Man kriegt einen Mann aus dem Ghetto, aber niemals das Ghetto aus einem Mann. Man macht einen ballklugen Metzgerssohn zum Vorstand, aber er verliert den Geruch des Schlachthofs nicht. Das Depot mit „windfall profits“ füllen wie das gegnerische Tor mit Treffern wie den Schafsdarm mit Brät. Tragisch endet, wer als solcher Held nicht sieht, dass die Spiele der Großen nicht mehr die Rosstäuschereien der Kleinen sind.
Das ist der Moment, wo die Aufsteiger in die Gosse zurückfallen, der sie entronnen sind. Idol hin, Idol her, sie werden fallen gelassen, weil niemand mit ihnen durch das Blut des Schlachthofs waten möchte.
Die Ghetto-Kicker riechen auch parfümiert noch nach Leberwurst und Schweiß. Nur Kriminalität und Sport spülen gesellschaftlich nach oben, was die Klassengesellschaft sonst in den Vorstädten gehalten hätte. Nur hier kann man mit Beinarbeit jenes Geld zusammenbringen, für das andere Hochschulen besuchen oder den Golfclub ihres alten Herrn. So wird man dann eines tragischen Helden angesichtig, auch wenn man weder Fußball spielt oder schaut noch im Wurstwarengeschäft unterwegs ist. Es überträgt sich der Erfolg der Spiele auf die Spielmacher. Vulgärmythen der Fankultur ersetzen im Niedergang der alten Religionen die Heiligen durch die Vereinsgötter.
Der Verdacht, dass Organisierte Kriminalität und Sport Gemeinsamkeiten haben, könnte auch dem sportfernen Zeitgenossen schon gekommen sein, als er Gerhard Gribkowsky ein Urteil über gut acht Jahre Knast kassieren sah. Der Vorstand der Bayrischen Landesbank hatte von dem Formel 1 – Veranstalter Bernie Ecclestone ein Schmiergeld über 44 Millionen Dollar empfangen. Die Zahlung erfolgte während eines Geschäftes für seinen Arbeitgeber. So wie das jüngste Ereignis im gelobten Bayern eine Gleichzeitigkeit des Überreichens von Spielgeld für Schwarzkonten zum Anteilseignerwechsel und Sponsorverträgen hat, die für industrielles Denken schlicht unerträglich ist. Niemand in einem Unternehmen würde damit nur einen Tag überleben. Mindestens böser Schein, mindestens. Im Krimi heißt diese Melange sowieso Korruption.
Das Thema im Fußball wie im Motorsport ist also nicht Steuerhinterziehung; die mag wie bei Al Capone der Hebel der Behörden gewesen sein. Das Thema ist Korruption in Vereinen und Aktiengesellschaften. Man muss es der Fußballnation erklären: Bei den Geschäften des Vereins wie der AG geht es nie um eigenes Geld. Beides sind Veranstaltungen mit dem Geld anderer Leute. Der Verein gehört seinen Mitgliedern, die AG ihren Aktionären. Und die Vorstände sind bestellte Verwalter, denen die Vermögen als Treuhänder anvertraut sind. Ob ein Metzger oder ein Rennveranstalter mit seinen privaten Millionen zockt oder nicht,ob er das hier oder in der Schweiz macht, kann uns egal sein, Ja, man kann noch fragen, ob die Steuer zu ihrem Recht gekommen ist, aber auch das interessiert mich eigentlich nicht. Das sind die Attitüden der Steinbrücks.
Wirtschaftspolitisch wesentlich sind die Feststellungen: Der Verein gehört nicht dem Vorstand, die AG nicht dem Aufsichtsrat. Beides sind Veranstaltungen mit dem Geld anderer Leute, die jedes Recht der Welt haben, vor Korruption und damit vor Betrug geschützt zu werden. Das ist ein amerikanischer Gedanke: Wie schütze ich meine Investition vor Verbrechern? Das ist der rechtliche und moralische Kern der amerikanischen Börsenaufsicht, der zunehmend global um sich greift. Mit einem neuen Ernst. Den netten Hedgefonds-Manager Bernie Madoff hat man für 150 Jahre in den Knast geschickt, weil er mit seinem Spielgeld in einem Schneeballsystem Anleger um 50 Milliarden Dollar gebracht hat. Wir reden über Compliance, das ist die Entsprechung der Unternehmensregeln zum gesetzlichen Rahmen. Betrug ist kein Kavaliersdelikt mehr; nicht mal Steuerbetrug.
Karl Marx rotiert im Grab, Altkommunisten reiben sich die Augen. Wer bringt die Moral in die Wirtschaft? Das Kapital. Was die Kirchen in tausend Predigten nicht geschafft haben, realisiert die Börsenaufsicht in einem Strich. Und die neue Logik greift durch: Wer bescheißt, geht in den Knast. Da mögen sich der Mannesmann-Ausverkäufer Klaus Esser (unschuldig) noch freigekauft haben und dem Siemens-Vollstrecker Heinrich von Pierer (unschuldig) bis heute nichts nachgewiesen sein, seit Klaus Zumwinkel wissen die Großkopferten: Wenn was rauskommt, klingelt der Staatsanwalt. Und er bringt das ZDF gleich mit. Deshalb steht heute hinter jedem Vorstand ein Compliance-Manager (oder zwei): weil man bei den großen Geschäften nicht durch die kleinen Verbrechen gestört werden will. Für den alten Korpsgeist gibt es keinen Raum mehr. Heute zeigt eine Krähe die andere an.
Wenn also Massen-Sport nur in Zusammenhang mit mehr oder weniger organisierter Kriminalität geht, wird Sport nicht mehr mit Unterstützung der Unternehmen gehen. Hier sind noch hunderte von Stories im Rohr. Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch. Auch im Massen-Sport kommt das Thema Compliance. Oder es hat sich dann ausgesponsort… Wer wollte das bedauern?
@ Roland Ziegler
FC Barcelona – FC Bayern München 0:3!!!
Klar doch, Justitia muss mit verbundenen Augen, ungeachtet der Persönlichkeit und des Rangs wirken. Trotzdem finde ich unsere moderne Gesellschaft ohne eine Implementierung eines Gnadenrechts, in der in Ausnahmefällen Gnade vor Recht ergeht, eindimensional und auch etwas inhuman und erbarmungslos. Gewiss verdienen solche Gauner wie Madoff oder die Protzmakler aus Frankfurt (http://www.bild.de/regional/fr......bild.html) keine Gnade, aber vielleicht müßte auch Gnade mit verbundenen Augen walten. Wie dem auch sei, wäre ich Souverän, würde ich die Gnade Uli Hoeness schenken.
Nachtrag:
„wo die Emotion in der Krise wieder ihr Zuhause finden könnte..):
http://welt-des-geistes.blogsp…..ngart.html “ ..und wo ich die Ironie (muss-noch-viel-lernen) nicht verstanden habe
„Die Controller, sprich die Bürger, üben nicht die notwendigen Kontrollen aus.“
Lieber Moritz Berger,
ich bitte um Entschuldigung, aber auch ich muss leider meine (wie bei jedem beschränkte) Arbeitskraft so gewinnbringend einsetzen, daß ich niemandem dauerhaft zur Last falle. Denn das bedingungslose Grundeinkommen gibt es offensichtlich nur in öffentlichen Verwaltung, da ja offensichtlich vernünftige Entscheidungen doch vom Bürger selber erarbeitet werden müssen:
„Auf das Verfahren einigten sich die Beteiligten in mühsamen 39 Sitzungen, aber im Konsens. Appel zählt „mehrere tausend Stunden“, die er in dem Gremium verbracht hat. „Alles ehrenamtlich und ohne, dass ich vorher von der Materie Ahnung hatte.“ „
(Zitat aus einem Ihrer verlinkten Artikel.)
Ich darf sagen, daß ich da weiß, wovon ich rede: Ich war lange genug (im öffentlichen Dienst) für die Beschaffung von Analysenautomaten (bis 1 Mio €) zuständig und das Ansehen steigt dort mit dem Umsatz. Daß sich derlei Unvernunft im allgemeinen Bewusstsein breitgemacht hat, darf ich auf Wohnungs-Eigentümerversammlungen von zwei Objekten regelmäßig erleben. Bei Leuten also, die es direkt merken müssten. Einfache Zusammenhänge, à la „ich-kann-nur-soviel-ausgeben-wie-ich-einnehme“ mag ich über diesen Rahmen hinaus nicht mehr zum 100000sten Mal wiederholen müssen. Ich habe keine Lust mehr darauf. Doch einmal noch: In den öffentlichen Verwaltungen wird wissenschaftlich-technische Expertise im Zuge von „Sparmaßnahmen“ bereits seit längerer Zeit nach außen vergeben.. => „Mit dieser Anlage können Sie aber heute nicht mehr arbeiten..“. Funkt’s?
Übrigens auch an Schulen usw….
Übrigens bin ich offensichtlich nicht der einzige Depperte der so denkt:
http://www.wiwo.de/politik/deu.....81204.html
Sehr lesenswert übrigens der Artikel des Autors im Spiegel Nr.16, der leider nicht hier zu verlinken ist, weil er nicht online steht, aber hier im Groben:
http://www.handelsblatt.com/po.....84292.html
und hier die (antisemitische) Antwort (an erster Stelle der Google-Suche damit man gleich weiß wo die Emotion in der Krise wieder ihr Zuhause finden könnte..):
http://welt-des-geistes.blogsp.....ngart.html
Auch Ihnen trotzdem einen schönen Feiertag und Vorfeiertag.
Lieber KJN
„In Deutschland versagen Kollektive (Institutionen)“
Wenn die Institutionen versagen, heißt dies doch auch konkret:
Die Controller, sprich die Bürger, üben nicht die notwendigen Kontrollen aus.
Wie schon oftmals erwähnt, Sie überprüfen sicherlich doch mehrmals Ihren Kontostand, sicherlich auch den Benzinverebrauch Ihres Autos und vielleicht ein- oder zweimal im Jahr Ihren Stromverbrauch.
Wie oft kontrollieren Sie die Aufgaben Ihres gewählten Ratsherrn in Ihrer Stadt?
Wie oft kontrollieren Sie die Aufgaben Ihres Kreistagsabgeordneten?
Wie oft kontrollieren Sie die Aufgaben Ihres Landtagsabgeordneten?
Wie oft kontrollieren Sie die Aufgaben Ihres Bundestasgsabgeordneten?
Wie oft kontrollieren Sie die Aufgaben Ihres Europaabgeordneten?
Wir können hier sehr lange lamentieren, dass der Staat versagt, vergessen aber dass wir Teil des Staates sind.
Einmal alle 4 Jahre den Wahlzettel in die Urne werfen reicht leider nicht.
Was wir brauchen ist letztlich wieder mehr Bürgerengagement damit der Karren wieder beginnt richtig zu laufen.
M.E. sind die leaks bzgl. der offshore Bankguthaben, der Fall Zumwinkel, der Fall Hoeneß Indikatoren, dass sich ein Wandel vollzieht.
Ich war überrascht, als ich von diesem Fall in Berlin hörte:
http://www.freitag.de/autoren/.....ehrkanal-1
http://www.taz.de/!109951/
http://www.taz.de/Partizipation/!110616/
Und wenn solche best practise Beispiele wieder dazu führen, dass wieder Bürgerkontrolle ausgeübt wird und als Nebeneffekt es noch zu Einsparungen kommt, wäre es doch ein gutes Vorbild.
Sie aben hier schon sehr häufig sehr gute Vorschläge zur Veränderung in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen gemacht.
Haben Sie schon einmal versucht diese Vorschläge in politische Entscheidungsprozesse zu bringen??
Ganz banal immer nur zu kritisieren bringt uns leider nicht weiter.
Und noch etwas:
Sie schreiben oftmals von “ der Staat “ Sie sind doch selber auch ein Teil dieses “ Monopolisten “ oder sind Sie z.B. Schweizer Staatsbürger??
Und rein linguistisch “ der Staat “ ist nicht E.T. sondern, dass sind auf Deutschland bezogen ich, Sie und auch der blonde Hans (der Gott sei Dank) das erste Mal seit 1088 seine staatsbürgerliche Rechte und Pflichten wahrnimmt und im September wieder wählt.
Im Rahmen eines EU Workshops zur Bürgerbeteiligung in Paris gab es einen interessanten Diskussionspunkt.
Wir alle sprechen immer von dem civil rights sprich den Bürgerrechten.
Fass zu den Rechten auch ein Gegenstück die Bürgerpflichten gehören wird oftmals unterschlagen.
Wenn wir uns selber nicht an diese Pflichten erinnern, soll heißen Beteiligung und Kontrolle sind wir als Einzelpersonen oder auch als Schwarm mitverantwortlich für die gegenwärtigen Krisen.
Die Argumentationskette:
Die da oben machen doch was sie wollen
oder
Dagegen kann man nichts machen
sind aus meiner Sicht sehr fadenscheinig.
Weil selbst in der EU gelingt es einige spezifische Bürgeranliegen.
Wie z.B. gegen die Privatisierung des Wassers (ich weiß Sie sind teilweise dagegen)
Für das Verbot Einsatz von bienengefährlichen Pestiziden
durchzusetzen.
Und auch z.B. die Nutzung der “ Deregulierung des Marktes “ im Energiebereich um Bürgerenergiegenossenschaften zu gründen (mittlerweile 5 Gründungen pro Woche) i9st für mich ein Indikator, dass das Bürgerengagement wieder zunimmt.
Panta rhei
Vielleicht können wir hier eine etwas pragmatishere Diskussion beginnen, als n u r den Staat zu kritisieren.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tanz in den ersten Mai
Auf der anderen Seite bezeichnet Uli Hoeneß Deutschland als „Paradies“; so groß kann der Vertrauensverlust also nicht sein. Er hätte ja auch neben dem Geld auch seinen Wohnsitz verlegen können, dann hätte er jetzt kein Problem. Allerdings hätte er dann in der Schweiz Steuern zahlen müssen. Für sein (?) Geld bevorzugt Uli Hoeneß jedenfalls ein anderes Paradies, soviel steht fest. So ist es auch am praktischsten: In dem einen Paradies wohnen, in dem anderen sein Geld anlegen, und nirgendwo Steuern zahlen. Kompensatorisch gibt man einen Bruchteil der Steuern für gute Taten aus und lässt sich als Wohltäter feiern. Eine Win-Win-Situation. Droht das Auffliegen, zeigt man sich selber an. Der einzige Haken: Man muss schnell und ehrlich sein. Ob er das hinbekommen hat? Hoffen wir u.a. für den deutschen Fußball, dass das nicht zum Problem geworden ist.
@R.Z.
„Der gewöhnliche Ladendieb hat wahrscheinlich auch Vertrauen in den Staat verloren; ist er ebenfalls ein Rebell? Z.B. ein Laden- oder Kapitalismusrebell?“
Ein Laden ist kein Staat. Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, daß man in einen anderen Laden gehen kann, wo man ggf. ehrlicher bedient wird. Da besteht (so sollte es jedenfalls sein) Konkurrenz um den Kunden. Den Staat zu wechseln ist (noch?) nicht so einfach, wie einen Laden. Der Staat steht (als Monopolist) in einer weitaus höheren Pflicht. Vernachlässigt er diese allzusehr, ist das nicht ungefährlich für unser Rechtssystem. In Griechenland haben einige Einzelpersonen und – sicher – familiäre Seilschaften versagt. In Deutschland versagen Kollektive (Institutionen).
Wir wissen immer noch nicht, wo dieses Geld herkommt und wem es gehört – somit ist es Spekulation, ob das Geld wirklich Hoeneß gehört. Warum ein Strafbefehl ausgestellt wurde, wissen wir (nach meinem Stand) auch noch nicht.
Ich würde lieber über bayern München als über die Person Hoeneß spekulieren.
…in den neuzeitlichen Abbildungen wird Justitia (Gerechtigkeit) mit einer Augenbinde dargestellt. Dadurch soll gezeigt werden, dass ohne Ansehen der Person entschieden werden muss.
@KJN: Ja, auf „Treu und Glauben“, das war noch vertrauensvoll. Nachdem der Vertrauensverlust stattgefunden hat, tritt bei größeren Geschäften nun die Kontrolle (-> Offenlegung, Transparenz) an die Stelle des Vertrauens. Uli Hoeneß hat ganz sicher Vertrauen in den Staat verloren; ein Steuerrebell. Der gewöhnliche Ladendieb hat wahrscheinlich auch Vertrauen in den Staat verloren; ist er ebenfalls ein Rebell? Z.B. ein Laden- oder Kapitalismusrebell? Ich finde die Frage unwichtig, sowohl beim Ladendieb als auch bei Herrn Hoeneß. Gnade walten lassen – immer gerne! Dann aber auch beim Ladendieb. Das Recht muss für alle gleich sein.
Auch Manager oder Aufsichträte sind eigentlich Angestellte. Eigentlich. Denn man kann feststellen, dass für solche Jobs ganz andere Spielregeln gelten als für normale. Ein Aufsichtsrat muss sich nicht lang bewerben oder zu Gehaltsverhandlungen antreten. Er muss nicht nachweisen, was er kann. Man „glaubt“ ihm, auf Treu und Glauben, ernennt ihn und gibt ihm ein Jahresgehalt für ein paar Sitzungen im Jahr.
Ich hau´ Ihnen das Runde ins Eckige, sollten Sie damit Recht haben, Herr Kocks, daß Kapital für die nötige Moral sorgen wird. Millionen treuester Schlachtenbummler sind Ihnen sicher, wenn bewiesen würde, daß (fehlendes) Kapital den ´Agenten der Mehrheiten` so richtig Beine machen kann, – bevor es heißt: „Das Spiel ist Aus! Aus! Aus!“
So ist es.Wer sich als Patriarch stilisiert,(ich bin gut zu den Leuten) und sein Krokodilshirn privat übernehmen lässt, der hat keine guten Karten mehr.
Err.: erfolgten
@R.Z.
„..bleibt aber die Frage, warum das Kapital für die Moral sorgt“
Darum: Gute Geschäfte erfolgen früher nach Treu und Glauben, ohne BGB. Da hat man sich dran gehalten, weil sonst niemand mehr mit einem Geschäfte machte. Angestellte Manager sind Verwalter. Sie (die Manager) müssen deutlich machen, daß man Ihnen Vertrauen schenken kann. Zu oft ist das bekanntlich missbraucht worden. Daher die compliance manager.
Die braucht allerdings auch der Staat: Zuviel Geld ist ausgegeben worden, weil sich bestimmte (viele, viele) Funktionsträger profilieren wollten. Da muss auch Vertrauen zurückgewonnen werden. Vielleicht war Uli Hoeneß gar nicht gierig, sondern hat Vertrauen in den Staat verloren. Nach dem Motto: „Ich gebe mein Geld lieber selber aus und tue Gutes, da weiß ich, daß es ankommt.“ Ein Steuerrebell.
Wenn dem so sein sollte, bleibt aber die Frage, warum das Kapital für die Moral sorgt. Schließlich war das ja nicht immer so. Was also treibt „das Kapital“ dazu, mithilfe von Compliance-Managern auf die Spielregeln zu achten? Und die Nichteinhaltung von Spielregeln in den Konkurrenzkampf mit einzubringen?
Letztendlich doch der gemeinschaftliche Druck aus Öffentlichkeit („Transparenz“) und Justiz. Neulich habe ich gelesen, dass ein neuer „Tugendterror“ dafür sorge, dass Ulli Hoeneß mit einem Bein im Knast stehe. Dazu kann ich nur sagen, dass man Gesetze einhalten soll, wenn man eine solche Situation vermeiden will. Nicht nur selektiv die Gesetze, die man für sinnvoll hält, sondern alle Gesetze. Wusste das Herr Hoeneß nicht, der sich aktiv gegen bestimmte Gesetze geäußert hat? Auch wenn man gegen Gesetze ist, muss man sie dennoch einhalten. Terror ist genau das Gegenteil: wenn man Gesetze NICHT einhält.
Prima (ironiefrei). Jeder, der Manager werden oder sein will, sollte sich darüber klar werden, daß es dabei nicht um Macht geht, sondern um Verantwortung.
Für mich ein weiters q.e.d., daß sich gerechte Strukturen und Moral von selber bilden, wenn die Regeln stimmen. Über letztere sollte man streiten und nicht über Rachegelüste der zu kurz gekommenen oder sich so fühlenden.
Spannend wird auch die Frage, ob auf diesem Konto wirklich Ulis Gelder liegen oder ob es die Schwarzgeldkasse von Bayern München ist. Die Geschichten um Hoeneß dem Gierigen, falsch geschriebene Selbstanzeigen, Spielsucht – könnten das nicht Nebelkerzen sein um den Verein zu schützen? Das Geld könnte auch aus ganz anderen Quellen stammen und für ganz andere Aktivitäten genutzt worden sein (Stichwörter: Handgeld für Spieler und ihre Berater). Das würde auch zur Zeitenwende im Verein (Sammer & Guardiola) passen. Bevor es losgeht, werden Leichen aus dem Keller entsorgt. Für den Verein ist die Geschichte um Hoeneß dem Alleintäter die schmerzloseste Variante.
sehr schön.