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Nicht in meinem Namen

Wieder sind Kinder die Opfer, es zerreißt mir das Herz, und wieder steigt der Ölpreis. Das gefällt mir nicht, insbesondere die Kombination. In meiner Jugend hatte ich dafür eine spontane politische Erklärung, aus der ich nun im Mannesalter aber herausgewachsen bin.

Man kann nicht wissen, ob dieser Krieg berechtigt ist, weil die Wahrheit immer das erste Opfer der Angreifer ist. Denn immer sind Angriffskriege Notwehr; das erklärt notorisch der sogenannte Kriegsgrund. Er liebt Kinder als Opfer. In der gesamten Menschheitsgeschichte wird immer nur zurückgeschossen.

Beim vorigen Krieg des vorigen amerikanischen Präsidenten waren die Kriegsgründe, das wissen wir nun, schlicht erlogen. Das hat mich nicht überrascht, weil ich vom „casus belli“ nichts anderes erwarte. Mit dieser Skepsis läuft man allerdings auch Gefahr, ein wirkliches Verbrechen an der Menschlichkeit tatenlos hinzunehmen.

Die Kriegsbeteiligung der Briten beim vorigen Tyrannenmord hatte mein Berufskollege Alaistair C. befördert, indem er angebliche Geheimdienstinformationen aufgebauscht hatte (im Jargon der Propaganda: „to sex it up“). Und Joschka Fischer hat bei einem anderen Notwehrfall einen veritablen Holocaust in der Interventionszone gesehen.

Wer lügt, wer sagt die Wahrheit? Nun, der Propagandist lügt. Aber sagt deshalb der Politiker die Wahrheit? Ich weiß es nicht. Und ich misstraue den Allzu-Gewissen, den Ideologen, die ihren Furor immer auf Knopfdruck für das Gute abzurufen wissen, weil sie die Welt in ihre Seite und die Achse des Bösen zu teilen verstehen, aus dem Ärmel.

Warum eigentlich zerfallen die Konfliktparteien in welchem Bürgerkrieg auch immer in eine Seite, die moralisch die meine sein soll, und eine, die es zu vernichten gilt? Es soll ja Fälle geben, in denen Arschlöcher gegen Arschlöcher kämpfen. Pazifismus ist vielleicht kein Ausweg aus diesem Dilemma, aber Drohnensucht ist es wohl auch nicht.

Während jede Kriegspropaganda auf eine ultimative Entscheidung dringt, bleibe ich unentschlossen. Ich bin nicht überzeugt. Dieser Satz der damaligen Regierung Schröder/Fischer gehört zu dem Klügsten, was ich in der Politik kenne. Und solange ich Zweifel habe, gilt: Nicht in meinem Namen.

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11 Gedanken zu “Nicht in meinem Namen;”

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    @derblondehans: Falls die deutschen islamistischen Fanatiker dann wieder nach Deutschland kommen – koennen sich die Deutschen wieder um ihre eigene Probleme befassen anstatt auf anderen Kontinenten „eingreifen“… Also da ist eine Dialektik: Die islamistischen deutschen Fanatiker sind schlecht fuer die Menschen im Nahen Osten, aber wenn sie dann wieder nach Deutschland kommen koennen sie die Deutschen abschrecken vom „Eingreifen“ auf anderen Kontinenten: Less intervention from Germany = Happy ending for Asia, Africa, Latin America ! Don’t you agree ?

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    In USA bewegt sich der Widerstand von Ultra-Konservativen (right wing Republicans – der Alte Bush, Baker der Houston Oilman, Brent Snowcroft, und die „libertarian“ Republicans – Ron und Rand Paul, Ted Cruz) gegen die Israel-Lobby mit welcher sie schon immer abrechnen wollten. Deshalb steckt Obama jetzt eingeklemmt zwischen dem linken Fluegel der Democrats and dem rechten Fluegel der Republicans: Beide keine Israel-„friends“. Nur linke Republicans und rechte Democrats sind fuer die „unbreakable relationship“ mit Israel: Weil sie aus Wahlbezirken mit Israel-spendern kommen. Das U.S. Militaer war schon immer anti-Israel, und besonders jetzt mit dem schlauen Martin Dempsey. Die U.S. Navy hat noch den Israel Spion in lebenslanger Haft welcher die 500,000 Geheimakten geklaut hatte . Und man erinnert sich noch an die Toden von U.S. Liberty – das CIA Schiff welches die Israelis angegriffen hatten. Martin Dempsey ist Militaer der Zukunft: „Last week Angelina Jolie came to my office in the Pentagon. She wanted some orientation about her international work!“ Dempsey ist Irish-American und quatscht gern. Das sagte er den Studenten der Duke Univ. im Februar 2012. Das Pentagon hatte ihn nach West Point noch zu einem „Master in English Literature“ nach Duke gesandt. Also der Chairman of Chiefs of Staff – beratet im Pentagon mit der Hollywood diva Angelina Jolie – ueber „international work“. Das ist die „Soft Power warfare“ – zusammen mit „gruenen“ und „Menschenrechte“ NROs – wie man heute grosse geopolitische Operationen ausfuehrt. (Natuerlich wird keine Hollywood diva oder „gruene“ NROs gegen Saudi Arabien oder die Emirates eingesetzt!) You get it ? Angelina Jolie war vor einem Monat in den Fluechtlingslagern der Syrier in Jordanian – weltweit in TV: „See the Americans care about the refugees from Syria ! (Who says they don’t do anything ?) And how nice that King Abdullah our ally is hosting the Syrians!“ Das nimmt etwas Hitze gegen das Nichst-tun des U.S. Militaers welches jetzt von „boots on the ground“ zu satellite-tech surveillance and „Soft Power“ wechselt… Martin Dempsey sagte auch den Studenten: „During a party my wife introduced me to the man she had date before she met me. After we left the party, I said to my wife: „But you married me who became Chairman of Chiefs of Staff!“ But my wife replied: „If he would have married me, he would now be Chairman of Chiefs of Staff !“ — Die Irish-American sind „the best“ in USA. Adorable!

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    Lieber KK, es kann ja sein, dass in einem Krieg Arschlöcher gegen Arschlöcher kämpfen. Manchmal jedoch muss man sich entscheiden, mit welchem Arschloch man kämpfen will. Wie Winston Churchill sagte, als Hitler Russland überfiel: „Wenn Hitler in die Hölle einfiele, hätte ich auch für den Satan ein paar gute Wörter übrig.“ Und dann gibt es die Frage der Glaubwürdigkeit. Wenn Assad die von Obama festgelegte Rote Linie überschreiten kann, ohne dass er dafür bezahlen muss: Warum sollen andere (etwa Assads Hintermänner in Teheran) Obama ernst nehmen? Und da wird es auch für uns interessant, die wir uns sonst mit rhetorischen Floskeln über den Schmerz beim Anblick toter Kinder begnügen.

  4. avatar

    New York Times und Washington Post „Editorial Boards“ empfehlen dass Obama erst mit dem U.S. Congress beratet. Der „liberatarian“ Republican Rand Paul – will keinen Einsatz gegen Syrien. Die Journalistin Jeniffer Rubin als Stimme der AIPAC – schreibt scharf gegen Rand Paul. Darauf erscheinen 65 Leserkommentare mit erstklassigen, lakonischen U.S. Humor, fast alle gegen Rubin als Vertreterin Israels. Die Republicans haben einen „libertarian Wing“ – neoliberal, anti-sozial aber auch anti-imperialistisch: Die USA soll sich um ihre eigene Probleme sorgen und nicht weltweit eingreifen.

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    @ im

    Wen meinen Sie denn? Posener, Warschauer, Krakauer, Frankfurter, Frankenstein, Rubinstein, Silver, Goldberg? Nicht munkeln, sondern Tacheles; schreiben Sie Klartext.

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    Die Golfmonarchen verlieren gerade. Die Alawiten haben sich konsolidiert und sind auf dem Vormarsch. Deswegen schicken die US ihren Verbündeten ein Afrikakorps. Sollte Assad gewinnen, werden die Sunniten ihre Position im Libanon und Syrien verlieren. Da die Waffenlieferungen nicht die Erfolge brachten, mit denen man rechnete, muss man jetzt selbst eingreifen. Dafür reichen zunächst Luftschläge. Ist alles sinnvoll. Mit Giftgas hat das nichts zu tun.

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    Nicht in meinem Namen, das gilt für mich auch. Herr Biden sagt: „Der Präsident denkt und ich denke, dass diejenigen, die chemische Waffen gegen wehrlose Männer, Frauen und Kinder einsetzen, dafür zur Rechenschaft gezogen werden sollten und müssen.“
    Das ist richtig. Nur sollte man nachdenken, wie man das macht. Wie zieht man „diejenigen“ effektiv zur Rechenschaft, das ist die Frage. Indem man drei Tage lang Bomben abwirft und dabei auch Leute tötet, die mit diesem Giftgasangriff definitiv nichts zu tun haben? Wohl kaum. Man muss die Geduld aufbringen zu warten, bis man „diejenigen“ greifen kann, ohne andere mit zu greifen.

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    Der Tag kommt wenn die Walze der „Anglos“ – USA+Britanien und ihre „Consiglieri“ (mit den komischen Namen von Edelmetal, Edelsteinen, oder deutschen oder polnische Staedten ) – immer weiter alles platt-gewalzt haben. Und dann braucht die Walze weiter Raum zum walzen. Und dann wird die „Soft Power“ gegen die „Germans“ angeheizt, und nach paar Krawallen welche „special operations“ als Neo-Nazis vollziehen – muss in Germany wieder einmal fuer „Menscherechte“ geholfen werden… Erst mit den 70,000 Truppen welche auf Verlangen der Briten, Franzosen, des Pentagon, CIA und Wall Street und Osteuropas- fuer immer in „the Reich“ bleiben werden… —Nein es wird nicht so kommen – aber sie werden andere Methoden anwenden um die Wirtschaftsmacht „Germany“ als Konkurrent zu veringern. In Brasilien meinte man: „Solange die USA und NATO mit dem Nahen Osten beschaeftigt sind, werden sie uns nicht in Suedamerika angreifen“. Aber was war, denn heute ist die USA und NATO schon mit „Soft Power“ am Feldzug zur Beseitigung des „independents“: Keiner traut sich den Snowden zu adoptieren – obwohl sie tapfer sind.(Die „Proteste“ in Brasilien wurden auch schon seit Jahren vorbereitet – durch die CIA-branch BND!!! Damit Brasilien nicht zu „uppity independent“ wird, und ohne weiteres Widerstreben gegen die Ausdehnung der NATO in den „Suedatlantik“ ) Auch der Feldzug gegen Deutschland ist in Vorbereitung – fuer die kommenden Jahrzehnte: Wer glaubt das die USA und Britanie wirklich fuer immer die deutsch-russische Wirtschaftsbeziehung tolerieren werden – kennt weder die USA noch die Britain. Well, have a nice day !

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