen Mittel überschreiten.
Der Sinn des Internets (zumindest in diesem Bereich) ist doch der, daß ich Zeitungen und Zeitschriften lesen kann, die ich in unserem Ort noch nicht mal am Kiosk finden würde.
Daß die Verlage und Urheber Geld sehen wollen ist ja legitim. Ich habe nur meine Zweifel, ob der jetzige Weg – durch gute Lobbyarbeit passende Gesetze machen zu lassen – dauerhaft erfolgversprechend ist.
Die Verlage wollen von Google Geld, weil auf deren Suchanzeigen einige Textfetzen stehe. Google könnte den Spieß umdrehen und nur noch Seiten verlinken, die für Google kostenlos sind. Oder für die Verlinkung Geld verlangen.
Ich bin gespannt, wie sich das alles entwickeln wird.
„Allerdings lese ich auch vieles im Internet, aber nur solange es nichts extra kostet. Nicht weil ich geizig bin, aber die Kosten für Einzelartikel sind teilweise viel zu hoch …“ Dass Sie dann in anderer Währung zahlen, ist Ihnen schon klar, oder?
Natürlich ist mir klar, daß ich mit meinen Daten bezahle.
Gerade deshalb verstehe ich nicht, warum einige Anbieter im Internet zusätzlich noch Geld wollen und glauben, damit durchzukommen.
Weil nur Google und Co. genug Daten sammeln können, um damit personalisierte Werbung im großen Stil betreiben zu können. Deshalb gehen die Werbebudgets alle zu Google. Wir liefern den „Content“, Google sahnt bei der Werbung ab. Genau deshalb wollen wir am Werbekuchen beteiligt werden.
Ich sehe und handhabe das genauso wie Don Geraldo (erstaunlich, ansonsten bin ich immer anderer Meinung). Für mich bieten Google und Co. (ausgenommen z.B. wissenschaftliche Beiträge, die oft freiwillig kostenlos veröffentlicht werden, oder wikipedia) keine kostenpflichtige Verwertung, sondern im Gegenteil: Werbung für Produkte, über die die Verlage sich eigentich freuen müssten. Denn wenn ich was lese oder höre, was interessant für mich ist, kaufe ich das unter Umständen. Wenn nicht, dann sowieso nicht. Kostenpflichtige Artikel oder Abonnements vermeide ich generell (in erster Linie aus Geldmangel).
Halt, zugegebenermaßen spielt google news für ich eine wichtige Rolle. Das hatte ich eben vergessen. Hier verstehe ich auch, dass solche News eigentlich nicht kostenlos sind. Auch längere Reportagen, die ich ebenfalls online lese, müssen von irgendjemandem bezahlt werden. Idealerweise aber nicht von mir.
Ja, „idealerweise nicht von mir“. Da liegt der Haken. Ich bewundere die Methode des „Guardian“ und der „taz“: Alles umsonst online stellen und die LeserInnen auffordern, freiwillig zu spenden. Ich spende denn auch monatlich eine fixe Summe für den „Guardian“ (auch aus Eigeninteresse, zugegeben, denn ich schreibe für den Guardian auch und habe ein Interesse am Überleben der Zeitung). Ich fürchte, außer der „taz“, die immer noch eine altlinke, idealistische Kernleserschaft besitzt, wird kein deutsches Medium mit diesem Modell überleben können, und es ist ja auch noch nicht entschieden, ob es beim „Guardian“ funktioniert. Wenn die Privaten eingehen, bleiben die Öffentlich-Rechtlichen, für die jeder per Zwangsabgabe bezahlt, ob er sie benutzt oder nicht. Da sehe ich aber keine Empörung bei den jungen Demonstranten, offensichtlich ist es nur empörend, wenn Springer und Co. Geld für ihre Produkte haben wollen.
Jedenfalls bleibe ich bei Bezahlschranken draußen. Das ist wahrscheinlich fairer gegenüber dem Autor, aber er hat nichts davon. Im Gegenteil: Er hat dann einen Leser weniger.
Die Umsonst- oder Billig-Mentalität ist ja nachvollziehbar, aber genauso, wie wir beklagen, daß es den Laden in der Nachbarschaft nicht mehr gibt, werden wir beklagen, daß es keine Zeitungen (und damit meine ich nicht das Papier) mehr gibt, weil niemand dafür bezahlt. Geiz ist geil und alle Grundeinkommen, für mich eine kalte Dystopie: alle abhängig.
Jo.
Noch gibt es aber Zeitungen, daher warte ich das erstmal in Ruhe ab. Wenn es dann tatsächlich keine Zeitungen mehr gibt, gründe ich selber eine und schreibe die im Zweifelsfall selber voll, nach dem Motto: Was ist das Kaufen einer Zeitung gegen das Gründen einer Zeitung. Kostenlos natürlich, weil ich dann ja kein Geld mehr brauche.
Natürlich sähe ich Urheber gerne reich entlohnt – besonders diejenigen, deren Arbeit mir gut gefällt.
Die Internetgiganten kann ich nicht einseitig als Profiteure der Verlage und Urheber werten, mir scheint da eher eine gegenseitige Abhängigkeit zu bestehen. Ein erheblicher Anteil der Leser und Nutzer gelangt über Suchmaschinen und soziale Medien auf die (Nachrichten-)Seiten und -unterseiten. Verlage und Urheber können das so erzeugte Leseraufkommen verwerten, indem sie Werbung, Abos, ihre Produkte oder sich verkaufen. Je größer die Reichweiten (z.B. Branchenprimus bild.de) und je renommierter die Seiten, Seiteninhaber oder Medienmarken (z.B. welt.de als Onlineauftritt einer der überregionalen Zeitungen), desto höher erscheinen die Seiten und Unterseiten in den Suchergebnissen, desto größer die Leserschaft und desto mehr können die Verlage und Urheber ihre Präsenzen bei google & Co. kapitalisieren.
Theoretisch ist das richtig, lieber Ben Frick. So sah die Strategie der Verlage denn auch vor zehn Jahren aus. In der Praxis ist es aber so, dass Google die Nachrichten für seine Leser bündelt, wobei es die von den Zeitungsredakteuren geschriebenen Anteaser für die Links benutzt, und dort auch personalisierte Werbung platziert. Damit können die einzelnen Verlage nicht mithalten. Da aber der Nutzen der Nachrichtenagglomeration für Google sehr hoch, verlangen die Verlage Geld für die von ihnen geleistete Aufbereitungsarbeit. Das ist völlig legitim.
Leider habe ich nicht und werde mich auch nicht in die Details einarbeiten. Ich bin grundsätzlich für die Ziele dieser Regulierung. Was den Upload-Filter betrifft – Youtube benutzt bereits Filter, Zensiert nach Belieben, ist vollkommen intransparent und nutzt sowohl viele Youtuber, als auch kopierte Inhalte recht ungeniert aus. Ich schaue Youtube, weil es dieses Zeug dort gibt. Die Sorge um den Einstieg in die Zensur ist unbegründet – der ist technisch längst passiert. Der Wiederstand meine Töchter (Youtube wird gelöscht!) wurde von Youtubern angefacht, die einen Haufen Geld verdienen und schlicht nicht teilen wollen. Das hat mit Zensur wenig zu tun. Die Aufregung begann erst, als es ans Teilen ging. Als Youtube ganze Kanäle und damit Lebensgrundlagen löschte oder demonetarisierte (nicht mehr bezahlte, weil es Werbekunden verprellen könnte), waren die deutschen Influencer nirgends zu sehen und da sprach niemand von Zensur.
So isses, Stevanovic.
So ist die Rechtslage bei Photos:
Wer keinen Vorbehalt anmeldet, ist damit einverstanden, dass Bilder, die hochgeladen worden sind, verbreitet und ggf. verwendet werden. Sie dürfen allerdings nicht montiert und verändert werden. Urheber ist man automatisch mit dem Schaffen eines geistigen Eigentums. Aber wir verzichten oft auf Vergütung und stützen auch viele Produkte nicht.
Bei Personen und Ereignissen der Zeitgeschichte ist ohnehin der Vergütungsanspruch nicht gegeben.
Danke. Das erscheint mir erstens einleuchtend und zweitens fair.
Sehr geehrte Frau Frommel,
das ist die richterrechtliche Rechtslage, seitdem der BGH in seinen Thumbnail-Urteilen die Urheber auf die schnelle enteignet hat. Leider hat dagegen, soweit mir bekannt ist, niemand bisher Verfassungsbeschwerde eingelegt. Was würden Sie denn sagen, wenn jeder der vorbeikommt in Ihrem Vorgarten Ihre Äpfel pflückt, weil Sie ja kein Schild aufgestellt haben, dass Sie das nicht möchten?
Das ist doch verkehrte Welt.
68er
Bei Photos muss man zunächst einmal zwischen den Urheberrechten des Fotografen an seiner Aufnahme und den Persönlichkeitsrechten der auf den Fotos abgebildeten Personen unterscheiden.
Zu ersterem hatte ich Stellung genommen. Es ist sonst nirgendwo im Urheberrecht üblich, dass man einen „Vorbehalt anmelden“ muss, um seiner Rechte nicht beraubt zu werden. Da Frau Frommel nirgendwo an ihrem obigen Text einen „Vorbehalt angemeldet“ hat (wo eigentlich?) kann ich ihren Text jetzt benutzen? Wohl nicht.
Und was die abgebildeten Personen angeht, ist das Recht am eigenen Bild, das im Kunsturhebergesetz (KUG) geschützt wird, zu beachten. Dort wird relativ detailliert geregelt, welche Abbildungen von wem unter welchen Bedingungen genutzt werden dürfen. „Die Person der Zeitgeschichte“ gibt es im europäischen Medienrecht spätestens seit den Urteilen des EGMR zu Gunsten von Caroline von Monaco nicht mehr. Es geht immer um Ereignisse der Zeitgeschichte, in die Personen mit einer herausgehobenen sozialen oder politischen Stellung häufiger geraten.
Der Satz:
„Bei Personen und Ereignissen der Zeitgeschichte ist ohnehin der Vergütungsanspruch nicht gegeben.“
ist daher aus mehreren Gründen unrichtig. Wenn kein Ereignis der Zeitgeschichte vorliegt, werden gerade bei Personen, die man früher als „Personen der Zeitgeschichte“ bezeichnet hat, von den Gerichten „Entschädigungsansprüche“ in beträchtlicher Höhe ausgeurteilt, wenn Fotos von solchen „privaten“ Ereignissen in den Medien veröffentlicht werden.
Ich kenne wenige, die auf eine Vergütung für ihre Werke verzichten, abgesehen von den Mitgliedern der Creative-Commons-Bewegung, die aber auch meist Wert darauf legen, dass die Weitergabe ihrer Werke ebenfalls unter einer Creative-Commons-Lizenz erfolgt.
Der Link führt nicht zur FAZ, er führt zur netzpolitik.
Danke. Geändert.
… es gibt ein Link zur FAZ der andere Hintergründe ‚beleuchtet‘, Altmaier hat die Belange der Gründer im Gesetzgebungsverfahren der EU-Urheberrechtsrichtlinie demnach abrupt fallengelassen – und zwar kaum einen Tag, nachdem er die Start-ups noch seines Rückhalts versichert hatte. Er, (Plan-Wirtschaftsminister) Altmaier, hat einen Kuhhandel mit der französischen Regierung zugestimmt, geplante Ausnahmen zum Artikel 13 im Austausch für die Zustimmung [sic!] zur Nord-Stream-2-Gaspipeline fallenzulassen … au-haua-ha!
… tolle Wahlkampfhilfe für die AfD zu den ‚EU‘-Wahlen, die als ‚Europawahlen‘ inszeniert werden. Geht doch, alles neu macht der Mai … no comment!
Was genau stört Sie nun an der Richtlinie, blonderhans?
… mich persönlich stört nix. Allein mit dieser Richtlinie ist die Hatz, das Halali der Zensur, auf Webportale mit mutmaßlich rechtswidrig beurteilter politischer Propaganda, wer immer das auch beurteilt, eröffnet.
Urheberrecht/Uplodfilter hin, Urheberrecht/Uplodfilter her. Dass das kam, trotz gegenteiliger Koalitionsvereinbarung – die ist der Ex, wie alles, ohnehin egal, nun ist die Richtlinie halt da – war nicht überraschend. Nicht mal die WELT glaubt, dass es um ein paar Cent mehr für Alan Posener und andere geht. Schon anno 2014, ‚urteilte‘ der sogenannte ‚Europäische Gerichtshof‘, dass Sperrungen ‚rechtswidriger‘ Seiten durch Provider erlaubt sind.
Ebenso wenig wie ich an die ‚EU‘ glaube, glaub‘ ich auch nicht an einen Erfolg, an die von mir beschriebene hintergründige Absicht, dieser ‚EU‘-Richtlinie.
Hallo Herr Posener,
ich stimme Ihnen weitgehend zu. Das Problem des Gesetzgebungsverfahren war zum einen die dilletantische Formulierung und die Inkonsequenz. Das neue Medium Internet zieht die Notwendigkeit weiterer freier Benutzungsmöglichkeiten nach sich. Diese können nicht umsonst von den Urhebern abverlangt werde. Ergo müssen neue Ausgleichszahlungen erfolgen, was am besten über Verwertungsgesellschaften organisiert werden kann. Aber da darf man nicht bei den Presseverlagen stehen bleiben. Über die die Bildersuche verdient Google einen Haufen Geld und unendlich viele geldwerte Daten. Hierzu benutzt Google ohne gesetzliche oder vertragliche Grundlage urheberrechtlich geschützte Bilder und Fotos und zahlt dafür keinen Cent. Und unser Bundesgerichtshof hat diese offensichtlich rechtswidrige Vorgehensweise auch noch gerechtfertigt, weil der gemeine Bundesrichter so eine Bildersuche ungemein praktisch und hilfreich findet und nicht einsieht, wieso er bzw. Google für diesen bisher kostenlosen Service auf einmal zahlen soll.
Deshalb hätte diese sogenannte Schranke eigentlich auch gesetzlich geregelt werden müssen, d. h. jedem Suchmaschinen-Betreiber hätte gesetzlich erlaubt werden müssen Bilder im Rahmen seiner Dienste zu nutzen und z. B. auch zu verkleinern, wenn er dafür über die Verwertungsgesellschaften an die Urheber ein angemessenes Entgelt bezahlt. Alles andere, u.a. die jetztige rechtliche Handhabung in der BRD grenzt an eine Enteignung.
Und das ist nicht ein Einzelfall.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr 68er
Lieber 68er, in Sachen Fotos (derer ich mich auch schamlos für diese Website bediene) kenne ich die Rechtslage zu wenig. Vermutlich haben Sie Recht. Andererseits ließe sich wohl auch eine Regelung wie bei der Datenschutzrichtlinie einführen, die besagt, wer keinen Vorbehalt anmeldet, ist damit einverstanden, dass seine Bilder verbreitet und ggf. verwendet werden. Dann könnten Verwertungsgesellschaften für jene Fotografen tätig werden, die tatsächlich von ihren Bildern leben müssen.