Was könnten sich Autoren eines Buchs, das wie „Gefährliche Bürger – Die neue Rechte greift nach der Mitte“ als Debattenbeitrag gedacht ist, mehr wünschen als eine schnell einsetzende und kontroverse Rezeption, die das eigene Anliegen in den Fokus der Öffentlichkeit rückt? So gesehen ist jede Besprechung in den Leitmedien ein Gewinn, und zwar auch dann, wenn sich darunter ein Verriss befindet. Ein solcher kann sich vor allem dann als besonders wertvoll herausstellen, wenn er bzw. sein Autor im Jargon und Inhalt zum Teil genau die Thesen bestätigt, die die Streitschrift aufstellt. Aber der Reihe nach.
Am 24. August 2015 ist „Gefährliche Bürger – Die Neue Rechte greift nach der Mitte“ erschienen, das Christoph Giesa und ich gemeinsam verfasst haben. Am 2. September erntete es von Patrick Bahners im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung einen, nun ja, 1a-Verriss unter dem vielsagenden Titel „Liane Bednarz und Christoph Giesa gründen eine digitale Bürgerwehr“. Dazu später.
Am 4. September beschäftigte sich Alan Posener unter der Überschrift „Vom richtigen Umgang mit gefährlichen Bürgern“ ebenfalls mit unserem Buch, und zwar fundiert, zugleich aber durchaus kritisch und ergo so, dass ich die Kritik ernst nahm, jedoch Erwiderungen dazu vorbrachte, zunächst intern. Den Vorschlag des Rezensenten, meine Anmerkungen öffentlich zu äußern, greife ich gerne auf.
Alan Posener betont, dass das Buch „ein Leitfaden zum Denken innerhalb der Neuen Rechten sein [soll] und eine Anleitung dafür, wie ‚wir‘ damit umgehen sollen“. Dieses von uns in der Tat „durchgehend verwendete ‚Wir‘“ ist für ihn ein „Ärgernis“, weil es „ein Mehrheitskollektiv [unterstelle], das reflexhaft jede als ‚rechts‘ verdächtigte Position abwehrt.“
Zunächst einmal verstehe ich die Vorbehalte gegen den Wir-Duktus als solchen, oft genug geht ein Reden in Kollektivform schief, man denke etwa an den Slogan „Das Wir entscheidet“ der SPD im Bundestagswahlkampf 2013, den Nils Minkmar in seinem Buch „Der Zirkus“ so wunderbar dekonstruiert hat. Hier liegen die Dinge jedoch anders. „Gefährliche Bürger“ beschreibt eine Bruchlinie in der Gesellschaft, die sich immer stärker manifestiert, einen Riss, der einst durch Thilo Sarrazin ausgelöst und sodann durch Akif Pirinçci und die Pegida-Bewegung vertieft wurde. Alles Entwicklungen, gegen die Alan Posener selbst vehement und vollkommen zu Recht angeschrieben haben.
Wurde in denjenigen Kreisen, in denen Sarrazin, Pirinçci und Pegida Vorbilder sind, vor nicht einmal zwei Jahren noch abfällig über die „Mainstreammedien“ und die „Politikerdarsteller“ gesprochen, ist man begrifflich inzwischen bei der „Lügenpresse“ und den „Volksverrätern“ angekommen. Durch eine solche Verächtlichmachung der Repräsentanten einer Demokratie wird genau jene delegitmiert, wie Alan Posener in einem Essay Anfang 2014 selbst festgestellt hat. Man muss es inzwischen so klar sagen: Je weiter diese Bruchlinie aufklafft, umso mehr gilt es sich zu entscheiden, ob man auf der Seite derer stehen will, die im Rahmen unseres politischen Systems nach Lösungen ringen oder ob man zu denjenigen stoßen möchte, die dieses flagrant verachten. Tertium non datur. Vor diesem Hintergrund ist es aus unserer Sicht durchaus angemessen, von „Wir“ im Sinne eines Grundkonsens zu sprechen, also als Zivilgesellschaft, die weder unsere Form der repräsentativen Demokratie noch deren Vertreter abgrundtief ablehnt.
Als Beispiel für seine These, dass „reflexhaft jede als ‚rechts‘ verdächtigte Position abgewehrt“ wird, führt Alan Posener sodann an, dass „etwa der ‚Welt‘-Kolumnist Matthias Matussek nur deshalb der Neuen Rechten zugeordnet wird, weil er in Sachen Homosexualität die Position des letzten Papstes vertritt“. Dadurch würden „die Unterschiede zwischen katholischem Konservatismus und völkischem Nationalismus verwischt.“
Dem ist zu widersprechen. Matthias Matussek wird nicht der Neuen Rechten zugeordnet. Wir unterscheiden genau zwischen den neurechten Intellektuellen rund um Götz Kubitschek und den Bürgern bzw. Journalisten, die das von dort ausgehende Gedankengut bzw. die betreffenden Feindbilder sowie den zugehörigen Jargon teilweise adaptiert haben und nun selbst vertreten oder aber zumindest verteidigen. Matussek ist im Übrigen keineswegs allein wegen seiner Äußerungen zur Homosexualität im Buch genannt, die übrigens auch nicht mit dem übereinstimmen, was Benedikt XVI. zu diesem Thema gesagt hat. Wir haben nicht umsonst den Katechismus der Katholischen Kirche zitiert, der zwar praktizierte Homosexualität untersagt, zugleich aber anordnet, Homosexuelle mit Respekt zu behandeln. Dazu gehören Vergleiche mit der „Ahornsirupkrankheit“, einem tödlichen Gendefekt, sicherlich nicht. Äußerungen dieser Art sind demgemäß auch nicht vom letzten Papst bekannt. So abfällig redet, was Christen betrifft, nur die rechtskatholische und -evangelikale Szene, die sich inzwischen in ihre Lieblings-Feindbilder „Homo-Lobby“ und „Genderwahn“ derart verbissen hat, dass sie zunehmend suggeriert, die ganze Bevölkerung solle entsprechend „umerzogen“ werden.
Auch sonst, und deshalb ist den nach rechts gedrifteten Christen ein ganzes Kapitel gewidmet, gibt es erhebliche Schnittmengen zwischen der katholischen bzw. evangelikalen Variante und der nationalistisch-völkischen (Neue Rechte) des rechtsreaktionären Denkens – nämlich das die liberale Demokratie sowie Minderheiten mies machende Moment. In der in diesen Kreisen anzutreffenden Befürwortung der Pegida-Bewegung trifft beides zusammen: Verachtung unseres politischen Systems einerseits und ausgeprägte Fremdenfeindlichkeit andererseits. Auch wer Pegida nicht aktiv befürwortet, aber – wie Matussek – durch Kritik an ihren Kritikern verteidigt, in dem er Letztere im typisch rechten „Diktatursprech“ als „HJ-Pöbel“ diffamiert, macht das dortige Gedankengut salonfähig und trägt – besonders als renommierter Journalist – so zu dessen Ausbreitung bei. Davon, also von Matusseks Pegida-Verteidigung ist im Buch ausdrücklich die Rede. Warum wird das in der Besprechung nicht erwähnt? Warum nicht seine ebenfalls aufgeführten Invektiven gegen den Islam? Persönlich hätte ich mir gewünscht, dass er diese Richtung nicht eingeschlagen hätte und somit im Buch nicht hätte genannt werden müssen; das sollten die Eingangsworte in dem betreffenden Kapitel eigentlich zeigen. Unerwähnt bleiben konnte er nicht, weil er nun einmal der prominentesten bürgerlichen Pegida-Verteidiger ist.
Wir hätten in der Tat noch mehr Namen von Autoren nennen können, aber das hätte den Umfang des Buchs gesprengt. Fast täglich finden sich neue Beispiele dafür, wie rechter Jargon und rechtes Denken auch in die publizistische Mitte vorrücken. Aktuell ist das gut an der sarrazinesken Titelstory der ZEIT von Iris Radisch zu sehen, die allen Ernstes „Handreichungen gegen den Gesinnungsterror“ anbietet, von „Denkverboten“, „Zensur“, „heuchlerischem Sprechen“, „dressiertem Gequatsche“, „wattiertem Geschwätz“ sowie davon fabuliert, dass „die neue Zeit den Menschen [ganz) will“. Und genau das ist das Gefährliche. Solange Götz Kubitschek und sein Umfeld unter sich bleiben, wäre ein Buch wie unseres unnötig. Das Vordringen des neurechten Gedankenguts in die Mitte ist das Problem. Und hierbei spielt das Salonfähigmachen durch bürgerliche Autoren eine große Rolle.
Auch wehren wir im Buch nicht „reflexhaft jede als ‚rechts‘ verdächtigte Position ab“. Im Gegenteil gibt es einen großen Unterschied zwischen dem, was noch konservativ ist und dessen, was schon rechts bzw. neurechts ist. Dementsprechend käme ich nie auf die Idee, etwa der CSU neurechtes Gedankengut zu unterstellen, sie ist geradezu ein Paradebeispiel für strammen Konservativismus. Dieser unterscheidet sich von dem rechten Gedankengut vornehmlich dadurch, dass er nicht auf der Idee eines „autochthonen Volks“ mit „dem Volkswillen“ und einer Verachtung der „Parteien- oder Herrscherkaste“ basiert, sondern vermeintlich „progressiven“, vor allem kollektivistischen linken Ideen äußerst skeptisch gegenübersteht. Die derzeit klügsten Ausführungen zu diesem Thema finden sich übrigens in Armin Nassehis neuem Buch „Die letzte Stunde der Wahrheit“.
Für Patrick Bahners, der auffällig wenig zum Inhalt zu sagen hat, „schrillt“ unser Buch im „Alarmsirenengesang“. Auch mit den zahlreichen Äußerungen der betreffenden Journalisten, die wir im Buch nennen, setzt er sich gar nicht erst auseinander, sondern raunt lieber von einer „ominösen Tendenz“, für die „fünf Kollegen herhalten“ müssen. So einfach kann man es sich also machen. Überhaupt würde man gerne wissen, was Patrick Bahners selbst von der Abgrenzungsfrage gegenüber rechtem Gedankengut bzw. rechten Medien hält. Immerhin hatte er keine Hemmungen, ein Lob des Chefredakteurs der „Jungen Freiheit“ für seinen Verriss zu „retweeten“. Eine Zeitung, die immer wieder durch ressentimentgeladene und geschichtsrevisionistische Beiträge auffällt und erst jüngst am 8. Mai nichts dabei fand, einen Text des einschlägig bekannten Historikers Stefan Scheil zu veröffentlichen, in dem dieser die „Legitimität der Kämpfe bis 1945“ in den Fokus rückt und keinen Zweifel daran lässt, dass die Kapitulation von Hitler-Deutschland ein Unglück war. Wörtlich steht dort: „Sollte der Weg zu einem freien, geeinten, souveränen und demokratischen Deutschland in diesem Sinn offen bleiben, musste die Niederlage vermieden werden.“ Man müsse sich „mitten aus der multikulturellen Supermarktgesellschaft heraus“ daran erinnern, dass „diejenigen, denen dies klar war“, gegen „den deutschen Untergang [ankämpften]“.
Als ich auf Twitter auf Bahners‘ erwähnten Retweet hinwies, reagierte dieser mit dem Vorwurf der „Gesinnungspolizei“, nachdem er Christoph Giesa und mich zuvor bereits als „Meinungskontrolleure“ bezeichnet hatte. Nun ja, genau dieses Vokabular beschreiben wir bekanntlich auch im Buch. Patrick Bahners mag nichts dabei finden, die Junge Freiheit zu teilen – ich schon, denn auch durch einen derartigen Tweet macht man das Blatt salonfähig. Interessant auch, was er über uns Autoren schreibt: „Ihr eigenes Engagement in den sozialen Medien hat sie offenkundig dazu verleitet, die gesellschaftliche Bedeutsamkeit der Netzkommunikation zu überschätzen.“ Eine gewagte Behauptung, wenn man bedenkt, dass etwa die Pegida-Bewegung aus einer Facebook-Gruppe heraus entstanden ist und die AfD ohne Facebook niemals so schnell gewachsen wäre. Keine andere Partei hat ähnlich viele „Facebook-Fans“ und –auftritte.
Besonders missfällt Patrick Bahners unsere Aussage, wonach eine „richtig verstandene und wirklich gelebte Demokratie“ nicht zulassen darf, „dass jemand ihre Offenheit ausnutzt, um die Demokratie und die offene Gesellschaft in Zweifel zu ziehen“. Er kommentiert: „So steht es da, nicht unbedacht hingeschrieben auf einer Facebook-Seite, sondern gedruckt in einem Buch aus dem Carl Hanser Verlag: In der Demokratie ist kein Raum für den Zweifel an der Demokratie.“ Da muss man hinzufügen: So steht es da, gedruckt im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Noch stutziger wurde ich, als Bahners sodann twitterte: „Das liberale System erträgt „Systemoppositionelle“. Man kann sogar sagen: Es braucht sie“. Das bewegte mich zu der Gegenfrage: „Wen meint Patrick Bahners genau damit? Welche Systemopposition wird ‚gebraucht‘?“ Eine Antwort blieb aus.
Da ist es dann doch gewinnbringender, sich wieder der inhaltlichen Kritik von Alan Posener zuzuwenden, der „auch im Rückblick mehr Differenzierung angebracht“ gefunden hätte und dafür anführt: „So wird etwa die Verwendung der Losung ‚geheimes Deutschland‘ als ‚klares Bekenntnis zur Konservativen Revolution‘ gewertet, da sie ‚vom Dichter Stefan George geprägt‘ wurde, ‚der dieser Bewegung nahestand‘. Aus dem George-Kreis ging aber der Widerständler Claus Graf von Stauffenberg hervor. George verstand das ‚geheime Deutschland‘ als geistig-ästhetische Elite, die sich nie mit dem Pöbel gemein machen würde.“ Nun, dem ist zu entgegnen, dass Ellen Kositza nun einmal mit der Wirmer-Flagge in der Hand zu einem Frontal21-Reporter vom „geheimen Deutschland“ sprach und damit an Stefen George anknüpfte, der wiederum der Konservativen Revolution nahestand. Darüber berichten wir, eine Bewertung des George Kreises nehmen wir gar nicht vor. Übrigens könnte man, wäre diese Verdrehung nicht so degoutant, fast von einer kleinen „Anekdote am Rande sprechen“: Die neurechte Szene sieht sich, so bizarr das klingen mag, tatsächlich in der Nachfolge der Widerständler des 20. Juli. T-Shirts mit Stauffenbergs Konterfei werden auf neurechten Messen wie dem „zwischentag“ nicht bloß getragen, sondern auch verkauft. Und sogar Sophie Scholl betrachtet man als historisches Vorbild im Widerstand gegen „das System“.
In einem Punkt gebe ich Alan Posener in seiner Kritik recht, in der am Ende Folgendes steht: Liane Bednarz und Christoph Giesa zeigen, dass die Ideen, mit denen die Neue Rechte operiert, nicht trivial sind und eine lange Traditionslinie haben. Was die Auseinandersetzung mit diesen Ideen angeht, so steckt ihr Buch allenfalls das Feld ab.“ Letzteres stimmt, aber es war auch nie anders geplant. „Gefährliche Bürger“ ist eine Streitschrift, bewusst kurz gehalten. Sie soll darauf aufmerksam machen, wie sehr sich das neurechte Gedankengut mittlerweile ausgebreitet hat und am Ende ein paar Handreichungen anbieten, um diesem entgegenzutreten. Die vertiefte Auseinandersetzung mit der Neuen Rechten außerhalb des akademischen Milieus steht tatsächlich noch ganz am Anfang. „Gefährliche Bürger“ soll diese anstoßen.
@Gesunder Menschenverstand
Die Gutmenschenherde ist eine Konstruktion, ein Bild, in das man seinen Frust projizieren kann. Es ist der Gegenentwurf zu dumpfen Teutonen. Oder zum konsumgeilen Zombie. Es sind Bilder, um eine Reihe von Eindrücken zusammenzufassen. Es gibt einen Punkt, an dem man anfängt die Welt nach Mustern, die zu diesem Bild passen, zu scannen. Und wie das dann so ist, man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Man wird schrullig. Überall Nazis, überall Manipulierte, überall Gutmenschen. Eine feindlich gesinnte Horde, der man sich als einer der wenigen Verstehenden verzweifelt entgegenstellt. Je erfolgloser und verzweifelter unser Held, desto böser, dümmer und verführt die Horde. Das ist doch ein alter Hut.
Und wissen sie was? Ich kann ohne solche Bilder Sachverhalte nicht griffig zusammenfasen. Ich möchte es auch gar nicht. Und ich finde es auch nicht schlimm, wenn Kulturpessimisten den Untergang des Abendlandes betrauern, wenn Grüne die Ökokatastrophe beklagen…blabla. Ein Grund, warum die sezession nicht vom Fleck kommt (außer als Stichwortgeber), ist eben die tristesse droit. Die Tristesse ist nicht der Umstand, dass die Zeiten so sind, wie sie sind. Die Tristesse ist die Müdigkeit unseres Helden, wenn er sich so in seine Bilderwelt reingeschraubt hat, dass die Horde ja gar nichts mehr machen muss, damit unser Held schon auf der Startlinie verliert. Wie oft kann man das machen, ohne intellektuell zu ermatten. Man muss schon ein Lichtmesz sein, um seine intellektuelle Agilität zu bewahren und sie lesen selbst den Blog, wie viele haben die dort? Die meisten sind das, was man neudeutsch Loser nennt (nach den Beiträgen, ich kenne die Leute ja nicht), die verwechseln Schwäche mit elitärem Anspruch. Lichtmesz verschwendet dort seine Gaben, aber wenn er sich als letztes Einhorn gefällt, nun, es ist sein Leben.
Die Frage, ob die helldeutsche Erregung das letzte Gefecht ist, führt in die Irre. Meinen sie nicht, dass die Erregung über die faulen Griechen (helldeutsche Medien), rohen Russen (helldeutsche Medien), dummen Amis (helldeutsche Medien)…blabla…sich nicht aus der gleichen Quelle speist? Mithin das Helldeutschland das gleiche Deutschland ist, das vom Untergang Südeuropas seit 7Jahren profitiert und die Leute auch noch auslacht? 3Millionen Griechen ohne Krankenversicherung und immer noch dumme Kommentare: Kosta-fast-gar-nix? Weil der Grieche ja über seine Verhältnisse gelebt hat?
Helldeutschland ist nicht hell und Dunkeldeutschland nicht dunkel und das Bild in einer Rede eben nur ein Bild.
Herr Collier erläutert: „Warum werden hierzulande so wenig Kinder geboren? Was machen wir falsch?“ – Theoretisch könnte man antworten, dass wir gar nichts falsch machen, sondern einfach nur ausd verschiedenen Gründen sehr wenige Kinder bekommen, woran sich kurzfristig auch nichts ändern lässt.
Herr Collier ist damit aber nicht zufrieden.
Für ihn bekommen wir nicht nur zu wenig Kinder, sondern arbeiten auch noch zu wenig. Ausgerechnet wir Deutsche, Weltmeister der Überstunden. Wir sollen also mehr Kinder kriegen und gleichzeitig auch noch mehr arbeiten, dann wäre alles besser. Dann könnten wir natürlich Einwanderung nicht mehr gebrauchen. Dann wäre Einwandernlassen generöse Nächstenliebe, was er anscheinend besser findet als Egoismus. Oder er will vielleicht auch nur, dass wenig oder gar nicht eingewandert wird. Vielleicht aus Sorge, dass die Leute hier das schlimm finden? Aber so schlimm finden sie es doch gar nicht.
Jedenfalls ist das alles, was Herr Collier vorschlägt, Konjunktiv irrealis, während die Einwanderer tatsächlich hineindrängen. Diese Faktizität spricht dann doch für die Einwanderer und gegen die Idee, mal eben auf die Schnelle hunderttausende Kinder zu gebären.
Gibt es wirklich einen Rechtsruck, oder nicht eher eine Mitteballung mit leichter Linksverschiebung?
Die Rechten sind natürlich sehr aktiv, aber es gibt auch viel im Land, worüber sich Rechte aufregen können. Ungebremste Flüchtlingsströme, Energiewende, Mindestlohn, Rettungspolitik für EU-Pleiteländer, das sind alles linke Projekte, die umgesetzt werden.
Die CDU ist nach verbreiteter Meinung nach Links gerückt. In den Städten werden trotzdem reihenweise die CDU-Bürgermeister aus dem Akt gejagt. Im Bund regiert die SPD statt der FDP mit, die in der Bedeutungslosigkeit verschwunden ist. Es gibt nur noch ein Land, wo Linke, SPD und Grüne nicht mitregieren: Bayern. Die regional begrenzte CSU hat noch konservatives Profil, scheitert jedoch mit allen Vorstößen auf Bundesebene. Sollen denn alle Konservativen nach Bayern migrieren?
Die AfD ist die Reaktion auf den Linksruck der CDU und die Aufgabe liberaler Prinzipien durch die FDP. In Sachsen hat sie die NPD verdrängt, sich selbst schon wieder gespalten. Es sind also eher Neuaufstellungen auf der Rechten im Gange. Wahlerfolge von Rechtsparteien gab es schon früher (REP, DVU und NPD). Nach wie vor kreist in Deutschland alles um eine leicht nach links verschobene Mitte.
Nein! Nein! Die Debatte ist zu akademisch. Die Man-wird-ja-wohl-noch-sagen-dürfen-Fraktion redet nicht nur. Sie handelt. Die Flüchtlinge kommen nach Deutschland. Die Flüchtlinge sind in Deutschland. Die Man-wird-ja-wohl-noch-sagen-dürfen-Fraktion verweigert nicht nur die Integration der Flüchtlinge. Mit ihrer lautstarken Ablehnung der Flüchtlinge sorgt sie für deren Desintegration. Das ist eine gesellschaftliche Handlung mit weitreichenden und wahrscheinlich dramatischen Folgen, die potenziell jeden von uns treffen.
Die Man-wird-ja-wohl-noch-sagen-dürfen-Fraktion schafft genau die Folgen der Zuwanderung, vor denen sie warnt. Und das ist ihr Ziel.
In diesem Sinne redet und diskutiert die Man-wird-ja-wohl-noch-sagen-dürfen-Fraktion nicht in einem demokratischen Sinne. Sie handelt längst.
Etwas anderes wäre es, wenn die Man-wird-ja-wohl-noch-sagen-dürfen-Fraktion konkrete Vorschläge machen würde, wie Flüchtlinge aus dem Land zu halten oder zu entfernen seien. Das wären Forderungen, über die demokratisch zu entscheiden wären. Genau diese Forderungen stellt die Man-wird-ja-wohl-noch-sagen-dürfen-Fraktion aber nicht. Keiner der hier anwesenden Vertreter der Man-wird-ja-wohl-noch-sagen-dürfen-Fraktion hat in diesem Sinne irgendeine konkrete und entscheidbare Forderung gestellt. Konkret entscheidbare Vorschläge gibt es beispielweise weder zur massenhaften Internierung und Rückführung der Flüchtlinge noch zu einem deutschen oder europäischen Grenzregime mit oder ohne Schießbefehl.
Dazu, wie der Flüchtlingszustrom konkret zu bremsen oder zu verhindern wäre, schweigt die Man-wird-ja-wohl-noch-sagen-dürfen-Fraktion. Warum? Weil sie ratlos ist? Weil ihre Werte gewisse Vorschläge nicht zulassen? Weil ihre Vorschläge verfassungswidrig sein könnten? Weil sie insgeheim doch gutmenschlich angehaucht ist?
Nein! Sie schweigt dazu, weil ihr die Situation recht ist. Und ihr ist die angespannte Situation nicht nur recht, weil sie hofft, in ihr die gesellschaftliche Integration aller Zuwanderer und Zugewanderten zu verhindern. Ihr ist die Situation vor allem deswegen recht, weil sie hofft, in der angespannten Situation endlich die gesamtgesellschaftliche Integration überhaupt, den gesellschaftlichen Konsens überhaupt aufbrechen zu können.
Die Man-wird-ja-wohl-noch-sagen-dürfen-Fraktion will eine andere Republik. Das ist seit langem ihr Programm. Der Man-wird-ja-wohl-noch-sagen-dürfen-Fraktion geht es in keiner Weise um irgendeine praktische Lösung des Flüchtlingsproblems. Im Gegenteil! Indem sie die Lage nach allen Regeln der Kunst konfrontativ und kontraproduktiv zuspitzt, sieht sie ihre große Chance auf eine andere Republik.
Das ist der Punkt. Und den müssen wir sehen: Hier geht es nicht um eine bloße Veränderung der Diskussionskultur. Mit ihrer Hetze, mit Ihrem Reden handelt die Man-wird-ja-wohl-noch-sagen-dürfen-Fraktion bereits. Und damit, dass sie hetzt, aber keinen konkreten Lösungsvorschlag macht, damit, dass sie jeden möglichen Ausweg ignoriert und verweigert, will sie den Kessel nicht nur unter Druck halten. Damit will sie den Kessel zum Bersten bringen.
Ganz kurz nur: Sie schildern da Probleme, die die Selbstorganisation (und Selbstdefinition) Europas betreffen. Selbstverständlich muss man eine gerechte Veeteilung der Flüchtlinge fordern; eine „Quote“. Und selbstverständlich muss das (und ähnliches auf anderen Gebieten) im Grundsatz von allen EU-Ländern akzeptiert werden, sonst können sie die eruopäische Einigung oder Kooperation auch lassen. Camerons Vorschlag, die Leute in ihren Camps abzuholen, ist vernünftig und verantwortungsvoll.
Und zum Herrn Collier: Lesen Sie sich bitte nachfolgende Frage und Antwort noch einmal in Ruhe durch:
„ZEIT ONLINE: Ist Deutschland nicht insofern ein Sonderfall, als dass wir allein schon aus demografischen Gründen mehr Zuwanderung brauchen?
Collier: Ich halte das für einen bizarren Irrtum. Mehr Zuwanderung kann nicht die erste Wahl sein, um solch ein dauerhaftes Problem wie das der Demografie zu lösen.“
Hören Sie kein knirschendes Geräusch beim Aufeinandertreffen der Begriffe „bizarrer Irrtum“ und „ist nicht erste Wahl“? – Also wenn ich entscheiden müsste, wer da eher sein Gehirn verloren hat – „Deutschland“ oder die Herren Collier und Glees, dann fällt mir die Entscheidung nicht schwer.
Gesunder Menschenverstand: ‚Dass die Rechten politische Konzepte haben, um die Nachfolge anzutreten, sehe ich nicht.‘
… wir ‚kennen‘ uns hier nun schon ein paar Jahre. In diesen Jahren sollten Sie gelesen haben, dass es zu allen Fragen was Deutschland betrifft, von den ‚Rechten‘, Rechte im Sinne von Recht, es sehr wohl, wie ich meine gute, gute Konzepte gibt. Das hatten wir hier alles schon angeschnitten. Ob das die Steuervereinfachung ala Kirchhoff wäre, die Bildungspolitik, der Austritt Deutschlands aus NATO und EU+ Firlefanz, bei gleichzeitig strikter Neutralitätspolitik und so weiter und so fort.
Voraussetzung ist die vollständige Souveränität Deutschlands. Das ist Völkerrecht. Michael Paulwitz hat das sehr gut zusammenfasst: Was sich ändern muss. (Das hatten wir hier auch schon!)
Fragen Sie konkret, ich antworte so ich kann.
Ergänzung zu den Ausführungen Paul Colliers – hier ein „hellsichtiger“ Widerspruch von Jakob Augstein
„Es liegt allerdings eine paradoxe, düstere Ironie darin, dass die Kriege, mit denen die westliche Politik den Nahen Osten verwüstet, oder die Armut, für die sie in Afrika verantwortlich ist, dazu beitragen, den großen demographischen Hunger des alten Europas zu stillen. Die Völkerwanderung, die wir brauchen, lösen wir selber aus.“
@ derblondehans
Ich wundere mich nicht über ihren Optimismus, dass der dies irae (der Tag des Zorns und der Abrechnung) nahe ist. Christliche fundamentalistisch Sekten haben den immer auf dem Radar der Nahkunft.
Solange Angela Merkel noch am Ruder ist, werden Sie warten müssen. Die ist Valium für das Volk.
Dass die Rechten politische Konzepte haben, um die Nachfolge anzutreten, sehe ich nicht. Schauen Sie mal auf die Sezession im Netz, da herrscht eher tristesse droit mit der Erwartung, dass nur noch ein Gott uns helfen kann (Martin Lichtmesz). Die demografischen und wirtschaftpolitischen Konzepte scheinen mir nicht über den Horizont einer ländlichen Idylle hinauszugehen; oder täusche ich mich da?
Laut wird die Posaune klingen,
Durch der Erde Gräber dringen,
Alle hin zum Throne zwingen.
Schaudernd sehen Tod und Leben
Sich die Kreatur erheben,
Rechenschaft dem Herrn zu geben.
Und ein Buch wird aufgeschlagen,
Treu darin ist eingetragen
Jede Schuld aus Erdentagen.
Sitzt der Richter dann zu richten,
Wird sich das Verborgne lichten;
Nichts kann vor der Strafe flüchten.
Weh! Was werd ich Armer sagen?
Welchen Anwalt mir erfragen,
Wenn Gerechte selbst verzagen?
@ Stevanovic
Wenn die Agenda der Gutmenschenherde ihren historischen Zenith hinter sich hat, ist dann die helldeutsche Erregung ihr letztes Gefecht?
@ Roland Ziegler
Bevor Sie aus der Perspektive eines Lampenladens die Sache beleuchten und weichzeichnen, hätte es Ihnen nicht geschadet, sich als Philosoph mit der Ideengeschichte zu befassen, dem Manichäismus und seiner Aufhebung (im Hegelschen Sinne) durch den Kirchenvater Augustinus, um einen Begriff zu bekommen, was der pfäffische Bundespräsident im Köcher hat und was seine publizistischen Vasallen im SPIEGEL und anderwo auswalzen. Sie waren doch auch nicht begeistert, als ein wiedererweckter Christ die Welt in eine Achse des Guten und eine Achse des Bösen unterteilte?
Nun, Anthony Glees steht ja bei weitem nicht alleine in seiner Beurteilung der helldeutschen Politik. Wenn die Politiker aus Balkanländern Deutschland seine Anreizpolitik vorhalten, wenn Griechenland, Ungarn überlaufen werden, weil Flüchtlinge zu Angela Merkel und Germany wollen, sie beschimpft werden, wenn sie die Schengener Grenze sichern und beschimpft werden, wenn sie die Flüchtlinge nicht weiterlassen, wenn die osteuropäischen Ländern als Drückeberger verunglimpft werden, wenn sie nicht von höheren Flüchtlingszahlen aufgrund von Quoten par ordre du mufti Brüssel dank der deutschen Wellcomekulturpolitik profitieren wollen, wenn die Dänen die Grenzen zu Wellcomedeutschland zumachen, die Briten nicht die Völkerscharen bei Calais reinlassen wollen, das ist alles, wie soll man sagen, Dunkeleuropa? Entschuldigung, wenn Deutschland eine Migrationspolitik dank „Deutschlands Stärke und Deutschlands Kraft“ (Merkel) betreibt, dann soll Deutschland gefälligst die Refugees dort abholen, wo sie sind, die flugtauglichen Transalls nach Tripoli, Beirut etc. schicken und nicht die Transitländern des Balkan und Italien einem politischen Stresstest zu unterziehen. Das will David Cameron machen – und das finde ich allemal humaner als die unverantwortliche deutsche Humanitätsduselei, die die Schlepperkriminalität fördert. Im Namen Europas betreibt Helldeutschland eine destabilisierende antieuropäische Politik. So weh mir das tut, Deutschland ist Teil von jener Kraft, die stets das Beste will und doch das Böse schafft. Karthago ist auch erst im dritten punischen Krieg zugrunde gegangen.
Nun ja, ich weiß, dass auch ich in dieser Sache zu polarisierend argumentiere. Vielleicht helfen einige nüchterne Gedanken von Paul Collier:
„Die ökonomischen Folgen von Einwanderung sind zu vernachlässigen. Entscheidender sind die sozialen Folgen. Wir wissen, dass ein gewisses Maß an kultureller Verschiedenheit einer Gesellschaft nutzt, denn die neuen Migranten bringen Innovation und Abwechslung. Aber das gilt nur bis zu einem gewissen Maß, denn zu ungleiche Gesellschaften können negative Folgen haben.
…dass das gegenseitige Vertrauen innerhalb einer Gesellschaft tendentiell sinkt, wenn die Verschiedenheit durch Einwanderung zunimmt. Für die modernen und reichen Gesellschaften ist das deshalb von Bedeutung, weil wir unzählige, sehr komplexe Institutionen haben, die auf gegenseitigem Vertrauen und Kooperation aufbauen, etwa in unseren Sozialsystemen. Wenn eine Gesellschaft zu verschieden zusammengesetzt ist, wird es schwieriger, die Kooperation in solchen Systemen zu organisieren. Das ist in der Forschung nicht kontrovers, sondern Standard.
ZEIT ONLINE: Ist Deutschland nicht insofern ein Sonderfall, als dass wir allein schon aus demografischen Gründen mehr Zuwanderung brauchen?
Collier: Ich halte das für einen bizarren Irrtum. Mehr Zuwanderung kann nicht die erste Wahl sein, um solch ein dauerhaftes Problem wie das der Demografie zu lösen.
ZEIT ONLINE: Niemand sagt, dass es die erste Wahl ist. Aber Einwanderung kann helfen, die Sozialsysteme zu stabilisieren.
Collier: Länder wie Deutschland sollten sich zuallererst die Frage stellen: Warum werden hierzulande so wenig Kinder geboren? Was machen wir falsch? Sind die Wohnungen zu teuer, was stimmt sonst nicht? Dann: Wie schaffen wir es in einer alternden Gesellschaft, dass mehr Menschen arbeiten und vor allem: dass sie länger arbeiten? Erst wenn diese Fragen gelöst sind, sollten wir an Zuwanderung denken.“
(http://www.zeit.de/gesellschaf.....uechtlinge)
KJN: ‚Ich glaube, ‘Man wird ja wohl noch sagen dürfen’ beschreibt die Gefühlslage der ‘neue Rechten’ am besten.‘
… komisch, ich habe diesen bescheuerten Satz – ‘Man wird ja wohl noch sagen dürfen’ – bisher meistens nur von denen gelesen, die meinen, damit anderen ganz schlau irgendetwas unterstellen zu können, was die nie gesagtgeschrieben haben.
Ebenso das angebliche ‚ich hab‘ ja nix gegen, aaaaber … bla, bla.‘ So ein Blödsinn wird gern, mangels entsprechender Gegenargumente, von ähnlichen Figuren, wie die des lobotomierten Kapauns auf SPON in Diskussionen behauptet. Zu was eigentlich? Um von Tatsachen abzulenken? Und wenn die Genossen tatsächlich jemanden finden, was für ein erbärmliches Gejohle: der hat ‚aaaber‘ gesagt …
Übrigens, es sind die Sozialisten, die in Deutschland Antworten schulden. Schon immer. (… ahem, seit Bismarck!)
Also Genoss?nnen, jetzt mal Butter bei d’e Fische, hat Seehofer recht, wenn er sagt: ‘Diejenigen, die entscheiden, sind nicht gewählt, und diejenigen, die gewählt werden, haben nichts zu entscheiden.’ .. mhmm? Die Frage auch an Sie Gen. Stevanovic, auch an Sie. Ich verrat‘ derweil vorab meine Antwort, also ich meine ja, er hat recht.
(Anschließend, wenn Sie dann die Frage beantwortet haben, können wir dann klären, wer in Deutschland im Namen der ‚BRD‘ entscheidet. Oder?)
@KJN
Glaube auch, dass nicht jede Meinung zu einem fabulierten Ende gedacht wird. Nicht jeder, der von einer konservativen Revolution träumt oder von ihr inspiriert wird, zündet zwangsläufig Häuser an. So wie auch nicht jeder Links-Liberaler offen für pornographische Experimente ist.
Wir haben viel über das unpolitische gejammert – jetzt müssen wir lernen mit Streit zu leben. Dazu gehört es, Gesprächspartner ernst zu nehmen.
… ich stimme Gauck zu!
@Stevanovic
Ich glaube, ‚Man wird ja wohl noch sagen dürfen‘ beschreibt die Gefühlslage der ’neue Rechten‘ am besten.
Deswegen sind Akif Pirincci, Thilo Sarrazin, Michel Klonovski ihre Helden, weil sie sich das zu sagen trauen, was sich die sog. neuen rechten Bürger nicht trauen, warum auch immer. Ich glaube nicht, daß da wirklich mehr hinter ist.
Und ich glaube auch, daß das nicht mehr, als eine Normalisierung, bzw. Angleichung an z.B. britische Diskussionskultur ist, denn der Zenit der „Gutmenschenherde“, wie Sie sagen, ist überschritten. Die ‚BRD‘ wird erwachsen – mit allen Erwachsenenschrullen.
Ich kann mich natürlich irren, aber der Hass des Packs, das vor brennenden Unterkünften applaudiert, hat mit den o.a. Autoren nichts zu tun.
@Herr Kaufmann: Sie meinen als „Prototyp“ den Bundespräsidenten mit seinem Begriffspaar „Hell-/ Dunkeldeutschland“? Damit wird doch nur ausgesagt, dass bei den einen die Lampe heller brennt als bei den anderen, die eher trübe Funzeln sind. M.a.W.: Die einen, zu denen man selber zählt, sind schlauer als die anderen. Das ist doch ganz normal und sogar logisch. Oder meinen z.B. Sie, dass die, die nicht Ihrer Meinung sind, heller sind? Falls ja, warum wechseln Sie dann nicht Ihre Meinung?
M.a.W.: Jeder, der überhaupt eine Meinung äußert, glaubt sich damit im Licht und die, die die diese Meinung (noch) nicht haben, rückt er ins Dunkel. Daran ist nichts ungewöhnlich.
Insgesamt glaube ich nicht, dass die Position des Budnespräsidenten dement oder dunkel ist. Strahlend ist sie aber auch nicht. Sie ist überwiegend zutreffend, finde ich. Wohnzimmerbeleuchtung.
Es nervt: Ich hatte viel Sympathien mit dem Wirken der politischen Rechten, als sie tatsächlich aus Reflex und Herdentrieb runtergepflügt wurde. Ja, es gab und gibt Leute, die den Stempel Nazi wie Bonbons verteilt haben, es heute noch versuchen und ja, eine Weile wurde nicht nur Antifaschismus betrieben (dieser Begriff ist extrem ausgehöhlt worden), es wurde schlicht der Pluralismus, die naturgegebene Kakophonie der Meinungen, kaputt gemacht. Wo babylonisches Gewirr sein sollte, erklangen Harmonien – jedem, der an eine freie Welt glaubt, wird dabei schlecht.
Gert Weller:
„Thilo Sarrazins Bücher dagegen haben einen reißenden Absatz.“
Der Zenit des Gutmenschenherdentums (jeder kann sich seinen Begriff von mir aus backen), ist schon längst überschritten. Bei weitem. Totgeschwiegen wird gar nichts, immerhin besprechen wir hier ein Buch, das sich genau damit beschäftigt, die Flut an Schriften pro/contra Sarrazin hat so manchen Wald gekostet. Es applaudieren nicht alle, ich habe das Gefühl, dass das der Kern des Problems ist.
Gert Weller:
„Für mich auch ein Hinweis, dass die (wenigen) linken Groupies, die an Bahnhöfen den Refutschies zujubeln und die Medienmacher, die das glorifizieren, nicht das Volk sind.“
Naja, die Millionen, die jeden Tag, Tag für Tag, die Lügenpresse kaufen und lesen, sind kein Indikator für das Volk, während hunderttausende, die sich dieses Buch einmal gekauft haben, ein klarer Beweis sind? Roland Ziegler hat es doch schön gesagt: das Volk entscheidet durch Wahlen, nicht durch Bestseller-Listen. Volkes-Wille wird durch Einkaufsabteilungen von Handelskonzernen ermittelt – ist nicht ihr ernst?
So bringt mich das Ganze zu der Frage: Geht es tatsächlich um Meinungsfreiheit, Wahrheit, Streit und Auseinandersetzung oder ist es nicht eher so, dass die Vertreter der Mindermeinung ein ausgeprägtes Bedürfnis nach einer kuscheligen Welt des Einheitsbreis haben (eben national und nicht grün), das sie sich nach Harmonie sehnen und deswegen alles und jeden der Lüge und des Verrates bezichtigen? Und wo ist dann der Unterschied zu den fanatisiert/ignoranten Vertretern der Linken? Einheits-Bratwurst statt Einheits-Biogemüse? Und das ist dann Freiheit und Wahrheit?
@ Roland Ziegler
Was meinen Sie zu den Prototypen? Ist das der demente Rand Helldeutschlands oder seine strahlende Mitte?
@Gen. Stevanovic, Nachtrag
… falls Sie widersprechen, noch einmal Strauß: ‚Irren ist menschlich, immer irren ist sozialdemokratisch‘
Und das noch, wer möchte von solch Figuren regiert werden? O-Ton Schnapsnase:
‚Wenn es ernst wird, muss man lügen‘
‚Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, ob was passiert.‘
‚Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter.‘
‚Jeder weiß, welche Reformen wir brauchen, aber niemand weiß, wie wir sie einführen und danach eine Wahl gewinnen können.‘
‚Europa findet immer nur durch Krisen zu mehr Integration.‘
…echt, ich glaub‘ mein Hamster bohnert.
Für mich gibt es nur eine Frage: Ist es wirklich schlau, auf Rezensionen (ob nun Verriss oder nicht und egal, ob Posener dazu aufruft oder nicht) derart weitschweifige Erwiderungen zu verfassen, die zudem schlecht geschrieben sind, überhaupt nicht redigiert und am Ende doch nur belegen, was Bahners so treffend meinte: Ja, das ist eine digitale Bürgerwehr. Mehr nicht.— Die alte Rechte gegen die Neue, die CDU gegen ihre Dissidenten. Die Debatte wird immer gleich persönlich, als wolle man (L.B:) an dieser die eigenen Neurosen heilen. Aber das funktioniert so nicht. Und wenn das Buch auch so ist, muss man es vielleicht gar nicht erst lesen – das Leben ist so kurz. Versuch macht trotzdem klug, hoffentlich. — Verstehe nur nicht, warum HANSER solch unreife Facebook-Debatten (mehr ist es nicht) in Buchdeckel presst? Dachte bisher, dies sei ein seriöser Verlag, der Lektoren hat, die – wenn sie es schon nicht schaffen, Manuskripte zu redigieren – sie wenigstens einmal vorher lesen… 🙁 Aber ich hör‘ hier mal auf, sonst gibt es Erwiderungen auf Erwiderungen auf Erwiderungen auf Erwiderungen auf Erwiderungen auf Erwiderungen auf Erwiderungen auf Erwiderungen auf Erwiderungen auf Erwiderungen auf Erwiderungen auf Erwiderungen auf Erwiderungen auf Erwiderungen auf Erwiderungen auf Erwiderungen auf Erwiderungen auf Erwiderungen auf Erwiderungen auf Erwiderungen auf Erwiderungen…
Muss man mit solchen „Erwiderungen“ in Länge und ausuferndem Detailreichtum jetzt nach jeder Besprechung rechnen bzw. nach jeder zweiten? Mit so vielen kritischen Rezensionen wird also nicht mehr gerechnet? na denne 😉
@Fr. L.B., Gen. Stefanovic, R.Z.
… es ist nicht so, als ob Sie nicht wüssten, Dank Internet, was gegenwärtig abgeht.
In der ‚DDR‘ wurde noch am Vorabend der ’89er Revolution verkündet, wie viel rote Rüben der Genossenschaftsbauer Kraske, eine Figur bei Strittmatter, von der LPG Typ I, ‚Roter Oktober‘, zum Wohl des sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaates, unter Führung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschland, eingefahren hat.
… nichts fürchten die Ex, die ‚C“D’USPDGRÜNE, das ‚politische Establishment‘ der ‚BRD‘ mehr, als die Auferstehung Deutschlands.
Kein Wunder, denn eine solche befreiende Erhebung würde notgedrungen deren ruhmloses Ende bedeuten. Haltlose Gestalten, opportunistische Nutznießer, konformistische Emporkömmlinge – genau bestimmbare Repräsentanten des ‚BRD‘-Systems – tragen Sorge dafür, dass Deutschland nicht aufersteht.
Jedenfalls bisher nicht auferstanden ist.
Lieber Stevanovic: danke, dass Sie das so gut auf den Punkt bringen:
„Das ist halt der Trugschluss. Sarrazin und Pirinci haben ebenfalls Streitschriften herausgebracht (unterdrückte Meinungen, die Bestseller-Listen anführen, aber was weiß ich schon von Unterdrückung) und gerade Pirinci war nichts für zarte Gemüter. Es wird niemand angeklagt und es sagt auch niemand die Wahrheit. Die Leute streiten sich. Und das ist doch prima.“
Die Behauptung vieler Sarrazin- und Pirincci-Anhänger, die „Wahrheit“ gepachtet zu haben, was dann oft mit dem Vorwurf der „Lügenpresse“ gegenüber allen Medien, die anders denken, einhergeht, ist grotesk.
Ich habe gerade eine Buchidee: Die Überfüllung der Mitte – warum wir bis ans Ende unserer Tage von der Großen Koalition regiert werden und jeglich Opposition von rechts oder links keine Chance hat. Wer schreibt mit?
Auf der sezession wurde das Buch auch besprochen und beschrieben. Es soll inhaltlich und verkaufstechnisch ein Flop sein. Thilo Sarrazins Bücher dagegen haben einen reißenden Absatz. Für mich auch ein Hinweis, dass die (wenigen) linken Groupies, die an Bahnhöfen den Refutschies zujubeln und die Medienmacher, die das glorifizieren, nicht das Volk sind.
Noch kurz zum Thema dieses Threads: die „neuen Rechten“ sind eindeutig eine Minderheit, die sich als verborgene Mehrheit aufspielt oder sich jedenfalls größer sieht bzw. sein will, als sie ist. Das belegen die Wahlen. Wer das nicht sieht, sieht es eben nicht. Wortkarg sind die „neuen Rechten“ auch nicht, das ist also auch kein Problem. Niemand hindert sie daran zu reden, ihre Worte schallen vielfältig und man hört sie wohl, allein den meisten fehlt der Glaube und so nerven diese Worte eben, und das bringen einige auch zum Ausdruck, was die „neuen Rechten“ wieder zu weiteren, noch lauteren Worten anregt. Undsoweiter, was soll man machen.
@Edom @Bednarz
In der Jungen Freiheit haben sich immer schon Konservative und Rechtsradikale zusammengefunden. Es führen auch Karrierepfade von der Jungen Freiheit zur FAZ.
Andersherum haben viele Journalisten bei scharf linken Medien begonnen und sind auch im Mainstream gelandet.
Ein Interiew zu geben ist noch keine Parteinahme, da hier auch Streit und Widerspruch möglich ist. Gerade viele Liberale haben deswegen schon das Gespräch mit rechten Medien wie JF in der Vergangenheit gesucht.
Was mir in dieser Diskussion gehörig auf die Nerven fällt ist die Vorstellung, man müsse gleich eine Lösung bei der Hand haben für alle Flüchtlingsbewegungen inklusive ihrer verursachenden Verhältnisse, bevor man hier die Leute gut aufnehmen darf. Und wenn schon keine Lösung, dann wenigstens das passende Problembewusstsein. Die übliche Angst, man sollte wenigstens ein bisschen pampig werden, irgendwie unangenehm und hässlich werden.
Viele Leute begrüßen stattdessen die geflüchteten Fremden, statt sie wie früher problembewusst anzufeinden. Einfach so, ohne Lösung und ohne Angst vor den Problemen. Das ist etwas Neues hier. Vielleicht nur temporär, aber immerhin, und mir gefällt es. Andere irritiert das, sie wissen gar nicht, wie sie das verstehen sollen: „Wer vor lauter Flüchtlingen die Probleme nicht sieht, der hat kein Hirn!“ Herz oder Hirn; beides kann und darf hier nicht sein. Ob dieser Standpunkt herzlos ist, weiß ich nicht, aber hirnlos ist er jedenfalls.
Wenn man Sie so reden hört, Herr Kaufmann, und es auch noch glaubt, dann würde man erwarten, was derblondehans schon seit etlichen Wahlen vergeblich erwartet: einen Erdrutschsieg der AfD. Glauben Sie im Ernst, dass die BILD-Zeitung ihren Kompass verloren hat, wenn es darum geht zu ermitteln, was „der Mainstream“ = die kaufkräftige Mehrheit lesen will? Oder haben die Deutschen wirklich ihr Gehirn verloren? Oder ist es vielleicht nicht umgekehrt Anthony Glees, der sein Gehirn verloren hat? – Wenn Sie die Antwort nicht kennen, weil Sie es nicht beurteilen können, dann setzen Sie doch einfach auf die Wahrscheinlichkeit.
Die „neue Rechte“ oder, wie Bednarz suggerieren will, der „gefährliche Bürger“ ist nicht denkbar ohne den angemaßten einzigwahren Glauben eines angemaßten „Mainstreams“, dem, so Alan Posener, 90% der Deutschen angehören sollen.
“Aber in Deutschland ist es die Neue Rechte, die den „Mainstream“ hasst, also die Medien und Parteien, die von 90 Prozent der Deutschen konsumiert [sic!] und gewählt werden….” Alan Posener irrt, 90% der Medien und Parteien, das mag stimmen, da haben wir die konformistische helldeutsche Einheitsfront, was die Bevölkerung angeht irrt er, wenn er schließt, dass diese die frohen Botschaften zu 90% teilen. Die Kommentarspalten der Mainstreampresse sprechen Bände; ich mache eher die Erfahrung, die Michael Klonovsky mitgeteilt hat
„Egal mit wem ich in den vergangenen Tagen sprach, ob Professor, Journalist, Künstler, Ministerialrat, Arzt, Minister a.D., Gastwirt oder Offizier (egal übrigens auch ob Deutscher, Franzose, Italiener, Türke oder Israeli), alle sagten unter vier Augen recht unverblümt, dass Deutschland sich derzeit mehr Probleme auflade, als das Land womöglich je werde bewältigen können, …“
Ich habe mich bisher für einen skeptischen, eher liberalen Bürger mit einer starken Aversion gegen Dogmatismus, der mit zunehmenden Lebensalter konservativer geworden ist, gehalten; aber ja, jetzt bin ich zum „gefährlichen Bürger“ mutiert, der den angemaßten „Mainstream“ und seinen bigotten Meinungsterror aus tiefster Seele haßt. Sie, Bednarz, werde ich nicht erreichen können, aber ich will das trotzdem begründen.
Schauen wir uns einige Prototypen des „Mainstreams“ an. Von dem närrischen und pfäffischen Bundespräsidenten soll hier nicht die Rede sein; die geniale Politik der helldeutschen Einheitsfront auf Kosten der anderen Europäer, die inzwischen mehr als halb Europa gegen sich aufbringt, die m.E. zu Recht von dem englischen Politologen Anthony Glees so charakterisiert wird „Die Deutschen haben ihr Gehirn verloren“ und „Deutschland verhält sich wie ein Hippie-Staat, der nur von Gefühlen geleitet wird“ – das ist ein anderes Kapitel.
Hören Sie sich mal den an, den Barden der universalen Menschenliebe „Ich hab einen Traum, wir öffnen die Grenzen und lassen alle herein,…“
(https://www.youtube.com/watch?v=CfJawNZm-rQ)
Und hier ist der Spieß der Einheitsfront (http://bilder.bild.de/fotos/bi.....2.bild.jpg). 50 Sekunden starrt sie auf BILD der Herzensspieß der Nation an um dann den Tagesbefehl zu geben „Nicht quasseln, handeln. Jetzt.“ Am besten auch nicht denken. Der Duktus erinnert mich an was, aber ich will hier kein zusätzliches Fass aufmachen.
BILD ist ansonsten das Zentralorgan des, so würde Freud formulieren, polymorph-perversen Deutschland. Jetzt mobilisiert BILD 100 [sic!] Promis, die unisono, einstimmig den Deutschen Herz geigen (http://bilder.bild.de/fotos-sk.....0.bild.jpg). Reih Dich ein in helldeutsche Einheitsfront. So wenig Konformismus war nie.
Die Panzerfaust des deutschen aufklärerischen Journalismus, der SPIEGEL, greift die manichäische Formel des närrischen Bundespräsidenten, Helldeutschland gegen Dunkeldeutschland,auf und walzt sie aus; da wundert es nicht, dass anrüchige Geister wie Robert Mysik („Die Hetzer und „Asylkritiker“, sie kommen kaum mehr zu Wort… die selbsternannten [sic!] Miesmenschen werden auf einmal leise. Das Hetzen und das Ertrinkenlassen ist plötzlich nicht mehr cool.Das eine Europa versagt. Und das andere zeigt sich von seiner besten Seite.“ – „selbsternannte Miesmenschen“ ist gut; Henryk M. Broder hat mal diese Steigerung gedichtet: „mies, mieser, Mysik“) und Jungspunde, die noch die Karriereleiter aufsteigen wollen, wie z.B. der fabelhafte Sebastian Gierke („Ihr heimatliebenden Zustandsbewahrer, emphatielosen Wüteriche, wunderlichen Nicht-Neger, aufrechten Stehpinkler, verkrampften Gutmenschen-Schlechtfinder. Ihr deutschen Kosten-Nutzen-Denker. Ihr besorgten Patrioten. Ihr IchbinkeinNaziaber-Sager, Ihr IchkenneauchnetteTürken-Kartoffeln, ihr unkorrekten Pegidisten, ihr nationalen Oberlehrer. … Es gibt sie nicht, die Gleichheit aller Argumente. Eine unsinnige Behauptung ist: unsinnig. Sonst nichts. Eure unsinnigen Behauptungen sind: unsinnig. Und nein, nicht in jedem Unsinn steckt irgendwas Verwertbares. Und für ausgeschlossene [sic!] Argumente braucht es kein Mitleid. Es gibt keine Diskussion [sic!] mit euch.“ http://www.sueddeutsche.de/pol.....;1.2633233 – „ausgeschlossene Argument“ und „keine Diskussion“, der Kerl hat den Tagesbefehl auswendig gelernt) im Dienste der einzigwahren guten Sache richtig zuschnappen können.
Last, but not least: Es ist ja nicht so, dass es nur in der Publizistik und bei den Promis sowenig Konformismus wie nie gibt, auch die Bundesbeamten nehmen das Herz in den Mund. Schauen Sie unbedingt den Werbefilm für das gelobte Asylland Deutschland des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (http://www.welt.de/politik/deu.....rmany.html). Ich nehme an, dass das Bundesamt die Asylanten so sehen will, wie es ihn hier darstellt und dies auch der Bevölkerung vermitteln will. Abbas ist ein ausgesprochen süßes Kerlchen. Das Bundesamt weiß, dass die Deutschen am nettesten reagieren und alle Bedenken verlieren, wenn der Knuteffekt ins Spiel kommt, so ein süßer Eisbär, mit dem wollen wir knuddeln, und dabei die Angst vor den Eisbären verlieren. Im framework des globalen Marktes, in dem der Norden oder Westen überflüssige Liquidität hat, der Süden die Körper, kann das Bundesamt auch an die Liebesbedürfnisse erotisch ausgehungerter Eingeborener appellieren. Der rehäugige und schüchterne Abbas wäre eine Zierde jeder Schwulenparty und der Traum der reiferen Frauen, die ansonsten in die Karibik oder nach Kenia fahren. Ist das Bundesamt undergründig sexistisch?
Genug. „Helldeutschland“ ist publizistisch eine pseudoreligiöse Massenpsychose. Der Exstase und dem Rausch charismatischer Pseudochristen, für die ansonsten die Einhaltung der 10 Gebote in ihrem subjektiven Ermessen liegt, ziehe ich bei weitem die Nüchternheit eines jüdischen Kopfes wie Henryk M. Broder vor:
“ Wer nur Mitleid empfindet, der hat keinen Verstand
Deutschland gibt sich gern weltoffen, tolerant und reich. Ein Tischleindeckdich. Doch unser Urteilsvermögen scheint vor Mitleid für Flüchtlinge getrübt zu sein. Dabei müsste jetzt Vernunft herrschen.“ (http://www.welt.de/debatte/hen.....stand.html)
Err.:
Von daher bringt mich Ihre Aussage
„Man muss es inzwischen so klar sagen: Je weiter diese Bruchlinie aufklafft, umso mehr gilt es sich zu entscheiden, ob man auf der Seite derer stehen will, die im Rahmen unseres politischen Systems nach Lösungen ringen oder ob man zu denjenigen stoßen möchte, die dieses flagrant verachten.“ ins Grübeln.
@Liane Bednarz
Letztlich geht’s doch auch hier um die Frage: Ist der ‚Meinungsterror des moralisierenden Mainstreams‘ ein ’neurechtes Konstrukt‘ und damit ein Kampfbegriff?
Daraus ergeben sich Folgefragen:
Ist dieser ‚mainstream‘ (z.B. der gender mainstreaming oder die Energiewende)
1. demokratisch legitimierter und umgesetzter Mehrheitswille
2. eine einflussreiche politische Minderheit, die z.B. wie Feministinnen Überkompensation fordern (z.B. bei Berufungsverfahren für Professorenstellen)
3. ausschließlich ein Elitenprogramm
Ich persönlich halte (1) für wahrscheinlich, wenn ich mir Parteienprogramme und Wahlergebnisse ansehe. Wenn ich dennoch die Frage stelle, ob (2) oder (3) möglich ist, bzw. mit Leuten darüber diskutiere, die das glauben, bin ich dann schon ’neurechts‘? Von daher bringt mich Ihre Aussage
„Man muss es inzwischen so klar sagen: Je weiter diese Bruchlinie aufklafft, umso mehr gilt es sich zu entscheiden, ob man auf der Seite derer stehen will, die im Rahmen unseres politischen Systems nach Lösungen ringen oder ob man zu denjenigen stoßen möchte, die dieses flagrant verachten.“
Das ist ganz klar eine rhetorische (manipulative) Frage, weil sie die Bewertung schon enthält. Dies lassen sich allerdings immer weniger Menschen gefallen und das finde ich gut so. Nicht gut finde ich, wenn sich ‚Neurechte‘ das als Munition einpacken können, um es bei nächster Gelegenheit als ein Beispiel für ‚Mainstreamterror‘, ‚Gesinnungsterror‘, was auch immer so an Verschwörungstheorien gebastelt wird, zu präsentieren. Bitte nicht falsch verstehen, ich will Ihnen damit nicht Teile der Verantwortung für diese Verschwörungstheorien zuschieben, aber es ist Wasser auf die Mühlen derer, die nach allem schnappen, was irgendwie in ihre Theorien passen könnte.
Im übrigen möchte ich auf die wesentlich kontroversere Diskussionskultur im Ausland hinweisen, die einigen der hiesigen Verschwörungstheoretikern den Wind aus den Segeln nehmen würde.
@Carola
„Das ist keine Streitschrift, sondern eine Anklage der Menschen die nicht so denken wie Sie. Ich danke Thilo Sarrazin, Akif Pirinçci und vielen anderen, die sich trotz Diffamierung trauen öffentlich die Wahrheit zu sagen.“
Das ist halt der Trugschluss. Sarrazin und Pirinci haben ebenfalls Streitschriften herausgebracht (unterdrückte Meinungen, die Bestseller-Listen anführen, aber was weiß ich schon von Unterdrückung) und gerade Pirinci war nichts für zarte Gemüter. Es wird niemand angeklagt und es sagt auch niemand die Wahrheit. Die Leute streiten sich. Und das ist doch prima.
Immer wieder ist es schön zu sehen, wie solche ausgewogenen Artikel wie Ihrer Reaktionen wie oben im Kommentatorenstrang zu lesen generiert. Dass die Kommentatoren mit ihren versuchten Widerlegungen genau Ihre Thesen stützen, scheint diesen nicht aufzugehen. Wunderbar auch der „Linke NDR“. Die gesamte Medienlandschaft durch böse-Linke Gutmenschen unterwandert, das ist ja eines der großen Narrative der Bürger rechts von der Mitte. Ich frage mich nur, wie Kohl dann 16 und Merkel bis dato 10 Jahre Kanzler-in (ich böser, linker Gutmensch bedenke beide Geschlechter) sein könnten. Bei der angeblichen, Linken Mediendominanz…
Deutschland befindet sich auf dem Weg in eine DDR 2.0. Wollen Sie das, Frau Bednarz?
Mehr unter http://www.otz.de/startseite/d.....-410121953
Frau Bednarz sollte sich ernsthaft die Frage stellen, ob man vom klar linken NDR eine vernünftige Buchbesprechung erwarten kann.
Liebe Frau Bednarz,
guter Versuch, aber ich werde Ihr Buch trotzdem nicht kaufen.
Was die beiden verlinkten Rezensionen betrifft, im Falle von Michael Miersch hätten Sie sich den Link sparen können, denn mehr als der schon zitierte Satz ist dem Autor zu Ihrem Buch nicht eingefallen.
Auch Katja Eßbach glänzt nicht unbedingt mit eigenen Gedanken, die vielen Zitate aus ihrem Buch sollen wohl vorgaukeln, sie hätte es gelesen.
Da waren die Ausführungen von Posener, Bahners und Pfahl-Traughber etwas umfangreicher und glaubwürdiger.
Lieber Don Geraldo: Sehen Sie mir bitte nach, dass ich nicht mit jemandem über den Inhalt des Buchs diskutieren werde, der es nicht gelesen hat. Das wäre keine fruchtbare Diskussion.
Wenn Sie gerne Rezensionen lesen, empfehle ich Ihnen diese beiden hier:
1. Michael Miersch:
„In „Gefährliche Bürger“ erklären Liane Bednarz und Christoph Giesa kenntnisreich, welche politischen Kräfte in diesem geistigen Milieu die Strippen ziehen und ziehen Parallelen zur „Konservativen Revolution“ in der Weimarer Republik.“
https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=850677168362682&id=227145967382475
2. Katja Eßbach, NDR
„Gefährliche Bürger“ von Liane Bednarz und Christoph Giesa ist eine sehr gut geschriebene, kluge Bestandsaufnahme, die ohne jeglichen Alarmismus auskommt. Die Autoren versuchen eine sehr unübersichtliche Gemengelage zu ordnen und einzuordnen. Sie schlagen einen Bogen von den 1920er-Jahren bis in die Gegenwart; zeigen, wie sich Argumentationen von damals heute wiederholen. Und wie sich Menschen, oft ohne nachzudenken, rechtes Gedankengut zu eigen machen und weiter verbreiten. Am Schluss mahnen sie zu Wachsamkeit und Widerstand:“
https://www.ndr.de/kultur/buch/tipps/Politisches-Buch-Gefaehrliche-Buerger,gefaehrlichebuerger100.html
Lieber BvG: In unserem Buch schreiben wir wie dort erläutert „neue Rechte“ klein, weil es kein wissenschaftliches Werk ist. Und wir unterscheiden, wie ich auch in dem obigen Artikel schrieb, sehr wohl zwischen der neuen Rechten rund um Götz Kubitschek, die gedanklich an Alain de Benoist anknüft, und denjenigen, die nicht dazuzählen, aber teilweise das Gedankengut bzw. die entsprechenden Feindbilder adaptiert haben und weiterverbreiten. Deshalb auch der zweite Teil des Titels: „Die neue Rechte greift nach der Mitte“.
“Gefährliche Bürger”, sind Sie schon wieder dabei Andersdenkende zu stigmatisieren? Menschen die sich berechtigte Sorgen um unser Land mache sind also gefährlich? Das ist keine Streitschrift, sondern eine Anklage der Menschen die nicht so denken wie Sie. Ich danke Thilo Sarrazin, Akif Pirinçci und vielen anderen, die sich trotz Diffamierung trauen öffentlich die Wahrheit zu sagen.
Tausende von Flüchtlingen täglich. Denken Sie nach, Frau Bednarz.
Mehr auf http://www.achgut.com/dadgdx/i.....k_ein_ende
Es wäre interessant zu erfahren, ob Liane Bednarz endlich einen Flüchtling in ihrer Münchener Wohnung aufgenommen hat. Denn München hat ein riesiges Problem mit der Unterbringung von Flüchtlingen. Das kann man nicht mehr bezweifeln.
Götz Kubitschek ist für jeden anständigen Menschen
auf diesem Planeten ein potentielles Vorbild.
Noch Fragen, was Deutscher Geist ist? Eine Versammlung führungsbedürftiger strunzbloder Hanse!
Liebe Frau Bednarz,
ich habe Ihr Buch bisher nicht gelesen, und ich habe auch nicht vor es zu tun.
Wem die Urteile von Posener und Bahners nicht genügen, hier ist noch ein Verriß:
http://www.endstation-rechts.d.....echte.html
Ihre eigenen Ausführungen, die Sie hier zum besten gegeben haben sind schon erhellend genug um Ihr Buch zu meiden.
Wenn Sie die Verehrung, die Staufenberg und Scholl in Kreisen die für Sie Wiedergänger der Nazis sind nicht verstehen zeigt das überdeutlich, daß sie das Thema über das Sie ein ganzes Buch zusammenfabulieren in keinster Weise verstanden haben.
Götz Kubitschek ist für jeden anständigen Menschen
auf diesem Planeten ein potentielles Vorbild. Weil
ein grundanständiger Kerl.
Und im Gegensatz zu Ihnen, Frau Bednarz, kann
Kubitschek denken.
Um Kritik üben zu können, müßte wenigstens ein Gedanke richtig gedacht worden sein, kann Sie also
nicht kritisieren.
Außerdem hinken Sie mit ihrem Buch der Weltgeschichte
hinterher. Versuchen Sie es mit einem neuen Buch.
@BvG: Ich finde die klare Forderung nach Abgrenzung und selbst nach Ausgrenzung nachvollziehbar. Die genannten fünf Journalisten müssen ihre Rolle mal reflektiert, wenn sich das Gesamtspiel ändert statt als Rächer der Enterbten aufzutreten. Gleichwohl Bedarf es der Freiheit der Debatte. Und gerade auch konservative und rechte moralische Gedanken dürfen geäußert werden. Gedanken, die nicht geäußert werden, vergehen, so der Staatsrechtler Martin Kriele.
Fr. L.B.: ‚.. . käme ich nie auf die Idee, etwa der CSU neurechtes Gedankengut zu unterstellen, sie ist geradezu ein Paradebeispiel für strammen Konservativismus.‘
… die CSU … ist geradezu ein Paradebeispiel für strammen Konservativismus …‘ gewesen, werte Fr. L.B., gewesen.
Jetzt ‚regiert‘ die, die nicht mit Messer und Gabel essen konnte, beim Staatsessen nur herum lungerte, so dass sie mehrfach von Kohl zur Ordnung gerufen werden musste und Seehofer Intellekt reicht um zu erkennen, dass: ‘Diejenigen, die entscheiden, sind nicht gewählt, und diejenigen, die gewählt werden, haben nichts zu entscheiden.’
Zu welcher ‚Seite‘ zählen Sie sich denn? Zu denen die gewählt sind, aber nix zu entscheiden haben oder zu denen, die nicht gewählt sind, aber entscheiden?
Wer oder was ist ‚lechts‘, was ‚rinks‘?
„Gefährliche Bürger“ will wohl eine „Bruchlinie innerhalb der Gesellschaft“ nicht nur „beschreiben“, sondern auch befördern. Patrick Bahners soll die JF nicht retweeten, Kissler nicht vom „Eigenen“ schreiben, Kelle keine Interiews für die „Sezession“ geben. Ich glaube, die Autoren leiden an Selbstüberschätzung. Sie können keine Pranger- und Abschreckungswirkung wie die Verfassungsschutzberichte erreichen, die hierin auch nicht durchschlagend sind. Eine freie Gesellschaft lebt vom gedanklichen Austausch über die Lager und Parteiungen hinweg.
In der Bestseller-Liste ist das Buch des CDU-Mitglieds Liane Bednarz nicht weit oben zu finden.
Bei Patrick Bahners, der in Windeseile ein ganzes Buch gegen Sarrazin publiziert hat, würde ich doch etwas mehr den hermeneutischen Grundsatz des Wohlwollens bei der Auslegung zur Geltung bringen. In der Demokratie ist Kritik an der Praxis der Demokratie zulässig, selbst ob Stärken der Demokratie auch zugleich Schwächen der Demokratie sein können. Die Grenze ist sicher da erreicht, wo Faschimus oder sozialistische Volksdemokratie propagiert oder gleich gewaltsam erstritten werden soll. Aber auch Monarchisten und Sozialisten dürfen ihre Träume friedlich hegen.
Ich finde in Ihrem Buch merkwürdig, dass es heißt, „die neue Rechte greift nach der Mitte“, aber dann nicht nur die ethnopluralistische Neue Rechte im Gefolge von Alain de Benoist behandelt, sondern ätsch-bätsch die klein geschriebene „neue Rechte“, somit dann allgemein rechte, konservative und libertäre, fundamentalreligiöse, sogar anarchistische Phänomene und Personen. Warum schreiben Sie nicht einfach von „der Rechten“? Es werden Leute verwirrend unter der Oberüberschrift des Buchs „neurechts“ abgehandelt, die mit dieser Schule nichts zu tun haben. Das nennt man wohl Framing. Geistige Apartheid kann es in einer freien Gesellschaft nicht geben, immer wird man Brocken anderer Geistesrichtungen in seiner eigenen gedanklichen Brühe haben.